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Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen
Selbstorganisiertes Lernen
Univ.-Prof. Dr. Hermann HillSS 2009 DHV Speyer
Schlüsselqualifikationen/ Metakompetenzenfür beruflichen Erfolg
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 2/16
Selbstorganisiertes Lernen (SoL)
„Es ist schlimm genug, dass man jetzt nichts
mehr für sein ganzes Leben lernen kann.
Unsere Vorfahren hielten sich an den
Unterricht, den sie in ihrer Jugend
empfangen; wir aber müssen jetzt alle fünf
Jahre umlernen, wenn wir nicht ganz aus der
Mode kommen wollen.“Aus Goethes „Die Wahlverwandtschaften“ (1809)
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 3/16
Definition nach Greif und Kurtz (1998)
„Selbstorganisiertes Lernen (…) lässt sich
zunächst einmal durch das Ausmaß
beschreiben, in dem die Lernenden in
der Gruppe (oder in individuellen
Lernphasen allein) selbstbestimmt
entscheiden können, was und wie sie
lernen.“
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 4/16
Definition nach Greif und Kurtz (1998)
Bereiche, über die Lernende selbst entscheiden
können:
- Lernaufgaben und Lernschritte
- Regeln der Aufgabenbearbeitung (individuell/in der
Gruppe)
- Lernmittel, Lernmethoden
- zeitliche Intervention und Wiederholung bei der
Bearbeitung der Aufgaben
- Form des Feedbacks bzw. der Expertenhilfe
- soziale Unterstützung durch Kollegen und Lernpartner
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 5/16
GEFAHREN
Für Lernende kann SoL anstrengend sein, denn es fordert:
- mehr Eigeninitiative- mehr Mitarbeit- mehr Verantwortung- eigene Entscheidungen- Selbstorganisation- Selbstaktivitäten
These 1: Selbstorganisiertes Lernen: erfolgreich und effektiv oder lücken- und fehlerhaft?
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 6/16
These 1: Selbstorganisiertes Lernen: erfolgreich und effektiv oder lücken- und fehlerhaft?
GEFAHREN
• Verunsicherung und Angst der Lernenden (das
Gefühl „allein gelassen zu werden“)
• Überforderung der Lernenden
• Schaffen neuer Lernbarrieren (v. a. bei Lernenden
aus bildungsfernen Schichten)
• Motivationsbarrieren durch Schwellenängste
• Verlust an Systematik
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 7/16
These 1: Selbstorganisiertes Lernen: erfolgreich und effektiv oder lücken- und fehlerhaft?
POTENZIALE• größere Berücksichtigung der Lernwünsche der
Lernenden
• mehr Lernzielflexibilität
• mehr inhaltliche Flexibilität
• mehr räumliche und zeitliche Flexibilität (bessere Lern-chance für zeitlich stark Beanspruchte)
• mehr Praxisgerechtigkeit
• Steigerung der Fähigkeit zur Selbstkritik
• höhere Lernmotivation
• nachhaltiges Wissen
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Selbstorganisiertes Lernen 8/16
FAZIT
• SoL benötigt Selbstlernkompetenzen, d.h.
Bereitschaft und Fähigkeit zur Planung, Realisation und
Evaluation von Lernprozessen
• SoL erfordert Vorbereitung und Unterstützung (so
genannte „Eingewöhnungsphase“)
Nicht-Vorhandensein der Selbstlernkompetenzen
sowie fehlende Unterstützung bei deren
Ausbildung bzw. Weiterentwicklung führt zu
Misserfolg!!
These 1: Selbstorganisiertes Lernen: erfolgreich und effektiv oder lücken- und fehlerhaft?
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 9/16
These 1: Selbstorganisiertes Lernen: erfolgreich und effektiv oder lücken- und fehlerhaft?
• Modell der Selbstlernkompetenz nach Arnold et al. (2002):
Fach-kompetenz
Kommuni-kative
Kompetenz
Emotionale Kompetenz
Methoden-kompetenz
SozialeKompetenz
PersonaleKompetenz
Selbstlern-kompetenzen
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 10/16
These 2: Selbstorganisiertes Lernen und Institutionen – Widerspruch in sich oder lohnende Herausforderung?
Das Thema der gegenwärtigen
Debatte um selbstorganisiertes
Lernen: die Rolle der
Institutionen beim SoL:- Selbstorganisiertes und
institutionelles Lernen als Gegensätze?
- Förderung oder eher Behinderung des SoL durch Institutionen?
- Erfüllung eventueller Prämissen durch Institutionen zur Stärkung von SoL?
-
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 11/16
• Institutionen werden nicht überflüssig, sondern erhalten vielmehr weitere Aufgaben (nachhaltige Veränderungen)
Institutionen haben im Kontext des SoL nicht nur Angebote zu planen, bereit zu stellen und zu didaktisieren
Anforderungen an Institutionen bzgl. SoL:
- Direkte Förderung der Kompetenzen für SoL im Sinne der Vermittlung eines Repertoires von Techniken und Strategien
- Indirekte Förderung der Kompetenzen für SoL durch die entsprechende Gestaltung von Lernumgebungen
These 2: Selbstorganisiertes Lernen und Institutionen – Widerspruch in sich oder lohnende Herausforderung?
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 12/16
These 2: Selbstorganisiertes Lernen und Institutionen – Widerspruch in sich oder lohnende Herausforderung?
• Weitere Anforderungen:- Beratungsangebote für Lernende im Sinne einer
Weiterbildungs-beratung- Lernberatung- Einführung in den Umgang mit neuen Medien- Zeitliche und räumliche Flexibilisierung von Angeboten (z.B.
durch Lernzentren)- Bereitstellung erforderlicher Lernquellen wie Medien und
Arbeits-mittel (z.B. Lernquellenpool)- Angebote, die auch außerinstitutionelle Lernerfahrungen der
Lernenden aufgreifen (problemorientiertes Lernen) - Angebote, in denen Lernende Ziele, Inhalte und Lernwege
bestim-men können (offene Curricula)- Vernetzung der Lernenden und Arrangieren sozialer Bezüge
für den Austausch mit anderen Lernenden (z.B. durch elektronische Austauschforen)
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 13/16
These 2: Selbstorganisiertes Lernen und Institutionen – Widerspruch in sich oder lohnende Herausforderung?
GEFAHREN• Die notwendigen Veränderungen können folgende
Gefahren mit sich bringen:- starke Verunsicherungen bei Mitarbeitern und der Leitung- Sorge der Mitarbeiter und der Leitung vor Machtverlust - Angst vor der neuen Rolle z.B. als Lernbegleiter- Angst vor Veränderung- hohe Arbeitsbelastung - enge Finanzierung
Ohne notwendige Veränderung der Institutionen hat SoL keine wirkliche Realisierungschance!!
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 14/16
E-Learning enthält sowohl eine Komponente des selbstorganisierten Lernens als auch eine Kommunikations- komponente (K. der Lernenden untereinander und K. mit einer Lehrperson).
Inwieweit gilt E-Learning als eine sinnvolle Unter-stützung für SoL?
These 3: E-Learning als ein optimaler Weg zum selbstorganisierten Lernen?
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 15/16
These 3: E-Learning als ein optimaler Weg zum selbstorganisierten Lernen?
POTENZIALE• Erhöhung der Flexibilität (orts- und zeitunabhängig)
• Lernziele, -schritte und –tempo sind vom Lernenden frei wählbar (die Anpassung an den individuellen Lernstil und an die Lerngeschwindigkeit ist dadurch möglich)
• Anschauliche Vermittlung von komplizierten Lerninhalten
• zusätzliche Motivation durch den spielerischen Umgang mit dem Medium
• Förderung der schriftlichen Ausdrucksweise
• Möglichkeit der formativen und summativen Lernkontrollen
• Senkung der Qualifizierungskosten
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 16/16
These 3: E-Learning als ein optimaler Weg zum selbstorganisierten Lernen?
GEFAHREN• Gebunden an die persönliche Motivation und Anstrengungen
des Lernenden („Reiz des Neuen“ lässt schnell nach)
• Verlust der Systematik
• Be- oder Verhinderung wichtiger Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit oder Empathie (Vereinzelung der Lernenden)
• Schwellenängste bei Bedienungsschwächen
• Standardisierung von Lerninhalten aufgrund der zunehmenden Anfor-derung einer Individualisierung der Lerninhalte nur begrenzt möglich
• höhere Anforderungen an die Lehrpersonen (erforderlich auch Kompetenz im Umgang mit multimedialen Lernumgebungen)
Alicja Czepiel19. Mai 2009
Selbstorganisiertes Lernen 17/16
Literaturhinweise
Arnold, Rolf, Tutor Gomez, Claudia, Kammerer, Jutta (2002): Selbstgesteuertes Lernen braucht Selbstlernkompetenzen. In: Kraft, Susanne: Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. S.76-89.
Faulstich, Peter, Gnahs, Dieter, Seidel, Sabine, Bayer, Mechthild (Hrsg.) (2002): Praxishandbuch selbstbestimmtes Lernen. Konzepte, Perspektive und Instrumente für die berufliche Aus- und Weiterbildung. Weinheim, München: Juventa.
Faulstich, Peter (2002): Lernen braucht Support-Aufgaben der Institutionen beim „selbstbestimmten Lernen“. In: Kraft, Susanne: Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. S. 144-157.
Frackmann, Margit, Tärre, Michael (Hrsg.) (2003): Lernen & Problemlösen. Ein Handbuch für LehrerInnen und AusbilderInnen in der Beruflichen Bildung. Hamburg: VSA.
Greif, Siegfried, Kurtz, Hans-Jürgen (Hrsg.) (1998): Handbuch Selbstorganisiertes Lernen. 2. Aufl. Göttingen: Verlag für Angewandte Psychologie.
Mayer, Hanna, Sittner Elisabeth (Hrsg.) (2006): Selbstorganisiertes Lernen. Gelebte Konzepte zur aktiven Herstellung von Wissen. Wien: Facultas.
Siebert, Horst (2005) : Formen des selbstgesteuerten Lernens. In: Burow, Olaf-Axel, Hinz, Heinz (Hrsg.): Die Organisation als kreatives Feld. Evolutionäre Personal- und Organisationsentwicklung. Kassel: University Press. S. 157-172.