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Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT- Administrator? Rechtsanwalt Thomas Feil Fachanwalt für Informationstechnologierecht Fachanwalt für Arbeitsrecht

Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

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Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?. Rechtsanwalt Thomas Feil Fachanwalt für Informationstechnologierecht Fachanwalt für Arbeitsrecht. Überblick. Teil 1Grundzüge der Arbeitnehmerhaftung Teil 2Delegation – klare Verantwortungen Teil 3Typische Risikofelder. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

ArbeitnehmerhaftungWie gefaumlhrlich lebt ein IT-Administrator

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr Informationstechnologierecht

Fachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Uumlberblick

Teil 1 Grundzuumlge der Arbeitnehmerhaftung

Teil 2 Delegation ndash klare Verantwortungen

Teil 3 Typische Risikofelder

Teil 1

Grundzuumlge der

Arbeitnehmerhaftung

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Arbeitnehmerhaftung

Begriff

Der Begriff Arbeitnehmerhaftung beschreibt die Haftung des AN fuumlr solche Schaumlden die er seinem AG in Verrichtung seiner beruflichen Taumltigkeiten zufuumlgt

Ziele

Es geht also um die Klaumlrung der Frage ob und wenn ja in welchem Umfang ein AN fuumlr Schaumlden verantwortlich gemacht werden kann die ihm in Erfuumlllung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten unterlaufen

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben Voraussetzungen der Haftung

Rechtliche Vorgaben

Grundsatz

Jeder hat im Rahmen einer vertraglichen Beziehung dem anderen nur die

Schaumlden zu ersetzen die er auch zu vertreten hat (Stichwort

Verschulden)

Gehaftet wird fuumlr

- vertragliche Pflichtverletzungen (sect 280 Abs 1 BGB)

- unerlaubte Handlungen (sect 823 ff BGB)

Bezogen auf den Arbeitsvertrag sind somit relevant

- Verstoumlszlige gegen arbeitsvertragliche Pflichten

- Verletzungen von absolut geschuumltzten Rechten oder Schutzrechten

Einschraumlnkungen im Arbeitsverhaumlltnis

sect 619a BGB ndash Beweislastumkehr

Bei einem Verstoszlig gegen arbeitsvertragliche Pflichten hat der AG den Nachweis zu erbringen dass der Schaden auf ein

Verschulden des AN zuruumlckzufuumlhren ist

Haftungsbeschraumlnkung bei bdquobetrieblich veranlasster Taumltigkeitldquo(sog bdquoinnerbetrieblicher Schadensausgleichldquo)

Dazu spaumlter mehr

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 2: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Uumlberblick

Teil 1 Grundzuumlge der Arbeitnehmerhaftung

Teil 2 Delegation ndash klare Verantwortungen

Teil 3 Typische Risikofelder

Teil 1

Grundzuumlge der

Arbeitnehmerhaftung

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Arbeitnehmerhaftung

Begriff

Der Begriff Arbeitnehmerhaftung beschreibt die Haftung des AN fuumlr solche Schaumlden die er seinem AG in Verrichtung seiner beruflichen Taumltigkeiten zufuumlgt

Ziele

Es geht also um die Klaumlrung der Frage ob und wenn ja in welchem Umfang ein AN fuumlr Schaumlden verantwortlich gemacht werden kann die ihm in Erfuumlllung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten unterlaufen

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben Voraussetzungen der Haftung

Rechtliche Vorgaben

Grundsatz

Jeder hat im Rahmen einer vertraglichen Beziehung dem anderen nur die

Schaumlden zu ersetzen die er auch zu vertreten hat (Stichwort

Verschulden)

Gehaftet wird fuumlr

- vertragliche Pflichtverletzungen (sect 280 Abs 1 BGB)

- unerlaubte Handlungen (sect 823 ff BGB)

Bezogen auf den Arbeitsvertrag sind somit relevant

- Verstoumlszlige gegen arbeitsvertragliche Pflichten

- Verletzungen von absolut geschuumltzten Rechten oder Schutzrechten

Einschraumlnkungen im Arbeitsverhaumlltnis

sect 619a BGB ndash Beweislastumkehr

Bei einem Verstoszlig gegen arbeitsvertragliche Pflichten hat der AG den Nachweis zu erbringen dass der Schaden auf ein

Verschulden des AN zuruumlckzufuumlhren ist

Haftungsbeschraumlnkung bei bdquobetrieblich veranlasster Taumltigkeitldquo(sog bdquoinnerbetrieblicher Schadensausgleichldquo)

Dazu spaumlter mehr

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 3: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Teil 1

Grundzuumlge der

Arbeitnehmerhaftung

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Arbeitnehmerhaftung

Begriff

Der Begriff Arbeitnehmerhaftung beschreibt die Haftung des AN fuumlr solche Schaumlden die er seinem AG in Verrichtung seiner beruflichen Taumltigkeiten zufuumlgt

Ziele

Es geht also um die Klaumlrung der Frage ob und wenn ja in welchem Umfang ein AN fuumlr Schaumlden verantwortlich gemacht werden kann die ihm in Erfuumlllung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten unterlaufen

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben Voraussetzungen der Haftung

Rechtliche Vorgaben

Grundsatz

Jeder hat im Rahmen einer vertraglichen Beziehung dem anderen nur die

Schaumlden zu ersetzen die er auch zu vertreten hat (Stichwort

Verschulden)

Gehaftet wird fuumlr

- vertragliche Pflichtverletzungen (sect 280 Abs 1 BGB)

- unerlaubte Handlungen (sect 823 ff BGB)

Bezogen auf den Arbeitsvertrag sind somit relevant

- Verstoumlszlige gegen arbeitsvertragliche Pflichten

- Verletzungen von absolut geschuumltzten Rechten oder Schutzrechten

Einschraumlnkungen im Arbeitsverhaumlltnis

sect 619a BGB ndash Beweislastumkehr

Bei einem Verstoszlig gegen arbeitsvertragliche Pflichten hat der AG den Nachweis zu erbringen dass der Schaden auf ein

Verschulden des AN zuruumlckzufuumlhren ist

Haftungsbeschraumlnkung bei bdquobetrieblich veranlasster Taumltigkeitldquo(sog bdquoinnerbetrieblicher Schadensausgleichldquo)

Dazu spaumlter mehr

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 4: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Arbeitnehmerhaftung

Begriff

Der Begriff Arbeitnehmerhaftung beschreibt die Haftung des AN fuumlr solche Schaumlden die er seinem AG in Verrichtung seiner beruflichen Taumltigkeiten zufuumlgt

Ziele

Es geht also um die Klaumlrung der Frage ob und wenn ja in welchem Umfang ein AN fuumlr Schaumlden verantwortlich gemacht werden kann die ihm in Erfuumlllung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten unterlaufen

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben Voraussetzungen der Haftung

Rechtliche Vorgaben

Grundsatz

Jeder hat im Rahmen einer vertraglichen Beziehung dem anderen nur die

Schaumlden zu ersetzen die er auch zu vertreten hat (Stichwort

Verschulden)

Gehaftet wird fuumlr

- vertragliche Pflichtverletzungen (sect 280 Abs 1 BGB)

- unerlaubte Handlungen (sect 823 ff BGB)

Bezogen auf den Arbeitsvertrag sind somit relevant

- Verstoumlszlige gegen arbeitsvertragliche Pflichten

- Verletzungen von absolut geschuumltzten Rechten oder Schutzrechten

Einschraumlnkungen im Arbeitsverhaumlltnis

sect 619a BGB ndash Beweislastumkehr

Bei einem Verstoszlig gegen arbeitsvertragliche Pflichten hat der AG den Nachweis zu erbringen dass der Schaden auf ein

Verschulden des AN zuruumlckzufuumlhren ist

Haftungsbeschraumlnkung bei bdquobetrieblich veranlasster Taumltigkeitldquo(sog bdquoinnerbetrieblicher Schadensausgleichldquo)

Dazu spaumlter mehr

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 5: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Arbeitnehmerhaftung

Begriff

Der Begriff Arbeitnehmerhaftung beschreibt die Haftung des AN fuumlr solche Schaumlden die er seinem AG in Verrichtung seiner beruflichen Taumltigkeiten zufuumlgt

Ziele

Es geht also um die Klaumlrung der Frage ob und wenn ja in welchem Umfang ein AN fuumlr Schaumlden verantwortlich gemacht werden kann die ihm in Erfuumlllung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten unterlaufen

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben Voraussetzungen der Haftung

Rechtliche Vorgaben

Grundsatz

Jeder hat im Rahmen einer vertraglichen Beziehung dem anderen nur die

Schaumlden zu ersetzen die er auch zu vertreten hat (Stichwort

Verschulden)

Gehaftet wird fuumlr

- vertragliche Pflichtverletzungen (sect 280 Abs 1 BGB)

- unerlaubte Handlungen (sect 823 ff BGB)

Bezogen auf den Arbeitsvertrag sind somit relevant

- Verstoumlszlige gegen arbeitsvertragliche Pflichten

- Verletzungen von absolut geschuumltzten Rechten oder Schutzrechten

Einschraumlnkungen im Arbeitsverhaumlltnis

sect 619a BGB ndash Beweislastumkehr

Bei einem Verstoszlig gegen arbeitsvertragliche Pflichten hat der AG den Nachweis zu erbringen dass der Schaden auf ein

Verschulden des AN zuruumlckzufuumlhren ist

Haftungsbeschraumlnkung bei bdquobetrieblich veranlasster Taumltigkeitldquo(sog bdquoinnerbetrieblicher Schadensausgleichldquo)

Dazu spaumlter mehr

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 6: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Arbeitnehmerhaftung

Begriff

Der Begriff Arbeitnehmerhaftung beschreibt die Haftung des AN fuumlr solche Schaumlden die er seinem AG in Verrichtung seiner beruflichen Taumltigkeiten zufuumlgt

Ziele

Es geht also um die Klaumlrung der Frage ob und wenn ja in welchem Umfang ein AN fuumlr Schaumlden verantwortlich gemacht werden kann die ihm in Erfuumlllung seiner arbeitsvertraglichen Pflichten unterlaufen

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben Voraussetzungen der Haftung

Rechtliche Vorgaben

Grundsatz

Jeder hat im Rahmen einer vertraglichen Beziehung dem anderen nur die

Schaumlden zu ersetzen die er auch zu vertreten hat (Stichwort

Verschulden)

Gehaftet wird fuumlr

- vertragliche Pflichtverletzungen (sect 280 Abs 1 BGB)

- unerlaubte Handlungen (sect 823 ff BGB)

Bezogen auf den Arbeitsvertrag sind somit relevant

- Verstoumlszlige gegen arbeitsvertragliche Pflichten

- Verletzungen von absolut geschuumltzten Rechten oder Schutzrechten

Einschraumlnkungen im Arbeitsverhaumlltnis

sect 619a BGB ndash Beweislastumkehr

Bei einem Verstoszlig gegen arbeitsvertragliche Pflichten hat der AG den Nachweis zu erbringen dass der Schaden auf ein

Verschulden des AN zuruumlckzufuumlhren ist

Haftungsbeschraumlnkung bei bdquobetrieblich veranlasster Taumltigkeitldquo(sog bdquoinnerbetrieblicher Schadensausgleichldquo)

Dazu spaumlter mehr

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 7: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben Voraussetzungen der Haftung

Rechtliche Vorgaben

Grundsatz

Jeder hat im Rahmen einer vertraglichen Beziehung dem anderen nur die

Schaumlden zu ersetzen die er auch zu vertreten hat (Stichwort

Verschulden)

Gehaftet wird fuumlr

- vertragliche Pflichtverletzungen (sect 280 Abs 1 BGB)

- unerlaubte Handlungen (sect 823 ff BGB)

Bezogen auf den Arbeitsvertrag sind somit relevant

- Verstoumlszlige gegen arbeitsvertragliche Pflichten

- Verletzungen von absolut geschuumltzten Rechten oder Schutzrechten

Einschraumlnkungen im Arbeitsverhaumlltnis

sect 619a BGB ndash Beweislastumkehr

Bei einem Verstoszlig gegen arbeitsvertragliche Pflichten hat der AG den Nachweis zu erbringen dass der Schaden auf ein

Verschulden des AN zuruumlckzufuumlhren ist

Haftungsbeschraumlnkung bei bdquobetrieblich veranlasster Taumltigkeitldquo(sog bdquoinnerbetrieblicher Schadensausgleichldquo)

Dazu spaumlter mehr

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 8: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Rechtliche Vorgaben

Grundsatz

Jeder hat im Rahmen einer vertraglichen Beziehung dem anderen nur die

Schaumlden zu ersetzen die er auch zu vertreten hat (Stichwort

Verschulden)

Gehaftet wird fuumlr

- vertragliche Pflichtverletzungen (sect 280 Abs 1 BGB)

- unerlaubte Handlungen (sect 823 ff BGB)

Bezogen auf den Arbeitsvertrag sind somit relevant

- Verstoumlszlige gegen arbeitsvertragliche Pflichten

- Verletzungen von absolut geschuumltzten Rechten oder Schutzrechten

Einschraumlnkungen im Arbeitsverhaumlltnis

sect 619a BGB ndash Beweislastumkehr

Bei einem Verstoszlig gegen arbeitsvertragliche Pflichten hat der AG den Nachweis zu erbringen dass der Schaden auf ein

Verschulden des AN zuruumlckzufuumlhren ist

Haftungsbeschraumlnkung bei bdquobetrieblich veranlasster Taumltigkeitldquo(sog bdquoinnerbetrieblicher Schadensausgleichldquo)

Dazu spaumlter mehr

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 9: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Einschraumlnkungen im Arbeitsverhaumlltnis

sect 619a BGB ndash Beweislastumkehr

Bei einem Verstoszlig gegen arbeitsvertragliche Pflichten hat der AG den Nachweis zu erbringen dass der Schaden auf ein

Verschulden des AN zuruumlckzufuumlhren ist

Haftungsbeschraumlnkung bei bdquobetrieblich veranlasster Taumltigkeitldquo(sog bdquoinnerbetrieblicher Schadensausgleichldquo)

Dazu spaumlter mehr

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 10: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Inhalt

Was bedeutet Arbeitnehmerhaftung

Rechtliche Vorgaben

Voraussetzungen der Haftung

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 11: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Voraussetzungen der Haftung eines Arbeitnehmers

Es muumlssen vorliegen

Verletzungshandlung

Schaden

Kausalitaumlt

Verschulden

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 12: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Verletzungshandlung

Pflichtverletzung (sect 280 Abs 1 BGB) gemeint ist Verletzung einer arbeitsvertraglichen Pflicht

maszliggeblich in erster Linie Vorgaben des Arbeitsvertrages

daneben Grundsatz dass berufsgruppenspezifische Fertigkeiten und

Kenntnisse einzusetzen sowie erteilte Weisungen zu beachten sind

Rechtsgutsverletzung (sect 823 ff BGB) Verletzung Rechtsguumltern wie Leib Leben Gesundheit oder Eigentum

Schutzrechtsverletzungen Verletzung von Urheber- oder Markenrechten und dergleichen

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 13: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Schaden

Der AG muss einen Schaden erlitten haben

Schaden ist jede Einbuszlige an Lebens- oder Vermoumlgensguumltern

SchadensartenVermoumlgensschaumlden

- sectsect 249 - 252 BGB

- alle Nachteile die sich geldwert beziffern lassen

Nichtvermoumlgensschaumlden

- sect 253 BGB

- wenig relevant nur wenn durch Gesetz ausdruumlcklich bestimmt- im Prinzip nur Schmerzensgeld

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 14: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Typische Vermoumlgensschaumlden

Restitutionskosten fuumlr geschaumldigte Rechtsguumlter

Kosten aufgrund einer Haftung gegenuumlber Dritten

(Gewaumlhrleistung Schadensersatz)

entgangener Gewinn

ferner Heil- und Pflegekosten bei Personenschaumlden

Verlust von Schadensfreiheitsrabatten nach Inanspruchnahme

von Versicherungen

Kosten der Rechtsverfolgung -verteidigung

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 15: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Kausalitaumlt

Ursaumlchlicher Zusammenhang

Der Schaden des AG muss durch die Verletzungshandlung des AN entstanden sein

Kausal ist ein Verhalten wenn

ohne das Verhalten die Rechtsgutsverletzung ausgeblieben waumlre

und

das Verhalten allgemein und nicht nur unter ganz unwahrscheinlichen Umstaumlnden zu der Verletzung fuumlhren konnte

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 16: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Verschulden

Grundsaumltzlich wird fuumlr Vorsatz und jede Form der Fahrlaumlssigkeit

gehaftet

Vorsatz liegt vor bei bewusstem und gewolltem Handeln

Fahrlaumlssigkeit liegt vor wenn der AN die fuumlr seine Arbeit

erforderliche Sorgfalt auszliger Acht laumlsst

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 17: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Haftungsbeschraumlnkung im Arbeitsverhaumlltnis

Der AN haftet nur begrenzt gegenuumlber dem AG Die Haftung ist

abhaumlngig vom

Grad des Verschuldens

- keine Haftung bei leichter Fahrlaumlssigkeit

- quotale Haftung bei mittlerer Fahrlaumlssigkeit

- volle Haftung bei Vorsatz des AN bzgl Pflichtverstoszlig und Schaden (Urt des BAG vom 18042002)

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 18: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Leichte Fahrlaumlssigkeit

geringfuumlgige und leicht entschuldbare Pflichtwidrigkeiten die

jedem Arbeitnehmer unterlaufen koumlnnen bdquoSchusselldquo

Beispiele Sich vergreifen

Sich versprechen

Sich vertun

Leichte(ste) Fahrlaumlssigkeit Keine Haftung

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

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Page 19: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Mittlere Fahrlaumlssigkeit

Normale Fahrlaumlssigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen

Sorgfalt ohne Vorwurf besonderer Schwere wenn bei Anwendung

der gebotenen Sorgfalt der Schaden vorhersehbar und

vermeidbar gewesen waumlre bdquoTrottelldquo

Haftungsquote je nach Verschuldensgrad Gefaumlhrlichkeit der

Arbeit Schadenshoumlhe Gehaltshoumlhe Stellung des Arbeitnehmers

bdquoSozialdatenldquo Deckbarkeit durch Versicherung Mitverschulden

Arbeitgeber durch Unterlassen von Kontrollen oder

Organisationsmaszlignahmen

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 20: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Grobe Fahrlaumlssigkeit

Leichtfertigkeit Auszligerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt nach

den gesamten Umstaumlnden in ungewoumlhnlich hohem Masse wenn

unbeachtet bleibt was bdquojedemldquo haumltte einleuchten muumlssen - bdquoIdiotldquo

- subj Maszligstab

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Missverhaumlltnis Schaden - Gehalt

BAG 1 Gehalt kein Problem

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 21: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Vorsatz

Bedingter Vorsatz reicht Wenn nicht nur die Pflichtverletzung

sondern auch der Eintritt des Schadens vorausgesehen und

zumindestens billigend in Kauf genommen wird - bdquoSchuftldquo

Haftungsquote grundsaumltzlich 100 Arbeitnehmer

Ausnahme Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 22: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Mitverschulden Arbeitgeber

Mitverursachung des Schadens Maumlngel bei

Schadensabwendung

Beispiele

Fehlerhafte Anweisungen

Organisationsmaumlngel

Uumlberforderung des Arbeitnehmers

Maumlngel bei Schadensabwendung

Maumlngel bei Schadensminderung

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 23: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Schaumldigung Dritter

Neben oder anstelle des AG kann ein AN auch Dritte verletzen

grundsaumltzlich Verpflichtung des AN zum Schadensersatz

gegenuumlber dem Dritten

(zB gemaumlszlig sect 823 BGB)

jedoch Freistellungsanspruch des AN gegenuumlber dem

AG

wenn die Voraussetzungen der Haftungsbeschraumlnkung

vorliegen

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 24: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Keine Abdingbarkeit

Die Regeln der Haftungsbeschraumlnkung sind nach der

Rechtsprechung des BAG einseitig zwingendes

Arbeitnehmerrecht

Sie sind daher nicht abdingbar weder durch Arbeitsvertrag noch

durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertraumlge

Konstruktionen uumlber Risikopraumlmien sind moumlglich aber nicht

sinnvoll

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 25: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Unerlaubte private Internetnutzung

Auch hierdurch koumlnnen dem AG Schaumlden entstehen

Beispiel Virenbefall der Computeranlage

Hier greift Haftungsprivilegierung allenfalls aumluszligerst eingeschraumlnkt ndash idR jedoch

gar nicht

AN haftet gegenuumlber AG voll

Grund fehlende Schutzwuumlrdigkeit des AN da nicht zu Arbeitsaufgaben zaumlhlt

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 26: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Teil 2

Delegation

Klare Verantwortungen

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

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Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 28: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Inhalt

Begriff der Delegation Warum delegieren

Was zu beachten ist

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 29: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Delegation von Aufgaben

Aufgabendelegation beschreibt den Prozess der

Aufgabenuumlbertragung durch eine Fuumlhrungskraft auf einen

Mitarbeiter

Dabei muss die Fuumlhrungskraft

dem Mitarbeiter die dafuumlr notwendigen Befugnisse einraumlumen

sicherstellen dass der Mitarbeiter uumlber die notwendigen Kompetenzen

verfuumlgt

einen Teil der Verantwortung fuumlr die Erledigung der Aufgabe uumlbertragen

die Aufgabenausfuumlhrung und deren Ergebnis uumlberpruumlfen

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 30: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Moumlglichkeiten der Delegation

Normalfall Delegation einzelner Aufgaben

Moumlglich aber ebenso

Delegation komplexer Taumltigkeitsbereiche Projekte

oder Funktionen im Unternehmen

Delegation des Erreichens eines Ziels

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 31: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren Was zu beachten ist

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 32: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Vorteile der Delegationhellip

Wer Aufgaben richtig delegiert hat mehr Zeit fuumlr die wichtigen Dinge

Der Blick fuumlr Prioritaumlten schaumlrft sich

Aufgaben werden von Personen mit entsprechender Qualifikation erfuumlllt

Fuumlhrungskraumlfte setzen sich mit dem Potential ihrer Mitarbeiter staumlrker

auseinander

Mitarbeiter koumlnnen sich besser entwickeln

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 33: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

hellipauch fuumlr Ihr Unternehmen

Moumlglichkeit den Bereich der IT-Sicherheit an fachkundige

Mitarbeiter zu uumlbertragen

Keine Kenntnis vom Gebiet der IT-Sicherheit beim

Delegierenden notwendig um Haftung zu vermeiden

Gehaftet wird nur noch fuumlr die sorgfaumlltige Auswahl des Mitarbeiters

sowie Uumlberwachung der Aufgabenausfuumlhrung und des

Ergebnisses

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 34: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Inhalt

Begriff der Delegation

Warum delegieren

Was zu beachten ist

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 35: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Voraussetzungen bdquoordentlicherldquo Delegation

Zwei grundlegende Aspekte

1 Auswahl der verantwortlichen Mitarbeiter

2 Sicherstellung einer hinreichenden Organisationsstruktur

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 36: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Die Mitarbeiterauswahl

Die Auswahl der richtigen Person ist Grundvoraussetzung jeder

ordentlichen Delegation

Delegiert werden sollte nur an

fachlich kompetente und

generell zuverlaumlssige

Mitarbeiter

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 37: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Beispiel IT-Sicherheitsbeauftragter

Will eine Geschaumlftsfuumlhrung den Posten eines IT-Sicherheitsbeauftragten

einrichten sollte sie bei der Personalentscheidung Folgendes beachten

Der Mitarbeiter sollte ein bdquoExperteldquo auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sein

uumlber entsprechende Nachweise ihrer Erfahrung verfuumlgen

Soll sie auch Personal fuumlhren muss sie entsprechende Fuumlhrungserfahrung besitzen

Keine Zweifel an der Zuverlaumlssigkeit der Person vorliegen

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 38: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Delegation von Verantwortung

Delegiert wird auch Verantwortung - jedoch nur zum Teil

Moumlglich ist Delegation der fachlichen Verantwortung und der

Handlungsverantwortung

Fuumlhrungsverantwortung verbleibt bei der Geschaumlftsfuumlhrung

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 39: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Klare Verantwortungen schaffen

Wichtig ist eine klare Festlegung von Inhalt und Umfang der

uumlbertragenen Verantwortungen

Grund

1 Delegierter muss seine Befugnisse und Verpflichtungen kennen

2 Moumlglichkeit der Haftungserleichterung des Delegierenden fuumlr den

uumlbertragenen Bereich Exkulpation sect 831 Abs2 S1 BGB

Delegierender haftet dann nur bei Organisationsverschulden

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 40: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Organisationsverschulden

Delegierender haftet fuumlr

Auswahlverschulden (oben behandelt)

Instruktionsverschulden

Fehler bei der Unterweisung des Delegierten

Kontrollverschulden

fehlerhafte UumlberwachungPruumlfung der ArbeitsweiseErgebnisse

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 41: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Organisationsstruktur

Wichtig daher

Schaffung einer strukturierten Organisation fuumlr die jeweilige

Delegation durch

klare Beschreibung und Abgrenzung der Aufgaben und der uumlbertragenen

Verantwortungen (Schaffung eines Rahmens)

ggf Anleitung wie bestimmte Aufgaben zu erfuumlllen sind

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 42: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Ordnungsgemaumlszlige Delegationhaftungsrechtliche Folgen

Liegt kein Fuumlhrungsverschulden vor haftet Delegierender nicht fuumlr Schaumlden aufgrund unerlaubter Handlungen des Delegierten (sect 831 Abs1 S2 BGB)

Delegierter haftet selbst aus sect 823 BGB

Haftung im Bereich vertraglicher Verpflichtungen bleibt unveraumlndert

AG haftet gguuml Vertragspartner gemaumlszlig sect 278 BGB fuumlr Mitarbeiterverschulden

Interner Regress nur nach innerbetrieblichen Schadensausgleich moumlglich

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 43: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Teil 3

Typische Risikofelder

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 44: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Schutzbereich des Urheberrechts

Geschuumltzt sind durch das Urheberrecht Werke der

Literatur

Wissenschaft

Kunst

sofern sie persoumlnliche geistige Schoumlpfungen sind (sectsect 1 2 Abs 2 UrhG)

Auch Computerprogramme fallen darunter (sect 2 Abs1 Nr1 UrhG)

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 45: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Zwei Angriffsrichtungen

Urheberrechtsverletzungen durch AN koumlnnen aus zweierlei Bereichen

erfolgen

1 Im Rahmen der Arbeitsleistung

2 durch private Internetnutzung am Arbeitsplatz

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 46: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Im Rahmen der Arbeitsleistung

Verwendung von urheberrechtlich geschuumltztem Material zur

Erbringung der eigenen Arbeitsleistung

Beispiele Kopieren fremder Texte fuumlr eigene Homepage Buumlcher Anleitungen

Verwendung von fremden Bildmaterial

Verwendung fremder Programme Programmteile oder Routinen

Kein Verstoszlig durch Verwendung fremder Ideen

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 47: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Private Internetnutzung

Unternehmens-IT bietet Moumlglichkeiten und Anreize fuumlr den AN

Download von geschuumltzten Werken wie Musik (mp3)

Filmen oder Programmen

Filesharing (Bereitstellen der Daten auch zum Upload)

Betreiben illegaler Download Server (FTP Server)

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 48: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Missbraumluchliche Nutzung der Unternehmens-IT fuumlr zB sect 130 StGB Volksverhetzung

sect 184b StGB Verbreitung Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften

sect 263a StGB Computerbetrug

Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing

Fehlverhalten bei der Arbeit im IT-Bereich allgemein sect 202a-c StGB Ausspaumlhen und Abfangen von Daten

sect 303a StGB Datenveraumlnderung

sect 303b Computersabotage

sect 317 StGB Stoumlrung von Telekommunikationsanlagen

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 49: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Moumlglichkeiten strafrechtlich relevanten Handelns des AN

Auch im Intranet zB durch

sect 185-187 StGB Beleidigung uumlble Nachrede oder Verleumdung zB

durch Verbreitung ehrverletzender oder wahrheitswidriger

Behauptungen uumlber Kollegen oder den AG

sect 238 StGB Stalking zB andauernde Belaumlstigung unter Verwendung

von Telekommunikationsmitteln

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 50: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

hellipund noch einmal die Rechtsprechung

Urteil des AG Hannover vom 28042005 (10 Ca 79104)

Das unaufgeforderte Weiterleiten von Dateien mit pornographischem

Inhalt im Intranet an Dritte erfuumlllt den Straftatbestande von

sect 184 Abs 1 Nr 6 StGB

Eine strafbare Handlung durch Datenmissbrauch ist eine so

schwerwiegende Vertragsverletzung dass sie einen Grund fuumlr eine

Beendigungskuumlndigung darstellt

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 51: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Strafrecht kann auch die Unternehmensleitung treffen

Vorsicht ist geboten denn

Strafrechtliche Relevanz besteht auch fuumlr die Unternehmensleitung

Stichwort bdquoBeihilfeldquo (sect 27 StGB)

Kenntnis der Unternehmensleitung von missbraumluchlicher Nutzung der

Unternehmens-IT fuumlhrt zu Handlungszwang

sofortige Gegenmaszlignahmen sind zu ergreifen sonst droht Gefahr des

Vorwurfs der Beihilfe

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 52: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

sect 202a StGBAusspaumlhen von Daten

(1) Wer unbefugt sich oder einem anderen Zugang zu Daten die

nicht fuumlr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang

besonders gesichert sind unter Uumlberwindung der

Zugangssicherung verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei

Jahren oder mit Geldstrafe bestraft

(2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche die elektronisch

magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar

gespeichert sind oder uumlbermittelt werden

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 53: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

sect 202b StGBAbfangen von Daten

Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von

technischen Mitteln nicht fuumlr ihn bestimmte Daten (sect 202a Abs 2)

aus einer nichtoumlffentlichen Datenuumlbermittlung oder aus der

elektromagnetischen Abstrahlung einer

Datenverarbeitungsanlage verschafft wird mit Freiheitsstrafe bis

zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wenn die Tat nicht in

anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 54: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

sect 202 c StGB

(1) Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu

Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

2 Computerprogramme deren Zweck die Begehung einer solchen

Tat ist

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen

uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe

bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

(2) sect 149 Abs 2 und 3 gilt entsprechend

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 55: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Worte des Gesetzgebers

Drucksache 163656 vom 30112006

bdquoErfasst werden insbesondere die so genannten Hacker-Tools die bereits nach der Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind illegalen Zwecken zu dienen und die aus dem Internet weitgehend anonym geladen werden koumlnnen Insbesondere die durch das Internet moumlgliche Weiterverbreitung und leichte Verfuumlgbarkeit der Hacker-Tools sowie ihre einfache Anwendung stellen eine erhebliche Gefahr dar die nur dadurch effektiv bekaumlmpft werden kann dass bereits die Verbreitung solcher an sich gefaumlhrlichen Mittel unter Strafe gestellt wirdldquo

bdquoSomit ist sichergestellt dass nur Hacker-Tools erfasst werden und die allgemeinen Programmier-Tools -Sprachen oder sonstigen Anwendungsprogramme bereits nicht unter den objektiven Tatbestand der Strafvorschrift fallen Das Programm muss aber nicht ausschlieszliglich fuumlr die Begehung einer Computerstraftat bestimmt sein Es reicht wenn die objektive Zweckbestimmung des Tools auch die Begehung einer solchen Straftat istldquo

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 56: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Optimismus der Regierung

Sicht der Bundesregierung

bdquoDie Nichterfassung des gutwilligen Umgangs mit Softwareprogrammen zur Sicherheitsuumlberpruumlfung von IT-Systemen wird bereits auf Tatbestandsebene durch zwei gesetzliche Tatbestandsmerkmale abgesichert Einerseits muss es sich objektiv um ein Computerprogramm handeln dessen Zweck die Begehung einer Computerstraftat ist und andererseits muss die Tathandlung ndash also das Herstellen Verschaffen Verkaufen Uumlberlassen Verbreiten oder sonst Zugaumlnglichmachen ndash zur Vorbereitung einer Computerstraftat erfolgenldquo

Dann ist bdquogutwilligeldquo Nutzung nicht strafbar

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 57: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

ABER hellip

Abstraktes Gefaumlhrdungsdelikt daher kein Antragsdelikt (dagegen fordern sectsect 202a 202b Strafantrag obwohl Taumlter geschuumltztes Rechtsgut verletzt)

Auffangtatbestand bei Beweisnot

Objektiver Tatbestand Computerprogramm

geeignet Ablaumlufe eines Computers zu steuern Skripte die Computerfunktionen steuern Nicht Beschreibung von Algorithmen in Menschensprache Bloszlige Beschreibung von Sicherheitsluumlcken da kein Computerprogramm zugaumlnglich

gemacht wird

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 58: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Objektiver Tatbestand

Zweck

bdquohellipderen Zweck die Begehung einer solchen Tat ist hellipldquo

Objektivierte Zweckbestimmung Eindeutig bei Schadsoftware

Nicht Programmiersprachen kommerzielle Sicherheitssoftware

Schwierig Dual-use Programme Zweck wird durch den Anwender bestimmt

Art 6 Cybercrime Convention bdquohellip designed or adapted primarily for the purpose of

committinghellipldquo

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 59: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Subjektiver Tatbestand

bedingter Vorsatzldquo genuumlgt Ein Taumlter muss zumindest billigend in Kauf nehmen durch die Handlung eine

Computerstraftat zu ermoumlglichen oder zu foumlrdern

Selbstaumlndiges subjektives Tatbestandsmerkmal

bdquoWer eine Straftat nach hellip vorbereitet indem er hellipldquo Keine Kriminalisierung bei Einwilligung (zB Penetrationstest) Uumlberschieszligende Innentendenz Taumlter oder Dritter muss eine Straftat in

Aussicht nehmen diese Tat muss in wesentlichen Umrissen konkretisiert sein entsprechend

muss auch der Vorsatz konkretisiert sein (umstritten aA Taumlter handelt in dem Bewusstsein dass die Tatobjekte irgendwann einmal einer Computerstraftat dienen koumlnnen)

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 60: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Das Grundgesetz

Aufgabe des Gesetzgebers Uumlberkriminalisierung

durch hinreichend bestimmte Fassung von

Straftatbestaumlnden vorbeugen

Art 103 Abs 2 GG

bdquoEine Tat kann nur bestraft werden wenn die Strafbarkeit

gesetzlich bestimmt war bevor die Tat begangen wurdeldquo

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 61: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Kritische Situationen

Hacking Live-Demonstration

Einsatz von dual-use-Programmen

Oumlffentlichehalb-oumlffentliche Foren Abwehrstrategien

gegen Schadprogramme

hellip

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 62: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

Noch nicht alles

Auswirkung fuumlr Arbeitsverhaumlltnisse Risiken fuumlr IT-Administratoren und Mitarbeiter der IT-

Abteilungen

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

Page 63: Arbeitnehmerhaftung Wie gefährlich lebt ein IT-Administrator?

So entscheiden Arbeitsgerichte

LAG Hamm vom 04022004 (Az 9 Sa 50203)

1 Stellt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer einen Rechner zur Verfuumlgung der nur

unter Verwendung eines Passworts in Betrieb genommen werden kann welches

der Arbeitnehmer selbst bestimmt hat dies ohne Hinzutreten weiterer Umstaumlnde

(zB Erlaubnis oder Duldung privater Nutzung) nicht die Folge dass die auf der

Festplatte oder im Server vom Arbeitnehmer abgespeicherten Dateien dessen

private Dateien darstellen Der Arbeitgeber kann jedenfalls aus begruumlndetem

Anlass ohne Einverstaumlndnis des betroffenen Arbeitnehmers Zugriff auf diese

Dateien nehmen

2 Das Speichern von 17 Hacker-Dateien unter denen sich eine Datei zum

Entschluumlsseln des BIOS-Passworts befindet stellt grundsaumltzlich einen Grund zur

fristlosen Kuumlndigung des Arbeitnehmers dar Die abschlieszligende

Interessenabwaumlgung kann auch dann zu Ungunsten des Arbeitnehmers ausfallen

wenn ein Schaden noch nicht eingetreten ist und der Mitarbeiter zuvor 24 Jahre

seine Arbeitsleistung unbeanstandet erbracht hat

Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

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Verhaltensempfehlungen

Keine Hacker-Tools verwenden Sicherung von Hacker-Tools vor unberechtigten Zugriffen Klare Einwilligung holen

als Arbeitnehmer als Dienstleister

Verwendung von Hacker-Tools protokollieren Beschaffung und beabsichtigter Zwecke sowie tatsaumlchliche

Verwendung Unveraumlnderbare Speicherung zu Beweiszwecken

Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

Rechtsanwalt Timo Boumlnig

Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

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Weitergabe von Passwoumlrter

sect 202 c StGB

Wer eine Straftat nach sect 202 a oder sect 202 b vorbereitet indem er

1 Passwoumlrter oder sonstige Sicherungscodes die den Zugang zu Daten (sect 202 a Abs 2) ermoumlglichen oder

hellip

herstellt sich oder einem anderen verschafft verkauft einem anderen uumlberlaumlsst verbreitet oder sonst zugaumlnglich macht wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft

Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

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Kritische Situationen

Weitergabe von Passwoumlrter bei Abwesenheit zB

Urlaub oder Krankheit bdquobilligend in Kauf nehmenldquo

Weitergabe Passwoumlrter an externe Dienstleister

BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

Haben Sie noch Fragen

Rechtsanwalt Thomas FeilFachanwalt fuumlr InformationstechnologierechtFachanwalt fuumlr Arbeitsrecht

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Georgsplatz 9 30159 Hannover

Tel 0511 473906-01 Fax 0511 473906-09kanzlei recht-freundlichde

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BGH zur Haftung des Compliance Officer

Der BGH hat in seinem Urteil vom 17072009 (Az 5 StR 39408) einen Leiter einer

Rechtsabteilung und Revision wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen zu einer

Geldstrafe von 120 Tagessaumltzen verurteilt Dieses Urteil hat auch wesentliche Bedeutung fuumlr

das persoumlnliche Haftungsrisiko von Compliance Officern

Fuumlr eine Strafbarkeit durch Unterlassen muss eine Pflicht zum Handeln bestehen (sog

Garantenpflicht) Der BGH bejahte das Vorliegen einer Garantenstellung wegen der Stellung

des Angeklagten als Leiter der Rechtsabteilung und der Innenrevision einer Anstalt des

oumlffentlichen Rechts Die Garantenpflicht folge aus der Uumlberlegung dass denjenigen dem

Obhutspflichten fuumlr eine bestimmte Gefahrenquelle uumlbertragen seien dann auch eine

bdquoSonderverantwortlichkeitldquo fuumlr die Integritaumlt des von ihm uumlbernommenen

Verantwortungsbereichs treffe Maszliggeblich sei die Bestimmung des Verantwortungsbereichs

den der Verpflichtete uumlbernommen habe

Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

rechtmaumlszligig bestaumltigt

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Das Gericht erwaumlhnt in seinem Urteil explizit auch Compliance Officer in Unternehmen

bdquo hellip Deren Aufgabengebiet ist die Verhinderung von Rechtsverstoumlszligen insbesondere auch von

Straftaten die aus dem Unternehmen heraus begangen werden und diesem erhebliche Nachteile durch

Haftungsrisiken oder Ansehensverlust bringen koumlnnen (vgl Buumlrkle in Hauschka aaO S 128 ff)

Derartige Beauftragte wird regelmaumlszligig strafrechtlich eine Garantenpflicht im Sinne des sect 13 StGB

treffen solche im Zusammenhang mit der Taumltigkeit des Unternehmens stehende Straftaten von

Unternehmensangehoumlrigen zu verhindern Dies ist die notwendige Kehrseite ihrer gegenuumlber der

Unternehmensleitung uumlbernommenen Pflicht Rechtsverstoumlszlige und insbesondere Straftaten zu

verhindern (vgl KraftWinkler CCZ 2009 29 32) hellipldquo

Das Aufgabengebiet eines Compliance Officers wird damit vom BGH sehr weit verstanden Er

soll dafuumlr einstehen dass Straftaten im Unternehmen nicht vorkommen Dies wird in der

Praxis sehr schwer zu erreichen sein Auch das beste Compliance-System wird nicht

verhindern koumlnnen dass Unternehmensangehoumlrige Straftaten begehen Aufgabe von

Compliance - und auch eines Compliance Officers - muss vielmehr darin bestehen

organisatorische Voraussetzungen zu schaffen um das Haftungsrisiko fuumlr Unternehmen und

Unternehmensleiter zu verringern

Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

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Fazit

Konsequenz der Entscheidung fuumlr Compliance Officer ist darauf

zu achten dass ihre Zustaumlndigkeit Aufgaben und Befugnisse klar

geregelt werden Dies kann etwa im Arbeitsvertrag oder einer

Stellenbeschreibung erfolgen Zudem zeigt das Urteil das

moumlgliche persoumlnliche Haftungsrisiko eines Compliance Officers

auf der gut beraten ist gegenuumlber seinem Arbeitgeber auf

haftungsbeschraumlnkende Maszlignahmen fuumlr seine Person zu

draumlngen

Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

Das Landesarbeitsgericht Koumlln hat in einem Urteil vom 14052010 (Az 4 Sa

125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

den Vorstandskalender einzusehen

Im Ergebnis wurde vom Landesarbeitsgericht Koumlln die fristlose Kuumlndigung als

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Kuumlndigung AdministratorMissbrauch von Zugriffsrechten

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125709) zu der Frage Stellung genommen ob eine Kuumlndigung des IT-

Administrators wegen Missbrauchs von Zugriffsrechten zulaumlssig ist Streitpunkt

war eine fristlose Kuumlndigung

Das Landesarbeitsgericht weist deutlich darauf hin dass der Mitarbeiter seine

Pflichten als Computer-Administrator mehrfach grob verletzt hat Es war dann zu

einer Abmahnung gekommen die anschlieszligend neue Pflichten nach sich zog Der

Mitarbeiter hatte ohne vorherige Genehmigung einen Anhang zu einer an ein

Vorstandsmitglied gerichteten E-Mail unter Nutzung seiner Administratorenrechte

ausgedruckt Er raumlumte ein dass er schon vorher einige Mails aus

Vorstandspostkaumlstchen geoumlffnet hatte

Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

Innenrevisor taumltig war Hier stellte aber das Landesarbeitsgericht Koumlln klar dass

diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

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Im vorliegenden Fall kam ergaumlnzend hinzu dass der Mitarbeiter auch als

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diese Aufgabe als Innenrevisor ihm nicht das Recht gab aus freien Stuumlcken und

ohne Abstimmung mit dem Vorstand unter Ausnutzung seiner

Administratorenrechte Datenbestaumlnde des Vorstands insbesondere E-Mails und

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