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Akademie für Alte Musik Berlin Abonnement, 3. Konzert Sonnabend 01.02.2020 Sonntag 02.02.2020 Montag 03.02.2020 20.00 Uhr · Kleiner Saal AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN GEORG KALLWEIT Konzertmeister „So reich an Erfindungen, so unerschöpflich in neuen Modulationen, so harmonisch voll ist keiner wie dieser.“ CHRISTIAN FRIEDRICH DANIEL SCHUBART ÜBER CARL PHILIPP EMANUEL BACH, HOHENASPERG 1784

Akademie für Alte Musik Berlin Abonnement, 3. Konzert€¦ · Antonio Vivaldi (1678–1741) Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo d-Moll op. 4 Nr. 8 RV 249 ALLEGRO ADAGIO

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Akademie für Alte Musik BerlinAbonnement, 3. Konzert

Sonnabend 01.02.2020 Sonntag 02.02.2020 Montag 03.02.202020.00 Uhr · Kleiner Saal

AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLINGEORG KALLWEIT Konzertmeister

„So reich an Erfindungen, so unerschöpflich in

neuen Modulationen, so harmonisch voll

ist keiner wie dieser.“CHRISTIAN FRIEDRICH DANIEL SCHUBART ÜBER CARL PHILIPP EMANUEL BACH, HOHENASPERG 1784

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PROGRAMM

Jean-Baptiste Lully (1632–1687)Orchestersuite aus der Tragédie en Musique „Phaëton“

OUVERTURETROUPE D’ASTRÉE DANSANTEPRÉLUDEENTRÉE DES FURIESENTR’ACTELE SOLEIL: C’EST TOI QUE J’EN ATTESTEBOURÉE POUR LES SUIVANTES DE SATURN ET LES SUIVANTES D’ASTRÉECHACONNE

Alessandro Scarlatti (1660–1725)Concerto grosso Nr. 5 d-Moll

ALLEGROGRAVEGIGA. ALLEGROMINUETTO

Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788)Konzert für Oboe, Streicher und Basso continuo Es-Dur Wq 165

ALLEGROADAGIO MA NON TROPPOALLEGRO MA NON TROPPO

PAUSE

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Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Auf-führungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwider-handlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.

Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you!

PREMIUMPARTNER

Georg Philipp Telemann (1681–1767)Sinfonia melodica für zwei Oboen, Streicher und Basso continuo C-Dur

VIVACE ASSAISARABANDEBOURRÉEMENUET EN RONDEAULOURECHACONETTEGIGUE EN CANARIE

Antonio Vivaldi (1678–1741)Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo d-Moll op. 4 Nr. 8 RV 249

ALLEGROADAGIO – PRESTO – ADAGIOALLEGRO

Unico Wilhelm van Wassenaer (1692–1766)Concerto armonico Nr. 5 f-Moll

ADAGIO – LARGODA CAPELLACON SORDINIA TEMPO GIUSTO

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JEAN-BAPTISTE LULLY

Kontrast der StimmungenNichts ist für das 17. Jahrhundert so charakteristisch wie jähe Stimmungsumschwünge und extreme Kontraste. Sie drückten der geistig-künstlerischen Welt Europas wirkungsmächtig ihren Stempel auf und veränderten das Musikleben nachhal-tig. Im Bereich der noch jungen selbständigen Instrumental-musik eroberten sich neue Formen wie die Ouvertürensuite, das Con certo oder die Sinfonia die Bühne. Doch die Spannung zwischen Freiheit und Strenge hat nicht nur ihre äußere An -lage geprägt. Auch „les passions de l’âme“ (die Leidenschaften der Seele), wie sie der große französische Philosoph René Descartes 1649 beschrieb, fanden hier ihren Widerhall. Alle diese äußeren und inneren Charakteristika geben den heute Abend erklingenden Werken ihre unverwechselbare Gestalt.

Jean-Baptiste Lully

Jean-Baptiste Lully hat dies in „Phaëton“, seiner am 6. Januar 1683 in Versailles uraufgeführten Tragédie en musique (Libretto von Philippe Quinault nach Ovids „Metamorphosen“), über-zeugend auf die Bühne gebracht. Der als Giovanni Battista Lulli 1632 in Florenz geborene Lully kommt 1646 als garçon de chambre im Gefolge einer Cousine Ludwigs XIV. nach Paris. Schon bald macht er hier als Tänzer, Geiger und Gitarrist auf sich aufmerksam. Der Weg ‚nach oben’ scheint vorgezeichnet. So tritt er zusammen mit dem nur sechs Jahre jüngeren „Son-nenkönig“ Ludwig XIV. am 23.2.1653 im „Ballet royal de la nuit“ auf. Er wird „Compositeur de la musique instrumentale du Roi“ und 1661 französischer Staatsbürger, gründet 1672 die „Académie Royale de Musique“ und erhält im selben Jahr das

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JEAN-BAPTISTE LULLY

Druckprivileg für alle seine Werke. 1681 wird er in den Adels-stand erhoben. Beim Taktklopfen mit dem spitzen hölzernen Dirigentenstab verletzt er sich am Fuß und stirbt am 22.3.1687.

Phaëton, Sohn des Sonnengottes Helios und der ägyp-tischen Göttin Isis, will aller Welt beweisen, dass er der Sohn des Sonnengottes ist. Daher bittet er seinen Vater, an seiner statt den Sonnenwagen lenken zu dürfen. Der Vater erlaubt es ihm. Doch Phaëton kommt der Erde zu nahe und setzt sie in Brand. Daraufhin wird er von Zeus in den Fluss Eridanus ge-schleudert. Lully begleitet dieses dramatische Handlungsge-schehen außerordentlich einfühlsam, ob es zu Beginn die sin -g enden und tanzenden Gefolgsleute der Göttin Astrée und des Gottes Saturn sind, ob es die Furien und die sie umgebenden Flammen sind, die die Anwesenden in Angst und Schrecken versetzen, oder ob es sich um die Versicherung des Sonnen-gottes handelt, dass Phaëton sein Sohn ist: „C’est toy que j’en atteste“. Bereits Lullys Zeitgenossen lobten die instrumentale Untermalung der Handlung, die streicherbegleiteten Airs, die prachtvolle Chaconne, die muntere Bourée. Naheliegend, dass Lully diese wirkungsvolle Musik unabhängig vom Bühnenge-schehen zu Suiten mit wechselnd vielen Einzelsätzen zusam-menfasste, denen er stets eine dreiteilige Ouvertüre voran-stellte. Eine neue Gattung war geboren!

KURZ

NOT

IERT

Den Suiten ist stets eine dreiteilige Ouverture vorangestellt: Auf einen langsamen, gravitätisch daher schreitenden Teil in punktiertem Rhythmus folgt ein schneller, sehr bewegter fugierter Abschnitt; der abschließende Teil fällt zurück in das Tempo des ersten, auf den er sich auch thematisch bezieht. Diese nunmehr Französische Ouvertüre mitsamt den nachfol-genden Sätzen eroberte in Windeseile ganz Europa. Im Druck sind die Ouvertürensuiten allerdings erst nach Lullys Tod er-schienen. Als Raubkopien jedoch wurden sie bereits ab 1682 von Antoine Pointel aus Amsterdam überaus erfolgreich auf den Markt gebracht.

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ALESSANDRO SCARLATTI

Alessandro Scarlatti

In der Kapelle der Hl. Cäcilie in der Begräbniskirche S. Maria di Montesanto in Neapel wird auf der Grabplatte des am 22. Oktober 1725 gestorbenen Alessandro Scarlatti besonders dessen Fähigkeit gewürdigt, Altes und Neues miteinander zu verbinden. Auch wenn sich dieses Lob im Wesentlichen auf Scarlattis umfangreiches Opernschaffen bezieht, müssen die

wenigen instrumentalmusikali-schen Werke hier einbezogen wer-den. Hineingeboren 1660 in eine Musikerfamilie in Palermo, finden wir ihn bereits mit zwölf Jahren in Rom, wo er gemeinsam mit Arcan-gelo Corelli und Bernardo Pasquini durch die Königin Christina von Schweden gefördert wird. 1684 bis 1702 und erneut ab 1708 wirkt er in Neapel als Kapellmeister des dorti-gen Vizekönigs, ist aber auch immer wieder in Rom als Ka pell-meister beschäftigt. 1706 aufgenom-men in die „Accade mia degli’ Arcadi“, wo er nicht nur als Musiker, sondern auch als „professore anche

de Poesie“ gewürdigt wird, unterstützt durch die Kardinäle Ottoboni und Pamphilij, verleiht ihm Papst Clemens 1716 den Titel eines „cavaliere“. Erst in seinen letzten Lebensjahren scheint sich Scarlatti der Instrumentalmusik zugewandt zu haben. Nichts davon ist zu seinen Lebzeiten im Druck erschienen. Auch die „6 Concertos in seven parts“ wurden erst 1740 in London veröffentlicht. Der Einfluss von Corellis Concerti grossi ist besonders im Wechsel

ALESSANDRO SCARLATTI

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CARL PHILIPP EMANUEL BACH

von Soli und Tutti deutlich erkennbar. Und der rasche Fugen-satz wie überhaupt die kunstvolle kontrapunktische Arbeit beweisen, dass Scarlatti bei seinen Vorgängern in die Schule gegangen ist. Im Kopfsatz schöpft er – für einen erfahrenen Opernkomponisten naheliegend – aus dem Formenrepertoire der Opernsinfonia. Das Alla-breve-Metrum gibt dem folgen-den Grave die nötige Schwere. Dass die rasche, imitatorisch angelegte Giga als höfischer Tanz sehr beliebt war, kann man hier mühelos nachvollziehen. Den Abschluss bildet ein Minu-etto im ruhigen Dreiertakt – ein Tanz, den auch Ludwig XIV. ganz besonders bevorzugt hat.

Carl Philipp Emanuel Bach

Die Zeitgenossen bewunderten an Carl Philipp Emanuel Bach dessen „ganz eigenen freyen, durch kein Kostume, keine Mode gefesselten Gang“, eben „einen wahrhaftig großen Original-komponisten.“ (Friedrich Nicolai) Der 1714 geborene zweite Sohn Johann Sebastian Bachs hatte nach musikalischen Unter-weisungen durch seinen Vater erst in Leipzig und danach in Frankfurt (Oder) Jura studiert. Dann aber setzte sich seine musikalische Neigung endgültig durch. Von 1738 bis 1768 fin-den wir ihn als Kammercembalisten in der preußischen Hof-kapelle (erst des Kronprinzen Friedrich, ab 1740 des Königs Friedrich II.). 1768 folgt er in Hamburg seinem Patenonkel Georg Philipp Telemann im Amt des Musikdirektors der fünf Hauptkirchen und Kantors am Johanneum. C. P. E. Bach ist „maßgeblich am Wandel des musikalischen Sprach- und Ausdrucksgefüges vom Hochbarock zur Früh-klassik beteiligt“, zudem ist er „einer der innovativsten Kom-ponisten der Zeit nach 1740“ (Peter Wollny). Das betrifft ganz besonders auch die Konzerte für Cembalo und Orchester, jener

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GEORG PHILIPP TELEMANN

von seinem Vater inaugurierten Gattung, die der Sohn durch 52 (!) Werke bereichert hat. Auch das Oboenkonzert Es-Dur Wq 165 basiert auf einem Cembalokonzert (Wq 40). Für wen Bach 1765 dieses Konzert ‚neu’ komponiert hat, ist nicht über-liefert. Wahrscheinlich hat ihn einer der zahlreichen privaten oder halböffentlichen Musizierkreise, die in Berlin wie Pilze aus der Erde geschossen waren, beauftragt. Im Eingangssatz, beim lebhaften Wechsel von Tutti-Episoden mit Solo-Passagen, „kommentiert“ das Tutti mit dialogisierenden Einwürfen den Satzverlauf. Beim Finale greift Bach diese Form des Eingangs-satzes noch einmal auf. Wie sehr er ein Kind des „empfind sam- en Zeitalters“ war, ja, dieses entscheidend mitgeprägt hat, be -weist der langsame, klanglich sorgfältig ausgearbeitete Mittel-satz. Ganz nach seiner Devise, dass man „den Zuhörern … seine Empfindungen zu verstehen“ geben muss, um sie „solcher-gestalt am besten zur Mit-Empfindung“ zu bewegen.

Georg Philipp Telemann

Man kann nur staunend vor Georg Philipp Telemanns Lebens-werk stehen: Es umfasst ca. 3.620 Werke. Bis kurz vor seinem Tod 1767 hat er trotz seines abnehmenden Augenlichtes Stift und Feder nicht aus der Hand gelegt. Die 1766 komponierte „Sinfonia melodica“ gehört mit zu seinen letzten Kompositio-nen. Der in Magdeburg geborene Telemann hatte sich autodi-daktisch auf dem Gebiet der Musik ein immenses Wissen an-geeignet, ob es sich nun um den so beliebten italienischen oder den genauso begehrten französischen Stil handelte, ob um die polnische oder westslawische Volksmusik, stets handelte er nach der Maxime: Die „Kunst in der Music“ sei, wenn „man / vermittelst harmonischer Sätze in den Gemüthern der Men-schen allerhand Regungen erwecken / und zugleich auch /

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ANTONIO VIVALDI

durch solcher Sätze ordentliche und sinnreiche Verfassung / den Verstand eines Kenners belustigen könne.“In der Anlage durchaus der französischen Ouvertürensuite nachgestaltet, besitzt die „Sinfonia melodica“ besonders in ihrem Eröffnungssatz deutlich hörbare italienische Züge: durch das originell-witzige Frage- und Antwortspiel zwischen den beiden Solo-Oboen und dem fast schon symphonisch angelegten Streicherensemble. Sarabande und Bourrée, beide in c-Moll, verweisen mit ihrem vierstimmigen Satz dann aber eher wieder auf die französische Ouvertürensuite. In den letz-ten vier, nun wieder dreistimmig angelegten Sätzen, dem ele-ganten Menuet en Rondeau, der schlichten Loure, der ideen-reichen Chaconnette und der kecken Gigue en Canarie als witzigen Kehraus, beweist Telemann einmal mehr seine unge-meine Vielseitigkeit, seinen Witz und durchaus auch seine Gelehrsamkeit.

Antonio Vivaldi

Für den 1678 in Venedig geborenen Antonio Vivaldi scheint die Lauf-bahn eines Violinvirtuosen der ihm vorgezeichnete Weg gewesen zu sein – auch wenn er erst einmal 1703 zum Priester geweiht wurde. Im gleichen Jahr wird er jedoch auch als „Maestro di Violino“ und später als „Maestro de’ Concerti“ am Ospe-dale della Pietà angestellt – eines der vier Mädchenwaisenhäuser der Stadt, das durch seine hervorragen-den musikalischen Unterweisungen ANTONIO VIVALDI

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WILHELM VAN WASSENAER

eher einem Konservatorium glich. Mit etlichen Unterbre-chungen hat er diese Position bis 1740 inne. Von Anbeginn wird nicht nur der phänomenale Violinvirtuose bewundert, sondern genauso auch der Komponist Vivaldi. Denn mit sei-nen 1715 in Amsterdam veröff entlichten zwölf Concerti „La Stravaganza“ op. 4 hatte er einen neuen Konzerttypus etab-liert. So etwas hatte man bislang noch nicht gehört!

Wilhelm van Wassenaer

Es hört sich wie eine kleine Kriminalgeschichte an: Als 1979 im Archiv des Kastells Twickel ein Konvolut mit dem Titel „VI. Concerti Armonici a Quattro Violini obligati … Dedicati All’ Illustrissimo Signore..di Bentinck, dal suo …. C. Ricciotti…“ gefunden wurde, entdeckte man auf dem Umschlag einen Hinweis in einer anderen, nämlich in van Wassenaers Hand-schrift: „Partition de mes concerts gravez par le Sr. Ricciotti“ (Partitur meiner Konzerte, gestochen durch Herrn Ricciotti). Bis zu diesem Zeitpunkt war man der Meinung gewesen, die seiner Zeit ohne einen Autorennamen veröff entlichten Con-certi hätte Giovanni Battista Pergolesi komponiert. Und da sie später auch unter dessen Namen veröff entlicht wurden, hatte wiederum Igor Strawinsky geglaubt, einen ‚echten’ Per-golesi vor sich zu haben, als er in seiner „Pulcinella“-Suite

AUFG

EHOR

CHT

Der 1. Satz dieser d-Moll-Sonate ist ein Tanz auf dem Vulkan: Tuttiritornelle, die mehrere Tonartenstufen durcheilen und eine vehemente rhythmische Energie besitzen, dazwischen sowohl virtuose als auch kantable Soloabschnitte. Auch der 2. Satz verkündet mit seinen harmonischen Rückungen und rhythmischen Steigerungen Unheilvolles. Eine Stimmung, die der Finalsatz aufgreift und mit abwärtsgehenden melodi-schen Linien vertieft. Eben la stravaganza – ein bizarrer Tanz auf dem Vulkan!

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(1920) den 4. Satz aus Wassenaers Concerto Nr. 2 verarbeitete. Inzwischen ist eindeutig geklärt, dass van Wassenaer alle sechs „Concerti Armonici“ komponiert hat. Da er jedoch als Diplomat, wenn auch leidenschaftlicher, selbst musizierender Amateur, anonym bleiben wollte, erschienen die „Concerti Armonici“ ebenfalls anonym. Mit der Satzfolge langsam-schnell-langsam-schnell folgt das f-Moll-Concerto dem Mus-ter der Kirchensonate; möglicherweise sollte es im Gottes-dienst musiziert werden. Auf die langsame, melodisch ein -prägsame Einleitung folgt ein fugierter Satz („Da Capella“). Ihm schließt sich wiederum ein feierlicher, langsamer Satz mit einem Hauch von sehnsuchtsvoller Empfindsamkeit an, ehe ein schneller und sehr virtuoser Teil den wirkungsvollen Schlusspunkt setzt.

WILHELM VAN WASSENAER

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MITWIRKENDE

Im PorträtAKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN

1982 von Mitgliedern mehrerer Berliner Sinfonieorchester ge-gründet. Name in Anlehnung an die „Akademien“ im Berliner Musikleben des 18. Jahrhunderts gewählt. Verbindung einer an den historischen Bedingungen orientierten Aufführungs-praxis mit Spontanität des Spiels und Farbigkeit des Ausdrucks als künstlerisches Anliegen. Breitgefächertes Repertoire vom 17. bis zum 19. Jahrhundert – zahlreiche Wiederaufführungen vergessener Werke aufgrund eigener Quellenarbeiten. Seit 1984 mit einer eigenen Konzertreihe im Konzerthaus Ber- lin vertreten. Seit 1992 kontinuierliche und erfolgreiche Zu-sammenarbeit mit dem RIAS Kammerchor. 1994 begann die regelmäßige Zusammenarbeit mit der Berliner Staatsoper Unter den Linden, mit der Spielzeit 2012/13 außerdem eine ei-

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MITWIRKENDE

gene Konzertreihe im Münchner Prinzregententheater. In -zwischen auch regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks sowie mit dem Theater an der Wien.Zahlreiche Rundfunk-, Schallplatten- und CD-Aufnahmen (seit Herbst 1994 exklusiv für harmonia mundi france), die re-gelmäßig mit internationalen Preisen ausgezeichnet werden. Gastspielreisen in nahezu alle europäischen Länder und in den Nahen Osten, nach Südostasien, China und Japan, Nord- und Südamerika.Das Ensemble musiziert unter der wechselnden Leitung seiner Konzertmeister Bernhard Forck, Georg Kallweit und Stephan Mai sowie ausgewählter Dirigenten. Regelmäßige künstlerische Partner sind neben René Jacobs, mit dem das Ensemble eine über 30-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet, Diri-genten wie Marcus Creed, Daniel Reuss und Hans-Christoph Rademann, Solisten wie Anna Prohaska, Werner Güra, Michael Volle und Bejun Mehta, Isabelle Faust, Andreas Staier und Alexander Melnikov oder die Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests, mit der das Ensemble in den letzten Jahren mehrere Aufsehen erregende Produktionen herausbrachte. 2006 wurde das Orchester mit dem Telemann-Preis der Stadt Magdeburg ausgezeichnet, 2014 mit der Bach-Medaille der Stadt Leipzig und einem ECHO Klassik für die Einspielung der Bachschen Matthäus-Passion unter René Jacobs.www.akamus.de

GEORG KALLWEIT Violine I (Konzertmeister)KERSTIN ERBEN Violine ITHOMAS GRAEWE Violine IYVES Y TIER Violine IIIRINA GRANOVSKAYAVioline IILORENA PADRÓN ORTIZ Violine IICLEMENS-MARIA NUSZBAUMER ViolaANJA-REGINE GRAEWEL Viola

JAN FREIHEIT VioloncelloWLTER RUMER KontrabassRAPHAEL ALPERMANN CembaloMIGUEL RINCÓN RODRIGUEZ LauteXENIA LÖFFLER OboeMICHAEL BOSCH OboeREBECCA MERTENS Fagott

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MITWIRKENDE

GEORG KALLWEIT

Geboren in Greifswald. Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, danach Engagement im Rundfunk-Sinfo-nieorchester Berlin. Intensive Beschäftigung mit Barockvio-line und historischer Aufführungspraxis. Inzwischen freibe-ruflich tätig, unter anderem als Konzertmeister und Solist ständiges Mitglied der Akademie für Alte Musik Berlin. Außer-dem Gründungsmitglied der Berliner Barock-Compagney. Internationale Konzerttätigkeit, Rundfunk- und CD-Aufnah-men. Als Künstlerischer Leiter bzw. Konzertmeister Zusam-menarbeit mit Orchestern wie dem Ensemble Resonanz Ham-burg, dem Philharmonischen Staatsorchester Nürnberg, dem

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MITWIRKENDE

DSO Berlin oder dem Osthrobothnian Chamber Orchestra (Finnland). Mitwirkung bei der Konzeption und Produktion szenischer Konzertprojekte im Berliner Radialsystem V.Lehraufträge für Barockvioline und Meisterklassen an den Musikhochschulen von Leipzig, Weimar und Berlin. Dozent für das Jugendbarockorchester „Bachs Erben“. Seit 2015 ist er außerdem Künstlerischer Leiter des Encanto Festivals in Kaunieinen (Finnland).Georg Kallweit spielt eine Barockvioline von Camillus Camilli (Mantua 1740).

XENIA LÖFFLER

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MITWIRKENDE

Geboren in Erlangen. Zunächst Jungstudentin am Meistersin-ger-Konservatorium Nürnberg. Nach dem Abitur Studium an der Schola Cantorum Basiliensis (Blockflöte bei Conrad Stein-mann, Barockoboe bei Katharina Arfken, jeweils mit dem So-listenexamen abgeschlossen). Aufbaustudium bei Ku Ebbinge am Konservatorium in Den Haag. Preisträgerin mehrerer natio-naler und internationaler Wettbewerbe. In den Jahren 1995/96 Mitglied des European Union Baroque Orchestra. Gründete 1998 mit Basler Studienkollegen das Amphion Bläseroktett. Als Solistin, Ensemblemitglied und Kammermusikerin inter-nationale Konzerttätigkeit, als Solo-Oboistin regelmäßige Zusammenarbeit unter anderem mit René Jacobs, John Eliot Gardiner, Marcus Creed und Daniel Harding. Seit 2001 als Solo-Oboistin Mitglied der Akademie für Alte Musik Berlin. Seit 2004 Lehrauftrag für Barockoboe an der Hochschule für Künste Bremen sowie Meisterkurse bei der Internationalen Händelakademie Karlsruhe, der Sommerakademie des Salz-burger Mozarteums und in Bremen. Seit 2014 leitet sie eine Klasse für Historische Oboe an der Universität der Künste Berlin. Seit 2018 ist sie außerdem Künstlerische Leiterin der Internationalen Sommerakademie für Alte Musik in Neuburg (Donau).

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VORANKÜNDIGUNG

VorankündigungenDonnerstag 13.02.202020.00 Uhr · Kleiner Saal

Kammermusikabend des Konzerthausorchesters BerlinBLÄSERQUINTETT DES KONZERTHAUSORCHESTERS BERLINSOWIE WEITERE MITGLIEDER DES KONZERTHAUSORCHESTERS BERLIN

Franz Danzi Bläserquintett g-Moll op. 56 Nr. 2Louis Spohr Nonett F-Dur op. 31Samuel Barber „Summer Music“ für BläserquintettBohuslav Martinu Nonett

Donnerstag 20.02.202020.00 Uhr · Kleiner Saal

Haus-KonzertSERGEY MALOV Violine und ViolaRAPHAELA GROMES VioloncelloKLAVIERDUO TAL & GROETHUYSEN

Felix Mendelssohn Bartholdy „Die Hebriden“ – Konzert-ouvertüre h-Moll op. 26, bearbeitet für Violine, Violoncello und Klavier zu vier HändenLudwig van Beethoven Duo für Viola und Violoncello Es-Dur WoO 32 („Duett mit zwei obligaten Augengläsern“)Franz Schubert Sinfonie h-Moll D 759 („Unvollendete“), bear-beitet für Violine, Violoncello und Klavier zu vier HändenLudwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67, bearbei-tet für Violine, Violoncello und Klavier zu vier Händen

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Mittwoch 18.03.202020.00 Uhr · Kleiner Saal

Haus-KonzertNURIA RIAL SopranLES CORNETS NOIRS BASEL

„Pulchra est“ – Weltliche Schönheit in geistlicher Musik mit Werken von Domenico Gabrielli, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Claudio Monteverdi, Giovanni Legrenzi und anderen

IMPRESSUM

HERAUSGEBER Konzerthaus Berlin, Intendant Prof. Dr. Sebastian Nordmann · TEXT Dr. Ingeborg Allihn · REDAKTION Dr. Dietmar Hiller · ABBILDUNGEN Uwe Arens, Andreas Höfer, Daniel Maria Deuter, Archiv Konzerthaus Berlin (2) · SATZ, REINZEICHNUNG UND HERSTELLUNG REIHER Grafikdesign & Druck · Gedruckt auf Recyclingpapier · PREIS 2,30 ¤

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