7
410 I-I. SAI~I~ und K. RoTJ~EI~:Auto-AntikSrperin der Nierenpathologie. Klinische ~rochenschrift das der gleichen Gewebsarg des gMchen Segments. Im fibrigen prgvMiert aber die Zusammengeh6rigkeit der gleichen Gewebsart vor der segmentalen. ~rerden diese Nervenbahnen irgendwo unter- brochen, so werden aUe l=~eizfibermittelungen, soweit sie diese Stelle passieren miissen, gestSrt, nicht abet die hormonale Beeinfiussung und ebensowenig die niemals erlSschende, autvnome Fiihigkeit der Mesen- chymzelle, den direlcten Allergenkontakt entsprechend reM~tiv zu be~ntworten. So wie die AntikSrperbildung des Einzelters phylo- genetisch die altere ist, so ist die des Mesenchyms oftenbar die ursprfinglichere bzw. primgre und geht meines Erachtens jeder Fermentbildung der enteralen, h6her differenziert~n Verdauungsorga.ne bzw. der Ab- schirmintegumente vorausL So gewinnt die Altergie- forschung auch fiir die Lehre der Verdauungsvor- gi~nge entwieklnngsgeschichtlich meines Erachtens eine gewisse Bedeutung. Jede Allergic ist somit als eine immunbiologische Abwehrbereitschaft aufzufassen. Diese l%ststellung ist wichtig genug; das Wesen der Allergie zu erkermen ist ja schliefilieh aueh die Grundlage far unser ~rz~liehes Handeln. Das Endziel jeder Therapie hat also z. B. bei jeder Infekbionskrankheit neben der antibiotischen oder sj~anptomatisehen Behandlung vornehmlich das zu Vgl. l%rgHN, W. :Klin. Mbl. Augenheilk. 1~1, 289. sein, die AntikSrperpotenz Mlgemein, gegebenenfMls auch lokM, auf jede nur mSgliehe Weise zu steigern, zum mindesten durch Ausschaltung und Vermeidung aller interkurrenten Uberbeanspruchungen nnd son- stigen Sch~digungen die AntikSrperpotenz so welt wie mSglich zu schonen. Aktive and passive spezifische Immunisierung, Immunisierung durch unspezifische geiztherapie, Ab- lenkungstherapie, Herdsanierung oder Ausschaltung des schuldigen Milieu-Allergens, Blockade yon stSren- den Irritationsherden, Anwendung bakteriostatischer, spasmus- oder entzfindungshemmender, sympathico- bzw. vagotroper Mittel, Bettruhe, Di~t, lokale Wgrme- H~Ter~mie (nieht Reiz-ttyper~mie!) usw. usw., alle diese MaBnahmen haben so fiir jede mit einer allergie- bedingten Intoleranz verbundenen Erkrankung, sei es, dab die AntikSrperpotenz im gegebenen Fall nicht hinreicht oder die Allergenbelastung zu hoch ist, ihre Bedeutung, einige davon allerdings nur eine gewisse Indikationsbreite. Welche dieser MaBnahmen im einzelnen zu w/~hlen sind, ist abhiingig yon der Lage des Falles, insbesondere davon, ob ein infektbedingter ProzeB vorliegt oder eine Allergose gegentiber einem leblosen Allergen. Literatur. l%rtschr. Med.1952, 507.-- Mfinch. reed.Wschr. 1953, ll3, 501. ~ Klin. Mbl. Augenheilk. 123, 536; dort weitere Angaben. AUT O-ANTIKORPER IN DER NIERENPATH OL 0 GIE. Von H. SAR~ und K. I~OT~I~*. Aus tier ~edizinischen Universit~s-l~dliklinik I0reiburg (Direktor: Prof. Dr. tL S~RI~). Die Diskussion der Bedeutung von Auto-Immu- nisierungsprozessen auf dem Gebiete der Nierenpatho- logie nahm yon den Untersuchungen SCmW~TKE~ und COMPLOIERs sowie des Ehepaares CAVELTI ihren Ausgang. Vor ahem die beiden letzteren Autoren ffihrten ausgedehnte Untersuchungen fiber die Patho- genese der Glomerulonephritis dutch. Sie bebr/iteten Nierenbrei yon gatten 24 Std mit Streptokokken- vaccine und injizierten das Gemisch anderen gatten intraperitoneal. Es gelang ihnen auf diese Weise, sehon bei einmMiger Zufuhr des bebriiteten Breies Nierensch~den zu erzeugen, die sic aJs Nephritis be- schrieben. Dabei gelang mit der ColIodion-Partikel- methode der Nachweis yon Auto-AntikSrpern gegen das arteigene Nierengewebe. Obwohl eine entspreehende zeitliehe Korrelation yon Titeranstieg und Beginn der Nephritis vermigt wurde, nahmen die CAVELTIs doeh an, die Nieren-Auto-Antik6rper seien die Ursache ffir die Entstehung der Nierenentziindung. Gegentiber den anderen, vorher oder auch sp~ter erarbeiteten Ver- suchsmechanismen zur Erzeugung experimenteller Nephritiden schien gerade diese Anordnung den Vor- g~ngen auBerordentlich nahe, die nach Streptokokken- infektionen mit Nephritisfolge beim 3/[enschen ange- nommen werden. Durch die Tierexperimente angeregt, wurden in der l%lgezeit aueh bei der menschlichen Glomerulone- phritis Auto-Antik6rper gesucht und gefunden. LAsG]~ und Mitarbeiter wiesen mit ttilfe der Collodion- * Stipendiat, der Deutschen Forsehungsgemeinschaft. Partikelmethode in 68% der untersuchten al~uten Nephritiden und in 78% der ehronisehen Formen Anti- kSrper gegen das eigene Nierengewebe der betreffenden Patienten naeh (LAsIcE, GOLD, WI~I~I~I~ und SI~O~ 1949). Damit sehien der menschliehen Nephritis das- selbe Prinzip zugrunde zu liegen wie der experimen- tellen Nephritis nach CAVELTI. Die Autoren nahmen an, dab unter dem Einflug bostimmter Erreger -- Streptokokken -- das EiweiB der Niere so ver/~ndert wird, dab es nach Einschwemmung in die Blutbahn eine antigene Wirkung auszufiben vermag. Es kommt damit zur Bildung von AntikSrpern, die auch gegen das eigene Niereneiweig gerichtet sind -- Nieren-Auto- AntikSrper. Die in der Folge ablaufende Reaktion mit dem Nierengewebe 16st die Nephritis aus (siehe Abb. 4 c). V¢ie diese Umwandlung yon k6rpereigenem Nierengewebe in antigene Substanz vor sich geht, konnte nur vermutet werden. ZweierIei Erklarungs- mSglichkeiten blieben often: 1. k6nnte es sich um eine Denaturierung des Nieren- eiweiGes durch die Erreger oder ihre Toxine handeln. DaB man auf dem Umwege einer EiweiBdenaturierung tatsachlich Tiere gegen eigenes EiweiB immunisieren kann, geht unter anderem aus den Untersuchungen UwAzv~is hervor (zig. naeh DoER~ 1947). Diesem Autor gelang es, Kaninchenserum dutch Behandlung mit Jod, salpetriger Saure, Formaldehyd oder durch Erhitzen auf 120 o antigen ffir Kaninchen zu machen. Es mug jedoch einschrankend darauf hingewiesen werden, dab auf diese ~Teise gewonnene Antiseren

Auto-Antikörper in der Nierenpathologie

  • Upload
    h-sarre

  • View
    214

  • Download
    1

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Auto-Antikörper in der Nierenpathologie

410 I-I. SAI~I~ und K. RoTJ~EI~: Auto-AntikSrper in der Nierenpathologie. Klinische ~rochenschrift

das der gleichen Gewebsarg des gMchen Segments. Im fibrigen prgvMiert aber die Zusammengeh6rigkeit der gleichen Gewebsart vor der segmentalen.

~rerden diese Nervenbahnen irgendwo unter- brochen, so werden aUe l=~eizfibermittelungen, soweit sie diese Stelle passieren miissen, gestSrt, nicht abet die hormonale Beeinfiussung und ebensowenig die niemals erlSschende, autvnome Fiihigkeit der Mesen- chymzelle, den direlcten Allergenkontakt entsprechend reM~tiv zu be~ntworten.

So wie die AntikSrperbildung des Einzelters phylo- genetisch die altere ist, so ist die des Mesenchyms oftenbar die ursprfinglichere bzw. primgre und geht meines Erachtens jeder Fermentbildung der enteralen, h6her differenziert~n Verdauungsorga.ne bzw. der Ab- schirmintegumente vorausL So gewinnt die Altergie- forschung auch fiir die Lehre der Verdauungsvor- gi~nge entwieklnngsgeschichtlich meines Erachtens eine gewisse Bedeutung.

Jede Allergic ist somit als eine immunbiologische Abwehrbereitschaft aufzufassen.

Diese l%ststellung ist wichtig genug; das Wesen der Allergie zu erkermen ist ja schliefilieh aueh die Grundlage far unser ~rz~liehes Handeln.

Das Endziel jeder Therapie hat also z. B. bei jeder Infekbionskrankheit neben der antibiotischen oder sj~anptomatisehen Behandlung vornehmlich das zu

Vgl. l%rgHN, W. :Klin. Mbl. Augenheilk. 1~1, 289.

sein, die AntikSrperpotenz Mlgemein, gegebenenfMls auch lokM, auf jede nur mSgliehe Weise zu steigern, zum mindesten durch Ausschaltung und Vermeidung aller interkurrenten Uberbeanspruchungen nnd son- stigen Sch~digungen die AntikSrperpotenz so welt wie mSglich zu schonen.

Aktive and passive spezifische Immunisierung, Immunisierung durch unspezifische geiztherapie, Ab- lenkungstherapie, Herdsanierung oder Ausschaltung des schuldigen Milieu-Allergens, Blockade yon stSren- den Irritationsherden, Anwendung bakteriostatischer, spasmus- oder entzfindungshemmender, sympathico- bzw. vagotroper Mittel, Bettruhe, Di~t, lokale Wgrme- H~Ter~mie (nieht Reiz-ttyper~mie!) usw. usw., alle diese MaBnahmen haben so fiir jede mit einer allergie- bedingten Intoleranz verbundenen Erkrankung, sei es, dab die AntikSrperpotenz im gegebenen Fall nicht hinreicht oder die Allergenbelastung zu hoch ist, ihre Bedeutung, einige davon allerdings nur eine gewisse Indikationsbreite.

Welche dieser MaBnahmen im einzelnen zu w/~hlen sind, ist abhiingig yon der Lage des Falles, insbesondere davon, ob ein infektbedingter ProzeB vorliegt oder eine Allergose gegentiber einem leblosen Allergen.

Literatur. l%rtschr. Med. 1952, 507. -- Mfinch. reed. Wschr. 1953, ll3, 501. ~ Klin. Mbl. Augenheilk. 123, 536; dort weitere Angaben.

AUT O-ANTIKORPER IN DER NIERENPATH OL 0 GIE. Von

H. SAR~ und K. I~OT~I~*. Aus tier ~edizinischen Universit~s-l~dliklinik I0reiburg (Direktor: Prof. Dr. tL S~RI~).

Die Diskussion der Bedeutung von Auto-Immu- nisierungsprozessen auf dem Gebiete der Nierenpatho- logie nahm yon den Untersuchungen SCmW~TKE~ und COMPLOIERs sowie des Ehepaares CAVELTI ihren Ausgang. Vor ahem die beiden letzteren Autoren ffihrten ausgedehnte Untersuchungen fiber die Patho- genese der Glomerulonephritis dutch. Sie bebr/iteten Nierenbrei yon gat ten 24 Std mit Streptokokken- vaccine und injizierten das Gemisch anderen gat ten intraperitoneal. Es gelang ihnen auf diese Weise, sehon bei einmMiger Zufuhr des bebriiteten Breies Nierensch~den zu erzeugen, die sic aJs Nephritis be- schrieben. Dabei gelang mit der ColIodion-Partikel- methode der Nachweis yon Auto-AntikSrpern gegen das arteigene Nierengewebe. Obwohl eine entspreehende zeitliehe Korrelation yon Titeranstieg und Beginn der Nephritis vermigt wurde, nahmen die CAVELTIs doeh an, die Nieren-Auto-Antik6rper seien die Ursache ffir die Entstehung der Nierenentziindung. Gegentiber den anderen, vorher oder auch sp~ter erarbeiteten Ver- suchsmechanismen zur Erzeugung experimenteller Nephritiden schien gerade diese Anordnung den Vor- g~ngen auBerordentlich nahe, die nach Streptokokken- infektionen mit Nephritisfolge beim 3/[enschen ange- nommen werden.

Durch die Tierexperimente angeregt, wurden in der l%lgezeit aueh bei der menschlichen Glomerulone- phritis Auto-Antik6rper gesucht und gefunden. LAsG]~ und Mitarbeiter wiesen mit ttilfe der Collodion-

* Stipendiat, der Deutschen Forsehungsgemeinschaft.

Partikelmethode in 68% der untersuchten al~uten Nephritiden und in 78% der ehronisehen Formen Anti- kSrper gegen das eigene Nierengewebe der betreffenden Patienten naeh (LAsIcE, GOLD, WI~I~I~I~ und SI~O~ 1949). Damit sehien der menschliehen Nephritis das- selbe Prinzip zugrunde zu liegen wie der experimen- tellen Nephritis nach CAVELTI. Die Autoren nahmen an, dab unter dem Einflug bostimmter Erreger - - Streptokokken - - das EiweiB der Niere so ver/~ndert wird, dab es nach Einschwemmung in die Blutbahn eine antigene Wirkung auszufiben vermag. Es kommt damit zur Bildung von AntikSrpern, die auch gegen das eigene Niereneiweig gerichtet sind - - Nieren-Auto- AntikSrper. Die in der Folge ablaufende Reaktion mit dem Nierengewebe 16st die Nephritis aus (siehe Abb. 4 c). V¢ie diese Umwandlung yon k6rpereigenem Nierengewebe in antigene Substanz vor sich geht, konnte nur vermutet werden. ZweierIei Erklarungs- mSglichkeiten blieben often:

1. k6nnte es sich um eine Denaturierung des Nieren- eiweiGes durch die Erreger oder ihre Toxine handeln. DaB man auf dem Umwege einer EiweiBdenaturierung tatsachlich Tiere gegen eigenes EiweiB immunisieren kann, geht unter anderem aus den Untersuchungen UwAzv~is hervor (zig. naeh DoER~ 1947). Diesem Autor gelang es, Kaninchenserum dutch Behandlung mit Jod, salpetriger Saure, Formaldehyd oder durch Erhitzen auf 120 o antigen ffir Kaninchen zu machen. Es mug jedoch einschrankend darauf hingewiesen werden, dab auf diese ~Teise gewonnene Antiseren

Page 2: Auto-Antikörper in der Nierenpathologie

Jg. 32, ttef~ 17/18 If. 8 ~ I ~ und K. I¢OT~: Auto-AntikSrper in der Nierenp~thotogie. 411 I. IVIa,i 1954

eben nut mit gleiehartig ver/~nderten und nicht mit normalen Seren reagieren;

2. kSnnte es sieh um eine sog. ,,Schtepperwirkung" der BM:terien oder ihrer Abbauprodukte handeln. Das normale und unver~nderte NiereneiweiB h~tte dabei den serologischen Charakter eines Hapten, das erst naeh Erg~nzung dutch einen weiteren EiweiBkomplex immunisierende antigene Wirkung entfalten karat. Far den speziellen Fall der Streptokokken mug vermutet werden, dgg die Keime zun~ehst das , ,haptene" Nieren- eiweiB herauslasen, um es dann zum Vollantigen zu komplettieren. Diese Annahme findet eine Stiitze in der Tatsache, dab die erw~hnten Auto-AntikSrper sieh nieht nur bei Verwendung yon Extrakten kranker Nieren Ms Antigen far den serologisehen Naehweis, sondern aueh bei Verwendung yon Extrakten gesunder Nieren naehweisen lassen (s. unten).

Die Ergebnisse der CAV~LT~S konnten in sehr exakten und ausgedehnten Versuehen yon Hv~Pg~EY nieht reproduziert werden. Bei der menschliehen Glo- merulonephritis dagegen ist das Auftreten yon Auto~ Antik6rpern wiederholt naehuntersueht und best~tigt worden. Es ergaben sieh abet dabei Differenzen im Hinbliek auf den Zeitpunkt des Auftretens der Auto- Antikarper gegen Niere. In Deutschland beseh~ftigten sieh vor ahem VORLAENDEP~ sowie PFEIFFER nnd B:avc~ mit dieser Frage. Alle 3 Autoren kmmten mit untersehiedlieher Methodik wesentliehe Auto-Anti- kSrpertiter nur im ehronisehen Stadium der Erkran- kung naehweisen. Auf Grund seiner Untersuehungen kommt Vo~saEN])~ im Gegensatz zu LANCE zu dem SehluB, dag den yon ibm gefundenen komplement- bindenden Organ-Auto-Antikarpern eine pathogene Bedeutung wohl nieht zukomme [ V o R ~ D E ~ (1), (2), (3)]. Diese ablehnende Meinung wird dadureh mitbe- grandet, dal3 sieh keine zeittiehe ldbereinstimmung zwisehen Titerverlauf und klinisehem Krankheitsbild feststellen lieB und dal~ insbesondere hShere Titer aueh bei kliniseher Ansheilung naehweisbar werden k6nnen. Darfiber hinaus konnten PECK und THogas bei Naeh- untersuehtmgen positive Auto-Antikarperbefunde fiberhaupt nieht erheben. Aueh wit (SAR~ 1952; g O ~ ) haben mehrfaeh ausgefahrt, dab einer Auto-AntikSrperbitdung kaum eine pathogenetisehe i~olle zukommen kSnne, da selbst bei der Masugi- Nephritis der spezifisehe heterologe Nieren-Anti- karper yon sieh aus eine Nephritis nieht zu erzeugen vermag, wenn nieht zu diesem noeh ein zweites Agens hinzukommt [FremdeiweiB-Antikarper (K~¥) siehe weiter unten]. P ~ m F E ~ und Bt~uc~ dagegen neigen der Ansieht zu, die yon ihnen ebenfalls gefun- denen und vor allen Dingen bei der ehronisehen Form der Glomerulonephritis auftretenden Organ-Auto- AntikSrper seien die Ursaehe des -Uberganges vom akuten in das ehronisehe Stadimn der Erkrankung. Diese Hypothese konnte yon flmen jedoeh weder kliniseh noeh experimentell erh~rtet werden [PFEIFFER und B~ucg (1), (2), (3)].

Der AnsfM1 der Untersuchungsergebnisse fahr t also zu widerspruehsvolten Ansiehten. Der Versueh einer Kli~rung der Frage fahrt uns wieder zuriiek zum Experiment.

Im Vordergrnnd stehen hierbei methodisehe Schwierigkeiten. Man muB ja erwarten, dab wegen der sofort erfolgenden Bindung am Organ etwa im Blur auftretende Mengen yon Auto-AntikSrpern

auBerordentlieh gering sind. Auf Abb. 1 sei an einem Beispiel der enorm sehnelle Sehwund heterologer Organ-AntikSrper aus dem Blur des Kaninchens bei Masugi-Nephritis demonstriert (aus ROTHEg 1953). Die 15--20 rain nach der Injektion des Nephrotoxin im Serum noch nachweisbare Restmenge ist nicht mehr in der Lage, eine Nephritis auszulasen, wie in Abklemm- versuehen demonstriert werden konnte (SABRE und WI~mz). Es ist also yon vornherein nur diejenige minimale 5[enge von Auto-AntikSrpern ira Serum zu erwarten, die naeh ihrer Bitdung noeh nieht am Fixationsort, an der Niere, reagieren konnte. Der Ein- wand, bestimmte Auto-AntikSrper reagierten vielteieht aus irgendwelchen Granden gar nicht mit ihrem Antigen, kann iibergangen werden, da bier nur die pathogene Bedeutung dieser Antikarper behandelt werden soll.

Auf der Suehe nach einer geeigneten Methode haben wit zungehst die sehon oben erwghnte Collodion-

IZniekfion yon Gcm ~ Zmmun-£n/ensemm

7 ,.~ o,02 I z _~j

O l a g 8 12 "/6 20 2~ 28 32 36 q# rain nzck [ndekhon

Abb. 1. l>r'Xcipit, ation yon Kaninchenserum gegen Nierenex~rakk o Tier 1, • Tier 2. Sehr rasehes Verschwinden des heterologen Nieren-An~ikarpers aus dem Blur naeh Injektion des l~asugi-Serums. (Sofortige Bindung an

die Niere.)

Partikelmethode nach C ~ ; o ~ und M~mSgALL in Vor- versuchen mit bekannten gut pr~cipitierenden Sy- stemen iiberpriift und befriedigende oder reproduzier- bare Ergebnisse nicht erhalten kSnnen. Ebenso stehen M.o~Is und PEArSOn" diesem Verfahren kritisch und zuraekha]tend gegeniiber.

Im Gegensatz dazu hat sieh uns das Verfahren der Agglutination beladener Erythroeyten naeh MIDDLE- B~OOK nnd DuBos sowie BOYD~s in modifizierter Form b e w ~ r t 1. Im Prinzip handelt es sieh dabei datum, Hammelerythroeyten durch geeignete Be- handlung mit Tannin far die Umhfillung mit einem gelSsten Antigen vorzubereiten.

Durch einfaehen Kontakt mit der im U berschnB zugegebenen AntigenlSsung haben sich die Erythro- eyten mit einer Halle des Antigen umgeben, so dal3 man im folgenden aneh yon ,,Hallen"- oder ,,Mantet"- Reaktion sprieht. Nach Abzentrifugieren werden die Btutkarperehen dann wieder gewaschen und der Ver- dfinnungsreihe des Testserum zugesetzt. Sehon nach 2 Std kann man unter dem Mikroskop den AusfalI der I~eaktion ablesen.

Nan kann das Prinzip dieser Methode am ehesten mit dem des Goombs-Testes vergleiehen. Aueh dabei werden bestimmte Eiweigmolekiile an Erythroeyten angelagert. Gibt man dgnn ein gegen das angelagerte EiweiB geriehtetes Anti-Serum hinzu, so erfolgt Agglutination.

Zur Umhfillung der Ery~hroeyten wurden 3 ver- sehiedene Organaufbereitungen gesunder und aueh kranker Kaninehennieren verwandt: 1. wurde die Reninfraktion naeh DEXTEt~, HAYNES und B~IDG~S

F(tr die freundltehe Unterstfitzung dutch zahlreiche Anregungen und Iiiuweise maehten wit l t e r m O. W~S~eHA~, S~ekingen, herzlich danken,

Page 3: Auto-Antikörper in der Nierenpathologie

Klinische 412 H. S A ~ und K. 1 ~ o ~ : Auto-AntikSrper in der Nierenpathologie. Wochenschrift

Ms Antigen benutzt, 2. ein Extrakt , den man dureh 30 rain langes Koehen zerkleinerter gesunder Nieren in physiologischer KochsMz15sung erh~lt. Und 3. haben wit Nierenbrei 30 min mit Trypsin bei 37 oan- gedaut, das Trypsin dann inaktiviert, zentrifugiert und das Dberstehende als AntigenlSsung verwandt.

Daneben wurden bei positiven Fallen Proben mit Lungen-, Leber- und Aortenextrakt angestelt, die aber Mte nur sehr sehwach positiv oder g/~nzlieh negativ ansfielen. Ebenso wie bei der Masugi-Nephritis die NierenantikSrper nieht streng ,,organspezifiseh" sind, so iinden sieh also such hier in einigen F~llen schwach positive Reaktionen gegen Extrakte anderer Organe als der Niere. In einer friiheren Arbeit haben wit diese Erscheinung seheinbar mangelnder ,,Organspezifit/~t" aus- ffihrlich diskutiert (RO~n-Eg 1953).

Die AntigenlSsungen wurden auf 0,4 rag Stick- stoff/em ~ eingestellt, so dab eine relativ konstante Konzentrat ion der LSsungen erreieht wurde. Eine

yon 16 Injektionen auf 4,0 mg Troekensubstanz je Injekt ion gesteigert. Mit dieser Menge wurden dann such die folgenden Injektionen ausgefiihrt. Insgesamt wurden 11 Tiere untersueht bei einer Versuchsdauer bis zu 288 Tagen.

Das klinische Bild war bei allen 11 Tieren sehr ~Lhnlich, so daG es als GesamtiiberbIick besproehen werden sell. W~Lhrend die 1. Injektion reaktionslos vertragen wurde, steltten sich etwa yon der 6. Injek- tion an (-- 12 Tage) positive Harnbefunde ein. H~Lufig werden zun~chst Leukocyten im t tarnsediment naeh- weisbar, die an Zahl mehr und mehr zunehmen, sp~Lter t re ten dann Erythrocyten hinzu und in einigen Fallen kommt es etwa naeh 13 Injektionen zu einer Pro- teinurie. Manehmal ist such eine H/imaturie ge- ringen Grades das erste Zeichen einer Nierenschgdi- gung. Trotz Weiterspritzen der Streptokokkenvaecine

1:76

. - . I "i : : £ i 1 7 . . . . T" "" " : "

n lO 20 30 ~/I 50 6o Taie n lO 20 30 qo 50TaIe 60

Abb. 2. StreptokokkennephriUs und Auto-AntikSrper-Kranklmitsverl~u~ unseres Versuchstieres 268 bei S~rep~okokkennephrit,is. Tro~z hohen Titers am 65. Tage der 1. Injek$ionsperiode komm~ es zur v6iligen ~ttckbildung der klinischen :Erscheinungen. In der 2. Injektionsperiode steigb der Titer schon

lange ve t :Beginn der pos[~iven ttar~befunde wieder an.

absolute quantitative Auswertung des Testes ist jedoch t rotzdem nicht m6glich. Wie sparer gezeigt wird, sind bei den positiven F/~llen die hSehsten Titer bei Ver- wendung des Kochextraktes aus gesunden Nieren erzielt worden . .Koehex t rak te kranker Nieren geben etwa den gleichen Titer. Die AntigenlSsungen sind Millon-positiv, ergeben positive SuliosMicylproben, reagieren auf Biuret mit Umsehlag auf blau nnd zeigen einen negativen AusfMl der LVGOLschen Probe sowie der Phloroglueinprobe. Es sind also offenbar vollst/indige EiweiBkomplexe vorhanden oder zu- mindest relative grebe Bruchstiicke derselben.

Ergebnisse. Wir haben 4 verschiedene Formen experimenteller

Nephritis fiberpriift L 1. Die Nephritis nach wiederholter Injekt ion yon

Streptokokkenvaceine, wie sie MASVGT und ISIBASI zuerst durchfiihrten,

2. die Masugi-Nephritis, 3. die Pyelonephritis dutch Enterokokkeninfektion, 4. die Pyelonephritis durch Coliinfektion. 5. Ferner wurde als Beispiel degenerativen Organ-

abbaus die experimentelle Hydronephrose untersucht. Die Streptokokkennephritis wurde durch intra-

venSse Injekt ion steigender Mengen Streptokokken- vaccine bei Kaninchen ausgelSst. Wir haben zung.chst 0 , l i n g Troekensubsta.nz in 2e ra a physiotogischer KoehsMzlSsung gespritzt und diese Menge im Laufe

Wir danken tier neutschen Forsch~mgsgemeinschaft ffir die Unter- tsiitzung dieser lJntersuchungen.

pflegen die Erscheinungen nach einiger Zeit wieder abzuklingen, so dab man mehr an eine t terdnephrit is als an eine diffuse Glomerulonephritis denken mSchte, jedoeh treten Ms Beweis diffuser Nierensch~ligung Rest-N-ErhShungen bis zu 80 rag-% auf. Bei der histologisehen Untersuchung dieser Nieren zeigt sich das Bild emer mehr oder weniger diffusen Herd- nephritis mit ]%ndzellinfiltraten und Periarteriitis ( M o ~ c ~ ) .

In Mlen 1 t F~tlen wurden im Verlaufe der Erkran- kung Auto-Antik6rper gegen Niereneiwei$ gefunden. Die Titerverl~ufe sind unabh/~ngig yon dem klinischen Bild der Erkrankung. Tier 269 z. B. zeigt einen posi- riven Sedimentbefund yon Leukocyten und Erythro- cyten 41 Tage ve t dem Einsetzen eines Titeranstieges, w~hrend umgekehrt Tier 73 einen hohen Titer schon 20 Tage vor Beginn kliniseher Erkrankung aufweist.

Als besonders eharakteristisches Beispiel sei der Krank- heitsverlauf unseres Tieres Nr. 268 auf Abb. 2 dargestellt. ~N~ch der 8. Injektion = 18 Tagen sind im ttarn erstmals wenige Ery~hroeyten naehweisbar, einige Tage spgter mehr, dann such noch Leukocyten. ~aeh der 11. Injektion = 20 Tagen erstmMs ein geringer Titeranstieg. Die Mini- schen Zeichen nehmen zu. Eine geringe Proteiuurie stelIt sieh ein, die jedoch trotz Fortsetzung der Injektionen wieder zuriickgeht. Auch der iibrige Harnbefund bessert sich, his nach tier 18. Injektion = 50 Tagen nut noch geringe Sedi- mentbefunde erhoben werden. Gerade da abet zeigt sich iberrasehenderweise ein verhgltnismglig hoher Titer gegen gesundes Niereneiwei$. Die Injektionen werden jetzt ffir 170 Tage unterbroehen. Trotz des zun~ehst weiterhin hohen Titers vSllige ]~ickbildung der ldinischen Befunde. Das vor- her kachektische Tier erhol~ sieh wieder nnd am Ende dieser Pause ist dann such der Auto-AntikSrpertiter wieder

Page 4: Auto-Antikörper in der Nierenpathologie

Jg. 32, Heft 17/18 H. SA~s und K. I~om~: Auto-AutikSrper in der Nierenpathotogie. 413 1. ~ a i 1954

gesunken, Naeh erneuter Injekgion kommt es sehon nach 15 Tagen zu einem neuerliehen Anstieg des Tigers und diesmM erst kurz d~rauf folgend zu zunehmenden klinisehen geiehen einer Nephritis. Nach 50 Tagen der 2. ¥ersuehs- periode geht d~s schwer kaehekgisehe Tier bei nur m~Big gestSrter Nierenfunktion ein. Der Titer ist nm diese Zeig noeh einmM geringfiigig waiter angesgiegen. Wit sehen also bei diesem Tier zungchsg das Aufgreten einer Nephrigis ohne vor- handene Auto-Antik6rper, sod~rm das Abklingen des Krank- hei~sbildes bei weiterbesgehendem Auto-AntikSrpertiger, und sparer einen Anstieg des Tigers bei erneutem Nachsctmb yon St, reptokokkeneiweig, der diesmM den kli~ischen Er- scheinungen vorauseilt. Bei der hisgologisehen Untersuehung land sieh eine tIerdnephri~is mit periwscularen Infiltraten, d~zwischen immer wieder Inseln normM erhalgenen Gewebes.

Andtrs verhalt ts sich bei der M a s u g i - N s p h r i t i s . Der Erzeugungsmodus ist bekannt (s. Abb. 4a). Wit haben schwere NephriUden erzeugt, die nach 9 bzw. 17 Tagen mit einem Rest-N yon 453 rag-% bzw. 329 mg-% ad exitum kamen und auch chronische leiehgtre Formen, die nie eine Steigerung tiber S0 mg-% ha t ten und mig nephrotisehem Einsehlag einher- gingen. Insgesamt wurden 6 Tiere his zu 67 Tage naeh der Injektion des Ntphrotoxin beobachtet. Auto-AntikSrptr gegen eines der genannten Antigene sind in keinem Falle zur Darstellung gekommen. Im Gegensagz zu den Streptokokkennephritiden mug das insofern tiberrasehen, Ms ja hi t r schwerste diffuse entziindliehe und degenerative Par- enehymveranderungen vorliegen, mit zum Tell vollst~ndiger tIyMinisierung des ge- samttn glomtrutaren Apparates. Abel" auch bei mittelschwer oder lt ieht verlauftnden Fallen war hie ein Titer nachweisbar, so dab der Einwand, die schwerst geschadigten Tiere waren vitlteicht einer Auto-Antikgrp er- bildung gsr nicht mehr fahig, nieht vor- gebracht werden karm.

Die Enterokokken-Pye lone l )hr i t i s konnte be /Einha l ten nnserer Versuchsanordnung in 80% der Fails ausgelSst werdenL Wit haben Kaninehen mit Streptokokkenvaeeine vor- immunisitrt, dann flit 48 Std dutch Unter- bindung eines Ureters sine Harnstauung gesetzt und in das gestaute Nierenbecken virnlente Ks/me des- selben Stammes oder a,ber auch Vaccine injiziert. Be/ geniigend langer Beob&ehtungszeit (mehr als 60 Tags) lauft der auf diese Weiss gusgelSste ent- zflndliehe Vorgang bis zur Ausbildung e/her Sehrmnpf- nitre welter. Man erkennt be/ der histologisehen Untersuchung den Untergang des gesamten tubularen Systems und bis auf wenige ges te auch den Unter- gang des glomerularen Appar~tes. Das Parenchym /st weitgthend dureh Bindegewebe ersetzt. In den Fallen, die mehr Ms 60 Tags tiberlebten, sind die entztindhehen Ersehtinungen sehon weitgehend zu- rtiekgebildet. Die Beobaehtungsdauer unserer 20 Falls sehwankte zwisehen 12 und 82 Tagen. In keinem Fall geiang der Naehweis yon Auto-A~tikSrpern gegen Nierengewebe. Wit haben bier, wie aueh in allen anderen F~llen mit negativem Ausggng der Versuehe, die vor dem Tode der T/ere entnommenen Seren

Die Yersuchs~nordnung der P?~elonephritiden sowie der sterilen t~ydro- nephrosen s tammt aus e~ner Arbeit, die yon TttEI~ElV, I{OTHEI~ und S~RE a~s anderer Fragestellung d~trchgeft~hrt wurde. Wix danken Herrn TI~ELEN f~r die fre~ndliche ~)beNassung der Seren ffir unsere serologischen IJnter- suchnngen.

gegen Extrakte der eigenen kranken wit auch der ge- suMen N/ere getestet. Immer blieben diese Versuehe ebenfMls negativ. Aueh hier soll wieder darauf hin- gewiesen werden, dab sin sehwerer infektiSs-entztind- lieher Prozel~ ablauft, der mit dem Unttrgang des gesamten Parenehyms endet ohne zum Auftreten yon Auto-AntikSrpern gegen das zerstSrteGewebe zu ffihren.

Die Pyelonephr i t i s dutch Infektion mit Colibak- terisn ngch dem obengenannten Schema unterseheidet sieh nieht yon der dureh Enterokokken ausgelSsten. Wir haben insgesamt 8 T/ere untersueht bt i e/net Vtrsuehsdauer zwisehen 12 und 122 Tagen. In keinem Fall gelang fia irgendeinem Stadium der Erkrankung der Naehweis yon Auto-AntikSrpern.

Abfd/ urn 1:32 y--~l~T x . . . . . .

7 :21- . . . . x- I

Nephr i t i s Is,ks i'm H, rn." t I i I P° °°i °° ~j 70 T/ere id/sfolog:fferdi]epkr/t/s E(V " " :1 i I ~ "I "° "Zt

und Pericmler//h7 i

Nef lh r i f i s 6 Dere Hlstolo~7.: $chwere Eis/ei8 im Hum: dl':'use Gtomeruloneflhr/h~

Coli- Pj /e lonef lh r f f i s y Dere

H/s/o/off.: ~fchrumfl~niere EFYhel im H~r:z:

Ente rokokken p3,elonephr i t is 16 T/ere

H/'sIolo~ ." Schrumpfm'ere

H vdro-Nef lhrose 3 ~ r e H/'sloto2.: ff/dro-itepkrose~, .~

Porenchym- ~:we:~ /m I/Grff un/erf~ny O 70 20 3: ~O 50 Co b:~ 12oTa~s

Abb. 3. Experimentelle Nierenkl'ankhelten trod .luto-AntikSrper. ~berslch~ tiber die Ergebnisse be/ 4 verschiedenen Formen experimenteller Nephritis nnd be/ Hydro- nephrose. Nnr die Streptokokkennephritiden weisen Auto-AnUk0rperbildung aull

Als letzte Versuehsanordnung wurden sterile Hyd r o - nephrosen dutch Unterbindung sines Ureters gesetzt. Die Versuehsdauer sehwankte be/ 4 Tieren zwisehen 30 und 122 Tagen. Auch hier soll wieder auf den - - diesmM sterilen ~ ~-otlstandigtn Parenehymabbau hingewiesen werdeu. Be/diesen Nieren land sich nach totMem Abbau der Nierensubstanz me/st nur noeh die prMI mit Detritus gtffillte Kapsel. Aueh be/ dieser Versuehsanordnung wtrden in keinem Fall und zu keiner Zeit Auto-AnUkSrper naehweisbar.

Die Abb. 3 gibt noch einmM eine ~Jbersieht fiber die untersuehten Nephritiden und die Ergebnisse der Auto-AntikSrperuntersuehung.

Besprechung.

An der MSglichkeit des Auftretens yon Auto- AntikSrpern be/ entztindlichen Nierenerkrankungen nach Streptokokken-InfekUon kann heute kein Zweifel mebr sein. Die pathogens Bedeutung soleher A uto- Allergisierungsvorgange /st jedoeh sehr umstri~ten und kann bisher durch die kliniseh-serologisehe ?ffor- schung niehg geklart werden. Es stehen 3 Ansichten zur Diskussion:

Page 5: Auto-Antikörper in der Nierenpathologie

414 tt. SA~E und K. I~o~H~3~: Auto-Antik6rper in der Nierenpathologie. ~:lintsche Wochenschrift

1. Durch die Intervention bestimmter Erreger wird normales Niereneiweil3 in antigene Substanz ver- wandelt (Denaturierung oder Schlepper-Komplettie- rung. Siehe oben). Es bitden sieh Auto-Antik6rper gegen das veri~nderte NiereneiweiB. Die Auto-Anti- k6rper reagieren mit dem im Nierenparenehym ent- hMtenen fibrigen Antigeneiweig und 16sen die Ne- phritis aus (CAvELTI, LANG~ und Mitarbeiter, VAN- cuaA) (Abb. 4@

2. Erst naeh dem Ausbruch der Nephritis wird das Niereneiweig in antigene Substanz verwandelt. Dabei bleibt noch often, wie dieser Umwandtungsprozel~ abliuft. Man hat angenommen, dug vielleieht der Gewebsabbau an sieh ausreichend sei, das Parenehym- eiweig in antigene Form zu iiberffihren. Dabei mfigte dann unterstellt werden, dab EiweiB-Abbauprodukte in die Blutbahn gelangen, die schon geniigend ,,ver- anderg" sind, um Antik6rperbildung hervorzurufen, abet doch gteiehzeitig noch unveranderte Determi- nanten ,,Niereneiweig" enthalten. Ferner ist die Vor- sfiellung m6glich, sehon die Einschwemmung yon nor- mMem NiereneiweiB in die Blutbahn, das Auftreten ,,blutfremder" Substanz also, sei ein hinreiehender antigener t~eiz. Eine AufMarung dieser Frage ist bisher nicht gelungen. Die auftretenden Auto-AntikSrper jedenfalls werden verantwortlieh gemacht ffir den fdbergang yon der akuten in die chronisehe Phase der Erkrankung. Nach Begi~m der Auto-Allergisierung sei eine Ausheilung nicht mehr mSglich (PF~IFFE~ und B~uc~ 1953).

3. SehlieBlich wir dangenommen, Auto-Antik6rper seien vietMcht nur immunologisehe Begleiterseheinun- gen bestimmter Krankheitsprozesse und ohne patho- gene Bedeutung ffir akut- oder ehronisch entziindliche Vorgange (VoI~Li~SD~m, SABRE und l g o T ~ ) . Die Frgge naeh dem Ausl6sungsmechanismus der Auto- AntikSrper wird dabei zweitrangig. Au/Grund unserer Tierexperimente mibsen wir uns ]iir die 3. Ansicht entscheiden.

Unsere Befunde beweisen, dal~ ein Parenehym- untergang als solcher nicht zum Auftreten yon Auto- AntikSrpern fiihrt. Dabei bleibt gleichgfiltig, ob es sieh um die Folge infekti6s-entzfindlieher Prozesse handelt, oder ob sterile Abbauvorginge anderer Genese ablaufen. So sind z.B. selbst die sehweren inter- stitiellen entzfindliehen Vorginge bei den versehie- denen Formen der Pyelonephritis nieht hinreiehend, eine solche )[nderung des OrganeiweiBes herbei- zufiihren, dab dieses Ms ,,kSrperfremde" Substanz anti- genen Reiz auszulSsen vermSehte. Infekti6s-toxische Prozesse mit oder ohne Gewebsabbau fiihren also nieht obligatoriseh zur Bildung yon Auto-Antik6rpern.

Der negative Ansgang der Experimente beweist abet aueh gleiehzeitig, dal] die verwendeten Erreger- gruppen keine ,,SchIepperwirkung" ausfiben. Coli- und Enterokokken sind in vivo offenbar nicht in der Lage, ,,haptenes" NiereneiweiB zum Vollantigen zu komplettieren, wie das CAVE~TI auf Grund seiner Ver- suehe vom Streptokokkeneiweig ffir m6glieh h~lt. Nach der vielfaeh getungenen Demonstration solcher Auto-AntikSrper bei der Verwendung verschiedener anderer Erregergruppen a]s komplettierende Sub- stanzen oder ,,Adjuvantien" (F~CK, CAVELT~, unsere Arbeit) mug vielmehr angenommen werden, dab bisher noch unbekannte Eigenschaften der verwendeten Bakterien eine wesentliehe I~olle spielen. So scheinen

z.B. Streptokokken oder Tuberkelbacil]en diese Eigen- schaften zu haben, wahrend sie anderen Bakterien fehlen. Interessanterweise is~ es mSglich, das wirksame Prinzip auch als gel6ste Substanz darzustellen, wie aus den erfolgreichen Versuchen FRICl~s hervorgeht. Er beschreibt in seiner Arbeit, dab es gelingt, bei Ver- wendung yon Hirnhrei mit Znsatz yon Tuberkulin'als Adjuvans, die Bfldung yon Auto-AntikSrpern gegen Hirnsubstanz bei Kaninchen zu provozieren.

"Weiterhin g]auben wir gezeigt zu haben, da2 bet Kaninchen auch der sterile Gewebsuntergang als soleher nicht zum Auftreten yon Auto-Antik6rpern ffihrt. Wit haben dieses schon aus den ersten 4 Versuchsanord- nungen zu folgernde Ergebnis durch die An]age steriler Hydronephrosen gesichert. In keinem Fall waren selbst bei v5]ligem Gewebsuntergang Auto- AntikSrper nachweisbar.

Im Hinblick auf die yon uns vertretene Auffassung des allergischen Ent, stehungsmechanismus der mensch- lichen Nephritis [SARlCE (I), (2), (3), I~OTIIER] haben wir auch beim Ablauf der Masugi-Nephritis nach etwa entstehenden Auto-AntikSrpern gefahndet. Bei dieser Form der experimentellen Nephritis ist der auslSsende @ergischeVorgang weitgehend geklgrt [SA]aaE (3), (4), Ubersicht bei lgoTH~a]. Auch bei diesen Unter- suehungen konnten weder im akuten Stadium der Er- krankung noch im chronischen Verlauf fiber Tage hinweg zu irgendeinem Zeitpunkt solche Antik6rper zur Da:rstellung gebracht werden.

Atlein bei unseren Streptokokkenvers~chen wurden regelmii]3ig Auto-Antik6rper gegen Nierengewebe ge- ]unden. Streptokokken kSmlen also bei Kaninchen die Bildung yon Auto-AntikSrpern hervorrufen, die in vitro mit bestimmten Organaufbereitungen als Antigen reagieren. Wir stimmen demnach mit den CAVELTI- schen Be/unden im wesentlichen iiberein, ohne uns jedoeh der Deutung anschtiegen zu kSnnen. Auch wir fanden keinen zeitliehen Zusammenhang zwisehen auftretender Nephritis und Auto-AngikSrperbildung. Dariiber hinaus abet kann es sogar zur klinischen Ans- heilung bei weiterbestehenden Titern kommen, wie das BeispieI der Abb. 3 zeigt. Der Vorgang der Auto- Atlergisierung liuft unabhangig und folgenlos neben dem Bild der klinisehen Erkrankung einher.

AIs ausl6sendes Moment bei der Produktion der Auto-AntikSrper seheint es sich um eine ,,Sehlepper- wirkung" der StreptokokkeneiweiBe zu handeln. Die Annahme einer Komplettierung des normalerweise haptenen Organeiweiges dutch das Streptokokken- eiweiB zum Vollantigen ist berechtigt, weft wir fast gMchhohe Titer bei Verwendung yon Gewebsextrakten gesunden oder kranken Nierengewebes erhielten. Eine ,,Xnderung" oder ,,Denaturierung" des Organeiweiges als Ursaehe ist demgegenfiber weniger wahrseheinlich. Aueh die Vorstellung, das Eindringen yon Nieren- eiweiBkSrpern in die Btutbahn als ,,blutfremde Sub- stanz" 15se den antigenen geiz aus, kann nieht gestfitzt werden. Es ware nicht verstandlich, wie bei den pyelonephritisehen Sehrumpfnieren mit ihrem weit- gehendem Parenchymabbau naeh Infektion mit Coli und Enterokokken das OrganeiweiB nieht antigen werden sollte. Und auch bei den Hydronephrosen, bei denen naeh v611igem Gewebsuntergang nnr eine dfinne H~ut als Restniere verbleibt, setzt ja kcine Auto- AntikSrperbildung ein. Die ,,Sehlepper"-Theorie ist also besonders einleuchtend.

Page 6: Auto-Antikörper in der Nierenpathologie

Jg. ~s, Heft l?/ls I-I. Satins and K. Rowms~: Auto-Antik6rper in der Niereapathologie. 415 1, lVlai 1954

Wir haben in friiheren Arbeiten zu zeigen versucht, dab den versehiedenartigen Formen der experimen- tellen Kaninehennephritis das gleiehe Prinzip zugrunde liegt (,,Fremdeiweil3-Nephritis" Abb. 4b) [SAm~E (3), (4), RO~E~]. Das gilt ffir die M a s u g i - N e p h r i t i s , fiir die Nephritis naeh Injektion yon l~inder-y-Glo- bulin (HAwN and JANEWAY), fiir die Nephritis naeh Injektion yon ginder-Albumin (GE~u~a jr.), sowohl a,ls aueh Ifir die Nephritiden naeh Immunisie- rung gegen Vollseren oder StreptokokkeneiweiB (MA- suo~). Immer/st als wesentliehes t~oment die Haftung der injizierten E/we/Be in der N/ere uStig (Sa~a~ und W ~ z ) , sowie die Bildung yon Antik6rpern gegen das

/nder N/ere

NNre ~ ' mit s#ez- ~-[D Eiwe/B ~ /

/m Bhzf Enfen~erum

mif N/eren-A.K,

1

fnder N/~re

/

H a ? , , "

Naeh den Versuehsergebnissen S~ONSENs muB es ganz allgemeiu zweifethaft erseheinen, ob Auto-Anti- kSrper - - aueh in groBen Mengeu - - eehte entzfind- liehe Verinderungen setzen kSnneu. SIMONSEN und I~Iitarbeiter haben be/Hunden Homotrausplantationen you Nieren durehgefiihrt and dabei IsoantikSrper- bildnng im Wirtsorganismus erhalten. Selbst dabei warden eutztindliehe Vergnderungen der zuniehst funktioustfiehtigen ~ransplautierten N/ere hie beob- aehtet, sondern es kam vielmehr zum langsamen Abban der implantierten Organe und zu Nekrosen. Damit seheint nns ein besonders interessantes Problem der Iso- and Auto-Immunisieruugsvorg~nge &ngesehnitteu

im Blur Mreptoc.- EiweiB (oder ~-6/o/)ullm

oder Album~n) /

® / /

/ / /

in der N/ere irn Blur MPep to~ - E/we/B (Co//- E/we/B E~Nro~-E/w. T~b~rcz~I/N + + )

t N/ere m/¢ spez. Nieren- @ F x. (~

e/we/B ~ / /

/

.Kornple#/erung"~J

erzeugt N/eren-Aulo-A.K

\ ,, Cave/f/-

Nephritis " 6~) O

B/ndumq [} he~/~ Bh/"

Frem#eme/~l En/en- g ~ ] A.K..

Bzndunj ~

",, \ , M a s s # / - ,, FremdeiweiB Nephr i f /s " Nep~r / f is "

a b Abb. 4a--c . a Ivlechanismus der Masugi-Nephritis. In der 1. Phase kommt es zur Bindung des orgaaspezifisehen AntikSrpers in der N/ere, in der 2. Phase werden eigene Antik6rper gegeu das Engenserum gebildet, die erst bei ihrer l~eaktion mit dem in der N/ere gebundenen Fremdeiweig die Nephritis erzeugen (~'remdeiweifl immer sebraffiert gezeiehnet), b Nodell der Fremdeiweil~nelnhdtis (experimentell mt~ S~reptokokken, v-Globulin Albumin, Vollserum) oder Strep~okokkennel0hritis des Nensehem In der 1. Phase kommt das !~remdeiweig (verschiedenster Natal) zur tIaftnng in der N/ere, in der 2. Phase werden AntikSrDer gegen dieses Fremdeiweil] gebilde$, deren l~eaktion mit dem Fremdei~veil3 in der Niere die Nephritis erzeugt, e Be /der sot. Cavel~i-Nephritis prinzipiiell gleieher Nechanismus jedoeh erh~ilt das Niereneiweig dureh die tteaktion mi~ bestimmten Erregern ( S ~reptokokken, Tuberkelbaeillen) .,antigenen Chm'akter" nnd raft dadareh aueh Auto-Antik6rper bildang hervor, deren :pathogene :Bedeutung zweifelhaft/st.

nunmehr fixierte EiweiB (KAY) (Abb. 4a and b). Sehon aus theoretisehen Grtinden miiBte eine pathogene Be- deutung eveutuell guftretender Auto-AutikSrper ab- getehnt werdeu. Wenn setbst die I~iesenmenge yon Nieren-Autik6rpern, die im Masugi-Experiment inji- z/err werden, nieht ausreiehen, eine Nephritis auszu- 15sen, sofern man die Bildung eigener Antik6rper gegen ~'remdeiweig unterbiudet (KAY), wie sollten dann die minimMen Mengen der Auto-AntikSrper die Erkrankung auslSseu ~. Zudem sind bisher file Ver- suehe, dureh Ubertragung Auto-Antik6rper-haltiger Seren entziiudliehe Erkrankungen anszulSsen, fehl- gesehlagen (FRICK, VORLAEXD~). Andererseits/st es FRICK a.ber gelungen, auf diesetbe Weise (Nierenbrei -k Tuberkelbakterien als Antigen naeh FREUSD) be/ lgatten sehwere Nierensehiden zu erzeugen, die er sis diffuse Glomerulonephritis besehreibt. Untersuehnn- gen auf Auto-Antik6rper wurdeu jeweils nur einmM und zwgr mit den Sereu der Todestage durehgef/ihrt, so dab es gewagt erscheint, auf Grand positiver Naeh- weise Aussagen fiber die pathogene ]3edeutuug soleher Auto-AntikSrper zu maehen. I~ICK sprieht ihneu eiue ars~ehtiehe Bedeutung ffir deu Ausbrueh der Ne- phritis zu.

zu sein, in denen vielMcht Fragen der Komplement- aktivit~t eine besondere Rolle spielen. Hierauf be- ruht wohl auch das stets beobaohtete Fehlseblagen der Versuche, beim Menschen selbst blutgruppen- gleiche Niereu zu transp]antieren.

Schon die Natur der Antigene, mit deuen positive Reaktionen gelingen, muB Bedenken gegen mSg. tiche Mlergische entziindliehe Ver~nderuugen durch Autigen-Antik6rperreaktion der Anto-AntikSrper in vivo waehrufen. Die hSchsten Titer erhielteu wir bei Beniitzung eines Extraktes als Antigen, der aus 30 rain laug gekochtem Nierenbrei gewonnen wurde! Ent- sprecheud der fermentativen Aktivitat lebender Streptokokken (Streptokinase) haben wir Nierenbrei mit Trypsin angedaut, nm vielleicht ~ihnliche Eiwei~- bruehstiicke freiznmachen, wie sic nach einer Kokken- invasion im Blut zirkuliereu. Der Titer gegen dieses Antigen blieb uiedrig. Selten einmal waren zndem positive Reaktiouen mit Koehsalzextrakten zu er- zielen, die aus,,nnver~nderten" gesnnden oder krax~ken Nieren stammten. Nun ist das yon uns verwaudte Verfahren im wesentlieheu qualitativ uud far quan- titative Aussagen nur beschrankt verwertbar. Es lbBe sich aneh einwenden, dureh die Standardisierung

Page 7: Auto-Antikörper in der Nierenpathologie

416 3. S(3ItE~K und H. H. VOLLI~ABEI~: Ein Beitrag zu den allergischen Gef~$erkrankungen. Klinisehe Wochensehrift

der Ant igenlSsung mi t t e l s S t i cks to f fbes t immung sei v ie l le icht die an t igene Subs tanz gar n ich t e r faSt worden, so da$ die un te r sch iedhchen Ti te r durch die in unterschiedl icher Menge e r fa$ ten Ant igene ver- u r sach t werden. Nach Charak te r i s i e rung der LS- sungen (s. oben) schein t uns dieser E i n w a n d aber wider legt . E ine wei tere Aufkl/~rung der S t r u k t u r der Ant igene wfirde zur K1/~rung be i t ragen.

Die yon uns en twicke l te Vors te l lung fiber die zur Nephr i t i s f f ihrenden al lergischen Vorg/~nge b le ib t so- m i t unberf ihr t . I n die B l u t b a h n e ingeschwemmte Fremde iwe iSe ha f t en in de r Niere und 15sen gleich- zeit ig die B i ldung yon A n t i k S r p e r n aus. Die R e a k t i o n der An t ikSrpe r m i t dem in der Niere f ix ier ten An t igen is t d ie Ursache der Nie renen tz f indung (Abb. 4b) . S t a m m t das e ingesehwemmte F remde iwe i$ yon be- s t i m m t e n Er rege rn - - z. B. S t r e p t o k o k k e n - - so k a n n zu i rgendeinem Z e i t p u n k t de r E r k r a n k u n g die Bil- dung y o n A u t o - A n t i k S r p e r n ausgelSst werden. Dieser Vorgang (Abb. 4e) l~tuft unabhang ig und ohne Bedeu- t ung ffir aku te - - oder chronisch - - entzf indl iche Vor- g~nge als immunologisehe Begle i te rsche inung ab.

Zusammen]assung. Vier versehiedene F o r m e n ex- per imente l le r Nephr i t i s sowie exper imente l l e t t y d r o - nephrosen wurden mi t Hitfe der E r y t h r o c y t e n - Agg tu t ina t ionsme thode im Hinb t i ek auf A u t o - I m m u - nisierungsvorg/~nge bei K a n i n c h e n u n t e r s u c h t :

1. Die Nephr i t i s du reh S t r e p t o k o k k e n v a c c i n e ; 2. die Masugi -Nephr i t i s ; 3. die Pye lonephr i t i s m i t En t e rokokken in f ek t i on ; 4. die Pye lonephr i t i s mi t Col i infekt ion; 5. H y d r o n e p h r o s e n .

Nut bei N e p h r i t i d e n nach S t r ep tokokken in fek - t ionen werden als immunologische Begle i te rsche inung Au to -An t ikS rpe r gegen Niereneiweil~ nachweisbar , wobei eine K o r r e l a t i o n zwisehen Ti te r und K r a n k - he i t sb i ld vermil~t wird. Dagegen waren bei a l len anderen zum Teil sehr sehweren entzf indl iehen und degenera t iven N i e r e n e r k r a n k u n g e n keine Auto -Ant i - kSrper nachzuweisen. E ine pa thogene t i sche Bedeu- t ung k a n n auf G r u n d dieser Versuehe den bei S t rep to - kokken in fek t ionen au f t r e t enden A u t o - A n t i k S r p e r n n ich t z u e r k a n n t werden.

Welche Schliisse dfirfen wir nun fiir die mensch- liche Nephr i t i s aus diesen Ergebnissen ziehen ? Die verschiedent l ich nachgewiesenen Au to -An t ikS rpe r bei menschl ichen N e p h r i t i d e n erscheinen als Folge der S t r ep tokokken in fek t ion . Offenba, r kSnnen n u t be- s t immte Er reger NiereneiweiB zum Vol lant igen kom- p le t t i e ren und da du rc h Au to -Ant ikSrpe rb i ldung her- vorrufen (Coli oder E n t e r o k o k k e n z . B . kSnnen das nicht) . Da N e p h r i t i d e n m i t oder ohne Auto -Ant i - k5 rpe rb i ldung in gleicher Weise erzeugt werden kSnnen, is t ihre pa thogene t i sche Rotle zweifelhaf t und offenbar nur e twas Akzidentel les .

Literatur. Bo¥DE~, ST. v.: J. of Exper. Med. 93, 107 (1953). - - CA~¢~o~, P. R., and C. E. MA~S~AL~: J. of Immun. 88, 305 (1940). - - CAWL~, P~. A., and E. S. CAw~T~: (I) Arch. of Path. 89, 148 (1945). - - (2) Arch. of Path. 40, 103 (1945). - - Coo~Bs and MOU~AST: J. of Path. 59, 105 (1947). - - D~X~E~, I.IAY~-~ss and BRIDGES: J. Clin. Invest. 24, 62 (1945). - - DOE~, R.: Die Immunit~tsforschung. AntikSrper, Teil I, 8. 100. Wian: Springer 1947. - - FaEUND, J., and M. DE~OTT: Proc. Soc. Exper. Biol. a. Med. 49, 518 (1947). - - F ~ c s : , E. : (1) Dtsch. Z. Nervenheilk. 108, 72 (1949). (2) Z. Immun.forsch. 107, 41 (1950). - - (3) Klin. Wschr. 1952, 143. - - GEx~vTJ~, E. jr.: J. of Exper. IVied. 98, I (1953). - - HAwse, C. V. Z., and C. A. JAN]~WA¥: J. of Exper. ~ed. 85, 571 (]947). - - HHHu~m~E¥, J. H.: J. of Path. 60, 211 (1948). KAY, C.: (1) J. of Exper. Med. 72, 669 (1940). - - (2) Amer. Med. Sci. 204, 483 (1942). - - LA~CGE, K., M.M.A. GOLD, D. WEI~I~ and V. S~3~o~¢: J. Ctin. Invest. 28, 50 (1949). - - M~SUGL M.: (1) Beitr. path. Anat. 91, 82 ( t 9 3 3 ) . - (2) Beitr. path. Anat. 91, 82 (t933). - - (3) Baitr. path. Anat. 92, 428 (1934). - - ~IAsuG~, M., u. Is~A.s~: Beitr. path. Anat. 96, 391 (1936). - - M~DD~E~OOK and DUBOS: J. of Exper. IVied. 88, 521 (1948). --- ~¢Io~s, R. P. : Proc. Soc. Exper. Biol. a. Med. 50, 172 (1943). - - PERSON: J. of Immun. 49, 117 (1944). - - PFE~FFE]~, E. F., u. H. E. B~ucH: (1) Erg. inn. ivied. 4, 670 (1953). - - (2) Verh. dtsch. Ges. inn. ivied. 56, 189 (I950). (3) Dtsch. Arch. klin. Med. 199, 613 (1952). - - ROWHE~, K.: Arch. exper. Path. u. Pharmakol. 220, 448 (1953). - - S ~ E , H. J . : (1) Dtsch. Arch. klin. Med. 183, 515 (1939). - - (2) Klin. Wsehr. 1989, 1548. - - (3) Dtsch. mad. Wsehr. 1952, 1158. - - (4) Verh. dtsch. Gas. inn. ivied. 1952. - - SA~aE, H. J., u. H. WI~TZ: Dtsch. Arch. klin. IVied. 189, 1 (1942). - - SCIt-~VENTKEI~, F. ]~'., U. F. C. Co~n~LoIE~: J. of Exper. ~Ied. 70, 222 (1939). - - S~O~-SE~: (1) Aeta path. scand. (K~banh.) 8~, 1 (1953). --- (2) Aeta path. scand. (K~benh.) 8, °, 36 (1953). - - UwAzu~: Arb. mad. Fak. 0kayama 4, 53 (1934). - - VA~cu~A, A.: Acta reed. scand. (Stockh.) 134, 378 (1949). - - VO~L~DE~, K. O. : (1) Z. exper. IVied. 118, 352 (1952). - - (2) Z. exper. Med. 120, 9 (1952). - - (3) Klin. Wschr. 195~, 748.

EIN BEiTRAG ZU DEN ALLERGISCHEN GEF~SSERKRANKUNGE_N (ARTERIITIS NOD OSA)*. Von

J . SC~E~K und H. H. VOLL~ABE~. Ans der Medizinisehen Klinik der St~dt. Krankenanstalten Wiesbaden (Chefarzt: Prof. Dr. ~E. K~VFP~AN~) und dem Pathologisehen Institut

der St~df. Krankenanstal~en Wiesbaden (Direktor: Prof. Dr. :K. Wu~cH).

Seit 1949 h a t t e n wir Gelegenheit , 4 K r a n k e mi t a t lergisehen GefaSe rk rankungen zu beobach ten . Dre i F~tlle k a m e n naeh 14t~gigem bis 15mona t igem Kt in ik - au fen tha l t ad exi tum, 2real wurde die Diagaose ers t durch die Obduk t ion gestel l t . E i n Fa l l , bei dem wir die Diagnose auch kl iniseh s te l l ten und sie sp~ter nach A m p u t a t i o n eines F i n g e r s his tologisch best/£tigt sahen, h a t ~ms besonders beseh~tftigt, d a die P a t i e n t i n zun~chst fas t 16 Monate in unserer Behand iung s t and und sieh j e t z t zu einer N a c h u n t e r s u c h u n g zur Ver- f i igung stel l te .

Diese F/~lle, die sich al le durch a k u t e schwere Krankhe i t sb i lde r , aber ganz untersehiedl iche Sym-

* Herrn l~rof. Dr. ~ . KA~F~AN~¢ zum 60. Gebm'tstag in Verehrung gewidmet.

ptomatologie auszeiehneten, gaben Veranlassung, an Hand der Anamnese, des klinischen Bildes und der his tologischen Befunde auch der F r a g e auslSsender Noxen - - soweit dies m5gl ich war - - nachzugehen.

Zunaehs t sollen die khn ischen Beobach tungen und his to logisehen Befunde mi tge t e i l t werden:

Fall 1. i . R . , 38 Jahra. 1943 in Ru$1and Hepatitis, nach 8 Wochan l~ezidiv. 1943/44 arneutes Rezidiv mit 8 Monate anhaltendem Ikterus. In den folgenden gahren Rezidive mit und ohne Ikterus. Salt Ostern 1953 wieder zunehmend gtirtet- fSrmige Schmerzen im Oberbauch, spgtar Temperatur bis 39 °, starke Gewichtsabnahme. In den letzten Tagen zuerst Taub- haitsgafiihl, dann Kraftlosigkeit in der linken Hand und im linken Fu$. Wird am 27.4. 53 in der Xlinik aufgenommen.

Be/und. Reduziertar AUgemeinzustand, blaggelbliehe Haut, Temperatur 38--390, Puls 120/rain, :R,I~ 150/95 mm Hg, starker Meteorismus. Hepar iiberragt 1--2 Quarfinger den