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Akzente Das Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich 1/16 blog.phzh.ch/akzente Tagesschulen – ganzheitlicher Lern- und Lebensraum Seite 10 Klassenassistenzen: Noch ist ihre Rolle nicht klar geregelt – ein neues Angebot der PH Zürich hilft weiter Seite 27 Kolumne: Wahres Lernen ohne Schule? Zwei Bildungsexperten im Gespräch Seite 37

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Die Tagesschule - ein ganzheitlicher Lern- und Lebensraum

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AkzenteDas Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich

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blog.phzh.ch/akzente

Tagesschulen – ganzheitlicher Lern- und Lebensraum

Seite 10

Klassenassistenzen: Noch ist ihre Rolle nicht klar geregelt – ein neues Angebot der PH Zürich hilft weiter

Seite 27

Kolumne: Wahres Lernen ohne Schule? Zwei Bildungsexperten im Gespräch

Seite 37

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Ausstellung im ForumPLOT IN PLASTILIN6. März bis 18. September 2016

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Plastilin-HeldenWorkshop für Mittel- und SekundarstufeEmpfohlen mit dem Workshop «Filmtrick in Plastilin»

Plot in PlastilinEinführung für Lehrpersonen für Unter-, Mittel- und Sekundarstufe

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ÖffnungszeitenDi bis So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Mo geschlossenÖffnungszeiten Feiertage www.gewerbemuseum.ch

Anmeldung und InformationenGewerbemuseum WinterthurKirchplatz 14, 8400 WinterthurTelefon 052 267 51 [email protected]

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Inhaltsverzeichnis/Editorial

Im Vergleich zum nahen Ausland haben Tages-schulen in der Schweiz einen schweren Stand. Gut möglich aller-dings, dass sich das Modell auch hierzulande durchsetzen wird. Die Nachfrage zumindest ist vielerorts vorhan-den. Wenn Schule Unter-richt, Essen, Hausauf- gaben und Freizeit vereint, bedingt dies eine verstärkte Zusam-menarbeit zwischen den einzelnen Professi-onen – Betreuende und Lehrpersonen rücken näher zusammen. Worauf es dabei ankommt, beschreibt der Haupt- artikel ab Seite 10. Verbringen Kinder und Jugendliche zehn und mehr Stunden in der Schule, erhalten die Unterrichts- und Aus- senräume eine besondere Bedeutung. Ueli Keller vom Netzwerk Bildung & Raum sagt: «Innerhalb der Schule hat der Raum nach den Lehrpersonen und den Peers den stärks- ten Einfluss auf den Lernerfolg der Schüle-rinnen und Schüler.» Was dies für die Raumgestal-tung bedeutet, erklärt Keller im Interview. Uster hat den Schritt hin zur Tagesschule be- reits vollzogen. Seit dem vergangenen Sommer betreut dort ein fünf-zehnköpfiges Team an fünf Tagen in der Woche rund 60 Mädchen und Buben. «Akzente» hat die Schule an einem Tag besucht. Wie diese mit der neuen Situation umgeht, beschreibt die Reportage. Mit einer Reihe von Neuerungen wartet auch dieses Heft auf – in Form von drei neuen Rubriken. Worum es dabei geht, erfahren Sie auf den Seiten 32, 37 und 38.– Christoph Hotz

Inhalt 1/2016

4 Vermischtes Tagung «Quereinstieg»

7 Eine Frage, drei Antworten

Was mögen Sie an Ihrem Beruf?

9 Seitenblick Besser als ihr Ruf

10 Schwerpunkt Ganztagesbildung

Leitartikel: mehr als Unterricht und Betreuung

Meinungen: wie Studierende über Tagesschulen denken

Interview: Ueli Keller, Netzwerk Bildung & Raum

Reportage: ein Tag in der Tagesschule Uster

24 Studierendenseite Porträt, Masterarbeit, Kolumne

27 PH Zürich Weiterbildung: Angebote für Klassenassistenzen

Forschung: Fotografieren als Einstieg in die Berufswahl

Ausbildung: Berufliche Nachqualifizierung für Erwachsene

Dienstleistung – Evaluationen: «Dann besteht die Gefahr der Zufälligkeit»

32 Schule in aller Welt Herumtollen statt auswendig

lernen

34 Medientipps

37 Unter vier Augen Wahres Lernen ohne Schule?

38 Instagram #takeover

38 Impressum

10 Die Tagesschule – ein ganzheitlicher Lern- und Lebensraum, der Unterricht, Essen, Hausaufgaben und Freizeit vereint.

Die Schule rückt zusammen

Fotos: Alessandro Della Bella (Cover und Inhalt)

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Vermischtes

Tagung «Quereinstieg in den Lehrberuf»

Aus welchen Gründen wechseln Perso-nen aus verschiedenen Berufsfeldern in den Lehrberuf? Und wie gelingt das «Training on the job»? Diese Fragen standen im Zentrum der Tagung «Quereinstieg in den Lehrberuf» an der PH Zürich vom vergangenen November. Das Projektteam «REQUEST – Begleitstudie zu den Quereinstiegstudiengängen der PH Zürich» führte zusammen mit der PHBern und der PH FHNW die Veranstaltung durch.

Am Vormittag beleuchteten drei Refe- rate den Lehrberuf als zweiten Karriereweg. EDK-Präsident Christoph Eymann veran-schaulichte die bildungspolitische Sicht und sprach sich für die weitere Etablierung von Quereinstiegstudiengängen aus. Lucien Criblez von der Universität Zürich zeigte die histori-schen Zyklen von Mangel und Überschuss an Lehrpersonen auf. Er gab zu bedenken, dass eine staatliche Übersteuerung bei Lehrkräfte-mangel schnell in einen Überschuss und damit in die Arbeitslosigkeit von Lehrpersonen mün-den kann. Schliesslich referierte die niederlän-dische Forscherin Anke Tigchelaar von der Universität Utrecht zu den Erfahrungen mit Quereinsteigenden. Ähnlich wie in vielen euro-päischen Ländern herrscht auch in den Nieder-landen Lehrpersonenmangel im Sekundar-schulbereich. Dabei zeigt sich, dass der stets vorausgesetzte Transfer von Lebenserfahrung und Wissen aus vorher ausgeübten Berufen in

die Lehrpraxis nicht immer gelingt. Insbe-sondere romantische Vorstellungen über den neu angestrebten Beruf können zu einem Realitätsschock führen. Um diesem vorzu-beugen, wurde in den Niederlanden bei Quereinsteigenden ein gestufter Berufsein-stieg über zwei Jahre mit reduziertem Pens-um eingeführt.

In drei Workshops wurden anschlies-send aktuelle Forschungsergebnisse präsen-tiert. Dabei wurde unter anderem die Frage diskutiert, wie die Pädagogischen Hochschu-len den Quereinsteigenden ein noch realisti-scheres Bild von Schule vermitteln können.

In ihrer Tagungsbilanz verwiesen Andreas Hoffmann-Ocon von der PH Zü-rich und Claudia Crotti von der PH FHNW auf eine weiterführende Frage: Warum wird in Anbetracht der immer vielfältigeren Be-rufsbiografien der Quereinstieg in den Lehr-beruf lediglich als Massnahme gegen den Lehrpersonenmangel und nicht als einer von mehreren «normalen» Wegen angesehen? Ein Anstoss, der die Tagungsverantwortli-chen zum Weiterdenken anregt! – Christa Kappler

Referate, Infos und weitere Dokumente:forschung-quereinstieg.ch

Christa Kappler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsabtei-lung der PH Zürich.

Kommende Ver-anstaltungen

9. AprilNetzwerktagung 2016Im Zentrum stehen der Lehrplan 21 und seine Bedeutung für die schulische Gesundheitsför- derung und Präven-tion.

27. MaiSymposium Per- sonalmanagementWorauf es speziell in Zeiten des ständigen Wandels in der Personal- führung wirklich ankommt.

25. JuniTagung Klassen- führungDie Tagung gibt Lehrpersonen und Schulleitenden konkrete Anregun-gen für den Schul-alltag. Weitere Informa- tionen zu den Veranstaltungen: phzh.ch F

oto: Christoph Hotz

Fotos: Markus Forte, Reto Klink

Setzte den Lehrper-sonenmangel in einen historischen Kontext: Lucien Criblez von der Uni-versität Zürich.

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Vermischtes

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Foto: Christoph Hotz

PHZH in Zahlen

Fotos: Markus Forte, Reto Klink

Aktuelles

Lehrpreis 2015 geht an Karin HallerKarin Haller, Dozentin im Bereich Fremdsprachen auf der Sekundar-stufe 1 der PH Zürich, ist mit dem Lehrpreis «CS Award for Best Teaching» 2015 zum Thema «Lern- prozesse begleiten» ausgezeichnet worden.

Lotteriefonds unterstützt Projekte der PH ZürichDas Zentrum International Pro- jects in Education (IPE) der PH Zürich erhält vom Lotteriefonds insgesamt 610 000 Franken Unter- stützung für ein neues Demokra-tie- sowie ein neues Berufswahl-projekt.

Walter Bircher feierlich verabschiedetEnde Dezember ist Rektor Walter Bircher in den Ruhestand verab-schiedet worden. Mitarbeitende der PH Zürich, ehemalige Weggefähr-ten sowie Gäste aus Politik und Bildung kamen, um dem abtreten-den Rektor ihre Reverenz zu er- weisen. Birchers Nachfolger Heinz Rhyn hat sein Amt Anfang Januar angetreten.

Auszeichnung Kurt-Bigler-Preis Heinz Bachmann von der PH Zürich für sein Buch «Von Ausch- witz nach Beverly Hills» sowie Franz Dängeli und Stefan Mächler für das act-back Theater «Was be-

Ein letztes Mal den Taktstock in der Hand: Walter Bircher dirigiert ein Stück des Hochschulchors.

Preisstifterin Margrith Bigler (l.), Preisträger Bachmann (M.), Mächler (2. von r.) und Dängeli(r.).

deutet uns der Holocaust heute?» sind mit dem Dr. Kurt-Bigler-Preis ausgezeichnet worden. Der Preis zeichnet herausragende Projekte in der Holocaust Education aus. 2014 ist die Verleihung von der Dr. Bigler /Bergheimer-Stiftung an die PH Zürich übertragen worden.

Befragung zu «Akzente»: Zeitschrift kommt bei Leserschaft gut anIm vergangenen Herbst führte das Institut für Angewandte Medien-wissenschaft (IAM) der ZHAW für die PH Zürich eine Onlinebefra-gung bei Lehrpersonen, Schullei-tenden und PHZH-Mitarbeitenden zur Nutzung von «Akzente» durch. Insgesamt nahmen 347 Personen teil. Die Ergebnisse zeigen ein posi- tives Bild. Das Magazin wird als informativ wahrgenommen, und Schulleitungen sowie Lehrpersonen können daraus Anregungen für ihre Arbeit mitnehmen. Insgesamt nut- zen das Heft 60 Prozent regelmässig (mindestens jede zweite Ausgabe). 56 Prozent bewerten es als sehr gut (76 Prozent Schulleitende, 59 Pro- zent Lehrpersonen, 45 Prozent Mitarbeitende). Dabei fällt insbe- sondere bei den Schulleitungen die Bewertung des Inhalts positiv aus. Layout, Bilder und Lesefreundlich-keit schätzen 60 Prozent als gut bis sehr gut ein. Bei Personen, die das Heft nicht lesen, sind hauptsächlich Zeitgründe ausschlaggebend.

Anzahl Primarstufen- Studierende pro Wahl-pflichtfach*

* Studierende auf der Primarstufe belegen je drei Wahlpflichtfächer sowie vier Pflichtfächer (Deutsch, Mathematik, Mensch und Umwelt, Französisch oder Englisch). Total Studierende: 1137; Stand: Ende 2015

Bewegung und Sport

BildnerischesGestalten

Musik

Werken

Werken Textil

Englisch(als 2. Fremdsprache)

Französisch (als 2. Fremdsprache)

886

793

588

605

386

128

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Meinungen

Eine Frage, drei Antworten: Was mögen Sie an Ihrem Beruf?

Jeweils am letzten Dienstag im Monat sitze ich mit meinen Kochkollegen zusammen. Dabei kommen wir im Gespräch oft auf unseren Berufsalltag zu spre- chen. Der Rückversicherer, der Gartenbauinhaber, der Steuerkom-missär, der Banker und der Sanitär- monteur erzählen meistens von schwierigen und eintönigen Arbeits- tagen, ich hingegen mache mir dann schmunzelnd Gedanken zu meinem Lehreralltag. Einmal er- lebte ich gerade wieder einen be- sonders farbigen Schultag, der mit einer morgendlichen Teamstunde mit Schwerpunkt «Altersdurch- mischtes Lernen» anfing. Danach baute meine Klasse auf dem Seeweg den lang vorbereiteten Planetenweg auf. Bei den einzelnen Himmels-körpern erfuhren Schülerinnen und Schüler Details über die immensen Dimensionen unseres Sonnensys-tems. Später ref lektierten wir mit einem «World Cafe» diese Projektar-beit. Über Mittag erholte ich mich im Lehrervolleyball. Der Nachmit-tag mit Klassenrat und anschlies-sendem «Schulischen Standortge-spräch» war geprägt von Schüler- mitsprache und Zusammenarbeit mit Fachlehrkräften und Eltern. Diese Vielseitigkeit mag ich an meinem anspruchsvollen, aber

wundervollen Beruf besonders. Täglich warten ganz unterschied- liche Aufgaben auf mich. Nebst meiner Rolle als Experte für Unter- richt und Erziehung und als Be- zugsperson und Vorbild schätze ich die Kooperation mit meinem Kolle- gium und der Elternschaft sowie die Mitwirkung an unserer Schulent-wicklung. Mein Beruf entspricht ge- nau den von unserer Kochgruppe je- weils servierten Dessertvariationen.

Ich habe einen ausserordentlich spannenden und vielseitigen Beruf. Ganz besonders schätze ich, dass ich täglich mit Kindern und Er- wachsenen zu tun habe, die sich auf ihre persönliche Weise einbringen und die Schule mitgestalten. Mir liegt viel daran, diese Ressourcen auf allen Ebenen zu nutzen, Poten- ziale zu fördern und wertschätzend mit den Mitarbeitenden, Schüle- rinnen und Schülern sowie Eltern zusammenzuarbeiten. Die Verant- wortung dafür, einen positiven Lernort zu schaffen, nehme ich zusammen mit meinem Team jederzeit gerne wahr. Wenn es uns gelingt, die Vielfalt als Bereiche-rung und Probleme als Entwick-lungschance zu sehen, wird die Arbeit zu einer spannenden Auf-

Andreas Müller-Winkler, Primarlehrer, Au

Bernadette Herzog, Schulleiterin, Adliswil

gabe. Ich habe täglich die Möglich- keit, einen Beitrag zu leisten an ei- nem Ort, an dem die Menschen ihre Stärken einbringen können und mit Freude arbeiten.

Ich arbeite seit 15 Jahren in der Schulpflege Horgen mit, seit sechs Jahren bin ich Schulpräsiden-tin und seit rund drei Jahren zudem Gemeinderätin. Unsere Gemeinde umfasst 1900 Schülerinnen und Schüler sowie 350 Mitarbeitende an der Schule. Dies macht das Amt zu einer abwechslungsreichen und spannenden Herausforderung. Voraussetzung für die erfolgreiche Ausübung meiner Arbeit sind Fle- xibilität und Umsicht, eine Affinität für die Schule und dass man ein Ge- spür für Menschen hat. Die stetigen Veränderungen der Gesellschaft, die Entwicklungen im Schulalltag, anspruchsvolle Eltern und der Um- gang mit den steigenden Kosten im Schulbereich prägen das Amt. Da sind Optimismus, Mut, ein gewisses Selbstbewusstsein und Durchset-zungskraft gefragt. Meine Aufgabe in diesem anspruchsvollen Umfeld bereitet mir viel Freude, manchmal macht sie mir auch Sorgen, am Ende aber bringt sie mir immer Erfüllung.

Elisabeth Oberholzer, Schulpräsidentin, Horgen

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Seitenblick

Kürzlich, am Elternabend in einer Primarschule zum Thema Computerspiele und Freizeit: Es gebe, so erfahren die anwesenden Eltern, für ihre Sprösslinge entwe- der sinnvolle oder sinnlose Frei- zeitbeschäftigungen. Der Klassen-lehrer erklärt mit ernster Miene die Verwendung des «Lesepasses». So könne man die Kinder zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung anleiten und sie von sinnlosen Computerspielen abhalten.

Woher eigentlich rührt der anhaltend schlechte Ruf von Com- puterspielen in pädagogischen Kreisen? Bereits die Vielfalt der Game-Genres scheint nämlich Ver- allgemeinerungen unmöglich zu machen. Sie reicht von einfachen Geschicklichkeitsspielen über Ac- tion-Adventure-Games, Simula-tions- und Strategiespielen bis hin zu den erst seit neuerem entwickel-ten Serious Games. Vergleichbar mit Filmen und Büchern reicht auch hier die Palette von höchster Qualität bis zu Trash. Wie soll man Fussball-Spiele wie FIFA, in dem man mit seinem Lieblingsverein kickt, mit einem Strategiespiel wie Anno 1404 oder der sozialen All- tagssimulation bei den Sims ver- gleichen?

Digitales Spielen steht nicht mehr im kulturellen Abseits. Spätestens seit der Entwicklung der sogenann-ten Serious Games, welche eine Brücke zwischen Theorie und An- wendung schlagen, wird das Po- tenzial von Computerspielen in breiteren Kreisen anerkannt. So kann das Spiel This War of Mine, in welchem es um das Überleben von Menschen in einem Bürger-kriegsgebiet geht, dem Spielenden nachhaltige Erfahrungen vermit-teln, zu denen man mittels Buch oder Film nicht gelangt. Serious Games werden in den USA auch mit Erfolg in medizinische Thera- pieprogramme eingebaut. Re- Mission ist ein Spiel, welches für krebskranke Kinder entwickelt wurde. Spielerisch geht es darum, Tumorzellen zu eliminieren. Ein spielerischer Sieg erhöht bei den Kindern den Glauben daran, dass sie auch ihre Krankheit besiegen können. Dadurch wird die Wider- standskraft der Kinder erhöht und die Verträglichkeit von Medika-menten verbessert.

Zahlreiche Untersuchungen kommen zum Schluss, dass ein moderater Konsum von Computer-spielen nicht mit negativen Effekten in Verbindung zu bringen ist. Im

Gegenteil, es gibt bezüglich räum- licher Orientierung, strategischem Denken und Feinmotorik sogar positive Effekte. Der damit ver- bundene Spass sowie die Entspan-nungsfunktion sollen dabei nicht unerwähnt bleiben. Es versteht sich von selbst, dass Computerspiele keine Nanny für Kinder sind. Da- her ist es unabdingbar, dass Eltern die Spiele ihrer Kinder kennen, die Auswahl mitsteuern sowie Verein- barungen über die zeitliche Nut- zung treffen. Auf diese Art können Computerspiele andere Freizeitbe-schäftigungen sinnvoll ergänzen.

Übrigens: Dass auch der am Elternabend hochgelobte «Lese-pass» unerwünschte Begleiterschei-nungen mit sich bringen kann, erleben Vater und Mutter kurz nach dessen Einführung. So ändert der Sohn, eine bis anhin zu Hause stundenlang in Bücher versunkene Leseratte, plötzlich sein Lesever-halten. Immer wieder fragt er, ob er nun in seinem «Lesepass» ein Feld, welches zehn Minuten lesen nach- weist, ausmalen könne. Der Inhalt des Buches interessiert ihn dabei kaum noch.

Karin Zopfi Bernasconi ist Dozentin für Pädagogische Psychologie an der PH Zürich.I

llustration: Elisabeth Moch

Karin Zopfi Bernasconi – Seitenblick

Besser als ihr Ruf

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Betrieb bis in die Abendstunden: die Tagesschule Horgenberg in der Dämmerung.

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Die Schweiz hinkt bei der Ganztagesbetreuung im internationalen Vergleich hinterher. Tagesschulen stellen aber auch hierzulande das Zukunftsmodell dar. Um die Vorteile nutzen zu können, müssen Zuständigkeiten sauber ausgehandelt werden.

Text: Melanie Keim, Fotos: Beat Bühler

Mehr als Unterricht und Betreuung

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Schwerpunkt G

anztagesbildung Stichwörter wie «Staatskinder» oder «Verschulung

der Kindheit» zeigen: Das Thema Ganztagesbildung er-hitzt die Gemüter. Dass Emotionen in die Debatte rund um die Einführung von Tagesschulen einfliessen, ist ver-ständlich, tangieren Tagesstrukturen mit der Familie doch höchst sensible Bereiche. Aus einer Aussenperspek-tive mag die emotionsgeladene Debatte jedoch für Kopf-schütteln sorgen. Denn in der Schweiz wird heftig über eine Schulform debattiert, die im nahen Ausland längst eine Selbstverständlichkeit ist. Während der im Nach-gang der PISA-Studien angestossene Ausbau von Ganz-tagesschulen in Deutschland noch in vollem Gange ist, sind Tagesschulen in südlichen Ländern, Skandinavien und Grossbritannien nicht mehr wegzudenken. In Frank-reich, dem bezüglich Ganztagesbetreuung eine Vorreiter-rolle zukommt, provozierten geplante Kürzungen der schulischen Betreuungszeiten vor einigen Jahren gar hef-tige Protestreaktionen vonseiten der Eltern. Diese bestä-tigten, dass die 1880 eingeführte staatliche Ganztagesbe-treuung schlicht nicht mehr aus dem französischen Familien- und Berufsalltag wegzudenken ist.

Gemeinsam mit Österreich, das ein Halbtages-schulsystem kennt, nimmt die Schweiz also eine europä-ische Sonderposition ein. Auch hierzulande wurden in Landschulen zwar schon früh Mittagsverpflegung und Betreuung angeboten. Doch die Integration gut ausgebil-deter Mütter in den Arbeitsmarkt war nicht wie in ande-ren Ländern mit einer flächendeckenden Einführung von Ganztagesbildung verbunden, sondern mit einem bunten Flickwerk aus unterschiedlichsten Betreuungssituatio-nen. Am Anfang der Entwicklung zur vermehrten Berufs-tätigkeit von Müttern wurde die Kinderbetreuung primär im familiären Umfeld oder beispielsweise über Tagesmüt-

ter geregelt. Mit der wachsenden Anzahl betreuungsbe-dürftiger Kinder kamen jedoch zunehmend Forderungen nach institutionellen Lösungen auf, und vielerorts wur-den Mittagstische und Horte eingeführt. Doch abgese-hen vom Tessin stellen Tageschulen in der Schweiz nach wie vor eine Ausnahme dar.

«Wir haben in der Schweiz ein anderes Verständnis von Bildung und Erziehung», erklärt Sibylle Mathis, Do-zentin an der PH Zürich im Fachbereich Sozialisation und Differenz. Dieses Verständnis fusse auf einer Tren-nung zwischen formaler Bildung, die in der Schule statt-finde, und ausserschulischer Bildung und Erziehung, die in Familie und Freizeit angesiedelt seien. Daher sei die Ansicht, dass Tagesschulen einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Kindern haben, hierzulande noch wenig verbreitet. Selbst bei Eltern von Kindern, die eine Tagesschule besuchen, sei nicht zwingend ein solches Verständnis vorhanden, so Mathis.

Da jedoch auch in der Schweiz immer mehr Kin-der eine familienergänzende Betreuung benötigen, ist die Tagesschule auch hierzulande das Modell der Zukunft. In der Stadt Zürich beispielsweise werden zurzeit 50 Pro-zent der Kinder im Primarschulalter familienergänzend in Tagesschulen, Kindertagesstätten und an Mittagsti-schen betreut, für 2025 wird bereits mit einem Anteil von 80 Prozent gerechnet. Als Reaktion auf diese Entwicklun-gen lancierte die Stadt Zürich das Pilotprojekt «Tages-schule 2025», das eine flächendeckende Einführung von Tagesschulen zum Ziel hat (siehe Box).

Mehr Freiheiten in der Planung Ganztagesbildung soll laut Mathis als Chance zur konse-quenten Umsetzung eines umfassenden Bildungsbegrif-

Grosser Bedarf: In der Schweiz benötigen immer mehr Kinder eine familienergänzende Betreuung.

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fes betrachtet werden, der formale Bildung und informel-les Lernen vereint und eine Rhythmisierung des Lernens ermöglicht. Die Tagesschule wird zum ganzheitlichen Lern- und Lebensraum, der Unterricht, Betreuung und Begleitung, Essen, Hausaufgaben und Freizeit vereint. «Wenn Schule als Ganztagesablauf geplant wird, sind Lehrpersonen auch freier in der Unterrichtsgestaltung und können besser auf die Bedürfnisse der Kinder einge-hen», sagt Mathis. Die Rechnung ist simpel: Verbringen die Kinder mehr Zeit in der Schule, kann flexibler zwi-schen formalen und informellen Einheiten, konzentrier-ter Arbeit und Pausen gewechselt werden, als wenn Lern-ziele innerhalb der kompakten Blockzeiten erreicht werden müssen. Eine Entwicklung zu einer freieren Zeit-strukturierung ist laut Mathis heute bereits auch in Schu-len ohne Tagesstrukturen zu beobachten. Vorgegebene Pausen würden zunehmend durch individuelle, dem Ta-gesprogramm gerechte Pausen ersetzt. Doch eine konse-quente Rhythmisierung des Schultages lässt sich nur mit einer gebundenen Tagesschulform umsetzen. In der ge-bundenen Tagesschule ist das Betreuungsangebot im Ge-gensatz zur ungebundenen Form obligatorisch. So sind alle Kinder zur Kernzeit, die Unterricht, Verpflegung und Betreuung umfasst, anwesend.

Förderung aller Kinder gewährleistetDie geforderte Rhythmisierung darf aber nicht als akri-bisch durchgeplantes Programm verstanden werden. Denn Rückzugsorte und Raum für freies Spielen ohne Leistungserwartungen sind wichtige Elemente einer gu-ten Tagesschule. Spricht Mathis von informellem Ler-nen, das im rhythmisierten Tagesablauf integriert wird, ist das im Sinne eines möglichen Angebotes zu verstehen, das zur Chancengleichheit beitragen kann und damit eine weitere Chance der Tagesschule darstellt. «Die An-regungen, die ein Kind neben dem formalen Unterricht in der Schule für eine gesunde geistige, soziale und emo-tionale Entwicklung braucht, können nicht in jeder Fa-milie geboten werden», sagt Mathis. Tagesstrukturen könnten hingegen gewährleisten, dass alle Kinder von Lern- und Spielanregungen, Förder- und Freizeitange-boten und der Unterstützung bei Hausaufgaben profi- tieren, wodurch soziale Ungleichheiten ein Stück weit ausgehebelt würden. Die Krux liegt jedoch darin, dass gerade Kinder aus sozial benachteiligten Familien in un-gebundenen Tagesschulen die freiwilligen Angebote we-niger nutzen. Dies nicht nur aufgrund der Kosten von Betreuungsangeboten, sondern teilweise auch aus einer Überforderung, die jede proaktive Handlung, wie sie eine Anmeldung darstellt, verhindert. «Die Betreuungsange-bote sollten gerade diesen Kindern, die in ihren Familien nicht oder nicht genügend gefördert werden, zur Verfü-gung stehen», sagt Mathis. Dies kann eigentlich nur eine gebundene Tagesschule gewährleisten, doch die Mehr-

Schwerpunkt G

anztagesbildung

Projekt «Tagesschule 2025»: Sechs Schulen starten im Sommer 2016Bis im Jahr 2025 soll es in der Stadt Zürich nur noch Tagesschulen geben. Das ist das Ziel des Pilotprojekts «Tagesschule 2025». Angestossen wurde es indirekt von einer FDP-Motion zur Neu-regelung der Schulzeiten und einer SP-Motion für mehr Tagesschulen. Die Präsidentinnen- und Präsidentenkonferenz fällte 2012 einen Grund-satzentscheid für ein zukunftsweisendes, ein- heitliches Betreuungsmodell für die gesamte Stadt. In naher Zusammenarbeit mit der PH Zürich, der ZHAW und den Anspruchsgruppen (Schullei-tungen, Leitungen Betreuung, Eltern) wurde ein Modell für ein Pilotprojekt ausgearbeitet, wobei das QUINTAS-Modell (Qualität in Tages-schulen) der PH Zürich als Referenzrahmen beigezogen wurde. Von anfänglich 30 interessierten Schulen blieben sieben Schulen zurück. Laut Erich Müller Vils, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Direktion Schulamt seit der Stunde null am Projekt beteiligt ist, sprachen aus Sicht der interessierten Schulen meist bauliche Gründe gegen eine Teilnahme in der ersten Pilotphase von 2015–2018. Für eine Teilnahme war im Schul-team zudem eine Zweidrittelmehrheit notwendig. In der Vorbereitungsphase sei viel Überzeu-gungsarbeit bei den Lehrpersonen und Eltern geleistet worden, so Müller Vils. Meist betraf diese Ängste oder Befürchtungen, die durch an- schliessende Diskussionen beseitigt werden konnten.

Obligatorium wird nicht angestrebtIm Herbst 2013 wurde nach heftigen Reaktionen aus Politik und Gesellschaft die Idee eines Obligatoriums (unfreiwillige gebundene Form) verworfen. «Im momentanen Umfeld macht es kei- nen Sinn, ein Obligatorium durchzusetzen», so Müller Vils. Im März 2015 stimmte der Gemeinderat dem Projektkredit von 19.1 Millionen Franken zu, im Sommer 2015 trat eine Schule aus dem Projekt aus, da eine breite Abstützung durch das Schul-team nicht mehr gegeben war. In den verblei- benden sechs Pilotschulen werden im Sommer 2016 einheitliche, langfristig gleichbleibende Stundenpläne nach entsprechenden Altersstufen eingeführt sowie eine gebundene Mittagsbe- treuung an Tagen mit Unterricht am Nachmittag und ungebundenen Betreuungsangeboten (auf Anmeldung) an Tagen ohne Unterricht am Nachmit-tag. Für die gebundene Mittagsbetreuung im Rahmen des Tagesschulbetriebs ist eine Abmel-dung möglich, für die ungebundenen Betreuungs-angebote eine Anmeldung nötig. An gebundenen Mittagen wird gestaffelt gegessen, sofern der Platz nicht für alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig ausreicht. Die stadtweite Einführung von Tagesschulen soll im Vergleich zur heutigen Betreuungssi- tuation jährliche Einsparungen von 30 bis 40 Millionen bringen. Für die konkrete Umsetzung nach Ende des Pilotprojekts gibt es noch keinen konkreten Zeitplan. Laut Müller Vils wird momentan kein Obligatorium mehr angestrebt.– Melanie Keim

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heit der Tagesschulen in der Schweiz geht nach wie vor den Weg des ungebundenen Modells.

Oftmals spielt in der Debatte ein traditionelles Fa-milienbild mit, gemäss dem die Erziehung ausschliesslich Sache der Familie ist. «Dieses Bild entspricht kaum der heutigen Realität», sagt Frank Brückel, Dozent im Wei-terbildungsbereich «Schule und Entwicklung» an der PH Zürich. «Die Kindheit heutiger Kinder ist eine komplett andere als jene ihrer Eltern.» Familienformen haben sich verändert, die Berufstätigkeit hat zugenommen, Arbeits-zeiten sind unregelmässiger und flexibler geworden. Brückel fordert eine nüchterne Sicht auf die Thematik. Statt die eigene Kindheit als Vergleich hinzuzuziehen, gelte es zu fragen, in welchem Umfeld Kinder heute gut aufwachsen können. «Die Tagesschule kann auf jeden Fall ein solcher Ort sein», sagt Brückel. Dieser Ansatz erfordert aber auch, dass keine Tagesstrukturen verord-net werden, wenn bei Eltern und Lehrpersonen keine Bereitschaft besteht.

Bei der Konzeptionierung und Weiterentwicklung von Tagesschulen beobachtet Brückel heute eine Umori-entierung. Beschäftigten sich Schulen früher vorwiegend mit Struktur- und Organisationsfragen, fliessen heute

zunehmend pädagogische Fragen in die Konzeption und Weiterentwicklung mit ein. «Es wird nicht mehr nur ge-fragt, wie man eine Tagesschule organisiert, sondern auch, was ihr Ziel ist.» Erst mit diesen Überlegungen sei man bei der Tagesschule angekommen. Für die Konkre-tisierung eines Schulkonzepts oder die Reflexion der be-stehenden Praxis steht die PH Zürich Tagesschulen mit einem Beratungsangebot zur Seite. Dabei kommt das von der PH Zürich mit Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz und der Ernst Göhner Stiftung erarbeitete Mo-dell QuinTas (Qualität in Tagesschulen) zum Tragen, das eine von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitete Zielset-zung Struktur- und Prozessfragen voranstellt und das Wohlbefinden des Kindes ins Zentrum setzt. So lautet die Antwort auf die Einstiegsfrage, was eine gute Tages-schule ausmache, in den meisten Schulen gleich: «Dass die Kinder gerne zur Schule kommen.» Die gemeinsame

Zieldiskussion dauere zwar oft lange, doch fühlten sich Schulen, die sich auf diese Diskussion einlassen, danach gestärkt, sagt Brückel. Bei der Umsetzung der Ziele wer-de dann kaum noch Hilfe benötigt.

Bei diesen Diskussionen beobachtet Brückel bei Lehr- und Betreuungspersonen immer wieder Unsicher-heiten über die künftigen Zuständigkeiten, auch taucht oft die Frage nach der Nähe und Distanz zu den Schüle-rinnen und Schülern auf. «Muss ich mich am Mittag zur Betreuung zur Verfügung stellen, wenn ich das nicht will?», «Will ich den Kindern überhaupt eine andere Sei-te von mir zeigen?», «Was wird meine neue Rolle als Be-treuungsperson im Schulhaus sein?». Dies sind Fragen, die geklärt werden müssen, damit die Zusammenarbeit funktioniert. Als besondere Herausforderung bezeichnet Brückel die Zusammenarbeit der verschiedenen Profes-sionen. Eine enge Zusammenarbeit und ein reger Aus-tausch zwischen Lehr- und Betreuungspersonen können für beide Seiten entlastend sein, und gleichzeitig kostet dies Zeit und verlangt ein Ändern von Routinen. «Wenn es gelingt, die Professionen aus ihren Komfortzonen zu locken, dann ist der grösste Schritt getan», ist Brückel überzeugt.

Implizites explizit machen«Damit die Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen, Betreuungsteam und Eltern funktioniert, müssen die Zu-ständigkeiten erst klar ausgehandelt werden», sagt auch Patricia Schuler Braunschweig, die an der PH Zürich das Zentrum für Professionalisierung und Kompetenzent-wicklung leitet. Sie untersucht gemeinsam mit Christa Kappler im Rahmen des mit der ZHAW durchgeführten Schweizer Nationalfonds-Forschungsprojekts «AusTEr» (Aushandlungsprozesse der pädagogischen Zuständig-keiten in Tagesschulen im Spannungsfeld öffentlicher Erziehung), wie diese Zuständigkeiten an Tagesschulen ausgehandelt werden. «An der Oberfläche sieht es schnell einmal aus, als laufe alles gut», sagt Schuler Braunschweig. So werden beispielsweise an einer der untersuchten Schu-len für den Austausch zwischen Betreuungspersonen und Lehrpersonen wöchentlich 40 Minuten eingeplant. «Die 40 Minuten sind aber keine Garantie für eine gute Zu-sammenarbeit. Relevant ist, mit welcher Haltung man sich begegnet.» Folglich richtet sich der Fokus des Pro-jekts auf jene Strukturen, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind und einer Zusammenarbeit im Wege ste-hen können, wenn sie nicht sichtbar gemacht werden.

In einer Vorstudie an einer Zürcher Tagesschule zeigten sich zwischen den sichtbaren Aushandlungen und den unausgesprochenen Erwartungen oftmals gros-se Unterschiede. So beklagten sich sowohl Lehrpersonen als auch Betreuungspersonen darüber, dass in vielen Si-tuationen unklar blieb, wer die Verantwortung über die Kinder hatte und sich unnötigerweise beide Professionen

Eine enge Zusammen- arbeit zwischen Lehr- und Betreuungspersonen kann für beide Seiten entlastend sein.S

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verantwortlich fühlten. Und obwohl die meisten Beteilig-ten überzeugt waren, dass eine offene Haltung und ein guter Informationsaustausch zwischen den Professionen die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit bilde, bezogen sich Lehrpersonen oftmals ausschliesslich auf Lehrpersonen, wenn sie von einem Team sprachen, wo-hingegen sich bei Betreuungspersonen eher ein multipro-fessionales Verständnis zeigte. Während sich in diesem Verständnis eine potenzielle Aufwertung des Betreuungs-berufs mit der Eingliederung in die Schule ausdrückt, kann sich hinter der Haltung der Lehrpersonen eine Befürchtung zeigen, dass ihr Beruf durch zusätzliche Betreuungsaufgaben verwässert werde. Gemäss Schuler Braunschweig kann mit diesen impliziten Befürchtungen konstruktiv gearbeitet werden, wenn sie hervorgebracht und ausgesprochen werden.

Grundsatzdiskussion über Bildung und ErziehungDie Untersuchung bringt somit nicht nur Erkenntnisse für die Forscherinnen, sondern stellt gleichzeitig ein Mo-dell dar, wie die Zusammenarbeit der Professionen durch das Aussprechen impliziter Haltungen und Erwartungen verbessert werden kann. Die Reflexion und das Abglei-chen eigener Vorstellungen mit der Realität kommen auch in einem gemeinsamen Ausbildungsmodul der PH Zürich und der ZHAW zur Zusammenarbeit von Schule und sozialer Arbeit zum Zuge (siehe Beitrag rechts). Laut Schuler Braunschweig kommt es hier immer wieder zur überraschenden Selbsterkenntnis, wenn etwa angehende Lehr- oder Betreuungspersonen trotz einer positiven Einstellung gegenüber Tagesschulen auf eigene traditio-nelle Familienbilder stossen.

Zu den Beteiligten dieser Aushandlungsprozesse werden im Projekt «AusTEr» neben Lehr- und Berufs-personen die Schulleitung, Schulpflege, Eltern und Kin-der gezählt. Wenn die Schule viele Aufgaben übernehme, die traditionell zur Familienzeit gehörten, seien damit Erwartungen verbunden, sagt Schuler Braunschweig. Und diese gelte es auszusprechen. Um bei der Umset-zung von Ganztagesstrukturen weiterzukommen, müsse zuerst geklärt werden, welche Rollen der Schule und wel-che der Familie zukommen sollen: «Die Schweiz braucht eine Grundsatzdiskussion über öffentliche Bildung und Erziehung.» So könne erkannt werden, dass Tagesschulen mehr sind als Schulen mit Betreuungsangebot.

Podium «Familie-Arbeit-Schule»

Das Zusammenspiel von Familie, Arbeit und Schule ist eine ständige Herausforderung – sowohl für Eltern, die Familie und Beruf vereinen, als auch für Arbeitgeber, die flexible Strukturen entwickeln, und ebenso für Schulen, die ihren Auftrag zwischen Unterricht und Betreuung neu definieren. Das jähr- liche Podium der Stiftung Pestalozzianum wird sich am 24. November 2016 diesem Spannungsfeld annehmen.

Eine zentrale Bedingung für ein erfolgreiches Funktionieren von Tagesschulen ist, dass die Rollen zwischen Lehrpersonen und Betreuungs-personen klar geregelt sind. Ich würde es als Chance sehen, die Kinder auch ausserhalb des Unterrichts beispielsweise über Mittag zu er- leben. Eine Voraussetzung dazu sind klärende schulinterne Abmachungen, ob ich dies in meiner Funktion als Klassenlehrperson mit den ent-sprechenden Kompetenzen mache oder ob ich eine andere Rolle übernehme. Wichtig ist, dass ich die Batterien über Mittag aufladen kann. Ich brauche am Nachmittag ausreichend Energie zum Unterrichten. Dass Tagesschulen für bildungs-ferne Familien eine Chance sein können, davon bin ich überzeugt. Der Fokus sollte dabei bei Kindern liegen, die keine ausserschulische Bildung erhalten. Ein Obligatorium ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg. Ich denke, es braucht eine gewisse Berufserfahrung, um in einer Tagesschule arbeiten zu können.

Miriam Bürgi, Studentin Kindergarten- Unterstufe an der PH Zürich im 6. Semester

Ich bin davon überzeugt, Schulen mit Ganztages-strukturen werden sich mittelfristig durchset-zen. Das Projekt Tagesschule 2025 in der Stadt Zürich gibt den Takt vor. Dies ist meiner Meinung nach der richtige Weg und entspricht den heuti-gen gesellschaftlichen Bedürfnissen. Voraus-setzung für das Funktionieren einer Tagesschule sind das gegenseitige Verständnis zwischen den Professionen und eine gemeinsame Haltung. Diese muss man zusammen entwickeln und dafür braucht es eine gewisse Zeit. Eine Schlüsselrolle hat dabei die Schulleitung. Teilweise sind sowohl bei Lehrpersonen als auch bei Betreuenden Ver- unsicherungen spürbar. Ich habe dafür Verständ-nis. Um die Chancengleichheit gewährleisten zu können, muss auch die non-formale Bildung verstärkt in der Schule stattfinden – jedoch nicht isoliert von den formalen Elementen. Aus Sicht der Kinder ist zentral, dass sie nicht vom Morgen bis am Abend einem voll durchstruktu-rierten Programm folgen müssen und über Rück-zugsmöglichkeiten verfügen.

Erich Kappeler, Student «Soziale Arbeit» an der ZHAW im 6. Semester

«Diese Entwicklung braucht Zeit»Ein gemeinsames Ausbildungsmodul von PH Zürich und ZHAW thematisiert ver-schiedene Aspekte der Ganztagesbil-dung. Eine PHZH-Studentin und ein ZHAW- Student erläutern ihre Gedanken dazu.

Zusammengetragen von Christoph Hotz

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«Steht wenig Geld zur Verfügung, ist mehr Kreativität gefragt»

Mit dem Netzwerk Bildung & Raum fördert Ueli Keller das Verständnis für die Auswirkung von Räumen auf die Bildung. Er sagt, Tagesschulen erfordern kein grundsätzliches architektonisches Umdenken. Viel wichtiger sei eine sorgfältige Erhebung der Nutzerbedürfnisse und der bestehenden Potenziale.

Text: Melanie Keim, Fotos: Nelly Rodriguez

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Akzente: Wie sieht die perfekte Tagesschule aus?Keller: Ich sträube mich gegen den Be- griff der perfekten Tagesschule. Die Vor- stellung einer besten und einzig gültigen Form ist alles andere als lern- und lebens- freundlich. Statt nach der besten Schule zu verlangen, sollte man fragen: «Welche Tagesschule passt zu uns und ist für uns umsetzbar?» Das Vorgehen, wie diese Schule entsteht, ist entscheidend für die spätere Nutzung der Räume.

Woraus besteht dieses Vorgehen konkret?Im Idealfall wird vor der Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs eine Betriebsbeschreibung gemacht: Welche Schule wollen wir ? Wofür sollen sich die Räume eignen? Diese Fragen sollten alle Verantwortlichen gemeinsam klären. Zu diesen zähle ich die Behörden, Lehr- und Betreuungspersonen, die Schullei-tung, Eltern, aber auch die Kinder, die die Räumlichkeiten später hauptsächlich nutzen werden. Erste Bedingung für ein gutes Gelingen ist dabei der Wille. Wenn die Verantwortlichen nur eine Tagesschule machen sollen und nicht machen wollen, lässt sich kein bestmöglicher Lern- und Lebensraum gestalten.

Wie verläuft dieser Einigungsprozess über die Nutzung und die erwünsch-ten Qualitäten der künftigen Räum-lichkeiten Ihren Erfahrungen nach in der Realität ab?Meistens findet er nicht statt. Das Ver-ständnis, von dem ich ausgehe, ist erst im Aufbau begriffen. Der Bedarf an Räumlichkeiten und Infrastruktur und die Bedürfnisse der Nutzer werden erst in Ausnahmen vor dem Bauen erhoben. So habe ich sehr lange gebraucht, bis ich in der Schweiz drei Tagesschulen gefunden habe, wo die Nutzer in die Raumplanung einbezogen wurden. Und bisher habe ich noch kein Beispiel einer Schweizer Schule gefunden, wo auch Kinder daran beteiligt wurden. In Workshops konnten wir zwar in Erfahrung bringen, dass sich die Be- dürfnisse der Kinder nicht grundsätzlich von den Ideen der Fachpersonen unter-scheiden, trotzdem können sie für die

Architektur eine wertvolle Inspirations-quelle sein.

Können Sie anhand eines Beispiels aufzeigen, wie die Bedürfnisse in die Bauplanung einfliessen können?Für den Bau der Tagesschule Heimberg (BE) forderten die Betreuungspersonen einen grossen, multifunktional unter- teilten Betreuungsraum, in dem sie den Überblick behalten konnten. Zwischen dem Rückzugs- und dem Essraum wurde dann eine Glasscheibe eingefügt. So sind die Räume akustisch voneinander abge-trennt und gleichzeitig überblickbar. Das hätte das Architekturbüro nicht so ge- macht, wenn die Nutzer dieses Bedürfnis nicht geäussert hätten.

Fordert der Bau von Tagessschulen ein grundsätzliches Umdenken, was die Architektur betrifft?Nein. Schulbauten sollen immer den Bedürfnissen der Nutzer entsprechen und einen Lebensraum schaffen. Bei einer Tagesschule ist die Berücksichtigung der Bedürfnisse umso bedeutsamer, als sich die Kinder länger in der Schule aufhalten. Das bedeutet auch, dass ein Tagesschul-bau den Bewegungsbedürfnissen von Kin- dern gerecht werden muss. Aussenräume müssen Gelegenheit für unterschiedliche Arten der Bewegung bieten. Statt glatten Flächen mit teuren Geräten sind natur- ähnliche, nivellierte Aussenräume ge- eignet. Waldähnliche Nischen bieten gute Betätigungs- und Rückzugsmöglichkeiten.

Zurück in die Innenräume: Wie schafft man Erholungs- und Rück-zugsorte?Kinder sollten ihre Aufenthaltsräume mit- gestalten dürfen, damit sie sich mit ihrer Schule identifizieren, sich darin wohlfüh-len und gut arbeiten können. Idealerweise verfügt ein Schulhaus über ein gestalteri-sches Reservoir, das die Kinder nutzen können. Mit verstellbaren Wänden können die Kinder beispielsweise selbst bestim-men, wo sie eine Leseecke machen oder wo es einen Raum geben soll, in dem man laut sein darf. Diese Flexibilität gibt es idealerweise auch in den Unterrichtsräu-men.

Über Ueli Keller

Primarlehrer, Heil- pädagoge, Erzie-hungswissenschaft-ler und Lebensraum- künstler lauten Ueli Kellers Be- rufsbezeichnungen. Seit vielen Jahren prägt den heute 68-Jährigen das Bewusstsein, dass wir Lernprozesse überall erfahren, gestalten und för- dern können.

Keller war bei der Erziehungsdirek- tion des Kantons Basel Stadt für die Tagesbetreuung im Schulalter und Gesundheitsförde-rung verantwort-lich. Unter anderem war er am Aufbau des «Bildungsnetz-werks 4057» betei-ligt, das in Klein- basel schulische und ausserschuli-sche Akteure ver- knüpft. Seit seiner Pensionierung ist Keller als Lebens-raumkünstler und Bildungsnetzwerker aktiv. Sein Netz-werk Bildung & Raum umfasst ca. 400 Personen und Insti- tutionen aus den Bereichen Bildung, Bauen, Politik und Verwaltung.

Keller ist gerne mit seiner Frau unterwegs, impro-visiert am Klavier und sitzt für die Grünen im Einwoh-nerrat seiner Wohngemeinde Allschwil (BL).

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Welchen Einfluss haben Räume überhaupt auf Lernende?Innerhalb der Schule hat der Raum nach den Lehr-personen und den Peers den stärksten Einfluss auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler. Dabei ist wichtig, wie dieser Raum genutzt und belebt wird, und das hängt wiederum vom Potenzial und der Flexibilität eines Raumes ab. Es gibt zu enge Räume oder solche, in denen nichts gestaltet werden kann, weil Änderungen technisch kaum möglich oder verboten sind.

Ist ein Neubau immer die beste Lösung oder können bestehende Räumlichkeiten einfach umgebaut und ergänzt werden?Es gibt günstigere und weniger günstige Ausgangs- lagen, aber prinzipiell kann man auch sehr gut mit bestehenden Räumlichkeiten arbeiten. Neubauten sind nicht per se die beste Lösung, manchmal bringt gerade Raumknappheit die besseren Konzepte hervor. In Basel beispielsweise war die Raumsituation einer Schule so verzwickt, dass wir für einen Mittagstisch für eine Zwischennutzung auf ein ehemaliges Gefäng-nis auswichen. Ich hatte sehr grosse Bedenken, doch die Kinder und Eltern waren begeistert von diesem Mittags- und Aufenthaltsort, der auch ein Abenteuer-ort wurde. Ein externer Mittagsort hat auch den Vor- teil, dass die Kinder nicht den ganzen Tag in der

Schule verbringen. Auch in der Stadt Zürich gibt es bestimmt geeignete Raumressourcen ausserhalb der Schulen. Bei dieser Suche muss man kreativ, aber auch vorsichtig sein. Zu grosse, hallende Räume sind beispielsweise nicht geeignet für die Mittags- betreuung.

Nicht nur räumlich, sondern auch finanziell sind Grenzen gesetzt. Welche Rolle spielt das Budget bei einem Neu- oder Umbau einer Tagesschule?Aus meinem europäischen Erfahrungsraum können sich hinter den Herausforderungen, die durch Raum- und Budgetknappheiten entstehen, auch enorme Chancen verbergen. Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen: Dort, wo wenig Geld zur Verfügung steht, ist mehr Kreativität gefragt. Wer sehr auf die Kosten achten muss, überlegt doppelt, was gebaut oder wie umgebaut wird. In Berlin habe ich ausserordentlich kreative, flexibel und nutzungsorientiert umgebaute Schulbetriebe besucht. Das andere Extrem war Luxembourg: Schulen sind luxuriös gebaut, es hat zu viele Räume und diese sind oftmals unpersönlich fad. Trotz oder vielleicht wegen grosszügiger Budgets konnte sich keine Atmosphäre entwickeln. Die Schweiz ist also möglicherweise in einer günstigen Entwicklungsperspektive, weil man heute auch aufs Geld achten muss.

«In Basel wichen wir für einen Mittagstisch auf ein ehemaliges Gefängnis aus.» Ueli Keller vom Netzwerk Bildung & Raum.

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Ein Freitagmorgen im Dezember. Es ist noch stockfinster, als eine Handvoll Kindergärtler, Erst- und Zweitklässler kurz nach sieben Uhr munter plaudernd die «Tagesschule Uster» (TsU) betritt. Die pädagogische Mitarbeiterin und Fachfrau Betreuung, Sandra Sägesser, nimmt die Ankömmlinge in Empfang. Einige kamen selbständig mit dem Bus aus Uster. Das Frühstück für die Kinder ist bereits vorbereitet. «Was möchtest du aufs Brot?», fragt die junge Frau einen Buben. «Nutella!», kommt es wie aus der Pistole geschossen. Sägesser muss den Buben enttäuschen; diesen Aufstrich gibt es nur in Ausnahmefällen. Stetig treffen weitere Schüler ein. Nach

dem Morgenessen beginnt ab 7.45 Uhr die 25-minütige Auffangzeit vor dem Unterricht. Einige Kinder lümmeln auf dem Sofa herum oder schauen Bilderbücher an, ein anderes Kind zeichnet. In diesen frühen Morgenstunden ist auch schon die Kindergartenlehrerin Ruth Beck da.

Die freiwillige Tagesschule Uster in Niederuster ist ein auf drei Jahre angelegtes Pilotprojekt, ähnlich jenem der Stadt Zürich. Es startete mit Beginn des aktuellen Schuljahres. Gegenwärtig führt die TsU einen Kindergar-ten, eine altersdurchmischte Unterstufe mit 1. und 2. Klas- se sowie eine Mittelstufe mit 4. und 5. Klasse. Schwer-punkt des TsU-Konzeptes ist eine konstante Betreuung

«Vom Zahnbürsteli bis zum Lehrmittel – einfach alles»In Niederuster läuft seit Anfang dieses Schuljahres ein drei Jahre dauerndes Tagesschul-Pilotprojekt. Das Team nimmt in Uster eine Pionierrolle ein und arbeitet trotz knapper Ressourcen gerne dort. Denn es glaubt an die Zukunft des Modells. «Ein Tag im Leben» der noch jungen Tagesschule Uster.

Text: Claudia Merki, Fotos: Alessandro Della Bella

Eintreffen im Morgengrauen: Die ersten Kinder kommen kurz nach sieben Uhr in der Tagesschule an.

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der Kinder und Zusammenarbeit der Mitarbeitenden. Ein fünfzehnköpfiges Team betreut an fünf Tagen in der Woche rund 60 Mädchen und Buben. Sechs Teilzeit- Lehrpersonen sind für den Unterricht, aber auch für ei-nen Teil der Betreuung verantwortlich. Bei der Anstellung mussten sie sich verpflichten, mindestens zwei Stunden davon zu übernehmen: am Morgen, über Mittag, beim Zvieri oder abends. Umgekehrt erhalten die Lehrperso-nen Unterstützung vor allem von den pädagogischen Mit-arbeitenden, die als Klassenassistenzen arbeiten, sowie von der Leiterin Betreuung und Sozialpädagogin, Yase-min Yücel. Auch die Betreuungspersonen springen verein-zelt ein. «Diese Praxis fördert das gegenseitige Verständnis für den jeweils anderen Beruf», erklärt Schulleiterin Karin Diethelm.

Mehr als Schule plus HortVor ihrer Anstellung bei der TsU arbeitete die Kinder-gärtnerin Ruth Beck in einer anderen Gemeinde in der Grundstufe. Nach Ende dieses Schulversuchs suchte sie nach einer Form der Zusammenarbeit zwischen den Lehrpersonen, die weiter geht als nur «Schule plus Hort», und fand diese in der TsU. Nach dreieinhalb Monaten zieht die Teilzeit-Lehrerin eine erste Bilanz: «Zusammen-arbeit, Austausch und Kontakt zwischen den Lehrperso-nen und der Betreuung sind sehr eng», freut sie sich. Die grösste Schwierigkeit ortet sie im Moment darin, regel-mässige Teamsitzungen abhalten zu können, um Anste-hendes in Ruhe besprechen zu können. «Diese Bedin-gung ist für mich noch nicht vollends erfüllt.»

Ein Blick auf den ausgeklügelten Stundenplan der Schülerinnen und Schüler zeigt: Die Koordination der Unterrichts- und Betreuungszeiten ist eine Herausforde-rung. Da werden die Terminfindung für Teamsitzungen, an der alle Mitarbeitenden teilnehmen können, oder El-terngespräche zum organisatorischen Hochseilakt. Diese können aufgrund der Betreuung, welche an der TsU bis um 18.30 Uhr gewährleistet ist, immer erst am Abend stattfinden. So führte das Team beispielsweise auch den Schulentwicklungstag an einem Samstag durch.

«Ganztagesstrukturen entsprechen nichtsdesto-trotz einem gesellschaftlichen Bedürfnis», sagt Ruth Beck. Es mag wenig erstaunen, dass sich das verstärkte Bedürfnis nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in Uster zeigt. Die Initianten der TsU wurden im Früh-jahr 2015 förmlich von interessierten Eltern überrannt: «Es trafen innert kürzester Zeit knapp 100 Anmeldungen ein», erinnert sich Schulleiterin Karin Diethelm. Noch vor einem Jahr hatte das Vorgängerprojekt nicht ausrei-chend Anmeldungen, um eine Klasse eröffnen zu kön-nen. Die 2014 neu konstituierte Behörde nahm den Fa-den wieder auf und machte sich an die Umsetzung der im Leistungsauftrag als Ziel formulierten Tagesschule. Um dem Projekt beim zweiten Anlauf bessere Chancen

zu verschaffen, wurden ein Flyer gedruckt und im No-vember 2014 eine Elternveranstaltung organisiert. Diese füllte eine ganze Turnhalle. Die Bedingung für den Start-schuss der Tagesschule war die Anmeldung von mindes- tens 14 Kindern ‒ die Minimalzahl für eine Klasse mit altersdurchmischtem Lernen. In ihren kühnsten Träu-men hätte Karin Diethelm, die bereits sieben Monate vor Eröffnung im Projekt mitarbeitete, nicht mit 100 An- meldungen gerechnet. «Weil wir nicht zu viele abweisen wollten, eröffneten wir schliesslich drei Klassen.» Deren Kinder kommen aus Familien mit den verschiedensten sozialen Hintergründen.

Mehr Geld, mehr Raum, mehr RessourcenMittlerweile ist es zehn Uhr morgens. Vor dem grossen Fenster des wohnlich eingerichteten Schulleitungsbüros zieht die ehrenamtlich arbeitende Seniorin mit den jün-geren Tagesschulkindern vorbei. Einige winken der Schulleiterin zu, sie winkt zurück und fährt fort: «Der neue Pavillon ist erst im Sommer 2015 erstellt worden.» Diethelm war bei der Projektierung des zweistöckigen Gebäudes involviert. Die TsU bewohnt sechs Räume; zwei weitere Schulzimmer und zwei kleinere Gruppen-räume belegen Schüler der Schuleinheit Niederuster. Im Projekt wird auch die multifunktionale Nutzung der Räume getestet, um eine höhere Auslastung zu erreichen. «Das Lehrerzimmer ist auch Handarbeitszimmer oder Konferenzraum, und Unterricht findet durchaus mal im Essraum statt», sagt Diethelm.

In den sieben Monaten bis zur Eröffnung im Au-gust 2015 gab es nebst dem Bau des Pavillons noch viel mehr zu planen: Das Team musste aufgebaut, Schulent-wicklung betrieben, das alltägliche Zusammenleben defi-niert und Anschaffungen mussten getätigt werden. «Vom Zahnbürsteli bis zum Lehrmittel einfach alles», blickt Diethelm zurück. «Es fühlt sich an, als hätte ich eine Re-krutenschule hinter mir, und es ist nach wie vor streng.» Nach 100 Tagen Betrieb lud die Schulleiterin im Novem-ber vergangenen Jahres die Primarschulpflege, Schulleiter der Primarschule Uster und die Primarschulverwaltung zu einer Präsentation ein. Der Elternrat holte nach zwölf Wochen Schulbetrieb bei den Eltern der Tagesschulkin-der mittels Umfrage deren Feedback ein. Sie erteilten der TsU durchwegs gute Noten: Grundsätzlich sind sie sehr zufrieden und würden die Tagesschule weiterempfehlen. Vor allem schätzen sie das grosse Engagement der Mitar-beitenden, dass Schule und Betreuung verschmelzen und sich alles ‒ mit Ausnahme der Turn- und teilweise der Handarbeitsstunden ‒ unter einem Dach abspielt. Eben-falls positiv werten sie das altersdurchmischte Lernen, dass die Hausaufgaben in der Schule erledigt werden, die individuelle Förderung und den familiären Betrieb.

Verbesserungspotenzial sehen sie in den Platzver-hältnissen oder den Rückzugsmöglichkeiten für die Mit-

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Nach dem Morgenessen bleibt Zeit zum Spielen oder um zum Beispiel ein Bilderbuch anzuschauen.

Einige der Kinder essen in der Tagesschule Zmorge. Um diese Uhrzeit ist die Stimmung noch stark von Müdigkeit geprägt.

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arbeitenden und die Kinder. Als weitere Besorgnis kris-tallisierte sich die sehr grosse Belastung der Mitarbei- tenden heraus. Karin Diethelm bestätigt die starke Bean-spruchung, denn der Aufbau bedeutet viel Arbeit.

Hörnli, Gehacktes und ZuwendungEs ist jetzt 11.40 Uhr, und der Unterricht ist beendet. Jene Kinder, die am Nachmittag Unterricht haben, essen in der Schule. Dies ist im Schulkonzept festgelegt. Das Mittagessen müssen die Eltern bezahlen, ebenso alle an- deren freiwilligen Angebote wie Morgenessen, Zvieri, Nachmittags- und Abendbetreuung sowie den Ferien-hort. Im Essraum ist aufgetischt. Auch zwei Lehrerinnen, die nach dem Unterricht die Betreuung übernehmen, essen mit den Kindern. Eine Betreuungsperson ist für elf bis fünfzehn Schülerinnen und Schüler zuständig. Das Mittagessen findet in zwei Staffeln statt. Damit die Jün-geren eine längere Mittagspause haben und sich ausru-hen können, bevor der Unterricht am Nachmittag wieder beginnt, sind sie in die erste Gruppe eingeteilt. Mittels Präsenzliste wird kontrolliert, ob alle Kinder da sind. Das Menü «Hörnli, Gehacktes und Apfelmus» stösst auf Be-geisterung, und die Information, dass es heute Dessert gibt, quittieren die Kinder mit einem lauten «Yeah!». Kin-dergärtnerin Ruth Beck geht an ihrem Tisch fürsorglich auf das Anliegen eines Kindes ein. Zuwendung ist ein wichtiges Element in der Tagesschule Uster.

Nach dem Essen ist Ruhezeit. Im Spielzimmer machen es sich drei Kinder in einem grossen, mit Kissen ausstaffierten Korb bequem, zwei andere liegen auf Ma-tratzen. Zur gleichen Zeit erzählt Yasemin Yücel, Leiterin Betreuung, im abgedunkelten Kindergartenraum eine Geschichte. Die Schülerinnen und Schüler sitzen oder liegen auf Kissen am Boden oder auf Bänken. Draussen rennen Mittelstufenschüler mit Philipp Landert, an der Schule angestellter Zivildienstleistender, um die Wette, drinnen wird die Küche geschrubbt. Auch Lehrerin Sy-bille Brunner, die heute Mittagsbetreuung machte, hat eine 45-minütige Ruhepause, die sie jedoch häufig zum Vorbereiten und Korrigieren nutzt. Ein Mittelstufenkind platzt auf der Suche nach einem Gegenstand ins Zim-mer. «Ich hätte gerne über Mittag einmal vollkommene Ruhe», sagt die dreifache Mutter. «Es ist wie zu Hause – die Kinder sind immer da.» Trotzdem schätzt sie die fa-miliäre Atmosphäre sowie die überschaubare Grösse der Schule. Ebenfalls positiv wertet sie, dass in einer Tages-schule eine nähere Beziehung zu den Kindern möglich wird. Die Arbeit sei jedoch anstrengend. «Am Abend bin ich nudelfertig.» Den Wechsel an die TsU hat sie noch nie bereut: «Es gefällt mir gut, im kleinen Team zu arbeiten ist speziell und ich finde es spannend, etwas Neues zu machen.»

Am Nachmittag ist es merklich stiller geworden im Haus. Einige Kindergartenkinder sind inzwischen von

den Eltern abgeholt worden, die Schülerinnen und Schü-ler haben Unterricht. Während der Unterrichtszeit erle-digen sie jeweils auch ihre Hausaufgaben. Im grossen Aufenthaltsraum spielt noch etwa ein halbes Dutzend der jüngsten Tagesschulkinder. «Zivi» Philipp Landert schaut mit einem Buben ein Bilderbuch an, Betreuer Manuel Pfister verbindet einem Jungen den Daumen. Nach Schulschluss um 16.15 Uhr werden sie auch noch einige Schüler bis um 18.30 Uhr betreuen. «Wir essen zusammen Zvieri und gehen noch an die frische Luft», sagt Pfister. Der gelernte Schrift- und Reklamegestalter arbeitete als Buschauffeur und absolvierte ein Praktikum in einer Heilpädagogischen Sonderschule. Nach dieser Erfahrung war für ihn klar, dass er einen sozialen Beruf ergreifen und die Weiterbildung zum Sozialpädagogen in Angriff nehmen möchte.

Auf der Suche nach Personal konnte sich Karin Diethelm über einen Mangel an Bewerbungen nicht be-klagen. «Es meldeten sich vor allem Leute, die Erfahrun-gen in der Pädagogik und Schulentwicklung haben und etwas Neues mitgestalten und aufbauen wollten.» Weil alle im Team auch Erziehungsarbeit leisten, sei es nötig, gegenüber den Kindern eine gemeinsame Haltung zu entwickeln. Durch die Nähe zu ihnen kennen die Mitar-beitenden deren Sorgen und Nöte. «Im Gegensatz zum gängigen Schulbetrieb können wir Probleme schneller auffangen», ist die Schulleiterin überzeugt. Teilweise sind die Kinder zehn oder elf Stunden in der TsU. «Da fallen auch Themen an, mit denen man in einem normalen Schulbetrieb nicht konfrontiert ist. In dieser Hinsicht müssen wir uns alle noch etwas sensibilisieren», meint die Schulleiterin. Als nächste grosse Herausforderung steht die Schul- und Klassenorganisation für das kommende Schuljahr an. «Um den Betrieb optimal führen zu kön-nen, werden wir bis zum Ende der Pilotphase eine weite-re Klasse eröffnen», sagt Diethelm.

Gutes Omen für die ZukunftIn der Auswertung der Umfrage «100 Tage Tagesschule Uster» sind auch Kinderstimmen zu finden. Viele der ge-druckten Aussagen schmeicheln der TsU: «Unsere Toch-ter bezeichnet die Tagesschule als Daheim», heisst es etwa. Nach dem Unterschied zur früheren Schule ge-fragt, meint ein 4.-Klässler: «Die Lehrerinnen und Be-treuer schauen nicht weg, wenn etwas ist.» Und ein vier-jähriges Mädchen möchte am liebsten mit der Familie in die Schule zügeln.

Die meist positiven Rückmeldungen sind ein gutes Omen für die Zukunft. Dennoch endet das Pilotprojekt 2018. Die grösste Sorge der Eltern ist die Unsicherheit, wie es weitergeht. Kann es sein, dass die Tagesschule wie-der geschlossen wird? Karin Diethelm hegt trotz Schwie-rigkeiten Hoffnung: «Ich denke nicht. Sie ist unsere Zu-kunft.»

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Auch das gehört zum Tagesschulleben: Einige der Kinder wischen gemeinsam die Treppen.

Nach dem Essen ist Ruhezeit. Zwei Buben haben es sich in einem grossen Korb gemütlich gemacht.

Die Kinder sind bis zu elf Stunden in der Schule. Frische Luft und Bewegung gehören deshalb ins Tagesprogramm.

Wer am Nachmittag Unterricht hat, isst in der Schule. An der Betreuung beteiligen sich auch zwei Lehrpersonen.

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Studierendenporträt

Aline Bonifay ist eine vielbeschäftigte Studentin: Neben ihrer Ausbildung zur Sek-I-Leh- rerin jobbt sie 40 Prozent bei McDonald’s, und seit einem Jahr ist sie zusätzlich daran, ihr eigenes Strickmützen-Start-up aufzubau- en. Die Idee zur Gründung eines eigenen Unternehmens hatte sie vor knapp einem Jahr zusammen mit einem Freund. Ihr fiel eine Spenden-Aktion von Pro Senectute auf, bei der kleinen Smoothie- Fläschchen selbstgestrickte Mütz- chen aufgesetzt wurden. Sie ent- wickelte die Idee weiter ‒ dabei heraus kam die Firma «Tricotion». Dabei stellen Freiwillige mit von Tricotion zur Verfügung gestellter natürlicher Wolle Mützen und Schals her, die sie dann online ver- kaufen. Abnehmer sind Leute, die selbst nicht stricken können oder

keine Zeit dazu finden, sich aber dennoch eine einzigartige, ganz und gar fair hergestellte Mütze wün- schen. Der 19-Jährigen gefällt an ihrer Tätigkeit im Start-up insbe- sondere, dass sie eine Vermittler- rolle zwischen den verschiedenen Generationen einnehmen kann, ganz so wie sie es als angehende Lehrerin aus der Schule kennt.

Dass sie sich für das Studi- um zur Lehrerin entschied, rührt jedoch von einer ganz anderen Begeisterung her – jener für die französische Sprache. Im Gegen-satz zu vielen ihrer Freunde hegt sie grosse Sympathien dafür ‒ wohl auch deshalb, weil ein Teil ihrer Familie in der Westschweiz lebt. Ihr Französischlehrer in der Se- kundarschule vermochte sie jedoch sprachdidaktisch nicht zu über-

zeugen. «Ich hab mir damals gesagt, dass ich das viel besser könnte», so Aline Bonifay. Damit war die Idee geboren, Franzö-sisch-Lehrerin zu werden. Nebst Französisch gehören Deutsch, Musik (Cello, Klavier) sowie Re- ligion und Kultur zu ihren Fächern an der PH Zürich. Ihr gefällt die Ausbildung, sie fühlt sich zu jeder Zeit gut beraten. Insbesondere den frühen Praxisbezug erachtet sie als wichtig und gut. Den Spagat zwi- schen Studium und Start-up findet sie keinesfalls hinderlich. Denn schliesslich gehe es an beiden Orten um die Vermittlung von Werten wie beispielsweise Rücksicht oder Fairness.– Cécile Oberholzer

Cécile Oberholzer ist Redaktorin in der Abteilung Kommunikation an der PH Zürich.

Aline Bonifay, 19, studiert an der PH Zürich auf der Sekun-darstufe I.

Foto: Cécile Oberholzer

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Foto: Cécile Oberholzer

Studierendenseite

Die Masterarbeit

Christoph Kolumbus, wer kennt ihn nicht, den grossen Entdecker und Eroberer. Diese letztgenannten beiden Begriffe stehen am Anfang der Masterarbeit von Franziska Basler, Studentin auf der Sek 1. Aber was war er denn nun, Entdecker oder Eroberer? Laut Duden ste- cken ganz verschiedene Bedeutun-gen hinter diese beiden Worten, ein Entdecker kann Begründer oder sogar Schöpfer sein, ein Er- oberer hingegen Aggressor oder auch Kriegstreiber. Schwerpunkt der Masterarbeit bildet die Analyse der Darstellung von Christoph Kolumbus in den obligatorischen Geschichtslehrmitteln des Kan- tons Zürich von 1872–1988. Franziska Basler untersuchte und verglich in sechs Geschichtslehr-mitteln hauptsächlich die Dar- stellung davon, wie Christoph Ko- lumbus die indigene Bevölkerung behandelte. Mit der Aufschlüsse-lung dieser Darstellungen gelingt es der Autorin, für das jeweilige Lehrmittel eine plausible Antwort zu geben, ob Christoph Kolumbus darin als Entdecker oder Eroberer beschrieben wird. Dabei machte sie eine überraschende Entde-ckung: Die Unterschiede in der Darstellung Kolumbus’ in den ver- schiedenen Lehrmitteln in dem doch beträchtlichen Zeitraum von 1872 bis 1988 fallen kaum auf, Kolumbus wird durchgehend als Entdecker dargestellt. Auch am Image von Christoph Kolumbus kratzt keines der Lehrmittel, sie lassen ihn weiterhin als heldenhaf-te Persönlichkeit auftreten. Das neueste Lehrmittel aus dem Jahre 1988 macht da keine Ausnahme, Kolumbus’ Entdeckung nimmt sehr viel mehr Raum ein als die Situation der indigenen Bevölke-rung. Zu ihrem traurigen Schick-

sal f liessen zwar einige Aspekte ein, das Ausmass ihres Leidens wird aber nicht übersichtlich und schlüssig dargestellt.

Aufgrund dieser Er-kenntnisse muss die Dar- stellung in den Lehrmitteln im Geschichtsunterricht immer wieder kritisch hinterfragt werden, kommt Franziska Basler zum Schluss. Dies kann eine grosse Chance sein. Schülerinnen und Schüler haben durch die regel- mässige Präsenz von Kolumbus in den Medien einen Bezug zu dem Thema. Dies erleichtert ihnen die Diskussion darüber, wie ein solches Bild und ein solcher My- thos entstehen, welche Beweggrün-de dahinter stecken und was dazu führt, dass diese Bilder und My- then sogar in den obligatorischen Lehrmitteln teilweise festgehalten werden.

«In Franziska Baslers Masterarbeit ‹Darstellung Christoph Kolumbus’ in den Zürcher Geschichtslehrmitteln seit 1872. Heldenhafter Entdecker oder brutaler Eroberer› macht die exemplarische Analyse einer der weltweit berühmtesten histori-schen Persönlichkeiten besonders eindrücklich deutlich, dass Schul- bücher wissentlich vom zeitge- nössischen Forschungsstand ab- weichen können und so eine popu- läre Heldengestalt der kritischen Auseinandersetzung entziehen können», sagt Sabina Brändli, Dozentin auf der Sekundarstufe 1 an der PH Zürich und Betreuerin von Franziska Baslers Masterar-beit. – Vera Honegger

Die Masterarbeit von Franziska Basler ist online publiziert:blog.phzh.ch/akzente

Gratiszeitungen, mein Lehrer nannte sie Revolverblätter, sind in der Medienlandschaft omniprä-sent. Dass sie Boulevard-Charak-ter besitzen, stört mich eigentlich nicht. Im Gegenteil: Gerade früh- morgens bevorzuge ich leichte Kost. Ich starte meinen Tag ja auch nicht mit einem Rindsfilet. Problematisch finde ich, wenn dieses Medium auch drängende Kernfragen plakativ und ober-flächlich behandelt. Sachverhalte werden nicht in einen Kontext ge- setzt, und die Berichterstattung, wenn sie als solche überhaupt bezeichnet werden kann, ist sel- ten ausführlich. Zu glauben, so über das Weltgeschehen informiert zu sein, ist ein Trugschluss. Es ist das Wissen über Zusam-menhänge, welches mir konstruk- tive und kontroverse Debatten mit Freunden ermöglicht. Gratiszei-tungen können komplexe Themen nicht umfassend behandeln, ein Plakat kann ja auch nicht den In- halt eines Buches wiedergeben. Um mich ausgiebig zu informieren, muss ich also Qualitätsmedien konsumieren, die Hintergründe beleuchten. Dazu können mir so- wohl eine Tageszeitung als auch ausführliche Radio- und Fern- sehsendungen dienen. Wenn wir uns nicht mehr für vielfältige politische und gesell-schaftliche Sachverhalte inter-essieren, könnte das die Gesell-schaft teuer zu stehen kommen. Wie soll man schlecht informiert seinen demokratischen Rechten und Pflichten nachkommen? So ge- sehen könnte man sagen: Gratis-zeitungen haben also doch ihren Preis.

Selwyn Maher, Student auf der Sekundarstufe I und Tutor im Schreibzentrum der PH Zürich.

Eine dringliche Sache

Ausstudiert – die Studierenden-kolumne

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PH Zürich – Weiterbildung

Bereits fünf Jahre ist Sandra Gargiulo an der Primarschule Sonnenberg in Thalwil als Klassenassisten-tin tätig. Während des vergangenen halben Jahres besuch-te sie den Pilotkurs für Klassenassistenzen an der PH Zürich. Dieser richtet sich an Assistenzen auf der Kinder-garten- und Primarschulstufe sowie an Erwachsene, die gerne in dieser Funktion arbeiten möchten. An zehn Abenden thematisiert der Kurs die Rolle und Verantwort-lichkeiten von Klassenassistenzen, klärt Haftungsfragen, zeigt mögliche Formen der Zusammenarbeit mit Lehr-personen auf und ermöglicht den Erfahrungsaustausch. Weiter erhalten die Kursteilnehmenden Einblicke in lern- und entwicklungspsychologische Grundlagen und setzen sich mit Lehrmitteln sowie der Thematik «Heterogenität und Schule» auseinander.

Das neue Angebot stösst auf grosses Interesse. Mit 64 Teilnehmenden wurde der erste Kurs im Herbst des vergangenen Jahres in zwei Gruppen durchgeführt. Drei weitere Durchführungen mit Start im Januar 2016 waren bereits kurz nach der Ausschreibung ausgebucht. Sandra Gargiulo erlebte die Kursabende als bereichernd: «Ich be-suchte den Kurs gerne, das Klima war angenehm. Die Themen wurden kompakt, aber trotzdem mit den wich-tigsten Schwerpunkten erklärt.» Da sie schon Erfahrung als Klassenassistenz hat, waren ihr viele der thematisierten Herausforderungen und Inhalte aus ihrem Arbeitsalltag bekannt. Dennoch fühlt sie sich dank des Kursbesuches in ihrer Rolle gestärkt: «Ich bekam mehr Sicherheit und

Ideen im Umgang mit den Kindern und den Lehrperso-nen. So konnte ich beim Kursabend über Lehrmittel und Arbeitsmaterialien viele wertvolle Tipps mitnehmen.»

Anstellungsbedingungen differieren starkAls besonders wertvoll beschreibt die in Thalwil tätige Klassenassistentin den Austausch mit den anderen Kurs- teilnehmenden. Manchmal machte sich bei diesen Ge-sprächen jedoch auch Ernüchterung breit: Vertretende des Volksschulamtes haben die Rolle und Funktion von Klassenassistenzen am ersten Kursabend zwar klar be-schrieben, sie entsprechen jedoch nicht immer der Reali-tät und sind vielen Akteuren im Schulfeld nicht bekannt: «In unserer Schule stimmen die Empfehlungen vom Volksschulamt mit meiner Tätigkeit grundsätzlich über-ein. Im Austausch mit den anderen Kursteilnehmenden wurde jedoch deutlich, dass es in zahlreichen Schul- gemeinden grosse Wissenslücken in Bezug auf unsere Aufgaben gibt. Wir Klassenassistenzen handeln häufig in Situationen, die eigentlich nicht in unserem Kompetenz-bereich liegen. Auch unsere Anstellungsbedingungen dif-ferieren stark und sind nicht attraktiv.»

Diese Ausführungen verdeutlichen, dass beim Einsatz von Klassenassistenzen im Schulfeld noch Opti-mierungsbedarf besteht. Abhilfe schafft hier eine Hand-reichung mit Empfehlungen für Schulen, die das Volks-schulamt erarbeitet hat und welche kürzlich erschienen

ist. Auch die Weiterbildung an der PH Zürich trägt dazu bei, dass das Profil von Klassenassistenzen geschärft und ihre Funktion allen Beteiligten im Schulhaus bekannter wird. «Allein deswegen kann ich den Kurs sehr weiter-empfehlen», so Sandra Gargiulo.

Adina Baiatu ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Weiterbildung der PH Zürich.

Weitere Informationen zum Kursangebot Klassen- assistenzen: tiny.phzh.ch/klassenassistenz

Die Rolle der Klassenassistenz klären

Lehrpersonen erhalten heute von verschiedenen Seiten Unterstützung – unter anderem von Klassenassistenzen.

In grossen und anspruchsvollen Klassen kommt nebst der Lehrperson häufig eine weitere Person zum Einsatz: die Klassen- assistenz. Im August 2015 startete an der PH Zürich ein neuer Kurs, der Grundlagen-wissen für bereits tätige Klassenassis-tenzen vermittelt oder Interessierte auf ihre künftige Tätigkeit vorbereitet. Das Angebot wird 2016 weitergeführt.

Text: Adina BaiatuFoto: Alessandro Della Bella

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PH Zürich – Forschung

«Visualisierte Berufswünsche: Potenziale der Fo-tografie für Berufsberatung und Berufswahlunterricht» (VIBES) – unter diesem Titel führte die PH Zürich in den vergangenen drei Jahren ein Forschungsprojekt fi-nanziert vom Schweizerischen Nationalfonds durch, bei dem es darum ging, die Potenziale des Fotografierens für die Berufsorientierung zu nutzen und aus den Erkennt-nissen ein tragfähiges Unterrichtskonzept zu entwickeln. Als Praxispartner agierte das Laufbahnzentrum Zürich.

In einem ersten Schritt produzierten die teilneh-menden Schülerinnen und Schüler eine Fotoserie über ihre Berufswünsche. Anschliessend stellten sie diese der ganzen Klasse vor. Das Konzept wurde sowohl von Schülerinnen und Schülern als auch von Lehrpersonen geschätzt: Zum einen wird der Berufswahlprozess auf spielerische Art und Weise angestossen, zum anderen er-möglicht es sowohl zahlreiche persönliche Erkenntnisse über die Berufswelt als auch viel Anschlusskommunika-tion und neue Einblicke für Lehrpersonen, Mitschüle-rinnen und Mitschüler sowie für die Eltern. «Ich kann mir keine Methode vorstellen, mit der man besser in so einen Prozess einsteigen kann», so die Aussage einer Lehrperson. Und eine Schülerin meinte: «Man kann ein bisschen spielerisch sein mit den Bildern – selber halt was über sich erzählen.»

Im Projekt wählten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Formen des fotografischen Ausdrucks: Sie inszenierten sich beispielsweise als Berufsperson, doku-mentierten Menschen in echten Berufskontexten oder verwendeten Berufsbilder aus dem Internet. Je nach Dar-stellungsform kann so eine spezifische Art der Auseinan-dersetzung mit dem Beruf stattfinden. Zudem bietet jede Form je eigene Chancen zum Lernen, wobei diese von der Lehrperson mitgesteuert werden können. Aufgrund der ausgewerteten Daten kann zusammenfassend gesagt werden: Je höher der eigene Anteil am Bild, desto höher der Lerngewinn. Es zeigte sich, dass die Schülerinnen und Schüler auch freizeitorientierte Fotopraktiken etwa aus der Selfie-Kultur im Fotografieren der Berufe an-

wendeten. Dabei können Freizeit- und Schulkontext voneinander profitieren: Die Motivation aus der Freizeit kann für das schulische Lernen genutzt werden, die Re-flexivität der schulischen Praxis wiederum kann sich po-sitiv auf das Freizeithandeln auswirken. Dies, indem zum Beispiel adäquates Medienverhalten auf Social-Me-dia-Plattformen oder der Umgang mit urheberrechtli-chen Fragen thematisiert werden.

Polizeiauto macht scheinbar Faszination aus Insgesamt beteiligten sich über 200 Schülerinnen und Schüler an dem Projekt. Die von ihnen produzierten Be-rufsbilder erlauben einen Einblick in die Vorstellungen, die die Jugendlichen von den ihnen mehr oder weniger vertrauten Berufen haben. So scheint beim häufig ge-nannten Beruf des Polizisten oder der Polizistin das Po-lizeiauto einen grossen Teil der Faszination am Beruf auszumachen. Handkehrum lassen sich aufgrund der Darstellungen des Bank-Berufs nur sehr vage Vorstellun-gen ablesen. Die in solchen im Bild festgemachten inne-ren Bilder von Berufen können Lehrpersonen oder Be-rufsberaterinnen und Berufsberatern helfen, ihre Bera- tungsfunktion noch gezielter wahrzunehmen.

Für die Verantwortlichen des Projekts steht nach dessen Abschluss die Erkenntnis im Zentrum, dass eine Öffnung der Schule für visuelle Kompetenzen insbeson-dere auch deshalb von Bedeutung ist, da die Visualität einen wichtigen Zugang zur Sprachkompetenzentwick-lung darstellt. Vielen eher schulschwächeren Schülerin-nen und Schülern fiel es leichter, über ihre Berufswün-sche zu sprechen, wenn sie sich auf visuelles Bildmaterial beziehen konnten. Die Ergebnisse des Projektes fliessen einerseits in eine wissenschaftliche Abschlusspublikation ein und andererseits in ein Praxisheft mit einem Unter-richtskonzept, welches interessierten Schulen zugänglich gemacht wird.

Peter Holzwarth ist Dozent an der PH Zürich.Thomas Hermann war bis Ende 2015 Dozent an der PH Zürich und ist jetzt Dozent an der PH Thurgau.

Fotografieren als Einstieg in die Berufswahl

Sich für einen Beruf entscheiden zu müssen, kann für Schülerinnen und Schüler eine Belastung darstellen. Wie Jugendliche auf lustvolle Art und Weise die Möglichkeiten der Berufswelt kennenlernen können, zeigt ein kürzlich abgeschlos-senes Forschungsprojekt der PH Zürich.

Text: Peter Holzwarth und Thomas Hermann

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Akzente: Markus Maurer, in der Schweiz verfügen über 600 000 Personen weder über einen Berufs- noch einen Gymnasialabschluss. Dies sind mehr als zehn Prozent aller Erwerbstätigen. Welche Personen sind am meisten betroffen?Maurer: Die grösste Gruppe bilden Personen mit Migra- tionshintergrund, die seit vielen Jahren in der Schweiz leben und arbeiten, jedoch nie einen Berufsabschluss gemacht haben. Sie arbeiten als unqualifizierte Arbeits-kräfte etwa in der Bauwirtschaft, in der Industrie oder in der Betreuung. Eine weitere Gruppe bilden Personen, die bereits hier die Schule besucht haben und dann ent- weder die Lehre abgebrochen haben oder gar nie in eine Lehre eingetreten sind. Zunehmend wichtiger werden Flüchtlinge, die erst seit kurzem in der Schweiz leben.

Welche Möglichkeiten für eine berufliche Nach-qualifizierung gibt es für Erwachsene?Es bestehen grundsätzlich vier Möglichkeiten: die nor- male sowie die verkürzte Berufslehre, die direkte Zulas- sung zur Lehrabschlussprüfung sowie das sogenannte Validierungsverfahren, bei dem bereits vorhandene Kompetenzen angerechnet werden. Diese vierte Mög- lichkeit besteht noch nicht so lange und hat sich je nach Kanton und Branche noch wenig etabliert.

Weshalb werden die Angebote zur Nachqualifi- zierung noch nicht ausreichend genutzt?Die Ursachen sind sehr verschieden. Bei den Personen mit Migrationshintergrund, die ungelernt in die Schweiz gekommen und hier als unqualifizierte Arbeitskräfte tätig sind, ist ein Grund zentral: Die bestehenden Ange- bote für eine berufliche Nachqualifizierung sind für sie noch zu wenig attraktiv. Angenommen, jemand möchte eine Lehrabschlussprüfung nachholen, dann muss er oder sie sich in speziellen Kursen darauf vorbereiten können. Es gibt jedoch nur wenige Angebote für Er- wachsene, die am Abend stattfinden. Müssen die Leute den regulären Berufsschulunterricht besuchen, ist dies mit einem nicht zu bewältigenden Erwerbsausfall ver- bunden, da dieser Unterricht tagsüber stattfindet. Ein weiteres Problem sind die sprachlichen Hürden. Viele dieser Personen sprechen kaum Deutsch.

Das heisst, es braucht mehr Erwachsenenklassen?Genau. Dies ist jedoch mit hohen zusätzlichen Kosten verbunden. Diese müssen von den Kantonen übernom-men werden, da die Finanzierung der Berufsbildung in den Bereich der Kantone fällt.

Haben die Kantone die Dringlichkeit erkannt?Die Kantone sehen die Dringlichkeit, die Sensibilität wächst, auch im Kanton Zürich. Die Frage ist aber, in welchem Ausmass wirksame Angebote geschaffen werden können. Das ist eben auch eine Frage des Geldes – und dieses lässt sich nicht so einfach finden in Zeiten mit hohem Spardruck. Die Mehrausgaben für Erwachsene sollten ja nicht auf Kosten der Berufsbil-dung für Jugendliche gehen. Wichtig ist daher vor allem die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Kanto-nen. Dies mit dem Ziel, in den verschiedenen Berufs-branchen kantonsübergreifende Erwachsenenklassen bilden zu können. Ein gutes Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen der Nord- westschweiz, die sich auch in einer gemeinsamen Inter- netplattform für die Berufsbildung von Erwachsenen zeigt.

Was sind auf Seite der Politik und der Arbeitgeber Gründe, sich verstärkt für die berufliche Nach-

«Die jetzigen Angebote sind noch zu wenig attraktiv»In der Schweiz verfügen über 600 000 Erwachsene zwischen 25 und 64 Jahren über keinen Abschluss auf der Sekundarstufe II. Es bestehen zwar verschiedene Wege zur beruflichen Nachqualifizierung, doch sie werden noch zu selten genutzt. Wes-halb dies so ist und was man dagegen unternimmt, erklärt Markus Maurer, Pro-fessor für Berufspädagogik an der PH Zürich.

Text: Christoph Hotz, Foto: Reto Klink

Markus Maurer, Professor für Berufspädagogik an der PH Zürich.

PH Zürich – Ausbildung

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Akzente: Was sind die Angebote der Arbeits-stelle Evaluation der PH Zürich und an wen richten sie sich?Frais: Wir führen etwa zur Hälfte Aufträge für externe Kunden wie beispielsweise Schu- len oder Hochschulen durch. Die andere Hälfte steht PHZH-internen Einheiten zur Verfügung. Wir bieten unsere Unterstützung und Experti-se für Beratung sowie Vorbereitung und Durch- führung von Evaluationen an.

Akzente: An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?Frais: Im Moment entwickeln wir beispiels- weise ein Angebot für Schulen, die eventuell Ganztagesstrukturen einrichten, jedoch vorab den möglichen Bedarf realistisch ein- schätzen möchten. Damit können diese Schulen zum Beispiel bei potenziellen Nutzern eines solchen Angebots eine Bedarfserhebung durch-führen, also insbesondere bei den Eltern.

Akzente: Was sind die wichtigsten Erfolgs- faktoren für Evaluationen?Frais: Ein wichtiger Punkt ist, dass Evalua-tionen partizipativ organisiert sind und die Projektverantwortlichen beispielsweise bei der Erarbeitung von Fragebogen mitein- bezogen werden. Dies führt in der Regel zu inhaltlich präziser ausgestalteten Fragebo-gen. Zudem erleben wir es immer wieder, dass Evaluationsprojekte ohne vorgängige Planung durchgeführt und die Ziele zu wenig klar definiert werden. Dann besteht die Gefahr der Zufälligkeit. Sobald kostenintensive Projek-te durchgeführt werden, sollte man meiner Meinung nach den Anspruch haben, diese mög- lichst zielbezogen und kriteriengeleitet zu bewerten.

Akzente: Sollten Sie als Evaluationsfach- leute bereits bei der Planung von Projekten miteinbezogen werden?Frais: Im besten Fall ist das so, ja. Zumin-dest sollte das Thema Evaluation bereits in einer frühen Phase einfliessen. – Christoph Hotz

Ausführliches Interview: blog.phzh.ch/akzente

qualifizierung von Erwachsenen einzusetzen?Ein wichtiger Punkt ist der Fachkräftemangel. In der Schweiz verfügen viele Branchen über zu wenig gut ausgebildetes Personal. Hinzu kommt die sozialpolitische Perspektive: Personen ohne Berufsabschluss sind ver- gleichsweise öfter von Arbeitslosigkeit betroffen – und daher entsprechend auch stärker armutsgefährdet.

Sie haben die Situation der Flüchtlinge ange- sprochen. Was ist bei dieser Gruppe die grösste Herausforderung?Flüchtlinge beispielsweise aus Eritrea können teilweise als höchste Ausbildung einen Primarschulabschluss vor- weisen. Diese Personen an die Berufsbildung heranzu-führen, ist schwierig. Ihre Berufserfahrung ist zudem im Schweizer Arbeitsmarkt kaum nutzbar. Es gibt einige Pilotprojekte, doch steht man hier noch am Anfang.

Eine Möglichkeit bei guter Qualifizierung ist das bereits erwähnte Validierungsverfahren. Welches Potenzial sehen Sie darin?Dabei werden vorhandene Kompetenzen angerechnet, so dass die Betroffenen eine im Umfang reduzierte Ab- schlussprüfung absolvieren können. Dieser Weg ist eine grosse Chance. Allerdings ist er noch mit vielen Fragen verbunden. Beispielsweise, wie die Kompetenzen erfasst werden können. Zurzeit ist das Verfahren stark verschrift-licht und dauert zudem sehr lange. Es braucht andere Möglichkeiten, damit die betroffenen Personen ihre Kompetenzen in der Praxis zeigen zu können.

Welche Rolle hat die PH Zürich bei dem Thema? Wir nehmen eine Vernetzungsfunktion ein und bringen Stakeholder wie Ämter und Verbände zusammen. Aktuell führen wir eine Veranstaltungsreihe durch, die verschie-dene Aspekte der beruflichen Nachqualifizierung von Erwachsenen thematisiert. Auch arbeiten wir in Studien als Experten mit. Im Frühjahr erscheint eine Publikati-on, in der wir die Situation in einer Bestandsaufnahme zusammenfassen. Die wichtigsten Herausforderungen sind unserer Ansicht nach die folgenden drei Elemente: eine noch bessere Anrechnung bereits erworbener Kom- petenzen, die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen sowie die Klärung der Finanzierung.

«Dann besteht die Gefahr der Zufälligkeit»

Michael Frais, Leiter Arbeitsstelle Evaluation der PH Zürich

«In der Schweiz verfügen viele Branchen über zu wenig gut ausgebildetes Personal.»

PH Zürich – Dienstleistungen

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Auf einmal kommt Aufregung in die Klasse. Die Mädchen kreischen, die Buben staunen. Denn auf dem grossen Flachbildschirm, der hinter dem Lehrer an der Wand hängt, sind drei nackte Damen zu sehen. Das Ge-mälde von Rubens – «Das Urteil des Paris» – zeigt den Jüngling Paris, der entscheiden soll, welche der drei Göt-tinnen Aphrodite, Athene oder Hera die Schönste ist. Es handelt sich um eine der berühmtesten Szenen der grie-chischen Mythologie. Diese ist Thema der heutigen Un-terrichtsstunde.

Die Szene spielt sich in einer der zahlreichen Ju-kus in Tokio ab. Jukus sind japanische Nachhilfeschulen, wo üblicherweise der Schulstoff nachgepaukt wird. Doch von Pauken kann hier, in der Tankyu-Gakusya-Juku, kei-ne Rede sein. Die drei Mädchen und acht Buben, alle im Alter von neun oder zehn Jahren, rufen wild durcheinan-

Herumtollen statt auswendig lernen

Um ihren Kindern ein Studium an den bes-ten Universitäten des Landes zu ermögli-chen, setzen viele Eltern in Japan auf so genannte Jukus. Traditionell wird dort der Schulstoff nachgepaukt und auf die Übertrittsprüfungen gedrillt. Doch es gibt auch Jukus, die neue Lernmetho-den ausprobieren, um aus der Mühle des Auswendiglernens auszubrechen.

Text und Fotos: Patrick Zoll

Etwas Chaos und Lärm wird im Unterricht toleriert.

«Das Urteil des Paris» – griechische Mythologie als Schulstoff.

Yasunobu Hohtsuki, Gründer und Direktor der Tankyu-Gakusya-Juku.Ein Mädchen vertieft in Mangas, während der Unterricht läuft.

Die Kinder schauen einen Ausschnitt aus dem Film «Troja» mit

Brad Pitt.

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der. Sie entdecken gerade, dass hinter den griechischen Mythen eine historische Wirklichkeit steht.

Die griechische Mythologie steht in den meisten japanischen Primarschulen nicht auf dem Lehrplan. Dort liegt der Fokus auf Japanisch und Mathematik. Dass es beim Erlernen der Schriftzeichen viel Geduld und unendliche Repetitionen braucht, mag einleuchten. Doch der Hang zum auswendig Büffeln zieht sich durch alle Fächer. Beim Übertritt zur Mittelschule (7. bis 9. Schuljahr), Oberschule (9. bis 12. Schuljahr) und zu den Universitäten stehen standardisierte Tests an. Jukus sind vor allem dazu da, Kinder auf diese Tests zu drillen.

Was ist besser – Film oder Comicbuch?Japans Bildungssystem ist stark hierarchisiert. Zuoberst steht die Universität von Tokio, kurz Todai. Dieser nati-onalen Hochschule folgen die Privatuniversitäten Keio und Waseda in der Rangliste. Insgesamt gibt es gut 600 Universitäten im ganzen Land. Je angesehener eine Uni, desto schwieriger sind die Aufnahmeprüfungen. Die bes-ten Chancen, diese zu bestehen, bieten die Elite-Ober-schulen. Und auf diese wiederum kommt man nur nach einem Test, auf den die besten Mittelschulen vorberei-ten. So beginnt der Leistungsdruck schon im Kindergar-ten. Das System führt dazu, dass die Jukus florieren: 50 000 gibt es im ganzen Land, rund 3,5 Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen sie regelmässig.

In der Tankyu-Gakusya-Juku geht der Unterricht an diesem Mittwochabend weiter. Es ist schon dunkel draussen, als die Kinder einen Ausschnitt aus dem Film «Troja» mit Brad Pitt schauen. Die meisten haben sich auf den Boden vor den Bildschirm gesetzt. Der neunjäh-rige Kota hingegen wälzt sich auf dem Tisch herum. Die gleichaltrige Honoka kann sich nicht recht zwischen dem Film und ihrem Comicbuch entscheiden. Die Kinder sollten selber entdecken, was ihnen Spass macht, sagt Yasunobu Hohtsuki, der Gründer und Direktor der Tankyu-Gakusya-Juku: «Wir wollen die Kinder nicht kontrollieren, wie es die normale Schule tut.» Dass es dadurch im Klassenzimmer laut und etwas chaotisch werde, das gehöre halt dazu.

Einstellung zur Schule ändert nach einiger ZeitEmiko Shina bezahlt monatlich rund 100 Franken, damit ihr Sohn Kota einmal die Woche auf dem Tisch lümmeln darf. «Kota war so gelangweilt in der Schule und bei den Hausaufgaben, dass ich Angst hatte, dass er komplett abschaltet», erklärt sie. Eine normale Juku kommt für die Mutter daher nicht in Frage, der Drill würde Kota erst recht die Lust aufs Lernen verderben. Darum schickt sie ihn seit einem halben Jahr in die Tankyu-Gakusya-Juku. Emiko Shina glaubt an das Zitat von Albert Einstein, das an der Fensterscheibe steht: «Imagination is more important than knowledge» – die

Juku soll Kotas Fantasie anregen und ihn nicht mit Wis-sen bombardieren.

Er komme gern her, sagt der Junge. Hat sich Ko-tas Einstellung zur regulären Schule geändert? «Bisher nicht wirklich», gesteht die Mutter ein, «doch er zeigt viel mehr Interesse im Alltag, etwa wenn er in einem Film einen historischen Hintergrund erkennt.» Juku-Leiter Hohtsuki beobachtet, dass viele Kinder in seiner Juku in einer ersten Reaktion die normale Schule noch langwei-liger finden als eh schon. Doch nach einiger Zeit ändere sich bei den meisten die Einstellung. Kotas Mutter gibt sich überzeugt, dass ihr Sohn noch merken wird, dass es auch in der Schule einiges zu entdecken gibt. Emiko Shi-na versucht, Eltern von Kotas Klassenkollegen von der Tankyu-Gakusya-Juku zu überzeugen. Doch sie stösst auf wenig Interesse: «Die schicken ihre Kinder lieber in traditionelle Jukus, um sie auf die Tests zu drillen». Frau Shina hat sich für einen anderen Weg entschieden: Kota soll weiterhin in die lokale Schule gehen. Die Tests für die Eliteschulen wird er nicht absolvieren.

Dass es auch ohne auswendig Büffeln geht, davon ist Juku-Gründer Hohtsuki überzeugt. Er selber wurde von seinem Vater zu Hause unterrichtet – nach den Me-thoden, die er nun in seiner Juku anwendet. Obwohl er die reguläre Oberschule nicht besuchte, schaffte er den Eintrittstest zur Universität Kyoto. Diese zählt zu den besten Japans.

Patrick Zoll ist Ostasien-Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).

Slogan im Klassen-zimmer der

Tankyu- Gakusya-Juku.

Serie «Schule in aller Welt»

Im Rahmen der Serie «Schule in aller Welt» stellen wir an dieser Stelle jeweils exemplarisch eine Schule aus dem Norden, Osten, Süden und Westen der Welt vor. Nach dem Osten in dieser Ausgabe folgt im kommenden Heft der Norden mit einem Beitrag aus Finnland.

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Medientipps

Medientipps

BEMERKENS-WERTE LISTEN

Nach seiner imposanten Sammlung von Briefen aus allen Epochen erweist Shaun Usher nun einer noch älteren Text sorte die Ehre. Seit Menschenge-denken fertigen wir Listen an – um Ordnung ins Chaos zu bringen, Dinge zu benennen, unser Arbeitspensum zu bewäl-tigen oder die Zukunft zu planen. Laut Usher gibt es nichts, was sich nicht als Liste ausdrücken liesse. Seine grossformatige und prächtig bebilderte Antho-logie mit 123 kommen-tierten Listen wartet denn auch mit mannigfaltigen Kostproben und Kuriosi-täten auf. Charles Darwin wägt das Für und Wider des Heiratens ab, der 19-jährige Isaac Newton führt seine Sünden auf, Susan Sontag gibt zehn Empfehlungen für die Kindererziehung und Walt Disney sammelt 50 Na-men für die sieben Zwer-ge. In diesen Aufzeich-nungen steckt jede Menge Lebenserfahrung, Fanta-sie und Verrücktheit. Wir lernen Regeln der Freund-schaft und Synonyme für Trunkenheit kennen oder erfahren «Was Frauen auf dem Fahrrad tunlichst unterlassen sollten».– Daniel Ammann

S. Usher (Hrsg.). Lists of Note: Auf-zeichnungen, die die Welt bedeuten.

München: Heyne, 2015. 344 Seiten.

LERNBEREITDie Fähigkeit, sich

auf eine Aufgabe zu konzentrieren und sich nicht ablenken zu lassen, ist einer der bedeutsams-ten Faktoren für Schulbe-reitschaft und erfolgrei-ches Lernen. Interessant ist, dass diese Fähigkeit gefördert werden kann und sich exekutive Prozes-se kognitiver Selbstregula-tion im Alter von drei bis acht Jahren stark entwi-ckeln. Das an der Uni

Bern entwickelte und wissenschaftlich geprüfte Material zur Förderung exekutiver Funktionen umfasst attraktiv gestaltete Spiele für die Kleingruppe und Kreissequenzen sowie Arbeitsblätter für die In- dividualförderung. Die wichtigsten Förderprinzi-pien sind eine sorgfältige Einführung der Spiele und der aufsteigende Schwierigkeitsgrad. Das Material ist ansprechend, die Differenzierungsfor-

men sind überraschend abwechslungsreich und motivierend. Die Kinder reagieren positiv auf Spiele und Thema. Ihnen gefällt, dass sie kognitiv herausgefordert werden – Erwachsenen ebenso. – Cornelia Biffi

C. Roebers u.a. Nele und Noa im Regenwald. Berner Material zur Förderung exekutiver Funktionen – Manual und Spielebox.

München: Ernst Reinhardt, 2014. Mit CD-ROM.

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Foto: Christoph Hotz

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Medientipps

FILMSCHULE«Es gibt nur eine

Regel: Keine Langeweile.» Das knappe Vorwort und ein Bild von zwei Jungs mit Sonnenbrille und Knarre erklären gleich den Tarif: Filmprojekte mit Kindern und Jugend-lichen sollen primär Spass machen und das Ziel ver- folgen, kurze, unterhalt- same, mit einfachen Mitteln umgesetzte Filme zu produzieren. Der Ratgeber «Film School» liefert umfangreiches Basiswissen dazu. Wie finde ich eine originelle Filmidee? Was ist beim Dreh zu beachten? Wie erreicht der Film ein grosses Publikum? Über (fast) jeden Aspekt der Filmproduktion wird anschaulich berichtet. Darüber hinaus ist das Buch eine Fundgrube mit praktischen Tipps, Links und Adressen. Klaus Weller, Filmemacher, Dramaturg und Gründer von Jugendfilm e. V., spricht Lehrpersonen und Jugendarbeiter an, die ein ambitioniertes Filmpro-jekt oder eine Projektwo-che planen. Wer nieder-schwellige Ideen zur Filmbildung im Regelun-terricht sucht, wird hier allerdings nicht fündig. – Dominik Roost

K. Weller. Film School: Filme machen mit Kindern und Jugendlichen.

Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, 2015. 228 Seiten.

GESUND BLEIBEN

Als Lehrperson für sich selbst Sorge im Berufs- alltag zu tragen und die individuellen persönli-chen Ressourcen nutzen zu können, sind Voraus-setzungen für gelingendes Unterrichten und gute Zusammenarbeit. Von dieser Grundidee geht der Autor Jürg Frick aus. Er stellt aktuell Wissens-wertes zu Belastung und Gesundheit im Lehrberuf flüssig und leicht lesbar dar. Entwicklungen des Schulsystems und Rah-menbedingungen des Lehrberufs werden prä- gnant thematisiert und diskutiert. Und vor allem muntert er auf, die per- sönliche Herausforderung im Lehrberuf, gesund zu bleiben oder gesund zu werden, anzunehmen. Dazu entwickelt er 15 persönliche Pfeiler und lädt zur Selbstreflexion, Selbsterkenntnis und Selbstentwicklung ein. Ein Handbuch für Lehr-personen, Schulleitende und Schulbehörden, das Praxis und Theorie spannend verbindet und die Leserin und den Leser bei den persönli-chen Erfahrungen abholt. – Karl Mäder

J. Frick. Gesund bleiben im Lehrberuf: Ein ressourcenorien-tiertes Handbuch.

Bern: Hans Huber, 2015. 392 Seiten.

Foto: Christoph Hotz

3 4 5Wenn es um die Mühsal des Schreibens geht, jammern selbst erfahrene Autoren auf hohem Ni- veau. Wie beschwerlich muss es erst sein, wenn man um jeden einzelnen Buchstaben ringt. Jean -Dominique Bauby erleidet mit 43 einen Hirnschlag und bleibt vollständig gelähmt. Wahrnehmung und Denken sind intakt, aber eingesperrt in seinem Körper kann er nicht mit der Aussenwelt kommunizieren. Ein Auge muss zugenäht werden, mit dem anderen kann er noch blinzeln. Mit Hilfe einer Alphabettabelle gelingt es Bauby, ein ganzes Buch zu diktie-ren. In «Schmetterling und Taucherglocke» (dtv 2013) beschreibt er sei- nen Zustand und blickt auf sein bisheriges Leben zurück. Regisseur Julian Schnabel hat Baubys Geschichte 2007 verfilmt und zeigt in starken Bildern, wie der Autor seine Ohnmacht überwindet und allen Widerständen zum Trotz und mit Humor erzählt.

Auch Stephen Hawking hat trotz seiner Nervener-krankung zahlreiche Bücher verfasst, wie im Biopic «The Theory of Everything» (Universal Pictures 2015) zu sehen ist. Als der junge Phy-siker im Rollstuhl sitzt und nicht mehr sprechen kann, ermöglicht ihm ein Computer, per Knopfdruck etwa vier Wörter pro Mi- nute zu produzieren.

Weit grösser waren die Hindernisse für die taubblinde Helen Keller (1880–1968). Nur dank ihrer engagierten Haus-lehrerin Annie Sullivan schaffte sie den Weg aus der Isolation und er- langte mit ihren Büchern Weltruhm. In seiner preis- gekrönten Graphic Novel «Sprechende Hände» (Egmont 2015) zeichnet Joseph Lambert Helens bewegende Geschichte nach und gibt Einblick in die einzigartige Beziehung zwischen Lehrerin und Schülerin.– Daniel Ammann

Die Entdeckung der Langsamkeit

DIGITALE KOMPETENZ

Sind digitale Medien gut oder schlecht? Während Manfred Spitzer 2012 die digitale Demenz postulier-te, setzen sich Werner Hartmann und Alois Hundertpfund mit dieser Frage gar nicht auseinan-der, sie orientieren sich an der Realität. Anhand zehn ausgewählter Kompeten-zen zeigen die Autoren, dass guter Unterricht selbst in einer digitalisier-ten Gesellschaft nicht ausschliesslich vom Ein-satz möglichst vieler Tools oder technischem Know-how abhängig ist. Viel-mehr geht es um grund- legende Konzepte im Umgang mit digitalen Medien, um Kreativität, Urteilsfähigkeit und Selbstbestimmung. Hier wollen sie Lehrerinnen und Lehrer in ihrer Arbeit bestärken. So folgt in jedem Kapitel nach Erläu-terungen zur jeweiligen Kompetenz die Frage, was Lehrpersonen in diesem Zusammenhang wissen und können müssen, veranschaulicht durch Praxisbeispiele und weiter-führende Informationen auf der Website http://digitalekompetenz.ch. – Carola Brunnbauer

W. Hartmann, A. Hun- dertpfund. Digitale Kompetenz: Was die Schule dazu beitragen kann.

Bern: hep verlag, 2015. 171 Seiten.

Besprechungen weiterer Titel: blog.phzh.ch/akzente/rubrik/medientipps

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Illustration: Elisabeth Moch

Inserate

Moduldaten mit Kursort ZürichModul 1 Migration und Interkulturalität (MuI)Samstag 16.04. / 21.05. / 04.06.16

Modul 2 Fremd- und Zweitsprachendidaktik (FZD)Samstag 27.8. / 17.09. / 01.10.16

Modul 3 Szenariobasierter Unterricht nach fide-Prinzipien (SBU)Kurs 1 Samstag 19.03. / 09.04. / 23.04.16Kurs 2 Samstag 28.05. / 11.06. / 25.06.16Kurs 3 Samstag 05.11. / 19.11. / 10.12.16

Moduldaten mit Kursort WinterthurModul 3 Szenariobasierter Unterricht nach fide-Prinzipien (SBU) Kurs 1 Samstag 16.01. / 30.1. / 13.02.16Kurs 2 Samstag 02.04. / 16.04. / 21.05.16

ModulzeitenJeweils von 09.00 – 12.30 Uhr und von 13.30 – 17.00 Uhr

KostenCHF 700.00 inkl. KompetenznachweisCHF 400.00 inkl. Kompetenznachweis für DaZ-Kursleitende, die bereits in Deutschkursen für Schulungewohnte im Kanton Zürich unterrichtet haben oder zum Zeitpunkt des Modulbesuchsunterrichten. Unterstützt durch die Integrations-förderung des Kantons Zürich.

Informationen Stiftung ECAP, Kompetenzzentrum Deutsch,Nathalie Benoit, 032 342 19 65, [email protected], www.ecap.ch

Sprachkursleitende im IntegrationsbereichSie möchten sich gezielt fachliche, methodische und soziale Kompetenzen für Ihren Unterricht im Bereich Deutsch als Zweitsprache für Migrantinnen und Migranten aneignen. Drei Module führen zusammen mit einem Abschluss in der Erwachsenenbildung (SVEB 1 oder gleichwertige Ausbildung) zum Zertifikat «Sprachkursleitende im Integrationsbereich»:

WEITERBILDUNG

Volksschule

Tagung KlassenführungWie effiziente Klassenführung gelingt!

25. Juni 2016, 9–17 Uhr Pädagogische Hochschule Zürich

Infos und Anmeldung phzh.ch/klassenfuehrung

Was wirklich zählt!Arbeit – Führung – Entwicklung

27. Mai 2016, 13.30 – 19.00 UhrPädagogische Hochschule Zürich

Infos und Anmeldungphzh.ch/symposium-personalmanagement

10. Symposium Personalmanagementim Bildungsbereich

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Unter v

ier Augen

Illustration: Elisabeth Moch

den Eltern kommen kann – alles ohne Bedeutung? Bernet: Die Kaulquappen hatten auch neben der Schule Platz – je-doch ohne wirksame Aufsicht. Der Nachbarsjunge sabotierte unsere sorgsam im Einmachglas angesetzte Zucht mit Schneckenkörnern – auch eine Lehre fürs Leben. Dein Lob der Schule leuchtet mir ein. Aber wie ernst müssen wir das nehmen, was wir früher unter «hidden curri- culum» diskutiert haben: Die Schule zerstückelt die Zeit, grenzt die Be- wegungsfreiheit ein und normiert das Denken. War das nur spätpuber-täre Rhetorik?Isler: Ein Punkt für dich, auch ich habe vor 40 Jahren Illichs Entschu-lung der Gesellschaft verschlungen und sofort realisiert, dass Schule als flüchtiger Irrtum der spätkapitalisti-schen Gesellschaft bald verschwin-den wird. Heute nun scheint sie mir für eine demokratische Gesellschaft unverzichtbarer denn je: die einzige gemeinsame, verbindende Sockeler-fahrung für fast alle Menschen hier in der Schweiz.Bernet: Das höre ich natürlich gerne. Schliesslich stehe ich seit über 15 Jahren in der Schulstube und bilde mir genau das ein: Die Schule ist ein demokratisches Projekt, in dem alle Kinder ihre Chance erhal- ten. Ich bin mir fast sicher, dass die

meisten Kinder meiner Klasse gerne zur Schule kommen. Und doch haf- tet am schulischen Lernen immer auch das Industrielle, Einheitliche. Müssen wir das einfach in Kauf nehmen?Isler: Nein, aber dennoch ist es der bessere Weg, als Kinder der totalen Verfügung der Eltern zu überlassen, die sie – im schlechten Fall und ohne Ergänzung durch die Schule – zu einseitig beeinflus-sen könnten. Ganz abgesehen da- von, dass die Benachteiligung von «bildungsfernen» Kindern sich ins Unermessliche steigern würde, wenn sie zu Hause blieben. Eine sinnvoll umgesetzte öffentliche Schule dagegen bedeutet Kinderschutz, Katalysator für breite Bildung, Einführung in eine offene liberale Gesellschaft. Bernet: Nun weiss ich wieder, wozu ich auf Montag um 5.30 Uhr den Wecker stelle! Und doch müssen wir uns mal darüber unterhalten: Wie viel Freiheit lässt der Schulalltag zu? Isler: Ein brisantes Thema – spezi-ell auch, wenn man es auf den Hochschulbereich übertragen würde.

Mario Bernet (links) ist Primar-lehrer, Ruedi Isler ist Pädago-gikprofessor. Die zwei Bildungs-experten unterhalten sich an dieser Stelle über ein aktuelles Schulthema.

Mario Bernet: «Kinder brauchen keine Schule» – nicht selten wird in Tageszeitungen an deinem und meinem Stuhl gesägt. Als Alternati-ve wird das Homeschooling vorge-schlagen. Abgesehen von unserem vitalen beruflichen Interesse: Was soll schlecht sein an dieser Idee?Ruedi Isler: Noch extravaganter ist zurzeit nur das Unschooling. Lernen soll vom Kind geleitet sein, ohne jeglichen Versuch, die tradi-tionelle Schule und ihre Lehrpläne nachzuahmen – so heisst es im Netz. Schon April? Ein schlechter Witz!Bernet: Machst du es dir da nicht zu einfach? Ich finde, Lernen und Freiheit passen eigentlich gut zusammen. Jedenfalls war ich be- reits während meiner Primarschul-zeit schlecht gelaunt, als meine Mutter mich weckte. Was hätte ich verpasst, wenn ich liegen geblieben wäre?Isler: Mit deinem familiären Hin- tergrund hättest du sicher einen schönen und interessanten Tag vor dir gehabt: vielleicht mit einem Spaziergang zum nahen Teich mit deiner Mutter, die dir erklärt, wie Kaulquappen sich in Frösche ver- wandeln. Aber fehlte sie nicht doch, die Schule? Die Peers, die Arbeit in grossen Gruppen mit Regeln und die Einsicht, dass Neues auch einmal von anderen Personen als

Mario Bernet und Ruedi Isler – Unter vier Augen

Wahres Lernen ohne Schule?

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Instagram #takeover

«Akzente» erscheint viermal jährlich, 23. Jahrgang, Nr. 1, Februar 2016, ISSN 2296-7281 (Print), 2296-732X (Online). Herausgeberin: Pädagogische Hochschule Zürich. Redaktion: Christoph Hotz (Redaktionsleitung), Redaktor Kommunikation; Daniel Ammann, Dozent für Medienbildung; Bettina Diethelm, wissenschaftli-che Mitarbeiterin; Anne Bosche, wissenschaftliche Mitarbeiterin; Vera Honegger, Redaktorin Kommunikation; Reto Klink, Leiter Kommunikation; Martina Meienberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin; Michael Prusse, Abteilungsleiter Sek II Berufsbildung. Redaktionelle Mitarbeit: Melanie Keim, Claudia Merki. Adresse: Pädagogische Hochschule Zürich, Redaktion «Akzente», Christoph Hotz, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, [email protected], www.phzh.ch/akzente. Grafisches Konzept: Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich. Layout: Regi Müller, Typografische Gestalterin PH Zürich. Druck: FO-Fotorotar, Egg ZH. Inserate: IEB AG, Industrie- strasse 6, 8627 Grüningen, Tel. 043 833 80 40, Fax 043 833 80 44, [email protected], www.ieb.ch. Abonnemente: Jahresabonnement CHF 20.– inkl. Porto, Pädagogische Hochschule Zürich, Vera Honegger, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, [email protected]. Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier.

Impressum

Fotos: Fabienne Gassmann

Instagram #takeover

Zur Fotografin Fabienne Gassmann studiert an der PH Zürich auf der Primarstufe. Ne- ben dem Studium arbeitet sie als Flight Attendant. Sie postet auf Instagram unter dem Namen @w_wide.

Zur Rubrik Jeweils für zwei Wochen übernimmt eine Person aus dem Schulfeld den Instagram-Account der PH Zürich (@phzuerich) und fotografiert während dieser Zeit in ihrem Be- rufsalltag – in diesem Fall von Anfang bis Mitte No- vember 2015. Die besten Bilder erscheinen an dieser Stelle in der Rubrik «Instagram #takeover».

1 — Meine lieben Mitstudentinnen (und ich ) arbeite- ten heute fleissig an unserer Feldstudie über «Kleidung-Mode- Stile».

2 — Heute wird wieder unterrichtet!

3 — Aussicht aus dem PHZH-Gebäude!

4 — Deutsch-Didaktik. Elfchen bilden: 5 Zeilen & 11 Wörter.

5 — Hoch die Hände – Wochenende!

6 — #Mathematik

7 — Heute verbringe ich den ganzen Tag an der Kooperationsschu-le und helfe meiner Praxislehrperson beim Unterrichten einer 3. Klasse.

8 — PHZH at night !

9 — Der grosse Fitness-raum an der PHZH!

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Fotos: Fabienne Gassmann

Inserate

Rasche und nach haltige Integration in die Regelklasse

Ganz- und Halbtags variante möglich

26/20 Lektionen pro Woche in Klein gruppen

Mittagstisch

Von der Bildungsdirektion des Kantons Zürich bewilligte Privatschule

Integrationsprogramme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

+41 (0)43 888 70 70 | www.allegra-sprachen.ch | [email protected]

Dübendorf Horgen Winterthur Zürich

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FO-Publishing | Gewerbestrasse 18 | CH-8132 EggTelefon +41 44 986 35 70 | Fax +41 44 986 35 71E-Mail [email protected] | www.fo-publishing.ch

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Page 40: Akzente 1/2016

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