6
43 1937 Stellen neu besetzt »Der erheblich angestiegene Verkehr auf der In- dustriebahn erfordert dringend die Besetzung der freien Lokomotivführerstelle in Gruppe V und von 2 Heizerstellen in Gruppe IV des Angestell- tentarifs«, schreibt die Betriebsleitung im Herbst 1937 an den Oberbürgermeister. »Es wird für die Besetzung dieser Stelle der seit 1922 bei der In- dustriebahn als Heizer u. Reservelokomotivführer im Angestelltenverhältnis beschäftigte Ernst Gar- be in Vorschlag gebracht.« Für die Heizerstelle wird der bereits als Heizer fahrende Schlosser Artur Greyer empfohlen: »Er war früher bereits als Heizer bei der Lokomotivfa- brik Wolf A. G. Abt. Hagans Erfurt beschäftigt …« Als angestellter zweiter Heizer empfiehlt sich der als Schweißer ausgebildete Erich Thiem. »Es wird gebeten, die genannten Leute zu prüfen und zuzulassen«, schreibt die Betriebsleitung dem Reichsbahn-Maschinenamt. Die Werkstatt braucht mehr Platz Betriebsleiter Hamer begründet im September 1937 gegenüber dem Magistrat den geplanten Erweiterungsbau des Werkstattgebäudes. Durch das Aufstellen von verschiedenen Werkzeugma- schinen sei die Werkstatt zu klein geworden; vor allem benötige die Schmiede einen besonderen Raum, gleichermaßen das Magazin für Reserve- teile. Ebenso reiche das Betriebsbüro mit Abfer- tigung sowie der Aufenthalts- und Baderaum für das Personal nicht mehr aus. »Das vorhandene Nebengebäude, welches unmittelbar am Lok- schuppen liegt, ist daher entsprechend zu erwei- tern.« Vorgesehen ist auch ein Luftschutzraum. Die Kosten für den gesamten Anbau werden mit 17 200 Reichsmark veranschlagt. Im folgenden Jahr kommt der Bau zur Ausführung. Die Industriebahn hat 1937 drei Lokomotiven, 11 Wagen und einen Kleinwagen im Bestand; die Gleise haben 8,6 km Länge. Die Anlagen in Er- AUSBAU · 1930er furt-Ost erfahren bis zum Kriegsbeginn einige Änderungen, z. B. wird das nördliche Ausziehgleis verlängert. Um die aufwendige Zufahrt zu den Anschließern Fröbel, Vulkan, Weinstein und dem Heeresbekleidungsamt über Drehscheibe zu ver- bessern, wird ein 450 m langes Verbindungsgleis neu angelegt. Gefahrenpunkt Stotternheimer Straße Ein weiteres Problem drängt auf bauliche Verän- derung: die niveaugleiche Gleiskreuzung mit der Stotternheimer Straße. Die Industriebahn nennt als »endgültige und einwandfreie Lösung«: »Die Straße wird an der Kreuzungsstelle um 2,00 m gesenkt u. der Bahnkörper bzw. S. O. um etwa 3,40 m gehoben, sodaß unter Abzug der Kon- struktionshöhe eine lichte Durchfahrt von 4,20 m verbleibt. Die bei der Abschachtung der Straße frei werdenden Erdmassen könnten gleichzeitig zur Schüttung der beiden Bahnrampen verwandt Planspiele zur Schienenfrei- machung der Hauptstraßen in Erfurts Norden. Seit 1925 hat die Stadt hier einen Verkehrsflughafen; zum »Flugbahnhof« an der Industriebahn kommt es aber nicht. s v Der Anbau am Lokschuppen wird 1938 verlängert; in den Keller kommt ein Luftschutz- raum.

AUSBAU · 1930er - Verlag · November 1922 nach Stadthagen und besichtigt die Lok; sie wird angeheizt und Probe gefahren. Der Abnahmebericht ist vielversprechend, und so wird die

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • 42 43

    1937 Stellen neu besetzt

    »Der erheblich angestiegene Verkehr auf der In-dustriebahn erfordert dringend die Besetzung der freien Lokomotivführerstelle in Gruppe V und von 2 Heizerstellen in Gruppe IV des Angestell-tentarifs«, schreibt die Betriebsleitung im Herbst 1937 an den Oberbürgermeister. »Es wird für die Besetzung dieser Stelle der seit 1922 bei der In-dustriebahn als Heizer u. Reservelokomotivführer im Angestelltenverhältnis beschäftigte Ernst Gar-be in Vorschlag gebracht.«

    Für die Heizerstelle wird der bereits als Heizer fahrende Schlosser Artur Greyer empfohlen: »Er war früher bereits als Heizer bei der Lokomotivfa-brik Wolf A. G. Abt. Hagans Erfurt beschäftigt …« Als angestellter zweiter Heizer empfiehlt sich der als Schweißer ausgebildete Erich Thiem. »Es wird gebeten, die genannten Leute zu prüfen und zuzulassen«, schreibt die Betriebsleitung dem Reichsbahn-Maschinenamt.

    Die Werkstatt braucht mehr Platz

    Betriebsleiter Hamer begründet im September 1937 gegenüber dem Magistrat den geplanten Erweiterungsbau des Werkstattgebäudes. Durch das Aufstellen von verschiedenen Werkzeugma-schinen sei die Werkstatt zu klein geworden; vor allem benötige die Schmiede einen besonderen Raum, gleichermaßen das Magazin für Reserve-teile. Ebenso reiche das Betriebsbüro mit Abfer-tigung sowie der Aufenthalts- und Baderaum für das Personal nicht mehr aus. »Das vorhandene Nebengebäude, welches unmittelbar am Lok-schuppen liegt, ist daher entsprechend zu erwei-tern.« Vorgesehen ist auch ein Luftschutzraum. Die Kosten für den gesamten Anbau werden mit 17 200 Reichsmark veranschlagt. Im folgenden Jahr kommt der Bau zur Ausführung.

    Die Industriebahn hat 1937 drei Lokomotiven, 11 Wagen und einen Kleinwagen im Bestand; die Gleise haben 8,6 km Länge. Die Anlagen in Er-

    AUSBAU · 1930er

    furt-Ost erfahren bis zum Kriegsbeginn einige Änderungen, z. B. wird das nördliche Ausziehgleis verlängert. Um die aufwendige Zufahrt zu den Anschließern Fröbel, Vulkan, Weinstein und dem Heeresbekleidungsamt über Drehscheibe zu ver-bessern, wird ein 450 m langes Verbindungsgleis neu angelegt.

    Gefahrenpunkt Stotternheimer Straße

    Ein weiteres Problem drängt auf bauliche Verän-derung: die niveaugleiche Gleiskreuzung mit der Stotternheimer Straße. Die Industriebahn nennt als »endgültige und einwandfreie Lösung«: »Die Straße wird an der Kreuzungsstelle um 2,00 m gesenkt u. der Bahnkörper bzw. S. O. um etwa 3,40 m gehoben, sodaß unter Abzug der Kon-struktionshöhe eine lichte Durchfahrt von 4,20 m verbleibt. Die bei der Abschachtung der Straße frei werdenden Erdmassen könnten gleichzeitig zur Schüttung der beiden Bahnrampen verwandt

    Planspiele zur Schienenfrei-machung der Hauptstraßen in Erfurts Norden. Seit 1925 hat die Stadt hier einen Verkehrsflughafen; zum »Flugbahnhof« an der Industriebahn kommt es aber nicht.s

    v Der Anbau am Lokschuppen wird 1938 verlängert; in den Keller kommt ein Luftschutz-raum.

  • 44 45

    werden. … (Es) würde außerdem die Schwerbor-ner Straße bis zur Reichsbahnkreuzung, mit der die Industriebahn-Kreuzung zusammengelegt werden würde, schienenfrei werden.« Der zu-nehmende Verkehr auf der Industriebahn sowie der Anschluss des Heeresbekleidungsamtes ließe die Zahl der Straßenquerungen erheblich steigen und gebiete deshalb eine baldige Entscheidung.

    Denkschrift zum 25jährigen Bestehen

    Zum Jubiläum resümiert Betriebsleiter Robert Hamer, dass die Industriebahn »zur Zeit des wirtschaftlichen Niederganges außerordentlich schwere Jahre durchgemacht hat. Der Betrieb hat bisher jedoch niemals irgendwelche Zuschüs-se der Stadt (Kämmerei) benötigt noch erhalten. Es war immer möglich, die erforderlichen Ausga-ben durch die Einnahmen zu decken. Nur wenige Städte des Reiches können eine Industriebahn von gleich großem Umfang ihr eigen nennen.« Weiter schreibt Hamer, dass der Betrieb zuletzt

    einen gewaltigen Aufschwung genommen habe. Die Einnahmen hätten sich im Jahre 1936 gegen-über dem Jahre 1932 fast verdoppelt. Das Jubilä-umsjahr 1937 stehe im Zeichen des Beginnes des zweiten Vierjahrplanes.

    »Möge die Industriebahn für alle Zukunft durch geschickte Leitung und durch das innige Zusammengehörigkeitsgefühl der gesamten Be-legschaft ihre fernere Aufgabe, das ausgedehnte Industriegebiet der Stadt Erfurt noch weiter zu erschließen, mit bestem Erfolge durchführen und so zu ihrem Teil zur Hebung der Erfurter Industrie und Wirtschaft beitragen.«

    Die Industriebahn 1939 als Eigenbetrieb der Stadt

    Unter dem Betreff »Eigenbetriebsverordnung«, die am 1. Januar 1939 im Deutschen Reich in Kraft getreten ist, schreibt der Erfurter Oberbür-germeister am 25. Januar an den Deutschen Ge-meindetag in Berlin: »In der Stadt Erfurt besteht

    1937 · J U BI LÄUM »25«

    r Aufstellung genommen haben Bedienstete und Vor-gesetzte der Industriebahn zum Erinnerungsfoto anläss-lich des 25jährigen Betriebs-jubiläums 1937. Mit dabei sind die Lokomo-tiven 3 und 1.

  • 62 63

    Nebenanschließer der Industriebahn 1956

    abzweigend vom Stammgleis I: - VEB Braunkohlenpreßwerk - VEB Sauerstoff- und Azetylenwerk abzweigend vom Stammgleis II: - VEB Ventilatoren- und Apparatebau - H. Pels, Werk I u. II - Bezirkskontor für Landmaschinen- und Traktorenersatzteile - Staatl. Kreiskontor für landw. Bedarf - W. Hollenbeck, Zementwarenfabrik - VEB Kohlehandel - Quartiernutzungsabteilung (KVP) - VEB Bauunion - VEB Reparaturwerk »Clara Zetkin« - VEB Braunkohlenpreßwerk - DHZ Chemie Schweißbedarf - VEAB für Tierhaltungsrohstoffe - Fa. E. U. Werner - Staatl. Vermittlungskontor für Maschinen u. Metallreserven - Lagergenossenschaft V (KVP) - VEB Altstoffhandel - VEB Thüringer Stahlbau, Werk II - VEB Holzbau - VHZ Schrott - VEB Schuhchemie abzweigend vom Stammgleis III: - Vereinigte Asphalt- u. Teerproduktenfabriken - Konrad Heck (DHZ Flachglas) - Bruno Schramm, Metallwerk

    Nebenanschließer mit eigener Betriebsführung 1958

    Werk Pels IWerk Pels IIVEB Minol Lager 310 VP-Lagergenossenschaft 5O. u. R. GrossmannGHG LebensmittelFa. Wuttke & SohnVEB SchuhchemieVEB Thür. StahlbauVEB SauerstoffwerkVEB Minol Lager 307GHG Obst und Gemüse (Kartoffellagerhalle)VHZ Schrott

    - Nord-Süd-Bau - DHZ Chemie Schweißbedarf - Kämmerer & Ernst - DHZ Chemie, Lager 507 abzweigend vom Stammgleis IV: - VEB Altstoffhandel - VEB (St) Bau abzweigend vom Verbindungsgleis: - VEB Minol, Lager 310 (May) - VEB Minol, Lager 307 - VEB Sauerstoff- und Azetylenwerk abzweigend vom Industrie- und Lagerhof: - Konsum Fleischwarenfabrik - VEB (K) Kühlhaus - VEB (U) Schlachthof - Fa. Wuttke, Baustoffhandel

    1956-58 · I N DUSTRI EBAH N-KU N DEN

    w Die Nebenanschließer mit eigener Betriebsführung stel-len selbst Dienstordnungen auf. Beispiele von 1953 und 1954.Aus dem Schwermaschinen-bau Pels wird kurz darauf der VEB Pressen- und Scherenbau.

  • 82 83

    DI E DAMPFLOKOMOTIVEN

    TECH N I K FÜ R SECHS JAH RZEH NTE

    Fünfzehn Dampf-Veteranen Einzig die Lokomotiven Nr. 1 und 3 können neu beschafft werden, Lok 2 und alle weiteren sind altbrauchbare Maschinen

    »König Dampf« hält Einzug

    Nachdem die größten Lokomotivhersteller zur Of-fertenabgabe aufgefordert worden sind, kommt das vorteilhafteste Angebot von der Hannover-schen Maschinenbau A. G., vorm. Georg Egge-storff, Hannover (Hanomag). Die Firma verpflich-tet sich, eine 2/2-gekuppelte Tenderlokomotive von 200 P. S. Leistung für 95 000 Mark frei Erfurt-Ost zu liefern, und zwar bis zum 1. Dezember 1919. Anderenfalls wolle man eine der Werkloko-motiven kostenlos zur Verfügung stellen.

    Für den Lokankauf und die notwendig gewor-dene Erweiterung des Lokschuppens stellt die Stadt 100 000 Mark bereit.

    Hanomag kann wegen nachkriegsbedingter schwieriger Materialbeschaffung den Termin nicht einhalten und stellt, wie zugesagt, für zwei Monate eine Werklokomotive zur Verfügung.

    Zu Beginn des Jahres 1920 steht die Dampf-lok bereit: eine zweiachsige Lokomotive mit etwa 225 PS Leistung, Hanomag-Fabriknummer 8456, später als Lok 1 bezeichnet.

    Hatte man sich mit der Benzollokomotive und ihren Eigenheiten weitgehend arrangiert, stellt nun der Einsatz der Dampflokomotive neue Anforderungen an den Betriebs- und Werkstatt-dienst. Entsprechend sind die Dienstanweisun-gen. So soll vor Dienstantritt der Lokomotivfüh-rer die Maschine gründlich untersuchen und sich insbesondere »von dem vorschriftsmässigen Wasserstande, der ausreichenden Dampfspan-nung im Kessel, von der gehörigen Oelung aller gangbaren Teile« überzeugen. Gleichfalls muss er

    die Vorräte an Kohle, Speisewasser und Sand prü-fen. Größte Sauberkeit auf der Maschine sowie sparsamste Verwendung der Schmier-, Putz- und Brennstoffe gehören zu seinen Pflichten. Vom Lokführer wird auch erwartet, »dass er selbst im Augenblick grösster Gefahr mit Geistesgegen-wart und Entschlossenheit handelt und die Loko-motive nicht eher verlässt, als bis alle Hilfsmittel zur Abwendung oder Minderung der dem Zuge drohenden Gefahr erschöpft sind«.

    Für das Verhalten im Rangierdienst ergeht ne-ben Signal- u. a. Sicherungsbestimmungen auch die Weisung: »Das Oeffnen der Zylinderhähne ist an Uebergängen, Häusern, auf den Grund-stücken der Anschlussnehmer und überall da, wo Publikum und Beamte und Arbeiter belästigt oder Tiere scheu werden könnten, zu unterlassen. Das Ablassen von Wasser, Dampf oder Sand auf Wei-chen ist tunlichst zu vermeiden.«

    Zum Dienstende muss die Lokomotive aber-mals genau untersucht werden; »etwaige Män-gel sind, wenn möglich, vom Lokomotivführer sofort selbst zu beseitigen«. Der Heizer hat das Feuer vom Rost zu entfernen und Kesselwas-ser aufzufüllen. »Einmal in der Woche hat eine gründliche Reinigung der ganzen Maschine zu erfolgen.«

    Zweite Hanomag enttäuscht

    Als sich abzeichnet, dass eine Lokomotive allein nicht ausreicht, um den mit weiteren Anschlie-ßern stark angestiegenen Verkehr zu bewältigen,

    » WI R HÖRTEN GERN, DASS SI E MIT DEM ÄUSSERST RU H IGEN LAU F DER HANOMAG-LOKOMOTIVE

    NACH DEM EI N BAU DER ADAM-ACHSE SEH R ZU FRI EDEN SI N D U N D N U NMEH R BEABSICHTIGEN,

    EI N E SOLCH E ACHSE AUCH I N DI E VON DER FI RMA R. WOLF A.-G. , ERFU RT, GELI EFERTE C-3/3

    GEK. NASSDAMPFLOKOMOTIVE EI NZU BAU EN. «

  • 84 85

    zudem eine gründliche Überholung der Lok an-steht, will die Industriebahn eine weitere Lok zu beschaffen. Ein Neukauf kommt nicht in Frage, in Deutschland herrscht Inflation. Auch der Ankauf einer ausgemusterten Lok der Staatsbahn schei-tert an den Kosten, obwohl einige für den Ran-gierdienst brauchbare Loks der Reihen T 4, T 7 und

    T 9 von den Königlichen Eisenbahndirektionen Berlin und Stettin angeboten werden.

    Die Bemühungen münden schließlich im Kontakt mit dem Bahnbedarfshändler Schön-berg & Noelle aus Dortmund. Dessen zweite Of-ferte ist eine T 3, die ehemalige Lok 6b der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn, 1899 unter der Fabrik-nummer 3353 ebenfalls von Hanomag gebaut. Ein Vertreter der Industriebahn fährt Anfang November 1922 nach Stadthagen und besichtigt die Lok; sie wird angeheizt und Probe gefahren. Der Abnahmebericht ist vielversprechend, und so wird die Maschine zum Preis von 4 750 000 Mark bei Schönberg & Noelle in Dortmund bestellt. Noch im November wird die Lok in der Werkstatt der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn einer kleine-ren Reparatur unterzogen (der Schornstein ge-kürzt) und zur Überführung nach Erfurt-Ost her-gerichtet. Als Lok 2 wird sie kurz darauf in Betrieb genommen.

    Ernüchtert nach einem Jahr mühseligem Betrieb, schreibt im Februar 1924 der Industrie-bahnleiter an den Stadtrat: »Die vor einem Jahr angeschaffte, alte ausgemusterte T 3-Lokomotive ist, wie sich inzwischen herausgestellt hat, in kei-ner Weise den gestellten Betriebsansprüchen ge-wachsen. Die Maschine musste schon nach unge-fähr 6-wöchiger Betriebsdauer in die Reichsbahn-betriebswerkstatt Erfurt geleitet werden, um 2/3 der Siederohre zu ersetzen, weil das schon beim Kauf der Maschine festgestellte Rohrlaufen be-deutend stärker geworden war und die Maschine daher außer Betrieb gesetzt werden musste …«

    Mit der Lok ist offensichtlich nichts anzufan-gen. Zwangsläufig wird beim Magistrat der Stadt

    DI E DAMPFLOKOMOTIVEN

    w Der »Millionenkauf« Lok 2. Trotz ihres schlechten Zu-stands bei der Beschaffung wird sie zur am längsten eingesetzten Maschine: Sie bringt es auf 43 Jahre bei der Industriebahn.

    Lok 2 im März 1958. Erst drei Jahre zuvor hat sie in Mühl-hausen die elektrische Be-leuchtungsanlage erhalten.s

  • 136 137

    Anschließer in Erfurt Ost 2007

    PPR Gashandel, May Gashandel 100 Behälterwagen/JahrThyssen-Krupp Stahlhandel 100-200 Waggons/JahrMüller-Weingarten Umformtechnik 100 - 250 Waggons/Jahr (Stahl)Siemens Kraftwerksausrüstungen Stahl, Blech, GroßgeräteScholz Recycling 300 - 500 Waggons/Jahr (Schrott)

    2007/08 Erfurter Bahn GmbH

    Zum 1. Mai 2007 firmiert die Erfurter Industrie-bahn GmbH um: Die Bezeichnung ist nun Erfur-ter Bahn GmbH, kurz EB. Das Unternehmen hat 2007 insgesamt 113 Mitarbeiter, 28 Frauen und 85 Männer.

    Die Umsatzerlöse können gegenüber dem Vorjahr um nahezu 2 Mio. Euro gesteigert wer-den, in besonderem Maße durch die Einnahmen auf der Strecke Meiningen – Schweinfurt. Den-noch: Die Ertragskraft der Branche ist erheblich von der Entwicklung der den Bundesländern zur Verfügung stehenden Regionalisierungsmitteln abhängig. Die EB hat bislang noch keine Kürzun-gen erfahren.

    Neue Anschlussbahn am »Erfurter Kreuz«

    Der Schienengüterverkehr kann weiter stabili-siert werden. Die Erfurter Bahn übernimmt durch Geschäftsbesorgungsvertrag mit der Stadt Arn-stadt die Betriebsführung der neu errichteten An-schlussbahn vom Arnstädter Hauptbahnhof ins Gewerbegebiet »Erfurter Kreuz«. Bedient wer-den das N 3-Flugzeugturbinen-Wartungswerk und der Automobilzulieferer Gonvauto Thürin-gen GmbH, der jährlich bis zu 400 000 t Stahl per Bahn erhalten soll.

    Die EB-Mitarbeiter erfüllen ihre Nahverkehrs-aufgaben beispielgebend. Die Erfurter genießen aufgrund ihrer schon sprichwörtlichen Zuverläs-sigkeit, speziell Pünktlichkeit der Züge, und her-vorstechendem Service einen guten Ruf in den Bediengebieten Thüringens sowie in Unterfran-ken und Nordhessen. Auf dem EB-Liniennetz von gesamt 407 km werden 2008 summa summa-

    rum 3 185 457 Fahrplankilometer geleistet (2007 waren es 3 155 417 Fahrplankilometer). Der Frei-staat Bayern hat Zusatzleistungen auf dem Stre-ckenabschnitt Schweinfurt – Mellrichstadt in Höhe von 210 000 Zug-km bestellt.

    Die Finanzmarktkrise hat keinen Einfluss auf die Verkehrsleistungen, die Geschäftsgänge wer-den wie gewohnt solide besorgt. Anlass zur Sorge sind vielmehr – wie bei allen Eisenbahnverkehrs-unternehmen – die erhöhten Trassen- und Stati-onsgebühren der DB AG.

    ERFU RTER BAH N · 2007

    r Wartungsarbeiten an einem FLIRT-Triebzug von cantus 2008.

    v Am »Erfurter Kreuz« haben sich Industriefirmen etabliert – die Erfurter Bahn ist dabei. »Lisa 1« holt am 8. Juni 2007 erste Wagen ab.