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aspekte Das Patienten-Magazin Nr. 4 · Winter 2012/2013 Medizin Vorbeugen ist leicht Reise Die Mischung macht‘s Ratgeber Ernährung bei Dialyse Herausforderung Kindernephrologie Rundum-Betreuung für junge Patienten

aspekte - KfH · Wer Hartz IV (Arbeitslosengeld II) erhält, muss sich eine Steuerrückzahlung . anrechnen lassen. Das hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt. Dadurch werden

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Page 1: aspekte - KfH · Wer Hartz IV (Arbeitslosengeld II) erhält, muss sich eine Steuerrückzahlung . anrechnen lassen. Das hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt. Dadurch werden

aspekteDas Patienten-Magazin Nr. 4 · Winter 2012/2013

Medizin

Vorbeugen ist leicht

Reise

Die Mischung macht‘s

Ratgeber

Ernährung bei Dialyse

Herausforderung Kindernephrologie

Rundum-Betreuung für junge Patienten

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das Jahr 2013 hat bereits begonnen, und auch in den kommen­den Monaten wollen wir Sie gut informieren und die Themen auf­greifen, die Sie interessieren. Dabei können Sie uns helfen. Wie? Sagen Sie uns einfach die Meinung! Der aktuellen Ausgabe unseres Magazins liegt dazu ein Fragebogen bei, mit dem Sie uns mitteilen können, was Ihnen an KfH­aspekte gefällt und was wir aus Ihrer Sicht besser machen könnten. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich ein paar Minuten Zeit nähmen, um sich an unserer Leserum­frage zu beteiligen. Den ausgefüllten Fragebogen können Sie mit dem beiliegenden Umschlag portofrei an uns zurücksenden oder in Ihrem KfH­Nierenzentrum abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Ant­worten und sagen ganz herzlichen Dank im Voraus.

Übrigens: Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Le­serumfrage verlosen wir eine Reise für zwei Personen nach Mün­chen. Wenn Sie schon einmal schauen möchten, was die baye­rische Landeshauptstadt ihren Besuchern bietet, dann empfehlen wir unser Stadtporträt auf den Seiten 20 und 21 in dieser Ausgabe.

Um einen Aufbruch im übertragenen Sinn geht es diesmal auch in unserem Schwerpunkt­Beitrag. Im Mittelpunkt steht dabei das Thema „Herausforderung Kindernephrologie“. Welche Aspekte da­hinterstecken und wie das KfH junge Patienten auf ihrem Lebens­weg unterstützt, erfahren Sie auf den Seiten 6 bis 10. Weiterhin gehen wir in der aktuellen Ausgabe von KfH­aspekte der Frage nach, warum es wichtig ist, den eigenen Impfschutz regel­mäßig überprüfen zu lassen (Seite 18/19), und zeigen auf, wie man als Dialysepatient mit der richtigen Ernährung selbst etwas für das eigene Wohlbefinden tun kann (Seite 12/13). Viel Spaß beim Lesen und alles Gute für das Jahr 2013 wünscht Ihnen

Ihre KfH­aspekte­Redaktion

2 KfH aspekte Winter 2012/2013

Liebe Leserinnen,liebe Leser,

6 schwerpunkt Herausforderung Kindernephrologie: Die KfH­Nierenzentren für Kinder und Jugendliche bieten den jungen Patienten sowie ihren Angehörigen eine umfassende Betreuung durch Ärzte und weitere Fachleute.

3 kurz notiert 4 soziales Mehr Rechtssicherheit für Lebendspender

5 recht

11 serie Deutsche Forscher: Johann Carl Friedrich Gauß

12 ratgeber Ernährung bei Dialyse

14 aus dem KfH • Materialversorgung wird effizienter • Forschungsprojekt mit Fokus auf Herz und Niere • Veranstaltungen in den KfH­Zentren

18 medizin Impfungen: Vorbeugen ist leicht

20 reise München: Die Mischung macht‘s 22 tipps und rezepte / impressum

23 kinder und jugendliche 20 Jahre Rehabilitationszentrum Ederhof

24 rätsel

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KfH aspekte Winter 2012/2013 3

kurz notiert

Das Ende der Praxisgebühr ist

beschlossene Sache:

Im Bundestag haben alle

548

anwesenden Abgeordneten dafür

gestimmt, die umstrittene

Abgabe ab 2013 zu streichen.

Damit entfällt die Zehn-Euro-Gebühr

für Arzt- und Zahnarztbesuche.

Nobelpreis

Hoffnung für KrankeDer Nobelpreis für Medizin 2012 geht an den Japaner Shinya Yamanaka und den Briten John Gurdon. Sie haben entdeckt, wie man reife Zellen zu Stammzellen umprogrammiert, die sich in jede Gewebeart verwandeln können. Mithilfe derartiger Zellen sollen eines Tages Krankheiten wie Alzheimer behandelt werden. Nutzt man dazu rückprogrammierte Zellen, kann man auf die Verwen-dung ethisch umstrittener embryonaler Zellen verzichten. Viele Forscher hoffen, dass sich aus diesen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) eines Tages Ersatzgewebe oder -organe erschaffen lassen, die von Empfängern nicht abgestoßen werden, weil sie aus ihrem eigenen Körper stammen.

Schwerbehindertenausweis

Neues Format eingeführtDas Saarland hat als eines der ersten Bundes-länder zum Jahreswechsel damit begonnen, Schwerbehindertenausweise im neuen, handli-cheren Format auszugeben. Der neue Ausweis ist aus Plastik und ähnelt in Form und Größe einer Bankkarte. Dadurch soll er benutzerfreundlicher sein. Außerdem enthält er eine Kennzeichnung in Blindenschrift und ein aufgedruckter Hinweis in englischer Sprache soll die Nutzung im Ausland erleichtern. Spätestens ab 1. Januar 2015 werden alle Bundesländer nur noch Ausweise im neuen Format ausstellen. Die Umstellung ist kostenfrei. Davon unabhängig bleiben alle alten Ausweise weiter gültig.

www.bmas.de

Krankes Herz

Vorsicht bei KälteWinterliche Kälte kann für Patienten mit einer Herzerkrankung ein erhöh-tes Gesundheitsrisiko darstellen und im schlimmsten Fall einen Angina-pectoris-Anfall oder einen Herzinfarkt auslösen – davor warnt die Deutsche Herzstiftung. Patienten, die bereits an einer koronaren Herzkrankheit leiden,

sollten bei niedri-gen Temperaturen deshalb auf hohe körperliche An-strengungen ver-zichten. Dazu ge-höre insbesondere auch Schneeschip-pen. Grundsätzlich

rät die Deutsche Herzstiftung aber, sich auch im Winter ausreichend zu bewegen und weniger anstrengenden Sport zu treiben.

www.herzstiftung.de

Unzulässige Werbung

Schluss mit den VersprechenWerbung für Lebensmittel, die mit Slogans locken wie „Gut fürs Immunsystem“ oder „Stärkt die Abwehrkräfte“, darf nur noch von den Herstellern verwendet werden, wenn die Aussagen wissenschaftlich geprüft sind und von der EU zugelassen werden. Die neue Regelung gilt seit 14. Dezember 2012. Ab diesem Datum sind gesundheitsbezo-gene Werbeaussagen über Produkte, die nicht auf der Artikel-13-Liste der EU-Health-Claims-Verordnung stehen, verboten.

Transplantation

Broschüre neu aufgelegtDie unzweifelhafte Feststellung des Hirntodes ist nach dem deutschen Trans-plantationsgesetz eine entscheidende Voraussetzung für eine Organspende. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und die Deutsche Stiftung Organtransplantation haben dazu eine gemeinsame neue Informationsbroschü-re aufgelegt (erhältlich als PDF auf den Homepages).

www.dso.de, www.bzga.de

Zu wenig Schlaf

Mehr Appetit Wer zu wenig schläft, neigt zu einem größeren Appetit und wird im Zwei-fel dick. Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt jetzt, was hinter dem Effekt stecken könnte: Schuld sind demnach Hormone – bei Männern und Frauen allerdings auf ganz verschiedene Art und Weise. Männer, die nur kurz schlie-fen, hatten am Morgen einen erhöhten Spiegel des appetitanregenden Hor-mons Ghrelin und somit ein verstärktes Hungergefühl; bei Frauen hingegen beeinflusste der Schlaf die Ghrelin-Konzentration nicht. Bei ihnen fanden die Forscher das Hormon GLP-1, das das Sättigungsgefühl stimuliert.

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4 KfH aspekte Winter 2012/2013

soziales

Für viele Menschen wird ein Brief das erste sichtbare Zeichen der Reform des

Transplantationsgesetzes sein: Bis No-vember 2013 haben die Krankenkassen nach dem neuen Gesetz Zeit, um ihre Ver-sicherten anzuschreiben und ihnen Infor-mationen zur Organspende sowie einen Blanko-Organspendeausweis zuzusen-den. Zusätzlich werden sich auch Ämter und Behörden an der Aufklärung beteili-gen. Mit diesem Informationsauftrag soll – wie es im Gesetz heißt – „… jede Bürge-rin und jeder Bürger regelmäßig im Leben in die Lage versetzt werden, sich mit der Frage der eigenen Spendenbereitschaft ernsthaft zu befassen, und aufgefordert werden, die jeweilige Erklärung auch zu dokumentieren“. Wie und ob man diese Frage beantwortet, bleibt freiwillig – diese sogenannte Ent-scheidungslösung gilt seit dem 1. Novem-ber 2012.

Anerkennung selbstloser HilfeBereits am 1. August 2012 waren weitere Gesetzesänderungen im Transplantati-onsrecht in Kraft getreten. Dazu gehört auch die Neuregelung der gesetzlichen Absicherung von Lebendspendern, mit der die Situation der Spender verbessert werden soll. Als ein zentrales Element wurden im Rahmen der Reform auch die Bestimmungen des Entgeltfortzahlungs-gesetzes geändert. Lebendspender haben dadurch jetzt Anspruch auf Lohnfortzah-lung durch den Arbeitgeber, wenn sie durch die Organspende arbeitsunfähig werden – und zwar für eine Dauer von maximal sechs Wochen. Auch die Bei-träge zur Sozialversicherung sowie zur

Altersversorgung müssen in dieser Zeit vom Arbeitgeber weiter gezahlt werden. Die Arbeitgeber können sich die Lohn-fortzahlung für den Spender und die ge-zahlten Sozialversicherungsbeiträge auf Antrag vom Kostenträger des Organemp-fängers zurückerstatten lassen. Besteht die Arbeitsunfähigkeit länger als sechs Wochen, kann der betroffene Lebend-spender Krankengeld beim Kostenträger des Organempfängers beantragen.Zusätzlich zu den sonstigen Leistun-gen, die dem Lebendspender bislang be-reits gewährt wurden, beispielsweise die Übernahme der Kosten für die Kranken-behandlung oder die Vor- und Nachsorge, können mit der Reform des Transplanta -

t ionsgesetzes jetzt auch weitere Kosten geltend gemacht werden. Die Kranken-kasse bzw. der Kostenträger des Organ-empfängers übernimmt so auch Fahrtko-sten oder die Kosten einer erforderlichen Rehabilitationsmaßnahme. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Organempfänger ge-setzlich oder privat krankenversichert ist.

Verbesserter UnfallversicherungsschutzUmfassender geregelt wurde auch der

Änderung des Transplantationsgesetzes

Mehr Rechtssicherheit für LebendspenderDie gesetzliche Neuregelung der Organspende hat in den vergangenen Monaten viel Aufmerksamkeit erfahren. Das allge-meine Ziel, das Aufkommen an Spenderorganen zu erhöhen, war dabei weitgehend unumstritten. Über das „Wie?“ wurde hingegen viel und heftig diskutiert. Ein wichtiger Teilaspekt der Reform sind die neuen Normen, mit denen Lebendspen-der besser abgesichert werden sollen.

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Mit den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen sind Lebendorganspender besser abgesichert.

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KfH aspekte Winter 2012/2013 5

soziales/recht

Unfallversicherungsschutz für die Spen-der. Die gesetzliche Unfallversicherung des Krankenhauses, in dem die Organent-nahme durchgeführt wurde, deckt damit jetzt alle unerwarteten Gesundheitsschä-den ab, die im Zusammenhang mit der Spende auftreten – und zwar unabhän-gig von dem zeitlichen Abstand. Kommt es beispielsweise nach der Spende einer Niere zu einer behandlungsbedürftigen Dysfunktion des verbliebenen Organs, so kann der Spender seine Ansprüche wie beispielsweise die Kosten für die not-wendigen Behandlungsmaßnahmen auch Jahre später noch geltend machen. Dabei muss er – anders als bisher – nicht mehr die Beweislast tragen und nachwei-sen, dass Spende und der entstandene Schaden in ursächlichem Zusammen-hang stehen. Nach der neuen Regelung wird dieser Zusammenhang automatisch unterstellt und im Streitfall ist es Aufga-be der Versicherung zu beweisen, dass der geltend gemachte Schaden nicht durch die Organspende entstanden ist. Für die Geschädigten wird es damit ein-facher, ihre Ansprüche durchzusetzen. Diese Regelungen gelten nach der soge-nannten Altfallregelung rückwirkend für alle Organspender, bei denen seit 1997 ei-ne Organentnahme durchgeführt wurde.

Bewährungsprobe steht noch ausUnabhängig von den Verbesserungen im Einzelfall werden die Ansprüche von Le-bendspendern mit den neuen Regelungen erstmals auf eine feste gesetzliche Grund-lage gestellt. Bislang basierte die Absi-cherung der Spender im Wesentlichen auf der Rechtsprechung des Bundessozialge-richts. Mit der Reform des Transplantati-onsgesetzes sind die Rechtsansprüche von Lebendspendern so zweifelsohne gestärkt worden. Wie reibungslos diese Ansprü-che auch tatsächlich durchgesetzt werden können, muss jetzt die Praxis zeigen. Da-bei kommt auch den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenversicherung ei-ne wichtige Rolle zu, in denen die genau-en Verfahrensweisen für die Umsetzung des Gesetzes abgestimmt werden.

Urteile

Attest schon am ersten Tag notwendigDas Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass schon ab dem ersten Krank-heitstag dem Arbeitgeber ein ärztliches Attest vorzulegen ist. Der Arbeitge-ber muss auch keine Begründung abgeben, warum er bereits so früh einen Krankheitsnachweis haben möchte. Es liege demnach ganz im Ermessen des Arbeitgebers, so die Arbeitsrichter. Das Gesetz schreibt vor, dass jeder kranke Arbeitnehmer unverzüglich seinen Arbeitgeber hierüber zu informieren hat. Spätestens am vierten Krankheitstag muss eine entsprechende Bescheinigung des Arztes vorgelegt werden. Das Entgeltfortzahlungsgesetz räumt dem Arbeitgeber aber auch das Recht ein, schon früher eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu verlangen.Wann Beschäftigte eine Erkrankung mit einem ärztlichen Attest nachwei-sen müssen, können also Arbeitgeber bestimmen. Sie brauchen auch keine Begründung, wenn sie bei manchen Mitarbeitern früher als bei anderen auf Vorlage eines Attests bestehen, so die Entscheidung des Bundesarbeitsge-richts. Nur wenn der Tarifvertrag das Recht auf eine frühere Vorlage aus-drücklich ausschließe, könne erst nach mehreren Fehltagen die ärztliche Bestätigung verlangt werden. Das Gericht räumte den Tarifpartnern aber aus-drücklich die Möglichkeit ein, dies in einem Tarifvertrag anders zu regeln.(Aktenzeichen 5 AZR 886/11)

Steuererstattung wird angerechnetWer Hartz IV (Arbeitslosengeld II) erhält, muss sich eine Steuerrückzahlung anrechnen lassen. Das hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt. Dadurch werden keine Eigentumsrechte verletzt. Eine Berlinerin war zuvor bei den Sozialgerichten mit einer entsprechenden Klage bereits gescheitert. Sie sollte 430 Euro Rückerstattung ihrer Einkommenssteuer an das Jobcenter zurück-zahlen. Die Karlsruher Richter nahmen ihre Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung an, da ihr die Erfolgsaussichten fehlen würden. (Az.: 1 BvR 2001/11)

Urlaubsdauer darf nicht nach Alter gestaffelt werdenDie am 27. Oktober 1971 geborene und seit 1988 beim beklagten Landkreis beschäftigte Klägerin wollte festgestellt haben, dass ihr in den Jahren 2008 und 2009 und damit schon vor der Vollendung ihres 40. Lebensjahres über den tariflich vorgesehenen Urlaub von 29 Arbeitstagen hinaus jeweils ein weiterer Urlaubstag zugestanden hat. Sie argumentierte, die altersabhängige Staffelung der Urlaubsdauer in § 26 Abs. 1 Satz 2 TVöD verstoße gegen das Diskriminierungsverbot wegen des Alters. Die Revision der Klägerin hatte vor dem 9. Senat des Bundesarbeitsgerichts Erfolg und führte zur Wieder-herstellung der Entscheidung des Arbeitsgerichts. Der Klägerin steht für die Jahre 2008 und 2009 jeweils ein weiterer Urlaubstag als Ersatzurlaub zu. Die Differenzierung der Urlaubsdauer nach dem Lebensalter in § 26 Abs. 1 Satz 2 TVöD benachteiligt Beschäftigte, die das 40. Lebensjahr noch nicht vollen-det haben, unmittelbar und verstößt gegen das Verbot der Benachteiligung wegen des Alters. Die tarifliche Urlaubsstaffelung verfolgt nicht das legitime Ziel, einem gesteigerten Erholungsbedürfnis älterer Menschen Rechnung zu tragen. Ein gesteigertes Erholungsbedürfnis von Beschäftigten bereits ab dem 30. bzw. 40. Lebensjahr ließe sich auch kaum begründen. (AZR 529/10)

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schwerpunkt

Herausforderung Kindernephrologie

Rundum-Betreuung für junge Patienten

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F ür eine chronische Niereninsuffizienz bei Kindern und Jugendlichen gibt es

unterschiedliche Ursachen: In vielen Fäl-len sind Fehlbildungen im Nieren- und Harntrakt angeboren. Aber auch geneti-sche Störungen, Stoffwechselerkrankun-gen oder Infektionen können die Nieren angreifen und unbehandelt zu terminaler Niereninsuffizienz führen. Verschiedene Erkrankungen der Nieren und Begleiter-scheinungen wie Wachstums- und Ent-wicklungsstörungen oder Knochendefor-mationen kommen ausschließlich im Kin-desalter vor. Die medizinische Betreuung nierenkranker Kinder und Jugendlicher verlangt deshalb nach spezialisiertem Fachwissen und besonderen Therapie- und Diagnoseformen. 16 KfH-Nierenzentren für Kinder und Jugendliche bundesweitIn Deutschland wird die kindernephrolo-gische Versorgung zum überwiegenden Anteil durch das KfH in Kooperation mit den jeweiligen Universitäts- bzw. Kinder-kliniken vor Ort sichergestellt: Rund 90 Prozent aller Betroffenen werden in ei-nem der 16 spezialisierten KfH-Nieren-zentren für Kinder und Jugendliche be-handelt, die sich über die Republik vertei-len. Ende des dritten Quartals 2012 wur-den so insgesamt 161 junge Patienten im Rahmen einer Nierenersatztherapie mit der Dialyse betreut, 430 befanden sich in der Transplantationsnachsorge und rund 3.600 besuchten die ambulanten Sprech-stunden. Die Behandlung erfolgt dabei ganzheit-lich und geht weit über die symptomati-

sche Therapie der Niereninsuffizienz hin-aus. Nephrologen in der Kindermedizin kümmern sich nicht nur um die Nieren der kleinen Patienten, sondern überneh-men zusätzlich die Funktion eines Haus-arztes. Sie sind damit zentrale Ansprech-partner für die Betroffenen und ihre Fa-milien in allen medizinischen Fragen. „Wir beziehen die Eltern und oft auch die ganze Familie in die Behandlung mit ein“, erklärt Privatdozentin Dr. Ulrike John, ärztliche Leiterin des KfH-Nierenzentrums für Kinder und Jugendliche am Universi-tätsklinikum Jena. „Die Kontrolluntersu-chungen erfolgen in der Regel in kurzen Intervallen und wir nehmen uns viel Zeit für die jungen Patienten“, fügt sie hinzu. Bei Bedarf ziehen die Nephrologen spe-zialisierte Kinderärzte anderer Fachrich-tungen wie Kinderurologen, Kinderkar-diologen oder Kinderchirurgen zur Be-handlung hinzu. Das ist möglich, weil die KfH-Nierenzentren für Kinder und Ju-gendliche mit Universitäts- bzw. Kinder-kliniken mit entsprechend differenzierten Versorgungsstrukturen kooperieren.Darüber hinaus erhalten die Betroffenen und ihre Familien in den KfH-Nierenzen-tren auch Unterstützung in vielen ande-ren Lebensbereichen. Ein Team aus Kin-derkrankenschwestern, Ernährungsbera-tern, Lehrern und Sozialhelfern kümmert sich um sie und sorgt dafür, dass die jun-gen Patienten die Hilfe erhalten, die sie benötigen. Dazu gehört auch die psycho-logische Betreuung, die parallel zur medi-zinischen Behandlung erfolgt. Auf jähr-lich stattfindenden Fachsymposien des KfH koordinieren die psychosozialen ›

Kinder mit einer Nierenerkrankung werden bereits in jungen Jahren therapiert, dialysiert oder transplantiert. Oft dominiert die Krankheit das Familienleben. Die KfH-Nierenzentren für Kinder und Jugendliche bieten den jungen Patienten sowie ihren Angehörigen deshalb eine umfassende Betreuung durch Ärzte und weitere Fachleute. Mit dem Transferprogramm endlich erwachsen unter-stützt das KfH nierenkranke Jugendliche zusätzlich beim Übergang in die Erwachsenenbetreuung.

schwerpunkt

Rundum-Betreuung für junge Patienten

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8 KfH aspekte Winter 2012/2013

› Dienste aller kindernephrologischen Zentren ihre Arbeit und entwickeln sie fort. Diese Symposien haben sich als wertvolles Forum der fachlichen Zusam-menarbeit bewährt. Die KfH-Nierenzentren für Kinder und Jugendliche bieten außerdem Sport- oder Freizeitaktivitäten an, organisieren Schulunterricht während der Dialysezei-ten oder unterstützen mit vielfältigen Be-ratungsangeboten beispielsweise bei der Suche nach einem passenden Ausbil-dungsplatz: Die ganzheitliche Betreuung sowie die enge Beziehung zwischen Pati-ent und Behandlungsteam sind wesentli-che Kennzeichen der kindernephrologi-schen Betreuung.

Von der Kinder- in die ErwachsenenbehandlungDer Übergang in die Erwachsenenversor-gung ist für viele Heranwachsende nicht leicht und führt oft zu einem Mangel an Therapietreue. „Unseren jugendlichen Pa tienten ist häufig nicht bewusst, dass sie ihre Krankheit akzeptieren und Ver-antwortung dafür übernehmen müssen“, so die Erfahrung von Kindernephrologin Ulrike John. Viele Jugendliche neigen in der Phase des Erwachsenwerdens dazu, ihre Krankheit zu verdrängen und etwa wichtige Medikamente nicht mehr regel-mäßig einzunehmen. Die Folgen verdeutlicht die Ärztin an ei-nem Beispiel: „Mehr als 90 Prozent der transplantierten Kinder und Jugendli-chen erreichen heute das Erwachsenenal-ter“, berichtete sie. Während bei jüngeren Kindern – ebenso wie bei Erwachsenen – die Hälfte aller Transplantate auch nach elf Jahren noch gut funktioniert, ist dieser Punkt bei den Adoleszenten bereits nach sieben Jahren erreicht. „In der

Gruppe der jugendlichen Erwachsenen – also im Alter zwischen 16 und 24 Jahren – beobachten wir deutlich schlechtere Langzeitprognosen.“ Eine wichtige Rolle spielt auch, dass die jungen Patienten von ihren Eltern häufig überbehütet wurden. „Auch die Eltern müssen erst lernen, ihre Kinder – und da-mit die Verantwortung für deren Krank-heit – loszulassen“, schildert Dialyse-fachschwester Kristina Breuch die Situa-tion, die sie und ihre Team-Kollegen häufig erleben. „Vor allem müssen die Jugendlichen selbst erkennen, dass sie jetzt an der Reihe sind, Verantwortung zu übernehmen“, so Breuch. Das koste Ärzte und Betreuer zwar oft viel Überzeu-gungskraft, zahle sich aber aus: „Nur wenn sich die jungen Erwachsenen ihrer Aufgaben bewusst sind, können sie auch selbstbestimmt und eigenverantwortlich handeln.“Um die kritische Übergangsphase erfolg-reich zu bewältigen, setzen sich Medizi-ner wie Ulrike John für einen längerfri-stig angelegten Übergang von der kin-dernephrologischen Betreuung in die Er-wachsenenbehandlung ein: die soge-nannte Transition. Ärzte, Eltern und Be-troffene sollten darin gleichermaßen mit einbezogen werden. Der richtige Zeit-

punkt für die Transition kann von Pati-ent zu Patient variieren – je nach psy-chosozialer Reife, körperlicher Entwick-lung und Ausbildungsstand. Hinter-grund: Niereninsuffiziente Jugendliche erleben die Phase der Pubertät in der Re-gel verzögert. Ihr Entwicklungsalter weicht häufig um zwei Jahre vom chro-nologischen ab. 20 Prozent der Patienten haben zusätzliche körperliche oder gei-stige Behinderungen. „Auch der Gesund-heitszustand und das Behandlungskon-zept sollten zum Zeitpunkt des Transfers stabil sein“, gibt John zu bedenken.

„Kompetenztraining fürs Leben“ Modelle wie das KfH-Transferprogramm endlich erwachsen helfen, die Jugendli-chen auf den Übergang in die Erwachse-nenmedizin vorzubereiten und die Kom-munikation und effektive Zusammenar-beit an dieser Schnittstelle zu verbessern. Das Projektteam plant deshalb auch die Vernetzung mit den Erwachsenenne-phrologen zu stärken sowie die Zusam-menarbeit mit den KfH-Kindernieren-zentren weiter auszubauen. Seit Start des Schulungskonzepts im Jahr 2003 hat sich endlich erwachsen als permanente Einrichtung des KfH etabliert – und ist seit 2008 sogar ISO-zertifiziert. „Jugend-lichen zwischen 16 und 21 Jahren mit chronischer Niereninsuffizienz bietet das Programm ein Kompetenztraining fürs Leben. Auch beim Transplantatüberle-ben sind erste Erfolge zu verzeichnen“, unterstreicht John den Nutzen des Pro-jekts. (C. S.)

schwerpunkt

„Auch die Eltern müssen erst lernen, ihre Kinder – und damit die Verantwortung für deren Krankheit – loszulassen.“

Dialysefachschwester Kristina Breuch

Offener Umgang mit der Krankheit: drei junge Teilnehmerinnen des KfH-Transferprogramms endlich erwachsen erstellen einen Filmbeitrag.

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KfH aspekte Winter 2012/2013 9

schwerpunkt

Jonas blickt stolz auf seinen rechten Arm, der über einen Schlauch mit dem Dialysegerät verbunden ist: „Die Na-deln habe ich gerade selbst gelegt“, er-zählt der 16-Jährige, lehnt sich zurück und schlägt lässig ein Bein über das an-dere. Er möchte noch mehr über seine Krankheit erfahren, mögliche Therapien kennenlernen und sich über Medika-mente und eventuelle Nebenwirkungen informieren.

„Worauf muss ich achten?“„Ich will einfach wissen, worauf ich in Zukunft achten muss – und warum“, sagt der junge Dialysepatient. Gemein-sam mit zwölf anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist er deshalb eine Woche lang zu einem Seminar nach Österreich gefahren. Wie Jonas leiden auch die anderen an einer chro-nischen Niereninsuffizienz. Sie alle ha-ben neben der Dialysebehandlung in der Regel mehrere Krankenhausaufent-halte, Operationen und oft auch schon eine Nierentransplantation hinter sich. Was bisher meist die Eltern entschieden haben, soll jetzt in Jonas’ Verantwor-tung übergehen. Gemeinsam mit zwei Kindernephrologen, einer Diplomsozio-login und einer Krankenschwester wer-den die Teilnehmer des KfH-Transfer-programms endlich erwachsen deshalb zu Experten ihrer Erkrankung. Knapp 200 junge Erwachsene im Alter von 16 bis 21 Jahren haben seit Januar 2003 an dem Angebot des KfH teilge-nommen. „Zwei Drittel der Teilnehmer haben den Weg ins Berufsleben oder die häufig ersehnte Partnerschaft ge-funden – und fühlen sich gut und ge-sund“, schildert Seminarleiterin Kristi-na Breuch den Erfolg der Initiative, die

jetzt ihr 10-Jahres-Jubiläum feierte. Das Projekt ist heute fest etabliert und bietet Jugendlichen mit chronischer Niereninsuffizienz ein Kompetenztrai-ning fürs Leben. „In unserem Auftaktseminar ist es uns wichtig, den Jugendlichen medizini-sche Grundkenntnisse zu vermitteln“, sagt Breuch, „unter anderem dürfen die Teilnehmer Schweine-Nieren präparie-ren. Diese sind den menschlichen Nie-ren am ähnlichsten und ermöglichen annähernde Vorstellungen von der ei-genen transplantierten Niere.“ Aber die jungen Erwachsenen erhalten auch Ernährungstipps und Hilfestel-lungen bei Fragen zu Ausbildung und Beruf – und ganz nebenbei lernen sie auch noch Skifahren. Denn Sport und Bewegung sind auch für Nierenkranke wichtig. Eltern, Lehrer und auch die Ju-gendlichen selbst sind jedoch oft sehr vorsichtig und wagen wenig. „Wir sprechen auch über Themen wie Sexualität und Schwangerschaft, Al-kohol, Drogen und Gewalt“, so Breuch.

Im Alltag fehle den Ärzten dafür oft die Zeit – und auch die pubertierenden Patienten brauchen eine Weile, bis sie sich mit ihren Fragen einem Experten anvertrauen. In einem von sechs Wo-chenend-Workshops können die Teil-nehmer des auf drei Jahre angelegten KfH-Transferprogramms einzelne The-men noch weiter vertiefen.

Seminare für die Eltern Doch nicht nur die jugendlichen Patien-ten müssen auf dem Weg zum Erwach-senensein die Kompetenz erlangen, ei-genverantwortlich mit ihrer Krankheit umzugehen. „Auch für die Eltern ist das ein Prozess des Loslassens – aber auch der Entlastung von dem Druck der le-benslangen Fürsorge“, schildert Breuch. Deshalb bietet das KfH parallel zu den Wochenend-Workshops Elternseminare an. Breuch: „Auch damit versuchen wir, unsere Patienten auf dem schwierigen Weg des Erwachsenwerdens zu unter-stützen – aber gehen müssen sie den Weg natürlich allein.“ (C. S.)

10 Jahre KfH-Transferprogramm endlich erwachsen

Junge Experten ihrer Krankheit

Gesprächsrunde mit Jugendlichen des Transferprogramms im Rehazentrum Ederhof.

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schwerpunkt

Was waren die Themenschwerpunkte, die Sie besprochen haben? Wir haben uns vor allem mit dem Thema Transitionsmedizin allgemein beschäf-tigt, also: Welche Hindernisse gibt es beim Übergang von der Kinderklinik in die Erwachsenenmedizin? Was sollten al-le Beteiligten dabei beachten? Welche Er-fahrungen haben andere Arbeitsgruppen gemacht? Dabei haben wir auch über die Grenzen Deutschlands hinaus nach Eng-land und Belgien geschaut.

Gibt es Ergebnisse, die sich bereits in naher Zukunft auf den Alltag der Patienten auswirken werden? Für direkte Ergebnisse ist es noch zu früh. Aber alle Arbeitsgruppen konnten zeigen, dass die Patienten von systematischer Transition, also dem organisierten und begleiteten Übergang zur Erwachsenen-medizin, durchaus profitieren: Ihre Le-bensqualität und auch der Gesundheits-zustand verbesserten sich. Das Problem bei der Bewertung ist, dass jede Gruppe ein eigens entwickeltes Programm hat, das den Vergleich und eine gemeinsa-me Auswertung erschwert. Unser Ziel ist es zum Beispiel, dafür eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.

Warum ist es so wichtig, chronisch niereninsuffiziente Kinder auf dem Weg in die Erwachsenenmedizin zu begleiten? Zum einen sollen die Jugendlichen in dieser Phase nicht verlorengehen. Damit meine ich, dass der Gesundheitszustand,

den wir in der Pädiatrie erreicht und er-halten haben, auch für den erwachsenen Patienten stabil bleibt. Deshalb wollen wir sicherstellen, dass die kontinuierliche Betreuung fortgeführt wird – und zwar durch einen Nephrologen aus der Er-wachsenenmedizin, dem die Betroffenen auch vertrauen. Wie profitieren die Jugendlichen von den Maßnahmen der Transitionsmedizin? Sie profitieren durch Empowerment, also der Stärkung ihrer Fähigkeit zur Selbstbe-stimmung, durch Identitätsfindung und das Erlernen von Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Das alles lässt sie zu ei-nem mehr oder weniger autonomen Mit-glied der Gesellschaft werden.

Ist die Begleitung in die Selbstständigkeit auch für junge Erwachsene mit anderen chronischen Erkrankungen wichtig? Ja, denn es gibt eine Menge chronischer Erkrankungen, die bei Geburt oder bereits in frühen Jahren beginnen. Aufgrund der heute verfügbaren Therapien erreichen die Betroffenen häufig das Erwachse-nenalter. Die Patienten leiden in der Re-gel unter einer der sogenannten seltenen Erkrankungen wie Mukoviszidose, Diabe-tes mellitus Typ 1, Epilepsie, Herzerkran-kungen, Asthma bronchiale, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und weiteren. Für sie alle besteht die Gefahr, dass die Therapietreue beim Übergang verlorengeht und sie so ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.

Wie wird sich die Arbeit der neu ge-gründeten Fachgesellschaft auswirken?Unser Ziel ist es, die medizinische und psychosoziale Situation der Betroffenen zu verbessern. Außerdem wollen wir die Gesundheitspolitik noch mehr auf das Thema aufmerksam machen. Denn nur so können wir in Zukunft auch eine Finanzierung durch die Krankenkassen erreichen. Bisher können wir Program-me nur durch die Förderung durch an-dere Organisationen durchführen – so wie bei endlich erwachsen mit der Trä-gerschaft durch das KfH. Die Deutsche Gesellschaft für Transiti-onsmedizin soll den interdisziplinären Austausch verbessern – mit Experten aus Medizin, Psychologie, Sozialmedi-zin, Genetik und Soziologie. Auch wol-len wir Forschungsstipendien vergeben.

Werden Sie in Zukunft weitere Treffen zum Thema Transitionsmedizin organisieren?Ja, in den kommenden Jahren wird es weitere wissenschaftliche Veranstaltun-gen mit diesem Schwerpunkt geben. Beispielsweise werden wir etwa unser Treffen in einer Reihe von Transitions-kongressen fortsetzen. So wollen wir ein immer stärkeres interdisziplinäres Netzwerk aufbauen. In Zukunft wol-len wir weitere Schulungsmaßnahmen nach dem Modell des KfH-Transferpro-gramms entwickeln und durchführen, immer unter dem Aspekt der Gesund-heitskompetenzförderung. (C. S.)

Erster Deutscher Kongress für Transitionsmedizin

„Wir wollen den Austausch fördern“10 Jahre KfH-Transferprogramm endlich erwachsen: Das war der Anlass für den 1. Deutschen Kon-gress für die Transition Adoleszenter mit chronischer Niereninsuffizienz und nach Nierentransplanta-tion, bei dem sich Mitte November rund 60 Kinderärzte, Psychologen, Nephrologen und andere Fach-leute in Hannover trafen. Unterstützt wurde der Kongress vom KfH. Auch mehr als 50 ehemalige endlich erwachsen-Teilnehmer nutzten das Treffen, um sich wiederzusehen und Erfahrungen auszu-tauschen. Kongresspräsidentin Dr. Martina Oldhafer zeigte sich im Interview mit KfH-aspekte sehr zufrieden.

10 KfH aspekte Winter 2012/2013

Dr. Martina Oldhafer

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KfH aspekte Winter 2012/2013 11

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Seine überragenden wissenschaftli-chen Leistungen waren schon sei-

nen Zeitgenossen bewusst. Er befasste sich mit der Konstruierbarkeit des regel-mäßigen Siebzehnecks oder den lemnis-katischen Sinusfunktionen. Auf ihn ge-hen das Fehlerfortpflanzungsgesetz und die Osterformel zurück. Wer derlei nicht versteht, lebt in einer anderen Welt als der des 1777 gebore-nen Mathematikers Johann Carl Fried-rich Gauß, der sich auch als Astronom, Geodät und Physiker betätigte. Bereits ein Jahr nach seinem Tod wurde er auf Gedenkmünzen als „Mathematicorum Principi“ (Fürst der Mathematiker) ge-feiert.

Erst lernte er rechnen,dann sprechenCarl Friedrich war das einzige Kind von Gerhard Dietrich und Dorothea Gauß. Der Vater brachte die Kleinfamilie unter anderem als Gärtner, Schlachter, Mau-rer, Kaufmannsassistent und Schatzmei-ster einer kleinen Versicherungsgesell-schaft durch. Die Mutter war hochgra-dig intelligent. Sie arbeitete als Dienst-mädchen. Gauß sagte später von sich, er habe das Rechnen vor dem Sprechen gelernt. In der Volksschule verblüffte er mit sei-nen Rechenkünsten, und mit 14 Jahren wurde er dem Herzog Karl Wilhelm Fer-dinand von Braunschweig als mathe-matisches Wunderkind vorgestellt. Der junge Gauß studierte Philologie und

Mathematik und entwickelte mit 18 Jahren die Grundlagen der modernen Ausgleichsrechnung und der mathe-matischen Statistik (Methode kleinster Quadrate). Auf den Mathematiker gehen die nicht-euklidische Geometrie, zahlreiche ma-thematische Funktionen, Integralsätze, die gaußsche Glockenkurve oder erste Lösungen für elliptische Integrale zu-rück. Als 30-Jähriger wurde Gauß zum Universitätsprofessor und Sternwartedi-rektor in Göttingen berufen und danach mit der Landesvermessung des König-reichs Hannover betraut. Neben der Zahlen- und der Potenzial-theorie erforschte Gauß unter anderem das Erdmagnetfeld und führte im Harz die erste Geoidstudie durch. Das Geoid ist ein physikalisches Modell der Erd-figur, das 1828 von dem genialen For-scher entwickelt wurde.Der Forscher arbeitete auf vielen Ge-bieten, veröffentlichte seine Ergebnisse jedoch erst, wenn eine Theorie seiner Meinung nach komplett war. So wurden viele seiner Erkenntnisse nicht publik. Doch sie blieben der Nachwelt dank des Umstands erhalten, dass Gauß ein in-tensiver Tagebuchschreiber war. Viele seiner Resultate wurden nach seinem Tod in mehr als 20 Bänden gefunden. Da jedoch nicht alle seiner Tagebücher erhalten sind, gilt ein Teil seiner For-schungsergebnisse als verloren.Heute sind nach Gauß zahlreiche ma-thematisch-physikalische Phänomene

und Lösungen benannt, mehrere Ver-messungs- und Aussichtstürme, dut-zende Schulen, Forschungszentren oder wissenschaftliche Ehrungen wie die Carl-Friedrich-Gauß-Medaille der Braunschweigischen Akademie. Verheiratet war Gauß zweimal, beide Ehen endeten mit dem Tod der Gattin. Gauß zeugte während beider Partner-schaften jeweils drei Kinder.

Abbild auf dem Zehn-Mark-Schein Gauß starb am 23. Februar 1855 in Göt-tingen. Begraben wurde er dort auf dem Albani-Friedhof. Doch ohne sein Ge-hirn. Es wurde zuvor entnommen, um herauszufinden, wie dieses Organ die außergewöhnliche Leistung erbringen konnte. Untersucht wurde es mit den unterschiedlichsten Methoden, zuletzt 1998 – ohne eine Erklärung für das Ge-nie des Johann Carl Friedrich Gauß zu finden. Das Gehirn wird heute, in Formalin konserviert, in der Medizinischen Fa-kultät der Uni Göttingen aufbewahrt. Gauß’ Erkenntnisse jedoch bleiben – auch wenn sein Abbild und seine Nor-malverteilung (besagte Glockenkurve) heute nicht mehr jedem zur Hand sind: Sie schmückten einst den Zehn-Mark-Schein.

Große deutsche Forscher:

Der Fürst der MathematikerIm wirklichen Leben haben sie sich wahrscheinlich nie getroffen: Alexander von Humboldt (siehe KfH-aspekte 3/2012) und Johann Carl Friedrich Gauß waren zwar Zeitgenossen. Doch erst der Bestseller „Die Vermessung der Welt“ (siehe Buchtipp Seite 22) führte das Duo der Genies zusammen. Der eine, Humboldt, erforschte die Welt an Ort und Stelle, der andere, Gauß, eher im stillen Käm-merlein. Beiden gemeinsam ist die Tatsache, dass nach ihren Entdeckungen die bislang gekannte Welt eine andere war.

Zahlenkünstler: Johann Carl Friedrich Gauß

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12 KfH aspekte Winter 2012/2013

ratgeber

Abwechslungsreich und ausgewogen zu essen, das ist für Ge-sunde wie für Menschen mit einer Niereninsuffizienz gleicher-

maßen wichtig. Für Dialysepatienten spielt die Ernährung jedoch eine ganz besondere Rolle: So ist die Dialyse zwar ein guter, doch kein vollwertiger Ersatz der natürlichen Nierenfunktion. Denn zwi-schen den Dialysen steigt der Gehalt des Körpers an Wasser, Stoff-wechselprodukten und Mineralstoffen deutlich an. Erst bei der nächsten Dialyse können diese Stoffe wieder ausgeschieden wer-den. Für viele Patienten ist es deshalb wichtig, darauf zu achten, dass es bei manchen Stoffen – wie beispielsweise bei Vitaminen – nicht zu Mangelerscheinungen kommt und sich andere wie zum Beispiel Wasser, Kalium und Phosphor demgegenüber nicht über-mäßig im Körper anreichern. Die Behandlung der chronischen Nierenerkrankung basiert für Dialysepatienten dabei auf drei Säulen, die sich gegenseitig er-gänzen: Auf der Dialyse selbst, auf der möglichen Behandlung mit Medikamenten, über die der Arzt anhand der Blutwerte individuell entscheidet, sowie auf der Ernährung. Mit der Auswahl der richti-gen Lebensmittel können Patienten die medizinische Behandlung unterstützen und selbst einen wichtigen Beitrag zu ihrem Wohlbe-finden leisten. Wie die richtige Ernährung im Einzelfall aussieht, das hängt von individuellen Voraussetzungen wie dem Grad der Nierenrestfunk-tion, der Art Dialysebehandlung und anderen Faktoren ab. Grund-sätzlich aber gilt: Eine gute und gesunde Ernährungsweise muss nichts mit Verzicht zu tun haben. Dialysepatienten können grund-sätzlich alles essen und Genießen ist dabei erlaubt. Dennoch gibt es einige Stoffe, die für Dialysepatienten von besonderer Bedeutung sind und die es gilt, bei der Ernährung im Auge zu behalten.

Besonderheiten der DialysediätSo sollen Dialysepatienten in der Regel darauf achten, nicht zu viel Wasser oder harnpflichtige Mineralstoffe – also Stoffe, die über die Niere im Urin ausgeschieden werden – zu sich zu nehmen. Bei-des könnte sich sonst im Körper ansammeln. Versagt die Niere,

kann der Körper nicht nur keine Stoffwechselprodukte mehr über den Urin ausscheiden, sondern auch nur noch wenig oder keine Flüssigkeit. Die richtige Trinkmenge ist für jeden Patienten unter-schiedlich und richtet sich nach der Urinmenge vom Vortag. Dabei werden auch flüssige und stark wasserhaltige Nahrungsmittel be-rücksichtigt, etwa Suppen, Joghurt oder Obst.

Eiweiß aus der Nahrung Auch ist es für viele Patienten mit Dialysebehandlung sinnvoll, den Eiweißanteil ihrer Nahrung im Auge zu behalten. Anders als nicht dialysepflichtige Nierenkranke sollten sie auf eine eher ei-weißreiche Ernährung achten. Hintergrund: Auch die Aminosäu-ren, die Bausteine für die Eiweißproduktion im Körper, werden bei jeder Dialyse entfernt. Zu wenig Eiweiß in der Nahrung kann bei-spielsweise Gewichtsverlust, Muskelschwund und Immunproble-me verursachen. Mit einer ausgewogenen Ernährung, die täglich Fleisch, Fisch, Eier oder Milchprodukte enthält, können Betroffene gegensteuern.

Phosphat ist nicht gleich PhosphatEin mögliches Problem: Viele eiweißreiche Nahrungsmittel haben gleichzeitig auch einen hohen Phosphatanteil. Ein hoher Phos-phatspiegel im Blut wiederum kann Gefäßverkalkungen begün-stigen und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen – eine Zwickmühle. Deshalb verschreibt der behandelnde Arzt in vielen Fällen Medikamente, die das Phosphat binden, so dass es vom Körper ausgeschieden werden kann. In gewissen Grenzen ist die Phosphataufnahme also unvermeid-

Ernährung bei Dialyse

Mit Genuss zu mehr WohlbefindenSchöne Momente intensiv erleben – viele Menschen mit einer chronischen Krankheit schöpfen aus dieser Fähigkeit Kraft für ein zufriedenes Leben. Dazu kann auch ein gutes Essen beitragen. Auch für Dialysepatienten gilt: Wer be-wusst isst, darf sich durchaus auch einmal etwas gönnen. Die richtige Ernährung kann darüber hinaus die medizini-sche Behandlung wirksam ergänzen und unterstützen.

Einkaufen kann Spaß machen – nur richtig vorbereitet muss der Gang in den Supermarkt werden.

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lich und muss als Begleiterscheinung eiweißhaltiger Ernährung toleriert werden. Als generell problematisch gilt hingegen künst-liches Phosphat, das als Lebensmittelzusatz in vielen industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln und Fertigprodukten steckt – zum Beispiel auch in Schmelzkäse, Backpulver und Cola. Damit wird dem Körper nur Phosphat, aber kein Eiweiß zugeführt: Ein Grund mehr, auf selbstgekochte Mahlzeiten zu setzen.

Der Mineralstoff KaliumEine besondere Rolle – insbesondere für Hämo-Dialysepatienten – spielt schließlich auch der Mineralstoff Kalium. Auch hier kann ein Zuviel zu ernsten gesundheitlichen Schäden führen und un-ter anderem Muskelschwäche und Lähmungen verursachen. Sogar lebensgefährliche Herz-Rhythmus-Störungen sind möglich. Wie bei allen anderen Stoffen gilt auch beim Kalium: Die individuelle Toleranz kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein, je nach Restfunktion der Nieren. Bei Patienten, die mit der Bauchfell-dialyse (Peritonealdialyse) behandelt werden, sind Kaliumproble-me durch die kontinuierlichere Blutwäsche allerdings in der Regel seltener. Gut zu wissen: Lebensmittel mit sehr hohem Kaliumanteil sind zum Beispiel Trockenfrüchte, Säfte und Nüsse.

Fazit: Wer der Ernährung die Aufmerksamkeit schenkt, die ihr zusteht, kann damit die medizinische Behandlung wirksam unter-stützen. Eine Dialysepflichtigkeit muss nicht bedeuten, dass damit auch der Verzicht auf alle kulinarischen Genüsse verbunden ist. Gesundes kann auch lecker und Leckeres gesund sein. Ein Beispiel dafür ist auch der Rezeptvorschlag auf Seite 22. (U. F.)

KfH aspekte Winter 2012/2013 13

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Interview:

„Essen macht trotzdem Spaß“Irmgard Landthaler ist Ernährungsbera-terin und arbeitet auch seit vielen Jah-ren mit Nierenkranken. Sie weiß einige „Tricks“ für Dialysepatienten.

Viele Patienten haben ein Problem mit der streng geregelten Flüssigkeitsmenge. Haben Sie Tipps gegen den Durst?Der Durst lässt sich mit ein paar Kleinigkeiten austricksen. Et-wa Zitronenstückchen oder saure Bonbons lutschen. Bitte kei-ne zuckerfreien Bonbons, denn die machen Bauchweh. Es hilft auch, nur langsam und in kleinen Schlucken zu trinken. Aber das Wichtigste ist: Wenig Salz essen, denn Salz macht Durst. Außerdem wirken Blutdruckmedikamente viel besser, wenn man weniger Salz isst.Wie gewöhnt man sich an eine salzarme Ernährung?Was vielen Patienten hilft, ist eine langsame Umstellung. Der Geschmackssinn gewöhnt sich an weniger Salz, ohne dass das Essen fad schmeckt. Außerdem gibt es noch viele andere Mög-lichkeiten beim Abschmecken – zum Beispiel können sie alle Kräuter und Gewürze verwenden. Was sie nie verwenden dür-fen, ist Diätsalz oder Leichtsalz, weil diese aus Kaliumchlorid bestehen. Ein intensiveres Aroma bekommen sie auch, wenn sie Fleisch oder Fisch marinieren mit Olivenöl, Lorbeer, Ros-marin oder Knoblauch und Sie diese Gewürze dann mitbraten. Gibt es Zubereitungsarten, die sich besonders eignen?Ja, zum Beispiel bei Kartoffeln und frischem Gemüse. Denn sie enthalten verhältnismäßig viel Kalium. Kartoffeln und Gemü-se verlieren aber viel von ihrem Kalium, wenn sie klein ge-schnitten und in viel Wasser gekocht werden. Das Kochwasser mit dem überschüssigen Kalium kann man dann wegschütten. Natürlich gehen dabei auch andere wertvolle Inhaltsstoffe ver-loren, die man auf anderem Weg wieder zu sich nehmen muss. Es gibt auch kaliumarme Alternativen für viele Lebensmittel. Zum Beispiel lieber Semmel- anstatt Kartoffelklöße oder Sah-ne-Wasser-Gemisch statt Milch.Gibt es einen Geheimtipp?Nierenkranke sollen sich nicht entmutigen lassen. Denn theo-retisch ist kein Lebensmittel verboten – es kommt immer nur auf die Menge und natürlich auf die Blutwerte des Dialysepa-tienten an. Doch solange er bewusst isst, gewisse Regeln im Auge behält und am besten auch selbst kocht, macht das Essen trotzdem Spaß. Mit der richtigen Ernährung kann man sehr viel zu einer optimalen Behandlung beitragen und damit zu einer besseren Lebensqualität und -erwartung. (U. F.)

Irmgard Landthaler

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14 KfH aspekte Winter 2012/2013

neues aus dem KfH

Neues KfH-Logistikkonzept

Materialversorgung wird effizienter

Bislang verfügte das KfH bundesweit über sieben große Lo-gistikzentren sowie über ein kleineres Logistikservicezen-

trum in Schönefeld bei Berlin. Im Vergleich zu den großen Zentren gibt es dort kein Materiallager, es dient vielmehr als Umschlagplatz: In Schönefeld werden die Sendungen aus den Logistikzentren auf kleinere Transportfahrzeuge umgeladen und sternförmig an die Heimdialysepatienten und die KfH-Nierenzentren im Großraum Berlin ausgeliefert. Dieses Zusammenspiel von großen Lagern und kleineren Um-schlagplätzen ist bei Logistikkonzernen wie Brief- und Paket-zustellern oder Speditionsunternehmen schon lange üblich, denn es ist besonders effizient. Warenströme können so besser gebündelt und Fahrzeuge besser ausgelastet werden. Deshalb baut auch das KfH seine bundesweiten Transport-strukturen weiter in diese Richtung aus. So wurden jüngst zwei ehemalige Logistikzentren zu Servicezentren umge-wandelt – ein weiteres wird in Kürze folgen. Ziel des KfH ist es, dass mittelfristig den vier großen Logistikzentren eine gleich große Anzahl an kleineren Umschlagplätzen gegen-übersteht.

„Mit dem neuen Konzept setzen wir auf kürzere Lagerzeiten und weniger Platzbedarf. Dadurch sparen wir Mittel ein, die wir an anderer Stelle für die Versorgung unserer Patienten nutzen können“, schildert Klaus Staub, Leiter des Fachbereichs Materi-alwirtschaft des KfH. „Versorgung und Service bleiben genauso zuverlässig, wie es unsere Patienten gewohnt sind“, betont er. Dazu gehöre auch, dass die Auslieferung des Materials durch die gleichen KfH-Mitarbeiter erfolge wie bisher. Natürlich werde das KfH bestrebt sein, so Staub weiter, auch in Zukunft die ho-he Qualität der Materialversorgung mit der notwendigen Wirt-schaftlichkeit in Einklang zu bringen.

Untersuchung zur Patientenzufriedenheit

Das KfH führt in regelmäßigen Abständen Befragungen zur Zufriedenheit der Patienten durch. Diese werden jetzt um eine weitere Komponente ergänzt. Ab sofort erhalten neue Heimdialy­sepatienten automatisch nach der fünften Belieferung einen Fragebogen, auf dem sie ihre ersten Erfahrungen mit dem KfH­Lieferservice beschreiben können. Ziel der Studie ist es herauszufinden, in welchen Bereichen Angebot und Service noch verbessert werden können. „Die Einschätzung unserer neuen Heimdialysepatienten ist von großem Interesse für uns, weil sie unserem Lieferservice unvoreingenommen gegenüberstehen und in vielen Bereichen einen eigenen Blick auf die Dinge haben“, erklärt Klaus Malsy, Leiter des Sachgebiets Logistik.Unabhängig von der Befragung können sich alle Patienten mit Lob, Kritik oder allgemeinen Verbesserungsanregungen zur Materiallie­ferung jederzeit an das KfH wenden. Ansprechpartner Klaus Malsy ist dafür unter der Telefonnummer 06102 / 359­414 erreichbar.

Die Dialyse ist ein materialaufwendiges Verfahren. Mehr als 27.000 Tonnen Medizingüter – vom Schlauchsystem bis zum Konzentrat-Kanister – liefert das KfH jährlich an die über 200 KfH-Nierenzentren und rund 1.800 Heimdialyse-patienten im ganzen Land. Jetzt werden die Logistikstruk-turen des KfH noch effizienter gemacht. Für die Patienten ändert sich dadurch nichts.

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Welche Bedeutung hat das Register?Eine große. Denn es gibt in Deutschland etwa 6,6 Millionen Nierenkranke. Au-ßerdem existieren bislang kaum Studien, die genau analysieren, welche Bedeutung eine milde Niereninsuffizienz für den Ausprägungsgrad und den Verlauf einer koronaren Herzkrankheit – kurz KHK – hat. Aus unserem Projekt lassen sich Präventivmaßnahmen für nierenkranke Patienten mit unterschiedlichen Schwe-regraden ableiten – etwa, wie oft sie ihre Nierenwerte kontrollieren lassen sollten, welche Zielwerte für den Blutdruck gelten sollten und bei wem das Fortschreiten der Nierenerkrankung bzw. die Ausprägung einer KHK besonders schnell bzw. deut-lich sein wird.

Gab es besondere Herausforderungen?Ja, für jeden der mehr als 3.300 Patien-ten mussten wir viele Parameter in das Register aufnehmen – darunter die Kran-kengeschichte bezüglich Nieren- und Herzerkrankung, kardiovaskuläre Risiko-faktoren und aktuelle Medikation. Dazu kamen verschiedene Laborparameter, um den Schweregrad der Nierenerkrankung zu erfassen, sowie eine genaue Beurtei-lung der KHK mittels Herzkatheterbe-

fund. Dabei waren wir auf die Mitarbeit der rekrutierenden Ärzte in 32 Zentren deutschlandweit angewiesen.

Welche Faktoren, die das Risiko für Ge-fäßerkrankungen und KHK erhöhen, ha-ben Sie untersucht?Wir haben unter anderem die klassischen Risikofaktoren erfasst. Dazu gehören et-wa Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung oder Rauchen. Bedeutend ist aber auch die Genetik: Haben zum Beispiel zwei Personen eine eingeschränkte Nierenfunktion im selben Stadium mit den gleichen klassischen Risikofaktoren, kommt es trotzdem zu unterschiedlichen Verläufen arterioskle-rotischer Gefäßerkrankungen und KHK. Bisher haben wir nicht verstanden, woran das genau liegt. Individuelle genetische Faktoren könnten eine Rolle spielen. Wir wissen, dass es gewisse Erbanlagen gibt, bei denen Patienten schneller eine Arte-riosklerose entwickeln. Aber es könnte auch andere Faktoren ge-ben, die wir heute noch gar nicht kennen. Deswegen haben wir das Blut unserer Teil-nehmer mittels einer Genomweiten Asso-ziationsanalyse untersucht, um neue gene-tische Risikofaktoren zu identifizieren.

Wie läuft die Studie bislang?Die Rekrutierung der Teilnehmer ist seit Mai 2011 erfolgreich abgeschlossen. Ge-rade sind wir bei den sogenannten Fol-low-ups: Wir beobachten fünf Jahre lang die Krankheitsverläufe und erheben in dieser Zeit weitere Daten. Das Netzwerk der seitens der KfH-Stiftung geförderten Projekte ermöglicht außerdem eine Ko-operation zur Untersuchung der arteriel-len Steifigkeit bei Nierenpatienten.

Gibt es bereits erste Erkenntnisse?Erste Analysen zeigen: Je schwerer die Niereninsuffizienz, desto stärker die Aus-prägung von KHK und Folgeerkrankun-gen. Deswegen ist es so wichtig, einen Patienten mit einer leichten Nierenfunk-tionsstörung durch verschiedene Maß-nahmen zu schützen und regelmäßig bezüglich seiner Nierenfilterleistung und Eiweißausscheidung im Urin sowie auf sein kardiales Risiko hin zu untersuchen. Das ist in den Praxen noch nicht so recht etabliert. Das Bewusstsein wollen wir mit der Studie ändern. (U. F.)

KfH aspekte Winter 2012/2013 15

neues aus dem KfH

Interview

Forschungsprojekt mit Fokus auf Herz und NierePatienten, die an einer milden Nierenfunktionsstörung leiden, sind bereits deutlich gefährdet für Herzgefäßerkrankungen. Wie genau die Nierenfehlfunktion und die Gefäßschädigungen zu-sammenhängen, ist noch nicht geklärt. Um die Risikoeinschät-zung sowie Therapieansätze bei nierenkranken Patienten zu verbessern, fördert die KfH-Stiftung Präventivmedizin das „CAD-REF“-Register. Die Internistin und Nephrologin Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Eva Brand erklärt Herausforderungen, Bedeutung und erste Ergebnisse. Sie ist stellvertretende Direktorin der Medizinischen Klinik D des Universitätsklinikums Münster und nephrologische Studienleiterin (in Kooperation mit der Kardiologie, Münster).

CAD-REF-RegisterCAD­REF steht für „Coronary Artery Disease and Renal Failure“: Erkrankungen der Herzkranzgefäße und Nierenversagen. In der Studie wurden seit Januar 2008 insgesamt 3.469 Patienten untersucht, die an einer chronischen Niereninsuffizienz sowie an Erkrankungen der Herzkranzgefä­ße leiden. Das Register soll für Patienten mit unterschiedlichen Schweregraden der Niereninsuffizienz die Risikoeinschätzung sowie auch individuelle und generelle Präventions­ und Therapierichtlinien verbessern. Denn es ist schon lange be­ kannt, dass schwer Nierenkranke, etwa dialysepflichtige Patienten, ein deutlich erhöhtes Risiko für Arteriosklerose und Herz­Kreislauf­Erkrankungen haben. Neue Erkenntnisse zeigen, dass chronisch Nie­ renkranke ein 20­fach erhöhtes Risiko für Herz­Kreislauf­Erkrankungen haben, an denen sie oft auch sterben: Von den 6,6 Millionen Nierenkranken in Deutschland stirbt der Großteil an Komplikationen, die das Herz betreffen – wie Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen. Nur etwa 80.000 Patienten werden auch dialysepflichtig.

Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Eva Brand

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16 KfH aspekte Winter 2012/2013

neues aus dem KfH

Wittenberg/Weiden

Neue Medizinische VersorgungszentrenIm zweiten Halbjahr 2012 haben zwei weitere Medizinische Versorgungszentren (MVZ) des KfH den Betrieb aufgenommen: Am 2. Juli öffnete das KfH-Gesundheits-zentrum in Lutherstadt-Wittenberg die Türen. Schwerpunkte der Patientenbehand-lung sind die Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Nieren- und Hochdruck-krankheiten und die hausärztliche Versorgung. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Das gilt auch für das neueste MVZ, das KfH-Gesund-heitszentrum Weiden. Es hat im Oktober den Betrieb aufgenommen.

Kelheim. Eine Ausstellung mit Bildern der Künstlerin Helga Ritter präsentierte im Som-mer 2012 das KfH-Nierenzentrum in Kel-heim. Helga Ritter stammt aus Kelheim und arbeitet unter anderem mit Acryl- und Aquarelltechniken. Bei der Ausstellung zeig-

te sie einen Ausschnitt aus ihrem Werk mit Motiven aus der Natur sowie Stadt- und Landschaftsansichten. Zahlreiche Besucher nutzten bei der Vernissage im Juni sowie in den folgenden Wochen die Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen.

München, Elsenheimer Straße. Ein Patien-tenseminar zum Thema „Nierenkrank – was nun?“ veranstaltete das Universitätsklinikum München in Kooperation mit dem KfH-Nie-renzentrum München, Elsenheimer Straße, im September 2012. Das Angebot richtete sich an Patienten, bei denen kurz zuvor eine chronische Nierenfunktionsstörung diagno-stiziert worden war. Das Programm mit zahl-reichen Kurzvorträgen diente dazu, den Be-troffenen einen Überblick über Ursachen und mögliche Behandlungsformen zu geben.

Darmstadt. Das KfH-Nierenzentrum hat ei-nen neuen Standort: Seit August vergange-nen Jahres befindet sich die Behandlungs-einrichtung im Fachärztezentrum am Klini-kum Darmstadt in der Grafenstraße 13. Zahlreiche Patienten nutzten die Möglich-keit, um die neuen Räumlichkeiten bereits vor der Eröffnung bei einem Patiententag in Augenschein zu nehmen. Am neuen Stand-ort stehen jetzt 36 Dialyseplätze für die Pati-enten bereit. Mit dem Umzug sollen auch die bestehenden Kooperationen mit Fach-ärzten und dem Klinikum Darmstadt zum Wohle der Patienten intensiviert werden.

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Groß-Gerau

Schönes der Natur auf LeinwandWährend in Deutschland Herbst und Kälte Einzug hielten, gab es im KfH-Nierenzen-trum Groß-Gerau bunte Blütenpracht zu bestaunen. Zwischen dem 4. September und dem 6. Dezember 2012 präsentierte das Zentrum die Ausstellung „Flowers“ der britischstämmigen Künstlerin Sue Hénon. Ihr Markenzeichen ist die bo-tanische Malerei, der sie sich mit großformatigen Ölbildern mit brei-tem Pinselstrich sowie mit kleinen, detailreichen Buntstiftzeichnungen widmet. So schmückte die Ausstel-lung die Flure der Behandlungsein-richtung mit Variationen von Blu-men, Blüten und Pflanzen. Patienten, Angehörige und Ausstellungsbesu-cher konnten die positive Ausstrah-lung der Bilder auf sich wirken lassen. Das ist auch der Künstlerin wichtig: „Mein größter Wunsch ist, dass den Betrachtern der Werke dieselbe Freude übertragen wird, wie ich sie beim Malen empfinde“, so Sue Hénon.

Heringen

Spendenaktion für junge PatientenDas KfH-Nierenzentrum für Kinder und Jugendliche in Marburg erhielt im Oktober 2012 eine Spende in Höhe von 2.500 Euro aus Heringen. Initiator der Aktion war Heiko Pfaff, der seit 2008 selbst Dialysepatient ist und in Heringen behandelt wird. Er hatte in seinem Heimatort den ersten „Gezemicher Volkslauf“ organisiert und damit 660 Euro zu-guns ten der Marburger KfH-Kinderdialyse gesammelt. Weitere Spender schlossen sich der Aktion an: Vom Kinderflohmarkt Kunterbunt aus Heringen kamen 500 Euro und vom Philippsthaler Flohmarkt Luftikus 1.000 Euro. Das Team und die Mitarbeiter des Heringer Nierenzentrums steuerten noch einmal 200 Euro bei und die Ärzte Dr. Eckhard Wilbrandt und Dr. Jochen Röthele rundeten die Summe auf 2.500 Euro auf. Verwaltungsleiterin Margit Titze nahm die Spende für das KfH-Nierenzentrum für Kinder und Jugendliche Marburg in Empfang. Das Geld wird unter anderem für eine Familienfreizeit auf Norderney verwendet, wo die jungen Patienten gemeinsam mit ihren Familien Urlaub machen können.

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KfH aspekte Winter 2012/2013 17

neues aus dem KfH

Mainz. Zu einem Arzt-Patienten-Seminar lud das KfH-Nierenzentrum in der Freili-grathstraße am 31. Oktober 2012 ein. Anlass war das Jubiläum „40 Jahre KfH in Mainz“. Auf dem Programm stand unter anderem ein Rückblick auf die Gründungstage des Zentrums im Jahr 1972. Außerdem berichte-ten Betroffene ganz praxisnah über ihre Er-fahrungen mit den verschiedenen Dialyse-methoden sowie mit der Transplantation.

Kulmbach. Im November 2012 fanden im KfH-Nierenzentrum Kulmbach wieder zwei Vorträge zur richtigen Ernährung für Dialy-sepatienten statt. Am 6. November stand dabei das Thema „Kalium- und Flüssigkeits-haushalt“ im Fokus. Zwei Wochen später ging es um das Thema „Eiweiß und Phos-phat“. Zahlreiche Zuhörer nutzten im An-schluss an die Vorträge die Gelegenheit, über ihre Erfahrungen mit der Dialysediät zu sprechen und sich bei den Experten prakti-sche Ratschläge zu holen.

Regensburg, Günzstraße. „Genussvoll es-sen mit Dialyse“ lautete das Motto eines In-formationsnachmittags für Patienten und Angehörige, den das KfH-Nierenzentrum Regensburg, Günzstraße im Juni 2012 ver-anstaltete. Rund 100 interessierte Zuhörer

waren gekommen, um sich bei verschiedenen Arztvorträgen rund um das Thema „Ernäh-rung bei Hochdruck- und Nierenkrankheiten“ zu informieren. Dazu gab es Rezept-Tipps so-wie gesunde Leckereien zum Probieren, die das Zentrums-Team für die Zuhörer vorberei-tet hatte.

Dillingen. Im Juni 2012 sind die Arbeiten für den Neubau des KfH-Nierenzentrums in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kreisklinik St. Elisabeth angelaufen – am 7. November konnte Richtfest gefeiert werden. Anlässlich des Festaktes überbrachten Landrat Leo Schrell und Oberbürgermeister Frank Kunz Grußworte. Der Abschluss der Bauarbeiten ist für Sommer 2013 vorgesehen. Dann wer-den in dem Neubau 32 ambulante Dialyse-plätze zur Verfügung stehen.

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Jubiläen

Nierenzentren feiern GeburtstagDas Jahr 2012 war für mehrere KfH-Nierenzentren ein Jubiläumsjahr. So konnte im Sommer unter anderem das Zentrum in Roding in der Oberpfalz das 15. Jahr seines Bestehens mit einem Patientenfest feiern.

Auch in Görlitz wurde im vergan-genen Jahr gefeiert: 20 Jahre be-steht das KfH-Nierenzentrum dort bereits. Grund genug für das Team und die Zentrums-Verantwortli-chen, sich mit einem Jubiläumsfest am 1. Juli 2012 für das Vertrauen der Patienten und die gute Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern zu be-danken.

Bereits seit 25 Jahren ist das KfH an den Standorten Bayreuth (Foto links) und Neu-markt (Foto rechts) mit Behandlungseinrichtungen für nierenkranke Patienten ver-treten. In beiden Nierenzentren wurde der jeweilige Geburtstag im Sommer 2012 mit Patientenfesten gefeiert.

Sogar auf eine 40-jährige Geschich-te konnte im Oktober 2012 das KfH-Nierenzentrum Aachen zu-rückblicken. Bereits im Januar 1972 eröffnete das KfH im Aachener Klinikum eine Behandlungseinheit, in der Patienten mit Nierenversagen für die Heimdialyse ausgebildet wur-den. Den runden Geburtstag be-ging das KfH-Nierenzentrum mit einem Festakt und einem kleinen Symposium mit verschiedenen Vorträgen, die sowohl die Ver-gangenheit als auch die Zu-kunftsperspektiven der Behand-lung von Nierenerkrankungen beleuchteten. Unser Foto links zeigt die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (links) und Prof. Dr. med. Claudia Barth, Mitglied des KfH-Vorstands.

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18 KfH aspekte Winter 2012/2013

medizin

Moderne Impfstoffe sind gut ver-träglich und unerwünschte Arz-

neimittelnebenwirkungen werden nur in seltenen Fällen beobachtet. Unmittelba-res Ziel der Impfung ist es, den Geimpf-ten vor einer ansteckenden Krankheit zu schützen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STI-KO) die für den Gesundheitsschutz des Einzelnen und der Allgemeinheit not-wendigen Impfungen. Jeder sollte den

Impfschutz – dokumentiert in seinem Impfpass - regelmäßig von einem Arzt überprüfen lassen. Im besonderen Maße gilt das für Risikogruppen, also für die-jenigen, die besonders gefährdet sind, sich zu infizieren, beispielsweise medi-zinisches Personal, Lehrer oder Erzieher, bzw. Personen, die bei einer Infektion mit gravierenden Folgen rechnen müs-sen. Dazu zählen ältere Menschen und chronisch Kranke wie zum Beispiel Dia-lysepatienten oder Transplantierte. Die STIKO empfiehlt für sie alle Standard-impfungen, „sofern keine spezifischen Kontraindikationen vorliegen“, also durch die Impfung schwerwiegende Nebenwirkungen zu erwarten sind, bei-spielsweise aufgrund einer bekannten Unverträglichkeit. Impfungen mit Le-bendimpfstoffen (wie zum Beispiel ge-gen Mumps, Masern oder Röteln) sind bei Menschen, die Immunsuppressiva nehmen, nicht möglich. Wichtige Impfungen für DialysepatientenFür Dialysepatienten ist es sinnvoll, ne-ben Hepatitis B, Pneumokokken und In-fluenza auch den Impfschutz für Teta-nus, Diphterie und Polio zu überprüfen. Eine generelle Impfung Erwachsener gegen Pertussis (Keuchhusten) wird von der STIKO nicht empfohlen. Ziel ist ei-ne frühzeitige Grundimmunisierung von Kindern. Allerdings sollten Impflücken bei Erwachsenen geschlossen werden.

Bei einer Auffrischung wird häufig ein Kombinationsimpfstoff verwendet, der eine Pertussisimpfung einschließt. Über-prüft werden sollte neuerdings auch die Masern-Impfung bei Patienten, die nach 1970 geboren sind. Ungeimpfte oder Pa-tienten mit unklarem Impfstatus sollten sich einmal impfen lassen. Aufklärung ist ein MussVor Durchführung einer Schutzimpfung erfolgt eine umfassende Aufklärung über den Nutzen der Impfung, eventuelle Kon-traindikationen oder mögliche Komplika-tionen. Dies wird in einem Aufklärungs-formular vom Arzt schriftlich festgehal-ten. Die ausgeführten Impfungen werden mit Datum, Namen des Präparates, Char-gennummer und Krankheit, gegen die

Impfungen

Vorbeugen ist leicht – Ansteckung ist gefährlich! „Schluckimpfung ist süß - Kinderlähmung ist grausam!“ – so lautete eine der populärsten Impfkampagnen vor rund 50 Jahren. Viele von uns können sich daran noch erinnern. Im Kern stimmt dieser Slogan aus den Sechzigern bis heu-te. Impfungen – ganz gleich gegen welchen Erreger – gehören zu den wichtigs-ten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfü-gung stehen.

Die Ständige Impfkommission

Ein 16­köpfiges Gremium trifft sich zweimal jährlich, um sich mit den gesundheitspolitisch wichtigen Fragen zu Schutzimpfungen und Infektions­krankheiten in Forschung und Praxis auseinanderzusetzen und entsprechende Richtlinien herauszugeben. Von der Ständigen Impfkommission – abgekürzt STIKO – empfohlene Impfungen müssen nach einer Bestätigung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G­BA) von den Krankenkassen bezahlt werden. Ihre Empfehlungen dienen den Bundesländern als Vorlage für ihre öffentlichen Impfempfehlungen. Die STIKO der Bundesrepublik Deutsch­land wurde 1972 vom damaligen Bundesgesundheitsamt ins Leben gerufen; sie gehört organisatorisch zum Robert­Koch­Institut (RKI) und wurde im Jahr 2000 im Infektionsschutzgesetz verankert.

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geimpft wurde, im Impfpass eingetragen. Stempel und Unterschrift des Arztes ge-hören ebenfalls dazu.

Alle Jahre wieder: Grippeimpfung Die jährliche Influenza-Impfung ist von der STIKO für alle Patienten ab 60 Jahren als Standardimpfung und für Patienten mit chronischen Erkrankungen als Indi-kationsimpfung empfohlen. Für ältere Personen gibt es spezielle Impfstoffe, die die Immunantwort, also die Wirkung, verstärken. Welcher Impfstoff für den einzelnen in Frage kommt, ist mit dem Arzt zuvor zu besprechen.

Wenn der Impfpass verloren gingEs kommt schon mal vor, dass ein Impf-ausweis verloren geht oder die Unterla-

gen veraltet sind. Die STIKO empfiehlt hier, eine Grundimmunisierung mit den Standardimpfungen vorzunehmen.Ist der Mindestabstand zwischen den letzen beiden Impfungen nicht zu groß, kann die Impfserie fortgesetzt werden. Auffrischimpfungen können auch zu ei-nem späteren als dem empfohlenen Zeit-punkt nachgeholt werden. Der Arzt stellt dann einen neuen Impfausweis aus und dokumentiert darin die vorgenommenen Impfungen.

In der Regel enstehen keine KostenIn der Regel sind Impfungen für Versi-

cherte mit chronischen Erkrankungen, Bewohner in Alten- und Pflegeheimen oder Personen, die über 60 Jahre alt sind, kostenfrei und werden durch den Haus-arzt oder das Nierenzentrum direkt abge-rechnet. Geregelt ist dies in der Schutz-impfungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses. Privatpatienten muss der Impfstoff auf Privatrezept patientenbezogen verordnet werden. Die Leistung wird privat liqui-diert, in der Regel aber vom Kostenträger vollständig übernommen. Hinweis: Patienten des KfH können sich auch im Nierenzentrum impfen lassen, sofern dieses über eine Emächtigung für die vorgesehene Impfung verfügt. Spre-chen Sie bitte die behandelnden Ärzte Ihres Nierenzentrums an. (B. S.)

KfH aspekte Winter 2012/2013 19

Grippeimpfung – ja oder nein?

Jeden Herbst stellen sich viele Menschen auf ein Neues die Frage, ob sie sich für oder gegen eine Grippe­schutzimpfung entscheiden sollen.„Eine richtige Grippe oder Influenza ist keine harmlose Krankheit“, betont Gertrud Goetzmann von der Unabhän­gigen Patientenberatung Deutschland (UPD). Insbesondere für ältere chronisch Kranke kann eine Infektion einen gefährlichen Verlauf nehmen: Die Symptome einer Influenza sind hohes Fieber, Schüttelfrost, Hals­ und Gliederschmerzen und trockener Husten. Hinzukommen können eine Magen­ und Darmerkrankung oder eine Lungenentzündung. Im schlimmsten Fall besteht sogar Lebensgefahr. Die Impfung gegen Grippe sollte jedes Jahr, vorzugsweise im Oktober oder November, durchgeführt werden. Die Impfstoffe enthalten Oberflächenpro­teine der Virushüllen, gegen die das Immunsystem Antikörper bildet. Diese sind in der Lage, das Virus zu erkennen und an sich zu binden.Da sich jedes Jahr andere Grippeviren verbreiten, muss der Schutz jährlich erneuert werden. Daher schützt auch eine überstandene Grippe im Vorjahr nicht vor einer Neuansteckung.

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Impfungen bieten als wichtige Präventionsmaßnahmenzuverlässigen Schutz gegen viele ansteckende Krankheiten.

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20 KfH aspekte Winter 2012/2013

reise

München wurde 1158 zum ersten Mal als forum apud Munichen urkundlich

im Augsburger Schied erwähnt, nachdem der Herzog von Bayern und Sachsen, Hein-rich der Löwe, einen Übergang der Salzstra-ße über die Isar ungefähr an der Stelle der heutigen Ludwigsbrücke errichtet und nahe dem Übergang einen Markt gegründet hatte. Mit dem Augsburger Schied erhielt Mün-chen von Kaiser Barbarossa das Markt-, Münz- und Zollrecht zugesprochen. Ihren hohen Freizeit- und Naherholungs-wert verdankt die Stadt den zahlreichen grünen Oasen wie dem Englischen Garten, den Isarauen, den Parkanlagen der Schlösser sowie der Nähe zu den Alpen und den ober-bayerischen Seen.

„Weltstadt mit Herz“Auch als Kunst- und Kulturmetropole ge-nießt München Weltruf. Drei Spitzenorche-ster, große Musikfestivals, herausragende Opern- und Konzertbühnen und eine inter-national bekannte Club-Szene stehen für ein breites Musikangebot aller Stilrichtungen, von Klassik über Jazz, Rock und Pop bis zur Avantgarde. Die „Weltstadt mit Herz“ bietet mehr als 50 Museen und Ausstellungshäuser. Ein ste-tig wachsendes Kunstareal von Weltniveau zieht kunstinteressierte Gäste aus aller Welt an. Der jüngste Zuwachs, das Museum

Brandhorst, wurde schnell zum Publikums-magneten und ergänzt mit seiner renom-mierten Sammlung das Kunstareal mit den drei Pinakotheken in großartiger Weise. Die Geschichte und Zukunft der Technik erlebt man hautnah im Deutschen Museum, das mit dem Verkehrszentrum auf der Theresi-enhöhe und der Flugwerft Schleißheim im Norden Münchens über zwei Dependancen in der Stadt verfügt. Wer sich für Automobile und die gelungene Verbindung von Technik und Design inter-

essiert, steuert die BMW-Welt und das Mu-seum des Münchner Konzerns an.

Es ist die unvergleichliche Mischung aus Weltoffenheit und Tradition, aus High-tech und Bodenständigkeit, aus Innovation und charmanter Gelassenheit, die München so anziehend für Touristen aus aller Welt macht. Die bayerische Lan-deshauptstadt mit ihren 1,38 Millionen Einwohnern bietet alles, was sich der Gast für seinen perfekten Aufenthalt erträumt: eine weitgefächerte Kunst- und Kulturszene, unbegrenzte Sport- und Shoppingmöglichkeiten, ein lebendiges Bar- und Nachtleben, eine vielseitige Gastronomie und ein exzellentes öffentli-ches Verkehrsnetz.

München:

Die Mischung macht‘s

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Münchens Sehenswürdigkeiten – Top 10 für Besucher: Frauenkirche (www.muenchner­dom.de) • Marienplatz und Glockenspiel (www.muenchen.de) • Viktualienmarkt mit Maibaum und Biergarten (www.viktualienmarkt­muenchen.de) • Nymphenburger Schloss und Residenz (www.schloesser.bayern.de) • Olympiapark (www.olympiapark.de) • Pinakotheken (www.pinakothek.de) • Deutsches Museum (www.deutsches­museum.de) • Allianz Arena (www. allianz­arena.de) • BMW-Welt (www.bmw­welt.com) • Hofbräuhaus (www.hofbraeuhaus.de)

Urlaub im Süden Deutschlands

Oberpfälzer Wald, Schwäbische Alb, Donauried, Donaumoos und Hal­lertau eignen sich wunderbar für einen Familienurlaub, Entspannen in der Natur oder einen erholsamen Aktivurlaub. Unberührte Natur, ro­mantische Städte und altes Brauchtum, aber auch ein vielseitiges kul­turelles Angebot machen aus den fünf Gegenden beliebte Reiseziele. Wir zeigen Ihnen in dieser Broschüre Regionen im Süden Deutschlands jenseits der Hektik des Alltags, dazu geeignet, einfach mal auszuspan­nen. Darüber hinaus informieren wir Sie über Interessantes und Wis­senswertes zu einzelnen Orten der Regionen, an denen Sie auch be­quem und einfach in einer unserer KfH­Behandlungseinrichtungen vor Ort eine Gastdialyse in Anspruch nehmen können. Die medizinische und persönliche Betreuung durch unsere qualifizierten Ärzte und Pflegekräfte gibt Ihnen die Möglichkeit, unbeschwerte Tage zu genießen.Für Informationen, Rat und tatkräftige Unterstützung steht Ihnen das Team der jeweiligen KfH­Behandlungseinrichtung gerne zur Verfügung. Informationen finden Sie auch im Internet unter

www.kfh-urlaubsdialyse.de

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KfH aspekte Winter 2012/2013 21

reise

Einen tiefen Einblick in die Geschichte Münchens erhält man im Münchner Stadt-museum mit seiner Dauerausstellung „Ty-pisch München“. Über die Geschichte der Residenzstadt und die einstige mehr als 700 Jahre dauernde Herrschaft der Wittelsbacher informiert auch ein Besuch der Residenz, des Stadtschlosses der Wittelsbacher. Noch älter ist der benachbarte Alte Hof, der erste Sitz der Wittelsbacher, wo sich der „Info Point“ der Bayerischen Museen befindet. Eine klei-ne Multivisionsschau führt im Museum des Hauses in die Geschichte der Wittelsbacher- Dynastie ein.Das weltweit bekannteste Mitglied des baye-rischen Königshauses ist zweifellos Mär-chenkönig Ludwig II., der im Schloss Nym-phenburg, der Münchner Sommerresidenz der Wittelsbacher, das Licht der Welt erblick-te und 2011 sein 125. Todesjahr hatte.Neben der reichen Kultur der Stadt lieben die Einwohner ihren Sport. Ob Tennis oder

Eishockey, Schwimmen oder Rudern, Ma-rathon oder Radfahren, Golf oder Fußball – der Sportbegeisterung sind in der Stadt der Olympischen Sommerspiele von 1972 keine Grenzen gesetzt. Mit der Allianz Arena ver-fügt Bayerns Metropole über einen der mo-dernsten und außergewöhnlichsten Stadion-bauten Europas. Außenhaut und Bedachung des Stadion-Rings bestehen aus tausenden von rautenförmigen Luftkissen, die bei Heimspielen der beiden Münchner Vereine FC Bayern und TSV 1860 in den Vereinsfar-ben rot bzw. blau leuchten.

Freundschaften im BiergartenNicht zuletzt ist München ein weltbekanntes Einkaufsparadies mit schicken Modebou-tiquen und Designer-Outlets, coolen Laden-ateliers, großen Kaufhäusern, originellen Antikläden und ausgezeichneten Buch-handlungen. Da die Innenstadt mit ihren La-denpassagen, Höfen, Cafés, Restaurants und

Sehenswürdigkeiten sehr überschaubar ist, lassen sich Sightseeing und Shopping ide-al mit einem Café- oder Restaurantbesuch verbinden. Das Gastronomieangebot spannt einen weiten Bogen von der internationalen Sterneküche über den Imbiss auf dem Vik-tualienmarkt bis zur bodenständigen Wirts-hauskultur. Apropos: Die Weißwurst wurde 1857 in München erfunden und ist die wohl berühmteste kulinarische Spezialität.Der ideale Platz, um bayerische Schmankerl und ein kühles Bier zu genießen, ist unter Kastanienbäumen in einem der vielen schö-nen Biergärten Münchens – der Ort, an dem Touristen und Einheimische aufeinander-treffen, wo alte Freundschaften gepflegt und neue geknüpft werden. Am 4. Januar 2012 jährte sich der Erlass zum 200. Mal, der den Bierbrauern erlaubte, auf dem Gelände ihrer Bierkeller von Juni bis September selbstge-brautes Bier „in minuti zu verschleißen“ und ihre Gäste mit Bier und Brot zu bewirten.

KfH-Nierenzentren in München:

München­LaimElsenheimerstraße 63Telefon 0 89 / 5 47 26 70

München­ObergiesingGiesinger Bahnhofplatz 8­9Telefon 0 89 / 1 57 04 82 – 0

München­SchwabingIsoldenstraße15Telefon 0 89 / 3 07 99 00

München­HarlachingSeybothstraße 75Telefon 0 89 / 64 24 60

KfH­Nierenzentrumfür Kinder und Jugendlichebeim Klinikum München­SchwabingParzivalstraße 16Telefon 0 89 / 30 63 53 90

Münchener Sehenswürdigkeiten: der Rat-hausplatz (großes Foto), Oktoberfest, Winter-landschaft im Englischen Garten und das Sie-gestor (von oben nach unten).

Münchens Sehenswürdigkeiten – Top 10 für Besucher: Frauenkirche (www.muenchner­dom.de) • Marienplatz und Glockenspiel (www.muenchen.de) • Viktualienmarkt mit Maibaum und Biergarten (www.viktualienmarkt­muenchen.de) • Nymphenburger Schloss und Residenz (www.schloesser.bayern.de) • Olympiapark (www.olympiapark.de) • Pinakotheken (www.pinakothek.de) • Deutsches Museum (www.deutsches­museum.de) • Allianz Arena (www. allianz­arena.de) • BMW-Welt (www.bmw­welt.com) • Hofbräuhaus (www.hofbraeuhaus.de)

Parzivalstraße

Isoldenstraße

Elsenheimerstraße

GiesingerBahnhofplatzSeybothstraße

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22 KfH aspekte Winter 2012/2013

tipps und rezepte

Buchtipp

Die Vermessung der Weltvon Daniel Kehlmann

Außergewöhnliche Forscherper­sönlichkeiten stehen im Mittel­punkt der Serie, mit der KfH­aspekte derzeit über bedeutende Gelehrte der deutschen Ge­schichte berichtet: darunter auch große Entdecker wie Alexander von Humboldt und – ganz aktuell – der begnadete Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß (siehe auch Seite 11). Wer sich diesen außergewöhnlichen Figuren der Wissenschaftsge­schichte noch einmal auf ganz andere Weise nähern möchte, findet in Daniel Kehlmanns Ro­man „Die Vermessung der Welt“ die passende Lektüre.Ausgehend von einem Treffen der beiden Protagonisten bei einem historisch verbrieften Wissen­schaftskongress in Berlin verwebt Daniel Kehlmann die Biografien von Humboldt und Gauß zu einem ungewöhnlichen Aben­teuerroman. Mit Kreativität und Ironie schildert er auf höchst un­terhaltsame Weise das Leben der Figuren zwischen wissenschaft­lichem Genie und menschlicher Schwäche. Erschienen im Herbst 2005 war Kehlmanns Buch ein absoluter Sensationserfolg mit Verkaufs­zahlen in Millionenhöhe. Durch die Verfilmung von Detlev Buck, die im Herbst 2012 in die Kinos kam, hat der Stoff auch die Lein­wand erobert.

Das Buch:Daniel KehlmannDie Vermessung der WeltRowohlt Taschenbuch Verlag304 Seiten, 9,99 EuroISBN 978 3 499 24100 0

Kulinarisch in den Januar

Pasta mit Pastinaken und Parmesan2 Portionen

Impressum

Herausgeber: KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V.

Redaktion: Andreas Bonn (verantwortlich), Benjamin Seitz,Joachim Heppner (Frankfurter Societäts­Medien GmbH)

Anschrift der Redaktion: KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. Redaktion KfH-aspekte, Martin­Behaim­Straße 20, 63263 Neu­Isenburg, Telefon 0 61 02 / 3 59­4 92, Fax 0 61 02 / 3 59­4 51, E­Mail: aspekte@kfh­dialyse.de

Redaktionsbeirat: Dr. med. Sandra Bruns, Ilja Stracke, Prof. Dr. med. Winfried Fassbinder, Wilhelm Hutter

Autoren: Ulrike Feigl (U. F.), Birgit Schlegel (B. S.), Clara Steffens (C. S.) Beiträge ohne Autorenkürzel wurden von der Redaktion erstellt.

Grafische Gestaltung: Dorota Wojcicki­Wehnert Titelfoto: iStockphoto – Damir Cudic

Herstellung: Frankfurter Societäts­Druckerei, 60327 Frankfurt am Main, Frankenallee 71­81.

Zutaten

6 Scheiben durchwachsener Räucherspeck je nach Geschmack 1 Esslöffel Thymian­ oder Bohnenkrautblättchen 20 g Butter1 Knoblauchzehe, geschält und fein geschnitten 250 g Pastinaken, geschält, längs halbiert, fein geschnitten und blanchiert 250 g Pasta, z. B. Tagliatelle 2 Esslöffel geriebener Parmesan frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Zubereitung

Räucherspeck und Kräuter in einer beschichte­ten Pfanne in 10 g Butter ein paar Minuten lang anbraten. Knoblauch und blanchierte Pastinaken zugeben. Drei Minuten bei mittlerer Hitze braten, bis der Speck goldgelb ist und die Pastinaken weich sind. Die Pasta nach Packungsanweisung al dente kochen, abgießen und etwas Nudelwasser zu­rückbehalten. Die Nudeln mit den Pastinaken und dem Speck

vermischen, die restliche Butter und den Parme­san einrühren und etwas Nudelwasser zugießen.Die Pasta soll eine cremige Konsistenz haben. Nach Belieben mit Pfeffer würzen.

Nährwerte pro Person650 kcal20 g Eiweiß 25 g Fett 75 g Kohlenhydrate 350 mg Kalium 370 mg Phosphor, 4 PE 280 mg Calcium1,2 g Kochsalz 230 ml Wasser

Tipps und TricksVerwenden Sie kein Salz, der Speck und der Parmesan sind schon salzig genug. Pastinaken schmecken besonders gut gebraten oder in Suppen und in Eintöpfen. Vom Geschmack her sind Pastinaken süßer als Karotten und haben ein nussiges Aroma. Der Kaliumgehalt ist ähnlich wie bei Kartoffeln.

Was ist „Blanchieren“?

Unter Blanchieren versteht man das kurz­zeitige Garen von Gemüse in vielkochendem Wasser.Je nach Gemüsesorte einige Minuten im Wasser lassen, Gemüsesorten wie Pastina­ken, Karotten oder Kohlrabi etwa drei bis fünf Minuten. Das Kochwasser nicht verwenden, dann reduzieren Sie das Kalium um ca. die Hälfte. Durch das Blanchieren werden zum Bei­spiel Kohlsorten auch bekömmlicher. Die darin enthaltenen „Blähstoffe“ gelangen beim Blanchieren ins Wasser, der Kohl bleibt trotzdem noch knackig.

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Vor 20 Jahren wurde bei Stronach in Osttirol ein ganz besonderes Projekt aus der Taufe gehoben: Der Ederhof – ein Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche vor und nach einer Organtransplantation. Diese Einrich-tung ist weltweit einzigartig.

Bis heute sind über 2.000 Patientin-nen und Patienten an den Ederhof

gekommen. Das ist mehr als die Hälfte aller in diesem Zeitraum transplantierten Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Hier haben sie und ihre Familien nach

den Strapazen einer Transplantation oder aber zur Vorbereitung eines Eingriffs Er-holung gefunden.Doch wie kam es dazu? Nachdem die Transplantation vor rund 30 Jahren –dank eines Medikaments, das die Absto-ßung des Fremdorgans verhindert – zur anerkannten medizinischen Behandlung mit kalkulierbarem Risiko geworden war, gründete der Transplantationsmediziner Professor Dr. Rudolf Pichlmayr 1987 die „Stiftung Rehabilitation nach Organ-transplantation bei Kindern und Jugend-lichen“ mit Sitz in Hannover. 1990 wurde der Ederhof dann an die Ru-dolf-Pichlmayr-Stiftung übertragen, und schon zwei Jahre später konnten bereits die ersten Patienten dort „einziehen“. Kurz darauf, im Jahr 1993 richtete das KfH unter der Leitung von Dr. Klaus Ketzler eine Dialysestation ein. In der

Zusammenarbeit mit dem KfH finden seitdem Dialysen im Rahmen der statio-nären Rehabilitationsmaßnahme statt. Darüber hinaus fördert das KfH dauer-haft die Einrichtung. „Seither findet hier eine medizinisch hoch kompetente, mit menschlicher Fürsorge und Wärme auf die Bedürfnisse der Einzelnen zuge-schnittene Betreuung statt. Wobei der Einzelne für uns am Ederhof immer gleichbedeutend mit seinem engs ten Umfeld, seiner Familie gesehen wird. Wir sehen den Patienten als Teil seiner Fami-lie und sind auch für diese da“, beschreibt Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Vorstands-vorsitzender der Stiftung und ärztlicher Leiter des Ederhofs, die Arbeit und Inten-tion dieser einmaligen Einrichtung.Bei der Jubiläumsveranstaltung am 8. September 2012 blickten die Gäste bei strahlendem Sonnenschein auf die be-wegten 20 Jahre des Ederhofs zurück und schmiedeten auch Zukunftspläne. Vor allem aber wurde des Stiftungsgrün-ders Rudolf Pichlmayr gedacht, der 1997 überraschend verstorben war. Er hätte in diesem Jubiläumsjahr seinen 80. Ge-burtstag gefeiert. Der Dank galt ihm und

seiner Frau Ina, die nach dem Tod ihres Mannes noch bis 2001 die Leitung des Ederhofs innehatte. Gratulanten höchsten Ranges – darunter Frank-Walter Steinmeier, Mitglied des Ederhof-Stiftungsrates, der österreichi-sche Bundespräsident Heinz Fischer, der aus Termingründen bereits einen Tag zu-vor das Rehabilitationszentrum besucht hatte, KfH-Vorstandsvorsitzender Dr. Ralf Sasse, KfH-Vorstandsmitglied Thor-sten Ahrend sowie regionale Politiker, Bürgermeister, Landesräte, Bundesräte und anerkannte Mediziner waren nach Stronach gekommen. Doch was wäre so eine Feier ohne die Kinder und Jugendlichen, die hier eine zweite Heimat gefunden haben, wie der 16-jährige Maxi den Ederhof bezeichnet. Gemeinsam haben sie mit ihren Angehö-rigen und dem Mitarbeiterteam an die-sem Tag einen ökumenischen Gottes-dienst gestaltet. Letztendlich stellen Freude und Wohlergehen dieser Kinder und Jugendlichen das größte Geburts-tagsgeschenk dar. (B. S.)

www.ederhof.eu

KfH aspekte Winter 2012/2013 23

kinder und jugendliche

20 Jahre Rehabilitationszentrum Ederhof

Eine Erfolgsstory

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Der Ederhof ist in die wunderschöne Landschaft Osttirols eingebettet. Auch Wintersport ist Bestandteil des Reha-Angebots für Kinder und Jugendliche.

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Rätseln Sie mit! Zu gewinnen gibt es:

1. Preis: Eine Digitalkamera Canon IXUS 95 IS

2. bis 10. Preis: Je ein Buch: „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann (gestiftet vom Rowohlt Taschenbuch Verlag)

Und so geht´s: Lösen Sie das Rätsel, tragen Sie das Lösungswort auf dem Coupon ein, und schicken Sie diesen bis zum 8. März 2013 an:

KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V.Redaktion KfH­aspekte, Stichwort: RätselPostfach 1562, 63235 Neu­IsenburgDie Gewinner ermittelt das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmeberechtigt sind alle Patienten des KfH.

Herzlichen Glückwunsch!Die Lösung des Sommer­Rätsels: Norderney.Gewinner aus Heft Sommer 2012:Die Digitalkamera hat gewonnen: Julia Wölfl, Bernried. Je ein Buch „Je oller, je doller“ von Bill Mockridge haben gewonnen:Günther Menke, Wachsenburggemeinde; Werner Holler, Hirschhorn; Beni Chakraverty, Köln; Erna Götz, Blaustein­Arnegg; Stefan Frank, Schwarzheide; Werner Hoffmann, Berlin; Uwe Schotte, Halle; Karl Weiße, Haselbachtal und Ute Kachel, Oppenheim.

Die Redaktion bedankt sich bei allen Einsendern fürs Mitmachen.

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Rätseln, wissen und gewinnen

Lösung des Winter-Rätsels:

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Name, Vorname

Straße, Nr.

PLZ, Ort

Betreuendes KfH­Zentrum

24 KfH aspekte Winter 2012/2013

rätsel

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gewalt-sameWeg-nahme

Heiß-getränk

Auf-schwung,Hochkon-junktur

hoheSpiel-karte

länglicheMeeres-bucht(span.)

Tele-fonat

frühereräthiop.Titel

Schwanz-lurche

dt. Stadtam Rhein

süddt.:bebautesOrts-gebiet

frühereschwed.Pop-gruppe

Spitzel

zwei-teiligerBade-anzug

DralldesBalles(franz.)

eineGrund-stoff-art

Fortset-zungs-folge

Wortder Ab-lehnung

zukeinerZeit

ange-nehm,behag-lich

Grasschneiden

BildwerkausbuntenSteinen

Polar-gewässer

VornamevonGogol† 1852

Kehr-gerät

Alpen-pflanze

erwach-senerMensch

Winter-sport-gerät

Wasser-bewe-gung

Figuraus der„Sesam-straße“

Vereins-aus-schuss

Abfall-grube

Unge-brauchtes

Abk.:Europ.Gemein-schaft

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Welt-kinder-hilfs-werk/Abk.

Krüm-mung,Kurve

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