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Alpine Gesundheitsressourcen als Standortvorteil nutzen Gesundheitstage St. Johann, 21.10.2016 Univ. Doz. Dr. Arnulf Hartl [email protected] Christina Pichler, BA [email protected] Universitätsinstitut für Ecomedicine www.pmu.ac.at | www. ecomedicine.cc

Alpine Gesundheitsressourcen als Standortvorteil nutzen · Pichler et. al. Routledge Handbook of Health Tourism, 2016 in press Rockport Walking Test –cardiorespiratory fitness

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Alpine Gesundheitsressourcen als

Standortvorteil nutzen

Gesundheitstage St. Johann, 21.10.2016

Univ. Doz. Dr. Arnulf Hartl

[email protected]

Christina Pichler, BA

[email protected]

Universitätsinstitut für Ecomedicine

www.pmu.ac.at | www. ecomedicine.cc

Übersicht

2

Ausgangslage

Urbanisierung und Lebensstilwandel als Entwicklungsfaktoren

1

Alpine Gesundheitsressourcen

Chancen und Beispiele gesundheitstouristischer Inwertsetzung

2

Erfolgsfaktoren

Wertschöpfungspotenzial und Entwicklungsfaktoren

3

Natürliche Gesundheitsressourcen im Winter

Potenziale einer gesundheitstouristischen Inwertsetzung

4

3

Ausgangslage

Urbanisierung und Lebensstilwandel als Entwicklungsfaktoren

1

4

Ausgangssituation –

Urbanisierung als globaler Trend

CIA Worldfactbook (2014), Macionis & Parillo (2007), United Nations (2007)

Grad der Urbanisierung (Prozent Stadtbevölkerung)Grad der Urbanisierung in

ausgewählten Quellmärkten

68%

Austria

Great Britain

80

%

Belgium

97%

Germany

74%

Italy

69%

France

86%

Urbanisierung ist ein globaler Trend

• 1940 war 19 % der Weltbevölkerung urban

• 2014 waren es bereits 54 %

• 2050 werden 66 % der Weltbevölkerung in Städten

leben

5PM 2,5 in Europa, 2013

Enorme urbane Feinstaubbelastung

Ausbildungsmöglichkeiten

Freizeitgestaltung

Arbeitsplatzangebot

Kinderbetreuung

Etc.

Naturentfremdung

weniger Bewegung

Lärmbelästigung

Feinstaubbelastung

Etc.

6

Veränderte Lebensstile

Bewegungsarmut

Crowding & andere Stressfaktoren

Freizeitgestaltung und Essgewohnheiten

Flut an Zivilisationserkrankungen und

nature deficit disorder.

Bewegungsarmut

7

8

Je + 60min/Tag Sitzen

höheren Multimorbiditätsindex

11% höhere Wahrscheinlichkeit

für Multimorbidität (= >2

chronische Erkrankungen)

Folgen von Bewegungsarmut

9

Wer länger sitzt, ist früher tot...

N= 222.497, 45+

Beobachtungszeitraum: 3 Jahre

• 11 + h Sitzen/TAG 40% höheres

Mortalitätsrisiko als jene mit < 4 h

Sitzen/Tag

• 8- 11 h Sitzen/Tag 15 % höheres

Mortalitätsrisiko

• Ergebnisse unabhängig von Alter,

Geschlecht, Body-Mass-Index, sportlicher

Aktivität sowie bestehender Herz-Kreislauf-

und Diabetes-Erkrankungen der Teilnehmer

10

Alpine Gesundheitsressourcen

Chancen und Beispiele gesundheitstouristischer Inwertsetzung

2

Alpiner Asset + Gesundheit | Hohe Tauern Health | Alpines Bergsteigen und Rückenschmerz

Alpiner Asset + Gesundheit

11

• Trend, der das Streben nach ganzheitlich

körperlichem, seelischem und geistigem

Wohlbefinden gesellschaftsfähig macht.

• Neue Gästegruppen mit spezifischen

Ansprüchen verändern Destinationen.

• Produktinnovationen mit hoher

Produktwahrheit!

• 3D Terrain, Höhenlage, gering Feinstaub-

belastet, UV, Thermische Wechselreize,

Air Ions etc.

• Alpine Microbioma

Alan C. Logan, Journal of Physiological

Anthropology, 2016

• Nature relatedness & Public Health

Lechtaler Alpen, Grins, Albenbad Studie 2015

Green Exercise

12

Bewegung in freier Natur ist effektiver

als in artifizieller Umgebung

• Bewegung wie Gehen oder Laufen haben signifikant stärkere positive physische

Gesundheitseffekte, wenn wir sie in freier Natur ausüben

• Bewegung in freier Natur schützt effektiver vor psychischen Erkrankungen als

Bewegung in der Stadt oder im Innenbereich

• körperliche Aktivität im Grünen wird als weniger anstrengend wahrgenommen

• mentale Erschöpfung und Stresslevel

werden stärker reduziert als im

Indoor/Urban environment

• wirkt stimmungsaufhellend, steigert das

Selbstbewusstsein und die subjektive

Einschätzung der persönlichen

Gesundheit

• höhere Aufmerksamkeit und

Konzentrationsfähigkeit

(Bowler, Buyung-Ali, Knight und Pullin, 2010; Gladwell et al., 2013; Weniger, Gaston, Irvine und Fuller, 2013; Mitchell, 2013)

Bergsport und Gesundheit

ÖAV, Institut für Sportpsychologie (Martin Kopp,

Martin Niedermeier) und PMU/Ecomed

13

Aktiver Natururlaub verbessert in Kombination mit einem

gesundheitspsychologischen Coaching nachhaltig die

Fitness von Herz und Lunge (HICO study, RCT, n=90)

Urlaub für ein langes Leben...

Pichler et. al. Routledge Handbook of Health Tourism, 2016 in press

Rockport Walking Test – cardiorespiratory fitness

Ortsgebundene natürliche

Gesundheitsressourcen der Alpen

14

Entwicklungsfelder für

nachhaltige regionale

Entwicklung

• Wasserfälle

• Thermal- und

Mineralwässer

• 3-D Terrain

• Heilstollen

Ortsgebundene natürliche

Gesundheitsressourcen der Alpen

15

Entwicklungsfelder für

nachhaltige regionale Entwicklung

• Wasserfälle

• Thermal- und Mineralwässer

• 3-D Terrain

• Heilstollen

Inwertsetzung des

gesundheitstouristischen Potenzials

16

Urlaub für Allergiker

und Asthmatiker

www.hohe-tauern-health.at/

Stigende Prävalenz von Allergien und Asthma

17

Urbanization & Health:

Impact on childhood asthma

(Gern, 2010)

Development of prevalence of asthma in children and

adolescents in Europe

Children that are raised in high urban density areas

and near busy roads develop more allergies and suffer

more often from asthmatic, spastic and obstructive

bronchitis (Broms, Norback, Eriksson, Sundelin, & Svardsudd, 2009;

Morgenstern et al., 2008)

Natürliche Gesundheitsressource:

Krimmler Wasserfälle

18

Wasserfall Aerosole

19

Krimmler WasserfälleGrößenverteilung des WasserfallaerosolsScanning Mobility Particle Sizer Messung 2009

Größe der Partikel in Nanometer

1 10 100 1000 10000

Anzahl der

Part

ikel (N

/cm

3)

0

500

1000

1500

2000

2500

Kontrollpunkt in freier Natur

Wasserfall

Klinische Studie: Ergebnisse

21

Krimmler Wasserfälle

22

• Die Krimmler Wasserfälle sind

nunmehr ein staatlich

anerkanntes Naturheilmittel

gegen Allergien und Asthma

• Sie induzieren eine

„balancierende“ Immunantwort

und verbessern nachhaltig

funktionelle, klinische und

immunologische Parameter

allergischen Asthmas

Gesundheitstouristische Inwertsetzung

23

Hohe Tauern Health Produkt: Allergikergerechte Zimmer…

Gesundheitstouristische Inwertsetzung

24

Hohe Tauern Health Produkt: … Professionelle Unterstützung vor Ort …

• Täglich 1 h Aufenthalt am

Wasserfall

• Professionelle medizinische

Unterstützung

• Zusätzliche Produktbausteine:

• Physiotherapie

• Atem-Physiotherapie

• Ernährungsberatung

• Persönliche Gesundheitsberatung

• Zahlreiche Workshops und

Aktivitäten

• Gesundheitspsychologisches

Coaching

Österreichischer Innovationspreis Tourismus 2016

1. Preis für Hohe Tauern Health

25

26

Alpines Bergwandern und Albenbad

als Remedium gegen chronischen

Rückenschmerz

(Albenbad Studie, Grins bei Landeck)

Chronischer Rückenschmerz

Chronic Low Back Pain (CLBP)

Klinische Diagnostik: anhaltender Schmerz über

12 Wochen

2 Millionen Menschen in Österreich leiden

ständig unter Rückenschmerzen

häufigster Grund einen Arzt aufzusuchen (neben

Infekten)

hohe Lebenszeit Prävalenz von ca. 84% im Westen

steigende Prävalenz von Kreuzschmerz bei Kindern

und Jugendlichen

44%-78% erleiden Rückfall nach anfänglicher

Verbesserung

Jährliche Kosten aufgrund von Rückenschmerzen

ca. 6 Milliarden Euro!

Bewegung im alpinen Raum als

Therapie für chronischen

Rückenschmerz ?

Albenbad Studie

Grins bei Landeck in Tirol

Das Albenbad

Heil- und Thermalwasser

Hoher Magnesium- und

Schwefelgehalt

(balneologisches

Gutachten Univ. Innsbruck)

+ geeignete Topographie

? Der Einfluss von kontrollierter Bewegung

und balneologischer Therapie bei

PatientInnen mit chronischen

unspezifischen Kreuzschmerzen

Studienleitung: Univ. Doz. Dr. Arnulf Hartl

bei Sonne…

…und Regen

52 ProbandInnen in fünf Wochen

(+ 28 in der Kontrollgruppe)

259,31 km Fußweg

14670 Höhenmeter

156 Wannenbäder im Albenbad

560 Ausgefüllte Fragebögen

160 Wirbelsäulen Vermessungen

160 Blutbilder

160 Plasma- und Serumproben …

Übersicht

Beweglichkeit

Verbesserte

Beweglichkeit

(Medimouse)

p = 0.063p = 0.033

p = 0.242

p = 0.567

(Ecomedicine, own data, 2015)

Zusammenfassung Ergebnisse

Im Vergleich zu einer Nicht-

Interventions-Kontrollgruppe

verbessert Bergwandern in

Kombination mit dem Albenbad bei

PatientInnen mit LBP…

• 4 Monate nachhaltige Verbesserung

orthopädische Parameter

• Nachhaltige Verbesserung der

gesundheitsbezogenen Lebensqualität

und psychisches Wohlbefinden (4

Monate)

• Nachhaltige Verringerung des Schmerzes

(4 Monate)

(Ecomedicine, own data, 2015)

Produkte rund um Rückenschmerz

• Rückenschulen

• Spezialmatratzen

• Schmerztherapie

• Physiotherapie

• Rückenwanderungen

• Spezielle Wellness-Angebote (Moor, Fango etc.)

• Gebrandete Handbücher für daheim

• Etc.

35

Erfolgsfaktoren

Wertschöpfungspotenzial und Entwicklungsfaktoren

3

36

20.09.2016

23.09.2016 Tiroler Ärztetage 37

(Pichler, own data, 2016)

Altersgruppe: Personen 65+

Zielgruppenspezifisches

gesundheitstouristisches Produkt

38

Bewegung

Ernährung

Natürliche

Gesundheitsressourcen

Hotellerie und

Gastronomie

Gesundheitstouristische

Infrastruktur

Medizin und Therapie

Cross-sektorale

Branchen

(Architektur,

Lebensmittel …)

Zielgruppe

(Hartl & Pichler, 2015)

Potenziale einer Inwertsetzung am Beispiel HTH

39

• Steigerung der Nächtigungen

• Nächtigungsplus von 21 % in der Sommersaison 2010-2015

• Schaffung und Höherqualifizierung von Arbeitsplätzen in der Region

• Atemphysiotherapeuten

• Spezialisierte GesundheitspsychologInnen

• Auf Allergie spezialisierte KöchInnen & RestaurantmitarbeiterInnen

• Hohe Kundenzufriedenheit und Kundenbindung

• Studie des IMC Krems: Höhere Kundenzufriedenheit, bessere Kundenbindung,

höhere Weiterempfehlungsragen bei HTH Gästen ggü. Nicht-HTH-Gästen

• Höherqualifizierung und Kompetenzaufbau von Hotellerie

und Gastronomie

• Hohe Gästebettenqualität – allergikergerechte Zimmer

• Allergikergerechte Küche

• Cross-sektorale Wertschöpfung und Innovationen

• Allergikergerechter Holzbau

• Allergikergerechte Matratzen

Erfolgsfaktoren

40

Kooperation

Vernetzung

… aller Stakeholder

… entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Qualifizierung und Wissenstransfer

41

Wissenschaft

Innovation

Regional-

management

Betriebe

Regionen

Gesundheits-

anbieter

Bedürfnisse

Know-how

Transfer

(Pichler, 2015)

42

Alpine Gesundheitsressourcen im Winter

Standortvorteile in Wert setzen

4

WinHealth

43

WinHealth

Nachhaltige Inwertsetzung

gesundheitstouristischer Potenziale im

Alpinen Wintertourismus

Partnernetzwerk

44

45

Sehnsucht nach

Naturerleben

und

Authentizität

Zunehmende

Gesundheits-

orientierung

Demografischer

Wandel &

Qualitäts-

orientierung

Enormes Potenzial

für einen Alpinen

Gesundheitstourismus

(Hartl & Pichler, 2015)

46

47

Sehnsucht nach

Naturerleben

und

Authentizität

Zunehmende

Gesundheits-

orientierung

Demografischer

Wandel &

Qualitäts-

orientierung

Enormes Potenzial

für einen Alpinen

Gesundheitstourismus

Potenzial im Wintertourismus noch

nicht erkannt

Herausforderungen

48

Mildere Winter

Weniger Schneefall, erhöhter Kunstschneebedarf,

Energiebelastung

1

Marktsättigung

Forderung neuer qualitativer Angebote

4

Demografischer Wandel

Älteres Gästeklientel, Zunahme chronischer Beschwerden,

Abnahme der Mobilität, Lebenserwartung

3

Veränderte Gästebedürfnisse

Verstärkte Nachfrage nach Programmen mit

Gesundheitsinhalten bei der Urlaubsbuchung

2

Winterbasierter Gesundheitstourismus

49

Gesundheitstouristische

Inwertsetzung alpiner

Ressourcen

Kernelemente

50

Gesundheitstouristische

Winterprodukte

First Mover

Betriebe &

Regionen

Natürliche

Gesundheitsressourcen

„White Exercise“:

Gesundheitsressource

Wintersport

Küche| Zimmer|

Dienstleistungen

Höhenluft

Sonne

Kälte

Winterwandern

Skitouren | Skifahren

Schneeschuhwandern

Etc.

(Hartl & Pichler, 2015)

Pilotregion St. Johann

51

Ziel: Naturnahen, sanften

Wintertourismus zugänglich machen

© Region St. Johann in Tirol, Franz Gerdl

• St. Johann als Skitouren-, Winterwander-

/und Schneeschuhwanderregion

• Aufsteigende Trendsportart

• Naturverbunden

• Ohne Stress / abseits des

Massentourismus

• Für Gäste und Einheimische

• Kombinierbar mit anderen Angeboten

• Schaffung evidenzbasierter Angebote

• Betreuung des Urlaubsgastes über den

Urlaub hinaus

• Qualitativ hochwertige, innovative

Produkte mit hoher Produktwahrheit

Entwicklung eines evidenzbasierten

gesundheitstouristischen Winterangebots mit

Fokus auf Skitourengehen und Winterwandern

(Blank & Schobersberger, 2015)

Schaffung wissenschaftlicher Grundlagen

52

Klinische Studie:

Untersuchung der Auswirkungen von

professionell geführten Skitouren in einem

sechstägigen Aktivurlaub

Orthopädischer Fokus

• Wissenschaftlich fundierte Erschließung neuer

Zielgruppe: Fokus auf Gäste mit TEP

• Sicherheit, Auswirkungen, Routenplanung,

Machbarkeit

1

Leistungsbezogene Indikatoren

Gehtempo | Charakteristiken von Touren |

Gehzeit | Kardiovaskuläre Indikatoren |

Ermüdung

2

Sozio-psychologischer Fokus

Auswirkungen von Skitourengehen und

Bergwandern auf die Zufriedenheit und Well-

being der Gäste

3

(Blank & Schobersberger, 2015)

Touristische Inwertsetzung

53

• Positionierung der Region 1. wissenschaftlich fundiertes Angebot für

Skitourengeher

• Erleichterung einer Rückkehr zum Sport über Empfehlungen für eine stetig

wachsende Zielgruppe „Junge Alte“ + aktiv + mobil eingeschränkt

• Zusatzangebot für heterogene Familieninteressen

• Innovatives Angebot für Gäste und

Einheimische

• Charakterisierung der Skitouren (GPS-

Datenaufzeichnung etc.) in der Region und

Erstellung entsprechender kundenorientierter

Drucksorten

• Kundenzufriedenheit und Kundenbindung

über Vor- und Nachbetreuung (Trainingsmanual)

• First Mover Positionierung der Region über

das Thema „Winter und Gesundheit“

(Blank & Schobersberger, 2015)

Alpine Gesundheitsressourcen als

Standortvorteil nutzen

Gesundheitstage St. Johann, 21.10.2016

Univ. Doz. Dr. Arnulf Hartl

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Christina Pichler, BA

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Universitätsinstitut für Ecomedicine

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