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ARKIV FOR BOTANIK UTGIVET AV KUNGL. SVENSKA VETENSKAPSAKADEMIEN Serie 2 • Band 4 nr 10 EBERHARD KAUSEL Zur Systematik von Pilothecium Kiarskou AWE ALMQ VIST &WIKS ELL/STOCKHOLM 1960

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ARKIV FOR BOTANIK

UTGIVET AV

KUNGL. SVENSKA VETENSKAPSAKADEMIEN

Serie 2 • Band 4 nr 10

EBERHARD KAUSEL

Zur Systematik von Pilothecium Kiarskou

AWE

ALMQ VIST & W I K S E L L / S T O C K H O L M

1960

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ARKIV FOR BOTANIK Band 4 nr 10

Mitgeteilt am 28. Oktober 1959 durch Rob. E. FBIES und C. SKOTTSBEBG

Zur Systematik von Pilothecium Kiarskou

Von EBERHARD KAUSEL

Mit 7 Figuren im Text

Die Untergattung Pilothecium wurde von Kiarskou in seiner Abhandlung ,,Enum-eratio Myrtacearum Brasiliensium" (1893) 21 fur zwei zentralbrasilianische Artenaufgestellt, die sich durch die Anwesenheit behaarter Ovarialkavitaten auszeichnen.In Ermangelung von Friichten wurde sie von Kiarskou als Untergattung bei Myrtusbelassen und die Arten Myrtus beaurepairiana und M. glazioviana benannt.

Dank der Liebenswiirdigkeit des Herrn Paters Raulino Reitz, — Leiter des Her-bario Barbosa Rodrigues zu Itajai —, welcher mir reichhaltiges Myrtaceenmaterialaus Sta. Catarina (Brasilien) zur Bestimmung iibergeben hat, ist es mir nun moglichgeworden, die systematische Stellung von Pilothecium zu klaren.

Nach einer eingehenden Untersuchung stellte sich heraus, dass die Art Eugeniaternatifolia Camb., zu der mich zunachst meine Bestimmung fiihrte, mit Myrtusbeaurepairiana Kia'rsk. sehr nahe verwandt sein musste. Ubereinstimmend sindfolgende Merkmale: die innere Behaarung der Ovarialkavitaten, der Plazentations-typus nebst Anzahl der Samenanlagen, der Aufbau des Bliitenstandes und letztenEndes auch der Habitus.

Gliicklicherweise befand sich in der mir zur Verfugung stehenden Sammlung auchfruchtendes Material, dessen Analyse folgendes ergab. Der Embryo (Fig. 1) besitztgrosse fleischige getrennte Kotyledonen, ferner ein sehr kurzes Hypokotyl demaussenseits eine sehr kurze Radicula aufliegt, wahrend der Vegetationspunkt desStammes makroskopisch noch unsichtbar ist. Die Untergattung Pilothecium gehortinfolgedessen zu den Plinioideen und nicht zu den Myrtoideen.1 Die Erhebung zurselbstandigen Gattung ist durch ihre unabhangige Stellung berechtigt.

Pilothecium, (Kiarskou) stat. nov. char, emend.

Myrtus L., subgenus Pilothecium Kiarsk. I.e.Bacca edulis. Semen plerumque unicum ellipsoideum. Testa coriacea libera. Coty-

ledones subaequales fere piano-convexae. Hypocotyle brevissima, radiculam sub-conicam exsertam brevissimam ferens. Inflorescentia axillaris e cymis oppositis,3-vel plurifloris, in racemum dispositis, composita, gemma terminali instructa.Flos tetramerus. Germen 2-loculare, loculis circ. 6-ovulatis. Placenta verruciformise centre dissipimenti mediani oriens. Superficies interna loculorum manifeste pilosa.

1 E. KAUSEL, Beitrag zur Systematik der Myrtaceen. — Arkiv f. Botanik, Ser. 2. Bd 3: 15(1956) 500.

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E. KAUSEL, Zur Systematik von Pilothecium Kiarskou

Pilothecium ternatifolium. 1 Embryo; K Kotyledonen, H Hypokotyl mit aufliegendem Wiir-zelchen. — 2 Langsschnitt durch die Knospe. — 3 Langssehnitt durch das Ovar; Samenanlagenin ihrer ursprilnglichen Lage von aussen gesehen. — 4o wie 3, aber Samenanlagen entfernt; dieschraffierte Stelle entspricht der Abbruchstelle der Plazenta; Behaarung der Ovarialkavitat nachder Plazenta gerichtet. -— 46 abgenommene Samenanlagen noch an der Plazenta haftend, von

innen gesehen. — 1 u. 3, 3 x ; 2 u. 4, 40 x .

Typus generis: Myrtus beaurepairiana Kiarsk. I.e. 22.Verbreitungsareal: Brasilien (Sta. Catarina bis Goyaz).Pilothecium steht, von den in meinem Schlussel der amerikanischen Plinioideen

(I.e. 502) erwa'hnten Gattungen Pseudanamomis (aus Venezuela) am nachsten.

1. Pilothecium, ternatifolium (Camb.) comb. nov.

Eugenia ternatifolia Camb. in St. Hil. Flora Bras. Mer. II. (1829) 336.

Brasilien (Sta. Catarina bis Goyaz).Material: Phototyp des Field Museum no. 37029.

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Pilothecium ternatifolium. 5 Schema des Bliltenstandes bei voller Entwickelung, mit Endknospe.Langenverhaltnisse der Deutlichkeit halber etwas verandert. — 6 Blutenstand, welcher sich zu

einem belaubten Zweig weiter entwickelt. — 3/4 natiirl. Grosse.

Brasilien: Sta. Catarina: Brusque, Mata Malucher, leg. 27.7. 1951 bl. (Reitz 4132);S. Francisco do Sul, Tres Barras, Garuva, mata a 60 m alt., arvore 10 m., fl. branca,leg. 22.6. 1957 bl. (Reitz & Klein 4482); Itajai, Morro da Ressacada, mata a 50 malt., arvore 15 m, fl. branca, ,,Ingabau" incol., leg. 10.6. 1955 bl. (R. Klein 1407);ibid., mata a 150 m alt., arvore 15 m., fl. branca, fr. maduro alaranjado leg. 15.9. 1955bl. u. fr. (R. Klein 1596); Itajai, Morro da Fazenda, mata a 50 m alt., arvore 15 m.,fl. branca, leg. 25.5. 1955 bl. (R. Klein 1391); ibid, mata a 20 m alt., arvore 15 m, fl.branca perfumada, leg. 22.4. 1955 bl. (R. Klein 1324); ibid, mata a 250 m alt., arvore10 m., fr. maduro amarelo, leg. 7.10. 1955 fr. (R. Klein 1648).

2. Pilothecium, itajurense (Camb.) comb. nov.

Eugenia itajurensis Camb. I.e. 340.

Brasilien (Minas Geraes).Material: Photoyp des Field Museum no. 36965.

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E. KAUSEL, Zur Systematik von Pilothecium Kiarskou

Pilothecium ternatifolium. 7 unentwickeltes Dichasium; Behaarung weggelassen. 30 x . Dariiber:Schema der Brakteen und Kelchblatter.

Die Gattungszugehorigkeit ergibt sich aus der sehr grossen Ahnlichkeit mit dervorhergehenden Art und aus der Ubereinstimmung der beschriebenen Emryonen-struktur.

3. Pilothecium lutescens (Camb.) comb. nov.

Eugenia lutescens Camb. I.e. 341.

Brasilien (Minas Geraes).Material: Phototyp des Field Museum no. 36979.Die Ahnlichkeit dieser Art mit der vorhergehenden wurde bereits von Berg ver-

merkt. Aus der Photographie des Typus ist deutlich zu ersehen, dass der Aufbau desBliitenstandes dem von P. ternatifolium entspricht.

4. Pilothecium beaurepairianum (Kiarsk.) comb. nov.

Myrtus beaurepairiana Kiarsk. I.e. 22 tab. XIII d.

Brasilien (Rio de Janeiro).Material: Phototyp des Field Museum no. 23480.Diese Art diirfte kaum von P. ternatifolium zu unterscheiden sein.

5. Pilothecium glasiovianum (Kiarsk.) comb. nov.

Brasilien (Minas Geraes).Material: Phototyp des Field Museum no. 21054.

Zusammenfassend haben wir bei Pilothecium zwei besondere morphologischeEigenschaften. Einerseits sind die innerlich behaarten Ovarialkavitaten bei denMyrten selten zu finden (Fig. 2 bis 4). Anderseits verdienen auch die Blutenstande

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eine besondere Betrachtung. Die Kombination von racemosen Primarachsen mitzymosen Sekundarachsen ist ebenfalls recht selten (Fig. 5 bis 7). Normalerweiseentspringen bei P. ternatifolium aus der Primarachse vier Paare Sekundarachsen,von denen jede in drei Blumen tragende Dichasien mit entsprechender basipetalerBlutenfolge endet. Bei sehr bliitenreichen Zweigen (Reitz & Klein 4482) kommenzuweilen die untersten Sekundarachsen zu verzweigten Dichasien (Fig. 5), also mitinsgesamt 7 oder, wenn die Verzweigung der Primarachse wiederholt wird, 9Bliiten pro Achse. Die Primarachse endet mit einer vegetativen Knospe, die sich inganz seltenen Fallen zu einem normalen Laubzweig entwickelt. Bei Klein 1596(Fig. 6) werden die fiinfte und sechste Sekundarach.se nicht durch Brakteen, sonderiibereits durch richtige Laubblatter begleitet.

Die drei Cambessedeschen Pilothecium-Arten wurden von Berg zu seiner 7.Eugenia-Sektion Dichotomae gerechnet. Es ist aber hochstwahrscheinlich, dass Bergviele Cambessedesche Typen nur aus der Beschreibung kannte, wodurch es sehrerklarlich ist, dass mehrere von ihnen nicht am richtigen Platze untergebrachtworden sind. Durch diesen Umstand und in Ermangelung der entsprechenden Photo-typen habe ich in meinem Beitrag zur Systematik (I.e. 505) den Fehler begangen, dievon Berg ebenfalls in der Sektion Dichotomae belassene Eugenia silvatica Camb. zurdichasientragenden Gat bung Pseudomyrcianthes zu rechnen. Aus dem Phototyp, denich unterdessen erhalten habe, ist aber einwandfrei zu sehen, dass diese Art zurSektion Racemosae gehort, was ich hiermit richtig stellen mochte. Schliesslich seinoch erwahnt, dass Eugenia piresiana Camb. moglicherweise nicht zu Pseudomyr-cianthes, sondern vielleicht auch zu Pilothecium gehort.

Santiago, Chile, August 1959.

Tryokt den 6 oktober 1960

Uppsala 1960. Almqvist & Wiksells Boktryckeri AB

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