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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Fragment einer früharchaischen Kriegerstatuette Author(s): Max Kunze Source: Forschungen und Berichte, Bd. 12, Archäologische Beiträge (1970), pp. 71-75+T6 Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3880642 . Accessed: 25/06/2014 10:05 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Forschungen und Berichte. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.2.32.141 on Wed, 25 Jun 2014 10:05:00 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Archäologische Beiträge || Fragment einer früharchaischen Kriegerstatuette

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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz

Fragment einer früharchaischen KriegerstatuetteAuthor(s): Max KunzeSource: Forschungen und Berichte, Bd. 12, Archäologische Beiträge (1970), pp. 71-75+T6Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer KulturbesitzStable URL: http://www.jstor.org/stable/3880642 .

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FRAGMENT EINER FROHARCHAISCHEN KRIEGERSTATUETTE

(Mit Tafel 6,i-3>

Max Kunze

Unter den Bronzen, die im Jahre I936 aus der Sammlung Karo in die Berliner Museen gelangten, zeichnet sich das Fragment einer fri?harchaischen Kriegerstatuette (Tafel 6, I -3) durch seine Quali- t?t besonders ausl. So wenig Angaben wir auch iiber das Stiick haben2, seine arch?ologische und kunstgeschichtliche Bedeutung ist nicht zu verkennen. Ist die Statuette doch ein weiteres Zeug- nis einer heute noch ziemlich im Dunkeln liegenden Entwicklungsphase der fri?harchaischen Bronze- plastik.

Trotz des fragmentarischen Zustandes des Sti?ckes ist der Typus ohne Miihe zu erkennen. An dem erhaltenen Oberk?rper dieser m?nnlichen Figur (VollguB) ist der rechte, im Ellenbogen gewinkelte Arm zur Seite hin erhoben. Unterhalb des Handgelenks ist er abgebrochen. Der linke Oberarm ist dagegen steil nach unten gefiihrt (Tafel 6, I). Der Unterarm, nur zur H?lfte erhalten, ist leicht ange- hoben. Der Oberk?rper, der sich nach unten stark verji?ngt, ist etwa in der H?he des Nabels abge- brochen. Vom Hals ist nur der Ansatz zu erkennen. Die griinliche Patina l?Bt nicht mehr alle Einzel- heiten deutlich werden. Noch gut sichtbar ist die Frisur: Im R?icken (Tafel 6, 3) f?llt das Nackenhaar bis zur Schulterh?he herab und bildet dort einen waagerechten AbschluB. Beiderseits des Halses ver- teilen sich je drei geperlte Haarstr?hnen auf die Brust bis zur H?he der Brustwarzen. Diese sind zwi- schen den jeweils inneren Str?hnen als Kreise mit plastisch erh?htem Mittelpunkt erkennbar. Rippen- rand sowie Schli?sselbeine3 heben sich gleichfalls plastisch hervor.

Die Rekonstruktion des Motivs macht wenig Schwierigkeiten. Es reiht sich miihelos in den friih- archaischen Typus des ,lanzenschwingenden Kriegers" ein. Der erhobene rechte Arm schwang eine Lanze, die ,Linke aber kann - das ergibt sich... schon aus der Haltung des gebeugten, vorgestreckten Armes, die bereits die geometrische Zeit vorgebildet hatte - schwerlich etwas anderes als einen Schild getragen haben... ."4. Gelegentlich tauchen allerdings bei diesem Bewegungsmotiv andere Attribute auf5. Da beide H?nde unserer Figur verloren sind, wird man die verlorenen Attribute nicht bestimmt nach- weisen k?nnen. Durch das lange Nachleben des Motivs mit Schild und Lanze bis weit in das 6. Jahr- hundert hinein kann dieses Motiv f?r unser Fragment als wahrscheinlich gelten. Der Krieger aus

Die Ver?ffentlichung des Berliner Stiickes ist mir in groBztigiger Weise durch Fr?ulein Dr. E. Rohde gestattet worden. Ihr gebuhrt mein herzlicher Dank. Herrn Dr. G. Heres sei an dieser Stelle f?ir den Hinweis auf das Fragment gedankt.

2 Herkunft unbekannt. H?he: 5 cm, Breite: 6,85 cm. Inv. 3I 573, V. 37. 3 Als Schlisselbein muB man den Bogen unterhalb des Halses zwischen den Haarstr?hnen deuten; Darstellun-

gen in dieser Weise sind uns aus nachgeometrischer Zeit bekannt,. z. B.: Bronzekuros Delphi; Fouilles de Delphes Bd. V, Paris I926, S. 34, P1. 3. - Kuros, Mus?e du Louvre: J. Charbonneaux, Les Bronzes grecs, Paris I 958, PI. XII, 3.

4 E. Kunze, in: Bericht ?ber die Ausgrabungen in Olympia Bd. 4, Berlin 1944, S. II 9. 5 So Zeusstatuetten mit Lituus, z. B. aus Euhydrion (Simikli), Volos 652 Z. Z. Athen (abgebildet bei H. Biesantf,

Die thessalischen Grabreliefs, Mainz I965, Taf. 58, L 88) oder die fruhen blitzschleudernden Zeusdarstellungen (z. B. die im Athener National-Museum, abgebildet in: Ephemeris Archaiologikae, Athen I904, S. i8of., Abb. 8 bis io).

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Olympia B 4240, den man einer arkadischen Werkstatt zuweist, veranschaulicht das Fortleben des Motivs im dritten Viertel des 6. Jahrhunderts6. Er steht keineswegs allein; nach dem iiberlieferten Material zu urteilen, scheint der Typus im 6. Jahrhundert besonders auf der Peloponnes beliebt gewe- sen zu sein. Ja man glaubt gelegentlich an die arkadische Herkunft des Motivs7, selbst wenn uns auch Beispiele aus anderen Kunstkreisen bekannt sind8.

Der motivgeschichtliche Zusammenhang dieser ,lanzenschwingenden Krieger" mit den geometri- schen Bronzen gleicher Art ist unverkennbar und wird kaum geleugnet werden. Das Berliner Frag- ment sowie die oben genannten Beispiele sind aber als eine Weiterentwicklung und gleichzeitige Ober- windung des geometrischen Typus anzusehen. Wie N. Himmelmann-Wildschiitz in seinen trefflichen ,,Bemerkungen zur geometrischen Plastik"9 ausgef?hrt hat, entfalten sich die geometrischen Figuren ",wechselansichtig", indem z. B. der lanzenschwingende Arm scharf im rechten Winkel nach vorn genommen ist. Das Berliner Fragment dagegen und ebenso die oben genannten Statuetten archaischer Zeit sind typisch f?r die Oberwindung dieser ,Wechselansichtigkeit". Sie erreichen durch die seitliche Haltung des rechten Armes eine ,neue bildm?Bige Geschlossenheit der Vorderansicht"'0. Nat?rlich war dieser Obergang kompliziert und allm?hlich; er wird bei unserem Motiv im ausgehenden 7. Jahr- hundert und beginnenden 6. Jahrhundert vor sich gegangen sein. Dieses Tasten nach ,neuer bild- m?Biger Geschlossenheit in der Vorderansicht" ist an den Statuetten dieser Zeit abzulesen: Der erhobene rechte Arm r?ckt nun in eine Ebene mit der Brust"l, w?hrend der schildtragende linke Arm z. T. in der geometrischen Haltung beibehalten wird12. Interessanterweise treten in dieser Zeit Varian- ten fiir die Haltung des linken Armes auf, die das Suchen nach neuen Gestaltungsm?glichkeiten in diesem Sinne verraten. So der kleine Krieger im Athener National-Museum (Nr. I429)13, der, den Ellenbogen zur Seite streckend, den angewinkelten Arm vor den K?rper f?hrt; oder der Krieger aus Andros (Sammlung E. G. Spencer, Churchill)'4, der den linken Arm ungewinkelt vom K?rper weg nach unten abspreizt. Gemeinsam ist ihnen das Suchen nach Sichtbarmachung der Bewegung in der Vorderansicht. Und so iiberrascht es nicht, daB gerade in dieser Zeit, in den ersten Jahrzehnten des 6. Jahrhunderts, die ersten Figuren des ,blitzschleudernden Zeus" auftreten'5, und zwar zun?chst noch ganz im Bewegungsmotiv des friihen archaischen Lanzenschwingers mit erhobenem, zur Seite gewinkelten rechten Arm und angehobenem linken Unterarml6. Von hier aus f?hrt der Weg zu dem festen Typus des ,blitzschleudernden Zeus", wie er uns - weitausschreitend, mit der erhobenen Rechten den Blitz schleudernd, auf dem vorgestreckten linken Arm einen Adler tragend - noch bis in sp?tere Zeit hinein begegnet.

6 E. Kunge, Bericht uber die Ausgrabungen in Olympia, Bd. 7, I96I, S. i69f., Taf. 72-73. 7 Staatliche Museen zu Berlin, Katalog der statuarischen Bronzen im Antiquarium Bd. I: K. A. Neugebauer, Die mino-

ischen und archaisch griechischen Bronzen, S. 77 Nr. I 77. Arkadischer Herkunft ist auch eine Jiinglingsstatuette der C. F. Seltmann Collection (in: Ancient Art in American Private Collections, Cambridge, Mass.: Fogg Art Museum I954, Nr. 205), lakonisch dagegen der Jiingling Tegea, Mus. I589 (Bericht ?iber die Ausgrabungen in Olympia [wie Anm. 6], S. I79, Abb. ioo).

8 So der Krieger aus Euhydrion (Simili) Athen, N. M. I5 I82; Biesantj (wie Anm. 5), Taf. 59, L 89. N. Himmelmann- WildschbtZ, Bemerkungen zur geometrischen Plastik, Berlin i 964.

o Himmelmann- Wildsch?tz (wie Anm. 9) S. 22 f.

% Z. B. der friihe blitzschleudernde Zeus aus Athen, N. M. (siehe Anm. S). Diesen Obergang zeigen ?ibrigens auch die fruhen Palladionstatuetten. Das fri?he Beispiel aus Olympia B 4 500 (Kunze, [wie Anm. 6], S. i6o- I63, Taf. 70-7I)

stellt eine KompromiBl?sung dar: ,wobei der erhobene Oberarm die Richtung wechselt, als h?tte er ein Gelenk" (ebd. S. I76, Anm. 72). An den Palladionstatuetten des fr?hen 6. Jahrhunderts riickt dann der erhobene rechte Arm konsequent in eine Ebene mit der Brust, z. B. Athen N. M. 6450 (H. G. Niemeyer, in: Antike Plastik, Lief. III, Taf. 30.a.b.) oder eine Statuette aus Thessalien: Biesaant/ (wie Anm. S), Taf. 76.

12 Noch in der zweiten H?lfte des 6. Jahrhunderts ist diese Haltung nachweisbar, z. B. Bronzestatuette Olympia B 4 240 (s. Anm. 6). Das Tragen eines Schildes diirfte die Haltung erkl?ren. Man k?nnte so geneigt sein, von einer selbst?n- digen Reihe innerhalb des Bewegungsmotives zu sprechen.

13 A. de Ridder, Bronzes trouv?s sur l'Acropole d'Ath?nes, Paris I 896, Nr. 74I, Fig. 248. 14 Mir nur zug?nglich in der Abbildung, in: Antike Kunst, Jg. 7, Olten I964, Anhang S. VI. 15 Vgl. dazu W. Schwabacher, in: Antike Kunst, Jg. 5, Olten I962, S. 9. "l Statuette im Athener National-Museum, s. Anm. 5.

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Obergangsbeispiele machen den motivgeschichtlichen Zusammenhang deutlich; auch hier ist die Wandlung aus dem Obergang von der geometrischen ,Wechselansichtigkeit" zum reliefm?Bigen Aufbau der Vorderansicht zu verstehen17, in der sich dann die Figur entfaltet. In diesem Sinn l?Bt sich die Haltung der Bronzestatuette eines k?mpfenden Gottes deuten, die in West-Berlin aufbewahrt wirdl8. Der linke Arm ist fast waagerecht nach vorn gestreckt, w?hrend der Kopf sich schon leicht zur Seite wendet. Der Bewegungsimpuls ist jedoch nach vorn gerichtet'9. Das zur Seite ausfallende Schritt- motiv ist noch gar nicht zur Geltung gebracht. Es taucht aber zum Beispiel, wenn auch z?gernd und noch unsicher, an einer Bronze im Athener National-Museum auf20. Der Kopf ist auch bier nur leicht gedreht: Das Schwanken zwischen der sich in Frontalansicht nach vorn bewegenden und der relief- m?Big agierenden Figur ist nicht zu verkennen. Andere friihe Zeusdarstellungen best?tigen diese Beobachtungen21.

Eine ?hnliche Entwicklung zeigen ?ibrigens auch verwandte Motive22, die den motivgeschichtlichen Zusammenhang des Lanzenschwingers mit dem sp?teren ,Blitzschwinger" bezeugen. Wie wir sahen, f?hrt der Weg vom geometrischen ,lanzenschwingenden Krieger" und seiner Ausl?ufer im 7. Jahr- hundert23 zu den fr?hen archaischen Typen, zu denen unser Berliner Fragment geh?rt. In ihnen spiegelt sich der Obergang zur ,bildm?Bigen Geschlossenheit in der Vorderansicht", verbunden mit dem Suchen nach Bewegungszusammenh?ngen in diesem Sinne. So beginnt sich in dieser Zeit auch der ,,Blitzschleuderer" zu entwickeln, wie die ?bergangsstiicke zeigten.

Der motivgeschichtliche Zusammenhang erscheint gesichert24 und l?Bt eine ungef?hre Entstehungs- zeit des Berliner Fragmentes zumindest vermuten. Der in der Ebene der Brust abgewinkelte rechte Arm kennzeichnet, wie gezeigt wurde, die Oberwindung geometrischer Gestaltung im Aufbau der Lanzen- schwinger des 7. Jahrhunderts. Wie eine ganze Reihe von Vergleichsbeispielen vermuten l?Bt, volizog sich diese Wandlung im ausgehenden 7. Jahrhundert und im beginnenden 6. Jahrhundert25. Die Sta- tuetten, die diese Haltung in die zweite H?lfte des 6. Jahrhunderts tradieren, zeigen jedoch eine ent- wickeltere K?rpergestaltung. Eine Datierung des Berliner Fragments in die Zeit dieser Wandlung liegt somit nahe. Der Frisurentypus best?tigt den Ansatz. Das Langhaar, das in einzelnen, spitz zulau-

17 Vgl. dazu Himmelmann-Wildsch?frz (wie Anm. 9), S. io-I i. 18 Misc. Inv. 7906. Neugebauer (wie Anm. 7), S. 77, Nr. I77, Taf. 28. Fuhrer durch die Antikenabteilung, Berlin I966,

S. 63. 19 Reifer, doch verwandt, ist der kleine Zeus aus Olympia B 30I0: Kun.ze (wie Anm. 6), S. I76ff, Taf. 78, Abb. 99. Das

hat u. a. Kunze schon dazu bewogen, eine chronologische Erkl?rung fiir diesen Bewegungszusammenhang zu geben (ebd. S. I78).

20 Archaiologikon Deltion Bd. I3, I930/3I, S. 57, Abb. iI.

21 So ein Lanzenschwinger aus Arkadien, abgebildet in: The Journal of Hellenic Studies, Vol. 42, LondonI 922, S. 2I2,

Fig. 4c. 22 Siehe Anm. i i. 23Beispielsweise die sp?ten Krieger aus Olympia B I 70I, E. Kunze (wie Anm. 4), S. I22, Taf. 45-46 und B I999,

E. Kunte, ebd. S. I22f, Taf. 43-44, die freilich in ihrer Datierung neuerdings umstritten sind. Vgl. dazu besonders F. Willemsen, in: Mitteilungen des Deutschen Arch?ologischen Instituts, Athen. Abt., Jg. 69/70, Berlin I954/I955,

S. I 2ff. Er wendet sich gegen die Datierung E. Kunzes (gegen 6oo) und schl?gt eine Datierung in die Zeit der Wende oder Anfang des 8. Jahrhunderts vor. Mit Recht hat man diese Datierung abgelehnt; so H. V. Herrmann, in: Jahrbuch des Deutschen Arch?olog. Instituts, Jg. 79, Berlin I964, S. 70, Anm. I94, der dagegen eine Datierung in die Zeit um 66o vorschl?gt. Vgl. auch W. Schwabacher, in: Antike Kunst, Jg. 5, Olten I962, S. 9, Anm. 2. Ein iiberzeugender Nachweis f?ir eine fr?here Datierung als die von E. Kunze vorgeschlagene fehlt m. E. jedoch. - Die Kriegerstatuette im Worcester Art Museum (D. G. Mitten-S. F. Doeringer, Master Bronzes from the Classical World, Mainz I968,

S. 52, Nr. 35) diirfte, wie K. Schefold (ebd.) meint, etruskischen oder italischen Ursprungs sein. Sie w?re das einzige Beispiel fiir das Fortleben des reinen geometrischen Typus im 6. Jahrhundert.

24 Anders E. Kunrze (wie Anm. 4), Bd. 4, 1944, S. I24. 25 Vgl. den fr?hen Zeus, Athen (siehe Anm. 5), den Krieger aus Andros (siehe Anm. 14) oder den im friihen 6. Jahr-

hundert entstandenen Krieger im Louvre (W. Lamb, Greek and Roman Bronzes, London I929, S. 83, PI. XXVa). Die wenigen Ausnahmen aus geometrischer Zeit ?ndern an diesem Sachverhalt nichts: z. B. der Ringhenkelhalter aus Dodona (Annual of the British School of Athens, Vol. 35, London I934/35, P1. 2I) oder der Krieger aus Dodona (Journal of Hellenic Studies. Vol. 42, London I922, S. 2I3, Fig. 7c) oder die Statuette Olympia B 29I4, Athen National-Museum (Olympia, Ergebnisse der Ausgrabungen, Bd. 4, I890, Taf. I6, Nr. 243).

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fenden Str?hnen zerteilt auf die Brust herabf?llt, ist bezeichnend far die erste H?lfte des 6. Jahrhun- derts26. So kennen wir es aus verschiedenen Landschaften an Bronzestatuetten dieser Zeit27. SchlieBlich sei auf die betonte Schlankheit der Figur hingewiesen. Sie ist auch an groBplastischen Werken dieser Epoche zu beobachten28, mit denen die Statuette ferner die Angabe des Rippenbogens gemeinsam hat. Die auffallende Flachheit des Werkes (Tafel 6, 2) wird man wohl als eine lokale Besonderheit werten m?ssen29.

Unwillkiirlich f?ihlt man sich beim Betrachten unseres ,Lanzenschwingers" und der groBen Reihe anderer ,Krieger" dieses Motivs an die ermahnenden und aufmunternden Worte des Tyrtaios erinnert, der den todesverachtenden und tapferen Krieger so eindrucksvoll zu schildern weiB:

-?Dv&,xVOCrL y?p XOCX?V rV?L 7pogMXOLGo 7tMOV-TO

lvap' &yocDov 7rnpk t novrpL& gocpva'gsvov.

Sch?n ist der Tod, wenn der edle Krieger im vordersten Treffen Fi?r das Vaterland ficht, und fiir das Vaterland stirbt !30

Doch bleibt dieses Kriegerbild nicht auf Tyrtaios beschr?nkt, Kallinos iiberliefert uns ?hnliches. Todesverachtung, Tapferkeit und Manneswfirde sind hier ebenfalls die wesentlichen Eigenschaften des Kriegers. Dieses geforderte Wesen erscheint stets in einer bestimmten ?uBeren Gestalt: Es ist der ,,Lanzenschwingende", der &'yX?o av a6voqVo3', zu dem nat?rlich der schiitzende Schild geh?rt, ein Bild, das uns schon bei Homer begegnet32. Was Kallinos in den sch?nen Versen:

aBnoc -r g Lcl ?yxog &VoCaOp0voq X0CL V>7 &cataog &XXLLOpv Xc?p

sAaaq. To 7rpc0ov gctyw?vuOVU 7i0;o?4ou.

Auf nun, so schreite man zu, Halte die Lanze empor, sobald unser Heer auf den Feind st?Bt, Berge ein mutiges Herz unter dem deckenden Schildl33

als ?uBere Erscheinung des Kriegers beschreibt, gleicht auffallend der Beschreibung des Tyrtaios34.

26 J. Fink, Die Haartrachten der Griechen, Diss. Munchen I938, S. 3Iff.; F. Ma?t, Geschichte der griechischen Kunst, Bd. I, Die geometrische und fri?harchaische Form, Frankfurt/M. I950, S. I98. Die fri?hen Beispiele des 7. Jahrhunderts zeigen dagegen selten mehr als zwei Str?hnen, die, streng parallel verlaufend, nicht sehr weit herab- fallen.

27 Vgl. W. Lamb (wie Anm. 25), PI. XXXIIIb, XXXIV;J. Charbonneaux (wie Anm. 3), Pi. VII, 3; XI, i; Antike Kunst, Jg. I, Olten I958, Taf. 30.

28 Vgl. beispielsweise den Suniontorso, Abb. bei Mat. (wie Anm. 26), Taf. iii, oder den Phigalia-Torso (MatZ, ebd. Taf. i i 8).

29 Er erinnert an den Wagenlenker aus Olympia B I700, E. Kun.e (wie Anm. 4), S. I27-I29, Abb. 99-I00, Taf. 47-50, dessen Werkstattzuweisung freilich wenig gesichert ist. Vergleiche dazu: E. Kun.Ze (wie Anm. 6), S. I59. L.Alscher, Griechische Plastik, Bd. i, Berlin I954, S. 6of., io2f., Abb. 5ia-c. H. V. Herrmann, in: Jahrb. des Deutschen Arch?olog. Instituts. Jg. 79, Berlin I964, S. 70f., Anm. I94. Auf eine landschaftliche Zuweisung des Berliner Fragments soll deshalb verzichtet werden.

30 Tyrtaios 6,i -2, in: Anthologia Lyrica Graeca, ed. E. Diebl, Leipzig I949, Fasc. i. Obersetzung zitiert nach: Griechi- sche Gedichte, hrsg. von H. Ridiger, M?nchen I939, S 3 5

31 Kallinos I,I0 (wie Anm. 30). ?hnlich Tyrtaios I,52; 8,25, ebd. 32 Homer, Ilias P 233s, i6os. 33 Kallinos I,9-I I (wie Anm. 30). tYbersetzung zitiert nach: H. Fr?nkel, Dichtung und Philosophie des fr?hen Griechen-

tums, Miinchen I962, S. I7I.

34 Tyrtaios 8,4; 8,23 ss; 9,25 s (wie Anm. 30).

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Mi?Bte man nicht, nach dem Bild der erhaltenen Schriftquellen zu urteilen, in den uns in der bilden- den Kunst iiberlieferten Statuetten des ,lanzenschwingenden Kriegers" eben diesen Krieger erkennen, gleichsam als Leit- und Vorbild dieser Zeit? In diesem Sinne gilt der Satz von E. Kunze zu Recht: ,Der ,Kuros' tritt gleichsam das Erbe des friihen ,Kriegers' an"135. Ebensowenig wie der Kuros ein Gott ist, selbst wenn man ihm im "g?ttlichen und menschlichen Bereich umgreifende Bedeutung"36 zukommen l?Bt, wird man in unseren Kriegern Zeusbilder sehen d?rfen37. Die H?ufigkeit des Vor- kommens und das lange Leben, das der Lanzenschwinger seit der geometrischen Zeit bis hinein ins 6. Jahrhundert zeigt, wird auch aus dieser Sicht verst?ndlich.

Fotonachweis: Tafel 6,i -3 Staatl. Museen zu Berlin.

3E E. Kunte (wie Anm. 4), S. I25. 36 E. Kun7,e ebd. 37 um Problem vgl. besonders E. Kun,e (wie Anm. 4), S. I 23 ff. und ders., in: Antike und Abendland, Bd. 2, Hamburg

I946, S. 95. H. V. Herrmann, in: Jahrb. des Deutschen Arch?olog. Instituts Bd. 79, Berlin I964, S. 5o. Die funktionell- dekorative Verwendung dieses Motivs in geometrischer Zeit l?B3t die Deutung als Zeus auch f?ir die sp?teren Statu- etten an sich schon zweifelhaft werden.

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Tafel 6

I 3. Frulharchaische Kriegerstatuette, Fragment. Zu S. 7Iff-

5. Acheloos-Relief aus Megara, Berlin. -ZS. S7ff_

6. Thebe. Detail einer Hydria des Kadmos-Malers, Berlin. - Zu S. i1f. ' i i II1

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