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F ür SAP-Entwickler bre- chen neue Zeiten an: Business Server Pages, Web Dynpro und PDF-Formu- lare haben noch nicht überall beim Kunden Einzug gehalten, da folgen schon HANA und SAPUI5 – Techniken, denen man mit ABAP-Mitteln nicht mehr beikommt. Dem hete- rogenen Programmieren mit Java, JavaScript, SQLScript, HTML5 und CSS3 dürfte die Zukunft gehören. Sogar von ihrem primären Arbeitsmittel müssen sich die SAP-Entwickler sukzessive verabschieden. Einem kleinen gallischen Dorf gleich arbeiten sie nicht etwa mit Eclipse, sondern mit der proprietären Transaktion SE80, die der Walldorfer Konzern schon seit 2012 nicht mehr weiterent- wickelt. Neuerungen gibt es nur bei den Eclipse-basierten Nachfolgern, namentlich den ABAP Development Tools für Eclipse (ADT) sowie dem HANA Studio für die In-Me- mory-Datenverarbeitung. In diesem Prozess entledigt sich das Softwarehaus einiger klassischer Techniken, indem es keinerlei Kapazitäten mehr in die prozedurale und die Dia- logprogrammierung mit Dyn- pros investiert. SAP richtet sich deutlich in Richtung SAP- UI5 (OpenUI5) aus. Und für das Programmieren in diesem Umfeld sind die Eclipse-IDEs gut geeignet (siehe Kasten „SAP zum Ausprobieren“). Frühere Stärken der SAP- Entwicklungsumgebung (wie der kompletten SAPGUI) ha- ben an Bedeutung verloren, denn sie sollten vor allem die Schwächen früherer IT-Land- schaften kompensieren. Die Ära leistungsarmer Clients an kleinen Monitoren mit niedri- ger Auflösung ist jedoch längst vorbei, Netzwerke haben in- zwischen enorme Bandbreiten, selbst über Kontinente hinweg. Stattdessen kommen nun die konzeptionellen Nachteile zum Tragen: Der Artikel „High De- finition SAP“ von Enno Wulff zeigt deutlich, dass man auf großen, zeitgemäßen Displays mit SAP kaum arbeiten kann; zu kleine Icons in unpassender Auflösung, viel verschwende- ter Platz, die Liste der Mängel ist lang (siehe „Alle Links“ am Ende des Artikels). Antiquierter Werkzeugkasten Die Werkzeuge innerhalb der SE80 sind ebenfalls veraltet, etwa der umständliche Re- factoring-Assistent. Und das endlose Herumgeklicke in der Formularansicht zwischen Methodendefinition, Parame- tern und Ausnahmen, um in den Editor zu gelangen, in dem man die Implementierung schreibt, entspricht ebenfalls nicht modernen Standards. Zahlreiche Entwickler arbei- ten schon jetzt am liebsten in der sogenannten Quelltextan- sicht, die nichts anderes ist als ein Editor, in dem sie einfach alles hintereinanderschreiben. Zudem sind die Anforderun- gen gestiegen: Es gibt Add- on-Entwickler, die gern eige- ne Frameworks und Entwick- lungsumgebungen einsetzen 118 iX 1/2015 WISSEN | SAP-PROGRAMMIERUNG ABAP in Eclipse: Abschied von Transaktion SE80 Grundrenovierung Ralf Wenzel ABAP-Entwickler, die sich in ihrer Welt ge- mütlich eingerichtet haben, müssen umler- nen. Da SAPs proprietäre Entwicklungswerk- zeuge in die Jahre gekommen sind, setzt das Softwarehaus mit den ABAP Development Tools nun auf Eclipse. -TRACT SAPs Entwicklungstool, die Transaktion SE80, ist veraltet und wird seit zwei Jahren nicht mehr weitergepflegt. SAPUI5 und andere moderne Techniken zwingen die SAP-Programmierer zum Umlernen: Das Softwarehaus baut mit den ABAP Development Tools auf Eclipse. Mit den Eclipse-Werkzeugen können Entwickler moderne SAP-Anwendungen erstellen. Da sich einstmals abge- schottete ERP-Landschaften immer mehr öffnen, ist der Schritt zu der IDE überfällig. © Copyright by Heise Zeitschriften Verlag

Antiquierter ABAP in Eclipse: Abschied von Transaktion ... · PDF file119 rechts möchten – und das ermög - lichen nun die ABAP Deve-lopment Tools (siehe Kasten „Eclipse in a

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F ür SAP-Entwickler bre-chen neue Zeiten an:Business Server Pages,

Web Dynpro und PDF-Formu-lare haben noch nicht überallbeim Kunden Einzug gehalten,da folgen schon HANA undSAPUI5 – Techniken, denenman mit ABAP-Mitteln nichtmehr beikommt. Dem hete -rogenen Programmieren mitJava, JavaScript, SQLScript,HTML5 und CSS3 dürfte dieZukunft gehören.

Sogar von ihrem primärenArbeitsmittel müssen sich dieSAP-Entwickler sukzessiveverabschieden. Einem kleinen

gallischen Dorf gleich arbeitensie nicht etwa mit Eclipse,sondern mit der proprietä renTransaktion SE80, die derWalldorfer Konzern schon seit2012 nicht mehr weiterent-wickelt. Neuerungen gibt esnur bei den Eclipse-basiertenNachfolgern, namentlich denABAP Development Toolsfür Eclipse (ADT) sowie demHANA Studio für die In-Me-mory-Datenverarbeitung.

In diesem Prozess entledigtsich das Softwarehaus einigerklassischer Techniken, indemes keinerlei Kapazitäten mehrin die prozedurale und die Dia-

logprogrammierung mit Dyn-pros investiert. SAP richtetsich deutlich in Richtung SAP -UI5 (OpenUI5) aus. Und fürdas Programmieren in diesemUmfeld sind die Eclipse-IDEsgut geeignet (siehe Kasten„SAP zum Ausprobieren“).

Frühere Stärken der SAP-Entwicklungsumgebung (wieder kompletten SAPGUI) ha-ben an Bedeutung verloren,denn sie sollten vor allem die

Schwächen früherer IT-Land-schaften kompensieren. DieÄra leistungsarmer Clients ankleinen Monitoren mit niedri-ger Auflösung ist jedoch längstvorbei, Netzwerke haben in-zwischen enorme Bandbreiten,selbst über Kontinente hinweg.Stattdessen kommen nun diekonzeptionellen Nachteile zumTragen: Der Artikel „High De-finition SAP“ von Enno Wulffzeigt deutlich, dass man aufgroßen, zeitgemäßen Displaysmit SAP kaum arbeiten kann;zu kleine Icons in unpassenderAuflösung, viel verschwende-ter Platz, die Liste der Mängelist lang (siehe „Alle Links“ amEnde des Artikels).

Antiquierter WerkzeugkastenDie Werkzeuge innerhalb derSE80 sind ebenfalls veraltet,etwa der umständliche Re-factoring-Assistent. Und dasendlose Herumgeklicke in der Formularansicht zwischenMethodendefinition, Parame-tern und Ausnahmen, um inden Editor zu gelangen, indem man die Implementierungschreibt, entspricht ebenfallsnicht modernen Standards.Zahlreiche Entwickler arbei-ten schon jetzt am liebsten inder sogenannten Quelltextan-sicht, die nichts anderes ist alsein Editor, in dem sie einfachalles hintereinanderschreiben.Zudem sind die Anforderun-gen gestiegen: Es gibt Add-on- Entwickler, die gern eige-ne Frame works und Entwick-lungsumgebungen einsetzen

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WISSEN | SAP-PROGRAMMIERUNG

ABAP in Eclipse: Abschied von Transaktion SE80

GrundrenovierungRalf Wenzel

ABAP-Entwickler, die sich in ihrer Welt ge-mütlich eingerichtet haben, müssen umler-nen. Da SAPs proprietäre Entwicklungswerk-zeuge in die Jahre gekommen sind, setzt dasSoftwarehaus mit den ABAP DevelopmentTools nun auf Eclipse.

⬛-TRACT⚫ SAPs Entwicklungstool, die Transaktion SE80, ist veraltet

und wird seit zwei Jahren nicht mehr weitergepflegt.

⚫ SAPUI5 und andere moderne Techniken zwingen dieSAP-Programmierer zum Umlernen: Das Softwarehausbaut mit den ABAP Development Tools auf Eclipse.

⚫ Mit den Eclipse-Werkzeugen können Entwickler moderneSAP-Anwendungen erstellen. Da sich einstmals abge-schottete ERP-Landschaften immer mehr öffnen, ist derSchritt zu der IDE überfällig.

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möchten – und das ermög -lichen nun die ABAP Deve-lopment Tools (siehe Kasten„Eclipse in a Nutshell“).

Nach dem Einrichten derADT und dem Aufruf derABAP-Perspektive legt manzunächst ein neues Projekt an (Dateimenü -> New ABAPProject). Der Project ExplorerView ähnelt der Baumdarstel-lung der SE80 auf Paketebeneund ist daher kaum erklärungs-bedürftig. Hinter dem IconOpen ABAP Development Ob-ject verbirgt sich eine mächtigeFunktion, die das System nacheingegebenen Mustern durch-sucht. Der Entwickler kannmehrere Objekte anklickenund gleichzeitig in verschie -denen Editor-Tabreitern öff-nen (Abbildungˇ1). Der Out -line View zeigt die Hierarchieinnerhalb eines Objekts (auch direkt im Code via Ctrl+O) in einem Fenster an, genanntQuick Outline. Hat der Ent-wickler die Funktion Link withEditor gewählt (was empfeh-lenswert ist), wird im Hierar-chiebaum mitnavigiert, wennder Benutzer im Editor dasEntwicklungsobjekt wechseltoder in ihm scrollt.

Da er es jetzt mit einer rei-nen Client-Anwendung zu tunhat, kann er mehrere Sitzungenauf mehreren SAP-Systemenin einem Programm öffnenund alle im selben Programmbearbeiten. Bisher war es not-wendig, in jedem System dieSE80 aufzurufen. Sollte dieVerbindung zum System ver-loren gehen, fliegt einem dieSession nicht (wie bei derSAPGUI) um die Ohren, son-dern Eclipse versucht im Hin-tergrund, den Kontakt wie-derherzustellen. Es ist sogarmöglich, dabei weiterzuar -beiten.

ABAP 7.40 mit vielen NeuerungenNew -> ABAP Program er-stellt ein neues Programm, derEinfachheit halber als lokalesObjekt, dann ist kein Trans-portauftrag notwendig (Ab -bildungˇ2). Die Syntax dürfte

dem einen oder anderen fremdvorkommen – es handelt sichum ABAP 7.40. Diese Ver -sion bringt die Programmier-sprache einen großen Schrittnach vorn: Deklarationen las-sen sich inline im Code an-bringen (statt über explizite deklarative Kommandos wieDATA), es sind kompakte Aus-drücke für Operationen aufinternen Tabellen erlaubt undvieles mehr. Horst Keller er-klärt ABAP 7.40 in seinemSCN-Blog ausführlich (siehe„Alle Links“).

Für Klassen gibt es denClass Wizard. Nach New ->ABAP Class wählt der Ent-wickler den Transportauftrag(sofern gewünscht), und dasCodegerüst für eine Klassewird im Quelltext eingefügt.Entwicklungsobjekte löscht er über den Project Explorer,ganz wie von Desktop-An-wendungen gewohnt (also perKontextmenü oder Entf-Taste).Die Funktionen sind dieselbenwie in der Transaktion SE80.

Wenn der Entwickler zum Bei-spiel einen Pretty-Printer-Lauf(für markierte Codeteile perCtrl+Shift+F1 oder für dasganze Entwicklungsobjekt perShift+F1) startet, passiert Fol-gendes: Eclipse schickt dieRohtextdatei an das Backend,das den Pretty Printer ausführtund den aufbereiteten Code so-gleich an die IDE zurücksen-det, die ihn gegen den altenaustauscht. Diese Vorgehens-

weise stellt sicher, dass dieSAP-Entwickler das Rad nichtneu erfinden müssen.

Bei dieser Art der Imple-mentierung fand SAP eineReihe von Fehlern, die zuvornicht auffielen, weil die SE80schon lange niemand mehrdurchgetestet hatte. Da mandie entsprechenden Funktio-nen aber für Eclipse braucht,hat SAP sie im Backend kor-rigiert. Das Aktivieren (alsodas Erzeugen des Laufzeit -objektes) erfolgt ohnehin aufdem Applikationsserver.

Wenn es um den Gebrauchdes Editors geht, dürfte dieLeserschaft in zwei Fraktio-nen zerfallen: Eine verwendetden neuen Frontend-Editorund reizt seine Optionen aus,die andere fügt die Vorlagennoch mit dem Muster-Buttonein und kennt die umfang -reichen Code-Completion-Va-riationen des Editors kaum.Dieser Artikel beschreibt da-her die Optionen, obwohl sie

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SAP zum AusprobierenDa nicht jeder ein SAP-Systemim Keller stehen hat, gibt es seiteinigen Jahren das früher als„miniSAP“ und heute als „Net-Weaver Trial“ bekannte Basissys-tem. Damit soll der EntwicklerABAP erlernen, Modulfunktio-nen fehlen jedoch. Der Benutzerkann also keine Bestellungenbuchen oder Materialstammda-ten im System finden. WeitereInformationen über die Trial-Ver-sion finden sich im SAP Com-

munity Network (SCN) (siehe„Alle Links“).

Da SAP noch eine Weile braucht,alle Eclipse-Erweiterungen zuimplementieren, wird weiterhinmit der Vorjahresversion der IDEnamens Kepler gearbeitet. SAPschreibt Dokumentationen nichtmehr in deutsch und übersetztsie, sondern verfasst sie in Eng-lisch und übersetzt sie in abseh-barer Zeit nicht.

Die ABAP-Perspektive:

Links oben siehtman den Project

Explorer View,links unten der

Outline View,rechts oben die

Editoren in Tabreitern

(Abb.ˇ1).

So sieht ein neu erstelltes Programm in ABAP-7.40-Code aus(Abb.ˇ2).

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nicht neu sind. Sie lösen je-doch SAPGUI-Funktionen ab,mit denen viele noch arbeiten,insbesondere bei Mustern undCode Completion. Das bedeu-tet, dass sich die hier ange-führten Beschreibungen so-wohl im SAP-Editor als auchin Eclipse abrufen lassen. Zu-gegebenermaßen hat SAP dieFunktion zum Aktivieren undEinstellen der Code Comple-tion und der Coding-Vorlagen

gut versteckt. In der Hilfe istsie jedoch dokumentiert (sie-he „Alle Links“).

Muster bei EclipseausgemustertDie Unkenntnis erstreckt sichvor allem auf die Eclipse-Um-setzung der Muster des Edi-tors. Statt der klassischen Mus-terfunktion via Popup kann der

Editor längst ohne Klick-OrgieNamen von Klassen, Objektenund sogar von lokalen Varia-blen vervollständigen. Ent-wickler, die das bisher nichtnutzen, müssen umlernen,denn der Button Muster exis-tiert nicht in Eclipse.

Statt auf diesen Button zuklicken, beginnt man, den Be-fehl, den Namen eines Funk-tionsbausteins, einer Klasseoder einer Variablen zu tippen,

und erhält via Ctrl+Space ei-ne Auswahl passender Be-fehlsgerüste, Klassennamen,Variablen et cetera. Sind sieeindeutig, braucht man dieTastenkombination nicht, undder automatisch angezeigteTooltip ist schwarz. Das Be -tätigen der Tabulatortaste ver-vollständigt dann den Aus-druck (Abbildungˇ3).

Hat sich der Entwickler dieAlternativen anzeigen lassen,wie bei Klassen notwendig,die alle mit dem gleichen Prä-fix anfangen, kann er die je-weilige Dokumentation sehen,wenn er den Mauszeiger aufeinen der Vorschläge führt. Beieiner zu langen Liste aktiviertder letzte Punkt die Suchfunk-tion, in der sich exzessiv mitWildcards arbeiten lässt. EinMausklick (oder Return) er-gänzt den Namen der ge-wählten Funktion, Methodeoder Klasse (Abbildungˇ4).Das Drücken der Shift-Tastedabei fügt die gesamte Sig -natur ein. Das funktionierteschon in der SAPGUI.

Code-Templates für Befeh-le lassen sich ändern oder neudefinieren, indem die entspre-chende Sektion in den Edi-toreinstellungen (Window ->Preferences) gewählt wird.Dort kann man beispielsweiseangeben, was die IDE bei ei-ner CASE-Anweisung einfü-gen soll und wo der Cursor da-nach stehen zu bleiben hat.Hier finden sich auch eine Rei-he definierter Variablen (Ab-bildungˇ5).

Weitere bekannte Opera-tionen arbeiten wie gewohnt,Kommentare fügt man perCrtl+> ein und nimmt sie perCtrl+< wieder zurück. Metho-den, Klassen und andere Sek-tionen lassen sich ebenfallsüber die Plus-/Minus-Buttonsaus- und einklappen (Abbil-dungˇ6). Die Darstellung desso ausgeblendeten Codes überein Popup ist ebenfalls ausder SE80 bekannt. Selbst denVerwendungsnachweis gibt es(where-used list), nur hat sichder Button ver ändert. DieBaumdarstellung des Sucher-gebnisses erscheint deutlichperformanter als die bisheri-

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WISSEN | SAP-PROGRAMMIERUNG

Eclipse in a NutshellIm Rahmen dieses Artikels kamein SAP Release 7.30 zum Ein-satz, auf dem ein ABAP Release7.40 läuft. Eclipse kennt ver-schiedene Perspektiven, daruntereine für ABAP. Wer an einemHANA-System arbeitet, kann di-rekt in Eclipse JavaScript-, Java-oder SQL-Code entwickeln, fürdie ebenfalls eigene Perspekti-ven existieren. Innerhalb der Per-spektive ordnet der Entwickler dieeinzelnen Views an, zum Bei-spiel den Project Explorer View,den Outline View oder den ABAPUnit Test Runner View.

Linux- und Macintosh-Anwenderdürfen sich glücklich schätzen,mit den ABAP DevelopmentTools (ADT) erhalten sie eine na-tive Möglichkeit, in SAP zu ent-wickeln. Denn die SAPGUI läuft

bekanntlich nur unter Windows,und SAPGUI für Java war niewirklich zu gebrauchen, unter an-derem, weil sie nicht alle Con-trols unterstützt.

Im Prinzip – und das ist ein we-sentlicher Vorteil – sieht einEclipse-Fenster immer gleich aus.Shortcuts und Menüs präsentie-ren sich (sogar plattformübergrei-fend) ebenfalls im einheitlichenLook. SAP hat nicht versucht, diegewohnten Shortcuts in Eclipseumzusetzen. SAPler müssen da-her umlernen, denn es handeltsich bei den ADT nicht um Eclipsefür SAP, sondern um eine SAP-Erweiterung für Eclipse.

Beispielsweise führt ein Doppel-klick auf einen Methodennamennicht zu einer Methode, sonderner markiert ein Wort, so wie über-

all außerhalb der SAP-Welt üb-lich. Navigieren kann man mit F3(der in SAP üblichen Taste zumVerlassen des Programms) oderper Klick mit gedrückter Ctrl-Taste. Macht der Entwickler dasbei einer Klasse, kann er zwi-schen Definitions- und Implemen-tierungsteil wählen. F1 zeigt je-doch immer noch die Hilfe an.Die wichtigste Tastenkombinati-on ist Ctrl+Shift+L. Sie blendeteine Liste aller verfügbaren Tas-tenkombinationen ein. Die sindaus zwei Gründen unentbehrlich:Erstens gibt es einige von derSAPGUI bekannte Buttons inEclipse nicht, und zweitens hel-fen Tastaturkommandos bei derArbeit. Im Vergleich zur SAPGUIgibt es unter Window -> Prefe-rences deutlich mehr Optionenfür persönliche Einstellungen.

Auch die SAPGUI beherrschtCode Completion im Eclipse-Style (Abb.ˇ3).

Eingefügte Codevorlage mit Schnittstelle; analog zurdeutlich umständlicheren Erzeugung mit der Funktion„Muster einfügen“ in der SAPGUI (Abb.ˇ4)

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ge ABAP-Liste. Die meistenFunktionen sind zudem überKontextmenüs erreichbar.

Hilfreich: Templatesund WizardsEinige lokale Typendefinitio-nen, Testklassen und Ähnli-ches, das bisher im Menü ver-steckt war, findet sich nundirekt unterhalb des Editor-fensters. Bei Testklassen, indenen das Codegerüst dengrößten Teil einnimmt, helfenwieder die Code-Templatesund Wizards (per Crtl+Spaceaufzurufen) (Abbildungˇ7).Das bedeutet das Ende deralthergebrachten Funktion Su-chen+Ersetzen beim Umbe-nennen von Variablen – dennüber den Wizard ändert mandie entsprechenden Stellenkonsistent und gleichzeitig. Andieser Stelle zeigt sich, dassSAP deutlich in die objektori-entierte Denkweise wechselt –denn für FORM-Routinenfunktioniert das nicht, für Me-thodennamen aber sehr wohl.

Interessant ist die Art undWeise, wie sich Dokumenta-tion und Schnittstellen imCode deklarieren lassen. Hierkommt ABAP Doc zum Ein-satz, ein weiterer Fortschrittneben ABAP 7.40. Gemeint istdamit eine besondere Schreib-weise von Kommentaren, dieso genauso formatiert im Pop -up angezeigt werden wie dieim System hinterlegte Do -kumentation für globale Ent-wicklungsobjekte, für die esja separate Dokumentations -mittel in SAPscript gibt, bei-spielsweise die Klassen- oderMethodendokumentationen zuden globalen Klassen (Abbil-dungˇ8). Weitere Informatio-nen zu ABAP Doc liegen imSCN (siehe „Alle Links“),

Weitsichtige Programmiererschreiben schon jetzt Kom-mentare in ABAP Doc undleisten damit gute Vorarbeit,denn irgendwann muss ihr Un-ternehmen auf Eclipse wech-seln, selbst wenn die Bereit-schaft dazu derzeit noch nichtmal im Ansatz erkennbar seinsollte. Dann verfügt der Code

bereits über die Informationen,die man sich in den ABAP De-velopment Tools via F2 anse-hen kann.

Startet der Benutzer ein andie SAP GUI gebundenes Pro-gramm, öffnet sich das Benut-zer-Interface inline in einemEclipse-Fenster. Dies passiertebenfalls bei (noch) nicht un-terstützten Entwicklungsob-jekten. Beispiel: Die Tabellen-pflege des Data Dictionary istin Eclipse noch nicht ein -geführt, daher öffnet sich dieTransaktion SE11 in Eclipse,wenn man auf ein solches Ob-jekt klickt. Run As -> UnitTest startet die ABAP UnitTests (Testklassen), die SAPerfreulicherweise schon kom-plett umgesetzt hat.

An einigen Punkten siehtman, dass die Eclipse-Erwei-terungen noch nicht vollstän-dig sind, zum Beispiel bei derEinbindung des Data Dictio-nary. Für diese Arbeitsmittel(und für die, die dauerhaft

nicht unterstützt werden, wieder Screen Painter) öffnetsich die altbekannte SAPGUIinline in Eclipse. Darunterleidet die Produktivität nicht,denn das, was funktioniert,läuft rund. Mit den Eclipse-Tools kann der EntwicklerSAP-Applikationen endlichzeitgemäß erstellen. Und dasist in der zunehmend hete -

rogen SAP-Landschaft drin-gend geboten. (jd)

Ralf Wenzel

betreibt die Unternehmens-beratung Heuristika in Hamburg.

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Codeblöcke, etwa Klassendefinitionen, lassensich für den besseren Überblick zusammen -klappen (Abb.ˇ6).

Modernes Refactoring: Ändern eines Variablen-oder Klassennamens ändert ihn simultan an allen Verwendungsstellen (Abb.ˇ7).

Code-Templatesin Eclipse

pflegen: VieleEntwickler wis-sen nicht, dass

das auch in der SAPGUI möglich ist

(Abb.ˇ5).

ABAP Doc: So dokumentiertder Entwickler zeitgemäßklassen- und programmlokaleVariablen (Abb.ˇ8).

Alle Links: www.ix.de/ix1501118 ⬛

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