20
Alumni Augsburg international Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001

Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

  • Upload
    lethu

  • View
    215

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

A l u m n iA u g s b u r gi n t e r n a t i o n a l

Zei

tsch

rift

für

aus

länd

isch

e A

bso

lven

tinn

en u

nd A

bso

lven

ten

der

Uni

vers

ität

Aug

sbur

g •

1/Fe

brua

r 20

01

Page 2: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der
Page 3: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

31 / J a n u a r 2 0 0 1

dem Ausland, die an der Universität Augsburg studiert oder gelehrt und ge-forscht haben, in unserer elektronischen Datenbank erfasst worden. Und in Reak-tion auf unsere erste Kontaktaufnahme haben uns „Ehemalige“ aus aller Welt ihrInteresse an unseren Aktivitäten bekun-

det. Ausländische Studierende und Wissenschaftler ausden verschiedensten Ländern der Welt wollen also inZukunft mit unserer Hilfe den Kontakt zu ihrer Univer-sität Augsburg und auch untereinander pflegen.

Jeder Debütant kann Ratschläge gut gebrauchen. Wirwürden uns daher freuen, wenn Sie uns mit konstrukti-ver Kritik unterstützen und anregen würden, wenn Sieuns Ihre Erwartungen und konkreten Vorstellungenüber Alumni-Betreuung wissen lassen würden, kurz:wenn Sie unser Projekt aktiv mitgestalten würden.

In der ersten Ausgabe von Alumni Augsburg Interna-tional haben wir Beiträge für Sie zusammengestellt, dieIhnen hoffentlich erfreuliche Eindrücke davon vermit-teln, was sich bei uns in Sachen Internationales so allesgetan hat und tut. Künftig soll diese Zeitschrift aberauch gerade von Ihren Beiträgen leben. Als Mediumzwischen Ihnen und uns soll sie keine Einbahnstraßesein, sondern ein Forum auch für Ihre Gedanken, fürIhre Meinung und für Berichte über diejenigen Erfah-rungen, die Sie bei uns an der Universität Augsburg ge-macht haben oder die sie jetzt als frisch gebackenerAkademiker oder als längst berufserfahrener Augsburg-Alumnus in Ihrem Heimatland machen.

Schon jetzt freuen wir uns auf Ihre Mitarbeit an unsererZeitschrift! Wenn Sie uns Ihre Beiträge bis zum 1. Juni2001 schicken, stehen die Chancen gut, dass Sie sie be-reits in der nächsten Ausgabe von Alumni AugsburgInternational lesen können.

Herzliche Grüße aus Augsburg von

Es ist jetzt endlich soweit: Das Alumni-Team des Aka-demischen Auslandsamtes der Universität Augsburgdarf Sie in seinem ersten Newsletter für ausländischeAlumni ganz herzlich begrüßen! Wir freuen uns überunsere erste Begegnung und hoffen, dass Sie am Lesendieser ersten Ausgabe von Alumni Augsburg Interna-tional Freude haben werden.

Wahrscheinlich haben sich einige von Ihnen gefragt, alsSie unseren ersten Brief bekommen haben, was einAlumni-Projekt ist und Alumnus überhaupt bedeutensoll. Nun, Alumnus – im Plural Alumni – kommt ausdem Lateinischen und heißt „Zögling“, wörtlich „derGenährte“. Im akademischen Bereich meint Alumnusden Absolventen einer Hochschule, und ein Alumni-Projekt ist eben der Versuch, diese Alumni einander undihrer Alma Mater näher zu bringen, den Kontakt zuehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen sowieProfessoren wieder herzustellen und ihn zu pflegen.

Das internationale Alumni-Projekt der UniversitätAugsburg, das sich als ein Mittel zur Förderung derschnellen Kommunikation ausländischer Alumni unter-einander und mit der Universität Augsburg versteht,steckt noch in den Kinderschuhen. Mit dem Aufbau un-seres internationalen Alumni-Netzwerkes konnten wirdank der freundlichen Unterstützung des DeutschenAkademischen Austauschdienstes (DAAD) im Sommer2000 beginnen.

An Hochschulen der Vereinigten Staaten existierenAlumni-Vereine eigentlich seit Gründung der erstenHochschulen, seit rund 200 Jahren. Die langjährige Ent-wicklung der Alumni-Idee in den USA hat einen inten-siven, vielseitigen, auf gegenseitiger Hilfeleistung basie-renden Kontakt zwischen Hochschule und deren Absol-venten hervorgebracht. Im Gegensatz dazu haben dieersten deutschen Hochschulen erst vor rund zehn Jahrenihre Absolventen wieder entdeckt und bemühen sichseitdem intensiver um die Kontaktpflege. Mittlerweilegibt es nun auch hierzulande schon eine ganze Reiheflorierender Alumni-Projekte – in Mannheim z. B. oderin Freiburg oder in Berlin –, und das Akademische Aus-landsamt der Universität Augsburg möchte sich mit sei-nem internationalen Alumni-Projekt an dieser Entwick-lung einer deutschen Alumni-Tradition aktiv beteiligen.

Mit dem Aufbau unseres internationalen Alumni-Netz-werkes haben wir im Juni 2000 begonnen. Seither sind166 ehemalige Kommilitoninnen und Kommilitonen aus

Liebe Augsburg-Alumni !

Dr. Sabine Tamm Kinga Petö

Page 4: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

4 A l u m n i A u g s b u r g I n t e r n a t i o n a l

Alumni Augsburg International

Die Zeitschrift für ausländischeAbsolventinnen und Absolventender Universität Augsburg erscheintin der Regel zweimal jährlich ineiner Auflage von 500 Exemplaren.

Herausgeberin:Dr. Sabine Tamm & Kinga Petö,Akademisches Auslandsamtder Universität Augsburg,D-86135 Augsburg,Telefon: ++49/821/598-5135,Telefax: ++49/821/[email protected]

Redaktion: Pressestelleder Universität Augsburg(verantwortlich: Klaus P. Prem)

Namentlich gezeichnete Beiträgegeben nicht unbedingt die Meinungvon Herausgeber und Redaktionwieder.

Für unaufgefordert eingesandtesText- und Bildmaterial wird keineVerantwortung übernommen. DieRedaktion behält es sich vor, einge-sandte Manuskripte zu kürzen.

I nha l t

Impressum

Mit Caps and Gowns, die sie sich aus ihrem Auslandssemester ander University of Pittsburgh mitgebracht hatten, feierten die erstenAbsolventinnen und Absolventen des berufsbegleitenden Augsbur-ger MBA-Studienganges „Unternehmensführung“ am 3. November2000 den erfolgreichen Abschluss ihres Studiums. – Foto: A. Zoepf

T i te lb i ld

Bestnote für das Augsburger Studienprogramm Deutsch-französisches Management: UniversitätenAugsburg und Rennes in der DFH

Beraten, Betreuen, Fördern: Diskrepanz zwischenInternationalisierungsanspruch und Alltag prägte dieAugsburger DAAD-Jahrestagung „Ausländerstudium“

C’est parti pour la France! Kristina Haag machtMut zum Auslandsstudium

Es ist eine Sucht! Bekenntnisse des DAAD-Preis-trägers 1999 Eric Krier

Eine Bereicherung für den Campus: Über die DAAD-Preisträgerin 2000 Natalia Kazakova

Von uns für Euch – eine unkonventionelle Einstiegshil-fe für ausländische Studierende von Doris Fetscher

Internationalisierung durch englischsprachige Lehr-veranstaltungen? Zweifel von Prof. Dr. Dieter Götz

Party für FAUST: StudentInnenvertretung spendete1900 DM für bedürftige ausländische Kommilitonen

3

5

7

10

12

13

14

17

Page 5: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

51 / J a n u a r 2 0 0 1

Die Initiative zu dem Programmging vom Gründungspräsidentender Universität Augsburg, Prof. em.Dr. Dr. h. c. Louis Perridon aus, derals Beauftragter für das ERASMUS-Austauschprogramm sowohl die da-rin mitwirkenden Kollegen in Ren-nes als auch die heimische WiSo-Fakultät für das Vorhaben begeis-tern konnte. Nicht zuletzt für diesesWirken wurde Professor Perridonim vorigen Jahr vom französischenBildungsminister mit dem Orden„Palmes académiques“ geehrt. Die

dem hören sie fremdsprachlicheFachvorlesungen durch Gastdozen-ten und leisten Wirtschaftspraktikaim jeweils anderen Land. Die Ab-solventen erhalten die Diplomebeider Universitäten, in Augsburgden Diplom-Kaufmann oder denDiplom-Ökonomen, in Rennes dieMaîtrise in Betriebswirtschaftsleh-re. Das Studium soll binationalesprachliche, fachliche und kulturel-le Kompetenz vermitteln und denAbsolventen die Arbeitsmärktebeider Länder öffnen.

Anfang 2000 hat die Deutsch-Französische Hochschule (DFH),ein Verbund deutscher und franzö-sischer Hochschulen, in Saarbrü-cken ihre Arbeit aufgenommen.Aus diesem Anlass hat eine Exper-tenkommission die bestehendenbinationalen Studienprogrammeevaluiert und Empfehlungen zurAufnahme der Träger-Hochschu-len in die DFH ausgesprochen.Das von der Augsburger WiSo-Fakultät und der Wirtschaftsfakul-tät der Universität Rennes 1 seit1998 angebotene Doppeldiplom-Studium „Deutsch-FranzösischesManagement“ wurde dabei in dieKategorie der besten Programmeeingestuft. Seit Dezember zählt dieUniversität Augsburg nun zu deninsgesamt 50 DFH-Mitgliedshoch-schulen.

Das Studienprogramm „Deutsch-Französisches Management“, dasnach dem Vordiplom beginnt, istmehr als ein Austauschprogramm.Es wird von einer Gruppe französi-scher und deutscher Studierenderjeweils drei Jahre lang gemeinsamabsolviert, davon drei Semester inRennes und drei Semester in Augs-burg. Schon im Vorfeld erfahrendie Kandidaten eine gründlicheSprach- und Fachsprachenausbil-dung – in Augsburg am Sprachen-zentrum der Universität –, außer-

Bestnote f ür das Stud ienprog rammDeutsch-Französ isches

Management : Un i vers i tätenAugsburg und Rennes

in der DFH

Nach dem bereits absolvierten Studienabschnitt in Rennes wurden die 17 Studentin-nen und Studenten des ersten Doppeldiplom-Jahrgangs zu Beginn des Sommerse-mesters 2000 an der Universität Augsburg begrüßt. – Foto: K. P. Prem

Page 6: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

6 A l u m n i A u g s b u r g I n t e r n a t i o n a l

Entwicklung und Betreuung desProgramms übernahmen Prof. Dr.Bernhard Fleischmann in Augsburgund der Dekan der Wirtschaftsfa-kultät in Rennes, Pascal Gaudron.

Wachsende Bewerberzahlen

Nach knapp zweijähriger Vorberei-tungszeit startete der Doppeldip-lom-Studiengang im September1998 mit dem ersten Jahrgang, inden acht deutsche und neun franzö-sische Studentinnen und Studentenaufgenommen wurden. Sie habenden Studienabschnitt in Rennesbereits absolviert und studierenseit dem Sommersemester 2000 inAugsburg. Nach dem zweiten Jahr-gang mit insgesamt neun Studie-renden sind, dank des guten Rufsdes Programms, die Bewerberzah-len im Jahr 2000 erheblich gestie-gen – ein Grund, um über eine Er-höhung der Anzahl der Studien-plätze, derzeit zehn auf jeder Seite,nachzudenken.

Das Programm wurde anfangs vomDeutsch-Französischen Hochschul-kolleg gefördert, vor allem mit Sti-pendien für die Studierenden wäh-rend der Auslandssemester vonmonatlich DM 600-. Seit Beginndes Jahres 2000 hat die DFH dieAktivitäten des Hochschulkollegs

Kontakt und weitere Informationen:Prof. Dr. Bernhard Fleischmann/Andreas Schmidthöfer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität AugsburgD-86135 Augsburg • Telefon ++49/821/598-4043 oder -4039e-mail: [email protected]: http://www.wiso.uni-augsburg.de/rennes/welcome.htm

übernommen, im Rahmen einer er-weiterten Aufgabe der Förderungder deutsch-französischen Koope-ration in Lehre und Forschung.

Aus diesem Anlass wurden alledeutsch-französischen Studienpro-gramme von einer Expertenkom-mission evaluiert, die von denHochschulrektorenkonferenzenbeider Länder eingesetzt wurdeund Mitte Dezember 1999 ihrenAbschlussbericht vorgelegt hat. Dierund 70 angebotenen Programmeverteilen sich über viele Fächerund Hochschul-Partnerschaften. InDeutschland monierte die Kommis-sion allerdings „weiße Flecken“ imOsten und Norden, einschließlichdes bayerischen Nordens. So sind inBayern nur die TU München (mitfünf ingenieurwissenschaftlichenProgrammen), die LMU (mit Jura),die FH München (mit Elektro-Technik) sowie die UniversitätenAugsburg und Erlangen-Nürnberg(beide mit Wirtschaftswissenschaf-ten) beteiligt.

Noch jung,aber schon in "Kategorie I"

Die ältesten Programme bestehenschon seit zehn Jahren. In diesemZeitraum haben insgesamt 1560Absolventinnen und Absolventenein Doppel-Diplom erworben. Fürdie meisten der 30 noch jungenProgramme, die erst nach 1998aufgelegt wurden und noch keineAbsolventen hervorbringen konn-ten, hat die Kommission die Evalu-ierung noch zurückgestellt. Nurzwei dieser jungen Programme, da-runter das "Deutsch-FranzösischeManagement" der UniversitätenAugsburg und Rennes, wurdenschon in die beste "Kategorie I"eingestuft, da sie alle Bewertungs-kriterien erfüllen. Die Träger-Hochschulen der Kategorie I-Pro-gramme – in Bayern sind dies diegenannten Münchner Hochschulenund die Universität Augsburg –wurden von der Kommission alserste Mitglieder der DFH vorge-schlagen.

Zu den 25 deutschen Mitglieds-hochschulen der DFH, deren kon-stituierende Versammlung am 24.Januar 2001 im Festsaal des Saar-brücker Schlosses stattgefundenhat, zählen neben der UniversitätAugsburg nunmehr die drei Berli-ner und die beiden MünchnerUniversitäten, weiterhin die Uni-versitäten bzw. TUs Darmstadt,Dresden, Frankfurt, Kaiserslautern,Karlsruhe, Leipzig, Mannheim,Potsdam, Saarbrücken, Stuttgartund Tübingen sowie Fachhochschu-len in Bremen, Dortmund, Karlsru-he, Mannheim, München, Münster,Reutlingen und im Saarland. ■

Frisch dekoriert mit den "Palmes académiques": der Initiator des Doppeldiplom-Studienganges, Professor Louis Perridon, zwischen – v.l.n.r. – seinem AugsburgerKollegen Professor Bernhard Fleischmann und den Professoren Pascal Gaudron,Michel Glais und Georges Legris von der Universität Rennes 1. – Foto: A. Hagg

Page 7: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

71 / J a n u a r 2 0 0 1

gen zur Verfügung stehen, der dieBerufsaussichten im Heimatlanderhöhe.

Die drei Workshops des zweitenTagungsteils widmeten sich ohneBezug auf länderspezifische Prob-leme den Themen Beratung, Be-treuung und Förderung.

Da es offensichtlich ist, wie sehrsich die entsprechenden Arbeits-weisen durch die neuen techni-schen Informationsmöglichkeitenverändert haben, ging die Arbeits-gruppe “Beratung” speziell derFrage nach, wie sich neue Wege derInformation und Beratung mit be-währten traditionellen Methodenverbinden lassen und welche Wegesich so zu einem koordinierten Be-ratungskonzept eröffnen könnten.

Integration undReintegrationsfähigkeit

In einer zweiten Arbeitsgruppewurde der Komplex “Betreuung” inseiner gesamten Tragweite – alsomit Blick sowohl auf die inneruni-versitären Verhältnisse als auch aufdas weitere soziale Umfeld – dis-kutiert. Was die inneruniversitäreBetreuung betrifft, bestand breiter

und dazu führe, dass überdurch-schnittlich viele Studierende dasExamen nicht bestünden.

Rückkehrorientierungund Bleiberecht

Noah Pierre Thiery und NatachaDyeudissana, beide Studierendeaus Kamerun, bestätigten dies; sieformulierten eindrucksvoll und au-thentisch aber auch ihre Problemeals ausländische Studierende inDeutschland mit den Schlagworten„Orientierungsschwierigkeiten imdeutschen Hochschulsystem“,„Spracherwerb“, „Integrationshin-dernisse“ und „Rückkehr nach demStudium“.

Es sei äußerst wichtig, so beideübereinstimmend, dass Auslände-rinnen und Ausländer bereits wäh-rend ihres Studiums in Deutschlandrückkehrorientiert denken sollten.Sie plädierten für entsprechendeAngebote durch die Hochschulenund Bildungseinrichtungen, dieeine solche Orientierung fördernsollten. Wünschenswert sei unab-hängig davon aber ein zweijährigesBleiberecht nach dem Studium.Dieser Zeitraum sollte für den Er-werb praktischer Berufserfahrun-

“Beraten, betreuen, fördern: NeueHerausforderungen – Neue Mög-lichkeiten?” lautete das Thema derDAAD-Jahrestagung „Ausländer-studium”, bei der sich im März2000 neunzig Vertreterinnen undVertreter der Akademischen Aus-landsämter deutscher Hochschu-len an der Universität Augsburgtrafen. Bereits im zweiten Jahr derExistenz eines eigenständigen Aka-demischen Auslandsamtes an derUniversität Augsburg war die Lei-terin, Dr. Sabine Tamm, Gastgebe-rin dieser bundesweiten Tagung,mit der der Deutsche Akademi-sche Austauschdienst eines derwichtigsten Foren für alle bietet,die in den Auslandsämtern deut-scher Hochschulen mit der Bera-tung und Betreuung von ausländi-schen Studierenden befasst sind.

Zum jährlich wechselnden Länder-thema der Tagung referierte Pro-fessor Emanuel Kamdem von derInternational Labor OrganizationGenf einführend über das Bil-dungssystem und Migrationsfakto-ren in Kamerun. Er hob insbeson-dere die mangelhafte Infrastrukturan den Hochschulen in Kamerunhervor, die sich negativ auch aufdas Betreuungsverhältnis auswirke

Beraten,Betreuen,Fördern Diskrepanz zwischen

Internat iona l i s ierungsanspruch undAl l tag prägte d ie AugsburgerDAAD-Jahrestagung „Aus länderstudium“

Page 8: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

8

Konsens hinsichtlich der herausra-genden Bedeutung einer engen Zu-sammenarbeit zwischen den Aka-demischen Auslandsämtern, denFakultäten, Studentenwerk, kirchli-chen Studierendengemeinden etc.Intensiv kreiste die Diskussion umdie Kardinalfrage, wie weit die In-tegration gehen kann, ohne dass siedie Reintegrationsfähigkeit beein-trächtigt.

“Förderung ausländischer Studie-render” – das Thema der drittenArbeitsgruppe war sicherlich dasmit der höchsten Brisanz: MehrStudierende, weniger Stipendiaten:was tun gegen diese Entwicklung?Verschärfen die neuen Regelungenzur Erwerbstätigkeit das Problemoder helfen sie, es zu lösen? Wasleisten standortbezogene Förder-programme, Fördervereine undNothilfe-Netzwerke? Im bundes-weiten Vergleich, so einige Diskus-sionsbeiträge, entstehe jedenfallsder Eindruck eines Nord-Süd-Ge-fälles, was die Arbeitsmöglichkei-

cen muss auch vor dem Hinter-grund gesehen werden, dass derDAAD beträchtliche Mittel in einInternationales Hochschulmarke-ting investiert. So war das “Hoch-schulkonsortium InternationalesMarketing” – mittlerweile realisiertunter dem Namen GATE Germany– eines der neuen DAAD-Projekte,über das Peter Groscurth, Leiterdes DAAD-Referats „Betreuungan den Hochschulen“, und EstherMay, Mitarbeiterin des Referats“Aktionsprogramm Studienstand-ort Deutschland”, den Teilnehmer-kreis der Augsburger Tagung infor-mierten. Weiterhin berichteten dieDAAD-Vertreter über die Einrich-tung internationaler Beratungszen-tren, über die diesjährigen Trägerdes Preises des Auswärtigen Amtesfür besondere Verdienste um dieBetreuung ausländischer Studieren-der sowie schließlich über die Zieleund Aktivitäten des 1999 gegründe-ten Vereins “Deutsche Assoziationfür Internationalen Bildungsaus-tausch e.V.” (DAIA). ■

ten für ausländische Studierendeund die Anwendung des Ausländer-rechts betrifft. Mit Blick auf dasZiel einer Internationalisierung derHochschulen und des Studiumswürde ein solches Gefälle dem Sü-den Deutschlands als Standort ge-wiss nicht zum Vorteil gereichen ...

Politische Zielvorgabenund Hindernisse

Die Diskrepanz zwischen der po-litischen Forderung nach Interna-tionalisierung der Hochschulendurch Anwerbung ausländischerStudierender und den Möglichkei-ten einer Umsetzung dieses An-spruchs im Alltag vor Ort war dannauch dominierendes Thema desPlenums, das die Ergebnisse derWorkshop-Arbeit zusammenfassteund diskutierte.

Dieser Widerspruch zwischen poli-tischen Zielvorgaben und – eben-falls politischen – Behinderungender praktischen Realisierungschan-

A l u m n i A u g s b u r g I n t e r n a t i o n a l

Genau 10%,nämlich 1186 der insgesamt 11828 Studentinnen undStudenten der Universität Augsburg kommen aus demAusland. Das ist der aktuelle Stand im Wintersemester2000/01. Der Anteil der Ausländerinnen und Ausländerhat sich damit seit 1990 (4,8%) fast verdoppelt und ist v.a. in den letzten fünf Jahren rapide gewachsen (1995:6,4%). Am stärksten vertreten sind die türkischen Kom-miltoninnen und Kommilitonen, bei denen der Anteil dersog. Bildungsinländer allerdings bei 70% liegt. Auf demzweiten Platz folgen 76 Chinesen, die fast ausschließlichBildungsausländer sind. Zu den „Top Ten“ zählen weiter-hin Griechenland (67), Bulgarien (65), Italien (60), Kroa-tien (58), Polen (54), die Russische Föderation (43),Österreich (41) und Georgien (40). Vom afrikanischenKontinent kommen insgesamt 38, aus Mittel- und Süd-amerika 21 Studierende. Von allen ausländischen Studie-renden der Universität Augsburg haben 64% die Hoch-schulreife im Heimatland erworben, 36% haben inDeutschland Abitur gemacht.

Page 9: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

91 / J a n u a r 2 0 0 1

kunft und Einschreibung. Und soschrieben sie mich auch nicht in dieMaîtrise – ins vierte Studienjahr –ein, sondern gestanden mir nur dieMöglichkeit zu, einige Kurse davonzu besuchen. Ich sah alle meineHoffnungen schwinden, und mirwurde bewusst, dass das nicht imSinne eines möglichst raschen Stu-dienabschlusses war, sondern ichnur ein Jahr verlieren würde.

Reinsetzen und Schauen

Meine Gastfamilie machte mir je-doch Mut und meinte, ich solle eseinfach probieren. Ich solle mitdem Prof reden und ihn um seineMeinung fragen. Einen Versuch seies schon wert! Aufgeben könne ichjederzeit! Ich folgte ihrem Rat undmachte mich gleich am nächstenTag auf den Weg zu M. Morzewski,dem verantwortlichen Prof für dieFakultät "Lettres Modernes". Erwar sehr freundlich und hilfsbereit,und er sah – rein grundsätzlich –überhaupt kein Problem, michrechtmäßig in die Maîtrise einzu-schreiben. (Ich hatte beide Zwi-schenprüfungen sowie zwei Haupt-

was werden sollte ... tant pis! Inner-halb von drei Tagen entschloss ichmich also, meine Zelte in Augsburgabzubrechen. Es lief alles ziemlichkurzfristig, aber es lief. Ich hatteeine Möglichkeit gefunden, meinemmir so sinnlos vorkommenden Stu-dium vielleicht einen neuen Sinn zugeben, und meiner Ziel- und Orien-tierungslosigkeit eventuell ein En-de zu setzen. Eh voilà, c'était parti!

Meine Höhenflüge wurden etwasgedämpft durch die Lektüre desStudienprogramms der Maîtrise.Vielleicht nahm ich mir da zuvielvor? Ein Studienabschluss in einerFremdsprache ... c'est pas évident,quand même! Die gleiche Reaktionzeigten meine Tutorin und die Aus-länder-Betreuerin bei meiner An-

Université d'Artois in Arras! DerName sagte mir gar nichts! Ich hat-te keine Ahnung, wo sich dieserOrt befindet. Ich wusste nichtsüber die Uni. Aber das war mir al-les wurscht. Ich wollte einfach weg.Nach einem Praktikum in Neusee-land hatte ich das Lehramt endgül-tig aufgegeben, weil ich eins mitSicherheit wusste: das wollte ichnicht mein Leben lang machen! Ichstieg also um auf Magister. Und damein Englisch nicht gerade der Hitwar, wollte ich Abhilfe schaffenund als ERASMUS-Studentin nachEngland gehen. Aber meine Bewer-bung wurde abgelehnt. Ich hattedie Schnauze voll, und diese ständi-ge Fragerei „Was macht man alsMagister?“ machte mich ganz fuch-sig. Ich kannte die Antwort dochauch nicht!

Schließlich eröffnete sich mir eineMöglichkeit, doch noch ins Auslandzu kommen, ein Aushang: „Nie-mand will nach Arras. ERASMUS-Stelle zu vergeben.“ Frankreich?Auch gut! Frankreich war immerschon meine Leidenschaft gewesen,und wenn es mit Englisch eben nie

C'est par t ipour la France!

«Allen, d ie , wie ich ,etwas p lan los vor s ich h instud ieren,

kann ich nur empfeh len, ins Aus land zu gehen»,meint Kr is t ina Haag und widmet d iese Zei len

«Manu, der ich mit d iesem Art ike lMut machen wi l l !»

Aber lesen,um s ich Mut

machen zu lassen,dür fen ihn

natür l ich a l le !

Page 10: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

10 A l u m n i A u g s b u r g I n t e r n a t i o n a l

seminarscheine.) Ich solle mich indie Seminare reinsetzen, schauen,ob ich vom Niveau meines Franzö-sisch her folgen könne, und EndeOktober solle ich ihm dann defini-tiv mitteilen, ob ich mich dem vier-ten Studienjahr gewachsen fühleund für welche drei Seminare ichmich entschieden hätte. Paralleldazu solle ich auch den Kursen desdritten Studienjahres folgen, undeventuell könne ich dann auch nurein oder zwei Seminare der Maî-trise machen und im darauffolgen-den Jahr den Rest. Gesagt, getan!Die ersten zwei Wochen verbrachteich also damit, mit der Uni vertrautzu werden, mir die Seminare undVorlesungen anzuschauen, undletztendlich nahm ich all meinenMut zusammen und entschlossmich dazu, es zu versuchen! Ichentschied mich für „Literatur undInformatik“, „Der Autor und seineUmgebung“ und „Literatur der Ko-lonien“. Literatur!!! Wenn mir dasjemand ein paar Wochen vorher er-zählt hätte, hätte ich ihn für voll-kommen übergeschnappt erklärt.Ich und Literatur!? Guter Witz!Aber ich hatte keine Wahl. Ichwürde mich wohl damit auseinan-dersetzen müssen. Nebenzu wählteich aber noch vier Übersetzungs-kurse. Das würde zwar ein Mehr anArbeit bedeuten, aber ich wolltemein Englisch auch nicht vollkom-men verlernen.

Ich hatte keine Ahnung

Die nächste Schwierigkeit stelltesich mit dem Thema für die Magis-terarbeit. Ich hatte keine Ahnung,wie sowas aussehen sollte. M. Mor-zewski riet mir, nicht über das ge-samte Werk eines Autors zu schrei-ben, sondern über ein einzelnes.Und meine Gastfamilie schlug mirmehrere Autoren vor, die nicht all-zu schwer zu lesen seien. Nach eini-gem Hin und Her landete ich beimersten Roman von Maupassant,Une vie. M. Morzewski kam mir

seln, wäre ein Hieroglyphen-Kursnicht unpraktisch gewesen. DerText war eine einzige Ansammlungvon Abkürzungen und geheimnis-vollen Zeichen. Um sich in diesemDschungel zurechtzufinden, bedurf-te es einiger Zeit. Aber letztendlichwar alles halb so wild.

Nach Weihnachten war dann daserste Referat fällig. Referate warennoch nie meine Stärke gewesen,und das Ganze dann auch noch aufFranzösisch ... ein einziger Horror-trip! Aber der Kurs war ziemlichklein, mit dem Thema "Überset-zungen per Computer" hatte ichmich gut vertraut gemacht, und sogestaltete sich die ganze Aktiondoch recht unproblematisch.

Aber ich schaffte es

Meine Magisterarbeit hatte ich et-was auf Eis gelegt, um mich denReferaten zu widmen, aber AnfangFebruar fragte mich M. Morzewskinach dem dritten Teil, und so muss-te ich mich wohl oder übel wieder

noch entgegen, indem er die Nie-derlegung meines Themas einenMonat zurückdatierte, um so dieelfmonatige Frist, die zwischen derNiederlegung und der „soutenan-ce“ vergehen muss, um einen Mo-nat zu verkürzen. Für mich war da-mit klar, ich müsste mich ranhalten.Und innerhalb von vier Wochen,bis Ende November, sollten außer-dem die ersten zehn Seiten des ins-gesamt hundertseitigen Werkesvorliegen, auf dass M. Morzewskisich ein Bild von meinem Franzö-sisch machen könne. Die meistenanderen Studenten arbeiteten be-reits seit fünf Monaten an ihrer Ar-beit und hatten noch keine einzigeSeite geschrieben, und ich sollte in-nerhalb von vier Wochen zehn Sei-ten produzieren. Ich musste denRoman doch erst nochmals lesen,Sekundärliteratur suchen, eineGliederung finden! Und gleichauch noch einen Punkt ausarbei-ten! Die ersten Wochenenden inArras verbrachte ich also damit,und ich schaffte es tatsächlich, denersten Teil termingerecht abzulie-fern. M. Morzewski hatte keineEinwände, und so machte ich michendgültig auf den Weg zum franzö-sischen Magisterabschluss. VorWeihnachten sollte ich den näch-sten Zehnerpack abgeben, und sohielt der Stress erst einmal an.

Anfangs etwas problematisch

Außerdem musste ich ja noch dieLektürelisten der Seminare abgra-sen. Und die Seminare selbst warenanfangs auch etwas problematisch.Zwar verstand ich fast alles, wasdie Profs so von sich gaben, aberdas Zuhören und das gleichzeitigeMitschreiben zu koordinieren warkeine leichte Aufgabe. Oftmalsmusste ich einen meiner Nachbarnfragen, ob ich mir seine Mitschriftausleihen könne, um das Ganze da-heim nochmals nachzuarbeiten.Und damit noch nicht genug! Umdie Aufzeichnungen zu entschlüs-

Page 11: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

111 / J a n u a r 2 0 0 1

Schwierigkeiten während der Re-cherche, während des Redigierensetc. An dieses zehnminütige Refe-rat schloss sich ein Kommentar derbeiden Korrektoren und Prüfer an,währenddessen sie ihrer Kritik undihrem Lob freien Lauf ließen. Undnach einigen abschließenden Fra-gen zum Thema und insgesamtsechzigminütiger „soutenance“ zo-gen sich die Prüfer zur Beratungzurück. Zehn Minuten später wur-de das Resultat bekanntgegeben,das mit den Noten der Referateverrechnet wurde und somit nureinen Teil der endgültigen Noteausmachte. Diese erfuhr ich jedocherst im September, nachdem die elfMonate abgelaufen waren und ichmein Zeugnis in Empfang nehmenkonnte.

Ich werdein Frankreich bleiben

Und weiter? Tja, ich werde inFrankreich bleiben. Die MonateJuli und August habe ich an derCôte d'Azur verbracht, wo ich imRahmen eines Praktikums für dieTageszeitung Nice-Matin schrieb.Im September ging es zu Aufnah-meprüfungen nach Paris – für einZusatzdiplom in Richtung Verlagund Redaktion an der Sorbonne.Und danach hoffe ich, bei einerZeitung als Redakteurin eine Stellezu finden.

Viele Perspektiven eröffnet

Alles in allem muss ich sagen, dasssich dieses Jahr in Arras für michauf jeden Fall gelohnt hat. Ich habemeinen Abschluss gemacht, ich ha-be viele Leute kennengelernt, ichbin viel ausgegangen, habe viel er-lebt, ich bin noch nie so viel he-rumgereist wie in diesem Jahr, undallen, die wie ich etwas planlos vorsich hinstudieren, kann ich nurempfehlen, ins Ausland zu gehen.Für mich haben sich dort vieleneue Perspektiven eröffnet. ■

und ich kam gut voran. AnfangApril musste ich ein Referat übermeine Arbeit halten. Zu diesemZeitpunkt fehlten mir nur nocheinige kleine Feinheiten sowie Ein-leitung und Schluss.

Nach den Osterferien setzte M.Morzewski dann plötzlich den Ab-gabetermin auf Anfang Mai fest.Mir blieben also zwei Wochen, undhinsichtlich der fast fertigen Arbeitwar ich ins Trödeln geraten. Jetztbreitete sich eher Panikstimmungaus, weil natürlich auch noch dieganzen format- und korrekturtech-nischen Kleinigkeiten ausstanden.

Letztendlich gab ich die fertige,hundertseitige Magisterarbeit am 5.Mai ab und am 7. Juni konnte ichsie vertreten. Dazu musste ichnochmals ein Referat halten übermeine Arbeitsweise, über die

an die Arbeit machen. Nach zweiWochen Ferien und drei WochenNichtstun war ich natürlich etwasaus dem Thema raus, aber ichschaffte es auch diesmal terminge-recht.

Mitte Februar war dann mein zwei-tes Referat über den Roman C'estle soleil qui m'a brûlée von CalixtheBeyala angesagt: "Die Rolle der af-rikanischen Frauen, wie sie im Ro-man dargestellt wird". Trotz allenMuffensausens ging auch diesesReferat gut über die Bühne.

Anfang März eröffnete mir M.Morzewski dann, dass ich eventuellmeine Arbeit auch schon vor mei-ner Abreise vertreten könne, dassich sie dazu aber Anfang Juni ab-geben müsse. Diese Möglichkeit,das alles bereits im Juni hinter mirzu haben, gab mir neuen Schwung,

Kam wie die Jungfrau zum Kinde auf den Campus von Arras – und dann inkürzester Zeit zur Maîtrise: eine sichtlich glückliche Kristina Haag, die zuhau-se die Schnauze voll hatte und beim Auslandsstudium die Kurve kriegte. IhreEmpfehlung: „Nachmachen!“

Page 12: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

12 A l u m n i A u g s b u r g I n t e r n a t i o n a l

UnwiderstehlicheSuchtfaktoren

Andererseits liegen die Vorteilederartigen Engagements auf derHand. Als unwiderstehliche Sucht-faktoren locken: spielerische An-eignung von Schlüsselqualifikatio-nen, ein fakultätsübergreifenderFreundeskreis auf dem Campusund darüber hinaus in ganz Europasowie Kontakte zu Entscheidungs-trägern aus Universität, Wirtschaftund Politik.

Dennoch hängt den meisten Stu-dierendenorganisationen ein ganzanderes Image nach. Die Mitglie-der seien ständig auf Vergnügungs-reisen, hingen auf Partys oder inKneipen ‘rum und vernachlässigtenihr Studium. Nach meinen eigeneneinschlägigen Erfahrungen auf lo-kaler (Augsburger) wie europäi-scher Ebene muss ich diesem Ur-laubs- und Partyimage vehementwidersprechen.

Beitrag zur Attraktivitätdes Standorts

Durch unsere Aktivitäten fördernwir Kontakte zwischen den Univer-sitäten und haben einen Draht zuWirtschaft und Politik in der Stadt,in der Region und in Europa. Nichtzuletzt unter Studierenden machen

„Es ist eine Sucht!“ – Dies mussich all denjenigen antworten, diemich, teilweise kopfschüttelnd,nach dem “Warum” fragen. Nacheiner recht ruhigen Anfangsphasemeines Studiums wurde ich 1997Mitglied bei AEGEE Augsburgund kann mir auch jetzt, in derEndphase meines Studiums, kein“Leben ohne” vorstellen.

Und zugegeben: Wie jedes Sucht-mittel, kann auch AEGEE mitteilweise unangenehmen Nebenwir-kungen verbunden sein. Die aktiveMitarbeit bei Studierendenorgani-sationen steht oftmals im Wider-spruch zu dem derzeitigen Tenordes Schnell-Studiums.

Er ic Kr ier : Es i s t e ineSUCHT! Bekenntn isse

e ines DAAD-Pre is trägersBeim traditionellen Jahresempfang der Universität Augsburg für ausländische Wissen-schaftler/innen und Studierende hat am 1. Dezember 1999 der Luxemburger Eric Krierden „DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studentinnen und Stu-denten an deutschen Hochschulen“ entgegengenommen. Mit der Auszeichnung gewür-digt wurden Kriers außergewöhnliches Engagement als Mitglied und Vorsitzender vonAEGEE Augsburg e. V. sowie seine aktive Mitwirkung bei der Gestaltung des ERASMUS-Programmes der Universität Augsburg. Krier, der inzwischen sein Magisterstudium inden Fächern Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Psychologie abgeschlossen hat, habe,wie es in seiner Nominierung für den Preis des Deutschen Akademischen Austausch-dienstes hieß, „alle Eigenschaften, die man sich von einem jungen Europäer wünscht:Vielsprachigkeit, eine solide und gute Ausbildung, Einsatz für die europäische Integrationund eine ungewöhnliche Aktivität vor Ort".

Was Eric Krier – unten im Bild – hier über seine AEGEE-Sucht schreibt, mag als Belegdafür gelten, dass die DAAD-Preis-Jury mit ihm eine gute Wahl getroffen hat – auchwenn der Preisträger in diesem leidenschaftlichen Plädoyer für ein studentisches Enga-gement, das über die Pflichten des Studiums hinausreichen sollte, das eine oder andereDetail, das die Jury für erwähnens- wie lobenswert gehalten hat, dezent unterschlägt.

Page 13: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

131 / J a n u a r 2 0 0 1

Studentisches Ehrenamt:im Ausland höher bewertet

Spätestens an dieser Stelle, bei derÜbernahme von Verantwortungs-posten in Augsburg oder Brüssel,kommt die Eigeninitiative der Be-teiligten an ihre Grenzen. DennAEGEE funktioniert zu hundertProzent auf ehrenamtlicher Basis.

Auf dieser Grundlage ist es nichteinfach, Nachwuchs mit hohem En-gagement zu finden. In den Nieder-landen hat das studentische Ehren-amt einen ganz anderen Stellen-wert. Universitäten stellen ihre Stu-dierenden frei, wenn sie einen Vor-standsposten übernehmen. Darüberhinaus kann der außeruniversitäreEinsatz in Form von „credit points”im Studium angerechnet werden.Selbstverständlich stellt dies nureinen marginalen Anteil vom Stu-dienpensum dar. Aber es ist ein po-sitives Zeichen, das auch in ande-ren Ländern, in denen nach undnach „credit point”-Systeme einge-

wir im In- und Ausland auf dieUniversität Augsburg aufmerksam.Durch die Förderung des Aus-tauschs tragen wir zur Internatio-nalität der Universität bei. UnsereAktivitäten erhöhen die Attrakti-vität des Studienstandorts Augs-burg, was angesichts des immerfühlbarer werdenden Wettbewerbszwischen den verschiedenen Stu-dienorten ein nicht zu unterschät-zender positiver Beitrag ist.

Zu unserer Freude hat dies dieUniversität Augsburg auch schonlängst erkannt und anerkannt. Un-ser ERASMUS-Programm wirdvon der Universität Augsburg groß-zügig gefördert. Die AEGEE-Spra-chenbörse, ein Sprachaustauschpro-gramm, wird vom Sprachenzentrumund vom Akademischen Auslands-amt unterstützt.

Ende 1999 nun erhielt ich den„DAAD-Preis für hervorragendeLeistungen ausländischer Studie-render“ an der Universität Augs-burg – weniger für meine Studien-leistungen, sondern primär als An-erkennung für meine Arbeit inner-halb von AEGEE. Damit habennicht nur meine ungezählten geop-ferten Stunden eine hohe Auszeich-nung erhalten, gewürdigt wurdevielmehr auch das Engagement alljener, ohne die mein Wirken nichtmöglich gewesen wäre. AEGEEgibt es in Augsburg seit 1993. Undes sind unzählige Hände – von derGründergeneration bis hin zu denaktuell über 60 Mitgliedern –, diedas ermöglichen, was derzeit vonAEGEE an der Universität (aberauch an der Fachhochschule) Augs-burg angeboten wird. Dabei be-schränkt sich unsere Aktivität nichtauf Augsburg. Bisher wurden be-reits dreimal Augsburger Mitglie-der in den Europäischen Vorstand(mit Sitz in Brüssel) gewählt. Undauch derzeit sind wir zu zweit aufEuropa-Ebene in einer Arbeits-gruppe vertreten.

Die „Association des États Généraux des Étudiantsde l’Europe” – kurz: AEGEE – ist ein mittlerweileüber 20.000 Mitglieder zählendes und in über 250Städten vertretenes Forum Europäischer Studie-render, das sich dem Ziel verpflichtet fühlen, dasIdeal eines Europa ohne Grenzen vorzuleben. DieBetreuung ausländischer Studentinnen und Studen-ten durch die jeweiligen Regionalgruppen vor Ortist ein Gebiet, auf dem AEGEE diese Zielsetzungganz konkret umsetzt.

führt werden, bedacht werdensollte. Der Beitrag derartig belohn-ter Studierender zur Qualität desStudiums und des Studienorteswurde schon weiter oben erwähnt.Und auch die Arbeitgeber habenerkannt, dass sich in den Studieren-denorganisationen vorrangig Stu-dierende mit besonderen Qualitä-ten häufen. Initiative, Aufgeschlos-senheit, vernetztes Denken, Prob-lemlösungskompetenz, Teamfähig-keit, Kreativität und Innovations-lust sind bei AEGEE an der Tages-ordnung. ■

Ein Renner zu Beginn des Auslandsaufenthalts: der AEGEE-Infostand mitallem, was an Informationen rund um das Studium greifbar ist, erfreut sichreger Nachfrage bei den neuen ERASMUS-StudentInnen. – Foto: AEGEE

Page 14: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

Die DAAD-Pre is träger in 2000:

E ineBere icherung

f ür den Campus

14 A l u m n i A u g s b u r g I n t e r n a t i o n a l

Ihr ”temperamentvolles Engage-ment in studentisch-gesellschaftli-chen Aufgaben” und ihre ”aufge-schlossene und kommunikativeArt machen ihre Anwesenheit zueiner Bereicherung für den Cam-pus”: so steht es in den Gutach-ten, mit denen mehrere Dozentin-nen und Dozenten aus der Augs-burger Germanistik und Anglistikden Vorschlag begründet hatten,im Jahr 2000 die aus Nishnij Nov-gorod stammende AugsburgerStudentin Natalia Kazakova mitdem DAAD-Preis für hervorra-gende Leistungen ausländischerStudentinnen und Studenten aus-zuzeichnen. Der Russin wurde derPreis am 29. November verliehen.Und anschließend feierte die Uni-versität mit all ihren ausländischenGästen eine große Party.

Nach dem Griechen ApostolosDeltsos, dem arabisch-palästinensi-schen Israeli Sliman Abuamaraund dem Luxemburger Eric Krierist Natalia Kazakova die Vierte, diean der Universität Augsburg denseit 1997 jährlich vom DAAD do-tierten Preis erhält. Dieser Preissoll nicht primär herausragendeStudienleistungen würdigen, son-dern in erster Linie ein außerge-wöhnliches studentisches Engage-ment jenseits von Vorlesungen undSeminaren.

Konsequentes Eintretenfür die Belangeausländischer Studierender

Noch nie freilich hat unter NataliaKazakovas erfolgreichem undgeradlinigem Studienverlauf ihr„konstantes und konsequentesEintreten für die Belange ausländi-scher Studierender auf dem Augs-burger Campus“ gelitten; beispiel-haft sei „ihr Einsatz für Studentenanderer Länder, die sie betreut unddenen sie hilft, sich in Augsburg, ander Universität zu integrieren“. Ihr„waches Interesse und lebhaftes

Ein Vergnügen

Natalia Kazakova frei-lich bestätigt einmal mehrdie Erfahrung, dass außerge-wöhnliche Leistungen im Stu-dium in der Regel mit beachtens-wertem studentischem Engagementeinhergehen. Die heute 26-Jährigehat von 1992 bis 1996 in ihrem Hei-matland an der Fakultät für Fremd-sprachen der Pädagogischen Hoch-schule Ulan-Ude Deutsch und Eng-lisch studiert. Seit dem Sommerse-mester 1997 strebt sie an der Uni-versität Augsburg den Magister-Abschluss im Hauptfach NeuereDeutsche Literaturwissenschaft an.Ihre Nebenfächer sind Deutscheund Englische Sprachwissenschaft.Ihre Augsburger Dozentinnen undDozenten bestätigen ihr dabeidurchweg „ausgezeichnete Sprach-kenntnisse“, „sehr gute Studienleis-tungen“, „ausgezeichnete Diskus-sionsbeiträge“, „aktive, engagierteund hervorragend informierte Mit-arbeit“, „reges Interesse für diefachlichen Belange“, „selbständi-ges, kritisch-reflektiertes, ausgewo-genes Denken“ und „beeindru-ckende theoretische Subtilität“ –alles Faktoren, die es „regelrechtzu einem Vergnügen machen, FrauKazakova im Seminar zu haben“und die „exzellente Abschlusser-gebnisse“ erwarten lassen.

Die DAAD-Pre is träger in 2000:

E ineBere icherung

f ür den Campus

Foto

: A. Z

ahn

Page 15: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

151 / J a n u a r 2 0 0 1

Bei allen Beiträgen wurde ver-sucht, wichtige Sachinformationensprachlich möglichst authentischaufzubereiten und dabei fünf Zielezu verfolgen: Die Kassette soll 1.informieren und viele Sachfragenbeantworten; 2. in studentenspezifi-

sches Vokabular und typische Kom-munikationssituationen einführen;3. für Probleme interkulturellerKommunikation sensibilisieren;4. nebenbei ganz selbstverständlichdas Hörverstehen trainieren und5. schließlich auch noch Spaß ma-chen. ■

Wie der Titel sagt, ist dieses „Ein-stiegshilfe-Paket“ in erster Linievon Studenten für Studenten aus-gedacht, ausgearbeitet und schließ-lich auch verfasst bzw. aufgenom-men worden. Angefangen hat allesin einem Proseminar über „Media-le Anwendungen im DaF-Unter-richt“ bzw. konkret mit einer Semi-nararbeit, die unter dem Titel„Schieß’ mal los! Studi-Deutsch fürAnfänger“ auch Grammatik- undWortschaftzübungen enthielt.

Aus der Zusammenarbeit mit derLeiterin des Akademischen Aus-landsamtes entstand dann die Idee,in Form eines fingierten Gesprächsüber die finanziellen Fördermög-lichkeiten für ausländische Studie-rende zu informieren. Hinzu kamein Gespräch auf dem Einwohner-meldeamt der Stadt Augsburg, dasdank der Mitarbeit der zuständigenSachbearbeiterin so realitätsnahwie möglich gestaltet werden konn-te. Als weitere Beiträge wurdenAusschnitte aus zwei Interviewsaufgenommen, die Doris Fetscherseigener Materialsammlung zumThema „Interkulturelle Kommuni-kation“ entstammen. Und für Seite2 der Kassette entwickelte eineProjektgruppe das Hörspiel „InDeutschland sagt man Cappucci-nos“, einen interkulturellen Stadt-rundgang zum Hören, Lachen undNachdenken in „echt“ gesproche-nem Deutsch und mit vielen Infoszur Augsburger Szene.

Engagement für ebenfalls aus demAusland stammende Kommilito-ninnen und Kommilitonen“ habeman schon bei zahlreichen inter-kulturellen Veranstaltungen be-obachten können – „und keines-wegs nur bei den ‘Länderabenden’,an denen sie als studentische Mit-arbeiterin des Akademischen Aus-landsamtes mitwirkt”.

In der Tat: Seit 1998 dort als stu-dentische Hilfskraft beschäftigt, hatNatalia Kazakova sich als eineStütze des noch relativ jungen, per-sonell nach wie vor leider nichtadäquat ausgestatteten Akademi-schen Auslandsamtes der Universi-tät erwiesen, auf die die AAA-Lei-terin Dr. Sabine Tamm nur ungernverzichten würde: „Natalia ist beiallen sehr beliebt. Die Organisationder Länderabende, die wir gemein-sam mit den kirchlichen Hoch-schul- und Studentengemeindenregelmäßig anbieten und die einwichtiges Instrument bei der Inte-gration unserer ausländischen Stu-dierenden sind, liegt bei ihr in bes-ten Händen.”

Preisverleihung und Partymit „Sambamanía“

In einer Feierstunde am 29. No-vember 2000 hat Natalia Kazakovaihren Preis entgegengenommen.Den Festvortrag hielt Prof. Dr.Horst Sund, ehemaliger Rektor derUniversität Konstanz, DAAD-Be-auftragter für das Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg undMitglied des Hochschulrates derUniversität Augsburg. Und stattdes traditionellen Jahresempfangsfür die ausländischen Gäste wardiesmal im Anschluss an den Fest-akt Party angesagt: Gemeinsam mitder Studierendenvertretung ludenUniversitätsleitung und Akademi-sches Auslandsamt in die AlteCafeteria ein. Live-Musik von„Sambamanía” garantierte fürStimmung. ■

«Von unsf ür Euch»

lautetder Titel eines aus Audio-Kassette und Textheft bestehenden Sets, in demDoris Fetscher Infos und Tipps zusammengestellt hat, die ausländischenStudentinnen und Studenten den Einstieg ins Augsburger Studentenlebenauf unkonventionelle Art erleichtern wollen.

Page 16: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

2

1

. . . aber das he ißt noch lange n icht ,

dass e in Russe mit Eng l i schkenntn issen

einem I ta l iener folgen kann,

der Eng l i schspricht .»

16 A l u m n i A u g s b u r g I n t e r n a t i o n a l

1. Zu den Forderungen, die derzeit an die Univer-sitäten herangetragen werden, gehört auch, Vorle-sungen und andere Lehrveranstaltungen in engli-scher Sprache abzuhalten, um so die Internationa-lisierung der Hochschulen zu fördern.

Diese Forderung weist ein implizites Verständnisvom Beherrschen einer Fremdsprache, vom Be-herrschen des Englischen auf, das man durchaushinterfragen kann.

2. Amerikanische und britische Universitäten ver-langen von ausländischen Studierenden eineSprachbeherrschung des Englischen, die mit demTOEFL-Test und ähnlichen Instrumentarien fest-gestellt wird, an deutschen Universitäten müssenAusländer, so sie einen Studienabschluss inDeutschland anstreben, die "Deutsche Sprachprü-fung für den Hochschulzugang ausländischer Stu-dierender" (DSH) bestehen. Nun wird man andeutschen Hochschulen nicht diejenigen Studie-renden aufnehmen wollen, deren Deutsch für dasStudium hier nicht ausreicht und deren Englischfür das Studium in anglophonen Ländern nichtausreicht. Für die Einrichtung eines Unterrichts inenglischer Sprache ist daher notwendigerweiseeine komplexe Infrastruktur aufzubauen, die diesprachlichen Voraussetzungen der ausländischenStudierenden regelt und feststellt. Ferner eineInfrastruktur, mit der diese Studierenden auch imLaufe des Studiums im Englischen (und natürlichauch im Deutschen) sprachlich betreut werden.Letzteres versteht sich eigentlich von selbst: anfast allen Universitäten wird fachsprachlicherFremdsprachenunterricht auch für deutsche Stu-dierende erteilt; und der zusätzliche Unterricht für

«

Zweifel am SinnenglischsprachigerLehrveranstaltun-gen als Heilmittelgegen tatsächlicheoder vermeintlicheInternationalitäts-mangelerscheinun-gen deutscherHochschulen hegtin diesem Beitragder Anglist undLeiter des Spra-chenzentrums derUniversität Augs-burg ProfessorDr. Dieter Götz.

[Und Sie?Hätten Sie

in Augsburg

lieber auf

Englisch stu-

diert? Ihre Er-

fahrungen?Ihre Meinung?Schreiben

Sie uns doch

einmal! Zu

diesem Thema

zum Beispiel.

Oder einfach

darüber,

wie es Ihnen

geht und was

Sie machen.

Wir würden

uns freuen!]

Page 17: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

54

3

171 / J a n u a r 2 0 0 1

Beschreibung durch eine Fremd-sprache, schon gar nicht, wenn manan die Unterrichtsform Vorlesunghohe inhaltliche Ansprüche stellt.Kulturelle Spezifika spielen freilichin den Naturwissenschaften, dentechnischen und den Wirtschafts-wissenschaften eine weniger ge-wichtige Rolle. Das lässt vermuten:es geht bei der Forderung, englisch-sprachigen Unterricht zu erteilen,gar nicht um positiv verstandeneInternationalität (oder gar multi-kulturelle Angelegenheiten), son-dern darum, an der Ausbildung derzukünftigen global players im Be-reich Technik und Wirtschaft einengrößeren Anteil zu haben.

Kommunikation,die das Lernen als Ziel hat

5. Neben den Vorlesungen gibt esandere Unterrichtsformen, etwaSeminare, Kolloquien, in denenInteraktion zwischen Lehrendenund Studierenden stattfindet. Wenndiese Interaktion effektiv sein soll,erfordert sie u.a. die Fähigkeit zumpräzisen Vortrag, zur Diskussion,zum Ausdruck des Lobs, differen-zierter Kritik, der Ermunterung,des taktvollen Rückzugs auf Seitender Dozenten wie der Studieren-den. Damit steht man, sozusagen,vor allen Problemen der multikul-turellen Kommunikation. Was etwaein Dozent als freundlich-mildeKritik versteht, fasst einer der Hö-rer als eben solche auf, ein andereraber als Bestätigung, ein drittervielleicht als persönlichen Affront.Einer solchen Veranstaltung liegenja nicht britische oder amerikani-sche Diskurstechniken zugrunde,sondern diejenigen, die die deut-schen Dozenten sprachlich erbrin-gen können, sowie diejenigen, diedie Studierenden aus ihren Kultu-ren gewöhnt sind – und dies sindschlechte Voraussetzungen für eineKommunikation, die das Lernen alsZiel hat. Die Forschungsergebnisseder linguistischen Pragmatik haben

braucht für das unmittelbare Deko-dieren so viel Aufwand, dass keineKapazität für das Verarbeiten,Strukturieren und für die Übernah-me in das Längerzeit-Gedächtnisverbleibt. Mit anderen Worten: zu-nächst alles verstanden, aber an-schließend nichts behalten. Beikomplizierteren Texten genügt be-reits eine kleinere Verstehenslücke,um den Gesamtzusammenhangnachhaltig zu stören. Diese Um-stände verlangen natürlich auchnach einer speziellen (und mühsa-men, man erkundige sich bei Do-zenten für Deutsch als Fremdspra-che) Vorlesungs-Didaktik – aller-dings kann diese Didaktik nichtsprachliche Defizite bei den Hö-rern beseitigen.

Positiv verstandeneInternationalität?

4. Man muss auch ganz klar fragen:welche Inhalte können in einerenglischsprachigen Vorlesung fürenglischsprechende Nicht-Deutschevermittelt werden? Jeder sinnvolleUnterricht muss an das Weltwissendes zu Unterrichtenden anknüpfenund es berücksichtigen, darf diesesWeltwissen weder überfordernnoch unterfordern. Bei einem Pub-likum, das aus Hörern verschiede-ner Nationen besteht, ist daher aufalles, was in irgendeiner Weise demdeutschen Kulturkreis (etc.) spezi-fisch ist, eigens einzugehen; darausergibt sich klar, dass Vorlesungenfür dieses Publikum nicht geeignetsind für deutsche Studierende undso zusätzliche Kapazitäten bean-spruchen. Es eignen sich auch langenicht alle Inhalte für eine Präsenta-tion durch die Fremdsprache: si-cher kann man deutsches Rechtkommentieren, in englischer Spra-che, aber das Gesamt der Terminidarzustellen, ist nur über dasDeutsche möglich. Was im Wesent-lichen über Sprache abgewickeltwird – Recht, Literatur, Religion –eignet sich nicht zur effektiven

Ausländer in der Landessprache istangezeigt, wenn man sozialen undpsychischen Problemen dieser Stu-dierenden vorbeugen will.

Definitiv nicht in der Lage

3. Studierende der Anglistik sindim Grundstudium definitiv nicht inder Lage, einen Artikel, den manihnen etwa aus Newsweek oder TheEconomist vorläse, zu verstehen.Wir wissen dies aus entsprechen-den Hörverstehenstests, aus denErgebnissen von Diktaten, aus denangefertigten Übersetzungen (beidenen man zusätzlich über demText brüten und nachschlagenkann), aus Wortschatztests. Wennman 100 Studenten in der Anglistikfreistellt, den Kurs "Einführung indie Linguistik" zu besuchen oderden Kurs "Introduction to Linguis-tics" hat man 80 im ersten, 20 imanderen, aus gutem Grund (sineira). Es ist ein Irrtum zu glauben,junge Ausländer – deren Englischsicher nicht besser ist als das un-serer Abiturienten – könnten einerVorlesung in Englisch leichthin undmit Gewinn folgen. Das Hörverste-hen ist die komplexeste Fertigkeit:anders als beim Schreiben und Le-sen kann man sich nicht in Ruhemit dem Text befassen, anders alsbeim Sprechen kann man nicht, imNotfall auf Gewusstes oder Ge-konntes ausweichen. Hörverstehenist keine „passive Sinneswahrneh-mung“, sondern Aktivierung, aufhoher Ebene, von sachlichen undsprachlichen Kenntnissen.

Alles verstandenund nichts behalten

Beim Hörverstehen ist auch folgen-des Phänomen zu konstatieren:man hört einen Text, etwa Nach-richten, kommt mit und versteht inetwa, am Ende der Nachrichtenmuss man jedoch feststellen, dassman sich an fast nichts erinnernkann. Das ist leicht erklärlich: man

Page 18: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

8

7

6

18 A l u m n i A u g s b u r g I n t e r n a t i o n a l

deutlich gezeigt, dass nur wenigeMinuten normaler, gelungenerKonversation einen ganz erhebli-chen Kenntnisstand und erhebli-chen Lernaufwand erfordern.

6. Nur angedeutet, aus verständli-chen Gründen, sei, dass niemand inder Fremdsprache so gut ist, wieer/sie glaubt, dass er/sie ist. (ZurZeit läuft in der Anglistik eineanregende Diskussion über dasEnglisch, das in Dozenten-Gutach-ten für Studenten verwendet wird.)

Sprachlich (irgendwie)eindrucksvoll

Wenn man über Vorlesungenspricht, muss man auch erwähnen,dass diese Form des Lehrens nichtunumstritten ist. Trotz aller vorge-brachten Kritik: Vorlesungen erfül-len sicher ihren Zweck, wenn sieübersichtlich sind, kritisch referie-ren und differenzieren, sprachlich(irgendwie) eindrucksvoll sind undzur Beschäftigung mit dem behan-delten Gegenstand motivieren.Wem dies alles in der Fremdspra-che gelingt, dem/der ist zu gratulie-ren, vor allem dann, wenn die Hö-rer in der Lage sein sollten, einensolchen Vortrag zu goutieren.

7. Ausländische Studierende spre-chen in der überwiegenden Mehr-zahl nicht britisches oder amerika-nisches Englisch, sondern ein Eng-lisch mit ihrem muttersprachlichen(japanischen, chinesischen, russi-schen usw.) Akzent, sind auch dieseArt von Englisch gewöhnt. InDeutschland treffen sie natürlichauf Dozenten mit deutschem Ak-zent. (Mit deutschem Akzent spre-chen diejenigen, die von englischenMuttersprachlern als Deutscheerkannt werden.) Wer auf interna-tionalen Konferenzen war, stelltzwar fest, dass Englisch Weltspra-che ist oder zumindest Kongress-sprache, aber das heißt noch langenicht, dass ein Russe mit Englisch-

Kontrolle des Mitgeschriebenen.Und, angesichts dieser Erfordernis-se, erhebliche inhaltliche Reduk-tionen.

Zu effektiver mündlicher Kommu-nikation gehört auch die intonato-rische Gliederung der Rede: deutli-che Setzung der Schwerpunkte imSatz, stimmliche Kennzeichnungetwa von Satzende, Nebensätzen,Einschüben, Gegensätzen – Selbst-verständlichkeiten für den geübtenMuttersprachler, aber, man mögees einem Fachmann abnehmen, beinur sehr wenigen, die in der Fremd-sprache vortragen, ausreichend vor-handen.

Absolut irrig

8. Aus linguistischer Sicht, auch ausSicht eines nüchternen Verständnis-ses von Kommunikation, ist diehier diskutierte Forderung daherinsgesamt als unbedacht zu be-zeichnen. Natürlich könnte man aneinigen Universitäten Pilotprojekteeinrichten, Sprachenzentren undmanche Anglisten würden sich mitGusto beteiligen, aber diese Pro-jekte werden hohe Mittel bean-spruchen. Es wäre wesentlich sinn-voller, an ausländischen Universi-täten Lektorate für Deutsch zustiften (und die Goethe-Institutenicht zu reduzieren), die Kulturpo-litik der Bundesrepublik im Aus-land zu überdenken. So wurde erstneuerdings ein Sprachtest für denUniversitätszugang in Deutschlandentwickelt, der im Heimatland desausländischen Studienbewerbersabgelegt werden kann - eine Maß-nahme, die seit 50 Jahren überfälligwar. Man könnte auch an einGrundstudium für Ausländer aneiner Fernuniversität denken, anVorsemester für die sprachlicheAusbildung. Aber zu glauben, je-de(r) könne sowieso Englisch, unddeshalb sei Englisch überall dasVehikel für Lehren und Lernen,ist absolut irrig. ■

kenntnissen einem Italiener folgenkann, der Englisch spricht: solcheKommunikation funktioniert nur,wenn man ohnehin weiß, was derandere sagt oder wenn man denVortrag mitlesen kann (oder sichwährend des Vortrags mit demabstract des Vortragenden befasst).Es ist fraglich, ob solche Kommu-nikation zum Lernen taugt; hierzunoch einige Überlegungen.

Perfekte Aussprache wäre eine dervielen Voraussetzungen zur perfek-ten Kommunikation. Natürlichkann man an der perfekten Aus-sprache Abstriche machen, das sinddann freilich auch Abstriche an derperfekten Kommunikation. Dieshört sich etwas pedantisch an(wenngleich nur für den linguisti-schen Laien), daher weiter.

Selbstverständlichkeiten fürden Muttersprachler, aber ...

Hätte man es, etwa als Wirtschafts-wissenschaftler, im Vortrag für Stu-denten mit Wörtern wie subsidiary,statutory, deviation, liability, expen-diture zu tun, so erfordert dieseinen größeren Aufwand für denVortragenden. Da eine Vorlesungauch eine Art Diktat ist, auch ver-standen werden soll, muss er sichder korrekten Aussprache jedesWortes in jedem Falle vergewis-sern. Für den Fall, dass absolutkorrekt ausgesprochen wird, ist einVerständnis immer noch nicht ge-sichert. Vielleicht sprechen mancheseiner Zuhörer expenditure als"expendEItscher" aus und erken-nen das korrekt gesprochene Wortnicht. Dies untermauert die Forde-rung nach einer eigenen Didaktikfür solche Vorlesungen: es kannsich nicht einfach um eine vorge-tragene Übersetzung handeln: not-wendig wären etwa umfangreicherTafelanschrieb, hand-outs, Termini-listen, Wiederholung und Sicher-stellung, begleitende Tutorien, spe-zielle Bibliographien, häufige Tests,

Page 19: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

191 / J a n u a r 2 0 0 1

„Da sind wir doch einfach mal – weildas ja auch immer von uns gefordertwird – so richtig praxisorientiert undhelfen dem Studienstandort Deutsch-land ein bisschen auf die Sprünge”,haben sich die Leute von der Studie-rendenvertretung wohl gedacht undeinfach einen Teil ihrer Einnahmenaus der Semester Opening Party aufeinem Riesen-Scheck an FAUSTtransferiert. Sicherlich hoffen sie –und nicht minder natürlich auch dieFAUST-Leute – auf die Vorbild-funktion der guten Tat. Und in die-sem Zusammenhang: Wer FAUST –und über FAUST unverschuldet inNot geratenen ausländischen Studie-renden – helfen will, braucht keines-wegs bis zur nächsten SemesterOpening Party zu warten: Spendenund Beitrittserklärungen werden vomVerein jederzeit gerne entgegenge-nommen.

Der jährliche Mitgliedsbeitrag liegtbei 200 DM für Institutionen, 100DM für Nichtstudierende und 20 DMfür Studierende. Für die Höhe vonSpenden sieht die Satzung freilichkeine Obergrenze vor. Das Spenden-konto von FAUST e. V. ist bei derStadtsparkasse Augsburg (BLZ 720500 00) und hat die Nummer 18192.

Um hier Abhilfe zu schaffen und we-nigstens den größten Härtefällennicht völlig hilflos gegenüberstehenzu müssen, haben Katharina von Sau-cken-Griebel vom StudentenwerkAugsburg und Dr. Sabine Tamm(Akademisches Auslandsamt) – ausihren praktischen Erfahrungen beider Betreuung ausländischer Studie-render heraus – im Sommer 1999 dieGründung von FAUST e. V. initiiert.Hauptzweck des Vereins ist es, Mittelzu beschaffen, um bei Bedarf jenenim harten Beratungs- und Betreu-ungsalltag nur allzu häufig auftau-chenden, ganz individuellen Hinder-nissen abhelfen zu können, die der inpolitischen Sonntagsreden so gernebeschworenen „Internationalisierungder deutschen Hochschulen” im Ein-zelfall immer wieder recht banal undhandfest entgegenstehen.

Eine Mark pro Eintrittskarte hatdie StudentInnenvertretung derUniversität Augsburg für FAUSTabgezweigt. Und zusammen mitdem, was die Gäste der SemesterOpening Party am 11. Mai 2000darüber hinaus noch zusätzlich fürden „Verein zur Förderung auslän-discher Studierender in Augsburge. V.“ spendierten, sind stolze1900 DM zusammengekommen,die Dr. Sabine Tamm und Katha-rina von Saucken-Griebel für denVerein entgegennehmen konnten.

Vor allem die Auslandsämter derHochschulen und die Sozialberaterdes Studentenwerks, aber auch die inder Betreuung ausländischer Studie-render engagierten studentischenGruppen werden immer wieder mitSituationen konfrontiert, in deneneinzelne ausländische Studentinnenund Studenten – meist solche ausärmeren Herkunfstländern – aus ver-schiedenen, von ihnen selbst nicht zuverantwortenden Gründen in größtematerielle Schwierigkeiten geratenund dadurch eventuell sogar gezwun-gen sind, ihr Studium in Deutschland– womöglich kurz vor dessen Ab-schluss – abzubrechen, ohne auch nurin der Lage zu sein, wenigstens dieHeimreise finanzieren zu können.

Gutes Geld f ür guten Zweck:

Par ty f ür FAUSTStudent Innenver tretungspendete 1900 DM f ürbedürf t ige aus ländischeKommi l i tonInnen

Page 20: Alumni Augsburg international · Zeitschrift für ausländische Absolventinnen und Absolventen der Universität Augsburg • 1/Februar 2001. 1/Januar 2001 3 dem Ausland, die an der

20

@Informiert seinund in Kontaktbleiben: mit eineme-mail-

bo desUniPressedienstes

www.presse.uni-augsburg.de/index_abo.html