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JediMi Monat erscheint 1 Heft zu 1 bis 2 Druckbogen mit Abbil- dungen. Der Priinumerationspreis ist für einen Jahrgang oder zwölf Hefte nebst Register sowohl für Wien als die Kronländer und das Ausland 4 fl. C. i\I. , bei p o r t o f r e i e r Zusendung in die Kronländer der osterr. Monarchie 4 11. 20k r. C.M. MITTHEILUNGEN DER K. K. CENTRAL-COMMISSION Pränumerationen überneh- men halb- oder ganzjährig alle k.k. Postämter der Monarchie, welche auch die portofreie Zusendung der einzelnen Hefte besorgen. — Im W ege des Buch- handels sind alle Pränumerationen und zwar nur zu dem Preise von 4 fl. an den k. k. Hofbuchhändler W. ßraumüller in Wien zu richten. w n 111 I Unter der Leitung des k. k. Seclions-Cliefs und Präses der k. k. Central-Commission Karl Freiherrn v. Czoernig. Reilacteur: Karl Weiss. N- 6. I. Jahrgang. Juni 1856. I n h a lt: Decennal-Aufzeichnungen der archäologischen Funde in Siebenbürgen vom Jahre 1845 bis 1855. (Fortsetzung.)— Baudenkmale im Kreise u./d. Wiener-Walde. (Fortsetzung.) — Die St. Michaelskirche und die Jacobscapelle in Ödenburg. — Notizen. — Literarische Anzeigen. Decennal-Aufzeichnung der archäologischen Funde in Siebenbürgen vom Jahre 1845 bis 1855. (E in Beitrag zu den „Beiträgen einer Chronik der archäologischen Funde in der österreichischen Monarchie des J. G. Seidl.“) Von M. J. Ackner, Correspondenten der k. k. Central-Commission zu Hamersdorf in Siebenbürgen. (Fortsetzung.) 1847. Dieses Jahr war ausgezeichnet durch bedeutende anti- quarische Funde, bestehend in den mannigfaltigsten und seltensten Gegenständen und Schätzen des classiscben Alter- thums, welche entweder zum erstenmal und ganz neu durch Ausgrabungen und glücklichen Zufall entdeckt oder durch Herauslockung aus der tiefen Verborgenheit, in welche die- selben durch Private verbannt waren, an das Licht zum Frommen der Wissenschaft und zum Gemeingute gelangten. Dazu haben die im Laufe dieses Jahres durch fast alle Tlieile Siebenbürgens unternommenen Reisen des Verfassers von „Dacien“ welches in Kronstadt bei Gott erschienen man darf es nicht läugnen — viel, sehr viel beigetragen. Ritter N e i g e b a u e r hat sich grosses Verdienst um das dassische Altertlium unseres Landes erworben. Sein Eifer, sein Enthusiasmus beim Vorgehen auf diesem Felde waren höchst anregend und belehrend, wovon ich als dessen Be- gleiter bei einigen der wichtigsten archäologischen Expe- ditionen im L a n d e — im Hatzeger und Schyl -Tliale, auf dem Muntscheler Gredischtie, bei der Ausgrabung in den *500 Hügeln der Nekropolis zwischen Kastenholz und Gi- relsau u. s. w. — mich zu überzeugen hinreichend Gele- genheit fand. Seine diessfälligen Bemühungen werden auch nicht ohne erspriessliclien Erfolg und Nutzen bleiben, was selbst sein schärfster und strengster Beurtheiler aus Mainz Herr Dr. KJ e in in seiner Recension des betreffenden Werkes ( Heidelberger Jahrbücher der Literatur Nr. 41, 1854) mit den Worten einräumt: „Wir schliessen, indem wir allerdings uns bewogen fühlen. Herrn Neigebauer für die Mühe und Sorgfalt, die er auf seine Sammlung verwendete, nicht geringen Dank abzustatten, da er uns eine leicht zugäng- liche und so zu sagen vollständige Übersicht über Daciens Alterthümer verschaffte.4* Einiges von dem Ergebnisse der in dieses Jahr fallenden archäologischen Expeditionen, an welchen ich Theil nahm, und die von Deva aus stattfanden, möge hier aus dem von mir geführten Tagebuche auszugs- weise und fragmentarisch bemerkt werden. Ritter Neigebauer's Ausflug in das Hatzeger Thal, dem ich undineinSohnDr.Fodor, ein Liebhaber der Alterthümer, dann ein junger italienischer Maler sich angeschlossen, erfolgte am 4. Juli. Eine halbe Stunde von Deva entfernt, machte Dr. Fodor, als mehrjähriger Kreis-Physicus in dieser Gegend wohlbekannt und bewandert, während dem Fahren bei dem vom Wege in westlicher Richtung befindlichen, nicht weit entlegenen römischen Steinbruch, auf einen sichtbar hervorragenden Trachvtporphyr aufmerksam. Die nähere Ansicht und Erforschung desselben ward für die Zeit nach der Rückkehr aus dem Hatzeger Thal Vorbehalten. Jetzt deutete der orts- und alterthumskundige Doctor mit der Hand gegen Osten, auf den am rechten Strellufer liegenden nahen Ort P e t r e n v mit der Bemerkung, dass sich daselbst eine römische Niederlassung befunden haben müsse, welche durch häufig vorkommende Spuren von alten Grund- mauern, Deck-und Mauerziegeln, dann durch zahllose Bruch- stücke von Geschirren, Urnen u. s. w., lind zwar Alles nach der bekannten antiken Form, bewiesen werde. Der Adel und gemeine Ein- und Anwohner dieses Bereichs kommen nicht seiten in den Besitz interessanter antiker Sachen, welche unser Doctor, als beliebter Kreisarzt, nicht nur Gelegenheit und Veranlassung bald zu sehen findet, sondern auch für

Aufzeichnung der archäologischen Funde in Siebenbürgen vom Jahre 1845 bis 1855

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M. Ackner, Decennal-Aufzeichnung der archäologischen Funde in Siebenbürgen vom Jahre 1845 bis 1855, Jahrbuch der Kaiserlich-Königlichen Central-Comission zur erforschung und erhaltung der baudenkmale I, 1856, p. 93-103.

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  • JediMi Monat erscheint 1 Heft zu 1 bis 2 Druckbogen m it A b b i l

    dungen.Der Priinumerationspreis i s t fr einen Jahrgang o d e r z w l f H e ft e nebst Register s o w o h l f r W ie n als die Kronlnder und d a s A usland 4 fl. C. i\I., bei p o r t o f r e i e r Zusendung in die K r o n l n d e r d e r osterr. Monarchie 4 11. 2 0 k r . C.M.

    M I T T H E I L U N G E ND E R K. K. CENTRAL-COMMISSION

    P r n u m e r a t i o n e n bernehmen h a l b - o d e r g a n z j h r i g alle k.k. Postmter der Monarchie, welche auch d i e p o r t o f r e i e Zusendung der ei n z e ln e n Hefte besorgen. Im W e g e des Buchhandels sind a l l e Prnumerationen und zwar nur zu d e m Pr e i se von 4 fl. an den k. k. Hofbuchhndler W. raumller in Wien zu richten.

    w n 111 IUnter der Leitung des k. k. Seclions-Cliefs und Prses der k. k. Central-Commission Karl Freiherrn v. Czoernig.

    Reilacteur: Karl W e i s s .

    N- 6. I. Jahrgang. Juni 1856.I n h a l t : D e c e n n a l - A u f z e i c h n u n g e n d e r a r c h o l o g i s c h e n F u n d e in S i e b e n b r g e n vom J ah re 1845 b i s 1855 . ( F o r t s e t z u n g . ) B au d e n k m a le

    im K r e i s e u . /d . W iener-W alde . ( F o r t s e t z u n g . ) Die St. M ic h a e l s k i r c h e und die J a c o b s c a p e l l e in denburg. N o t iz e n .

    L i t e r a r i s c h e Anzeigen.

    Decennal-Aufzeichnung der archologischen Funde in Siebenbrgen vom Jahre 1845 bis 1855.(E in B e itrag zu den Beitrgen e in e r C hronik der archologischen F u n d e in der sterreichischen M onarchie des J. G. Seidl.)

    V o n M. J. A c k n e r , C o r r e s p o n d e n t e n de r k. k. C e n t r a l - C o m m is s io n zu H a m e r s d o r f in S ie b e n b rg e n .

    (F o r tse tz u n g .)

    1847.Dieses J a h r w ar ausgezeichnet d u rch bedeutende anti

    quarische F u n d e , bestehend in den mannigfaltigsten und seltensten G egens tnden und Schtzen des classiscben Alterthums, welche en tw eder zum erstenmal und ganz neu durch Ausgrabungen und glcklichen Zufall en tdeckt oder durch Herauslockung aus de r tiefen Verborgenheit, in welche dieselben durch P r iv a te verbannt waren, an das Licht zum Frommen der Wissenschaft und zum G em eingute gelangten. Dazu haben d ie im Laufe dieses Jahres durch fast alle Tlieile Siebenbrgens unternommenen Reisen des Verfassers von Dacien w elches in Kronstadt bei Gott erschienen man darf es n ich t lugnen viel, s e h r viel beigetragen. Ritter N e i g e b a u e r hat sich grosses Verdienst um das dassische Altertlium unseres Landes erw orben . Sein Eifer, sein Enthusiasmus beim Vorgehen auf diesem Felde waren hchst anregend und belehrend, wovon ich als dessen Begleiter bei e in igen der wichtigsten archologischen Expeditionen im L a n d e im Hatzeger und Schyl -Tliale, auf dem Muntscheler Gredischtie, bei d e r Ausgrabung in den *500 Hgeln der Nekropolis zwischen Kastenholz und Gi- relsau u. s. w. mich zu berzeugen hinreichend Gelegenheit fand. Seine diessflligen Bemhungen werden auch nicht ohne erspriessliclien Erfolg und Nutzen bleiben, was selbst sein sc h rfs te r und strengster Beurtheiler aus Mainz Herr Dr. KJ e i n in seiner Recension des betreffenden Werkes ( Heidelberger Jahrbcher der Literatur Nr. 4 1 , 1854) mit den Worten e in r u m t: Wir schliessen, indem wir allerdings uns bewogen fhlen. Herrn Neigebauer fr die Mhe und Sorgfalt, d ie e r auf seine Sammlung verwendete, nicht

    g e r in g e n Dank abzustatten, da er uns eine le icht zugngliche und so zu sagen vollstndige bersicht b e r Daciens A lterthmer verschaffte.4* Einiges von dem E rgebn isse der in dieses Jahr fallenden archologischen Expeditionen, an w elchen ich Theil nahm, und die von Deva aus stattfanden, m g e hier aus dem von m ir gefhrten Tagebuche auszugsw eise und fragmentarisch bemerkt werden.

    Ritter Neigebauer's Ausflug in das Hatzeger Thal, dem ich undine inSohnDr.Fodor, ein Liebhaber der Alterthmer, dann ein junger italienischer Maler sich angeschlossen, e rfo lg te am 4. Juli. E in e halbe Stunde von Deva entfernt, m ach te Dr. Fodor, als m ehrjh r iger Kreis-Physicus in dieser G eg e n d wohlbekannt und bewandert, whrend dem Fahren bei dem vom Wege in westlicher Richtung befindlichen, n ich t weit entlegenen rmischen Steinbruch, auf einen s ich tbar hervorragenden Trachvtporphyr aufmerksam. Die n h e re Ansicht und Erforschung desselben ward fr die Zeit nach der Rckkehr aus dem Hatzeger Thal Vorbehalten.

    Je tz t deutete der o r ts - und alterthumskundige Doctor mit der Hand gegen Osten, auf den am rechten Strellufer l iegenden nahen Ort P e t r e n v mit der Bemerkung, dass sich daselbs t eine rmische Niederlassung befunden haben msse, w e lc h e durch hufig vorkommende Spuren von a lten Grundm auern , Deck-und Mauerziegeln, dann durch zahllose Bruchs tcke von Geschirren, Urnen u. s. w., lind zwar Alles nach d e r bekannten antiken Form, bewiesen werde. D e r Adel und gem eine Ein- und Anwohner dieses Bereichs kom m en nicht se iten in den Besitz in teressanter antiker S achen , welche u n se r Doctor, als beliebter Kreisarzt, nicht nur G e l e g e n h e i t und Veranlassung bald zu sehen findet, sondern auch fr

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    seine rztlichen Bemhungen le icht als Lohn beanspruchen kann, um sie seiner diessflligen Collection einzuverleiben.

    ln V a y d a - H u n y a d waren w ir Vormittags zeitig genug angekommen, um das auf hohem Kalkfelsen gebaute, derzeit von Cameralbeamten bewohnte merkwrdige Schloss zu besichtigen. Eine hohe Brcke mit eisernem Gelnder fhrt ber den Abgrund, wo tief unten die Wellen des Z a - lasder Baches, eines krystallhellen, reissenden Gebirgs- wassers hinabrauschen, und brachte uns durch ein hohes Thorgewlbe, unter welchem nach Hohenhausens Behauptung eingemauerte und nach se iner W eise erklrte antike, mit Basreliefs ausgeschmckte Monumente zu sehen sind, in das Innere des Schlosses. Hier empfing uns der Administrator sehr freundlich und zeigte uns d ie Anlage und die ganze Einrichtung des Baues aller Gemcher, Gnge, Erker und Thrme des im XV. Jahrhundert von dem heldenmthigen Johannes Hunyades, dem Vater des berhmten ungarischen Knigs Matthias Corvinus, errichteten Schlosses. Nachdem wir mehrere steinerne Stufen emporgestiegen, betraten w ir einen langen Gang mit Rondellen lind Erkern. Der Bau besteht fast ganz aus Steinmaterial, die einzelnen Theile sind ungemein fleissig und kunstvoll im gothischen Style ausgefhrt; die S te ina r t ist ein feinkrniger Sandstein, der in dichten Grobkalk berzugehen scheint, und wird wohl aus der nchsten Umgegend herrhren. Der schne Fussboden des Ganges is t mit viereckigen, polirten, und rothen Marmorplatten belegt. Gleich bei dem Eintritte in diesen hohen G ang bemerkt man auf der ersten oder zweiten Marmorplatte einen grossen,blank abgeschliffenen Ammoniten (Ammonites Buck- landi). w elcher die obere Jura- oder Oolit-Formation b e zeichnet und aus dem nachbarlichen Banat oder einem vielleicht nahen, uns jetzt nicht mehr bekannten Lager unserer Heimath entnommen ist. Aus diesem Gange ffnete sich uns das Portal eines grossen Saales, welcher hoch an den v ie r Wnden h erum mit Abbildungen ungar ischer Knige von Attila angefangen und siebenbrg. Frsten ausgeschmckt war, die je d o c h keine geschickte Knstlerhand verriethen, sondern von denen mehrere wahrhaften Carricaturen glichen. Doch knnten einzelne Gemlde auch von einem bessern Meister abs tam m en; denn im XIV. und XV. Jahrhunderte kennen wir ausgezeichnete auslndische Maler, welche in Siebenbrgen arbeiteten; darber sind zuverlssige Nachrichten vorhanden, so wie es auch sehr gelungene Kirchen- und Altargemlde, sogar in den evangelischen schsischen Dorfkirchen in unserm Heimathlande beweisen. Unter ihnen befanden sich selbst inlndische nationale Knstler. Aber hier hat ber die verblichenen halb erloschenen Portraite d e r Dynasten sich wahrscheinlich ein unberufener Stmper h e r - gethan und die Kunstwerke aus Unverstand mit ungebter Faust verdorben.

    Aus dem Frsten- und Knigs - Saale oder dessen P o r- trait-Gallerie gelangten wir in verschiedene Abteilungen,

    von denen die B enutzung und der ehemalige Zweck der Gemcher, wenn auch n u r v e r m u tu n g s w e is e , angedeutet wurde, in einen sechsse it igen , massiven T h u rm , d e r auf der westlichen, der en tgegengese tz ten Seite von dem ostnrdlichen, unlngst renov ir ten und nicht ganz passend , buntscheckig angestrichenen, runden Thurm s te h t . D e r sechsseitige Thurm e r h e b t sich ber die Dcher des Schlosses. W ir stiegen ber h lzerne T reppen bis an d a s Thurmdach zu den letzten SchussfFnungen. Von d ie sem Standpunkte ffnet sich in das m it D rfern reich bese te C serna-Thal eine wunderschne Aussicht und eine nie g e m e s s e n e Fernsicht bis weit h inber in die Maros-Ebene, w e lc h e w estlich im Hintergrnde v on der hohen Kette der E r z g e b i r g e und den wolkenumflorten Biliarer Alpen begrnzt w ird . In nrdlicher Richtung nahm en w ir die in Hinsicht d e r d o r t beginnenden und sich w e i t erstreckenden Gosaugebilde noch lange nicht durchforschte G egend von N a n d o r , K l e i n - M u n - t s c h e l und K e r g e s c h wahr. Bei Nandor finden sich in einem Hohlwege s e h r viele Reste von T pfe rarbe it , die fr altrmischen U rsprungs gehalten werden, und a u f dein Wege von H u n y a d nach P e s t e s c h erscheint e in g r s s e r Theil des Feldes im schnen C serna-T hale mit T r m m e r n alter Bauwerke, Ziegeln , besonders Dachziegeln, und Scherben aller Art bedeckt. Dr. F o d o r besitzt von d o r t den ausgegrabenen Kopf e iner mnnlichen S ta tue aus weissem Marmor in Lebensgrsse , von ausgezeichneter Knstlerhand. Nher erblicken w i r die uns wohlbekannten petrefacten- reichen Orte von LT n t e r - und O b e r-P e s t e s c h ; am nchs ten , fast unter uns westlich, das merkwrdige R k o s c l n l . mit seinen auffallenden und ominsen, ber 1 5 Zoll grossen Austern und w underschn gezeichneten, w ie emaillirten, Neritinen, v ie ler an d e re r schner Conchylien nicht zu gedenken. Und g le ich nahe endlich g e w a h re n w ir unser B u i t u r , den frhesten F undort und dessen h i n t e r ihm verborgene, von uns en td e c k te n und oft besuch ten wilden und tiefen Waldgrben, welche immerfort die r e i c h s t e Ausbeute darboten, wodurch nicht n u r der Grund zur e i g e n e n palon- tologischen Sammlung g e le g t , sondern auch nahm haf te Mittheilungen an heimische Naturfreunde und an das zu errichtende Landesmuseum, dann bedeutende S e n d u n g e n nach Wien, Schnberg, F re ib e r g im Knigreich S a c h s e n u. s. w. bewerkstelligt w o rd e n sind.

    Nach Erkm plung der letzten Anhhe von Ober-Szilvas breitete sich das h e r r l ic h e H a t z e g er T h a l vor unsern Blicken aus; doch b e i weitem nicht so b e r ra sc h e n d schn, wie von der e ingesatte lten Berghhe nchst H a tz eg oder von dem alten T hurm der hohen Kuppe ber V arallya. Auch umschleierte berdiess dermalen die Hatzeger Hochgebirge und deren erhabenste Spitzen, selbst den R e tje sa t zum Theil. Nebel und Wolken.

    In U n t e r - F a r k a di n, der lieblichen Villa des Ladislaus von Nopsa, gew esenen Obergespans des e h e m a lig e n Hu- nvader Comitates, fanden w ir die in die V o rde rw and jenes

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    Altans vor d e r Villa unter freiem Himmel eingesetzten, zum Theil e ingem auerten und bereits bekannten S tatuen, Altre, Votivtafeln, B asre lie fs u. s. w. noch z w a r im Stande, in so weit sieden Atmosphrilien trotzten o d e r von denselben litten, je nach der Beschaffenheit des fe s te m oder minder festen Marmors, au s dem sie bestehen. Jedenfalls verdienten sie einen bessern P l a t z , indem darunter ein ige d e r vorzglichsten grssern Inschrift-Tafeln und W e r k e d e r Bildhauerei mit allerlei g e h a u e n e n Steinen zu e inem Mosaik zusammengewrfelt e rscheinen . Viel wrdiger, besser beschtzt und auch zweckmssiger zum Anschauen knnten diese wichtigen Denkmler d e r Bmerzeit im hohen Sulengange vor dem Eintritt in d en grossenSaal des Gebudes angebracht werden und die gegen M ittag gekehrten Aussenwnde schmcken. In dem Verlauf von 15 Jahren, seitdem ic h diese alten Monumente nicht w ie d e r gesehen, blieben sie leider nicht ohne Beschdigung.

    Dass d ie walachischen Kirchen zu Z e i k f a l v a (walach. Streia) , D e m s u s und ( ) r - Bo 1 d o g f a 1 va (walach. Sint Marie) durchaus nicht alt-rmischen U rsprungs , wohl aber zum Theile aus zusammengerafften Bruchstcken zufllig in der nchsten Umgegend gefundener rm ischer Sulen, Altre, Marmorplatten u. s. w. aufgefhrt w orden, dafr sind evidente G r n d e und Beweise vorhanden, auch habe ich bereits an de rw rts mich darber auszusprechen Gelegenheit gefunden.

    Ausserhalb Demsus, sobald man d en W e g nach Varhely oder Gredistie einschlgt, nimmt ein isolirter Cippus, eine achtseitige W egsu le , auf welcher e in W rfel ruht, den Forscher in Anspruch. Sie ist aus Bruchsteinen zusammengesetzt und mit dem bekannten aus zerschlagenen Ziegelstckchen bes tehenden Mrtel fest verbunden, nicht aus gehauenen Q u a d e r n , wie Hohenhausen a n g ib t ; bloss die vier hohlen S e i te n des obern Wrfels deu ten auf oblonge Steinplatten, w e lc h e vielleicht mit Inschriften und Meilenangabe versehen w a r e n , die aber herausgehoben und verschleppt wurden, v ie lle ich t im Grunde der nah e n Kirche zu Demsus liegen.

    V a r h e l y , walach. G r e d i s t i e , ein armes unansehnliches Dorf, im B roser Kreis des Hatzeger Bezirkes, nimmt den Platz n e b e n und ber den weit verbreiteten Trmmern der ehemaligen Knigsstadt Sarmizegethus und nachmaligen Metropolis zu E h re n Trajans benannten Ulpia Trajana Au- gusta Dacica ein und ist bloss, weil es von der grssten rmisch -d ac isch e n Buine Siebenbrgens umgeben ist und seine armseligen Lehm- und Strohhtten auf die wohl noch manche S ch tze verbergenden Trmmerhaufen hinsetzte, zu seiner Berhm theit gelangt.

    In G r e d i s t i e gebruchlicher ist der Name sowohl bei den Ortseinwohnern, als auch u n te r den Walachen des Landes berhaup t finden wir die merkwrdigen, in den Jahren 1823 und 1832 entdeckten und ausgegrabenen Mosaiken, theils m it E rd e und Dnger verschtte t , theils gnz

    lich zerstrt. Auf den durchaus verwsteten S tellen, wo P riam us den Achilles um Hektors Leiche kniefllig bat, und w o einst die Gruppe das Urtheil des Paris in dem Schnheitsstreite der olympischen Frauen dargestellt w ar , wuchert j e t z t Gras und wildes Gestruch, nur hie und d o r t tr itt man noch zufllig zwischen den Disteln auf farbige zerstreut u n d lose liegende Marmorsteinchen. Auch j e n e Mosaik, w elche von mir entdeckt und unter meinen Augen ausgeg rab e n wurde, mit der Victoria und den Genien des traja- nischen Sieges und Triumphes ber Dacien, die ich an Ort und Stelle abzeichnete, ward , wo nicht gnzlich zerstrt, doch mit verderblichem Schutte bedeckt. Eine Fahrstrasse g e h t ber dieselbe.

    Weiter ergab sich die Wahrnehmung und betrbende berzeugung, dass der Sinn fr das ehrwrdige Alterthum b isher gar nicht geweckt, vielmehr der Zerstrungsgeist aus Unverstand und Gleichgltigkeit hier noch immer, wie frher, herrschend ist.

    Die vor 15 Jahren im Innern des Amphitheaters an den runden Wnden und nchst der Arena halbverschtteten grosseil Platten, Sitzstufen, Karniesse, Architrave u. a. m., w elche smmtlich aus dem schnsten salinischen Marmor gehauen, unsere Aufmerksamkeit und Bewunderung erregten, sind nicht mehr daselbst vorhanden, vielleicht zu ordinren Bausteinen verwendet u n d verschleppt, vielleicht zerschlagen und verkleinert zu den nahen Kalkfen gebracht und dem F e u e r bergeben worden. Einen vergleichsweise unbedeutenden Gewinn aus dem Brennen des Marmors zu technisch zw ar sehr gesuchtem Kalke ziehend, begehen diese armen L eu te unwissend eine nicht mehr gut zu machende archologische Snde, deren Schuld indessen auf Bechnung der dort hausenden adeligen Besitzer, welche den gebrannten Kalk abkaufen, und bei denen man doch mehr Bildung und Sinn fr das Alterthum erw arten kann, zu setzen ist.

    Bei unserer Wanderung durch die Gassen des Ortes verr ie th in dem abgelegenen Winkel eines Bauernhofes sich u nsern sphenden Blicken durch blendende W eisse , ein Haufwerk in Stcke zerschlagenen Marmors. W i r traten hinzu. Die mit frischem Bruche zum Kalkbrennen aufgehuften Bruchstcke ha t te ein unlngst ausgegrabener colos- sa le r Sulenschaft, welcher durchschnittlich 28 bis 30 Zoll mass, hergeben mssen. Einem aus derselben S te ina r t nach dem nmlichen Massstabe angefertigten, im Castrum, in der sogenannten Csetate (walach. Burg oder F es tung) liegenden rmischen Capital, welches vielleicht d iesen Sulen- schaft zierte, steht ein gleiches Schicksal bevor. Unwillkr l ich drngt, bei solcher Wahrnehmung, sich die Frage au f : W ie kommt es, dass in unserer aufgeklrten Zeit unter d en Adeligen des reizenden Hatzeger Thaies und dieses classischen Bodens noch kein Verein sich gebildet, wodurch dem Vandalismus, der fortwhrenden Zerstrung d e r seltens te n Alterthmer durch Strafe oder Belohnung, die den erz ielten Erls aus dem gebrannten Kalke berbietet,

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    gesteuert w e r d e ? Und warum findet sich Niemand oder so selten Einer, der mit Eifer und Sinn an das beantragte Landesmuseum denkt, um auch in alterthmlicher Beziehung fr dessen Ausschmckung aus Siebenbrgens reichster Fundgrube S o rge zu tragen? Eine rhmliche Ausnahme machen in d ieser Beziehung die edlen Besitzer der Collec- tionen von G erend, M. Nemeti, Farkadin und Zaam. D ie glcklichen F inder , welche antike Sachen berbringen, werden von denselben reichlich belohnt und ermuntert, m e h r und weiter zu suchen. Auf diese W eise wurde manches seltene Alterthum erhalten; jngst erst durch letztem ein grosses marm ornes Piedestal g e re t te t , auf dem der B e s t zweier mit Sandalen versehener b ronzener Fsse in natrlicher Grsse geblieben; ferner e in kleines Mvthras-Relief aus carrarischem Marmor, und vorzglich ein bronzener stark vergoldeter Junokopf mit dem Diadem, von etwa 4 b is5 Zoll Grsse und von ausgezeichneter Kunstfertigkeit, d e r frheren M enge antiker Gegenstnde aus Vrhelv nicht zu gedenken, w e lche sowohl in Farkadin als auch in Zaam zu sehen sind; h ie r wurden auch d ie zuletzt geretteten aufbewahrt.

    Mehrere walachische Kinder brachten uns, whrend wir in den G assen Varhely*s forschend herumwanderten, v e r schiedene Mnzen von Caracalla, Elagabal, Julia Moesa. Julia Soaemias und Maximin und boten dieselben zum Kaufe an, welche wir obschon von schlechtem Gehalt, wie deren U r bilder, und auch die Umschrift kaum leserlich zur Aufmunterung der K inder ber ihren Werth bezahlten. Desto werther waren uns die im Castrum selbst von uns aufgefundenen Gegenstnde. Diese bestehen aus verschiedenen Arten drei-, vier- und sechsseitig geformter, rhomboidal biscuit und Winkelhaken gleich gestalteter, ro ther Ziegelchen, kaum2 Zoll g ross , zur Anfertigung e iner grberen, ordinren Mosaik. Vor anderen zeichnet s ich hierbei ein Randstck mit deutlichem Stempelabdruck von einer grossen, aus feinem Thonerothgebrannten Amphora aus, welche im Durchmesser, nach dem gefundenen Segment zu schliessen, wenigstens18 Zoll, und in ihrer Hhe 25 bis 30 Zoll betragen haben muss. Die Buchstabenlinien sind radial auf dem starken Amphorarande abgedrckt. Sie w aren im Stempel regelrecht eingeschnitten, erscheinen dahe r im Abdrucke verkehrt.

    Eine ganz vollstndig erhaltene, mit faltenreichen Gewndern bekleidete weibliche Statue aus wreissem Marmor in L e bensgrsse, m it Ohrgehngen und Perlenschnur um den Hals, wovon in d e r Transilvania I. Bd., 2. Hft. 1833 eine Beschreibung und Abbildung gegeben w u rd e , wird noch immer bei Stephan Pogany in Poklisa, so wie s ie es verdient, mit Fleiss besorgt. Zu der damaligen Sammlung von Mnzen ist nicht nur noch eine Anzahl Mnzen rmischer Kaiser und Kaiserinnen von S ilber und Grosserz hinzugekommen, sondern auch zwei go ldene Fingerringe mit geschnittenen Steinen, ein Intaglio in Carneol, eine weibliche Figur mit einer Lotus- blume und ein Intaglio in Onyx mit einer Minerva.

    E igen tm lich war d e r antiquarische F u n d bei einem diessflligen Ausflage in mineralogischer Hinsicht, Feldspath- krystalleimtrachytischen Gebilde hinter dem D e v a e r Schlosse zu sammeln. N achdem ich mit meinem B e g le i te r bis zur Mittagstunde viel herum gestiegen und g e h m m e r t , gingen wir zu einer von den Felsen unfernen sc h n en Quelle krystallhellen W a sse rs h inunter , und als w i r h ie r vergngt und zufrieden mit de r Mineralienausbeute a u s r u h t e n , stieg urpltzlich ber d e m Erzgeb irge am Goldflusse von den Biliarer Hhen bis z u den Bergen Detunata u n d Nygrilvaza eine ausgedehnte dunkle Gewitterwolke w irb e ln d auf, die mit feurigen Blitzen und entsetzlichem Grollen au f Sturmesflgeln drohend n a h e te ; w ir sahen uns nach e inem Obdache um, flchteten in d ie zerklfteten T rachvtfe lsen hinauf in eine grottenhnliche Vertiefung und warte ten das Vorberziehen des Sturmes ab. Als wir hier nun g e s c h tz t sasseu und harrten, fielen meine Bcke auf das vor d e r Hhle gleich einem sammtenen T ep p ich e den graulichen T r a c h y t berziehende zarte Moos und gewahrten zufllig e inen l nter- schied der grnen F a r b e n : zwischen dem Hellgrn des Mooses zeichnete s ic h ein auffallend malachit-hnliches, glnzendes Grn, der m ir wohlbekannte nobilis e r u g o , aus, und verrieth, nachdem ic h mit dem Hammer das M oos beseitigt, einen zwischen d e n Felsenspalten eingeklemmten Frauenschmuck, einen bronzenen antiken Ohrring in e in e r kreisrund in sich gekeh r ten Schlangengestalt.

    Whrend dem erneuerten Ausfluge von Deva in d as Muntscheler G ebirge sahen wir bei K i s - K a l a n die cker mit Bruchstcken v on Ziegeln, vorzglich D ac h z ie g e ln , und von allerlei Geschirren sparsam berstreut, f e r n e r ein in d e r Erde entdecktes rmisches A ufgussgew lbe, welches letztere aus Bruchsteinen mit Kalkmrtel, wie au s einem Stck bestehend, durch se in e Festigkeit der Zeit m e h r als ein Jahrtausend getrotzt u n d noch lange Dauer v e r s p r i c h t , falls es nicht mit Gewalt ze r s t r t w ird ; endlich sieht m an h ie r noch berbleibsel eines a l ten rmischen Bades. D asse lbe erscheint in einem daselbst iso l ir t dastehenden KalktufTfelsen in ovalrunder, beinahe oh rf rm ige r Gestalt eingetieft und ausgehauen. Die Felsart i s t von ziemlich dichter u n d fes te r Beschaffenheit. Der Umfang des Bassins mag 2 0 25 Schritte und die Tiefe etwa 1 0 Fuss betragen. Gegen O sten hat das steinerne Becken e inen schmalen Eingang, d u r c h welchen das Wasser abfliesst, und d e r an beiden S e i t e n noch Einschnitte zeigt, um B re t te r einzusetzen und das W a s s e r zum Baden aufzuschwellen. Die Temperatur des Heil w assers bet r g t 23 bis 24 R.

    Die daneben s tehende Bade-Einrichtung von Holzmaterial aus der neuen Z ei t , ist dem gnzlichen V erfa lle nahe.

    Die Besteigung des Muntscheler Gebirges, au f welchem die merkwrdigen G red is t ie r Schlosstrmmer r u h e n , kann von zwei Seiten, e r s t nur bis zu den Htten des kleinen Drfchens Neu-Gredistie, n icht ohne Schwierigkeit und bloss zu Pferde geschehen: von Norden, auf dem B r o s e r Wasser

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    (Varos-vfz) h in a u f und von Westen bei Bosorod durch den Ritider Bach b e r weitlufige Berge. W i r whlten die westliche Seite. M e h r e r e Edelleute begleiteten u n s ; ein aus19 Pferden b e s te h e n d e r Zug bewegte s ich vorwrts; eine kleine Strecke v o n Bosorod auf ebenem Pfade bis zum Beginne des W a l d e s , d e r rauhen Schluchten und felsigen Abhnge ging es z iem lich rasch, bald abe r langsamer, so dass mehrere S tunden u n te r Ankmpfung der oft fr Reiter und Rosse gefahrvollen Steilheit und mhesam er berwindung mannigfacher Schw ierigkeiten des P fades verstrichen, bis endlich der h c h s te Punkt errungen w a r d , wo eine schne Hochebene b e s o n d e r s Diejenigen berraschte, welche diesen Pfad zum ers te n m a l betraten, zumal sie auch e ine sehr umfangreiche A uss ich t ber rauhe F e l s e n - T h le r und waldreiche Berge w e i t ru n d umher darbot. D ie wohlerfahrenen Edelleute, die uns begleiteten, beschrieben in a l te r t m licher Hinsicht d ie von ihnen bei G elegenheit von Treibjagden auf R e h e , Hirsche, Wlfe, B ren , Luchse und Wildschweine oftbesuchten G egenden und dunkeln Forste, behauptend, dass in dieser W ildniss beinahe in jeder Schlucht M auer- u nd Dachziegeln und Bruchstcke von Gefssen, und so au c h au f den meisten hervorragenden wild- und dicht-berwachsenen Berggipfeln Mauerberreste gefunden werden. S e lb s t hier, deutete e in Edelmann, hier gegenber in n rd l ic h e r Richtung, zwar scheinbar nicht sehr entfernt, aber d o ch durch eine ziemliche S trecke der betretenen Hochplne und dann durch einen tiefen felsigen Abgrund von uns ge t re n n t , habe man auf d e n Hhen zwischen alten Buchen an d deren Wurzeln weitlufige mit Buschwerk berwachsene und verborgene Baureste und Grundmauern wahrgenommen. Diese Wildniss, die einmal bewohnt und mit Menschen bev lker t gewesen, g en a u e r zu durchforschen, drfte, n a c h d e r Behauptung der Erzhler , kaum drei bis vier W ochen zureichen; aber dafr, Zeit und Mhe lohnend, Manches, was fr die frheste Geschichte unseres alten Daciens wuchtig ist, zu Tage frdern . W ir bedauerten, dass uns dazu n u r eine so kurze Zeit zugem essen und ein grsser Theil d e rse lb e n durch die U ngunst d e r Witterung entzogen w orden sei. An der sdlichen Abdachung der Hochflche bem erkten w ir mehrere zerstreu te , nach Lunkan gehrende Htten und ein ganz oben auf d e r Plne stehendes kleines Kirchlein, an welchem der R e i te rzug dicht vorbei trabte.

    Die w iederholte Besteigung der R uinen a u f dem Mun- tscheler Gredistie am 12. Juli 1847 e r r e g te noch immer eigenthmliche Gefhle; aber Vieles w a r d in den Zeitraum von zehn Ja h re n verndert gefunden. D ie humusartige Erde, mit drren Baum bl tte rn vermischt, hat b er d e r alten Stadt sich dergestalt angehuft und war vom R egen erweicht, dass unsere Rosse an einigen Stellen bis a n die Knie watend hindurchschritten. Nachgrabungen von Berufenen und Unberufenen n a c h Goldschtzen, wie z u r Erforschung des Alterthums h a b e n stattgefunden. Auf a l len Seiten sieht man

    L c h e r und Schanzen, w o gegraben und gesucht, grosse Quadersteine, die von ih ren ursprnglichen Stellen bewegt und fortgeschoben oder ber die nahen Bergabhnge gew altsam weggestrzt w orden sind. Der Sturmwind hat nach s e in e r Weise gehauset, alte Riesenbuchen niedergeworfen und die Wege und Stege, welche kaum erkennbar erscheinen , fastbarricadenmssig verrammelt. Die in einem frheren B e rich te von mir bezeichnete grosse alte Buche, welche auf e in e r colossalen Porphyrsule stand und dieselbe mit ihren d icken Wurzeln umschlungen hie lt , liegt weit hingestreckt a u f dem Boden, dem Moder anheimgefallen. Von d iesen Riesenb u ch e n haben die meisten 5 6 Fuss im Durchmesser und 1 4 0 150 Fuss Lnge. Unter diesen Bemerkungen und mit d en ber unsern Reitpfad ausgebreiteten Buschzweigen kmp fe n d , ritten wir am T e ich vorber bis an die zerfallene Burgm auer, deren Wlle noch durchaus kenntlich, zum Theil a b e r auch noch ganz bis zur Hhe von 6 Fuss erha lten sind und aus gehauenen Steinen bestehen,welche gegen 2 Fuss lang und ber das Niveau e inen Fuss hoch betragen. Sie sind ohne Mrtel zusammengefgt und bestehen aus einem dichten fes te n Grobkalkgebilde m it Fleiss gearbeitet. Die Schlossm a u e r berhrt an zwei Seiten, gegenNordenund Sden, den T h a lrand zweier im t ie fen Abgrunde rauschender Wildb c h e , Reu-Alb und Valy-Albe, wo hinab viele Quadersteine g e s t rz t worden sind. D er Erdboden erscheint s e h r ungleich, im Ganzen gegen Sden abgedacht, und auch auf de r West- und Ostseite nicht ohne bentzte Terrain-Vertiefungen; nach d e r nrdlichen Seite e rheb t er sich am meisten und hchsten. A uf der Sdseite, wo zwei Sulenschfte von 2 1/ 2 Fuss im D urchm esser aus Syenitporphyr lagen, erkannten w ir ein T h o r . Von diesem Thore luft die Mauer, dem sich nrdlich w endenden Thalgrunde folgend, 90 Schritt weit bis zu einer Vertiefung, in welcher g rosse behauene Steine l ie g e n , und w o ein Keller oder T h u rm gewesen zu sein scheint, in w e lchem bei den Schatzgrbereien, nach Aussage d e r anwes e n d e n Leute, Menschenknochen und massive e ise rne Ketten g efunden worden sind. H ier scheint auch ein stliches Thor gewiesen zu sein; die Stadtmauer aber zieht sich 2 0 0 Schritte nrd lich bis zum Thalrande des Valya-Albe, dem sie dann w estlich folgt. An demselben finden sich die R este eines festen Thurmes, von wo d ie Mauer noch weiter dem nrdlichen Thalrande folgt, so dass dieser Theil derselben 3 4 4 350 Schritte b e t r g t ; von hier, wo sie d iesen Thalr a n d verlsst, geht sie sdwestlich 300 Schritte bis zu dem E in g n g e des Reit- und Fusspfades, auf dem wir gekommen w aren . Von diesem muthmasslichen Thore bis zu dem oben e rw hn ten , mit den beiden Syenitsulen, sind no ch 3 4 4 bis 3 5 0 , also im Ganzen beilufig 1280 bis 1290 S ch r i t te . Die E rm itte lung der Strassen und Huser ist durch planlose, unverstndige Nachgrabungen, besonders der kopflosen Schatzgrbereien kaum m ehr mglich. Sdwestlich, 200 S c h r i t te weit von diesem T hore , bemerkt man ein weitluf iges Mauerwerk, das e in Zickzack, von Quadersteinen in

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    einer Hhe von 1 Fuss und g eg e n 6 Zoll ohne Mrtel, b ilde t. Die inneren Mauern bestehen aus Bruchsteinen, Vor dem zuvor e rw hn ten stlichen T hore in der Verlngerung des Eingangthores 290 Schritte entfernt, liegen viele behauene Steine und Substructionen von Gebuden, woselbst e in3 Fuss h o h e r , 2 Fuss breiter Stein gefunden ward, au f welchem in Relief ein Mann mit der Lanze in der l inken Hand auf e ine unter ihm liegende kleinere Menschengestalt tritt, beide sind unbekleidet; fe rner ein 3*/% Fuss langer und l 3/ 4 Fuss h o h e r Marmorstein, mit zwei brtigen Kpfen, b e r welchen e ine verzierte Tafel, die m ehrere Arten von Dolchen oder geraden und krummen M e sse rn , nebst zwei Rosetten enthlt; endlich auch ein Altar von Marmor, ohne Inschrift. Bei der, m e h re re Schritte stlich von hier sprudelnden Quelle lag ein k le ine re r Altar, auch ohne Inschrift, aus Syenitporphyr. Von h ie r 70 Schritte nordstlich, findet sich ein C ircus von 90 F uss im Durchschnitt, umgeben von einer 2 1/* F u ss dicken Mauer von behauenen Steinen, so dass dessen Umfang 115 Schritte hlt. An dieser Mauer stehen inwendig 4 F u ss hohe, 7 Zoll im Quadrat haltende S te ine , welche 5 Zoll von einander en tfe rn t sind. Mittelst N achgrabung ward gefunden, dass die A rena nicht gepflastert gewesen ist. Von h ie r 80 Schritte sdstlich bemerkten w ir am Abhange des Berges Reu-Albe e inen grossen Bau von gehauenen Quadern, w ie bei der S tad tm auer; so auch vom Circus 80 Schritte n o rd stlich en t fe rn t , einen hnlichen Bau. bei welchem zw ei Sulenschfte von zwei Fuss Durchmesser aus Syenitporphyr liegen.

    Sdstlich, unterhalb des erw hnten sdlichen Thor es , nchst dem auch schon erwhnten Mauerwerke liegen viele Quadersteine zerstreut und einige Porphyrsulen, dabei auch 2 7 Fuss im Durchmesser haltende flach-runde Steine. E b en so wurde auch h ier eine l 1/* Fuss breite Marmorplatte g e funden, auf w e lcher eine mnnliche Gestalt kenntlich ist, deren Beine in r o h e r Arbeit vollendet, deren Oberkrpertheil e r s t angefangen ist. Mehrere Schritte innerhalb des oben erwhnten stlichen T hores lag eine ovale Badewanne, von Syenitporphyr angefertig t. Sie ist im Lichten 3 Fuss breit. 4 1/* F uss lang und 2 F u ss 1 Zoll tief, die Dicke betrgt 7 Zoll: sie ist inwendig spiegelglatt geschliffen und polirt, aber von rohen Besuchern schon sehr beschdigt worden.

    Bei den oben mehrerwhnten Bauwerken ergab die Ausgrabung hufig stark gebrannte Mauerziegeln von v e r schiedenen G rssen im Quadrate, meist viel dicker als die gewhnlichen, dagegen wurden die berall zerstreuten Dachziegeln dnner als die gewhnlichen rmischen befunden. Auf allen Se iten unterhalb der S tad tm auer , so wie bei den brigen angegebenen Bauwerken liegen Quadersteine ze r streut, theils von der Stadtmauer herabgestrzt , theils zu anderen Bauwerken der Umgebung gehrig. Mehrere von diesen Quadersteinen sind mit 5 Zoll b re iten , 3 Zoll tiefen Rinnen versehen; auch finden sich, ausser den vielen Fragmenten von Thongefssen, Bruchstcke von Rinnen aus

    gebranntem T h o n e , 1 Zoll stark, 1 Fuss 5 Zoll im Durchmesser.

    Auffallend is t e s , von jenen im Archiv f r siebenbrg. Landeskunde ( B d . I , Heft 2, S. 22 v. J. 1 8 4 4 ) m it griechie- schen Buchstaben bezeichneten Quadersteinen nichts mehr zu finden; dass indessen , was tausend J a h r e sich erhielt, zehn Jahre nicht auslschen konnten ohne gewaltsames Einwirken, ist klar. Viele Gegenstnde, vorzglich zierlich behauene und mit Inschrif ten versehene Steine, w u rd e n mhsam vom hohen Berge nach Bros und in andere O r te geschleppt, wozu die Anwohner und Bauern der n c h s te n Drfer im Robotdienste ohne Bezahlung gezwungen w u r d e n . Dem zu entgehen strzten sie, um sich von einer schw e re n Last zu befreien, vielleicht alle i rgend bezeichneten S te in e ber die Thalrnder in den Reu-Albe und Valye-Albe h in u n te r , welches ihnen leichter zu bewerkstelligen scheinen m o c h te , als der beschwerliche T ra n sp o r t vom Gebirge h e ra b b e r reissende Hohwsser in en tfe rn te Orte. Durch diesen unvorsichtigen Transport-Zwang sind le ider viele wichtige Inschriften aut marmornen Tafeln und Altren zerstrt u n d unersetzlich verloren g e g a n g e n , wovon im Hatzeger T h a le noch die Spuren wahrnehm bar sind.

    Zur besseren bers ich t folgt beiliegend e ine bersicht von den berresten der A k r o p o l i s und d e r alten Stadt auf dem Muntscheler Gredistie, woselbst den 11 . bis 14. Juli 1847 Ausgrabungen und Forschungen s ta t tfanden . Darunter befindet sich:

    a ) Die Stelle, wo d ie Stadtmauer an e in e mit behauenen Quadern und mit e ine r breiten massiven Porphyrtafel gefllten Vertiefung stsst, und wo f r h e r , nach Aussage der nchsten O rtsanwohner, menschliche G e b e in e mit schweren eisernen Ketten gefunden worden sind. V on dieser Vertiefung bis an den Rand des Reu-Albe b e t r g t die Lnge 250 Schritte.

    h) Eine Ecke der Stadtmauer, welche an den hohen Thalrand reicht u n d deren schwindelnder A bhang den in den Abgrund Hinblickenden mit Grauen erfllt.

    c) Das sdliche Thor d e r Stadt mit den b e id e n Porphyrsulen.

    d ) Das Thor von der W estseite (no rdw es tl ich ) , von wo wir heraufstiegen.

    e) Eine Ecke der Stadtmauer, wo d ie se lb e an den Thalrand des Valye-Albe stsst.

    f ) Der Ort, w o die tiefe Grube, der g r s s e r e inschriftleere Altarstein und eine Anzahl grsser Q uaders te ine , dann eine Steinplatte mit halberhabenen, aber durch den Zahn der Zeit sehr beschdigten F iguren, endlich ein g r s s e r Wrfel, bestehend aus ziemlich festem Grobkalk, w o r a u f sich vier dolchartige Opfermesser von verschiedener G rsse in Basrelief befinden.

    g ) Der Circus.li) Ein Bau mit grossen Quadersteinen.i ) Das Theater.

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    k ) Eine Tempelruine mit Sulen.I) Badew anne aus Syenitporphyr.

    m ) Das Bad.n ) Der T e ic h , welcher, wie e rzh lt wird, mit breiten

    Steinplatten g ep f la s te r t sein soll, a b e r gegenwrtig versumpft, durchaus mit Rohr und Hydrophyten aller Art berwachsen ist.

    o) Platz d e r Htte, die man aus Baumsten und belaubten Zweigen f r die Alterthumsforscher err ich te t hatte.

    W hrend w ir am 1 2 . bis 14. Ju li 1 847 unter dem Go d i a n auf dem waldreichen Muntscheler Gebirge in den Trmmern d e r alten unbekannten S ta d t hoch oben unsere Forschungen anstellten, hatte, durch unsern Eifer angeregt, der Waldschaft e r unten, eine Meile nordstlich vom neuen Drfchen G re d is t ie auf der rechten S e i te des Stadtwassers (Vros viz), an einer von Kalkfelsen b e rrag te n Berglehne, Sub Kunun o d e r Sub Piatra, wo gleichfalls weitlufige Trmmer e in e r alten Stadt liegen, auch Nachgrabungen veranstaltet, die m it glcklichem Erfolge gekrn t wurden. Das Ergebniss b e s ta n d in 500 silbernen altrmischen Denaren, welche ungem ein gu t erhalten und von denen die meisten von so scharfem Geprge waren, als w e n n sie erst unter dem Stempel hervorgegangen wren. A uch sind dieselben wie von einem Numismatiker, beinahe in ununterbrochener chronologischer F o lg e , von dem ersten der Csaren bis auf Trajan gesammelt. D ie Prgen von Vespasian, Titus und Domitian kommen indessen am zahlreichsten vor. Bei d e r , wegen Krze der Z ei t , nur sehr flchtigen B e trach tung der einzelnen Stcke fand ich nachfolgende E x e m p la re : Consular- und Familien-Mnzen aus der Zeit der rmischen Republikl 48: von Julius Csar 15; von Octavianus Augustus 1 0 ; von Antonius u nd Lepidus 2: von Tiberius 3 ; von der Agrip- pina 2; von Germanicus 4 ; von Agrippa 3 ; von Cajus (Caligula)l 6 ; von Claudius 4; von Titus 6 9 ; vonDomitiani09; von Nerval 5 ; von Trajan 2. Merkwrdig erscheint es, dass von Trajan bloss zw ei Mnzen Vorkommen, und auch diese aus der ersten Z e i t seiner Thronbesteigung, da e r noch nicht Dacicus, bloss Germanicus genannt w urde . Eine bedeutende Anzahl in te ressan ter Kehrseiten entg ing selbst dem flchtigsten Beschauer d ieser Mnzen nicht. Auch die Sculpturen, vom Standpunkte der plastischen Kunst betrachtet, sind ausgezeichnet u n d werthvoll zu nennen. S o m ehrere Familien- Mnzen und vorzugsweise die Revers von einem Nerva mit der Venus Callipygos, mit der sogenannten Venus des Cleo- menes bereinstimmend.

    Noch m uss bemerkt werden, dass der zierliche Altar mit einer I n s c h r i f t , welcher auch h ie r in diesem Bereich an der Sonnenlehne im Valye Aniesche gefunden ward, und nach dem W u n s c h e des Frsten Lobkowitz, welcher damals die siebenbrgischen Bergwerke besuchte, nach Wien befrdert werden sollte, durch dessen mittlerweile erfolgten Tod aber nur bis B ro s gebracht wurde, hier b e i dem Eisenhndler Friedrich A ker , w enn man durch dessen Gassenthor in den

    Hofraum tritt, links an einem ussern in die Augen fallenden E c k des Wohngebudes halb eingemauert zu sehen ist. Ich verg lich nochmals die Inschrift mit der bereits verffentlichte n und fand Abweichungen von der Urschrift, daher diese lbe nochmals treu und genau aufgenommen und hier beige f g t wird.

    V1CTORIL AVG PROSA

    LVTE IMP ANTONINI

    AYG M SA TIVS PRIS

    CVS LEGSvS PIV S . PR . PR.

    Der gegenwrtige Ausflug fhrte ferner auf dem Rckw eg e zur Entdeckung eines bis jetzt noch nicht bekannten rmischen Castrums , zwischen Fel- und Also - Vrosviz (Orastiora und Grastia Biakuluj) am linken F lussufer des Orastiare (Stadtwasser). Drei Seiten der ausgemauerten W lle des militrischen Standlagers sind deutlich erkennbar; die stliche vierte Seite hat der Fluss weggerissen. In der Umgegend, auch ausser den Mauern des Lagers, findet man hufige Spuren von Grundmauern, so auch eine Menge Bruchs tcke von Ziegeln, Gelassen u. s. w.

    Die dermalige archologische Excursion w ard endlich m it dem Besuche des rmischen oder vielleicht noch alt- dacischen, wahrscheinlich vonbeiden Vlkern bentzten Stein- .bruches, der, wie bereits oben erwhnt, whrend des Ausfluges in das Hatzeger Thal unsere Aufmerksamkeit erregte, beschlossen. Sdlich von Deva, kaum eine Stunde entfernt, b ildet er einen mchtigen isolirten Stock Trachytporphvrs von lichtgrauer oder rthlichweisser, homogener Grundmasse, w elche sich durch grosse Zhigkeit, Dichtigkeit und Hrte auszeichnet und an einigen Punkten fast in ein syenithnliches Gestein berzugehen scheint. Der Fels m a g wohl, als ein verborgener Zweig und Auslufer, mit den bei Deva und h in te r diesem Schlosse emporgehobenen Trachytgruppen im Zusammenhang stehen. Noch liegen theils t ie f un ten , wo ein kleiner Bach vorbeifliesst. am Fusse des S tockes von Menschenhnden abgelste ungeheure Massen und Blcke, the ils auch ganz oben m ehrere angefangene und bloss halb ausgehaueiie riesige Quadersteine, Sulen, Platten u. dergi. Ich denke kaum zu irren, wenn ich dafr halte, dass auf der hohen Akropolis des Muntscheler Gebirges einige hnliche g ro sse Platten und Tafeln und Altre sich f in d e n , welche in diesem Steinbruche angefertigt und hinauf transportirr w orden sind.

    1848 .Der bisherigen Gewohnheit und gestellten Aufgabe,

    j h r l ic h eine grssere Reise in wissenschaftlicher Hinsicht nach irgend einer Richtung des Vaterlandes zu unternehmen, konn te in diesem Jahre w egen d e r bedenklichen und gefahrdrohenden Zeitumstnde nicht Genge geleistet w e r d e n , und

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    durfte sich bloss auf kleinere Ausflge der nchsten Umgebung beschrnken. Aber selbst von diesen wre fast einer von u n a n genehmen Folgen fr den Alterthumsforscher gewesen, und derselbe w a r sehr nahe daran, m it seinen Begleitern als po l i tisch verdchtiger Herumschleicher gebunden, von den m it Spiessen bewaffneten Poplakern nach Hermannstadt deporti r t zu werden. Lngst schon nahm ich mir vor, die Reste e in e r zwischeu P o p l a k a (Gunzendorf) und B e s i n a e r (S t d te r dorf) auf hohem Gebirgsabhange ruhenden Burgveste au fzusuchen. Indessen verdrngten b isher immer noch die e n t fernteren beschwerlicheren Excursionen die nahen und le ich teren, und so blieb lange das nchst vor Augen Liegende, wie es ja hufig im Leben zu geschehen pflegt, unbeachtet oder aufgespart und unerforscht bis gegen Ende A ugust obigen Ja h re s .

    Der W e g fhrt von Hamersdorf neben Hermannstadt, die Josephs-Vorstadt im Cibinthal, an dem von Giorareu b is zur Stadt herabkommenden alten, theilweise zerstrten Canale hinauf in zw ei Stunden bis an das Steppendorfer E ichenwldchen. Von diesem wendet sich der Weg links in d e n Thalgrund , der uns nach halbstndiger Frist nach Poplaka brachte. W e i t e r ist der Weg, besonders im Gebirge, das nahe am O rte beginnt, nicht m ehr fahrbar. Desshalb w urde inmitten des Ortes angehalten, u n d sogleich in Begleitung meines S ohnes nach der angedeuteten buschigen B e rg hohe rstig hinangestiegen. Doch wrden wir den P unk t unserer F o rsc h u n g , durch eine dichte Waldung, t ie fe Schluchten und durch hufig s ich durchkreuzende G e - birgspfade i r re gefhrt, nur mhsam gefunden haben, htten uns n icht aus dem Walde heimkehrende, der G e gend kundige Ortsbewohner zurech t gewiesen und bis z u r gesuchten S te l le begleitet. Wir standen je tzt auf den b e i lufig dritthalb Stunden von Hermannstadt entfernten berresten der h o hen luftigen Burg, einem Alpenzweig und Auslufer, w e lcher sich vom Jesur, dem Cibinsursprung, b is nach Hermannstadt herunter in mannigfachen Biegungen erstreckt u n d den obern aufgethrmten Stadttheil an d e r Stirne trgt. Die Burg liegt, wie gesagt, zwischen Poplaka und Revinaer, doch nher an und hoch ber letzteren O r t und auch au f dessen Gebiet. Von den Burgberresten hat , ausser den Umwallungen, den vielen Gruben, runden und ovalen Vertiefungen, woselbst die Wohnungen gestanden haben mgen, usserst wenig sich erhalten. Die gegen Mittag merklich gene ig te Grundflche bildet eine lange, inmitten stark zusammengepresste elliptische F igur, deren sdliche Lngsseite g e g e n Resinaer und deren nrdliche gegen Poplaka g e k e h r t sind. Hier ist die Umwallung noch ziemlich hoch und mit tiefen in den Thonschiefer eingesenkten Grben, abe r mit moosigem W^urzelwerk durchzogen und mit krftigen Eichenstmmen berwachsen, ganz deutlich zu sehen. Auf d e r entgegengesetzten Seite und an der stlichen Spitze, die wegen ausserordentlicher Steilheit uner-nf AiA>lmn A i t n r j l i r v ! n f 10+ /1 1 n T lm iirn l lu n r v ir a it c n liu r n n rin n ; ^

    bedeutende Hhe des schroffen zerklfteten Thonschiefer- gebildes mag v o n dem Spiegel des unten rauschenden Ge- birgswassers g e g e n 3 0 0 0 Fuss messen. Am w es t l ichen Scheitelpunkt der E llipse d e r verfallenen S ch loss ru ine erhebt sich eine ber vierz ig Fuss ansteigende r u n d e Erhhung, woselbst ein m ch t ig e r runder Wach- o d e r \ \ artthurin gestanden zu h a b e n scheint. Von Mrtel und Mauerwerk sind nur wenige S puren zurckgeblieben. A b e r von dreifacher, starker u n d hoher Umwallung w u rd e d e r Kopf der Festung von d ie se r westlichen Seite gesch tz t . Der Umfang' der ganzen Burg misst ber 1200 Schritte und die Breite 70 bis 80 S chritte . Innerlich sind zwei para lle l laufende Beihen Vertiefungen und Gruben erkennbar. Die oberste Beihe zhlt 26, d ie un tere bloss 20. Am umfangreichsten und tiefsten sind d ie an den beiden Enden s ic h tb a re n .

    Da dieser G eb irgsabhang fast ganz aus Urthonschiefer. der bloss hie und do r t dem Glimmerschiefer s ic h nhert und selten in ihm b e r g e h t , zusammengesetzt i s t , so konnten wiegen der milden Beschaffenheit der Felsa rt s e h r leicht in dieselbe gerum ige und wohnliche B ehausungen gehauen, eingetieft und z u r Aufnahme sowie als Z u f lu c h tso r t vieler Menschen eingerichtet werden. Die schtzenden Wolmhiit- ten des Asyles sind lngst verschwunden, z e rb r c k e l t e s Felsgerll, mit dnnem Gras und ppigem M oose berwuchert, erfllt die Gruben und deu te t leise noch auf i h r e Stellen hin. Nur die mchtigen ussern Wlle und B ol lw erke sind noch ziemlich gut erhalten , ein sprechender Beweis von Anstrengung und Kraft r s t ig e r Menschenhnde. N a c h d e m wir die Lage nach der H im m elsgegend mit Hilfe d e r Magnetnadel untersucht und bestimm t, den Umfang um schritten und genau bezeichnet hatten , forschten wir ber den U rsp rung der vorliegenden Fes tung . Das Resultat der U ntersuchung ist im Satelliten, d e m Beiblatte der Krnst. Z e i tu n g Nr. 12, 13 und 14, 1850, verffentlicht worden.

    1849.

    Ein durch anarchische Zerwrfnisse t r a u r ig e s , fr manche vorhandene und gesammelte Alterthmer S iebenbrgens hchst verderbliches Jahr. Hirnloser und b l in d e r Aufruhr. Baub und Zerstrung bezeichneten dasselbe. S o w u rd e die bedeutende Sammlung der merkwrdigsten A l te r th m e r zu E n y e d ein Opfer dam aliger Volkswutli, und e b e n s o wurde auch dasjenige, w a s Graf Kemeny seit v ie len J a h re n mit Vorliebe, Eifer und m it g rossen Auslagen aus d e r archologischen Unterwelt unse re s Vaterlandes gesammelt, zu G e r e n d theils entwendet, the ils vernichtet, so namentlich 4 0 0 0 Stcke rmischer Mnzen, w elche a u f dem Boden der e in s t ig e n rmischen Stadt Salinae , dem heutigen T h o rn b u rg , seit den letzten 30 Jahren n a c h und nach ausgegraben u n d gefunden worden sind.

    Die prachtvollen Gebude des Grafen Gyulai in Maros-M / \m A+i m i/ l rlrko T o / l i c l o i i D lrrkn TNJrtnfco in 7 o n n r)rk i> an \ l l lo t l

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    und schne L u s tg r te n mit marmornen antiken Statuen, Basreliefs, Inschrift-Altren u. m. A. luxuris ausgeschmckt waren, haben eine beklagenswrdige, besonders aber des Letztem eine gnzliche Zerstrung erlitten.

    Manche beginnende und erfreulich wachsende archologische S a m m l u n g , wie z. B. j e n e des evangelischen Gymnasiums in Schssburg, ward von den Rebellen beraubt und zerstreu t; manches kostbare Denkmal, z. B. wie jenes von Georg Apaffi, dem Vater des siebenbrgischen Frsten Mi c h a e l A p a f f i , in Malemkrog w a rd schmhlich verstmmelt.

    Nach so lchen tatschlichen Vorgngen und durch die tglich immer hufiger sich wiederholenden Gerchte von Raub, Brand und Zerstrung musste ich besorgt werden um meine e ig e n e archologische Sammlung, die ich mit einer gewissen V o rl ieb e , nicht ohne Aufopferung und Kostenaufwand seit m e h r als vierzig Jahren rastlos zusammengebracht, und die dadurch mir lieb und besonders auch in geschichtlicher Hinsicht w e r th und theuer gew orden ist. Was war zu thun? Meine a n t i k e , besonders numismatische Sammlung, gegen 2 0 0 0 altrmische und g r ie c h isc h e , grsstentheils silberne M nzen , dazu noch die reichsten und kostbarsten Gold- und Silberstufen, wurden, dem treuen Schoosse der Erde ver trauend , bei Nacht und N ebe l von mir selbst im Hausgarten v e rg rab e n . Nicht selten kam ich nun aber dadurch bei dem hufigen Zuspruch der Insurgenten auf dem Pfarr- hofe manchmal in nicht geringe Verlegenheit, indem mehrere von den Anfhrern der Rebellen von meinen Collectionen wussten oder g e h r t , einige von ihnen dieselben wohl auch gesehen hat ten . Diesen gestand ich bei der Nachfrage wegen meiner h bschen Sammlung, dass ich die Alterthmer, aus B esorgn iss , dieselben knnten in dieser unfriedlichen Zeit leicht S c h a d e n leiden, vergraben habe, ohne brigens den Ort der B eerd igung selbst genau zu bestimmen.

    In d ieser hchst bedenklichen Zeit erfreute nichtsdestoweniger s ich mein Museum eines nicht unbedeutenden Zuwachses: e rs t l ich erhielt ich aus d e n Trancheen und von den aufgeworfenen Redouten whrend der Belagerung von Karlsburg d u rc h einen Insurgenten - Officier eine Anzahl dort ausgegrabener und gefundener rm ischer Bronze- und Silbermnzen von den Antoninen, von Severus Alexander, Maximinus, Gordianus, Philippus u. m. A. Von dem ltern Philippus befindet sich sogar dabei eine Mnze mit PROV1NCIA DACIA A. I. und mit der V. und XIII. Legion auf Fahnen, daneben mit dem Adler, der einen K ranz im Schnabel hlt, und mit den L w en bezeichnet und in Dacien geprgt. Einen zweiten Z uw achs erhielt mein Cabinet durch den Ankauf von drei aus Gyps ungemein kunstvoll angefertigten eilf Zoll hohen S ta tu e t te n in altschsischer Tracht, einen ehrwrdigen M ann mit vollem Barte, mit d e r schsischen Toga bekleidet, vorstel lend, dann eine l te re Matrone und eine jngere Frau, beide in Feierkleidern und mit altem gediegenen schsischen Schmuck reich decorirt .

    In Folge des bedauerungswrdigen Schicksals des gelehrte n und patriotischen Benigni von Mildenberg's er wurde nmlich durch die Rebellen whrend Hermannstadts beklag e n s w e r t e r Einnahme ermordet ward ein Theil seiner wissenschaftlichen Hinterlassenschaft an den Meistbietenden verussert. Da ich nun w u s s te , dass Benigni ein grsser F reund der Alterthumskunde so wie der Wissenschaft berhaup t gewesen, und viel Altertmliches in Siebenbrgen gesammelt und wirklich b esass , so trachtete ich dasselbe nebs t anderm werthvollen oryktognostischen V orrathe, hauptschlich die antiken bronzenen Statuetten rmische und gyptische Hausgtter, Laren und Penaten und andere F ig u re n vermittelst Ankauf zu behaupten, dam it dieselben n ich t in uneingeweihte Hnde gerathen sollten und wieder z e rs treu t wrden. Die vorhandenen sechs Hausgtter stellen v o r : 1 ) einen 7 Zoll hohen Kronos mit der S e n se in der re c h te n Hand, kahlkpfig und langbrtig, unbekleidet, bloss m it einem schmalen Gewnde um den linken Arm gewunden und mit der Hand hal tend ; 2 ) einen 3 Zoll h o h en Neptun m it langem Barte, unbekleidet, mit der linken Hand einen Delphin anfassend und m it dem rechten Fusse au f den Kopf des Delphins tretend; 3 ) ein mnnliches unbekleidetes 3 Zoll g ro sse s Gtzenbild mit dem Widderkopf; 4 ) e in hnliches unbekleidetes 3 ^ Zoll grosses mit dem Sperberkopf; 5 ) einen 2 1/ 3 Zoll grossen nackten Knaben, wahrscheinlich den auf daci- schen Inschriftsteinen vorkommenden Bonvs pver phosphorvs darstellend; 6 ) einen 2 % Zoll grossen brtigen Flussgott in halb liegender Stellung, den rechten Arm um eine Urne geschlungen. Die ndern noch brigen Figuren stellen vor:7 ) einen 3 Zoll grossen Imperator in voller Rstung mit Helm und Panzer, die rec h te Hand hoch an einer Lanze halte n d , die abgebrochen is t , die linke Hand am Parazonium;8 ) einen 3 y 2 Zoll grossen, gehelmten rmischen Legionr im Waffenrock, mit verstmmelten Hnden u n d Fssen;9 ) eine 4 Zoll grosse gyptische Mumie mit Hieroglyphen, aus gebrannter Erde, von grnner Glasur berzogen, deren u n te re r Theil verstmmelt ist; 1 0 ) ein Bruchstck von einem rothgefleckten sehr schnen Marmor, dessen blank geschliff ene Flche noch den geringen Rest einer griechischen Inschrif t

    A ............N E FA A E Si r ' ...........

    m it fast ber zollgrossen Buchstaben enthlt.

    18S0.

    Die bsen Folgen der verderblichen Schule des verflossenen turbulenten Ja h re s verpflanzten sich w e i te r auch a u f das nchstfolgende Ja h r . Zu Anfang August d ieses Jahre s ward durch das k. k. provisorische Strafgericht in Maros- Vsrhely ein Verzeichniss der aus dem reform irten Colleg ium zu U d v r h e l y entwendeten Gold-, S i lb e r - und Kupfermnzen durch die Zeitungen verffentlicht.

  • 102

    Darunter befanden sich 12 Stcke von Gold, 182 aus Silber und 8 3 von Kupfer oder von Bronze, zusammen 2 7 7 Stck M nzen , wobei ein grsser Theil altgriechischer u n d altrmischer Mnzen vorkommt, deren einige auch wohl von bedeutendem W erthe und grsser Seltenheit gewesen se in mochten; da aber die Beschreibung derselben nicht v on einem sachverwandten Kenner verfasst worden ist, so l ss t sich darber n icht viel entscheiden. So viel scheint indessen unlugbar, dass sie zum Theil dem Zeitrume 330 Jahre v o r Chr. Geb. u n d zum Theil 400 Ja h re nach Chr. Geb. anheimfallen; in d ie Zeit Alexander des Grossen und in die Z e i t der rmischen Bepublik, und dann in die viel spteren Z ei tperioden der Constantine. Auffallend erscheint es, dass erster e und die le tz teren so hufig in S iebenbrgen ausgegraben u n d gefunden w e r d e n ; denn ich bin vers ichert, dass auch diese antiken Mnzen in der Umgebung von Udvarhely, wie frher hufig und auch erst jngst gefunden worden sind. Besonders zahlreich erscheinen die kleinen Kupfermnzen. V on den letzteren zhlte die Collection 1 0 Stcke von Constanti- nus M., 20 S t . von Constantius, Constans, Valens u. s. w .

    1851.

    Bei dem Strassenbaue in der f rhem Zarander Gespanschaft, in dem dermaligen Broser Kreise des Halmagyer B e zirkes , w urden von den daselbst beschftigten Arbeitern nchst dem O rte G u r a v o y 52 S t ck kleine altgriechische Silbermnzen nebs t noch einigen anderen Gegenstnden, auch von Silber, entdeckt. Die Mnzen stammen, ohne Ausnahme smmtlich von Apollonia an der illyrischen Meereskste. E s sind nachfolgende:

    1. Die P r g e der Vorderseite stellt das gewhnliche Colonialzeichen, die Kuh ein Kalb sugend, vor. Die K uh ist links gekehrt , oben steht: E E N 0 KAE2 .

    Auf der Bckseite bekommt das Quadrat (Hosti Alcinoi) durch die eingebogenen Seiten vier spitzige Winkel mit d e r Umschrift: A IIO A XA1PHM02.

    Die b r igen Mnzen zeigen alle denselben Typus und bloss hinsichtlich der Magistratsnamen einige Verschiedenheit, deren 2 0 Varianten hier folgen :

    2. A P I S T N ) ( . . NQ23. . . K P A T H 2 ) ( . . KNOS4. IAI2TIN) (

  • 103

    Staunenswertlies: kleinwinzige Geschirre , Schlchen, Schs- selchen, H s c h c h e n , ein 1 Zoll g r sse r Br oder Eber und dgl. m. 3. E in e vierseitige Pyramide mit einem Querloche und oben a b g e s tu tz t . Sie besteht aus rothgebranntem Thone, von 6 " Hhe und 3 % " Weite an der Basis. Der Gebrauch

    derselben ist uns nicht bekannt. Mit eifier hnlichen, nur e tw as kleinerenPyramide, welche stark und schwarz gebrannt und in Reussmarkt von einem dortigen Bach ausgewaschen w orden ist, vermehrte gtigst ein guter Freund meine alter- thmliche Sammlung. (Fortse tzung folgt.)

    Baudenkmale im Kreise n./d. Wiener-Walde.

    Von Ed. F r e i h e r r n v . S a c k e n .

    berreste gothischen Styles

    Von d en zahlreichen Ortschaften des Kreises unter dem W iener-W alde h a t fast die Hlfte go th ische Kirchen oder wenigstens e inze lne Theile, welche diese Bauart zeigen. Freilich sind n u r wenige aus der b es se rn Zeit dieses Styles zu Ende des XIII. und im XIV. Jahrhundert , wo derselbe sich in schnster B l the entfaltete, sondern bei weitem die meisten gehren d e r Verfallsperiode d e r zweiten Hlfte desXV. Jahrhunderts a n , welche Zeit besonders baulustig war, was sich aus d en Verhltnissen des Landes unter der langen Regierung K a ise r Friedrichs IV. erk l r t . Die Bauten dieser Zeit haben e in en ganz eigenthmlichen, allen gemeinsamen Charakter u nd w eichen meist nur in Einzelheiten von demselben ab; die A nlage bleibt, wenn sie n icht durch besondere rtliche V erhltn isse bedingt wird, dieselbe. Das frher bliche QuerschifT, w e lc h e s die Kreuzesform d e r Kirche hervorbringt, verschwindet,und dieKirche besteht b loss aus zwei,meist gleich hohen R u m e n , dem Schiffe mit g le ich hohen Abseiten und dem dreiseitig aus dem Achteck geschlossenen Chore. Kleine Kirchen s ind einschiffig, nur selten i s t das Schiff zweitheilig mit einer P fe ile rre ihe in der Mitte. Die frher organisch gegliederten, mit Halbsulen als T r g e r der Gewlbsrippen versehenen P fe i le r sind achteckig u n d die Bippen der meist zusammengesetzten Kreuzgewlbe, welche mannigfache Figuren, oft ein ganzes Netzwerk bilden, tre ten ohne Vermittlung aus den Pfeilern hervor, verlaufen auch ebenso an den Umfangsmauern, welche dadurch kahl und leer erscheinen. Die Gliederung der Rippen is t flach und grtig, mit breiter Hohlkehle. Die Fenster, d e re n Gewnde wenig gegliedert sind, haben ein mehr decoratives, als durch geometrische Construction gebildetes M assvverk, in dem die sogenannte Fischblasenfigur ein Kleeblattbogen, dessen verlngerte und gekrmmte Schenkel in eine Spitze zusammenlaufen eine Hauptrolle spielt. An den Thren werden oft geschweifte Spitzbogen (sogenannte Eselsrcken) angewendet, d ie S tbe durchkreuzen s ich und stehen hufig auf hohen, v e rz ie r te n Sockeln. Das L aubw erk wird durch zu eckige, k le in liche Motive berladen und ist conventioneil. Die Hauptschnheit der gothischen Architektur, welche in dem lebend igen Organismus des Ganzen, dem durchgngigen Ppinein des Aufsfrehens und d e s Auflsens dpi* Massen

    bes teh t und vorherrschend auf constructiver Grundlage beruht, geht mehr oder weniger in der Verfallszeit verloren, die Bauwerke werden schwerflliger und massenhafter, die Mauerflchen unbelebt und k ah l , whrend sich andererseits eine gewisse berladung in d e r Decoration zeig t. So erhalte n auch die Strebepfeiler nur eine einfache Bedachung statt d e r frheren Spitzsulen und die viereckigen Thrme das hohe Satteldach. Bei dem gemeinsamen Charakter der Kirchenbauten dieser Zeit lohnt es sich oft keines detaillirten Eingehens, besonders b e i den kleinen, einfachen, wie sie auf dem Lande angetroffen werden. Zudem sind die meisten m e h r oder weniger modernisirt, ihrer schnsten Zierde d e r spitzbogigen F en s te r mit Stabwerk, der Pfeilercapitleu. s. w. beraubt und durch Zubauten verndert. Man kann wohl sagen, dass die sogenannten Verschnerungen und Bestaurationen der neuen Zeit mehr an gothischen Denkmalen ze rs t r t haben, als d e r Zahn der Zeit; besonders war das vorige Jahrhundert h ie rin thtig. Wie sehr w re es daher zu wnschen, dass Restaurationen im ursprnglichen Baustyle und mit mglichster Schonung der noch vorhandenen berre s te vorgenommen wrden! Bei dem regen In teresse, welches die Alterthumskunde in weiteren Kreisen gefunden, bei den grossen Fortschritten, welche die Kenntniss des gothischen Styles gemacht hat und bei dem U m stande, dass unse re Zeit keinen so ausgeprgten, ihr eigenthmlichen Baustyl hat, den sie berall anwenden knnte, wrie diess in frheren Zeiten der F a ll w ar , steht es zu hoffen, dass vorkommenden Falles das Denkmal als solches in seiner geschichtlichen und knstlerischen Bedeutung gewrdigt und die Ausbesserungen von diesem Standpunkte aus vorgenommen werden.

    Die folgende Aufzhlung ist keine vollstndige, indem ich manche Denkmale zu sehen noch nicht die Gelegenheit hatte und gewiss an vielen Orten, wo man es g a r nicht ver- muthen wrde, noch berreste des gothischen Styles vorhanden sind; ich behalte mir vor, in einem sp te ren Nacht r a g das Fehlende zu ergnzen *)

    *) Es werden in demselben unter anderm besprochen w e r d e n d ie Kirchen in a u m g a r t e n , D r e i s t t t e n , F u r t h , G l o g g n i t z , G u m p o l d s - i - ;.. k n n ^ u ;; h a i r f i n n .n m M s t a c I,