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278 Biicherschau hier ja auDer beim Colchicin nicht um Alkaloide handelt. Das Glykosid Strophanthin wird im iibrigen stets ausdriicklich als Alkaloid bezeichnet. Nach Behabung einiger Mang,el, von denen der Autor unterrichtet ist, diirfte das Buch seine ihm gestellten Aufgaben voll und ganz erfullen. 50 Jahre Caesar & Loretz, Halle (Saale). Lebensbericht eines deutschen GroBunternehmens fur pflanzliche Drogen aus den Jahren 1886 bis 1936. Von Dr. Erich N euB. 32 Seiten. Das Heft gibt interessante Aufschliisse iiber die Entstehung und Ent- wicklung der auf dem Gebiete der Pflanzendrogen allgemein hochgeschatzten und angesehenen Weltfirma, welcher auch die wissenschaftliche Pharmazie manches zu danken hat. Dem eigentlichen Begrunder Carl Wilhelm Caesar, welcher seine Fachkenntnisse in der Drogenhandlung von Hoelzle & Chelius in Frankfurt a. M. und spater bei Wilhelm Rathe in Halle erworben hatte, trat noch in kleinem Umfange des von ihm begrundeten Unternehmens als kaufmannischer Teilhaber Otto Loretz zur Seite. Unter Hinzuziehung wissen- schaftlicher Krafte, wie Dr. Fromme, Dr. Wimmel, Dr. Engelstroth, Dr. Peyer, Dr. Gstirner, Dr. Miiller und Sanitatsrat Dr. Focke, der sich speziell mit der physiologischen Priifung und Auswertung der Fol. Digitalis befdte, wuchs die Firma zu der Eedeutung heran, die sie heute geniefit. Erwahnt seien die bekannten Standard-Praparate Tinct. Strophanthi titr., Extr. Ipecacvanhae fluid. standarsd mit 1.8% Alkaloidgehalt und Tinct. Belladonnae norm. mit 0.05% Alkaloidgehalt. Filialen bestehen in Hamburg und Zurich. Ein besonders beachtenswertes Unternehmen der Firma ist die fabrikmaaige Lakritz- Aron oder das tropische Feuer. Von Gustav S c h e n k. Hannover 1936. Adolf Sponholtz, Kom.-Ges., Verlag. 128 Seiten mit 12 Abb. Preis 4,80 Mark. Der Verfasser nennt sich selbst im Nachwort ,,Dichter", und man kann sagen, durch Poesie und tiefes Verstehen fur die Natur und ihre Wissen- schaft hat er den Leser schnell umsponnen, und Schenks Lisebe zur Pflanzen- welt laat uns ihm folgen bis zum SchluB seines Buches. Wohl ist es ein eigenartiges Buch, das wissenschaftlich oder auch sonstwie zu manchem Wiiderspruch reizen diirfte, aber es regt auch zum Nachdenken an, und wer die Pflanzenwelt auf ihre arzneiliche Wirkung studieren will, der nimmt mancherlei Gutes mit. Von vielem weiB der Verfasser zu erzahlen, der Mittelpunkt aber, um den sich alles rankt, ist der Aronstab (arum maculatum), dessen Wachsen und Leben er mit groBer Liebe beschreibt, wobei er sich allerdings auch manchen Illusionen hingibt. Man folgt seiner Phantasie gern, es will fast so scheinen, als soge der Verfasser den Rauschduft der Orchideen ein. So 1aBt er sich gern einfangen von der Erzahlung, wie die Madchen zu Frankfurt a. M. am Jo- hannistag das Aronsuchen bcetreiben, denn sie suchen im Aron die Mannes- kraft. Auch das Ohnblatt (Epipogum aphyllum), den Widerbart, beoibachtet Schenk im Werden und Vergehen. Da ruft er begeistert aus: ,,Unsterbliche Kraft des Lebens! In dem faulen Schleim, in modernden Blattern und morschen Asten regt sich neues Leben." - Doch auch von man- chem andern weiB er zu erzahlen, von der Mandragora, dem Alraun, von dem die H1. Hildegmd berichtet, daB er alle Krankheiten heile und Melancholie und Liebesnot schwinden lieBe. und welchen ein Kaiser Rudolf 11. in Samt und Seide hullte. Von den Rauschwellen des Bilsenkrautes und deren Wir- kung auf die sogen. Hexen plaudert er und - von der ,,blauen Blume". Aller- dings nicht jener der Romantik, aber von der Pflanze Silphion, der in Afrika wuchs und 600 v. Chr. wertvoller wie Gold war. In ,,Aron, das tropische Feuer", berichtet er von der Uberlieferung, daB Moncbe durch unfreiwilligen GenuB von Pflanzenrauschgiften rasend wurden und alle Geliibde iiber- traten, von den Hyoscyamusdunsten in ihrer Einwirkung auf hysterische Weiber, vom Tollkraut, das alle Phantasien endlos steigerte und die groaten erzeugung aus der Wurzel. W. Es ist kein Tod!

Aron oder das tropische Feuer. Von Gustav Schenk. Hannover 1936. Adolf Sponholtz, Kom.-Ges., Verlag. 128 Seiten mit 12 Abb. Preis 4,80 Mark

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278 B i i c h e r s c h a u

hier ja auDer beim Colchicin nicht um Alkaloide handelt. Das Glykosid Strophanthin wird im iibrigen stets ausdriicklich als Alkaloid bezeichnet. Nach Behabung einiger Mang,el, von denen der Autor unterrichtet ist, diirfte das Buch seine ihm gestellten Aufgaben voll und ganz erfullen.

50 Jahre Caesar & Loretz, Halle (Saale). Lebensbericht eines deutschen GroBunternehmens fur pflanzliche Drogen aus den Jahren 1886 bis 1936. Von Dr. Erich N euB. 32 Seiten.

Das Heft gibt interessante Aufschliisse iiber die Entstehung und Ent- wicklung der auf dem Gebiete der Pflanzendrogen allgemein hochgeschatzten und angesehenen Weltfirma, welcher auch die wissenschaftliche Pharmazie manches zu danken hat. Dem eigentlichen Begrunder Carl Wilhelm Caesar, welcher seine Fachkenntnisse in der Drogenhandlung von Hoelzle & Chelius in Frankfurt a. M. und spater bei Wilhelm Rathe in Halle erworben hatte, trat noch in kleinem Umfange des von ihm begrundeten Unternehmens als kaufmannischer Teilhaber Otto Loretz zur Seite. Unter Hinzuziehung wissen- schaftlicher Krafte, wie Dr. Fromme, Dr. Wimmel, Dr. Engelstroth, Dr. Peyer, Dr. Gstirner, Dr. Miiller und Sanitatsrat Dr. Focke, der sich speziell mit der physiologischen Priifung und Auswertung der Fol. Digitalis befd te , wuchs die Firma zu der Eedeutung heran, die sie heute geniefit. Erwahnt seien die bekannten Standard-Praparate Tinct. Strophanthi titr., Extr. Ipecacvanhae fluid. standarsd mit 1.8% Alkaloidgehalt und Tinct. Belladonnae norm. mit 0.05% Alkaloidgehalt. Filialen bestehen in Hamburg und Zurich. Ein besonders beachtenswertes Unternehmen der Firma ist die fabrikmaaige Lakritz-

Aron oder das tropische Feuer. Von Gustav S c h e n k. Hannover 1936. Adolf Sponholtz, Kom.-Ges., Verlag. 128 Seiten mit 12 Abb. Preis 4,80 Mark.

Der Verfasser nennt sich selbst im Nachwort ,,Dichter", und man kann sagen, durch Poesie und tiefes Verstehen fur die Natur und ihre Wissen- schaft hat er den Leser schnell umsponnen, und Schenks Lisebe zur Pflanzen- welt laat uns ihm folgen bis zum SchluB seines Buches. Wohl ist es ein eigenartiges Buch, das wissenschaftlich oder auch sonstwie zu manchem Wiiderspruch reizen diirfte, aber es regt auch zum Nachdenken an, und wer die Pflanzenwelt auf ihre arzneiliche Wirkung studieren will, der nimmt mancherlei Gutes mit. Von vielem weiB der Verfasser zu erzahlen, der Mittelpunkt aber, um den sich alles rankt, ist der Aronstab (arum maculatum), dessen Wachsen und Leben er mit groBer Liebe beschreibt, wobei er sich allerdings auch manchen Illusionen hingibt. Man folgt seiner Phantasie gern, es will fast so scheinen, als soge der Verfasser den Rauschduft der Orchideen ein. So 1aBt er sich gern einfangen von der Erzahlung, wie die Madchen zu Frankfurt a. M. am Jo- hannistag das Aronsuchen bcetreiben, denn sie suchen im Aron die Mannes- kraft. Auch das Ohnblatt (Epipogum aphyllum), den Widerbart, beoibachtet Schenk im Werden und Vergehen. Da ruft er begeistert aus: ,,Unsterbliche Kraft des Lebens! In dem faulen Schleim, in modernden Blattern und morschen Asten regt sich neues Leben." - Doch auch von man- chem andern weiB er zu erzahlen, von der Mandragora, dem Alraun, von dem die H1. Hildegmd berichtet, daB er alle Krankheiten heile und Melancholie und Liebesnot schwinden lieBe. und welchen ein Kaiser Rudolf 11. in Samt und Seide hullte. Von den Rauschwellen des Bilsenkrautes und deren Wir- kung auf die sogen. Hexen plaudert er und - von der ,,blauen Blume". Aller- dings nicht jener der Romantik, aber von der Pflanze Silphion, der in Afrika wuchs und 600 v. Chr. wertvoller wie Gold war. In ,,Aron, das tropische Feuer", berichtet er von der Uberlieferung, daB Moncbe durch unfreiwilligen GenuB von Pflanzenrauschgiften rasend wurden und alle Geliibde iiber- traten, von den Hyoscyamusdunsten in ihrer Einwirkung auf hysterische Weiber, vom Tollkraut, das alle Phantasien endlos steigerte und die groaten

erzeugung aus der Wurzel. W.

Es ist kein Tod!

B i i c h e r s c h a u 279

Liigengewebe sponn, so dai3 sich diese Frauen sogar selbst der Buhlschaft mit dem Teufel bezichtigten und sich freiwillig der Inquisition iilberlieferten.

Gustav Schenk will demnachst ein neues Buch, ein Gift-, Zauber- und Rauschbuch, schreiben; man darf gespannt sein.

Handbuch der Deutschen Apothekerschaft fur 1937. 26. Jahrgang. Berlin 1937. Deutscher Apotheker-Verlag G. m. b. H. 288 Seiten. Preis 4.50 Mark.

Das Handbuch hat im Teil I (Gesetze, Erlasse, Verordnungen, Bescheide und Vereinbarungen) gegeniiber der vorjahrigen Auflage (s. h. 1. Band 274 S. 276 [1936] die Positionen: 7. Branntweinverkehr, 15. Saarlandriickglie- rung, 19. Veseinheitlichung der Gesundheitspflege und 20. Wareneingangs- buch fortgelassen. Neuaufgenommen sind die Positionen: 6. Arzneimittel- verkehr innerhalb der Apotheken, 7. Arzneimittelverkehr a u k h a l b der Apotheken, 19. Werbung auf dem Gebiete des Heilwesens, so dai3 der Teil I 22 Positionen und 215 Seiten umfaat.

Der Teil I1 (Rechtsprechung und Warenzeichenrecht) hat hinsichtlich der Einteilung keine Anderungen aufzuweisen, ebenso der Teil I11 (Pharma- zeutische Korperschaften), IV (Tarifgehalter, Zuschu5kassenbeitrage und -leistungen), und Teil V (Statistik). Teil VI (die Organisation des Gesund- heitswesens der Freien Stadt Danzig) ist neu hinzugekommen.

E. Merck's Jahresbericht uber Neuerungen auf den Gebieten der Phar- makotherapie und Pharmazie. 50. Jahrhang. 1936. E. Merck, Chemische Fabrik, Darmstadt. Januar 1937. 430 Seiten.

Altmeister Tschirch stellt in seinem Geleitwort, welches er neben noch weiteren 44 namhaften Vertretern d'er Medizin, Pharmazie und Chemie aller Herren Lander aus AnlaB des iErscheinens dieses bedeutsamen Jahresberichtfes dem Verfasser desselben und somit seiner Firma gewidmet hat, die Tatsache fest, daB ebenso wie die anorganische Chemie in den Scheidestatten der Berg- amter, die organische Ghemie in der Apotheke wurzelt. Hier wurden ja bekanntermaf3en das Morphium und Chinin und andere wichtige organische Stoffe entdeckt und dargestellt. Den Verkehrsbediirfnissen entsprechend, muBte dann die Herstellung solcher Stoffe in Fabriken vorgenommen werden, die meistens. wie auch die Merck'sche, aus den Apotheken als Ursprungs- statten hervorwuchsen. Nur wenige allerdings waren imstande, ihre Namen als Standardbezeichnungen fur erstklassige Handelsprodukte zu kennzeichnen. Tschirch und alle iibrigen Geleitwortverfasser erkennen den Namen Merck als einen solchen an, da die von der Firma Merck hergestellten Praparate be- ziiglich ihrer Reinheit Weltruf genie5en.

Wenn auch die wissenschaftlichen Untersuchungen zunachst an die Labo- ratorien der Universitaten iibergingen, so gliederten doch auch die gro5en Fabriken bald ihren Betrieben wissenschaftliche Laboratorien an, wie es auch bei Merck in hervorragendem MaBe der Fall ist.

Die Firma Merck besteht seit 110 Jahren. (Ein Bild des Begriinders Hein- reich Emanuel Merck [1794-18551 ist dem Buche als Titelblatt vorgefiigt.) Als unmittelbare Vorganger der erst nach 60 Jahaen ihres Bestehens begin- nenden Herausgabe von Jahresberichten werden vom Verfasser Ausstellungs- kataloge bezeichnet, in welchen Eigenschaften und Verwendungsgebiete ihrer Praparate kurz beschrieben wurden. Beigefiigt ist als Beispiel hierfiir ein Katalog, welcher aus AnlaB der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Xrzte in Berlin, vom 18. bis 24. September 1886, herausgegeben worden war und Angaben iiber Benzoylekgonin, Ekgonh, Codein, pur. cryst. und Codein. phosphoric. solubile Merck enthalt. Als 2eiche.n der weiteren Ent- wicklung und der weiten Verbreitung der Berichte fiihrt der Verfasser an, daR der erste Bericht vom Jahre 1886 15 Seiten zahlte, hingegen der vor- liegende 430. Der vorjahrige Bericht zahlte auch schon 314 Seiten (s. h. 1. Bd. 274 f19361, S. 459). Die Auflagen stiegen in der Vorkriegszeit auf etwa 20 OOO und erschienen auch in franzosischer, russischer, englischer und spa-

Ho.

W.