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Wolfgang Schulz Tel. 0650/357 39 44 [email protected] www.wien-doebling.at Au+ der Döblinger Ge+cict+werk+tatt Bomben auf Döbling Vom 12.4.1944 – 23.3.1945 19. Bezirk: 16.7., 10.9., 17.10., 5., 6., 17., 18.11., 2., 18., 26.12.1944 ........................................................................= 11 15.1., 7., 20.2., 12., 13., 15., 19., 21., 22.3.1945 ............................ = 9 20 1 Alfred Wegenerstraße: 6, 12 T, 14 2 Amalgergasse: 3 3 Arbesbachgasse: 18 4 Armbrustergasse: 10 und 27 mit Dachstuhlbrand 5 Bachofengasse: 9 6 Barawitzkagasse: 2, 22, 24, 26, 30 = 8 Tote, 36, 1, 11, 27 7 Bellevuestraße: Straßentreffer beim Ausstieg vom Schatzlsteig, Haus-, Rohr- und Kabelleitungen beschädigt. 8 Berlinerstraße: 57, 169, 195, 201, 207 209; die Kuchelau mehrere T, städt. Schwimmbad samt Anlagen vernichtet, 15 Weekendhäuschen abgebrannt, dto. Klubhaus des Ruderklubs „Donauhort“; viele Treffer und Blindgänger im Gelände, Bahntrasse und Stützmauern sowie der Strandpark stark beschädigt. 9 Billrothstraße: 20, 42, 64, 70, 76, 80, 82, 84, 45, 57, 77, 77a = Station Ober-Döbling, 77b, 79, 79a, 81, das Rudolfinerhaus Nr. 78 erhielt 9 T; die Prosektur, die Ambulanz, der Billroth- und der Wilczek- Pavillon wurden durch T schwer beschädigt. 3 Schwestern und 3 Frauen wurden getötet; 2 Blumenkioske wurden schwer beschädigt, der Fernsprechapparat (öffentlich) zertrümmert. Im Luftschutzkeller Billrothstraße 70 suchten Zivilpersonen und 70 nordische Schwestern Schutz. Ein Volltreffer im Pfarrhausgarten tötete sie. Sie fanden den Tod durch Ersticken. Tagelang sah man am Gehsteig die geborgenen Kinderwagen, die aber vollständig deformiert waren. Das Straßenbahngeleise, die Leitungsdrähte und Lichtleitungen bildeten ein Chaos vom Rudolfinerhaus bis zur Chimanistraße. 10 Blaasstraße: 2, 4, 6, 9 = Garten-T 11 Böhmmühlgasse: 3 = Gemeindehaus, 4, 6 12 Boschstraße: 19 Straßen-T, gegenüber brennen mehrere Schrebergartenhütten.

Au+ der Döblinger Ge+cict+werk+tattöbling.com/data/documents/Bomben-auf-Doebling.pdf · Wasserleitungsröhren 1,20 m, der Sammelkanal, 3-4 m tief gelegen, frei gelegt und nach 3

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Au+ der Döblinger Ge+cict+werk+tatt Bomben auf Döbling

Vom 12.4.1944 – 23.3.1945 19. Bezirk: 16.7., 10.9., 17.10., 5., 6., 17., 18.11., 2., 18., 26.12.1944 ........................................................................ = 11 15.1., 7., 20.2., 12., 13., 15., 19., 21., 22.3.1945 ............................ = 9 20

1 Alfred Wegenerstraße:

6, 12 T, 14

2 Amalgergasse: 3 3 Arbesbachgasse: 18 4 Armbrustergasse: 10 und 27 mit Dachstuhlbrand 5 Bachofengasse: 9 6 Barawitzkagasse: 2, 22, 24, 26, 30 = 8 Tote, 36, 1, 11, 27 7 Bellevuestraße: Straßentreffer beim Ausstieg vom Schatzlsteig,

Haus-, Rohr- und Kabelleitungen beschädigt. 8 Berlinerstraße: 57, 169, 195, 201, 207 209; die Kuchelau

mehrere T, städt. Schwimmbad samt Anlagen vernichtet, 15 Weekendhäuschen abgebrannt, dto. Klubhaus des Ruderklubs „Donauhort“; viele Treffer und Blindgänger im Gelände, Bahntrasse und Stützmauern sowie der Strandpark stark beschädigt.

9 Billrothstraße: 20, 42, 64, 70, 76, 80, 82, 84, 45, 57, 77, 77a = Station Ober-Döbling, 77b, 79, 79a, 81, das Rudolfinerhaus Nr. 78 erhielt 9 T; die Prosektur, die Ambulanz, der Billroth- und der Wilczek-Pavillon wurden durch T schwer beschädigt. 3 Schwestern und 3 Frauen wurden getötet; 2 Blumenkioske wurden schwer beschädigt, der Fernsprechapparat (öffentlich) zertrümmert. Im Luftschutzkeller Billrothstraße 70 suchten Zivilpersonen und 70 nordische Schwestern Schutz. Ein Volltreffer im Pfarrhausgarten tötete sie. Sie fanden den Tod durch Ersticken. Tagelang sah man am Gehsteig die geborgenen Kinderwagen, die aber vollständig deformiert waren. Das Straßenbahngeleise, die Leitungsdrähte und Lichtleitungen bildeten ein Chaos vom Rudolfinerhaus bis zur Chimanistraße.

10 Blaasstraße: 2, 4, 6, 9 = Garten-T 11 Böhmmühlgasse: 3 = Gemeindehaus, 4, 6 12 Boschstraße: 19 Straßen-T, gegenüber brennen mehrere

Schrebergartenhütten.

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13 Budinskygasse: 4-8 = Gemeindehaus 14 Cobenzlgasse: 2 15 Cottagegasse: 58, 45 je 1 Garten-T 16 Daringergasse: 1 = Garten-T 17 Devrientgasse: 2 18 Dionysius

Andrassystraße: 2, 4, 6, 3-mal Volltreffer; eine Näherin wurde mit der Nähmaschine von der Wohnung im 1. Stock herab geschleudert und kam unverwundet in den Luftschutzkeller der Karmeliterkirche. 1, 7, 13, 15, 17 Straßen-, Gehsteig- und Garten-T; bei Nr. 1 ein Zeitzünder.

19 Döblinger Gürtel: 1-13, 21 = Gemeindehaus „Jodlhof“, 12, 18, Straßenbahnhof: 3 Hallen zerstört, Volltreffer im Bunker, 39 tote Straßenbahner.

20 Döblinger Hauptstraße:

2, 6, 16, 30, 32, 34, 36, 40, 42, 44, 46, 48, 56 = 2 Tote, weil nicht im Luftschutzkeller, 60 = 17 Tote, 70 = Bad, 92 = Biederhof, Wohnhaus von Ludwig van Beethoven, der dortselbst die Eroica schrieb, 94 = Bauernfeld starb daselbst am 9. August 1890, 13a, 33a mit Brand, 35, 37, 41, 45, 73 Hoftrakt, 73a, 83 = Kloster vom armen Kinde Jesu, 87 = 3 Garten-T; Ecke der Döblinger Hauptstraße und innerem Gürtel 3 Straßen-T, die die öffentliche Uhr, den Wasserspeicher und die Fenster der umliegenden Häuser stark beschädigten.

21 Dollinergasse: 2, 10, 12 = Post und Telegrafen-Amt 22 Eduard-Pötzl-Gasse: 2, 4, 6 23 Eisenbahnstraße: 13, 15, 3 T in Schrebergärten 24 Ettinghausengasse: 2, 4, 6, 1 = Kirche der schmerzhaften

Muttergottes schwer beschädigt, Villa Esders = höheres Luftgaukommando = 2 T im Garten, 7 auf der Straße.

25 Felix Mottl-Gasse: 15 26 Formanekgasse: 4, 18, 26, 23, 25 = Zeitzünder im Garten und T

am Gehsteig, 37 und Straßen-T. 27 Friedlgasse: 2, 4, 6, 10-16 = Gemeindehaus, 1, 3, 5, 7, 9,

11, 25, 27, 55, 57, 63. 28 Gatterburggasse: 8, 12-14 = Mag. Bezirksamt und Bezirksgericht,

5, 7, 7a = Polizeikommissariat = 43 Tote, 9, 11, 13, 15, 19, 21, 23.

29 Gersunygasse: 1 = mehrere Garten-T, 9 30 Geweygasse: 2-8 = Rothschild-Gärten, 26 große Ausstellungs-

Glashäuser, sämtliche Mistbeete samt Fenster und die Villa von ca. 106 Bomben zerstört.

31 Glatzgasse: 4 32 Greinergasse: 28, 33 33 Grinzinger Allee: 8, 8a, 10, 12, 14 und 22 Gehsteig- und Straßen-

T, 26 = Straßenbahnhof Grinzing 8 T, Werkstätte 1 Volltreffer, 46, 48, 54, 5 11, 27. Im

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Villenviertel Iglaseegasse, Grinzinger Allee, Gersunygasse, Paradisgasse fielen 49 Bomben verschiedenen Kalibers. 3 Villen wurden vollständig zerstört, viele andere Villen schwer beschädigt. Mehrere Pflastersteine wurden in den Weingärten am Hungerberg gefunden, die durch die Explosion der Bomben soweit geschleudert wurden. Sämtliche Fensterscheiben des Gasthauses Billrothstraße 79 wurden zertrümmert.

34 Grinzinger Straße: 93, 95 = Schule, 99, 147 = Wattfabrik, 149, Kuglerpark und Pumphaus stark beschädigt.

35 Guneschgasse: 2 36 Gunoldstraße: 4, 6, 10, 12, 14, viele Maste der

Straßenbahnleitung umgelegt, 2 Eisenbahnbrücken, Stützmauern, Gelände der Franz-Josefs-Bahn und Heiligenstädterbrücke schwere T. erhalten.

37 Hannplatz: 6, 1, 9, eine Bombe zwischen 9 und 11 38 Hardtgasse: 2, 4, 6 = Blashof Aufschlagzünder, 8, 10, 12, 22,

34, 36, 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 27, 29, 31, 33, (8-12, 7-15 durch Zeitzünder).

39 Hasenauerstraße: 4, 14, 16, 44, 9, 13. 40 Haubenbiglstraße: 3 = Atelier von Prof. Matsch zweimal, die Villa 2-

mal, 5 zwei Straßen-T. 41 Heiligenstädter-

Straße: 22, 24, 26, 32, 52, 54, 58, 60, 62, 64, 66, 68, 70, 74 76, 158. Von 58-70 befinden sich Holzlagerplätze mit Kanzleien. Durch viele Treffer wurden die Hölzer durcheinander gewirbelt. Die dahinter liegende Trasse der Stadtbahn nach Heiligenstadt wurde schwer beschädigt. 3 Stadtbahnbögen erhielten Volltreffer. Der Verkehr Nußdorfer Straße - Heiligenstadt ist noch immer (Dezember 1950) unterbrochen. Der Stadtbahnbogen zwischen 37 und 39 erhielt 1 T. 7 = Treffer durch die Balkontür im 2. Stock, 15 = Gemeindehaus, 29, 31, 33, 39, 47, 63, 65, 67, 69, 75, 77, 79, bei 83 Gehsteig T, 85, 87, 89, 91, 93, 97, 101, 111, 113, 115, 117, 121, 123, 125 127, 129 = Schule, 131, 135, 137, 143, 149; bei 12-20, 50-54, 5, 45, 4 liegen Langzeitzünder. Der Bahnhof Heiligenstadt hat mehrere T erhalten. Dasselbe ist vom Bahnhof Nußdorf zu sagen. Der Karl-Marx-Hof erhielt ca. 36-40 T, darunter Volltreffer in der Schulzahnklinik der Mutterberatungsstelle und 2 Waschküchen.

42 Hofzeile: 2, 4, 6, 8, 10, 12, 12a, 14, 1 = Garten-T, 3, 5, 7, 9 = Zacherlgarten und Einzäunung.

43 Hohe Warte: 2 = Wertheimsteinpark ca. 105 Bomben

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erhalten, eine davon zertrümmerte das große Glashaus, 4 = Stadtbahnstation Unter-Döbling, 8 = Dreamland, viele Treffer und Brände, großer Flurschaden, Einfriedungsgitter stark beschädigt; 26, 28, 38 = Meteorologie, Erdbebenwarte, mehrere Gartentreffer, 40, 46, Straßen-T, 50, 52 = Schirach-Villa, leichter Dachschaden, 62, 64, 66, 68, 31, 33, 35 = Villa Krones, 37, 39; von Nr. 31 bis Veilchen-Villa ein Chaos. Die Gärten der Villen in der Silbergasse, Haubenbiglstraße, Hohe Warte und Wallmodengasse haben zahlreiche Garten-T erhalten. Ein Straßenbahnzug der Linie 37 wurde durch einen Volltreffer vernichtet. Die Heiligenstädterkirche wurde stark beschädigt. Der Kuglerpark durch 10 Zeitzünder umgeackert.

44 Hohenauergasse: 2, 14, 21 = Straßen-T. 45 Hungerberggasse: 1, 1a, 3, 5, 7, 13, 15, 10 und Straßen-T. 46 Hutweidengasse: 10, 12, 18, 3, 5, 7, 15. 47 Iglaseegasse: 1, 5, 7, 17, 39, 41, 65, 67 und Straßen-T, 64.

Von Nr. 1-11 wurden 3-mal Gas- und Wasserleitungsröhren 1,20 m, der Sammelkanal, 3-4 m tief gelegen, frei gelegt und nach 3 feindlichen Angriffen zerstört, ebenso Licht- und Telefonkabeln. Die Fensterscheiben von Nr. 2-32 und von 1-41 bis zu 80% zerbrochen. Durch diese Angriffe war dieser Bezirksteil je 1 Woche lang ohne Licht und Wasser.

48 Kaasgrabengasse: 6, 14, 16, 100, 39 = Gassen-T, 43, 47, 55, 63 Gassen-T, 69, 71 Gassen-T, bei 69, 101, 103 = Treffer im freien Feld. „In der Rosen“, ein Flurname, 4 Treffer im Weingelände und einer am Neubauersteg.

49 Kahlenbergerstraße: 99 50 Kreindlgasse: 3, 5 Garten-T, 11, 13, 15, 17, 19, 23, 27, 29 =

Turnsaal, 10, 12, 14, 16, 26a, 28, 30. 51 Krottenbachstraße: 14, 22, 24, 30, 32, 34, 36, 38, 3, 7, 11, Barbara-

Kapelle. Vor dem Türkenschanztunnel 2 T, und einen T = 10 m auf die Überbrückung der Stadtbahn-Vorortelinie. Bei Nr. 6 wurde ein schwerer Lastwagen zertrümmert und ein zweiter ca. 50 Schritte weit geschleudert. Viele Straßentreffer zwischen Friedl- und Flotowgasse, Tankstelle zertrümmert; viele T in den Schrebergärten, auf Böschungen und Geleisen der Vorortelinie.

52 Langackergasse: 37 = Garage 53 Leidesdorfgasse: 12, 14, 16, 22, 24, 11, 13, 21, 5 T auf dem

Geleise der Vorortelinie. 54 Leopoldsberg: Kirche, Volltreffer, teilweise zerstört.

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55 Liechtenwerderplatz: 3 56 Lißbauergasse: 7 57 Muthgasse: 12, 22 = Fabrik Tabuco, 24 = Fabrik Sedlmayer,

28 = Fa. Muth, Fa. Haag & Co, Fa. Weisser mit Brand, 56, 58, 60, 62, 64, 66 68, 70, 109, die Gasse und der Eisenbahndamm viele T.

58 Nußdorfer Lände: 39, 41 59 Nußwaldgasse: 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 26, 28, 30, 1, 3, 5, 7, 11,

13, 17, 19 Straßen-T, 27. Auf die Besitzungen der Familie „Zacherl“ = 3 Villen mit Gärten und Fabrik fielen 24 Bomben.

60 Obersteinergasse: 18-24 Nervenheilanstalt. In dieser starb am 22. August 1850 Nikolaus Lenau. Volltreffer in die Mitte des langgestreckten Gebäudes. 10 Bomben fielen im Wald, durch welche uralte Bäume entwurzelt und viele Fenster des Rudolfinerhauses und der Villa „Bösch“ zertrümmert wurden.

61 Obkirchergasse: 10, 12, 16, Gemeindehaus 2 Treffer, 1, 3, 5, 7, 15, 41, 43, 45, 55, 57, 63.

62 Pantzergasse: 8, 22, 30, 23, 25 = Schule. 63 Paradisgasse: 4, 34, 50, 56, 51 Straßen-T, 55, 57 und Straßen-

T, 59 und Straßen-T. 64 Perntergasse: 5, 11, beim letzten Haus Straßen-T. 65 Peter-Jordan-Straße: 8, 10, 12, 26, 15 Straßen-T, 17, 21, 23. 66 Pfarrplatz: 2 = Beethovenhaus rechtes Eck, Dachstuhl

abgebrannt. 67 Pfarrwiesengasse: 6 – 2 verwundete Kühe und 1 verendetes Pferd,

34, Gehsteig-T, 11. 68 Pokornygasse: 2, 30, 1, 27, 33, rückwärtiger Trakt der

Nervenheilanstalt Maria-Theresien-Schlößl. 69 Probusgasse: 2 = Schule, 10, 1, 3, 7, 15. 70 Pyrkergasse: 2a, 4a, b, c, = Gemeindehaus 4 Treffer, 16 =

Schule, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 46 = Aufschlagzünder, 1 zweimal, 7, 13 = im Jahre 1822 wohnte darin Ludwig van Beethoven, im Jahre 1869 Ferdinand von Saar, der am 23. Juli 1906 in seiner Wohnung XIX., Rudolfinergasse 6, durch Selbstmord endete. 15, 19, 21, 23, 27 = rückwärtiger Trakt der Nervenheilanstalt Maria-Theresien-Schlößl, 29, 31, 33, 35.

71 Radlmayergasse: 6 72 Reithlegasse: 13, 15 73 Rodlergasse: 12, 14 = Gemeindehaus. 74 Rudolfinergasse: 2 = Haus und Apotheke, 14, 16, 18, 20, 3a, 7 =

Garten-T. 75 Ruthgasse: 5, 7, 9 und Gassen-T, 1 Bombe nicht explodiert,

23, 25, 27, 29. 76 Saarpark: 3 Treffer 77 Saarplatz: 1, 2, 3, 11, 12, 14, 20, Telefonautomat.

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78 Schatzlsteig: 7, der Besitzer Dr. Schwarz tot, 2 Frauen aus dem Luftschutzkeller gerettet.

79 Schegargasse: 10, 19, 21. 80 Scheibengasse: 2, 4, 6, 8, 12 = Garten-T, 1, 3, 13, 15, 19 = 3

Garten- und 2 Straßen-T, 3 Zeitzünder, 1 Toter, 12 Garten-Treffer.

81 Sieveringer Straße: 2 = Zimmermannsplatz „Hartl“ 7 T, 56 und 58 je 1 Garten-T, 126, 128 = rechter Teil des Hauses mit Hoftrakt.

82 Silbergasse: 13 Straßen-T, 7 Gehsteig-T, 2a = Schule zweimal, 4, 6, 8, 10, 12, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 32, 40, 54, Nr. 20 erhielt einen Treffer, der vom Dachboden bis in die Waschküche 5 Wohnungen vernichtete und 8 Wohnungen sehr schwer beschädigte. Nr. 22 erhielt einen Volltreffer und geriet in Brand, weil eine Partei, die 3 kleine Kinder hatte, beim Alarm das Feuer im Füllofen nicht gelöscht hatte. Die Feuerwehr konnte den Brand nicht löschen, weil kein Wasser im Hydranten und nur sehr wenig Wasser im Wasserspeicher im Saarpark war. In einer darauffolgenden Nacht musste ich um 2 Uhr früh um die Feuerwehr laufen, da im 2. Trakt des Hauses 22 der Brand neuerlich aufflammte. Ich musste tatenlos zusehen, wie die Wohnungseinrichtung eines jung verheirateten Ehepaares, insbesondere die reichhaltige weiße Ausstattungswäsche, ein Raub der Flammen wurde. Keine einzige Partei konnte irgendetwas in Sicherheit bringen. Nr. 1 = Deutsches Rotes Kreuz, Volltreffer, sämtliche im Garten errichteten Baracken, in welchen Kanzleien untergebracht waren, fielen den Flammen zum Opfer. 1a, 3, 9, 11 = Hoftrakt, 13, 15, 25 = Garten- und Straßen-T, 27, 43, 45, mussten die Parteien evakuiert werden. Die Karmeliterkirche erhielt 4 kleinere Treffer an der Außenfront ohne größeren Schaden zu machen. Im Klostergarten fielen einige Bomben. Der Luftdruck riss die Fenster des Raumes (Katakomben) auf. Staub, Rauch und Erde überschütteten die stets sehr zahlreichen Personen und zweimal wurde durch energische Ruhe-Rufe einer Katastrophe vorgebeugt. Der oben erwähnte Raum diente als Luftschutzkeller. 1 Straßentreffer in der Silbergasse bei der Ruthgasse riss einen Trichter von 8 m. Der Schienenstrang der Vorortelinie von Ober-Döbling bis Unter-Döbling wurde nie getroffen. Die Böschungen erhielten 5 und die Stützmauern

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3 Treffer. 83 Sonnbergplatz: 4 84 Springsiedelgasse: 26, 26a, 3 Straßen-T 85 Stefan-Esders-Platz: Villa 3 Garten-T, Restauration Melzl 2 Straßen-T,

Kirche schwer beschädigt. 86 Steinfeldgasse: 2 mit Dachbrand, 4, 6, 1, 3, 5. 87 Tallesbrunngasse: 8 88 Trautenauplatz: 24, 3 Schrebergärten je 1 T. 89 Verbindungsweg: 4 T, 3 Villen ziemlich beschädigt. 90 Vormosergasse: 4, 6, 8 = Schule, 1, 7, Kirche stark beschädigt.

Pfarrgarten mehrere T, einer traf den Luftschutzkeller von Billrothstraße 70.

91 Weimarerstraße: 82, 84, 86, Ecke Eichendorffgasse 1 Garten- und 1 Straßen-T.

92 Weinberggasse: 6, 34, 36, 38, 74 = Gräf und Stift, 1 Luftmine, 1 Toter; 35, 39 = 6 Tote, 43 und Straßen-T, 2 T im Splittergraben vor der Schule, der aber nicht besucht war.

93 Wertheimsteinpark: ca. 50 T und Volltreffer im Glashaus. 94 Wollergasse: 2 = Glashaus, 4, 8, 1, 3, 5, 7, 7a. 95 Würthgasse: 1, 3, 5, 7, 9 = Feuerwehr 3-mal, 11 und 6 =

Post, 2, 2a, 4, 8, 10, 12. 96 Zehenthofgasse: 1, 3

Zum 16.7.1944: Leopold Grulich: Alarm 9 Uhr 30 Von 9 Uhr 45 bis 11 Uhr 15 fielen Bomben von Südost nach Nordwest. Wir erlebten das Krepieren der ersten Bombe im 19. Bezirk, und zwar auf das Haus Iglaseegasse 39. Wir waren im Luftschutzkeller derselben Gasse Nr. 12. Wir spürten starken Luftdruck. Staub und Rauch hüllten die Gasse ein, das Klirren der eingedrückten Fensterscheiben von fast allen Häusern war fast unheimlich. Um 11 Uhr 30 war Entwarnung. Im Villenviertel Iglaseegasse, Grinzinger Allee, Paradisgasse, Gersunygasse und Straßenbahnhof Grinzing fielen 49 Bomben verschiedenen Kalibers, 4 Villen wurden dem Erdboden gleichgemacht, alle anderen Häuser schwer beschädigt. Anton Gold: 9:50 – 12:30 Fliegeralarm Schwerster Angriff auf Wien bisher. Auch Döbling hat einige Bomben abbekommen. Aber unsere Wohnung ist ganz geblieben. Die Remise (beim 38er) soll angeblich verschwunden sein. Noch getroffen: Gegend Franz-Josefs-Bahn - Züge verkehren erst ab Heiligenstadt (Bahn - und Stadtbahnverbindung nach Heiligenstadt gibt’s aber keine.). Zum 10.9.1944: Leopold Grulich: 9 Uhr 30 Alarm – 11 Uhr 45 Entwarnung. Wenn man durch die Silbergasse zur Billrothstraße geht, so zeigen die zertrümmerten Fensterscheiben und die beschädigten Häuser die Größe des

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Angriffes. Das Kaffeehaus „Marek“ hat sämtliche Spiegelscheiben eingebüßt. Ebenso die Häuser der Silbergasse von der Paradisgasse - Billrothstraße. In der Ruthgasse - Formanekgasse desgleichen. In der Nußwaldgasse die Färberei Hajek, die Fa. Groh und Raudnitz. Diese Häuser und Ruckenbauer sind zum Teil vernichtet. In den Gärten viele T. Die in der Pfarrkirche angesetzten Messen müssen in der Karmeliterkirche gelesen werden. Die Leitungsdrähte der Straßenbahn und der elektrischen Beleuchtung sind vom Rudolfinerhaus bis zur Chimanistraße zerrissen und liegen auf der Straße und am Gehsteig. Das Geleis der Straßenbahn muss streckenweise ausgewechselt werden. Dank dem tatkräftigen Einschreiten der Straßenbahndirektion konnte der Verkehr am 12.9. um 18 Uhr wieder aufgenommen werden. 2 Blumen-Verkaufs-Kioske und ein Telefonautomat stark beschädigt. Im Park rissen zwei Bomben riesige Trichter, desgleichen lag dortselbst das Vordergestell eines Autobusses, der an der Ecke der Pyrkergasse einen Volltreffer erhielt. Der Chauffeur war im Luftschutzkeller. Die Häuser bis zur Pyrkergasse wurden stark beschädigt, insbesondere Pyrkergasse 2. Nr. 1 = Gemeindehaus erhielt 2 T. Eine Hütte der städtischen Autobusse brannte nieder. Das ebenerdige Haus der Bäckerei Wannenmacher steht nicht mehr. Das Einfriedungsgitter des Hauses Nr. 50 muss ausgewechselt werden. In der Würthgasse bilden das Gebäude und der. Hof der städt. Feuerwehr einen Schutthaufen. Die Häuser 1 - 9 erhielten Volltreffer. Das Polizeikommissariat in der Kreindlgasse hat einen Volltreffer erhalten, im Luftschutzkeller fand man 48 Tote. Die Barbara-Kapelle erhielt einen Volltreffer und wurde zur Gänze vernichtet. Sie wurde nach Fertigstellung des Baues des Türkenschanztunnels zum Dank errichtet, weil der Bau desselben kein Todesopfer forderte. Aber der Volltreffer kostete 2 Personen das Leben. Gegenüber stand das Haus des Tiefbau-Unternehmers „Panozzo“, Vater und Sohn tot. Die Tischlerei „Schromm“ und eine Garage fielen den Platinen zum Opfer. In einer öffentlichen Garage suchten viele Personen Schutz, die den Schutz des Tunnels nicht mehr erreichen konnten. Der Benzintank explodierte und es gab viele Tote. In der „Krim“, so heißt der besprochene Bezirksteil, sollen 400 Todesopfer zu beklagen sein. Die Bewohner führen Angriffe darauf zurück, dass in der Weinberggasse 58-76 die Automobilfabrik Gräf & Stift steht. Dies trifft aber nicht zu, denn der 19. Bezirk hatte 20 Angriffe - die meisten von Wien und nur einer beschädigte diese großen Anlagen leicht. Die Angriffe auf Döbling sind auf die Trasse der Stadtbahn-Vorortelinie - die aber nie getroffen wurde - zurückzuführen. Nach dem großen Angriff mussten 70 Familien anderweitig untergebracht werden. An Nußberg fiel eine Bombe in einen Weingarten und vernichtete 50 Weinstöcke mit fast reifen Trauben. Die Heiligenstädterstraße wurde zum 3. Mal bombardiert und es wurden Fabriken und Häuser, insbesondere die Nrn. 63, 65 und ein Haus beim Park (ohne Nr.) schwer beschädigt.

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Anton Gold: Teppichangriff auf die Krim. Der Angriff ging weit über die Krim hinaus, nur das Zentrum war die Krim. Fürchterliche Zerstörungen, bis zur Billrothstraße nahezu kein Haus unbeschädigt. Bei uns Stiege 3 und 6 getroffen, sämtliche Wohnungen sind dort vernichtet. Tot: Frau Cherweny, Harald Schauer (14 Jahre alt), Frau Großauer Schwer verletzt: Liselotte Bruck (Kleinkind) Leicht verletzt: Frau Martisch Dazu aus einem Brief von A.G. (er war in der Budinskygasse, da er dienstfrei hatte.): Unsere Wohnung ist bis auf eine Fensterscheibe in der Küche und mein Frühstücksheferl unbeschädigt; feinster Staub in allen Räumen 10 cm hoch. Bei uns gibt es keine 3er und 6er – Stiege mehr. Für den Angriff sind wir also sehr glimpflich davongekommen. Es war ein ausgesprochener Teppichangriff auf die Krim. Ich kann Dir die Häuser jetzt nicht alle aufzählen, die ganz oder teilweise verschwunden sind. Es sind nur wenige, die nichts abbekommen haben. Jetzt werden wir ja Ruhe haben; zu uns in die Krim kommen sie nicht mehr, wozu auch... Nur wenige Straßenbahnlinien verkehren. Bei mir zu Hause gibt’s weder Strom noch Gas noch Wasser. Frau Martisch (von ihrer Wohnung steht nur mehr die Küche) schleppte sich mit Frau Buresch in unsere Wohnung; sie ist wohl leicht verwundet, aber immerhin ist der Mund ziemlich zerfetzt, Arm scheinbar gebrochen und sonst auch zerdroschen. Was die getrieben hat, dass ich sie ja nicht auf mein Bett legen möge, damit nicht alles beschmutzt und blutig wird. Unbedingt wollte sie auf den Boden, in den Dreck gelegt werden. Ich legte sie natürlich ins Bett. Kein Jammern und Stöhnen, nur ihre Kinder wollte sie sehen. Frau Bruck ist auch sehr tapfer. Lottchen (ihr verletztes Kind) brachte ich auch zu mir und legte sie auf die Steppdecke auf’s Klavier. War natürlich bewusstlos, das arme Kind (Schädelgrundbruch, wird kaum davonkommen). Zum 10.9. und 17.10.1944: Leopold Grulich: Ich war „in den langen Lüssen“ = ein Flurname; der Weg führt zum Grinzinger Friedhof, bei der Weinlese, als Alarm gegeben wurde. Mit meinen Freunden und Bekannten lief ich am „Hungerberg“ und suchten Schutz in einer der vielen Weingartenhütten. Man kann ganz Wien übersehen. Ich hielt nur die Türme der Karmeliterkirche im Auge, denn in nächster Nähe befindet sich unsere Wohnung. Plötzlich sah ich 6 Fontänen aufsteigen und sagte: „Unser Wohnhaus wurde getroffen“. Ununterbrochen kamen neue Fliegerstaffeln und warfen ihre Bomben; nach ca. 30 Minuten hörten die Abwürfe auf. Nach der Entwarnung lief ich zu Tal und stellte fest, dass diesmal die Silbergasse keinen Treffer erhalten hatte. Jedoch wurde in der Dionysius Andrassystraße, eine Seitengasse der Silbergasse, und 3 Minuten vom Garten unseres Wohnhauses entfernt, Nr. 6 durch 3 Treffer zertrümmert. Tote waren nicht zu beklagen. Personen, die im Luftschutzkeller der Karmeliter-Kirche waren, erzählten, dass eine Näherin vom Haus Nr. 6 samt ihrer Nähmaschine vom 2. Stock herab geschleudert worden war und unverletzt im Luftschutzkeller erschien. Diese Frau musste aber doch ein Spital aufsuchen und soll an inneren Verletzungen verstorben sein. Eine zweite ältere Frau wurde verschüttet, hat sich aber herausarbeiten können. Sie blieb gesund. Beim

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nächsten Alarm wurden mir beide Frauen gezeigt. Die von mir gesehenen Einschläge waren in der Ruth- und Nußwaldgasse. Das Haus in der Nußwaldgasse hätten wir im Jahre 1942 beziehen sollen. In den Hof der Häuser Billrothstraße 45, Nußwaldgasse 14 = Zacherl, und zum 2. Mal im Garten Nußwaldgasse 19 fielen Bomben, die großen Schaden verursachten. Die Richtung der drei Angriffe war die gleiche und es scheint, dass es die gleichen Flugzeugführer waren; meiner Ansicht nach hätten die hohen Schlote der Fabriken: Hailfinger, Hajek, Kuffner und Zacherl schon längst abgetragen werden sollen, da sie jahrzehntelang nicht mehr im Betrieb gebraucht wurden. Sie lockten nur den Feind an. Dies gilt auch für alle anderen Bezirke. Zum 7., 11., 13. und 17.10.1944: Anton Gold: Fliegerangriffe auf Wien Am 17.10. der schwerste Angriff seit dem 10.9. Döbling (gegen Heiligenstadt) wieder schwer getroffen (Döblinger Hauptstr., Barawitzkagasse). Zum 1.11.1944: Anton Gold: Fliegerangriff: Simmering, Aspern, Kagran, Favoriten (Ostbahnhofgegend) Zum 3.11.1944: Anton Gold: Wieder Fliegerangriff. Hauptziele: Südtiroler Platz (während der Luftwarnung Bomben auf fahrende, voll besetzte Straßenbahn. 3. Bez. – Arenbergring (Flakturm) Zum 5.11.1944: Leopold Grulich: 10 Uhr 30 Alarm – 14 Uhr 15 Entwarnung. Im Luftschutzkeller der Karmeliter-Kirche war der Flak- und Bombendonner von 11 Uhr 30 bis 13 Uhr deutlich vernehmbar. Begreiflich, weil in nächster Nähe die Bomben krepierten. Die Einschläge in der Paradisgasse, Iglaseegasse, Julius Andrassy-Silbergasse rüttelten die Leute im Luftschutzkeller durcheinander; dabei erlosch das Licht und eine Bombe krepierte im Klostergarten. Durch den Luftdruck wurden die Fenster aufgerissen, Erde und Steine regnete es auf die Leute. Die einen lagen auf der Erde, die anderen setzten ihr Gebet fort und wieder andere liefen zu einer Holzstiege, die in einen tiefer gelegenen Keller führte, wo der Volkssturm untergebracht war. Die Gefahr erkennend schrie ich sofort „Ruhe“ und riss die Leute von der Treppe weg. Nachdem wieder ein normaler Zustand eingetreten war, folgten aufklärende Worte. Ein zweiter Rummel ist nicht mehr vorgekommen, obwohl noch 16 Alarme folgten. Nebst Sprengbomben wurden diesmal Stabbrandbomben, Zeitzünder und Kanister abgeworfen. Auf der Hohen Warte fielen eine Menge dieser Bomben, ebenso im Währinger Cottage. Um 1/2 3 Uhr ging ich auf den Hungerberg und sah die Brände vom Wienerberg bis Jedlesee. Von Floridsdorf hörte man bis 1/2 4 Uhr die Explosionen der Zeitzünder. Um 1/2 7 Uhr war ich wieder am Hungerberg und sah den großen Brand bei der Reichsbrücke. Und wieder gingen drei Zeitzünder, diesmal in der Scheibengasse, los. Um 1/2 12 Uhr nachts rief wieder der Kuckuck, doch erfolgte kein Alarm.

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Am nächsten Tag, 6.11. um 10 Uhr und 24 Uhr, am 7.11. um 5 Uhr, 8 Uhr und 12 Uhr, am 8. um 10 Uhr Explosionen. In der Ruthgasse, Scheibengasse, Hohe Warte und Dionysius Andrassystraße wurden zusammen 14 Bomben abgeworfen. In der Geweygasse, Steinfeldgasse, Kuglerpark und Grinzinger Straße wurden große Mengen von Brandbomben abgeworfen. Das Gartenhaus einer Villa in der Steinfeldgasse brannte ab. Die Heiligenstädterstraße hat wieder großen Schaden erlitten. In den Häusern Nr. 45, 47, 50, 52, 54 liegen Langzeitzünder und sind bis heute = 20.11., noch nicht explodiert. Karl Marx-Hof: Schulzahnklinik mit Mutterberatungsstelle durch 2 Volltreffer zerstört; Nr. 83 ein T im Hof; vor dem Bahnhof Heiligenstadt 1 Riesen-T, Schrebergärten viele T, die Rundhalle der Stadtbahn vernichtet. Anton Gold: 11:15 – 13 Uhr Sehr schwerer Terrorangriff auf Wien mit Spreng- und Brandbomben. Getroffen wieder Heiligenstadt (neben anderen Bezirken). 22 Uhr: Noch immer hört man Detonationen von Blindgängern bzw. Zeitzündern. Zum 6.11.1944: Anton Gold: Neuerlicher Angriff auf Wien von 10:45 – 13:15 Uhr. Schwächer als gestern. Getroffen hauptsächlich der Süden Wiens (X. Bezirk), Antonskirche. 3. Bez. Spreng- u. Brandbomben. Zum 7.11.1944: Anton Gold: Schwacher Angriff Zum 6. und 17. November 1944: Leopold Grulich: Alarm am 6. von 10 Uhr 30 bis 12 Uhr 30, am 17. von 10 Uhr 15 bis 11 Uhr 30 = 3 1/4 Stunden. Gunoldstraße: 12, 14, viele Leitungsmaste der Straßenbahn umgelegt. Straßen -T eine Menge. Nußdorfer Lände: 1. Berlinerstraße: 57, 69, 169, 195, 201, 207, 209. Unter dem Gasthof „Eichelhof“ ein Trichter mit Blindgängern am Verbindungsweg zur Nußberggasse. Im Park am Donauufer 3 T. Beschädigung der Stützmauern der Bahntrasse. Der Weg zur Kuchelau ist wegen Blindgängern abgesperrt. Das Haus des „Ruderklub“ Donauhort nebst 6 weiteren Wochenendhäusern abgebrannt. In den Schutzwänden der Abhänge des Leopoldsberges einige T. Die Siedlung „Kuchelau“ hat viel T erhalten; 9 Häuschen sind abgebrannt, das städtische Bad vernichtet, die Bahnschranken stark beschädigt. Viele T in den Auen und den Abhängen des Leopoldsberges. Die Ursache des Angriffes lag in der Ansammlung von Schiffen. Zum 17.11.1944: Anton Gold: 11:30 – 13 Uhr

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Schwerer Angriff auf Wien. Betroffen: nördliche Teile Wiens, beide Seiten d. Donaustromes, Hasenauerstraße, Gegend um Bodenkultur, Währinger Gürtel (Gegend Volksoper). Wieder Langzeitzünder. (Vor einigen Tagen sind noch die letzten Langzeitzünder vom 5.11.44 detoniert bzw. gesprengt worden. Zum 18.11.1944: Leopold Grulich: Alarm von 1/2 11 Uhr bis 15 Uhr. Tausende von Menschen drängen sich in den 700 m langen Türkenschanz-Tunnel. Der Dreck reicht bis zu den Knöcheln, klebt an Kleidern, Mänteln und Schuhen. Man geht zwischen den Schienen. Alte Frauen, Mütter mit dem Kleinkind am Arm, den Rucksack auf dem Rücken. Invalide hasten einem Ruhepunkt zu. Die Stammgäste tragen ihre Sitzgelegenheiten mit. Wir - meine Frau, ich und einige Bekannte - gelangen als Neulinge bis 320 m und pressen uns neben dem Schienenstrang an eine Mauer. Es entsteht ein Wirbel. Ein Zug fährt ein. Man hört Schreie. Die Maschine wird zum Stehen gebracht, weil die Masse nicht weicht. Der Rauch wird immer lästiger. Er kann nicht abziehen, weil der Zug in der Mitte zum Stehen kam. Signale ertönen, die Menschen drängen. Ich klettere in den abgesperrten Raum, der für die „Danubia“ hergerichtet wird, weil sich die Aufklärer täglich zeigen. 2 Frauen helfen mir. Ich bin glücklich darüber. Jetzt kommt meine Frau daran. Mit Hilfe eines Bekannten = Willi Kammerzell gelingt die Rettung. Der Zug kommt immer noch nicht. Die Aufregung war umsonst. Nachträglich erfahre ich, dass der Train aus leeren Lorys bestand. Die schutzsuchenden Menschen hatten sich mit Recht auf's Geleis gelegt und kannten trotz der vielen Signale kein Weichen. Dieser Lokomotivführer kann nicht zu den Menschen gerechnet werden. Ein inzwischen erschienener Bahnbeamter verbot die Weiterfahrt. Ich glaube, wenn der Beamte nicht „Mensch“ gewesen wäre, wäre der Lokführer nicht lebend aus dem Tunnel gekommen. Hier einige Lorys, da tausende Kinder, Frauen und Männer. Zum 18.11.1944: Anton Gold: Wieder schwerer Angriff auf Wien. Getroffen unter anderem das Belvedere. 2 Bombenreihen vom Schwarzenbergplatz bis Gegend Südbahnhof. Fasanviertel, Prinz-Eugenstraße schwer getroffen. Unsere beiden Schreibkräfte (Lantz u. Füllner) delogiert (Langzeitzünder). Danzingerhaus Volltreffer. Zum 19.11.1944: Anton Gold: 11:45 – 13:15 Uhr neuerlicher Bombenangriff. Getroffene Außenbezirke im SE u. E Groß-Wiens. Zum 20.11.1944: Anton Gold: 10:45 – 13:15 Uhr - Fliegeralarm. Wien nicht angegriffen. Angriffe auf das Protektorat (Brünn). Rückflüge über Wien.

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Zum 22.11.1944: Anton Gold: 20 – 21 Uhr - Fliegeralarm Angriff auf Raum Steinamanger. Zum 23.11.44: Anton Gold: Aus einem Brief von A. G.: ...Montag war ich wieder einen Sprung in unserer Wohnung. Trostlos. Zuerst die Wanderung durch die Ruinenfelder. Dann – kein Gas (wird wahrscheinlich während des Krieges auch nicht mehr zugeleitet werden), - die neuerlichen Zerstörungen, diesmal allerdings in weiterer Umgebung, sind zu groß. Strom gibt’s auch nur schwach, sodass die Lampen nur rot leuchten. Um lesen zu können, muss man ganz in die Nähe der Lampe gehen. Wenn ich einmal Zeit habe, gehe ich auf die Ortsgruppe, die Wohnung zur Verfügung stellen. Momentan eignet sich die Wohnung allerdings kaum zum Beziehen, da weder gekocht werden kann, noch ordentlich Licht vorhanden ist. Zum 17.10., 5. und 18.12.1944: Leopold Grulich: Schatzlsteig 7 durch Volltreffer vernichtet, am Ende des Steiges großer T. Sieveringer Straße 56 und 58 Garten-T, im Weingelände vom Gspöttgraben bis Daringergasse viele T, die an der Kultur großen Schaden machten. Viele T in der Paradisgasse, Straßenbahnremise und Lagerhaus, Villa Nr. 50. Wegen Zeitzünder sind Daringergasse, Bellevuestraße und Grinzinger Allee ab Straßenbahnhof gesperrt. Im Garten „Richter“ 2 T, Verbindungsweg 4 T, 3 Villen stark beschädigt; Kaasgrabengasse 6, 14, 16, bei 100, 101, 103 = Almwirt sowie im Freien 6 Treffer. Alfred Wegenergasse: 6 und Spital je 1 T und eingesäumt von Trichtern. Die Weingärten von „Bellevue“ bis Grinzinger Allee haben viele T erhalten. Grinzinger Allee 27 und die Häuser, die auf den Gründen der ehemaligen „Bierhalle“ stehen, sind stark beschädigt. Nr. 46, bei 48 ein T, Hungerberggasse: 10, 1, 1a, 3, 13, 15. Ich war im Luftschutzkeller 19., Sieveringer Straße 112, nebst vielen anderen Leuten und vielen Kindern. Gegen 3/4 12 Uhr fielen Bomben in nächster Nähe, die Tür sprang auf und eine große Feuerkugel wurde sichtbar. Alles sprang auf und lief nach rückwärts. Frauen und Kinder weinten und hysterische Schreie wurden laut. Ich schrie sofort: „Ruhe, nix is g’schehn“. Sofort beruhigte sich die Menge und als zugleich wieder das Licht brannte, war wieder der Friede eingekehrt. Aber auf nicht lange. Die Tür wurde geöffnet und der Ruf „Einsatz heraus“ ertönte. Kurz darauf wurde bekannt, dass die Villa Schwarz am Schatzlsteig 7 einen Volltreffer erhielt, der .Besitzer tot sei und zwei weibliche Personen verschüttet sind. Etwas später kam auch ein junger Mann mit einer Kopfwunde, die sofort behandelt wurde. Wieder etwas später 2 junge Mädchen, staubbedeckt, die man ausgegraben hatte, die aber keine Verletzungen erlitten hatten. Sie waren aber doch so benommen, dass sie ihre Mäntel ausstaubten, als wenn sie im Freien wären. Kein Mensch nahm daran Anstoß. Der Angriff hat jedenfalls dem Luftgaukommando gegolten, welches im Kaasgraben in der Esders-Villa untergebracht war.

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Zum 2.12.1944: Anton Gold: 11 – 13:30 Uhr - Alarm Angriffe auf d. Protektorat u. Oberschlesien. Beim Rückflug Angriff auf Wien (Heiligenstadt, F.J.B.-Strecke, N- u. NW-Bahnhof). Zum 3.12.1944: Anton Gold: 10:30 – 12:15 Uhr – Alarm Angriff auf Wien (20. Bezirk – Vorgartenstraße, Hochstettplatz, Brigitta-Kinderspital – keine Menschenverluste, Augartengegend, Gegend um d. Belvedere, Heiligenstadt). Zum 6.12.1944: Anton Gold: 10:30 – 12:30 Uhr – Fliegeralarm Bahnstrecken nach Ungarn bombardiert. In den Gaubereich eingeflogen ohne Bomben zu werfen. Zum 7.12.1944: Anton Gold: Morgens Bomben auf Villach u. Klagenfurt. 11 Uhr - Luftwarnung. Jäger über Wien. Von Flak beschossen, kein Bombenabwurf, kein Bordwaffenbeschuss. Zum 8.12.1944: Anton Gold: 5 Uhr - Luftwarnung Bomben auf Klagenfurt, Villach, Tulln Zum 9.12.1944: Anton Gold: 11:45 – 12:30 Uhr - öffentl. Luftwarnung Westl. Wiens Flüge ins Protektorat. Zum 11.12.1944: Anton Gold: 11:20 – 13:20 Uhr - Fliegeralarm Angriff auf Wien = 32. Angriff Ostbahnhof brennt, Arsenal, Tullner Gegend. Langzeitzünder u. Spreng- u. Brandbomben. Zum 15.12.1944: Anton Gold: 11:15 – 13:15 Uhr - Fliegeralarm Flugzeuge über Wien, Kein Bombenabwurf Flugzeuge im Raum Waidhofen a. d. Th. Keine Bombenabwürfe im Raum Groß-Wien.

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Zum 17.12.1944: Anton Gold: 11:15 – 12:15 Uhr - Alarm Flüge östlich v. Wien ins Protektorat u. Oberschlesien. 12:15 Uhr - Vorentwarnung 14:08 Uhr - Entwarnung Zum 18.12.1944: Anton Gold: 10:15 – 12:15 Uhr – Fliegeralarm = 33. Angriff auf Wien. Pötzleinsdorf, Salmannsdorf, Bellevuestr., Grinzinger Allee, Hungerberg, Heiligenstadt, Speising, Floridsdorf. Oberschlesien. Zum 19.12.44: Anton Gold: 11:10 – 14:15 Uhr - Fliegeralarm Villach, Protektorat, Oberschlesien, Aderklaa. Zum 20.12.1944: Anton Gold: 11:35 Uhr - Fliegeralarm 12:20 Uhr – Vorentwarnung } Kein Angriff 12:45 Uhr – Entwarnung } auf Wien Zum 22.12.1944: Anton Gold: 18 Uhr - öffentl. Luftwarnung Angriff weniger Kampfflugzeuge auf Ungarn u. Slowakei, nördl. Niederdonau. Einige schnelle Kampfflugzeuge überfliegen auf d. Rückflug Wien, ohne Bomben zu werfen. 19 Uhr - Entwarnung. Zum 25.12.1944: Anton Gold: 10:45 – 11:30 Uhr - öffentl. Luftwarnung Zum 26.12.1944: Leopold Grulich: Hofzeile: 12a,.14. Heiligenstädterstraße: 123, 131, 137, 143, 149= Schwefelsäure-Fabrik. Gegenüber steht der Karl-Marx-Hof; die Geschäftsläden wurden durch die Treffer auf 143 und 149 schwer beschädigt. Bei 84 wurde das Straßenbahngeleise so schwer beschädigt, dass es ausgewechselt werden muss. Die Wohnungen des Hauses wurden schwer beschädigt, die im 3. und 4. Stock sind ausgebrannt. 60 bis 80 T fielen im Wertheimsteinpark, dessen Nordseite an die Trasse der Vorortelinie grenzt. Im Gelände der Franz-Josefs-Bahn brannten das Lokomotivhaus und einige Lagerhäuser sowie 8 Waggons der Stadtbahn. Zum 26.12.1944: Anton Gold: 10:45 – 12:55 Uhr - Fliegeralarm

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Wien nicht angegriffen. Oberschlesien u. Protektorat. 13:25 Uhr - Entwarnung Zum 27.12.1944: Anton Gold: 11:15 Uhr - Luftwarnung 11:30 Uhr - Alarm 13:00 Uhr - Entwarnung Angriff auf d. NÖ Teil Wiens. Zum 28.12.1944: Anton Gold: 11:30 Uhr - Fliegeralarm 12:50 Uhr - Entwarnung Angriff auf d. Protektorat. Tieffliegerangriff auf Zeltweg. Zum 8.1.1945: Anton Gold: 11:50 bis ca. 12:20 Uhr - öffentl. Luftwarnung Angriff auf Graz, Wels, Linz, Bayern. Zum 15.1.1945: Leopold Grulich: Eisenbahnstraße 13, 15, in den Schrebergärten bei der Schnabel-Fabrik 3 T, Grinzinger Straße 31, Wattfabrik und Karl-Marx-Hof einige T. Anton Gold: Um Mittag ca. 2 Stunden schwerer Angriff auf Wien. Beinahe jeder Bezirk betroffen. Abwurf durch Hochnebeldecke. Ich war zu der Zeit bei Fl. 4 in Modra. Über uns kreisten durch nahezu 2 Std. die feindl. Bomber. Zum 19.1.1945: Anton Gold: öffentl. Luftwarnung Flieger bis Graz u. südl. Wiens. Zum 21.1.1945: Anton Gold: Angriff auf die Südbahnhofgegend u. Lobau. Zum 31.1.1945: Anton Gold: 12 – 15:30 Uhr -Fliegeralarm Hietzing angegriffen (Braunschweiggasse, Hadikgasse, Wienflussbett). Angriff aus 8.000 m Höhe. Wolken bis 6000 m. Schwerer Angriff auf Graz u. Moosbierbaum. Zum 1.2.1945: Anton Gold: 11:45 – 13:30 Uhr - Alarm

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Wien nicht angegriffen. Zum 2.2.1945: Anton Gold: Aus einem Brief von J. B. (Eine Reise von der Schmelz nach Döbling): Heute war ich das erste Mal bei Euch in Döbling. Ich habe es mir nicht so schrecklich vorgestellt. Durch die Fliegeralarme muss man schon gleich in den ersten Morgenstunden alle Einkäufe besorgen. Bis 2 Uhr kann man überhaupt nichts unternehmen. Dann ist bald finster, da muss man erst recht zu Hause bleiben. Nur auf den Hauptstraßen ist bis 9 Uhr Licht. Also habe ich mich heute zusammengepackt und bin gefahren, aber wie? – Die Elektrische geht jetzt furchtbar langsam, da sie sehr wenig Strom haben. Die Wagen sind jetzt so überfüllt, dass es lebensgefährlich ist. Also fuhr ich mit dem 8er Wagen, dann kam wieder kein 38 – 39er, bin also zu Fuß zum Autobus, eingestiegen, bin gefahren bis zur Obkirchergasse - Hutweidengasse – ausgestiegen. Ich konnte meinen Augen nicht trauen – links, rechts, alles demoliert. Entsetzt und mit Trauer in den Augen bin ich dagestanden. Mehrere Trichter sind bis tief zum Kanal eingegraben. Die mächtigen Bäume liegen zerbrochen auf dem Boden, eine Menge ausgebrannte Autos in der Flotowgasse, – eine ungeheure Vernichtung. Genauso entsetzt war ich bei Eurem Gemeindehaus. Jetzt noch hängen auf den Bäumen im Hof zwei Fensterflügel. Aus demselben Brief: ...In einem Keller, der sich unweit von der Neulerchenfelder Kirche befand, waren gleich 81 Tote, darunter der berühmte Dichter der Grinzinger Lieder, Frankovsky mit seiner Frau; er war 81 Jahre alt. Zum 7. und 20.2.1945: Leopold Grulich: Iglaseegasse 5, bei 7 ein T. Das Wasserleitungsrohr 1,2 m, das Kanalrohr, Licht- und Telefonkabel schwer beschädigt. Bis 27.2. kein Licht und Wasser. Nach ganz kurzer Zeit strömte das Wasser wie ein geschwollener Bach durch die Iglasee-, Silber- und Ruthgasse bis zur Nußwaldgasse. Die Gefahr einer Überschwemmung der Keller war groß. Sie wurde jedoch durch 2 beherzte Männer, Holzer und Palleczek, gebannt. Sie konnten nach harter Arbeit einige Kanalgitter öffnen. Das Trinkwasser musste in der Paradisgasse 12 und 14 geholt werden, weil diese Häuser noch Brunnen besitzen. Als aber diese versagten, musste das Wasser von der Nußwaldgasse geholt werden. Beim Hydranten am Saarplatz standen immer eine Menge Leute und es gab immer ein Gedränge, weil infolge der Drosselung eine Kanne erst in einer Viertelstunde voll wurde. Stand man als 12. in der Reihe, kam man erst nach 3 Stunden daran. Vom Marktplatz Obkirchergasse mussten die Leute bis zur Grinzinger Straßenbahnremise um Wasser gehen. In den meisten Bezirken war es so. Es wurde mir von einer Partei, die in der Johnstraße wohnt, erzählt, dass sie mit der Straßenbahn fahren muss, um von Hütteldorf Wasser zu holen. Silbergasse: 25 1 Straßen-T und 1 T im Garten. Julius Andrassystraße: 1 ein Zeitzünder, der jedoch entschärft würde; 6 = 2 T. In Gärten, Gehsteigen und Straßen fielen 8 Bomben, die großen Schaden, besonders an den Fenstern, anrichteten. Wir büßten 7 Spiegelscheiben ein, deren Splitter bis in die Matratzen drangen. Es gab viel Arbeit.

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Zum 7.2.1945: Anton Gold: 11:50 – 13:30 Uhr Großangriff auf Wien Hauptsächlich auf die Innere Stadt. Hat bei uns im Keller ganz hübsch geschaukelt. Getroffen: Techn. Hochschule, Platz vor d. Sezession, rund um d. Burgtheater, Nähe Rathaus, Anatomisches Institut, mehrere Bomben im innersten Stadtgebiet, usw. Angriff auf Wien dauerte 2 Stunden. Zum 8.2.1945: Anton Gold: 11:50 – 14:30 Uhr Angriff auf südl. Teile Wiens (10., 11., 4. Bezirk). Zum 9.2.1945: Anton Gold: 11:55 – 13:35 Uhr - Alarm Wien selbst nicht bombardiert. Zum 13.2.1945: Anton Gold: 11:50 – 13:35 Uhr - Alarm Bombenwürfe auf d. 2., 3., 4., 5., 7., 10., 12., 20. u. 21. Bezirk, Zentralfriedhof. Zum 14.2.1945: Anton Gold: 12:10 – 14:35 Uhr - Fliegeralarm 10. Bez., Stadlau, Purkersdorf, Rekawinkel, Moosbierbaum. Zum 15.2.1945: Anton Gold: 12:10 – 14:25 Uhr - Alarm Meidling, Süden, SE, E u. NE Wiens angegriffen, große Brände. Zum 17.2.1945: Anton Gold: 12:33 – 14:15 Uhr Angriff auf Wels u. Linz. Zum 18.2.1945: Anton Gold: 12:10 – 13:00 Uhr Angriff auf Linz. Zum 19.2.1945: Anton Gold: 12:30 – 14 Uhr Angriff auf den Westen, Süden u. Südosten Wiens.

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Zum 21.2.1945: Anton Gold: 12:25 – 14:20 Uhr Sehr schwerer Angriff auf Wien. Schillerplatz, Elisabethstr., Universität, Rathaus, Nibelungengasse, 1. Chem. Institut bis Roßauer Lände, Westen Wiens, Süden, Südosten, Bombenkoffer Schottenring, Viktoria Haus, Kreditanstalt. 19:30 – 21 Uhr - öffentl. Luftwarnung Angriff auf Preßburg. Zum 23.2.1945: Anton Gold: 11:30 – 13:30 Uhr Angriff auf Klagenfurt, Villach, Bruck, St. Valentin, St. Veit, Zeltweg… Zum 24.2.1945: Anton Gold: 13 – 14 Uhr - Alarm Kein Angriff auf Wien, Wien 2. Tag ohne Wasser. Klosette gesperrt im Hause. Zum 25.2.1945: Anton Gold: 12:30 – 13:20 Uhr - öffentl. Luftwarnung Schwerer Angriff auf München (750 Maschinen). Angriff auf Linz, Amstetten. Zum 1.3.1945: Anton Gold: 9 Uhr - öffentl. Luftwarnung Jabos in Niederdonau 10:20 – 15:50 Uhr – Alarm Moosbierbaum, Herzogenburg, Raum 9 u. 10. Wien nicht angegriffen. Zum 4.3.1945: Anton Gold: 11:40 Uhr - kl. Alarm 12:10 Uhr - Vollalarm 14:15 Uhr – Vorentwarnung 14:50 Uhr - Entwarnung Angriff auf d. Raum Wr. Neustadt u. südl. Niederdonau u. nördl. Steiermark. Zum 5.3.1945: Anton Gold: 22:45 – 23:30 Uhr - Alarm Angriff auf Graz Zum 7.3.1945: Anton Gold: 11:50 – 12:10 Uhr - Kleinalarm Jabo im Raum Graz

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Zum 8.3.1945: Anton Gold: 11:43 – 14:30 Uhr - Alarm Wien nicht angegriffen. Angriff auf Raum Preßburg u. Knittelfeld. Zum 9.3.1945: Anton Gold: 11:30 – 11:45 Uhr - Kleinalarm 12:05 – 12:50 Uhr - Alarm Angriff auf d. Raum Graz. Graz selbst schwer getroffen. Zum 12.3.1945: Leopold Grulich: Es war der 44. Angriff auf Wien und der 14. auf Döbling. Wir befanden uns im Luftschutzkeller Sieveringer Straße 187, bei Baumeister Paul. Wir vernahmen sehr deutlich das Sausen der abgeworfenen Bomben und die Einschläge. Nach der Entwarnung stellten wir fest, dass durch Luftdruck die Fensterscheiben der Häuser in der Sieveringer Straße 187-195 zertrümmert waren. Die Bomben fielen in der Bellevuestraße. Eine weitere Bombe zertrümmerte den rechten Seitentrakt des Hauses Sieveringer Straße Nr. 128 und beschädigte das Haus 126 schwer. In der Friedlgasse liegt ein Zeitzünder. Im Strauß- und Lannerpark und in den anstoßenden zwei Gärtnereien rissen 7 Treffer riesige Trichter. Kaasgraben hat einige T abbekommen, die an Gebäuden und Kulturen großen Schaden anrichteten. In der Cobenzlgasse 2 wurde das Haus in der Mitte getroffen. Nach Angabe des Rothschildschen Gärtners fielen in den Gärten 350 Bomben (siehe Geweygasse) Am Hungerberg fielen in 2 Weingärten je 1 Bombe. Ich war wieder in einer Weingartenhütte und sah einen feindlichen Bomber brennend abstürzen. Später sah ich das verbrannte Flugzeug in einem Weingarten am „Dennweg“ in Nußdorf. Der Heiligenstädter Bahnhof, die Schrebergärten und die Boschstraße wurden abermals schwer beschädigt. Im Karl-Marx-Hof fielen 2 Bomben beim 2. blauen Bogen. Eine traf den Luftschutzkeller, es gab mehrere Tote und Verwundete. Schulkamerad „Nimmer“ konnte aus dem verschütteten Luftschutzkeller der Fabrik „Tabuko“ gerettet werden. Die Hohe Warte ist ab Endstelle der Straßenbahn 37 nicht passierbar. Schöll am Berg 2 T. Stützmauern und Geländer müssen neu gebaut werden. Gas und Strom fallen wieder aus. Vom Dachboden zählte ich 16 Brände. Der Schaden der Stadt- und Straßenbahn ist enorm. Es wird längere Zeit dauern, bis man wieder fahren kann. Ein Lazarettzug soll am Bahnhof Heiligenstadt vernichtet worden sein. Der Kuglerpark konnte erst 1950 wieder instandgesetzt werden. In der Wollergasse 7 wohnte eine Familie, die in der Leopoldstadt zweimal ausgebombt worden war, nunmehr zum 3. Mal ausgebombt wurde. Das Dach der Heiligenstädterkirche und die umliegenden Häuser wurden stark beschädigt. Anton Gold: 12:15 – 14:30 Uhr: Der bisher schwerste Angriff auf Wien. Schwerpunkt: Innere Stadt, Oper brennt lichterloh, ebenso das gegenüberliegende Haus in der Operngasse. Auch d. Stephanskirche wurde beschädigt (rückwärtige Teile – Sakristei gegen Deutsches Haus). Böhlerhaus

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schwer getroffen, brennt noch um Mitternacht, wird einstürzen. Haus Operng. gegenüber Luftgau. Akademie d. bildenden Künste brennt. Kunsthistorisches Museum getroffen. Haus Stock im Eisen zerstört, ebenso Hotel Kranz. Heiligenstadt (Bahnhof) schwer getroffen, Cobenzl, Heinrichhof schwer getroffen, ausgebrannt, zum großen Teil eingestürzt. Bomben im Türkenschanzpark. 20. Bez., 18. Bez., 19. Bez., 9. Bez. Deutsches Volkstheater, Albrechtsrampe, Kobenzl, Kahlenberg, Kärntnerstr. Dazu aus den Aufzeichnungen von J. B.: Pyrkergasse, Hofzeile, Döblinger Hauptstraße, Grinzing, Cobenzl, Kaasgraben, Jörgerstraße, Heiligenstädter Bahnhof. Zum 14.3.1945: Anton Gold: Ab 10:50 Uhr - Kleinalarm 11:15 – 14:45 Uhr - Alarm Schwerer Angriff auf Wr. Neustadt Aus einem Brief von J. B.: Ich war gestern mit Opa zu Fuß in Döbling. Grauenhaft war der Angriff (vom 12.3.). Da auch in Grinzing viel los war, habe ich keine Ruhe gehabt und wir sind hinausgegangen. Diesmal haben wir uns erst die Ruinen bei Euch angeschaut. Das könnt Ihr Euch nicht vorstellen. Der Angriff vom Montag... Döbling hat kein Wasser, kein Gas noch Licht. Franz (ein Schwiegersohn von J. B.) ist von Grinzing gekommen (am 12.); dort, wo er im Keller war, hinter der hohen Warte, dort sind gleich 5 Bomben niedergegangen. Es waren einige Wagen mit Pferden dort; da sind die Pferde mit zerrissenem Bauch dort gelegen, - alles zertrümmert. Zum 15.3.1945: Anton Gold: 10:45 – 14:30 Uhr Alarm u. a. 19. Bez., Rudolfinerhaus getroffen Zum 16.3.1945: Anton Gold: 11:15 – 15:45 Uhr - Alarm Hauptsächlich 21. Bezirk, Wr. Neustadt sehr schwer getroffen (und Horst), alle Verpflegestellen zerstört (auch NSV), Lg sendet 2 Feldküchen. Zum 18.3.1945: Anton Gold: 13:25 – 14:25 Uhr - Kleinalarm 15 Mustangs bis in d. Südosten v. Wien. Zum 20.3.1945: Anton Gold: Kleinalarm Alarm Stadlau, Floridsdorf, Lobau, Korneuburg, Amstetten, St. Pölten, Wr. Neust.

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Zum 21.3.1945: Anton Gold: 12 – 15:30 Uhr - Alarm 16., 17., 18. Bezirk, Floridsdorf, Thaliastr., Gentzg., Lerchenfelder Gürtel, Roseggerg., Laaerberg, Stadlau, Galitzinberg, Mödling, Atzgersdorf, Liesing. Zum 22.3.1945: Leopold Grulich: Alarm 10 Uhr 45, Entwarnung 15 Uhr 15. Wir gingen, wie so oft, um 10 Uhr nach Sievering 185 in den Luftschutzkeller. Hierzu braucht man 45 Minuten. Wir mussten gehen, weil die Straßenbahn seit 14 Tagen eingestellt ist. Im Rucksack das Allernotwendigste, die Frau mit der Handtasche, in der einige Wertsachen verwahrt waren. Nach der Entwarnung ging es wieder heimwärts. An diesem Tag etwas besorgter, weil in der Sieveringer Straße, Weinzingergasse, Friedlgasse, Obkirchergasse, Grinzinger Allee schon Bombenschäden waren. Auch das Geleis der Straßenbahn hatte Treffer erhalten. Als wir in die Pfarrwiesengasse kamen, sahen wir bei Nr. 6 = 5 tote und 2 verletzte Kühe, 1 Kalb und 1 Ziege am Gehsteig und auf der Straße. Wir schwenkten nach rechts ab und sahen aus der Richtung unseres Wohnhauses starken schwarzen Rauch. Wir liefen bis zur Silbergasse und da kamen auch schon Verwandte und Bekannte uns entgegen. Diese erzählten, dass das Haus Nr. 20 einen Volltreffer erhielt und das 22er Haus ebenfalls, mit Brand. Wir seien mit einem blauen Auge davon gekommen, weil bei uns nur „der 2. Trakt hin ist“. Näher kommend sahen wir, dass eine Luftmine die Fassade des Hauses vollkommen zerstört hatte, sämtliche Fensterscheiben zertrümmert waren. Die Mauern zwischen Gemüsehändler, Schuster und Kaufmann niedergelegt waren. Der 2. Trakt stand nicht mehr, 5 Wohnungen waren vernichtet. Am Boden wurden 2 Randsteine gefunden, die den Ziegelboden zerschlugen und oberhalb der Zimmerdecke stecken blieben. Der Brand Nr. 22 war nicht notwendig, wenn die Partei mit den 3 Kindern den Füllofen beim Alarm gelöscht hätte. Als der Frau, gleich nach der Bekanntmachung im Luftschutzkeller, nahegelegt wurde, die Weisungen zu befolgen, erklärte sie: „Wie stellen sich die Herren das vor? Ich muss mit den Kindern oft bis 4 Stunden in diesem feuchten, kalten Luftschutzkeller sitzen. Wenn ich nach Hause komme, müssen die Kinder sofort in ihr warmes Betterl kommen“. Niemand hat mehr darüber ein Wort gesprochen. 9 Parteien haben nur das gerettet, was sie am Leibe trugen. Wir überkletterten den Schutthaufen, der vor dem Hauseingang lag und stellten fest, dass, je höher wir stiegen, das Bild der Verwüstung immer größere Dimensionen annahm. Sämtliche Stiegenfenster waren kaputt, das Geländer zerrissen. 5 Wohnungen = 2 Zimmer samt Nebenräumen, total vernichtet. Unsere Wohnungstür brauchten wir nicht zu öffnen, der Luftdruck hat sie so stark beschädigt, dass wir auf längere Zeit genötigt waren, über Nacht Barrikaden zu errichten. Vorzimmer und Küche sind leicht, Speise- und Schlafzimmer stark beschädigt. Sämtliche Fensterstöcke sind eingedrückt, die Mauern zeigen Risse, die Zimmerdecken müssen neu stukkatiert und angeworfen werden. Sämtliche Einrichtung ist durch Glassplitter stark beschädigt. Von Schutt und Staub nicht zu reden. Die Jalousien sind hin. Mit den Bretteln werden die Fenster vernagelt. 15 Kübeln mit Glasscherben werden auf Schutthaufen getragen. Am 28.3. gab es wieder Hochquellwasser. 4 Tiere sorgte die NSV für die Bombenbeschädigten.

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50 Bomben fielen an diesem denkwürdigen 22.3.1945 dreißig Jahre vorher hatte ich den ersten Gedenktag: 22.3.1915 Übergabe der San-Festung Przemysl. Anton Gold: 11:06 Uhr – Alarm 14:14 Uhr – Vorentwarnung 14:40 Uhr - Entwarnung ca. 200 Maschinen über Wien. Viele Bezirke angegriffen, darunter der 19. Bezirk. Süd-, Ost-, NW-Bahnhof (Aspangbahn); Döbling schwer getroffen, Glanzing. Zum 23.3.1945: Anton Gold: 10:49 Uhr - Alarm 12:40 Uhr - Vorentwarnung 13:25 Uhr - Entwarnung Bombenwürfe nur am linken Donauufer (Floridsdorf). Zum 26.3.1945: Anton Gold: 9:20 Uhr - Kleinalarm 10:25 Uhr - Alarm 15:35 Uhr - Vorentwarnung 15:45 Uhr – Entwarnung (Angriff auf d. Südosten). Zum 28.3.1945: Anton Gold: 19:50 Uhr - Kleinalarm 20:33 Uhr - Entwarnung Angriff auf Ödenburg (Russen). Zum 29.3.1945: Anton Gold: 19:50 Uhr - Kleinalarm 20:31 Uhr - Entwarnung Einzelflugzeuge über d. Südraum v. Wien. Angriff Gegend Neusiedlersee u. südl. Wr. Neust. Zum 30.3.1945: Anton Gold: 10:15 – 13:33 Uhr - Alarm Angriff hauptsächlich auf Floridsdorf. Zum 31.3.1945: Anton Gold: Voralarm 11:50 Uhr - Alarm 13:09 Uhr – Vollentwarnung Kein Angriff auf Wien. Linz schwer angegriffen.

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Zum 1.4.1945: Anton Gold: 10:30 Uhr - Alarm 12:25 Uhr - Vorentwarnung 13:30 Uhr - Alarm 15:16 Uhr - Vorentwarnung Wien nicht angegriffen. Zum 21.4.1945: Anton Gold: Großangriff auf Linz, Wels u. Attnang-Puchheim. Dort Bahnhof u. Umgebung restlos zerstört. Von Lft ein Wehrmachthilfskdo nach dorthin in Marsch gesetzt. Nach d. 1. Meldung sollte auch Vöcklabruck schwer getroffen worden sein. Gottlob fand ich meine Lieben wohlauf. Vöcklabruck war verschont geblieben. Es erfolgten 115 Alarme und 57 Angriffe auf Wien. Im Luftschutzkeller wurden 240 Stunden und 35 Minuten zugebracht. Zum Aufbau wurden nach amtlichen Mitteilungen benötigt: 80,000.000 Dachziegeln für 6,000.000 m2 330,000.000 Mauerziegeln } 80,000.000 m3 Glas } für 20.993 Häuser 300.000 m3 Holz } 12.000 t Baustahl } 200.000 t Zement } Kosten 500,000.000 $ 9.000 t Gips } Eine 100%ige Richtigkeit der Aufzeichnungen darf nicht erwartet werden, weil ja viele Schäden erst nach der Aufnahme durch später erfolgte Explosionen durch Zeitzünder eintraten. Ebenso war es unmöglich festzustellen, wie viele Treffer in den Höfen oder in Gärten erfolgten und wie viele Dachschäden durch Luftdruck etc. entstanden. Die Schäden an Häuserfronten durch Straßentreffer waren in jedem einzelnen Fall groß. Wurden Brandbomben und Kanister abgeworfen, war der Schaden noch größer. Traf eine Bombe einen Splittergraben oder einen Luftschutzkeller oder Bunker, dann gab es Tote; wohl das schwerste Unglück nach einem Angriff. Ausschnitt aus der Wiener Zeitung vom 5. August 1950 Wiener Tatsachen: Wieden Im Krieg 3933 Wohnungen verloren - Südtiroler Platz vor der Wiederherstellung - Kein Blattgold für die zweite Adlergruppe der Karlskirche. Tragödie Wien Krieg, Zusammenbruch und Wiederaufbau in Wien im Bilde der Zahlen. Furchtbar wütete die Kriegsfurie, wo immer sie Fuß fasste, am schlimmsten aber war ihr Wüten in den großen Städten. Der Abbruch, der der städtischen Kultur durch diesen Krieg angetan wurde, ist tiefgreifender, .als in irgendeinem anderen Sektor menschlicher Gemeinschaftsäußerung. Man sagt nicht zu viel, wenn man

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den zweiten Weltkrieg als einen Krieg gegen die Städte bezeichnet. Hitler selbst war es, der den Engländern drohte er werde ihre Städte ausradieren. Von der Zerstörung der englischen Städte versprach er sich eine entscheidende Wendung dieses Krieges. Wenn Hitler auch nicht erreichte, was er prophezeite, so war der monatelange Angriff auf die englischen Städte schließlich schicksalbestimmend, jedoch für die deutschen Städte, die nun ihrerseits zum Objekt von Großangriffen aus der Luft wurden. Die weitgehende Zerstörung der deutschen Städte hat Hitlers Kriegsmaschine schwer angeschlagen und damit Deutschlands militärischen Zusammenbruch vorbereitet. So war der Krieg für die meisten Großstädte unseres Kontinents eine schwere Heimsuchung und es gab Zeiten, da man nur mit würgendem Grauen Namen wie Rotterdam, London, Belgrad, Leningrad, Stalingrad, Hamburg oder Budapest aussprach. Auch Wien hatte seine Tragödie. Es ist ein vielfältiges Leid, das Wien erlitt und erleidet. Dabei hatte Wien auch ohne Krieg ein wenig beneidenswertes Los. In der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg riss die Reihe der schwarzen Tage nie ab. Da war der Zusammenbruch von 1918, verbunden mit allen seinen ungeheuren wirtschaftlichen Folgen, die die Zerreißung der alten Monarchie mit sich brachte. Wien wurde aus der Hauptstadt eines großen Reiches zum „Wasserkopf“ eines kleinen Landes. Schon damals lernten die Wiener kennen, was hungern und frieren heißt. Es kamen Inflation und später Bankenzusammenbrüche, die ihre tiefen Spuren in der Volkswirtschaft Wiens hinterließen. Und als die Weltwirtschaftskrise ganze Kontinente in ihren Bann zog, da waren die Wirkungen hier in Wien nachhaltiger als anderswo. Die Bürde der Arbeitslosigkeit lag schwer auf dieser Stadt. Als der Faschismus jenseits der Landesgrenzen zum Siege schritt, da erhob auch hier im Innern der Faschismus sein Haupt. Ein latenter Bürgerkrieg zwischen den faschistischen und demokratischen Kräften hielt das Leben der Einwohner ständig in Spannung, bis er schließlich in einen offenen Kampf umschlug. Das Ergebnis dieses Kampfes war ein kleinösterreichischer Faschismus, der dann durch einen großdeutschen Faschismus abgelöst wurde. Wien war nun eine Stadt im großdeutschen Reich und man hätte glauben sollen, dass es damit aller Vorteile eines großen Wirtschaftsgebietes teilhaftig werden würde. Doch auch diese Hoffnung erwies sich nach einiger Zeit als trügerisch. Gewiss, die Arbeitslosigkeit wurde durch den Anschluss an die Rüstungskonjunktur weitgehend abgebaut. Aber diese Besserung wurde erkauft durch eine allgemeine Senkung der Lebenshaltung. Die Steuern und sonstigen Abzüge vom Einkommen erreichten eine bis dahin nicht gekannte Höhe. Es gab einen gut funktionierenden Lohnstopp, aber einen schlecht funktionierenden Preisstopp. Weniger die Lebensmittelpreise, dafür aber die Preise von Kleidern, Wäsche und sonstigen Gebrauchsartikeln stiegen sprunghaft in die Höhe, wobei die Qualität der Waren gegenüber den alten österreichischen Waren sich bedeutend verschlechterte. Was an guten alten österreichischen Waren vorhanden war, wurde von den Reisenden und Firmen aus dem Altreich in nicht allzu langer Zeit aufgekauft. Durch alle möglichen Machinationen wurde ein nicht unwesentlicher Teil der österreichischen Betriebe in die Hände des deutschen Kapitals gespielt. Bei der Verteilung des Judenvermögens sicherten sich die Herren aus dem Altreich die „pfündigen Brocken“, wogegen gewissermaßen als Schweigegeld die österreichischen Illegalen mit einigen kleinen Läden abgefunden wurden. Im Heer und in der Beamtenschaft waren die gutbezahlten Stellen den Leuten aus dem Altreich vorbehalten. Die Leiter der obersten Behörden waren zumeist Reichsdeutsche, die

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hier nicht wie in einem befreundeten Lande regierten, sondern eher so, als ob sie einen Negerstaat erobert hätten. Im Krieg hat sich diese Entwicklung noch verstärkt. Die Opposition gegen das Naziregime wuchs daher zusehends und je länger der Krieg dauerte, umso stärker wurden die Wiener unter Druck gesetzt. Dem Naziterror fielen sie massenweise zum Opfer. Sondergerichte, Volksgerichtshöfe, Gestapo, Konzentrationslager, Hinrichtungen waren die Mittel, um die Wiener bei der Stange zu halten. Als der Zusammenbruch dieses fluchbeladenen Systems endlich da war, ging ein Aufatmen durch ganz Wien. Die Befreiung war endlich da, aber sie war teuer erkauft. Die Tyrannen waren fort oder unschädlich gemacht, aber als Erbe verblieb den Wienern eine schwer mitgenommene Stadt, eine desorganisierte Wirtschaft, Krankheit, Hunger und Frieren, vieles, was in der Nazizeit gesät, trug nun seine Früchte und auch weiterhin schreibt das Schicksal ein leidvolles Kapitel nach dem andern in die Leidensgeschichte dieser hartgeprüften Stadt. Nur langsam vernarben die Wunden und nur mit allergrößten Schwierigkeiten vollzieht sich das Werk des Wiederaufbaues. Noch stehen die vielen Schwachen mit fatalistischer Gebärde vor den Trümmern und nur die Starken sind es, die in heroischer Aufopferung am Neuaufbau Wiens schaffen. Durch ihre Arbeit geht es einmal hier und einmal dort um ein Stück weiter und durch ihre Arbeit verbreiten sie auch bei den andern die Zuversicht, dass das Unheil etwas ist, das überwunden werden muss. Von dem vielgestaltigen Schicksal, das Wien in den vergangenen Jahren erlitten hat, aber auch von den ersten Versuchen zur Überwindung, der durch Krieg und Zusammenbruch verursachten Schäden, soll im folgenden berichtet werden. Bei einem so furchtbaren Geschehen wie diesem Krieg, verrücken sich leicht alle Maße zu dessen Beurteilung. Der Anteil, den der einzelne an seinem wechselvollen Ablauf genommen hat, ist in der Regel maßgebend dafür, wie er den Krieg beurteilt und bewertet. Ein objektives Maß von den Schrecknissen des Krieges zu geben, wird wohl kaum jemals gelingen. Doch ist vieles in dieser Zeit gewogen, gemessen und gezählt worden. Die Statistiker haben auch den Krieg in weitem Umfang mit ihren Methoden erfasst und seine unmittelbaren und mittelbaren Wirkungen in dem klaren Bild der Zahlen festgehalten. Freilich, ein so enormes Ereignis wie der Krieg, der jeder Gesetzlichkeit zu spotten scheint, kann auch durch das Mittel der Zahl nicht erschöpfend dargestellt werden. Doch kommen in der Massenbeachtung eine Reihe von charakteristischen Zügen zum Vorschein, worüber die Betrachtung des Einzelschicksals keine Auskunft zu geben vermag. In der statistischen Betrachtung erweitert sich das Einzelschicksal zum Massenschicksal, das den eigentlichen Gegenstand dieses Berichtes bildet. 1. Fliegeralarme - und Luftangriffe Wien hat erst in der letzten Phase des Krieges den Luftkrieg zu spüren bekommen, dann allerdings in seiner ganzen Schwere und unter Aufopferung eines großen Teiles der Zeugnisse seiner Kultur aus alter und neuer Zeit. In der Rückschau auf diese schreckliche Zeit des Bombenkrieges werden die Dinge undeutlich und vielen auch schon unübersichtlich. Die Statistik hat die Fliegeralarme nach Zahl und Dauer, desgleichen auch die Verluste an Menschenleben bei den einzelnen Luftangriffen genau verzeichnet. Die Aufstellung darüber zeigt, wie aus vereinzelten Angriffen ihre Zahl mit dem Ende des Krieges von Monat zu Monat zunimmt und wie unter der zunehmenden Wucht der Angriffe auch die Menschenopfer größer werden (Tabelle 1).

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Fliegeralarme und Luftangriffe – Tabelle 1

1) Die Luftangriffe im Kampf um Wien ab 4.IV.1945 sind nicht gezählt. Wien hatte insgesamt 110 Fliegeralarme mit einer Gesamtdauer von 215 Stunden, 30 Minuten zu verzeichnen; davon entfielen 185 Stunden, das sind 6/7 der Gesamtzeit auf die Monate von August 1944 an. 215 Stunden sind im Zeitenablauf wenig, aber wie viel bedeuteten sie für die in die Keller, Bunker und Erdlöcher Geflüchteten. Wenn das dumpfe Motorengesumme der Bomber über den Häusern sich vernehmen ließ, wenn die Flak ihr Gebelfer anhub, wenn Angst, Bangigkeit und Sorge die Gemüter der in den Luftschutzräumen Eingeschlossenen beschlich, wie lange konnten da Minuten dauern? Was lag nicht alles in wenigen Sekunden beschlossen, dann, wenn über den Behausungen das Gezisch der herab sausenden Bomben die Sinne erschaudern ließ, wenn der Boden unter den Einschlägen der Bomben wankte, und gar wenn die Bomben das eigene Heim trafen und das Ergebnis jahrzehntelangen Fleißes in einem Augenblick in ein Nichts verwandelten. Nie wurde vielleicht der Zeitbegriff tragischer erlebt, als in diesen Augenblicken der fallenden Bomben, da die in einem winzigen Zeitteilchen zusammengeballte Zerstörungsgewalt auslöschte, wozu kulturstrebige Schaffenskraft Jahrzehnte, ja manchmal Jahrhunderte benötigte. Bei einer solchen Gegenüberstellung vermag die in den Luftschutzräumen verbrachte Zeit wenig zu besagen.

Jahr, Monat

Fliegeralarme - Dauer Zahl d. Luftangriffe, bei denen Todes-Opfer zu beklagen waren

Getötete Zivilpersonen

Zahl Stunden Minuten Einheimische Ortsfremde

1943 Februar März August Oktober November Zusammen

1 1 1 1 2 6

1 1 1 2 4 10

03 15 08 - 51 17

- - - - - -

- - - - - -

- - - - - -

1944 Jänner März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Zusammen

1 2 2 3 3 5 8 5 10 11 13 63

1 1 2 4 3 7 11 4 15 22 29 103

05 30 16 03 - 42 57 32 30 35 33 43

- - 2 3 2 3 2 1 4 8 6 31

- - 134 136 256 260 229 689 764 759 301 3528

- - 27 44 45 39 31 87 130 198 46 647

1945 Jänner Februar März April 1) Zusammen

5 15 17 4 41

8 28 54 9 101

52 51 31 16 30

3 8 8 2 21

788 1805 1476 298 4367

41 104 50 32 227

Insgesamt 1943 - 1945 110 215 30 52 7895 874

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Der Entfall an Arbeitsleistung war ja auch nicht auf die Zeit des Aufenthaltes im Luftschutzraum beschränkt. Gewiss waren die 215 Stunden, die die Wiener im Luftschutzraum verbrachten, nicht wenig. Der Arbeitstag zu 8 Stunden gerechnet, ergibt demnach 27 Tage, das sind 4 1/2 Arbeitswochen. In Wirklichkeit waren die Störungen des Wirtschaftslebens viel ausgedehnter und nachhaltiger. Schon einige Zeit vorher, ehe noch die Alarmsirenen ertönten, wenn der Unheil verkündende Ruf des Kuckucks im Rundfunk erscholl oder wenn die Ankündigung zu vernehmen war, dass Fliegerverbände „im Anflug auf Kärnten und Steiermark“ sich befinden, erstarb bereits jegliche produktive Regsamkeit. Viele verließen dann ihre Arbeitsstätten und eilten heimwärts, andere waren damit beschäftigt, die wertvollen Gegenstände in den Betrieben und Wohnungen in Sicherheit zu bringen, gearbeitet wurde in der Zeit vor einem Fliegeralarm wenig oder nichts. Die besonders Ängstlichen trieb es schon am Morgen aus ihren Wohnungen und mit Kindern und einem kleinen Teil ihrer Habseligkeiten strebten sie den öffentlichen Bunkern zu, ganz gleichgültig ob nun Luftgefahr war oder nicht. War ein Alarm vorüber, dann mochte es noch einige Zeit dauern, bis der arbeitsbereite Zustand wieder hergestellt war. Auch diesen Zeitverlust vor und nach einem Fliegeralarm müsste man berücksichtigen, wenn man den Leistungsausfall durch Fliegeralarme errechnen wollte. Damit hätte eine solche Berechnung noch lange nicht ihr Ende gefunden. Unendlich größer war der Leistungsausfall durch die sogenannten Luftschutzvorkehrungen, die in einem nur mittelbaren Zusammenhang mit den Fliegeralarmen standen. Welche Mühe kostete es, die Dachböden frei zu machen und die Keller für den Aufenthalt von Menschen einzurichten. Welche Kräfte banden die Vorkehrungen des Betriebsluftschutzes, was musste da nicht alles umgestellt, umgebaut und verlagert werden? Ganze Betriebe übersiedelten aus den gefährdeten Zonen in solche mit geringerer „Luftgefahr“, ganze Betriebe wurden neu und womöglich unter der Erde errichtet. Welch großer Zeitaufwand war für die Ausbildung der Luftschutzorgane vonnöten, für die Lehrgänge und Übungen, lange bevor überhaupt der Ernstfall Aktualität gewann. Nein, die Gesamtzeit der Fliegeralarme gibt keinen hinlänglichen Begriff über den ungeheuren Ausfall an produktiv wirkender Kraft, die die Fliegergefahr als solches verursachte. Die Zeit des eigentlichen Fliegeralarmes war nur die Zeit des „Hangens und Bangens in schwebender Pein“, die Zeit der eigentlichen Todesfurcht. Hatte dann der Fliegerangriff sein grausiges Ende gefunden, dann war wieder ein enormer Zeitaufwand notwendig, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen, so weit wenigstens, dass wieder halbwegs gearbeitet werden konnte. Es kam aber immer wieder vor, dass irgendein Betrieb getroffen wurde und dass dann durch Ausfall der in diesem Betrieb hergestellten Erzeugnisse viele andere Betriebe in Mitleidenschaft gezogen wurden und nicht weiter konnten. So ging wieder Zeit verloren. Diese tote Zeit, in der die Arbeit ungetan blieb, hat zur Entscheidung dieses Krieges wesentlich beigetragen und wurde wohl nicht „im Voraus einkalkuliert“. An der Wiederherstellung, an dem Wiederaufbau wird man aber noch jahre- und jahrzehntelange Arbeit aufwenden müssen, um ein halbwegs erträgliches Leben möglich zu machen.

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2. Die Menschenverluste Gegenüber den Zerstörungen von Sachwerten und gegenüber dem Leistungsverlust, der auf tausendfältige Art die Kriegswirtschaft belastete, waren die Menschenverluste durch Fliegerangriffe in Wien verhältnismäßig begrenzt. Insgesamt gab es 52 Luftangriffe auf Wien, bei denen Menschenverluste zu beklagen waren. Die Gesamtverluste durch Fliegerangriffe betrugen in Wien 8769 Zivilpersonen, zu denen noch eine geringe Zahl von Wehrmachtsangehörigen kam. Der heftigste Luftangriff in Wien war der vom 12. März 1945, bei dem 925 Menschen zugrunde gingen, der zweitstärkste der vom 21. Februar 1945, dem 849 Menschen zum Opfer fielen, und an dritter Stelle stand der Luftangriff vom 10. September 1944, der den Tod von 776 Menschen zur Folge hatte. Mit den Maßstäben des friedlichen Lebens gemessen, war jeder einzelne dieser Luftangriffe eine furchtbare Katastrophe. Der Krieg brachte eine andere Größenordnung des Unheils hervor und unter diesen neu gewonnenen Gesichtspunkten zählten auch die schwersten Luftangriffe, die auf Wien nieder gingen, dennoch nicht zu den opferreichsten Luftangriffen dieses Krieges. In anderen Städten, so insbesondere in West- und Norddeutschland waren die Verluste an Menschenleben im einzelnen und allgemeinen sicherlich größer. Zu einem guten Teil verdankten die Wiener die geringere Gefährdung ihrer Bauordnung, die den Bau von Holztreppen nicht erlaubte und die überdies die Abmauerung des Daches von dem obersten Geschoß vorsah. Die großen Flächenbrände, wie sie in deutschen Städten vorkamen, konnten durch die größere Feuersicherheit der Wiener Bauten vermieden werden. So unersetzlich jedes einzelne Menschenleben ist und so furchtbar der Verlust eines Kindes von den Eltern oder der Eltern von den Kindern empfunden wird, unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit gesehen, waren die Menschenverluste der Wiener Bevölkerung durch Fliegerangriffe in engen Grenzen eingebannt und betrugen für die Jahre 1944 und 1945 zusammengenommen nicht mehr als 6 von je Tausend der Bevölkerung. Sie waren weitaus höher durch die Folgewirkungen des Krieges, worüber in einem anderen Zusammenhang gesprochen werden wird. Die eigentlichen Kampfhandlungen, obgleich die Stadt nur durch 10 Tage zum Kriegsschauplatz wurde, kosteten einer verhältnismäßig großen Zahl von Menschen das Leben. In den wenigen Tagen des Kampfes um Wien kamen 2168 Wiener und 98 Ortsfremde um oder starben später an den erlittenen Verletzungen. Rechnet man zu dieser Zahl diejenige der Fliegertoten hinzu, so waren insgesamt 11.810 Personen in Wien durch unmittelbare Kriegseinwirkungen zugrunde gegangen; darunter befanden sich 1342 Ortsfremde. Von der einheimischen Bevölkerung gehörten 5144 dem männlichen und 5324 dem weiblichen Geschlecht an. Unter den getöteten Ortsfremden waren 1016 männlichen und 326 weiblichen Geschlechts. Die auffallend große Zahl von männlichen Ortsfremden unter den Fliegertoten und Gefallenen ist wohl darauf zurückzuführen, dass zu einem großen Teil die wehrwirtschaftlichen Betriebe, in denen überwiegend ausländische Arbeitskräfte beschäftigt waren, Ziel der Fliegerangriffe waren. Dadurch ist der verhältnismäßige Anteil des männlichen Geschlechtes an der Zahl der Toten größer, als er dem Anteil an der Bevölkerung entspricht. Er betrug 43 v. Hdt. der Toten gegenüber dem Anteil von 36 v. Hdt. an der Bevölkerung. Von den Kriegstoten in Wien kann man wohl sagen, dass der Tod rasch an sie herantrat, denn mehr als 9/10 waren entweder sofort tot oder erlagen unmittelbar darauf ihren Verletzungen, sodass eine Abgabe in ein Spital nicht mehr in Frage kam. Nur ein knappes Zehntel (1139) erlag den Verletzungen erst in einer Krankenanstalt.

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Unter den getöteten Wienern befanden sich 919 Kinder im Alter unter 15 Jahren und unter diesen 100 Säuglinge, denen ein besonderes Geschick im zartesten Alter das Lebenslichtlein auslöschte. Von Jugendlichen im Alter von 15 bis unter 20 Jahren wurden 460 getötet, im Übrigen waren es erwachsene Personen, die durch Fliegerbomben und andere Waffen den Tod fanden. Im Alter von 20 bis unter 30 Jahren wurden 742 Menschen getötet, im Alter von 30 bis unter 40 Jahren 1225, im Alter von 40 bis unter 50 Jahren 1944, im Alter von 50 bis unter 60 Jahren 1992 und im Alter über 60 Jahre 3186. Wenngleich alle Bezirke von Fliegerbomben oder durch Kampfhandlungen in Mitleidenschaft gezogen wurden, so gab es doch gewisse örtliche Häufungen. Die meisten Verluste entstanden in den Bezirken 10 (1196 Tote), 21 (1085 Tote), 3 (917 Tote) und 2 (730 Tote). Am glimpflichsten kamen die Bezirke 26 (mit 84 Toten), 7 (mit 107 Toten), 8 (mit 115 Toten) und 6 (mit 123 Toten) davon. Misst man die Menschenverluste an der Bevölkerung, in welchem Fall nicht der Sterbeort, sondern der Wohnort der Gestorbenen als Beziehungsort zugrunde zu legen ist, dann ändert sich das Bild über die Reihenfolge etwas. Obenan steht dann der 21. Bezirk mit 110 Toten von 10.000 der Bevölkerung. An ihn reihen sich der 10. und 23. Bezirk mit je 105 Toten je 10.000 der Bevölkerung und der 11. Bezirk mit 102 Toten von 10.000 der Bevölkerung. In absteigender Reihe stehen dann die Bezirke 12, 5, 4, 25, 24, 22, 19. Die geringsten Menschenverluste im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hatten die Bezirke 7 und 15 (38 je 10.000), 14 und 26 (mit 39 und 41 je 10.000). Wenn man vom 26. Bezirk absieht, haben also die Bewohner der Randbezirke die verhältnismäßig schwersten Verluste zu verzeichnen. Dazu mag die niedere Bauweise einen wesentlichen Teil beigetragen haben, wogegen die Mehrgeschoßigkeit der Häuser in den inneren Bezirken sich als ein gewisser Schutz gegen die Bombenwirkung erwies. Natürlich hängt die verhältnismäßige Zahl der Opfer auch von der Zahl der getroffenen Gebäude ab. Über die Gebäudeschäden handelt der folgende Abschnitt. 3. Stadt in Trümmern Schwer trafen Wien die Zerstörungen seiner Bauten. Rechnet man zusammen, was in den 26 Wiener Bezirken an Wohnraum zerstört worden ist, so ist das mehr, als wenn die Städte Linz, Salzburg, Innsbruck und Bregenz vollständig dem Erdboden gleich gemacht worden wären. Hinzu kommt eine große Zahl von Bauwerken, die nicht Wohnzwecken dienen, wie Fabriken, Schulen, Museen, Kirchen. Berühmte Bauwerke wurden von Bomben getroffen oder fielen Bränden in den Tagen des Kampfes um Wien zum Opfer. Da ist unter den Kirchen vor allem der ehrwürdige Stephansdom, dessen Inneres nahezu vollständig zerstört worden ist, unter den Schlössern Schönbrunn und Belvedere, unter den alten Palästen das Kaunitzpalais (das jetzige Bundeskanzleramt), das Palais Schwarzenberg, das Harrachpalais, die ehemalige böhmische Hofkanzlei (das spätere Innenministerium), unter den Prunkbauten der Wiener Ringstraße die Staatsoper, das Burgtheater, das Kunsthistorische Museum, die Universität und zahlreiche andere Bauten. Zahlreiche Schulen gingen zugrunde und fast sämtliche Wiener Bahnhöfe. Darüber hinaus wurden Tausende von Häusern, die Heimstätte zehntausender Menschen, zerstört. Vieles, was die Gemeinde Wien an vorbildlichen Wohnhausbauten in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg

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geschaffen hatte, wurde zerstört oder .beschädigt. Es ist ein wahrhaft trauriges Erbe, das der Krieg der Wiener Stadtverwaltung zurückgelassen hat. Die beschädigten und zerstörten Gebäude – Tabelle 2

Bezirk

Anzahl der beschädigten Gebäude mit Zahl der Ge-samt-schä-den

Auf 1000 Gebäu-de ent-fielen beschä-digte Geb.

Wohn-Gebäude

Industrie-Gebäude

Sonst. Gebäude

Klein-Schäden

Teil-Schäden

Total-Schäden

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.

795 1.899 1.969 1.228 536 653 1.213 723 958 2.310 1.416 2.753 1.313 1.448 1.546 1.509 2.035 932 1.651 804 3.728 1.819 933 2.312 1.921 403

266 164 172 96 13 112 27 20 16 502 517 114 38 92 56 120 147 55 55 149 577 3 127 120 150 15

142 123 178 55 29 49 28 39 66 352 361 157 196 89 40 27 120 43 348 49 395 246 367 612 151 70

672 1.058 1.369 683 160 533 1.015 590 827 1.276 1.240 2.010 1.095 1.023 1.299 1.244 1.712 518 1.413 410 2.160 1.455 289 2.077 1.230 361

362 831 659 515 300 226 246 146 177 1.209 595 621 299 557 271 311 455 415 409 375 1.533 456 799 495 606 61

169 297 291 181 118 55 7 46 36 679 459 393 153 49 72 101 135 97 232 217 1.007 157 339 472 386 66

1.203 2.186 2.319 1.379 578 814 1.268 782 1.040 3.164 2.294 3.024 1.547 1.629 1.642 1.656 2.302 1.030 2.054 1.002 4.700 2.068 1.427 3.044 2.222 488

845 709 633 857 270 507 655 570 530 773 546 564 289 257 507 376 516 305 451 510 323 326 277 375 257 115

Zus. 38.807 3.723 4.332 27.719 12.929 6.214 46.862 420 Tabelle 2 gibt einen Überblick über den Umfang dieser Gebäudeschäden in den 26 Wiener Bezirken. Die Statistik unterscheidet Kleinschäden, Teilschäden und Totalschäden. Als Kleinschäden werden Fenster- und Dachschäden, Beschädigungen von Konstruktionsteilen, die den Bestand eines Hauses nicht gefährden, jedoch nicht Glasschäden kleinen oder mittleren Ausmaßes allein, bezeichnet. Unter die Teilschäden wurden Beschädigungen von Konstruktionsteilen, die den Bestand des Hauses gefährden, gezählt, dazu die Zerstörung von Geschoßen oder von Teilen eines Geschoßes, ferner alle Schäden, wie sie bei Kleinschäden gezählt werden, aber in großem Umfang. Zu den Totalschäden gehören die Zerstörungen eines ganzen Gebäudes oder eines selbständigen oder selbständig benützbaren Gebäudeteiles, dessen Wiederherstellung einem Neubau gleichkommt. Nach den Grundstücklisten der Volkszählung vom Jahr 1939 wurden. in Wien 114.024 Gebäude gezählt, in dieser Zahl sind auch Wohnlauben inbegriffen, so dass die Zahl der Wiener Häuser

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geringer ist. Aber auch unter Zugrundelegung dieser größeren Zahl ergibt sich, dass 41 Prozent aller Wiener Gebäude im Gefolge des Krieges Schäden davon trugen. 6214 Gebäude wurden vollständig zerstört, 12.929 Gebäude verzeichneten Teilschäden und bei 27.719 Gebäuden entstanden Kleinschäden. Die Schäden betrafen überwiegend Wohngebäude, nämlich 38.807, überdies erlitten 3723 Industriegebäude und 4332 sonstige Gebäude Schäden. Unter den „sonstigen Gebäuden“ befinden sich alle öffentlichen Gebäude des Staates und der Gemeinde, die Bahnhöfe, dazu eine Reihe von Bauwerken, die weder den Wohn-, noch den Industriebauten zuzuzählen sind, wie Garagen, Kioske, u.a. Die meisten Schäden sind auf Sprengwirkungen zurückzuführen. Die Kleinschäden gehen wohl zur Gänze auf Sprengbomben zurück. Bei den Teilschäden ist ein verhältnismäßig geringfügiger Anteil von Brandschäden festzustellen, 600 Fälle von nahezu 13.000. Dagegen ist die Zahl der durch Brände verursachten Totalschäden ziemlich bedeutend. 4823 Totalschäden durch Sprengwirkung stehen 1391 durch Großbrände gegenüber; 22 Prozent der Totalschäden haben also in Brandkatastrophen ihre Ursache. Ein großer Teil dieser Brände ist allerdings erst im Gefolge der eigentlichen Kämpfe um Wien entstanden. Dass diese Brände einen so großen Umfang annehmen konnten und zur Totalzerstörung von hunderten Gebäuden führten, geht auf das Konto des nationalsozialistischen Regimes, das die Stadt ihres Feuerschutzes beraubte. Am 6. und 7. April 1945 zog nahezu das ganze Personal der Wiener Berufsfeuerwehr aus Wien ab und nahm sämtliches Feuerschutzgerät, bis auf einige Stücke, auf seinem Zug nach dem Westen mit. Einige wenige Feuerwehrleute, die sich der Evakuierung widersetzt hatten und in Wien geblieben waren, verhüteten durch ihr beherztes Eingreifen eine noch größere Ausdehnung der im inneren Stadtgebiet wütenden Brände. In den Brennpunkten des Kampfes um Wien waren die Zerstörungen durch Brände auch am weitaus größten, diese Gebiete waren in noch einem anderen Sinn zu wirklichen „Brennpunkten“ geworden. So weist der 1. Bezirk 150 Brandruinen auf, wogegen durch Sprengbomben „nur“ 10 Gebäude zerstört wurden. Die Kämpfe um die Donaukanalbrücken haben auch in Leopoldstadt arge Verheerungen durch Brände angerichtet, wozu noch diejenigen des Kampfgebietes im Prater kommen. Im 2. Bezirk fielen insgesamt 127 Gebäude den Bränden zum Opfer. Brände in größerem Umfang wüteten auch im 10., 11. und 12. Bezirk, wo 107, 133 und 95 Gebäude gänzlich eingeäschert wurden. Schauplatz großer Kämpfe war auch das Gebiet um den Südtiroler Platz, was in einer überdurchschnittlichen Zahl von Brandschäden im 4. Bezirk zum Ausdruck kommt. Im 3. Bezirk waren übrigens auch schon im Laufe des Jahres 1944 durch Brandbomben Häuserverluste in beträchtlicher Zahl (insgesamt 98) entstanden. In den Randgebieten der Stadt sind die Totalschäden durch Brände im 24. Bezirk am größten, insgesamt 196 Häuser; größeres Ausmaß erreichten sie auch im 21. Bezirk mit 105 Häusern. Rechnet man Spreng- und Brandschäden zusammen ohne Unterschied nach ihrer Größe, dann weist die meisten Schäden der 21. Bezirk auf, nämlich 4700; über 3000 Schäden weisen der 10. Bezirk (3164), der 24. Bezirk (3044) und der 12. Bezirk (3024) auf. Am glimpflichsten kam der 26. Bezirk mit 488 Schäden weg. Gemessen an der Zahl der vor Kriegsausbruch vorhandenen Gebäude ergibt sich folgende Reihenordnung der Bezirke: 4. Bezirk mit 857 beschädigten Gebäuden von je 1000, 1. Bezirk mit 845,

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10. Bezirk mit 773, 2. Bezirk mit 709, 7. Bezirk mit 655 und 3. Bezirk mit 633 beschädigten Gebäuden je 1000. Der 26. Bezirk hat nicht nur absolut, sondern auch relativ die geringste Zahl von Schäden, nämlich 115 von 1000 Gebäuden. Ihm folgen der 25., 14., 5., 23. und 13. Bezirk, die zwischen 250 und 300 Schäden je 1000 Gebäude aufweisen. Die größten Probleme für die Verwaltung bilden die Totalschäden. Zunächst handelt es sich darum, den Ausgebombten ein neues Obdach zu verschaffen, eine Aufgabe, die ihrerseits ein ganzes Bündel von Fragen in sich schließt. Was an Hausrat in den Trümmern eines zerstörten Hauses noch geborgen wurde, wollte irgendwo untergebracht sein, wofür Lagerräume zur Verfügung gestellt werden mussten. Die Schutthaufen der zusammengefallenen Häuser behinderten den Straßenverkehr, also mussten die Straßen davon freigemacht werden. Schließlich muss der ganze Bauschutt weggeschafft werden. Aber noch immer drohen Gefahren durch die Ruinen. Viele von ihnen müssen noch einmal gesprengt und abgetragen werden. Endlich ist es das ungeheure Problem des Wiederaufbaues der zerstörten Häuser, vor das sich die Verantwortlichen der öffentlichen Verwaltung gestellt sehen. In manchen Bezirken Wiens haben die Totalschäden einen ansehnlichen Umfang erreicht und in diesen Bezirken ist die Frage des Wiederaufbaues von brennendem Interesse. Setzt man die Totalschäden mit der Zahl der im Jahr 1939 gezählten Häuser in Beziehung, so ergibt sich folgendes Bild. Obenan steht der 10. Bezirk mit 116 Totalschäden je 1.000 Gebäuden, die zweite Stelle nimmt der 11. Bezirk ein mit 138 und die 3. Stelle der Bezirk Innere Stadt mit 119 Totalschäden je 1000 Gebäuden. Über 100 Totalschäden je 1000 Gebäude weisen noch die Bezirke 4 und 20 auf, an die sich noch der 2. Bezirk mit 96 Totalschäden je 1000 anschließt. Die geringsten Totalschäden weisen auf: der 7. Bezirk (4 von 1000), 14. (8 von 1000) und 26. (15 von 1000). Je nach dem Umfang der Totalschäden in den einzelnen Bezirken werden auch die Wiederaufbauprobleme in den einzelnen Bezirken verschieden sein. Als sicher ist anzunehmen, dass Vieles nicht oder anders aufgebaut werden wird. Es soll das Alte nicht bloß restauriert, sondern Neues, den heutigen Anschauungen entsprechend, geschaffen werden. Der Wiederaufbau kann daher nicht bloß eine Angelegenheit von Privaten sein, sondern muss sich in die Gesamtplanung einordnen. Und dies umso mehr, als ja auch die Finanzierung des Wiederaufbaues wohl kaum aus den Mitteln der Hausbesitzer allein zustande kommen wird. Fachleute haben berechnet, dass die Kosten des Wiederaufbaues der Wiener Wohnhäuser mit rund 2 Milliarden Schilling zu veranschlagen sind. Es ist anzunehmen, dass zur Aufbringung dieser ungeheuren Summe nicht allein die Hausbesitzer, sondern auch die Mieter des Hauses und darüber hinaus auch die übrigen Bewohner der Stadt oder des Staates durch Beiträge in einen Wiederaufbaufonds herangezogen werden. Bei dieser Sachlage wird eine weitere Frage aufgeworfen werden, wem diese Beiträge zugutekommen sollen, .ob sie dem einzelnen Hausbesitzer als Eigentum zuzurechnen sind oder ob nicht die Gemeinschaft der in der Gemeinde oder dem Staat organisierten Bürger

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berechtigt werden soll, einen Gegenwert in der Form eines Miteigentumsrechtes an den wieder instand gesetzten und wieder aufgebauten Häusern zu beanspruchen. In diesem Zusammenhang ist es nicht ohne Interesse, etwas über die eigentumsrechtliche Stellung der beschädigten Gebäude zu erfahren, worüber die folgende Übersicht Aufschluss gibt: Die Besitzer der beschädigten und zerstörten Gebäude – Tabelle 3

Gebäude (in) Schäden Kleinschäden Teilschäden Totalschäden Zusammen

Privatbesitz Staatsbesitz Gemeindebesitz

24.122 416 2.906

10.997 344 1.333

5.468 178 486

40.587 938 4.725

Kultur- und historische Bauten

275 255 82 612

zusammen 27.719 12.929 6.214 46.862 Von den Kultur- und historischen Bauten liegt eine Unterscheidung nach dem Besitzer nicht vor, doch ist anzunehmen, dass es sich hier überwiegend um öffentlich-rechtlichen Besitz handelt. Die Verteilung der Schäden nach dem Gebäudeeigentum entspricht im Allgemeinen der Verteilung, die dem gesamten Gebäudebesitz zu Grunde liegt. Dementsprechend weist der private Hausbesitz auch die größeren Verluste auf. Der verhältnismäßige Anteil der Totalschäden war jedoch bei den staatlichen Gebäuden am größten. Dies gilt jedoch nur für die Gebäude, nicht aber für die Wohnungen in staatlichen Gebäuden, in denen der verhältnismäßige Anteil an zerstörten Wohnungen am geringsten ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Gebäude im Staatsbesitz überwiegend Verwaltungs- und anderen Zwecken, nicht aber Wohnzwecken dienen. 4.) Das Wohnungselend Die Zerstörung der Gebäude ist nur eine Seite eines dramatischen Sachverhaltes. Je nach der Zweckbestimmung eines Gebäudes entstehen dann besondere Probleme, Probleme über die Unterbringung von Betrieben, Verwaltungsbehörden, Schulen, vor allem aber ist es das Wohnungsproblem, das die Geschädigten mit brennender Sorge erfüllt. Vom Jahr 1944 liegt eine statistische Übersicht vor, die Aufschluss gibt, wie viele Wohnungen bei den einzelnen Fliegerangriffen dauernd oder vorübergehend unbewohnbar geworden und wie viele Personen dadurch um ihr Heim gekommen sind. Da gab es eine Reihe von Katastrophentagen, an denen an einem Tag nicht Hunderte, sondern gleich Tausende Menschen obdachlos wurden. Ein solcher schwarzer Tag war der 5. November 1944, an dem 3647 Wohnungen dauernd und 1.631 vorübergehend unbenutzbar wurden; an diesem Tag wurden 13.402 Menschen obdachlos. Durch den Luftangriff am 17. Oktober 1944 wurden 1.708 Wohnungen dauernd und 789 vorübergehend unbewohnbar; es gab an diesem Tag 6.192 neue Obdachlose. Arg ging es auch bei den Luftangriffen am 11. Oktober, 6. November, 17. bis 19. November, am 2. und 3. Dezember sowie am 11. Dezember 1944 zu. Insgesamt wurden im Jahr 1944 16.541 Wohnungen gänzlich und 8585 Wohnungen vorübergehend, also zusammen 25.126 Wohnungen unbenutzbar und nahezu 64.000 Personen dadurch um ihr Obdach gebracht. Unter den Ausgebombten des Jahres 1944 waren fast 8000

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Eingerückte. Nicht wenige von ihnen mochten als Krüppel zurückgekommen sein, die zu ihrem körperlichen Leid nun auch den Verlust ihrer Wohnung zu tragen hatten. Im Jahr 1945 hatte man es aufgegeben, die Wohnungsverluste (in dieser Art) statistisch zu erfassen. Die Angriffe häuften sich immer mehr, so dass man schließlich keine Zeit mehr aufbrachte, die zerstörten Wohnungen zu zählen. Erst längere Zeit nach dem Kriegsende hat die städtische Baubehörde eine Bestandsaufnahme des zerstörten und unbenutzbar gewordenen Wohnraumes durchgeführt. Nun verfügte man über eine Gesamtaufstellung und es ergab sich jetzt erst ein richtiger Einblick in die Wohnungsverluste. Die Zahl derjenigen, die ihre Wohnung verloren hatten, war groß, man kann sie mit gut einer Viertelmillion Menschen schätzen, was einen bedeutenden Teil der Wiener Bevölkerung darstellt, Tabelle 4 gibt Aufschluss, wie sich diese Wohnungsverluste auf die 26 Wiener Bezirke verteilen. Die zerstörten Wohnungen

Bezirk

Anzahl der unbenutzbar gewordenen Wohnungen Auf 1000 Wohnungen entfallen unbenütz-bar gewor-dene Woh-nungen

Privatbesitz Gemeindebesitz Staatsbesitz zusammen

Schwer beschä-digt

Total zer-stört

Schwer beschä-digt

Total zer-stört

Schwer beschä-digt

Total zer-stört

Schwer beschä-digt

Total zer-stört

Zus.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.

1.448 5.201 5.258 1.637 1.347 938 555 700 875 5.292 1.082 881 397 2.501 859 1.519 1.624 1.413 1.105 1.538 2.607 203 650 404 660 342

640 2.944 2.253 2.028 2.343 367 61 345 491 7.800 446 2.954 127 500 370 768 1.087 728 880 556 2.584 109 656 572 914 154

86 167 474 73 311 37 21 16 55 1.673 827 1.750 116 554 49 111 365 61 342 414 833 52 53 44 4 8

73 55 307 54 131 6 10 8 68 763 234 501 13 149 9 86 31 12 167 270 463 22 68 44 14 8

20 58 39 90 5 - 24 27 2 31 8 - 16 2 7 15 - - 21 - 116 2 3 - 4 2

63 91 32 51 - - 13 - - 13 116 5 39 - - - 8 - 15 - 144 4 4 10 - -

1.554 5.426 5.771 1.800 1.663 975 600 743 932 6.996 1.917 2.631 529 3.057 915 1.645 1.989 1.474 1.468 1.952 3.556 257 706 448 668 352

776 3.090 2.592 2.133 2.474 373 84 353 559 8.576 796 3.460 179 649 379 854 1.126 740 1.062 826 3.191 135 728 626 928 162

2.330 8.516 8.363 3.933 4.137 1.348 684 1.096 1.491 15.572 2.713 6.091 708 3.706 1.294 2.499 3.115 2.214 2.530 2.778 6.747 392 1.434 1.074 1.596 514

195 204 179 213 135 79 34 73 54 305 167 166 50 109 28 47 105 78 121 89 158 39 108 62 77 61

Zus. 41.036 32.677 8.496 3.566 492 608 50.024 36.851 86.875 124 Insgesamt gingen durch die Luftangriffe und bei den Kämpfen um Wien 86.875 Wohnungen verloren, 50.024 werden als schwer beschädigt bezeichnet und 36.851 wurden zerstört. Auch die schwer beschädigten Wohnungen sind zu den unbenutzbar gewordenen Wohnungen zu zählen und dies auch dann, wenn sie derzeit bewohnt werden, obwohl durch den Umfang des Schadens den

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Wohnparteien nicht zugemutet werden kann, sie zu benützen, wie z. B. bei Wohnungen im obersten Geschoß bei schwer beschädigten Dächern oder in Häusern, in denen die Stiegen fehlen. Die meisten Wohnungsverluste weist der 10. Bezirk auf, nämlich 15.572, in großem Abstand folgen Leopoldstadt und Landstraße mit je über 8000 unbenutzbar gewordenen Wohnungen. Die verhältnismäßig geringsten Wohnungszerstörungen weisen auf: die Bezirke 22 (392), 26 (514), 7, (684) und 13 (708). Gemessen an der Zahl der im Jahr 1939 gezählten Wohnungen entfielen die meisten Wohnungsverluste auf den 10. Bezirk, nämlich 305 von 1000 Wohnungen, ihm folgen der 4. Bezirk mit 213 und der 2. Bezirk mit 204, knapp gefolgt vom 1. Bezirk mit 195 je 1000 Wohnungen. Am glimpflichsten kamen die Bezirke 15 mit 28 je 1000 Wohnungen, 7 mit 34, 22 mit 39 und 16 mit 47 je 1000 Wohnengen davon. Der weitaus größte Teil der unbenutzbar gewordenen Wohnungen entfällt auch hier auf den privaten Hausbesitz, doch sind auch die Verluste des städtischen Hausbesitzes beträchtlich. Von den in Verwaltung der Stadt Wien stehenden über 84.000 Wohnungen fielen über 12.000, das ist ein Siebentel des städtischen Hausbesitzes, dem Krieg zum Opfer. Besonders krass stellt sich dieser Abfall an Wohnraum dar, wenn man ihn der Bautätigkeit des Zeitraumes gegenüberstellt, der notwendig war, um einen gleich hohen Zugang an Wohnraum hervorzubringen. Die Zahl der in den Jahren 1944 und 1945 zerstörten und unbenutzbar gewordenen Wohnungen ist ebenso groß wie die Menge der seit dem Jahr 1920 neu erbauten oder durch Umbau gewonnenen Wohnungen. Was also in 25 Jahren von privaten, städtischen und staatlichen Bauherren an Wohnraum neu geschaffen worden ist, ebenso viel ging im Krieg in 10 Monaten zugrunde - eine beachtliche negative Leistung! Der Aufbau dieser 25 Jahre ging unter den Voraussetzungen einer gutausgerüsteten Bauwirtschaft vor sich, Baustoffe wie Arbeitskräfte waren hinreichend vorhanden. Bei der heutigen Knappheit an Baustoffen und Werkzeugen, bei dem Mangel an Arbeitskräften im Baugewerbe ist es schwer zu sagen, wie lange es wohl dauern wird, bis die Kriegsverluste an Wohnraum wieder aufgeholt sein werden und wie lange der düstere Eindruck von vielen Hunderten von Hausruinen die Bürger dieser Stadt verfolgen wird. Von den ausgewiesenen Wohnungsverlusten kann man nicht sagen, dass sie das letzte und endgültige Zahlenergebnis sind. Zahlreich sind die Wohnungen, die zunächst als nur teilbeschädigt ausgewiesen und die auch für längere Zeit benützt wurden, die aber nachher noch der Vernichtung anheimfielen. Infolge des Mangels an Dachziegeln, an Bauholz für die Dachstühle und anderem Baumaterial kam es, dass solche bisher nur teilweise beschädigten Wohnungen durch die Einflüsse der Witterung schließlich gänzlich unbrauchbar wurden und geräumt werden mussten. Obwohl der Krieg längst vorüber war, gingen auch später noch Wohnungen zugrunde und erhöhten dadurch die Zahl der unbenutzbar gewordenen Wohnungen. Mit den Wohnungen, die zerstört wurden, ging immer auch ein großer Teil des Hausrates seiner Bewohner zugrunde. Was in jahrelanger, oft in jahrzehntelanger Arbeit von den Familien erwirtschaftet worden war, Möbel und anderer Hausrat, Kleider, Wäsche, Kunstgegenstände, Bücher und viele Kleinigkeiten, woran das Herz eines jeden Menschen hängt und die ihm sein Leben schöner und

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inhaltsreicher machten, waren oft binnen weniger Sekunden atomisiert, Wertvolles war wertlos geworden. Bettelarm standen Tausende und Abertausende vor den Trümmern ihres kleineren oder größeren Vermögens. Die Verluste der kleinen Besitzer wurden dabei nicht weniger hart empfunden als diejenigen von Großbesitzern. Diese Verluste trafen umso schwerer, als ja keine Möglichkeit bestand, sie durch Neuanschaffungen auszugleichen. Nachdem durch mehr als 5 Jahre die Wirtschaft nur für den Kriegsbedarf gearbeitet hatte, standen so gut wie keine Erzeugnisse der Friedenswirtschaft zur Verfügung. Die Entgüterung der Wirtschaft hat auch nach dem Ende des Krieges in verschiedenen Formen angehalten, Produktivmittel, Rohstoffe, Halberzeugnisse wurden in großen Mengen weggeführt und die Versorgung mit Gegenständen des täglichen Bedarfes war auch weiterhin in Frage gestellt. So droht das Schicksal der Ausgebombten, zu denen noch eine große Zahl von Ausgeplünderten hinzukommt, zu einem Dauerzustand zu werden, die Hoffnung, den jahrzehntelang gewohnten Lebensstil wieder zu erlangen, ist gering. Das gilt auch für diejenigen Bombengeschädigten, die zwar keine Totalverluste verzeichnen, die aber ebenso nicht in der Lage sind, die Teilschäden in der Wohnung zu beseitigen. Es fehlt an Baustoffen, an Holz und Glas, an Farben, Nägeln, an Installationsmaterial und tausenden anderen Dingen, die notwendig sind, um die Schäden zu beseitigen und den alten Zustand wiederherzustellen. Noch immer sind massenhaft Wohnungen, da es an Fensterscheiben fehlt, finster oder düster und was als Glasersatz verwendet wird, schützt im Winter nur wenig gegen Schnee und Kälte. Zu den äußeren Widrigkeiten, mit denen die Geschädigten zu kämpfen haben, kommt bei fast allen ein schweres inneres Unbehagen hinzu. Gewiss, die Wohnungslosen wurden - mit viel Weh und Ach, in der Wohnung eines Mieters, der seine Wohnung erhalten hatte, zwangsweise untergebracht. Sie haben ein Dach über ihrem Haupt, was müssen sie aber dennoch nicht alles entbehren? Sie haben zwar einen oder zwei Räume in der Wohnung eines andern, aber ständig sind ihnen Schranken gezogen, bei der Küchenbenützung, beim Waschen, beim Verbrauch von Gas und Strom, es sind fast immer unleidliche Verhältnisse, die allerorts zwischen den Vermietern und den zwangsweise Eingemieteten bestehen. Der Zwang, dem der Vermieter unterworfen wurde, setzt sich in Unfreundlichkeit und Aufsässigkeit gegen die ihm Aufgenötigten um. Daraus wuchern Unfrieden und Zank und Vermieter und Mieter wären froh, wenn sie voneinander nichts wissen würden. Es ist ein wenig begehrenswertes, ein freudloses Dasein, das viele unserer Mitbürger aus diesem Grund führen. Nur der Umstand, dass es immer noch einige gibt, die es noch schlimmer getroffen haben, macht es, dass sie ihr eigenes Dasein nicht gänzlich verfluchen. Verschärft wurde die Wohnungsnot noch dadurch, dass die Besatzungstruppen Zivilquartiere in Anspruch nahmen. Ende 1946 hielten sie gegen 8000 Wohnungen besetzt. Je länger die Besatzung dauert, umso größer wird das Bedürfnis bei den Angehörigen der Besatzungsmächte, ihre Familienmitglieder hierher zu übersiedeln, was weiteren Wohnraum erfordert, der in der Weise gewonnen wird, dass die Mieter eines Hauses einfach delogiert werden, ohne dass es ihnen erlaubt ist, ihr Wohnungsinventar mitzunehmen. So werden neuerlich viele Tausende in das wenig erfreuliche Schicksal eines Untermieters herab gedrückt. Viele, die während der Hitlerherrschaft ins Ausland gingen, kommen nun wieder in ihre Heimat zurück und heischen ein Obdach. Österreicher, die aus der

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Tschechoslowakei, aus Ungarn, aus Jugoslawien und Deutschland ausgewiesen wurden, sind schließlich hier gelandet und wollen eine Wohnung. Es kommen auch Künstler und Gelehrte zu uns, denen aus einem höheren Interesse des Landes der Aufenthalt möglich gemacht werden soll. Wien als Hauptstadt eines selbständigen Staates ist nun wieder Sitz von diplomatischen und konsularischen Behörden, die Unterkünfte für ihre Tätigkeit benötigen. Schließlich muss auch für die Unterbringung jener Menschen gesorgt werden, die uns helfen, die Beamten der UNRRA und der verschiedenen Hilfsaktionen, wie der Schweizer, Schweden, Dänen, des Roten Kreuzes und der Quäker. Unter diesen Umständen gehört es zu den schwierigsten Dingen für eine Verwaltung, auch nur die dringlichsten Fälle zu versorgen. Abhilfe kann hier nur eines schaffen: der Wiederaufbau der zerstörten und unbrauchbar gewordenen Wohnungen. Ihm gilt vor allem das Interesse der öffentlichen Körperschaften, allen voran der Wiener Gemeindeverwaltung. Sie bemüht sich ohne Unterlass helfend einzugreifen und den Wiederaufbau zerstörter und die Wiederinstandsetzung beschädigter Wohnungen zu fördern. Sie kann hier leider nicht aus dem Vollen schöpfen, sondern ist selbst wieder an eine Reihe von Voraussetzungen gebunden. Dazu gehört in erster Linie eine auf vollen Touren arbeitende Baustoffindustrie. Nun ist aber ein großer Teil der Baustoffindustrie noch nicht wieder in Gang gebracht oder arbeitet nur in beschränktem Umfang. Über einen nicht unbeträchtlichen Teil der erzeugten Baustoffe verfügt überdies nicht die heimische Bauwirtschaft. Die Verteilung der vorhandenen Baustoffe lässt zu wünschen übrig. Dies kommt darin zum Ausdruck, dass zwar von den Kriegsschäden in Österreich 63 v. Hdt. auf Wien allein entfallen, dass aber Wien nicht in demselben Verhältnis Baustoffe zugeteilt erhält. Nach einem vom Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau festgesetzten Aufteilungsschlüssel sind Wien nur 27 Prozent der verfügbaren Baustoffe zugedacht. Aber auch dieser Schlüsselzahl liegt nicht die Gesamtheit der erzeugten Baustoffe zugrunde, sondern nur etwa 70 Prozent; 30 Prozent kommen im Vorhinein den Besatzungsmächten zugute, sodass Wien nicht einmal diese 27 Prozent, sondern nur 27 Prozent von 70 Prozent, das sind also nur 18,9 Prozent der erzeugten Baustoffe erhält. Aber auch die Zuteilungen nach diesem Schlüssel wurden nie voll erfüllt. Im Herbst 1946 waren 30.000 benützte Wohnungen schwer gefährdet, weil das erforderliche Dachdeckermaterial nicht vorhanden war. Die Wiederinstandsetzung der Wohnungen könnte schon weiter sein, wenn auch die Baumaterialien zur Verfügung stünden. Mit dem Stock der in Wien vorhandenen Bauarbeiter könnten ganz andere Leistungen zuwege gebracht werden. So wurden Wien im Jahr 1946 nur 28.440 Tonnen Zement zugeteilt, d.s. 7 Prozent der österreichischen Gesamterzeugung. Mit den vorhandenen Arbeitskräften hätten jedoch 50.998 Tonnen verarbeitet werden können. An Dachpappe wurden Wien 1,1 Millionen Quadratmeter zugewiesen, was 13,4 Prozent der Gesamtproduktion entspricht; es hätten aber 2,9 Millionen Quadratmeter verarbeitet werden können. Noch ärger ist die Benachteiligung Wiens bei der Zuteilung von Dachziegeln. Um alle Dachschäden zu beheben, benötigt Wien 15 bis 18 Millionen Dachziegel. Im Jahr 1946 erhielt Wien nur 3,341.000 Stück oder 8 Prozent der Gesamterzeugung. An Bauholz wurden Wien 70.000 Kubikmeter oder 16,5 Prozent der gesamten Erzeugung zugeteilt; es waren aber so viele Fachkräfte vorhanden, dass 112.000 Kubikmeter hätten verarbeitet werden können. Im Jahr 1946 wurden in Österreich 640.000 Quadratmeter Eternitplatten erzeugt, davon hat Wien 13.300 Quadratmeter, d.s. 2,15 Prozent erhalten. Mit den zur Verfügung stehenden Arbeitskräften hätten eine halbe Million Quadratmeter auf die beschädigten Dächer gebracht werden

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können. Die schwierige Lage sei an dem Beispiel der Glaszuweisung veranschaulicht. Im ersten Halbjahr 1946 wurden im Gebiet von Großwien 2,8 Millionen Quadratmeter Glas erzeugt, hiervon erhielt die Stadtverwaltung für die Verglasung sämtlicher Wohnhäuser und aller industriellen Anlagen in Wien 2 knappe Monatsproduktionen der Brunner Glasfabrik zugewiesen. Um die dringlichsten Schäden zu beseitigen, musste Glas aus dem Ausland eingeführt werden. Es wurden angeliefert: Aus der Brunner Glas- Tschecho- Zusammen fabrik slowakei Quadratmeter 1945 27.500 98.000 175.500 1. Halbjahr 1946 244.840 223.460 468.300 2. Halbjahr 1946 255.734 - 255.734 Bis Ende 1946 kamen also gegen 900.000 m2 Glas zur Verteilung. Der Bedarf wurde aber mit annähernd 4,000.000 m2 geschätzt. Nicht zu unterschätzen sind auch die Transportschwierigkeiten, die durch den Mangel an Treibstoff besonders verschärft werden. So sind dem Aufbauwillen überall feste Schranken gezogen. Innerhalb dieser Schranken hat Wien aber dennoch Erstaunliches geleistet. Bis 28. Dezember 1946 sind zum Zweck der Behebung von Kriegsschäden an Wohngebäuden 97.664 Ansuchen bei der zuständigen Magistratsabteilung eingebracht worden, außerdem noch 9.233 Ansuchen wegen industrieller und gewerblicher Anlagen. Davon konnten bis dahin 65.331 Gesuche wegen Wohngebäuden und 5.667 wegen industrieller und gewerblicher Anlagen überprüft werden. Von diesen entfallen 55.334 auf Kleinschäden, 9.770 auf Teilschäden und 227 auf Totalschäden. Im zustimmenden Sinn wurden 52.450 Ansuchen wegen Schäden an Wohngebäuden und 5.588 wegen solcher an Industrie- und gewerblichen Anlagen erledigt. Dadurch wurden in Wien 6.447 Wohnungen benützbar gemacht, 24.167 in ihrem Bestand gesichert und produktive Flächen im Ausmaß von 436.826 m2 wieder hergestellt. Die Dächer von 11.113 Häusern wurden entweder behelfsmäßig oder endgültig gedeckt. Über diese Wiederinstandsetzungen hinaus wird die Gemeinde Wien auch an den Neuaufbau von Wohnhäusern herantreten. Für das Jahr 1947 ist ein Bauprogramm von 2.000 Siedlungshäusern vorgesehen, das in dem am meisten von den Kriegsschäden betroffenen Bezirk Favoriten verwirklicht werden soll. 5. Schutt und Unrat Das Werk der Zerstörung ist nicht zu Ende, wenn Flieger und Artillerie es zuwege brachten, dass Menschen keine Wohnstätten, Schüler keine Lehrzimmer, Behörden keine Büros, Geschäfte keine Läden, Betriebe keine Werkstätten hatten. Die zerstörende Wirkung der Bomben und Granaten schaffte noch eine Reihe anderer Probleme. Eines davon und das sinnfälligste Ergebnis der Zerstörung waren die Massen von Schutt und Trümmern, die da überall in den gebombten Gebieten herumlagen, ein Hindernis für den Verkehr und eine Gefahr für die Gesundheit. Bei der Großzügigkeit, mit der im totalen Krieg Städte zugrunde gerichtet worden sind, war es keine einfache Sache, mit der Wegschaffung dieser Schuttmengen fertig zu werden. Als der Krieg zu Ende war, lagen rund 800.000 Kubikmeter Schutt im Stadtgebiet von Wien und harrten der

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Entfernung. 600.000 Kubikmeter - das ist etwa eine Million Tonnen Bauschutt. Auf einem Fuhrwerk können je nach der Größe 2 bis 5 Tonnen geladen werden; Man kann sich leicht ausrechnen, wie viele Fuhrwerke notwendig sind, bis Wien gänzlich schuttfrei ist. Es müssen einige hunderttausend Fuhren gefahren werden, bis das Werk getan und der Schutt aus der Stadt hinaus auf die Lagerungsplätze gebracht sein wird. Das erfordert Fahrzeuge, Treibstoff und vor allem arbeitende Hände. Um diese Riesenarbeit bewältigen zu können, hat die Gemeinde Wien im September und Oktober 1945 eine Arbeitspflicht aller seiner arbeitsfähigen Bewohner eingeführt, um zunächst die Straßen für den Verkehr frei zu machen. Doch fehlte es an Fahrzeugen, um den Schutt auch aus der Stadt hinauszubringen. Die Schuttwegschaffung kann nur entsprechend der zur Verfügung stehenden Zahl von Fahrzeugen vor sich gehen. Da Wien im Jahr 1946 nicht einmal über die Hälfte der vor dem Kriegsende vorhandenen Lastkraftwagen verfügte, ging das Werk verhältnismäßig langsam vonstatten. Aber es ging und bis Ende 1946 waren rund 3/4 des Schuttes weggeschafft. Allein im Jahr 1946 wurden 477.000 Kubikmeter wegbefördert, und zwar 116.000 cbm Schutt mittels Fahrbahn, 304.000 cbm durch Lastkraftwagen und 40.000 cbm mit der Straßenbahn, außerdem noch 13.000 cbm im Soforteinsatz nach Sprengungen, Demolierungen oder wenn Gefahren für die Verkehrsteilnehmer drohten. Für das Jahr 1947 bleiben noch 207.000 cbm Schutt wegzuschaffen. In den Wintermonaten wurden rund 20.000 cbm Schutt monatlich weggeschafft; diese Leistung steigt in den Sommermonaten bis auf über 50.000 cbm in einem Monat. Da in den Wintermonaten infolge des Heizens eine größere Menge von Hauskehricht anfällt, dessen Wegschaffung eine zusätzliche Zahl von Fahrzeugen erfordert, muss die Schuttabfuhr zurückbleiben. Dazu kommt, dass Fahrzeuge auch für die Schneeabfuhr bereitgestellt werden müssten und dies besonders in einem Winter, wie es der von 1946/47 war, der als einer der schneereichsten seit vielen Jahren eine Schneelast von über 10 Millionen Kubikmetern auf den Wiener Straßen und Plätzen ablagerte. Ein eigenes Problem bildet die Schuttverwertung. In der Zeit unmittelbar nach der Bombardierung erging sich das Interesse der Geschädigten auf die Rückgewinnung ihrer Habseligkeiten. Von ihrer Habe, die unter den Trümmern lag, trachteten sie so viel wie möglich wieder auszugraben. In einer Zeit des Brennstoffmangels war auch alles Holz, das sich unter dem Schutt befand, sehr begehrt und es wurde eifrig danach gesucht. Auf einer höheren Stufe wurde die Schuttverwertung systematisch betrieben und dazu eine eigene Verwertungsgesellschaft, an der die Gemeinde Wien maßgebend beteiligt ist, ins Leben gerufen. Von ihr wurde alles irgendwie Brauchbare verwertet oder verwertbar gemacht. Metalle wurden der Verschrottung, Glas der Verschmelzung, Ziegel nach Säuberung einer neuerlichen Verwendung zugeführt. Im Jahr 1946 wurden 1,873 000 Ziegel und 610 Tonnen Träger, Rohre und Schrott aus dem Bauschutt ausgesondert. Besonderes Interesse wurde dem Schutt alter Kulturbauten zugewendet und aus deren Trümmern die Überreste künstlerischer Tätigkeit geborgen. Eigene Beamte der Städtischen Sammlungen waren damit beauftragt, die Überreste wertvollen Kunst- und Kulturgutes in sorgfältiger Weise zu bergen. In einer eigenen Ausstellung wurden die aus dem Schutt gegrabenen Schätze den Wienern gezeigt. Nicht alles war Schutt, was auf den Straßen abgelagert wurde. Fahrzeug- und Treibstoffmangel, das Fehlen von Arbeitskräften hatte bereits in den Jahren des

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Krieges dazu geführt, dass der Hauskehricht nur in sehr großen zeitlichen Abständen abgeholt wurde. Da sich die Hausfrau nicht anders zu helfen wusste, leerte sie ihn kurzerhand auf die Trümmer der zerstörten Häuser. Auch dann, wenn Wohnungen nicht als Ganzes zu Grunde gingen, sondern nur einzelner Hausrat, Glassachen und Fensterscheiben durch den Luftdruck der explodierenden Bomben zerstört wurden, kamen die Trümmer und Scherben auf die Straße, in Bombentrichter oder auf den Schutt zerfallener Häuser. Ein Gleiches geschah mit dem unbrauchbar gewordenen Bodenkram, der über Anordnung der Luftschutzpolizei von den Dachböden entfernt werden musste. So boten schon während des Krieges die Straßen einen trostlosen Anblick, neben dem Schutt der zerstörten Bauten lag überall auch Unrat und Gerümpel herum. Die Stadtverwaltung warnte wiederholt die Bevölkerung, Unrat auf die Straße zu werfen. In einer der letzten dieser „amtlichen Bekanntmachungen” hieß es: „Die wiederholten Aufforderungen, keinen Müll und kein Gerümpel, wie z.B. alte Ofenkacheln, Abortschalen, Waschbecken, Backrohre und dgl. auf die Straßen zu werfen, haben bisher nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Es wird daher nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass das Ablagern von Müll und Gerümpel auf der Straße lt. ... Verordnung bestraft wird. Wien, 23. Februar 1945.“ Da die frühere Gemeindeverwaltung aber ihrer Aufgabe, den Haus- und Straßenkehricht wegzuführen, nur mangelhaft nachkam, änderte sich da nur wenig. Erst als man nach dem Kriegsende daran ging, hier Ordnung zu schaffen, wurde es auch da besser. Zunächst wurden eigene Plätze zur Lagerung von Müll und Abfällen bestimmt. Dann ging die Gemeindeverwaltung daran, ihren Fuhrpark zu ergänzen und ihre Betriebsgebäude notdürftig instand zu setzen. In 77 Betriebsobjekten der Städtischen Straßenreinigung entstanden Bombenschäden und 8 Gebäude wurden vollständig zerstört. Getroffen wurden auch die Wagenhallen und andere Gebäude in der Garage V in der Einsiedlergasse im 5. Bezirk, die Kleinwagengarage in der Richthausenstraße im 18. Bezirk, die Gastankstelle in der Garage I wurde gleichfalls getroffen und außer Betrieb gesetzt. Der Städtische Fuhrwerksbetrieb hatte infolge des Krieges bedeutende Einbußen seines Fuhrparks erlitten. Verloren gingen 121 Lastkraftwagen, 85 Anhänger und 232 Sonderfahrzeuge. Der Straßenreinigungsbetrieb verlor 7 Kehrichtmaschinen, 19 Sprengwagen, 14 Schneepflüge und 800 Handkarren. Beschädigt wurden 5 Kehrichtmaschinen, 6 Sprengwagen und 136 Schneepflüge. 25.000 Müllgefäße, wurden durch Kriegshandlungen unbrauchbar gemacht. Eine Reparatur der Müllgefäße war schon während des Krieges infolge des Mangels an Arbeitskräften schwierig. Sie gestaltete sich noch schwieriger, als die Hauptreparaturwerkstätte im 20. Bezirk, Traisengasse im Juli, November und Dezember 1944 Bombentreffer erhielt, wobei bei dem Bombenangriff im Dezember 1944 die Wäscherei der Müllgefäße gänzlich zerstört wurde. Verloren gingen außerdem 10.000 m Schneeplanken, 3000 Krampen und 8000 Schaufeln. Man versteht, wie schwierig es unter diesen Umständen geworden war, die Wiener Straßen wieder rein zu erhalten und den Hauskehricht zu beseitigen. Die Städtische Straßenreinigung und Müllabfuhr hat den Kampf um die Reinlichkeit Wiens mit Schwung aufgenommen. Noch Anfang des Jahres 1946 lag auf den Straßen und Plätzen Wiens 54.742 cbm Altmüll und 25.424 cbm Frischmüll. Im Lauf des Jahres 1946 kamen noch 35.423 cbm Altmüll hinzu und neuer Müll fiel in einer Menge von 368.945 cbm an. Der Altmüll wurde bis Ende 1946 nahezu zur Gänze, der Neumüll bis auf 7.700 cbm weggeschafft. Das ergibt insgesamt fast 90.000 cbm Altmüll und 385.000 cbm Neumüll, die in diesem einen Jahr aus dem Wiener Stadtgebiet hinausgebracht wurden. Mittels Coloniazügen und eigenen

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Lastkraftwagen wurden 408.300 cbm befördert, auf fremden Lastkraftwagen 10.600 cbm, auf Pferdefuhrwerken 14.300 cbm, auf Handkarren 1.600 cbm, mit der Straßenbahn und auf Militärautos der Besatzungsmächte je 20.000 cbm. Von der Gesamtmenge des wegbeförderten Mülls von zusammen 475.000 cbm haben die Fahrzeuge der Stadtverwaltung allein 430.000 cbm wegbefördert. Mit dieser Leistung hatte Wien, das unmittelbar nach dem Kriegsende in Schutt und Unrat zu ersticken drohte, wieder zu dem Rang einer europäischen Stadt zurückgefunden. Gewiss, die Zerstörungen werden noch jahrelang das Antlitz der Stadt verunstalten, aber man wird, wenn der alte Schutt weggeschafft ist, nun doch wieder reine Luft atmen können. 6. Zerschründete Straßen Es war ein wüster Anblick, den die Straßen nach einem Fliegerangriff boten. Kamen die Heilgebliebenen eines gebombten Gebietes aus ihren Kellerlöchern heraus, dann sahen sie, wohin immer sie blickten, nichts als die grausigen Spuren der Zerstörung, herabgefallenes Mauerwerk, Dachziegel, die Reste von Dachrinnen und die auf der Erde weit herumliegenden Drähte der Lichtleitung und der Oberleitung der Straßenbahn, es gab geknickte Lichtmaste und umgelegte Einfriedungen, kleine und größere Bombentrichter und wo immer einer seinen Fuß hinsetzte, trat er auf Glasscherben. Den unheimlichen, gespenstischen Eindruck wird niemand los, dem das Bild einer solchen Straße zum Erlebnis wurde. Es hat viel Arbeit gekostet, den Straßen der gebombten Gebiete wieder ein normales Aussehen zu geben. Da galt es, sie zunächst freizumachen, von allem, was da auf ihnen herumlag, wozu auch Zeitzünder-Bomben gehörten oder Blindgänger, die oft viele Meter unter der Straßendecke steckten. Viele Mühe war auch aufzuwenden, um die Bombentrichter zu beseitigen. 4.620 Bombentrichter wurden in die Verkehrsflächen von Wien eingestanzt und die wollten wieder ausgefüllt und mit dem übrigen Straßengrund in eine Ebene gebracht sein. Die größte Zahl von Bombentrichtern wies der 10. Bezirk auf, nämlich 418 und der 21. Bezirk 377. Ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde auch der 12. Bezirk, der 284 Bombentrichter aufwies und der 3. Bezirk mit 268 Bombentrichtern. Der Schutt, der überall im Weg lag, konnte verhältnismäßig leicht zur Ausfüllung dieser Krater verwendet werden. Schwieriger war es, diese Bombenkrater im freien Gelände auszufüllen, in Gartenanlagen, auf Äckern und Wiesen, weil man dazu nicht Bauschutt, sondern Erdreich benötigte. Der Schaden, der hier der Landwirtschaft zugefügt wurde, war nicht unbedeutend, umso mehr als in Zeiten des Hungers jedes Fleckchen Erde zum Anbau benötigt wurde. Es wird noch lange Zeit dauern, bis auch hier die Spuren des Krieges ausgetilgt sind. Von den 4.620 Bombentrichtern wurde der weitaus größte Teil noch im Jahre 1945 ausgefüllt. Anfang 1946 waren 810 Bombentrichter offen und Ende 1946 sank deren Zahl bis auf 85. Geschlossen und behelfsmäßig befestigt wurden im Jahre 1946 427 Bombentrichter, endgültig befestigt wurde die Straßendecke bei 1.115 Bombentrichtern. Mit der Schließung der großen Wunden in der Straßendecke war die dringlichste Arbeit getan und es können die Kräfte den kleinen Schäden gewidmet werden. Hier harrt eine womöglich noch größere Arbeit der Stadtverwaltung. In der Umgebung eines Bombentreffers wurden durch Sprengstücke und durch die Wucht der herumgeschleuderten Steine und Metallstücke immer auch die Oberfläche der Straße und Gehsteige in größerem oder kleinerem Umfang beschädigt. Da und dort entstanden Kanalschäden, Schäden an Strom-, Gas- und Wasserleitungen. Um die Schäden zu beheben, musste die Straßen- oder Gehsteigdecke aufgegraben, nach getaner Arbeit an

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den Leitungen wieder instandgesetzt werden. Durch den Luftdruck der Explosionen wurden Einfriedungen und Stützmauern aus ihrer Lage gebracht, was wiederum bald größere, bald kleinere Instandsetzungsarbeiten erforderte. Eine ganz große Aufgabe steht der städtischen Straßenverwaltung bei der Erneuerung des Straßenpflasters bevor. In den Jahren des Friedens sind alljährlich rund 200.000 m2 Straßenfläche neu gepflastert worden, dazu noch große Flächen, die durch Umpflasterungen und durch regelmäßige Herstellungsarbeiten auf einem dem großstädtischen Verkehr angepassten Stand gebracht worden sind. In den Jahren des Krieges und auch in der ersten Zeit nachher sind Neupflasterungen nur in ganz geringem Umfang in Arbeit genommen worden und ebenso auch Umpflasterungen. 1941 und 1943 wurden über etwa 20.000 m2, 1942 nicht einmal 10.000 m2 gepflastert. Es wäre nicht einmal diese Leistung zustande gekommen, wenn die Übersiedlungen von einigen großen Rüstungsbetrieben in die Wiener Randgebiete sie nicht als unerlässlich für die Betriebsaufnahme gefordert hätten. Der Straßenzustand kann in dieser Lage nicht der beste sein. Das Pflaster ist weitgehend erneuerungsbedürftig, es gibt darin Schlaglöcher und die Straßendecke ist durch Wetter und durch eine über die normale Zeit hinausgehende Abnützung abgetragen. Diese Schäden der Straßendecke, hervorgerufen durch das Unterbleiben der Instandsetzungs- und Erneuerungsarbeiten im Krieg und in der Zeit nachher sind womöglich noch größer als die eigentlichen Bombenschäden. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die dringendsten Straßenbauten durchgeführt sein werden. Es fehlt auch hier an Arbeitern und an Baustoffen, ohne die das große Werk der Erneuerung und Wiederinstandsetzung der Wiener Straßen nicht wirksam in Angriff genommen werden kann. Immerhin konnte mit den begrenzten Mitteln im Jahr 1946 aber beträchtliches geleistet werden. Es wurden instandgesetzt: Fahrbahnen Gehsteige in Quadratmeter Großsteinpflaster 230.430 54.076 Kleinsteinpflaster 2.870 30 Klinkerpflaster 848 260 Holzstöckelpflaster 4.160 - Nachimprägnierungen des Holzstöckelpflasters 19.480 - Asphaltpflaster 17.940 20.870 Makadam 199.670 9.060 Teerungen 147.000 1.900 Hinzu kommen noch umfangreiche Erdbewegungen. Die Abgrabungen hatten einen Umfang von 8.700 Kubikmetern, die Anschüttungen einen solchen von 45.120 Kubikmetern. Die Löschwannen auf den Straßen wurden abgebrochen und ergaben einen Betonschutt im Ausmaß von 1.540 Kubikmetern. Zur Bewältigung dieser Arbeit waren bedeutende Fuhrwerksleistungen vonnöten, um die Riesenmengen von Pflastersteinen, Randsteinen, Klinkerpflaster, sowie Sand und Schotter an die Ausbesserungsstellen zu bringen. Bei der Größe der Schäden mag deren Wiedergutmachung demjenigen, der durch die Stadt geht, nicht sehr in die Augen springen. Summiert man aber die Leistungen, die bald hier, bald da zustande gebracht wurden, dann enthüllen die Zahlen dennoch ein eindrucksvolles Bild von dem Wiederaufbau der Straßen.

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7. Die Erhaltung der öffentlichen Gärten Wien hatte seit jeher einen guten Ruf als eine Stadt vieler öffentlicher Gärten. Die Gartenfläche ist nach dem ersten Weltkrieg bedeutend vergrößert worden. Eine Reihe von Friedhöfen, die nicht mehr belegt wurden, sind in öffentliche Gärten umgewandelt worden; so entstanden der Haydn-Park auf dem Gelände des ehemaligen Hundsturmer Friedhofes, der Waldmüller-Park an Stelle des früheren katholischen Matzleinsdorfer Friedhofes, der Schubert-Park, dort wo sich einst der Währinger Ortsfriedhof befand, der Währinger Park an Stelle des allgemeinen Währinger Ortsfriedhofes, der Strauß-Lanner Park auf dem Gelände des alten Döblinger Friedhofes. Der Schmelzer Friedhof, der Donaufelder und Floridsdorfer Friedhof wurden ebenfalls in städtische Gartenanlagen umgewandelt. An neuen großen Gartenanlagen, die allgemein zugänglich sind, entstanden in dieser Zeit: in Ottakring der Kongresspark, in Döbling der Hartäcker-Park und in Floridsdorf der Au-Park und der Wasserpark. Die neu erbauten Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien haben, wo immer es möglich war, eine gärtnerische Ausgestaltung erfahren. In einem Teil von ihnen sind weiträumige Gärten angelegt worden, wie in den Wohnhausanlagen auf dem Wienerberg, auf der Sandleiten, im Karl Marx Hof, u. a. Ende 1943, also zu einem Zeitpunkt, da die städtischen Gärten im Großen und Ganzen noch keine Schäden aufwiesen, gab es in Wien 861 öffentliche städtische Gartenanlagen im Ausmaß von 10,322.745 m2 und 393 Grünanlagen in den städtischen Wohnhäusern im Ausmaß von 684.264 m2. Viele dieser herrlichen öffentlichen Gartenanlagen sind durch den Krieg schwer mitgenommen worden und boten am Ende des Krieges einen traurigen Anblick. Durch unmittelbare Kriegseinwirkung wurden rund 28.000 Sträucher, 2.000 Gartenbäume und 1.500 Alleebäume vernichtet. Fliegerbomben, Schutzeinbauten, Bunker, Splittergräben, Löschwasserteiche, Baracken und Flaktürme haben das Antlitz unserer Gärten entstellt und verschandelt. Ein weit verbreiteter Vandalismus tat das Übrige dazu. Es wurde nicht nur das Holz der Kioske in den Gartenanlagen abgetragen und verheizt, schließlich mussten auch die Bäume daran glauben, die in größerer Zahl in den Wintermonaten der Jahre 1945 und 1946 als Brennholz Verwendung fanden. Die gärtnerische Betreuung der Anlagen in den Kriegsjahren war infolge des Mangels an Arbeitskräften unzulänglich. Rasch wachsende Pflanzen haben einen großen Teil der weniger widerstandsfähigen Blütensträucher zum Absterben gebracht, Rasenflächen waren von Unkraut überwuchert und boten das wenig erfreuliche Bild einer versteppten Landschaft. Die Schädlingsbekämpfung war in den letzten Kriegsjahren nicht oder nur unzureichend wirksam. Pflanzliche und tierische Schädlinge haben sich ungeheuer vermehrt. Es mangelte an Spritzmitteln. Schlimm steht es auch um die Neubepflanzung der Gartenanlagen, es fehlt an dem erforderlichen Pflanzenmaterial, an Bäumen und Gehölzen, an Stauden und Blumen. Die städtische Baumschule in Albern wurde durch 120 Bombentreffer förmlich umgeackert und dabei Bäume und Gehölze in größerer Zahl vernichtet. Glashäuser und Mistbeete erlitten schweren Schaden. Ein gleiches widerfuhr dem städtischen Reservegarten im 2. Bezirk; dort wurden allein 28 Glashäuser und fast alle Mistbeete zerstört. 8.000 m2 Glas zersplitterten. Ein Reichtum an Palmen und Dekorationspflanzen ging damit zugrunde. Auch die städtische Gärtnerei im

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19. Bezirk wurde beschädigt. Außer den eigentlichen Betriebseinrichtungen wurden auch die Büro- und Betriebsgebäude dieser Gärten schwer getroffen. Die Wiederinstandsetzung der Wiener öffentlichen Gärten ist zu einem guten Teil davon abhängig, dass die Reservegärten und die städtische Baumschule wiederhergestellt werden. Aber auch da fehlt es an mancherlei, an Arbeitskräften, an Baumaterial, an Transportmitteln. Nach dem Krieg verfügte der städtische Gartenbetrieb nur über die Hälfte des Personals, das in Friedenszeiten zur Verfügung stand. Mit dem vorhandenen Personal konnten nur die wichtigsten Arbeiten bewerkstelligt werden. In den Alleestraßen wurden die zugrunde gegangenen Bäume entfernt und dort, wo sich eine Beeinträchtigung der Oberleitung der Straßenbahn ergab, die Bäume beschnitten. Im Jahre 1946 wurde eine größere Zahl von Gartenanlagen, die weniger beschädigt waren, soweit instand gesetzt, dass sie von der Bevölkerung benützt werden können. Die „Splittergräben“ in einer Reihe von Gartenanlagen wurden entfernt. Der bei den Bauarbeiten des Flakturmes verwüstete Eszterhazy Park wurde von Grund auf erneuert, hingegen bietet die Umgebung der Flaktürme im Arenberg Park und im Augarten 2 Jahre nach dem Kriegsende auch weiterhin ein mehr als trostloses Bild. In den städtischen Gärtnereien wurde eine Anzahl der Glashäuser instand gesetzt und 2.500 Mistbeetfenster eingeglast. In den verschiedenen Reservegärten wurden nahezu 5 Millionen Gemüsepflänzchen herangezogen und an die Besitzer von Ernteland und Kleingärten größtenteils kostenlos abgegeben. Für den Gemüseanbau sowie für den Anbau von Ölfrüchten, Hülsenfrüchten, Heilpflänzchen, u.a. wurde im Jahr 1946 über 360.000 m2 städtische Gartenfläche herangezogen und außerdem etwa 100.000 m2 als Ernteland gewidmet. Solange der Hunger die Bewohner dieser Stadt bedroht, mussten auch die Flächen der öffentlichen Gartenanlagen für den Anbau von Gemüse herangezogen werden. Die friedensmäßige Wiederherstellung der Wiener öffentlichen Gärten ist unter diesen Umständen eine Aufgabe der Zukunft. Sie ist es auch deswegen, weil nach einem Rat des alliierten Baukomitees, die finanziellen Mitteln für die den Besatzungsmächten wichtiger erscheinenden Arbeiten zu verwenden sind. Wenn auch die städtische Gartenverwaltung an der Wiedergutmachung der Schäden in den öffentlichen Gärten sehr behindert ist, und dazu diese Anlagen noch immer die Spuren des Krieges mit aller Deutlichkeit eingeprägt tragen, so könnte so manches dazu beigetragen werden, dass die Schäden nicht noch umfangreicher werden. Es könnten die Wiener selbst viel zur Abwendung neuer Schäden tun. Es ist ungehörig, dass Erwachsene die Rasenanlagen betreten, dort sitzen oder liegen, wie es auch kein Zeichen von Kinderliebe ist, wenn man es gewähren lässt, dass Kinder auf dem Rasen der Gärten ihre Spiele treiben. Über kurz oder lang ist die Grasnarbe eingestampft und der entstehende Staub gefährdet nicht zuletzt auch die Gesundheit der Kinder. Eine Untugend ist es, Zweige, Blüten und Blumen abzureißen und ein schweres Vergehen, wenn Asoziale sogar Bäume umsägen und diese als Brennholz heim tragen. Es ist ein bedenkliches Zeichen von dem Sinken der öffentlichen Moral, dass ein solcher Frevel unter der Zeugenschaft der vorübergehenden sich ereignen kann, dass sich niemand findet, der dem unsozialen Treiben solcher Leute Einhalt gebietet. Wer die öffentlichen Gärten schützt, trägt seinen Teil an der Überwindung der

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Kriegsschäden bei. Das Wohlverhalten der Wiener ihren Gärten gegenüber ist selber ein Stück Wiederaufbau. 8. Bis Ende 1946 94% aller Kanalschäden behoben Die moderne Großstadt kann ohne ein umfangreiches Netz von Entwässerungsanlagen nicht bestehen. Draußen am Rande der Stadt mit den dort üblichen Flachbauten mag das System der Zisternen und Senkgruben noch möglich sein, im eng bebauten Gebiet, wo die vielgeschoßigen Häuser überwiegen, ist das Kanalisationssystem eine Lebensnotwendigkeit. Seit 120 Jahren sind die Entwässerungsanlagen der Stadt Wien im ununterbrochenen Ausbau begriffen und heute haben die Wiener Straßenkanäle eine Ausdehnung von 1.047,6 km und die Hauskanäle eine solche von 1.925,5 km. In den letzten 70 Jahren hat die Ausdehnung des Straßen- und Hauskanalnetzes in Wien um das Fünffache zugenommen. Wie jedes Leitungssystem sind auch die Entwässerungsanlagen gegen Schädigung äußerst empfindlich. Nicht nur die eigentliche Schadensstelle ist davon betroffen, sondern auch alle Rohre, die zuzweigen. Wurde durch die Wucht der Bomben an irgendeiner Stelle der Kanal zum Einsturz gebracht und war er verschüttet, dann war der Abfluss behindert und es stauten sich die Abflüsse. Es dauerte nicht lange und die rückgestauten Abwässer drangen in die Keller und tiefer gelegenen Teile der Häuser. Dies war dann besonders peinlich, wenn die Keller von Menschen als Schutzräume gegen die Fliegergefahr benützt werden mussten. Es ist vorgekommen, dass sich die bei Fliegergefahr in die Keller Geflüchteten nur unter schwierigen Verhältnissen gegen die 2fache Attacke – der Bomben von oben und des aufsteigenden Wassers von unten - schützen konnten. In derartigen Fällen musste den Bewohnern solcher Häuser die Benützung der Klosettanlagen überhaupt untersagt werden, wenn das Übel nicht noch ärger werden sollte. Die Zerstörungen am Kanalnetz waren eine der übelsten Nebenwirkungen des Bombenkrieges. Mit fast jedem Fliegerangriff war auch eine Beschädigung an den Kanalleitungen verbunden. Die folgende Tabelle 5 gibt einen Überblick über die Kanalschäden, die an den einzelnen Angriffstagen entstanden sind: Die Kriegsschäden am Kanalnetz von Wien – Tabelle 5 Angriffs- Schäden Angriffs- Schäden Angriffs- Schäden Tag tag tag 12.4.1944 27 17.10.1944 37 21.1.1945 31 24.5.1944 12 1.11.1944 6 31.1.1945 3 29.5.1944 28 3.11.1944 1 7.2.1945 6 16.6.1944 27 5.11.1944 74 8.2.1945 29 26.6.1944 23 6.11.1944 4 13.2.1945 35 8.7.1944 18 17.11.1944 32 15.2.1945 18 16.7.1944 22 18.11.1944 12 19.2.1945 16 26.7.1944 3 19.11.1944 1 20.2.1945 4 23.8.1944 16 27.11.1944 1 21.2.1945 160 10.9.1944 60 2.12.1944 24 12.3.1945 132 7.10.1944 3 11.12.1944 18 15.3.1945 33 11.10.1944 26 18.12.1944 6 16.3.1945 9 13.10.1944 15 15.1.1945 55 22.3.1945 102

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Nachträglich bis Ende 1945 festgestellte Kanalgebrechen = 214. Bis zum 22. März 1945, - bis zu diesem Tag wurden Aufzeichnungen über die an den einzelnen Angriffstagen eingetretenen Schäden geführt - sind im Zeitraum von knapp einem Jahr 1169 Kanalschäden durch Bomben festgestellt worden. Ihre Zahl erhöhte sich im Jahr 1945 um noch weitere 214 Schäden, die erst in einem späteren Zeitpunkt zum Vorschein kamen. Im Lauf des Jahres 1946 sind weitere Kanalschäden als Folge des Luftkrieges festgestellt worden, sodass deren Gesamtzahl mit über 1.600 angegeben werden kann. Die weitaus größte Zahl von Schäden entstand bei dem Fliegerangriff am 21. Feber 1945. An diesem einen Tag wurden 160 Schäden hervorgerufen; auch der 12. und 22. März 1945 waren Katastrophentage, an denen dem Kanalnetz 132 und 102 Beschädigungen zugefügt wurden. Auch hier sind es die Bezirke Floridsdorf, Favoriten und Meidling, die obenan standen. Der 21. Bezirk erhielt 180, der 10. Bezirk 97 und der 12. Bezirk 85 Treffer an den Entwässerungsanlagen. Am günstigsten kamen die Bezirke 7., 8. und 6. davon, mit 2, 5 und 7 Treffern. Die normale Tiefe der Kanäle beträgt 3,5 bis 4 Meter, die Bomben waren aber noch bei 10 m Tiefe wirksam, sodass auch die tiefliegenden Sammelkanäle mit großer Wasserführung zerstört wurden. Von den Hauptadern des Wiener Kanalnetzes erhielt der über 12 km lange rechte Hauptsammelkanal in seiner Strecke von Nußdorf bis Simmering allein 35 Treffer. Das angestaute Abwasser floss durch die Regenauslässe in den Donaukanal. Zahlreiche Treffer erhielt das Kanalnetz im Gebiet von Heiligenstadt. Ein schwerer Treffer zerstörte den Hauptsammelkanal und den parallel dazu verlaufenden Bezirkskanal am Franz-Josefs-Kai vor dem Morzinplatz. Das Profil des Kanals hatte eine Breite von 2,9 m und eine Höhe von 2,25 m. Auch die großprofilierten Kanäle an der Erdberger Lände, Donaulände und Simmeringer Lände mit 4,47 m und 4,50 m Höhe wurden an 9 Stellen zerstört. Der Nebensammelkanal in der Muthgasse in Heiligenstadt wurde in einer Ausdehnung von 200 m zerstört. Ebenso erhielten der Regenauslaufkanal und der Bezirkskanal in der Grinzinger Straße im 19. Bezirk zahlreiche Treffer. Von den Bachkanälen wurde der Krottenbachkanal in der Krottenbachstraße (Profil 1,40/1,90 m), der 8 m tief liegt, schwer getroffen. Die Instandsetzung dieses einen Stückes erfordert allein eine Arbeitszeit von 2 1/2 Monaten. Der Alsbachkanal, der größte unter den Bachkanälen, erhielt 4 schwere Treffer in der Jörgerstraße und 2 Treffer in der Rötzergasse. Der 10 m tief liegende Hauptsammelkanal (Profil 1,90/2,10 m) in der Quellenstraße vor der Kabelfabrik Felten & Guilleaume wurde von einer Bombe im Gewicht von 1.000 kg getroffen. Es entstand ein Bombentrichter von 15 m im Durchmesser, die einstürzenden lehmigen Erdmassen versperrten den Abfluss, sodass das tiefer gelegene Fabriksgelände von den aus dem Hauskanal austretenden Abwässern überflutet wurde. Vier Elektro-Kreiselpumpen waren Tag und Nacht in Betrieb, um die Wiederherstellungsarbeiten, die 10 Wochen dauerten und die immer wieder durch Luftangriffe zerstört wurden, durchführen zu können. Bei Stromausfall musste die Feuerwehr mit ihren durch Benzinmotoren angetriebenen Pumpengeräten aushelfen. Aus der Liste der Zerstörungen am Sammelkanalnetz sei noch auf die empfindlichen Schäden in dem am schwersten getroffenen Bezirk Floridsdorf

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hingewiesen, wo die Kanäle verhältnismäßig seicht liegen und nur geringes Gefälle haben, sodass bei Beschädigungen Kellerüberflutungen leicht entstehen. Der entlang der alten Donau verlaufende Donaufelder-Sammelkanal, der zum Pumpwerk Stadlau führte, erhielt 16 Treffer, wodurch der Abfluss der Abwässer gänzlich behindert wurde. Der Sammelkanal in der Brünner Straße wurde 9-mal getroffen und dessen Entlastungskanal 10-mal, was unangenehme Rückwirkungen auf die Entwässerung des Leopoldauer Gaswerkes hatte. Bei der zunehmenden Häufung der Kanalschäden war es immer schwieriger geworden, auch nur den dringendsten Anforderungen nachzukommen. Obwohl im Krieg etwa 400 Arbeiter von 14 Baufirmen an der Behebung der Gebrechen arbeiteten, erwies es sich schließlich als unmöglich, auch nur die schwersten Auswirkungen zu beseitigen. In einer Woche wurden 10-20 Schäden behoben, wogegen an einem Tag oft ein Mehrfaches davon an neuen Schäden hinzukam. Die Gefahren, die für die Bewohner Wiens aus dem Versagen der Kanalisation drohten, wurden in der letzten Phase des Krieges von Woche zu Woche ernster. Sie wurden umso größer, als in den Tagen des Kampfes um Wien die Absicht bestand, das Kanalnetz an verschiedenen Stellen zu sprengen, um ein unterirdisches Einsickern von Feindtruppen zu verhindern. Ein solches Begehren stellte das Kommando des Volkssturms im 5. und 10. Bezirk und auch die Wiener Wehrmacht-Kommandantur hatte ein gleiches vor. Es bedurfte aller Energie der leitenden Beamten der Stadtentwässerung, um einen solchen Plan zunichte zu machen, dessen Ausführung für die Einwohner nicht zu übersehende gesundheitliche Schäden zur Folge gehabt hätte. Noch in letzter Stunde, am Samstag, den 7. April, wollte ein Offizier der Panzertruppe sich an die Sprengung machen, aber auch er konnte schließlich daran gehindert werden. Nach einer Pause von einer Woche, die durch die Kämpfe im Stadtgebiet bedingt war, konnte am 14. April der Kanalbetrieb wieder aufgenommen werden. Doch war es auch dann noch nicht ohne weiteres möglich, mit den Betriebsstellen jenseits der Donau, im 21. und 22. Bezirk die Verbindung wieder aufzunehmen. Die Maschinisten der Pumpwerke mussten dann selbständig und auf eigene Initiative hin ihr Werk betreuen. Von den Pumpwerken hat am meisten jenes in Kaiser-Ebersdorf gelitten, das als erstes inmitten der Kriegshandlungen stand und lange Zeit von den Truppen der Roten Armee besetzt war. Die Wiederherstellungsarbeiten im zerstörten Kanalnetz wurden von der Stadtverwaltung mit besonderem Eifer betrieben. Nach Kriegsende wurde die Zahl der für die Instandsetzung der Kanäle tätigen Arbeiter auf durchschnittlich 1000 erhöht. Dadurch war es möglich geworden, noch im Jahr 1945 den größten Teil der Schäden zu beheben. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Instandsetzung einer Entwässerungsanlage eine Reihe von Vorarbeiten erfordert, ehe an die eigentliche Schadensbehebung geschritten werden kann. Es muss die Kanalstrecke freigelegt werden, was umfangreiche Aufgrabungen der meist tief liegenden Kanäle erfordert. Die Baugruben müssen ausgepölzt und für den ungehinderten Abfluss der Abwässer muss vorgesorgt werden. Besondere Schwierigkeiten traten bei den Bauarbeiten im Gebiet von Schwechat und Mannswörth auf, wo Öl- und Benzindämpfe aus den Werken der „Nova“ die Arbeitenden stark behinderten. Besonders dringend war die Schadensbehebung an den Endsträngen, denn diese Schäden wirkten sich unmittelbar auf die Hauskanäle aus. Es ist gelungen, diese Schäden zum größten Teil bis Ende 1945 zu beheben, sodass im Jahr 1946 an die Behebung der oft sehr ausgedehnten

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Gebrechen der Sammelkanäle und Hauptsammelkanäle geschritten werden konnte. Bis Ende 1945 waren 962 Gebrechen behoben, am Ende des ersten Halbjahres 1946 1.264 und am Ende des Jahres 1946 1.528 Gebrechen. Nicht behoben waren zu diesem Zeitpunkt 96 Gebrechen, ein im Verhältnis zur Gesamtheit nur mehr ganz kleiner Teil, nämlich 6% der Gesamtschäden. Bis Ende 1946 waren demnach 94 Prozent aller Kanalschäden behoben. Infolge der Beschädigungen des Kanalnetzes war auch die Kanalreinigung bedeutend schwieriger geworden. Die Zahl der Hauskanalverstopfungen nahm sprunghaft zu, im ersten Halbjahr 1946 wurden allein 12.630 Verstopfungen von Hauskanälen behoben. In den Kanälen lag massenhaft Schutt, der weggeräumt werden musste. Selbst Leichen mussten aus den Kanälen geborgen werden; in dem Regenüberfallkanal des linken Wienflusskanals, der bei Schönwetter trocken ist, und worin Menschen vor den Bomben Schutz suchten, waren mehrere umgekommen. Übrigens gingen durch Bomben, die am 17. Oktober 1944 auf das Betriebslokal der städtischen Entwässerung Wien 19., Eduard Pötzlgasse 4, fielen, 3 Arbeiter zugrunde, 4 Arbeiter wurden verletzt. Die einzelnen Pumpwerke waren gebrauchsunfähig geworden, so vor allem das Pumpwerk Kaiser-Ebersdorf. Nach vielen Bemühungen wurde das Werk im Jänner 1946 von den Sowjettruppen freigegeben und es konnte mit der Behebung der baulichen und maschinellen Gebrechen begonnen werden. Die Fuhrwerke der städtischen Entwässerung gingen durch den Krieg nahezu vollständig verloren oder waren gebrauchsunfähig geworden. Von 28 Fäkalien-Kraftwagen, die zusammen ein Fassungsvermögen von 100 cbm hatten, war zu Ende des Krieges kein einziger betriebsfähig. Zu einem Teil waren sie in den Garagen verbrannt oder sonst so beschädigt und ausgeplündert, dass sie nicht verwendet werden konnten, zu einem andern Teil waren sie für Zwecke der Besatzung beschlagnahmt und nicht wieder zurückgestellt worden. Um die Senkgruben räumen zu können, musste zu privater Handarbeit mit Kübeln und Pumpen zurückgegriffen werden. Zunächst standen lediglich einige pferdebespannte Kesselwagen zur Verfügung. Schließlich konnte im Juni 1945 ein Fäkalienkraftwagen wieder in den Dienst gestellt werden, dem in Feber 1946 ein zweiter folgte. Mitte März 1946 waren bereits 4 Wagen wieder hergestellt. Eine wirkliche Erleichterung trat erst um die Mitte des Jahres 1946 ein, als die englische Militärregierung 6 Wassertankwagen zur Verfügung stellte, die zu Fäkalienwagen umgebaut wurden. Zu diesen kam noch ein amerikanischer Lastkraftwagen hinzu. Damit war die schon kritisch gewordene Lage in der Fäkalienabfuhr, die leicht zu sanitären Missständen hätte führen können, wieder gemeistert. Noch gibt es anderweitige Schwierigkeiten, nicht zuletzt auch Schwierigkeiten in der Ausrüstung der Kanalarbeiter, denen die Stadt die Wohltat einer geregelten Entwässerung verdankt. Dennoch ist das Allerschlimmste überwunden, die Schäden am Kanalnetz sind nahezu vollständig beseitigt, Kanalräumung und Senkgrubenabfuhr funktionieren wieder. Hier, auf diesem einen Gebiet, ist wieder annähernd ein Zustand hergestellt, wie er vor Ausbruch des Krieges bestand. 9. Die Gefahr der Wassernot So wie das Kanalisationsnetz war auch das Leitungsnetz der Wasserversorgung in der Zeit des Bombenkrieges schwer in Mitleidenschaft gezogen. Hier waren die Gefahren womöglich noch größer. Das Leitungsnetz ist viel umfangreicher und die Bombenschäden wurden dadurch zahlreicher. Zu den Störungen im eigentlichen Versorgungsgebiet kamen dann noch diejenigen der Leitungsstrecke außerhalb

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Wiens hinzu. Eine Stadt wie Wien, die ihr Wasser von weit her aus den Gebieten des Schneeberges, der Rax und des Hochschwab bezieht, hatte auch mit den Gefahren, die sich aus einer Beschädigung der Zuleitungsstrecke ergab, zu rechnen. Es haben denn auch nicht nur die kleinen Verästelungen des Leitungsnetzes gelitten, auch die Zentren der Wasserversorgung haben schweren Schaden davongetragen und es gab kritische Zeiten, da die Wasserversorgung Wiens in Frage gestellt war. Bereits bei dem ersten Großangriff auf Wien wurde die Wasserversorgung schwer mitgenommen. Bei einem Angriff auf Fischamend am 12. April 1944 wurde die Ortswasserleitung weitgehend zerstört. Durch den Angriff der amerikanischen Luftwaffe am 29. Mai 1944 erhielt der Leitungskanal der ersten Hochquellenleitung bei Wöllersdorf, Ternitz und Mauer 8 Volltreffer, wodurch der Zufluss der ersten Hochquellenleitung für Wien ausfiel. Am gleichen Tag wurde die (1100 mm weite) Verbindungsleitung zwischen der 1. und 2. Hochquellenleitung ebenfalls durch Bomben schwer beschädigt. Durch die sofort einsetzenden Instandsetzungsarbeiten konnte der Leitungskanal bis zum Abend des 30. Mai 1944 so weit freigelegt werden, dass ein Teil des Zuflusses dem Wasserbehälter am Rosenhügel zugeleitet und damit eine ausreichende Wasserversorgung eingerichtet werden konnte. Und so oft die Bomber über Wien ihre unheilbringende Last abluden, gab es jedes Mal schwere Zerstörungen am Wasserleitungsnetz. Wurden die großen Rohre getroffen oder gar die Wasserbehälter selbst, dann ergossen sich förmliche Bäche durch die Straßen der Stadt, denen sehr schwer beizukommen war. Umfangreiche Schäden entstanden an den Wasserbehältern am Laaerberg, Wienerberg und Krapfenwaldl und an deren Hauptzuleitungs- und Verteilungs-Rohrsträngen. Bei dem Angriff am 18. Dezember 1944, durch den das Notwasserwerk Nußdorf getroffen wurde, fand ein Oberaufseher der städtischen Wasserwerke den Tod. Nochmals, am 21. Feber 1945, wurde die Wasserversorgung Wiens ernstlich bedroht. An diesem Tag wurde der Fernleitungskanal der 2. Hochquellenleitung bei Auern (Ochsenburg) in Niederösterreich durch Bomben in einer Länge von 24 m vollständig zerstört, wodurch der Wasserzufluss nach Wien zur Gänze unterbrochen wurde. 70 Prozent der Wasserzuflüsse fielen dadurch aus. Obwohl sofort alles getan und Tag und Nacht an der Herstellung eines Ersatzgerinnes aus Holz gearbeitet wurde, konnte nicht verhindert werden, dass Wien am 23. Februar 1945 nach Aufzehrung der Behältervorräte zum größten Teil ohne Wasser war. Bei Kriegsende wurden 2.092 und bis zum Ende des Jahres 1945 2.284 Schäden infolge Kriegseinwirkung festgestellt, von denen 676 bei Rohren mit einem Durchmesser von 300 mm und darüber entstanden. Tabelle 6 gibt einen Überblick über die Kriegsschäden am Wasserleitungsnetz an den einzelnen Angriffstagen nach dem Stand von Ende Dezember 1945. Die meisten Schäden entstanden bei dem Angriff am 21. Feber 1945, nämlich 249 Schäden, von denen 35 Großschäden waren. Schäden in größerem Ausmaß ergaben sich bei dem Angriff am 10. September 1944 (143), am 5. November 1944 (142) und am 15. Jänner 1945 (139). Die größte Zahl der Leitungsschäden wies der Bezirk Floridsdorf auf, insgesamt 332, darunter 56 Schäden an Rohren im Durchmesser von über 300 mm; über 200 Leitungsschäden wurde der Wasserversorgung im 10. Bezirk (256) und im 12. Bezirk (210) zugefügt. Verhältnismäßig die wenigsten Schäden haben die Bezirke 7 (6 Gebrechen), 22 (21 Gebrechen), 6 und 8 (je 22 Gebrechen) erlitten.

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Inzwischen ist die Zahl der Gebrechen durch nachträgliche Feststellungen weiter angestiegen und erreichte Ende 1946 den Stand von 3.580 Gebrechen; etwa 1/5 davon entfällt auf die großkalibrigen Rohrleitungen. Es ist anzunehmen, dass ein Großteil dieser Gebrechen ebenfalls durch die Kriegshandlungen bedingt ist. Durch die Bombenerschütterungen und den Explosionsdruck sind Schäden auch dort entstanden, wo die Straßendecke unverletzt blieb. Sie kommen erst zum Vorschein, nachdem die sichtbaren Schäden behoben und das Rohrsystem wieder unter Druck gesetzt ist. Unter diesen Umständen ist die Wiedergutmachung der Kriegsschäden an den Anlagen der Wasserversorgung eine Arbeit auf lange Sicht und eine schwere Aufgabe. Die Wiederherstellungsarbeiten an den schwer beschädigten 3 Wasserbehältern sind bis Ende 1946 so weit fortgeschritten, dass zwei davon wieder betriebsfertig sind, die Arbeiten am 3. Behälter werden im Lauf des Jahres 1947 beendet sein. Von den bisher festgestellten 3.580 Gebrechen wurden bis Ende 1946 3.540 behoben; davon waren nur 19 Rohrstränge behelfsmäßig instandgesetzt. Ein behelfsmäßiger Ersatz wurde bei den Brückenrohrleitungen angewendet, die durch die Sprengung der Brücken beim Rückzug der deutschen Truppen zerstört worden sind. Bis Ende 1946 wurden erneuert und betriebsfertig hergestellt die Rohrstränge an den Brückenteilen: Kagraner Brücke 2 Rohre im DM von 500 mm Floridsdorfer (Malinovsky) Brücke 1 Rohr -„- 600 mm Döblinger Steg 1 Rohr -„- 700 mm Friedensbrücke 2 Rohre -„- 275 mm Augartenbrücke 2 Rohre -„- 250 mm Behelfsmäßig hergestellt wurden die Rohrstränge der: Rotundenbrücke 1 Rohr im DM von 500 mm Schwechaterbrücke im Zuge der Reichsstraße Wien-Budapest 1 Rohr -„- 200 mm Heiligenstädterbrücke 1 Rohr -„- 200 mm Franzensbrücke 1 Rohr -„- 300 mm Stadionbrücke 2 Rohre -„- 300 mm Nordwestbahnbrücke 1 Rohr -„- 200 mm Eine Sprengung von Aquädukten durch die Wehrmacht, die bereits vorbereitet worden war, wurde verhindert. Ebenso konnte hintan gehalten werden, dass die Betriebszentrale in Wien mit ihrer nur schwer ersetzlichen Fernmeldeanlage als militärischer Stützpunkt verwendet wurde. Im Lauf der eigentlichen Kampfhandlungen konnten Zerstörungen vermieden werden, da das Betriebspersonal auf den Außenstationen weiterhin seinen Dienst versah und es verstand, die Betriebsanlage vor Beschädigung zu schützen. Bei den Wiederherstellungsarbeiten wurden bisher rund 45 km Rohre eingebaut, darunter etwa 10 km Rohre, im Durchmesser von über 300 mm. Die Lagervorräte an Rohren, besonders an solchen mit großem Durchmesser sind im Krieg zu Ende gegangen. Solche Rohre mussten nun aus Stahlblechen gerollt und wie die Übergangsstücke zu den vorhandenen Rohrleitungen geschweißt werden. Doch gab es auch hier immer wieder Schwierigkeiten durch Störungen bei der Lieferung von Sauerstoff und Dissousgas. Hinzu kamen Erschwernisse beim Transport, es fehlte an Transportmitteln und Treibstoffen, an Spezialwagen für lange Rohre, es mangelte schließlich auch an Baumaschinen und Kompressoren.

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Traten gleichzeitig mit den Wasserleitungsgebrechen noch Gasleitungs- und Kanalgebrechen auf, dann erhöhten sich die Schwierigkeiten um ein Vielfaches. Um die Schäden zu beheben, wurden bis Ende 1946 folgende Baustoffmengen verwendet: 850 t Eisen, 60 t Zement, 400 m3 Holz und 110.000 Ziegel. Facharbeiter haben rund 35.000 und Hilfsarbeiter rund 120.000 Schichten gearbeitet. Zu den Schäden an den Behältern und Rohrleitungen kamen noch solche an den Feuerhydranten und an den Wassermessern hinzu. Vom Kriegsende bis Ende 1946 wurden 5.043 Gebrechen an Feuerhydranten festgestellt, von denen 4.067 behoben wurden; 526 Feuerhydranten wurden ausgewechselt. Während dieses Zeitraumes wurden 6.022 Wassermesser repariert und 10.119 ausgewechselt. Ein eigener Gebrechensuchdienst wurde eingerichtet. Bis Ende 1946 wurden von ihm 79 Gebrechen mit größeren Wasserverlusten und 796 Gebrechen mit geringeren Undichtheiten festgestellt und behoben. Die dadurch zurückgewonnene Wassermenge beträgt rund 17.100 Kubikmeter an einem Tag. Die Schäden an den Wasserversorgungsanlagen führten zu einer beträchtlichen Verminderung des Wasserverbrauches. Die durch Wassermesser ermittelte Abgabe von Hochquellenwasser betrug in Wien im Jahr 1943 97,163.800 Kubikmeter, 1944 91,422.500 Kubikmeter und fiel 1945 auf 65,082.800 Kubikmeter. Auch die Wasserabgabe der Wiental-Wasserleitung ging im Jahr 1945 um mehr als die Hälfte gegenüber den vorhergehenden Jahren zurück. 1946 war der Wasserverbrauch wieder auf einer friedensmäßigen Höhe angelangt und betrug über 102 Millionen Kubikmeter. Das Jahr 1946 war ein Rekordjahr im Wasserverbrauch. Die Kriegsschäden am Wasserleitungsrohrnetz Wien – Tabelle 6 Zeichenerklärung: Zähler/Nenner = Gesamtschäden/Großschäden

Nr. Datum d. An-griffes

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

1 12.4.44 - - - - - - - - - - - - 2 29.5. - - - - - - - - - - - - 3 16.6. - - - - - - - - - - 1/0 - 4 26.6. - - - - - - - - - - - - 5 8.7. - - - - - - - - - - - - 6 16.7. - - - - - - - - - 1/0 - - 7 26.7. - - - - - - - - - - - - 8 23.8. - - - - 7/2 - - - - 11/8 - - 9 10.9. 19/0 25/5 19/0 1/0 7/0 - 1/0 8/0 5/0 1/0 1/0 3/0 10 7.10. - - - - - - - - - 1/0 4/1 - 11 11.10. - - - 8/0 3/0 - - - - 2/2 14/3 19/1 12 13.10. - - - - - - - - - - - - 13 17.10. - 3/0 6/0 - - - - - 1/0 3/0 3/0 20/4 14 1.11. - - 1/0 - - - - - - - 5/1 - 15 3.11. - 1/0 1/0 2/1 - - - - - - - - 16 5.11. 5/0 19/4 19/2 1/0 14/2 18/6 - 3/1 4/0 - 3/2 9/1 17 6.11. - - 1/0 - - - - - - 5/0 4/1 - 18 17.11. - 4/0 - - - - - - 1/0 - - - 19 18.11. - 1/0 3/0 5/0 - - - - - - - - 20 19.11. - - - - - - - - - - 1/0 - 21 20.11. - - - - - - - - - - - - 22 2.12. - - - - - - - - - - 1/0 - 23 3.12. - 1/0 - - - - - - - 1/0 - -

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24 11.12. - - - - - - - - - 23/5 4/0 - 25 18.12. - - - - - - - - - - - - 26 27.12. - 1/0 - - - - - - - - - - 27 15.1.45 23/2 40/5 15/0 19/5 2/0 - 1/0 8/1 1/0 1/1 1/0 1/0 28 21.1. - - - 1/1 2/1 - - - - - 2/1 12/3 29 31.1. - - - - - - - - - - - - 30 7.2. 5/0 2/0 - - - - - - 2/0 - - - 31 8.2. - - 3/0 11/3 25/6 - - - - 2/0 2/0 11/0 32 13.2. - - 6/1 - 1/0 - - - - 10/1 4/1 - 33 14.2. - - - - - - - - - - - - 34 15.2. - - - - 1/0 - - - - - 1/0 5/2 35 19.2. - - 3/1 - - - - - - - - 7/5 36 20.2. - - - - - 1/0 1/0 - - - - - 37 21.2. 4/0 5/1 - 22/6 33/5 1/0 - - 2/0 - - 113/11 38 1.3. - - - - - - - - - - - - 39 8.3. - - - - - - - - - - - - 40 12.3. 5/0 11/2 1/0 - - - - - 4/1 - - - 41 15.3. - - - - - - - - - - - - 42 22.3. - 2/1 - - - - - 1/0 16/1 - - - 43 29.3. - - - - - - - - - - - 1/0 44 5.-11.4. 3/0 3/0 - - - - - - - - - - 45 12.4. - - - - - - - - 3/0 - - - 46 17.4. - - - - - - - - - - - -

47

Folge-schäden bis Ende 1945

40/1 38/3 71/4 12/1 4/0 2/0 3/0 2/1 1/0 195/37 64/19 9/2

Zusammen 104/3 156/21 149/8 82/17 99/15 22/6 6/0 22/3 40/2 256/54 115/29 210/29 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. Summe

am An-griffs-tag

- - - - - - - - - - 15/0

- - - 15/0

- - - - - - - - - - - - 15/1

- 15/1

- - - - - - - 5/1 17/4 3/0 - - 2/0 - 28/5 - - - - - - - - 14/3 1/0 3/0 - 2/0 - 20/3 - - - - - - - - 11/4 1/0 - - - - 12/4 - - - - - - 9/1 19/2 3/0 - - 9/0 - - 41/3 - 1/0 - - - - - - 2/0 - - 7/4 - - 10/4 - - - - - - - - - - - 10/

0 5/0 - 33/10

- - - 15/0

6/0 - 22/1 - 5/0 - 2/0 1/0 2/0 - 143/6

- - - - - - - - - - 2/0 - - - 7/1 9/2 - - - - - 1/0 - - - - - - - 56/8 - - - - - - - - 22/6 - - - - - 22/6 6/4 - 15/

4 - - - 15/2 - - - - - - - 72/14

- - - - - - - - - - - - - - 6/1 - - - - - - - - - - - - - - 4/1 - - 2/0 3/0 6/0 9/1 4/0 3/0 18/2 2/0 - - - - 142/21 - - - - - - - - - - - 2/0 1/0 - 13/1 - - - - - 2/0 7/1 5/0 11/2 - - - 1/0 - 31/3 - - - - - - - - 9/0 - - - - - 18/0 - - - - - - - - - - - 2/0 - 3/0 6/0 - - - - 1/0 - - - - - - - 1/0 - 2/0

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- - - - - - - - 21/4 - - - - - 22/4 - - - - - - - 8/2 - - - - - - 10/2 - - - - - - - - - 1/0 - 1/0 1/0 - 30/5 4/0 - - - - 2/0 7/0 2/2 4/2 1/0 - - - - 20/4 - - - - - - - - 2/0 - - - - - 3/0 10/0

1/0 - - - - - - 4/0 4/1 - - 4/0 4/0 139/15

- - - - - - - - - - - - 1/0 1/0 19/5 2/0 1/0 - - - - - - - - - - - - 3/0 - - - - - - 1/0 6/1 1/0 - - - - - 17/1 - 1/0 - - - - - 1/0 - - - - 4/0 - 60/9 - - - - - - - - - - - - 13/

0 3/0 37/3

- - - - - - - - 4/0 - - - - 1/0 5/0 - - - - - - - - 20/3 - - 8/0 - - 35/5 5/0 11/6 - - - - - - - - - - 8/0 1/0 35/2 - - 1/0 - - - - - 4/1 - - - - - 7/1 24/2

27/7 13/1

1/0 - - 2/2 - - - - - 1/0 1/0 249/35

- - - - - - - - - - - - 1/0 - 1/0 - - - - - - - - - - - - 1/0 - 1/0 - - - 1/0 11/

0 6/0 9/1 12/5 14/1 6/1 - - 1/0 - 81/11

- - - - - 1/0 3/0 - 1/0 - - - - - 5/0 - 1/0 - 13/

1 9/1 13/

2 31/6 7/2 - - - - 2/0 - 95/14

- - - - - - - - - - - - 1/0 - 2/0 4/1 3/0 - - - - - - - - - 4/0 2/0 - 19/1 2/0 - - - 11/

0 - - - - - - - - - 16/0

- - - - - - - - - - - - 1/0 - 1/0 2/0 1/0 3/0 - 10/

1 7/0 18/0 22/3 140/2

3 1/0 17/

0 - 8/0 6/0 676/95

68/9

47/13

34/5

33/1

54/2

40/3

128/14

85/17

332/56

21/2

39/0

44/4

78/1

20/0

2284/31

WStLA Gerlach 9651 19. 12.-Februar-Platz (Heiligenstädter Platz) 23.9.1943 vom Bau dieses LS-Deckungsgrabens gibt es folgende Aufnahmen: 27.7.43: 9582-9584 1.9.43: 9620-9621 18.9.43: 9638-9640 23.9.43: 9651 16.11.43: 9990

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WStLA Gerlach 9875 19. Billrothstraße, noch 84 (Strauß-Lanner-Park) 26.10.1943

WStLA Gerlach 9876 19. Arbesbachgasse 26.10.1943 WStLA Gerlach 9877 19. Kaasgrabengasse 26.10.1943

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WStLA Gerlach 9990 19. 12.-Februar-Platz (Heiligenstädter Platz) LSDG Da ein Luftschutzstollen im Hartäckerpark in Bau begriffen ist, welcher allenfalls für die

Gefolgschaft der Fa. Gräf und Stift verwendet werden könnte, wird um zuverlässige Teilnahme an dieser Ortsverhandlung gebeten. Der Verhandlungsleiter: Schubert m.p. Stadtinspektor Ergeht an: 1.) Automobilfabrik Gräf und Stift A.G., 19., Weinbergg. 58-76 2.) Abt. G 24 3.) Planungsbehörde zu Handen des Herrn Stadtgartendirektors Stier, 4., Prinz Eugenstraße 28 5.) Oberste Bauleitung der Hauptabteilung G Luftschutzstollenbau Baugruppe Kovacs

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Wien Bez. Anschrift Größe

bzw. Fassungs-raum

Mauer-stärken

Erdbe-deckung

Innere Ein-richtung

Anzahl der Ein- u. Aus-gänge

Zustand Dzt. Verwen-dung

Anmer-kung

14. nächst Jubi-läums-Warte im Otta-kringer-wald

2 ver-schüt-tet bzw. zuge-mauert

Bunker

15. Huglg. 1, Bettina-Stiftung

4,4 m2 0,45 – 0,6 m

3,1 m üb. Terrain

3 beschä-digt

Maga-zin

Hoch-Bunker (ehem. OP.-Bunker)

16. Gallizin-berg unter-

1 = 340 m

Profil 2,0 x

2 abge-mauert

ver-wend-

Stollen

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halb d. Aussichts-warte

2,2 m bzw. zuge-schüt-tet

bar

16. Parkanlage Yppenplatz

790 m2 1,5 m 0,3 – 0,6 m üb. Terrain

Licht- u. Firmen-telephon betriebs-fähig

2 Int. Möbel-trans-port-sped. Fall, 1., Mar-kartg. 1-3. Lager-raum

Hoch-Bunker

16. Parkanlage Schuh-meierplatz

760 m2 1,2 – 1,5 m

2,5 m üb. Terrain

Licht- u. Klima-anlage

2 nicht betriebs-fähig

leer Hoch-Bunker

16. Wilhel-minen-spital, Montleart-str. 37

582 m2 1,1 m 4,8 m üb. Terrain

Wasser, Licht, Zentral-heizung

2 gut Ambu-lanz-raum

ehem. OP.-Bunker

16. Wilhel-minen-spital, Montleart-str. 37

647 m2 1,1 m 4,8 m üb. Terrain

san. u. Lichtan-lagen de-montiert

2 Instand-set-zungs-bedürftig

Maga-zin

Hoch-Bunker

17. Lidlg. 5, Luftschutz-stollen i. d. Haupt-werkst. d. städt. Fuhrparks

? Beton-bohlen

6,0 m 2 gut Lager-räume

Stollen

17. Pezzlpark Jörgerstr.

760 m2 1,2 – 1,5 m

0,3 – 0,6 m

el. Licht, Klima-anlage

2 schad-haft, nicht betriebs-fähig

leer Tief-Bunker

17. Parkanlage Clemens Hofbauer-platz

760 m2 1,2 – 1,5 m

0,3 – 0,6 m

el. Licht, Klima-anlage

2 schad-haft, nicht betriebs-fähig

leer Tief-Bunker

19. bei Schloss-hotel Cobenzl

850 m2 1 = 300 m

0,45 m 0,4 – 20 m

Klima-anlage nicht verwend-bar

2 Licht nicht vor-handen

unbe-nützt

Stollen, Tunnel U-Form durch d. Berg

19. Nähe Schloss Cobenzl Luftschutz-stollen in Latisberg Grdst. 1023/3 E.Z. 408

Stütz-mauer 10 – 15 cm

10 – 15 m

Licht-leitung außer Gebrauch

1 gut Kartof-felkeller f. städt. Guts-verwal-tung

Stollen

19. Schloss Cobenzl

1 = 235 m

Profil 1,7 x 2,1 m

0 – 26 m 2 ver-wend-bar

Stollen

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alle 3 für 8. Jagd-Division und 24. Flak-Division beide Gefechtsstände im Schloss

19. Hartäcker-park Krotten-bachstr. Osteingang Sollingerg., Westein-gang Görgerg.

1 = 440 m

20 – 30 cm Profil 2,0 x 2,0 m

8 – 26 m 3 337 m ver-wend-bar

Stollen

20. Adalbert Stifterg. 69/71 (im Hof d. städt. Wohnhaus-anlage)

900 Personen

1,1 m 10 m üb. Terrain 3 m unter Terrain

Gasschleu-sen, 440 Liegeplätze, 460 Sitz-plätze, Belüftungs- u. Behei-zungs-möglichkeit, Kochstellen, Wasch- u. WC-Räume f. Männer u. Frauen, Trinkwas-sernot-behälter, Gerätekam-mer

22. Lobau, Nähe d. Panozza-lacke, Grdst. 14/8, EZ. 710

20 x 8,2 m h = 6 m

1,1 m 2 Beton-Bunker, oben abge-rundet, Eingang d. Mauer ge-schützt

23. Atzgers-dorf, Höpflerbad, Bahnstr. gegenüber 61/63

1 = 156 m

30 – 40 cm Profil 1,3 x 1,9 m, 1,7 x 2,1 m

13 m 1 ver-wend-bar

Stollen

Bunker außerhalb des Stadtgebietes: Anschrift Größe

bzw. Fassungs-raum

Mauer-stärken

Erdbe-deckung

Anzahl der Ein- u. Aus-gänge

Zustand Dzt. Verwen-dung

Anmer-kung

Schwechat, nördl. Flughafen Heidfeld, Grdst. 943, LT. 710

1 = 40m b = 1,6 m h= 2,0 m

Stütz-mauer 10 m

10 – 12 m 1 3 Stollen

1 = 40 m b = 1,6 m

1 schlecht, z. Teil ein-

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h = 2,0 m gestürzt 1 = 12 m

b = 1,6 m h = 2,0 m

1 unverwend-bar

Mödling, Hinterbrühl, P. Nr. 633/1

42 m2 4 m 1 schadhaft Keller Stollen

Maria Enzersdorf, P. Nr. 569/12

1 = 50 m 10 m unverwend-bar

Mödling, Steinbruch, P. Nr. 1792/1

1 = 60 m h = 3 m

15 m unverwend-bar

Hirschwang, beim E-Werk, 2 LS-Berg-Bunker

infolge Einsturz unverwend-bar

Hirschwang Nr. 9

eingestürzt, unbrauchbar

kleiner Berg-Bunker

Anmerkung: Die in der Inneren Stadt bestehenden Privatkeller, welche auch teilweise in die öffentlichen Verkehrsflächen hineinragen, wurden während des Krieges durch die Herstellung von Verbindungsstollen zum sogenannten „Luftschutzraumnetz Innere Stadt“ ausgebaut. Zum Teil wurden jedoch die Verbindungsstollen wieder abgemauert. Ein Evidenzplan der seinerzeitigen Anlage befindet sich in der MA 24 und kann dort jederzeit eingesehen werden.

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Nach amtlichen Berichten und Statistiken zusammengestellt von Karl Pospischil, Leiter des Statistischen Amtes der Stadt Wien.

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Autoren: Leopold Grulich, Amtsrat i. R., aus dem Buch „Bomben auf Wien v. 12.IV.1944 – 23.III.1945“

Anton Gold, 1897 – 1980: Während der Lehrerausbildung im 1. Weltkrieg Einjährig-Freiwilliger (Fähnrich bei der Kavallerie) und Abschluss mit Matura der LBA, Kriegseinsatz in Russland und am Isonzo. Heimkehr mit so schwerem Herzfehler, dass er den 2. Stock nur mit Zwischenrast erreichte. Hauptschul-Lehrer (2. Fachgruppe: Math, Nl, Ng.) im 19. Bez. in der Krim. In den 1930er Jahren Studien an der Univ. Wien in Biologie. Nach dem „Anschluss“ 1938 fachlich-organisatorische Arbeit als Inspektor des Wetterdienstes im Luftgaukommando XVII, Wien 1., Elisabethstraße 9, zeitweise 13., Auhof. 1944 Übernahme in den militärischen Dienst des LGKs. April 1945 Verlegung des Luftgaukommandos nach Oberösterreich, Auflösung und Übernahme in die Luftflotte. Nach US-Kriegsgefangenschaft 1946 zurück nach Wien. Lehrer in der Hauptschule 20., Vorgartenstraße; zuletzt Direktor 9., Glasergasse. Erläuterungen zum Kriegstagebuch des Anton Gold (A.G.): Geboren in Wien 18., aufgewachsen in der Schulgasse. Nach Verehelichung wohnhaft in 19., Budinskygasse 10, Stg. 2. 1942 Geburt einer Tochter. Frau Melanie und Kind Senta wurden ins Weinviertel evakuiert. Er bewohnte seine leere Wohnung nur mehr sporadisch, bekam dann auch Einquartierung Ausgebombter. Führte ab 25.2.1944 ein Kriegstagebuch. Er scheint täglich eine gute Übersicht über das Geschehen im Luftgau XVII gehabt zu haben und daraus die ihm wichtigen Einzelheiten (Schwerpunkt Wien) in sein Tagebuch aufgenommen zu haben, daneben persönliche, familiäre Stimmungen. S. 2: Krim, Budinskygasse Das Wort „Terrorangriff“ ist nicht etwa politischer Propaganda zuzuordnen, sondern entspricht den Bombardements durch eine Hochnebeldecke oder aus 8000 m Höhe durch bis 6000 m reichende Wolken. S. 27: 22.4. Die „Übergabe“ meint nicht etwa Gefangenschaft, sondern nach Auflösung des Luftgaukommandos die Übernahme in die übergeordnete Luftflotte. 28.4. „Wedilei“ vermutlich Wetterdienstleiter. Das Kriegstagebuch endet mit Seite 27. Nach vielen Leerseiten folgt eine letzte Seite 46 aus 1946. (Die Einquartierten hatten sich in seiner Wohnung dauernd festgesetzt. Die Räumungsklage wurde aus Geldmangel aufgegeben. Die Bücher hatten die Russen abtransportiert.) DIESES GESAMTE WORT- UND BILDMATERIAL DIENT AUSSCHLIESSLICH DER INFORMATION VON HERRN SCHULZ FÜR DEN DÖBLINGER HEIMATKREIS. Eigentum Mag. Senta Krausneker

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Übersetzung: Absender: WD-Insp. Anton Gold Luftgaukommando XVII Führungsgruppe I a (W) (Ka) Wien, 1., Elisabethstr. 9

Übersetzung:

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„…sonst in zu großer Sorge. Dass in Eurer Gegend Feindtätigkeit, erfuhr ich natürlich sofort. Die Meldungen laufen ja schon in ein paar Minuten nach den Angriffen bei uns ein. Natürlich nur in großen Umrissen erfahren wir die Schäden. Es sind ja bei Euch kaum Angriffe zu erwarten. Außer von Jägern. Geh mit den Kindern in die unteren Räume. Da seid Ihr gegen den Bordwaffenbeschuss, wenn Ihr nicht am Fenster steht, ausreichend geschützt. Lou soll immer in den letzten Wagen einsteigen. Niemals in der Nähe der Lokomotive. Die Angriffe erfolgen fast ausschließlich auf diese. Dabei kriegen natürlich auch die nächsten Wagen was ab. Verletzte in den letzten Wagen gibt es fast nie.“

Luftschutz – fertig in der Lade Hauptfrage: Wer wird das bezahlen? / Luftschutztruppe des Bundesheeres / Flaktürme kommen wieder „zu Ehren“ / Warndienst muss sekundenschnell arbeiten Es bleibt uns nichts erspart. Auch der zivile Luftschutz steht schon vor der Tür. Genauer gesagt: er liegt bereits in den Schreibtischladen des Amtes für Landesverteidigung. Organisationsprojekte und Gesetze sind in Vorbereitung und ein Propagandafeldzug, der die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit des Luftschutzes überzeugen soll, ist fix und fertig ausgearbeitet. Im Amt für Landesverteidigung selbst bewahrt man noch strenges Stillschweigen über die bevorstehenden Maßnahmen und Aktionen. Oberst Bizek, dem der militärische Luftschutz und damit indirekt auch der zivile unterstehen wird, meint „Wir wissen, dass der Luftschutz unpopulär ist. Wir haben aber eine große Verantwortung, wenn wir den Schutz der Bevölkerung übernehmen. Und dieser

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Schutz besteht nicht zuletzt in einem gut funktionierenden Luftschutz. Wir müssen an den Ernstfall denken und daher alle vorbeugenden Maßnahmen treffen.“ Wie bedrohlich die Situation im Ernstfall werden kann, leuchtet sofort ein, wenn man eine österreichische Landkarte auch nur flüchtig betrachtet. Alle Landeshauptstädte liegen ebenso wie Wien nahe den Staatsgrenzen. Die wichtigste Anforderung, die an den Warndienst beim heutigen Stand des Flugwesens gestellt werden muss, lautet daher nach dem Ausspruch eines Luftschutzfachmannes: „Wenn an irgend einem Punkt der österreichischen Grenze eines der Radargeräte den Anflug eines Flugzeuges oder eines anderen Flugkörpers registriert, dürfen bis zum Heulen der Alarmsirenen in den Städten und Dörfern nur 20 Sekunden vergehen.“ Selbstverständlich hofft man überall, dass uns die Schrecken eines neuen Krieges, der uns auch aus der Luft noch weit größere Gefahren bringen könnte als der vergangene, erspart bleiben. Trotzdem will man für alle Eventualitäten die entsprechenden Vorkehrungen treffen. Schweden und die Schweiz zeigen trotz ihrer Neutralität eindrucksvoll, dass sie kein Opfer scheuen, um die Bevölkerung so weit wie nur irgendwie möglich zu sichern und zu schützen. So hat Schweden für 1956 etwa 200 Millionen Schilling für Luftschutzzwecke vorgesehen, die Schweiz sogar 240 Millionen. Auch bei uns wird die Kostenfrage eine große Rolle spielen, sie ist zurzeit noch das ungeklärte Problem, das das Amt für Landesverteidigung in letzter Zeit ernsthaft zu prüfen begann. Wie immer auch die Entscheidungen im Einzelnen getroffen werden sollten, wird man doch darauf achten müssen, dass der Einbau von Luftschutzkellern in den Wohnhäusern nicht die Mietzinse belastet. Doch soweit ist man in Österreich zurzeit noch nicht. Vorerst soll einmal eine motorisierte Luftschutztruppe des Bundesheeres aufgestellt werden, und das Heer wird auch über das Amt für Landesverteidigung die Leitung des zivilen Luftschutzes übernehmen müssen. Die Durchführung der Anordnungen will man allerdings Organen einer noch zu schaffenden, zivilen Organisation anvertrauen. Polizei, Gendarmerie und Feuerwehr sollen in diese Organisation eingebaut werden, wie auch während des Krieges der Polizeichef der örtliche Luftschutzleiter war. Die jahrelangen Sorgen um die riesigen Flakbunker (Anm.: Nach dem Krieg befand sich im Inneren eines Flakbunkers ein Möbellager. Die im Turm befindlichen Ordnungsaufschriften stammen aus einem US-Spielfilm.) im Herzen Wiens sind wir nun jedenfalls los. Die Pläne um Hotels, Großbüchereien oder Monstergaragen in den mächtigen Betonklötzen dürften endgültig erledigt sein. Die Lösung wird schlicht und einfach lauten: Übernahme durch das Heer, das die Flaktürme wieder ihrem alten Zweck zuführen wird. So manche voreilige Sprengung der ersten Nachkriegsjahre kann uns in diesem Zusammenhang allerdings noch recht teuer kommen. Die Warnsirenen sind zum Großteil noch vorhanden, doch müssen sie alle überholt werden. Das Leitungsnetz wird weitgehend erneuert werden müssen.

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Selbstverständlich wird es auch wieder Luftschutzübungen geben, Verdunklung und ähnliches — hoffentlich nur als Übung. Es bleibt uns eben nichts erspart, aber es ist wohl um unserer Sicherheit willen notwendig. Im Jahre 1944 nicht mehr fertig geworden ist der Flakturm bei der Weisselgasse in Floridsdorf. Wird er jetzt für den Luftschutz weitergebaut werden? Autor: unbekannt Aus dem Neuen Kurier vom 12. Jänner (Jahr unbekannt)