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die Erkenntnis, dass ein effektiver Naturschutz der zusammenarbeit auf internationaler und supranationaler Ebene bedarf, hat die Warnemünder Naturschutzrechtstage von Beginn an geprägt . Inzwischen ist sie sogar Gesetz geworden (vgl . etwa § 2 abs . 2 satz 1 BNatschG) . zugleich haben alle Warnemünder tagungen deutlich gemacht, dass das internationale Recht der Biodiversität sowie das europäische Naturschutzrecht, das seinerseits die modernen völkerrechtlichen schutzansätze aufgreift, die entscheidenden anstöße für die fortentwicklung des deutschen Naturschutzrechts liefern .
der vom Bundesamt für Naturschutz, dem Bundesministerium für umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie der universität Rostock finanziell unterstützte siebte Warnemünder Naturschutzrechtstag wollte aus naturschutzrechtlicher und naturschutzfachlicher sicht wesentliche züge des Veränderungsprozesses beschreiben, denen das europäische Naturschutzrecht in jüngerer zeit ausgesetzt war . Hierzu konnte Veranstalter Professor Dr.DetlefCzybulka, Inhaber des lehrstuhls für staats und Verwaltungsrecht, umweltrecht und Öffentliches Wirtschaftsrecht an der Juristischen fakultät der universität Rostock, Referentinnen und Referenten aus Natur und Rechtswissenschaften sowie aus der umwelt und Naturschutzverwaltung begrüßen . Entsprechend fach und organisationsübergreifend war der Kreis der tagungsteilnehmerinnen und teilnehmer zusammengesetzt . damit festigte der Warnemünder Naturschutzrechtstag seinen Ruf als einzige ständige, bedeutsame tagung in der Bundesrepublik deutschland, die sich kontinuierlich und interdisziplinär mit fragen des nationalen, inter und supranationalen Naturschutzrechts befasst .
In seiner Eröffnungsrede ging der Rektor der universität Rostock Professor Dr.ThomasStrothotte erwartungsgemäß auf die aktuelle diskussion um die zukunft der Juristenausbildung am universitätsstandort Rostock ein . Strothotte sprach sich für eine stärkere Einbindung der Juristischen fakultät in interdisziplinäre forschungsschwerpunkte aus und unterstrich den hervorragenden Ruf der Rostocker umweltrechtslehre .
I. Themenblock Gebiets- und Artenschutz
1.Natura2000imBereichderAusschließlichenWirtschaftszone(AWZ)
zunächst zog Dr.ThomasBosecke (umweltbundesamt, dessau) eine Bilanz zur umsetzung des europäischen schutzgebietssystems Natura 2000 im Bereich der aWz der Bundesrepublik deutschland . Bosecke, dessen mehrfach ausgezeichnete dissertation zum vorsorgenden Küstenschutz und integrierten Küstenzonenmanagement (IKzM) an der
deutschen ostseeküste inzwischen als Band 6 der schriftenreihe NaturundRecht vorliegt, war als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesamt für Naturschutz (BfN) und an der universität Rostock über mehrere Jahre mit fragen des Managements von marinen Natura2000Gebieten in der aWz befasst . aus dieser Perspektive beschrieb er den bisweilen steinigen Weg zu der im Mai 2004 erfolgten Meldung von zehn in der bundesdeutschen aWz gelegenen Natura2000Gebieten an die Europäische Kommission in Brüssel . Während die gemeldeten ffHGebiete noch der aufnahme in die liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung bedürfen (vgl . § 38 abs . 1 satz 1 i . V . m . 33 abs . 2 BNatschG), sind die Vogelschutzgebiete im september 2005 als Naturschutzgebiete i . s . von § 23 BNatschG ausgewiesen worden (siehe zum aktuellen stand im Internet: http://www .habitatmarenatura2000 .de) .
Bosecke erinnerte lebhaft an den langwierigen diskussions und Gesetzgebungsprozess, der der schaffung einer Vorschrift zur umsetzung von ffH (92 /43 /EWG) und Vogelschutzrichtlinie (79 /409 /EWG) im Bereich der aWz und des festlandsockels vorangegangen war . der london High court habe bereits im Jahre 1999 ein Weg weisendes urteil zur Geltung der beiden Richtlinien in der 200seemeilenfischereizone des Vereinigten Königreichs gesprochen (Besprechung bei Czybulka, NuR 2001, 19 ff .), während hierzulande der Bundesgesetzgeber erst im Jahre 2002 mit § 38 BNatschG eine spezielle Ermächtigungsgrundlage für den Natura2000Gebietsschutz in der aWz und auf dem festlandsockel der Bundesrepublik deutschland bereitgestellt habe . da die Identifizierung und auswahl von Natura2000Gebieten durch das BfN gleichwohl intensiv vorangetrieben worden sei, sei die Bundesrepublik deutschland als erstes land der Europäischen union in der lage gewesen, seine Meldeverpflichtungen im Bereich der aWz und des festlandsockels zu erfüllen .
sodann unterzog Bosecke die schutzgebietsverordnungen der beiden als Vogelschutzgebiete gemeldeten und als Naturschutzgebiete festgesetzten Gebiete „Pommersche Bucht“ (BGBl . I 2005 s . 2778) und „Östliche deutsche Bucht“ (BGBl . I 2005 s . 2782) einer näheren Betrachtung: der jeweils weit formulierte Verbotstatbestand (§ 4 abs . 1 und 2 der Verordnungen) werde durch ausnahme und sonderregelungen erheblich eingeschränkt, die den seevölker und europarechtlichen Vorgaben sowie den aus § 38 abs . 1 BNatschG resultierenden Beschränkungen geschuldet seien . so habe sich der Verordnungsgeber nicht in Widerspruch zu der – von Bosecke und später auch von Czybulka (siehe noch unten I . 4 .) kritisierten – Rechtsauffassung der Europäischen Kommission setzen wollen, wonach alle direkt oder indirekt wirkenden Beschränkungen der berufsmäßigen seefischerei in der ausschließlichen Regelungskompetenz der Europäischen union im Rahmen ihrer Gemeinsamen fischereipolitik lägen (vgl . § 4 abs . 3 Nr . 1 alt . 5 der Verordnungen) .
ferner regte Bosecke aus europarechtlichen Gründen eine überprüfung der ausnahmeregelung zugunsten der wis
DOI: 10.1007/s10357-007-1213-2
Aktuelle Entwicklungen im Europäischen NaturschutzrechtSiebter Warnemünder Naturschutzrechtstag am 12. und 13. 10. 2006
Peter Kersandt
© Springer-Verlag 2007
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B E R Ic H t
ass . jur . Peter Kersandt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Rostock /Berlin
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senschaftlichen Meeresforschung (§ 4 abs . 3 Nr . 1 alt . 4 der Verordnungen) an . § 38 abs . 1 BNatschG lasse die Beschränkung von forschungshandlungen nach Maßgabe von art . 246 abs . 5 des seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen ausdrücklich zu . zudem erfasse der Verbotstatbestand des § 4 abs . 1 der Verordnungen alle dem Küstenstaat zustehenden Rechte in der aWz und auf dem festlandsockel, sofern diese tätigkeiten mit den dort umschriebenen negativen auswirkungen verbunden seien . dies betreffe neben der wissenschaftlichen Meeresforschung etwa die tätigkeit von sportanglern und denkbare künftige Nutzungen wie touristische anlagen auf dem Meer oder anlagen zur Wasserstoffaufbereitung durch den von Windenergieanlagen erzeugten strom . Bei den in § 4 abs . 2 der Verordnungen normierten Verboten der Verklappung von Baggergut sowie der Errichtung und des Betriebs mariner aquakulturen handele es sich um eine spezialregelung zu § 4 abs . 1 der Verordnungen, für die die ausnahmeregelung des § 4 abs . 3 der Verordnungen nicht gelte . deshalb seien etwa forschungsaquakulturanlagen im schutzgebiet stets unzulässig .
spätestens bei aufnahme der gemeldeten Gebiete in die liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung sei – so Bosecke– über eine ausweitung der zuständigkeiten des BfN nachzudenken, etwa durch Verleihung „echter“ Befugnisse bei dem (weiteren) aufbau und schutz des Netzes Natura 2000 im Bereich von aWz und festlandsockel .
2.DerderzeitigeStandvonNatura2000inRumänien
Während hierzulande weiter um eine europarechtskonforme umsetzung von ffH und Vogelschutzrichtlinie im marinen Bereich gerungen wird, befindet sich der EuBeitrittskandidat Rumänien in der (ersten) Phase der Bewertung und auswahl von Gebieten für das Natura2000Netzwerk . über den diesbezüglichen stand berichtete Professor Dr.LászloRákosy von der universität BabesBolyai Klausenburg (clujNapoca, Rumänien): Rumänien, das sich als einziges land Europas über 5 biogeographische Regionen erstrecke (alpin, kontinental, pontisch, pannonisch, steppisch), besitze eine hohe Vielfalt an arten und Ökosystemen, gestärkt durch zahlreiche endemische taxa . die lebensräume Rumäniens gehörten – vom standpunkt der Biodiversität aus betrachtet – zu den interessantesten und wertvollsten arealen Europas . Hier gebe es zahlreiche arten, die in Westeuropa kaum oder nicht mehr vorkämen .
Rákosy schätzte, dass vor 1995 etwa 3,4 % der Gesamtfläche Rumäniens unter Naturschutz gestellt gewesen waren . Im august 2006 habe es bereits 13 Nationalparke, 10 Naturparke und 900 Naturschutzgebiete gegeben . Ende 2007 würden etwa 8 % der landesfläche unter Naturschutz stehen, langfristig strebe man 14 bis 18 % an . das Natura2000Konzept werde in Rumänien durchaus als enorme chance begriffen, weil die einzigartige Natur des landes nach dem Niedergang von Industrie und landwirtschaft Gelegenheit zur Regeneration erhalte und zugleich erhebliche Entwicklungspotenziale in anderen Wirtschaftszweigen, vor allem im tourismus, freisetze .
lautRákosy sei das nationale Recht weitgehend an die Vorgaben von ffH und Vogelschutzrichtlinie angepasst worden . die Erarbeitung der Vorschlagsliste, die bis zum 31 . 12 . 2006 bei der Europäischen Kommission in Brüssel vorgelegt werden müsse, erfolge unter federführung des danube delta National Institute for Research and development in tulcea und habe ein weit fortgeschrittenes stadium erreicht . als besonders positive aspekte des Natura2000Prozesses hob Rákosy die professionelle ausbildung von akteuren auf verschiedenen Ebenen und den aufbau der nötigen Infrastruktur, etwa in form von national und lokal agierenden umwelt und Naturschutzinstituten, hervor . das Risiko, dass schützenswerte Gebiete aus Mangel an fachleuten nicht in die Vorschlagslisten aufgenommen
würden, bestehe gleichwohl . dennoch ging Rákosy davon aus, dass der zeitplan zum aufbau eines den europarechtlichen Vorgaben gerecht werdenden schutzgebietsnetzes in Rumänien eingehalten werden kann .
3.AuswirkungendesEuGH-Urteilsvom10.1.2006–Rs.C-98/03–aufdasdeutscheNaturschutzrecht
am 10 . 1 . 2006 hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) festgestellt, dass die Bundesrepublik deutschland gegen verschiedene Verpflichtungen aus habitat und artenschutzrechtlichen Bestimmungen der ffHRichtlinie verstoßen habe (NuR 2006, 166 ff .) . Rechtsanwalt apl . Professor Dr.Martin Gellermann (universität osnabrück) berichtete über die folgen dieses urteils für das deutsche Naturschutzrecht, insbesondere die artenschutzvorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes .
der EuGH hatte sich namentlich mit der legalausnahme des § 43 abs . 4 BNatschG beschäftigt, der bestimmte Handlungen von den artenschutzrechtlichen Bindungen des § 42 abs . 1 und 2 BNatschG (Beeinträchtigungs, Besitz und Vermarktungsverbote) freistellt, „soweit hierbei tiere, einschließlich ihrer Nist, Brut, Wohn oder zufluchtstätten, … nicht absichtlich beeinträchtigt werden“ . der feststellung des EuGH, dass diese Regelung mit den Vorgaben des art . 12 abs . 1 lit . d) ffHRichtlinie unvereinbar sei, schloss sich Gellermann an . zugleich widersprach er der vom EuGH ebenfalls geübten Kritik, dass das bundesdeutsche Recht keine umsetzung der abweichungsklausel des art . 16 ffHRichtlinie erkennen lasse . dennoch – so Gellermann – seien aus dem urteilsspruch auch insoweit die notwendigen Konsequenzen zu ziehen .
für die Verwaltungspraxis zeigte Gellermann folgende Konsequenzen auf: soweit § 43 abs . 4 BNatschG mit den Vorgaben des art . 12 abs . 1 lit . d) ffHRichtlinie in Konflikt gerate, dürfe die Vorschrift wegen des Vorrangs des Gemeinschaftsrechts nicht angewendet werden . dies betreffe jedoch allein sachlagen, in denen fortpflanzungs und Ruhestätten der in anhang IV der ffHRichtlinie aufgeführten tierarten betroffen seien (z . B . feldhamster, Kammmolch und Mopsfledermaus) . In den übrigen Konstellationen, in denen „nur“ Beeinträchtigungen von Niststätten europäischer Vogelarten oder zugriffshandlungen bzw . störungen von anhangIVarten oder europäischen Vogelarten in Rede stünden, dürfe § 43 abs . 4 BNatschG – entgegen der Rechtsauffassung des BVerwG (urteil vom 21 . 6 . 2006 – 9 a 28 /05, NVwz 2006, 1161 ff .) – auch weiterhin angewandt werden . allerdings habe auch in diesen fällen die legalausnahme des § 43 abs . 4 BNatschG wegen des europarechtskonform zu interpretierenden Begriffes „absichtlich“ ihre praktische Bedeutung weitgehend verloren . Im Ergebnis dürften artenschutzrechtlich relevante Maßnahmen einstweilen nur nach vorheriger Erteilung einer sich auf § 62 BNatschG gründenden Befreiung verwirklicht werden .
der Gesetzgeber habe – so Gellermann – grundsätzlich zwei Möglichkeiten, auf das urteil des EuGH zu reagieren: orientiert an einschlägigen landesrechtlichen Regelungen, könnten die Vorgaben des EGartenschutzrechts in das Prüfprogramm der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung integriert werden . dieser ansatz sei jedoch aus gemeinschaftsrechtlicher und verfassungsrechtlicher sicht bedenklich und deshalb nicht weiter zu verfolgen . die Bundesregierung präferiere derzeit änderungen im Bereich des besonderen artenschutzrechts und befinde sich damit grundsätzlich auf dem richtigen Weg . Gellermann selbst schlug folgendes Vorgehen vor:
• streichung des § 43 abs . 4 BNatschG;• anpassung der Verbote des § 42 abs . 1 BNatschG
an das europarechtliche Verbotsniveau ohne die von der Bundesregierung vorgesehenen Relativierungen (cEfMaßnahmen);
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• schaffung einer den anforderungen des art . 16 ffHRichtlinie und des art . 9 Vogelschutzrichtlinie genügenden ausnahmeregelung, die den Weg über die artenschutzrechtliche Befreiung erübrige;
• Klarstellung des Verhältnisses der §§ 18 ff ., 30 BNatschG auf der einen und der § 42 ff . BNatschG auf der anderen seite .
4.DieFischereikompetenzenderEGundihrVerhältniszummarinenArten-undGebietsschutzdurchdieMitgliedstaaten
aus naturschutzfachlicher sicht stellt die fischerei eines der größten Probleme für die marinen lebensräume dar . Gleichwohl enthalten die schutzgebietsverordnungen für die in der deutschen aWz gelegenen Naturschutzgebiete „Pommersche Bucht“ und „Östliche deutsche Bucht“ keinerlei Beschränkungen der berufsmäßigen seefischerei; diese wird von den dort normierten zerstörungs, Beschädigungs, Veränderungs und störungsverboten sogar ausdrücklich ausgenommen (§ 4 abs . 3 Nr . 1 alt . 5 der Verordnungen; siehe bereits oben I . 1 .) . für die noch unter schutz zu stellenden ffHGebiete in der aWz sind vergleichbare Privilegierungen zugunsten der fischerei zu erwarten . der Verordnungsgeber folgt hier offenbar der Rechtsansicht der Europäischen Kommission, wonach die Gemeinschaft und nicht die Mitgliedstaaten für die Regulierung von fischereitätigkeiten auch in marinen Natura2000Gebieten zuständig sei . ProfessorDr.DetlefCzybulka (universität Rostock) machte eingangs seines Referats zu den fischereikompetenzen der Europäischen Gemeinschaft sogleich deutlich, dass der „alleinvertretungsanspruch“ der Kommission jedenfalls so nicht zu rechtfertigen sei und verdeutlichte dies zunächst anhand eines treffenden Vergleichs mit dem terrestrischen Raum: dort vertrete zu Recht niemand die auffassung, dass für die Regulierung von landwirtschaftlichen tätigkeiten in Natura2000Gebieten die Gemeinschaft und nicht die Mitgliedstaaten zuständig sei .
Erster anknüpfungspunkt von Czybulkas überlegungen war das Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung (vgl . etwa art . 5 uabs . 1 EGVertrag), wonach die Gemeinschaft nur über die zuständigkeiten verfügen könne, die ihr von den Mitgliedstaaten vertraglich übertragen worden seien . Bevor man Kompetenzen interpretiere oder sogar als „ausschließliche“ reklamiere, müssten diese begründet werden . allerdings sei der EGVertrag für die Kompetenzbegründung wenig ergiebig, da die fischerei dort nicht als eigenständiger Politikbereich ausgewiesen werde . der Weg für die Kompetenz zur Erhaltung der Meeresschätze führe jedenfalls nicht über art . 37 abs . 2 EGVertrag; die fischereipolitik sei kein integrativer teil der agrarpolitik, sondern eine ansatzweise eigenständige sachpolitik . dieser „sachbereich“ der fischerei müsse aus verschiedenen anknüpfungspunkten im Primärrecht und in Beitrittsakten entwickelt werden, namentlich aus der zuständigkeit der Gemeinschaft im Bereich der Rechtsetzung für die Marktordnung, die Verarbeitung und den Handel mit Erzeugnissen der fischerei (art . 32 abs . 1, abs . 3 i . V . m . anhang I, Kapitel 3 und 16 EGVertrag) . für den Bereich der fischereiErhaltungsmaßnahmen und möglicherweise auch der Regulierung des fischereiaufwands in der aWz sei nur eine (ursprünglich) völkerrechtliche Kompetenzbegründung möglich, die sich zunächst gewohnheitsrechtlich entwickelt, in den Beitrittsakten teilweise verfestigt habe und nun unmittelbar – vor allem – aus art . 61 und 62 des seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen abgeleitet werden könne, das alle Mitgliedstaaten und die Gemeinschaft ratifiziert hätten . diese Kompetenzbegründung durch „parallele“ Vertragsakte sei aber nur in dem Maße tragfähig, wie sie durch das seerechtsübereinkommen gedeckt sei . Hier von einer „ausschließlichen“ Kompetenz der Gemeinschaft für den Gesamtbereich der fischerei zu sprechen, sei jedenfalls verfehlt, wie auch die Regelungskompetenzen der Mitglied
staaten innerhalb der 12seemeilenzone belegten . soweit die außenkompetenz der Gemeinschaft zum abschluss völkerrechtlicher Verträge betroffen sei, folge diese den dafür vorgesehenen Regelungen des EGVertrags (art . 300 und 308) und könne nicht über das durch das Völkerrecht Vermittelte hinausgehen . Eine „seeterritoriale landnahme“ durch die Gemeinschaft sei auszuschließen .
die (nach allgemeiner auffassung) konkurrierende Rechtsetzungskompetenz der Gemeinschaft im Bereich des umwelt und Naturschutzrechts erfordere – so Czybul-ka – eine trennscharfe horizontale abgrenzung zur Regulierung der fischereitätigkeiten und eine „vertikale“ zu den zuständigkeiten der Mitgliedstaaten: Im Bereich des Meeresnaturschutzes habe die Gemeinschaft aktuell nur dort Kompetenzen, wo die Erhaltung von lebenden aquatischen Ressourcen und des marinen Ökosystems nachweislich infolge von fischereitätigkeiten gefährdet seien . diese Kompetenz stütze sich auf die „völkerrechtliche“ Gründung i . V . m . art . 6 EGVertrag . die Mitgliedstaaten blieben berechtigt und unter umständen nach dem sekundärrecht verpflichtet, artenschutzmaßnahmen zu ergreifen und in den marinen schutzgebieten des Netzes Natura 2000 aus spezifischen Naturschutzgründen menschliche aktivitäten parallel oder überlappend, ggf . auch weitergehend zu untersagen oder einzuschränken . für die Rechtmäßigkeit komme es grundsätzlich nicht darauf an, ob diese Maßnahmen (indirekte) auswirkungen auf die fischerei hätten . Eine Regulierung der seefischerei durch die Mitgliedstaaten in Bezug auf bewirtschaftete Bestände sei freilich nicht zulässig .
II. Verleihung der Ehrendoktorwürde an Ministerialdirigent a. D. Claus Carlsen
der zweite tagungstag begann mit einer akademischen festveranstaltung zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an den langjährigen schriftleiter der Natur und Recht Ministerialdirigent a . d . ClausCarlsen (siehe gesonderter Bericht auf seite 77 in diesem Heft) .
III. Themenblock Umwelthaftung und Rechtsschutz
1.UmwelthaftungsrichtlinieundLandwirtschaft
Mit der so genannten umwelthaftungsrichtlinie (Richtlinie 2004 /35 /EG, kurz: uHRl) und deren auswirkungen auf die landwirtschaft befasste sich JochenSchumacher (Institut für Naturschutz und Naturschutzrecht tübingen) . die Richtlinie ist bis zum 30 . 4 . 2007 in deutsches Recht umzusetzen (art . 19 abs . 1 uHRl) .
Schumacher umriss zunächst den Begriff des umweltschadens: die umwelthaftungsrichtlinie fasse darunter die schädigung geschützter arten und natürlicher lebensräume i . s . von ffH und Vogelschutzrichtlinie (art . 2 Nr . 1 lit . a), Nr . 3 lit . a) und b) uHRl), die schädigung der Gewässer (art . 2 Nr . 1 lit . b) uHRl) und des Bodens (art . 2 Nr . 1 lit . c) uHRl) sowie die schädigung von arten und lebensräumen, die nach nationalem Recht dem Haftungsregime unterstellt würden (vgl . art . 2 Nr . 3 lit . c) uHRl) . die umwelthaftungsrichtlinie gelte für umweltschäden aus beruflichen tätigkeiten, die eine Gefahr für die menschliche Gesundheit oder die umwelt darstellten (art . 3 abs . 1 lit . a) i . V . m . mit anhang III der uHRl) sowie für schäden an geschützten arten und natürlichen lebensräumen bei sämtlichen beruflichen tätigkeiten, sofern der Betreiber vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt habe (art . 3 abs . 1 lit . b) uHRl) .
anschließend ging Schumacher auf die umwelthaftung speziell im Bereich der landwirtschaft ein . der landwirt hafte für umweltschäden, die durch die ausübung einer in anhang III der uHRl aufgeführten beruflichen tätigkeit verursacht würden, und für jede unmittelbare Gefahr, die aufgrund dieser tätigkeiten eintrete . als Beispiel
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nannte Schumacher die ausbringung von genetisch verändertem saatgut in die umwelt, die mit einer erheblichen nachteiligen auswirkung auf den Erhaltungszustand einer geschützten schmetterlingsart verbunden ist . der landwirt hafte auch für umweltschäden an geschützten arten und natürlichen lebensräumen, die im Rahmen seiner „normalen“ Berufsausübung entstünden, allerdings nur, wenn der landwirt vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt habe . als Beispiel für diese Verschuldenshaftung nannte Schumacher den fall eines landwirts, der eine feuchtwiese mäht, obwohl er weiß, dass dort Kiebitze brüten .
drohe die unmittelbare Gefahr eines umweltschadens, müsse der Betreiber unverzüglich die erforderlichen Vermeidungsmaßnahmen ergreifen und die Behörde könne entsprechende Maßnahmen ergreifen (vgl . art . 5 uHRl) . sei ein umweltschaden eingetreten, träfen den Betreiber die in art . 6 f . uHRl näher ausgestalteten sanierungspflichten .
2.FachlicheAnforderungenandieErfassungundBewertungvonUmweltschäden
die umwelthaftungsrichtlinie definiert den Begriff „schaden“ bzw . „schädigung“ als „direkt oder indirekt eintretende feststellbare nachteilige Veränderung einer natürlichen Ressource oder Beeinträchtigung der funktion einer natürlichen Ressource“ (art . 2 Nr . 2 uHRl) . der Begriff „natürliche Ressource“ umfasst nach art . 2 Nr . 12 uHRl geschützte arten und natürliche lebensräume i . s . von art . 2 Nr . 3 uHRl, Gewässer i . s . der Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000 /60 /EG, vgl . art . 2 Nr . 5 uHRl) und den Boden .
an diese Begriffsbestimmungen anknüpfend, beschrieb Anke Schumacher (Institut für Naturschutz und Naturschutzrecht tübingen) die fachlichen anforderungen an die Erfassung und Bewertung von umweltschäden: die schadensbestimmung erfolge im Wesentlichen durch einen VorherNachherVergleich im Hinblick auf den günstigen Erhaltungszustand der geschützten arten und natürlichen lebensräume . die Bewertung, ob eine erhebliche nachteilige Veränderung in Bezug auf den günstigen Erhaltungszustand gegeben sei, entscheide über das Vorliegen eines „schadens“ bzw . einer „schädigung“ i . s . der umwelthaftungsrichtlinie . Nicht jede Verschlechterung könne als erhebliche nachteilige Veränderung i . s . der umwelthaftungsrichtlinie angesehen werden; „Pauschalantworten“ seien hier problematisch .
die schädigung eines Gewässers liege regelmäßig dann vor, wenn sich der Gewässerzustand so verschlechtere oder voraussichtlich verschlechtern werde, dass die Einstufung in eine niedrigere Kategorie der Wasserrahmenrichtlinie notwendig werde . Bei vorbelasteten Gewässern könne ein umweltschaden auch gegeben sein, wenn damit keine änderung der Kategorie verbunden sei . Beim schutzgut Boden knüpfe die umwelthaftungsrichtlinie das Vorliegen einer schädigung an die Verursachung eines erheblichen Gesundheitsrisikos (vgl . art . 2 Nr . 1 lit . c) uHRl) und bleibe insoweit hinter dem Bundesbodenschutzgesetz zurück .
ferner äußerte sich Schumacher zu den anforderungen an die sanierung von umweltschäden: Hierbei habe die primäre sanierung Vorrang, die ermöglichen solle, die geschädigten natürlichen Ressourcen und /oder deren funktionen ganz oder annähernd in den ausgangszustand zurückzuversetzen (anhang II Nr . 1 .1 .1 der uHRl) . Ggf . seien ergänzende sanierungsmaßnahmen und ausgleichsanierungsmaßnahmen durchzuführen (näher anhang II Nr . 1 .1 .2 und 1 .1 .3 der uHRl) .
3.PerspektivenderVerbandsklageimvölker-undeuroparechtlichenKontext
schließlich berichtete Peter Fischer-Hüftle (Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Regensburg) über den aktuellen stand der umsetzung des übereinkommens vom
25 . 6 . 1998 über den zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den zugang zu Gerichten in umweltangelegenheiten (aarhusübereinkommen) sowie der zur anpassung des Gemeinschaftsrechts an dieses übereinkommen erlassenen Richtlinien 2003 /4 /EG (umweltinformationsrichtlinie) und 2003 /35 /EG (Öffentlichkeitsbeteiligungsrichtlinie) . der Beitrag entstand in Kooperation mit der zur tagung verhinderten Dr.LianeRadespiel (Magdeburg) .
Fischer-Hüftle stellte zunächst die Hauptregelungsbereiche des aarhusübereinkommens vor und widmete sich dann eingehend dessen art . 9, der Vorschriften über den Gerichtszugang enthält . art . 9 abs . 2 des aarhusübereinkommens verpflichtet die Vertragparteien zur Einrichtung eines gerichtlichen (und ggf . verwaltungsbehördlichen) Verfahrens zur überprüfung der materiellrechtlichen und verfahrensrechtlichen Rechtmäßigkeit bestimmter (vgl . insbesondere art . 6 des aarhusübereinkommens) umweltbezogener behördlicher Entscheidungen, Handlungen oder unterlassungen . zur Erfüllung dieser Verpflichtung erweiterte die Gemeinschaft durch die – von den Mitgliedstaaten bis zum 25 . 6 . 2005 (!) umzusetzende – Öffentlichbeteiligungsrichtlinie die uVPRichtlinie (Richtlinie 85 /337 /EWG) und die IVuRichtlinie (Richtlinie 96 /61 /EG) um Vorschriften, die im jeweiligen anwendungsbereich der Richtlinien einen den Vorgaben des aarhusübereinkommens entsprechenden Gerichtszugang eröffnen . Wegen nicht vollständiger umsetzung der Öffentlichkeitsbeteiligungsrichtlinie hat die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik deutschland eingeleitet und den Europäischen Gerichtshof angerufen .
Mit dem nunmehr im Gesetzgebungsverfahren befindlichen Entwurf eines umweltRechtsbehelfsgesetzes (uRG) glaubt die Bundesregierung, die Öffentlichkeitsbeteiligungsrichtlinie europarechtskonform umzusetzen und zugleich den Vorgaben von art . 9 abs . 2 des aarhusübereinkommens gerecht zu werden . Fischer-Hüftle bezweifelte dies . Er kritisierte insbesondere die formulierung in § 2 abs . 1 uRGE, wonach eine gemäß § 3 uRGE anerkannte Vereinigung, auch ohne eine Verletzung in eigenen Rechten geltend machen zu müssen, Rechtsbehelfe nach Maßgabe der VwGo gegen eine Entscheidung nach § 1 abs . 1 satz 1 uRGE oder deren unterlassung einlegen kann, wenn sie (u . a .) geltend macht, dass die Entscheidung oder unterlassung Rechtsvorschriften, die dem umweltschutz dienen, Rechte Einzelner begründen und für die Entscheidung von Bedeutung sein können, widerspricht . das Kriterium „Rechte Einzelner begründen“ erscheine widersinnig und schränke den Gerichtszugang in völker und europarechtswidriger Weise ein, weil hierdurch weite umweltrechtliche Regelungsbereiche, etwa das Naturschutzrecht, nicht rügefähig seien .
ferner ging Fischer-Hüftle auf art . 9 abs . 3 des aarhusübereinkommens und den hierzu vorliegenden Entwurf einer Richtlinie über den zugang zu Gerichten in umweltangelegenheiten (KoM[2003] 624 endg .) ein . art . 5 der vorgeschlagenen Richtlinie sehe eine allgemeine Klagebefugnis anerkannter umwelt und Naturschutzverbände vor, soweit Verwaltungsakte oder deren unterlassung gegen umwelt und Naturschutzrecht verstießen .
zum abschluss seines Vortrags wagte Fischer-Hüftle die Prognose, dass die umwelt und Naturschutzverbände künftig umfangreiche Klagebefugnisse erhielten, was letztlich auf eine zweispurigkeit der Klagerechte hinauslaufe . Weitere auswirkungen auf das deutsche Verwaltungs(prozess)recht, etwa im anwendungsbereich des § 46 VwVfG, seien zu erwarten .
IV. Fazit und Ausblick
der siebte Warnemünder Naturschutzrechtstag hat gezeigt, dass das europäische Naturschutzrecht noch immer
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eine hohe dynamik aufweist und dass es der Europäischen Kommission mit der Verpflichtung der Mitgliedstaaten zur effektiven umsetzung naturschutzrechtlicher Vorschriften weiterhin ernst ist . Vor dem Hintergrund des ungebrochen dramatischen Verlustes an Biodiversität bleiben die europäischen anstrengungen in der umwelt und Naturschutzpolitik, insbesondere in den Bereichen des ökologischen Gebiets und artenschutzes, der Haftung für umweltschäden, der Öffentlichkeitsbeteiligung und der Verbandsklage, außerordentlich wichtig . Es ist zu hoffen, dass auch in Bezug auf die fischerei rasch lösungen gefunden werden, um die gegenwärtigen ansätze eines wirksamen schutzes mariner arten und ihrer natürlichen lebensräume im Rahmen des Natura2000Konzepts nicht fundamental zu gefährden .
die Warnemünder Naturschutzrechtstage werden diese und andere aktuelle Entwicklungen im internationalen Recht der Biodiversität, im europäischen und im deutschen Naturschutzrecht auch künftig kritisch begleiten und die jeweiligen fortschritte und defizite klar benennen .
alle Referate des siebten Warnemünder Naturschutzrechtstages erscheinen – als tagungsband gebündelt – unter der Herausgeberschaft von Professor Dr.DetlefCzybulka in der schriftenreihe „Beiträge zum landwirtschaftsrecht und zur Biodiversität“ . der ursprünglich geplante Beitrag von Katrin Stredak (universität Rostock) zu den rechtlichen Problemen der marinen sand und Kiesgewinnung in Nord und ostsee soll – deutlich erweitert – als sonderband veröffentlicht werden .
Ennöckl,Daniel;Raschauer,Nicolas: UVPG – Umweltverträglich-keitsprüfungsgesetz, Kommentar. springer Verlag Wien, 2 . neu bearbeitete auflage, 2006, 530 seiten, € 128,00, IsBN 9783211313992das Werk basiert auf der von Bernhard Raschauer bearbeiteten ersten auflage des Kommentars zum (österreichischen) umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz . der Kommentar richtet sich an Wissenschaft und Praxis und will dem adressatenkreis einen zugang zur systematik des uVPG2000 und dessen wesentlichen Problemfeldern ermöglichen .Erläutert wird das uVPVerfahren unter Berücksichtigung der einschlägigen literatur und höchstgerichtlichen Rechtsprechung sowie der leitentscheidungen des unabhängigen umweltsenats . Eingang finden auch die mit dem uVPG zusammenhängende Normen des (österreichischen) Bundes und landesrechts sowie die einschlägigen Vorschriften des Gemeinschaftsrechts und des Völkerrechts . daher eignet sich das Werk auch hervorragend für die praktische und wissenschaftliche Beschäftigung mit der umweltverträglichkeitsprüfung .
Röscheisen,Helmut: Der Deutsche Naturschutzring – Geschichte, Interessenvielfalt, Organisationsstruktur und Perspektiven. oekom verlag München, 2006, 317 seiten, 34 .80 Euro, IsBN 9783865810274, die dissertation von Röscheisen befasst sich mit dem deutschen Naturschutzring (dNR) . der dNR ist der dachverband der deutschen umwelt und Naturschutzverbände und der autor dessen Generalsekretär . In dem Werk wird die Entwicklung dieses Verbandes nachgezeichnet . der autor untersucht, mit welchen Konsequenzen der dNR seit seiner Gründung im Jahr 1950 die unterschiedlichkeit und Interessenvielfalt seiner Mitglieder (ca . 100 Mitgliedsverbände) berücksichtigte . Vor allem in der anfangsphase forderte ein ausgeprägter Binnenpluralismus seinen Preis: Mitglieder, die in erster linie andere Interessen als den Naturschutz verfolgten, dominierten die Position des dNR – etwa zur agrar, Jagd oder atompolitik . In den 80er Jahren nahm der dNR eine klare Neupositionierung im sinne des Naturschutzes vor und mischt sich seitdem bis heute mit klaren aussagen in die politische auseinandersetzung ein . das Werk spiegelt daher auch einen teil der neueren umwelt(rechts)geschichte wider .
Wyer Hans: Die Nutzung der Wasserkraft im Alpenraum – Rechtliche Grundlagen und Perspektiven. Verlag: schulthess, zürich; Manz, Wien; dr . otto schmidt, Köln, 2002, cHf 98 .00, IsBN /IssN 9783725544103die Nutzung der Wasserkraft steht mit der Öffnung der strommärkte an einem Wendepunkt . In den Nachbarländern der schweiz, in deutschland, frankreich, Italien und Österreich, ist sie bereits ganz oder zumindest in den ersten stufen vollzogen . drei grundlegende fragen stellen sich in der schweiz für die Wasserkraftnutzung: Gefährdet das Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) die Nutzung der Wasserkraft generell und die Versorgungssicherheit der Bevölkerung (service public) im Besonderen? Hat unter diesen umständen eine
Nutzung der Wasserkraft, die nachhaltig und damit umweltverträglich gestaltet sein muss, eine zukunft? Wird durch die Marktöffnung die Nutzung der Wasserkraft im alpenraum derart erschwert, dass sie den lebensnerv der Besiedlung des alpenraums in frage stellt? diese und weitere fragen behandelt der autor in den Kapiteln: überblick über die wasserwirtschaftlichen Grundlagen der alpenländer und die Entwicklung des Wasserkraftrechts im 20 . Jahrhundert; Rechtsstellung des Nutzungsberechtigten und Rechtsfolgen am Ende der Nutzungsdauer im Wasserkraftrecht von Bund und Kantonen der schweizerischen Eidgenossenschaft; Rechtsstellung des Nutzungsberechtigten und Rechtsfolgen am Ende der Nutzungsdauer im Wasserkraftrecht der alpenländer deutschland, frankreich, Italien und Österreich /Rechtsvergleichung; auswirkungen des supranationalen Rechts der Europäischen Gemeinschaft sowie völkerrechtlicher Verträge auf das Wasserkraftrecht; Perspektiven von Wasserkraftnutzung und Wasserkraftrecht im 21 . Jahrhundert .leider fehlen ausführungen zu der – von der schweiz bislang noch nicht ratifizierten – alpenkonvention . dort beschäftigt sich vor allem das Energieprotokoll mit fragen der Energiegewinnung durch Wasserkraft .
Steier,Jens: Bodenschutzrelevante Risiken im System der Um-weltversicherungen. schriften zum umweltrecht – Band suR 143, Verlag duncker und Humblot, Berlin, 2005, 333 seiten, € 86,00, IsBN 9783428118885die sanierung von Bodenverunreinigungen kann die Betroffenen vor erhebliche finanzielle schwierigkeiten stellen und unter umständen deren wirtschaftliche Existenz bedrohen . Potenzielle sanierungsverantwortliche haben insofern ein nachvollziehbares Bedürfnis, sich gegen eine bodenschutzrechtliche Inanspruchnahme abzusichern .ausgehend von der generellen frage einer Versicherbarkeit von umweltrisiken, untersucht der autor die Möglichkeiten, bodenbezogene sanierungsrisiken durch Versicherungskonzepte finanziell zu kompensieren . In diesem zusammenhang werden die bodenrelevanten Regelungen einzelner Haftpflicht und sachversicherungen sowie die derzeit am Markt verfügbaren Instrumente zur altlastensanierung dargestellt und analysiert . Einen schwerpunkt bildet dabei die Kongruenz zwischen der bodenschutzrechtlichen „Haftung“ des sanierungsverantwortlichen und dem deckungsumfang der einzelnen Versicherungskonzepte . Im Ergebnis stellt sich vor allem der Versicherungsschutz für Verunreinigungen als besonders lückenhaft dar . darüber hinaus fehlt es an einer grundsätzlichen Harmonie zwischen der drittschadensrelevanten umwelthaftpflichtversicherung einerseits sowie den bestehenden Bodenkaskokonzepten und den anderen bodenbezogenen sachversicherungslösungen andererseits . angesichts der mitunter deutlichen abweichungen zwischen „Haftung“ und deckung wird speziell für unternehmen mit bodensensiblem tätigkeitsspektrum eine gewissenhafte auseinandersetzung mit einem bodenorientierten Risikomanagement von besonderem Interesse sein . dies gilt nicht zuletzt vor dem Hintergrund der im Bereich der bodenschutzrechtlichen Vorsorge eingetretenen Haftungsverschärfung und dem möglichen Einfluss eines hohen betrieblichen Bodenschutzniveaus auf eine akzeptable versicherungsseitige Prämiengestaltung .
Kurzvorstellungen160 Natur und Recht (2007) 29:
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