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Ausgabe 2 September 2018 9,80 CHF Keine Erwartungen Stifter Cristian Reymond fand durch seine HIV-Erkrankung einen neuen Lebensweg Klimawandel Klimaexpertin Rupa Mukerji verrät, wieso Stiftungen aktiv werden müssen Friedensfonds Wie durch zweckspezifische Investments der Frieden gefördert werden soll Alles im Griff Wie Governance und Kontrollmechanismen helfen, die eigene Stiſtung zu steuern

Alles im Griff - proFonds · Alles im Griff Wie Governance und Kontrollmechanismen helfen, die eigene Stiftung zu steuern. Motionen und Restriktionen im Dritten Sektor Aktuelle Entwicklungen

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Ausgabe 2September 2018

9,80 CHF

Keine ErwartungenStifter Cristian Reymond fand durch seine HIV-Erkrankung

einen neuen Lebensweg

KlimawandelKlimaexpertin Rupa Mukerji

verrät, wieso Stiftungen aktiv werden müssen

FriedensfondsWie durch zweckspezifische

Investments der Frieden gefördert werden soll

Alles im GriffWie Governance und Kontrollmechanismen helfen, die eigene Stiftung zu steuern

Page 2: Alles im Griff - proFonds · Alles im Griff Wie Governance und Kontrollmechanismen helfen, die eigene Stiftung zu steuern. Motionen und Restriktionen im Dritten Sektor Aktuelle Entwicklungen

Motionen und Restriktionen im Dritten SektorAktuelle Entwicklungen im Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrecht

Deutsches Steuerrecht und Schweizer NPO

Bei einer Tätigkeit von Schweizer Non-Profit-Or-ganisationen (NPO) im Ausland stellt sich die

Frage, ob eine Anerkennung als gemeinnützig ge-mäss Schweizer Steuerrecht auch von einer (be-schränkten) Steuerpflicht im Ausland befreit. Der deutsche Bundesfinanzhof (BFH) hatte im vorlie-genden Fall (Urteil des BFH vom 15. November 2017, Az. I R 39/15) zu prüfen, ob eine Schweizer Stiftung, die in Deutschland mit einem Tagungszen-trum Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung erzielte, aufgrund ihrer schweizerischen Steuerbe-freiung auch von der beschränkten Steuerpflicht in Deutschland entbunden sei. Das zuständige Fi-

nanzamt verneinte dies. Der BFH schützte diese Ansicht. Er führt aus, dass Ausgangspunkt und Massstab der Gemeinnützigkeit allein das (inner-staatliche) deutsche Recht sei, egal, ob die betref-fende Organisation im In- oder Ausland ansässig sei. Deutschland sei auch aus Gründen des Unions-rechts – insbesondere der im Verhältnis zu Dritt-staaten wie der Schweiz anwendbaren Kapitalver-kehrsfreiheit – nicht verpflichtet, den Gemeinnüt-zigkeitsstatus ausländischen Rechts anzuerken-nen. Da die Schweizer Stiftung die Voraussetzun-gen für eine deutsche Steuerbefreiung nicht erfül-le, wies der BFH den Rekurs der Stiftung ab. � Û

Motionen für die Umgestaltung der Stiftungs-aufsicht beider Basel

In den Kantonen Basel-Stadt (BS) und Basel-Land-schaft (BL) sind zeitgleich mehrere parlamentari-

sche Vorstösse unternommen worden, um gemein-nützige Stiftungen zu entlasten. Die Motionen „Überrissene Gebühren für gemeinnützige Stiftun-gen“ im Kanton BL und „Gebühren für gemeinnüt-zige Stiftungen“ im Kanton BS wurden mit Blick auf die bereits vorgenommenen Gebührenreduktionen in den letzten Jahren um 26 Prozent als erledigt ab-geschrieben. Bei den in BS und BL gleichlautenden Vorstössen „Für eine zweijährige Berichterstattung für klassische Stiftungen“ geht es um die Rechen-schaftsablage klassischer Stiftungen. Diese müssen der zuständigen Aufsichtsbehörde jährlich einen Tätigkeitsbericht sowie ihre Jahresrechnung samt Revisionsbericht einreichen. Um den Aufwand zu reduzieren, sollen die Dokumente nur noch im

Zweijahresturnus eingereicht werden müssen, so die Forderung. Beide Parlamente in BS und BL lies-sen entgegen den regierungsrätlichen Anträgen die Vorstösse stehen. Eine weitere Motion forderte vom Regierungsrat BL, das Reserveerfordernis der BVG- und Stiftungsaufsicht beider Basel (BSABB) auf 30 bis 50 Prozent zu reduzieren. Bislang sieht der Staatsvertrag vor, dass die BSABB einen Reser-vefonds von mindestens 75 Prozent des Jahresum-satzes bilden muss. Auch diesen Vorstoss hat der Landrat BL entgegen dem Antrag des Regierungs-rats BL und der JSK folgend stehen gelassen.

Die Motionen stossen auf politischer Ebene die Diskussion an, wie Stiftungen im Bereich Stiftungs-aufsicht entlastet werden können. Gerade bei den zahlreichen kleineren und mittleren Stiftungen ist dieses Thema von erheblicher Relevanz.� Û

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R ECH T & STEU ER N

DIE STIFTUNG Schweiz September 2018

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Rechtsanwalt Sebastian Rieger ist Mitglied der Geschäftsstelle von Pro Fonds, Bereich Recht und Finanzen. Darüber hinaus ist er Stiftungsrat und Geschäftsführer einer Stiftung und Be- rater diverser gemein-nütziger Organisationen.

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Rechtsanwalt Christoph Degen ist Geschäftsfüh-rer von Pro Fonds, dem Dachverband gemein-nütziger Stiftungen der Schweiz. Weiter ist er Dozent für steuerliches Gemeinnützigkeitsrecht am Verbandsmanage-ment Institut (VMI) der Universität Fribourg, Referent am Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel sowie Präsident, Stiftungsrats- bezie-hungsweise Vorstands-mitglied und Berater diverser gemeinnütziger Stiftungen und Vereine.

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Rechtsanwalt Sebastian Rieger ist Mitglied der Geschäftsstelle von Pro Fonds, Bereich Recht und Finanzen. Darüber hinaus ist er Stiftungsrat und Geschäftsführer einer Stiftung und Be- rater diverser gemein-nütziger Organisationen.

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Rechtsanwalt Christoph Degen ist Geschäftsfüh-rer von Pro Fonds, dem Dachverband gemein-nütziger Stiftungen der Schweiz. Weiter ist er Dozent für steuerliches Gemeinnützigkeitsrecht am Verbandsmanage-ment Institut (VMI) der Universität Fribourg, Referent am Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel sowie Präsident, Stiftungsrats- bezie-hungsweise Vorstands-mitglied und Berater diverser gemeinnütziger Stiftungen und Vereine.

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Neues aus dem Bundesgericht

Der Bundesgesetzgeber hat in vielen Bereichen, in denen gemeinnützige Organisationen tätig

sind, unter anderem dem Umwelt- und Tierschutz, Strafbestimmungen erlassen. So kann ein Verstoss gegen das Umweltschutz- oder Tierschutzgesetz zur Eröffnung eines Strafverfahrens führen. Partei-en in einem Strafverfahren können neben Staatsan-waltschaft und Beschuldigten auch Geschädigte sein (Privatkläger, Opfer). Bund und Kantone kön-nen weiteren Behörden volle oder beschränkte Parteirechte einräumen.

Im bundesgerichtlichen Verfahren (6B_982/2017 und 6B_1060/2017) war streitig, ob der Dachverband Berner Tierschutzorganisationen (DBT), trotz der Einräumung einer solchen

Parteistellung durch den Kanton Bern, bei Tier-schutzdelikten zur Beschwerde gegen eine Verfah-renseinstellung wegen Tierquälerei legitimiert war. Das Bundesgericht kam zum Schluss, dass die kan-tonale Regelung bundesrechtswidrig sei, und sprach dem DBT eine Parteistellung ab.

Der Fall zeigt, dass unabhängig von einer allfäl-ligen Berechtigung durch den Kanton zu prüfen ist, ob die gemeinnützige Organisation Parteistellung in einem Strafverfahren haben kann. Die Verfah-rensrechte von Tierschutz- und Umweltschutzor-ganisationen werden aufgrund dieser Rechtspre-chung eingeschränkt, genauso die kantonalen Kompetenzen, eine solche „Behörde“ mit Parteistellung auszustatten.� Û

Restriktionen für Investments von Stiftungen

M it 104'612 gültigen Unterschriften ist die Volksinitiative „Für ein Verbot der Finanzie-

rung von Kriegsmaterialproduzenten“ zustande ge-kommen. Die Initiative der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) sieht vor, dass der Schweizerischen Nationalbank, aber auch Stiftun-gen sowie Einrichtungen der staatlichen und beruf-lichen Vorsorge, die Finanzierung von Kriegsmate-rialproduzenten untersagt wird. Verboten werden sollen die Gewährung von Darlehen und Krediten sowie der Kauf von Beteiligungen, Wertschriften und entsprechenden Finanzprodukten. Als Kriegs-materialproduzenten gelten Unternehmen, die mehr als fünf Prozent ihres Jahresumsatzes mit

der Herstellung von Kriegsmaterial erzielen. Zu-dem soll der Bund sich dafür einsetzen, dass für Banken und Versicherungen entsprechende Bedin-gungen gelten. Die Initiative zielt nicht auf die Kriegsmaterialproduzenten, sondern auf die Fi-nanzakteure ab, zu denen gemäss Verfassungstext auch Stiftungen gehören. Diese können von der Ini-tiative doppelt betroffen sein. Einerseits würden sie in der Ausgestaltung ihres Anlageuniversums direkt eingeschränkt. Andererseits wären sie als Kunden von Banken und Versicherungen indirekt von den Vorschriften für diese Institutionen betrof-fen, sollte der Bund – nach einer Annahme der Ini-tiative – solche erlassen.� Û

Aktueller Stand der Datenschutzrevision

Der Nationalrat hat in der Sommersession sei-ner Staatspolitischen Kommission (SPK) fol-

gend die Teilung der Vorlage vorgenommen und den Anpassungen an die Schengener Verträge mit 174 zu fünf Stimmen bei zwei Enthaltungen zuge-stimmt. Die Anpassung an das Europäische Recht beschränkt sich auf den Datenschutz im Zusam-menhang mit der Schengener Zusammenarbeit im

Strafrechtsbereich. Zurzeit befasst sich die SPK mit der Totalrevision des schweizerischen Daten-schutzgesetzes (DSG) von 1993. Die Detailberatung soll in der Wintersession 2018 abgeschlossen wer-den. Danach befasst sich der Nationalrat mit der Vorlage. Anschliessend geht diese in die SRK und das Plenum des Ständerats. Die Totalrevision soll bis Ende 2019 über die Bühne gebracht werden.�Û

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DIE STIFTUNG Schweiz September 2018 19