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Bronchospasmen Aus lungenschwachen Kindern werden lungenschwache Leute Die Lungenfunktion von Säuglingen gibt Hinweise darauf, ob die Betreffen- den als 18-Jährige persistente Bronchospasmen aufweisen, wie ein Team von irischen, schottischen und australischen Forschern gezeigt hat. - Die Wissenschaftler um David Mullane vom University College Cork hatten ursprüng- lich 243 Probanden im Alter von einem Monat einer Lungenfunktionsprüfung unterzogen. Hernach wurden die Teilnehmer bis zu ihrem 18. Lebensjahr nachbeobachtet, wobei im Al- ter von sechs, zwölf und 18 Jahren erneut die Funktion der Lunge untersucht wurde. Als besonders aussagekräftig erwiesen sich dabei die Befunde in der Gruppe der 18-Jährigen mit persistierendem Wheezing – trockenen, pfeifend-giemenden Rasselge- räuschen, die auf gut Medizinisch als Rhon- chi sibilantes bekannt und für Asthma ty- pisch sind. Diese Probanden hatten defini- tionsgemäß nicht nur mit 18, sondern auch schon bei einer der früheren Nachuntersu- chungen Bronchospasmen aufgewiesen. Assoziiert war persistierendes Wheezing mit Asthma der Mutter und einer Atopie, die bereits in der Kindheit begonnen hatte. Es zeigte sich aber auch, dass die Lungenfunk- tion der Betroffenen bereits im ersten Le- bensmonat eingeschränkt gewesen war: Im standardisierten Vergleich hatten sie nur rund 60% des zu erwartenden V‘max(FRC) aufgewiesen, also des maximalen Atemflus- ses am Ende der normalen Ausatmung. Als die Forscher nur das Symptom „Wheezing mit 18 Jahren“, also unabhängig von dessen Persistenz oder Nichtpersistenz untersuchten, zeigte sich zwar auch eine As- soziation mit reduziertem V‘max(FRC) im frühen Leben – aber nur, wenn die Betroffe- nen rauchten. Mullane und Kollegen werten dies als Hinweis darauf, dass frühkindliche Lungenschwäche und spätere Exposition gegen Schadstoffe wie Tabakrauch bei der Verursachung von obstruktiven respiratori- schen Erkrankungen zusammenwirken. „Ge- zielte Interventionen dagegen, dass Jugend- liche mit asthmatischen Beschwerden zu rauchen beginnen, könnten daher persistie- rende obstruktive Atemwegsleiden verhin- dern“, vermuten die Wissenschaftler. rb Mullane D et al. Reduced Infant Lung Function, Active Smoking, and Wheeze in 18-Year-Old Indivi- duals. JAMA Pediatr 2013; online 18. Februar; doi:10.1001/jamapediatrics.2013.633 Macht nicht nur dick Fast Food - ein Asthmarisiko? Burger, Pizza, Currywurst oder Kebab machen offenbar nicht nur dick. Das von Kindern und Jugendlichen so geliebte Fast Food steht auch im Zusam- menhang mit Asthma, Heuschnupfen oder Ekzemen. Kinder, die mehrmals pro Woche Junkfood essen, leiden deutlich häufiger daran. - Das Risiko für Asthma, Heuschnupfen und Ekzeme scheint an die Ernährungsge- wohnheiten geknüpft zu sein. Das legt die weltweit größte epidemiologische Studie ISAAC (International Study of Asthma and Allergies in Childhood) nahe. Besonders un- günstig wirkt sich die Vorliebe für Fast Food aus: Kinder und Jugendliche, die mindes- tens dreimal pro Woche Burger, Pommes und Co. essen, leiden vergleichsweise häu- fig an schweren Asthmasymptomen. Das Ri- siko schwerer Symptome stieg bei Jugend- lichen um 39%. Obst scheint hingegen zu schützen: Kin- der und Jugendliche, bei denen mindestens dreimal pro Woche Früchte auf dem Speise- plan stehen, erkranken seltener als Heran- wachsende, die nur gelegentlich oder gar kein Obst essen (Jugendliche: OR 0,89; Kin- der: OR 0,86). Für Gemüse gilt Ähnliches, wobei der Zusammenhang nur bei Kindern, nicht aber bei Jugendlichen signifikant war. Im Rahmen von ISAAC wurden von 1991– 2011 in mehreren Phasen insgesamt zwei Millionen Kinder und Jugendliche in 106 Ländern untersucht. Für die jetzt veröffent- lichte dritte Studienphase befragten die Studienautoren zwischen 2002 und 2003 mehr als 319 000 Jugendliche im Alter von 13–14 Jahren sowie die Eltern von 181 000 Sechs- und Siebenjährigen zu Krankheits- symptomen und Ernährungsgewohnhei- ten. Dabei legten sie den Schwerpunkt auf Lebensmittel, von denen schützende oder schädliche Effekte bekannt sind oder ver- mutet werden, wie Fisch, Fleisch, Obst, Ge- müse, Hülsenfrüchte, Getreide, Brot, Nu- deln, Reis, Butter, Margarine, Nüsse, Kartof- feln, Milch, Eier und Fast Food. „Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig eine gute Ernährung von früher Kindheit an ist“, kommentiert Prof. Ulrich Keil, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedi- zin der Universität Münster und Mitautor von ISAAC. Obwohl das Studiendesign kei- ne Schlüsse auf einen kausalen Zusammen- hang zulässt, glaubt Keil an einen solchen und fordert gemeinsam mit allen anderen Studienautoren eine intensive Forschung; nicht zuletzt weil Fast Food bei Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt immer beliebter wird. dk Ellwood P. et al. Do fast foods cause asthma, rhino- conjunctivitis and eczema? Global findings from the International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC) Phase Three. Thorax 2013; Online First: 14 January 2013 Fetter Risikofaktor. © Wallenrock / shutterstock.com 28 MMW-Fortschr. Med. 2013; 155 (Sonderheft 2) AKTUELLE MEDIZIN

Aus lungenschwachen Kindern werden lungenschwache Leute

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Bronchospasmen

Aus lungenschwachen Kindern werden lungenschwache Leute

Die Lungenfunktion von Säuglingen gibt Hinweise darauf, ob die Betre�en-den als 18-Jährige persistente Bronchospasmen aufweisen, wie ein Team von irischen, schottischen und australischen Forschern gezeigt hat.

− Die Wissenschaftler um David Mullane vom University College Cork hatten ursprüng-lich 243 Probanden im Alter von einem Monat einer Lungenfunktionsprüfung unterzogen. Hernach wurden die Teilnehmer bis zu ihrem 18. Lebensjahr nachbeobachtet, wobei im Al-ter von sechs, zwölf und 18 Jahren erneut die Funktion der Lunge untersucht wurde.

Als besonders aussagekräftig erwiesen sich dabei die Befunde in der Gruppe der 18-Jährigen mit persistierendem Wheezing – trockenen, pfeifend-giemenden Rasselge-räuschen, die auf gut Medizinisch als Rhon-

chi sibilantes bekannt und für Asthma ty-pisch sind. Diese Probanden hatten de�ni-tionsgemäß nicht nur mit 18, sondern auch schon bei einer der früheren Nachuntersu-chungen Bronchospasmen aufgewiesen. Assoziiert war persistierendes Wheezing mit Asthma der Mutter und einer Atopie, die bereits in der Kindheit begonnen hatte. Es zeigte sich aber auch, dass die Lungenfunk-tion der Betro�enen bereits im ersten Le-bensmonat eingeschränkt gewesen war: Im standardisierten Vergleich hatten sie nur rund 60% des zu erwartenden V‘max(FRC)

aufgewiesen, also des maximalen Atem�us-ses am Ende der normalen Ausatmung.

Als die Forscher nur das Symptom „Wheezing mit 18 Jahren“, also unabhängig von dessen Persistenz oder Nichtpersistenz untersuchten, zeigte sich zwar auch eine As-soziation mit reduziertem V‘max(FRC) im frühen Leben – aber nur, wenn die Betro�e-nen rauchten. Mullane und Kollegen werten dies als Hinweis darauf, dass frühkindliche Lungenschwäche und spätere Exposition gegen Schadsto�e wie Tabakrauch bei der Verursachung von obstruktiven respiratori-schen Erkrankungen zusammenwirken. „Ge-zielte Interventionen dagegen, dass Jugend-liche mit asthmatischen Beschwerden zu rauchen beginnen, könnten daher persistie-rende obstruktive Atemwegsleiden verhin-dern“, vermuten die Wissenschaftler. rb ■

■ Mullane D et al. Reduced Infant Lung Function, Active Smoking, and Wheeze in 18-Year-Old Indivi-duals. JAMA Pediatr 2013; online 18. Februar; doi:10.1001/jamapediatrics.2013.633

Macht nicht nur dick

Fast Food − ein Asthmarisiko?

Burger, Pizza, Currywurst oder Kebab machen o�enbar nicht nur dick. Das von Kindern und Jugendlichen so geliebte Fast Food steht auch im Zusam-menhang mit Asthma, Heuschnupfen oder Ekzemen. Kinder, die mehrmals pro Woche Junkfood essen, leiden deutlich häu�ger daran.

− Das Risiko für Asthma, Heuschnupfen und Ekzeme scheint an die Ernährungsge-wohnheiten geknüpft zu sein. Das legt die weltweit größte epidemiologische Studie ISAAC (International Study of Asthma and Allergies in Childhood) nahe. Besonders un-günstig wirkt sich die Vorliebe für Fast Food aus: Kinder und Jugendliche, die mindes-

tens dreimal pro Woche Burger, Pommes und Co. essen, leiden vergleichsweise häu-�g an schweren Asthmasymptomen. Das Ri-siko schwerer Symptome stieg bei Jugend-lichen um 39%.

Obst scheint hingegen zu schützen: Kin-der und Jugendliche, bei denen mindestens dreimal pro Woche Früchte auf dem Speise-plan stehen, erkranken seltener als Heran-wachsende, die nur gelegentlich oder gar kein Obst essen (Jugendliche: OR 0,89; Kin-der: OR 0,86). Für Gemüse gilt Ähnliches, wobei der Zusammenhang nur bei Kindern, nicht aber bei Jugendlichen signi�kant war.

Im Rahmen von ISAAC wurden von 1991–2011 in mehreren Phasen insgesamt zwei Millionen Kinder und Jugendliche in 106 Ländern untersucht. Für die jetzt verö�ent-lichte dritte Studienphase befragten die

Studienautoren zwischen 2002 und 2003 mehr als 319 000 Jugendliche im Alter von 13–14 Jahren sowie die Eltern von 181 000 Sechs- und Siebenjährigen zu Krankheits-symptomen und Ernährungsgewohnhei-ten. Dabei legten sie den Schwerpunkt auf Lebensmittel, von denen schützende oder schädliche E�ekte bekannt sind oder ver-mutet werden, wie Fisch, Fleisch, Obst, Ge-müse, Hülsenfrüchte, Getreide, Brot, Nu-deln, Reis, Butter, Margarine, Nüsse, Kartof-feln, Milch, Eier und Fast Food.

„Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig eine gute Ernährung von früher Kindheit an ist“, kommentiert Prof. Ulrich Keil, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedi-zin der Universität Münster und Mitautor von ISAAC. Obwohl das Studiendesign kei-ne Schlüsse auf einen kausalen Zusammen-hang zulässt, glaubt Keil an einen solchen und fordert gemeinsam mit allen anderen Studienautoren eine intensive Forschung; nicht zuletzt weil Fast Food bei Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt immer beliebter wird. dk ■

■ Ellwood P. et al. Do fast foods cause asthma, rhino-conjunctivitis and eczema? Global �ndings from the International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC) Phase Three. Thorax 2013; Online First: 14 January 2013Fetter Risikofaktor.

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28 MMW-Fortschr. Med. 2013; 155 (Sonderheft 2)

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