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Aus dem Inhalt: Johannes XXIII. Seite 2 Patriarch Bartholomaios Seite 6 Orth. Kloster in Österreich Seite 8 Neues österr. Islamgesetz Seite 9 Theologie an Universitäten Seite 11 St. Georgs-Gemeinde Seite 13 Kultur Seite 15 Stadtgeschichte Istanbul Seite 16 29. Jahrgang November 2014 Im Blick auf den kommenden Papstbesuch in Istanbul: Erinnerungen an die ersten Schritte einer Annäherung zwischen Rom und Konstantinopel © Nathalie Ritzmann

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Aus dem Inhalt:

Johannes XXIII. Seite 2Patriarch Bartholomaios Seite 6Orth. Kloster in Österreich Seite 8Neues österr. Islamgesetz Seite 9Theologie an Universitäten Seite 11St. Georgs-Gemeinde Seite 13Kultur Seite 15Stadtgeschichte Istanbul Seite 16

29. Jahrgang November 2014

Im Blick auf den kommenden Papstbesuch in Istanbul:Erinnerungen an die ersten Schritte einer Annäherung zwischen Rom und Konstantinopel

© Nathalie Ritzmann

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St. Georgs-Blatt 2November 2014 Gedanken

Am 10. Oktober 2014 hielt der ÖkumenischePatriarch Bartholomaios einen bemerkenswertenVortrag in Istanbul anlässlich der Heiligsprechungvon Papst Johannes XXIII. Der Patriarch hat gerne Prälat Nikolaus Wyrwollden italienischen Originaltext für eine deutscheÜbersetzung zur Verfügung gestellt und auch diefreundliche Zustimmung für eine teilweise Ver-öffentlichung im St. Georgs-Blatt, das seine Heilig-keit selbst immer wieder liest, gegeben. Zum kom-menden Andreasfest, an dem auch Papst Franzis-kus teilnimmt, wollen wir den Blick des Patriar-chen auf Papst Johannes festhalten.

© Nathalie Ritzmann

Dieses Wort der Frohen Botschaft des Evangelis-ten Johannes stellt uns Johannes den Täufer vorAugen, den Vorläufer, der das Kommen unseresErlösers Jesus Christus ansagt, des Erlösers derWelt, der ein für alle Mal die gefallene Menschheitbefreit. Mein verehrter Vorgänger seligen Anden-kens Patriarch Athenagoras hat dieses Wort derFrohen Botschaft prophetisch auf Angelo GuiseppeRoncalli bei dessen Wahl auf den Heiligen Stuhldes Alten Rom als Papst Johannes XXIII. gedeutet.

Prophetisch war das wirklich. Johannes XXIII.,Heiliger unserer römisch-katholischen Schwester-kirche, wurde wirklich in seiner Kirche zumVorläufer des Willens des Vaters, „dass alle einsseien” …

3. Schon bevor er in unsere königliche StadtKonstantinopel kam, war er seit 1925 als Bischof

von Aeropolis Apostolischer Delegat in Bulgarien.Es waren Jahre großer Umwälzungen in Bulgarienund in ganz Europa, nach dem Großen Krieg 1914-1918. Der Zerfall der großen Reiche fördertevielfältigen Nationalismus. Das machte AngeloRoncallis Aufgabe besonders delikat. Auch dieKirchen werden vom Nationalismus angesteckt.Wir nennen diese irrige Entwicklung Philetismus,eine Osmose von Nationalismus und religiösemGlauben, mehrfach verurteilt von den Synoden desÖkumenischen Patriarchates schon seit dem Endedes 19. Jahrhunderts.

4. Das war nicht das einzige Problem: damalswaren auch die Kontakte zwischen Orthodoxenund Katholiken nicht gerade idyllisch. DieOrthodoxen sahen in jedem Schritt des Visitatorsdie Gefahr des katholischen Proselytismus, dieKatholiken sahen in den Orthodoxen einfachSchismatiker. Angelo Roncalli vermeidet in dieservergifteten Atmosphäre jeden Schritt, der als Ein-mischung verstanden werden könnte. Er bewegtsich eigentlich nicht wie ein Diplomat. Er wirktecht priesterlich, seelsorglich mit den verschiede-nen katholischen Kommunitäten und mit denOrthodoxen …

Angelo Roncalli wird (von Rom) aufgefordert,alle Kontakte mit Nicht-Katholiken zu vermeiden,die über pure Höflichkeit hinausgehen. AngeloRoncalli hält den Gehorsam hoch und heilig, gibtaber der Höflichkeit eine neue Dimension: dieLiebenswürdigkeit. Er ist überzeugt: für einenDialog mit den Orthodoxen muss man weg vonden Verurteilungen, von der Verachtung, vomGehabe der Überheblichkeit, wir müssen uns alsKinder eines Vaters sehen. Angelo Roncalli rebel-liert gegen diese Vorurteile, er folgt seinemHerzen. In jenen Jahren beginnt seine Freund-schaft mit dem armenischen Patriarchen StepanosHovaghimian, Erzbischof von Nikomedien, imExil in Bulgarien. Die Freundschaft hält für immer.

6. Die Begegnung mit dem Osten führt AngeloRoncalli zu vertiefter Kenntnis der Kirchenväterund zur Überzeugung: je mehr wir uns gemeinsamden Quellen nähern und die Treue zum Evangeli-um unsere Lebensmitte wird, desto mehr nähern

Es kam ein Mann, von Gott gesandt, sein Name war Johannes (Joh 1,6)

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3 St. Georgs-Blatt Roncalli und die Orthodoxie November 2014

wir uns einander. Für ihn sind Respekt, Freund-schaft, Liebenswürdigkeit wichtig. Er sieht denanderen als Bruder und Christ: „Katholiken undOrthodoxe”, sagt er, „sind nicht Feinde, sondern Ge-schwister, haben den gleichen Glauben, teilen diegleichen Sakramente, besonders die gleiche Eucha-ristie … Vergessen wir die alten Kontroversen. Je-der soll in seinem Bereich daran arbeiten, die Ge-schwister zu stärken. Wir kommen von unterschied-lichen Wegen, aber wir treffen uns in der Einheit derKirchen und bilden alle zusammen die wahre undeinzige Kirche unseres Herrn Jesus Christus.”

7. Schon während seiner Zeit in Bulgarien fährt ermehrmals nach Konstantinopel. 1926 besucht er„als Tourist” den Phanar und trifft PatriarchBasilius III., küsst ihm zur Begrüßung die Hand.Der alte Patriarch spürt die Güte, den neuen Geistdes Delegaten aus Bulgarien. Angelo Roncalliknüpft unverhoffte Kontakte. Patriarch Basilius er-klärt ihm seine feste Absicht, den römischen Papstzu treffen und so eine große Sehnsucht der Mensch-heit zu erfüllen: die Einheit der Kirche… „Dieserbrüderliche und optimistische Geist in unserenBeziehungen wird uns zum ersehnten Ziel brin-gen”, sagt Basilius. Verschiedene Quellen berich-ten von zwei weiteren „inkognito”-BesuchenRoncallis beim Ökumenischen Patriarchen.

8. Als Angelo Roncalli 1934 als ApostolischerDelegat für Türkei und Griechenland nach Istanbulversetzt wird, kennt er schon gut „die orthodoxenBrüder” (wie er zu sagen pflegte). Er wird Titular-Erzbischof von Mesembria. Seinen Stil behält erbei. Er erkennt die gewaltigen Veränderungen in

der modernen Türkei und passt sich an. Er lerntauch Türkisch, vor allem arbeitet er diskret weiteran der Zusammenführung der Menschen und derKulturen. Er weiß genau: die heutige Türkei wardas Land des großen Aufblühens des Christentumsin den ersten Jahrhunderten. Er bereist dieses Landganz. Konstantinopel, Sitz des ÖkumenischenPatriarchen, ist ihm Anlass für weitere nützlicheBegegnungen, er spürt die Probleme des Patri-archates in jenen Jahren „am Rand des GoldenenHorns voller verrosteter Schiffe und Schrott”, wieer detailliert und mit tiefem Bedauern schreibt.

9. 1935 entsendet Angelo Roncalli zwei Klerikerzum Begräbnis von Patriarch Photios II., trägt denSchmerz der Großen Kirche mit. 1936 ist er selbstanwesend bei der dramatischen Einführung vonPapst Benjamin I. Bei dem üblen Schauspiel „fühl-te ich Verstörung und Mitleid für die Große Kir-che”. Seine Kontakte mit der Orthodoxie werdenimmer intensiver. Sowohl zum Tod von Pius XI.wie zur Wahl Pius XII. sendet der ÖkumenischePatriarch Benjamin I. einen persönlichen Vertreterin die Bischofs-Gottesdienste in der KathedraleSt. Esprit. Das sind Früchte des feinen Netzwerks,das Angelo Roncalli in jenen Jahren gewebt hatte.Auch der armenische Patriarch hatte persönlicheVertreter entsandt, Angelo Roncalli macht einenGegenbesuch bei Patriarch Mesrob in Kumkapı.

10. So wurde der erste offizielle Kontakt desVertreters des Hl. Stuhls mit dem ÖkumenischenPatriarchen Benjamin I. am 27. Mai 1939 möglich.Mit großer Feierlichkeit wurde Angelo Roncalli imPhanar empfangen. Basilius ging ihm entgegen,umarmte ihn und sagte lateinisch „Haec est diesquam fecit Dominus” (das ist der Tag, den der Herrgemacht). Sehr präzise schreibt Roncalli in seinTagebuch: „Die Fragen Widervereinigung oder sohaben wir nicht berührt, jedem Stolperstein sindwir ausgewichen. Unser Gespräch war lebendigund wichtig: Apostolat des Friedens durch alleLeiter der Kirchen und Konfessionen, Studien derByzantinistik, Jahrhundertfeier des hl. Vladimir –alles mit gegenseitigen guten Eindrücken.“

11. In den Istanbuler Jahren besucht Angelo Ron-calli natürlich auch Heybeliada / Chalki und ihrangesehenes Theologisches Institut, nimmt an derhl. Liturgie teil und notiert: „Gefühl großer Liebe

Angelo Roncalli in Bulgarien (1925)

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St. Georgs-Blatt 4November 2014 Roncalli und die Orthodoxie

zu diesen Griechen, die vom gleichen Licht Jesu er-leuchtet sind, die die Gottesmutter so lieben wie wir.”Und doch mit zarter Trauer: „Warum sind wir nichtschon längst vereint in der heiligen Intimität derEinen Kirche wie sie Jesus Christus gegründet hat?”

12. Besonders intensiv muss die Erinnerung an denBesuch Angelo Roncallis 1936 auf dem BergAthos sein. Ich glaube, er ist der einzige Papst, derdie Mönchsrepublik aus der Nähe kennt. Und er istbegeistert. Für ihn hat die Freundschaft den erstenPlatz, nicht die Streitpunkte. Ein Ereignis ist – vordem Hintergrund der ständigen Polemik jenerJahre – Zeichen großherzigen Denkens und starkerSpiritualität: Im Kloster wird er durch die Ikono-stase an den Tabernakel geführt, das Artophorion,er ist bewegt, er ist erregt, er wirft sich auf dieKnie vor den erstaunten Blicken seiner Begleiter.Im Tagebuch: „Wir alle glauben aktiv, erkennenund verehren Christus gegenwärtig unter diesenGestalten. Kein Zweifel: auch hier ist Christus,nicht ein orthodoxer Christus, verschieden voneinem katholischen Christus, sondern ebenChristus.”

13. Roncallis Jahre in Istanbul sind Kriegsjahre,Zweiter Weltkrieg. Er ist in ausgezeichneterVerbindung mit der jüdischen Gemeinde in Istan-bul, nutzt erfolgreich seinen ganzen Einfluss, rettetviele Juden vor dem sicheren Tod, gelegentlichsein eigenes Leben riskierend. Die neutrale Türkeiist Tummelplatz der Spione aus allen Richtungen,ein frenetischer Schmelztiegel diplomatischer Ak-tivitäten. Er bewegt sich wendig, schüttelt immer

wieder seine Verfolger ab, lässt keine Gelegenheitaus, wenn Mitmenschen Hilfe, Unterstützung,Rettung brauchen.

14. Im Blick auf seine Jahre in Istanbul erinnernwir uns an seine Eingriffe in Griechenland, wodamals Grieche-Sein und orthodox-Sein als Einesempfunden wurde. Auch hier setzt er sprechendeZeichen. 1938 stirbt der orthodoxe Erzbischof vonAthen, Roncalli besucht den Aufgebahrten in derKathedrale. Dann trifft er den neuen Erzbischof,privat, aber überaus herzlich. Es gelingt ihm, dieSeeblockade, die Griechenland im Würgegriff hat,zu sprengen durch ein fein gesponnenes diplo-matisches Spiel mit den englischen, deutschen, ita-lienischen Generalstäben. Es gibt im Blick aufdieses Spiel so eine Überlieferung … Für ihn alsItaliener und Gesandten des Papstes war es ganzund gar unmöglich, den orthodoxen Erzbischofvon Athen zu treffen. So fand er einen Trick: diebeiden trafen sich ganz zufällig im Fahrstuhl einesAthener Wohnblocks. Der Fahrstuhl war zufälligso lange kaputt, bis die beiden das Notwendige be-sprochen hatten zur Hilfe für die hungernde Be-völkerung. Als die Seeblockade tatsächlich ge-lockert wurde, verstanden auch die Griechen, werAngelo Roncalli war.

15. Angelo Roncalli verließ Konstantinopel vierJahre bevor der orthodoxe Erzbischof von AmerikaAthenagoras als Patriarch in den Phanar einzog.Ob sich die beiden getroffen haben, wissen wirnicht. Dass die beiden eine hohe gegenseitigeWertschätzung hatten, ist sicher. Die reifen Erfah-

Treffen von Papst Paul VI.mit Patriarch Athenagoras in Jerusalem

Angelo Roncalli gemeinsam mit den Priestern von Istanbul

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5 St. Georgs-Blatt Roncalli und die Orthodoxie November 2014

rungen Roncallis in Bulgarien, in der Türkei und inGriechenland waren der Motor für die großen öku-menischen Aktivitäten, die die römisch-katholi-sche Kirche aus ihrer streng abgegrenzten Stellungin die christliche Welt hinausführte. Er wurde zumPapst gewählt, als es in der westlichen Kirchegärte. Sie nannten ihn Übergangspapst, er wurdeVorläufer. So hatte ihn schon ein anderer Vorläuferhier in Istanbul genannt. Angelo Roncalli hat das2. Vatikanische Konzil einberufen, um im Lichtder Tradition das Leben der Kirche ins Heute zuöffnen. Er stellte an erste Stelle die Barmher-zigkeit, den Dialog, die Einheit und den Frieden –damals so bedroht wie heute.

16. Papst Johannes hat in großem geistlichemRahmen sein Leben als Priester und Bischof gelebtin Ganzhingabe an die Frohe Botschaft unseresHerrn. Er war nicht nur „der gute Papst”, „der ein-fache Papst”. Seine Gutmütigkeit und Schlichtheitkamen aus der Kraft des Evangeliums, aus großerErkenntnis und sorgfältig abgewogenen Gesten.Die Spiritualität des hl. Franz von Assisi, desPoverello, war Sprengkraft für Roncallis Leben,Liebe ohne etwas zu verlangen, Liebe in JesusChristus. Und Liebe für alle! Zu Pfingsten 1944lud Bischof Angelo seine Katholiken in Istanbulein: „Fühlt euch nicht anders als eure orthodoxen,protestantischen, jüdischen und muslimischen Ge-schwister, gläubige und ungläubige. Denkt daran:Im Licht der Frohen Botschaft hat die finstere Lo-gik der Spaltung keinen Bestand. Jesus ist gekom-men, um alle Barrieren nieder zu reißen.”

17. Angelo Roncalli ist ein Mensch des Glaubens.Sein Wahlspruch „Gehorsam und Frieden” ist ihmLebens-Maxime als Priester. UneingeschränkterGlaube im Blick auf Gott, Gehorsam im Blick aufdie Vorsteher, die das jeweils Größere vorstellen.Auch wo er sich von seinen Vorgesetzten alleingelassen fühlt, gehorcht er in einer Kenosis, die ihnzum Zeugen Christi macht in der Nachfolge Chris-ti. Mit äußerster Opferbereitschaft gehorsam in al-lem und für alles, aber auch als Prophet des Frie-dens, der von Gott kommt. In jedem Momentseines Lebens sieht er den Frieden als GeschenkGottes, und gibt diese Erfahrung weiter in seinemAppell an die Mächtigen dieser Erde in der Kuba-krise - die Enzyklika „Pacem in terris”.

18. Er ist ein Mann der Einheit, Vorläufer der gro-ßen Momente nach ihm: Sein Nachfolger lässt sei-nen Traum von einem Treffen in Jerusalem wahrwerden, 1964 treffen sich Paul VI. und Athena-goras. Unser geliebter Bruder in Rom Franziskusund meine Wenigkeit haben diesen Beginn im Mai2014 als Zeugen neu sichtbar gemacht.

19. Papst Johannes empfängt 1962 die Beobachterbeim Konzil im Vatikan und vertraut ihnen an:„Wie könnte ich die zehn Jahre in Sofia vergessenund die zehn Jahre in Istanbul und Athen? Ich hatteviel Austausch mit Christen unterschiedlicherGeistigkeit. Wir haben keine Diskussionen geführt,sondern wir sind achtungsvoll miteinander umge-gangen. Ihre wertvolle Anwesenheit hier bringtmein Priesterherz in tiefe Bewegung. ... ich geste-he Ihnen, dass mein Herz brennt, ich möchtearbeiten und leiden, damit die Stunde sich nähert,in der sich für alle das Gebet Jesu beim LetztenAbendmahl realisiert.”

20. Als Johannes XXIII. stirbt, schreibt PatriarchAthenagoras: „Die ganze orthodoxe Welt und be-sonders der Ökumenische Thron und der, der ihninnehat, trauern beim Tod dieses wunderbaren Ar-beiters im Weinberg des Herrn, der gekämpft hatfür die Einheit und für die Zusammenarbeit derKirchen.” Athenagoras erklärt vor der Synode:„Wir wären so gern nach Rom gegangen, um denPapst zu umarmen, mit ihm zu weinen wegenunserer langen Trennung, um unsere Trauer überdas Vergangene zu zeigen, und unsere Freude aufdie Zukunft.” …

Vollständiger deutscher Text auf der Homepage unsererGemeinde http://www.sg.org.tr/gemeinde

II. Vatikanisches Konzil

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St. Georgs-Blatt 6November 2014 Papstbesuch in Istanbul

Als „wichtiges Zeichen der Verbundenheit vonOrthodoxer und Katholischer Kirche” wertet derÖkumenische Patriarch von Konstantinopel,Bartholomaios I., den Besuch von Papst Franzis-kus Ende November zum Andreasfest in Istanbul.Zugleich warnte der Patriarch im Gespräch mitösterreichischen Journalisten im Phanar in Istanbulvor überhöhten Erwartungen. Es werde beim Papst-besuch keine spektakulären Gesten geben. Die De-klaration, die beim Besuch im Phanar von PapstFranziskus und Patriarch Bartholomaios unter-zeichnet wird, werde aber ein wichtiger Wegsteinin den Beziehungen zwischen beiden Kirchen sein.

Die bald 1.000-jährige Trennung der beidenKirchen sei nicht von heute auf morgen zu über-winden, sagte der Ersthierarch der OrthodoxenKirche. Es sei noch nicht einmal 60 Jahre her, dassman sich gegenseitig eher als Feinde denn als Brü-der verstanden habe. Dafür sei in den vergangenenJahrzehnten schon viel Positives passiert. Freilichbrauche es nun auch substanzielle Fortschritte,mahnte der Patriarch ein.

Enttäuschung über Dialog-Blockaden

Er zeigte sich in diesem Zusammenhang enttäuschtüber die jüngste Vollversammlung der Internatio-nalen Kommission für den offiziellen theologi-schen Dialog zwischen katholischer und orthodo-xer Kirche in der jordanischen Hauptstadt Amman.Bei der Dialogrunde im September war es nicht ge-lungen, ein gemeinsames Dokument zu den Grund-fragen der Kirchenverfassung zu verabschieden. Inden Diskussionen stellte sich heraus, dass in derFrage des Primats – und damit der Rolle des Bi-schofs von Rom in der Weltkirche – die ernsthaftenMeinungsunterschiede nicht überwunden werdenkonnten, obwohl alle katholischen – und sehr vieleorthodoxe – Delegierte für den Text waren.Bartholomaios räumte in diesem Zusammenhang„innerorthodoxe Schwierigkeiten” ein. Das St.Georgs-Blatt hat über diese Auseinandersetzungenmit dem Mokauer Patriarch ausführlich berichtet.(vgl. Georgsblatt März 2014)

Erfolgreicher sei hier schon seine Begegnung mitPapst Franziskus im vergangenen Mai in Jerusa-

lem gewesen, führte Patriarch Bartholomaios wei-ter aus. Und es sei ihm auch ein echtes Anliegengewesen, bei der Inthronisation des neuen Papstesim März 2013 in Rom mit dabei zu sein. Genausohabe er auch keine Sekunde gezögert, im vergan-genen Juni zum vom Papst initiierten Friedens-gebet in den Vatikan zu reisen, zu dem FranziskusIsraels Staatspräsident Shimon Peres und Palästi-nenserpräsident Mahmud Abbas geladen hatten.

Papst kommt zu den Andreasfeiern

Papst Franziskus wird im Rahmen seines Türkei-Besuchs am Samstag, 29. November, aus Ankarakommend in Istanbul die Hagia Sophia und diebenachbarte Sultan-Ahmet-Moschee (Blaue Mo-schee) besuchen.

Anschließend wird der Papst in der katholischenSaint-Esprit-Kathedrale eine Messe feiern. Andiesem Gottesdienst wird auch Patriarch Bartho-lomaios teilnehmen. Im Anschluss folgen eineökumenische Andacht in der orthodoxen Georgs-kathedrale sowie eine private Begegnung von Pat-riarch und Papst im Phanar, dem Sitz desPatriarchen.

Am Sonntag, 30. November, dem Andreasfest,wird Papst Franziskus an der Göttlichen Liturgie inder Georgskathedrale teilnehmen. Vom Balkon desPhanar aus wird Papst Franziskus dann gemeinsammit Patriarch Bartholomaios I. den Segen erteilenund anschließend eine gemeinsame Erklärung mitdem Ökumenischen Patriarchen unterschreiben.

Im Gespräch mit den österreichischen Journalistenwies Patriarch Bartholomaios darauf hin, dassnach Paul VI. auch Johannes Paul II. (1979) undBenedikt XVI. (2006) an den Bosporus gekommenseien. Die beiden letztgenannten – wie auch nunFranziskus – unternahmen diese Besuche jeweilsbald nach ihrem Pontifikatsbeginn. Ein deutlichesZeichen dafür, so Patriarch Bartholomaios, dassRom im Ökumenischen Patriarchat den Schlüsselfür gelingende Beziehungen zwischen Orthodoxerund Katholischer Kirche sieht.

Seit der Zeit Pauls VI. reisen alljährlich auchhochrangige Delegationen aus Rom und Konstan-

Papst in der Türkei: Patriarch Bartholomaios zuversichtlich

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7 St. Georgs-Blatt Papstbesuch in Istanbul November 2014

tinopel zu den Patronatsfesten der jeweils anderenKirche (Rom: Petrus und Paulus, 29. Juni; Kon-stantinopel: Andreas, 30. November).

Patriarch: Deutliche Fortschritte in den vergangenen Jahren

Durch die Politik der Regierung von Recep TayyipErdoğan hat es in der Türkei für die christlicheMinderheit zwar deutliche Fortschritte gegeben,bis zur Gleichberechtigung ist es aber noch einweiter Weg. Das war der Tenor des oben bereitserwähnten Gespräches. Die griechisch-orthodoxeKirche habe in den vergangenen Jahren u.a. einigeBesitztümer zurückbekommen, sagte der Patriarch.

Die türkischen Behörden hätten in den vergan-genen Jahren auch einigen ausländischen Metro-politen die türkische Staatsbürgerschaft verliehen.Nach türkischen Vorschriften darf das Patriarchen-amt nur von einem türkischen Staatsbürger beklei-det werden. Und nur durch die Verleihung derStaatsbürgerschaft kann sichergestellt werden,dass es geeignete Kandidaten für den nächstenÖkumenischen Patriarchen gibt.

Im Hinblick auf die Wiedereröffnung des ortho-doxen Priesterseminars auf der Insel Heybeliada(griech. Chalki) zeigte sich der Patriarch wie auchschon die Jahre zuvor vorsichtig optimistisch.Dass von Seiten der Türkei immer wieder als Vor-bedingung der Wiedereröffnung die Situation derMuslime in Griechenland ins Treffen gebracht wird,wurde von Bartholomaios allerdings kritisiert.

Der türkische Staatspräsident Recep TayyipErdoğan hatte erst vor kurzem wieder als Gegen-leistungen Griechenlands für eine Wiedereröff-nung des Seminars den Bau bzw. die Renovierungvon Moscheen in Athen gefordert. Er befürworte

den Bau einer Moschee in Athen, sagte PatriarchBartholomaios, doch er könne darauf keinenEinfluss nehmen. „Als türkische Bürger wollen wirhier in der Türkei die gleichen Rechte wie alleanderen und nicht in Geiselhaft für die schwierigentürkisch-griechischen Beziehungen genommenwerden”, so der Patriarch wörtlich und weiter:„Wir wollen keine Bürger zweiter Klasse sein.”

Patriarch Bartholomaios wies in diesem Zusam-menhang auch auf türkische Zeitungskommen-tatoren hin, die mit dem Vorschlag hatten auf-horchen lassen, dass die türkische Regierung einstarkes Zeichen setzen könnte, wenn sie noch vordem Türkei-Besuch von Papst Franziskus EndeNovember die Wiedereröffnung von Chalki erlau-ben würde.

Das Seminar sei für das Patriarchat aber jedenfallseine Überlebensfrage, hielt der Patriarch fest.Chalki stand für eine theologische und spirituelleAusbildung im Sinne einer offenen und einladen-den Kirche, die sich ökumenisch und im interre-ligiösen Dialog engagiert.

Deutsche Reformationsfeiern 2017:Patriarch würde gerne kommen

Auf das für 2016 anberaumte Panorthodoxe Konzilangesprochen meinte der Patriarch, dass er sichdavon große Fortschritte für die orthodoxeKirchenfamilie erhoffe. Die orthodoxe Kirche seikeine nur in die Vergangenheit ausgerichteteKirche – „wir sind kein Museum”. Sie sei vielmehr eine lebendige Kirche, die sichauch aktiv den Herausforderungen der Modernestellen wolle.

Zum Reformationsjubiläum 2017 sagte der Patri-arch, dass er bereits eine Einladung der Evan-gelischen Kirche in Deutschland zu den Feierlich-keiten erhalten habe. Er würde dieser Einladungauch gerne nachkommen. Er hoffe zudem, dassauch Papst Franziskus kommen werde.

Dann wäre das Jubiläum auch ein starkes Zeichenfür das gemeinsame Bemühen um jene Einheitunter den Christen, die der Kirche von Christus heraufgetragen sei.

Istanbul, 29.10.14 (nach KAP)

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St. Georgs-Blatt 8November 2014 Orthodoxe Kirche in Österreich

Der burgenländische Seewinkel wird Standort desersten orthodoxen Klosters in Österreichs: DieDiözese Eisenstadt stellt dafür – einer Bitte desgriechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kar-damakis) folgend – ein Grundstück in St. Andräam Zicksee zur Verfügung.

Das neue Klostergebäude soll sich in seiner archi-tektonischen Gestaltung „harmonisch in die Land-schaft” einfügen und von bis zu zehn orthodoxenMönchen bewohnt werden. Ein Zeitplan für dieRealisierung des Projektes liegt noch nicht vor.Die Klostergemeinschaft erhalte von MetropolitenArsenios jedenfalls den Auftrag, aktiv im Sinneeiner ökumenischen Begegnung vor Ort zu wirken,hieß es in einer diözesanen Aussendung. Der Eisen-städter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics habemit seiner Entscheidung den jüngsten Aufruf vonPapst Franziskus umgesetzt, sich in der Ökumene„nicht mit Trennungen abzufinden, sondern sichdem Dialog und der Begegnung zu öffnen”.

Ortspfarrer Sebastian Augustinov und die Mitglie-der des Pfarrgemeinderates der Pfarre St. Andräam Zicksee haben ihre volle Unterstützung für die-ses Projekt zugesichert und freuen sich, in naherZukunft christliche Mitbrüder einer Schwester-kirche willkommen zu heißen. Patriarch Bartho-lomaios selber wird zum Abschluss seines Öster-reichbesuches Anfang November der Gemeindeeinen Besuch abstatten und dabei das Grundstückbesichtigen.

Ort des Gebets und der Begegnung

Wenn alles gut geht, dann könnte das erste ortho-doxe Kloster in Österreich schon in gut einem JahrRealität sein. So zuversichtlich zeigte sich Metro-polit Arsenios Mitte Oktober im Gespräch mit„Kathpress”. Im November sollen die baubehörd-lichen Schritte eingeleitet werden, parallel sei erschon auf der Suche nach einer passenden Mönchs-gemeinschaft. Die neuen orthodoxen Mönche imBurgenland sollten Deutsch sprechen und öku-menisch aufgeschlossen sein.

Das neue Kloster solle demnach ein Ort des Gebetsund der Begegnung mit Gott und den Mitmen-schen werden, so Arsenios. Es stehe allen ortho-

doxen Gläubigen in Österreich, darüber hinausaber auch allen anderen Christen undInteressierten, offen. Er erhoffe sich von demKloster auch neue Impulse in der Ökumene, so derMetropolit von Austria.

Patriarch Bartholomaios I. besucht Österreich

Der eigentliche Grund für den Besuch des Öku-menischen Patriarchen Bartholomaios I. von 6. bis11. November in Österreich ist das 50-Jahr-Jubiläum der Stiftung Pro Oriente. Am Sams-tag, 8. November, findet um 10 Uhr ein ökumeni-scher Festgottesdienst in der Schottenbasilika(Freyung 6, 1010 Wien) statt. Um 11.30 Uhr folgtein Festakt im Großen Festsaal der UniversitätWien (Universitätsring 1, 1010 Wien). Beim Fest-akt werden neben Patriarch Bartholomaios I. auchder koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II.,der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheitder Christen, Kardinal Kurt Koch, und KardinalChristoph Schönborn das Wort ergreifen.

Im Vorfeld seines Besuchs würdigte der orthodoxePatriarch von Konstanantinopel gegenüber österre-ichischen Journalisten in Istanbul die Verdiensteder Stiftung Pro Oriente, die seit ihrem Bestehenganz wesentlich zur Versöhnung und zum Dialogzwischen orthodoxer und katholischer Kirchebeigetragen habe. Er hob zugleich auch dieBemühungen des Wiener orthodoxen MetropolitenArsenios (Kardamakis) hervor, der sich sehr umden weiteren Aufbau der orthodoxen Kirche inÖsterreich bemühe. Dank schulde die Orthodoxiedabei dem Staat Österreich und den Kirchen imLand, die die orthodoxe Kirche auf vielfältigeWeise unterstützen würden, sagte der Patriarch.

Darüber hinaus wird der Patriarch mit Bundes-präsident Heinz Fischer und Kardinal ChristophSchönborn zusammentreffen, an einer ökumenis-chen Gedenkfeier in Carnuntum für die Opfer derChristenverfolgungen von der Antike bis zurGegenwart teilnehmen, das Grab von MetropolitMichael (Staikos) am Wiener Zentralfriedhof auf-suchen und Gottesdienste mit den griechisch-orthodoxen Gläubigen feiern.

Eisenstadt, Wien, Istanbul, Oktober 2014 (nach KAP)

Erstes orthodoxes Kloster Österreichs entsteht im Burgenland

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9 St. Georgs-Blatt Christlich-Muslimisches Forum November 2014

Im Oktober 2014 wurde vom österreichischenKultusamt dem Nationalrat ein Gesetzesentwurfübermittelt, durch den das Islamgesetz aus demJahr 1912 neuen Erfordernissen angepasst werdensoll. Einige Bestimmungen sind aus rechtlichenoder faktischen Gründen überholt, andere ent-sprechen nicht mehr den heutigen Erfordernisseneines modernen Rechtsstaats, vor allem durch einesehr weitreichende und unbestimmte Verordnungs-ermächtigung. Der Ministerialentwurf nennt des-halb als Ziel des neuen Gesetzes die Herstellungeiner mit anderen Kirchen oder Religionsgesell-schaften formal gleichwertigen Rechtslage fürislamische Religionsgesellschaften entsprechendden Besonderheiten des Islam.

Grundsätzliche neue Regelungen

Zur Erlangung dieses verbesserten Rechtszustan-des sollen drei grundsätzliche Maßnahmen dienen:- Die Schaffung eines Regelungsrahmens für dieäußeren Angelegenheiten, da es bisher nur Inter-pretationen auf der Grundlage allgemeiner verfas-sungs- und religionsrechtlicher Normen gibt.- Die Schaffung von Regelungen vergleichbar derkategorialen Seelsorge (Bundesheer, Justiz,Krankenhäuser)- Die Einrichtung von islamisch-theologischenStudien, orientiert an jener der evangelischenKirche.

Von Seiten der österreichischen Integrationspolitikwird dabei betont, dass es keinen Widerspruch ge-ben dürfe, sich zugleich als Muslim und Österrei-cher zu fühlen. Daher sollen mit diesem neuen Ge-setz sowohl Rechte wie auch Pflichten für die isla-mischen Religionsgesellschaften definiert werden.Zu den Rechten gehören neben der akademischenAusbildung für geistliche Amtsträger auch derSchutz religiöser Feiertage, Rechtssicherheit fürFriedhöfe, das Recht zur Berücksichtigung reli-giöser Speisevorschriften, zu den Pflichten sollenMeldepflichten für zentrale Ereignisse sowieDarlegung der zentralen Glaubensinhalte und -quellen gehören.

Das Kultusamt will mit diesem Entwurf eineeuropäische Vorreiterrolle Österreichs im Hinblick

auf die Integration von Muslimen und die Aner-kennung des Islam weiterführen, aber auch denEinfluss aus dem Ausland auf religiöse BelangeÖsterreichs einschränken. Die Vorarbeiten undEckpunkte für die Novellierung wurden imDialogforum Islam schon im Jahr 2012 durch dasStaatssekretariat für Integration begonnen.

Muslime im heutigen Österreich

Derzeit leben laut jüngsten Schätzungen ca.570.000 Muslime in Österreich, was ca. 7% derGesamtbevölkerung entspricht. Für sie bestehen inÖsterreich gegenwärtig zwei Islamische Religions-gesellschaften:a) Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Öster-reich (IGGiÖ – Anerkennung 1979)b) Die Islamische Alevitische Glaubensgemein-schaft in Österreich (ALEVI – Anerkennung 2013)

sowie eine Islamische Bekenntnisgemeinschaft:Die Islamisch-schiitische Glaubensgemeinschaft(SCHIA – Anerkennung 2013)

Religionsgesellschaften haben u. a. das Recht,Religionsunterricht in den Schulen zu erteilen.Weiters ist der „Kirchenbeitrag” von der Steuerabsetzbar und die Kultstätten sind von der Grund-steuer befreit.Bekenntnisgemeinschaften haben die Möglich-keit, das Glaubensbekenntnis in Dokumente ein-tragen zu lassen (z.B. in das Schulzeugnis, sodassKinder damit nicht mehr „ohne Bekenntnis” sind.)

Daneben bestehen hunderte Vereine, die Moscheenu. ä. betreiben. Dabei gibt es Vereine, die „Hilfs-vereine” oder „Vorfeldvereine” einer Religions-gesellschaft sind und solche, die in keinem Nahe-verhältnis zu einer Religionsgesellschaft stehen.

Kritische Stimmen

Während unbestritten ist, dass ein neues Gesetzschon seit längerer Zeit dringend erforderlich istund viele neue Punkte auch mehrheitlich begrüßtwerden, finden sich in den Reaktionen auch man-che kritische Stimmen. So haben etwa namhafteTheologen sowie Religions- und Verfassungs-rechtler in einer gemeinsamen Stellungnahme

Neues Islamgesetz für Österreich

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St. Georgs-Blatt 10November 2014 Christlich-Muslimisches Forum

Kritik an zentralen Punkten dieses geplanten neuenGesetzes geübt. Sie kritisieren u.a. ein den Textdurchziehendes Misstrauen gegenüber Muslimen,Bestimmungen zur Finanzierung und zur theolo-gischen universitären Ausbildung.

Generell halten die Theologen und Rechtsexpertenfest, dass der Abschluss der Novellierung in einePhase globaler Krisen und Kriege sowie intensiverpolitischer Emotionen falle, die von Entsetzen undAbscheu über die Aktivitäten der Terror-Miliz„Islamischer Staat” im Irak und in Syrien geprägtsind, sowie von der Angst vor Anschlägen in Euro-pa. Es werde zwar von staatlichen Organen betont,dass Muslime in diesem Kontext nicht unter einenGeneralverdacht gestellt werden dürfen. Es beste-he aber dennoch die Versuchung, in gewisserWeise die lokalen muslimischen Gemeinschaftenkollektiv haftbar zu machen für die Taten einerOrganisation, die sich auf den Islam beruft.

In diesem schwierigen Umfeld bedürfe die Novel-lierung des Islamgesetzes einer „besonders kühlenNüchternheit und Sorgfalt”, damit das neue Ge-setz zur Integration der Bevölkerung mit musli-mischer Zugehörigkeit als gleichberechtigte Bür-ger beitragen kann.

Wörtlich heißt es in der Stellungnahme: „Das neueIslamgesetz soll als Dokument von kluger Weit-sicht in die Geschichte des Umgangs des österre-ichischen Staates mit der muslimischen Minderheiteingehen, nicht als Zeitdokument einer krisen-haften politischen Situation.”

Die Rechts- und Religionsexperten halten fest,dass der Passus des Vorrangs allgemeiner staatli-cher Normen vor religiösen Regeln und Lehren sonur im geplanten Islamgesetz festgeschrieben sei.Dies könne als „Ausdruck eines besonderen Miss-trauens” gegenüber den Muslimen im Unterschiedzu anderen Religionsgruppen verstanden werden.Diesem Eindruck könne abgeholfen werden, wennder Gesetzgeber nicht im Gesetzestext, sondern inden ergänzenden Materialien auf diesen Vorrangverweist, so wie dies beispielsweise auch imIsraelitengesetz der Fall sei.

Das Verbot einer Finanzierung aus dem Auslandfällt ebenfalls auf wenig Gegenliebe der Experten.Diese gesetzliche Maßnahme stelle „eine Ungleich-

behandlung der islamischen Glaubensgemein-schaften in Österreich gegenüber anderen staatlichanerkannten Religionsgesellschaften bzw. eineDiskriminierung einer einzelnen Religionsge-meinschaft dar”. Um dieser Ungleichbehandlungabzuhelfen, sei ein Gebot der Transparenz finan-zieller und anderer Zuwendungen aus dem Aus-land für alle staatlich anerkannten Religions-gesellschaften zu verankern.

Skeptisch sehen die Wissenschaftler auch die ge-planten Regelungen für eine islamisch-theologi-sche Ausbildung an der Universität Wien. Ange-sichts des Bestehens zweier islamischer Religions-gesellschaften und der zukünftigen Möglichkeitder Anerkennung einer weiteren zwölferschiiti-schen sei die Unklarheit zu beseitigen, welcherGemeinschaft welcher Anteil des Lehrpersonalszugerechnet wird.

Die Bestimmung, dass die Islamischen Religions-gesellschaften eine „Darstellung der Lehre ein-schließlich eines Textes der wesentlichen Glau-bensquellen (Koran)” in deutscher Sprache vor-weisen müssen, sei ebenfalls skeptisch zu be-werten. Sachlich sei dieses Gebot nicht zu recht-fertigen, da hier die komplexen Auslegungs-prozesse religiöser Quellen nicht berücksichtigtwerden, heißt es in der Stellungnahme.

Schon zuvor hatte der Vorstand des Instituts fürReligionsrecht der Universität Wien, Prof. RichardPotz, erklärt, er halte es für ausgeschlossen, dasseine einheitliche Koran-Fassung gelingen könnte.(vgl. Georgsblatt 10/2014)

Kritik der Islamischen Glaubensgemeinschaft

Kritik kommt aber auch von der IslamischenGlaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ).Diese war zwar zuvor mit den Entwürfen befasstgewesen, hatte aber dann anscheinend die rascheWeiterentwicklung unterschätzt. Mitte Oktoberlehnte nun der Oberste Rat als höchstes Gremiumder Glaubensgemeinschaft die Novelle in der der-zeit vorliegenden Form ab. Um Konflikte geradeim Blick auf die Aleviten zu vermeiden, empfiehltdie IGGiÖ ein eigenes Alevitengesetz.

Nach Parlamentsmaterialien sowie Kathpress

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11 St. Georgs-Blatt Christlich-Muslimisches Forum November 2014

Die traditionsreiche jährliche Tarabya-Konferenzder Deutschen Botschaft Ankara zum interre-ligiösen Dialog hatte in diesem Jahr die Eugen-Biser-Stiftung in München zum Partner gewonnenund konnte herausragende Vortragende zur Frage-stellung anbieten, ob und welchen Platz christlicheund islamische Theologie an deutschen und türki-schen Universitäten habe.

Ein erster Fragenkreiswidmete sich theore-tischen Grundlagen.Prof. Halis Albayrakvon der UniversitätAnkara wies auf diedrei islamischen Quel-len von Botschaft,Verstand und fünfSinnen als Wissens-quellen hin, die somit

durchaus für eine Weiterentwicklung auch desreligiösen Wissens stünden und zeigte gerade fürdie Türkei auf, dass auch der Staat eine Verant-wortung dafür habe, dass eine stete Erneuerung desGlaubens möglich bleibt. Da Religion einen wich-tigen Teil des Lebens der Bürger berühre, habe derStaat die Pflicht zur Ermöglichung einer akademis-chen Theologie.

Prof. Richard Heinzmann, Universität Münchenund Eugen-Biser-Stiftung, zeigte den deutschenKontext aus der Entstehung vom Mittelalter herauf. Im Blick auf die Neutralität des Staates sei dieheutige gesellschaftliche Relevanz zu erfragen.Wenn Universität auf das Ganze schauen wolle,dürfe sie sich nicht auf rein Messbares reduzieren.Keine Einzelwissenschaft könne ja Orientierungoder Werte vermitteln. Aber auch Religion müsseselbst immer wieder auf innerweltliche Absichtenwie die Machtfrage gesehen werden; von daher seidie Darlegung des Wesentlichen einer Religion imuniversitären Umfeld ein sehr grundlegender Ort.Dort wo man durch Ausschaltung einer univer-sitären Theologie die rationale Verantwortung vorder Öffentlichkeit als vernachlässigenswert sehe,bestehe die Gefahr des Ersatzes der Religion durchIdeologien.

In einem zweiten Kreis zeigte Prof. Peter Antes,Hannover, die historische Entwicklung derTheologie an der Universität in Deutschland auf,wo es weiterhin viele theologische Fakultäten gibt,anders als in Frankreich (mit der historisch beding-ten Ausnahme Straßburg) oder Italien, aber auch inSkandinavien, wo die Hinwendung zur Religions-wissenschaft unter Ausklammerung des Glaubenserfolgte. Auch er wies darauf hin, dass der moder-ne Rechtsstaat ein vitales Interesse an der Frucht-barmachung der religiösen Werte und der Unter-bindung von fundamentalistischen Strömungenhabe. Die ursprünglich an christliche Kirchen ge-bundene Bekenntnisorientierung müsse es heuteauch für neu entstehende bekenntnisgebundene is-lamische Studien geben, die eine andere Aufgabehätten als die neutrale Religionswissenschaft. DenUniversitäten komme zwar eine Qualitätskontrollezu, für die Bekenntnisorientierung seien aber kom-petente Beiräte erforderlich, die auch von denGlaubensgemeinschaften angenommen werden.

Der ehemalige Präsident des Diyanet, Prof. AliBardakoğlu, zeigte auf, dass die Republik Türkeizwei verschiedene Epochen durchlebt habe, vorund nach 1982, und dass nun möglicherweise eineneue dritte Epoche beginne. In der ersten Zeit derRepublik sei die 1925 neu geordnete islamischeTheologie in Istanbul im Jahr 1933 mangels Be-darfes geschlossen worden. 1949 sei es dann zueiner Neugründung an der Universität Ankara ge-kommen, da man wieder eine 5jährige akademi-sche Ausbildung für leitende Religionsbediensteteals notwendig ansah. Acht vierjährige islamischeHochschulen ergänzten in den folgenden Jahr-zehnten in der Türkei diese zentrale Ausbildungs-form. Nach der großen türkischen Hochschul-reform wurden sie 1982 ebenfalls in Fakultätenumgewandelt, viele weitere Neueröffnungen folg-ten, sodass es heute in der Türkei 88 theologischeFakultäten gebe. Das führe manchmal auch zueinem Wettbewerb um die Vergabe akademischerGrade, sodass das Diyanet-Amt vor der Betrauungmit Ämtern wie dem Müftülük zusätzliche Weiter-bildungen zur Qualitätskontrolle vorsehe. Geradetheologische Fakultäten seien aber auch eine wich-tige Hilfe gegen totalitäre Formen der Religion,

Christliche und Islamische Theologie an der Universität

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St. Georgs-Blatt 12November 2014 Christlich-Muslimisches Forum

die den Islam für andere Zwecke missbrauchen.Sie machen bei klarer Beachtung von Glaubens-grenzen aber auch auf den Zeit- und Ortsfaktor inder Religion aufmerksam und ermöglichen so aucheinen neuen Blick auf die Zeitgemäßheit tradierterFatwas. Heute dienten die türkischen theologi-schen Fakultäten drei Zwecken: Der Ausbildungvon Religionsbediensteten, von Religionslehrernsowie von akademischem Fachpersonal.

Interessante Gespräche in der Mittagspause, etwaüber Fragezeichen in Kreisen des Diyanet zum neu-en Entwurf des österreichischen Islamgesetzes,brachten für mich selbst manches Bedenkens-werte. Natürlich kann man auch ungewohnte Fra-gen stellen, etwa dahin, ob manche in Ansätzen zufindende Überlegungen der Konzentration auf dieinnerösterreichische Glaubensgemeinschaft Paral-lelen zeigten zur bis vor kurzem eingeschränktenSicht der Türkei auf eine nur innertürkische Auf-gabenstellung des Ökumenischen Patriarchatesoder ob die Akzeptanz einer weltweiten Verflech-tung einer Glaubensgemeinschaft, wie sie in derkatholischen Kirche besteht und für die kleine aus-ländische katholische Kirche der Türkei wichtigist, da stärker durch das landeskirchliche evange-lische Modell ersetzt würde.

Die Praxisreflexionen des Nachmittags konkreti-sierten die theoretischen Ausführungen des Vor-mittags. Prof Ömer Özsoy von der UniversitätFrankfurt gehört als türkischstämmiger Theologeeinem der vier neu gegründeten Zentren für isla-mische Theologie an. Er vertrat ganz klar einedeutsche universitäre Ausbildung für die Muslimein Deutschland, die etwa 5% der Bevölkerung aus-machten. Seit etwa fünf Jahren fördert das Bundes-ministerium für Bildung und Forschung Zentrenfür Islamische Theologie an den vier StandortenMünster/Osnabrück, Tübingen, Frankfurt/Gießenund Nürnberg-Erlangen. Gegenwärtig seien etwa70% der Studierenden Mädchen, es gäbe auch eini-ge nicht-muslimische Studierende, denen diesesStudium (mit Ausnahme des Lehramtes) ebenfallsoffen stehe.

Prof. Ali Dere von der Universität Ankara, leiten-der Diyanet-Mitarbeiter und ehemaliger DITIB-Vorsitzender in Deutschland, sprach über Erfah-rungen mit dem Unterrichtsprogramm für deutsche

Studenten der islamischen Theologie an türkischenUniversitäten im Rahmen des neuen Studienlehr-ganges Internationale Theologie. Dieser Studien-gang besteht seit 2010 mit einer Stipendienförde-rung. Für etwa 750 Studierende wird nach einemVorbereitungsjahr für Arabisch ein vierjährigerStudiengang angeboten, an dem etwa 30% derFächer auch in arabischer Sprache unterrichtetwerden. Neben der wissenschaftlichen Ausbildungsollen aber auch früher eher weniger beachteteBereiche wie „Seelsorge” („manevi rehberlik”)zum Tragen kommen. Meine Diskussionsfrage, obdas deutsche und das türkische Modell komple-mentär oder eher gegensätzlich zu sehen seien,konnte nur eingeschränkt beantwortet werden. ZurZeit steht jede Form eher für sich.

Ein drittes spannendes Modell wurde von derbekannten Ankaraner Professorin Mualla Sel-çuk vorgestellt. Sie hatte seit dem Jahr 2007 an derUniversität Ankara einen vierjährigen Studiengang„Weltreligionen” angeboten, der in seiner Offen-heit, auch mit nichtmuslimischen Gastvortragen-den, beispielhaft war. Leider besteht dieser Stu-diengang nur mehr in den beiden oberen Jahrgän-gen und ist somit wohl im Auslaufen, da der tür-kische Hochschulrat YÖK für die letzten beidenStudienjahre ohne Angabe von Gründen keineneuen Studienplätze genehmigt hat.

Prof. Thurner von der Universität Münchenfasste dann nochmals den Beitrag der universitärenTheologie für die Gesellschaft am Beispiel derchristlichen Theologie in Deutschland in vierThesen zusammen, wobei er auch hervorhob, dassdie ehemalige Hauptaufgabe theologischer Fakul-täten in der Ausbildung von Amtsträgern heute einMinderheitenprogramm sei. Das sei aber beimheutigen Wandel religiöser Kultur und der schwin-denden Bedeutung von Institutionen auch eine gro-ße Chance gerade für dafür offene theologischeFakultäten, die sich nicht in abgeschottete Schre-bergärten zurückziehen dürften, sondern in derEntwicklung neuer Module im Austausch mitanderen Wissenschaften aufzeigen können, dass„der freiheitliche säkularisierte Staat von Voraus-setzungen lebt, die er selbst nicht garantierenkann” (Böckenförde 1976).

Franz Kangler CM

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13 St. Georgs-Blatt November 2014St. Georgs-Gemeinde

Sankt Georgs-GemeindeKart Çınar Sokak 234420 Istanbul-KaraköyTel +90 / 212 / 313 49 70Fax +90 / 212 / 249 76 17E-Mail:[email protected]://www.sg.org.tr/gemeinde

Unser Konto für Spenden lautet auf: St. Georgs-Gemeinde - Provinzialat der Lazaristen, Kto-Nr. 0427-02910/00 bei der Bank Austria-CA (BLZ 12000)

IBAN: AT 85 1100 0042 7029 1000 / BIC: BKAUATWW

November 2014Sa 01.11. Allerheiligen (Mt 5,1-12a)

20.00 Uhr Konzertgottesdienst in der Kreuzkirche zum Reformationstag

So 02.11. 10.00 Uhr Gottesdienst zu Allerseelen am Friedhof Feriköy zum Toten-gedenken

Di 04.11. 14.00 Uhr Frauentreff in Moda

So 09.11. 32. Sonntag im Jahreskreis Weihetag der Lateranbasilika (Joh 2,13-22)10.00 Uhr Gottesdienst

Di 11.11. 20.00 Uhr Taizé-Gebet in St. Maria

So 16.11. 33. Sonntag im Jahreskreis (Mt 25,14-30)10.00 Uhr Gottesdienst

So 23.11. Christkönigssonntag (Mt 25,31-46)10.00 Uhr Gottesdienst

Mi 26.11. 19.30 h Vortragsreihe „Gott und die Welt” – Religion und Liberalismusmit Dr. Hans-Georg Fleck in St. Paul

So 30.11. 1. Adventsonntag (Mk 13,33-37I10.00 Uhr Gemeindegottesdienst mit Adventkranzsegnung

Vorschau Dezember 2014Di 02.12. 14.00 Uhr Frauentreff in Moda

Sa 06.12. Weihnachtsbasar im Alman Lisesi

So 07.12. 2. Adventsonntag (Mk 1,1-8)10.00 Uhr Familiengottesdienst

anschl. Nikolausbesuch im TheatersaalAnmeldung der Kinder spätestensbis zum 28. November bei Frau Rita,Gemeindebüro Tel. (0212) 313 49 70.

Di 09.12. 20.00 Uhr Taizé-Gebet in St. Maria

Fr 12.12. 20.00 Uhr Weihnachtskonzert des St. Georg-Kollegs im Kulturforum Yeniköy

P. Claudio Monge OP wurde am Sonntag, 26. Ok-tober als Pfarrer von St. Peter und Paul eingeführt.

Wir gehören als St. Georgs-Gemeinde zur Pfarre St. Peterund Paul und wünschen “unse-rem” neuen Pfarrer Gottes Segenund viel Kraft für seine pastoraleTätigkeit. Wir freuen uns aufeine gute Zusammenarbeit.Gleichzeitig ein herzliches Dankean seinen Vorgänger P. LorenzoPiretto OP, der nun in Izmir tätigist.

AdventkranzbindenSo wie jedes Jahr werden auchheuer wieder in St. GeorgAdventkränze gebunden und am1. Adventsonntag in der Kirchegesegnet.

Interessierte können sich bei Frau Andrea Steiner, Tel.(0212) 251 43 79 oder im Gemeindebüro, Tel. (0212)313 49 70 melden.

Samstag 6. Dezember 201452. Deutscher Weihnachtsbasar in Istanbul

Weihnachtsmarkt auf dem Hof und im Gebäude: ab 12.00 h in der Deutschen Schule: Adventkränze –Antiquariat – Gutes aus Deutschland – Handarbeiten –Schmuck – Tombola – Türkränze – Punsch –Lebkuchen – Kuchenbuffet – Weihnachtsgebäck –Waffeln – kulinarische Spezialitäten aus Deutschland -Aachener Printen

Der Wohltätigkeitsbasar unterstüzt: die sozialeArbeit innerhalb der deutschsprachigen Gemeinschaf-ten, Alten- und Pflegeheime in Istanbul, Waisenhäusersowie andere bedürftige soziale Einrichtungen © Nathalie Ritzmann

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St. Georgs-Blatt 14November 2014 Termine

Katholische deutschsprachige Gemeinde St. Paul34365 Istanbul - Nişantaşı, Büyük Çiftlik Sokak No. 22 Tel. 219 11 91, Fax 240 76 38; E-Mail: [email protected]; http://www.stpaul.de

Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei34435 Istanbul - Beyoğlu, Aynalıçeşme, Emin Camii Sokak No. 30Tel. 250 30 40, E-Mail: [email protected]; http://www.evkituerkei.org

In allen drei Gemeinden gemeinsam gefeierte Gottesdienste und Veranstaltungenkein Gottesdienst in den anderen beiden deutschsprachigen Gemeinden

November 2014

Sa 01.11. 19.30 h Heilige Messe in St. Paul (Allerheiligen)

So 02.11. 10.00 h Gottesdienst zum Totengedächnis am Friedhof Feriköy, anschl. Kranzniederlegung durch die österreichische Generalkonsulin Frau Wendl (s. S. 13)

So 09.11. 10.30 h Heilige Messe in St. Paul (32. Sonntag im Jahreskreis)

So 16.11. 10.30 h Heilige Messe in St. Paul (33. Sonntag im Jahreskreis)

So 23.11. 10.30 h Heilige Messe in St. Paul (Christkönig)

Sa 01.11. 18.00 h Ökumenische Friedensandacht in Tarabya 20.00 h Orgelmesse von Johann Sebastian Bach nach Werken von Martin Luther, Internationaler

Projektchor und zeitgenössischer türkischer Gesang und Tanz in der Evang. Kreuzkirche

Di 04.11 14.00 h Frauentreff in Moda: über Begräbnisse in Istanbul (mit Pfarrerin Ursula August)

Di 18.11. 13.00 h Seniorenkaffee in St. Paul

Mi 26.11. 19.30 h Vortragsreihe „Gott und die Welt” – Religion und Liberalismus mit Dr. Hans-Georg Fleckin St. Paul

Kindertreff in St. Paul: Samstag 01.11, 08.11., 15.11. und 22.11., 10.00 - 13.00 Uhr

Die Termine der Gottesdienste am 30.11. stehen aufgrund des Papstbesuches noch nicht fest!

November 2014

So 02.11 10.30 h Gottesdienst in der Evang. Kreuzkirche

So 09.11 10.30 h Gottesdienst in der Evang. Kreuzkirche

Sa 15.11. 11.00 h Konfirmandenunterricht an der Evang. Kreuzkirche

So 16.11. 10.30 h Familiengottesdienst in der Evang. Kreuzkirche zum Martinsfest:„Miteinander teilen undFrieden stiften”

Mi 19.11. 14.30 h Führung auf dem Evang. Friedhof in Feriköy, mit Erklärung durch Erwin Köhle

So 23.11. 10.30 h Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag mit Abendmahl in der Evang. Kreuzkirche;anschließend Gang zum Evang. Friedhof in Feriköy

Sa 29.11. 14.00 h Erstes Vorbereitungstreffen zum Krippenspiel in der Evang. Kreuzkirche

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15 St. Georgs-Blatt November 2014Kultur

Österreichisches Kulturforum, IstanbulPalais Yeniköy, Köybaşı Caddesi No: 44 34464 Yeniköy - IstanbulTel.: (0212) 363 84 15 Fax: (0212) 223 34 69E-mail: [email protected]: www.bmeia.gv.at/tr/kultur/istanbul

ImpressumSankt-Georgs-Blatt

Aylık yaygın, ahlaki, içtimai ve aktüel dergiİmtiyaz Sahibi: Nejat Günsel

Yazı İşleri Müdürü: Birgül Şahinler

İdarehane: Kart Çınar Sokak 2, TR-34420 Karaköy/İstanbulTel: 0212 313 49 70 / Fax: 0212 249 76 17

OFSET HAZIRLIK: Papirüs basımBASKI: Ada Ofset Matbaacılık Teks. Gıda San. Tic. Ltd. Şti.

Litros Yolu 2. Mat. Sit. E Blok No: (ZE2) 1. KatTOPKAPI - İST. Tel: 567 12 42

Fotoausstellung und KonzertMuammer Yanmaz und die 40 Räuber: Geschichtender AntlitzeVor 10 Jahren gründete der Fotograf Muammer Yanmazdie Fotografen-Gruppe der 40 Räuber. Einige der inzwi-schen über 2000 Mitglieder dieser Gruppe zeigen in derAusstellung Porträt-Aufnahmen. Jedes Gesicht erzähltseine persönliche Geschichte. Um den Schatz im Inne-ren zu öffnen, genügt ein einfacher Satz: „Sesam, öffnedich!”Konzert: Istanbul Wind EnsembleEcesu Sertesen, Klarinette – Elif Yurdakul, FlöteMert Kutluğ, FagottDas Istanbul Wind Ensemble wurde 2011 von erfolg-reichen, jungen MusikerInnen gegründet. Österreichisches Krankenhaus 05.11. -17.12.14Bereketzade Medresesi Sok. No. 7, Karaköy Ausstellungseröffnung: 05.11.; 17.45 hÖffnungszeiten Mo.-Fr.: 09.00-16.00 h

Sa: 09.00-14.00 hKonzert: 05.11.; 18.15 hEintritt frei!

SymposiumOutlook on World War I mit Dr. Gudrun Harrer Der Erste Weltkrieg steht im Mittelpunkt eines hochran-gig besetzten Symposiums des Italienischen Kulturinsti-tuts Istanbul. Für Österreich wird die renommierteNahost-Expertin, Prof. Dr. Gudrun Harrer zum Thema„Dividing the Spoils of the Ottoman Empire: EuropeanPowers in the Middle East” sprechen und hochaktuelleAspekte der Grenzziehung im Nahen Osten nach demErsten Weltkrieg erörtern.Italienisches Kulturinstitut 07.11.; 15.00-20.00 hMeşrutiyet Cad. No. 75, TepebaşıAnmeldung unter: [email protected]ür das Programm Mail an: [email protected]

AusstellungFrom Inner to Outer Shadow Abteilung Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien„From Inner to Outer Shadow” als Titel, sowie dieArchitektur und Lage des Kulturforums standen am Be-ginn dieses Projektes. Der Ausstellungsraum, mit Öff-nungen an beiden Seiten, stellt das zentrale Handlungs-feld dar.Gedanklich bildet der Tisch, die Tafel als Referenz diegemeinsame Plattform als Ort des Austausches, der Ar-beit, des Sozialen aber auch der Sinnlichkeit. Was kannausgetauscht werden und wie vieles fällt unter denTisch. Wo bleibt der Rest, das nicht gesagte? Und zuletztfällt da der Tisch selbst?Kulturforum 13.11.-20.02.15Ausstellungseröffnung mit Performance 13.11.; 19.30 h Öffnungszeiten: Mo.-Fr.: 08.30-16.00 hEintritt frei!

FilmFilmzyklus zum 1. Weltkrieg „Der Stille Berg” – Regie: Ernst GossnerAuf der Hochzeit seiner Schwester Lisl im Mai 1915begegnen einander der junge Tiroler Anderl und die hüb-sche, rebellische Italienerin Francesca. Zwischen beidenentflammt eine Liebe auf den ersten Blick. Doch dieplötzliche Nachricht, dass Italien Österreich-Ungarn denKrieg erklärt hat, zerschlägt die lustige Hochzeits-gesellschaft. Mitten im Granatenhagel und umgeben vonfanatischen Offizieren bewahrt Anderl die Hoffnung aufeine friedliche Zukunft vereint mit seiner Geliebten.Pera Müzesi 23.11.; 18.15 hMeşrutiyet Caddesi No.65, Tepebaşı, Beyoğlu

KonzertJohannes Fleischmann, GeigePhilippe Raskin, Klavier Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate für Klavier undVioline Nr. 35 A-Dur, Stücke von Strauß u.a. stehen aufdem Programms des außergewöhnlichen österreichisch-belgischen Musik-Duos Fleischmann & Raskin.Kulturforum 24.11.; 20.00 hEintritt frei!

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INTERESSANTES AUS DER STADTGESCHICHTE ISTANBULS

WICHTIGE EREIGNISSE DER STADT-GESCHICHTE BYZANTIONS

Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. wurden diegriechischen Kolonialstädte von Osten aus unter-worfen. 513 v. Chr. unternahm der persischeGroßkönig Dareios I. seinen Feldzug und ließ eineSchiffbrücke über den Bosporus errichten.Herodot widmete diesem Brückenbau einen aus-führlichen Bericht: „Ein Gemälde (Die fisch-reichen Fluten des Bosporus) im Hera-Tempel,zeigte Dareios auf einem Thron und das riesigeHeer beim Überschreiten der Brücke.” Danebenerwähnt er auch mehrere Stelen, die vomBrückenbau berichten.

Das Münzsystem von Byzanz wurde um 500 v.Chr. entwickelt. Die Vorderseite der Münzen zeigtein stehendes Rind auf einem Delfin, also die Sym-bole von Fischfang und Landwirtschaft. Es folgtedas Gewichtssystem, das teils dem von Rhodos,teils dem der Perser glich.

Um 400 v. Chr. versuchte der Historiker undHeerführer Xenophon, sich mit seiner rebellischenSöldnergruppe nach Griechenland einzuschiffen.Sein Bericht steht in der Anabasis „Zug der Zehn-tausend”.

Als 340/339 v. Chr. der makedonische KönigPhilipp II. Byzanz vergeblich belagerte, schlossdie Stadt ein Kriegsbündnis gegen ihn unter derFührung Athens. Nach Alexander dem Großen(336-323 v. Chr.) bemächtigte sich der makedonis-che König Lysimachos der Stadt.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. folgte eine Veränderungin der Stadtgeschichte. Die Stadt konnte demDruck der benachbarten makedonischen undbithynischen Königsreiche nicht mehr alleineWiderstand leisten.

BYZANTION ALS POLIS DES RÖMISCHENREICHES

146 v. Chr. wurde Byzanz mit vielen anderenbedeutenden Städten des hellenistischen Ostensdem Römischen Reich unterworfen. Die freie StadtByzantion wurde durch einen Vertrag als eine neuepolis an das Römische Reich gebunden. Polybiusschrieb anerkennend: „Die Byzantiner bewohnenvon allen Menschen unserer Welt am Meer dengünstigsten Platz, was Sicherheit und Wohlstandangeht.”

Als Rom 30 v. Chr. die Herrschaft über Ägyptengewann, verbesserte sich die Versorgungslage derStadt. Der ägyptische Weizen war eine wichtigeBasis für die Entwicklung von Byzanz.

Erst unter Vespasianus (69-79 n. Chr.) wurdeByzanz de iure in die Provinz Bithynia-Pontuseingegliedert.

Unter Hadrian (117-138 n. Chr.) und SeptimiusSeverus (193-211 n. Chr.) häufte sich dieBautätigkeit. Hadrian war der eigentliche Grund-steinleger des „Valens-Aquädukts” (BozdoğanKemeri).

193 n. Chr. hatte Byzanz sich auf die Seite desGegenkaisers Pescennius Niger geschlagen. DieStadt wurde deshalb drei Jahre lang von dem er-folgreichen Septimius Severus belagert und zu-nächst hart bestraft.

Dr. Meryem FındıkgilNächsten Monat: Neuer Name Colonia Antonina, später Konstantinopel.