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Aktuelles aus den landwirtschaftlichen Landesanstalten Forschen und Gestalten Ausgabe 5 | Januar 2013

Aktuelles aus den landwirtschaftlichen Landesanstalten · Forschen und Gestalten Ausgabe 5 | Januar 2013. 2 Bericht der landwirtschaftlichen Landesanstalten im Geschäftsbereich des

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Aktuelles aus den landwirtschaftlichen Landesanstalten Forschen und Gestalten

Ausgabe 5 | Januar 2013

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Bericht der landwirtschaftlichen Landesanstalten im Geschäftsbereich des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz

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Sehr geehrte Leserinnen,sehr geehrte Leser,

die Energiewende ist die zentrale energie-, wirtschafts-, umwelt- und gesellschaftspolitische Herausforderung der nächsten Jahrzehnte. Sie schafft Arbeitsplätze, stärkt die regionale Entwicklung und macht uns unab-hängig von den steigenden Preisen der fossilen Ener-gieträger.

Im Bereich der Energie- und Klimapolitik hat sich Baden-Württemberg ambitionierte Ziele gesetzt und ist bereit, bei der Energiewende voranzugehen. Die Nutzung der Atomkraft wird endgültig beendet. Gleichzeitig wird durch eine höhere Energieeffizienz sowie durch den Ausbau regenerativer Energien die Versorgungssicherheit beibehalten. Mit der Novelle des Landesplanungsgesetzes, dem Windenergieerlass und dem Entwurf eines neuen Klimaschutzgesetzes haben wir bereits zentrale Projekte auf den Weg gebracht.

Die Land- und Forstwirtschaft spielen bei der Ener-giewende eine große Rolle. Land- und forstwirtschaft-liche Betriebe leisten bereits heute einen wichtigen Beitrag zur Energiegewinnung. Rund 9,4 Prozent der Ackerflächen im Land wurden im Jahr 2011 zur Erzeugung von Biogas genutzt. Eine weitere Steige-rung erscheint aus Gründen der Konkurrenz zur Nah-rungsmittelproduktion und zur Biodiversität nur noch in geringem Umfang möglich.

Die Landwirtschaft als Energiewirtschaft – dieser Trend wird anhalten. Beide Säulen, die Energiegewin-nung und die Energieeffizienzsteigerung, sind mittler-weile für die landwirtschaftlichen Betriebe von großer Bedeutung.

Unsere landwirtschaftlichen Landesanstalten sind hier wichtige Ideen- und Impulsgeber. Das AGROjournal präsentiert deshalb auch in seiner 5. Ausgabe eine Auswahl der Forschungsergebnisse und Aktivitäten unserer acht Landesanstalten, vor allem zum Thema

Energiewende: Topinambur, Miscanthus und Wild-pflanzen als Alternativen zu Silomais, Forschungen zur Wirtschaftlichkeit der Biogaserzeugung, Nutzung der Geothermie im Gartenbau, Energiesparen durch Dachbegrünung, Senkung des Energieverbrauchs im Stall - das sind nur einige Themen des neuen Heftes. Daneben finden sich noch weitere interessante Bei-träge zu anderen Themen: Molke - Vom Abfallpro-dukt zum Lebensmittel, Aktion Lebendiger Weinberg, neue Erkenntnisse zur tiergerechten Pferdehaltung, Forschungen zu eiweißreichem Grünland und vieles mehr.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und viele gute Anregungen.

Alexander BondeMinister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

Die Energiewende findet auf dem Land statt

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort Agrarminister Alexander Bonde .............. 3

Inhaltsverzeichnis ........................................................ 4

Schwerpunktthema „Im Zeichen der Energiewende“

Chinaschilf – eine vielversprechende Energiepflanze LTZ Augustenberg ............................................................ 6

Topinambur – eine vergessene Kulturpflanze kehrt zurück LTZ Augustenberg ............................................................ 7

Vielfalt auf dem Acker – Mit Energiepflanzen Biodiversität steigern LTZ Augustenberg ....................................................8

Geothermie beheizt neues GewächshausLVG Heidelberg .......................................................9

Energiesparen im GewächshausLVG Heidelberg ..................................................... 10

Energiesparen – Dachbegrünung lohnt sichLVG Heidelberg .............................................................. 11

Energiegewinnung am Bildungs- und Wissenszentrum BoxbergLSZ Boxberg ......................................................... 12

Energieverbrauch in Schweineställen senkenLSZ Boxberg ......................................................... 13

Biogas – Aktuelle Entwicklungen in Baden-WürttembergLSZ Boxberg, LAZBW ......................................... 14

Obstbau – Resistenzzüchtung minimiert Energieeinsatz LVWO Weinsberg ................................................... 15

Holzschnitzelanlage – Marbach geht neue Wege bei der Energieversorgung HuL Marbach ....................................................... 16

Welche Energiepflanzen sind wirtschaftlich?LEL Schwäbiscb Gmünd ........................................ 17

Welche Biogasanlagen sind wirtschaftlich? LEL Schwäbisch Gmünd, LSZ, LAZBW .................. 18

Das neue EEG verändert die Biogaserzeugung LEL Schwäbisch Gmünd, LSZ, LAZBW .................. 19

Energieberatung in der Landwirtschaft – Erste Ergebnisse ermutigen LEL Schwäbisch Gmünd ........................................ 20

Landwirte als Energiewirte – Zahlen, Fakten, Daten LEL Schwäbisch Gmünd ......................................... 21

Interview mit Minister Alexander Bonde ....... 22

Biogas aus Gras – Nutzung von Grünlandaufwuchs für die BiogaserzeugungLAZBW .............................................................. 26

Neues Erziehungssystem im Weinbau WBI Freiburg ...................................................... 27

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Lebendiger Weinberg LVWO Weinsberg ................................................... 28

„Hochspannung“ im WeinkellerWBI Freiburg .......................................................29

Weißklee, Rotklee und Luzerne – Eiweißreiches Grünland im FokusHUL Marbach ...................................................... 30

Ruhe im PferdestallHUL Marbach ............................................................... 31

Geschützte Wiesen – schadet die Gülle-Düngung? LAZBW .............................................................. 32

Molke – Vom Abfallprodukt zum hochwertigen LebensmittelLAZBW ..............................................................33

Kurzmeldungen aus den Landesanstalten ................................................ 34

Ausbildung und Praktika in den Landesanstalten ................................................ 40

Nachruf ........................................................ 41

Alle Adressen im ÜberblickAnschriften der Landesanstalten ................................ 42

Impressum .................................................................. 43

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Chinaschilf – eine vielversprechende Energiepflanze

Miscanthus – die schöne Pflanze mit dem lateinischen Namen Miscanthus gigante-

us – ist ein schilfartiges Gewächs, das auf geeigneten Standorten außeror-dentlich hohe Biomasseerträge erzielen kann. Das Erntegut kann sowohl in speziellen Anlagen zur Wärmegewin-nung als auch industriell genutzt wer-den. Anbau und Verwendung nehmen seit einigen Jahren in Baden-Württem-berg zu, bisher wird es jedoch noch fast ausschließlich zu Heizzwecken genutzt.

Import aus SüdostasienMiscanthus wurde Anfang der 1920er Jahre als Zierpflanze aus dem südosta-siatischen Raum nach Europa einge-führt. Die wärmeliebende, mehrjährige Pflanze ist auch unter dem Namen

„Chinaschilf“ oder „Japanisches Seidengras“ bekannt, sie wird aber fälschlicherweise häufig als „Elefanten-gras“ bezeichnet.

Anspruchslos und gut für den Boden Im Vergleich zu vielen anderen Kul-turen, die zur Bioenergieerzeugung genutzt werden, ist beim Anbau von Miscanthus nur ein geringer Energie-, Dünger- und Pflanzenschutzmittelein-satz erforderlich. Miscanthus vermehrt den Humus im Boden und steigert damit die Bodenfruchtbarkeit. Ein-mal gepflanzt kann Miscanthus bis zu 20 Jahren genutzt werden. Die Ernte erfolgt im ausgehenden Winter, wenn das trockene und damit lagerfähige Material in Form von Häcksel- oder Langgut maschinell geerntet wird.

Geeignet als Festbrennstoff und als DämmstoffEnergetisch genutzt wird Miscanthus primär als Festbrennstoff, z.B. als Häckselgut, Briketts oder als Pellets in modernen Biomassefeuerungen. Alternativ ist aber auch eine industriel-le Verwendung möglich, z.B. als Bau- und Dämmstoff. 2,5 kg Miscanthus-Trockenmasse entsprechen etwa einem Liter Heizöl. Das bedeutet: Mit der Ernte von einem Hektar Miscanthus können ca. 8.000 Liter Heizöl substitu-iert werden. Das entspricht dem Wärmebedarf von zwei bis drei Einfa-milienhäusern.

Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)

Chinaschilf (genannt Miscanthus)

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Die Erzeugung von Bioenergie richtet das Interesse auf die Nutzung von Kulturpflan-

zen, die lange Zeit ein Schattendasein führten. Eine davon ist Topinambur. Französische Seefahrer hatten die knollenbildende Sonnenblumenart zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus Nord-amerika nach Europa eingeführt. Dort kultivierte man sie zunächst als Vieh-futter, später wurde die Wurzelknol-le dieser Kulturpflanze auch für die Ernährung genutzt. In Baden-Württ-emberg hat sich diese Kulturpflanze ebenfalls etabliert, bisher jedoch nur als Rohstoff zur Verarbeitung in Klein- und Obstbrennereien. Topinambur oder „Rossler“ nennt man auch den Branntwein, der aus den kohlenhydra-treichen Wurzelknollen dieser Pflanze hergestellt wird.

Neue Nutzung der „Kleinen Sonnenblume“Topinambur ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütler und zählt zur selben Gattung wie die Sonnenblu-me. Sie wird deshalb gerne als Kleine Sonnenblume bezeichnet, in Südbaden ist sie auch unter dem Namen Ross-Erdäpfel bekannt, weil sie früher an Pferde verfüttert wurde. Topinambur ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die bis zu drei Meter hoch wächst. Sie

ist ein recht anspruchsloses Gewächs und hat zudem eine Eigenschaft, die in Zeiten sinkender Agrobiodiversität au-ßerordentlich erwünscht ist: Topinam-bur verschönert mit seinen reich blü-henden Beständen das Landschaftsbild und leistet überdies einen guten Bei-trag zur Biodiversität auf dem Acker.

Kohlenhydrat Inulin liefert EnergieWichtigster Inhaltsstoff der Pflanze ist das energiereiche Kohlenhydrat

namens Inulin. Dieses Kohlenhydrat wird zwar vorwiegend in der Knolle gespeichert, ist jedoch – mit bis zu 30% der Trockenmasse – auch in den Stängeln gut vertreten. Diese Eigen-schaft ermöglicht eine Doppelnutzung dieser Kulturpflanze. Das bedeutet: Für die Biogasgewinnung ist die ganze Pflanze interessant, nicht nur die Knollen.

Die ganze Pflanze ist von NutzenTopinamburknollen eignen sich auf-grund des hohen Zuckergehaltes her-vorragend zur Alkoholgewinnung. Manche Sorten ergeben bis zu 5600 Liter /ha, was ca. 3300 Liter/ha Heizöl entspricht. Das Topinambur-kraut wiederum ist als unmittelbarer Rohstoff für Biogasanlagen interes-sant, denn es liefert Methanerträge bis zu 4000 m³/ha. Der gute Heizwert der Stängel macht Topinambur überdies zu einem geeigneten Festbrennstoff. Der Ertrag von einem Hektar Topinambur reicht aus, um den Wärmebedarf eines Einfamilienhauses zu decken.

Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)

Topinambur – eine vergessene Kulturpflanze kehrt zurück

Topinambur

Topinambur

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Der ökonomische Zwang zur Spezialisierung hat in der Landwirtschaft in den letz-

ten Jahren mehr und mehr zu einer Konzentration auf wenige Kulturen geführt. Die Folge: Mais, Intensiv-grünland, Getreide und Raps prägen heute viele Agrarlandschaften. Diese Entwicklung hat sich in jüngster Ver-gangenheit sogar noch verstärkt, weil durch den Biogasboom im Zuge der Energiewende in vielen Regionen deut-lich mehr Silomais angebaut wird.

Alternativen zum Energiemais gesucht Durch die Novellierung des „Erneu-erbare-Energien-Gesetz“ wurde der Silomaisanteil für neue Biogasanlagen zwar begrenzt, ob aber das novellierte Gesetz zu mehr Vielfalt führt, ist aller-dings derzeit noch unsicher. Vor diesem Hintergrund prüft nun das

Landwirtschaftliche Technologiezen-trum Augustenberg (LTZ) den Anbau von alternativen Kulturpflanzen, die sich für den Landwirt rechnen und die gleichzeitig eine größere Kultur-vielfalt und auch eine verbesserte Bio-diversität in der Landschaft ermög- lichen.

Auf der Suche nach Alternativen zum Energiemais geraten derzeit lange vernachlässigte oder gar in Vergessen-heit geratene Ackerfutterpflanzen, wie z.B. Topinambur, wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Auch der Anbau von bisher hierzulan-de unbekannten Kulturpflanzen wie Sorghumhirse, Durchwachsene Silphie und Wildpflanzenmischungen wird für die Bioenergienutzung interessant.

Meist geht es bei diesen Kulturpflanzen darum, Methangas in Biogasanlagen

zu erzeugen. In einigen Fällen besteht jedoch das Ziel darin, einen Festbrenn-stoff zu gewinnen. Hierzu eignen sich sowohl schnell wachsende Hölzer wie Pappeln und Weiden, als auch Miscan-thus. Miscanthus gehört zur Familie der Süßgräser.

Zwei Fliegen mit einer KlappeSofern die ökonomischen Voraus-setzungen erfüllt sind – die ersten Ergebnisse sind teils viel versprechend – bietet die Erzeugung von Biomas-se durch all diese Kulturpflanzen die Chance, nicht nur erneuerbare Ener-gie zu gewinnen, sondern auch ein größeres Spektrum von Kulturen anzubauen und damit zur Verbes-serung der Agrobiodiversität beizu- tragen.

Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)

Vielfalt auf dem Acker – Mit Energiepflanzen Biodiversität steigern

Blühmischung

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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In Zeiten steigender Rohölpreise wird die beheizte Gewächshaus-kultur ständig kostspieliger. Immer

dringlicher stellt sich deshalb die Frage: Welche Alternativen gibt es zur Beheizung der Gewächshäuser? An der Staatlichen Lehr- und Versuchsan-stalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) wurde zur Erforschung solcher Alter-nativen ein neues Versuchsgewächs-haus für die Zierpflanzen- und Gemü-seproduktion errichtet. Das Projekt wurde gefördert durch das Zukunfts-investitionsprogramm des Bundes, die Landwirtschaftliche Rentenbank und durch das Land Baden-Württemberg.

Erdwärme trägt die GrundlastDas neue Gewächshaus hat eine Fläche von 740 qm und wird über zwei verschiedene Energiequellen versorgt: Die Spitzenlast, die bei sehr niedrigen Außentemperaturen auftritt, deckt ein mit Erdgas betriebenes Heizsystem. Die Grundlast dagegen wird durch Erdwärme gewährleistet, durch so genannte oberflächennahe Geother-mie. Oberflächennahe Geothermie bezeichnet die Nutzung der Erdwärme bis in Tiefen von ca. 400 Meter.

Doppelnutzung der Geothermie möglichGeothermie, also Erdwärme, besteht zum größten Teil aus der Restwärme, die sich aus den Zeiten der Erdentste-

hung bis heute erhalten hat. Der Trans-port dieser Energieform erfolgt über Rohrleitungssysteme. Die Erdwärme kann dann entweder direkt genutzt werden, etwa zum Heizen und Küh-len mit Hilfe einer Wärmepumpe; oder zur Erzeugung von elektrischem Strom bzw. von beidem – Strom und Wär-me – durch Kraft-Wärme-Kopplung. Sowohl bei der direkten als auch bei der indirekten Nutzung der Erdwärme wird die Atmosphäre nur sehr wenig mit Kohlendioxid belastet. Die CO2-Bilanz ist bei der Nutzung von Erdwär-me im Vergleich zu anderen Formen der Energiegewinnung sehr gut.

Wärmen und Kühlen Im neuen Gewächshaus der LVG Heidelberg wird Erdwärme über eine Wärmepumpe eingespeist. Im Win-ter fördert die Wärmepumpe Energie aus dem Erdreich und speist sie direkt in das Gewächshaus ein. Im Sommer dagegen kann überschüssige Wärme über Erdsonden wieder in das Erdreich zurückgeführt werden. Damit ist es möglich, das Gewächshaus im Winter zu wärmen und im Sommer zu kühlen.

Gute Wärmeisolierung Eine weitere Besonderheit des neu-en Gewächshauses ist die optimierte Wärmeisolierung, die durch Plexiglas-Hohlkammerplatten ermöglicht wird. Diese Plexiglas-Platten besitzen eine

geringere Wärme- bzw. Kältedurch-lässigkeit, verfügen aber dennoch über eine erwünschte hohe Lichtdurchlässig-keit. Desweiteren existieren im neuen Gewächshaus drei verschiedene Ener-gieschirmsysteme, die im Dachbereich und an den Stehwänden angebracht sind. Es gibt einen lichtdurchlässigen Energieschirm aus Kunstoffgewe-be für den Tag, einen Energieschirm ebenfalls aus Kunstoffgewebe für die Nacht. Der dritte, vollkommen lichtundurchlässige Schirm dient der Verdunklung von Weihnachtssternen zur früheren Blüte, er kann aber auch als Nachtschirm zur Energieerspar-nis eingesetzt werden. Durch die drei Schirme soll eine Verminderung des Energiebedarfs um 60% gegenüber einem Standardgewächshaus ohne Schirm erzielt werden.

Fazit: Das mit Geothermie beheizte und gut isolierte Gewächshaus stellt eine interessante Alternative zur bis-herigen Gewächshaustechnik dar. Der Verbrauch fossiler Energie wird durch den geringen Energiebedarf und die Verwendung der Geothermie als erneuerbare Energiequelle um 98% vermindert. Dies bedeutet bei Berück-sichtigung der für die Wärmepumpe benötigten elektrischen Energie eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 82% gegenüber der konventionellen Heiztechnik.

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG)

Geothermie beheizt neues Gewächshaus

Bohrgerät zur Einbringung der Erdwärmesonden

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Rund sieben Millionen Weih-nachtssterne werden alljähr-lich in den baden-württember-

gischen Gärtnereien produziert. Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) unterstützt dabei die Produzenten der Weihnachtssterne im Rahmen von Ver-suchen und Empfehlungen zu energie-sparenden Klimaregelungsstrategien.

Um Weihnachtssterne in hoher Quali-tät produzieren zu können, müssen die Gärtner die dazu notwendigen Wachs-tumsfaktoren in optimalem Umfang bereitstellen und zwischen dem tech-nisch Möglichen und dem ökonomisch Sinnvollen ein gutes Gleichgewicht finden. Um dieses Ziel zu erreichen, spielt die Fähigkeit der Pflanzen zur so genannten „Wärmeintegration“ eine Schlüsselrolle. Die Wärmeintegration der Pflanzen macht es möglich, dass geringeres Wachstum in kalten Phasen durch stärkeres Wachstum in warmen Phasen kompensiert werden kann.

Standardverfahren: Statische Klimaregelprogramme In den meisten Betrieben werden zur Wärmeregulation „Zeitprogramme“, also statische Klimaregelprogramme, als Standardverfahren eingesetzt. Die Gärtner geben hier Heizungssollwerte vor und ein Regelprogramm versucht dann, diese Soll-Vorgaben durch Hei-zen oder Belüften möglichst exakt einzuhalten.

Alternativverfahren: Dynamische AußentemperaturkorrekturAuch beim Verfahren der dynamischen Außentemperaturkorrektur (dAT) gibt der Gärtner einen Sollwert vor. Der Heizungssollwert wird hier jedoch automatisch – je nach Abweichung der realen Außentemperatur vom langjäh-rigen Erwartungswert – korrigiert. Ist beispielsweise die Jahreszeit oder die Tageszeit im Mehrjahresvergleich zu warm oder zu kalt, erfolgt automatisch eine Anpassung des Heizungssoll-wertes.

Ziel dieses alternativen Verfahrens der dynamischen Außentemperaturkor-rektur ist es, die Fähigkeit der Pflan-zen zur Wärmeintegration zu nutzen. In energieverlustreichen Phasen kann durch die Wärmeintegrationsfähig-keit der Pflanzen der Heizungsollwert abgesenkt und in Phasen geringeren Energieverlustes angehoben werden. Liegt beispielsweise die tatsächliche Außentemperatur unter dem Wert des langjährigen Mittels, wird der Sollwert abgesenkt. Dabei darf allerdings ein Minimumwert – bei Weihnachtsster-nen von 10° Celsius – nicht unter-schritten werden.

15 Prozent Energieeinsparung Abhängig von der natürlichen Witte-rung ist bei Einsatz der dynamischen Außentempertaturkontrolle im Ver-gleich zum statischen Klimaregelpro-gramm eine Energieeinsparung von rund 15% möglich.

Ein Problem ist allerdings noch nicht ganz gelöst: Die Pflanzen benötigen in beiden Verfahren über die gesamte Wachstumszeit der Weihnachtssterne hinweg gleichbleibende Temperaturen, um wirtschaftlich nachteilige Wachs-tumsverzögerungen zu vermeiden. Dies gelingt im dynamischen Verfahren leider bisher noch nicht zufriedenstel-lend.

Die Folge: Es kommt beim dyna-mischen Verfahren im Vergleich zum Standardverfahren immer wieder zu ungleichmäßiger Triebausbildung und damit zu Qualitätseinbußen. Im Rah-men des Geothermie-Projektes der LVG Heidelberg sollen deshalb nun die in Dresden entwickelten Pro-gramme der dynamischen Außentem-peraturkontrolle, die bisher zum Ein-satz gelangen, an den süddeutschen Standort angepasst und optimiert werden.

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG)

Energiesparen im Gewächshaus

Weihnachtssterne

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Weltweit werden ca. 40% des gesamten Energiever-brauchs für Gebäudehei-

zung bzw. -kühlung verwendet. Die Experten sind sich einig: aufgrund der absehbaren Ölknappheit und wegen des Klimawandels werden in Zukunft die Energiekosten deutlich steigen. Verschiedene Studien haben ergeben, dass Dachbegrünungen bei der Ein-sparung von Heiz- und Kühlkosten einen wichtigen Beitrag leisten können.

Dachbegrünungen gleichen Temperaturunterschiede aus Was bewirkt eine Dachbegrünung? Dachbegrünungen reduzieren zunächst die Temperaturunterschiede auf dem Dach. Temperaturschwankungen auf begrünten Dächern sind im Vergleich zu traditionellen Kiesdächern, Stein- und Ziegeldächern erheblich niedriger. Dies erspart den Hausbesitzern nicht nur nennenswerte Kosten für Heizung und Kühlung, es verlängert auch die Lebensdauer der Dächer, da große Temperaturschwankungen die Abdich- tung der Dächer erfahrungsgemäß stark beanspruchen. Die Bepflanzung schützt die Dachabdichtung im Übri- gen auch vor schädlicher UV-Strahlung.

Erhebliche DämmwirkungVergleicht man die herkömmliche, technische Dämmung mit einer Dach-begrünung, so gilt die Faustformel: 10 cm Dachsubstrat entsprechen 1 cm technischem Dämmstoff. Dachbegrü-nungen können etwa 10% des winter-lichen Wärmeverlustes zurückhalten, das heißt – auf die Jahresbilanz eines Gebäudes bezogen – 2% pro Jahr (Prof. Manfred Köhler). Die Einspa-rung von Kühlkosten kann je nach Art der Dachbegrünung bis zu 60 Prozent betragen. Dieser Wert kann durch eine Bewässerung der Dachbegrünung, z. B. durch Zisternenwasser, sogar noch weiter erhöht werden. Extensiv be-grünte Dächer sparen Kühlenergie im Umfang von 680 kWh.

Kosten-Nutzen-Bilanz stimmtDie Kosten für eine Dachbegrünung belaufen sich auf ca. 44 €/qm bei einer 11 cm starken, mehrschichtigen Bau-weise. Darin enthalten sind die Kosten des Begrünungsaufbaus – der Pflege, Wartung und Statik. Das Einsparpoten-zial ergibt sich durch die Verlängerung der Dach-Lebensdauer, die Einspa-rung von Dämmstoffen und durch die Verringerung von Reparaturkosten.

Hinzu kommen noch Einsparungen durch reduzierte Abwassergebühren. Insgesamt summieren sich für den Bauherren die Einsparungen über den Zeitraum von 40 Jahren auf ca. 37 €/qm, was etwa dem Doppelten der Her-stellungskosten entspricht (Berech-nung Fritz Hämmerle).

FazitDie Einspareffekte sind im Winter vor-rangig von der Schichtstärke der Dach-begrünung abhängig, im Sommer von der Menge des gespeicherten Wassers in der Dachbegrünung. Dieser Effekt wirkt sich vor allem in Ballungszentren besonders stark aus. Dachbegrünung lohnt sich. Dabei geht es nicht nur um ästhetische und ökologische Aspekte, sondern vor allem um Energieeinspa-rung.

Die Einsparungen betreffen dabei nicht nur die Heizenergie, sondern auch die Gebäudekühlung. Dachbegrü-nungen sind eine kostengünstige Alter-native, um doppelt Energiekosten zu sparen.

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG)

Energiesparen – Dachbegrünung lohnt sich

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Das Energiekonzept des Bil-dungs- und Wissenszentrums Boxberg (LSZ) basiert auf

zwei Säulen. Zum einen wird elektrische und thermische Energie – gemeinsam mit Trägern aus der Privatwirtschaft – in einer Biogasanlage sowie einer Dach-Photovoltaikanlage am Standort Boxberg produziert. Das Stichwort heißt hier „PPP“ (Privat Public Part-nership). Zum anderen wurden beim Bau der Stallungen energieeffiziente Zuluftsysteme und Lüftungstechniken sowohl im Bereich der konventionellen wie auch der alternativen Stallungen verwirklicht, um Energie einzusparen. Beide Säulen, die Energiegewinnung wie auch die Energieeffizienz, sind heu-te für die landwirtschaftlichen Betriebe von großer Bedeutung. Deshalb fließen die Forschungsergebnisse und die All-tagserfahrungen, die in Boxberger Stäl-len gemacht werden, direkt in die Arbeit des Bildungs- und Wissenszentrums ein. Ergebnisse und Erfahrungen wer-den im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung, des Fachschulunterrichts sowie der Fortbildungen unmittelbar an die Landwirte weitergegeben.

BiogasanlageDie Boxberger Biogasanlage, welche von einer ortansässigen Landwirtsfa-milie in Kooperation mit einem Inge-nieurbüro finanziert und betrieben

wird, fermentiert anfallende Gülle aus den Stallungen der LSZ Boxberg im Umfang von ca. 5.000 m3 /Jahr und vergärt sie zusammen mit ca. 5.000 t Mais und 2.500 t Grassilage zu insge-samt 1,7 Millionen Kubikmeter Biogas. Bei der Verbrennung dieses Gases in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) entstehen dadurch jährlich ca. 3,5 Milli-onen KWh Wärme, die im Winter voll-ständig vom Bildungs- und Wissens- zentrum zur Erwärmung von Brauch-wasser sowie zur Beheizung der Ver-waltungs- und Betriebsgebäude genutzt wird. Die erzeugte Wärmeenergie ent-spricht umgerechnet dem jährlichen Wärmebedarf von ca. 80 Haushalten. Die bei der Verbrennung gleichzeitig entstehende mechanische Energie im Umfang von jährlich ca. 3 Millionen KWh Strom wird in das örtliche Lei-tungsnetz eingespeist. Umgerechnet könnten damit jährlich ca. 1.000 Vier-personenhaushalte mit Strom versorgt werden.

Photovoltaikanlage Die Dach-Photovoltaikanlage an der LSZ Boxberg verfügt über eine instal-lierte Leistung von 720 KW-peak und ist mit Dünnschicht-Modulen verse-hen. Insgesamt wurden dazu Dachflä-chen der Stallungen im Umfang von ca. 8.000 m2 belegt. Auf den Dächern mit Südausrichtung werden jährlich

ca. 1.000 KWh pro KWpeak installierter Leistung erzeugt, auf den Dächern in Ost-West Ausrichtung ca. 940 KWh sowie auf den Dächern mit Nord-Ausrichtung 850 KWh je KWpeak. Der erzeugte Gleichstrom von jährlich ca. 650.000 KWh wird in Wechsel-strom umgewandelt und ins örtliche Leitungsnetz eingespeist. Hiermit können insgesamt rund 150 Vierper-sonenhaushalte ganzjährig mit Strom versorgt werden.

Unterflurzuluftkanal Die konventionellen Stallungen sind baulich so konzipiert, dass die einströ-mende Zuluft für die Tiere durch den Betonunterbau der Gebäude geführt wird. Somit dient der Beton als pas-siver Pufferspeicher zur Erwärmung der Zuluft im Winter beziehungsweise zur Kühlung im Sommer. Damit kann im Winter z. B. in einem Abteil mit 100 Mastschweinen eine Wärmemen-ge von ca. 5.000 KWh eingespart werden. Das sind pro Tier umge-rechnet 50 KWh. Bezogen auf alle Tiere, die in den Ställen der LSZ Boxberg in konventioneller Bau-weise leben, ergibt sich damit eine Einsparung von ca. 80.000 KWh jährlich.

Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ)

Energiegewinnung am Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg

Biogasanlage, Endlager und Siloanlage am Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Ein niedrigerer Energiever-brauch und die Senkung von Energiekosten in der Schweine-

haltung sind neben Umwelt- und Kli-maschutzaspekten zunehmend wich-tige Faktoren für die Wettbewerbsfä-higkeit der Betriebe. Immerhin fallen jährlich ca. 80 € Energiekosten pro Zuchtsau inklusive Ferkelaufzucht sowie 12 € pro Mastplatz an Strom und Wärme an. Möglichkeiten zum effizi-enten Einsatz von Energie ergeben sich hier insbesondere bei der Bauweise von Schweineställen. So verbrauchen bei-spielsweise frei belüftete Gebäude mit getrennten Klimabereichen in Form von wärmegedämmten Ruhekisten ca. 60% weniger Heiz- und Elektroenergie als Gebäude mit konventioneller Bau-weise. Je nach der gewählten Bauweise gibt es im Detail noch weitere Einspar-möglichkeiten.

Zwei Projekte in BoxbergAm Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) werden hierzu derzeit zwei Forschungsprojekte durchgeführt, um belastbare Daten zu erhalten: Zum einen ein Projekt für das Bundesmini-sterium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), welches Entscheidungshilfe für ver-

schiedene Kühlmöglichkeiten von kon-ventionellen Stallungen geben möchte, zum anderen ein vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördertes Vor-haben im Rahmen des so genannten „KLIMOPASS-Programms“, welches Energieeinsparungen in frei belüfteten Schweinställen und Anpassungen an den Klimawandel erforscht. Um Ein- sparungen in bestehenden Stallungen umsetzen zu können, müssen zuerst im individuellen Betrieb der exakte Energieverbrauch und die Anteile der jeweiligen Abnehmer am Energiever-brauch bekannt sein, damit im Vergleich zu bestimmten Referenzwerten Effizi-enzpotentiale lokalisiert werden kön-nen. Hauptverbraucher z.B. in konven- tionellen Mastställen ist bisher die Lüf-tung mit ca. 65% Anteil am Gesamt- energieverbrauch, gefolgt von der Fütte- rung mit ca. 25%. Hinzu kommen mit geringerem Anteil die Bereiche Beleuch- tung, Entmistung und Reinigung.

Energieeinsparung durch neue BelüftungssystemeIn konventionellen Stallneubauten, wie sie an der LSZ Boxberg errichtet wurden, werden heute fast nur noch so genannte „frequenzgesteuerte“ Ventilatoren eingebaut. Das sind Ven-tilatoren, die den Strom nicht gleich-mäßig, sondern in Abhängigkeit des zu fördernden Luftvolumenstroms verbrauchen. Im Vergleich zu älterer Ventilatorentechnik, welche immer auf Volllast Luft fördert, sind hier Energie-einsparungen von bis zu 50% möglich. So wurden zum Beispiel im Boxberger Schweinemaststall in konventioneller

Bauweise im Jahr 2011 im Durchschnitt nur 12 KWh pro Mastplatz verbraucht, wohingegen bei Standardventilatoren bis zu 25 KWh benötigt werden. Oft reichen auch einfache Maßnahmen aus, um Energie einzusparen. Die Ver-größerung der Zuluftquerschnitte – bei denen der Ventilator bei geringerem Gegendruck Luft fördern kann – kann z.B. zu einer Verringerung des Strom-verbrauchs von zusätzlich bis zu 30% führen. In den Boxberger Stallabteilen mit Unterflurzuluft konnte der Strom-verbrauch dadurch auf nur 9 KWh pro Mastplatz und Jahr weiter reduziert werden. Damit sind allein durch inno-vative Maßnahmen bei der Belüftung von Schweineställen Energieeinspa-rungen von bis zu 70% möglich.

Wärmedämmung und Stallklimaführung ebenso wichtigIn Stallgebäuden mit alternativer Bau-weise wird zunehmend auf eine gute Wärmedämmung im Boden- sowie im Dachbereich geachtet, da hier in der kalten Jahreszeit die größten Wärme-verluste entstehen. Außerdem können gedämmte Dächer im Sommer über-mäßigen Hitzeeintrag verhindern. Im Rahmen des „KLIMOPASS“-Projektes wurde darüber hinaus zum Zweck der Stallklimaführung ein intel-ligentes Regel- und Steuersystem inklu-sive einer funktionssicheren Öffnungs- und Schließtechnik entwickelt, das automatisch und bei niedrigem Ener-gieverbrauch tiergerechte Stalltempera-turen sicherstellt.

Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ)

Energieverbrauch in Schweineställen senken

Überprüfen von Temperatur und Luftfeuchte im Schweinestall

Öffnungs- und Schließtechniken zur Belüftung von Schweineställen

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Aufgrund der Einspeisevergü-tung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für

Strom aus Biogas wurden in Baden-Württemberg in den letzten Jahren viele Biogasanlagen neu errichtet und erweitert. Mitte 2012 waren nach Erhebung der staatlichen Biogasbe-ratung 806 Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von zusammen rund 263.400 KW am Netz. Der Schwerpunkt der Bio-gaserzeugung liegt im Südosten des Landes. Rund 47% der Anlagen sind im Regierungsbezirk Tübingen, 23% im Regierungsbezirk Freiburg, 22% im Regierungsbezirk Stuttgart und 8% im Regierungsbezirk Karlsruhe installiert.

Silomais und Grassilage sind Hauptlieferanten der BiogasanlagenUm den im Jahr 2009 im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) eingeführten „Güllebonus“ zu erhalten, wird in einem großen Teil der Anlagen 30 oder mehr Prozent Gülle und Mist – bezogen auf die Frisch-

masse – eingesetzt. Hinsichtlich der eingesetzten Energiepflanzen domi-niert Silomais mit 66%, gefolgt von Grassilage mit knapp 19% und Ganz-pflanzensilage mit 8%. Bezogen auf die Ackerfläche des Landes (839.000 ha) liegt der Anteil der für Biogas genutzten Fläche mit ca. 78.000 Hektar bei immerhin 9,3%. Bezogen auf die Grünlandfläche liegt der Anteil des für Biogas genutzten Grünlandes dagegen nur bei 6,3%. Aufgrund des vergleichs-weise hohen Anteils an Grünland an der landwirtschaftlichen Nutzfläche und aufgrund der Tatsache, dass auch in Grünlandregionen Biogasanlagen errichtet wurden, liegt der Anteil an Grassilage in Baden Württemberg mit 19% hingegen vergleichsweise hoch. Bundesweit liegt der Grassilageanteil lediglich bei 11%, der Silomaisanteil hingegen bei 78%.

Novelliertes EEG dämpft Biogas-BoomDurch die Neugestaltung des EEG seit dem 1. Januar 2012 ist das Wachs-tum im Biogassektor stark eingebro-

chen. Neuanlagen werden kaum mehr gebaut, da die Einspeisevergütungen reduziert wurden und gleichzeitig die Vergütungsvoraussetzungen verschärft wurden. Voraussetzung für die Förde-rung ist entweder ein sehr gutes Wär-mevermarktungskonzept der Biogas-anlage oder ein hoher Anteil an Gülle, Festmist oder biologischen Reststoffen. Immerhin werden bereits bestehende Biogasanlagen noch in einem gewis-sen Umfang erweitert, da sich deren Vergütung weiter nach dem EEG 2009 richtet. Etwas verstärkt hat sich auch das Interesse an großen Anlagen, die das Biogas aufbereiten und ins Erdgas-netz einspeisen. Allerdings sind hierfür Standorte mit geringer Flächenkonkur-renz zu anderen Kulturen erforderlich. Aktuell sind neun Anlagen mit Gasein-speisung in Betrieb.

Chancen für tierhaltende BetriebeDas in Wirtschaftsdünger (Gülle, Fest-mist) enthaltene Potential ist bisher schätzungsweise erst zu 15% genutzt. Könnte das restliche Potential aus-geschöpft werden, würde die aktuell installierte Leistung theoretisch um ca. 50% erhöht werden. Um in dieser Richtung weiter voranzukommen, wur-de im EEG 2012 eine Sonderregelung für güllebasierte Biogasanlagen bis 75 KW eingeführt, die bei passenden Rahmenbedingungen eine sinnvolle Ergänzung insbesondere für tierhal-tende Betriebe darstellen kann. Bisher führen die hohen Anforderungen und insbesondere die hohen Investitions-kosten dazu, dass solche Anlagen kaum gebaut werden. Im Jahr 2012 sind in Baden-Württemberg lediglich etwa 20 dieser Gülleanlagen gebaut worden. Die Zukunft wird zeigen, ob sich die gewünschte Verknüpfung von Tierhal-tung und Biogaserzeugung durchset-zen wird.

Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ)Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Biogas – Aktuelle Entwicklungen in Baden-Württemberg

MLR Ref. 51 und Staatliche Biogasberatung Baden-Württemberg 2010

SCHWÄBISCH GMÜN D

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AAWNLBPF

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SHAKÜN

MOS TBB

1 / 130

1 / 300

8 / 4670

8 / 17706 / 20027 / 1620

7 / 3644

3 / 2153

8 / 4575

6 / 2416

17 / 3395

30 / 6210

10 / 3300

14 / 430527 / 9328

20 / 6390

16 / 509512 / 2971

12 / 4395

27 / 540611 / 3730

20 / 624013 / 3755

14 / 8377

18 / 5705

10 / 513015 / 4200

10 / 4210

98 / 2416533 / 12491

81 / 32250

48 / 2032941 / 10034

73 / 23385

35 / 10955

46 / 14372

LEL Schwäbisch Gmünd, Abt. 3Stand:

Quelle:Bearbeitung:

30.06.2012

Biogasanlagenin Baden-Württemberg 2012

Anzahl Anlagen und installierte elektrische Leistung pro Landkreis

Landesdurchschnitt: 327 kW/Anlage

Regierungsbezirke

Landkreise

Anzahl Biogasanlagen 806

installierte elektrische Leistung 263.403 kW

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Beim erwerbsmäßigen Anbau von Äpfeln hat man in der Regel mit einer Reihe von Krank-

heiten und Schaderregern zu kämpfen, welche die Kultur stark beeinträchtigen oder – auf Standorten mit besonders starkem Befallsdruck – sogar betriebs-wirtschaftlich unmöglich machen. Vor allem der Apfelschorf, der Feuerbrand und der Apfelmehltau machen dabei große Probleme. Bei der Erzeugung von Äpfeln mit gängigen Marktsorten gemäß den Richtlinien der „integrier-ten Produktion“ sind je nach Witterung jährlich ca. 15 Pflanzenschutz-Behand-lungen gegen Apfelschorf erforderlich. Im ökologischen Erwerbsobstbau sind, insbesondere beim Verzicht auf den Wirkstoff Kupfer, teilweise noch mehr Applikationen erforderlich.

Es geht um pilzresistente SortenJede Behandlung kostet den Landwirt rund 18 € je Hektar an Maschinenko-sten und sie verbraucht etwa 9,5 Liter Diesel. Der Anbau pilzresistenter Sorten könnte hier einen nennens-werten Beitrag zur Reduzierung des Energieverbrauchs und auch zur Senkung des CO2-Fussabdrucks im Apfelanbau leisten. Resistenzen sind

Fähigkeiten, die Pflanzen im Laufe der Evolution zur Abwehr von Krank-heiten oder Stressfaktoren entwickelt haben. Häufig wehren resistente Pflan-zen die Schaderreger dadurch ab, dass sie „morphologische Barrieren“ auf-bauen. Darunter versteht man die Ent-wicklung besonders dicker Zellwände oder auch den Einschluss der Schad-erreger im Pflanzengewebe, „Verkor-kung“ genannt. Viele Konsumenten, die zum ersten Mal eine resistente Apfelsorte essen, bemängeln die dicke Schale. Die dicke Schale ist aber Folge der Resistenz des Apfels.

15 Jahre Resistenzzüchtung in WeinsbergAn der Staatlichen Lehr- und Ver-suchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) wird seit 15 Jah-ren Resistenzzüchtung betrieben – vor allem bei Frühäpfeln. Geeignete Sorten werden dabei mit den Methoden der traditionellen Kreuzungszüchtung mittels kontrollierter Befruchtung ver-eint. Die Weitergabe der Resistenzei-genschaften erfolgt gemäß den Verer-bungsregeln nach Gregor Mendel. Im Gewächshaus werden dann die jungen Sämlinge gezielt mit Sporenmaterial

von Schadpilzen infiziert und auf ihre Pilzresistenz selektiert. Noch im selben Jahr werden diese resistenten Sämlinge auf schwachwachsenden Unterlagen veredelt, um zu einer beschleunigten Ertragsbildung zu kommen. Diese Bäume werden anschließend in einem so genannten „Worst-Case-Bestand“ angepflanzt, wo sie unter höchstem Schaderregerdruck aufwachsen. Dabei werden sie nicht nur auf Schorf und Mehltau, sondern auch auf ande-re pilzliche Erkrankungen, wie etwa Regenflecken- und Lagerkrankheiten, selektiert. Nur die gesündesten und wohlschmeckendsten Nachkommen werden weiter aufgepflanzt und nach Überprüfung des Bundessortenamtes angemeldet.

Beachtliche EnergieersparnisVersuche mit pilzresistenten Sorten haben gezeigt, dass in derartigen Beständen die Pflanzenschutzmaßnah-men gegen Pilzerkrankungen um 50 bis 75% zurückgefahren werden können. Je nach Bewirtschaftungsform (integ-rierter bzw. ökologischer Anbau) kön-nen somit 100 bis 180 Liter Diesel je Hektar eingespart werden.

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)

Obstbau – Resistenzzüchtung minimiert Energieeinsatz

Gesunde neben erkrankten Bäumen

Summercrisp – eine neue resistente Frühapfelsorte

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Das Haupt- und Landgestüt Marbach ist das älteste staatli-che Gestüt Deutschlands. Es

liegt mitten im UNESCO-Biosphären-gebiet Schwäbische Alb, umgeben von zahlreichen Waldgebieten. Was liegt da näher, als mit einer Holzheizung einen günstigen und umweltfreundlichen Brennstoff aus der Region zu bezie-hen? Bei der Bauplanung für das Infor-mations- und Schulungszentrum sowie das neue Unterkunftsgebäude für Schulungsteilnehmer war das Thema Beheizung daher ein wichtiger Aspekt. Das Energiekonzept beschränkte sich dabei nicht nur auf die beiden Neu-bauten, sondern betrachtete auch die bereits bestehenden Gebäude. In den zum Teil denkmalgeschützten Gebäu-den kamen bislang Strom, Heizöl, Flüssiggas und Stückholz als Energieträ-ger zum Einsatz. Die Voruntersuchung ergab: Eine gemeinsame Beheizung der Liegenschaften hat wirtschaftliche und ökologische Vorteile gegenüber Einzel-heizungen. Daher wurde der Bau einer

Holzschnitzelheizung beschlossen, die über ein Nahwärmenetz die Gebäude mit Wärme versorgt.

Zentrale Versorgung mit einer HolzschnitzelheizungFür die neue Holzschnitzelheizung mit einer Leistung von 220 kW wurde im Wirtschaftshof des Gestüts extra ein neues Heizzentralengebäude errichtet. Die Wände des Heizraums wurden aus Brandschutzgründen gemauert, wäh-rend das Holzsilo aus einer Holzkonstruktion besteht. Dank einer Verkleidung aus Lärchenholz fügt sich der Neubau gut in das Bild der umliegenden Holzgebäude ein. Die Heizzentrale beher-bergt neben dem Holzkessel auch einen Heizölkessel mit 200 kW als Ausfallreserve. Der Brennstoffversorgung dient ein Holzschnitzelsilo mit 65 m³ Fassungsvermö-gen. Neben der Heizzen-

trale wurde darüber hinaus ein Lager-gebäude als Holzzwischenlager errich-tet. Einige Gebäude mussten mit einer neuen Zentralheizung ausgestattet werden, um sie an das Nahwärmenetz anschließen zu können. Das Nahwär-menetz mit Länge von 470 Metern versorgt insgesamt 10 Gebäude mit Wärme für Heizung und Warmwasser.

Landschaftspflegeholz als umweltfreundlicher EnergieträgerDie Brennstoffversorgung erfolgt mit Landschaftspflegeholz aus dem Wirtschaftsbetrieb des Gestüts und aus den umliegenden Forstbetrieben. Die Holzheizung verbraucht dabei durchschnittlich 650 Schüttkubikme-ter (Sm³) Holzschnitzel pro Jahr. Im ersten Betriebsjahr wurden rund 96% des Wärmeverbrauchs durch die Holz-schnitzelheizung gedeckt und damit der Heizölverbrauch auf 2.000 Liter gesenkt. Durch den Einsatz des erneu-erbaren Energieträgers Holz werden außerdem die CO2-Emissionen um rund 50 Tonnen pro Jahr gegenüber Heizöl- und Pellet-Einzelheizungen gesenkt.

Die Investitionskosten für Heizzentra-le und Gebäude summierten sich auf insgesamt rund 500.000 € inkl. MwSt. Die Kosten für das Nahwärmenetz mit Übergabestationen und Gebäudein-stallation beliefen sich auf 400.000 €.

Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)

Holzschnitzelanlage – Marbach geht neue Wege bei der Energieversorgung

Blick auf Holzschnitzelkessel und Pufferspeicher

Heizzentrale und Holzzwischenlager

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Seit dem Jahr 2004 wird im Erneu-erbare-Energien-Gesetz (EEG) die Produktion von Biogasstrom,

der aus Energiepflanzen gewonnen wird, besonders gefördert. Dies hat dazu geführt, dass Energiepflanzen in den meisten bestehenden Biogasanla-gen die wichtigste Substratgrundlage bilden. Auch die EEG-Novellen der Jahre 2009 und 2012 haben dies nicht wesentlich verändert.

Trockenmasse-Erträge und Stromgestehungskosten sind entscheidend Um die Rentabilität des Anbaus von Energiepflanzen richtig beurteilen zu können, müssen neben den im Rahmen der Biogasverstromung erzielbaren Erlösen, die durch das EEG garan-tiert sind, auch die Erträge der Ener-giepflanzen und deren Erzeugungs-kosten, die sogenannten Vollkosten, ermittelt werden. Der entscheidende Parameter beim Anbau pflanzlicher Biogassubstrate ist der Trockenmas-se-(TM)-Ertrag/ha. Je höher dieser TM-Ertrag ausfällt, desto höher liegt auch der Biogas-Ertrag und infolge-dessen – bei Verstromung des Gases in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) – auch der Stromertrag/ha Anbau-fläche. Demgegenüber sind auf der Kostenseite die Vollkosten des Anbaus – von der Bodenbearbeitung bis zur Ernte und zur Einlagerung – zu berech-

nen. Werden diese Vollkosten dann in Relation zum erzielten Stromertrag/ha gesetzt, ergeben sich die Bereitstel-lungskosten des Energiepflanzensub-strats je erzeugte kWh Strom. Sie wer-den auch als „Stromgestehungskosten“ bezeichnet. Für Biogasanlagen, die selbst keinen Strom erzeugen, sondern das erzeugte Biogas zur Aufbereitung und Einspeisung ins Erdgasnetz an Energieversorgungsunternehmen ver-kaufen, können analog die Kosten je m³ Biogas berechnet werden.

Silomais bisher unerreichtIm Schaubild sind die Stromerträge und Stromgestehungskosten wichtiger pflanzlicher Biogassubstrate darge-stellt. Ergebnis: Bei mittleren bis guten Erträgen kann Biogasstrom durch die Vergärung von Silomais am güns-tigsten erzeugt werden, gefolgt von Getreide-Ganzpflanzensilage (GPS), die hauptsächlich auf feucht-kühleren Standorten hohe Erträge liefert, sowie Sorghum-Hirse, deren Anbau an war-men, sommertrockenen Lagen möglich ist. Der Anbau von zwei Energiepflan-zenkulturen pro Jahr auf derselben Fläche (z. B. GPS + Hirse oder Grün-roggen + Silomais) bringt zwar höhere Stromerträge/ha als der alleinige Mais-anbau, die Stromgestehungskosten liegen jedoch aufgrund des doppelten Anbau- und Ernteaufwands meistens geringfügig höher. Ackerfutter (z. B.

Kleegras) ist zunächst teurer, es wird jedoch bei mehrjährigem Anbau und hohen Erträgen mit den Jahren wettbe-werbsfähiger. Dies gilt auch für Grün-landaufwüchse mit hohen Erträgen je Schnitt und kostengünstiger Ernte. Dauerkulturen, wie die „Durchwach-sene Silphie“, gelten derzeit hinsicht-lich Ertragshöhe und -konstanz noch als unsicher.

Energiepflanzen konkurrieren mit anderen AckerkulturenDer Energiepflanzenanbau konkurriert mit anderen Ackerkulturen, wie Getrei-de, Öl- und Eiweißpflanzen um die Anbaufläche. Energiepflanzen gewin-nen dabei an Wettbewerbsfähigkeit, wenn die konkurrierenden Früchte niedrige Erlöse erzielen. Und sie verlie-ren an Wettbewerbsfähigkeit, wenn die Getreide- und Ölsaatenpreise steigen. Um zu beurteilen, ob mit dem Anbau und Verkauf von Energiepflanzen Geld verdient werden kann, ist daher die Kenntnis über die Erzeugungsko-sten eine wesentliche Voraussetzung. Die im Schaubild dargestellten Ergeb-nisse stellen nur einen allgemeinen Trend dar, sie können daher nicht auf jeden beliebigen Standort übertragen werden. Landwirte, die Energiepflan-zen anbauen, kommen nicht umhin, eine eigene Vollkostenrechnung für ihre Kulturen zu erstellen, um die Wirt-schaftlichkeit ihrer Energiepflanzen zuverlässig beurteilen zu können.

Fazit: Im Biomasseanbau ist eine Vielzahl von Energiepflanzen in der Erprobung. Bisher zeigt sich zwar in beinahe allen Versuchen, dass Alterna-tivkulturen weder an das Ertragspoten-tial noch an die niedrigen Erzeugungs-kosten von Silomais heranreichen. Sie können den Mais jedoch, insbeson-dere in engen Fruchtfolgen, durchaus ergänzen.

Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)

Welche Energiepflanzen sind wirtschaftlich?

Stromerträge (farbig) und Stromgestehungskosten (schwarz) wichtiger pflanzlicher Biogassubstrate

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Die Wirtschaftlichkeit der Bio-gaserzeugung hängt nicht nur davon ab, welche Kosten für

den Anbau von Energiepflanzen entste-hen. Auch die Größe der Biogasanlagen mit ihren unterschiedlichen Investiti-onskosten je kW und Vergütungssätzen hat einen erheblichen Einfluss. Welche Biogasanlage rechnet sich am besten? Die staatlichen Biogasberater der Lan-desanstalten in Aulendorf und Box-berg haben zusammen mit der LEL Schwäbisch Gmünd Berechnungen angestellt, um diese Frage zu klären.

Drei Anlagegrößen im Vergleich Dabei wurde die Wirtschaftlichkeit von drei verschieden großen und unterschiedlich „befeuerten“ Anlagen mit einander verglichen. Bereits die kleine 75-kW-Biogasanlage erfordert einen jährlichen Gülleanfall von 4.000 m3, was einem Bestand von ca. 200 Großvieheinheiten (GV) entspricht. Dadurch kann der gesetzlich erfor-derliche Wirtschaftsdüngeranteil von 80% erbracht werden. Bei den beiden größeren Anlagen wird unterstellt, dass 35% der anfallenden Wärme in ein Wärmenetz eingespeist wird. Die Net-tovergütung (nach Abzug der Kosten für das Wärmenetz) hierfür wurde mit 2 ct/kWh angesetzt. Weitere 25% der Wärme können für die Fermenterbe-heizung angerechnet werden, so dass die vom EEG geforderten 60% Wär-menutzung erreicht werden.

Tabelle: Wirtschaftlichkeit verschie-dener Anlagengrößen beim EEG 2012*

* unterstellte Güllemenge: 4.000m³

Vor allem für Tierhalter interessantErgebnis: Alle drei Biogasanlagen erzielen – unter Zugrundelegung realis-tischer Annahmen – eine zufriedenstel-lende Kapitalverzinsung von ca. 10%. Dabei kommt bei den beiden größeren Anlagen ein erheblicher Gewinnbeitrag aus der Wärmevermarktung. Biogas-anlagen bis 75 kW können vor allem für tierhaltende Betriebe eine sinn-volle Ergänzung sein, wenn in diesen Betrieben die erforderliche Güllemen-

ge anfällt und wenn die Anlage gut in die bestehende Betriebsstruktur ein-gebunden und kostengünstig errichtet werden kann. Größere Anlagen im Bereich 200 bis 500 KW wiederum sind nur dann wirtschaftlich, wenn neben der Strom-vermarktung auch eine Wärmever-marktung möglich ist, wenn zugleich ein hoher Anteil an Reststoffen wie Gülle oder Mist zur Verfügung steht und wenn eine langfristig kalkulierbare Substratversorgung zu akzeptablen Preisen gewährleistet ist. So würde etwa ein Anstieg der Kosten für Silo-mais von 38 € auf 44 € je Tonne die Kapitalverzinsung der 500 kW-Anlage von über 10% auf ca. 5% drücken. Zu

bedenken ist auch, dass die Errichtung größerer Anlagen auch dadurch begrenzt wird, dass im ländlichen Raum geeignete Wärmeabnehmer häu-fig fehlen oder nur mit sehr großem Aufwand erschlossen werden können.

Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Welche Biogasanlagen sind wirtschaftlich?

75 kW 250 kW 500 kW

Substratfläche ha 20 89 193

Investition € 555.000 1,2 Mio. 2,1 Mio.

Stromerlös € 147.000 392.035 754.238

Wärmeerlös € 1.200 16.480 32.000

Gesamterlöse € 148.200 408.515 786.238

Kosten ohne Biomasse € 89.714 204.140 371.535

Biomassekosten € 37.455 168.990 346.956

Gewinnbeitrag (ohne Arbeitszeitentlohnung) € 30.031 50.385 97.747 Gewinnrate (Gewinn in % vom Erlös) 20,3% 12,3% 12,4%Lohnansatz € 9.000 15.000 30.000

Unternehmergewinn € 21.031 35.385 67.747

Verzinsung der Investition 11,4% 9,7% 10,3%

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2012

nach nur drei Jahren erneut geändert. Im Bereich Biogas standen dabei drei Ziele im Vordergrund:

• Erhöhung des Wirtschaftsdünger-anteils an den Substraten

• Stärkung kleinerer Biogasanlagen• Erhöhung der Effizienz durch

bessere WärmenutzungVon den neuen Förderregelungen sind nur Anlagen betroffen, die seit 2012 neu in Betrieb gehen. Bestehende Anlagen behalten dagegen ihre bishe-rige Vergütung nach dem EEG 2009.

Bessere Vergütung für Gülle und BlühpflanzenNeben der Anlagengröße hängt die Vergütung nun stärker als bisher von der Art der eingesetzten Stoffe ab. Gülle oder Blühpflanzen z.B. werden jetzt besser vergütet als Silomais oder Getreide. Zudem ist eine gemeinsame

Vergärung von nachwachsenden Roh-stoffen und Reststoffen (z.B. Bioab-fällen) wieder möglich. Die neue Ver-gütungsregelung ist auch wesentlich stärker an Auflagen gekoppelt: Die Anlagenbetreiber müssen entweder eine 60%ige Wärmenutzung ihrer Bio-gasanlage nachweisen – bisher hat es über den Kraft-Wärme-Koppelung-Bonus lediglich einen Anreiz zur Wär-menutzung gegeben. Oder aber sie müssen dafür sorgen, dass der Anteil von Gülle und/oder Festmist minde-stens 60% der eingesetzten Substrat-menge ausmacht.

Höchstens 60 Prozent MaisUm Methanemissionen zu verhin-dern, ist darüber hinaus eine gasdichte Abdeckung der Lagerbehälter und eine zusätzliche Gasverbrauchseinrichtung Pflicht. Außerdem darf ein Maisanteil von 60 % der Einsatzmenge nicht über-schritten werden. Eine Sonderregelung gibt es für kleine Biogasanlagen bis

75 kW installierter Leistung: Hier be- trägt die Stromvergütung 25 ct/kWh. Bedingung ist, dass die eingesetzte Bio-masse zu mindestens 80% aus Gülle besteht. Zur Gülle zählt in diesem Fall auch Festmist, mit Ausnahme von Geflü-gelkot. Für Anlagen zwischen 75 und 500 kW verringert sich dagegen im Ver-gleich zum EEG 2009 die Vergütung. Sie beträgt – je nach Größe und Art der Einsatzstoffe – nur noch zwischen 18 und 22 ct je kWh. Neben den klei-neren Gülleanlagen werden auch sehr große Anlagen durch das novellierte EEG 2012 begünstigt, da die Vergü-tung über 500 kWhöher liegt als nach dem alten EEG.

Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Das neue EEG verändert die Biogaserzeugung

Biogas-Fermenter

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Die Landesanstalt für Entwick-lung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)

begleitet seit 2009 fachlich das Förder-programm „Einzelbetriebliche Ener-gieberatung in der Landwirtschaft“. Seit November 2011 wird dazu an der LEL in Schwäbisch Gmünd ein zwei-jähriges Forschungsprojekt zur Stei-gerung der „Energieeffizienz in der Landwirtschaft“ durchgeführt. Die Finanzierung erfolgt aus dem Zweck-vermögen des Bundes bei der landwirt-schaftlichen Rentenbank. Das Projekt hat zum Ziel, die Energieeffizienzbe-ratung in der Landwirtschaft durch Bereitstellung einer Informationsplatt-form im Internet, eines Erfassungs- und Auswertungswerkzeugs sowie eines datenbankgestützten Kennzah-lensystems aktiv zu unterstützen.

Hohe Einsparpotenziale in der Milchvieh- und SchweinehaltungDie Auswertung der ersten Beratungs-ergebnisse zeigt, dass es in landwirt-schaftlichen Betrieben z. T. erhebliche Potentiale zur Energieeinsparung und zur Steigerung der Energieeffizi-enz gibt. Die aktuell abgeschlossenen Beratungen verteilen sich zu 53% auf Milchviehbetriebe, zu 30% auf schwei-nehaltende Betriebe sowie zu 17% auf sonstige Betriebe. Am häufigsten gefragt waren Handlungsempfeh-

lungen und Energiesparpotentiale rund um das Thema „Beleuchtung auf dem Betrieb“, wobei in den allermeisten Fällen sehr kurzfristig Einsparungen realisierbar sind. Höhere Einsparpo-tentiale sind jedoch im Betriebszweig Milchviehhaltung in den Teilbereichen „Melken“ und „Kühlen“ und in der Schweinehaltung im Bereich „Lüftung“ zu erzielen.

Mehr als 20 Prozent Einsparung sind möglichDas Schaubild stellt – pro Betrieb und nach Umsetzung aller Handlungsemp-

fehlungen – das mögliche Energie-Ein-sparpotential hinsichtlich Strom und Wärme dar. Investive Maßnahmen, wie z. B. der Einbau eines Frequenz-Umrichters bei der Vakuumpumpe sowie nicht-investive Maßnahmen, wie die Wartung und Pflege von Lüftungs-anlagen, sind darin zusammengefasst. Bezogen auf den bisherigen Verbrauch weisen die Erhebungen insgesamt ein Einsparpotential in Höhe von durch-schnittlich 21% (18.527 kWh) des Gesamtenergieverbrauchs von Strom und Wärme pro Betrieb und Jahr aus.

Die Ergebnisse der ersten Energie-beratungen werden weitere Landwirte ermutigen, Energieeffizienzreserven in ihrem landwirtschaftlichen Betrieb aufzuspüren und Einsparpotenti-ale zu nutzen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Landwirtschaft durch-aus in die Lage ist, sich den Heraus-forderungen des Klimaschutzes durch CO2-Einsparung zu stellen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe zu stärken.

Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)

Energieberatung in der Landwirtschaft – Erste Ergebnisse ermutigen

Einzelbetriebliche Einsparpotentiale (kWh = Strom & Wärme) Quelle: LEL

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Im Jahr 2010 erzeugten ca. 25% der rund 50.000 landwirtschaft-lichen Betriebe in Baden-Württ-

emberg erneuerbare Energie. 23% aller landwirtschaftlichen Betriebe bzw. 91% aller Betriebe, die erneuerbare Energien erzeugen, nutzten dabei die Sonnenenergie mit Solaranlagen – überwiegend zur Erzeugung von Strom. Weitere Formen der Ener-gieerzeugung betreffen die Biomasse

(5% der Betriebe, die erneuerbare Energie erzeugen) sowie die Wind- und Wasserkraft.

Solarenergie dominiertAuffällig ist: Mit der Betriebsgröße steigt auch der Anteil der zusätzlichen Einkommensquelle Erneuerbare Ener-gie. In der Größenklasse >100 ha erzeugte rund ein Drittel der land-wirtschaftlichen Betriebe erneuerbare

Energie, von den kleinen Betrieben bis 10 ha dagegen nur rund 10%. Auch gibt es in den östlichen Landesteilen eine deutlich höhere Anzahl von Betrieben mit Solaranlagen. Eine Ursache könnte darin liegen, dass die vieh- und/oder flächenstarken Betriebe tendenziell über größere Dachflächen verfügen, die sich für eine Solarnutzung beson-ders gut eignen.

Windkraft noch schwach entwickeltWindkraft war bis zum Jahr 2010 ein nahezu unbedeutender Betriebszweig. Nur 1% der rund 11.000 landwirt-schaftlichen Betriebe, die erneuerbare Energie erzeugen, hatte damals eine Windkraftanlage.

Der Bereich Windkraft soll allerdings in den nächsten Jahren in Baden-Württemberg stark ausgebaut werden. Da der Bau einer leistungsfähigen Windkraftanlage mit enormen Inve-stitionen verbunden ist, werden aber wohl nur wenige landwirtschaftliche Betriebe diesen Betriebszweig ausbau-en können.

Eine gute Chance für den verstärk-ten Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg könnten dagegen die so genannten Bürgerwindparks sein, die derzeit auf gepachteten land- und forstwirtschaftlichen Flächen errich-tet werden. Die Erträge aus der Ver-pachtung dieser Windenergieflächen wird allerdings vorwiegend oder gar ausschließlich den Grundeigentümern und nicht den Flächenbewirtschaftern zugute kommen.

Ob sich dieser Effekt negativ – z. B. in Form steigender Landpachtpreise – auf die landwirtschaftlichen Betriebe in den Realteilungsgebieten des Landes mit geringer Eigenflächenausstattung auswirkt, bleibt abzuwarten.

Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)

Landwirte als Energiewirte – Zahlen, Fakten, Daten

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Ministerinterview

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„Die Energiewende wird gelingen“

Interview mit Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

AGROjournal: Herr Minister, was verstehen Sie unter dem Begriff der Energiewende?

Bonde: Die Energiewende ist die zen-trale energie-, wirtschafts-, umwelt- und gesellschaftspolitische Heraus-forderung der nächsten 20-30 Jahre. Gleichzeitig ist sie eine große Chance, wenn sie konsequent vorangetrieben wird. Umwelt- und Klimaschutztech-nologien sind ein wichtiger Wachs-tumsmarkt. In Zeiten knapper und immer teurer werdender Ressourcen überzeugt auf dem Markt, wer Pro-dukte mit deutlich weniger Material-

und Energieverbrauch herstellt. Dieser Fortschritt stärkt Hersteller und Zulie- ferer auch in der Fläche. Energiepolitik ist also immer auch Wirtschaftspolitik.

In Baden-Württemberg richten wir die Energie- und Klimapolitik des Landes neu aus. Wir wollen Baden-Württemberg dadurch zu einer führen-den Energie- und Klimaschutzregion in Deutschland und Europa machen. Neben dem Ausbau der Erneuer-baren Energien brauchen wir dafür vor allem eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz. Wir müssen Energie einsparen und gleichzeitig die Treibh-

ausgasemissionen deutlich reduzieren. Das sind die wichtigen Säulen unserer Energiewende. Denn mit dem aktu-ellen Tempo beim Klimaschutz wird die Erderwärmung niemals auf zwei Grad begrenzt werden können. Ein noch höherer Anstieg der Temperatur hätte dramatische Folgen für uns.

AGROjournal: Anfang 2012 hat Ihr Kollege Minister Untersteller die Ziele der Landesregierung im Hinblick auf den Ausbau der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien vorgestellt. Können Sie diese Ziele bitte noch ein-mal kurz skizzieren?

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Ministerinterview

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Bonde: Wir wollen bis zum Jahr 2020 die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg auf einen Anteil von 38 Prozent erhö-hen – und das bei einem durch Effi-zienz- und Einsparmaßnahmen gut 5 Prozent geringeren Stromverbrauch. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 lag der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Gesamtstromerzeugung in Baden-Württemberg bei knapp 17 Prozent. Ich weiß, das Ziel ist ambitioniert. Wir halten es aber für machbar und auch für notwendig.

Der größte Zubau soll in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik erfol-gen. Die Photovoltaik soll im Jahr 2020 einen Anteil von mindestens 12 Prozent der Stromerzeugung aufwei-sen, die Windkraft einen Anteil von mindestens 10 Prozent. Aber auch die Bioenergie muss mithelfen, das Ziel zu erreichen. Im Jahr 2010 wurden aus Biomasse insgesamt 3.400 Gigawatt-stunden (GWh) Strom erzeugt, 2020 werden dies 4.900 GWh sein müssen. Das heißt: Die Stromerzeugung aus Biomasse muss noch einmal um fast 50 Prozent gesteigert werden. Wer genauere Details wissen will, kann dies gerne im Gutachten des Zentrums

für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) nachlesen, das für die Landesregierung erstellt wurde. (http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/90045/)

AGROjournal: Wie soll die Steigerung der Stromerzeugung aus Biomasse erreicht werden? Welche Rolle spielt unter den Erneu-erbaren Energien aus Ihrer Sicht dabei die Bioenergie?

Bonde: Hinsichtlich der weiteren Steigerung der Bioenergieerzeugung möchte ich zunächst betonen, dass die baden-württembergischen Poten-ziale im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe – Energiepflanzen vom Acker und Holz aus staatlichen und kommunalen Wäldern – bereits annä-hernd ausgeschöpft sind. Eine weitere Steigerung des Energiepflanzenanbaus erscheint aus Gründen der Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und zur Biodiversität nur noch in geringem Umfang möglich. Wir müssen deshalb insbesondere Rest- und Abfallstoffe und auch Gülle für die energetische Verwertung mobilisieren. Wir wollen die Erfassungsmengen von Bio- und Grünabfällen sowie von Biomasse

aus der Landschaftspflege steigern, um dieses bisher nicht ausgeschöpfte Potential besser zu nutzen. Ganz wich-tig wird es auch sein, die Energieeffizi-enz der Bioenergie weiter zu steigern. Das bedeutet insbesondere, dass die bei der Stromerzeugung aus Bio- masse anfallende Wärme besser genutzt wird. Gleichzeitig könnte ein Teil der bisher für die reine Wärmeerzeugung genutzten Biomasse in die Kraft- Wärme-Kopplung umgelenkt werden.

Biomasse kann im Übrigen künftig noch eine weitere wichtige Aufgabe erfüllen. Ich denke dabei an den Bereich der so genannten Systemstabilisierung: Biogasanlagen können bedarfsgerecht Strom erzeugen und einspeisen und damit im Blick auf die fluktuierende Stromerzeugung durch Wind und Pho-tovoltaik einen Ausgleich schaffen.

AGROjournal: Sie erwähnten eben Gülle und Bioabfälle. Welche kon-kreten Chancen sehen Sie in diesen Bereichen der Biogaserzeugung?

Bonde: Im Bereich der Biogaser-zeugung sehe ich aktuell erhebliche Anstrengungen der Branche, den klei-nen güllebasierten Biogasanlagen zum

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Foto: Bruno Lorinser, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft

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Durchbruch zu verhelfen. Wir haben uns im Jahr 2011 bei der Novellie- rung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ja erfolgreich für eine Sonderregelung für solche Anlagen ein-gesetzt, sofern sie bei einer installierten elektrischen Leistung von höchstens 75 Kilowatt mindestens zu 80 Masse-prozent das Nebenprodukt Gülle ein-setzen. Damit wird die – sowieso vor-handene – Gülle aus der Tierhaltung vor dem Einsatz als Dünger zunächst energetisch verwertet. Der Erfolg, den wir beim Kampf um die Förde-rung dieser kleineren 75 KW-Anlagen erreicht haben, war im Hinblick auf die Struktur unserer landwirtschaftlichen Tierhaltung in Baden-Württemberg sehr wichtig.

Die Nutzung von Reststoffen und Ab- fällen muss aber auch bei größeren Bio-gasanlagen weiter voran getrieben wer-den. Ich begrüße daher besonders die Anstrengungen einzelner Kommunen (z.B. im Hinblick auf die Vergärung der kommunal anfallenden Bioabfälle) und der Energieversorger (z.B. bei der ener-getischen Verwertung von Pferdemist oder dem so genannten Vatermais).

AGROjournal: Zum Ausbau der Windkraft: Sie haben stets unterstri-chen, dass Sie auch Standorte im Staats-wald für die Nutzung von Windkraft verwenden wollen. Andere Bundeslän-der verzichten auf solche Standorte im Wald. Warum nicht Baden-Württem-berg?

Bonde: Baden-Württemberg zählt mit rund 14.000 km2 Wald zu den wald-reichsten Bundesländern in Deutsch-land. Fast ein Viertel dieser Fläche befindet sich im Besitz des Landes. Zahlreiche windhöffige Standorte fin-den sich dabei auf den Höhenlagen von Schwarzwald, Schwäbischer Alb und Odenwald. Hier auf Standorte im Staatswald zu verzichten, ist vor diesem Hintergrund ausgeschlossen. Wir könnten allein mit Standorten im Offenland unsere ambitionierten Ziele nicht annähernd erreichen. Beden-ken Sie auch: die Windkraftnutzung ist eines der anschaulichsten Beispiele dafür, wie man – um es mit den Wor-ten des neuen Stuttgarter Oberbür-germeisters zu sagen – mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben kann. Diese Chance will ich selbst-

verständlich auch für das Land nut-zen! Und deshalb bin ich auch davon überzeugt: Die Energiewende wird gelingen!

AGROjournal: Brauchen wir zur Erreichung der hochgesteckten Ziele nicht auch Photovoltaik-Freiflächen-anlagen auf landwirtschaftlichen Flä-chen?

Bonde: Nein. Baden-Württemberg verfügt laut einer Studie des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) (http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/90045/), die im Sep-tember 2011 für die Landesregierung erstellt wurde, über ausreichend Dach- und sonstige Freiflächen (z.B. Konver-sionsflächen), um theoretisch mehr als 70 Prozent der heutigen Stromerzeu-gung ersetzen zu können.

AGROjournal: Herr Minister, Sie sind innerhalb der Landesregierung für den Naturschutz verantwortlich. Gibt es nicht an vielen Standorten einen Ziel-konflikt zwischen Naturschutz und Energiewende?

Foto: Bruno Lorinser, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft

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Ministerinterview

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Bonde: Je nach Sektor und Vorha-ben gibt es sicherlich unterschiedliche Interessen, die aber nicht zwingend zu unlösbaren Konflikten führen müssen. Es ist Aufgabe des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucher-schutz, die fachgesetzlichen Tabu- und Restriktionsflächen des Natur-, Land-schafts- und Artenschutz- sowie des Forstrechtes darzustellen.

Beispiel Windkraft und Auerhuhn. Für das Überleben der Auerhuhnpopula-tion müssen bestimmte Mindestan-sprüche sichergestellt werden. Dafür benötigen wir aber nicht den gesamt-en Schwarzwald. Das Gebot der Stun-de lautet: Wir müssen die zahlreichen windhöffigen Standorte, die keinem Schutzzweck unterliegen, zügig und optimal planen. Dazu fordere ich alle Beteiligten auf.

Auch bei der Erzeugung von Biogas geht es stets um einen Interessenaus-gleich. Insbesondere aufgrund der Novellierung des Erneuerbare-Ener-gien-Gesetzes (EEG) von 2009 wurde der Maisanbau für die Biogasproduk-tion in Baden-Württemberg deutlich ausgedehnt. Aus Gründen der Erhal-tung und Förderung der Biodiversität haben wir uns deshalb bei der Novel-lierung des EEG, die 2012 in Kraft trat, für eine bessere Vergütung alternativer Energiepflanzen eingesetzt. Wenn Sie im Herbst 2012 in unserem Land unterwegs waren, konnten Sie bereits erste Erfolge sehen.

AGROjournal: Welche Auswirkungen erwarten Sie von der Energiewende für den Ländlichen Raum?

Bonde: Der Fortschritt durch die Energiewende stärkt Baden-Württem-berg als Technologie- und Innovations-standort. Er gibt strukturschwachen Regionen neue Perspektiven. So wer-den hier Flächen zur Verfügung gestellt z. B. für den Ausbau von Leitungsnet-zen, für die Erzeugung von Bioener-gie und auch von Wärme und Strom aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft. Schon heute sind im Land sehr viele Unternehmen als Zulieferer z. B. für

die Windenergiebranche aktiv. Und nicht nur die Produktion und Lieferung solcher Komponenten finden im Länd-lichen Raum statt, auch die Wartung und Unterhaltung der Anlagen werden von mittelständischen Firmen v. a. aus dem Ländlichen Raum übernommen. Manche Unternehmen spezialisieren sich zum Teil sogar darauf. Deshalb trägt eine Erhöhung des Anteils erneu-erbarer Energien zur Steigerung der Wertschöpfung im Ländlichen Raum bei.

AGROjournal: Als weiteres zentrales Element der Landespolitik strebt die Landesregierung Baden-Württemberg auch ein Klimaschutzgesetz mit ver-bindlichen Zielen an. Was wird dort im Einzelnen geregelt und wie ist der Ver-fahrensstand?

Bonde: Wir haben in der Tat zwischen-zeitlich den Entwurf eines baden-württembergischen Klimaschutzge-setzes vorgelegt. Wesentlicher Inhalt dieses Gesetzes ist die Vorgabe eines Treibhausgasminderungszieles. So soll gesetzlich vorgeschrieben werden, dass die Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2020 um mindestens 25 Prozent und bis 2050 um mindestens 90 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 gesenkt werden. Ergänzt wird das Klimaschutzgesetz durch das „Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept“ (IEKK), das

detaillierte sektorale Ziele und Maß-nahmen z. B. für die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr und auch für die Land- und Forstwirtschaft vorgibt. So wollen wir beispielsweise in der Land-wirtschaft bis zum Jahr 2020 die Treib-hausgasemissionen gegenüber 1990 um insgesamt 35 Prozent reduzieren. Bei-de Dokumente, der Entwurf zum Kli-maschutzgesetz und der Entwurf des Klimaschutzkonzepts, werden derzeit einem intensiven inhaltlichen Diskurs unterzogen. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass das „Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept“ nicht nur von Organisationen und Verbänden geprüft und bewertet wird, sondern dass wir die Bürgerinnen und Bürger in diese Anhörung einbeziehen.

Foto: Bruno Lorinser, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Foto: Bruno Lorinser, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Ende 2012 waren in Baden-Württemberg über 800 Biogas-anlagen in Betrieb. Bisher ist

Silomais der häufigste Einsatzstoff in diesen Biogasanlagen, da er hohe Mas-seerträge erbringt, einfach anzubauen ist und die höchste Methanausbeute verzeichnet. In manchen Regionen Baden-Württembergs spielt allerdings auch Grassilage eine wichtige Rolle in der Biogaserzeugung. Aufgrund der rückläufigen Zahl an Rindern könnte die Biogasvergärung von Grünland-aufwüchsen in Zukunft eine Lösung vor allem für diejenigen Betriebe dar-stellen, die ihren Grünlandaufwuchs nicht mehr zur Fütterung von Rindern benötigen. Um diese Biomasse kosten-günstig bereitzustellen, sollten die Grünlandflächen allerdings gut mecha-nisierbar sein.

Der „Hohenheimer Biogastest“Das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf hat in Untersuchungen, in denen der so genannte „Hohenhei-mer Biogastest“ (HBT) zur Anwen-dung kam, ermittelt, dass es für die Nutzung von Grünlandaufwuchs in Biogasanlagen von Vorteil ist, hohe Trockenmasseerträge bei reduzierter

Schnittfrequenz anzustreben. Eine Häufigkeit von nur drei bis vier Gras-schnitten scheint demnach selbst an sehr guten Standorten, an denen bisher fünf Schnitte üblich waren, die richtige Strategie zur Biogasnutzung zu sein. Ein dreimaliger Schnitt erbringt zwar einen etwas geringeren Methanertrag je Hektar. Dieser Nachteil wird jedoch dadurch aufgewogen, dass zwei Schnit-te und damit viel Arbeit eingespart werden kann. Der ökonomische Vor-teil durch die Reduzierung der Ernte- kosten überwiegt den Nachteil des geringeren Methanertrages.

Anforderungen an die Grassilagenutzung Grassilage als rohfaserreicher Ein-satzstoff birgt dennoch auch einige Nachteile für die Biogasnutzung. Zum Beispiel sind an die Anlagentechnik wesentlich größere Anforderungen gestellt als beispielsweise beim Einsatz von Maissilage. Gerade bei reduzierter Schnittfrequenz und beim Einsatz von extensivem Grünlandaufwuchs kann der hohe Gehalt an Rohfaser die Anforderungen an den Anlagenbetrieb massiv erhöhen, denn es besteht hier die Gefahr von Schwimmdeckenbil-dung im Fermenter. Auch kann es zu

einem höheren Verschleiß und Strom-bedarf der Rühr- und Einbringtech-nik kommen. Um diese Nachteile zu minimieren sind folgende Faktoren zu beachten: Der Grünlandaufwuchs sollte möglichst verschmutzungsarm geerntet und zudem kurz gehäckselt werden. Der optimale Trockensub-stanzgehalt liegt bei 30 bis 35%. Auch sollte der Fermenter so dimensioniert werden, dass lange Verweilzeiten von 100 Tagen und mehr erreicht werden. Das Grünlandsubstrat sollte aufgelo-ckert eingebracht werden und es sollten langsam laufende Rührwerke bevor-zugt zum Einsatz kommen. Die Erfah-rung zeigt, dass eine Vermischung der Grassilage mit stärkereichen Substra-ten, wie z. B. Maissilage, den Gärpro-zess erleichtert. Hilfsstoffe und der Einsatz von Verfahren zum besseren Substrataufschluss machen allenfalls dann Sinn, wenn größere Mengen an schwer abbaubaren, rohfaserreichen Substraten eingesetzt werden.

Kombinieren statt selektieren Betriebe, die Grünland zur Milch-viehfütterung verwenden, benötigen erfahrungsgemäß sehr gutes Grün-landfutter. Rechtzeitige und häufige Grünlandschnitte sind hier unbe-dingt erforderlich. Dies hat Folgen für Betriebe, die gleichermaßen Milch und Biogas erzeugen wollen. Infolge der unterschiedlichen Anforderungen an die Substratqualität und durch den Umstand, dass auch qualitativ schlech-tere Aufwüchse in Biogasanlagen sinn-voll verwertet werden können, kann in diesen Mischbetrieben der Grünland-aufwuchs je nach Qualität der einen Nutzung (Rinderfütterung) oder der anderen Nutzung (Biogaserzeugung) zugeführt werden. Kombinieren statt selektieren, d. h. Nutzung des Grün-landaufwuchses für die Milcherzeu-gung und die Biogaserzeugung – das scheint die beste Lösung zu sein, um Grünland optimal zu nutzen.

Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Biogas aus GrasNutzung von Grünlandaufwuchs für die Biogaserzeugung

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Schwerpunkt „Im Zeichen der Energiewende“

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Die aktuelle Weinbergbewirt-schaftung erfolgt in der Regel als Flachbogenerziehung

im Spalier in einem Drahtrahmen mit 4 bis 5 Drahtstationen. Diese Form der Weinbergbewirtschaftung ist das Ergebnis von Rationalisierungsmaß-nahmen und Mechanisierungsverfah-ren in den vergangenen ca. 30 bis 40 Jahren. Die Arbeitszeit im Weinberg konnte dadurch erheblich gesenkt werden: In den zurückliegenden zehn Jahren lagen die aufzuwendenden Arbeitszeitstunden im Flachbogen-Spaliersystem einschließlich Handlese in der Regel unter 370 Arbeitskraft-stunden (AKh) pro Hektar und Jahr. Wenn man eine noch weitergehende Arbeitszeitersparnis erreichen will, setzt dies einen grundsätzlichen Wech-sel des „Erziehungssystems“ im Wein-bau voraus.

Alternatives Minimalschnitt-System Mit dem sogenannten Minimalschnitt-System, das auf pilzwiderstandsfähigen Rebsorten mit 3 Meter-Zeilenabstand fußt, ist nun eine alternative Erzie-hung in den Fokus gerückt, die hin-sichtlich Rebschnitt, Biegen, Heften, Bodenpflege, Rebschutz und Ernte

zu erheblichen Erleichterungen führt. Diese Form der Erziehung zeichnet sich dadurch aus, dass die Rebstöcke in einem Drahtrahmen mit drei Draht-stationen ihr Wachstum nach zwei Entwicklungsjahren weitgehend selbst organisieren und regulieren. Das Staatliche Weinbauinstitut Frei-burg (WBI) vergleicht seit dem Jahr 2000 verschiedene Minimalschnitt-Sys-teme auf Basis der pilzwiderstandsfä-higen Rebsorten Johanniter und Caber-net Carol. Ergebnis: Bei den Traktor-/Maschinenstunden benötigt das Mini-malschnittsystem mit 34 Stunden pro Hektar und Jahr nur noch 28 bis 30% des Arbeitsaufwands im Vergleich zum Direktzug und lediglich 16% im Ver-gleich zur Handarbeitslage.

„Johanniter“ für den ÖkoweinbauDer Maschinenaufwand und die Hand-arbeitsmaßnahmen sind damit beim Minimalschnittsystem erheblich redu-ziert. Da im ökologischen Weinbau auf Herbizideinsatz verzichtet wird, ent-steht bei den ökologisch bewirtschaf-teten Parzellen zunächst ein Maschi-nenmehraufwand von 11 Stunden pro Hektar und Jahr – bedingt durch die sogenannte Unterstockpflege und

den Flachschareinsatz. Die Nutzung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten im Ökoweinbau kann hier aber eben-falls Abhilfe schaffen. Der Einsatz der Rebsorte „Johanniter“, die weit-gehend ohne Rebschutzmaßnahmen auskommt, ermöglicht gegenüber den Varianten „Riesling Direktzug“ und „Riesling Handarbeitslage“ in der Summe aller Kulturmaßnahmen eine Verminderung des Maschinenstunden-einsatzes von 20 Stunden im Vergleich zum Direktzug bzw. 155 Stunden im Vergleich zur Handarbeitslage.Der Vergleich der Erziehungssysteme hat ergeben: Im Minimalschnittsystem wird ein erheblich geringerer Maschi-nen- und damit auch Energieaufwand benötigt. Bleibt zu hoffen, dass der Weinbau dieses Erziehungssystem erfolgreich in die Praxis einführen kann. Ob und inwieweit dies möglich ist, hängt vor allem von der Absatzfä-higkeit der erzeugten Weine am Markt ab. Der Markt entscheidet letztlich über die Bereitschaft der Winzer zum Systemwechsel auf das Minimalschnitt-system. Im Blick auf die vielfach häu-fig diskutierte CO2-Bilanz käme dieser Systemwechsel auch dem Klimaschutz zugute. Staatliches Weinbauinstitut (WBI Freiburg)

Neues Erziehungssystem im Weinbau

Neues Minimalschnittsystem

Klassisches Flachbogen-Spaliersystem

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20 Jahre nach dem ersten Weinbaukon-gress zum Thema „Umweltschonender Weinbau“ wurde nun im Rahmen eines deutsch-italienischen Symposi-ums Bilanz gezogen. Durch die groß-flächige Einführung der Verwirrme-thode gegen die Traubenwickler-Arten in Baden-Württemberg waren seit 1990 artenreiche Begrünungen mit einem vielfältigen Blütenangebot ohne Schä-den an Bienenvölkern möglich gewor-den. Beide Verfahren, sowohl die Ver-wirrmethode als auch die artenreiche Begrünung, haben damit in den letzten 20 Jahren zu einer erheblichen Verbes-serung der Umweltbedingungen bei-getragen. Sehr viele nützliche Arten an Kleinlebewesen sind durch den Verzicht auf Insektizide mittlerweile in den Rebflächen heimisch geworden.

Rebflächen werden ökologisch und ästhetisch aufgewertetEine weitere Steigerung dieser auch für das Grundwasser sehr wichtigen, umweltschonenden Bewirtschaftungs-weise wird derzeit im Rahmen der Akti-on „Lebendiger Weinberg“ in Angriff genommen. Durch die Schaffung einer Vielzahl von kleinen Biotopen an Weg-rändern sowie an besonders kurzen Spitzzeilen, deren Bewirtschaftung betriebswirtschaftlich unrentabel ist,

entstehen viele Lebensräume für klei-nere Wirbeltiere z. B. Eidechsen und Kröten. Damit werden die Rebflächen nicht nur ökologisch, sondern auch ästhetisch aufgewertet. Dass eine hohe Biodiversität gerade für Menschen, die sich als Touristen oder als Spaziergän-ger in den Rebflächen aufhalten, eine große Rolle spielt, haben nicht nur die mittlerweile in erheblicher Zahl an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) ausgebildeten Weinerlebnis-führer gezeigt. Auch die Winzer spü-ren die wachsende Anerkennung der Öffentlichkeit für ihre umweltscho-nende Bewirtschaftung.

Begrünung und der Einsatz von Pheromonen verbessern biologische VielfaltDie wichtigsten Elemente eines umweltschonenden Systems sind die Begrünung des Bodens und die bio-technische Bekämpfung aller wichtigen Schädlinge zum Beispiel durch Ver-wirrmethoden mit so genannten Phe-romonen. Insbesondere dieser Ersatz der chemischen Insektizide durch Phe-romone hat die ökologische Gesamt-situation der Rebflächen wesentlich verbessert. Beispielsweise verdoppelt sich – nach dem Verzicht auf Insek-

tizide – die Artenzahl an Laufkäfern innerhalb von zwei Jahren. Laufkäfer sind eine entscheidende Artengruppe, wenn es darum geht, die ökologische Wertigkeit von Landwirtschaftsflächen zu beurteilen.

Weinberge sind wichtig für viele seltene Tier- und PflanzenartenWeinberge sind in Baden-Württemberg dank der besonderen Ansprüche der Weinrebe an ihre Umwelt einmalige Lebensräume: Mildes Klima, steile Hänge, Wärme speichernde Felsen, Trockenmauern und Steinriegel. Das sind Bedingungen, wie sie viele seltene Tier- und Pflanzenarten lieben. Ent-scheidend ist: Durch die gezielte Gestaltung der Wegränder sowie die Schaffung von kleinen Biotopen im Bereich von Spitzzeilen und Wegkeh-ren kann die Entwicklung der Arten-vielfalt unterstützt werden, ohne die maschinelle Bewirtschaftung zu beeinträchtigen. Die von der LVWO Weinsberg herausgegebene Broschüre „Lebendiger Weinberg“ stellt einige dieser Verbesserungsmaßnahmen in Wort und Bild vor und regt zur Nach-ahmung an.

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)

Lebendiger Weinberg

Eidechse im Weinberg

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Agrarforschung

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Die Bereitung von Wein ist ein komplexer Vorgang. Ein wichtiger Schritt im Prozess

der Weinbereitung ist die Freisetzung wertgebender Inhaltsstoffe der Trau-benbeeren und deren Transfer in den Most. Beim Rotwein-Lesegut, in dem sich die Farbstoffe üblicherweise nur in der Haut der Beeren befinden, erfolgt deren Freisetzung häufig thermisch, d.h. durch Erhitzung. Hierbei wird die Maische zunächst auf rund 85°C erwärmt, etwa zwei Minuten auf dieser Temperatur gehalten und anschließend auf ca.45°C herunter gekühlt.

Eine neu entwickelte Alternative zur Maischeerhitzung ist die so genann-te Elektroporation, in der pulsierende elektrische Felder zum Einsatz kom-men (Maischeporation). Es handelt sich dabei um ein physikalisches Auf-schlussverfahren, das nicht nur eine verbesserte Extraktion der Inhalts-stoffe der Beerenhaut gewährleistet, sondern auch die Nachteile des Stan-dardverfahrens (hoher Energieeinsatz, ggf. Wärmeschädigung) vermeidet.

Indem eine bestimmte Anzahl an Hochspannungsimpulsen mit Feldstär-ken bis zu 40 kV/cm auf die Maische einwirkt, wird das natürliche Poten-tial der Zellen durch ein elektrisches Feld überlagert und die Poren in den Membranen der Beerenzellen öffnen sich. Wertgebende Inhaltsstoffe wie Farb-, Gerb- und Aromastoffe werden auf diese Weise einer ebenso schnel-len wie schonenden Diffusion und Extraktion zugänglich gemacht. Bei dieser Art des Zellaufschlus-ses ist die thermische Belastung gering und auch die mechanische Belastung der Maische bleibt in akzeptablem Rahmen.

Die Versuche des Staatlichen Wein-bauinstituts Freiburg (WBI), die in Zusam-menarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

durchgeführt wurden, zeigen, dass bei der Bereitung von Rotmost eine Farbextraktion auch ohne Erhitzung innerhalb weniger Stunden möglich ist. Beim Vergleich der durch Elektro-poration bzw. durch Maischeerhitzung erhaltenen Rotweine lässt sich weder sensorisch noch analytisch ein bedeu-tender Unterschied feststellen. Auch beim Weißwein wird durch Elektro-poration eine bessere Extraktion sor-tenspezifischer Aromen und Aroma-vorstufen sowie anderer bedeutender Inhaltsstoffe (hefeverwertbarer Stick-stoff usw.) erzielt. Während für gehalt-volle Rotweine der Vollaufschluss von Vorteil ist, bietet sich für leichte Weiß-weine eher ein Teilaufschluss an.

Ein Vergleich der Energiebilanzen beider Aufschlussverfahren zeigt, dass bereits bei der – energetisch noch nicht optimierten – KIT-Versuchs-anlage erhebliche Einsparpotenziale der Elektroporation im Vergleich zur Maischeerhitzung erreicht werden kön-nen. Der Einsatz der Elektroporation ermöglicht einen energieeffizienten Umstieg auf elektrische Energie, wel-che künftig vermehrt aus erneuerbaren Energieträgern zur Verfügung gestellt werden könnte.

Staatliches Weinbauinstitut (WBI Freiburg)

„Hochspannung“ im Weinkeller

Mobile Elektroporations-Anlage (Foto: Karlsruher Institut für Technologie)

des Karlsruher Instituts für Technologie

Beerenhautzellen roter Trauben vor der Elektroporation (Foto: Karlsruher Institut für Technologie)

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In Deutschland und der EU gibt es eine Versorgungslücke an heimisch produziertem Eiweiß-

futter. Deshalb wird derzeit über 80% des Eiweißbedarfs der EU importiert. Um die Abhängigkeit von den Import-märkten zu minimieren, werden nun im Rahmen der Eiweißinitiative des Landes Baden-Württemberg verschie-dene Möglichkeiten zur Steigerung der Eiweißproduktion im Ackerbau und auf dem Grünland untersucht.

Es gibt noch große Potenziale Gerade Dauergrünlandbestände ber-gen noch große Potenziale zur Her-stellung von Eiweißfutter. Dies gilt besonders dann, wenn diese Flächen bisher extensiv genutzt wurden. Dann beschatten die hoch wachsenden Bestände nämlich die niedrigwüch-sigen Leguminosen und hindern sie am Mengenwachstum. Die Erfahrung zeigt: Hohe Grundfutterleistungen werden vor allem durch Mischbestände erzielt. Die höchsten Erträge liegen bei Anteilen von 60-80% wertvoller Grä-ser, 10-20% Futterkräuter und 10-20% Leguminosen.

Gute Versuchsbedingungen in MarbachBisher werden leider die gewünsch-ten Ertragsanteile der Leguminosen, die den Eiweißertrag des Grünlandes entscheidend beeinflussen, selten erreicht. Das liegt zum einen an der üblichen Stickstoffdüngung, die das Wachstum von Leguminosen hemmt. Und es liegt daran, dass die günstigs-ten Entwicklungsbedingungen der Leguminosen noch nicht im Einzelnen bekannt sind. Das Landwirtschaft-liche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) erforscht deshalb – in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Nachwachsende Rohstoffe am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Hohenheim – die günstigs-ten Wachstumsbedingungen eiweiß-reicher Leguminosen. Am Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL) stehen dazu zwei Versuchsflächen mit kalk-reichem und flachgründigem Boden zur Verfügung. Dort wird geprüft, ob eine Steigerung der Eiweißproduktion auf Dauergrünland durch die gezielte Einsaat mehrschnittiger und mehrjäh-riger Leguminosen möglich ist. Ein-

gesät werden Weißklee, Rotklee und Luzerne, die jeweils unterschiedliche Ansprüche an den Standort und an die Nutzungsintensität aufweisen und die sich – je nach Saattermin – unter-schiedlich entwickeln.

Erste Ergebnisse vielversprechendKonkret wurden in Marbach Weißklee (mit 10 kg/ha), Rotklee (mit 20 kg/ha) und Luzerne (mit 20 kg/ha) nachgesät. Die Einsaat erfolgte mit Hilfe einer Vredo-Sämaschine nach dem zweiten Schnitt (Ende Juli). Gedacht ist an eine Versuchslaufzeit von mindestens drei Jahren, um konkrete Aussagen darü-ber treffen zu können, ob Grünland mit Leguminosen-Nachsaaten im Blick auf die gewünschte Eiweißprodukti-on nachhaltig aufgewertet wird. Die ersten Ergebnisse vom Sommer 2012 sind bereits vielversprechend. Vor allem Rotklee scheint sich auf mageren Standorten bei lückigen Beständen sehr gut zu entwickeln.

Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Weißklee, Rotklee und Luzerne – Eiweißreiches Grünland im Fokus

Weißklee (Foto: Martin Elsäßer)

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Die Gruppenhaltung von Pfer-den ist grundsätzlich eine tier-gerechte Form der Haltung

des Herdentieres Pferd. Sozialkontakte und Bewegung, teilweise mit Tag- und Nacht-Auslauf, sind bei dieser Haltungs- form sehr gut gegeben. Leider kann diese Haltungsform allerdings auch dazu führen, dass bestimmte, vor allem rangniedrige Tiere benachteili-gt werden. Dieser Nachteil zeigt sich insbesondere beim Ruheverhalten der Pferde, wenn die Pferde nicht oder nicht ausreichend zum erholsamen Abliegen kommen. Auch verletzungsträchtige oder zumin-dest stresserzeugende Aggressionen unter den Pferden halten immer noch viele Pferdebesitzer davon ab, ihre Pferde in Gruppenhaltung unter-zubringen. Da auch in der Grup-penhaltung Ausweichmöglichkeiten beschränkt vorhanden sind, muss also durch sinnvolle Gestaltung der Hal-tungsflächen für das Wohlbefinden der Pferde gesorgt werden.

Helfen Sichtschutzbarrieren?Im Rahmen einer Dissertation (Jule Obergfell) und einer Bachelorarbeit (Nadja Martschuk) wurde nun der Einfluss von „Strukturelementen“ auf das Liege- und Aggressionsverhal-ten von Pferden in Gruppenhaltung untersucht. Eigene Erfahrungen und die Ergebnisse einer Pilotstudie zum Liegeverhalten bei Gruppenhaltung veranlassten die Autorinnen zu der Hypothese, dass sich Sichtschutzbar-rieren positiv auswirken können, denn derartige Strukturelemente schaffen eine künstliche Distanz zwischen den Pferden. Das Haupt- und Landgestüt Mar-bach stellte zur Überprüfung dieser These drei Pferdegruppen mit unter-schiedlicher Herdengröße (13, 24 und 11 Pferde) zur Verfügung. In allen drei Ställen wurden Versuchsphasen ohne Sichtschutz und Phasen mit Sichtschutz (Strukturelemente) durchgeführt. Die Datenerfassung fand zwischen 23 und

7 Uhr statt, da in diesem Zeitraum bekanntermaßen die Hauptruhepha-se der Pferde liegt. Mit Hilfe von vier Kameras und vier Infrarotleuchten konnte der gesamte Stall jederzeit ein-gesehen werden. Insgesamt wurden 366 Stunden Videomaterial ausgewer-tet.

Liegeverhalten kaum verbessertErgebnis: Beim Ruheverhalten konn-te durch das Anbringen von Planen in Stall 1 (Seniorenstall) eine tendenzielle Verbesserung – d.h. eine längere Dauer des Liegens in Brust- und Seitenlage – festgestellt werden, während es in Stall 3 (Warmblutstuten, Brente) zu einer Verschlechterung des Liegeverhaltens kam. In Stall 2 (Araberstuten) zeigten sich beim Vergleich der verschiedenen Versuchsphasen dagegen keine Unter-schiede. Der jeweils höchste Wert der Gesamtliegedauer und der Liegezeit in Seitenlage wurde allerdings jeweils in Phasen mit Sichtschutz festgestellt. Möglicherweise ist die Wirkung der Strukturelemente auf das Liegever-halten auch von der verfügbaren Flä-che abhängig. Die Pferde im Stall 1, der positive Auswirkungen auf das Liegeverhalten zeigte, hatten mit 18 qm deutlich mehr Platz als die

Pferde in den beiden anderen Ställen (13 qm bzw. 14 qm) pro Pferd.

Aggressionen vermindertDeutlicher als das Liegeverhalten hat sich das Aggressionsverhalten durch den Sichtschutz verändert. Die Struk-turelemente übten hier eine unver-kennbar positive Wirkung aus. Die Aggressionen nahmen in allen drei Ställen in den Versuchsphasen mit Pla-nen gegenüber den Phasen ohne Sicht-schutz signifikant ab. Insbesondere die gefürchteten Highlevel-Aggressionen (Beißen und Schlagen) verringerten sich deutlich nach dem Anbringen von Planen.

Fazit: Es gibt einen positiven Einfluss der Strukturelemente auf das Verhalten der Pferde – insbesondere auf deren Aggressionsverhalten. Die Ergebnisse der Untersuchung werfen aber auch die Frage auf, ob die Mindestvorgaben des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Flächenbedarf von Pferden in Laufställen noch tiergerecht sind. Um dies zu prüfen, sind allerdings noch weitere Untersuchungen erforderlich.

Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)

Ruhe im Pferdestall

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Baden-Württemberg weist Deutschland- und EU-weit bedeutende Vorkommen an

Mähwiesen der Lebensraumtypen „Flachland-Mähwiese“ und „Berg-Mähwiese“ auf. Diese gelten als heraus-ragende Lebensräume für Pflanzen und Tiere und wurden daher im Rah-men der Fauna-Flora-Habitat-Richtli-nie (FFH) unter Schutz gestellt. Diese artenreichen, blumenbunten Wiesen entstehen vorrangig durch ein- bis drei-malige Mahd pro Jahr – bei vergleichs-weise geringer Nährstoffzuführung in Form von gelegentlichen Festmist-Gaben. Leider sind diese Mähwiesen heutzutage vielerorts durch Bewirt-schaftungsaufgabe (insbesondere an wenig produktiven Standorten) oder – umgekehrt – durch Bewirtschaftungs-intensivierung bedroht.

FFH-Mähwiesen in schlechtem ZustandDas Vorkommen der FFH-Mähwiesen und ihr botanischer Zustand wird regel-mäßig durch Kartierungen erfasst. Die jüngste Kartierung hat dazu geführt, dass in Baden-Württemberg der Zustand der FFH-Mähwiesen als ungünstig eingestuft wurde (Nationaler Bericht 2007). Woran liegt das? Warum

steht es so schlecht um die FFH-Mäh-wiesen? Ein wichtiger Grund besteht darin, dass durch Veränderungen in der Stallhaltung heute überwiegend Gülle anstatt Festmist ausgebracht wird. Da sich Gülle gegenüber Fest-mist durch höhere Stickstoffgehalte und einen höheren Anteil an schnell pflanzenverfügbarem Stickstoff aus-zeichnet, könnte der Umstieg von Festmist- auf Gülle-Düngung negati-ve Auswirkungen auf die botanische Zusammensetzung haben. Um dies zu prüfen, hat das Landwirtschaft-liche Zentrum Baden-Württemberg in Aulendorf einen Versuch gestartet, der an drei verschiedenen Standorten (Genkingen, Dörzbach und Furtwan-gen) durchgeführt wurde.

Vergleich verschiedener DüngevariantenAn jedem dieser Standorte wurde die Auswirkung von Gülle-Düngung (zum ersten bzw. zweiten Aufwuchs; 20 m³/ha; auf 5% Trockensubstanz-Gehalt verdünnt), Festmist-Düngung (100 dt/ha) und mineralischer Phos-phor/Kali-Düngung (35 kg P2O5/ha, 120 kg K2O/ha) im Vergleich zu einer ungedüngten Variante untersucht – und zwar im Blick auf die sich daraus erge-

bende Vegetationszusammensetzung. Alle Versuchsvarianten orientierten sich dabei hinsichtlich Düngerform und Düngermenge an den Empfeh-lungen des Agrarministeriums zur Bewirtschaftung von FFH-Mähwiesen.

Die Dosis macht den UnterschiedEs wurde erwartet, dass die Gülle-Dün-gung – insbesondere zum ersten Auf-wuchs – die Gräser und einige hoch-wüchsige Stauden eher fördert und dadurch zu einem (Arten-) Rückgang an Kräutern und Leguminosen führen würde. Tatsächlich ergaben sich aber keine statistisch belegbaren negativen Effekte durch die Gülle-Düngung. Die Zusammensetzung der Pflanzen wies bei allen vier Versuchsvarianten keine signifikanten Unterschiede auf. Auch die Artenzahl und der Anteil an Grä-sern, Kräutern und Leguminosen war durch die unterschiedliche Düngung nicht signifikant beeinflusst worden. Dies war möglich, weil an allen drei Standorten die Stickstoff-Gabe durch Gülle niedriger lag als die bisherige betriebsübliche Stickstoffgabe. Die Versuche haben ergeben, dass Gül-le-Düngung sich nicht per se negativ auf die Artenvielfalt und die Zusam-mensetzung der Pflanzen auswirkt. Allerdings kann im Rahmen der bishe-rigen Versuche keine Aussage darüber getroffen werden, wie sich die Gülle-Düngung langfristig auf Artenzahl und Zusammensetzung des Pflanzenbe-stands auswirkt.

Hinweis: Die Untersuchungen der LAZBW wurde durch die Stiftung Naturschutzfonds gefördert.

Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Geschützte Wiesen – schadet die Gülle-Düngung?

Mähwiese mit den FFH-Kennarten Wiesen-Bocksbart (gelb), Acker-Witwenblume (lila), Margerite (weiß) und Wiesen-Salbei (blau)

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Agrarforschung

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Molke – das heilende Serum der Milch, wie Hippokrates (460-375 v. Chr.) sie nannte

– wurde in der Antike gegen vielfältige Leiden, insbesondere Verdauungsbe-schwerden, Gicht und Hautkrankheiten eingesetzt. Seither hat Molke eine wech-selvolle Geschichte hinter sich. Zeiten, in denen sie wegen ihrer gesundheits-fördernden Wirkung geschätzt wurde, folgten Zeiten, in denen sie beinahe in Vergessenheit geraten war. Am Ende des 19. Jahrhunderts etwa wurde Molke als Lebenselixier angepriesen. Damals entstanden zahlreiche Kuranstalten, in denen mit Hilfe von Molke neu auftre-tende Zivilisationskrankheiten geheilt wurden. Die Molkekur war damals auch Bestandteil der aufkommenden Lebensreformbewegung. Seit gut zehn Jahren erlebt Molke nun wieder eine Renaissance. Statt im Schweinetrog zu landen oder als Abfall entsorgt zu wer-den, wird Molke wieder zunehmend „veredelt“.

Molke enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe Molke fällt als Nebenprodukt bei der Quark- und Käseherstellung an. Nach der Gerinnung der Milch zu Käse oder Quark kann Molke abgesondert wer-den. Dabei gibt es zwei Sorten von Molke: die Süßmolke entsteht, wenn man Milch mit Lab zur Käseherstel-lung verdickt. Sauermolke entsteht, wenn man Milch mit Milchsäurebak-terien behandelt. Molke besteht zwar zu rund 94 Prozent aus Wasser, doch die restlichen sechs Prozent haben es in sich. Sie enthalten kaum Fett, dafür aber viel Milchzucker, Eiweiß, Vita-mine (B2, B5, B6, B12, C), Spuren-elemente (Zink, Eisen, Jod, Kupfer) und Verbindungen wie Immunglobu-line, Lactoferin oder Lactoperoxydase. Diesen wertvollen Inhaltsstoffen wird neuerdings – auch aus wirtschaftli-chen Gründen – besondere Beachtung geschenkt. Durch die Weiterverarbei-tung zu Pulver, Molkenproteinkonzen-traten und Laktose ist es möglich, die

Inhaltsstoffe der Molke nun vollstän-dig zu verwerten. In Desserts, Suppen und Soßen, in klinischer Ernährung, Kindernahrung, Sportlernahrung, Eis-krem, Backwaren und sogar in Schoko-lade – überall kommt Molke zum Ein-satz. Die Vorteile der Molke bestehen u. a. darin, dass in vielen Produkten auf Zusatzstoffe verzichtet werden kann. Molke bewirkt zudem eine Verbesse-rung der Cremigkeit, die Stabilisierung von Schäumen und eine Anreicherung mit ernährungsphysiologisch hochwer-tigen Proteinen.

Fortschrittliche Verfahren in der LehrmolkereiDer gestiegenen Bedeutung von Mol-ke und Molkederivaten wird auch am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg Milchwirtschaft Wangen (LAZBW), Rechnung getragen. In der hauseigenen Lehr- und Versuchsmol-kerei steht neuerdings für angehende Milchtechnologen und für praxisorien-tierte Forschungsarbeiten eine moder-ne Filtrationsanlage zur Verfügung. Die Anlage besteht aus zwei unabhängig voneinander arbeitenden Teilen – dem so genannten Hochdruckbereich und dem Niederdruckbereich. Im Hoch-druckbereich (Anwendungsdruck bis 40 bar) können die Umkehrosmose und Nanofiltration durchgeführt wer-

den, im Niederdruckbereich (Anwen-dungsdruck bis ca. 6 bar) die Mikro-filtration bzw. Ultrafiltration. Diese unterschiedlichen Filtrationsmethoden machen es möglich, Veränderungen in Farbe und Konsistenz von Molke und Magermilch eindrucksvoll zu erken-nen und zu beurteilen. Die Filtration erfolgt über Membranen, wobei die Poren der Membran – je nach Filtrati-onstyp – unterschiedlich groß sind. Da die Milchinhaltsstoffe unterschiedliche Größenordnungen haben, kann – je nach gewünschtem Trennstoff – ein spezifisches Membranfiltrationsverfah-ren eingesetzt werden.

Die Zukunft hält noch manche Überraschung bereitBereits heute ermöglicht diese Filtra-tionstechnik vielfältige Anwendungen der Molke. Das eiweißhaltige Molke- pulver hat beispielsweise längst in der Fertignahrungsherstellung Einzug ge-halten. Molke wird sogar als Stickstoff-träger in der Bauindustrie verwendet, um in Energiesparhäusern die Brenn-barkeit des Dämmstoffes Holzspä-ne zu reduzieren. In Zukunft werden sich möglicherweise noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten ergeben.

Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Molke – Vom Abfallprodukt zum hochwertigen Lebensmittel

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Kurzmeldungen

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Kurzmeldungen aus den Landesanstalten

Prärie in HeidelbergDie Staatliche Lehr- und Versuchsan-stalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) verfügt seit Mai 2012 über ein 150 qm großes Präriebeet. Die verwende-te Pflanzenmischung, genannt „Prä-riesommer“, ist ein Produkt, das von Experten verschiedenster Institutionen entwickelt und getestet wurde. Geeig-net für private und öffentliche Grünan-lagen, erfreuen sich diese Mischpflan-zungen in den vergangenen Jahren immer größerer Beliebtheit. Auch in Heidelberg sind bereits im 1.Jahr präch-tige Blühbestände zu bewundern. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG)

Ein Besuch im Virtuellen Klassenzimmer Die Meisterprüfung ist für viele Land-wirte und Gärtner die Krönung eines langen Ausbildungsweges. Um die Meisterprüfung zu bewältigen, stehen Bewerber allerdings oft vor dem Pro-blem, Schule, Betrieb und Familie unter einen Hut zu bringen. Besonders für die Kurzzeitklassen, die an der Staat-lichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) in nur vier Monaten Vollzeitunterricht den gesamten Unterrichtsstoff für die Mei-sterprüfung bewältigen müssen, setzt dies ein hohes Maß von Eigeninitiative voraus. Das virtuelle Klassenzimmer der LVG Heidelberg bietet da eine gute Hilfestellung, können doch die Schüler hier von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen. Wie muss man sich einen Besuch im virtuellen Klassenzimmer vorstellen? Man trifft sich zunächst – wie im wirk-

lichen Unterricht – in einem Klassen-raum. Dieser „Klassenraum“ besteht allerdings nur aus dem Computer-Bildschirm. Ausgerüstet mit Headset und Kamera werden hier die Lehrer und die anderen Schüler sichtbar und können auch verbal kommunizieren. Nach Überprüfung der Technik und einer „Warm up“-Phase beginnt dann der Unterricht. Den Teilnehmern kann auf dem Bildschirm z.B. eine Präsenta-

tion gezeigt werden. Umgekehrt ist es möglich, dass die Teilnehmer virtuell an eine Tafel schreiben. Abfragen des Lehrers werden von den Schülern im Wege eines Multiple-Choice-Verfah-rens beantwortet. So kann der Leh-rer erkennen, ob der Unterrichtsstoff verstanden wurde. Kommentar eines Schülers nach der ersten Sitzung: „So schnell, bequem und wirksam habe ich mir das Lernen im virtuellen Klassen-zimmer nicht vorgestellt.“Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG)

Broschüre „Ökologischer Land-bau in Baden-Württemberg“ erschienenDas Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an der Frage, wo und wie Lebensmittel erzeugt wer-den, nimmt stetig zu. Die Aspekte „Regionalität“ und „Bio“ spielen für sie dabei eine entscheidende Rolle. Das zeigt auch die Statistik: So be-trug in Deutschland der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln im Jahr 2011 rund 6,6 Mrd. €. Und in Baden-Württem-berg bewirtschafteten 2011 rund 6.500 Bio-Betriebe eine Fläche von über 112.000 Hektar.

Was bedeuten die Begriffe „Bio“ und „Öko“ genau? Wie wird sichergestellt, dass „Bio“ drin ist, wo „Bio“ drauf steht? Wie werden Bio-Lebensmittel erzeugt, verarbeitet und vermarktet? Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württ-emberg hat dazu im Herbst 2012 eine Broschüre herausgegeben, die genau diese Fragen beantwortet. Das Wis-sen rund um das Thema ‚Bio‘ ist dort kompakt zusammengefasst. Nach dem Motto „Vom Acker bis in die Ladenthe-ke“ stellen heimische Bio-Betriebe die Erzeugung ihrer Produkte von „A“ wie „Apfel“ bis „Z“ wie „Zierpflanzen“ vor und zeigen anschaulich, was „Bio“ heute bedeutet. Landesanstalt für Entwicklung der Land-wirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)

Das „Rote Heft“ – ein wichtiges Kompendium Die Buchführungsergebnisse für das Wirtschaftsjahr 2011/12 werden im Frühjahr 2013 in 61. Auflage erschei-nen und damit eine langjährige Tra-dition fortsetzen. Die erste Ausgabe der „Betriebsverhältnisse und Buch-führungsergebnisse“ erschien für das Wirtschaftsjahr 1951/52 – im Umfang von gerade einmal 40 Seiten. In Fach-

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kreisen schlicht „Das Rote Heft“ ge-nannt, hat sich diese Broschüre in den letzten gut 60 Jahren zu einem statt-lichen Kompendium mit knapp 250 Seiten gemausert. Die Darstellung der Ergebnisse ist untergliedert nach Be-triebsformen und Betriebsgrößen so-wie nach Gebietszugehörigkeiten und anderen Kriterien.

Den reinen Buchführungsergebnissen werden heute auch Ergänzungsdaten und eine Erläuterung der wesentlichen Kennzahlen und Entwicklungstrends vorangestellt. Auch ist die Zahl der ausgewerteten Betriebe von ursprüng-lich 360 auf heute knapp 1.200 Haupt- und 300 Nebenerwerbsbetriebe ange-stiegen. Die Buchführungsergebnisse in Baden-Württemberg fließen traditi-onell in den jährlichen Agrarbericht der Bundesregierung ein und sind für die betriebswirtschaftliche Beratung eine wertvolle Informationsquelle.Landesanstalt für Entwicklung der Land-wirtschaft und der ländlichen Räume (LEL)

Winzer und Obstbauern als EnergiewirteWas noch vor wenigen Jahren im Son-derkulturbereich kaum vorstellbar war, ist mittlerweile Wirklichkeit geworden. Es hat sich herum gesprochen: Das anfallende Schnittholz aus Weinber-gen und Obstanlagen stellt eine En-ergie-Ressource dar. Pro Hektar fällt eine Menge an, die etwa 800 bis 1.000 Liter Heizöl entsprechen. Um das Schnittholz zu bergen, sind spezielle Schlegelmulchgeräte notwendig, die kürzlich auf einer Maschinenvorfüh-rung in Weinsberg besichtigt werden konnten. Diese Schlegelmulchgeräte funktionieren nach einem intelligenten Prinzip: Um das Schnittholz aus der

Wein- bzw. Obstanlage zu bergen, sind vor der Schlegelwelle schräg stehende Eisenstifte angebracht. Sie verdichten das zugeführte Material. Anschließend wird das Schnittholz über eine Do-sierwelle der Schlegelwelle zugeführt. Zusätzliche Reißleisten stellen die Auf-bereitung des Schnittholzes sicher. Am Ende landet das Schnittholz in einem Sammelbehälter, der sich je nach Her-steller erheblich unterscheiden kann. Einer der Hersteller setzt z.B. zur Zer-kleinerung des Schnittholzes auf einen Scheibenradhäcksler. Der Schnittholz-bunker kann hier auf der Ladefläche hinter der Kabine platziert werden. Fazit: Es sind mittlerweile gute tech-nischen Voraussetzungen gegeben, da-mit unsere Obst- und Weinbauern auch als Energiewirte tätig werden können.Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)

Tourismuspreis an Weinerlebnisführer

Die Staatliche Lehr- und Versuchsan-stalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) hat in bisher vier Lehrgän-gen insgesamt 101 Weinerlebnisführer ausgebildet. Die qualifizierten Winzer bieten seitdem für eine Vielzahl von Weintouristen spezielle Programme und Führungen an. Allein im Jahr 2011 haben mehr als 20.000 Interessenten an den Weinerlebnisführungen teil-genommen. Die Weinerlebnisführer in Württemberg haben dafür nun den

„ARTVINUM Weintourismuspreis 2012“ erhalten. Der Preis wurde erst-mals im Rahmen der ARTVINUM und in Zusammenarbeit mit der „Touris-mus Marketing GmbH Baden-Württ-emberg“ vergeben.Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)

Jubiläumsfeierlichkeiten am LAZBW AulendorfDas Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Au-lendorf feierte am Wochenende vom 29.Juni bis 1.Juli 2012 gleich drei Jubi-läen: Der 20. Baden-Württembergische Grünlandtag wurde diesmal am Stand-ort Aulendorf durchgeführt: Den Vor-trägen zum Schwerpunkt Eiweiß und Energie aus Grundfutter von Grün-land und Acker folgten am Nachmittag praktische Demonstrationen zu den Themen Grünlandverbesserungen, Leguminosen, Grünland- und Klima-wandel sowie Alternativkulturen zur Biomassegewinnung.Die Wildforschungsstelle feierte ihr 25-jähriges Bestehen mit einer Fach-tagung: Die Vorträge zu den Themen „Schwarzwildschäden“ und „Wildret-tung bei der Mahd im Grünland“ sowie praktische Demonstrationen zu den Themenfeldern „Ausbesserung von Grünlandschäden“, „Blühmischung“, „Wildschadensabwehr“ und „Kitzret-tung aus der Luft“ beeindruckten die zahlreichen Gäste. Abgerundet wurde der Festreigen mit einem „Tag der of-fenen Tür“ zum 80-jährigen Bestehen der Rinderhaltung in Aulendorf. Unter dem Motto „Nachhaltig produzieren – die Umwelt schonen“ gab das LAZBW Aulendorf mehreren tausend Besu-chern Einblick in seine Bildungs- und Forschungsarbeit. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Landwirtschaftsminister Alexander Bonde verleiht Weintourismuspreise. Rechts die Weinbauver-bandspräsidenten Kilian Schneider (Baden) und Hermann Hohl (Württemberg) (Foto: Schwinghammer)

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Schäden durch Wildschweine eindämmen

Mit der Zunahme von Energiemais-flächen sind auch die Schäden durch Wildschweine stetig angestiegen. Die Wildschadenssituation stellt die Koo-peration von Landwirten und Jägern mittlerweile vor eine besondere Heraus-forderung. Im Rahmen des Gemein-schaftsprojekts „Wildschadensmanage-ment“ hat die Wildforschungsstelle (WFS) des Landwirtschaftlichen Zen-trums Baden-Württemberg in Zusam-menarbeit mit dem Badischen Land-wirtschaftlichen Hauptverband, dem Landesbauernverband, dem Landes-jagdverband und dem „Verein der Jagdgenossenschaften und Eigenjagd-besitzer“ eine Broschüre mit Empfeh-lungen zum Wildschadensmanagement herausgegeben. Der Leitfaden mit dem Titel „Wildschäden durch Schwarzwild – Gemeinsam vorbeugen, mindern und regeln“ ist an Jäger, Landwirte und Verpächter gerichtet und kann kosten-los unter www.lazbw.de bestellt wer-den.Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Lehrgang der Lebensmittelkontrolleure Im Rahmen ihrer Ausbildung zum Lebensmittelkontrolleur und zur Le-bensmittelkontrolleurin waren in der 42. Kalenderwoche 2012 insgesamt 26 Kursteilnehmer der Landesakademie Baden-Württemberg für Veterinär- und Lebensmittelwesen in verschie-denen Stationen des Landwirtschaft-lichen Zentrums Baden-Württemberg (LAZBW) zur Ausbildung. Die Aus-bildungswoche startete in der Fische-reiforschungsstelle Langenargen. Nach

der Besichtigung des Instituts wurde den Teilnehmern eine hygienisch kor-rekt durchgeführte Fischschlachtung vorgeführt. Am Dienstag und Mitt-woch wurden die Teilnehmer an der LAZBW in Wangen über die Bildung der Milch im Kuheuter, über die Ge-winnung und Lagerung von Milch und über den Transport der Milch zum milchverarbeitenden Betrieb unterrich-tet. Es folgten Unterrichtseinheiten über die Milchverarbeitung – von der Reinigung der Milch bis hin zur Her-stellung der einzelnen Milch- bzw. Milchprodukte, wie z. B. Butter und Käse. Zuletzt wurde über die gängigen Melksysteme berichtet und ein Kuh- stall besichtigt. Am Donnerstag führte eine Exkursion zur Biokäserei Zur-wies und anschließend ging es weiter zur Molkereischule in Wangen. In der Lehrmolkerei konnten die Teilneh-mer Butter, Käse, Joghurt und Quark selber herstellen. Anschließend wurde ihnen im Betriebsraum die Reinigung und Desinfektion der Anlagen vorge-führt. Die Ausbildungswoche endete am Freitagnachmittag mit einer senso-rischen Prüfung der unterschiedlichen Käsesorten der Lehrmolkerei.

Das LAZBW leistet mit der Ausbil-dung der angehenden Lebensmittel-kontrolleure einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelsicherheit und damit zum gesundheitlichen Verbraucher-schutz. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW)

Imkerei und Landwirtschaft im EinklangDie Biene ist eines der wichtigsten Nutztiere. Sie leistet durch die Blüten-bestäubung nicht nur einen unschätz-baren Beitrag zur Sicherung unserer Nahrungsmittelversorgung, sondern

auch zum Erhalt der Artenvielfalt. Landwirte und Imker tragen damit eine große Verantwortung.

Fragen beantworten, gut informieren, Erfahrungen austauschen, engagiert diskutieren und zusammen auf eine bienenfreundliche Landwirtschaft hinwirken – das sind die Ziele des ge-meinsamen Fortbildungsangebotes des Bienengesundheitsdienstes, der Land-wirtschaftsverwaltung und des Land-wirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg, an dem seit 2012 600 Bienensachverständige aus Baden-Württemberg teilnahmen. Die ersten Erfahrungen mit dem Fortbildungsan-gebot sind viel versprechend: Das An-gebot wird gerne in Anspruch genom-men und die Nachfrage ist hoch.Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)

Nützlinge schützen HimbeerenBiologischer Pflanzenschutz ist in vie-len Gewächshäusern Baden-Württem-bergs mittlerweile Standard. Versuche des Landwirtschaftlichen Technologie-zentrums Augustenberg (LTZ) zeigen, dass Nützlingseinsatz auch bei Him-beeren im Folientunnel erfolgreich sein kann. Natürliche Gegenspieler von Blattläusen halten – zusammen mit den eingesetzten Nützlingen – die tie-rischen Schädlinge in Schach.

Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)

Maisfeld nach der Wildschwein-Mahlzeit

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Wetterdaten für Landwirtschaft und WeinbauAuf www.wetter-bw.de finden Land-wirte und Winzer die Daten von ca. 100 Wetterstationen in Baden-Württ-emberg. Diese Daten fließen in Model-le ein, in denen die Entwicklung von Schaderregern sowie unerwünschten Kräutern und Gräsern simuliert wer-den. Aus diesen Daten können Land-wirte und Winzer die Notwendigkeit und den optimalen Zeitpunkt für Pflanzenschutzmaßnahmen ableiten und damit zu einem sachgerechten Pflanzenschutz beitragen.

Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)

Mitwirkung an der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) Der Leiter des Bildungs- und Wissen-szentrum Boxberg (LSZ), Hans-Jörg Schrade, wurde im Juli 2012 im Rah-men des Fachforums Nutztiere der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) zum Sprecher des „Clusters Schwein“ berufen.

Die Hauptaufgaben des Clusterspre-chers bestehen in der Federführung und der inhaltlichen Weiterentwicklung der Clusterschwerpunkte. Neben der Strukturierung der weiteren Prozesse im Fachforum obliegt ihm auch die

Berichterstattung und interne Evalu-ierung. Darüber hinaus ist er zentraler Ansprechpartner, wenn es um den Stand des „Clusters Schwein“ geht. Eine wichtige Aufgabe ist auch die Beratung der Forschungsförderer im Vorfeld von Ausschreibungen. Aktuell geht es darum, die Ausschreibungen zu den Clustern bzw. Teilclustern vor-zubereiten sowie die Anzahl der Kon-sortien und den Bedarf an Mitteln ab-zuschätzen. Über den Fortschritt der Clusterbildung wird in regelmäßigen Abständen auf der DAFA-Homepage berichtet und es werden clusterbezo-gene und übergreifende Workshops durchgeführt. Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ)

Phosphorrückgewinnung aus SchweinegülleDas Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ) startete im September 2012 das Projekt „Phosphorrückge-winnung aus Schweinegülle“. Dieses Projekt wird in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Universität Hohenheim sowie privaten Wirtschaftsbeteiligten durchgeführt. Hierzu wurde ein Ver-suchsstand eingerichtet, in dem Ver-suche mit Gülle sowie Laborarbeiten durchgeführt werden können. Darauf aufbauend soll eine Demonstrations-anlage entwickelt werden, die später in der Praxis auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt werden kann. In Boxberg fallen jährlich ca. 5.000 m3 flüssige Wirtschaftsdünger mit einem mittleren Phosphorgehalt von ca. 3 kg pro Kubikmeter an. Ziel des Projekts

ist es, durch die Rückgewinnung von Phosphor diesen immer knapper wer-denden Rohstoff nachhaltig zu nutzen und damit auch einen Beitrag zum Um-weltschutz zu leisten. Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ)

Klimaerwärmung zwingt zur Säuerung von WeinDer Säureabbau in Weintrauben wird erfahrungsgemäß durch Wärme stärker beschleunigt als die Zuckerbildung und diese wiederum stärker als die Aro-menbildung. In warmen Vegetationsperioden kann deshalb der optimale Säuregehalt – je nach Sorte und Anbaugebiet der Trau-ben – deutlich unterschritten werden. Leider ist dies in Deutschland aufgrund klimatischer Erwärmung zunehmend zu beobachten. Hinzu kommt: Die sehr niedrigen Säurewerte sind häufig mit hohen pH-Werten verknüpft. Diese pH-Werte steigern ganz erheblich die Gefahr, dass sich während der Weinbereitung uner-wünschte Mikroorganismen bilden. Die Säuerung der Weine ist daher nicht erst zur sensorischen Abrundung der Weine notwendig, sondern bereits im Moststadium – zur Absenkung der hohen pH-Werte. Seitdem der Hitzesommer 2003 extrem niedrige Säuregehalte erbrachte, führt das Staatliche Weinbauinstitut (WBI Freiburg) umfangreiche Säuerungs-versuche durch und stellt die daraus gewonnenen Weine in kellerwirtschaft-lichen Seminaren vor. Staatliches Weinbauinstitut (WBI Freiburg)

Hans-Jörg Schrade

Klimaerwärmung in Basel seit 1901

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Neues Frühwarnsystem im Weinbau Die Meldungen der Rebschutzwar-te Baden-Württemberg an die Regie-rungspräsidien, an Weinbauberater und an das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg (WBI) erfolgten früher tra-ditionell per Post oder per Fax. Seit 2012 können diese Meldungen nun direkt per Internet mit dem Webmo-dul „VitiMeteo-Monitoring“ eingege-ben werden. Neben Wetterereignissen werden darin Entwicklungsstadien der Reben, der Befall durch die wichtigsten Krankheiten wie etwa Rebenperono-spora und das gehäufte Auftreten von Schädlingen erfasst. Auch kann die Zahl der eingefangenen Traubenwick-ler einfach und schnell übermittelt wer-den. Der große Vorteil des „VitiMeteo-Monitoring“-Systems besteht darin, dass alle Daten sofort für Beratung, Forschung und Praxis verfügbar und nutzbar sind. „VitiMeteo-Monitoring“ ist ein echtes Frühwarnsystem zur Er-kennung von Krankheiten und Schäd-lingen im Weinbau!Staatliches Weinbauinstitut (WBI Freiburg)

Kompetenzzentrum Pferd – Termine stehen festDie Termine des Kompetenzzentrums Pferd Baden-Württemberg für das Jahr 2013 stehen fest und sind mit den je-weiligen Ausschreibungen auf der In-ternetseite unter Aktuelles abrufbar (www.pferde-bw.de).Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)

Olympisches Gold für Nachkom-men Marbacher HengsteDeutscher Meister, Europameister, Weltmeister und Doppel-Olympiasie-ger der Vielseitigkeit – eine einmalige Bilanz. Michael Jung aus Horb-Altheim mit seinem Württemberger Wallach La Biosthétique Sam FBW ist derzeit mit Abstand der erfolgreichste Reiter aus Baden-Württemberg und wurde von der Fédération Equestre International (FEI) mit dem „Best Athlete Award 2012“ ausgezeichnet. Der in Marbach aufgewachsene Sam (Züchter: Günter Seitter, Aldingen) ist ein Sohn des ehe-maligen Marbacher Landbeschälers STAN THE MAN xx. Sams väterlicher Halbbruder, der Marbacher Landbe-schäler LAUREL, steht den Züchtern auch in der kommenden Decksaison wieder über die EU-Besamungsstation Offenhausen zur Verfügung.

Der Pferdezuchtverband Baden-Württemberg hat ein viel beachtetes Vielseitigkeits-Zuchtprogramm aufge-legt. Züchter können ihre Stuten dem Zuchtleiter melden. Die Hengsthalter

gewähren Preisnachlässe auf Deckta-xen geeigneter Hengste. Das Haupt- und Landgestüt Marbach ist Vorreiter und hat 2012 gleich zwei leistungsge-prüfte Englische Vollblüter, einen in-ternational erfolgreichen Anglo-Araber und zwei blutgeprägte Junghengste, auf Station genommen und bietet 2013 mehrere Landbeschäler im Zuchtpro-gramm Vielseitigkeit an.Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)

Lemberger – Süddeutscher ChampionLEMBERGER und HERBSTKÖ-NIG zeigten 2012, was wahre „Schwa-benpower“ bedeutet. Der Marbacher Landbeschäler LEMBERGER über-zeugte in Nördlingen als Süddeutscher Champion.

Im Finale der vierjährigen Hengste bewies der großrahmige Locksley II-GARDEZ-Sohn erneut, dass er in punkto Bewegungsqualität, Rittig-keit und Temperament wenig Fragen offen lässt. Die Jury lobte in ihrem Kommentar besonders seine korrekte klassische Ausbildung und seine guten Perspektiven für den großen Dressur-sport. LEMBERGER ist in Marbach geboren und auf den weitläufigen Wei-den der Aufzuchtstationen des Haupt- und Landgestüts im Herdenverband aufgewachsen. 2011 beendete er in Marbach als bester Hengst seines Prü-fungsdurchgangs die Leistungsprüfung (70-Tage-Test) und wurde im gleichen Jahr bei der Süddeutschen Sattelkörung gekört. Der Reservesieger der Trakeh-ner Körung 2010, HERBSTKÖNIG, wiederholte seinen Erfolg vom ver-gangenen Jahr und wurde unter seiner Reiterin Theresa Wahler „Trakehner Bundeschampion 2012“. Informatio-

Marbacher Landbeschäler LEMBERGER ist Süd-deutscher Champion 2012 (Foto: Kraft)

Auftreten der Rebenperonospora in Baden-Württemberg 2012

Olympiasieger - Michael Jung mit dem Württem-berger Wallach La Biosthétique Sam FBW (Foto: Schreiner)

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nen zu den Marbacher Landbeschälern im Hengstverteilungsplan oder online unter www.gestuet-marbach.de.Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)

Marbacher Hengstparaden 2012Baden-Württemberg ist im vergange-nen Jahr 60 Jahre alt geworden. Das Haupt- und Landgestüt Marbach gra-tulierte dazu mit einem Pferdefest für die ganze Familie und ließ das „Ländle“ anlässlich der Hengstparaden 2012 mit einzigartigen Schaubildern hochleben.

Während Pferde vor 60 Jahren noch als Arbeitstiere zum täglichen Leben gehörten, sind sie heute zu einem wertvollen Sport- und Freizeitpartner geworden. Gemeinsam mit dem Lan-desbauernverband zeigte das Gestüt in lebendigen Bildern die Entwicklung von „echten“ Pferdestärken zu moder-nen Landmaschinen und vom schwe-ren Arbeitspferd zum eleganten Sport-pferd. Die Polizeireiterstaffel Stuttgart demonstrierte eindrucksvoll den Ein-satz der Pferde im Polizeidienst und raubte mit ihren Sprüngen durchs Feu-er so manchem Besucher den Atem. Die nächsten Hengstparaden finden am 29. September sowie am 3. und 6. Oktober 2013 statt. Das Gastland wird Österreich sein. www.hengstpara-de-marbach.deHaupt- und Landgestüt Marbach (HuL)

Marbach – Einweihung der neuen GebäudeRund 7 Millionen Euro aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm wurden jüngst in den Ausbau und die Sanie-rung des Gestüts investiert. Ein neu-er Lehrgangsstall, der Neubau eines Gästehauses, ein Informations- und Schulungszentrum sowie eine neue

Heizzentrale wurden im Gestütshof in Marbach realisiert. Darüber hinaus wurden in Offenhausen und in St. Jo-hann zwei neue Reithallen errichtet.

Das Haupt- und Landgestüt Marbach ist der größte deutsche Ausbildungsbe-trieb für Pferdewirte. Für den Schulbe-trieb wurde ein neues dreigeschossiges Gästehaus errichtet. „Durch das neue Wohnheim und den Lehrgangstall verbessern wir die Ausbildungsbe-dingungen entscheidend“, sagte Nils Schmid, Minister für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg. Mar-bach ist weltweit für seine Araberzucht berühmt und ist eine geschätzte An-laufstelle für Pferdezüchter und Pfer-desportler. Das neue Schulungs- und Informationszentrum ist künftig zen-trale Anlaufstelle für die jährlich rund 500.000 Besucher des Gestüts. Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)

Pferdewirtschaft – Neuer Studien- gang in NürtingenSeit dem Wintersemester 2009/2010 wird an der Hochschule Nürtingen-Geislingen der Studiengang Pferde-wirtschaft angeboten und von Profes-sor Dirk Winter geleitet.

Dieses in Deutschland einzigartige Ba-chelorstudium umfasst sieben Seme-ster und bietet 48 Studienplätze. Die Studieninhalte decken alle Bereiche der Pferdewirtschaft ab: Haltung, Füt-terung, Zucht, Pferdesport und Pfer-demarketing bis hin zu Aspekten der Unternehmensführung und des Per-

sonalmanagements. Das Lehrangebot bietet die Grundlage für ein praxis-nahes, am Breiten- und Leistungssport orientiertes Studium. Darin enthalten ist auch eine enge Kooperation mit dem Haupt- und Landgestüt Marbach. Diese Zusammenarbeit spiegelt sich in der praxisorientierten Betreuung von Bachelorarbeiten, Studienpraktika und in der Unterstützung der Lehrenden bei der Vermittlung von Ausbildungs-zielen in der Pferdebranche wider. Das Haupt- und Landgestüt Marbach ist ein wichtiger Akteur bei der Ausbildung der Studierenden im neuen Studien-gang Pferdewirtschaft.Haupt- und Landgestüt Marbach (HuL)

Ausbildung Therapeutisches Reiten Das Deutsche Kuratorium für Thera-peutisches Reiten (DKThR) ist seit vier Jahren an der Ausbildung zur Trainer-C-Qualifikation beteiligt, die an der Landesreitschule Marbach erfolgt. Die Landesreitschule bietet besondere

Trainerlehrgänge an, die eine optima-le Ausbildung künftiger Hippothera-peuten gewährleistet. Sie schafft damit die Voraussetzungen für einen fachge-rechten Umgang mit Pferden, die zu Therapiezwecken eingesetzt werden. Die Inhalte des Lehrgangs Trainer C/Basissport orientieren sich an den Be-stimmungen der Ausbildungs- und Prüfungs-Ordnung (APO). Das theo-retische Wissen wird von Birgit Melms, der Beauftragen des Deutschen Kura-toriums für Therapeutisches Reiten, vermittelt und durch den Leiter der Landesreitschule, Hauptsattelmeister Rolf Eberhardt, in der Praxis vermit-telt. Weitere Informationen zum Lehr-gang unter Telefon (073 85) 96 95-25 bzw. www.gestuet-marbach.deHaupt- und Landgestüt Marbach (HuL)

Der neue Lehrgangsstall der Landesfahrschule (Foto: Kube)

Marbacher Hengstparaden im Zeichen des 60-jäh-rigen Landesjubiläums (Foto: Kube)

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Ausbildung

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Haupt- und Landgestüt Marbach (HUL)

• Auszubildende: – Landwirt: 2 – Pferdewirt/in: 39 – Hufschmied-Praktikant: 1

• Praktikant/innen: 60

Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW)

• Auszubildende: – Landwirtschaft: 4 – Milchwirtschaftliche Laboranten/innen: 14 – Milchtechnologen: 3 – Hauswirtschaft: 5 – Bachelor of Arts (B.A.), Studiengang Heimerziehung/ Erziehungshilfe: 2

• Praktikant/innen: 13Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der Ländlichen Raume (LEL)

• Praktikant/innen: 6

Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg – Schweinehaltung, Schweinezucht – (LSZ)

• Auszubildende: – Landwirte: 7

• Praktikant/innen: 10

Landwirtschaftliches Technologie-zentrum Augustenberg (LTZ)

• Auszubildende: – Gärtner/in Fachrichtung Obstbau: 6 – Landwirtin: 1 – Chemielaborant/in: 5 – Biologielaborant/in: 6

• Praktikant/innen: 40 (10 Schüler/innen; 30 Studenten/innen)

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG)

• Auszubildende: – Gärtner/in: 12

• Praktikant/innen: 2

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO)

• Auszubildende: – Winzer/in: 13 – Küfer/in: 2 – Gärtner/in Fachrichtung Obstbau: 5 – Hauswirtschaft: 1

• Praktikant/innen: 15 – Berufserkundungspraktikant/

innen: 18

Staatliches Weinbauinstitut Freiburg (WBI)

• Auszubildende: – Winzer/in: 14 – Weinküfer/in: 1 – Einzelhandelskaufmann/ -kauffrau: 2 – Studiengang Weinbau und Oenologie: 6 – Studiengang BWL – Handel und Dienstleistungsmanagement: 1 – Studiengang BWL – Personal- management/Personaldienst- leistung: 1

• Praktikant/innen: 38 Langfristige Praktika (Studienpraktika): 6 Kurzpraktika (BOGY, BORS u.a.): 32

Ausbildung und Praktika in den Landwirtschaftlichen Landesanstalten

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Nachruf

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Nachruf Martina Mulder

Am 18. November 2012 verstarb Martina Mulder nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von nur 53 Jahren. Nach dem Studium der Anglistik, Romanistik und Politologie in Freiburg, in dessen Verlauf sie auch ein Jahr als Lehrassistentin an der Minnesota High School unterrichtete, war sie zunächst als Geschäftsführerin der Volkshochschule Schliengen tätig. Anschließend übernahm sie 1995 die Geschäftsführung des Landfrauenverbandes Südbaden. Im Jahr 1996 wechselte Frau Mulder als persönliche Referentin von Ministerin Staiblin ans Ministerium für Ländlichen Raum. 1998 kehrte sie nach Südbaden zurück, um die folgenden 8 Jahre am früheren Institut für Umweltgerechte Landbewirtschaftung in Müllheim zu arbeiten. Von 2006 bis zu ihrem Tod war Frau Mulder verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit am LTZ Augustenberg.

Mit großer Professionalität entwickelte Frau Mulder für die Öffentlichkeitsarbeit des LTZ Augustenberg eine überzeugende Konzeption und setzte diese ideenreich, mit großer Durch-setzungskraft und viel Engagement sehr erfolgreich um. Neben zahlreichen anderen Veran-staltungen organisierte sie die Feierlichkeiten zum 150jährigen Jubiläum der Agrarforschung in Karlsruhe sowie alljährlich die Sindelfinger Pflanzenbautagung und die Frühjahrstagung des LTZ in Karlsruhe-Rüppurr. Das Erscheinungsbild des Agrojournals trägt zu großen Teilen ihre Handschrift. Als langjähriges Mitglied im Redaktionsbeirat des Landinfos hat sie auch dessen Entwicklung durch wertvolle Impulse begleitet.

Landwirtschaftliches Technologiezentrum (LTZ)Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

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Adressen

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Alle Adressen im ÜberblickAnschriften der Landesanstalten

HUL MarbachHaupt- und Landgestüt Marbach72532 Gomadingen-Marbach, Kreis ReutlingenTelefon: 07385 9695-0Fax: 07385 9695-10eMail: [email protected]: www.gestuet-marbach.de

LAZBW Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg Atzenberger Weg 99 88326 Aulendorf Telefon: 07525 942-300Fax: 07525 942-333eMail: [email protected] Internet: www.lazbw.de

LEL Schwäbisch GmündLandesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume Oberbettringer Str. 16273525 Schwäbisch GmündTelefon: 07171 917-100Fax: 07171 917-101eMail: [email protected]: www.lel-bw.de

LSZ BoxbergBildungs- und Wissenszentrum BoxbergSchweinehaltung, SchweinezuchtSeehöfer Str. 5097944 Boxberg-WindischbuchTelefon: 07930 9928-0Fax: 07930 9928-111eMail: [email protected]: www.lsz-bw.de

LTZ AugustenbergLandwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)Neßlerstr. 23-3176227 KarlsruheTelefon: 0721 9468-0Fax: 0721 9468-112eMail: [email protected]: www.ltz-augustenberg.de

LVG HeidelbergStaatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG)Diebsweg 269123 Heidelberg Telefon: 06221 7484-0Fax: 06221 7484-13eMail: [email protected]: www.lvg-heidelberg.de

LVWO WeinsbergStaatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und ObstbauTraubenplatz 574189 WeinsbergTelefon: 07134 504-0Fax: 07134 504-133eMail: [email protected]: www.lvwo-weinsberg.de

WBI FreiburgStaatliches WeinbauinstitutMerzhauserstrasse 11979100 FreiburgTelefon: 0761 40165-0Fax: 0761 40165-70eMail: [email protected]: www.wbi-bw.de

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Herausgeber:Ministerium für Ländlichen Raumund Verbraucherschutz Baden-WürttembergKernerplatz 10, 70182 StuttgartTel. 0711/126-0; [email protected]

Konzeption, Text und Redaktion:Landwirtschaftliche Landesanstalten,Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Abteilung Landwirtschaft

Grafik und Gestaltung:PR Presseverlag Süd GmbHBahnhofstraße 7, 71034 Böblingen

Druck:Studiodruck Brändle GmbHTalstraße 68, 72622 Nürtingen

Bildquellen:Landwirtschaftliche Landesanstalten, www.fotolia.de

Drucknummer: 28-2012-22

Verteilerhinweise:Diese Broschüre wird von der Landesregierung im Rahmen ihrer verfassungsmäßigen Verpflichtung zur Unterrichtung der Öf-fentlichkeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten oder Helfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur Verwendung bei Wahlwer-bung. Diese Beschränkungen gelten unabhängig vom Vertriebsweg, auf dem die Broschüre dem Empfänger zugestellt worden ist. Erlaubt ist den Parteien, diese Broschüre für die Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden.

Impressum

Für Ihre Notizen:

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Die landwirtschaftlichen Landesanstalten im Geschäftsbereich des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.

LVG Heidelberg

LTZAugustenberg

WBIFREIBURG

LELSchwäbisch Gmünd

LVWOWeinsberg

LSZBoxberg

LAZBWAulendorf

HUL Marbach

= Sitz der Landesanstalt

www.mlr.baden-württemberg.de

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) · Kernerplatz 10 · 70182 StuttgartTelefon: +49(0)711/126-0 · Telefax: +49(0)711/126-2255 · www.mlr.baden-wuerttemberg.de