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Netzwerk AlternsfoRschung Network Aging Research
„Den Menschen als Ganzes sehen“ –
Biografiearbeit aus Sicht der Pflegenden
Charlotte Berendonk
Ex. Altenpflegerin und Diplom-Pflegewirtin (FH)
Betreuende Professoren: Prof. Dr. Andreas Kruse & Prof. Dr. Hartmut Remmers
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Überblick
• Begriffsklärung: Biografie und Biografiearbeit
• Erläuterungen zur Studie und ihrem Verlauf
• Vorläufige Ergebnisse
• Erste Empfehlungen
2 Biografiearbeit aus Sicht der Pflegenden | Charlotte Berendonk
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Hintergrund
Kruse, 2000; McAdams, 1988 & 2001; Baldwin, 2005 & 2010; McAdams, 2006; Pasupathi, 2001; Fuchs, 2010; Pohl, 2007
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Was bedeutet „Biografie“ bzw. „Lebensgeschichte“? die subjektive Darstellung des eigenen Lebens und der erlebten Zeit
subjektive Rekonstruktion in Erzählungen
Bedeutung für die Identität
Gespeichert im Autobiografischen Gedächtnis & Leibgedächtnis
Biografie ist nicht gleichbedeutend mit Lebenslauf
Biografiearbeit aus Sicht der Pflegenden | Charlotte Berendonk
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Hintergrund
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„[…] eine Dame sie hat zwei Kinder groß gezogen unter schweren Umständen und ich habe gedacht "Och sie Arme" ich wollte sie irgendwie trösten. Sie hat gemeint "Nö das war eine schöne Zeit!" Und ich habe gedacht "Mmh verwitwet mit zwei Kindern. Die Arme was sie durchgemacht hat". Sie hat gemeint
"Nö das war eine schöne Zeit die Kinder waren gesund und die hatten jeden Tag was zum Essen."
Und ich habe gedacht wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist. Weil für mich war so "Och
furchtbar!" Und sie hat gemeint "Nee das stimmt nicht ich war glücklich zu der Zeit“
(HaW, Abschnitt 108)
Biografiearbeit aus Sicht der Pflegenden | Charlotte Berendonk
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Hintergrund
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Was bedeutet „Biografiearbeit“?
Biografiearbeit aus Sicht der Pflegenden | Charlotte Berendonk
Strukturierte Form
der Selbstreflexion (Miethe, 2011)
Gespräche über Erinnerungen
anregen (Darmann-Finck, 2006)
BA
Informationen erfassen & dokumentieren,
kommunizieren, Maßnahmen ableiten (Berendonk et al., 2011)
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Hintergrund
Addis & Tippet, 2004; Greene et al., 1995; Naylor & Clare, 2008; Seidl et al., 2007; Baldwin, 2005; Usita et al., 1998; Cohen-Mansfield et al., 2000; Cohen-Mansfield et al., 2006; Matthews, 2006; Re, 2003; Ehret, 2008; Bär, 2010; Beil, 2012
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Welchen Einfluss kann eine Demenz haben?
Autobiografisches Gedächtnis ist beeinträchtigt – verbale Ausdrucksfähigkeit nimmt ab
Menschen mit Demenz (MmD) brauchen Unterstützung zum Erhalt der Identität
Ressourcen der MmD: Leibgedächtnis, Emotionalität, Bindungen an bedeutsame Themen
Biografiearbeit aus Sicht der Pflegenden | Charlotte Berendonk
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Hintergrund
BMG, 2006; Griese & Griesehop, 2007; Miethe, 2011; Schilder, 2007; Sirsch, 2005; Beyer, 2002; Egan et al., 2007; Reichman et al., 2004; Newerla, 2010; MDS 2012
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Welche Herausforderungen gibt es bei der Biografiearbeit in der Pflege und Betreuung?
Vages Konzept – viele Begrifflichkeiten Behörden fordern und überprüfen die Berücksichtigung der Biografie
Diskrepanzen in der Umsetzung beschrieben
Biografiearbeit aus Sicht der Pflegenden | Charlotte Berendonk
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Fragestellungen und Ziele
des Projektes
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• Was verstehen Pflegende unter Biografiearbeit mit Menschen mit Demenz?
• Welche Methoden und Umsetzungsstrategien schildern sie?
• Welche förderlichen bzw. hinderlichen Faktoren nennen sie?
• …
Entwicklung von Kern-Kategorien Erarbeitung von Subjektiven Theorien Pflegender Erarbeitung eines theoretischen Rahmens
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Design des Projektes
Anlehnung an die Grounded Theory nach Corbin und Strauss (vgl. Corbin & Strauss, 2008; Glaser & Strauss, 2008; Strauss & Corbin, 1996)
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Datenerhebung
* bedeutet, dass mit Interviewpartnern ein weiteres Kurzinterview geführt wurde
Einbezogene Pflegeheime
Datenquellen 1 2 3 4 5 6 7
Interviews mit Leitungspersonen 3* 2 1 1 - 2* 1
Interviews mit Pflegenden 1 1 2 2* 1 2 3
Gruppendiskussion 1 1 - - - - -
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Überblick über die Kategorien
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Subjektives Verständnis von Biografie und Biografiearbeit
Relevanz der Biografiearbeit im Pflegealltag
Motive für Biografiearbeit
Vorgehen bei der Biografiearbeit
Gelingendes bzw. Herausforderungen
Effekte der Biografiearbeit
Wünsche bzw. Ideen für Veränderungen der BA
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Biografie-Verständnis der TN
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Lebenslauf-verständnis – Interesse an
Fakten – Quantität
„Emotionale Biografie“ –
„Innere Biografie“ – „Biografie ist
gefärbt“
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Zusammenfassung der BA-Verständnisse
Prozess
Gezielte Berück-
sichtigung der Infos
Infos im
Kopf haben
Info-samm-lung
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Vorgehen: Informationssammlung mit MmD
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- Man kann MmD nicht zu ihrer Biografie befragen
- Angehörige sind wichtige Informanten
- MmD beobachten - Etwas ausprobieren
- MmD machen deutlich, was für sie bedeutsam ist
- Emotionale Äußerungen beachten
=> Mimik, Gestik usw.
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Vorgehen: Umgang mit den Informationen
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- Aussagen der MmD werden auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft
- Aussagen der Angehörigen haben größeres Gewicht
- getrennte Dokumentation der Aussagen
- Angaben der Angehörigen stellen eine andere Perspektive dar
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BA passiert
…
unbewusst / automatisch
bewusst integriert
– intendiert
integriert – nicht-
intendiert
Formen der Umsetzung von BA
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Erste Empfehlungen
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subj. Rekon-
struktion
„Forschende Haltung“
Gezielte Berück-
sichtigung
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Vielen Dank …
• den Pflege- und Betreuungspersonen und
• Leitenden der sieben Pflegeheime sowie
• der und dem
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Vielen Dank für Ihr Interesse!
KONTAKT:
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• Addis, D. R. & Tippet, L. J. (2004). Memory of myself: Autobiographical memory and identity in Alzheimer`s disease. Memory, 12(1), 56-74.
• Baldwin, C. (2005). Narrative, ethics and people with severe mental illness. Australian and New Zealand Journal of Psychiatry, 39(11-12), 1022-1029.
• Baldwin, C. (2010). Narrative, supportive care, and dementia: a preliminary exploration. In J. C. Hughes, M. Lloyd-Williams & G. A. Sachs (Hrsg.). Supportive Care for the Person with Dementia. S. 245-252. Oxford: Oxford University Press.
• Beyer, G. (2002). Zu Hause in einer fremden Welt? Studie zum Wirklichkeitserleben eines dementen alten Menschen im Heim: eine Interpretation verschiedener Sichtweisen. Pflege, 15(3), 122-130.
• BMG (Hrsg.) (2006). Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Berlin: BMG. http://www.bmg.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Neu/Demenz__Leuchtturmprojekt-Rahmenempfehlungen-zum-Umgang.html, Stand [22.09.2010].
• Corbin, J. & Strauss, A. L. (2008). Basics of Qualitative Research. Techniques and Procedures for developing Grounded Theory. Los Angeles, London, New Dehli, Singapore: SAGE Publications.
• Cohen-Mansfield, J., Golander, H. & Arnheim, G. (2000). Self-identity in older persons suffering from dementia: preliminary results. Social Science & Medicine, 51(3), 381-394.
• Cohen-Mansfield, J., Parpura-Gill, A. & Golander, H. (2006). Utilization of Self-Identity Roles for Designing Interventions for Persons With Dementia. Journal of Gerontology: Psychological Sciences, 61 B(4), 202-212.
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Literaturangaben
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• Egan, M. Y., Munroe, S., Hubert, C., Rossiter, T., Gauthier, A., Eisner, M., et al. (2007). Caring for residents with dementia and aggressive behavior: impact of life history knowledge. J Gerontol Nurs, 33(2), 24-30.
• Glaser, B. G. & Strauss, A. L. (2008). Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung. Bern: Verlag Hans Huber.
• Greene, J. D. W., Hodges, J. R. & Baddeley, A. D. (1995). Autobiographical memory and executive funstion in early dementia of alzheimer type. Neuropsychologia, 33(12), 1647-1670.
• Griese, B. & Griesehop, H. R. (2007). Biographische Fallarbeit. Theorie, Methode und Praxisrelevanz. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
• Groeben, N. & Scheele, B. (2000). Dialogue-hermeneutic Method and the "Research Program Subjective Theories". Forum Qualitative Sozialforschung, 1(2), Art. 10.
• Kruse, A. (2000). Zeit, Biographie und Lebenslauf. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 33(Supplement 1), I/90 - I/97.
• Matthews, E. (2006). Dementia and the identity of the person. In J. C. Hughes, S. J. Louw & S. R. Sabat (Hrsg.). Dementia. Mind, meaning, and the person. S. 163-177. Oxford: University Press.
• McAdams, D. P. (1988). Power, intimacy, and the life story. Personological Inquiries into identity. New York, London: The Guilford Press.
• McAdams, D. P. (2001). The Psychology of Life Stories. Review of General Psychology, 5(2), 100-122.
• McAdams, D. P. (2006). The problem of narrative coherence. Journal of Constructivist Psychology, 19(1), 109-125. 22
Literaturangaben
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• Miethe, I. (2011). Biografiearbeit. Lehr- und Handbuch für Studium und Praxis. Weinheim und München: Juventa Verlag.
• Naylor, E. & Clare, L. (2008). Awareness of memory functioning, autobiographical memory and identity in early-stage dementia. Neuropsychological Rehabilitation, 18(5/6), 590-606.
• Newerla, A. (2010). Mehr als Daten. Der Umgang mit Biographien der Bewohner/-innen. In M. Berls & A. Newerla (Hrsg.). "... man hat ja keine Zeit" - Sterbebegleitung in Altenpflegeheimen - eine qualitative Studie. S. 68-79. Ludwigsburg: Hospiz-Verlag.
• Pasupathi, M. (2001). The Social Construction of the Personal Past and Its Implications for Adult Development. Psychological Bulletin, 127(5), 651-672.
• Reichman, S., Leonard, C., Mintz, T., Kaizer, C. & Lisner-Kerbel, H. (2004). Compiling life history resources for older adults in institutions: development of a guide. J Gerontol Nurs, 30(2), 20-28; quiz 55-26.
• Schilder, M. (2007). Lebensgeschichtliche Erfahrungen in der stationären Altenpflege. Eine qualitative Untersuchung pflegerischer Interaktionen und ihrer Wahrnehmung durch pflegebedürftige Personen und Pflegende. Bern: Huber.
• Sirsch, E. (2005). Biografiearbeit in der stationären Altenpflege. Eine vergleichende Analyse deutschsprachiger Lehrbücher. unveröffentlichte Bachelorarbeit.
• Seidl, U., Ahlsdorf, E. & Schröder, J. (2007). Störungen des autobiografischen Gedächtnisses bei Alzheimerdemenz. Zeitschrift für Gerontopsychologie und -psychiatrie, 47-52.
• Usita, P. M., Hyman Jr., I. E. & Herman, K. C. (1998). Narrative intentions: Listening to life stories in Alzheimer's disease. Journal of Aging Studies, 12(2), 185-197.
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Literaturangaben