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Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik I
der Universität Würzburg
Direktor: Professor Dr. med. G. Ertl
Kosten der Nierentransplantation in Abhängigkeit
von der Transplantatfunktion
Inaugural – Dissertation
zur Erlangung der Doktorwürde
der Medizinischen Fakultät
der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
vorgelegt von
Jana Su Steigenberger
aus Stuttgart, D
Würzburg, September 2013
Referent: PD Dr. K. Lopau Korreferent: Prof. Dr. I. Klein Dekan: Prof. Dr. M. Frosch
Tag der mündlichen Prüfung: 21.07.2015 Die Promovendin ist Ärztin
INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung ................................................................................. 1
1.1 Geschichte der Nierentransplantation 1
1.2 Alternativen zur Nierentransplantation 2
1.3 Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion 4
1.4 Die GFR als Marker der chronischen Transplantatnephropathie 6
1.5 Outcome ein Jahr nach Nierentransplantation 8
1.6 Kosten der Nierenersatztherapie 10
2 Fragestellung ......................................................................... 12
3 Patienten und Methoden ....................................................... 13
3.1 Einschlusskriterien 13
3.2 Datenerhebung 13
3.3 Statistische Auswertung 15
4 Ergebnisse ............................................................................. 17
4.1 Einteilung und Zusammensetzung der Gruppen 17
4.2 Verzögerte Aufnahme der Transplantatfunktion in den Gruppen 25
4.3 Anzahl der Dialysen nach Transplantation 26
4.4 Anfallende Kosten für Immunsupressiva 27
4.5 Anfallende Kosten für medizinische Zwischenfälle 28
4.6 Kostenverteilung im ambulanten und stationären Bereich 29
4.7 Kostenverteilung für metabolische Erkrankungen 30
4.8 Abstoßungsreaktionen 31
4.9 Infektionen nach Nierentransplantation 32
4.10 Gesamtkosten im ersten Jahr nach Nierentransplantation 34
5 Diskussion ............................................................................. 36
5.1 Einflussfaktoren auf die Transplantatfunktion 36
5.2 Häufigkeit von Komplikationen nach Nierentransplantation 39
5.3 Zusammenhang zwischen Auftreten von Komplikationen und
Transplantatfunktion nach einem Jahr 43
5.4 Zusammenhang zwischen Auftreten von Komplikationen und Kosten einer
Transplantation nach einem Jahr 48
5.5 Zusammenhang zwischen der Transplantatfunktion nach einem Jahr und
Kosten einer Transplantation 49
5.6 Betrachtung der Nierentransplantation aus ökonomischer Sicht 50
6 Zusammenfassung ................................................................ 55
7 Literaturverzeichnis ............................................................... 57
8 Danksagung
9 Lebenslauf
ABKUERZUNGSVERZEICHNIS
Abb. Abbildung
aHT arterielle Hypertonie
Ak Rej. Akute Abstoßungsreaktion
APD automatisierte Peritonealdialyse
BMI Body Mass Index
BPAR bioptisch gesicherte akute Rejektionen
CAD koronare Herzkrankheit
CAN erstgradige chronische Transplantatnephropathie
CCPD continous cyclic peritoneal dialysis
CKD chronic kidney disease
CMV Zytomegalie-Virus
CV-Ereignis kardiovaskuläres Ereignis
DGF verzögerte Funktionsaufnahme des Organs
Diab. NP Diabetische Nephropathie
DM Diabetes mellitus
IFTA interstitielle Fibrose mit Tubulusatrophie
G-DRG German Diagnosis Related Groups / Diagnosebezogene
Fallgruppen
GFR glomeruläre Filtrationsrate
HD Hämodialyse
HLA Human Leukocyte Antigen
KHK Koronare Herzkrankheit
LSP Lebendspende
MDRD Modifikation of Diet in Renal Disease
MPA Mycophenolsäure
NTX Nierentransplantation
PD Peritonealdialyse
Pm Tx postmortale Spende
PTLD Post-transplant lymphoproliferative disorder
PVD periphere vaskuläre Erkrankung
Stroke Schlaganfall
Tab. Tabelle
TRESAM Transplant European Survey on Anemia Management
Tx Transplantation
USRDS United States Renal Data Systems
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Gruppengröße der 4 Kategorien nach Verteilung der unter-
suchten Personen in Abhängigkeit ihrer Transplantatfunktion .... 18
Abbildung 2: Wartezeit in Monaten ................................................................... 20
Abbildung 3: BMI im Mittelwert ......................................................................... 20
Abbildung 4: Prozentualer Anteil der Dialyseformen vor der Transplantation .. 21
Abbildung 5: Behandlungsformen vor Transplantation (HD=Hämodialyse,
PD= Peritonealdialyse) in der Verteilung auf die 4 Patienten-
gruppen………...…………………………………………………......22
Abbildung 6: Verteilung Lebendspenden und postmortale Spenden in den 4
Stadien der CKD ........................................................................ 23
Abbildung 7: Häufigkeitsverteilung der Vorerkrankungen in der untersuchten
Gruppe ....................................................................................... 23
Abbildung 8: prozentuale Verteilung der Vorerkrankungen in den einzelnen
CKD-Stadien, Stroke=Schlaganfall, PVD= periphere vaskuläre
Erkrankungen , CAD= koronare Herzkrankheit, DM= Diabetes
mellitus, aHT= arterielle Hypertonie ........................................... 24
Abbildung 9: Spendenalter p= 0,000 der CKD- Stadien ................................... 25
Abbildung 10: Verzögert einsetzende Transplantatfunktion in den Gruppen .... 26
Abbildung 11: Anzahl der Dialysen im Mittelwert nach Transplantation in
Abhängigkeit zum Stadium der CKD .......................................... 27
Abbildung 12: Kosten in Jahr 1 post NTx: Komplikationen und Akute Ereignisse
……………………………………………………………………...28
Abbildung 13: Kosten in € im Jahr 1 nach Nierentransplantation (Kruskall-
Wallis p = 0,001) ......................................................................... 29
Abbildung 14: Kostenverteilung in € für die Therapie internistischer
Begleiterkrankungen................................................................... 30
Abbildung 15: Immunolog. Ereignisse in Abhängigkeit von der GFR 1 Jahr nach
Transplantation ........................................................................... 31
Abbildung 16: Verteilung der Infektionen in Abhängigkeit des Stadiums der
CKD..……………………………………………………………….....32
Abbildung 17: Kostenverteilung nach Stadium CKD ambulant und stationär...34
Abbildung 18: Gesamtkosten in Jahr 1 post transplantationem ........................ 35
Abbildung 19: Gesamtkosten 1 Jahr post transplantationem, Gesamt =
43.006 E, CKD°I = 40.194 E, CKD°II = 39.405 E, CKD°III =
45.327 E, CKD°IV = 55.199 E .................................................... 35
Abbildung 20: Kostenverteilung ein Jahr nach Transplantation ....................... 51
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Banff 2007- Einteilung der akuten Abstoßung, Solez et al. [19] ......... 8
Tabelle 2: Einteilung der Gruppen nach GFR-Kategorie im Monat 12 .............. 17
Tabelle 3: Zusammensetzung der vier Gruppen .............................................. 19
1
1 EINLEITUNG
1.1 Geschichte der Nierentransplantation
Die Grundlage und Voraussetzung für eine erfolgreiche Transplantation legte
Karl Landsteiner mit seiner Entdeckung der Blutgruppen 1901. Die ersten Organ-
verpflanzungen erfolgten zunächst im Tierversuch [1]. 1902 wurde die erste Niere
mit Anastomosierung am Hals eines Hundes durch Emerich Ulmann transplan-
tiert und nahm ihre Funktion für fünf Tag auf. Die erste Transplantation vom Tier
auf den Menschen erfolgte im selben Jahr. Einer urämischen Patientin transplan-
tierte Ulmann eine Schweineniere in die Ellenbeuge. Aus technischen Gründen
misslang die Operation [2]. Matthieu Jaboulay implantierte 1906 wie Emerich Ul-
mann die Niere eines Schweines in die Ellenbeuge einer Frau. Diese nahm ihre
Funktion für drei Tage auf, musste dann aber entfernt werden. Technische Ver-
besserungen der Gefäßanastomosierung wurden im selben Jahr von Alexis Car-
rel, einem Pariser Chirurgen, publiziert [3], diese Technik wird nahezu unverän-
dert bis heute angewandt. Die erste Lebendnierentransplantation gelang Michon
im Jahre 1952. Es handelte sich um die Spenderniere einer Mutter für ihren Sohn.
Die Niere funktionierte, jedoch kam es zu einer Abstoßungsreaktion mit Organ-
verlust am 22. Tag nach der Operation [4]. Zwei Jahre später erfolgte die erste,
erfolgreiche Transplantation an eineiigen Zwillingen durch Joseph Murray. Er er-
hielt für diese Leistung 1990 den Nobelpreis für Medizin [1].
Für das Gelingen von Transplantationen zwischen nicht genetisch-identischen
Genträgern war die Entdeckung des human leucocyte antigen (HLA)-Systems
1958 von entscheidender Bedeutung. Auch die Möglichkeit der Immunsuppres-
sion, zunächst mittels der nebenwirkungsreichen Strahlenbehandlung, konnte
die Ergebnisse etwas verbessern. Später wurden dann erste immunsuppressive
Medikamente entwickelt. 1959 führen Robert Schwartz und William Damashek
Experimente über den Wirkstoff 6-Mercaptopurin durch. 1960 wurde die erste
Patientin nach Nierentransplantation damit behandelt. Georg Hitchings führte die
Forschungen zu 6-Mercaptopurin fort und entwickelte im Verlauf den Wirkstoff
2
Azathioprin. Dieser ermöglichte die Transplantation zwischen Geschwistern und
nicht verwandten Personen [2].
1967 wurde die erste europäische Vermittlungsstelle für Organe Eurotransplant
durch J.J. van Rood gegründet. 1968 wurden 11 Nieren über Eurotransplant ver-
mittelt. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Nierentransplantation in
Deutschland war die Zulassung von Ciclosporin A im Jahr 1983. Jean Francois
Borel publizierte erste Ergebnisse bereits im Jahre 1976. 1989 folgte die Einfüh-
rung von Tacrolimus an der Universität of Pittsburgh durch Thomas Starzl. Wei-
tere medikamentöse Entwicklungen folgten. Noch im selben Jahr fanden Studien
über den Einsatz von Mycophenolat-Mofetil durch H. W. Sollinger statt [5]. Die
Weiterentwicklungen in der immunsuppressiven Therapie verbesserten die Er-
gebnisse der Nierentranplantation weiter und machten steigende Transplantati-
onszahlen möglich. So waren es in Deutschland im Jahr 2010 erstmals 2272
postmortale und 665 Lebendspenden. Die Tendenz zur Lebendspende nimmt
weltweit, auch in Deutschland, zu [1].
1.2 Alternativen zur Nierentransplantation
Dialyseverfahren stellen die Alternative zur Nierentransplantation dar. Man un-
terscheidet extrakorporale von nicht-extrakorporalen Verfahren. Zu den extrakor-
poralen Verfahren zählen Hämodialyse, Hämofiltration und Hämodiafiltration. Die
Peritonealdialyse gehört zu den nicht extrakorporalen Verfahren [6].
In Deutschland wurden im Jahr 2006 91.718 Patienten mit einer Nierenersatz-
therapie behandelt (1.114 Patienten pro 1 Million Einwohner), davon 66.508 Pa-
tienten (808 Patienten pro eine Million Einwohner) mittels eines Dialyseverfah-
rens. Unter den Dialysebehandlungen war die Hämodialyse und ihre Varianten
das am häufigsten angewandte Verfahren mit 63.307 Patienten [7]. Diese Ver-
fahren haben eine schlechtere Langzeitüberlebensrate im Vergleich zur Nieren-
transplantation. Innerhalb der verschiedenen Dialyseverfahren konnte kein Ver-
fahren mit einem besseren Langzeitüberleben nachgewiesen werden. Die Ster-
berate liegt bei 15-20/100 Patientenjahren [8].
3
Zur Behandlung des terminalen Nierenversagens ist die Hämodialyse in den
meisten Ländern das dominierende Verfahren [8]. Bei der Hämodialyse wird das
Blut des Patienten über ein Schlauchsystem entnommen und extrakorporal ent-
lang einer semipermeablen Membran eines Dialysators gepumpt. Auf der Außen-
seite dieser Membran strömt gegenläufig Dialysat vorbei. Dieses Dialysat ist aus
Bikarbonat und Elektrolytlösung zusammengesetzt und kann in seiner Konzent-
ration je nach Korrekturfaktor des Blutes variiert werden. Der Stoffaustausch über
die Membran findet durch Diffusion entlang des Konzentrationsgefälles sowie
Konvektion mittels Druckgradienten statt. Als Zugangsweg für die Punktion wird
ein Gefäß mit höherer Flußgeschwindigkeit und größerem Kaliber benötigt. Die
beste Möglichkeit, eine Vene mit größerer Flussgeschwindigkeit und größerem
Druck zu schaffen, ist die arterio-venöse Fistel. Diese stellt eine Kurzschlußver-
bindung zwischen einer Arterie (zum Beispiel der Arteria radialis) und einer Vene
(zum Beispiel der Vena cephalica) dar. Über diesen Shunt wird das Blut zum
Dialysator gepumpt und über eine weitere Nadel wieder zurück in den Patienten
infundiert [6]. Ziel der Hämodialyse ist es, toxische Stoffwechselprodukte zu ent-
fernen, die Volumenhomöostase herzustellen und die Elektrolytkonzentrationen
zu korrigieren [9]. Die meisten Hämodialysen werden dreimal pro Woche über
durchschnittlich vier Stunden durchgeführt [10]. Die häufigsten Komplikationen
sind Shuntthrombosen, Shuntinfektionen, Blutdruckabfälle und Muskelkrämpfe
während der Dialyse sowie selten ein so genanntes Dysäquilibrium-Syndrom mit
zerebraler Symptomatik bei zu raschem Entfernen des Harnstoffs aus dem Ge-
fäßsystem [6].
Bei der Peritonealdialyse (PD) stellt das Peritoneum die semipermeable Memb-
ran zwischen Blut und Dialysat dar. Über einen permanenten Katheter wird Dia-
lysat in die Peritonealhöhle infundiert. Aufgrund der guten Durchblutung der Pe-
ritonealmembran mittels Kapillaren ist ein Stoffaustausch zwischen Blut und in-
fundierter Flüssigkeit möglich. Das Dialysat besteht aus einer osmotisch wirksa-
men Lösung und wird vier bis fünfmal pro Tag ausgetauscht. Das Füllvolumen
beträgt zwischen 1,5 und 2,5 Litern. Harnstoff, Kalium sowie überschüssiges
Wasser diffundieren in die Peritonealhöhle und können mittels des Katheters ent-
4
fernt werden. Eine Variante der Peritonealdialyse, welche einen dialysefreien Ta-
gesablauf ermöglicht, ist die automatisierte Peritonealdialyse (CCPD = „Con-
tinous cyclic peritoneal dialysis“ oder APD = „automatisierte Peritonealdialyse“).
Bei dieser Methode tauscht eine Maschine („Cycler“) die Dialysatflüssigkeit über
Nacht in Intervallen aus [10]. Diese Verfahren kann der Patient zu Hause selb-
ständig durchführen. Bei der intermittierenden PD wird die Dialysatflüssigkeit 3
mal 8 bis 12 Stunden pro Woche in einem Dialysezentrum mit Hilfe einer Peri-
tonealdialysemaschine ausgetauscht. Komplikationen der Peritonealdialyse sind
chronische Alterationen der Peritonealmembran sowie Katheterinfektionen und -
dysfunktionen. Bei längerer Anwendung der Peritonealdialyse kann es zu Verän-
derungen an der Peritonealmembran kommen. Folgen sind veränderte und redu-
zierte Transporteigenschaften der Membran bis hin zum Verlust der Dialysefunk-
tion der Peritonealmembran [10].
1.3 Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion
Parameter zur Bestimmung der Nierenfunktion sind glomeruläre Filtrationsrate
(GFR), Serumkreatinin, Harnstoff und Kreatinin-Clearance. Die GFR ist die Rate,
mit der das Blut in einer bestimmten Zeit durch die Niere gefiltert wird. Sie kann
nicht direkt gemessen werden, sondern wird durch die Messung der renalen
Clearance eines identifizierbaren Markers im Plasma, der durch die Glomeruli
gefiltert und nicht rückresorbiert wird, errechnet [11].
𝐶𝑙𝑒𝑎𝑟𝑎𝑛𝑐𝑒 = 𝑈𝑟𝑖𝑛𝑒𝑥𝑘𝑟𝑒𝑡𝑖𝑜𝑛𝑠𝑟𝑎𝑡𝑒 ÷ 𝑃𝑙𝑎𝑠𝑚𝑎𝑘𝑜𝑛𝑧𝑒𝑛𝑡𝑟𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛 = 𝑢𝑣 ÷ 𝑝
u und p sind die Konzentrationen der Substanz in Urin und Plasma, v die Urinex-
kretionsrate [11].
Durch Alter, Geschlecht und Körpergröße wird die GFR beeinflusst. Bei jungen
Männern beträgt die durchschnittliche GFR etwa 130 ml/min pro 1,73 m², bei jun-
gen Frauen etwa 120 ml/173 m² [12].
5
Es gibt verschiedene Filtrationsmarker zur Bestimmung der GFR. Der gemes-
sene Marker sollte ausschließlich und frei im Glomerulus filtriert werden und nicht
an Plasmaproteine binden oder über die Tubuli sezerniert oder rückresorbiert
werden [13][14]. Es werden sowohl exogene Substanzen wie Inulin, nicht radio-
markierte Kontrastmittel, radiomarkierte Assays als auch endogene Marker wie
Serumkreatinin und Harnstoff zur Messung der GFR und der Nierenfunktion ver-
wendet [12]. Die Kreatinin-Clearance ist jedoch der am häufigsten verwendete
Parameter [13].
Kreatinin ist ein Abbauprodukt der Skelettmuskulatur. Es behält über 24 Stunden
relativ konstante Plasmakonzentrationen proportional zum Körpergewicht
[11][14]. Die Kreatininausscheidung wird hauptsächlich von der glomerulären Filt-
ration bestimmt. Es ist ein kleines Molekül und wird somit frei filtriert [11,13]. Es
bestehen aber Einschränkungen bei der Genauigkeit der Bestimmung der Krea-
tininclearance. Zum einen wird Kreatinin auch über eine proximale tubuläre Sek-
retion ausgeschieden [11], dies gilt vor allem bei höheren Serumkreatininwerten.
Dadurch steigt die Sekretion von Kreatinin bei Nierenschäden und es resultiert
ein zu hoher GFR-Wert. Zum anderen ist die Sekretion von Kreatinin variabel, sie
hängt ab vom Alter, Geschlecht, Fleischkonsum und Muskelmasse und Muskel-
gebrauch. Medikamente wie Cimetidin und Trimethoprim können die Sekretion
von Kreatinin ebenso beeinflussen [12,13,14].
Außerdem können Ungenauigkeiten beim Sammeln von Urin entstehen, diese
sind ausgesprochen häufig. Messungen des 24- Stunden–Sammelurins ermögli-
chen eine Verlängerung der Clearance-Periode, was das Risiko von unvollstän-
digen Harnblasenentleerungen minimiert, die Häufigkeit nicht gesammelter Urin-
mengen aber erhöht [12].
Hieraus resultierte der Wunsch, mit Hilfe rechnerischer Verfahren eine möglichst
genaue Näherung für die Beurteilung der Nierenfunktion zu entwickeln. Es exis-
tieren inzwischen diverse Formeln zur Einschätzung der Nierenfunktion. Die
Cockroft-Gault-Formel und die MDRD- (Modifikation of Diet in Renal Disease)
Formel werden am häufigsten verwendet [15]. In der vorliegenden Arbeit wurde
die GFR mittels der MDRD-Gleichung berechnet, wobei erwähnt werden muss,
6
dass diese Formel zwar häufig verwendet, aber streng genommen nicht für trans-
plantierte Patienten validiert worden ist.
Cockcroft-Gault [16]:
𝐶𝑐𝑟 = (140 − 𝐴𝑙𝑡𝑒𝑟) × (𝐺𝑒𝑤𝑖𝑐ℎ𝑡(𝑘𝑔)) ÷ 72 × 𝑆𝑐𝑟(𝑚𝑔
100𝑚𝑙)
Ccr = Kreatinin-Clearance, Scr =Serumkreatinin
MDRD-Formel [17, 16]:
GFR in ml/min/1,73m² = 170 x· (Serumkreatinin)-0.999 x (Serumharn-
stoff/2.144)-0.170 x (Serumalbumin/10) +0.318 x (Alter)-
0.176 x (0.761 bei Frauen) x (1.21 bei Pat. mit schwarzer
Hautfarbe)
Eine verkürzte Fassung dieser Formel verzichtet auf die Messwerte von Albumin
und Harnstoff, zeigt aber annähernd gute GFR-Bestimmungen wie die komple-
xere MDRD-Formel[17,16]:
GFR (ml/min/1,73m²) = 186 x (Serumkreatinin -1,154) x (Alter-0,203) x (0.742
bei Frauen) x (1.21 bei Pat. mit schwarzer Hautfarbe)
1.4 Die GFR als Marker der chronischen Transplantatnephro-pathie
Häufigste Komplikation nach Nierentransplantation ist die Entwicklung einer
chronischen Transplantatnephropathie, dies entspricht dem uniformen histologi-
schen Bild, welches als Endzustand multipler Schädigungsmechanismen biop-
tisch nachweisbar ist. Im ersten Jahr nach Nierentransplantation entwickeln be-
reits 94% der Nierentransplantatempfänger Veränderungen im Sinne einer erst-
gradigen chronischen Transplantatnephropathie (CAN), von denen wiederum
24,7% später progredient sind [18]. Anhand der Banff- Klassifikation von 2007
wird die chronische Allograft-Nephropathie nach histopathologischen Kriterien
7
und Art der Abstoßungsreaktion eingeteilt. Tabelle 1 zeigt die genaue Einteilung
[19].
Die Diagnose wird mittels Nierenbiopsie gestellt. Diese sollte möglichst frühzeitig
erfolgen, um eventuell therapeutisch eingreifen zu können. Histologisch imponie-
ren chronische Veränderungen mit interstitieller Fibrose, Infiltration von Entzün-
dungszellen, tubulärer Atrophie, Glomerulosklerose und Intimafibrose der arteri-
ellen Gefäße mit konsekutiver Obliteration der Lumina. Durch die daraus resul-
tierende Minderperfusion kommt es zu einem schleichenden Parenchymverlust
mit progressiver interstitieller Fibrose und Tubulusatrophie [19].
1 Normales Gewebe
2 Akute Antikörper vermittelte Ab-
stoßung
Chronisch aktive Antikörper ver-
mittelte Abstoßungsreaktion
I Akute tubuläre Nekrose mit C4d+
Fleck, und minimaler Entzündung
II kapilläre, leukocystische Margina-
tion und/oder Thrombose mit Cd4+
Fleck
III Arterielle Bindung C4d+
glomerulär doppelte Kontur
peritubuläre, kapilläre Vielschichtig-
keit der Basalmembran
Interstitielle Fibrose/tubuläre Atrophie
fibröse arterielle Verdickung C4d+
3 Borderline Veränderung Milde Tubulitis ohne Arteritis
4 Akute T-Zell vermittelte Absto-
ßung
IA signifikante, interstitielle Infiltration
mit Fokus der moderaten Tubulitis
IB signifikante, interstitielle Infiltration
mit Fokus auf schwere Tubulitis
IIA milde bis moderate Intimaarteritis
IIB schwere Intimaarteritis
III transmurale Arteritis, fibrinoide
Nekrose mit Leukozyten Infiltration
8
Chronisch aktive T-Zell vermit-
telte Abstoßungsreaktion
`Chronisch allograft Arteriopathy`
(arterielle Intimafibrose mit mononuk-
leärer Zellinfiltration mit Fibrose, For-
matation einer Neointima)
5 Interstitielle Fibrose und tubuläre
Atrophie
I milde, interstitielle Fibrose mit tu-
bulärer Atrophie
II moderate, interstitielle Fibrose und
tubuläre Atrophie
III schwere, interstitielle Fibrose und
tubuläre Atrophie
6 Andere Läsionen Läsionen ohne Bezug zu Abstoßun-
gen
Tabelle 1: Banff 2007- Einteilung der akuten Abstoßung, Solez et al. [19]
Die GFR gilt als ein möglicher Parameter zur Überwachung der Nierenfunktion
nach Transplantation. Bei Abfall der GFR muss an eine chronische Transplan-
tatnephropathie (CAN) gedacht werden. Deshalb wird die GFR bei Patienten
nach Nierentransplantation regelmäßig bestimmt. Das Serumkreatinin unter-
schätzt die Nierenfunktionsschädigung häufig. Außerdem tritt eine Veränderung
im Serum erst bei weit fortgeschrittener CAN auf [17,21].
1.5 Outcome ein Jahr nach Nierentransplantation
In den Daten der UNOS Scientific Renal Transplant Registry wurden 16.288 Nie-
rentransplantatempfänger im Zeitraum von 1994 bis 1998 erfasst. Die Ergeb-
nisse dieser Studie zeigen, dass 93% der Transplantatempfänger das erste Jahr
überleben. Bei einer Transplantation zwischen Geschwistern mit einer HLA-
Übereinstimmung liegt die Überlebensrate bei 96% zwölf Monate nach Trans-
plantation. Bei Geschwisterlebendspenden mit einer haplotypischen HLA-Über-
einstimmung sind es 94%. Bei postmortalen Transplantationen wurden 35.289
Patienten erfasst. Die Überlebensrate bei dieser Patientengruppe liegt bei 87%.
9
Bei postmortalen Transplantationen mit Übereinstimmung der HLA-Typisierung
liegt die Überlebensrate bei 89% [22].
In neueren Daten des Organ Procurement and Transplantation Network liegt die
Überlebensrate ein Jahr nach Nierentransplantation im Jahr 1998 bei 88,3 % und
im 2007 bei 91,6%. Die entsprechenden Daten der Lebendnierentransplantatio-
nen betragen 94,5 % im Jahr 1998 und 96,6% Im Jahr 2007 [23].
Einfluss auf das Patientenüberleben nach Transplantation nehmen Alter
(p<0.0001), Diabetes mellitus (p=0.0002), Nikotinabusus (p=0.009) und die
Dauer der Dialyse vor Transplantation (p=0.0002), diese Ergebnisse entstam-
men einer monozentrischen Studie der Ohio State University. Hier wurden alle
Patienten, welche zwischen 1984 und 1991 an der Ohio State University trans-
plantiert wurden und mehr als 6 Monate nach Transplantation am Leben waren,
untersucht. Es verstarben 7 % der Patienten ohne Dialyse vor der Transplanta-
tion, 23% derer mit Dialyse weniger als 3 Jahren und 44% der Patienten mit einer
Dialyse mehr als 3 Jahre vor der Transplantation. Der Zusammenhang zwischen
Dauer der Dialyse und Patientensterblichkeit wird auf zwei Faktoren zurückge-
führt, zum einen auf eine höhere Sterberate durch Infektionen bei Patienten mit
Dialyse für mehr als 3 Jahre und zum anderen auf vermehrtes Vorkommen von
Kardiomegalie und linksventrikulärer Hypertrophie [24]. Die Risikofaktoren Alter,
Diabetes mellitus und die verstrichene Wartezeit bis zur Transplantation wird
auch in anderen Studien beschrieben. Ein Beispiel dafür ist die Studie von Rabat
et al. [25]. Diese Studie zeigt, dass das relative Mortalitätsrisiko für Patienten
nach Nierentransplantation um das nahezu Dreifache im ersten Monat ansteigt.
Ein Jahr nach Transplantation ist das Mortalitätsrisiko signifikant reduziert im Ver-
gleich zu Wartelistenpatienten [25].
Diverse andere Studien zeigen, dass das Langzeitüberleben nach Nierentrans-
plantation besser ist als bei Patienten mit einer Dialysebehandlung [ 26, 27].
In der Veröffentlichung von Port el at. steigt das allgemeine Sterberisiko nach
Nierentransplantation im Vergleich zum Verbleib an der Dialyse primär postope-
rativ an, jedoch besteht ein langfristigerer Überlebensvorteil im Vergleich mit ähn-
lichen Patienten an der Dialyse [26].
10
Die Mehrheit aller transplantierten Patienten erfährt allerdings im Laufe der Zeit
einen schleichenden Rückgang der Nierenfunktion [28]. Studien von Schnitzler
et al. haben den Zusammenhang zwischen der glomerulären Filtrationsrate und
dem Risiko des Funktionsverlustes der Niere und dem Tod nach Nierentrans-
plantation 2011 erneut veröffentlicht. Die GFR zeigt sich dabei als guter prognos-
tischer Faktor. In dieser Studie wurden 38.015 Patienten untersucht. Bei den Pa-
tienten mit einer GFR von 45-59 ml / min x 1.73 m² im Vergleich zu den Pateinten
mit einer GFR ≥ 60 ml / min x 1.73 m² im Monat 12 nach Transplantation war das
relative Risiko eines Organverlustes mit damit assoziierter Todesfolge in den
ersten 3 Jahren um 31% höher (p=0,0001). In der Gruppe mit einer GFR von 15-
30 ml / min x 1.73 m² ist das relative Risiko sechsfach gesteigert im Vergleich zu
einer GFR ≥ 60 ml / min x 1.73 m². Gemessen an Patienten mit einer GFR ≥ 60
ml / min x 1.73 m² ein Jahr nach Transplantation ist das Patientenüberleben um
34% niedriger bei Patienten mit einer GFR von 30-44 ml / min x 1.73 m² und um
das 1,3-fache niedriger als bei Patienten mit einer GFR von 15-29 ml / min x 1.73
m². Bei Schätzungen zur Überlebensfunktion des Transplantats auf zehn Jahre
hochgerechnet, kehren doppelt so viel Patienten bei einem Absinken der GFR
ein Jahr nach Transplantation von 60 auf 15-29 an die Dialyse zurück. Ein Abfall
der GFR auf < 45 ml / min x 1.73 m² ein Jahr nach Transplantation konnte mit
einem deutlichen Kostenanstieg in Verbindung gebracht werden [29].
1.6 Kosten der Nierenersatztherapie
Die drei Hauptformen der Nierenersatztherapie Hämodialyse, Peritonealdialyse
und Nierentransplantation verursachen im Vergleich unterschiedlich hohe Kos-
ten. Eine österreichische Studie von Haller, Gutjahr, Kramer, Harnoncourt et al.
zeigt über mehrere Jahre betrachtet eine Kostenersparnis der Transplantation
und der Peritonealdialyse gegenüber der Hämodialysetherapie. Die durchschnitt-
liche Behandlung mittels Hämodialyse kostet 43.000€ in den ersten 12 Monaten.
Im zweiten Jahr belaufen sich die Kosten auf 40.000€ und auf 40.600€ in den
folgenden Jahren. Die Behandlung mittels einer Peritonealdialyse ist weniger
11
kostenintensiv. Hier fallen im ersten Jahr Kosten in Höhe von 25.900€ an, im
zweiten Jahr belaufen sich die Kosten auf 15.300€ und auf 25.500€ in der Zeit
nach 25 Monaten. Die Kosten im ersten Jahr nach Transplantation mittels einer
Lebendspende belaufen sich auf 50.900€. Im Fall einer postmortalen Spende
sind es 51.000€. Im zweiten Jahr nach Transplantation sinken die Kosten auf
17.200€ und auf 12.900€ in den Monaten 25 nach Funktionsaufnahme des Or-
gans [30].
Eine spanische Studie von Villa et al. über die Kostenanalyse zeigt ähnliche Kos-
tenverläufe für die Therapie nach Transplantation. Des Weiteren zeigt sie Kos-
tenvergleiche zwischen der Peritonealdialyse und der Hämodialyse auf. Die
durchschnittlichen, jährlichen Patientenkosten im Fall einer Hämodialyse belau-
fen sich auf 37.968 €. Im Fall einer Peritonealdialyse sind es 25.826 € und 38.313
€ jährliche Kosten nach einer Transplantation. Die indirekten Kosten, bestehend
aus dem Produktivitätsverlust der Patienten, betragen bei der Hämodialyse 8929
€, 7429 € bei der Peritonealdialyse und 5483 € nach Transplantation. Die indi-
rekten Kosten basieren auf Durchschnittswerten eines spanischen Einkom-
mens, Arbeitslosenraten, sowie Ruhestand und Sterberaten bei Patienten mit der
jeweiligen Nierenersatztherapie. Hierzu wurde angenommen, dass im Falle einer
Peritonealdialyse 28% der Patienten arbeiten im Vergleich zu 13% der Patienten
mit Hämodialyse und 46% der Patienten nach Nierentransplantation [31].
Der Kostenvergleich Peritonealdialyse zur Hämodialyse fällt in allen Veröffentli-
chungen zu diesem Thema zu Gunsten der Peritonealdialyse aus. Eine retro-
spektive Studie aus Schweden von Sennfält et al. zeigt eine Kostenreduktion um
12 % in der Altersgruppe zwischen 20-40 Jahren, um 31% zwischen 40-60 Jah-
ren und um 11% bei den über 60-Jährigen [32].
Als Vergleich eine französische Studie aus dem Jahr 2005 von Benain et al.
Diese Studie zeigt niedrigere Kosten im Fall einer Heimdialysebehandlung im
Vergleich zur Behandlung in einem Dialysezentrum. Hier wurden durchschnittli-
che Jahreskosten von 49.000 - 50.000 € pro Patient für Heimdialysen ermittelt
und die durchschnittlichen Jahreskosten pro Patient in ambulanten Hämodialy-
sezentren lagen bei 60.000 Euro [33].
12
In einer Studie der Universität Düsseldorf von Icks A, Haastert B, Gandjour A.
und Chernyak N. et al aus dem Jahr 2006 ist die Kostenzusammensetzung bei
der Hämodialysetherapie in folgende Unterpunkte aufgeteilt. Bei einem jährlichen
Kostenaufwand von 54.777€ für die Dialyse entfallen 55% auf das Procedere der
Dialyse selbst, gefolgt von 22% für Medikamente, 14% für Krankenhausaufent-
halte und 8% entfallen auf den Transport [34].
Die Kosten für die Hämodialyse blieben in den letzten Dekaden stabil. Dagegen
sind in Deutschland die Kosten für die Nierentransplantation seit Einführung der
standardisierten Vergütung nach G-DRG erheblich gesunken [20].
2 FRAGESTELLUNG
Mit dieser Untersuchung sollen folgende Fragen geklärt werden:
Welche Einflussfaktoren auf die Transplantatfunktion gibt es in dem beschriebe-
nen Kollektiv?
Welche Komplikationen nach Nierentransplantation treten wie häufig auf?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Komplikationen und
der Transplantatfunktion nach einem Jahr?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Komplikationen und
den Kosten einer Transplantation nach einem Jahr?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Transplantatfunktion nach einem
Jahr und den Kosten einer Transplantation und vice versa?
„Lohnt sich“ eine Transplantation ökonomisch?
13
3 PATIENTEN UND METHODEN
Diese retrospektive, monozentrische Analyse umfasst 204 Patienten, die zwi-
schen 2000 und 2007 eine Nierentransplantation im Universitätsklinikum Würz-
burg erhalten haben. Sie soll Komplikationen und finanzielle Kosten im ersten
Jahr nach Transplantation aufzeigen. Alle Patientinnen und Patienten hatten der
Auswertung von Daten post transplantationem im Rahmen der Aufklärung für die
Nierentransplantation schriftlich zugestimmt.
3.1 Einschlusskriterien
Einschlusskriterium für die Aufnahme der Patienten in die Beobachtung war die
Durchführung einer Nierentransplantation mit mindestens 12-monatiger zumin-
dest führender Nachbetreuung durch die Universitätsklinik Würzburg. Nach der
stationären Entlassung erfolgten zunächst wöchentliche Nachkontrollen in der
Ambulanz des Universitätsklinikums Würzburg. Das Kontrollintervall wurde im
Verlauf auf ein bis drei Monate verlängert. Bei der ambulanten Nachkontrolle der
Patienten wurden die immunsupressive Therapie, die Durchführung der Infekti-
onsprophylaxe, die Nierenfunktion und mögliche Therapienebenwirkungen über-
prüft und dokumentiert.
3.2 Datenerhebung
Die prospektiv erhobenen Daten wurden aus der zentrumseigenen Datenbank
der nephrologischen Abteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg aus-
gelesen. Ergänzend zu diesen Daten wurden elektronische Akten und Ambulanz-
akten der Patienten verwendet.
Aus diesen Quellen wurden über 100 Kriterien zu jedem Patienten erfasst und in
einer Excel-Tabelle (Fa. Microsoft, München) festgehalten. Hierunter zählten Al-
ter der Patienten, Alter zum Zeitpunkt der Transplantation, die jeweilige Grunder-
krankung, welche zum Nierenversagen geführt hat, Art der Dialyse vor Trans-
plantation, die Art der Nierenspende (lebend oder postmortal), Geschlecht und
14
Alter der Spender, Begleiterkrankungen, Wartezeit bis zur Transplantation,
Größe und Gewicht der Empfänger und CMV-Erkrankungen der Spender bzw.
Empfänger. An Begleiterkrankungen wurden Diabetes mellitus, venöse Erkran-
kungen, arterielle Hypertonie und KHK erfasst.
Aufgrund der unterschiedlichen Nierenfunktion wurden die Patienten in 4 GFR-
Gruppen eingeteilt und miteinander verglichen. Die Gruppe I besteht aus Patien-
ten mit einer GFR ≥ 90ml/min, Gruppe II mit einer GFR ≥ 60-89 ml/min, Gruppe
III mit einer GFR ≥ 30-59 ml/min und die Gruppe IV mit 15-29 ml/min.
Des Weiteren wurde festgehalten, ob es nach Transplantation zu einer verzöger-
ten Funktionsaufnahme des Organs kam oder nicht. Im Fall einer Dialysetherapie
nach Transplantation wurde die Anzahl der notwendigen Dialysen in der Tabelle
vermerkt.
Dosierungen von Medikamenten wurden grundsätzlich in der Jahresdosis ange-
geben. Bezüglich der immunsupressiven Therapie wurden der jeweilige Wirkstoff
und die Dosierung dokumentiert. Die Infektionsprophylaxen wie Isoniazid oder
Trimethoprim bilden einen weiteren Teil der Tabelle.
Bei medizinischen Zwischenfälle oder Komplikationen im ersten Jahr nach Trans-
plantation wurden die notwendigen diagnostischen und therapeutischen Maß-
nahmen aufgeführt.
Bei Vorliegen einer Anämie wurden laborchemische Untersuchungen zur Anä-
mieabklärung, die medikamentöse Therapie sowie ambulante Arztkontakte bzw.
stationäre Aufenthalte aufgrund der Anämie erfasst.
Die Durchführung einer CMV-Prophylaxe und die Therapie einer manifesten In-
fektion wurden dokumentiert. Es wurden Art und Dosierung der medikamentösen
Therapie und ambulante bzw. stationäre Kontakte im ersten Jahr nach Trans-
plantation festgehalten.
Die akuten Abstoßungsreaktionen sind ein weiterer Teil der Datenerhebung. Ab-
stoßungsreaktionen wurden nach den Banff-Kriterien (Tab.1; S.7) eingeteilt. Die
jeweilige Therapie der Abstoßungsreaktion, hierzu notwendige Laboruntersu-
chungen sowie ambulante und stationäre Kontakte wurden aufgelistet. Des Wei-
teren wurden akute und chronische Funktionsverschlechterungen der Niere in
der Tabelle notiert. Auch diesbezüglich wurden Daten wie Laborwerte, Therapie
15
und ambulante wie stationäre Aufenthalte im ersten Jahr in der Tabelle festge-
halten.
Außerdem wurden erfasst: Sämtliche Infektionen mit ihrer Häufigkeit, Art und Do-
sierung der medikamentösen Therapie und deren ambulante bzw. stationäre Ver-
sorgung; Malignome und Lymphome im ersten Jahr nach Transplantation und
deren erforderliche Therapie; Kardiovaskuläre Komplikationen wie Myokardin-
farkte, Stentimplantationen, Angina pectoris, Schlaganfälle und arterielle Erkran-
kungen mit deren Interventionen, notwendigen Laboruntersuchungen, medika-
mentöser Therapie und ambulanter bzw. stationärer Behandlung.
Ein großer Teil der Datenerhebung betrifft die antihypertensive Therapie der Pa-
tienten. Hier wurden Wirkstoff und Dosierung erfasst. Notwendige ambulante
Kontakte auf Grund einer arteriellen Hypertonie wurden vermerkt.
Im den letzten beiden Abschnitten der Tabelle wurde die Therapie von Diabetes
mellitus und Dyslipidämie dokumentiert und, ob die jeweiligen Erkrankungen be-
reits vor der Transplantation vorhanden waren.
Die Kosten zu sämtlichen Interventionen und Medikamenten wurden über den
Zeitraum des ersten Jahres nach Transplantation berechnet. Die Kosten der sta-
tionären Leistungen wurden nach G-DRG10 berechnet, zuzüglich Sonder-/Zu-
satzentgelten, Ambulanzpauschalen, Medikation nach Roter Liste (Verwendung
von Festbeträgen, soweit möglich) und ohne Berücksichtigung von Rabattierun-
gen.
3.3 Statistische Auswertung
Zur Analyse und Auswertung der gesammelten Daten wurde das Programm IBM
SPSS Statistics in der Version 19.0.0 der Firma IBM, Ehningen, Deutschland,
genutzt.
Die qualitative Ausprägung von Merkmalen wurde für kategorische Daten mit
Hilfe des Chi-Quadrat-Testes verglichen. Nicht-parameterische Daten wurden
mit dem Mann-Whitney-U-Test (im Falle des Vergleichs zweier Gruppen) sowie
mit Kruskal-Wallis-Test (im Falle des Vergleichs mehrerer Gruppen) verglichen.
16
Die Verteilung parametrischer Daten wurde mit Hilfe des Kolmogorov-Smirnov-
Testes auf ihrer Normalverteilung überprüft. Normalverteilte Variablen wurden
mit Hilfe des Student´s-T-Testes (für 2 Gruppen) sowie der One-Way-Vari-
anzanalyse (ANOVA für multiple Gruppen) miteinander verglichen.
Ein Irrtumswahrscheinlichkeit (p-Wert) von <0,05 wurde vorab als signifikant de-
finiert.
17
4 ERGEBNISSE
4.1 Einteilung und Zusammensetzung der Gruppen
In der vorliegenden Arbeit wurden die Daten von insgesamt 204 Patienten erfasst
und ausgewertet. An Hand der nach der MDRD-Formel berechneten glomerulä-
ren Filtrationsrate ein Jahr nach Transplantation wurden die Patienten in vier
Gruppen eingeteilt. Die Gruppe I (CKD = chronic kidney disease °I) steht für eine
GFR von > 90ml/min, Gruppe II für eine GFR von 60-89 ml/min, Gruppe III für
30-59 ml/min und die Gruppe IV für eine GFR von 15-29 ml/min.
Gruppe I CKD Stadium I GFR >90 ml/min
Gruppe II CKD Stadium II GFR 60-89 ml/min
Gruppe III CKD Stadium III GFR 30-59 ml/min
Gruppe IV CKD Stadium IV GFR 15-29 ml/min
Tabelle 2: Einteilung der Gruppen nach GFR-Kategorie im Monat 12
Der Gruppe I gehörten 53 Personen an, in der Gruppe II waren es 64 Patienten,
in der Gruppe III 69 Patienten und in der Gruppe IV wurden 18 Patienten ausge-
wertet.
18
Abbildung 1: Gruppengröße der 4 Kategorien nach Verteilung der
untersuchten Personen in Abhängigkeit ihrer Trans-
plantatfunktion
Von den 204 Patienten sind 128 männlich und 76 weiblich. Das Durchschnittsal-
ter der Patienten betrug 49,5 Jahre mit einer Spannweite von 21 bis zu 75 Jahren.
Die Grunderkrankungen der Patienten, welche für das Nierenversagen ursäch-
lich waren und damit eine Nierentransplantation notwendig gemacht haben, sind
sehr unterschiedlich. Die drei häufigsten Erkrankungen sind die mesangial-
proliferative Glomerulonephritis vom IgA-Typ bei 43 Patienten, eine polyzystische
Nierenerkrankung bei 28 Patienten und eine diabetische Nephropathie bei 18
Patienten. Weitere relevante Erkrankungen sind eine membranöse Glomerulo-
nephritis mit 8 Patienten, eine FSGS und eine hypertensive Nephropathie bei
jeweils 7 Patienten, die chronische Refluxnephropathie bei 5 und ein Morbus We-
gener bei 4 Patienten. Aus dem Patientenkollektiv haben 34 Patienten eine Le-
bendspende erhalten und 170 eine postmortale Transplantation.
In der Tabelle 3 ist die Zusammensetzung der Gruppe in einer Übersicht zu se-
hen. Sie zeigt die Verteilung von Alter, Geschlecht, Art der Spende (LSP=Le-
bendspende, pm Tx = postmortale Spende) verzögerte Funktionsaufnahme des
Organs = DGF, Dialyseform (HD = Hämodialyse, PD =Peritonealdialyse), Warte-
zeit, BMI, Begleiterkrankungen (Diab. NP = Diabetische Nephropathie, KHK =
26%
31%
34%
9%
Größe der Gruppen
Gruppe I; GFR > 90 Gruppe II; GFR 60-89
Gruppe III; GFR 30-59 Gruppe IV; GFR 15-29
19
koronare Herzkrankheit), Anzahl der Dialysen nach Transplantation, CMV-Infek-
tionen und akute Abstoßungsreaktionen = Ak Rej. in den vier Gruppen.
Gesamt CKD°I CKD°II CKD°III CKD°IV
n = 204 n = 53 n = 64 n = 69 n = 18
Alter 49,5 ± 12a 47,2 ± 12a 49,4 ± 12a 50,4 ± 12a 52,7 ±
12a
Geschlecht m/w 128 / 76 31 / 22 42 / 22 43 / 26 12 / 6
LSP/pmTx 34 / 170 11/42 13 / 51 9 / 60 1/17
HD/PD/pre 165 / 32 / 7 42 / 8 / 3 50 / 11 / 3 58 / 10 / 1 15 / 10
/ 3
Wartezeit 62,7 ± 36 Mo 60,5 ± 40 Mo 63,3 ± 38 Mo 60,8 ± 33 Mo 74,7 ± 27 Mo
BMI bei der NTx 24,8 ± 4 kg/m² 23,6 ± 4 kg/m² 25,0 ± 4 kg/m² 25,3 ± 4 kg/m²
26,1 ± 4
kg/m²
Diab. NP 18 9 3 6 0
KHK (n/j) 172 / 32 42 / 11 55 / 9 61 / 8 14 / 4
Spenderalter 48,2 ± 14 a 41,6 ± 15a 47,5 ± 15a 51,5 ± 13a 57,4 ±
10a
DGF (j/n) 63 / 141 13 / 40 12 / 52 28 / 41 10 /8
# HD nach Tx 2,2 ± 5 1,7 ± 4 1,2 ± 3 2,7 ± 7 5,8 ± 6
Ak Rej (j/n) 45 / 159 5/48 8 / 56 24 / 45 8/ 10
CMV-Proph (j/n) 30 / 174 8 / 45 14 / 50 13 / 56 5 / 13
CMV- Ther (j/n) 69 / 135 11 / 42 18 / 46 30 / 39 9 / 9
Tabelle 3: Zusammensetzung der vier Gruppen
Im Mittel warteten die Patienten 62,7 Monate auf eine Nierentransplantation. Pa-
tienten mit der besten Nierenfunktion warteten im Mittel 60,5 Monate, die Patien-
ten der Gruppe II 63,3 Monate, die der Gruppe III 60,8 Monate und die der Gruppe
IV warteten 74,7 Monate auf ein Spenderorgan.
20
Abbildung 2: Wartezeit in Monaten
Der Body-Mass-Index BMI der erfassten Personen nahm mit fallender GFR zu.
Er lag bei 23,6 kg/m² bei den Patienten der Gruppe I, 25,0 kg/m² in der Gruppe
II, 25,4 kg/m² in der Gruppe III und in der Gruppe IV lag er im Mittel bei 26,2
kg/m².
Abbildung 3: BMI im Mittelwert
0 20 40 60 80
CKD°I
CKD°II
CKD°III
CKD°IV
Wartezeit in Monaten
Wartezeit in Monaten
22 23 24 25 26 27
CKD°I
CKD°II
CKD°III
CKD°IV
BMI im Mittelwert
BMI im Mittelwert
21
Die Grunderkrankungen, welche letztlich zur chronischen Niereninsuffizienz führ-
ten, waren in den vier untersuchten Gruppen unterschiedlich. Es gibt keine ein-
heitlichen Erkrankungsursachen in den Patientengruppen sondern die Grunder-
krankungen, welche zum Nierenversagen geführt haben, sind sehr variabel
(siehe oben).
165 der 204 Patienten wurden vor der Transplantation mittels Hämodialyse be-
handelt ( 42 Patienten in der Gruppe I, 50 in der Gruppe II, 58 in der Gruppe III
und 18 Patienten in der Gruppe IV)
. 27 Patienten (13% der 204 erfassten Patienten) wurden mittels Peritonealdia-
lyse behandelt: 7 Patienten aus Gruppe I, 9 aus Gruppe II, 8 aus Gruppe III und
3 aus Gruppe IV. Die restlichen Patienten (6 %) hatten entweder keine Dialyse-
behandlung vor der Nierentransplantation (präemptive Transplantation) oder
wurden mit beiden Verfahren (sequentiell Hämodialyse und Peritonealdialyse)
behandelt.
Abbildung 4: Prozentualer Anteil der Dialyseformen vor der Trans-
plantation
81%
13%6%
Behandlungsformen vor Transplantation
Patienten mit Hämodialyse
Patienten mit Peritonealdialyse
Patienten mit beiden Behandlungsformen oder ohne Vorbehandlung
22
Abbildung 5: Behandlungsformen vor Transplantation (HD=Hämodi-
alyse, PD=Peritonealdialyse) in der Verteilung auf
die 4 Patientengruppen
Es wurden 189 der 204 Patienten erstmals transplantiert (47 Patienten in Gruppe
I, 63 in Gruppe II, 61 in Gruppe III und 18 in Gruppe IV). Insgesamt 14 der 204
erfassten Patienten wurden bereits zum zweiten Mal nierentransplantiert. Davon
hatten 6 Personen eine CKD °I, eine Person eine CKD °II und 7 Personen eine
CKD °III. Nur eine Person mit einer CKD°III wurde zum dritten Mal transplantiert.
170 der 204 Organspenden waren postmortal, 34 waren Lebendspenden. Per-
sonen aus den Gruppen I, II und III waren prozentual häufiger Patienten mit einer
Lebendspende als Personen in der Gruppe °IV (siehe Abbildung 6).
Von den 204 Patienten litten vor der Transplantation 190 an arterieller Hyperto-
nie, 25 an einem Diabetes mellitus Typ 1 oder 2, 32 an einer koronaren Herz-
krankheit, 22 an Gefäßerkrankungen, 6 Patienten hatten vor der Transplantation
einen Schlaganfall (siehe Abbildung 7). Die genaue Aufteilung der Vorerkrankun-
gen auf die einzelnen Gruppen ist in der Abbildung 8 zu sehen.
0
10
20
30
40
50
60
70
CKC°I CKD°II CKD°III CKD°IV
Pat
ien
ten none
HD +PD
PD
HD
23
Abbildung 6: Verteilung Lebendspenden und postmortale Spenden
in den 4 Stadien der CKD
Abbildung 7: Häufigkeitsverteilung der Vorerkrankungen in der
untersuchten Gruppe
0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%
100%
CKD°I CKD°II CKD°III CKD°IV
postmortale Spenden 42 51 60 17
Lebendspenden 11 13 9 1
An
zah
l Pe
rso
ne
n
Verteilung der Spendenformen
69%
12%
9%8%
2%
Vorerkrankungen
Hypertonie KHK Diabetes mellitus CVI Schlaganfall
24
Abbildung 8: prozentuale Verteilung der Vorerkrankungen in den ein-
zelnen CKD-Stadien, Stroke=Schlaganfall, PVD= periphere va-
skuläre Erkrankungen , CAD= koronare Herzkrankheit, DM=
Diabetes mellitus, aHT= arterielle Hypertonie
Das mittlere Alter aller Transplantierten lag bei 49,5 Jahren. Mit Verschlechterung
der 1-Jahres-GFR stieg auch das mittlere Alter, in der Gruppe I lag das Alter bei
47,2 Jahren, in der Gruppe IV bei 52,7 Jahren. Das Durchschnittsspenderalter in
Gruppe I lag bei 41,6 Jahren, in der Gruppe II bei 47, 5 Jahren, in der Gruppe III
bei 51,5 Jahren und in der Gruppe IV bei 57,4 Jahren, dieser Unterschied hatte
eine Signifikanz von p = 0,000.
25
Abbildung 9: Spendenalter p = 0,000 der CKD- Stadien
4.2 Verzögerte Aufnahme der Transplantatfunktion in den Gruppen
Signifikante Unterschiede (p=0,004) ergaben sich bei der Betrachtung von GFR
und verzögerter Funktionsaufnahme des Organs (DGF). Patienten, die nach ei-
nem Jahr eine schlechtere GFR aufwiesen, hatten initial häufiger eine verzögerte
Funktionsaufnahme. 24,5 % der Patienten in der Gruppe I hatten eine DGF. In
der Gruppe II waren es 18,8%, in der Gruppe III stieg der Anteil auf 40,4 % und
in der Gruppe IV schließlich hatten 55,6% eine DGF. Insgesamt hatten 63 von
den 204 Patienten (31%) eine DGF.
41,64
47,45
51,52
57,44
0 20 40 60 80
CKD°I
CKD°II
CKD°III
CKD°IV
Spendenalter in Jahren
Spendenalter in Jahren
26
Abbildung 10: Verzögert einsetzende Transplantatfunktion in den
Gruppen
4.3 Anzahl der Dialysen nach Transplantation
Die Anzahl der Dialysen nach Nierentransplantation war ebenfalls zwischen den
Gruppen signifikant unterschiedlich (p=0,007) und korrelierte mit der DGF-Inzi-
denz. Die Patienten in Gruppe I benötigten im Mittel 1,7 Hämodialysen nach
Transplantation. Patienten der Gruppe II 1,2 Dialysebehandlungen, die in Gruppe
III 2,7 Behandlungen, in der Gruppe IV waren es 4,8 Dialysen. Damit verbunden
waren unterschiedliche Kosten für die Dialysetherapie (im Mittel 381,89 € bei den
Patienten der Gruppe I gegenüber 1271,11€ in der Gruppe IV).
24,50%
18,80%
40,40%
55,60%
0,00% 20,00% 40,00% 60,00%
CKD°I
CKD°II
CKD°III
CKD °IV
Delayed graft funktion= DGF
Delayed graft funktion=DGF
27
Abbildung 11: Anzahl der Dialysen im Mittelwert nach Transplantation
in Abhängigkeit zum Stadium der CKD
4.4 Anfallende Kosten für Immunsupressiva
Kostenunterschiede fielen auch in anderen Bereichen auf. So waren zum Bei-
spiel die ambulanten Therapiekosten bei schlechterer GFR höher.
Eine Ausnahme stellten die Immunsuppressiva Mycophenolatmofetil, Azathioprin
und EC-MPA dar. Hier fielen höhere Dosen und somit auch höhere Kosten bei
niedrigerer GFR auf. Die mittlere Dosierung der Antimetabolite (MPA und Aza-
thioprin) lagen in der Gruppe I bei 600,4 g/Jahr und nahmen auf 460,3 g/Jahr in
der Gruppe IV ab. Signifikante Unterschiede bezüglich der Dosierung ergaben
sich beim Vergleich der Gruppen I mit III (p=0,008) und IV (p=0,007) sowie beim
Vergleich der Gruppen II und IV (p=0,029). Auf die Kosten bezogen bedeutete
dies im Mittel Kosten von 4805€ für Antimetabolite in der Gruppe I im Vergleich
zu 3686 € in der Gruppe IV (p=0,005).
1,74
1,2
2,67
4,78
0 2 4 6
CKD °I
CKD°II
CKD°III
CKD°IV
Anzahl der Dialysen nach Transplantation im Mittelwert
Anzahl der Dialysen nachTransplantation imMittelwert
28
4.5 Anfallende Kosten für medizinische Zwischenfälle
Die Häufigkeit medizinischer Zwischenfälle und die hieraus resultierenden Kos-
ten im ersten Jahr nach Transplantation nahmen mit schlechterer Transplantat-
funktion zu. In der Gruppe I lagen diese Kosten bei im Durchschnitt 1139€, in
Gruppe IV bei 3524 €, dies ergab einen signifikanter Unterschied von p=0,018.
Ebenso zeigte sich ein signifikanter Unterschied (p=0,008) im direkten Vergleich
der Kategorie II mit IV. Die Kosten in der Gruppe II lagen mit 1132€ sogar niedri-
ger als in der Gruppe I. Kosten fielen hierbei an für die Behandlung kardiovasku-
lärer Ereignisse (CV-Ereignisse in Abbildung 12), die Therapie von Malignomen
inklusive von lymphoproliferativen Erkrankungen nach Transplantation (PTLD),
für bioptisch gesicherte akute Rejektionen (BPAR in Abbildung 12), die Therapie
eines akute Transplantatversagens sowie sonstiger Komplikationen.
Ab-
bil-
dung 12: Kosten in Jahr 1 post NTx: Komplikationen
und Akute Ereignisse
29
4.6 Kostenverteilung im ambulanten und stationären Bereich
Die Kosten in der ambulanten Behandlung stiegen signifikant mit Verschlechte-
rung der Transplantatfunktion. Die ambulanten Gesamtkosten lagen bei den Pa-
tienten der Gruppe I bei 15485€ und stiegen bis zu einem Mittelwert von 21369€
bei Patienten der Gruppe IV an. Im Vergleich der Gruppe I mit Gruppe IV war
dies signifikant unterschiedlich (p= 0,008), ebenso im Vergleich der Gruppen II
mit IV (p= 0,016) und III mit IV (p=0,025). Die Abbildung 13 zeigt, dass sowohl
die ambulanten als auch die stationären Kosten mit Verschlechterung der Trans-
plantatfunktion stiegen.
Abbildung 13: Kosten in € im Jahr 1 nach Nierentransplantation
(Kruskall-Wallis p=0,001)
30
4.7 Kostenverteilung für metabolische Erkrankungen
Die Kosten für die antihypertensive Therapie waren ebenfalls abhängig von der
Transplantatfunktion, sie nahmen von Gruppe I (331€) bis zur Gruppe IV (515€)
zu. Die Vergleiche der Gruppen I und IV (p=0,04) sowie der Gruppen II und IV
waren signifikant (p= 0,05).
Ein deutlicher stärkerer Unterschied zwischen den Kosten in Abhängigkeit von
der Transplantatfunktion ergab sich bei der Anämie-Therapie. Hier stiegen die
Kosten im Mittel von 677€ in Gruppe I über 699€ in Gruppe II, 935€ in Gruppe
III auf 2943€ in Gruppe IV an.
Abbildung 14: Kostenverteilung in € für die Therapie internistischer
Begleiterkrankungen
Die Kosten für die Diabetestherapie beliefen sich im Durchschnitt auf 273€ in der
Gruppe I, 146€ in Gruppe II, 155€ in Gruppe III und 149€ in Gruppe IV.
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
Gesamt CKD °I CKD °II CKD °III CKD °IV
Lipidsenker
Antidiabetika
Antihypertensiva
Anämie-Therapie
31
4.8 Abstoßungsreaktionen
Vermutete Abstoßungsreaktionen nahmen prozentual mit abnehmender GFR zu.
In der Gruppe I wurde bei 9,4% der Fälle eine Abstoßungsreaktion vermutet, in
der Gruppe 2 waren es 12,5 %, in der Gruppe III 34,8 % und in Gruppe IV 44,4%.
Mittels Transplantatbiopsie bewiesen wurden die Abstoßungsreaktionen in
Gruppe I bei 5,7%, in Gruppe II bei 9,4%, in Gruppe III bei 20,3% und in Gruppe
IV bei 38,9%. Chronische Transplantatschäden im Sinne einer interstitiellen Fib-
rose mit Tubulusatrophie (IFTA) wurden bei keinem Patienten der Gruppe I, 3,1%
in Gruppe II, 7,2% in Gruppe III und 11,1% in der Gruppe IV bioptisch nachge-
wiesen.
Abbildung 15: Immunolog. Ereignisse in Abhängigkeit von der GFR 1
Jahr nach Transplantation
0
10
20
30
40
50
60
70
CKD °I CKD°II CKD°III CKD°IV
chronische Ereignisse 0 3,1 7,2 11,1
akute Ereignisse 32,1 28,1 37,7 50
pro
zen
tual
er
An
teil
Immunologische Ereignisse nach Transplantation
32
4.9 Infektionen nach Nierentransplantation
Infektionen sind sehr häufige Nebenwirkungen nach Nierentransplantation. Die
Patienten der Gruppe I hatten im Mittel 1,55 Infektionen im ersten Jahr, in Gruppe
II waren es 1,31 Infektionen, in Gruppe III waren es 1,94 und in Gruppe IV 2,22
Episoden pro Jahr. Dieser Unterschied war signifikant (p=0,041).
In Gruppe I erlitten 24,5% der Patienten im ersten Jahr nach Nierentransplanta-
tion 2 Infektionen, in der Gruppe II lag der Anteil bei 21,9%, in Gruppe III waren
es 20,3% und in Gruppe IV lag der Anteil bei 33,3%.
Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Analyse von Patienten mit drei Infektions-
episoden im ersten Jahr. Hier waren es 7,5% der Patienten in Gruppe I, 9,4% in
Gruppe II, 10,1% in Gruppe III und 16,7% in Gruppe IV. Abbildung 16 zeigt eine
Zunahme der Infektionsrate mit abnehmender Transplantatfunktion.
Abbildung 16: Verteilung der Infektionen in Abhängigkeit des Stadi-
ums der CKD
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
CKD°I CKD°II CKD°III CKD°IV
3 Infektionen 7,5 9,4 10,1 16,7
2 Infektionen 24,5 21,9 20,3 33,3
Häu
figk
eit
in P
roze
nt
Verteilung Infektionen
33
CMV-Infektionen sind eine der häufigsten und auch gefährlichsten Komplikatio-
nen bei Patienten nach Nierentransplantation. Die Kosten der CMV-Infektionen
waren sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich umso höher, je
schlechter die Transplantatfunktion nach einem Jahr war. Im Bereich der ambu-
lanten Behandlung bedeutete dies Kosten von 1643€ in der Gruppe I bzw. 4974€
in Gruppe IV. Abbildung Tabelle 17 zeigt die entstandenen Kosten durch Infek-
tionen im ersten Jahr nach Transplantation.
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
Gesamt CKD °I CKD °II CKD °III CKD °IV
Prophylaxen
CMV stationär
Infektionen stationär
CMV ambulant
34
Abbildung 17: Kostenverteilung nach Stadium CKD ambulant
und stationär
4.10 Gesamtkosten im ersten Jahr nach Nierentransplantation
Abbildung 18 stellt die Verteilung der Gesamtkosten im ersten Jahr nach Trans-
plantation dar.
48%
28%
10%
4%2%
1%
1%
1%
1%0%
4%
Gesamtkosten in Jahr 1
Fallpauschale
Immunsupression
Infektionen: Proph+Ther
Komplikationen
Tx-Versagen
Dialyse
BPAR
Malignome/PTLD
Ambulanzpauschale
35
Abbildung 18: Gesamtkosten in Jahr 1 post transplantationem
Ca. ¾ der Gesamtkosten (Ø 43.000€), welche im ersten Jahr nach der Trans-
plantation anfielen, bestanden aus der DRG-Fallpauschale für die Nierentrans-
plantation sowie den Kosten für die immunsupressive Therapie. In Abbildung 19
wird deutlich, dass die Gesamtkosten ab CKD °II mit Verschlechterung der Trans-
plantatfunktion anstiegen. Es ergaben sich Kosten in der Gruppe CKD°I von
40.194€ im Vergleich zur Gruppe CKD°IV mit 55.199€. Sowohl die Kosten stati-
onärer als auch der ambulanten Behandlungen hingen signifikant mit der Trans-
plantatfunktion zusammen. Patienten mit einer GFR < 30 ml/min hatten signifi-
kant häufiger ein älteres Organ bekommen, erlitten häufiger eine DGF und wogen
signifikant mehr. Sie erlitten mehr akute Rejektionen und wiesen mehr chroni-
sche Veränderungen in der Histologie auf.
Abbildung 19: Gesamtkosten 1 Jahr post transplantationem, Ge-
samt=43.006 E, CKD°I=40.194 E, CKD°II=39.405 E,
CKD°III=45.327 E, CKD°IV=55.199 E
0
10000
20000
30000
40000
50000
60000
Gesamt CKD °I CKD °II CKD °III CKD °IV
Ambulanzpauschale
Malignome / PTLD
CV-Ereignisse
BPAR
TxVersagen
Dialyse
Sonstige Therapie
Komplikationen
Infektionen: Proph+Ther
Immunsuppression
Fallpauschale
36
5 DISKUSSION
5.1 Einflussfaktoren auf die Transplantatfunktion
Im untersuchten Patientenkollektiv fanden sich mehrere Einflussfaktoren auf die
Transplantatfunktion. Sowohl Alter der Spender und Empfänger, der BMI der
Empfänger, die Art der Organspende (lebend versus postmortal) als auch die
Wartezeit auf ein Organ beeinflussten die Transplantatfunktion.
Eine längere Wartezeit war mit einer schlechteren Nierenfunktion im ersten Jahr
nach Transplantation assoziiert. Patienten der Gruppe I mit einer GFR von >90
ml/min warteten im Durchschnitt 61 Monate auf ein Spenderorgan. Dagegen lag
die durchschnittliche Wartezeit in Gruppe IV mit einer GFR 15-29 ml/min bei 75
Monaten. Dies bestätigt Ergebnisse aus Studien von Meier-Kriesche et al. von
2002 und Johnson et al. von 2010. Meier-Kriesche stellte fest, dass eine längere
Dauer unter Dialyse vor Transplantation ein unabhängiger Risikofaktor für ein
schlechteres Outcome nach Nierentransplantation ist. In dieser Studie wurden
Patienten mit einer Wartezeit von mehr als zwei Jahren und weniger als 6 Monate
verglichen. Die Fünf- und Zehn-Jahresüberlebensrate nach Transplantation lag
bei 58% bzw. 29% im Fall einer Wartezeit von mehr als zwei Jahren und bei 78%
bzw. 63% im Fall von einer Wartezeit von weniger als 6 Monaten [36]. Die Studie
von Johnson et al. aus dem Jahr 2010 untersuchte mehr als 7000 Patienten des
UK Transplant Registry und ergab, dass Empfänger, die länger als 6 Monate auf
eine Spenderniere gewartet hatten, ein höheres Risiko für ein Transplantatver-
sagen in den ersten 3 Monaten nach Transplantation hatten als Patienten, die
weniger als 6 Monate gewartet hatten [37]. Somit ist die möglichst frühe Durch-
führung einer Nierentransplantation zu fordern, um das Risiko eines Transplan-
tatversagens zu reduzieren und die Überlebensrate zu erhöhen.
Ein weiterer bedeutsamer Einflussfaktor auf die Transplantatfunktion scheint die
Art der Spende zu sein. In der bereits erwähnten Studie von Meier-Kriesche et
al. hatten Patienten mit einer Lebendspende ein besseres Outcome als Patienten
nach einer postmortalen Spende [36]. Zum gleichen Ergebnis kam eine Studie
37
von Molnar et al. aus dem Jahr 2012. Hier hatten Patienten nach einer Lebend-
spende in allen Altersgruppen ein besseres Überleben als Patienten nach einer
postmortalen Spende [38].
Diese Tendenz ist auch in unserer Studie zu erkennen. Patienten mit einer bes-
seren Nierenfunktion nach Transplantation hatten prozentual gesehen einen hö-
heren Anteil an Lebendspenden erhalten. In der Gruppe I lag der Anteil an Le-
bendspenden bei 21%, in Gruppe II 20%, in Gruppe III 13% und in Gruppe IV
bei <6%. Der Vorteil einer Lebendspende und somit eine bessere Transplantat-
funktion könnte in der deutlich kürzeren Ischämiezeit sowie in den funktionell oft
besseren Spenderorganen begründet sein. Nachteile einer postmortalen Spende
sind möglicherweise negative Einflussfaktoren auf das Spenderorgan wie vorhe-
rige kardiovaskuläre Instabilität, Sepsis und Einnahme nephrotoxischer Medika-
mente. Ob die bessere Nierenfunktion in Gruppe I tatsächlich auf den höheren
Lebendspendenanteil und die damit verbundene kurze Ischämiezeit zurückzu-
führen ist, kann aus den vorliegenden Daten nicht bewiesen werden und müsste
in weiteren Studien überprüft werden. Allein aus ethischen Gründen und dem
hohen Bedarf an Spenderorganen kann jedoch auf die postmortale Spende nicht
verzichtet werden.
Des Weiteren konnten wir einen Zusammenhang zwischen dem BMI der Emp-
fänger und der Transplantatfunktion nach einem Jahr feststellen. Patienten mit
einer schlechteren Nierenfunktion hatten initial einen höheren BMI. In Gruppe I
lag der BMI im Mittel bei 24 kg/m², in Gruppe II bei 25 kg/m², in Gruppe III bei
25,5 kg/m² und in Gruppe IV bei 26,2 kg/m². Das bestätigt Ergebnisse von
Cheung, Cacciola und Meier-Kriesche. Eine Studie von Cheung et al. aus dem
Jahr 2009 untersuchte 131 Patienten von 1995-2002. Die Patienten wurden in
zwei Gruppen eingeteilt. In einer Gruppe hatten die Patienten einen BMI bis 23
kg/m², die andere Gruppe hatte einen BMI >25 kg/m². Die Studie ergab, dass
Übergewicht mit einer schlechteren GFR assoziiert war. Ein Unterschied in Pati-
enten- und Transplantatüberleben konnte allerdings nicht nachgewiesen werden
[39]. Die Studie von Cacciola et al. von 2008 untersuchte Patienten mit einem
BMI zwischen 30 und 34 kg/m² mit Patienten mit einem BMI > 35 kg/m². Es zeigte
38
sich, dass Patienten mit Adipositas Grad I ein besseres Transplantat- und Ge-
samtüberleben hatten als Patienten höhergradiger Adipositas [40].
Eine große Studie mit fast 52.000 Patienten von Meier-Krische et al. von 2002
bestätigte ein schlechteres Outcome bezüglich Transplantatverlust und Patien-
tenüberleben für Übergewichtige, konnte jedoch gleichzeitig auch einen signifi-
kanten Risikoanstieg für einen Verlust des Transplantats bei einem BMI <20
kg/m² feststellen [36].
In Studien von Johnson et al. (2002) und Marcèn et al. (2007) konnte zwar kein
Zusammenhang zwischen Transplantatüberleben und BMI gezeigt werden, je-
doch ein häufigeres Auftreten von Wundheilungsstörungen bei Patienten mit hö-
herem BMI [41, 42]. Übergewicht ist ein allgemeiner Risikofaktor für kardiovas-
kuläre Erkrankungen und ist mit einer höheren Mortalität in der Gesamtbevölke-
rung verbunden [43]. Der bei Übergewichtigen häufig vorhandene schlechtere
Gefäßstatus - verbunden mit arterieller Hypertonie und metabolischen Störungen
- könnte auch das schlechtere Outcome bei transplantierten Patienten erklären.
Wir schließen daraus, dass ein möglichst normales Körpergewicht die beste Vo-
raussetzung für ein gutes Transplantatoutcome zu sein scheint. Bestehendes
Unter- oder Übergewicht sollte zuvor ausgeglichen werden.
Ein weiterer Einflussfaktor auf das Outcome ist das Alter sowohl der Empfänger
als auch der Spender zum Zeitpunkt der Transplantation. In unserer Studie war
die Transplantatfunktion umso schlechter, je älter Spender und Empfänger wa-
ren. Das bestätigt Ergebnisse anderer Studien mit teils sehr hohen Patientenzah-
len.
In einer Studie aus dem Jahr 2004 von Kwon et al. wurde der Einfluss von Spen-
der- und Empfängeralter auf das Outcome untersucht. Das Transplantatüberle-
ben in der Gruppe der älteren Spender war mit 92,8% nach einem Jahr nume-
risch geringer als mit 93,4 % in der jüngeren Spendergruppe. Eine Unterschied
im Outcome bei älteren versus jüngeren Empfängern konnte nicht gezeigt wer-
den [44]. In einer Studie aus Norwegen von Øien et al. aus dem Jahre 2007 stieg
die Inzidenz von akuten Abstoßungsreaktionen mit einem Spendenalter über 65
Jahre [46]. Eine neuere Studie aus dem Jahr 2010 von Fuggle et al. zeigte ein
erhöhtes Risiko für einen Transplantatverlust in den ersten drei Jahren nach
39
Transplantation bei Spendern über 60 Jahren [45]. Eine niederländische Studie
von 2009 von Moers et al. untersuchte Daten der OPTN von 99,860 Nierenemp-
fängern zwischen 1996 - 2006 und konnte bei höherem Spenderalter ebenfalls
ein erhöhtes Risiko für eine verzögerte Transplantatfunktion und ein Transplan-
tatversagen nachweisen [47].
Ältere Nieren scheinen bereits vor der Transplantation häufiger vorgeschädigt zu
sein. Es kommt wahrscheinlich auch häufiger zu immunologischen Reaktionen.
Möglicherweise spielen die fortschreitende Abnahme von Anzahl und Größe der
Glomeruli bei älteren Spendern einer Rolle für die schlechtere Transplantatfunk-
tion. Kardiovaskuläre Begleiterkrankungen nehmen in ihrer Häufigkeit und
Schwere mit steigendem Alter zu und dürften ebenso wie eine reduzierte Im-
munkompetenz ein zusätzliches Kriterium sein.
5.2 Häufigkeit von Komplikationen nach Nierentransplantation
Eine häufige Komplikation nach Nierentransplantation ist die verzögerte Funkti-
onsaufnahme (DGF) des Organs. In unserer Studie war die Nierenfunktion nach
einem Jahr bei Patienten, bei denen initial eine verzögerte Funktionsaufnahme
vorlag, schlechter. In Gruppe I hatten 25 % eine DGF, in Gruppe II 19%, in
Gruppe III stieg der Anteil auf 40% und in Gruppe IV waren es 56% mit einer
verzögerten Funktionsaufnahme. Insgesamt erlitt jeder dritte Teilnehmer der Stu-
die eine DGF.
In der Literatur variiert die Inzidenz der DGF. Ein Grund hierfür könnte zum einen
in den unterschiedlichen Definitionen der DGF liegen. Außerdem variieren die
Akzeptanzkriterien für Spenderorgane und die Zusammensetzung des Spender-
kollektivs zwischen den Transplantationszentren, dies kann zu unterschiedlichen
Ergebnissen führen. In einer spanischen Studie von Sola et al. lag die Inzidenz
der DGF bei ca. 30%. In diesem Patientenkollektiv waren Lebendspenden jedoch
nicht eingeschlossen [48]. In einer US-amerikanischen Studie von Halloran et al.
lag die DGF bei 20-30%, in einer Studie von Lebranchu bei 23% [49,50].
40
Eine mögliche Ursache für eine DGF ist die Dauer der kalten Ischämiezeit und
der daraus und durch die anschließende Reperfusion entstehende Gewebeschä-
den [66]. Es ist anzunehmen, dass Patienten mit einer DGF zuvor längere Ischä-
miezeiten hatten und die dadurch entstandenen Gewebeschäden zu einer
schlechteren Nierenfunktion geführt haben. Dies erklärt auch ein besseres Er-
gebnis im Fall einer Lebendspende, da hier die Ischämiezeiten durch eine bes-
sere Planbarkeit des Eingriffs deutlich geringer gehalten werden können. Ziel
sollte es also sein, die Ischämiezeiten möglichst kurz zu halten, die Abläufe zu
optimieren und die Zeit zwischen Organentnahme und Transplantation möglichst
gering zu halten.
Eine andere, ausgesprochen bedeutsame Komplikation nach Nierentransplanta-
tion ist eine akute Abstoßungsreaktion des Transplantats. In unserem Patienten-
kollektiv erlitten insgesamt 45 von 204 Patienten, entsprechend 22%, eine akute
Abstoßungsreaktion. In Gruppe I waren es 10%, in Gruppe II 14%, in Gruppe III
53% und in Gruppe IV erlitten 80% eine akute Abstoßungsreaktion. Ähnliche Er-
gebnisse lieferten die Studien von Rizzari, Meier-Kriesche und He. In der Studie
von Rizzari et al. aus dem Jahr 2012 lag die Abstoßungsrate bei 25% [51]. Daten
von Meier-Kriesche et al. aus dem Jahr 2004 zeigten eine akute Abstoßungsrate
von 20% und bei He und Johnson aus dem Jahr 2005 waren es 24% akute
Abstoßungen im ersten Jahr nach Transplantation [52, 53]. In unserer Studie hat-
ten Patienten mit einer schlechteren Nierenfunktion zuvor häufiger akute Absto-
ßungsreaktionen als Patienten mit einer besseren Funktion. Es scheint, als ob
durch die Rejektion das Nierengewebe derart geschädigt wird, dass sich die Nie-
renfunktion dauerhaft verschlechtert wird. Die Häufigkeit einer akuten Absto-
ßungsreaktion ist trotz verbesserter immunsupressiver Therapie recht hoch. Eine
Reduktion der akuten Abstoßungsreaktionen könnte möglicherweise durch eine
optimierte Kompatibilität von Spender und Empfänger sowie Modifikationen der
immunsuppressiven Therapie erreicht werden.
Des Weiteren traten nach Transplantation häufig Anämien auf. Im untersuchten
Patientenkollektiv litten 103 von 204 Patienten im ersten Jahr nach Transplanta-
tion an einer Anämie. In Gruppe I waren es 41%, in Gruppe II 55%, in Gruppe III
41
51% und in Gruppe IV 61%. Die Inzidenz in anderen Studien lag etwas niedriger.
Der Transplant European Survey on Anemia Management (TRESAM) gab eine
Anämie Häufigkeit von 39% an[54]. In einer Studie von Molnar aus dem Jahr
2011 lag bei 41% der transplantierten Patienten eine Anämie vor [55]. Ein Pro-
zentsatz zwischen 30-40% fand sich bei Montanaro aus dem Jahr 2007 [56].
Auch wenn die Anzahl der Patienten mit einer Anämie in den genannten Studien
etwas geringer war als in unserer Untersuchung, litt immerhin mindestens jeder
Dritte nach Transplantation an einer Anämie.
Weitere häufige Komplikationen nach Nierentransplantation sind akute und/oder
chronische Transplantatfunktionsverschlechterungen verschiedener Ursachen
(Transplantatversagen). In unserem Patientenkollektiv hatten im ersten Jahr
nach Nierentransplantation 34% der Patienten ein akutes und 4,4% ein chroni-
sches Transplantatversagen. In Gruppe I lag die Häufigkeit eines akuten Trans-
plantatversagens bei 32%, in Gruppe II 28%, in Gruppe III 38% und in Gruppe IV
bei 50%. Ein chronisches Transplantatversagen trat in Gruppe I nicht auf, in
Gruppe II bei 3,7%, in Gruppe II bei 7,2% und in Gruppe IV bei 11,1%. In einer
Studie von Kaiz et al. aus dem Jahr 2010 trat ein akuter Funktionsverlust nach
postmortaler Spende bei 25% der Patienten auf und war somit seltener als in
unserem Kollektiv [57]. Andere Studien beschränkten sich auf die Betrachtung
einzelner Ursachen von Transplantatversagen und können deshalb nur schwer
zum Vergleich herangezogen werden.
Infektionen stellen ebenfalls häufige Komplikationen nach Nierentransplantation
dar. Eine große Rolle spielt hierbei die medikamentöse Immunsuppression. 75%
unserer Patienten erlitten eine Infektion im ersten Jahr nach Nierentransplanta-
tion. Bei 29% der Patienten traten eine Infektion, bei 23% zwei Infektionen, bei
10% drei, bei 8% vier, bei 2,5% fünf und bei 0,5% sogar 8 Infektionen im ersten
Jahr auf. Die meisten Patienten erlitten Infektionen im ersten halben Jahr nach
Transplantation. Eine zusätzliche Ursache neben der Immunsuppression könnte
der reduzierte Allgemeinzustand nach der Transplantation sein. Die häufigen
Harnwegsinfekte können weiterhin im Zusammenhang mit der Einbringung von
42
Fremdmaterialien nach der Transplantation (Blasenkatheter, Ureterkatheter) ge-
bracht werden. Außerdem sind die Patienten im Krankenhaus mit einem ande-
rem Keimspektrum konfrontiert und nosokomialen Erregern ausgesetzt. Eine
Studie von Sousa untersuchte die Daten von 1676 Patienten mit dem Ergebnis,
dass 49% der Patienten im ersten Jahr eine Infektion erlitten. Das waren weniger
als in unserer Studie. Die häufigsten infektiösen Komplikationen in dieser Studie
waren Harnwegsinfektionen (31,3%), Cytomegalie-Virus-Infektionen (12%), chi-
rurgische Wundinfektionen (10,3%), Herpes-Virus-Infektionen (9,1%), pulmona-
len Infektionen (5,2%) und die Sepsis (4,3%) [58]. In unserem Patientenkollektiv
erkrankten 49 Patienten, und somit jeder Vierte, an einer CMV-Infektion. Ein di-
rekter Vergleich mit anderen Veröffentlichungen ist wegen der unterschiedlichen
immunsuppressiven Therapieschemata, antiinfektiösen Prophylaxen und des un-
terschiedlichen Risikoprofils der Patienten nur eingeschränkt möglich. Bei Pati-
enten mit positiver CMV-Spenderniere und negativem Empfängerstatus lag das
Erkrankungsrisiko für eine CMV-Infektion deutlich höher. Unser Patientenkollek-
tiv wurde in der Regel prophylaktisch mit Valaciclovir oder Valganciclovir und the-
rapeutisch mit Ganciclovir oder Valganciclovir behandelt. Es erkrankten trotz me-
dikamentöser Prophylaxe einige Patienten, bei denen von Valaciclovir auf Va-
lganciclovir gewechselt wurde. In einer Studie von Schnitzler et al. zeigte sich
mit 9,1 % eine geringere Inzidenz an CMV-Infektionen. Seronegative Empfänger
mit seropositiven Spendern (D+/R-) erkrankten hier mit 22,2% signifikant häufiger
als Empfänger mit seronegativen Spendern (D-/R-) mit 4,1%. Als Prophylaxe
wurde Ganciclovir eingesetzt [59]. Im Gegensatz dazu fanden sich bei Helanterä
et al. 2011 deutlich höhere Erkrankungszahlen. Hier erkrankten mit 29% aller
Studienteilnehmer wesentlich mehr Patienten als bei Schnitzler und in unserem
Kollektiv, seropositive Patienten erkrankten mit einer Häufigkeit von 33%, bei den
seronegativen Patienten waren es 21%. Die Prophylaxe wurde bei CMV-positi-
ven Spendern mit Valganciclovir über 6 Monate durchgeführt [60]. Diese hohen
Inzidenzen belegen die Bedeutung einer regelmäßigen Kontrolle und einer opti-
malen medikamentösen Prophylaxe. Ziel sollte sein, die Infektionshäufigkeit wei-
ter zu reduzieren.
43
In unserem Patientenkollektiv erlitten nur 4% aller Patienten im ersten Jahr ein
kardiovaskuläres Ereignis. In der Gruppe I waren es 6%, in Gruppe II 3%, in
Gruppe III 3% und in Gruppe IV 6%. Es fand sich somit kein Zusammenhang
zwischen dem Auftreten dieser Komplikationen und der Transplantatfunktion. In
einer Studie von Ojo et al. wurde ein Risiko von 3,5-5% für ein kardiovaskuläres
Ereignis angegeben. Dies liegt somit 50-fach höher als das Risiko in der Allge-
meinbevölkerung [61]. In einer Studie von Aalten von 2008 hatten 8% der Pati-
enten ein kardiovaskuläres Ereignis im ersten Jahr nach Nierentransplantation
[62]. Diese Komplikationen variieren in Abhängigkeit vom Patientenkollektiv, den
kardiovaskulären Risikofaktoren und den Vorerkrankungen der Patienten und
machen einen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Studien schwierig.
An Malignomen erkrankten in unserer Studie 0,5% der Patienten im ersten Jahr
nach Nierentransplantation. Die Häufigkeit von Malignomen ist im ersten Jahr
gering, steigt dann aber kontinuierlich mit der Zeit und der anhaltenden Einnahme
von Immunsuppressiva an. Das Risiko, ein Malignom nach Nierentransplantation
zu entwickeln, ist um das mehr als Vierfache höher als in der Normalbevölkerung.
Dies zeigte eine Studie von Wimmer aus dem Jahr 2007. Als Ursachen werden
die aggressive Immunsuppression nach Transplantation und Erkrankungen mit
onkogenen Viren angenommen [63, 64]. Regelmäßige Nachuntersuchungen zur
Früherkennung von Malignomen müssen entsprechend durchgeführt werden. Ob
Vorsorgeuntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung und die entsprechende
Therapie die Morbidität und Mortalität von Malignomen tatsächlich senken kön-
nen, wurde bisher nicht prospektiv untersucht.
5.3 Zusammenhang zwischen Auftreten von Komplikationen und Transplantatfunktion nach einem Jahr
Patienten, die nach einem Jahr eine schlechtere GFR aufwiesen, hatten initial
häufiger eine verzögerte Funktionsaufnahme der Niere. Ein Zusammenhang zwi-
schen der DGF und der Nierenfunktion konnte in vielen anderen Studien bestätigt
44
werden. Eine Studie von Koning zeigte, dass der Funktionsverlust des Organs
nach einer DGF um 10% höher liegt [65]. Die Ursachen der DGF sind vielfältig.
In Absatz 6.2 wurde bereits auf eine Studie von Kayler verwiesen. Er konnte ei-
nen möglichen Zusammenhang von kalter Ischämiezeit und DGF feststellen [66].
Eine weitere mögliche Ursache stellen durch die Ischämie ausgelöste proin-
flammatorische Reaktionen dar, welche mit einer DGF assoziiert werden.
Dadurch entstehen sekundär chronische Veränderungen des Parenchyms, wel-
che funktionell eine reduzierte Nierenfunktion zur Folge haben können [67,68].
Eine Studie von Boom aus dem Jahr 2000 zeigte Zusammenhänge zwischen
einer DGF mit einer akuten Abstoßungsreaktion und einer schlechteren Nieren-
funktion im ersten Jahr. Jedoch stellt die DGF in dieser Studie keinen unabhän-
gigen Risikofaktor für einen steigenden Funktionsverlust des Organs dar [69].
Eine weitere Komplikation ist eine akute Abstoßungsreaktion. Patienten mit
schlechterer Transplantatfunktion hatten häufiger eine akute Abstoßungsreak-
tion. In der Gruppe mit einer GFR >90ml/min erlitten 10% eine akute Abstoßungs-
reaktion. Im Vergleich dazu hatten aus der Gruppe mit einer GFR von 15-29
ml/min 80% eine akute Abstoßungsreaktion. Dieser Zusammenhang konnte auch
in anderen Studien belegt werden. Ein Beispiel ist eine Veröffentlichung von E-
spinoza aus dem Jahr 2010. Ein Anstieg des Serumkreatinin und eine niedrigere
GFR traten vermehrt in der Gruppe mit akuten Abstoßungsreaktionen auf [70].
Wahrscheinlich beeinflussen akute Abstoßungsreaktionen auch das Langzeit-
überleben [71,72]. Eine Studie von Emiroglu (2005) zeigte einen Zusammenhang
von akuter Abstoßungsreaktion mit dem Transplantatüberleben. Das Einjahrest-
ransplantatüberleben lag bei den Patienten mit akuter Abstoßungsreaktion zwi-
schen 89-93% im Gegensatz zu den Patienten ohne akute Abstoßungsreaktion
mit 90-95%. Auch das Langzeittransplantatüberleben nach 5 Jahren war geringer
bei Patienten mit akuter Abstoßungsreaktion in den ersten 6 Monaten nach
Transplantation im Vergleich zu den Patienten ohne akute Abstoßungsreaktion
[71]. Eine weitere Studie von Matoza zeigte einen möglichen Übergang von einer
akuten Abstoßungsreaktion in eine chronische Nephropathie. Dieser Zusammen-
hang wäre eine mögliche Erklärung für eine schlechtere Langzeittransplantat-
funktion [73].
45
In den durch uns erhobenen Patientendaten stieg die Anzahl der Patienten mit
einer Anämie bei schlechterer Nierenfunktion. Ein möglicher Zusammenhang
zwischen Hb-Konzentration und renaler Transplantatfunktion konnte auch in an-
deren Studien dargestellt werden. Vanrenterghem et al. wies in seiner Veröffent-
lichung aus dem Jahr 2004 darauf hin, dass bei Patienten mit einem Serum-Kre-
atinin-Spiegel >2 mg/dl 60% der Patienten anäm waren, verglichen mit 29% der
Patienten mit einem Serum-Kreatinin-Spiegel ≤ 2 mg/dl, der Unterschied war sig-
nifikant [54]. In der schon erwähnten TRESAM-Studie aus dem Jahr 2011 wur-
den Daten von 5834 Patienten aus 10 europäischen Kliniken erhoben. Auch hier
wurde gezeigt, dass die Hb-Konzentration signifikant mit der GFR korrelierte
[74]. Ähnliche Ergebnisse lieferte eine Studie von Petrone [75]. Ein möglicher
Erklärungsansatz für den Zusammenhang zwischen Nierenfunktion und Anämie
besteht im Erythropoetin-Mangel bei eingeschränkter Transplantatfunktion. Wei-
terhin haben chronische inflammatorische Prozesse (z.B. aufgrund von Rejekti-
onen) Einfluss auf die Ausprägung und Dauer einer Anämie. Alter und Ge-
schlecht waren in einer Studie von Chabdan et al. zusätzliche Einflussfaktoren
auf die Entwicklung einer Anämie [76].
Die Hypertonie stellt eine weitere häufige Komplikation nach Nierentransplanta-
tion dar. In der hier untersuchten Gruppe stieg der Verbrauch von hypertensiven
Medikamenten mit schlechterer Nierenfunktion. Mögliche Ursachen könnten eine
verschlechterte Regulation des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes durch die
reduzierte Nierenfunktion sein. Das kann sekundär zur Hypertonie führen. Durch
eine bestehende Hypertonie kann das renale Gefäßsystem wiederum geschä-
digt werden mit den möglichen Folgen einer reduzierten Nierenfunktion im Sinne
eines Circulus vitiosus. Viele der Immunsuppressiva, besonders aber die Calci-
neurin-Inhibitoren Ciclosporin und Tacrolimus, führen als Nebenwirkung zu einer
Vasokonstriktion und damit zu einer arteriellen Blutdruckerhöhung [77]. Neben
dem Einfluss auf die Transplantatfunktion hat die arterielle Hypertonie auch einen
Einfluss auf das Transplantatüberleben. Opelz et al. kam anhand von Daten aus
der Collaborative Transplant Study zu dem Ergebnis, dass die arterielle Hyperto-
nie ein unabhängiger Faktor für das Transplantatüberleben und für die Mortalität
der Patienten ist. In seiner Untersuchung wurde die Mortalität nach der Höhe des
46
systolischen Blutdrucks (≤140 vs. >140 mmHg) in einem Zeitraum von 1, 3 und
5 Jahren nach Transplantation untersucht. Es zeigte sich ein Überlebensvorteil
in der Gruppe mit niedrigerem systolischem Blutdruck. Trotz eines sehr großen
Studienkollektivs ist der Beobachtungszeitraum mit 5 Jahren verhältnismäßig ge-
ring [78].
Mehrere Studien belegten einen Zusammenhang zwischen der GFR und den se-
kundären Auswirkungen einer arteriellen Hypertonie auf das Gefäßsystem. Ein
Beispiel dafür ist die Studien von Davoodi aus dem Jahr 2011. Er zeigte, dass
eine reduzierte Nierenfunktion unabhängig von anderen kardialen Risikofaktoren
einen Einfluss auf koronare Gefäßerkrankungen hat [79]. Ein anderes Beispiel ist
die Studie von Strozecki et al. aus dem Jahr 2011. Er konnte zeigen, dass sich
eine vermehrte und progrediente arterielle Gefäßsteifigkeit bei Nierentransplan-
tatempfängern stattfand. Dies wiederum hatte Auswirkungen auf den Blutdruck.
Weitere Studien zur Erklärung der pathophysiologischen Hintergründe sind
hierzu notwendig [80].
Weitere häufige Komplikation sind Infektionen. Die Anzahl der Infektionen stieg
von Gruppe I bis zur Gruppe III an und war in Gruppe IV mit der schlechtesten
Nierenfunktion am höchsten. Ein Zusammenhang zwischen leichteren Infektio-
nen und Nierenfunktion ist fraglich. Eine Studie von Gołębiewska et al. aus dem
Jahr 2011 schloss einen Zusammenhang von Harnwegsinfektionen und der Nie-
renfunktion aus. Er konnte keinen Einfluss von HWI auf eine Funktionsminderung
der Niere im ersten Jahr nach Transplantation feststellen [81]. Ähnliche Ergeb-
nisse bezüglich der Langzeitfunktion der Niere zeigte eine Studie von Papasoti-
riou et al. aus dem Jahr 2011, auch hier fand sich keine Korrelation zwischen
Harnwegsinfektionen und Langzeitfunktion der Niere auch akuten Abstoßungs-
reaktionen oder Transplantatverluste ließen sich nicht nachweisen. Jedoch wa-
ren zusätzliche Krankenhausaufenthalte zur Behandlung der Infekte notwendig
[82]. Beide Studien beinhalten ein recht kleines Patientenkollektiv, für eine hö-
here Aussagekraft wären größere Studien erforderlich. Andere Ergebnisse er-
brachte allerdings eine Studie von Memikoğlu et al.. In seiner Veröffentlichung
aus dem Jahr 2007 wurden Harnwegsinfektionen als potentielles Risiko für ein
schlechteres Outcome angesehen [83]. Wie in der zuvor aufgeführten Literatur
47
ist auch hier das Patientenkollektiv klein. Eine größere Studie von Chuang et al.
aus dem Jahr 2005 untersuchte 500 Patienten und konnte wiederum keinen Zu-
sammenhang zwischen HWI und Funktionsverlust der Niere erkennen, jedoch
eine steigendes Mortalitätsrisiko bei Patienten mit HWI [84]. Dagegen scheint
eine schwerere akute Pyelonephritis einen Einfluss auf die Nierenfunktion zu ha-
ben. Multivariate Analysen von Pellé aus dem Jahr 2007 wiesen eine solche In-
fektion als unabhängigen Risikofaktor für einen Rückgang der Transplantatfunk-
tion aus [85].
Anders ist die Situation bei opportunistischen Infekten. Für CMV-Infektionen zum
Beispiel ist ein Zusammenhang von Infektion mit steigender Morbidität und Mor-
talität nach Nierentransplantation gesichert [86,87]. Des Weiteren kann eine
CMV-infektion mit dem Auftreten einer akuten Abstoßungsreaktion [88,89] sowie
chronischen Transplantatfunktionsstörungen [90] in Verbindung gebracht wer-
den.
Auch sonstige medizinische Ereignisse oder Zwischenfälle können Auswirkun-
gen auf die Transplantatfunktion bedingen. Wichtige und häufige Probleme stel-
len kardiovaskuläre Ereignisse dar. In unserem Patientenkollektiv erlitten nur 4%
ein kardiovaskuläres Ereignis im ersten Jahr nach Transplantation. Einen Zusam-
menhang zwischen der Nierenfunktion und der Häufigkeit an kardiovaskulären
Ereignissen im ersten Jahr nach Nierentransplantation konnte in unserer Studie
nicht gezeigt werden. Jedoch findet sich in der Literatur eine Studie von Davoodi
et al. aus dem Jahr 2011, welche einen Zusammenhang zwischen eingeschränk-
ter Nierenfunktion und Koronarerkrankungen zeigte [79]. Ähnliche Ergebnisse lie-
ferten weitere Studien [91,92]. Eine eingeschränkte Nierenfunktion scheint ein
unabhängiger Vorhersagewert für eine Koronargefäßverkalkung zu sein [93,94].
Diese oben genannten Daten beruhen auf Patientenpopulationen mit chronischer
Niereninsuffizienz unterschiedlicher Genese, nicht aber auf Untersuchungen von
Patienten nach Nierentransplantation. Hierzu gibt es Daten aus einer Untersu-
chung von Oschatz aus dem Jahr 2006. Er konnte einen Progress vaskulärer
Kalzifikationen in den ersten Monaten nach Transplantation in den Koronararte-
rien aufzeigen. Dieser Progress verlangsamte sich zwischen dem sechsten bis
48
zwölften Monat [95]. Weitere Untersuchungen bei Patienten nach Nierentrans-
plantation zur Klärung der Zusammenhänge zwischen Nierenfunktion und deren
Einfluss auf das vaskulare System sollten durchgeführt werden.
Ein letzter Punkt sind maligne Erkrankungen, welche typischerweise erst nach
längerer Dauer der Immunsuppression auftreten. Sie konnten in dem untersuch-
ten Patientenkollektiv mit einer Häufigkeit von 0,5% im ersten Jahr nach Nieren-
transplantation nachgewiesen werden, es konnte in unserer Studie kein Zusam-
menhang zwischen einem Anstieg an Malignomen und reduzierter Transplantat-
funktion gezeigt werden.
5.4 Zusammenhang zwischen Auftreten von Komplikationen und Kosten einer Transplantation nach einem Jahr
Komplikationen bedeuteten jeweils Mehraufwand an Interventionen, eine Verlän-
gerung des ersten beziehungsweise einen erneuten stationären Aufenthalt und
eine Zunahme von stationären und ambulanten Kontakten. Hierdurch entstehen
steigende Kosten. In den Gruppen mit einer erhöhten Komplikationsrate waren
die Kosten konsekutiv deutlich höher.
Eine verzögerte Funktionsaufnahme der Niere führt definitionsgemäß zu Dialy-
sebehandlungen nach Transplantation sowie häufig zu einem verlängerten stati-
onären Aufenthalt und damit zu steigenden Kosten [96]. In dem Patientenkollektiv
korrelierte die Höhe der DGF-Inzidenz mit der Anzahl der Dialysebehandlungen.
In der Gruppe mit einer höheren DGF-Rate wurde annähernd dreimal häufiger
eine Dialysetherapie durchgeführt. Die damit entstandenen Dialysekosten stie-
gen von im Mittel 382 € bei den Patienten der Gruppe I auf 1271€ der Gruppe IV.
Entsprechendes gilt für andere Komplikationen. In der Gruppe mit den meisten
Komplikationen waren die Gesamtkosten am höchsten. Ein Beispiel ist der Kos-
tenaufwand für sonstige medizinische Ereignisse. Kosten fielen hierbei für die
Behandlung kardiovaskulärer Ereignisse, die Therapie von Malignomen und lym-
phoproliferativen Erkrankungen nach Transplantation, für bioptisch gesicherte
akute Abstoßungsreaktionen und sonstige Komplikationen an (vgl. Abb.12, Abs
4.5). In der Gruppe I mit einer geringeren Komplikationsrate lagen die Kosten im
49
Durchschnitt bei 1139€, in Gruppe IV mit einer höheren Komplikationsrate bei
3524€ im ersten Jahr und damit deutlich höher.
Gleiches gilt für den Mehraufwand von Infektionen. Je häufiger Infektionen auf-
traten, desto höher stiegen die Kosten im ambulanten als auch im stationären
Bereich. Insgesamt 10% der Gesamtkosten, entsprechend 43.000 Euro, entfielen
im ersten Jahr nach Transplantation auf die Prophylaxe und Therapie von Infek-
tionen. Die Kosten für die Behandlung von Infektionen und Infektionsprophylaxe
war in der Gruppe IV mit den meisten Infektionen mehr als doppelt so hoch wie
in Gruppe I mit einer geringeren Infektionshäufigkeit.
5.5 Zusammenhang zwischen der Transplantatfunktion nach einem Jahr und Kosten einer Transplantation
In unserer Studie hatte die Gruppe mit der schlechtesten Nierenfunktion die meis-
ten Komplikationen in Form von akuten Rejektionen, Transplantatversagen sowie
kardiovaskulären Ereignisse und verursachte damit auch die höchsten Kosten.
Hieraus lässt sich auf einen direkten Zusammenhang zwischen Komplikations-
rate, Transplantatfunktion nach einem Jahr und Kosten schließen.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kosten für die Behandlung der Hypertonie
und Anämie. Auch hier entstanden in der Gruppe mit der schlechtesten Trans-
plantatfunktion die höchsten Kosten, diese sind auf einen Mehraufwand an Me-
dikamenten, ambulanten sowie stationären Aufenthalten sowie Intervention zu-
rückzuführen. Auch die Kosten für eine Infektionsprophylaxe und Therapie sind
in der Gruppe mit der schlechtesten Nierenfunktion am größten. In dieser Gruppe
treten auch am häufigsten Infektionen auf. Es werden häufiger ambulante als
auch stationäre Kontakte notwendig und die Dauer des stationären Aufenthaltes
ist häufig verlängert. Einen Kostenanstieg lässt sich durch diesen Mehraufwand
erklären. Es entfallen 10% der Gesamtkosten im ersten Jahr auf die Behandlung
von Infektionen. Besonders die Aufwendungen für stationäre Behandlungen von
Infektionen und die Aufwendung für ambulante CMV-Behandlungen steigen mit
schlechterer Nierenfunktion.
50
Die Kosten für Antidiabetika und Lipidsenker sind dagegen in allen Gruppen an-
nähernd gleich. Dies bedeutet, dass es hierfür keinen Mehraufwand in Abhängig-
keit von der Transplantatfunktion gibt.
Die Therapie mittels Immunsupressiva bildete eine Ausnahme in der Kostenver-
teilung. Hier entfielen die meisten Kosten auf die Gruppe mit der besseren Nie-
renfunktion. Insgesamt 28% aller Transplantationskosten im ersten Jahr nach
Transplantation wurden durch die Behandlung von Immunsuppressiva verur-
sacht. Dies bedeutete Kosten von 4805€ für Antimetabolite in der Gruppe I im
Vergleich zu 3686 € in der Gruppe IV (p=0,005). Die wahrscheinliche Erklärung
hierfür ist, dass in den funktionell schlechteren Gruppen entweder aufgrund von
Nebenwirkungen eine Dosisreduktion durchgeführt wurde oder die Präparate
gänzlich abgesetzt werden mussten. Nach unseren Daten scheint die Transplan-
tatfunktion einen Einfluss auf die Dosierung der Immunsupressiva zu haben (und
nicht vice versa).
5.6 Betrachtung der Nierentransplantation aus ökonomischer Sicht
Die hier erhobenen Daten beleuchten die ökonomischen Aspekte einer Trans-
plantation. Bei dem nachfolgenden Vergleich der Transplantation mit den ande-
ren Formen der Nierenersatztherapie werden immaterielle Aspekte wie zum Bei-
spiel die Lebensqualität nicht mit einbezogen. Aus ökonomischer Sicht kostet die
Therapie eines Patienten durchschnittlich 43.000€ im ersten Jahr nach Trans-
plantation. In der unten aufgeführten Abbildung 20 ist dabei die Zusammenset-
zung dieser Kosten zu sehen: 48 % der Gesamtkosten entfallen auf die DRG-
Pauschale der Transplantation selbst, 28% auf die Immunsuppression und 10 %
auf die Therapie von Infektionen.
51
Abbildung 20: Kostenverteilung ein Jahr nach Transplantation
In der Literatur finden sich zu diesem Thema Daten bei Haller, Gutjahr, Kramer,
Harnoncour et al. über die Gesamtkosten einer Transplantation zwischen 51.000
€ im ersten Jahr, über 17.000 € im zweiten Jahr und bis zu 12.000 € ab dem
zweiten Jahr [30]. Die Kosten im ersten Jahr sind, bedingt durch den operativen
Eingriff per se sowie den gehäuft in diesem Zeitraum auftretenden Komplikatio-
nen, deutlich höher als in den Folgejahren. Eine spanische Studie von Villa aus
dem Jahr 2011 führte durchschnittliche Jahrestherapiekosten von 38.000 € nach
einer Transplantation an [31]. Höhere Kosten entstanden laut einer portugiesi-
schen Studie von Rocha et al aus dem Jahr 2011. Hier beliefen sich die Kosten
im ersten Jahr nach Transplantation auf 61658 € [97]. In einer älteren Studie aus
dem Jahr 2003 von Salonen beliefen sich die Kosten für eine Transplantation auf
45685 Dollar [98].
Im Vergleich dazu kostete die Behandlung mittels Hämodialyse laut Haller et al.
im Jahr 2011 circa 43.000€ / Jahr im ersten Jahr nach Therapiebeginn. Im zwei-
ten Jahr beliefen sich die Kosten auf 40.000€ und auf 40.600€ in den folgenden
Jahren [30]. Bei Villa et al. waren es an der Hämodialyse durchschnittlich 38.000€
52
jährliche Therapiekosten pro Patient [31]. Bei Rocha et al. entstanden Kosten von
28000€ für die Dialysetherapie im ersten Jahr [97].Über einen Zeitraum von meh-
reren Jahren gemittelt, entstehen in allen drei genannten Studien geringere Kos-
ten für eine Transplantation als für eine Hämodialyse. In der Studie von Rocha
et al. unterschreiten die Kosten für eine Transplantation die Kosten einer Dialy-
setherapie nach dem 32. Monaten. Damit ist die Transplantation der Hämodia-
lyse aus ökonomischer Sichtweise überlegen. Eine finnische Studie von Salonen
et al. aus dem Jahr 2003 zeigt ähnliche Kostenverläufe. Kritisch zu betrachten
sind hier aber das kleine Patientenkollektiv aus 214 Patienten und die Datener-
hebung im Jahr 1997. Hier kostet die Hämodialysetherapie im ersten Jahr 58.838
US-Dollar. Die Kosten in den folgenden Jahren waren im Bereich der Hämodia-
lyse annähernd gleich bei 54.000 US-Dollar. Dagegen reduzierten sich die Kos-
ten in der Gruppe nach Transplantation von 45.685 US-Dollar im ersten Jahr auf
11.500$ im zweiten Jahr und auf 10.000 US-Dollar im dritten Jahr nach Trans-
plantation [98].
Eine Peritonealdialyse kostete laut Haller et al. im ersten Jahr 25.900€, im zwei-
ten Jahr beliefen sich die Kosten auf 15.300€ und auf 25.500€ in der Zeit nach
25 Monaten [30]. Villa et al. nannte im Fall einer Peritonealdialyse durchschnittli-
che Jahreskosten von circa 25.800 € [31]. Damit wäre die Peritonealdialyse in
den ersten Jahren günstiger als eine Transplantation. Im Gegensatz dazu steht
die finnischen Studie von Salonen. Hier waren die Kosten für eine Peritonealdia-
lyse höher als für eine Transplantation, jedoch sind die Ergebnisse aus den oben
angeführten Gründen mit Vorsicht zu betrachten. Die Kostenzusammensetzung
errechnet sich aus Tagessätzen und nicht wie in Deutschland aus Pauschalbe-
trägen. Bei Salonen et al. belaufen sich die Kosten für eine Peritonealdialyse im
ersten Jahr auf 49.722$, 54.262$ im zweiten und 49.000$ im dritten Jahr [98].
Deutliche Unterschiede ergaben sich im Vergleich mit US-amerikanischen Daten.
Laut dem United States Renal Data Systems (USRDS) kam es bei allen drei Nie-
renersatzverfahren zu einem kontinuierlichen Anstieg der Kosten bis zum Jahr
2008. Zwischen 2008 und 2009 fielen die Ausgaben für eine Peritonealdialyse
um 3,3 Prozent, die Ausgaben für eine Hämodialyse und Transplantation stiegen
nur noch um 0,2 und 0,4 Prozent. Weitere Entwicklungen in den nächsten Jahren
53
bleiben abzuwarten. Die Gesamtkosten nach USRDS pro Person pro Jahr unter-
scheiden sich deutlich von den europäischen Angaben. Im Fall einer Hämodia-
lyse belaufen sich die Kosten auf 82.285$, bei einer Peritonealdialyse auf
61.588$ und bei einer Transplantation auf 29.983$ pro Person pro Jahr [99]. Ein
direkter Vergleich der amerikanischen Daten mit den europäischen Daten ist
durch die unterschiedlichen Abrechnungssysteme und Pauschalen nahezu un-
möglich. In den Vereinigten Staaten ist die Transplantation deutlich günstiger als
eine Behandlung mittels Dialyse. Dieses Ergebnis entspricht den europäischen
Daten bezüglich der Transplantation und der Hämodialyse. Die Peritonealdialyse
ist in Europa günstiger als in den Vereinigten Staaten und damit auch - zumindest
in den ersten Jahren - günstiger als eine Transplantation in Europa.
Aus rein ökonomischer Sicht „lohnt“ sich also eine Transplantation im Vergleich
zur Hämodialyse in jedem betrachteten Gesundheitssystem. Die Peritonealdia-
lyse ist initial die kostengünstigste Nierenersatztherapie in Europa.
Um weitere Kosten im Bereich der Transplantation einzusparen, sollten die Po-
sitionen mit den größten Ausgaben genauer beleuchtet werden. Ein Beispiel sind
die Kosten für die Immunsuppression. Hier lassen durch optimierte immunsupp-
ressive Schemata sowie durch den Einsatz von Generika eventuell Einsparungen
realisieren. Gleiches gilt für die Ausgaben im Bereich der Infektionen. Auch hier
gibt es Möglichkeiten für Kosteneinsparungen, ein verbesserter Infektionsschutz,
eine optimierte Infektionsprophylaxe und ein frühzeitiges Erkennen von Infektio-
nen könnten die Kosten weiter reduzieren und die Transplantation ökonomisch
noch attraktiver werden lassen. Aufgrund der zunehmenden Anzahl von Risiko-
patienten (Alter, Vorimmunisierung, Begleiterkrankungen, Mehrfachtransplanta-
tionen) ist aber davon auszugehen, dass die Anzahl an Komplikationen sowie die
Anwendung spezieller Therapieschemata insgesamt in Zukunft eher zu einer
Kostensteigerung führen werden.
Aus ökonomischer Sicht sollten also mehr dialysepflichtige Patienten möglichst
rasch transplantiert und initial wenn möglich mittels Peritonealdialyse behandelt
werden. Die Änderung des Transplantationsgesetzes mit der Entscheidungslö-
sung ist möglicherweise ein Schritt in die richtige Richtung.
54
55
6 ZUSAMMENFASSUNG
Die Nierentransplantation ist neben den verschiedenen Formen der Dialyse die
wichtigste Therapieform für Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz.
In dieser retrospektiven, monozentrischen Analyse wurden 204 Patienten er-
fasst, die von 2000 bis 2007 eine Nierentransplantation im Universitätsklinikum
Würzburg erhalten hatten. Die Patienten wurden an Hand ihrer Nierenfunktion in
vier Gruppen eingeteilt und miteinander verglichen. Ziel dieser Studie war es,
Einflussfaktoren auf die Nierenfunktion, Komplikationen und Kosten im ersten
Jahr nach Nierentransplantation zu untersuchen.
Wir konnten zeigen, dass eine längere Wartezeit auf ein Spenderorgan und ein
hoher präoperativer BMI mit einer schlechteren Nierenfunktion nach Transplan-
tation assoziiert waren. Außerdem fiel auf, dass in den Gruppen mit besserer
Nierenfunktion nach Transplantation häufiger Lebendspenden durchgeführt wor-
den waren.
Zu den häufigsten Komplikationen im ersten Jahr nach Nierentransplantation ge-
hörten Anämien, akute Abstoßungsreaktionen, die verzögerte Funktionsauf-
nahme des Organs, Infektionen, arterielle Hypertonie und Verschlechterungen
der Transplantatfunktion. Eine höhere Komplikationsrate war mit einer schlech-
teren Nierenfunktion und höheren Kosten assoziiert. Der Kostenmehraufwand
ergab sich aus der Zunahme an ambulanten Interventionen sowie verlängerten
bzw. zusätzlichen stationären Aufenthalten. In unserer Studie hatte die Gruppe
mit der schlechtesten Nierenfunktion die meisten Komplikationen und verur-
sachte so die höchsten Kosten.
Wir errechneten einen Gesamtkostenbetrag von 43.000€ im ersten Jahr nach
Nierentransplantation pro Patient. 48 % der Gesamtkosten entfielen dabei auf die
DRG-Pauschale der Transplantation selbst, 28% auf die immunsuppressive The-
rapie sowie 10 % auf die Therapie und Prophylaxe von Infektionen.
Somit lagen unsere Kosten für eine Nierentransplantation im ersten Jahr vergli-
chen mit den Kosten für die Hämodialyse in anderen, aktuellen Studien gleich
oder höher. Im Vergleich zu den Kosten der Peritonealdialyse anderer Studien
56
waren sie durchgehend höher. Die Kosten für einen transplantierten Patienten
reduzierten sich laut Studien jedoch deutlich ab dem zweiten Jahr auf durch-
schnittlich 12.000€. Die Kosten einer Hämodialyse beliefen sich je nach Studie
auf 28.000-43.000 € pro Jahr. Eine Peritonealdialyse kostete ca. 25.000€.
Damit ist die Transplantation mittel- und langfristig die günstigste Therapieform.
Aus finanzieller Sicht sollten mehr dialysepflichtige Patienten mittels Peritoneal-
dialyse behandelt und die Transplantationszahlen möglichst gesteigert werden.
Da die Anzahl an Nierentransplantationen von Risikopatienten weiter steigen
wird, ist mit einer Zunahme von behandlungsbedürftigen Komplikationen und
nachfolgend mit einer Kostensteigerung zu rechnen. Zukünftig sollte versucht
werden, Wartezeiten zu reduzieren, die Anzahl der Lebendspenden zu steigern
und möglichst Normalgewicht vor Transplantation zu erreichen.
Um dem Kostenanstieg entgegenzuwirken, sollten Kosteneinsparungen durch
Optimierung der immunsuppressiven Schemata und verstärkten Einsatz von Ge-
nerika realisiert werden. Auch eine bessere Infektionsprophylaxe sowie ein früh-
zeitiges Erkennen und Behandeln von manifesten Infektionen könnten die Kosten
weiter reduzieren und die Transplantation ökonomisch noch attraktiver werden
lassen.
57
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www.usrds.org. Abruf am 20.05.2012.
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8 DANKSAGUNG
Mein besonderer Dank gilt Herrn PD Dr. med. Lopau für die Überlassung des
Themas, die hervorragende Betreuung und wunderbare Unterstützung in allen
Phasen der Arbeit, die ausgezeichnete Beratung in fachlichen Fragen und die
Hilfestellung bei der Erstellung des statistischen Teils der Arbeit.
Außerdem bedanke ich mich bei Frau Boss für die Hilfe bei der Beschaffung der
Unterlagen und Patientenakten aus dem Archiv.
Meinem Mann Sebastian danke ich für seine liebevolle Unterstützung während
meines ganzen Studiums.
Ein weiterer großer Dank gilt meiner Familie.
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9 LEBENSLAUF
Persönliche Daten:
Name Vorname: Steigenberger, Jana Su
Schulischer und beruflicher Werdegang:
Grundschule: 9 / 1986 – 6 / 1990 Paul Roth-Schule Börtlingen
Gymnasium: 8 / 1990 – 6 / 1999 Freihof- Gymnasium Göppingen
Abitur: 5 / 1999 Freihof-Gymnasium Göppingen
Berufliche Ausbildung: 9 / 1999 – 9 / 2004 Ausbildung zur staatlich geprüften Sport/ Gymnas-
tiklehrerin und Physiotherapeutin, Berufskolleg Waldenburg
7 / 2005- 7 / 2007 Weiterbildung zur Manualtherapeutin
SS 2007 - WS 2013 Studium der Humanmedizin an der Julius- Maximi-
liansuniversität Würzburg, Examen 6 / 2013