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Praktische Arbeitsmedizin 14 Steinmeier, S.: Ausrüstung von Arbeitsstätten ... ISSN 1861- 6704 Prakt. Arb.med. 2009; 14: 14-19 Ausrüstung von Arbeitsstätten mit Feuerlöschern gemäß der BGR 133 am Beispiel einer Arztpraxis und einer Klinik Stefanie Steinmeier Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) § 10 Erste Hilfe und sonstige Notfallmaß- nahmen (1) Der Arbeitgeber hat entsprechend der Art der Arbeitsstätte und der Tätig- keiten sowie der Zahl der Beschäftigten die Maßnahmen zu treffen, die zur Ersten Hilfe, Brandbekämpfung und Evakuierung der Beschäftigten erforderlich sind. Dabei hat er der Anwesenheit anderer Personen Rechnung zu tragen. Er hat auch dafür zu sorgen, daß im Notfall die erforderlichen Verbindungen zu außerbetrieblichen Stel- len, insbesondere in den Bereichen der Ersten Hilfe, der medizinischen Notver- sorgung, der Bergung und der Brandbe- kämpfung eingerichtet sind. Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) § 3 Aufgaben der Betriebsärzte (1) Die Betriebsärzte haben die Aufgabe, den Arbeitgeber beim Arbeitsschutz und bei der Unfallverhütung in allen Fragen des Gesundheitsschutzes zu unterstüt- zen. Sie haben insbesondere 1.den Arbeitgeber und die sonst für den Arbeitsschutz und die Unfallverhütung verantwortlichen Personen zu beraten, insbesondere bei a) der Planung, Ausführung und Unterhal- tung von Betriebsanlagen und von sozi- alen und sanitären Einrichtungen, ... ... ... 3.die Durchführung des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung zu beobachten und im Zusammenhang damit a) die Arbeitsstätten in regelmäßigen Ab- ständen zu begehen und festgestellte Mängel dem Arbeitgeber oder der sonst für den Arbeitsschutz und die Unfallverhü- tung verantwortlichen Person mitzuteilen, Maßnahmen zur Beseitigung dieser Män- gel vorzuschlagen und auf deren Durch- führung hinzuwirken, ... ... ... 4.darauf hinzuwirken, daß sich alle im Be- trieb Beschäftigten den Anforderungen des Arbeitsschutzes und der Unfallver- hütung entsprechend verhalten, insbe- sondere sie über die Unfall- und Gesund- heitsgefahren, denen sie bei der Arbeit ausgesetzt sind, sowie über die Einrich- tungen und Maßnahmen zur Abwendung dieser Gefahren zu belehren und bei der Einsatzplanung und Schulung der Helfer in „Erster Hilfe“ und des medizinischen Hilfspersonals mitzuwirken. ... ... ... Hinweis: Unter der URL http://www.institut-aser.de/out.php? idart=458 stellt das das Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie e.V. (ASER) der Uni Wuppertal einen „Feuer- löscher-Rechner“ im Internet als Arbeits- hilfe zur Verfügung. Dies ist ein Instru- ment zur Ermittlung der erforderlichen Feuerlöscheranzahl für die Ausrüstung von Arbeitsstätten mit Feuerlöschern zur allgemeinen Brandbekämpfung. Ermittlung und Festlegung von Löschmittel- einheiten und Löschmitteln Die Sicherheitsregeln BGR 133 wurden in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Unfallversicherungsträger der öffent- lichen Hand e.V. (BAGUV), dem Bundes- verband der deutschen Industrie (BDI) und dem Verband der Sachversicherer (VdS) er- arbeitet und im Arbeitskreis Feuerschutz der Berufsgenossenschaften der Schluss- entwurf am 21.03.94 endgültig verabschie- det und im Oktober 2004 aktualisiert. 1. Anwendungsbereich 1.1 Diese Sicherheitsregeln finden Anwendung bei der Ausrüstung von Arbeitsstätten mit Feu- erlöschern zur Bekämpfung von Entstehungs- bränden. 1.2 Diese Sicherheitsregeln finden keine An- wendung in Bereichen, die durch besondere gesetzliche Bestimmungen geregelt werden. Dies sind z. B. Anlagen, die der Verordnung über brenn- bare Flüssigkeiten (BetrSichV) unterlie- gen, Garagen, die den Garagenverordnungen der Länder unterliegen, Wasserfahrzeuge und schwimmende Ge- räte mit Betriebserlaubnis. Hinweis: Nach der FCKW-Halon-Verbots-Verordnung dürfen Halonlöscher nur noch mit Ausnahme- genehmigung eingesetzt werden. Jede Arbeitsstätte muss durch den Betreiber mit einer ausreichenden Anzahl geeigneter Feuerlöscher ausgerüstet werden. Hierzu steht ein allgemeingültiges Rechenverfahren zur Verfügung: Allgemeines Lösungsschema: 1. Schritt– Ermittlung der Brandklassen 2. Schritt– Ermittlung der Brandgefähr- dung nach Tabelle 3 3. Schritt– Festlegung der Löschmittelein- heiten (LE) nach Tabelle 4 4. Schritt– Anzahl der Feuerlöscher ent- sprechend den Löschmittelein- heiten (LE) nach Tabelle 2 Um dieses Rechenverfahren anwenden zu können, werden im Folgenden die einzelnen Kenngrößen näher erläutert. 2. Begriffsbestimmungen 2.1 Feuerlöscher im Sinne dieser Sicherheits- regeln sind tragbare Feuerlöscher und ohne ei- genen Kraftantrieb fahrbare Löschgeräte. 2.2 Löschvermögen ist die Fähigkeit eines Feu- erlöschers, ein genormtes Brandobjekt mit ei- ner maximalen Löschmittelmenge zu löschen. 2.3 Löschmitteleinheit LE ist eine eingeführte Hilfsgröße, die es ermöglicht, die Leistungs- fähigkeit unterschiedlicher Feuerlöscherbau- arten zu vergleichen und das Löschvermögen der Feuerlöscher zu addieren.

Ausrüstung von Arbeitsstätten mit Feuerlöschern gemäß der

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Praktische Arbeitsmedizin

14 Steinmeier, S.: Ausrüstung von Arbeitsstätten ... ISSN 1861- 6704 Prakt. Arb.med. 2009; 14: 14-19

Ausrüstung von Arbeitsstätten mit Feuerlöschern gemäß der BGR 133 am Beispiel einer Arztpraxis und einer KlinikStefanie Steinmeier

Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)§ 10 Erste Hilfe und sonstige Notfallmaß-

nahmen

(1) Der Arbeitgeber hat entsprechend der Art der Arbeitsstätte und der Tätig-keiten sowie der Zahl der Beschäftigten die Maßnahmen zu treffen, die zur Ersten Hilfe, Brandbekämpfung und Evakuierung der Beschäftigten erforderlich sind. Dabei hat er der Anwesenheit anderer Personen Rechnung zu tragen. Er hat auch dafür zu sorgen, daß im Notfall die erforderlichen Verbindungen zu außerbetrieblichen Stel-len, insbesondere in den Bereichen der Ersten Hilfe, der medizinischen Notver-sorgung, der Bergung und der Brandbe-kämpfung eingerichtet sind.

Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG)§ 3 Aufgaben der Betriebsärzte

(1) Die Betriebsärzte haben die Aufgabe, den Arbeitgeber beim Arbeitsschutz und bei der Unfallverhütung in allen Fragen des Gesundheitsschutzes zu unterstüt-zen. Sie haben insbesondere1.den Arbeitgeber und die sonst für den Arbeitsschutz und die Unfallverhütung verantwortlichen Personen zu beraten, insbesondere beia) der Planung, Ausführung und Unterhal-tung von Betriebsanlagen und von sozi-alen und sanitären Einrichtungen,.........3.die Durchführung des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung zu beobachten und im Zusammenhang damita) die Arbeitsstätten in regelmäßigen Ab-ständen zu begehen und festgestellte Mängel dem Arbeitgeber oder der sonst für den Arbeitsschutz und die Unfallverhü-tung verantwortlichen Person mitzuteilen, Maßnahmen zur Beseitigung dieser Män-gel vorzuschlagen und auf deren Durch-führung hinzuwirken,.........4.darauf hinzuwirken, daß sich alle im Be-trieb Beschäftigten den Anforderungen des Arbeitsschutzes und der Unfallver-hütung entsprechend verhalten, insbe-sondere sie über die Unfall- und Gesund-heitsgefahren, denen sie bei der Arbeit ausgesetzt sind, sowie über die Einrich-tungen und Maßnahmen zur Abwendung dieser Gefahren zu belehren und bei der Einsatzplanung und Schulung der Helfer in „Erster Hilfe“ und des medizinischen Hilfspersonals mitzuwirken..........

Hinweis: Unter der URL

http://www.institut-aser.de/out. php? idart=458

stellt das das Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie e.V. (ASER) der Uni Wuppertal einen „Feuer-löscher-Rechner“ im Internet als Arbeits-hilfe zur Verfügung. Dies ist ein Instru-ment zur Ermittlung der erforderlichen Feuerlöscheranzahl für die Ausrüstung von Arbeitsstätten mit Feuerlöschern zur allgemeinen Brandbekämpfung.

Ermittlung und Festlegung von Löschmittel-einheiten und Löschmitteln

Die Sicherheitsregeln BGR 133 wurden in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Unfallversicherungsträger der öffent-lichen Hand e.V. (BAGUV), dem Bundes-verband der deutschen Industrie (BDI) und dem Verband der Sachversicherer (VdS) er-arbeitet und im Arbeitskreis Feuerschutz der Berufsgenossenschaften der Schluss-entwurf am 21.03.94 endgültig verabschie-det und im Oktober 2004 aktualisiert.

1. Anwendungsbereich1.1 Diese Sicherheitsregeln finden Anwendung bei der Ausrüstung von Arbeitsstätten mit Feu-erlöschern zur Bekämpfung von Entstehungs-bränden.

1.2 Diese Sicherheitsregeln finden keine An-wendung in Bereichen, die durch besondere gesetzliche Bestimmungen geregelt werden.Dies sind z. B. – Anlagen, die der Verordnung über brenn-

bare Flüssigkeiten (BetrSichV) unterlie-gen,

– Garagen, die den Garagenverordnungen der Länder unterliegen,

– Wasserfahrzeuge und schwimmende Ge-räte mit Betriebserlaubnis.

Hinweis:Nach der FCKW-Halon-Verbots-Verordnung dürfen Halonlöscher nur noch mit Ausnahme-genehmigung eingesetzt werden.

Jede Arbeitsstätte muss durch den Betreiber mit einer ausreichenden Anzahl geeigneter Feuerlöscher ausgerüstet werden. Hierzu steht ein allgemeingültiges Rechenverfahren zur Verfügung:

Allgemeines Lösungsschema:

1. Schritt – Ermittlung der Brandklassen2. Schritt – Ermittlung der Brandgefähr-

dung nach Tabelle 33. Schritt – Festlegung der Löschmittelein-

heiten (LE) nach Tabelle 44. Schritt – Anzahl der Feuerlöscher ent-

sprechend den Löschmittelein-heiten (LE) nach Tabelle 2

Um dieses Rechenverfahren anwenden zu können, werden im Folgenden die einzelnen Kenngrößen näher erläutert.

2. Begriffsbestimmungen2.1 Feuerlöscher im Sinne dieser Sicherheits-regeln sind tragbare Feuerlöscher und ohne ei-genen Kraftantrieb fahrbare Löschgeräte.

2.2 Löschvermögen ist die Fähigkeit eines Feu-erlöschers, ein genormtes Brandobjekt mit ei-ner maximalen Löschmittelmenge zu löschen.

2.3 Löschmitteleinheit LE ist eine eingeführte Hilfsgröße, die es ermöglicht, die Leistungs-fähigkeit unterschiedlicher Feuerlöscherbau-arten zu vergleichen und das Löschvermögen der Feuerlöscher zu addieren.

Praktische Arbeitsmedizin

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2.4 Arbeitsstätten im Sinne dieser Sicherheits-regeln sind insbesondere – Arbeitsräume in Gebäuden, einschließlich

Ausbildungsstätten, – Arbeitsplätze auf dem Betriebsgelände im

Freien, – Baustellen, – Verkaufsstände im Freien, die im Zusam-

menhang mit Ladengeschäften stehen, – Wasserfahrzeuge und schwimmende Ge-

räte auf Binnengewässern.

Zur Arbeitsstätte gehören auch – Verkehrswege, – Lager-, Maschinen- und Nebenräume, – Pausen-, Bereitschafts-, Liegeräume

und Räume für körperliche Ausgleichsü-bungen,

– Umkleide-, Wasch- und Toilettenräume (Sanitärräume),

– Sanitätsräume.

Für Wasserfahrzeuge und schwimmende Ge-räte auf Binnengewässern gelten unter Um-ständen besondere gesetzliche Vorschriften.

2.5 Sachkundiger für die Prüfung von Feuer-löschern ist, wer aufgrund seiner fachlichen Ausbildung und Erfahrung ausreichende Kenntnisse auf dem Gebiet der Feuerlö-scher hat und mit den einschlägigen staatli-chen Arbeitsschutzvorschriften, Unfallverhü-tungsvorschriften, Richtlinien und allgemein anerkannten Regeln der Technik (z. B. DIN-Normen, technische Regeln anderer Mitglieds-staaten der Europäischen Union oder anderer Vertragsstaaten des Abkommens über den Eu-ropäischen Wirtschaftsraum) soweit vertraut ist, dass er den funktionssicheren Zustand von Feuerlöschern beurteilen kann.

3. Allgemeine Anforderungen3.1 Arbeitsstätten sind nach den Bestim-mungen dieser Sicherheitsregeln mit Feuerlö-schern auszurüsten.

3.2 Feuerlöscher müssen nach den Bestim-mungen dieser Sicherheitsregeln und im Üb-rigen den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechend beschaffen sein, betrie-ben und geprüft werden. Abweichungen von den allgemein anerkannten Regeln der Tech-nik sind zulässig, wenn die gleiche Sicherheit auf andere Weise gewährleistet ist.

3.3 Die in den Regeln enthaltenen technischen Lösungen schließen andere, mindestens eben-so sichere Lösungen nicht aus, die auch in

technischen Regeln anderer Mitgliedsstaaten der Europäischen Union oder anderer Ver-tragsstaaten des Abkommens über den Euro-päischen Wirtschaftsraum ihren Niederschlag gefunden haben können.

3.4 Prüfberichte von Prüflaboratorien, die in anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union oder in anderen Vertragsstaaten des Ab-kommens über den Europäischen Wirtschafts-raum zugelassen sind, werden in gleicher Wei-se wie deutsche Prüfberichte berücksichtigt, wenn die den Prüfberichten dieser Stellen zu-grunde liegenden Prüfungen, Prüfverfahren und konstruktiven Anforderungen denen der deutschen Stelle gleichwertig sind. Um der-artige Stellen handelt es sich vor allem dann, wenn diese die in der Normenreihe EN 45 000 niedergelegten Anforderungen erfüllen.

4. Bauarten, Eignung und Anzahl der Feuerlöscher

4.1 BauartzulassungFeuerlöscher müssen amtlich geprüft und zu-gelassen sein sowie das Zulassungskennzei-chen tragen.

4.2 Eignungen von FeuerlöschernFeuerlöscher müssen entsprechend der Tabel-le 1 für ihre Einsatzzwecke geeignet sein.

4.3 Feuerlöscherbauarten, Löschvermögen und LöschmitteleinheitFür die Einstufung eines Feuerlöschers ist DIN EN 3 „Tragbare Feuerlöscher“ zu beachten.

Tabelle 1: Eignung von Feuerlöschern

Nach DIN EN 3 ist nicht mehr die Löschmit-telmenge, sondern das Löschvermögen für die Einstufung eines Feuerlöschers maßgeblich.

Das Löschvermögen wird als Leistungsklas-se durch Zahlen-Buchstaben-Kombinationen angegeben, die auf den Feuerlöschern aufge-druckt sind. Die Zahl bezeichnet das Lösch-objekt und der Buchstabe die Brandklasse. Je nach Leistung des Geräts und des Löschmit-tels kann das gleiche Löschvermögen auch mit einer geringeren Löschmittelmenge erreicht werden als der in DIN EN 3 angegebenen Ma-ximalmenge.

Bei Feuerlöschern nach DIN 14406 ist die Ein-stufung nur nach der Löschmittelmenge mög-lich.

Beispielsweise wird für die Zulassung eines ABC-Pulverlöschers mit 6 kg Füllmenge ein Löschvermögen von 21A 113B gefordert. Dieses Löschvermögen kann ein entspre-chend ausgerüsteter 4 kg-Löscher ebenfalls erreichen. Unabhängig von der Füllmenge ist das Löschvermögen beider Geräte gleich. Das Löschvermögen nach DIN EN 3 kann nicht ad-diert werden.

Deshalb wird als Hilfsgröße die „Löschmittel-einheit LE“ eingeführt. Den Feuerlöschern wird eine bestimmte Anzahl von LE zugeordnet. Die in Tabelle 2 im Beispiel genannten Feuerlö-scher von 4 kg bzw. 6 kg haben die gleichen Löschmitteleinheiten.

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Werden Feuerlöscher für die Brandklassen A und B eingesetzt und haben sie für die Brand-klassen unterschiedliche Löschmitteleinheiten LE, ist der niedrigere Wert anzusetzen.

4.4 BrandgefährdungBetriebsbereiche sind je nach Brandgefähr-dung in eine der folgenden Brandgefährdungs-klassen einzustufen:1. geringe Brandgefährdung,2. mittlere Brandgefährdung,3. große Brandgefährdung.

Geringe Brandgefährdung liegt vor, wenn Stoffe mit geringer Entzündbarkeit vorhanden sind und die örtlichen und betrieblichen Ver-hältnisse nur geringe Möglichkeiten für eine Brandentstehung bieten und wenn im Falle eines Brandes mit geringer Brandausbreitung zu rechnen ist.

Mittlere Brandgefährdung liegt vor, wenn Stoffe mit hoher Entzündbarkeit vorhanden sind und die örtlichen und betrieblichen Verhältnisse für die Brandentstehung günstig sind, jedoch kei-ne große Brandausbreitung in der Anfangs-phase zu erwarten ist.

Große Brandgefährdung liegt vor, wenn – durch Stoffe mit hoher Entzündbarkeit

und durch die örtlichen und betrieblichen Verhältnisse große Möglichkeiten für eine Brandentstehung gegeben sind und

– in der Anfangsphase mit großer Brand-ausbreitung zu rechnen ist oder

– eine Zuordnung in mittlere oder geringe Brandgefährdung

nicht möglich ist.

4.5 Anzahl der bereitzustellenden Feuerlö-scher und deren Aufstellung

4.5.1 Feuerlöscher müssen nach Art und Um-fang der Brandgefährdung und der Größe des zu schützenden Bereiches in ausreichender Zahl bereitgestellt sein.

4.5.2 Die für einen Bereich erforderliche An-zahl von Feuerlöschern mit dem entspre-chenden Löschvermögen für die Brandklas-sen A und B sind nach den Tabellen 2 und 4 der BGR 133 zu ermitteln. Zunächst sind - ausgehend von der Brandgefährdung und der Grundfläche - nach Tabelle 4 die Löschmittel-einheiten zu ermitteln. Aus Tabelle 2 kann die entsprechende Art, Anzahl und Größe der Feu-erlöscher entnommen werden, wobei die Sum-me der Löschmitteleinheiten der aus der Tabel-le 4 entnommenen Zahl entsprechen muss.

4.5.3 Falls erforderlich, können zusätzlich ent-weder größere fahrbare Löschgeräte der zu-gehörigen Brandklasse, z. B. fahrbare Pulver-löschgeräte, fahrbare Kohlendioxidlöschgeräte, Schaumlöschgeräte für die Erzeugung von

Tabelle 3: Beispielhafte Zuordnung von Betriebsbereichen zur Brandgefährdung

Tabelle 2: Löschmitteleinheiten LE und Feuerlöscherarten nach DIN EN 3

Tabelle 4: Löschmitteleinheiten in Abhängigkeit von Grundfläche und Brandgefährdung

Schwer-, Mittel- und Leichtschaum, Wandhy-dranten oder ortsfeste Feuerlöschanlagen ein-gesetzt werden.

4.5.4 Zur allgemeinen Brandbekämpfung dür-fen Pulverlöscher mit einem Inhalt bis ein-schließlich 2 kg nicht verwendet werden.

4.5.5 Zur Minderung von Folgeschäden sollten – sofern geeignet - Feuerlöscher mit Wasser, Wasser mit Zusätzen bzw. mit Schaum in Be-tracht gezogen werden.

4.5.6 Treten Brandgefahren durch gasförmige Stoffe oder brennbare Metalle auf, sind diese

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Bereiche nach den betrieblichen Erfordernis-sen durch Feuerlöscher zu schützen, die auch für die Brandklasse C oder D zugelassen sind.

4.5.7 Bei der Ausrüstung von Arbeitsstätten mit Feuerlöschern können andere geeignete Feu-erlöscheinrichtungen, z. B. Wandhydranten, berücksichtigt werden.

Davon ausgenommen sind ortsfeste Löschan-lagen.

Wandhydranten können unter den folgenden Voraussetzungen bei der Ausrüstung von Ar-beitsstätten mit Feuerlöschern berücksichtigt werden:

1. Das Löschmittel der Wandhydranten ist für die angetroffenen Brandklassen geeignet (siehe Tabelle 1),

2. Es handelt sich bei den in Frage kommen-den Systemen um Wandhydranten mit form-beständigem Schlauch oder gleichwertiger Einrichtung.

3. Eine ausreichende Anzahl von Personen ist in der Handhabung dieser Wandhydranten unterwiesen.

Die Anrechnung der Wandhydranten erfolgt nach folgenden Kriterien:

1. Bei Gebäuden/Geschossen mit einer Grund-fläche von 0 bis 400 m² erfolgt keine Anrech-nung von Wandhydranten.

Die Ausstattung mit Feuerlöschern erfolgt gemäß Tabelle 4.

2. Bei Gebäuden/Geschossen mit einer Grund-fläche > 400 m2 können bis zu 1/3 der nach Tabelle 4 erforderlichen Löschmittelein-heiten durch Wandhydranten ersetzt wer-den. Hierbei entspricht ein Wandhydrant 18 Löschmitteleinheiten.

4.5.8 In jedem Geschoss ist mindestens ein Feuerlöscher bereitzustellen.

Feuerlöscher sollen zweckmäßig in der Ar-beitsstätte verteilt sein. Bei einer größeren Anzahl von Feuerlöschern empfiehlt es sich, mehrere Feuerlöscher zu „Stützpunkten“ zu-sammenzufassen bzw. Großlöschgeräte zur Verfügung zu stellen.

4.5.9 Feuerlöscher müssen an gut sichtbaren und im Brandfall leicht zugänglichen Stellen angebracht sein, an denen sie vor Beschädi-gung und Witterungseinflüssen geschützt sind. Die Stellen, an denen sich Feuerlöscher befin-den, müssen durch das Hinweiszeichen (FO4) „Feuerlöschgerät“ gekennzeichnet sein. Das Zeichen muss der UVV „Sicherheitskennzeich-nung am Arbeitsplatz“ (VBG 125) entspre-chen.

Anmerkung:Feuerlöscher sollten nur so hoch über dem Fußboden angeordnet sein, dass auch kleinere Personen diese ohne Schwierigkeiten aus der Halterung entnehmen können. Als zweckmä-ßig hat sich eine Griffhöhe von 80 bis 120 cm erwiesen.

Ist das Feuerlöschgerät gut sichtbar ange-bracht, kann auf eine zusätzliche Kennzeich-nung verzichtet werden.

4.6 Einsätze in staubexplosionsgefährdeten Bereichen

Feuerlöscher zum Einsatz in staubexplosions-gefährdeten Bereichen (Zone 11) müssen mit Pulverbrausen bzw. Sprühdüsen ausgerüstet sein, die das Aufwirbeln abgelagerten Staubes beim Löschen verhindern.

Feuerlöscher nach DIN 14406 können allein oder mit EN-Feuerlöschern zusammen ver-wendet werden, wenn die Zuordnung der DIN-Löscher nach Tabelle 5 erfolgt.

Bei Verwendung fahrbarer Feuerlöscher gilt folgende Regelung:P 50 = 4 x P 12 = 48 LEK 30 = 5 x K 6 = 15 LE

5. Betrieb

5.1 Feuerlöscher sind funktionsfähig zu erhal-ten.

5.2 Eine ausreichende Anzahl von Personen ist in der Handhabung von Feuerlöschern zu unterweisen.

Dort, wo es die örtlichen Verhältnisse zulas-sen, empfiehlt es sich, in regelmäßigen Ab-ständen praktische Löschübungen mit Feuer-löschern abzuhalten.

Abbildung 1: Kennzeichnung (F02 bis F06) von Einrichtungen zur Brandbekämpfung

Abbildung 2: Negativbeispiel für die Anbrin-gung eines Feuerlöschers (zu hoch)

Dipl.-Ing. Stefanie Steinmeier

Vertriebsingenieurin Abteilung Brandschutz derDMT GmbH & Co. KG, Dortmund

[email protected]

Zur Person

Tabelle 5: Feuerlöscher nach DIN 14 406

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Inhalte der Ausbildung von Brandschutzhelfern

Theoretische Unterweisung - Grundlagen der Verbrennung - Brandursachen und Brandklassen - Löschmittel und ihre Wirkungsweisen - Löschgeräte und Löscheinrichtungen - Verhalten im Brandfall/Brandmeldung - Benutzung von Flucht- und

Rettungswegen - Bekämpfung von Entstehungsbränden

Praktische Unterweisung - Umgang mit den im Betrieb vorhandenen

Feuerlöschern und Feuerlöscheinrich-tungen

5.3 Bei der Bekämpfung von Feuer und Glimm-bränden in staubexplosionsgefährdeten Be-reichen (Zone 11) ist darauf zu achten, dass abgelagerter Staub nicht durch den Löschmit-telstrahl aufgewirbelt wird. Hierzu sind z. B. Pulverlöscher mit Pulverbrausen, Nasslöscher mit Sprühdüsen oder Schaumlöscher zu ver-wenden.

5.4 Beim Einsatz von Feuerlöschern müssen zu elektrischen Anlagen mit Spannungen bis 1000 Volt folgende Sicherheitsabstände einge-halten werden:

- Bei Wasserlöschern mit Vollstrahl und Schaumlöschern 3 m,

- bei Wasserlöschern mit Sprühstrahl 1 m, - bei Pulverlöschern 1 m, - bei Kohlendioxidlöschern 1 m.

6. Prüfung6.1 Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Feuerlöscher regelmäßig, mindestens je-doch alle zwei Jahre, durch einen Sachkun-digen geprüft werden. Über die Ergebnisse der Prüfungen ist Nachweis zu führen. Der Nach-weis kann in Form einer Prüfplakette erbracht werden.

Bei hohen Brandrisiken oder starker Beanspru-chung durch Umwelteinflüsse können kürzere Zeitabstände erforderlich sein.

6.2 Werden bei der Prüfung Mängel festge-stellt, die eine Funktionsfähigkeit des Feuer-löschers nicht mehr gewährleisten, hat der Unternehmer zu veranlassen, dass der Feuer-löscher instand gesetzt oder durch einen ande-ren Feuerlöscher ersetzt wird.

RechenbeispielBeispiel 1 (zweigeschossige Arztpraxis)Brandklassen überwiegend A, B und C in Teil-bereichen. Praxisgröße 200 m2, geringe Brand-gefährdung. Es ergibt sich aus der Tabelle 4 für 200 m2 – 12 LE. Gewählt werden Pulverlöscher mit Löschvermögen 21 A 113 B, was nach Ta-belle 2 für diese Bauart 6 LE entspricht.

Abbildung 3: Praktische Löschübung auf dem Freigelände der DMT

Abbildung 4: Richtiges Löschen mit Feuerlöschgeräten

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Es sind demnach 12 LE geteilt durch 6, also 2 Feuerlöscher dieser Bauart erforderlich (pro Etage 1 Feuerlöscher).

Beispiel 2 (Krankenhaus)Brandklassen überwiegend A, B und C in Teil-bereichen. Bruttogeschossfläche 5000 m² überwiegend Pflegebereiche verteilt auf 5 Ge-schosse, mittlere Brandgefährdung (so nicht in der BGR 133 enthalten. Hier empfiehlt sich der Vergleich mit Pensionen/Hotels). Tabelle 4 er-gibt für 5000 m2 – 264 LE.

Gewählt werden Pulverlöscher mit Löschver-mögen 21 A 113 B, was nach Tabelle 2 für die-se Bauart 6 LE entspricht.

Es sind demnach 264 LE geteilt durch 6, also 44 Feuerlöscher dieser Bauart erforderlich (pro Etage 8 Feuerlöscher sowie im EG zwei zu-sätzliche). Hinweis: 1 Wandhydrant pro Etage ist empfehlenswert (18 LE).

Abbildung 5: Falsches Ablöschen einer brennenden Staubschüttung mit Vollstrahl (Trainingszentrum der DMT in Dortmund)

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