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. Juli 2020 - Nr. 498 Distrikt Deutschland Mitteilungs blatt “Instaurare omnia in Christo”

“Instaurare omnia in Christo” · 2021. 1. 24. · durch Seine Kraft vor den Übeln dieses Lebens auf Erden beschirmt werden, so dass wir uns im Himmel ewig Seiner Frucht erfreuen

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    Juli 2020 - Nr. 498 Distrikt Deutschland

    Mitteilungsblatt“Instaurare omnia in Christo”

  • Das Fest des Kostbaren Blutes unseres Herrn Jesus Christus wurde vom hl. Papst Pius X. auf den 1. Juli gelegt. Das Missale Romanum von 1962 zählt es unter die Feste 1. Klasse.

    Lösepreis unseres HeilesAllmächtiger, ewiger Gott, Du hast Deinen eingeborenen Sohn zum Erlöser der Welt eingesetzt und wolltest durch Sein Blut Dich versöhnen lassen. So lass uns denn, wir bitten Dich, den Lösepreis unseres Heiles verehren und durch Seine Kraft vor den Übeln dieses Lebens auf Erden beschirmt werden, so dass wir uns im Himmel ewig Seiner Frucht erfreuen dürfen. Durch denselben Christus, unseren Herrn.Amen.

    Kirchengebet am Fest des Kostbaren Blutes

  • 4 5Mitteilungsblatt Juli 2020

    Mitteilungsblatt:Informationsorgan des

    deutschen Distrikts der Priesterbruderschaft St. Pius X.

    Herausgeber:Vereinigung St. Pius X. e.V.

    Deutscher Distrikt,Priorat St. AthanasiusStuttgarter Straße 24

    D-70469 Stuttgart

    Verantwortlich (i.S.d.P.)Pater Stefan Pfluger

    Erscheinungsweise:Monatlich

    Preis:Gegen freiwillige Spende.

    (Jedem Mitteilungsblatt liegt ein Überweisungsträger bei.

    Bitte geben Sie Ihre Adresse an!)

    Bestellung und Kontakt:Priesterbruderschaft St. Pius X.

    Stuttgarter Str. 24D-70469 Stuttgart

    T 0711 89 69 29 29 (Mo-Fr 8:00 -12:00 Uhr)

    F 0711 89 69 29 19Spendenverwaltung:

    T 0711 89 69 29 36

    Spendenkonto des deutschen Distrikts:Vereinigung St. Pius X. e.V.

    Volksbank Stuttgart IBAN: DE 93 6009 0100 0415 5920 03

    BIC: VOBADESS

    Spendenkonto des deutschsprachigen Priesterseminars

    Raiffeisenbank Oberpfalz-SüdIBAN: DE 05 75062026 0005 1197 66

    BIC: GENODEF 1 DST

    Internet:www.fsspx.de

    [email protected]

    Deutscher Distrikt Vorwort des Distriktoberen 6

    Seniorenheim St. Josef in Weihungszell – Der Mensch und seine unsterbliche Seele stehen im Mittelpunkt unseres Handelns 8

    Kirchliches Leben Erziehung zum gesunden, freien Jungen 20

    Ein Kämpfer für das soziale Königtum Christi 33

    Geistliches Pater Matthias Gaudron – Die Ordnung in der Liebe 39

    Msgr. Marcel Lefebvre – Dispositionen für die Teilnahme an der Messe 45

    Liturgischer Kalender 50

    Termine und Ankündigungen 51Exerzitien und Einkehrtage 54

    Heilige Messen 56

    Buch des Monats 66

    Geistliches Leben 67

    Mitteilungsblatt“Alles in Christus erneuern”

  • 6 7Mitteilungsblatt Juli 2020

    Pater Stefan Pfluger

    Wo bleibt Gott in der Corona-Krise?

    Das ist eine Frage, die uns in mehrfacher Hinsicht beschäftigen kann und soll.

    Viele Gläubige stellten sich die Frage, wie Gott es zulas-sen konnte, dass sie gerade in der Karwoche und Oster-zeit nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten. Hätte Gott das nicht verhindern müssen?

    Viele Menschen haben große Befürchtungen bezüglich dessen, was die Zukunft bringen wird. Worauf steuern wir zu? Welche Kräfte sind am Wirken? Zugegebenerma-ßen sind die Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft mehr als nur bedenklich. Auch hierbei stellt sich die Frage nach Gott. Wann greift er in das Weltgeschehen ein? Lässt er alles geschehen? Schläft er?

    Wir neigen dazu, unbewusst davon auszugehen, dass Gott zwar die Welt erschaffen hat, aber sich aus dem Weltgeschehen heraushält. (Nebenbei gesagt: Das ist die Auffassung der Deisten, der Freimaurer etc.)

    Das biblische und christliche Geschichtsbild ist jedoch

    Liebe Freunde und Wohltäter!

    Vorwort des Distriktoberen

    ein ganz anderes: Das Gute ist von Gott gewollt und verursacht. Das Schlechte ist von ihm zugelassen, weil er daraus wieder Gutes entstehen lassen kann. Gott ist allmächtig. Er ist der Herr aller Dinge.

    Wunderbar bringt Mardochäus (Est 13,9 ff.) diese Haltung zum Ausdruck: „Herr, allmächtiger König, in Deiner Macht steht alles, und niemand ver-mag Dir zu widerstehen, wenn Du Israel retten willst. Du hast Himmel und Erde erschaffen und all das Wunderbare unter dem Himmel. Du bist der Herr über alles, und niemand kann Deiner Majestät widerstehen.“

    Welch eine Lehre für uns: Alles – restlos alles – ist in der Hand Gottes. Wenn er uns vor einem Übel bewahren will, kann nichts und niemand ihm widerstehen!

    Nur müssen wir verstehen, in welchem Verhältnis wir Menschen zu Gott stehen. Wir sind ganz von ihm abhängig, ohne ihn können wir nichts tun, ja nicht einmal leben. „In ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28). Wir haben alle unsere Kräfte und Fähigkeiten von Gott. Daraus folgt, dass wir sie auch nur für das gebrauchen dürfen, was Gott wohlgefällig ist.

    Diesem Auftrag sind wir nicht treu. Immer wieder handeln die Menschen gegen den Willen Gottes und gegen seine Ordnung. Das bleibt nicht ohne Folgen. Schaden erleiden dadurch nicht nur diejenigen, welche schlecht handeln, sondern oft noch viele andere. Das geduldige Ertragen dieser negativen Auswirkungen schlechten Tuns ist eine Möglichkeit, für die eigenen Verfehlungen Buße zu tun.

    Das christliche Geschichtsverständnis sieht auch in den großen Unglücks-fällen die Hand Gottes. Das ist keine Übertreibung. Diese Haltung zeigt sich in der Hl. Schrift sehr deutlich. So etwa im Buch Jeremias, wo die Wegführung der Israeliten in die Gefangenschaft so angekündigt wird (Jer 25,4 ff.): „Darum spricht der Herr der Heerscharen: Weil ihr nicht auf mein Wort gehört, siehe, so lasse ich alle Völkerschaften des Nordens herbeiho-len …, auch Nebukadnezar, den König von Babel, meinen Knecht. Ich lasse sie hereinbrechen über dieses Land, über seine Bewohner und all diese Völker im Umkreis.“

  • 8 9Mitteilungsblatt Juli 2020

    Gott wird die Babylonier „herbeiholen“ und bezeichnet Nebukadnezar als „seinen Knecht“. Das bedeutet weder eine Gutheißung der Plünderungen und damit verbundenen Verbrechen noch eine Art Heiligsprechung des heidnischen Königs. Aber es bringt zum Ausdruck, dass dieses unvorstell-bare Unheil mit Zulassung Gottes als eine „Strafe“ geschieht und dass das auserwählte Volk gerade durch das Durchleiden dieses „Wahnsinns“ für die eigenen Sünden Sühne leisten und das Heil verdienen kann.

    Haben wir diese biblische Perspektive, wenn wir die aktuelle Zeit, be-trachten? Wenn wir verstanden haben, dass Gott jederzeit Herr der Lage ist, dann werden wir in den uns auferlegten Einschränkungen, auch wenn wir sie teilweise zu Recht kritisieren, dennoch die Hand Gottes sehen können, der von uns ein Opfer verlangt – zu unserer Besserung. Durch das geduldige Ertragen der Leiden wird Gott geehrt, jedoch sicher nicht durch Schimpftiraden aus unserem Mund.

    Auch wenn wir in eine ungewisse und verhängnisvolle Zukunft blicken, haben wir doch keinen Grund, verzweifelt zu sein, sondern wissen, dass wir ganz in der Hand Gottes sind. „Kauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Pfennige? Und doch ist keiner von ihnen bei Gott vergessen. Ja, sogar die Haare eures Hauptes sind alle gezählt. Habt keine Furcht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge“ (Lk 12,6 f.). „Kein Haar soll von eurem Haupte ver-loren gehen“ (Lk 21,18).

    Mit priesterlichen Segensgrüßen

    Vorwort des Distriktoberen

    Fulda-Wallfahrt 2020 entfälltEs ist schmerzlich: Unsere diesjährige Distriktswallfahrt nach Fulda muss leider entfallen. Es ist nach Auskunft der örtlichen Behörden nicht ersichtlich, dass bis Anfang September die Abstands- und Hygiene- Regeln für Großveranstaltungen fallen werden. Daher stellen wir die weiteren Vorbereitungen ein und hoffen auf eine erfolgreiche Jubiläums-wallfahrt nach Lourdes am Christkönigsfest. Wir werden in unseren Prioraten und Kapellen dennoch die Weihe Deutschlands an das Unbe-fleckte Herz Mariens erneuern. Weitere Informationen hierzu folgen.

    Pater Burkhard Kaldenbach im Gespräch

    Der Mensch und seine unsterbliche Seele stehen im Mittelpunkt unseres Handelns

    Mitteilungsblatt: Hochwürden, können Sie sich den Lesern, die das Seniorenheim St. Josef und die da-mit verbundenen Niederlassungen der Patres und der Schwestern der Bruderschaft noch nicht kennen, kurz vorstellen?

    Pater Burkhard Kaldenbach: Gerne. Nach meiner Priester-weihe in Zaitzkofen im Jahr 1989 war ich als Seelsorger für mehrere Gemeinden zuständig, zunächst vom Priorat Essen aus, dann von Stuttgart. 2004 wurde ich als Prior

    Seniorenheim St. Josef in Weihungszell

    Weihungszell befindet sich in Schwaben, ca. 25 Kilometer südlich von Ulm. Der Name verrät sowohl die Vergangenheit des Dorfes als Grund-besitz des mächtigen Klosters Sankt Gallen als auch die Lage am Fluss Weihung. Heute ist Weihungszell Teil der Ortschaft Sießen im Wald und der politischen Gemeinde Schwen-di. Mitten im Dorf steht seit Baubeginn im Jahre 1990 das Seniorenheim St. Josef. Nach mehr als 30 Jahren ist diese Einrichtung aus dem beschau-lichen Ort nicht mehr wegzudenken.Das Mitteilungsblatt sprach mit Pater Burkhard Kaldenbach, dem Leiter der Einrichtung.

  • 10 11Mitteilungsblatt Juli 2020

    hierher nach Weihungszell ernannt. Einige Jahre zuvor war hier beim Seniorenheim das Priorat St. Chris-tophorus gegründet worden, in dem aktuell fünf Priester der Bruder-schaft tätig sind, unterstützt durch Br. Albin. Diese Priester betreuen von Weihungszell aus die Gemein-den von Memmingen, Königsbrunn, Bodelsberg und Neugablonz, selbst-verständlich auch die Gläubigen, die aus der Umgebung zu uns nach Weihungszell kommen. Während der Woche sind die Patres mehr oder weniger in die Betreuung der Bewohner unseres Seniorenheims einbezogen.

    Ein wichtiges Jahr für die Entwick-lung von Weihungszell war 2008. Im Oktober dieses Jahres gründeten die Schwestern der Bruderschaft St. Pius X. hier beim Priorat und dem Seniorenheim eine Niederlas-sung mit zunächst drei, heute vier Schwestern, die, entsprechend ihren Regeln, das Wirken der Priester un-

    terstützen. Die Schwestern sind für die geistliche Betreuung der Bewoh-ner im Seniorenheim unentbehrlich geworden, vor allem in der schwieri-gen Zeit der Kontaktbeschränkung nach außen durch die „Corona-Ver-ordnung.“

    MB: Was ist das religiöse Leitbild? Worin unterscheidet sich Weihungs-zell von anderen Senioreneinrich-tungen?

    Pater Burkhard Kaldenbach: Es gibt schon viele Unterschiede … „Satt und sauber“ können viele Einrichtungen anbieten, luxuriöse Wohnräume, einen Sternekoch, Schwimmbad und Sauna findet man in vielen Häusern. Gute Pflege und Betreuung sind deutschlandweit in der Regel Standard.

    Bei der Gründung und Entwicklung unseres Seniorenheims haben wir, der Name „St. Josef“ deutet es an, andere Akzente gesetzt. Selbstver-

    ständlich arbeiten wir jeden Tag daran, eine optimale pflegerische und soziale Betreuung aller unserer Bewohner zu gewähren. Ebenso selbstverständlich ist es, ein saube-res, helles und freundliches Haus anzubieten, Pflegeplätze in Einzel-zimmern mit eigenem Sanitärbe-reich, eine hauseigene Küche, in der tatsächlich gekocht wird.

    Der Schwerpunkt der Kon zeption als Einrichtung der Priester bru der-schaft St. Pius X. liegt aber auf der Betrachtung des Menschen als Ge-schöpf des lieben Gottes, als ein We-sen, das für die Ewigkeit bestimmt ist. Es ist also der überlieferte Glau-be der Kirche, der unser Menschen-bild bestimmt, und daraus leiten wir unsere eigentliche Betreuung im Seniorenheim ab. Die Seele des Menschen ist unsterblich, und diese Seele will für den Himmel gerettet werden. Was nützt dem Bewohner der „Sternekoch“, wenn die Seele verkümmert und sich der Gnade Gottes nicht öffnen kann?

    Die tägliche hl. Messe, das geheimnisvolle Gegenwär-tig-Werden des Kreuzesopfers Unseres Herrn Jesus Christus, ist untrennbar

    mit diesem Seniorenheim verbun-den. Alle Gnaden fließen vom Kreuz Unseres Herrn, auch und gerade jene Gnaden, die dem alten und kranken Menschen helfen, sein Lei-den und Altern aus der Hand Gottes anzunehmen und tapfer zu tragen, bis hin zum Ähnlich-Werden mit Christus im Sterben, der Ganzhinga-be an den Willen des Vaters.

    Die dem hl. Christophorus geweih-te Kapelle mit dem Tabernakel ist wirklicher Mittelpunkt des Seni-orenheims. Ich erinnere mich gut an eine längst verstorbene Bewoh-nerin, die am Ende ihres Lebens völlig dement war, niemanden mehr erkannt hat, in allen Bereichen Un-terstützung brauchte. Aber: sie fand mehrmals am Tag die Kapelle und ihren angestammten Platz, betete einen Teil des Rosenkranzes, und wenn gesungen wurde, konnte sie alle Liedstrophen mitsingen.

    Das Sterben gehört im Senioren-heim St. Josef zum Leben in der

    Seniorenheim St. Josef in Weihungszell

  • 12 13Mitteilungsblatt Juli 2020

    Hausgemeinschaft dazu. Wir beten um eine gute Sterbestunde, d. h. um ein Sterben im Gnadenstand, verse-hen mit den Sakramenten der Kir-che, umgeben vom betenden Pries-ter und den Ordensschwestern. Die Bewohner wissen bei uns, dass sie zu Gott hin unterwegs sind, und vie-le freuen sich auf den Himmel. Der sterbende Bewohner wird in seiner letzten Lebensphase Tag und Nacht begleitet durch Mitbewohner, Mitar-beiter, Ehrenamtliche und natürlich die Schwestern und den Priester. Gebete und Lieder sollen den Heim-gang erleichtern. Und nach dem Aushauchen werden die Leichname ausgesegnet mit dem uralten Ritus der katholischen Kirche. Das „Salve Regina“ der Hausgemeinschaft gelei-tet den verstorbenen Mitbewohner in seinem Sarg hinaus.

    Also, das ist sicher anders als in den meisten Pflegeeinrichtungen …

    MB: Die aktuelle Corona-Krise hat Sie als Leiter, Ihre Mitarbeiter, vor allem aber die Heimfamilie vor gro-ße Herausforderungen gestellt. Wie haben Sie die letzten Wochen erlebt?

    Pater Burkhard Kaldenbach: Wie viel Zeit haben Sie? Über die Wochen seit Ende März bis heute könnte ich ein Buch schreiben! Jeder Tag hatte eine neue Herausforderung im Ge-päck für Bewohner, Mitarbeiter und die ganze Hausgemeinschaft.

    Lassen Sie mich die harten Fakten nennen: Insgesamt zehn Bewohner waren am Corona- Virus erkrankt, mehr oder weniger schwer. Das Er-schreckende an dieser Erkrankung war, neben der Heftigkeit der Symp-tome, die Aggressivität dieses Virus: Nahezu „von jetzt auf gleich“ waren mobile und lebensfrohe Menschen völlig hilflos und rangen nach Luft, fieberten stark, konnten kaum Nah-rung zu sich nehmen oder bei sich behalten. Wir haben den Tod von zwei Bewohnern zu beklagen. Si-cher, die beiden alten Damen wären irgendwann sowieso gestorben; aber nicht auf diese schreckliche Art und Weise, getrennt von ihren Lieben.

    Nach dem Ausbruch mussten wir eine sogenannte „Kohorten- Isolie-rung“ durchführen, d.h. alle Infizier-ten zusammen in einen Bereich des Hauses verlegen; die dort lebenden,

    nicht infizierten Bewohner mussten ihre Zimmer den Erkrankten über-lassen. Wir hatten innerhalb von vier Tagen fast 20 Umzüge im Haus! Ein Alptraum, nicht nur in logisti-scher Hinsicht! Die kranken Men-schen haben größtenteils gar nicht begriffen, was um sie herum ge-schah, haben die „Marsmenschen“, die sie pflegten, nicht erkannt, hatten keinerlei Kontakte mehr zu ihren Angehörigen, zu Freunden und Bekannten. Selbst die Seelsor-ge beschränkte sich „nur“ auf die Spendung der Sterbesakramente. Alle Infizierten haben die Hl. Ölung empfangen zur Stärkung auf dem schweren Stück Weg.

    Die Behörden verfügten die Schlie-ßung unserer Kapelle und verbo-ten, den Bewohnern den Heiland in der hl. Kommunion zu reichen! So standen die Nicht-Infizieren oft mehrmals am Tag vor der ab-geschlossenen Kapellentür; viele haben geweint und gesagt: „Wir wol-len doch nur zum Heiland! Nur still hineinsitzen!“ Das waren furchtbare Kar- und Ostertage. Die doch recht hochbetagten Bewohner (unsere „Seniorin“ ist fast 105 Jahre alt) sag-

    ten einmütig: „Das gab es noch nicht einmal im Krieg!“

    Die Speiseräume wurden gesperrt, das Haus nach außen verschlossen. Die Bewohner essen seither (bis auf den heutigen Tag!) einsam auf dem Zimmer. Viele haben an Gewicht verloren, nicht weil es nichts Gutes gibt, sondern weil sie einsam sind. Der Garten wurde eine Zuflucht. Der liebe Gott hat uns wochenlang schönstes Frühlingswetter be-schert. Außer den Infizierten in der absoluten Isolation durften alle Be-wohner in den Garten, aber alleine, ohne Kontakt zu den Mitbewohnern.

    Bei den Mitarbeitern sah es kaum besser aus … Einige waren an die-sem Virus erkrankt, auch hier mehr oder weniger schwer. Andere muss-ten in häusliche Quarantäne, weil sie in Kontakt gekommen waren mit Infizierten.

    Wer aber macht all die Arbeit, wenn so viele Mitarbeiter ausfallen? Die Bewohner benötigen weiter Pflege, Betreuung, Essen und Trinken, sau-bere Wäsche, ein gereinigtes Zim-mer und Haus.

  • 14 15Mitteilungsblatt Juli 2020

    Über einen Aufruf in den Medien der KJB kamen Hilfsangebote aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es kamen innerhalb der ersten drei Tage nach dem Aufruf so viele Unterstützungsangebote, dass es logistisch unmöglich war, alle Angebote anzunehmen, zu koordi-nieren, zu beantworten! Das ist ka-tholisches Miteinander: „Einer trage des Anderen Last, so werdet ihr das Gebot Christi erfüllen“, so be-schreibt es der hl. Paulus. Wir waren schlichtweg überwältigt! In der Fol-ge kamen Jugendliche und ehemals jugendliche Helfer ins Haus, packten überall mit an, wo Versorgungslü-cken klafften und wo, bedingt durch den Ausbruch, jetzt noch viel mehr Arbeit wartete als zuvor.

    So haben wir es geschafft, durch-zuhalten und acht Infizierte in die „neue Normalität“ zu bringen.

    Wie gesagt, ich könnte dazu ein Buch schreiben.

    MB: Sie sind sowohl Priester und Seelsorger als auch Verantwortlicher für die zeitlichen Bedürfnisse der Bewohner. Sie haben sicher viele Sorgen in diesen Wochen gehabt.

    Pater Burkhard Kaldenbach: Die Oberen der Bruderschaft haben 2004 bestimmt, dass ich Betriebswirt-

    schaft studiere, ein Diplom erwerbe, um so von den Behörden und Kos-tenträgern als Leiter dieses Pflege-heims anerkannt zu werden. Deshalb habe ich tatsächlich Sorgen über Sorgen gehabt, und Sorgen begleiten mich abends ins Bett – und warten schon auf mich, wenn ich morgens aufstehe. Aber das soll anderen Menschen ja ähnlich ergehen. Mein Vorteil ist, dass es „priesterliche Sorgen“ sind, d.h. ich trage sie alle ins Messopfer hinein, zu Dem, Der allmächtig ist. Das nimmt die Sorgen nicht weg, gibt aber enorme Kraft, sie zu tragen, sie durchzutragen.

    Es waren hauptsächlich zwei Sor-gen, die mich im Zusammenhang mit dem Ausbruch der Pandemie in unserem Seniorenheim beschäftigt haben – und die ich immer noch nicht losgeworden bin …

    Die erste Sorge: Was können wir (hier mei-ne ich die Priester und die Ordens-schwestern) tun, um die erkrankten Menschen zu retten, zu begleiten,

    Seniorenheim St. Josef in Weihungszell

    ihnen Trost zu schenken, ihnen die Gnade zu vermitteln? Das ist gewis-sermaßen die Hauptaufgabe im Se-niorenheim St. Josef: Seelen heiligen und Seelen retten.

    Die zweite Sorge: Wie können wir das wirtschaftlich, finanziell über-leben? Plätze bleiben wegen eines behördlichen Aufnahmestopps frei und die Einnahmen gehen zurück. Zusätzliche Fachkräfte, vor allem für den Covid-Isolationsbereich, müssen engagiert werden. Eine Agentur, mit der wir eigentlich recht erfolgreich zusammenarbeiten, erhöhte spon-tan die Stundensätze um fünfzig Prozent wegen der „Corona-Krise.“ Hilfsmittel wie Mund-Nasen-Schutz, Desinfektionsmittel etc. waren plötzlich rar und unverschämt teuer. Irgendwer verdient stets an der Not seines Nächsten. Diese finanzielle Sorge bleibt, denn der Ausbruch hat ein solches Loch in die Finanzen geschlagen, dass wir uns ohne Unter-stützung durch Spenden und Zuwen-dungen nicht halten können.

    MB: Die im Pflegebereich arbeiten-den Kollegen haben in den letzten Wochen Großartiges geleistet. Sie

    suchen aber, wie viele andere Senio-renheime, händeringend nach noch mehr gutem Personal. Was wäre Ihr Wunsch an den heiligen Josef?

    Pater Burkhard Kaldenbach: Wissen Sie, man darf das „Großarti-ge“, das Mitarbeiter in dieser Krise geleistet haben, nicht auf die im Pfle-gebereich arbeitenden einschränken. ALLE haben Großartiges geleistet! Sonst wäre es nicht möglich gewe-sen: Überstunden sind angefallen, weil niemand in der Not einfach daheim blieb. Ich gebe Ihnen ein „kleines“ Beispiel für „großartigen“ Einsatz: Während der fast vier Wo-chen dauernden Kohorten-Isolierung war täglich von morgens acht Uhr bis nachmittags 16 Uhr eine einzige Mitarbeiterin der Hauswirtschaft im Covid-Bereich damit beschäftigt, den Erkrankten die Mahlzeiten ins Zim-mer zu stellen, wieder abzuräumen, die Speisereste und das kontaminier-te Geschirr in die Küche zu verbrin-gen: Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Abendbrot. In den Zwischenzei-ten musste sich diese Frau komplett umziehen, die Isolierzimmer und Nasszellen, die Flure, die Schleuse putzen und desinfizieren. Und das al-les in der Kampfausrüstung: Haube, Ganzgesichtsmaske, Handschuhe, Kittel, Schürze. Das ist das „Großar-tige“, das ich nur beispielhaft anfü-gen möchte.

  • 16 Mitteilungsblatt Juli 2020

    Wir vermitteln gemäß Ihren Wünschen ein persönliches Stipendium.Gern erörtern wir mit Ihnen Näheres. Kontakt: Pater Andreas Mählmann St.-Theresien-Gymnasium 53809 Schönenberg E-Mail: [email protected]

    Meine Kinderlosigkeit ist eine Entscheidung unseres Herrn. Wie gerne würde ich dennoch einem Kind die Möglichkeit schenken, im unverkürzten Glauben erzogen zu werden! Da ich leider unverheiratet und alleinstehend bin, kann ich keinem eigenem Kind eine gut katho-lische Erziehung bieten, möchte eine solche Erziehung aber durch ein Jahres-Stipendium einem Kind an Ihrem St.-Theresien-Gymnasi-um ermöglichen, deren Familie finanziell dazu allein nicht in der Lage ist. Können Sie eine solche Patenschaft vermitteln? N.N.

    mit einem persönlichen Stipendium für eine unserer Schülerinnen

    Wie dankbar waren wir für diese Anfrage, die uns vor einigen Wochen erreicht hat! Wir suchen für weitere Schülerinnen, die im September neu an unsere Schule kommen möchten, großherzige Unterstützer. Auch für die Weiterführung von Einstiegs-Stipen-dien, die im letzten Jahr vergeben wurden, suchen wir nach Lösungen. Mit einem Jahresstipendium begleiten Sie ein Mädchen persönlich im nächsten Schuljahr. Im Durchschnitt fehlen 310 € monatlich zum vollen Pensionsgeld.

    Bildung schenkenSicherheit geben

    ST.-THERESIEN-GYMNASIUM SCHÖNENBERG für Mädchen

    Der Rosenregen, den die hl. Theresia uns im letzten Jahr vom Himmel aus beschert hat, bestand in insgesamt 35 (!) neuen Schülerinnen, die wir am St.-Theresien-Gymnasium willkommen heißen durften.

    Mein Wunsch an den hl. Josef? Wie lang darf meine Wunschliste sein? Lassen Sie mich einen ganz großen Wunsch formulieren, den ich schon lange Zeit, sogar lange vor „Corona“ immer wieder dem hl. Josef, dem Patron unseres Seniorenheims, vor-trage: Um ein Haus wie dieses im Geiste der katholischen Tradition zu führen, brauche ich durch und durch katholische Mitarbeiter

    MB: Wirklich katholische Senioren-heime, die das Ziel des Lebens, die Ewigkeit, vor Augen haben, sind selten geworden. Was raten Sie Men-schen in der dritten Lebensphase?

    Pater Burkhard Kaldenbach: Dritte Lebensphase? Sie können sich nicht vorstellen, wie viele „Lebens-phasen“ manche Bewohner schon hinter sich gebracht haben …

    Mein Rat: Rette deine Seele! Wenn ich ganz fest davon überzeugt bin, im Tode vor den Richterstuhl Gottes gerufen zu werden, um Rechenschaft abzulegen über mein ganzes Leben, Rechenschaft über die Sünden und Verfehlungen, die Unterlassung des geschuldeten Guten, den Mangel an Eifer bei den Werken der Barmherzig-keit – Da hätte ich dann schon gerne

    Zeit und Gelegenheit, diese Begeg-nung mit meinem Gott vorzubereiten, um nicht unvorhergesehen vor Ihm zu erscheinen. Da brauche ich die Mög-lichkeit, jetzt durch Akte der Liebe, der Demut und der Hingabe zu erset-zen oder zu ergänzen, was noch fehlt.

    Wo kann ich das besser tun als in einer religiösen Atmosphäre, beim überlieferten Messopfer, mit der täglichen hl. Kommunion, dem Ro-senkranz, der Ermunterung durch Ordensfrauen, der Begleitung durch den Priester?

    MB: Wo kann man weitere Informa-tionen über Weihungszell erhalten?

    Pater Burkhard Kaldenbach: Wei-tere Informationen kann man direkt hier im Seniorenheim erfragen. Es gibt unsere Präsentationsmappe für jene Interessenten, die konkret über einen Einzug nachdenken, einen kleineren Prospekt mit mehr allge-meinen Hinweisen – und natürlich unsere Homepage.

    Wären wir nicht in der Corona-Zeit, dann würde ich den Interessenten sagen: kommen Sie doch mal vorbei. Vielleicht wird man darauf noch ein wenig warten müssen.

    Sie können dem Seniorenheim auch mit einer Spende helfen. Vergelt’s Gott für jede Unterstützung!Spendenkonto: Seniorenheim St. Josef IBAN: DE51 6305 0000 0002 7149 54, BIC: SOLADES1ULM

    Seniorenheim St. Josef Maienfeld 5, 88477 Schwendi-Weihungszell, Tel. +49 7347 60 10

    [email protected] www.seniorenheim-weihungszell.de

  • Zu Ehren der Unbefleckten EmpfängisAm Pfingstsonntag wurde in Saint Marys im US-Bundes-staat Kansas der Bau einer neuen Kirche zu Ehren der Immaculata begonnen. Im genauen geographischen Mittel punkt der USA entsteht das größte Gotteshaus der Priester bruderschaft St. Pius X. weltweit.

    Pater Jürgen Wegner, der Distriktobere der USA, und Pater Patrick Rutledge, Rektor von St. Mary’s Academy and College nahmen den ersten Spatenstich vor und errichte-ten an der Stelle des künftigen Altars ein Kreuz.

    Die auf einem Hügel über der nahegelegenen Stadt Saint Marys gelegenen Kirche wird 1.500 Gläubige fassen.

    Informationen in englischer Sprache. www.anewimmaculata.org

  • 20 21Mitteilungsblatt Juli 2020

    Katholische Bildung und Erziehung

    Dieser Artikel will bewusst den Weg der gesunden Entwicklung aufzeigen und skizziert, was El-tern dazu beitragen können. Viele Menschen denken, gesunde Jungs erlebten keine Herausforderungen. Sie wüchsen wie das Gemüse im Garten und das Einzige, was sie bräuchten, sei regelmäßiges Gie-ßen. Diese Annahme ist falsch. Denn jeder Junge steht am Beginn seines Lebens vor der Aufgabe, sein einzigartiges, von Gott anvertrautes Leben zu entwickeln. Das ist mit der Herausforderung verbunden, seine Stärken zu entfalten. Aber

    auch mit der Herausforderung, Schwächen und Begrenzungen in das Leben zu integrieren. Dafür brauchen Jungs Hilfe.

    Da der Mensch im Bereich seiner Gaben aber nur am Du zum Ich werden kann, besteht Hilfe zur Inte-gration von Stärken und Schwächen immer aus Beziehungen. Aber auch Beziehungen sind herausfordernd. Denn im Prozess des Wachstums beschränkt sich Beziehung nicht nur auf Zuwendung. Beziehungen fordern auch zum Leben heraus. So kann kein Junge in seinen Stärken

    wachsen, wenn er nicht herausge-fordert wird, seine Komfortzone zu verlassen. Und Schwächen und Begrenzungen können nur durch die Herausforderung zum Loslassen und zur Trauer integriert und ange-nommen werden.

    Das heißt: Auch gesunde Jungs werden vom Leben herausgefordert. Schauen wir uns die Herausforde-rungen noch etwas genauer an.

    Drei identitätsstiftende Fragen

    Die Herausforderung: Stärke entwickeln und Schwäche akzeptieren

    Herausforderungen sind Jungs in die Wiege gelegt. Denn hormonell und genetisch ist ihr Körper auf Kraft angelegt. Daher beinhalten

    die meisten Spiele von Jungs Kraft und Konkurrenz, was schnell zur Herausforderung führt, die eigene Kraft und Stärke zu entfalten und Geschick und Gaben zu entwickeln. Genauso schnell werden Jungs in diesen Spielen aber auch mit der Herausforderung konfrontiert, mit Niederlagen und Schwächen um-zugehen. Für den Jungen ist daher der Umgang mit seinen Stärken und Schwächen die erste identitätsstif-tende Frage.

    Der Stolz auf die eigene Gabe

    Der Mensch kann ein inneres Be-wusstsein für seine Gabe aber nur entwickeln, wenn er von anderen, vor allem von den Eltern, gespiegelt wird. So hat ein Kind keine stark umrissene Wahrnehmung von sich als Person. Solche Wahrnehmungen sind erst Kindern jenseits des 14. Lebensjahres möglich. Im Kindes-alter dagegen braucht ein Junge die „Augen des Anderen“, um sich als Person wahrnehmen zu können. Der Junge, der sich – wie gesagt – vor allem durch sein Handeln ver-wirklicht, braucht daher ein klares Feedback, dass er mit seinem Tun in den „Augen eines Anderen“ okay ist. Erhält er dieses Feedback nicht, dann kann er nicht zur Ruhe kom-men oder verfällt in Bezug auf seine junge männliche Identität in Pas-

    Erziehung zum gesunden, freien Jungen

    Jungs sind voller Leben, wollen sich behaupten, ihre Stärken erproben und ihre Ziele und Visionen umsetzen. Was brauchen Jungs für eine gesunde Entwicklung, die sie ermächtigt, mit einer großen Portion Selbstvertrauen und Lebensenergie ins Leben hinauszugehen?

    Ralph Studer und Siegfried Selcho

  • 22 23Mitteilungsblatt Juli 2020

    sivität und Hilflosigkeit. Wie man sich in den Augen eines Anderen wahrnimmt, kann für den Jungen daher entweder zur Geburtsstunde seines Selbstbewusstseins werden oder eine Beschämung, gegen die er narzisstisch oder passiv und hilflos ein Leben lang ankämpft. Daher ist die zweite wichtige Frage des Jun-gen: „Ich bin stolz auf meine Gabe! Wie findest du sie?“

    Hilf mir, meine Grenzen zu akzeptieren!

    Da der Maßstab im Leben eines Jungen Kraft und Stärke ist und er diese besonders dort erleben kann, wo er in Konkurrenz zu anderen Jungs gehen kann, wird er schnell mit seinen Grenzen konfrontiert. Erfahrene Grenzen rühren aber am Selbstbewusstsein von Jungs und bringen Schmerz und Bedrohung mit sich, die der Junge als Abgrund erfährt. Letztlich kann der Junge diesen Abgrund nur überwinden, wenn sich andere seinem Schmerz zuwenden und verstehen, dass das verlorene Spiel seinen Weltunter-gang bedeutet. Erst wenn der Junge spürt, dass sich ein Erwachsener, hier vor allem der Vater, zu ihm stellt, kann er Hoffnung schöpfen, seine Grenzen integrieren und zu seiner Kraft finden. Dazu müssen Vater und Mutter sich aber auf die

    identitätsstiftende Bitte des Jungen einlassen: Hilf mir, meine Grenzen zu akzeptieren, damit ich nicht an mir selbst verzweifle!

    Der Rhythmus des gesunden Lebens

    Dort, wo sich Eltern auf die identi-tätsstiftenden Herausforderungen eines Jungen einlassen, verwirk-lichen sie ganz unbewusst einen Rhythmus des gesunden Lebens. Ich möchte diesen Rhythmus hier an einem Beispiel idealtypisch nachvollziehbar machen.

    Nehmen wir eine ganz alltägliche Situation aus dem Leben eines Jun-gen:

    Es ist Kindergeburtstag. Und weil alle Jungs gerne Fußball spielen, wünscht sich das Geburtstagskind vom Vater die Veranstaltung eines kleinen Fußballturniers. Natürlich rechnet das Geburtstagskind da-mit, dass es gewinnt und am Ende als strahlender Sieger vom Platz geht. Das Spiel läuft aber anders. Das Geburtstagskind gehört zur Mannschaft der Verlierer. Zudem ist in der Gruppe der Sieger ein Junge, der das Geburtskind verlacht und ihn auf seine Schwächen hinweist, was zu einer besonderen Kränkung

    führt. Abends, beim Zubettbringen, ist der Vater nun also mit einem Jun-gen konfrontiert, der in seinen Trä-nen badet, der mit seiner Schwäche ringt und dem die Kränkung durch jenen einen Jungen besonders nach-hängt. Wie durchschreitet ein Vater, der sich für die Identitätsstiftung seines Jungen einsetzt, nun den Rhythmus des gesunden Lebens?

    Schritt 1: Das Nach-Hause- Kommen

    Der Rhythmus des gesunden Lebens beginnt dort, wo Jungs mit ihren Siegen und Niederlagen einfach nach Hause kommen dürfen. Nach Hause kommen meint: Der Junge darf ankommen und die innere Welt und das innere Erleben des Jungen wird akzeptiert. Natürlich braucht es dazu von Seiten des Vaters eine große Einfühlung. So wird ein Vater, der seinem Jungen ein emotionales Zuhause bereitet, am Abend eines aufregenden Geburtstags fragen: „Wie geht es dir?“ Ein gesunder Jun-ge, der weiß, dass im Herzen seines Vaters Raum für seine Nöte ist, wird daraufhin relativ schnell, neben einem oberflächlichen „Alles okay“, auf die schmerzende Niederlage zu sprechen kommen – entweder selbst oder durch das einfühlsame Nach-fragen des Vaters, der weiß, dass bei dem Jungen noch eine Wunde

    versorgt werden muss. Das ist dann der Zeitpunkt, an dem der Junge zögernd, stammelnd, weinend, wü-tend oder sonst wie von seiner Er-schütterung erzählt. Übrigens, das Stammeln des Jungen ist nicht in einer Scham begründet, nicht über die Ergebnisse erzählen zu wollen. Es hat mit der Schwierigkeit zu tun, über Emotionales zu sprechen. In diesem ersten Schritt hört der Vater einfach zu, fragt nach, lässt Chaoti-sches einfach stehen, denn er weiß: Der Junge muss mit seiner ganzen angesammelten Emotionalität erst einmal beim Vater ankommen.

    Schritt 2: Verstehen

    Je länger der Junge erzählt, desto mehr offenbart sich im Vater das emotionale Chaos, das sich in dem Jungen angesammelt hat. Vor allem nimmt der Vater Sätze wahr, die den Konflikt kennzeichnen, in dem sich der Junge befindet. Markiert werden die Konflikte meist durch Aussagen wie: Nie mehr werde ich Fußball spielen, denn ich verliere ja immer! Oder: Nie mehr werde ich den Freund einladen, nie mehr werde ich mit ihm sprechen, denn er verlacht mich, etc.

    Väter und Mütter können dem Jun-gen ein Verstehen seines Konfliktes nahebringen, wenn sie zwei Dinge

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  • 24 25Mitteilungsblatt Juli 2020

    hat, nie mehr vertrauen. Ich habe Angst, von ihr nur als Schwächling gesehen zu werden.

    Aus Niederlagen kann ein Vater sei-nen Jungen meist dadurch heraus-führen, dass er seinen Blick auf das lenkt, was gut gelaufen ist. Dazu muss er den Jungen aber förmlich disziplinieren, auf das Gute zu schauen und es mit eigenen Worten zu beschreiben. Bei wortkargen Jungs kann der Vater hier auch helfen. Letztlich kommt es aber darauf an, dass der Vater den Blick des Sohnes auf das Starke und Gute hinlenkt. Erst danach ist es für den Jungen möglich, auch seine Schwä-chen anzuschauen.

    In Bezug auf Beziehungskonflikte ist es ein wenig schwerer. Hier reicht es oft nicht, wenn man den Blick des Jungen auf positive As-pekte der Beziehung richtet. Hier muss der Junge meist durch den Va-ter zu selbstbehauptendem Handeln ermutigt werden.

    Die Disziplinierung hat immer das Ziel, dem Jungen Folgendes vor Augen zu führen: Die Welt besteht nicht in einem Augenblick aus Siegen und im anderen aus Nieder-lagen. Genauso wenig bestehen Freundschaften nur aus Sonnenta-gen. Manchmal gibt es auch Regen, und trotzdem verliert man nicht gleich sein Selbstbewusstsein, wenn man verlacht oder kritisiert wird. Ist diese Differenzierung erreicht, dann kann der nächste Schritt eingeleitet werden.

    Schritt: 4: Verstrickung und Verantwortlichkeit

    In der Niederlage sagen Jungs gern, dass andere schuld seien, dass die Umstände nicht ideal gewesen seien etc. In Beziehungen dagegen han-deln sie oft nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip. Entweder du bist für mich oder gegen mich. Will man den Jungen aber zur Reife führen, dann muss man über die Disziplinierung der Wahrnehmung hinausgehen.

    Dazu muss die Verstrickung in dem Jungen aufgelöst und die Verant-wortlichkeit in ihm geklärt werden. Wie können wir diesen Schritt an-hand unseres Beispiels verstehen?

    In Bezug auf die Niederlage beim Fußball weiß unser Junge jetzt,

    im Blick haben: das emotionale Cha-os des Jungen und den Konflikt mit der Realität, in dem der Junge steht.

    Eltern müssen das emotionale Cha-os in einem Jungen verstehen, da-mit sie ihn überhaupt ernst nehmen. Nur wer als Vater oder Mutter das Leben eines Jungen ernst nimmt und erkennt, dass sich Jungs über Stärke definieren und Schwäche als große Infragestellung ihrer Person verstehen, können sich wirklich einfühlen. Dazu muss man sich als Eltern sehr klein machen.

    Will man aber die Konfliktschilde-rung eines Jungen verstehen, muss man sich beim Zuhören immer auch die Frage beantworten: Mit welcher Realität kommt mein Junge nicht zu-recht? Im obigen Beispiel kommt der Junge einmal nicht damit zurecht, dass man ein Fußballturnier verlie-ren kann. Und er glaubt, dass, wenn man von jemand verlacht wird, man in den Augen des anderen nichts mehr wert sei. Auf beide Konflikte gilt es nun einzugehen. Und da der Junge nur am Du zum Ich werden kann, braucht er in unserem Bei-spiel hier die Hilfe des Vaters!

    Schritt 3: Trost, Disziplinierung der Wahrnehmung und Hoffnung

    Hat der Vater dem Jungen genügend

    Raum gegeben, um von seinem Schmerz zu erzählen, dann ist am Beginn des dritten Schrittes schon viel von der Emotion des Jungen abgeflossen. Damit Emotion abflie-ßen kann, braucht der Junge einen Trost, der ihm vermittelt, dass der Vater weiß, wie schlimm alles für ihn ist. Väter brauchen dazu nicht viele Worte. Sie brauchen dazu nur ihre Augen und eine Handvoll Wor-te, die dem Jungen sagen: „Ja, es ist so schlimm, was du erlebt hast!“ – „Ja, wirklich, das war wirklich hart, an deinem Geburtstag auf der Seite der Verlierer zu stehen!“ – Mehr braucht es oft nicht. Hat sich dann aber der Junge beruhigt, dann kann der Vater mit der Disziplinierung der Wahrnehmung beginnen. Was ist damit gemeint? Ganz einfach: Ein Junge, der eine Niederlage einstecken musste, befindet sich in seiner Selbstwahrnehmung an einem vernichtenden Tiefpunkt. Mit den Sätzen „Nie wieder“, „Immer verliere ich“, „Ich rede nie mehr mit dem“ zeigt der Junge diesen Tief-punkt an. Es gibt viele Väter – we-niger oft Mütter –, die solche Sätze vom Tisch wischen, als würden sie für den Jungen nichts bedeuten. Sie überhören, dass der Junge sagt: Bitte versteh, ich kann gerade nicht mehr an mich und meine Stärke glauben. Oder er sagt: Ich kann der anderen Person, die mich beleidigt

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  • 26 27Mitteilungsblatt Juli 2020

    dass sein „nie“ und „immer“ nicht stimmen. Ist es dem Vater gelun-gen, die Wahrnehmung des Jungen zu disziplinieren, dann sieht sich der Junge nun seinen Stärken und Schwächen gegenüber. Damit der Junge aber nun tatsächlich wieder zu sich findet, muss er die Verant-wortung für seine Schwäche über-nehmen und der Vater muss mit ihm verhandeln, wie er aus der im Spiel aufgetretenen Schwäche eine Stärke machen kann. Oder er muss ihm beibringen, wie er eine objektiv erreichte Grenze integrieren kann. Denn wenn ein Junge zwar ein guter Verteidiger ist, dann muss er akzep-tieren, dass er vielleicht kein guter Torschütze ist und daher der Sturm nicht der Ort ist, an dem er sein Talent finden kann. Verantwortung übernehmen heißt daher: Ich muss ja sagen zu meinen Schwächen, damit ich meine Stärken ausbauen kann. Verantwortung heißt aber auch: Ich muss aufhören, die Schuld auf andere zu schieben oder auf Umstände und meine Aufgabe er-kennen.

    In Bezug auf die Klärung der Bezie-hung, die noch zur Klärung ansteht, ist der nächste Schritt schwieriger. Denn Vater und Sohn müssen jetzt zwei Dinge klären: Wo hat der Freund den Finger in eine Wunde und Schwäche des Jungen gelegt

    und wo hat er ihn ohne Grund ver-letzt? Väter sollten sich hüten, jedes Verlachen schnell als kindlichen Streit abzutun. Denn für den Jungen ist es wichtig, mit realer Kritik um-zugehen. Wichtig aber ist auch die Erkenntnis, wo jemand zu Recht et-was kritisiert, auch wenn er es viel-leicht auf falsche Weise tut. Spätes-tens hier wird nun die Verstrickung beleuchtet. Denn oft finden auch wir als Erwachsene eine Kritik von anderen einfach nur „blöd“, wehren sie ab, ohne uns nach der Wahrheit zu fragen, die sich darin ausdrückt.

    Vielleicht kommt beim Gespräch zwischen Vater und Sohn heraus, dass der Freund zwar gelacht hat, aber dass er auch etwas Substanzi-elles kritisiert hat, etwa: „Du hast auf der ganz falschen Position ge-spielt! Du bist kein guter Stürmer!“ – Damit wäre klar: Der Freund hat nicht die ganze Person des Jungen einfach ausgelacht. Er hat ein be-stimmtes Handeln ausgelacht und

    sagt ihm eigentlich: „Du bist talen-tiert, nur nicht im Sturm!“

    Schritt 5: Selbstbehauptung

    Nun liegen die Dinge auf dem Tisch: Der Sohn sieht durch den Dialog mit dem Vater klar, wo seine Stär-ken sind und seine Schwächen. Er erkennt, was das Lachen des Freun-des, mit dem er nie mehr ein Wort wechseln will, wirklich gemeint hat und muss nun eine Entscheidung fällen: Wie will ich mit der Wahr-heit, die auf dem Tisch liegt, umge-hen? Will ich zurückfallen und die gar so heftige Wunde, am Geburts-tag besiegt worden zu sein, lecken, oder will ich mich für meine Stär-ken und Schwächen verantwortlich zeigen? Natürlich ist es immer ein-facher, seine Wunden zu lecken und sich zu bedauern. Das aber wird ein guter Vater nicht zulassen. Denn er hat die gesunde Identität seines Jungen im Blick und will, dass die-ser in gesunder Weise das Leben meistert. Daher wird er ihn zu dem motivieren, was wir Selbstbehaup-tung nennen.

    Selbstbehauptung ist ein Verhalten, das dem Menschen hilft, sich ganz und gar der Wahrheit zu stellen, sei-ne Verantwortung zu übernehmen, sich von falschen Verantwortungen und Verstrickungen zu lösen und

    einen Schritt nach vorn, ins Leben hinein, zu machen.

    Zur Selbstbehauptung braucht der Junge aber dringend das Vorbild des Vaters. Ein gesunder Vater, der etwas von der ordnenden Kraft der Selbstbehauptung in seinem eigenen Leben verstanden hat, wird unserem Jungen in Bezug auf den Umgang mit seinen spielerischen Schwächen vielleicht dann Folgendes sagen: „Sag dir einfach: Ich darf meine Stärke als Abwehrspieler finden! Ich habe aber auch das Recht, Fehler zu machen, denn dadurch habe ich erst erkannt, wo ich stark bin!“

    In Bezug auf den Freund könnte der Vater als Selbstbehauptung vorschlagen: „Nach allem, was du erkannt hast, darfst du zu deinem Freund doch sagen: Hör her, du hast recht, ich habe auf der falschen Position gespielt. Deine Kritik war richtig. Aber du brauchst mich des-halb nicht vor anderen auszulachen und mich als Deppen darzustellen!“

    Auch wenn in diesem Text die Selbstbehauptung nur sehr wortlas-tig ausgedrückt ist, so hat das Ge-sagte weniger mit Worten zu tun als vielmehr mit der Mobilisierung von Kraft. Die Atmosphäre zwischen Vater und Sohn sollte daher von Ermutigung geprägt sein, von Auf-

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  • 28 29Mitteilungsblatt Juli 2020

    „Ja, tatsächlich, heute, auf den Tag genau, sind es zwanzig Jahre, dass ich mich nach Freiburg zu Seiner Exzellenz Bischof Charrière von Freiburg begeben habe, um ihn nach dem Ergebnis seiner Prüfung und der notwendigen Untersuchung

    unserer Statuten, unserer Konsti-tutionen, die ich ihm Anfang Juli unterbreitet hatte, zu befragen. Er hatte also vier Monate Zeit gehabt, diese Konstitutionen zu prüfen. Und ich gestehe, dass ich mich etwas beklommen in das bischöfliche Palais begeben habe. Die Zeit war jedwedem Werk der Tradition ge-genüber schon sehr ablehnend ge-worden. Deshalb hat mich die bange Frage, was mir Seine Exzellenz Charrière wohl antworten würde, sehr beschäftigt. Aber zu meinem Erstaunen und begreiflicherweise zu meiner Freude sagte er mir gleich: „Ja, ja einverstanden! Ich werde

    Erzbischof Marcel Lefebvre zog am 1. November 1990 Bilanz

    Aus der Geschichte der Priesterbruderschaft St. Pius X.

    War die Gründung der Bruderschaft unnütz?

    Wenige Monate vor seinem Heimgang (1991) konnte Erzbischof Marcel Lefebvre auf zwei Jahrzehnte seiner Stiftung zurückschauen. In einer Predigt in Ecône am 1. November 1990 blickte er auf die Gründung im Jahr 1970 zurück.

    Grundsteinlegung des ersten Priesterseminars

    bruch und von aggressiver Freude, das Leben zu erproben!

    Schritt 6: Der Schritt ins Leben

    Nun liegt es auf der Hand: Die Selbstbehauptung darf nicht zu Hause bleiben. Damit muss der Jun-ge hinaus: ins Fußballtraining oder in die Beziehung zum Freund. Wich-tig für den Jungen ist daher, dass er weiß, hier geht es um etwas Erns-tes. Daher ist es nicht nur wichtig, den Jungen beim Training und auf dem Bolzplatz zu besuchen, um ihm Rückmeldung geben zu können. Manchmal ist es auch wichtig, einen Termin zu setzen, vor allem wenn es um die heikle Klärung von Bezie-hungen geht. Ein Vater darf daher ruhig sagen: Du klärst das mit dei-nem Freund bis Ende der Woche, dann berichtest du mir.

    Annahme und Liebe

    Ist ein Konflikt in dem Jungen sor-tiert und ist er ins Leben gesandt, dann kommt er am Ende wieder nach Hause. Dort wird er wieder unsortiert erzählen, dort braucht er wieder das Verstehen und die Dis-ziplinierung seiner Wahrnehmung durch die Eltern. Dort muss er wie-der zwischen seiner Verantwortung und der Verantwortung anderer unterscheiden, um dann am Ende

    wieder, sich selbst behauptend, die Welt zu erobern, Siege und Nieder-lagen zu erleben, die er dann wieder nach Hause trägt.

    Letztlich bereitet der Rhythmus des gesunden Lebens auch eine gute Glaubenserziehung vor. Denn der Junge lernt, welchen tiefen Wert Beziehungen haben, was es heißt, wenn einer die Last des anderen trägt, und in ihm wächst die Ge-wissheit, dass man immer und mit allem nach Hause zurückkehren kann. Denn zu Hause ist der Ort der Neuausrichtung, der Stärkung, der Ermahnung, der Sortierung, aber auch der Sendung. Gleicht dieser Rhythmus nicht der heiligen Messe? Ankommen mit allem, was ist! An den Stufen des Altars die Sünden und die Schwachheit bekennen. Sich sortieren, ermahnen, aus-richten lassen durch das Wort der Predigt, aber auch gestärkt werden durch das Sakrament und hinausge-sendet werden in die Welt!

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  • 30 31Mitteilungsblatt Juli 2020

    Ihnen das sofort unter-fertigen.“ Er ließ seinen Sekretär holen, bat ihn um die Dokumente, der Brief an mich war schon bereit, und Seine Exzellenz

    hat vor mir die Annahme unserer Statuten, unserer Konstitutionen unterschrieben. Ich gestehe, das war für mich ein kleines Wunder, und ich dachte mit Spannung an die Reaktion unserer „Ältesten“, unse-rer ersten Seminaristen auf diese offizielle Annahme der Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X. Und wirklich, als ich in die Rue de la Vignettaz kam und das den lieben Mitbrüdern, die anwesend waren, eröffnete, einige von ihnen sind ja auch heute hier anwesend, war das eine wahre Explosion der Freude und der Verwunderung. Die Priester-bruderschaft St. Pius X. war offiziell von der Ortskirche von Freiburg durch Seine Exzellenz Bischof Char-rière anerkannt! Und etwas später erhielten diese selben Statuten, die von Bischof Charrière genehmigt nach Rom gesandt worden waren,

    auch die offizielle Genehmigung von Kardinal Wright, dem Präfekten der Kongregation für den Klerus. Sie war unterfertigt vom damaligen Sekretär der Kongregation Erz-bischof Palazzini, heute Kardinal Palazzini, daher in offizieller Weise. Kardinal Wright und der heutige Kardinal Palazzini haben den Segen dieser Statuten anerkannt und uns ermutigt, das schon begonnene Werk fortzuführen. Welche Gnade für die Bruderschaft, dass wir diese offiziellen Anerkennungen erhalten haben! ...

    Der Erzbischof erinnert an die traurigen und herzzerreißenden Umstände der Nachkonzilszeit:

    „Ach, leider waren wir gezwungen festzustellen, dass die Revolution, die ausgebrochen ist, im Begriff ist, täglich mehr um sich zu greifen. Wir befanden uns im Jahr 1970, das Konzil hatte seit fünf Jahren seine Pforten geschlossen und man hatte verheerende Reformen eingeführt, verheerende! Denn was ist schließ-lich den Priestern der Pfarren wider-fahren, diesen armen Priestern, von denen viele allerdings nichts mehr vom Priester hatten als den Namen? Sie haben das bewiesen, indem sie ihr Priestertum aufgegeben und sich wieder der Welt angeschlossen haben. Viele von ihnen hatten noch

    Aus der Geschichte der Priesterbruderschaft St. Pius X.

    ihren Glauben bewahrt, hatten den Wunsch bewahrt, sich heiligmäßig ihrem Mess opfer zu verschreiben. Aber da hat man ihnen sowohl das heilige Mess opfer als auch ihren Katechismus gewissermaßen aus der Hand gerissen, also jenes Wort Gottes, das im traditionellen Ka-techismus aufgezeichnet ist, der nichts anderes ist als die Verkün-digung des Wortes Unseres Herrn Jesus Christus. Man hat ihnen den Katechismus verfälscht. Man hat von ihnen verlangt, einen anderen Glauben zu lehren, der nicht mehr der katholische Glaube ist. Stellen Sie sich den Schmerz dieser Priester vor! Und man zwingt sie auch heute noch, alle Kinder ihrer Pfarre diese ihrem Glauben widersprechenden, dem katholischen Glauben wider-sprechenden Sätze zu lehren. Man hat ihnen das Mess opfer entrissen, man hat es umgeändert, man hat es ganz offensichtlich dem protestan-tischen Abendmahl viel mehr ange-nähert als dem wahren katholischen Mess opfer. Das ist offenkundig. Diese Umänderung hat vielen dieser

    Priester einen tiefen Schmerz bereitet. Im Übrigen haben sich viele von ihnen zurückge-zogen. Bischöfe haben sich zu-

    rückgezogen, haben ihren Abschied genommen, um nicht mehr gezwun-gen zu sein, diese Revolution in die Tat umzusetzen. Viele Priester ha-ben ihre Pfarre verlassen; jene, die konnten, haben ebenfalls ihren Ab-schied genommen. Ich habe einige von ihnen weinen gesehen, weinen vor Schmerz! Und ich bin überzeugt und habe es schon oft gesagt, dass mindestens zwei Erzbischöfe, der von Madrid und der von Dublin, vor Schmerz über diese entsetzliche Revolution, die die Natur des Pries-ters verändert hat, gestorben sind. Für den Priester, der nicht mehr das wahre Mess opfer darzubringen, sondern nur eine einfache Eucha-ristiefeier zu halten hat, ein Teilen nach Art der Protestanten, und der nicht mehr den wahren Katechismus zu lehren hat, wie er ihn selbst in seiner Kindheit gelernt hat, bedeutet das einen Dolchstoß ins Herz, und umso mehr für die Bischöfe, die wissen, dass sie gewissermaßen für das, was in ihrer Diözese geschieht, verantwortlich sind. Ja, diese furcht-bare Reform war wirklich eine Re-

    Bischof François Charrière

    II. Vatikanisches Konzil

  • 32 33Mitteilungsblatt Juli 2020

    volution, die weitergeht und noch nicht beendet ist. Sagen Sie mir also, meine lieben Freunde, meine geliebten Brüder, ob die Institution der Priesterbruderschaft St. Pius X. unnütz, vergeblich war. Sie ist die klar gezielte Gegenrevolution durch die Bekräftigung des Glaubens, des katholischen Glaubens aller Zeiten, sie ist die Gegenrevolution durch die Darbringung des wahren Mess-opfers, das die Quelle der Heiligkeit, die Quelle des Lebens ist ...“

    Der Gründer der Bruderschaft ver-weist auf die Bedeutung zweier der

    ersten Semi-naristen:

    „Die Entste-hung unserer Priesterbru-derschaft St. Pius X. war ganz bestimmt von der Vor-sehung ge-wollt. Ich bin davon umso

    mehr überzeugt, weil ich selbst ein, manchmal vielleicht etwas ungenü-gend lenksames, Werkzeug Gottes war, denn ich habe mich im Lauf jener Jahre 1969, 1970 auf einmal ge-fragt, ob man dieses Unternehmen nicht aufgeben solle. Nur weil meine beiden Schutzengel mir zur Seite ge-

    standen sind, nämlich Abbé Aulagnier und Abbé Tissier de Mallerais, die mich ge-stärkt haben und mir beige-standen sind wie, so stelle ich mir vor, die heiligen Engel, die Unserem Herrn im Ölgarten bei-gestanden sind und Unserem Herrn die Worte eingegeben haben „fiat voluntas tua – Dein Wille gesche-he“, ist die Bruderschaft entstanden und Wirklichkeit geworden. Und ich glaube, dass nach zwanzigjährigem Bestehen alle, selbst alle, die jetzt außerhalb der Bruderschaft stehen, die ihr nicht mehr folgen oder sogar mit ihr nicht einverstanden sind, wirklich zugeben müssen, dass sie von Gott gesegnet wurde. Ein Be-weis dafür sind jene, die von Rom gekommen sind, um uns offiziell zu visitieren und im Goldenen Buch dieses Seminars Worte ihrer Bewun-derung für das Werk eingetragen haben, das sich hier in diesem Semi-nar verwirklicht hat. Ja, die Bruder-schaft war wirklich gottgewollt und hat unzählige Gnaden erhalten. Das ist auch unser großer Trost in den schweren Prüfungen, die uns aufer-legt wurden.“

    Aus der Geschichte der Priesterbruderschaft St. Pius X.

    Mäders Sprachgewalt wurde auch von seinen Gegnern anerkannt. Ein liberaler Lehrer aus Balsthal äußer-

    te einmal: „Das schönste Deutsch habe ich von Pfarrer Mäder gehört.“ Dabei sei der junge Robert, Sohn

    Erinnerungen von Josef C. Haefely

    Vor 75 Jahren starb Prälat Dr. Robert Mäder (1875–1945)

    Ein Kämpfer für das soziale Königtum Christi

    Prälat Dr. h.c. Robert Mäder, von 1912 bis zu seinem Tod 1945 Pfarrer von Heiliggeist und Basler Stadtdekan, galt als „Donnerer des Heili-gen Geistes“, sei es in Predigten, Artikeln oder Büchern im Dienst der katholischen Aktion. Auch wenn ich erst neun Jahre nach seinem Tod zur Welt kam, war seine Ausstrahlung noch immer zu fühlen, durch sein Grab auf dem Priesterfriedhof im Schatten unserer Mümliswiler Sankt Martins-kirche, und durch seinen Nachlass, der in Vaters Bürokasten wie ein Schatz gehütet wurde. Dass Mümliswil noch bis in die Gegenwart hinein po-litisch als „schwärzeste Gemeinde“ des Kantons Solothurn galt, hatte seine Ursache wesentlich darin, dass Robert Mäder hier 1901 seine erste Pfarrstelle angetreten und dass unser Großvater Josef Haefely-Glutz als Mäders bester Freund dann über Jahrzehnte unser Geschick als Gemeindevorsteher bestimmt hatte.

    Abbé Paul Aulagnier

    Prälat Dr. Robert Mäder

    Weihbischof Bernard Tissier de Mallerais

  • 34 35Mitteilungsblatt Juli 2020

    eines Wolfwiler Gastwirts, von Na-tur aus eher scheu gewesen. Sein Vater neigte der politischen Linken zu, und im Rückblick bekannte Pfarrer Mäder, er hätte durchaus das Potenzial zu einem sozialis-tischen Agitator gehabt. Seiner Überzeugung nach konnten sozi-ale Ungerechtigkeiten aber nicht durch Revolutionen, sondern allein durch das soziale Königtum Jesu Christi überwunden werden. Seine Predigten, die aus den päpstlichen Lehrschreiben schöpften, polarisier-ten oft. Aber der Pfarrer ging selbst mit gutem Beispiel voran, und sein Leben war von franziskanischer Einfachheit geprägt: „Seitdem ich anfing, am Schluss des Monats, was ich im Haushalt erübrigte, in die Armenkasse zu legen, fühle ich

    mich frei und froh wie ein König." Sogar der freisinnige Kantons-ratspräsident Erwin Walter, in Mümliswil einer seiner schärfs-ten politischen Geg-ner, gestand Robert

    Mäder „überragende Fähigkeiten“ und eine „absolut einwandfreie“ Lebensführung zu. Nach einem Wahltag wurden 1908 im Mümliswi-ler Pfarrhaus gar die Fensterschei-ben eingeschlagen. Am folgenden Sonntag erklärte Mäder auf der Kanzel: „Sie können alles töten, aber den Geist nicht!“ Die Täter wurden bestraft, doch in der Nacht stellten fünf Burschen die Totenbahre vor den Pfarrhofeingang. Alle starben in rascher Folge, einer noch in dersel-ben Nacht.

    Robert Mäder war schon als junger Pfarrer bewusst, dass die Erneue-rung einer Pfarrei gemeinschafts-bildende Netzwerke verlangt. In

    Mümliswil förderte er das katho-lische Ver-einswesen. In Basel gründete er eine

    katholische Mädchenschule, das von den „Helferinnen vom Heiligen Geist“ betreute Pfarreizentrum „Pro-videntia“ und den Nazareth-Verlag zur Verbreitung guter katholischer Schriften. Gleichzeitig wollte er alles vom Gebet getragen wissen. Dafür wandte er sich vor allem an die Kin-der, mit auffallenden Erhörungen. Seine Jungmänner instruierte er über aktuelle Zeitströmungen. Dabei ließ er sie gerne aus dem Stegreif zu einem gegnerischen Vorwurf oder zu einer Frage ohne Vorbereitung Stellung nehmen, was das gesunde Selbstvertrauen der jungen Männer stärkte und sie für öffentliches Auf-

    treten schulte. So scheuten sie sich nicht, beim Versuch, eine sozialde-mokratische Ortspartei zu gründen, in einer Versammlung aufzutreten, mit dem Resultat, dass dieses Vor-haben abgesagt wurde. Einer von Pfarrer Mäders Jungmännern der ersten Stunde war unser Großvater Josef Haefely-Glutz (1882–1950). Als Gemeindeammann blieb er ihm zeit seines Lebens freundschaft-lich verbunden. Hin und wieder unternahmen sie gemeinsame Ausflüge, etwa ins Tessin oder zu den Kapuzinern im Rigi-Klösterli in der Zentralschweiz. Beim Aufstieg fragte einmal eine leicht bekleidete Dame, ob das schwarze Gewand des Pfarrers nicht sehr schweißtreibend sei. Prälat Mäder meinte lakonisch, er trage gerne zu viel, was die Dame zu wenig trage. Das geistliche Kleid war für ihn Zeugnis und Auftrag. Bei einer Begegnung im Kloster Dor-nach traf er einen Kapuzinerpater

    Pfarrer Mäder war ein guter Freund unserer Großvaters und war regel mäßig mit ihm in den Ferien im Tessin oder in der Innerschweiz (Rigi klösterchen Maria Rickenbach). Großvater hatte eine Kamera mit Selbst auslöser. So entstanden immer wieder Fotos auf solchen Reisen. (Auf dem Foto oben links ist Großvater Haefely der mit dem hellen Hut.)

    Das Foto vor dem Portal der Basler Heiliggeist-Kirche mit Pfr. Mäder in der Mitte zeigt wohl die städtischen kath. Kirchenverantwortlichen. Das zweite Bild zeigt den Lehrkörper der St. Theresienschule Basel. Die schwarz gekleidete junge Frau direkt neben Pfarrer Mäder war unsere Tante Sr. Margrit-Marie Haefely, die auch Zeichnen und Musik unterrichtete. Sie war Mitglied der „Helferinnen vom Heiligen Geist“, Gemeindeschwester, und später führte sie mit ihrem jüngeren Bruder Johannes zusammen das Robert-Mäder-Sekretariat in Berikon.

  • 36 37Mitteilungsblatt Juli 2020

    Vor 75 Jahren starb Prälat Dr. Robert Mäder (1875–1945)

    beim Auspacken von Koffern, wofür der Pater seine Kutte ausgezogen hatte. Mäders Kommentar: „So, so, jetzt muss man nichts mehr sagen über den Bischof von Basel, wenn sogar die Kapuziner im Zivil gehen.“

    Ein Zeugnis für Pfarrer Mäders le-benslange Verbindung zu Mümliswil kommt in seinem „Testament des Pfarrers an seine inniggeliebten Pfarrkinder“ treffend zum Ausdruck, welches er zu seinem Abschied im Jahre 1912 verfasst hatte. Das gedruckte Dokument wurde in der Gemeinde verteilt und noch über Generationen in manchen Stuben in Ehren gehalten. Darin schreibt Mäder: „Ich galt als Vertreter der allerstrengsten Richtung. Aber ich glaube, dass jedes meiner Pfarrkin-der auch unter dem Gewande des Ernstes den Pulsschlag der Liebe gefühlt hat. Und die größte Liebe ist die Wahrheit. Ich scheide mit dem Bewusstsein, nie ein einziges meiner Pfarrkinder gehasst zu haben, auch wenn es mir nicht vergönnt war, jedem meine Liebe auf gleiche Weise zu zeigen. Habe ich trotzdem jemand durch meine Schuld beleidigt, so bitte ich im Sinne der fünften Va-terunserbitte um Vergebung. Denn auch Priester sind Menschen. Und alle Menschen fehlen.“

    Es gab Menschen im Dorf, die sich

    heftig provoziert fühlten, z.B. einen Lehrer und Kirchenchorleiter, der ihm von der Empore her bei einer Predigt ins Wort fiel und kritisierte, der Pfarrer solle auf der Kanzel nicht politisieren. Daraufhin eskalierte die Situation und der Betreffende muss-te mit seiner Familie die Gemeinde verlassen. Prälat Mäder ließ sich auch durch solche Provokationen nicht beirren. Er war der Erste in der Schweiz, der in seiner Pfarrei das Christkönigsfest mit Triduum und nächtlicher Anbetung feierte. Gemeinsam mit dem Oltner Verle-ger Otto Walter-Glutz formte er die „Schildwache“ zu einem Organ der katholischen Erneuerung im Geist des sozialen Königtums Christi. In Hitlerdeutschland wurde das Blatt 1937 verboten, was unser Großvater in einem Brief an seinem Priester-freund beklagte, weil damit viele Abonnenten ausfielen. Pfarrer Mäder war sich wohl bewusst, ein einsamer Rufer in der Wüste zu sein. Das ver-lieh ihm einen großen Lebensernst, wenn auch bei einem gelegentlichen Spaß hin und wieder sein kindlicher Schalk durchschimmerte. Deutlich sah er schon damals den Niedergang des Glaubens und der Kirche unse-rer Zeit voraus. Gegenüber seinem Freund Josef klagte er einmal: „Die Masse ist verloren, der Einzelne kann sich noch retten!“

    In seiner geliebten Mümliswiler Pfarrei wollte Robert Mäder nach seinem Heimgang 1945 zur letzten Ruhe gebettet werden. Zu seinem Nachlassverwalter hatte er unseren Großvater bestimmt. Auf diesem Weg fand der Nachlass in unser Va-terhaus, darunter einige persönliche Objekte wie sein Betstuhl, wo er so oft auf den Knien mit seinem Herrn gerungen hatte, und eine Kreuzpar-tikel, mit der er oft den Segen erteilt hatte. Auch ein Teil seiner Korre-spondenz, Predigten, Bücher und Artikel, die er hauptsächlich in der Zeitschrift „Schildwache“ veröffent-licht hatte, blieben so erhalten.

    Vor über einem Jahrzehnt bot sich mir die Gelegenheit einer Begegnung mit Maria Emanuel, dem Erbprinzen von Sachsen (1926–2012). Er lebte im Westschweizer Exil und war ein Freund der katholischen Tradition. Anlass unserer Begegnung war die

    Übergabe von Kopien eines Brief-wechsels, den Prälat Mäder einst mit seinem Vater Prinz Friedrich Christi-an geführt hatte. Darin hatte er Pfar-rer Mäder geschildert, wie der kleine Maria Emanuel die Hl. Messe schon sehr andächtig mitverfolge. Der betagte Herr des Hauses Wettin war tief bewegt, nach so vielen Jahrzehn-ten diese Dokumente in Händen zu halten. Aus dem reichen Schatz des Nachlasses schöpfen konnte auch der österreichische Priester Prof. Albert Drexel für seine Mäder-Bio-graphie „Ein Kämpfer für Christus“, die er im Jahre 1955 veröffentlichte.

    Nicht nur für unseren Großvater, sondern auch für seine Kinder blieb Pfarrer Mäders Ausstrahlung prä-gend. Unsere Tante Margrit-Marie litt als junges Mädchen immer wie-der unter „Blutstürzen“. Als Pfarrer Mäder einmal zu Besuch in Mümlis-wil weilte und sich ein solcher Anfall

    1906 – Einweihung der St. Josefskapelle in der Limmern. Die Bergbauern der Limmernhöfe wünschten eine eigene Kapelle. So entstand unter Pfr. Mäder die Sankt Josefskapelle, die 1906 eingeweiht wurde.

  • 38 39Mitteilungsblatt Juli 2020

    ereignete, ließ der besorgte Vater seinen Priesterfreund rufen, der die Tochter segnete. Von da an blieben solche Anfälle aus. Unsere Tante ließ sich dann zur Lehrerin ausbilden, wurde Mitglied der „Helferinnen vom Hl. Geist“ und unterrichtete viele Jahre in der Basler Theresienschule, wo sie für ihre musikalischen und gestalterischen Projekte von Seiten der Stadt hohes Lob erhielt. Auch das Schicksal ihres jüngeren Bruders Johannes Haefely war eng mit Pfar-rer Mäder verbunden. Als Kleinkind war er infolge einer schweren Er-krankung dem Tode nah. In höchster Not telefonierte der besorgte Vater nach seinem Priesterfreund und bat ihn um sein Gebet. „Bring den Klei-nen dann nach Basel, wenn er wie-der gesund ist!“, war die Antwort des Pfarrers. Der Hörer war kaum aufge-legt, da verlangte der kleine Johan-nes schon wieder nach der Flasche, und bald konnte er mit seinem Vater die Reise nach Basel antreten. Aus

    Dankbarkeit gegenüber ihrem geist-lichen Wohltäter gründeten die bei-den Geschwister Johannes und Sr. Margrit-Marie Haefely in den 1960er Jahren das „Robert-Mäder-Sekreta-riat“ in Berikon. Sie legten Robert Mäders Bücher neu auf und publi-zierten Kleinschriften zu verschiede-nen Aspekten des Glaubens, die vor allem seinen „Schildwache“-Artikeln entnommen wurden. Die Broschüren wurden in den letzten Jahren neu aufgelegt und sind von bleibender Aktualität.

    Mäder war ein prophetischer Mensch und sprach manchmal auch öf-fentlich von der Zukunft. Auf einer Versammlung des Volksvereins in Laupersdorf hielt er 1910 oder 1911 ein vielbeachtetes Referat, in dem er von einem kommenden Weltkrieg, vom Sturz des russischen Zarentums, von fallenden Thronen und bevor-stehenden Revolutionen sprach. Der Präsident des Vereins, Pfarr-Resignat Bobst, meinte in seinem Schlusswort: „Wir haben da unglaubliche Dinge gehört, aber wenn es Pfarrer Mäder sagt, dann muss es wahr sein.“

    Dieses Foto stammt von meinem Großvater Ammann Josef Haefely-Glutz. Er hat es in den 1920er Jahren aufgenommen, als Pfarrer Mäder, sein Priesterfreund, bereits in Basel pastorierte. Er kam aber gerne hin und wieder in seine alte Gemeinde, wo er Familien be-suchte bei einer Wanderung, so auch hier. Die Familie Bader in der Breiten war eine fromme, katholische Familie auf einem Hof östlich des Dorfes. Noch heute leben auf dem Hof ihre Nachkommen.

    Vor 75 Jahren starb Prälat Dr. Robert Mäder (1875–1945) Die Tugend der Liebe

    Pater Matthias Gaudron

    Die Ordnung in der Liebe

    Da die göttliche Liebe nicht etwas Sinnliches und Leidenschaftliches ist, sondern eine Tätigkeit unseres geistigen Willens, soll sie in der rechten Weise geordnet sein. Die kirchlichen Schriftsteller wenden hier gern ein Wort der Braut im Hohelied (2,4) an, wo sie gemäß dem Text der lateini-schen Vulgata über den Bräutigam sagt: „Er hat meine Liebe geordnet.“ So sollen auch wir Christus bitten, unsere Liebe zu ordnen.

    Gott

    Gott muss an erster Stelle und über alles geliebt werden. Christus antwortet auf die Frage des Phari-säers, welches das größte Gebot im Gesetz sei: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Ver-stand“ (Mt 22,37). Er sagt auch: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt Salomon trifft die Königin von Saba

  • 40 41Mitteilungsblatt Juli 2020

    als mich, ist meiner nicht wert“ (Mt 10,37).

    Gott muss über alles geliebt wer-den, weil er über alles gut und liebenswert ist und weil er unser Schöpfer und unser Ziel ist. Die göttliche Liebe richtet sich ja haupt-sächlich auf ihn, und die anderen Menschen sind nur wegen ihrer Beziehung zu Gott ebenfalls Objekt der göttlichen Liebe.

    Allerdings steht der Nächste uns insofern näher, als wir ihn sehen, wohingegen Gott unsichtbar ist. Darum ist die natürliche Liebe eines Menschen zu seinem Ehepart-ner oder zu seinen Kindern gefühls-mäßig oft stärker und intensiver. Dies ist eine Unvollkommenheit, die im gegenwärtigen Zustand un-serer Natur begründet ist. Es ist aber so lange keine Sünde, als man den anderen Menschen nicht mehr wertschätzt als Gott. Das Gebot der Gottesliebe erfüllt daher, wer entschlossen ist, eher den liebsten Menschen zurückzuweisen, als eine Sünde zu begehen. Die Heilige Schrift gibt hierzu ein negatives Beispiel im König Salomon, von dem sie sagt, dass er sich in sei-nem Alter von seinen Frauen zum Götzendienst verführen ließ (1 Kön 11,4). Da Salomon als überaus weise geschildert wird, kann man

    kaum glauben, dass er die Götzen für wahre Götter hielt. Er verehrte sie vielmehr, um seinen Frauen ei-nen Gefallen zu tun.

    Man muss Gott auch mehr lieben als sich selbst, d. h. eher Leiden und Nachteile ertragen als Gott beleidi-gen. Der hl. Thomas weist darauf hin, dass schon die natürliche Lie-be, wenn sie unverdorben ist, das Allgemeinwohl mehr liebt als das eigene Privatwohl.1 So opfern sich z. B. die Soldaten, um ihr Vaterland zu verteidigen. Umso mehr muss für die göttliche Liebe gelten, dass sie Gott, der das höchste Gut ist, mehr liebt als sich selbst. Wer Gott nur so lange liebt, als es ihm dabei gutgeht, ordnet Gott seinem eige-nen Wohl unter.

    Sich selbst

    Da man, nach dem Wort Christi, den Nächsten lieben soll wie sich selbst (Mt 22,39), ist die rechte Selbstliebe die Wurzel der Nächstenliebe. Kraft der rechten Selbstliebe wünscht man sich alles, was man zur Ver-vollkommnung seiner Natur und zur Erreichung seines Zieles braucht, nämlich ein genügendes Maß an materiellen Gütern, eine unseren

    Fähigkeiten entsprechende Aus-bildung, vor allem aber die Gnade Gottes. Diese Güter wünschen wir dann auch dem Nächsten.

    Da die göttliche Liebe sich auf alle erstreckt, die zu Gott gehören, so sollen wir uns vor allem als Kind und Freund Gottes betrachten und um dessentwillen lieben.

    Auch unseren Leib sollen wir lie-ben, insofern er von Gott geschaf-fen wurde und von uns für den Dienst Gottes gebraucht werden kann. „Gebt eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit hin“, fordert uns der hl. Paulus auf (Röm 6,13). Als Lohn dafür soll der Leib

    dann nach der allgemeinen Aufer-stehung am Jüngsten Tag verklärt werden und die Glückseligkeit der Seele soll auch auf ihn überfließen.

    Die falsche Selbstliebe, der Egois-mus, strebt dagegen vor allem nach sinnlichen und körperlichen Gütern und hat zudem oft keine Hemmung, sich diese Güter auch auf unrechte Weise zu beschaffen. Dadurch er-reicht der Mensch aber gerade nicht die Vollkommenheit, die ihm von Gott bestimmt ist. Die Weltsicht des Egoisten ist ein Irrtum, aus der es einmal ein böses Erwachen geben wird. „Wer die Ungerechtig-keit liebt, hasst seine eigene Seele“, heißt es darum im Ps 10,5.

    Die Tugend der Liebe

    1 S Th II-II, q.26, a.4.

    Der hl. Franziskus predigt den Vögeln

  • 42 43Mitteilungsblatt Juli 2020

    Den Nächsten

    In seinen Abschiedsreden sagte der Heiland: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr ein-ander lieben. Daran sollen alle er-kennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr untereinander Liebe habt“ (Joh 13,34 f.). Die göttliche Liebe muss so hervorstechend sein, dass man den Jünger Christi daran er-kennen kann. Nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte waren die Gläubi-gen in der Jerusalemer Urgemeinde tatsächlich „ein Herz und eine Seele“ (4,32). Tertullian schreibt, die Hei-den hätten in Bezug auf die Christen gesprochen: „Seht, wie sie einander lieben (sie selbst hassen nämlich einander), und wie sie bereit sind, füreinander zu sterben (sie selbst sind nämlich eher bereit, einander zu töten.“ 2 Der Apostel Johannes entfaltet diese Lehre in seinem ers-ten Brief 2,7–11 und 3,10–18. Nach einer von Hieronymus überlieferten Legende wiederholte der alte Johan-nes immer nur die Worte: „Kindlein, liebet einander.“ Als seine Schüler ihn fragten, warum er immer dassel-be sage, soll er geantwortet haben: „Weil es ein Gebot des Herrn ist und, wenn es getan wird, genügt.“ 3

    Das Christentum hat die Nächsten-liebe in die Welt gebracht, denn im Heidentum gab es niemanden, der für Gotteslohn Kranke pflegte, Wai-sen aufnahm und Kinder unterrich-tete, wie es vor allem die Ordensleu-te getan haben.

    Auch die Sünder sind von dieser Liebe nicht auszuschließen, da sie immer noch des ewigen Lebens fä-hig sind. Freilich sollen wir sie nicht lieben, insofern sie Sünder sind. Die christliche Nächstenliebe hält die Mitte zwischen einem pharisä-ischen Hochmut, der mit Sündern nichts zu tun haben will, und der liberalen Gleichgültigkeit, für die je-der nach seiner Façon selig werden soll. Der Sünder muss umkehren, um das Heil erlangen zu können. Wir sollen also die Sünde in ihm hassen, ihn selbst aber lieben. Das Gebet und Opfer für die Bekehrung der Sünder – wie es die Muttergot-tes in Fatima in besonderer Weise gewünscht hat – ist darum eine wichtige Tat der Nächstenliebe.

    Aus dem gleichen Grund dürfen wir selbst unsere Feinde nicht hassen, denn Christus sagt: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen“ (Mt 5,44). Wenigstens in allgemeiner Weise muss man für sie beten, und von Wohltaten, die man z. B. einer Gemeinschaft erweist,

    darf man sie nicht ausschlie-ßen. Man muss auch bereit sein, einem Feind zu Hilfe zu kommen, wenn er in große materielle oder geistliche Not geraten ist, wie der hl. Paulus im Anschluss an Sprichwörter 25,21 lehrt: „Wenn deinen Feind hungert, gib ihm vielmehr zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Indem du das tust, sammelst du glühende Koh-len auf sein Haupt. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute“ (Röm 12,20 f.).

    Außerhalb besonderer Not ist man allerdings nicht verpflichtet, einem Feind besondere Zeichen der Liebe zu geben. Wenn manche Heilige ihre Feinde behandelt haben, als wären sie ihre größten Wohltäter, gaben sie damit jedoch ein Beispiel für die Vollkommenheit der Liebe.

    Nächsten-, nicht Fernstenliebe

    Da die christliche Liebe eine Nächs-ten- und nicht eine Fernstenliebe sein soll, haben diejenigen, mit de-nen wir in besonderer Weise verbun-den sind, auch den ersten Anspruch auf unsere Liebe. Es wäre also keine große Nächstenliebe, wenn jemand

    zwar den Armen in fernen Ländern große Summen spenden, gleichzeitig aber die eigenen Eltern notleiden lassen oder mit seinen Nachbarn in beständigem Streit leben würde. Wir sollen also unserer Familie und unseren Freunden zuerst Gutes tun, ebenso denen, die mit uns im Glau-ben verbunden sind. So schreibt der hl. Paulus: „Lasst uns das Gute wirken gegen alle, am meisten aber gegen die Hausgenossen des Glau-bens“ (Gal 6,10). Durch die Taufe sind wir mit den anderen Gläubigen in Christus eingepflanzt worden und bilden mit ihnen eine Familie, die das gemeinsame Haus Gottes, die Kirche, bewohnt.

    Das soll natürlich nicht bedeuten, dass wir die Armen in fernen Ländern vergessen dürfen. Da in unseren Ländern normalerweise niemand allzu große materielle Not leiden muss, sollen wir den Armen in anderen Ländern selbstverständ-lich etwas von unserem Überfluss abgeben.

    Die Tugend der Liebe

    2 Apol. 39; PL 1, 471.3 Ad Gal. III, 6,10; PL 26, 261.

    Almosen geben – ein Akt der Liebe

  • 44 45Mitteilungsblatt Juli 2020

    Erzbischof Marcel Lefebvre

    Dispositionen für die Teilnahme

    an der Messe Sich mit Jesus darbringen

    Aus der Textsammlung: Das geistliche Leben (in Vorbereitung)

    Bei der Messe ist es unser Herr, der die Opfergabe darbringt, und er ist es, der dargebracht wird. Wir sind also hineingenommen in diese Einheit un-seres Herrn Jesus Christus, und folglich sind wir zugleich schon ein biss-chen Priester und Opfergaben, wir bringen uns mit unserem Herrn zum Opfer dar, aber er ist der Priester und er ist die Opfergabe. Er zieht uns bei der Darbringung der Opfergabe mit sich als Glieder seines mystischen Lei-bes. Wir können uns nichts Schöneres, nichts Tieferes, nichts Tröstlicheres vorstellen als dieses Opfer, denn wir können uns für uns keine vollkom-menere Hinopferung vorstellen. Das wäre nicht möglich, wenn wir nicht durch die heiligmachende Gnade mit unserem Herrn vereint wären. Wir könnten dann zwar versuchen, dem lieben Gott unsere Seele, unser Herz, unseren Leib darzubringen, unser Leben darzubringen, aber Sie sehen – was für ein Unterschied! Da wir von unserem Herrn getrennt sind – vor allem mit der Befleckung durch die Erbsünde! –, würde unser Opfer nicht zu Gott gelangen, weil wir ohne die Gnade im Stand von Sündern sind. Aber jetzt, nunmehr geheiligt durch die Gegenwart der heilig machenden Gnade in uns, als Brüder unseres Herrn in dieser Teilhabe an der gött-lichen Natur, ist es offensichtlich, dass unser Opfer die Dimension des Opfers unseres Herrn annimmt in dem Maß, als wir mit ihm vereint sind. 1

    Nach einem schönen Bild des hl. Paulus gleicht jemand, der seinen Nächsten Gutes tut, einem Sämann. „Wer spärlich sät, wird spärlich ern-ten; wer in Segensfülle sät, wird in Segensfülle ernten“ (2 Kor 9,6).

    Die unvernünftige Kreatur?

    Da die unvernünftigen Geschöpfe keinen Anteil am göttlichen Leben und der ewigen Seligkeit haben, können wir sie nicht auf die gleiche Weise lieben wie Engel und Men-schen. Wir können sie aber lieben, insofern sie Güter sind, die wir anderen wünschen und die wir zur Ehre Gottes und zum Nutzen der

    Menschen gebrauchen wollen, denn auf diese Weise liebt auch Gott sie: „Du liebst alles, was ist, und ver-abscheust nichts von dem, was du geschaffen hast“ (Weish 11,27).

    So liebte der hl. Franz von Assisi die Gestirne, Blumen, Tiere etc., insofern sie von Gott erzählen und seine Herrlichkeit verkünden, wo-von sein „Sonnengesang“ ein beein-druckendes Beispiel ist: „Sei gelobt, mein Herr, mit all Deinen Kreatu-ren. Sonderlich mit der hohen Frau, unserer Schwester, der Sonne, die den Tag macht und mit ihrem Licht uns leuchtet, wie schön in den Höhn und prächtig in mächtigem Glanze bedeutet sie, Herrlicher, Dich! …“

    Die Tugend der Liebe

    1 Exerzitien für Seminaristen, Ecône, 22. September 1978.

    Jesus im Gespräch mit Petrus und Andreas

  • 46 47Mitteilungsblatt Juli 2020

    Mit Unserer Lieben Frau vom Mitleiden vereint

    Dadurch, dass sich der Gläubige im Verlauf der Messe mit dem Opfer Jesu Christi, des Priesters und der Opfergabe, vereinigt, ist er eingeladen, sich auch mit dem Mitleiden Unserer Lieben Frau am Fuß des Kreuzes zu vereini-gen.

    Die allerseligste Jungfrau Maria, die am vollkommensten, am tiefs-ten am Kreuzesopfer teilgenommen hat und darum auch am Messopfer, ist der Mensch, der nach unserem Herrn selbst wirklich am besten das heilige Messopfer verstanden hat. Sie kann Ihnen die Erklärung des Geheimnisses des heiligen Messopfers geben. Als sie auf dem Kalvarienberg war, neben dem Kreuz, da war es, dass sie am meis-ten an diesem großen Geheimnis des Kreuzesopfers teilgenommen hat. „Die Mutter Jesu stand auf-recht beim Kreuz“ – das Evange-lium sagt es. Ihr Herz wurde mit dem Schwert durchbohrt, in jenem Augenblick, als sie die Schmerzen ihres Sohnes sah. Sie hat demnach mitgelitten, sie hat die Passion unseres Herrn geteilt, das Kreuzes-opfer.

    Um daher bestmöglich am heiligen Messopfer teilzunehmen, um wirk-lich während seines ganzen Lebens mit dem Kreuzesopfer vereint zu sein, ist es gut, sich unter den Schutz Unserer Lieben Frau vom Mitleiden, Unserer Lieben Frau von den Schmerzen zu stellen. 3

    Wenn wir während des Messopfers vor dem Altar stehen, können wir wirklich sagen, dass wir zugegen sind, wie wenn wir neben der al-lerseligsten Jungfrau, dem heiligen Johannes und der heiligen Maria Magdalena stünden, am Fuß des Kreuzes. Das ist völlig dasselbe. Das Blut unseres Herrn belebt un-sere Seele. Bei den eucharistischen Wundern fließt das Blut aus der Hostie. Das Blut ist wirklich in der Hostie gegenwärtig. 4

    Es scheint mir, dass die allerseligs-te Jungfrau Maria, die sich nahe am Kreuz befindet, Unsere Liebe Frau vom Mitleiden, Unsere Liebe Frau, die Miterlöserin, jeden von uns einlädt, jede menschliche Kreatur, die in dieser Welt geboren wird. Sie nimmt uns gewissermaßen bei der Hand, um uns zum Kalvarienberg zu führen, um uns an den Verdiens-ten unseres Herrn Jesus Christus teilnehmen zu lassen. 5

    Die Messe – Quelle der christlichen Tugenden

    Alle christlichen Tugenden kommen vom heiligen Messopfer. Ich weiß nicht, ob Sie das gelegentlich eines Hochamtes, einer schönen Zeremo-nie – fast möchte ich sagen: phy-sisch –, spüren. Wenn das Opfer der Messe mit all seinem Glanz gefeiert wird, mit all seinem Ausdruck, mit all seiner Bedeutungstiefe, kann man nicht schlechter von dort hin-ausgehen, als man hineingegangen ist. Außer wenn man ein Herz aus Stein hat, oder wenn man nichts von der Zeremonie versteht, oder wenn man sich überhaupt nicht mit ihr vereinigt. Es ist unmöglich, dass man nicht besser hinausgeht, dass man nicht reiner hinausgeht – weil man sich dem Himmel genähert hat. All die Worte, die Gesten, die Zeichen im Verlauf dieser Zeremo-nien, all das ist heilig, ist schön, erhebt unsere Seele und reinigt sie demnach. Das hilft, die Keuschheit des Priesters zu begreifen. Da er im Herzen dieses himmlischen Opfers steht, ist es normal, dass der Pries-ter keine Gedanken an die Welt mehr hat, nicht einmal an die Din-ge, die erlaubt wären. All das wird ihm völlig fremd, weil sein Herz seiner Messe gehört, sein Herz ge-hört unserem Herrn Jesus Christus, sein Herz ist am Kreuz mit unse-

    rem Herrn Jesus Christus. Und die Christen spüren es auch, sie haben das nötig. 6

    Wir müssen das heilige Messopfer mit dem Bewusstsein verlassen, dass wir uns mit dem vereinigt haben, der alles ist – wir, die wir nichts sind. 7

    Erzbischof Marcel Lefebvre

    2 Stabat mater Jesu juxta crucem (nach Joh 19, 25).

    3 Vortrag für die Schwestern der Bruderschaft, Ecône, 19. November 1974.

    4 Geistlicher Vortrag, Ecône, 2. Dezember 1974.5 Predigt, Mariazell, 8. September 1975.6 Geistlicher Vortrag, Ecône, 2. Dezember 1974.7 Predigt zur Diakonatsweihe und den Niederen

    Weihen, Ecône, 3. April 1976.

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    Vor 150 JahrenIm treuen Anschluss also an die Überlieferung, wie Wir sie von der ersten Zeit des Christentums an überkommen haben, lehren Wir zur Ehre Gottes, unsres Heilandes, zur Verherrlichung der katholischen Religion und zum Heil der christlichen Völker, unter Zustimmung des heiligen Konzils, und erklären es als von Gott geoffenbartes Dogma: Wenn der römische Papst „ex Cathedra“ spricht – das heißt, wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen mit seiner höchsten Apostolischen Autori-tät erklärt, dass eine Lehre, die den Glauben oder das sittliche Leben be-trifft, von der ganzen Kirche gläubig festzuhalten ist –, dann besitzt er kraft des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen wurde, eben jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei Ent-scheidungen in der Glaubens- und Sittenlehre ausgerüstet wissen wollte. Deshalb lassen solche Lehrentscheidungen des römischen Papstes keine Abänderung mehr zu, und zwar schon von sich aus, nicht erst infolge der Zustimmung der Kirche. Wer sich aber vermessen sollte, was Gott verhüte, dieser Unserer Glaubensentscheidung zu widersprechen: der sei im Bann.

    Vor 150 Jahren, am 18. Juli 1870, wurde mit der Konstitution Pastor aeternus des I. Vatikanischen Konzils die päpstliche Unfehlbarkeit als Glaubenssatz verkündet.

  • 50 Mitteilungsblatt Juli 2020

    01.07. Mittwoch Fest des Kostbaren Blutes Unseres Herrn Jesus Christus (1. Kl.)

    02.07. Donnerstag Fest Mariä Heimsuchung (2. Kl.)

    03.07. Freitag Hl. Irenäus (3. Kl.)

    04.07. Samstag Hl. Maria am Samstag (4. Kl.)

    05.07. Sonntag 5. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)

    06.07. Montag Wochentag (4. Kl.)

    07.07. Dienstag Hll. Cyrillus und Methodius (3. Kl.)

    08.07 Mittwoch Hl. Königin Elisabeth (3. Kl.)

    09.07 Donnerstag Wochentag (4. Kl.)

    10.07. Freitag Hll. Sieben Brüder und hll. Rufinus und Secunda (3. Kl.)

    11.07. Samstag Hl. Maria am Samstag (4. Kl.)

    12.07. Sonntag 6. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)

    13.07. Montag Wochentag (4. Kl.)

    14.07. Dienstag Hl. Bonaventura (3. Kl.)

    15.07. Mittwoch Hl. Kaiser Heinrich (3. Kl.)

    16.07. Donnerstag Wochentag (4. Kl.)

    17.07. Freitag Wochentag (4. Kl.)

    18.07. Samstag Hl. Kamillus von Lellis (3. Kl.)

    19.07. Sonntag 7. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)

    20.07. Montag Hl. Hieronymus Ämiliani (3. Kl.)

    21.07. Dienstag Hl. Laurentius von Brindisi (3. Kl.)

    22.07. Mittwoch Hl. Maria Magdalena (3. Kl.)

    23.07. Donnerstag Hl. Apollinaris (3. Kl.)

    24.07. Freitag Wochentag (4. Kl.)

    25.07. Samstag Hl. Jakobus der Ältere (2. Kl.)

    26.07. Sonntag 8. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)

    27.07. Montag Wochentag (4. Kl.)

    28.07. Dienstag Hll. Nazarius, Celsus, Victor und Innozenz (3. Kl.)

    29.07. Mittwoch Hl. Martha (3. Kl.)

    30.07. Donnerstag Wochentag (4. Kl.)

    31.07. Freitag Hl. Ignatius von Loyola (3. Kl.)

    Liturgischer KalenderJuli 2020

    Termine des deutschen Distrikts 2020:

    Ferienlagertermine Sommer 2020

    Juli 21.07. – 31.07. Kajak an der Soča (Jungs 14-21 Jahre) P. Steinle Slowenien

    27.07 – 05.08. Viva l‘Italia (Jungs 15-18 Jahre) P. Merkle/ P. Maas

    Norditalien

    Aug. 01.08. – 11.08. Mädchenlager Allgäu (7-16 Jahre) Schwestern Göffingen/ Sonthofen (Allgäu) geistl. Betreuung

    Pater Stigloher

    03.08. – 15.08. Bubenlager Allgäu (8-14 Jahre) P. Reiser/P. Lorenzo

    Niedersonthofen (Allgäu)

    10.08. – 22.08. Mädchenlager Schwarzwald Frau Trutt/

    (8-12 Jahre) geistl. Betreuung

    Münstertal (Schwarzwald) Pater Huber

    Juli Fr. 17.07. – So. 19.07. Wallfahrt München – Altötting Altötting abgesagt!

    Fr. 24.07. – So. 26.07. KJB-Sporttreffen Männer, Göffingen P. Reiser

    Sept. Sa. 05.09. – So. 06.09. Distriktswallfahrt, Fulda P. Mählman abgesagt!

    So. 06.09. – Fr. 11.09. KJB – Schulung II, Taunus P. Reiser

    Do. 10.09. – So. 20.09. Erholung für Leib und Seele (M/F)

    Porta Caeli P. Schmitt

    Mi. 30.09. – Mo. 05.10. KJB – Romfahrt, Rom P. Reiser

    Okt. Fr. 02.10. – So. 04.10. Ärztetagung, Porta Caeli P. M.P. Pfluger

    Sa. 24.10. – Mo. 26.10. Internationale Jubiläumswallfahrt,

    Lourdes

    Nov. Fr. 06.11. – So. 08.11. KJB – Gruppenführertreffen II P. Reiser

    Dez. Di. 01.12. – So. 06.12. Gregorianik-Woche, Porta Caeli Herr R. Klotz

  • Juli So. 12.07. – Sa. 18.07. Ferienlager für kleine österr. Buben in der Steiermark So. 12.07. – Sa. 25.07. Ferienlager für kleine tschech. Buben

    Sa. 25.07. – Sa. 08.08. Ferienlager für kleine Mädchen in Jaidhof

    Di. 28.07. – Do. 30.07. Fußwallfahrt nach Mariazell

    Sept. Mi. 23.09. – So. 27.09. Choralschulung in Jaidhof

    Okt. Fr. 02.10. – So. 04.10. KJB-Österreichtreffen in Jaidhof So. 04.10. Nationale Wallfahrt nach Mariazell

    Sa. 17.10. Wallfahrt nach Maria Luggau

    Nov. Sa. 07.11. Sühnewallfahrt nach Mariazell Sa. 28.11. – So. 29.11. Adventmarkt in Jaidhof

    Termine des österreichischen Distrikts 2020: Termine des Schweizer Distrikts 2020:

    Drittordenstreffen:

    Sa. 14. November Wil

    Hl. Messen in San Damiano:

    Fr. 3. – So. 5. Juli

    Fr. 31. Juli – So. 2. August

    Fr. 4. – So. 6. September

    Fr. 2. – So. 4. Oktober

    Fr. 6. – So. 8. November

    Fr. 4. – So. 6. Dezember

    Chorwoche:

    Sa. 25. Juli – So. 2. August

    Wallfahrten:

    Sa. 1. August Bürglen

    Sa. 22. – So. 23. August Flüeli

    Sa. 24. – Mo. 26. Oktober Lourdes

    Kundgebung "Ja zum Kind":

    Sa. 4. Juli Genf W

    Sa. 1. August wird mit der Wallfahrt

    nach Bürglen kombiniert

    D/W

    Sa. 5. September Zug D

    Sa. 3. Oktober Fribourg W

    Sa. 7. November Luzern D

    Sa. 5. Dezember Sion W

    Lager:

    Mo. 13. – Sa. 25. Juli Bubenlager (8-15 J.)

    in 7189 Tschamut GR

    Mo. 13. – Sa. 25. Juli Mädchenlager (8-15 J.)

    in 7188 Sedrun

    Jubiläum in Ecône:

    Do. 24. September Feier 50 Jahre FSSPX

    Fernkatechismusfür Kinder und Jugendliche

    Die Schwestern der Priesterbruderschaft St. Pius X. bieten einen Fernkatechismus an. Anhand dieses Fernkurses können die Kinder zu Hause die Glaubenswahrheiten der katholischen Religion erlernen. Hausaufgaben werden eingesandt und von den Schwestern bearbeitet. Der monatliche Versand (für unter-schiedliche Jahr gänge) beginnt Ende August.

    Ein Katechismusjahr: Kosten (Jahresbeiträge): Deutschland: 40 € / nur Aufgaben: 20 € Ausland: 50 € bzw. 50 SFr / nur Aufgaben: 25 € bzw. 25 SFr

    8. Jahr für Jugendliche: „Was glaubt ein junger Katholik?“ Kosten (Jahresbeiträge): Deutschland: 40 €, Ausland 50 € bzw. 50 SFr

    Firmergänzung 5,00 € Kommunionergänzung 7,00 €