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118 ELTERN family 05 | 2014 ACHTECKIG, PRAKTISCH, GUT Die Stelzenhäuser im Garten der Jugendherberge sind das Ergebnis eines Architektur-Wettbewerbs mit strengem Kostenbudget. Das Urteil der Reisegruppe (Autorin Nina Berendonk mit Tochter Greta, Freundinnen Yvonne mit Lilly und Annette mit Pauletta): „Toll – wie im Zelt!“

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118 ELTERN family 05 | 2014

ACHTECKIG, PRAKTISCH, GUT Die Stelzenhäuser im Garten der Jugendherberge sind das Ergebnis eines Architektur-Wettbewerbs mit strengem Kostenbudget. Das Urteil der Reisegruppe (Autorin Nina Berendonk mit Tochter Greta, Freundinnen Yvonne mit Lilly und Annette mit Pauletta): „Toll – wie im Zelt!“

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ELTERN family 05 | 2014 119

Das Ostsee-PuzzleSechs weibliche Wesen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, in einem Baumhaus, so groß wie drei Wohnwagen – kann das gut gehen? EF-Autorin Nina Berendonk hat es in der Jugendherberge Beckerwitz an der Wismarbucht ausprobiert

URLAUB

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OSTSEE-FREUDEN Im Strandkorb faulenzen, im weitläufigen Garten der Jugendherberge auf Bäume klettern und natürlich Krebse fischen – schöner kann Urlaub für kleine und große Mäd-chen kaum sein

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FOTO

S: B

ETHE

L FA

THDie Warnung kommt am ersten

Abend: „Täuschen Sie sich nicht in der Ostsee! Die ist gefährlicher, als man denkt.“ Gerade hatte sich doch noch al­les so friedlich angefühlt. Ich sitze im Abendlicht auf den Stufen unseres Stel­zenhauses, hinter mir wiegt sich die rei­fe Gerste in der sanften Brise, die vom Meer hinaufweht. Doch dem Herbergs­vater, der da am Fuß der Treppe steht, ist es ernst mit seiner Mission. Beson­ders Eltern kleiner Kinder, erklärt er mir, nähmen die Ostsee aufgrund ihrer flachen Strände nicht richtig ernst. „Aber“, halte ich dagegen, „unsere Kin­der können schwimmen.“ „Ihre Kinder können nicht schwimmen!“, erfahre ich. „Das Wasser ist voller Priele. Schwupps ist das Kind weg.“ Ich schlu­cke. Und lerne im nun folgenden Vortrag, dass sich die als Bernstein ge­sammelten gelben Klumpen oft erst dann als Phosphor entpuppen, wenn sie in den Hosentaschen zu kokeln be­ginnen. Und dass Sandklippen Men­schen unter sich begraben können, die ihnen zu nahe kommen. Der Herbergs­vater sieht mich an. „Sie wissen schon: Rügen.“ Ich beschließe, meinen Mit­reisenden diese Informationen nur häppchenweise zuzumuten.

Obwohl Annette, die mit ihrer Toch­ter Pauletta mitgereist ist, nicht so leicht zu schocken ist. Sie arbeitet als Yogalehrerin, war aber schon vor ihrer Ausbildung so tiefenentspannt, dass es Yvonne, der dritten Mutter im Bunde, und mir oft schwindelte. Zum Beispiel, wenn Annette mal wieder lächelnd da­rauf vertraute, dass ihre Kinder die Laufräder schon rechtzeitig vor dem Zebrastreifen zum Stehen bringen wür­

den. Völlig zu Recht übrigens: Pauletta und ihr kleiner Bruder Frederik sind die umsichtigsten kleinen Verkehrsteil­nehmer, die ich kenne.

Yvonne ächzte trotzdem immer: „Ich kann gar nicht hinschauen.“ Sie arbeitet in der Verwaltung eines Krankenhau­ses, flitzt bei jedem Wind und Wetter mit ihrem Crossrad durch die Stadt und hat ihre Buchhaltung genauso gut unter Kontrolle wie ihr Privatleben. Dazu ge­hört, dass sie mit Argusaugen über die Sicherheit ihrer Tochter Lilly wacht.

Und ich? Mache wie Annette Yoga, bin nur halb so akkurat wie Yvonne, aber fast genauso besorgt um meine Tochter wie sie um Lilly.

Was uns drei sehr unterschiedliche Frauen zusammengebracht hat? Unse­re Töchter! Wann genau es begonnen hat, wissen wir gar nicht so genau. Nur dass wir beim Abholen im Münchner „Haus für Kinder“, in das die drei Mäd­chen seit ihrem zweiten Lebensjahr gingen, immer öfter in die gleiche Ecke des Gartens geschickt wurden: „Greta? Die ist dahinten im Spielhaus – mit Lil­ly und Pauletta.“

Und da saßen die drei dann einträch­tig: Lilly, die Zarte mit den hellbraunen Locken, die schon immer lieber mit coo­lem Jungs­Spielzeug spielte als mit Mädchenkram. Pauletta, die Kleine mit der Mireille­Mathieu­Frisur und dem ausgeprägten Modegeschmack, die schon mit drei Jahren gekonnter Mus­ter mixte als jede Moderedakteurin. Greta, die blonde Sportliche, die gern und viel redet – allerdings nicht mit jedem. Aber immer mit Lilly und Pau­letta. Keine wie die andere und gerade des halb so ein gutes Dreiergespann.

Und das Gleiche galt auch für uns Mütter, wie uns irgendwann auffiel: Im­mer öfter fanden Annette, Yvonne und ich uns in Gespräche vertieft; auf Park­bänken, Sandkastenrändern und Pick­nickdecken, während unsere drei Mäd­chen vergnügt um uns herumsprangen.

Ein Urlaub zum Abschied Es war ein kleiner Schock, als wir An­fang des Jahres die Schreiben von den Grundschulen bekamen. Jetzt hatten wir schwarz auf weiß, was wir in den Kindergartenjahren erfolgreich ver­drängt hatten: Die Sprengelregelung würde Pauletta, Lilly und Greta auf drei verschiedene Grundschulen unseres Viertels verteilen. Was tun?„Große Veränderungen brauchen greif­bare Abschiedsrituale“, fanden wir. Und drei Monate später sitzen wir nun auf den Stufen unseres greifbaren Ab­schiedsrituals: ein Stelzenhaus im Gar­ten der Jugendherberge Beckerwitz, in dem wir die nächsten sechs Tage zusam­men verbringen wollen. Das heißt: Ich sitze und lasse mich über die Unwägbar­keiten der Ostsee aufklären, Annette in­spiziert mit den Mädchen die Gemein­schaftswaschräume und den Speisesaal jenseits der kleinen Straße, Yvonne ent­wickelt drinnen geräuschvoll ein Abla­gesystem für unser Gepäck.

„Hoffentlich gehen wir uns da mal nicht auf die Nerven!“, hat sie, die Skep­tische, beim ersten Blick auf unsere Be­hausung gesagt und die Hände in die Hüften gestemmt. Drei mit Holzleitern verbundene identische Holzkuben, jeder etwa wohnwagengroß. Drei Schlafplätze im oberen Kubus, drei im unteren, unter den Betten jeweils zwei Rollcontainer

WANDELBAR: In der Fantasie der Mädchen wird der Wohnbereich zum Tigerkäfig und die Poel-Fähre zum Piratenschiff

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Nicht für unsere Töchter! Sie erken-nen beim ersten Betreten sofort das Potenzial unseres Stelzenhauses. „Lilly! Greta! Hier schlafen wir!“ (Pauletta auf der Doppelmatratze im oberen Kubus) – „Hier malen wir!“ (Greta am Klapptisch einen Stock weiter unten) – „... und hier verstecken wir uns!“ (Lilly in der Absei-te unter dem Stockbett im zweiten Schlafkubus) – und alle zusammen: „Oh, ist das cooool!“

Abends, als wir alle Sachen und Kin-der verräumt haben – die Mädchen nun doch in drei einzelne Betten –, müssen auch wir Mütter zugeben: Es ist gemüt-lich, im warmen, nach Holz duftenden Dunkeln zu liegen und die anderen friedlich atmen zu hören. „Gute Nacht, Mädels!“, wispern wir uns zu und füh-len uns wie im Zelt. Ein Puzzle passt genau ineinander, weil seine einzelnen

Stücke unterschiedlich geformt und doch passgenau sind. So scheint es auch bei uns zu sein: Wir füllen unsere achteckige Behausung wunderbar aus – und können uns gegenseitig trotzdem die Eigenständigkeit lassen, die jede von uns braucht.

Am nächsten Tag wagen wir uns in das alte Seebad Boltenhagen. Weil dort Gefahrenstufe Rot herrscht (Sandklip-pen, Phosphor und Meer), habe ich An-nette und Yvonne eingeweiht. Wie er-wartet, bleibt Annette heiter-entspannt, während Yvonne sich sofort mit mir sorgt: Die erste Stunde verbringen sie und ich also damit, unsere Töchter mit alarmierten Rufen zu nerven: „Bleibt von den Klippen weg!“ „Nicht zu weit rauswaten, Kinder, und immer schön auf den Meeresboden gucken!“ … bis Lilly beim Steinmännchen-Stapeln ein großer Kiesel auf den Fuß fällt. Yvonne und ich gucken erst den Fuß, dann uns an. Und beschließen gleichzeitig und ohne große Worte, dass wir jetzt mal Urlaub nehmen von dem ängstlichen Kontrollwahn, der uns beide verbindet.

In den nächsten Tagen werden wir immer mutiger: Wir lassen unsere Töchter allein zum Waschhaus gehen und vertrauen darauf, dass sie sich auch die Zahninnenseiten putzen. Wir schla-gen uns durch Felder und Wald zum Strand der Jugendherberge durch, flä-zen im warmen Sand und erlauben Pau-letta, Greta und Lilly, den ganzen Vor-mittag im Meer zu waten und Quallen zu streicheln. Nicht auszuschließen, dass es irgendwo Spalten im Meeresbo-den, als Bernstein getarnten Phosphor und rutschende Klippen gibt – aber hier sind sie jedenfalls nicht!

Wir lassen uns in der schön renovier-ten Wismarer Altstadt von einer alten Dame Bonbons schenken und probieren in der italienischen Eisdiele am Hafen alle Eissorten durch. Wir essen Wis-marer Erdbeeren, die sanft nach den salzigen Marschböden schmecken, auf denen sie wachsen. Wir überqueren die Insel Poel zu Fuß und trinken an einem Ort mit dem wilden Namen „Schwarzer Busch“ köstlichen heißen Sanddorn-Saft im Seewind.

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Schatzsuche, Lagerfeuer etc.). Mehr Infos unter www.gruenewiek.de und www.jugendherbergen-mv.de

Wo Familien sonst noch Urlaub im Baumhaus machen können:• in den CenterParcs Bispinger Heide, www.centerparcs.de• im Resort „Baumgeflüster“ in Ammerland/Niedersachsen, www.baumgefluester.de• im Baumhaushotel Solling im Erlebniswald Schönhagen/ Weserbergland, www.baumhaushotel-solling.de• im Styrassic Park in der Steiermark, www.styrassicpark.at • in acht französischen Eurocamp-Anlagen, www.eurocamp.de• im Baumhaus-Areal „Cap Cabane“ in Südwestfrankreich, www.france-ecotours.com Eine Übersicht über Baumhaushotels weltweit unter www.tiny-houses.de

Und hier noch ein paar ungewöhnliche Jugendherbergen für Familienferien:• Jugendherberge „Alte Feuerwache“ in Plauen: mit Rutschstange, Schlauch-turm und original Schlauchwäsche, www.plauen.jugendherberge.de • Jugendherberge Nürnberg: supermoderne Zimmer in der 500 Jahre alten Kaiserstallung der Burg, Familienpauschale „Bewegte Geschichte“, www.nuernberg.jugendherberge.de• Jugendherberge Wangerooge: Zimmer mit Aussicht im historischen Westturm auf der autofreien Nordsee-Insel, www.wangerooge.jugendherberge.de• Jugendherberge Bremsdorfer Mühle im Naturpark Schlaubetal: denkmalgeschütztes Backsteinhaus mit modernen Betthäusern, See und Umweltbildung zum Anfassen• Jugendherberge Diez an der Lahn: moderne Zimmer im historischen Gemäuer des roman-tischen Grafenschlosses Diez, www.diejugendherbergen.de/diez Mehr familienfreundliche Jugend-herbergen unter www.jugendherberge.de

Gut zu wissenIn der Jugendherberge Beckerwitz in der Wismarer Bucht kann man seit zwei Jahren auch ganz naturnah im Design-Baumhausdorf „Grüne Wiek“ übernachten (von April bis Oktober). Die sechs hölzernen Wabenhäuser bieten jeweils Schlafplätze für bis zu sechs Personen. Zum Essen geht’s in das Hauptgebäude der Jugend-herberge, zum Duschen in die exklusiv für Baumhausgäste errichtete Sanitäranlage, zum Baden an den Ostseestrand, der nur 800 Meter entfernt ist. Mietpreis pro Tag für ein Wabenhaus: je nach Saison 99 bzw. 139 Euro, inklusive Strom, Bettwäsche, Sanitärnutzung und Endreinigung. Wahlweise kann man Frühstück, Halb- oder Vollpension für 6, 10 oder 13,50 Euro pro Person dazubuchen. Kinder zwischen zwei und fünf Jahren zahlen bei der Verpflegung die Hälfte. Die Familienpauschale „Robin Hood meets Störtebeker“ beinhaltet zum Preis von 299 Euro pro Person (ab sechs Jahre) 5 Übernachtungen im Baumhaus, 4 x HP und 1 x VP plus ein abwechslungsreiches Programm (Bogenschießen, Fahrradausflug,

Als wir nach sechs Tagen im Zug zurück gen Süden sitzen, sonnenge-küsst und mit Resten von hellem Ost-see-Sand in den Turnschuhen, ist da ein neues, besonderes Gefühl zwi-schen uns, und wir sind sicher: Verlie-ren werden wir sechs uns auch dann nicht, wenn unsere Kinder unter-schied liche Schulen besuchen. Men-schen, die nachts in Stockbetten miteinander gekichert haben, sich auf engstem Raum nicht auf die Nerven gegangen sind und zusammen den zahllosen Gefahren der wilden Ostsee getrotzt haben, bringt so schnell nichts aus einander.