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Alfred Diebold KREUZFAHRTEN NORDMEER UND ARKTIS Norwegen, Spitzbergen, Grönland, Kanada, Alaska und russische Arktis

Alfred Diebold kreuzfahrten nordmeer und arktis · 6 Torvik 145 Ålesund 146 Molde 152 Kristiansund 155 Trondheim 156 Rørvik 160 Brønnøysund 161 Sandnessjøen 162 Nesna 165 Ørnes

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Alfred Diebold

kreuzfahrtennordmeer

und arktisnorwegen, spitzbergen, Grönland,

kanada, alaska und russische arktis

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2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2015

Trescher VerlagReinhardtstr. 910117 Berlinwww.trescher-verlag.de

ISBN 978-3-89794-292-9

Herausgegeben von Detlev von Oppeln und Bernd Schwenkros

Reihenentwurf und Gesamtgestaltung: Bernd ChillGestaltung, Satz und Bildbearbeitung: Ulla NicklLektorat: Sabine FachStadtpläne und Karten: Johann Maria Just

Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheber-rechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für den Aushang, Vervielfältigun-gen, Übersetzungen, Nachahmungen, Mikrover-filmung und die Einspeicherung und Verarbei-tung in elektronischen Systemen.

Alle Angaben in diesem Reiseführer wurden sorgfältig recherchiert und überprüft. Dennoch können Entwicklungen vor Ort dazu führen, dass einzelne Informationen nicht mehr aktuell sind. Gerne nehmen wir dazu Ihre Hinweise und Anregungen entgegen. Bitte schreiben Sie an [email protected].

hinWeis zur BenutzunG: Die Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis, Griff-

leisten, Verweise im Text und das Register sind

mit den dazu gehörigen Texten und Karten

dieses Reiseführers verlinkt. Die Internetadressen

öffnen sich in Ihrem Browser; die Emailadres-

sen öffnen sich in Ihrem Emailprogramm. Bitte

beachten Sie, dass bei entsprechender Nutzung

im Ausland Roaminggebühren anfallen.

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die arktis und ihre BeWohner

mit dem schiff in die arktis

norWeGische küste – hurtiGruten

spitzBerGen

Grönland

die kanadische arktis und alaska

die russische arktis

reisetipps von a Bis z

anhanG

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4Vorwort 11Hinweise zur Benutzung 12Das Wichtigste in Kürze 13Nautische Maße 14Tabelle Mitternachtssonne 16

Die Arktis unD ihre Bewohner 19

Geografie 20Das arktische Gebiet 20Das Nordpolarmeer 21Kurze Klimageschichte der

arktischen Region 24Das Klima heute 24Landschaftsformen der Arktis 28

tiere und Pflanzen 30Die Tierwelt 30Übersicht über Tiere der

Arktis 34Die Pflanzenwelt 45Übersicht über Pflanzen

der Arktis 47

Die Menschen in der Arktis 51Die indigenen Bevölkerungs-

gruppen 51Mythen und Schamanismus im

hohen Norden 55Kultureller Wandel 57Kunst, Musik und Literatur 60

Politik und wirtschaft 63Politischer Status der Arktis 63Wirtschaftszweige 68

Die entdeckung und erforschung der Arktis 71Die ersten Expeditionen durch

Griechen und Wikinger 72Händler und Missionare 72Die westeuropäischen Expedi-

tionen 73

inhalt

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5Russische und amerikanische

Expeditionen 77Die Nordostpassage 78Die Durchquerung der Nordwest-

passage 80Jenseits von Gier und Ruhm 82Der Wettlauf zum Nordpol 85Krieg in der Arktis und der Beginn

des Ost-Westkonfliktes 91

Mit DeM schiff in Die Arktis 95

kreuzfahrt oder expedition? 96Expeditionsschiffe 104Eisklassen 105

Liste der expeditionsschiffe 106Schiffe für mehr als

100 Passagiere 106Kleine Expeditionsschiffe mit

weniger als 100 Passagieren 118Segelschiffe 121Eisbrecher 123Mittlere Kreuzfahrtschiffe ohne

Expeditionscharakter 124Die Postschiffe der Hurtigruten 125Reiseveranstalter 131

norweGische küste – hurtiGruten 133

Mit dem Postschiff über den Polarkreis 134Reisemöglichkeiten mit den

Hurtigruten 134Hurtigruten individuell 135Fahrplan der Hurtigrutenschiffe 136

Anlegestellen der hurtigruten 138Bergen 138Florø 144Måløy 145

inhalt

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6Torvik 145Ålesund 146Molde 152Kristiansund 155Trondheim 156Rørvik 160Brønnøysund 161Sandnessjøen 162Nesna 165Ørnes 165Bodø 166Stamsund 173Svolvær 175Stokmarknes 178Sortland 179Risøyhamn 180Harstad 181Finnsnes 182Tromsø 184Skjervøy 188Øksfjord 189Hammerfest 191Havøysund 193Honningsvåg 195Zum Nordkap 196Kjøllefjord 197Mehamn 198Berlevåg 199Båtsfjord 199Vardø 201Vadsø 203Kirkenes 204

sPitzBerGen 209

Das Land der eisbären 210Geografie 211Wirtschaft und Verwaltung 213Kurze Geschichte Spitzbergens 215

reiseziele auf spitzbergen 217Hornsund 217Barentsburg 217Longyearbyen 219

inhalt

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7Pyramiden 223Ny-Ålesund 225Spitzbergen-Umrundung 228

GrönLAnD 233

Das grüne Land 234Geografie 235Bevölkerung und Wirtschaft 239Kurze Geschichte Grönlands 240

reiseziele auf Grönland 242Ittoqqortoormiit 242Tasiilaq 244Nanortalik 248Qaqortoq 250Narsarsuaq 253Narsaq 257Der Arsuk-Fjord 259Paamiut 261Nuuk 263Kangerlussuaq 269Sisimiut 272Ilulissat 277Der Ilulissat-Eisfjord Kangia 282Qeqertarsuaq und die

Diskoinsel 283Uummannaq 287Upernavik 290Qaanaaq 295Siorapaluk 296

Die kAnADische Arktis unD ALAskA 299

Die kanadische Arktis 300Geografie Nunavuts 300Bevölkerung und Wirtschaft 300Kurze Geschichte Nunavuts 304

reiseziele in der kanadischen Arktis 304

Churchill 304

inhalt

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8Cape Dorset 309Iqaluit 310Pond Inlet 314Grise Fiord 316Arctic Bay 319Resolute 321Gjoa Haven 325Beechey Island 327Cambridge Bay 328Abenteuer Nordwestpassage 331

Alaska 334Geografie 334Bevölkerung und Wirtschaft 334Kurze Geschichte Alaskas 336

reiseziele in Alaska 338Prudhoe Bay und Deadhorse 338Barrow 339Kotzebue 342Point Hope 344Nome 346

Die russische Arktis 353

reiseziele in der russischen Arktis 352Anadyr 353Wrangelinsel 354Kolyuchin-Insel 358Pevek 358Neusibirische Inseln 358Severnaja Zemlja 361Einsamkeitsinsel 363Dikson 363Novaja Zemlja 365Franz-Josef-Land 367Archangelsk 373Murmansk 376Mit dem Eisbrecher zum Nordpol 381

reisetiPPs Von A Bis z 383

Literatur 392

inhalt

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9Landkarten 393Die Arktis im Internet 394Der Autor 394Ortsregister 395Personen- und Sachregister 397Bildnachweis 399Kartenregister 404

extrA

Die Nordwestpassage 23Klimawandel 27Der Polarbär 50Der Arktische Rat 67Zwischen den Kulturen: der Polar-

forscher Knud Rasmussen 84Roald Amundsen: der Bezwinger

beider Pole 89Richtschnur des WWF für

Arktisbesucher 99Geschichte der Hurtigruten 143Der Geirangerfjord 150Der Torghatten-Berg 164Vesterålen und Lofoten 170Die Mitternachtssonne 222Christiane Ritter 231Der Artic Circle Trail 276Der Nordost-Grönland-National-

park 294Das grönländische Thule 297Eisberge 318Die österreichisch-ungarische

Nordpolexpedition 372

inhalt

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Vorwort

»Glänzend weiß, strahlend blau, rabenschwarz: So leuchtet das Land im Sonnen-licht, märchenhaft schön. Spitze an Spitze, Gipfel an Gipfel, zerklüftet, wild, wie kein anderes Land der Erde – so liegt es da, unbeachtet und unberührt, gefährlich und verführerisch.« Mit diesen Worten beschrieb der legendäre norwegische Polarforscher Roald Amundsen 1903 seine Eindrücke von der Arktis, als er auf der Suche nach der Nordwestpassage den eisigen Norden bereiste.

Bereits seit Jahrhunderten übt die kalte, schroff und lebensfeindlich erschei-nende Eiswelt eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Deshalb trieb es Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen seit der Zeit der Wikinger immer wieder in die Arktisregion, sei es als Entdecker, Abenteurer, Handeltreibender, Jäger oder wie heute als Tourist.

Berichte über die zunehmende Bedrohung der Eisbären, über den geografi-schen Nordpol oder über die immer weiter fortschreitende Klimaveränderung in der Arktis finden weltweit große Aufmerksamkeit. Es ist folgerichtig auch kaum verwunderlich, dass es immer mehr Menschen gibt, die heute noch das sehen und erleben wollen, was es vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft nicht mehr geben wird: riesige unberührte Eisflächen, bizarre Gletscherformationen und eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt.

Neben der Flora und Fauna findet aber auch die Kultur der einstigen Urbevöl-kerung der Arktis, der Inuit, immer größeren Anklang. Viele Menschen aus den eher nach Rationalität strebenden westlichen Gesellschaften zeigen sich beein-druckt von den Bräuchen, Glaubensvorstellungen und künstlerischen Tätigkeiten der Menschen und wollen diese kennenlernen.

Eine der schönsten und beeindruckendsten Möglichkeiten, die polare Welt zu erleben, ist die Reise mit einem Schiff. In diesem Reiseführer geht es sowohl um Expeditionskreuzfahrten durch die gesamte Arktis als auch um das Reisen entlang der norwegischen Westküste mit den Hurtigrutenschiffen und größeren Kreuzfahrtschiffen. Bei den Expeditionsfahrten handelt es sich hauptsächlich um Reisen mit speziell ausgerüsteten Schiffen, die in der Regel zwischen 50 und 200 Passagiere an Bord nehmen und Ziele anfahren, die mit Auto oder Flugzeug, aber auch mit den großen Kreuzfahrtschiffen nicht erreicht werden können. Im Mittel-punkt dieser Expeditionsfahrten steht vor allem die Auseinandersetzung mit den Menschen sowie der Natur der Arktis. Dies macht diese Art des Reisens zu einer ganz besonderen und intensiven Möglichkeit, die faszinierende Arktisregion zu erleben, zumal die Anbieter dieser polaren Expeditionsreisen sehr darauf achten, dass ihre Fahrten in striktem Einklang mit den Bedürfnissen der Menschen und der Tier- und Pflanzenwelt der Arktis durchgeführt werden.

Wer einmal mit einem Expeditionsschiff in den polaren Gewässern unterwegs war, wird diese Reise nicht vergessen. Die meisten Reisenden kommen immer wieder zurück.

vorwort

Expeditionsteilnehmer auf Spitzbergen

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hinweise zur Benutzung

Dieser Reiseführer möchte Sie auf eine große Schiffsreise durch die gesamte Arktis mitnehmen. Sie beginnt in Nor-wegen, folgt zunächst den berühmten Hurtigruten und führt dann im Uhrzei-gersinn einmal rund um die arktische Region.Im ersten Teil des Buches gibt es Infor-mationen über Geografie, klima, flora und fauna sowie über die indigenen Menschen und ihre Kultur. Darüber hin-aus informiert der Reiseführer auch über wirtschaftliche und politische Belange der Region (→ S. 19).Gebührenden Raum nimmt die Ge-schichte der Arktisentdeckungen und der Arktisforschung ein (→ S. 71), denn eine Schiffsfahrt durch das Nordpolar-meer ist auch immer eine Fahrt auf den Spuren der großen Arktisentdecker und ihrer Geschichten und Schicksale.Bevor es an Bord eines Expeditions- oder Kreuzfahrtschiffes geht, sollte man sich mit den einzelnen schiffen (→ S. 96),

den Sicherheitsmaßnahmen und den Verhaltensregeln in der Arktis vertraut machen. Die entsprechenden Kapi tel liefern detaillierte Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Expeditions-reisen wie die richtige Auswahl der Schiffe oder der Kabinen. Auch eine Liste der reiseanbieter mit Kontak-tdaten ist hier nachzulesen (→ S. 131).Der Reiseteil beginnt im norwegischen Bergen auf einem der Postschiffe der hurtigruten (→ S. 133). Es geht entlang der wunderschönen Westküste Norwe-gens bis hinauf zur letzten Station der Hurtigruten nach Kirkenes.Von hier aus geht es dann weiter in den Norden nach und um spitzbergen (→ S. 209), diesmal mit dem Expediti-onsschiff. Danach folgt die arktische In-sel Grönland (→ S. 233), von der Ost-küste geht es um deren Südspitze herum und an der Westküste entlang. Von Grönland ist es dann nur noch ein Kat-zensprung in die kanadische Arktis (→ S.

hinweise zur Benutzung

Im Ilullisat-Eisfjord auf Grönland

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13hinweise zur Benutzung

Das wichtigste in kürzeeinreisebestimmungenFür kanada und die usA wird ein gülti-ger maschinenlesbarer Reisepass für die Einreise vorausgesetzt, für die USA zu-dem eine Einreisegenehmigung, die mindestens 72 Stunden vorher im Inter-net beantragt werden muss..norwegen, spitzbergen und Grönland haben sich dem Schengenabkommen angeschlossen, hier reicht der Personal-ausweis.Wer in die russische Arktis, Franz-Josef- Land und zu allen Destinationen entlang der nordostpassage aufbricht, benötigt ein russisches Visum. Hierbei gilt es zu beachten, dass der Reisepass nach Ende der Reise noch sechs Monate gültig sein muss. Es empfiehlt sich, das Visum von einem Reisebüro besorgen zu lassen, falls dies nicht vom Veranstalter erledigt wird.

AusrüstungJe nachdem, ob Sie mit einem eher lu-xuriösen Schiff fahren oder mit einem

eher praktisch ausgestatteten, sollten Sie auch Ihre Kleidung zusammenstel-len. Manche Expeditionsschiffe legen Wert auf eine eher legere Atmosphäre an Bord, während bei anderen ein ›dress code‹ durchaus üblich ist. Sicher ist je-doch, dass alle Expeditionsschiffe Aus-flüge an Land unternehmen. Dafür soll-te man unter allen Umständen warme und wasserfeste Kleidung sowie beque-me und robuste Schuhe mit im Gepäck haben. Empfehlenswert ist Sonnen-schutzcreme und eine gute Sonnenbrille sowie Mückenschutz.

GesundheitFür Reisen entlang der norwegischen Küste und in der Arktis sind keine Imp-fungen nötig. Auf allen Expeditions-kreuzfahrtschiffen ist stets ein Arzt an Bord, und die Bordapotheke verfügt über allgemein gängige Medikamente. Eine Reisekrankenversicherung, die auch die Kosten eines Rücktransportes ab-deckt, sollte man abschließen.

zeichenlegendef Informationsmöglichkeiten bzw. Tourismusbüros vor Ort4 Geografische Lage der Orte

d An- und Ablegezeiten (nur im Kapitel Hurtigruten)

299) und von hier über die legendäre nordwestpassage (→ S. 331) ins ameri-kanische Alaska nach Nome (→ S. 334).Von dort führt die imaginäre Reise wei-ter in die russische Arktis (→ S. 353), nach Anadyr und zu den russischen Arktisinseln, um dann wieder ganz in der Nähe von Norwegen in Murmansk anzukommen. Von Murmansk aus geht es direkt gegen Norden zum geografi-schen nordpol (→ S. 381). Hier ange-

kommen, hat man einen Punkt der Erde erreicht, von dem Menschen seit Jahr-hunderten träumen.Die reistipps von A bis z am Ende des Buches (→ S. 383) enthalten aktuelle Hinweise zur Vorbereitung und Durch-führung einer Arktisreise mit dem Schiff.Ausgewählte Literaturhinweise und Ver-weise auf interessante Internetseiten (meist in englischer Sprache) finden sich am Ende des Buches (→ S. 392).

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zahlungsmittelAuf den Expeditionsschiffen und auf den Schiffen der Hurtigruten kann man ent-weder mit Bargeld bezahlen oder aber gängige Kreditkarten nutzen. Die Wäh-rung unterscheidet sich jedoch von Schiff zu Schiff. In der Liste der Expeditions-schiffe (→ S. 106) findet man darüber die nötigen Informationen. Je nach Land, das im Verlauf einer Expeditionsreise besucht wird, benötigt man die jeweilige Landes-währung. Es gibt jedoch in allen größeren Ortschaften Wechselmöglichkeiten. Gän-gige Kreditkarten werden in der Regel ohne Probleme akzeptiert.

sicherheitTouristen, die mit dem Schiff im Norden unterwegs sind, werden mit Kriminalität nicht konfrontiert. In den kleinen Sied-lungen Grönlands, der kanadischen Ark-tis, der USA und Russlands braucht man sich überhaupt keine Sorgen zu machen.

telefonMobiltelefone, sofern sie über eine Roa-mingfunktion verfügen, funktionieren in den größeren Siedlungen und teilweise in der Nähe der Küsten, jedoch keines-wegs durchgängig. Sie sollten sich daher darauf einstellen, während der Reise über Ihr Mobiltelefon nicht erreichbar zu sein. Alle Schiffe bieten die Möglich-keit, das Schiffstelefon zu nutzen, was allerdings sehr kostspielig ist.

zeitzonenBedingt durch die geografische Lage, die sich über alle Längengrade erstreckt, kann man in der Arktis jede Zeitzone antreffen. Näheres dazu auf → S. 390Man sollte sich immer der Uhrzeit verge-wissern, bevor man das Schiff verlässt, um nicht zu spät zurückzukommen.

Ausführliche hinweise in den reis-etipps von A bis z ab → Seite 383.

nautische Maßeseemeile: Längenmaß, das auch nauti-sche Meile genannt wird. 1 Seemeile entspricht 1852 Metern (dies entspricht 1 Gradminute, also dem 60. Teil der Entfernung zwischen zwei benachbar-ten ganzzahligen Längengraden am Äquator). Abkürzung: sm oder NM.knoten: Seemeile pro Stunde (kn). Ein Knoten entspricht also 1,852 km/h. Dieses Maß bezeichnet zum einen die Geschwindigkeit eines Schiffs durch Wasser (›Fahrt durchs Wasser‹) und zum anderen die sogenannte ›Fahrt über Grund‹ (FüG, engl. SOG), die Geschwin-digkeit eines Schiffes relativ zum Mee-resboden.

Bruttoregistertonne (Brt): veraltetes Raummaß zur Klassifizierung von Schif-fen. 1 BRT entspricht ca. 2,83 Kubikme-tern.Bruttoraumzahl (Brz): dimensionslose Zahl, die aus dem Rauminhalt eines Schif-fes, multipliziert mit einem Koeffizienten, der zwischen 0,22 und 0,32 liegt, gebil-det wird. Die BRZ hat die BRT abgelöst und wird auch als Groß-Tonnage (GT) bezeichnet. Sie dient vor allem zur Ermitt-lung von Hafen- und Liegegebühren.Beaufortscala: Nach dem englischen Admiral Francis Beaufort (1774–1857) benannte Skala zur Klassifizierung und Beschreibung von Windstärken.

14 das Wichtigste in kürze

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15

Polarbären sind vom Klimawandel besonders bedroht

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Beaufortscalawindstärke in Beaufort Bezeichnung km/h kn

0 Windstille 0,0 – < 1,9 0 – < 1

1 leiser Zug 1,9 – < 7,4 1 – < 4

2 leichte Brise 7,4 – < 13,0 4 – < 7

3 schwache Brise 13,0 – < 20,4 7 – < 11

4 mäßige Brise 20,4 – < 29,6 11 – < 16

5 frische Brise 29,6 – < 40,7 16 – < 22

6 starker Wind 40,7 – < 51,9 22 – < 28

7 steifer Wind 51,9 – < 63,0 28 – < 34

8 stürmischer Wind 63,0 – < 75,9 34 – < 41

9 Sturm 75,9 – < 88,9 41 – < 48

10 schwerer Sturm 88,9 – < 103,7 48 – < 56

11 orkanartiger Sturm 103,7 – < 118,5 56 – < 64

12 Orkan > 118,5 > 64

Mitternachtssonne und Polarnachtorte koordinaten Mitternachtssonne Polarnacht

Polarkreis 66°34′ 12. Juni – 29. Juni –

Nordpol 90° 18. März – 24. Sept. 25. Sept. – 18. März

norwegen

Bodø 67°17′0″ N, 14°23′0″ E

31. Mai –12. Juli 15. – 29. Dez.

Svolvær 68°14′5″ N, 14°33′41″ E

25. Mai – 18. Juli 7. Dez. – 5. Jan.

Tromsø 69°39′7″ N, 18°58′30″ E

18. Mai – 25. Juli 27. Nov. – 15. Jan.

Hammerfest 70°39′48″ N, 23°40′40″ E

13. Mai – 29. Juli 22. Nov. – 21. Jan.

Nordkap 71°10′21″ N, 25°47′0″ E

11. Mai – 31. Juli 20. Nov. – 20. Jan.

Kirkenes 69°43′42″ N, 30°2′40″ E

15. Mai – 28. Juli 27. Nov. – 16. Jan.

spitzbergen

Barentsburg 78°4′0″ N, 14°13′0″ E

19. April – 23. Aug. 27. Okt. – 15. Feb.

Beaufortscala16

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Longyearbyen 78°13′0″ N, 15°38′0″ E

18. April – 24. Aug. 26. Okt. – 16. Feb.

Ny-Ålesund 78°55′18″ N, 11°56′31″ E

18. April – 24. Aug. 26. Okt. – 16. Feb.

Grönland

Ittoqqortoor-miit

70°29′6″ N, 21°58′10″ W

13. Mai – 29. Juli 22. Nov. – 22. Jan.

Kangerlussuaq 67°0′36″ N, 50°42′0″ W

31. Mai –12. Juli 15. – 29. Dez.

Ilulissat 69°12′59″ N, 51°6′0″ W

21. Mai – 22. Juli 28. Nov. – 14. Jan.

Upernavik 72°47′2″ N, 56°9′2″ W

7. Mai – 5. Aug. 15. Nov. – 28. Jan.

Qaanaaq 77°29′0″ N, 69°20′0″ W

22. April – 20. Aug. 31. Okt. – 5. Feb.

kanadische Arktis

Pond Inlet 72°42′0″ N, 77°59′0″ W

7. Mai – 5. Aug. 15. Nov. – 28. Jan.

Grise Fiord 76°25′0″ N, 82°54′0″ W

24. April - 18. Aug. 2. Nov. – 9. Feb.

Resolute 74°42′0″ N, 94°50′0″ W

1. Mai – 10. Aug. 9. Nov. – 3. Feb.ruar

Cambridge Bay

69°7′0″ N, 105°3′0″ W

19. Mai – 24. Juli 1. Dez. – 11. Jan.

Alaska

Barrow 71°17′38″ N, 156°45′45″ W

11. Mai – 31. Juli 20. Nov. – 20. Jan.

Point Hope 68°20′49″ N, 166°45′47″ W

25. Mai – 18. Juli 7. Dez. – 5. Jan.

Kotzebue 66°53′50″ N, 162°35′8″ W

12. Juni – 29. Juni –

russland

Murmansk 68°58′ N, 33°5′ E

24. Mai – 19. Juli 6. Dez. – 6. Jan.

Pewek 69°42′0″ N, 170°19′0″ E

15. Mai – 28. Juli 27. Nov. – 16. Jan

nähere erläuterungen zu diesen astronomischen ereignissen auf → S. 222.

mitternachtssonne und polarnacht 17

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18

Die russische A

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Wie still es hier ist. Die Sonne ruht in der lautlosen Landschaft. Glühend tief sind die zauber haften Farben der weichen Schatten. Eins gehört zum andern in dieser Natur … Alles atmet die gleiche Verträumtheit.

Christiane Ritter, Eine Frau erlebt die Polarnacht

Die Arktis unD ihre Bewohner

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Die russische A

rktis

Eisberge in der Morgensonne bei Uummannaq, Westgrönland

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Geografie

Geografie

Die Arktis ist die nördliche zirkumpolare (den Nordpol umgebende) Erdregion. Die Bezeichnung ›Arktis‹ lässt sich aus dem Altgriechischen ableiten. Das griechische Wort αρκτικός (arktikos) bedeutet übersetzt soviel wie ›in der Nähe des Bären‹. Der Name bezieht sich auf das Sternbild des ›Großen Bären‹, das auch von Europa aus deutlich am Nordhimmel zu sehen ist. Übersetzt man die Bezeichnung ›Arktis‹ sinngemäß ins Deutsche, könnte man die Region dem-nach als ›Land unter dem Sternbild des Großen Bären‹, aber auch einfacher als Nordland bezeichnen. Ein wahrlich passender und schöner Name für eine der faszinierendsten Regionen unserer Erde.

Das arktische GebietIm Gegensatz zu den fünf großen Kontinenten der Erde, bei denen Ozeane, Meere und Gebirgsketten die natürlichen Grenzen bilden, lässt sich die Region der Arktis nur schwer eindeutig definieren. Das Gebiet der Arktis beinhaltet das Arktische Meer sowie Teile Kanadas, Grönlands, Russlands, der Vereinigten Staaten, Islands und Norwegens. Es erstreckt sich damit am oberen Ende der Erd-kugel über die drei Kontinente Europa, Nordamerika und Asien. Der eigentliche geografische Nordpol liegt mitten im teilweise ganzjährig gefrorenen Arktischen Ozean, der etwa zwei Drittel der Arktisfläche ausmacht. Im kalten Arktischen Ozean gibt es eine Reihe von größeren und kleineren Inseln. Die wichtigsten sind die Jan-Mayen-Inseln, Franz-Josef-Land, Spitzbergen, Severnaja Zemlja, Novaja Zemlja, die Neusibirischen Inseln, die Wrangelinsel und als größte Insel der kanadisch-arktische Archipel.

Anders als noch vor einigen Jahrzehnten üblich, wird die Arktis heute nicht mehr als eigenständiger, sozusagen ›nördlicher Kontinent‹ bezeichnet. Die Arktis ist weder identisch mit einem Staatsgebiet noch mit einer klar zu definierenden

Siedlung auf Franz-Josef-Land

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Landmasse. Auch aus geologischer Sicht stellt die Arktis keine einheitliche Region dar. Während das Nordpolarmeer zwar geografisch als Einheit zu be-trachten ist, bildet die Grenzziehung der Landmasse, die zum Arktischen Raum gerechnet werden soll, größere Schwierigkeiten.

Die genauen Grenzen der Arktis werden von Wissenschaftlern daher auch nach höchst verschiedenen und sich teilweise widersprechenden Kriterien be-stimmt. Noch bis vor einiger Zeit wurde die Arktis schlicht als die ›Region nördlich des Polarkreises‹ (66°34‘ nördliche Breite) definiert. Diese Definition hatte sicher den Vorteil, dass eine mathematisch klar beschriebene Linie im Gradnetz der Erde die Grenzen der Arktis bestimmte, allerdings schloss sie viele Gebiete, die nach anderen Kriterien durchaus als arktisch zu bezeichnen sind, von der Definition aus. Zudem konnte damit Veränderungen in den klimatischen Bedingungen der Region nur unzureichend Rechnung getragen werden. In der heutigen Zeit geben Wissenschaftlicher dementsprechend vor allem weitaus flexiblere klimatische und vegetationsgeografische Kriterien der arktischen Flächenbestimmung an. Eine dieser Bestimmungen, die sehr oft zur Definition der Grenze der Arktisregion verwendet wird und sich als die gängigste Definition in der Wissenschaft etabliert hat, ist die sogenannte ›10 Grad-Juli-Isotherme‹. Diese klimatische Linie definiert die Arktis als Region, in der die durchschnitt-liche Temperatur im wärmsten Monat Juli unter 10 Grad liegt. Die Gebiete, die zur Arktis gehören, lassen sich so mit Temperaturmessungen klar berechnen. In Zeiten der zunehmenden globalen Klimaerwärmung ist jedoch auch diese Definition problematisch, lässt sie die Arktis doch von Jahr zu Jahr ein Stückchen kleiner werden. Andere Möglichkeiten sind die Begrenzung der Arktis anhand der Baumgrenze, also anhand einer vegetationsgeografischen Linie, oder die Berücksichtigung wirtschaftsgeografischer Grenzziehungen.

Diese Vielzahl an unterschiedlichen Gebietsdefinitionen dürfte verdeutlicht haben, dass aus wissenschaftlicher Sicht die Arktis im Vergleich zu anderen geografischen Regionen der Erde nur sehr schwer zu greifen ist. Ihrer Schönheit und Einzigartigkeit tut dies jedoch mit Sicherheit keinen Abbruch.

Das NordpolarmeerDas Nordpolarmeer, auch Arktischer Ozean oder Nördliches Eismeer genannt, ist mit einer Gesamtfläche von 14 056 000 Quadratkilometern der kleinste der fünf Weltozeane. Seine Fläche entspricht damit in etwa der Größe Russlands. Die Länge seiner Küsten beträgt insgesamt 45 390 Kilometer, das entspricht ungefähr dem Siebenfachen des Erdradius. Weil er an die drei Kontinente Europa, Asien und Nordamerika angrenzt, gilt er auch als interkontinentales Mittelmeer. Ein unter Wasser gelegener Gebirgsrücken, der sogenannte Lomonossow-Rücken, der auch eine wichtige geopolitische Rolle spielt (→ S. 65), teilt den Ozean in ein europäisches und ein amerikanisches Becken. Die tiefste Stelle des Ozeans befindet sich mit einer Tiefe von 5450 Metern im europäischen Becken.

Der Arktische Ozean besitzt insgesamt nicht weniger als sieben Nebenmeere: die Barents-, Kara-, Laptew-, die Ostsibirische, Tschuktschen-, Beaufort- und

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die Grönlandsee. Mit dem Atlantik ist der Arktische Ozean durch das Euro-päische Nordmeer, mit dem Nordmeer durch die 85 Kilometer breite Beringstraße verbunden. Durch die Öffnung zum Atlantik gelangt auch der an der Oberfläche warme Golfstrom in das polare Becken und wird dort zum Nordatlantikstrom. Durch seinen Wärmetransport ist der Strom extrem wichtig für die klimatischen Bedingungen in Europa. Nicht umsonst wird er daher auch als ›Warmwasser-heizung Europas‹ bezeichnet.

Nur in den sehr kurzen arktischen Sommern bildet das Nordpolarmeer eine wirkliche Wasserfläche und dies auch nur entlang der Festlandsküsten. Ein großer Teil des Ozeans befindet sich hingegen ganzjährig unter einer permanen-ten Eisdecke, in den kalten Wintern besteht das Meer beinahe komplett aus einer flächendeckenden Eisschicht, die so dick ist, dass auf ihr sogar tonnenschwere Lastkraftwagen problemlos fahren können.

Je nach Sommer kann der Arktische Ozean für drei bis fünf Monate für die Schifffahrt genutzt werden. Vor allem die Nordostpassage und die Nordwest-passage spielen hier eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Um ein Befahren des Meeres so lange wie möglich zu garantieren, setzen die Anrainerstaaten Eisbre-cher ein, um die Schiffswege eisfrei zu machen.

Der Arktische Ozean grenzt mit seinen Küstenlinien an Alaska, Kanada, Grönland, Island, Norwegen und Russland. Da der Ozean reich an natürlichen Ressourcen wie Öl und Gas ist und diese aufgrund des fortschreitenden Klima-wandels immer leichter zugänglich werden, ist er auch Gegenstand politischer und wirtschaftlicher Interessen zwischen den Anrainerstaaten des Meeres. Die Zugehörigkeit vieler Abschnitte des Ozeans ist bis heute nicht abschlie-ßend geklärt und heftig politisch umstritten. Mit seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt ist der Arktische Ozean eines der letzten weitgehend unberührten Ökosysteme dieser Welt. Die zunehmenden Folgen des globalen Klimawandels, aber auch andere menschliche Einflüsse wie Öltanker gefährden jedoch auch den Arktischen Ozean stark.

Arktische Eiskappe am Nordpol

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die nordwestpassage

Die nordwestpassage

Bereits vor über 500 Jahren versuchten Seefahrer im Auftrag der europäischen Mächte, einen direkten Seeweg, der den Atlantischen und den Pazifischen Ozean verbindet, zu entdecken und nutzbar zu machen. Der schnelle Weg von Europa nach Asien versprach große wirtschaftliche Gewinne. Zunächst scheiterten alle Versuche einer Durchquerung. Die erste komplette Durchfahrt gelang Roald Amundsen erst im Jahr 1906.

Die 5780 Kilometer lange Wasserstraße führt heute über das Nordpolarmeer (Arkti-scher Ozean), seine Randmeere sowie über die Meeresstraßen durch den kanadischen Archipel. Die Entdeckung der Passage ermöglichte intensivere wirtschaftliche Beziehun-gen zwischen den beiden Kontinenten. Die Wasserstraße war und ist jedoch stark von der in den letzten Jahren immer weiter zunehmenden Seepiraterie betroffen, welche die Fahrt nicht selten zu einem gefährlichen Unterfangen macht. Aufgrund der extremen klimatischen Bedingungen ist eine wirtschaftliche Nutzung zudem nur sehr schwer möglich. Der Seeweg ist die meiste Zeit des Jahres gefroren und nur unter Einsatz von massiven Eisbrechern passierbar. Dies könnte sich jedoch bald ändern. Angesehene Klimaforscher gehen heute davon aus, dass die Passage in absehbarer Zukunft aufgrund der globalen Erderwärmung ganzjährig befahrbar sein könnte. Schon jetzt ist diese Entwicklung deutlich spürbar. Der Zeitraum der jährlichen Befahrbarkeit hat deutlich zugenommen. Zudem gibt es merkliche Fortschritte im Bau sogenannter arktistauglicher Tanker, die auch ohne Hilfe von kostenintensiven Eisbrechern die Route befahren kön-nen und so viele Kosten sparen könnten. Daher wird die wirtschaftliche Erschließung des Seeweges intensiv vorbereitet. Geplant ist derzeit der Aufbau einer Infrastruktur, welche die Sicherheit und den Service für den erwarteten Tankerverkehr in der Region gewährleisten soll. Was diese Intensivierung des wirtschaftlichen Schiffsverkehres für das Ökosystem der Arktis bedeuten wird, ist heute noch nicht abzusehen, Arktisforscher warnen jedoch bereits vor den Folgeschäden dieser Entwicklung.

Amundsens nordwestpassage

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kurze klimageschichte der arktis

Kurze Klimageschichte der arktischen Region

In den Vorstellungen der meisten Menschen ist die Arktis auf das Engste mit Kälte, Eis und widrigen Lebensbedingungen verbunden. Auch wenn es heute angesichts der riesigen und endlos wirkenden arktischen Eisflächen kaum zu glauben ist, gehen Wissenschaftler dennoch davon aus, dass das Klima der Arktis vor rund 55 Millionen Jahren subtropisch war. Darauf deuten Fossilien-funde von Mammutbäumen hin, welche die Forscher im ewigen Eis entdeckten. Auch der heute beinahe das ganze Jahr von einer dicken Eisschicht überzogene Arktische Ozean muss somit angenehm warme Temperaturen gehabt haben. Bei von Forschern vorgenommenen Bohrungen im Eis wurden zudem Überreste von Pflanzen entdeckt, die nur im Süßwasser leben können. Man geht daher heute davon aus, dass die Region der heutigen Arktis vor rund 40 Millionen Jahren ein riesiger Süßwassersee gewesen sein könnte, in dem, zumindest von den Temperaturen her, durchaus gebadet hätte werden können. In der Tertiärzeit vor etwa 30 Millionen Jahren kühlte die Erde jedoch über die Jahrtausende stark ab, und es bildeten sich die bis heute existierenden Eiskappen an den beiden Polen.

Die Temperatur in der nördlichen Polarregion blieb aber keineswegs während der ganzen Zeit bis heute konstant. Eine Gruppe von internationalen Wissen-schaftlern schloss 2007 in einer breit angelegten Forschungsreihe aus der For-mation der Strände an den Küstenregionen der Arktis, dass das Gebiet vor etwa 6000 bis 7000 Jahren für einen längeren Zeitraum eisfrei gewesen sein musste. Diese Entdeckung ist angesichts der immer weiter schmelzenden Eisschicht in der arktischen Region sicher eine spannende Tatsache, verdeutlicht sie doch, dass es auch jenseits jeglicher menschlicher Eingriffe extreme Klimaschwankungen in der Region geben kann. Treffen nun jedoch klimatische Grundtendenzen der Erwärmung und der massive Eingriff der Menschen in das Ökosystem der Arktis aufeinander, beschleunigt sich der Prozess natürlich noch zusätzlich.

Das Klima heuteHeute wird das Klima in der Arktis vor allem durch lange, kalte Winter und kurze, kühle Sommer bestimmt. Die geografische Breite der jeweiligen Arktisregion ist ausschlaggebend für die Länge der Tage und damit auch für das jeweilige Klima. Im Winter, wenn je nach geografischem Breitengrad die Sonne für Wochen und gar Monate vollständig verschwindet, herrscht tiefe Polarnacht mit hartem, eisi-gen Frost. Die durchschnittliche Wintertemperatur kann so in manchen Regionen durchaus minus 40 Grad betragen, während vor allem in den Küstenregionen, die von den wärmeren Meeresströmungen profitieren, deutlich moderatere Durch-schnittstemperaturen nur leicht unter dem Gefrierpunkt anzutreffen sind. Das andere Extrem zur Polarnacht ist die Mitternachtssonne, die in der Zeit um Juli 24 Stunden am Tag am Himmel steht. Durch die permanente Sonneneinstrahlung kann sich die Arktis auf deutlich über 0 Grad erwärmen.

Allgemein liegen die Temperaturen in der Arktis im Januar zwischen minus 3 Grad und minus 40 Grad, im Juli zwischen plus 1 Grad und plus 10 Grad. Diese

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das klima heute

Zahlen machen bereits die großen Temperaturunterschiede in der Arktis deutlich. Die küstennahen Gebiete sind in der Regel weniger kalt als die im Landesinne-ren gelegenen. Aufgrund des Einflusses des Meeres kann die Witterung jedoch auch in nahe beieinander liegenden Regionen sehr unterschiedlich sein. Auf der Eiskappe Grönlands werden beispielsweise durchschnittliche Jahrestemperaturen von minus 33 Grad gemessen, während in den angrenzenden Küstenregionen aufgrund warmer Meeresströmungen nur minus 7 Grad herrschen. Wenn jedoch die gefürchteten orkanartigen Polarstürme über das Land fegen, wird es auch an den Meeresküsten klirrend kalt, und es empfiehlt sich, schnell einen warmen Unterschlupf zu finden.

Anders als weitläufig angenommen ist der Nordpol keineswegs der kälteste Teil der Arktis. Den Kälterekord hält vielmehr der kleine russische Ort Oimjakon im Nordosten Sibiriens. Hier wurde bereits die geradezu unfassbare Temperatur von minus 77,8 Grad gemessen. Dies ist jedoch selbst für den hohen Norden eher eine Ausnahme.

Niederschläge sind in der Arktis eher selten, und das Klima ist eher trocken. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge, meist in Form von Schneefall, erreicht in den meisten Gebieten gerade einmal 250 Millimeter pro Jahr. Im Vergleich dazu fällt in Hamburg durchschnittlich 756 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Heftig einsetzende arktische Winde, die den Schnee aufwirbeln, können jedoch bei den Besuchern vor Ort das Gefühl eines permanenten Schneefalls

Russische Wetterstation auf Novaja Zemlja

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das klima heute

hervorrufen. Ein typisches klimatisches Phänomen in der Arktis ist der in wei-ten Teilen des Gebiets auftretende Nebel, der die Landschaft vor allem in den Morgenstunden in dichte Watte packt und eine faszinierende Atmosphäre schafft.

Eine der erstaunlichsten Wettererscheinungen der Region ist ohne Frage das Polarlicht. Diese einmalige Leuchterscheinung wird durch das Auftreffen geladener Teilchen des Sonnenwindes auf die Erdatmosphäre hervorgerufen. In langen, klaren Polarnächten wird so der Himmel oft von magisch wirkenden grünen, roten oder gelben Lichtern erhellt. Es ist daher kaum verwunderlich, dass in der Mythologie der Arktisbewohner die Polarlichter ihren festen Platz einneh-men. Während die Lichterscheinung in vielen Kulturen eher negativ besetzt war, wurde die Erscheinung im hohen Norden wenig gefürchtet und wurde positiv gedeutet. So wurden die Lichtschleier unter anderem mit tanzenden Frauen in Verbindung gebracht. In Nordamerika glaubten die Inuit, dass die Lichter mit dem Treffen von Medizinmännern und Ahnen in Zusammenhang stehe, die Kontakt aufnehmen möchten.

Schlitten im Sommer bei Qaanaaq in Nordwestgrönland

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klimawandel

klimawandel

Die Arktis ist verglichen mit anderen Regionen der Erde besonders stark von der glo-balen Klimaveränderung betroffen. In der Region des hohen Nordens wird der Umgang der Menschen mit ihrer Natur daher auch mit am deutlichsten, und die Szenarien, welche die international forschenden Experten befürchten, sind alarmierend.

Die Eisschmelze in der Arktis nimmt bereits heute dramatische Formen an. In den vergangenen Jahren erhöhte sich die durchschnittliche Temperatur in der Region etwa doppelt so schnell wie auf globalem Niveau. Auch wenn sich Politiker weltweit um eine Lösung der Klimaproblematik bemühen, ist ein Ende dieser Entwicklung derzeit nicht in Sicht. Bisher gibt es noch kein schlüssiges Konzept, wie der Rückgang der Eisdecke in der Arktis verhindert oder zumindest verlangsant werden könnte.

Wissenschaftler berechneten, dass die Meereisbedeckung der Arktis 2008 über 34 Prozent unter der durchschnittlichen Bedeckung in den Jahren 1979 bis 2000 lag. Für 2009 rechneten die Experten mit der schnellsten Schmelze des Eises seit Beginn der Messungen. Würde sich der besorgniserregende Trend in dieser Form fortsetzen, ist davon auszugehen, dass die Arktis bereits im Jahr 2050 völlig eisfrei wäre. Die Konsequenzen einer solchen Entwicklung wären verheerend. Doch die direkten Folgen der Eisschmelze sind bereits schon heute sichtbar. Eine Kieler Forschungsexpedition beobachtete 2009 in Sibirien, dass Häuser Risse bekommen und einzustürzen drohen, weil der Dauerfrostboden langsam aufzutauen beginnt. Neben der arktischen Natur ist also auch der Mensch direkt durch den Klimawandel bedroht.

Die Arktis hat als ›Kühlhaus‹ des Weltklimas auch entscheidenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der Klimaveränderung. Das Auftauen des Permafrostbodens führt zur Freisetzung von Methan, einem Treibhausgas, das in die Atmosphäre steigt und die globale Erderwärmung beschleunigt. Ebenso könnte ein weiteres Schmelzen der Eisschicht zu einer Erhöhung des Meeresspiegels führen. Alleine die Eismasse Grönlands (knapp drei Millionen Kubikkilometer) wäre nach Ansicht mancher Wissenschaftler groß genug, um den Meeresspiegel über sechs Meter ansteigen zu lassen. Viele Küsten-regionen würden unwiederbringlich in den Fluten der Ozeane untergehen.

Der Rückgang der Eisschicht hat auch schwerwiegende Folgen für das sensible Ökosystem der Region. Bereits jetzt ist ein deutlicher Zuwachs der Gänsepopulation zu beobachten, während die Zahl der Rentiere deutlich zurückgegangen ist. Sorgen machen vielen Wissenschaftlern auch die Folgen der Erwärmung für die Robben- und Eisbärenpopulationen. Auch für die Bewohner der Arktis ist die Entwicklung drama-tisch. Nach einer amerikanischen Studie sind sie in den nächsten Jahren ›mit großen wirtschaftlichen und kulturellen Folgen konfrontiert‹.

Neben den vielen negativen Effekten hat die Erwärmung aber auch positiven Einfluss auf die Wirtschaft des hohen Nordens. Durch den Rückgang des Eises werden schnellere und kostengünstigere Schiffsrouten durch die Arktis befahrbar. Zudem ermöglicht der Rückgang des Dauerfrostbodens den Abbau von Diamanten und anderen wertvollen Rohstoffen in der Arktis.

Im Süden Grönlands hat die Erderwärmung schon heute dazu geführt, dass neue land-wirtschaftliche Flächen erschlossen werden. Was vor Jahrzehnten unmöglich erschien, könnte schon bald wahr werden: Äpfel aus Grönland.

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landschaftsformen der arktis

Landschaftsformen der ArktisDie Landschaftsformen der Arktis sind entsprechend der gewaltigen Größe des Gebietes höchst unterschiedlich. Nahezu alle geografischen Merkmale lassen sich je nach Breitengrad und den damit verbundenen Jahrestemperaturen finden. Eines der landschaftlichen Phänomene, das sich jedoch in fast allen Regionen der Arktis finden lässt und typisch für den hohen Norden ist, stellt der Permafrostboden dar. Mit Ausnahme Südgrönlands und des europäischen Festlandes taut der eisige Boden in der Arktis auch im Sommer nur oberflächlich auf. Darunter aber bleibt die Kälte dauerhaft gefangen. Permafrostböden bilden sich dort, wo die Jahres-durchschnittstemperatur minus 1 Grad und der Jahresniederschlag 1000 Milli-meter nicht übersteigt. Grönland besteht damit beispielsweise zu 99 Prozent aus Permafrostboden. In Teilen der russischen Arktis erreicht der Permafrostboden eine kaum vorstellbare Tiefe von bis zu 1500 Metern. Die globale Erderwärmung ist jedoch dafür verantwortlich, dass die Gebiete mit Dauerfrostböden immer kleiner werden. Dies birgt einige Gefahren in sich. Gebäude, die auf den Böden gebaut wurden, können durch das Auftauen einstürzen. Daher werden Gebäude heutzutage vornehmlich auf Pfählen gebaut, die bis in die größeren Tiefen des Bodens reichen und somit auf festem Grund stehen.

Abgesehen vom eisigen Boden ist die Landschaft der Region, ebenso wie das arktische Klima auch, vor allem durch krasse Gegensätze geprägt.

Die Sibirische Tiefebene

Das Gebiet der Sibirischen Tiefebene, das von den beiden Flüssen Jenissej und Lena eingerahmt wird, ist durchzogen von ausgedehnten Seen- und Moorland-schaften. Vorgelagert erhebt sich die über 1000 Meter hohe Halbinsel Taimyr. Neben dem Kolyma-Tiefland befinden sich im äußersten Nordosten Sibiriens noch etliche beeindruckende und bis zu 2000 Meter hohe Berge, zwischen denen sich ausgedehnte Hochebenen erstrecken. Der Westen Sibiriens wird geografisch durch die Ausläufer des Uralgebirges begrenzt. Die Karasee mit ihren beiden Inseln Novaja Zemlja und Severnaja Zemlja grenzt somit direkt an den Ural. Die größten Flüsse der Region sind der Ob, der Jenissej, die Lena und der Kolyma. Sie sind im Sommer schiffbar, im Winter nutzen Lastkraftwagen die zugefrorenen Flüsse als Straße und bieten einen geradezu surrealen Anblick.

Die Inseln

Zwischen dem 70. und 80. Grad nördlicher Breite befinden sich in der Arktis zahlreiche Inseln, Halbinseln und Inselgruppen, wie beispielsweise die zu Nor-wegen gehörende Finnmark, auf der sich viele traumhaft schöne Fjorde finden lassen, und die russische Kola-Halbinsel. Vor der Westküste der Finnmark ragen die Inseln Spitzbergens imposant aus dem Nordpolarmeer. Der Name der Inseln ist hier Programm. Zu den ›spitzen Bergen‹ kann man hier grandiose Fjorde, Gletscher und Täler bewundern.

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landschaftsformen der arktis

Grönland

Grönland ist ein Land der klimatischen Extreme. 80 Prozent der Landesmasse liegen ganzjährig unter dem ewigen Eis verborgen. Im Sommer sind jedoch einige Gegenden wie die südliche Hälfte der Westküste eisfrei. Das Peary-Land im äußersten Norden und einige Gegenden an der Ostküste, vor allem die Scoresby-Halbinsel, sind dann gut zu besichtigen. Im Süden Grönlands ist die eisfreie Küste sehr schmal, und Fjorde reichen bis weit ins Landesinnere hinein. Der Scoresby-Sund an der Ostküste ist mit über 350 Kilometern der längste Fjord der Erde und mit 1500 Metern auch einer der tiefsten. Der höchste Berg Grönlands ist der 3700 Meter majestätisch in den Polarhimmel ragende Berg Gunnbjörns. Grönland ist auch einer der wenigen Orte der Arktis, an dem warme Quellen, die vulkanischen Ursprung haben, gut erreichbar sind und zu einem Ausflug einladen.

Alaska

In Alaska erstreckt sich an der Nordpolarmeerküste eine breite Küstenebene. Hier lässt sich die üppige und vegetationsreiche Tundra der Arktis bewundern. Die Ebene wird im Süden durch die zu 2700 Meter hohen Berge der Brooks Range be-grenzt. Insgesamt ist das Land an der Beringstraße von Gebirgen gekennzeichnet.

Kanadische Arktis

Der kanadisch-arktische Archipel bietet mit bis zu 2600 Meter hohen Bergen ebenfalls reichlich Anreize für begeisterte Bergsteiger. Die Gletscher der kana-dischen Arktis liegen alle an der Ostseite des Archipels. Zwischen den Inseln er-streckt sich ein ausgedehntes Labyrinth von Wasserwegen, die jedoch die meiste Zeit des Jahres von Eis bedeckt sind. Die Hudson Bay reicht als verlängerter Arm des Arktischen Ozeans weit ins Landesinnere hinein. Im Westen Kanadas fließt der Mackenzie-Fluss mit seinem breiten Delta in die Beaufortsee.

Die nordwestgrönländische Siedlung Kullorsuaq

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tiere und pflanzen

tiere und Pflanzen

Das Leben blüht auch an den unglaublichsten Orten der Erde. Die Arktis ist dafür ein beeindruckendes Beispiel. Auch wenn sie von oben betrachtet zu einem großen Teil aus Eis besteht, ist sie keineswegs wie häufig angenommen eine ausschließlich lebensfeindliche Region für Pflanzen und Tiere. Wie viel Leben sich entwickeln kann, ist dabei von mehreren Faktoren abhängig: Temperatur, Bodenbeschaffenheit, Feuchtigkeit und vor allem von der Wassermenge.

Eine große Zahl von Pflanzen und Tieren hat sich an die arktischen Lebens-bedingungen auf eine beeindruckende Art und Weise angepasst. Im Eis befindet sich Algenrasen, besiedelt von Bakterien und niederen Tieren. Kleine Wim-pertierchen haben es sich im Eis ebenso gemütlich gemacht wie Fadenwürmer, Rädertierchen, Floh- und Flusskrebse. Neben diesem ›arktischen Kleintierzoo‹ gibt es jedoch noch eine ganze Reihe von großen Tieren und eine erstaunliche Bandbreite an Pflanzen. Auch das eiskalte Wasser des Arktischen Ozeans bildet den Lebensraum für eine Anzahl von tierischen Bewohnern. Insgesamt lässt die Region damit nur einen Schluss zu, der angesichts der widrigen Bedingungen große Anerkennung und Respekt verdient: Die Arktis lebt!

Man nimmt heute an, dass das arktische Ökosystem – also das Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Tieren – verglichen mit anderen Ökosystemen unserer Erde relativ jung ist. Zudem war die arktische Region weitaus instabiler in ihrer Entwicklung. Insgesamt besitzt die Arktis deswegen vergleichsweise wenig unterschiedliche Arten. Die häufigen klimatischen Wechsel sorgen zudem dafür, dass die Zahl der Tiere der verschiedenen Arten sehr großen Schwankungen un-terliegt. Die auf der Wrangelinsel beheimatete Schneegans besaß in den 1960er Jahren eine Populationsgröße von 400 000 Tieren. Nur zehn Jahre später gingen Forscher von nur noch 50 000 Tieren aus. Grund dafür waren die über zehn Jahre regelmäßig vorkommenden Schneestürme im Frühjahr in den Jahren nach 1965, die es den Tieren unmöglich machten, ihre Eier zu legen. Bis Ende des 20. Jahrhunderts hatte sich die Populationszahl wieder etwas erholt und wird nun mit ungefähr 100 000 Tieren angegeben. Aufgrund dieser hohen Schwankun-gen in den Populationszahlen der Tiere und des Auftretens von Pflanzen, sehen Wissenschaftler die Arktis als ›anfälliges‹ Ökosystem an.

Die TierweltAuch für die Tierwelt der Arktis gilt, dass es im Vergleich zu anderen Regionen der Erde verhältnismäßig wenig Meeresbewohner und Landtiere gibt. Von den weltweit nachgewiesenen 3200 Säugetieren kommen nur 23 in der Arktis vor, von den etwa 8600 Vogelarten schaffen es gerade einmal 70 bis in den hohen Norden. Hingegen kommen über 1000 Insektenarten vor, die sich aufgrund ihrer sehr viel geringeren Größe besser an die eisigen Klimabedingungen anzupassen vermögen.

Diejenigen Tiere, die in der Arktis leben, haben jedoch zum Teil erstaunliche Überlebensstrategien für das Leben in der Kälte entwickelt. Eine weit verbreitete Technik ist die Fähigkeit, in einen Zustand der Kältestarre oder sogar des Er-