350
Die Erarbeitung möglicher Nachnutzungsvarianten für das Porzellanwerk Freiberg SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH Bearbeiter: Patrick Wieduwilt TU Bergakademie Freiberg, Institut IWTG Bachelorarbeit 2012

Bachelorarbeit Porzellanwerk

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Die Erarbeitung möglicher Nachnutzungsvarianten für das Porzellanwerk Freiberg (Himmelfahrtsgasse 8)

Citation preview

  • Die Erarbeitung mglicherNachnutzungsvarianten frdas Porzellanwerk Freiberg

    SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH

    Bearbeiter: Patrick Wieduwilt

    TU Bergakademie Freiberg, Institut IWTG

    Bachelorarbeit 2012

    Die

    Era

    rbeitung

    mglic

    her

    Nachnutz

    ungsvariante

    nf

    rdas

    Porz

    ella

    nw

    erk

    Fre

    iberg

    Innerhalb der vorliegendenArbeit werden mgliche Folgenutzungsoptionen fr den Standort des ehemaligen

    Porzellanwerkes Freiberg erarbeitet.

    Dies beinhaltet die Aufarbeitung der baulichen Vernderungen im Zeitraum von 1889 bis 1997 sowie dem

    Vergleichmit der im Jahr 2011 vorliegenden Baustruktur.Auf dieseWeise soll eine detaillierteWiedergabe der

    aktuellenGebudestrukturen erfolgen,welcheAusgangspunkt frweitere Planungen seien knnten.

    Zudem werden smtliche Gebude des Standortes hinsichtlich ihrer historischen Bedeutung und ihres

    Zustandes bewertet und fotodokumentarisch festgehalten.

    Weiterhinwird dasNachnutzungspotential des ehemaligenPorzellanwerkes imBezug zu denStandortfaktoren

    untersucht.Abschlieend erfolgt dieVorstellung einzelner denkbarerNachnutzungsoptionen des Standortes.

  • Eigenstndigkeitserklrung

    Ich erklre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbststndig verfasst und keine anderen

    als die angegebenen Hilfsmittel verwendet habe. Ich erklre weiterhin, dass ich alles

    gedanklich, inhaltlich oder wrtlich von anderen (z.B. aus Bchern, Zeitschriften, Zeitungen,

    Lexika, Internet usw.) bernommene als solches kenntlich gemacht, d.h. die jeweilige

    Herkunft im Text oder in den Anmerkungen belegt habe. Dies gilt gegebenenfalls auch fr

    Tabellen, Skizzen, Zeichnungen, bildliche Darstellungen usw. Ich nehme zur Kenntnis, dass

    die nachgewiesene Unterlassung der Herkunftsangabe als versuchte Tuschung bzw. als

    Plagiat (geistiger Diebstahl) gewertet wird. Unkenntnis der in der Wissenschaft

    gebruchlichen Regeln gilt nicht als Entlastung.

    Ich anerkenne hiermit, dass bei Vorliegen eines Plagiats die Arbeit nicht als selbststndige

    Leistung gewertet wird mit der Folge, dass

    1. mein Anspruch auf einen Leistungsnachweis (auch Teilnahmenachweis) in der

    Lehrveranstaltung und die Mglichkeit einer Nachbesserung oder Wiederholung der Arbeit

    entfllt und

    2. das gesamte Modul (trotz eventuell bereits erfolgreich absolvierter weiterer Modulteile) als

    nicht bestanden bewertet wird, falls die betroffene Lehrveranstaltung Teil eines Moduls ist.

    Datum Unterschrift

  • Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdrucks, der auszugsweisen oder vollstndigen fotomechanischen Wiedergabe, der elektronischen Datenspeicherung und das der bersetzung, sind dem Verfasser, der TU Bergakademie Freiberg und der SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH vorbehalten.

  • Inhalt Seitenzahl

    1 Einleitung 1

    1.1 Heranfhrung 1

    1.2 Lage- und Objektbeschreibung 3

    2 Historische Aufarbeitung der baulichen Entwicklung

    des Standortes von 1889 bis 1997 7

    2.1 Vorgeschichte der Zentralwsche 9

    2.2 Die Zentralaufbereitungswerksttte der

    Grube Himmelfahrt in Freiberg 11

    2.3 Maschinenanlagen und Produktionsablauf 14

    2.4 Bauliche Erweiterungen innerhalb der

    Betriebszeit der Zentralwsche 16

    2.5 Betrieb der Zentralwsche zwischen 1913 und 1920 18

    2.6 Nachnutzung des Trockenpochwerksgebude

    zwischen 1921 und 1928 19

    2.7 Umbau des Hauptgebudes zur Flachsverarbeitungsanstalt

    von 1921 bis 1922 22

    2.8 Nachnutzung des ehemaligen Trockenpochwerksgebudes

    zwischen 1928 bis 1945 25

    2.9 Nachnutzung als Werk II der Firma Max Hildebrand

    von 1938 bis 1945 27

    2.10 Ausbau des Standortes zum Porzellanwerk Freiberg 29

    2.10.1 Die 1. Ausbauphase 1945 bis 1950 30

    2.10.2 Die 2. Ausbauphase 1950 bis 1960 32

    2.10.3 Die 3. Ausbauphase 1960 bis 1963 34

    2.10.4 Bauliche Vernderungen zwischen 1963 und 1966 37

    2.10.5 Bauliche Vernderungen zwischen 1978 und 1980 39

    2.10.6 Bauliche Vernderungen zwischen 1982 und 1987 41

    2.11 Nachnutzung von Teilbereichen des Standortes seit 1990 43

  • 2.12 Vergleich der aufgearbeiteten Baustruktur mit den realen

    Gebudegrundrissen im Jahr 2011 45

    2.12.1 Untergeschoss II 46

    2.12.2 Untergeschoss I 48

    2.12.3 Erdgeschoss 50

    2.12.4 Obergeschosse I bis V 52

    3 Bausubstanzbewertung des

    ehemaligen Porzellanwerkes Freiberg 54

    3.1 Teilbereich 1 56

    3.2 Teilbereich 2 59

    3.3 Teilbereich 3 63

    3.4 Teilbereich 4 65

    3.5 Teilbereich 5 72

    3.6 Auswertung der Bausubstanz 76

    4 Betrachtung der Standortfaktoren 77

    4.1 Planungsrechtliche Voraussetzungen 77

    4.2 Verkehrstechnische Erschlieung und Naturschutz 79

    4.2.1 Himmelfahrtgasse 79

    4.2.2 Schachtweg 80

    4.2.3 Strae Am Ostbahnhof 80

    4.2.4 Anbindung an das ffentliche Verkehrsnetz 80

    4.2.5 Gleisanlagen 81

    4.3 Technische Erschlieung 82

    4.3.1 Trinkwasserversorgung 82

    4.3.2 Brauchwasserversorgung 83

    4.3.3 Niederschlagsentwsserung 84

    4.3.4 Abwasserentsorgung 85

    4.3.5 Strom- und Gasversorgung 88

    4.4 Altlastensituation 89

    4.5 Denkmalschutzbetrachtung auerhalb des

    Porzellanwerkgrundstckes 90

    4.6 Auswertung der Standortfaktoren 91

  • 5 Das Nachnutzungspotential des Standortes 94

    5.1 Ermittlung verschiedener Nachnutzungskategorien 94

    5.2 Gewerbliche Nachnutzung 97

    5.3 Kulturelle Nachnutzungsvarianten 101

    5.3.1 Museale Nachnutzung 101

    5.3.2 Kulturzentrum 103

    5.3.3 Nachnutzung als Sportzentrum 106

    5.4 Gemischte Form der Nachnutzung 109

    5.4.1 Option A 109

    5.4.2 Option B 110

    5.4.3 Option C 112

    6 Zusammenfassung und weitere Ausblicke 113

    7 Quellenverzeichnis 115

    7.1 Literaturquellen 115

    7.2 Archivquellen 116

    7.3 sonstige Quellen 119

    7.4 Abbildungsverzeichnis 121

    7.5 Tabellenverzeichnis 122

    7.6 Anlagen 122

    Teil I: Risszeichnungen

    Kartenmaterial

    Nachnutzungszeichnungen (AUTOCAD)

    mgliche Gestaltungsvorschlge fr die Gebude des Standortes

    ehemaliges Porzellanwerk Freiberg

    Teil II: Fotodokumentation des Standorts (separater Band)

  • 1 Einleitung 1.1 Heranfhrung

    Das allgemeine Verstndnis ber Zeugnisse der Industriegeschichte spiegelt sich

    gegenwrtig hufig unter dem Namen Stdtischer Schandfleck wider. Diese Relikte

    des Industriezeitalters stellen gesonderte Anforderungen an den Umgang und die

    Folgenutzung dieser Bauwerke dar. Dazu zhlen die eigentliche Geschichte des Objekt-

    es mit dessen Wechselwirkung auf die kulturelle Entwicklung der Stadt sowie die

    Beachtung mglicher Einschrnkungen durch den Altlastencharakter dieser Objekte.

    Zudem werden die ungenutzten Bauwerke hufig von unbefugten Personen aufgesucht

    und stellen deshalb eine gewisse Gefahrenquelle dar.

    Die mgliche Revitalisierung von Industriebrachen ist das Ziel einer modernen nach-

    haltigen Stdteplanung. Denn diese Industrierelikte sind nicht nur Schandflecke der

    Industriegeschichte, sie sind vielmehr selbst ein kulturelles Erbe.

    Die Wiedereingliederung von Industriebrachen als Wirtschaftsstandort, eine denkbare

    Nachnutzung in kultureller Form sowie ein mglicher Abbruch und die anschlieende

    Umwandlung in eine Grnflche bewirken eine sinnvolle Flchennachnutzung

    innerhalb der Strukturentwicklung unserer Stdte. Dabei sollte die Revitalisierung

    vorhandener stdtebaulicher Ressourcen im Vordergrund stehen. Dieser sinnvolle

    Umgang mit erschlossenen Flchen verhindert eine stdtische Zersiedlungserschein-

    ung sowie den ungehemmten Verbrauch von Grnflchen.

    Der heutige Standort des ehemaligen Porzellanwerkes Freiberg (in der vorliegenden

    Arbeit als Porzellanwerk, Standort oder Grundstck bezeichnet) ist eines dieser

    Industrierelikte. Die gegenwrtige Standortstruktur ist im Verlauf der vergangenen 120

    Jahre entstanden. Dabei wurde das Grundstck ursprnglich ab 1889 als Zentralwsche

    der Grube Himmelfahrt betrieben. Nach der Einstellung des Freiberger Bergbaues 1913

    erfolgte ein hufiger Besitzer- und Produktionswechsel bis zur bernahme des

    Grundstckes durch das Porzellanwerk Freiberg 1945. Seit Mitte der 1990er Jahre wird

    der heutige Standort nur noch teilweise nachgenutzt. Die brigen Gebude verfallen

    aufgrund fehlender Nutzung zusehend. Seit dem Besitzerwechsel im Frhjahr 2011

    befindet sich das Porzellanwerksgrundstck im Besitz einer lokalen Standort-

    entwicklungsgesellschaft. Die Stadt Freiberg ist zugleich Gesellschafter des Unter-

    nehmens.

    Aus der Steigerung des stdtischen Einflussbereiches ergeben sich somit neue Voraus-

    setzungen fr die Erarbeitung verschiedener Nachnutzungsoptionen. Der vorhergehende

    1

  • Eigentmer erwarb das Porzellanwerksgrundstck vermutlich aus Spekulations-

    absichten und zeigte keine ersichtlichen Manahmen oder kein wirkliches Interesse an

    einer mglichen Folgenutzung des Standortes.

    In der Literatur ist das Grundstck des ehemaligen Porzellanwerkes Freiberg nur

    geringfgig erschlossen. Die ausfhrlichste primre Quelle spiegelt die Studienarbeit

    von Frau Stefanie Ullrich Bau- und Nutzungsgeschichte der ehemaligen Erzwsche der

    Himmelfahrtfundgrube aus dem Jahr 2010 wider. Der Inhalt dieser Arbeit bezieht sich

    berwiegend auf die Nutzungsgeschichte des Standortes.

    In der Sekundrliteratur lassen sich detaillierte Beschreibungen ber die ehemalige

    Zentralwsche im Jahrbuch fr das Berg- und Httenwesen im Knigreich Sachsen auf

    das Jahr 1890 finden. Des Weiteren enthlt der zweite Band der Denkmaltopographie

    Bundesrepublik Deutschland Stadt Freiberg eine kurze Beschreibung des ehemaligen

    Porzellanwerkes. Zu dem existiert eine Publikation zum 40-jhrigen Bestehen des

    VEB Porzellanwerk Freiberg als weitere sekundre Literaturquelle.

    Innerhalb dieser Arbeit sollen anhand der Aufarbeitung der baulichen Entwicklung des

    Standortes von 1889 bis 1997 und der Dokumentation des heutigen Zustandes der

    Gebude des Grundstckes mgliche Folgenutzungskonzepte erarbeitet werden.

    Fr die Aufarbeitung der baulichen Entwicklung des Grundstckes wurde ein ausfhr-

    liches Aktenstudium durchgefhrt. Neben den nicht katalogisierten Aktenbestnden des

    Eigentmers wurde fr die Erarbeitung der baulichen Entwicklung das Bauaktenarchiv

    der Stadt Freiberg, das Stadtarchiv Freiberg und das Schsische Staatsarchiv-Bergarchiv

    Freiberg aufgesucht. Aus der Studienarbeit von Frau Ullrich konnte zudem entnommen

    werden, dass im Kreisarchiv keine Akten beziehungsweise Dokumente zum Objekt an

    der Himmelfahrtsgasse vorhanden sind.

    Mithilfe der entstandenen Grundrissplne soll eine ausfhrliche Dokumentation der

    Gebude des Grundstckes in ihrem derzeitigen baulichen Zustand erfolgen. Die daraus

    entstehenden Ergebnisse enthalten jene Gebude des Grundstckes, welche fr eine

    mgliche Nachnutzung in Frage kommen knnten.

    Die detaillierte Aufarbeitung und Bewertung der Standortfaktoren bewirkt eine

    grndliche Beschreibung des Gesamtzustandes des Grundstckes. Hierfr wurden

    ausfhrliche Gesprche mit den zustndigen Mitarbeitern des Eigentmers gefhrt. Die

    Ergebnisse dieser Betrachtung ermglichen eine Kategorisierung denkbarer Nach-

    nutzungsvarianten, welche abschlieend nher beschrieben werden.

    2

  • 1.2 Lage- und Objektbeschreibung

    Das Porzellanwerk befindet sich an der Himmelfahrtsgasse 8 in Freiberg/ Sachsen und

    liegt im Bereich des Davidschachtes am nordstlichen Stadtrand. Das Gebiet des

    Davidschachtes umfasst eine Gesamtflche von circa 24 Hektar. Das Grundstck ist ein

    Teilbereich des Gewerbegebietes Davidschacht und besitzt eine Flche von circa 3,5

    Hektar. Davon sind etwa 2,1 Hektar (60 Prozent) des Grundstckes mit Gebuden

    berbaut.1 Dem betrachteten Objekt ist die Flurstcksnummer 2635/10 (historische

    Hausnummern 23 oder 33) zugewiesen.2 Die nachfolgende bersichtsdarstellung dient

    als Ergnzung der Lagebeschreibung (siehe Abbildung 1).

    1 Firmenarchiv SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH:

    Verkehrswertermittlung Porzellanwerk Freiberg. Angaben ber Gebude und Gebudeteile. Freiberg, 1990. Seite7.

    2 Firmenarchiv SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH. Herr Lehmann. Schreiben der unteren Denkmalschutzbehrde. Betreff: denkmalschutzrechtliche Genehmigung des Teilabbruchs des Kulturdenkmals Porzellanfabrik Freiberg, Lageplan mit Flurstcksnummer, Freiberg 03.01.2012.

    Abbildung 1: bersichtskarte zur Lagebeschreibung

    Gewerbegebiet Davidschacht

    Zentral-friedhof

    Alte Elisabeth

    Ehren- friedhof

    Donats-friedhof

    Stadt- zentrum

    Abraham- schacht

    ehemaliger Ostbahnhof

    Thurmhof- schacht

    Vorklr- becken

    Splhalde Hammerberg

    Porzellan- werk

    Reiche Zeche

    Wohn-bebauung

    3

  • Die ehemaligen Bergwerksanlagen des Davidschachtes schlieen sich direkt in

    nrdlicher Richtung an das Grundstck an. Im Gewerbegebiet Davidschacht sind

    zudem mehrere produzierende Unternehmen angesiedelt. In weiterer Entfernung

    befindet sich das Lehr- und Besucherbergwerk Reiche Zeche.

    Im Osten begrenzen der heutige Garagenkomplex auf der Splhalde Hammerberg,

    einzelne Wohngebude und das Vorklrbecken das Grundstck des. Am stlichen Rand

    des betrachteten Bereiches verluft die Freiberger Mulde und bildet eine natrliche

    Eingrenzung des selbigen.

    Sdlich des ehemaligen Porzellanwerkes befindet sich der Abrahamschacht mit

    gewerblich genutzten Flchen und Wohngebuden. In weiterer Entfernung schlieen

    sich in dieser Richtung der Ostbahnhof und der Thurmhofschacht an.

    In westlicher Richtung grenzen unmittelbar der Erzwscheteich, die Diskothek

    Absolom und das Kulturdenkmal Alte Elisabeth an das Porzellanwerksgrundstck

    an. In weiterer Entfernung befinden sich in dieser Richtung der Zentral-, Ehren,- und

    Donatsfriedhof sowie das Stadtzentrum.

    Das Porzellanwerk liegt im Vergleich zu den brigen Objekten des Gewerbegebietes

    Davidschacht auf einem tieferen Hhenniveau. Aus diesem Grund ist der

    fnfgeschossige Altbau an der Westseite des Grundstckes das einzige Gebude des

    Standortes, welches aus weiterer Entfernung ersichtlich ist. Das Grundstck ist ber den

    Altbau, die Autoverwertung, den Innenhof und ber einen Zugang im Bereich der

    Tunnelofenhallen zugnglich. Die einzelnen Bauwerke des Standortes wurden in Haupt-

    oder Nebengebude unterteilt. Diese einzelnen Gebude sind in der nachstehenden

    Tabelle aufgefhrt. Diese beinhaltet Aussagen ber den Denkmalschutz und die aktuelle

    Nutzung der einzelnen Objekte. Weiterhin werden die Hauptgebude des Standortes

    innerhalb der Bausubstanzbewertung (Punkt 3) in fnf Teilbereiche zusammengefasst.

    Dies soll eine bersichtlichere Betrachtung gewhrleisten. Die farbliche Kennzeichnung

    der Gebude erfolgt in den nachstehenden Tabellen (siehe Tabelle 1 und 2) ent-

    sprechend dieser Teilbereiche.

    Die Nebengebude des Standortes, welche nicht zu einem Teilbereich zugeordnet

    wurden, erhielten eine gesonderte farbliche Kennzeichnung (orange). Diese haben im

    Hinblick auf ihre Gre oder spezifischen Nutzen (Gebude 13) keine Relevanz fr eine

    Nachnutzung.

    4

  • Abbildung 2: Luftbild des Standortes Porzellanwerk Freiberg nach 2004 (Sdostansicht)

    Tabelle 1: Tabelle zur Kennzeichnung der Hauptgebude des Porzellanwerkes Freiberg

    Hauptgebude des Standortes Porzellanwerk

    Gebude Farbe Bezeichnung Denkmal- schutz aktuelle Nutzung

    Bruttogebudeflche Summe aller Geschosse3

    1 Altbau ja keine ca. 3800m

    2 Zwischenbau nein keine ca. 2100m

    3 ehemalige

    Tunnelofenhallen nein teilweise ca. 7300m

    4 alte Rohstofflager

    (Massenmhlenbereich) ja keine ca. 2000m

    5 Kesselhaus nein keine ca. 250m

    6 ehemaliges

    Rundofenhaus nein keine ca. 1100m

    7

    berdachung der

    Verladerampe

    (Waggoneinhausung)

    nein keine ca. 280m

    8 neue Rohstofflager nein

    9

    neue Materiallager nein

    seit 1997

    Auto-

    verwertung

    ca. 2200m

    10 Fondspritzerei und

    Malerei nein keine ca. 700m

    3 Verkehrswertermittlung Porzellanwerk Freiberg. Angaben ber Gebude und Gebudeteile. Freiberg,

    1990. Seiten 3 bis 7.

    5

    10

    2

    4

    7

    15

    5

  • Abbildung 3: Luftbild des Standortes Porzellanwerk Freiberg 2004 (Sdwestansicht)

    Tabelle 2: Tabelle zur Kennzeichnung der Hauptgebude des Porzellanwerkes Freiberg

    Nebengebude des Standortes Porzellanwerk

    Gebude Farbe Bezeichnung Denkmal- schutz aktuelle Nutzung

    Bruttogebudeflche Summe aller Geschosse4

    11 Trafostation nein auer Betrieb ca. 150m

    12 Gasregelstation nein auer Betrieb ca. 40m

    13 Garagenbereich nein seit 1997

    Autoverwertung ca.480m

    14 llager nein keine ca. 78m

    15 Feuerwehrgebude nein keine ca. 40m

    4 Verkehrswertermittlung Porzellanwerk Freiberg. Angaben ber Gebude und Gebudeteile. Freiberg,

    1990. Seiten 3 bis 7.

    8

    6

    1

    3

    9

    11

    12

    13

    14

    6

  • 2 Historische Aufarbeitung der baulichen Entwicklung

    des Standortes von 1889 bis 1997 In diesem Teilbereich der Arbeit soll die bauliche Entwicklung aller Gebude des

    Standortes des ehemaligen Porzellanwerkes an der Himmelfahrtsgasse 8 in Freiberg

    erfasst werden. Dabei wird der betrachtete geschichtliche Abschnitt auf den Zeitraum

    zwischen 1889 und 1997 eingegrenzt. Die einzelnen Baumanahmen in dieser

    Zeitspanne sind systematisch zusammengefasst und in gesonderte Bauabschnitte und

    Phasen eingeteilt worden. Jeder Abschnitt beziehungsweise jeder Phase ist in einer

    AUTOCAD-Zeichnung mit dazugehriger Erluterungstabelle der einzelnen baulichen

    Vernderungen dargestellt. Als Ausgangspunkt wurde der Baubeginn an der ehemaligen

    Zentralwsche der Himmelfahrtfundgrube gewhlt. Den Endpunkt des Zeitraumes

    stellen die letzten durch Bauakten belegbaren durchgefhrten Umbauarbeiten durch die

    Freiberger Autoverwertung in einigen Teilbereichen des ehemaligen Porzellanwerkes

    dar. Als Grundlage fr die Erarbeitung aller Grundrisse dienten alle fr den Standort

    verfgbaren Akten und Dokumente aus den folgenden Archiven: dem Staatsarchiv-

    Bergarchiv Freiberg, Stadtarchiv Freiberg sowie dem Bauaktenarchiv Freiberg und

    vereinzelte Bauakten aus dem Firmenarchiv der SAXONIA Standortentwicklungs- und-

    verwaltungsgesellschaft mbH befinden.

    Die folgenden Unterscheidungskriterien (siehe Tabelle 3) der verschiedenen Bau-

    manahmen erhielten eine spezifische Farbkennzeichnung bei der Digitalisierung.

    Tabelle 3: Auflistung der verschiedenen Baumanahmen mit entsprechender Kennzeichnung

    Baumanahmen Aktenbelege Farbe

    nach Plan (Aktenbelege vorhanden) vorhanden

    nicht nach Plan nicht vorhanden

    Abbrucharbeiten vorhanden

    vermuteter rekonstruierter Geschossverlauf nicht vorhanden

    nicht ausgefhrte Arbeiten vorhanden

    schematische Darstellung der Arbeitsmaschinen/ Arbeitspltze vorhanden

    nicht unterkellerte Bereiche vorhanden

    Zwischendeckenverlauf vorhanden

    7

  • Die Darstellung der Grundrisse des Standortes erfolgte mit dem Programm AUTOCAD

    im Mastab 1:1000. Dieses Grenverhltnis ermglicht die Abbildung aller Gebude

    des Standortes auf einer DIN A4 Seite. Zudem wurde bei der Anlegung der

    Zeichnungen darauf geachtet, dass die einzelnen Geschosse der Gebude passgenau

    bereinanderliegen. Neben den angefertigten Grundrisszeichnungen befindet sich eine

    Tabelle, welche die einzelnen Baumanahmen zeitlich und farblich kennzeichnet. Aus

    dieser detaillierten Aufarbeitung der Vernderungen in der Baustruktur konnten die

    einzelnen Um- beziehungsweise Ausbaumanahmen der jeweiligen Geschosse und

    Gebude rekonstruiert und in den Transparentpapierzeichnungen dargestellt werden.

    In den darauffolgenden Normalpapierzeichnungen sind die nach den Umbauarbeiten

    erreichten Grundrisse der Geschosse und Gebude in den angegebenen Jahren

    abgebildet.

    In der nachfolgenden Tabelle (siehe Tabelle 4) wurden die einzelnen Nutzungsarten des

    Standortes zusammengefasst. Es lieen sich keine Unterlagen ber nderungen in den

    Besitzverhltnissen fr den Zeitraum 1932 bis 1936 in den aufgesuchten Archiven

    finden. Daher erfolgten in dieser Phase vermutlich keine Umbaumanahmen am

    Standort.

    Tabelle 4: Zusammenfassung der Nutzungsarten des Standortes

    Zeitraum Nutzungsart

    1889 bis 1913 Zentralwsche der Himmelfahrt Fundgrube Freiberg

    1916 Lagergebude

    1916 bis 1920 Zentralwsche fr Wolframerze

    1921 bis 1926 Flachsverarbeitungsanstalt

    1921 bis 1927 Pappenindustriewerke Muldental

    1927 bis 1932 chemische Versuchsanstalt

    1932 bis 1936 vermutlich keine Nutzung und keine Umbaumanahmen am Standort

    1928 bis 1945 Zementwerk

    1936 bis 1945 Werkstatt fr Przisionsinstrumente

    1945 bis 1996 Porzellanwerk Freiberg

    ab 1997 Autoverwertung

    8

  • Der Verfasser verzichtet aus bersichtsgrnden auf die zeichnerische Darstellung des

    Erzwscheteiches und der einzelnen Gleisanlagen. Diese Bahnstrecken verbanden seit

    1889 den Standort der Zentralwsche der Grube Himmelfahrt mit der Eisenbahnlinie

    Freiberg-Halsbrcke beziehungsweise mit dem Ostbahnhof. Gleiches gilt fr den

    Anschluss der ehemaligen Zentralwsche an die Schmalspuranlage zwischen dem

    Abraham- und Davidschacht.5 Die erarbeiteten Grundrisse bilden die Grundlage fr die

    Erfassung der gegenwrtig vorliegenden Struktur der einzelnen Baukrper. Hierbei

    werden die aus den Akten rekonstruierten Geschosse der einzelnen Gebude mit der im

    Jahr 2011 vorhandenen Gebudestruktur verglichen und die resultierenden Vernder-

    ungen erfasst.

    2.1 Vorgeschichte der Zentralwsche

    Der Neubau der zentralen Erzwaschanlage beruhte auf der notwendigen Modernisierung

    und Zentralisierung des Freiberger Bergbaues am Ende des 19. Jahrhundert. Im Zuge

    der Grndung des Deutschen Reiches 1871 und der Abschaffung der Silberwhrung

    verlor das Silber seine Bedeutung als Whrungsmittel.6

    Dieser Bedeutungsverlust verursachte den starken Rckgang der Silberpreise am Ende

    des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Preise fr das Kilogramm

    Silber betrugen im Jahr 1871 noch 178,62 Mark und fielen bis 1874 auf 149,62 Mark

    pro Kilogramm Silber. Bis zum Jahr 1909 halbierte sich der Preis fr ein Kilogramm

    Silber (70 Mark pro Kilogramm Silber).7

    Um die Wirtschaftlichkeit des Freiberger Bergbaues wieder herzustellen zu knnen,

    kaufte das Knigreich Sachsen am 1. Mrz 1886 fnf Gruben des Freiberger Revieres,

    einschlielich der Grube Himmelfahrt.8 Diese Verstaatlichung bewirkte die Zentralisier-

    ung der Grubenbetriebe unter der Oberdirektion der Kniglichen Erzbergwerke. Zu

    5 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. 1890 1894. Bestand: 40102-2 H2579.

    6 Dornbusch, Peter: ber die Entwicklung der Wirtschaft der Stadt Freiberg seit ihren Anfngen. In: Hoffman, Yves Richter, Uwe [Hrsg.]: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen. Stadt Freiberg Bd. 2. Dresden/Basel, 2003. Seite 414 bis 415.

    7 Kasper, Hanns- Heinz; Wchtler Eberhard: Geschichte der Bergstadt Freiberg. Weimar, 1986. Seite 225 bis 228.

    8 Dornbusch, Peter: ber die Entwicklung der Wirtschaft der Stadt Freiberg seit ihren Anfngen. In: Hoffman, Yves Richter, Uwe [Hrsg.]: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen. Stadt Freiberg Bd. 2. Dresden/Basel, 2003. Seite 415.

    9

  • den notwendigen Modernisierungsmanahmen zhlte die Errichtung einer zentralen

    Erzaufbereitungsanlage.9

    Damit wurden die Transportwege zwischen den Gruben und der Aufbereitungsanlage

    verringert und es konnte eine Optimierung der Arbeits- und Transportkosten erzielt

    werden. Weiterhin sollte eine bessere Ausbeute der rmeren Erze erzielt werden.10

    Bis zur Fertigstellung der Zentralwsche am 1. Oktober 1889 waren vier verschiedene

    Erzwschen fr die Himmelfahrt Fundgrube in Betrieb.11 Diese wurde je nach Bedarf

    mit den jeweiligen Erzen der entsprechenden Schchte beliefert.12 In der folgenden

    Tabelle (siehe Tabelle 5) sind die einzelnen Erzwschen zusammengestellt.

    Tabelle 5: Erzwschen der einzelnen Schchte der Grube Himmelfahrt in Freiberg vor der Inbetriebnahme der neuen Zentralwsche am 1. Oktober 1889

    einzelnen Schchte der Grube Himmelfahrt dazugehrige Erzwsche der jeweiligen Schchte

    Thurmhofschacht Thurmhofer Wsche

    Davidschacht Davidwsche

    Elisabethschacht Hornmhlerwsche

    Reiche Zeche Oberneugeschreierwsche

    9 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. 1890 1894. Bestand: 40102 Nr. 367.

    10 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen Erzbergwerke. Sachbetreff: Zentralwsche bei Himmelfahrt. 1887 1888. Bestand: 40102 Nr. 364.

    11 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in Sachsen. Freiberg, 1890. Seite 65 bis 66.

    12 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen Erzbergwerke. Sachbetreff: Zentralwsche bei Himmelfahrt. 1887 1888. Bestand: 40102 Nr. 364.

    10

  • 2.2 Die Zentralaufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt in Freiberg

    Mit den Bauarbeiten der Zentralwsche wurde am 3. Juli 1888 begonnen.13 Zuvor

    erfolgte bereits im Mai desselben Jahres der Anschluss des Grundstckes an die bereits

    vorhandene Schmalspuranlage des Abraham- und Davidschachtes. Die Anbindung der

    Aufbereitungsanlage an die Bahnlinie Freiberg-Halsbrcke (siehe Anlage 1) erfolgte im

    Mrz 1889.14 Die Lage der Zentralwsche wurde bewusst zwischen dem Abraham- und

    Davidschacht sowie der Reichen Zeche und dem Thurmhofschacht gewhlt. Somit

    konnten die Transportwege der Erze von allen Gruben minimiert werden.15

    Die Aufbereitungsanlage bestand aus einem Hauptgebude mit vier Stockwerken. In

    diesem befanden sich die Antriebs- und Arbeitsmaschinen. Damit eine stufenweise

    Bearbeitung der Roherze erfolgen konnte wurde dieser Aufbau bewusst gewhlt. Diese

    Etagenaufteilung konnte im umliegenden Gelnde nicht realisiert werden. Weiterhin

    zhlten das Trockenpochwerk, der Erzwscheteich, Sumpfteiche sowie eine

    Verladestation fr die aufgearbeiteten Erze zur Zentralwsche.16 Die Aufbereitungs-

    anlagen im Hauptgebude wurden symmetrisch in zwei gleichartigen Einheiten

    aufgestellt. Dies ermglichte die Bearbeitung von Erzen aus verschiedenen Gruben mit

    unterschiedlichen Rohmassen und Silbergehalten.17

    Die Zeichnung des Grundrisses zeigt die Zentralwsche mit dem Trockenpochwerk zum

    Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme mit dem Verlauf und der Aufteilung des Unter-

    geschosses sowie den entsprechenden Arbeitsanlagen. Grundrisszeichnungen fr die

    oberen Geschosse konnten in den entsprechenden Archiven nicht gefunden werden. Fr

    die Verladestation, welche fr den Abtransport der aufgearbeiteten Erze installiert

    wurde, liegen ebenfalls keinen Bauzeichnungen oder Plne in den entsprechenden

    Archiven vor. Die Mae und der Verlauf wurden aus dem Lageplan (siehe Anlage 2)

    des Berichtes ber die neue Zentralwsche der Grube Himmelfahrt aus dem Jahr 1890

    entnommen und im entsprechenden Mastab umgerechnet und rekonstruiert.18

    13 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in

    Sachsen. Freiberg, 1890. Seite 82.14 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. 1890 1894. Bestand: 40102-2 H2579.

    15 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in Sachsen. Freiberg, 1890. Seite 65.

    16 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in Sachsen. Freiberg, 1890. Seite 68 bis 69.

    17 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in Sachsen. Freiberg, 1890. Seite 66, 70 bis 71.

    18 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in Sachsen. Freiberg, 1890. Tafel XIII.

    11

  • In den entsprechenden AUTOCAD-Zeichnungen des Grundrisses der Zentralwsche

    sind das Erzmagazin und die Schmiede sowie die Dreherei farblich hervorgehoben. Der

    Grundrissplan fr die Schmiede und die Dreherei (siehe Anlage 3) weist daraufhin, dass

    es sich um Nebengebude des Pochwerkhauses handeln knnte. Die exakte Lage dieser

    Gebudeteile ist unbekannt.19

    Des Weiteren wurde im selbigen Jahr auf dem Areal der Zentralwsche eine

    Reparaturwerkstatt angelegt. Der dazu gehrige Rissplan (siehe Anlage 4) gibt die

    Struktur des Gebudes wieder, jedoch nicht die genaue Lage. Aus dem Vergleich mit

    Fotoaufnahmen der alten Zentralwsche um 1906 wurde diese Reparaturwerkstatt in

    entsprechender Kennzeichnung an der Nordseite des Hauptgebudes projiziert.20

    Die nachfolgende Fotoaufnahme (siehe Abbildung 4) zeigt die Zentralwsche aus

    sdwestlicher Richtung. In beschriebener Lage ist ein eingeschossiger Flachbau mit

    Spitzdach am Hauptgebude zu erkennen. Die Merkmale des Gebudes entsprechen

    denen der Reparaturwerkstatt.

    Im Anhang folgende Risse:

    19 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. Bestand: 40102-2 Nr. 365.20 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. Bestand: 40102-2 Nr. K3230.

    Abbildung 4: Zentralwsche um 1906 mit Reparaturwerkstatt

    Reparaturwerkstatt

    12

  • Fr die Wasserversorgung der Aufbereitungsanlage erfolgte die Anlage des Erzwsche-

    teiches zwischen 1888 und 1889. Dieser wurde fr ein Fassungsvermgen von 10.000

    Kubikmeter Wasser konzipiert und diente als Sammelbecken sowie fr den Ausgleich

    von Zuflussschwankungen. Der Zufluss des Erzwscheteiches wurde ber den

    Himmelfahrter Aufschlaggraben realisiert. Seit Juni 1889 erfolgte die Zuleitung von

    Waschwasser aus der Thurmhofer Wsche. Zudem erhielt der Teich einen berlauf

    und eine Leitung fr die Abfhrung des berschssigen Wassers.21

    Der Erzwscheteich wird in den AUTOCAD-Zeichnungen der baulichen Entwicklung

    nicht aufgefhrt, da dieser den mglichen Mastab fr die Abbildung der Zeichnungen

    zu sehr vergrert. In einer allgemeinen bersichtszeichnung ist der Erzwscheteich

    dargestellt (siehe Anlage 2). Im damaligen Produktionsablauf wurde das aus dem Teich

    zugefhrte Wasser von einer Pumpe der Betriebsmaschine aufgenommen und auf 23,5

    Grad Celsius erwrmt. Einen Teil des so vorgewrmten Wassers nahm die Speisepumpe

    der Kesselanlage auf. Der brige Teil wurde ber eine Hebepumpe in die zweite Etage

    des Gebudes in einen Verteilungsbehlter geleitet. Dieser versorgte die Aufbereitungs-

    anlage mit Spritz- und Splwasser fr die oberen Etagen sowie fr weitere

    Hebearbeiten. Nach einem Arbeitszyklus wurde das Wasser in den Smpfen geklrt,

    anschlieend in den Sumpf des Pumpenschachtes geleitet und ber Rcklaufpumpen

    den Kreislauf erneut zugefhrt.22

    Der Antrieb der Arbeitsmaschinen erfolgte ber eine zentrale Dampfanlage, welche

    gleichermaen in den AUTOCAD-Zeichnungen schematisch dargestellt ist. Damit

    wurden der Aufzug fr die Roherze, die Hauptmaschinen der Anlage, die

    Beleuchtungsmaschine, die Anlagen des Trockenpochwerkes sowie die Heizung der

    gesamten Zentralwsche angetrieben. Die Kraftbertragung zwischen beiden Gebuden

    (Hauptgebude und Trockenpochwerk) erfolgte ber ein Zahnradgetriebe und

    Riemenscheiben.23

    21 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. 1890- 1894. Bestand: 40102 Nr. 367.

    22 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in Sachsen. Freiberg, 1890. Seite 79.

    23 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in Sachsen. Freiberg, 1890. Seite 80.

    13

  • 2.3 Maschinenanlagen und Produktionsablauf

    Die folgende Tabelle (siehe Tabelle 6) erfasst smtliche technische Einrichtungen der

    Zentralwsche im Jahr 1890.24

    Tabelle 6: Maschinenanlagen der Zentralwsche 1890

    Art der Betriebseinrichtung Anzahl Firma/Hersteller

    Steinbrecher 4

    groe Siebtrommeln 2

    Lesebnder 2

    Aufbereitungsingenieur C. Lhrig aus

    Dresden

    Grobwalzenpaare 2

    Separationskrper fr bermittelkorn 2

    Separationskrper fr Mittelkorn 2

    Separationskrper fr Feinkorn 2

    Walzenpaare fr bermittelkorn 2

    Walzenpaare fr Feinkorn 2

    Becherwerke fr Walzgut 2

    Meiner Eisengieerei und Maschinenbau-

    Anstalt

    Becherwerke fr Pochgut 2

    Stempel 30

    Aufbereitungsingenieur C. Lhrig aus

    Dresden

    Berggesetzmaschinen 4

    Mittelkornsetzmaschinen 14

    Feinkornsetzmaschinen 10

    Paschke & Kstner- Eisengieerei

    einfache Siebtrommeln 4

    groe Klarwasserpumpe 1

    kleine Zentrifugalpumpe 1

    Sandbecherwerke 2

    Schlammzentrifugalpumpen 2

    Klarwasserzentrifugalpumpe 1

    Elementmaschinen 8

    Aufbereitungsingenieur C. Lhrig aus

    Dresden

    Kreisfrmige Stromsetzmaschine 1

    Planherde 14

    Paschke & Kstner- Eisengieerei

    Verbund- Dampfmaschine25

    (mit 110 PS) 1 Feodor Siegels Maschinenfabrik

    Dampfkesselanlage26 1 L. & C. Steinmller

    24 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in

    Sachsen. Freiberg, 1890. Seite 79.25 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Dampfkesselanlage bei der Himmelfahrter Centralwsche. 1890 1891. Bestand: 40102 Nr. 390.

    26 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen Erzbergwerke. Sachbetreff: Dampfkesselanlage bei der Himmelfahrter Centralwsche. 1890 1891. Bestand: 40102 Nr. 390.

    14

  • Schematischer Produktionsablauf aus dem Jahr 1890 27

    27 Billharz, Oskar: Die neue Central -Aufbereitungswerksttte der Grube Himmelfahrt bei Freiberg in

    Sachsen. Freiberg, 1890. Seite 66 bis 70.

    Anlieferung der Erze mit Grubenzufuhrbahn

    Erze ber Aufzug in die oberste Etage des

    Hauptgebudes

    grobe Sortierung durch Verteilung in

    artspezifische Trichter

    4 Trichter Fassungsvermgen 6.000 Kilogramm

    Rohmasse gelangt auf ein bewegliches

    Splrost = Schttelrost

    Aussortierung von Material mit einem

    Durchmesser < 30 mm

    grberes Erzgestein gelangt in Steinbrecher

    Siebtrommel

    Separierung der 4 Korngren (in mm)

    Grobkornsetzmaschine

    1. Siebtrommel

    Lesejunge trennt Erzgestein von taubem

    Material

    1. Walzenpaar

    2. Siebtrommel Korngren (in mm)

    Setzmaschinen

    3. Siebtrommel Korngren (7 , 4 mm)

    Walzwerksabteilung

    grberes Gestein

    2. Walzenpaar

    4. Siebtrommel Korngren bis 4 mm

    grberes Gestein

    Feinkorn- und Schlammaufbereitung

    Siebtrommel

    Trockenpochwerk im separaten

    Nebengebude

    Spitzlutten- und Spitzkastensystem, Spitzlutten- Stromgerinne

    Kreisfrmige Stromsetzmaschine

    grobe, unergiebigen Bestandteile

    Sandsmpfe Verdichtung auf Stauchsetzmaschine

    Planstoherde

    Schmelzhtte

    Planstoherde

    Pochwerk

    16 12 9 7

    9 7 5 4

    Planstoherde

    Dur

    chm

    esse

    r > 3

    0 m

    m

    Dur

    chm

    esse

    r > 7

    , 4

    mm

    Dur

    chm

    esse

    r > 4

    mm

    15

  • 2.4 Bauliche Erweiterungen innerhalb der Betriebszeit der Zentralwsche

    Im Jahr 1900 wurde der Kohleschuppen (siehe Anlage 5) am nrdlichen Ende des

    Hauptgebudes mit einem Anbau ergnzt. Dabei handelt es sich um einen Flachbau mit

    Verbindungsgang in das Kesselhaus.28 An der Nordwestseite des Hauptgebudes ist im

    September 1901 eine Pumpstation (siehe Anlage 6) errichtet worden.29

    Diese Manahmen knnten im Zusammenhang mit dem Projekt zur Erweiterung der

    Arbeitsanlagen der Zentralwsche stehen (siehe Tabelle 7).

    Die Grundrissplne sahen einen Anbau an der Ostseite des Hauptgebudes im Bereich

    der Setzmaschinen vor. Die geplanten Kapazittsvergrerungen dieser Anlagen

    wurden nicht durchgefhrt. Der dazugehrige Riss (siehe Abbildung 5) ist undatiert. Im

    Bezug zu den durchgefhrten Baumanahmen ist er zwischen 1900/ 1901 ein-

    zuordnen.30

    28 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. Bestand: 40102-2 Nr. I2647.29 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. Bestand: 40102-2 Nr. I2648.30 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. Bestand: 40102-2 Nr. I2879.

    Abbildung 5: Erweiterungsbau geplant 1901

    16

  • Tabelle 7: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen der Zentralwsche in der Betriebszeit zwischen 1889 und 1920 31

    Geschoss Nr. Farbe Art der Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Kohleschuppen 1900 Lagerung

    Erweiterung Pumpstation 1901 Energieversorgung

    Schmiede und Dreherei 1889 Reparatur

    Erzmagazin 1889 Lagerung

    Unter-

    geschoss 01

    vermutete Erweiterung

    Reparaturwerkstatt 1889 Reparatur

    31 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Centralaufbereitung bei Himmelfahrt. Bestand: 40102-2.

    17

  • 2.5 Betrieb der Zentralwsche zwischen 1913 und 1920

    Nach einer Verordnung aus dem Jahr 1902 sollte der staatlich betriebene Bergbau bis

    zum Ende des Jahres 1913 im Knigreich Sachsen eingestellt werden. Mittels einer

    Sondergenehmigung wurde die Weiterfhrung des Betriebes der Himmelfahrt Fund-

    grube nach 1913 sowie der Zentralwsche genehmigt. Die brigen Freiberger Gruben

    wurden mit Inkrafttreten der Verordnung endgltig stillgelegt. Aufgrund des Zustandes

    der Maschinenanlagen und der Gebude konnte der Betrieb der Zentralwsche nur fr

    wenige weitere Jahre gewhrleistet werden. Ein Gutachten der Oberbergdirektion aus

    dem Jahre 1910 verweist auf die baulichen Mngel und empfiehlt den Bau einer neuen

    Aufbereitungsanlage.32 Als Nachnutzungsoptionen der stillgelegten Bergwerksanlagen

    wurde von der Stadt Freiberg die Ansiedlung von anderen Industriezweigen angestrebt.

    Dies sollte der Sicherung von Arbeitspltzen und Staatseinnahmen dienen.33

    Nachfolgend pachtete ab dem 16. Februar 1916 das Knigliche Proviantamt Freiberg

    die ehemalige Aufbereitungsanlage. Dabei wurden die Gebude vermutlich als Lager-

    rume genutzt. Der Pachtvertrag mit dem Kniglichen Proviantamt Freiberg endete

    am 31. August 1916.34

    Anschlieend mietete die Kriegsmetall A. G. Berlin das Grundstck. Dabei dienten

    die Aufbereitungsanlagen der Verarbeitung von Wolframerzen. Der Betrieb erfolgte in

    denselben zwei getrennten Systemen wie vor 1916. Hierzu wurden die Erze der Grube

    Vereinigt Feld bei Ehrenfriedersdorf im ersten System verarbeitet. Das zweite

    System bereitete die Erze verschiedener anderer Gruben auf.35 Aus Grnden der

    Unrentabilitt stellte die Kriegsmetall A. G. Berlin den Betrieb der Aufbereitungs-

    anlage am 27. Januar 1920 ein. Im April desselben Jahres erfolgten die Demontage und

    der Verkauf smtlicher technischer Einrichtungen an die Firma Friedrich Krupp A.-G

    Grusowerk, Magdeburg-Buckau.36

    32 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der kniglichen

    Erzbergwerke. Sachbetreff: Betriebseinstellung von Himmelfahrt und Himmelfrst. 1910 bis 1913 Bestand: 40102 Nr.112.

    33 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberhttenamtes Freiberg, den Verkauf der ehemaligen Himmelfahrter Berggebude Davidschacht, Zentralwsche und Abrahamschacht an die Flachsverarbeitungsanstalt von Johannes Kchenmeister in Freiberg betreffend. 1920. Bestand: 40035 Nr. 861 bis 863.

    34 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten des Knigl. Oberhttenamtes Freiberg, die Grundstcke und Gebude der ehemaligen Zentralwsche. 1916 bis 1934. Bestand: 40035 Nr. 854.

    35 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten des kniglichen Bergamtes zu Freiberg. Aufbereitungsbetrieb der Kriegsmetall- Aktiengesellschaft im Gebude der ehemaligen Zentralwsche. 1917. Bestand: 40024-10 Nr. 1171.

    36 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten des kniglichen Bergamtes zu Freiberg. Aufbereitungsbetrieb der Kriegsmetall- Aktiengesellschaft im Gebude der ehemaligen Zentralwsche. 1917. Bestand: 40024-10 Nr. 1171.

    18

  • 2.6 Nachnutzung des Trockenpochwerksgebudes zwischen 1921 und 1928

    Nach der endgltigen Betriebseinstellung der Aufbereitungsanlage im Januar 1920

    bezogen die Pappenindustriewerke Muldental im Januar 1921 das Gebude des

    Trockenpochwerkes (siehe Abbildung 6).37 Diese Ansiedlung von neuen gewerblichen

    Industriezweigen wurde von der Stadt Freiberg und dem Wirtschaftministerium

    untersttzt.38

    37 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B1.38 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberhttenamtes Freiberg, den Verkauf der

    ehemaligen Himmelfahrter Berggebude Davidschacht, Zentralwsche und Abrahamschacht an die Flachsverarbeitungsanstalt von Johannes Kchenmeister in Freiberg betreffend. 1920. Bestand: 40035 Nr. 861.

    Abbildung 6: Umbaumanahmen der Pappenindustriewerke Muldental

    19

  • Die Pappenindustriewerke Muldental fhrten folgende Erweiterungs- und Umbau-

    manahmen am ehemaligen Trockenpochwerksgebude der Zentralwsche durch. Die

    ehemalige Schmiede und Dreherei wurde sptestens am Ende des Jahres 1921 am

    vermuteten Standort abgebrochen. An dieser Stelle installierten die Pappenindustrie-

    werke 1922 einen Aufzug in das Gebude. Im Innenraum des Gebudes erfolgte bereits

    1921 der Einbau von Sozialrumen fr die Angestellten. Des Weiteren entstanden ein

    Kohlebunker und eine Endladerampe (siehe Tabelle 8).39 Zudem brachten die Pchter

    1921 vermutlich an der Nordseite des Gebudes eine Drahtseilbahn an.40

    Nach der Schlieung der Pappenindustriewerke im Juli 1927 wurden die technischen

    Einrichtungen an die Papierfabrik Groenhain veruert. Die Drahtseilbahn erwarb der

    Steinbruchbesitzer Hugo Clausnitzer in Naundorf bei Freiberg. Nachfolgend nutze die

    Tausend Chemische Studiengesellschaft e.V. das Gebude im Zeitraum zwischen Mai

    und Oktober des Jahres 1928. In diesem kurzen Zeitraum sind keine Baumanahmen an

    dem ehemaligen Trockenpochwerk der Zentralwsche dokumentiert.41

    39 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B1. Blatt 3.40 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten des Kniglichen Oberhttenamtes Freiberg, die

    Grundstcke und Gebude der ehemaligen Zentralwsche. 1916- 1934. Bestand: 40035 Nr.854.41 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Seilbahngebude bei der ehemaligen Zentralwsche.

    Bestand: 40035 Nr.855.

    20

  • Tabelle 8: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen am ehemaligen Trockenpochwerksgebude zwischen 1921 und 1927 42

    Geschoss Nr. Farbe Art der Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Kohlebunker 1921 Lagerung

    Endladerampe 1921 Produktion

    Aufzug 1922 Produktion Erweiterung

    Sozialrume 1921 Kche, Meisterstube

    Farbe abgebrochen Schmiede und Dreherei 1921 Reparatur

    Unter-

    geschoss 01

    Farbe vermutete Erweiterung Drahtseilbahn 1921 Transport

    42 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B1. Blatt 3.

    21

  • 2.7 Umbau des Hauptgebudes zur Flachsverarbeitungsanstalt von 1921 bis 1922

    Das Hauptgebude der ehemaligen Zentralaufbereitungsanlage bernahm Johannes

    Kchenmeister als Pchter ab dem 17. September 1920. Weitere Grubenanlagen des

    David- und Abrahamschachtes hatte Kchenmeister bereits ab Juli 1916 angemietet.

    Das Pachtverhltnis war bis auf den 30. Dezember 1930 festgelegt. Aufgrund von

    Unstimmigkeiten betreffend des Wertes und des Umfanges von Gebuden und dem

    Gelnde, kam es erst im Mrz 1922 zum Abschluss eines Kaufvertrages unter der

    Bercksichtigung des besonderen Charakters der Gebude und deren Erhaltung.43

    Die Umgestaltung des Hauptgebudes wurde vom Architekten Werner Retzlaff

    entworfen und dabei das Erscheinungsbild der Anlage neu definiert und baulich stark

    verndert. Der bergbauliche Charakter der Anlage ging dabei verloren. Die Bauarbeiten

    wurden im Zeitraum zwischen 1921 und 1922 ausgefhrt.44

    Das Hauptgebude erhielt eine neue Fassade mit Treppenhaus und ein weiteres

    Geschoss, zudem eine Dachterrasse und einen Turmaufbau. Die Anlagen der Warm-

    wasserrste wurden im hinteren Teil des Hauptgebudes installiert.45

    Nhere Beschreibungen zu den einzelnen Funktionen der Geschosse liegen in den

    entsprechenden Akten nicht vor. Weiterhin wurden ein Kohlenbunker, ein Kesselhaus,

    ein Lagerraum und das Flachslager errichtet. Aus finanziellen Problemen lag der

    Betrieb der Flachsverarbeitungsanstalt von Johannes Kchenmeister im Februar 1926

    zeitweise still. Die endgltige Einstellung erfolgte im selbigen Jahr.46

    Nachfolgend pachtete der Verein Tausend Chemische Studiengesellschaft e.V. (spter

    Chemische Studiengesellschaft) zwischen Mai 1927 bis 1932 das Gelnde. Ab-

    gesehen von dem Einbau einer Niederdruck-Dampfheizungsanlage und Elektrofen sind

    keine Umbaumanahmen aus dieser Zeit am Hauptgebude bekannt.47

    Neben den einzelnen Erweiterungsarbeiten wurden mehrere Gebude auf dem Standort

    abgebrochen. Diese sind entsprechend farblich hervorgerufen und in der nachstehenden

    Tabelle (siehe Tabelle 9) aufgefhrt.

    43 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberhttenamtes Freiberg, den Verkauf der

    ehemaligen Himmelfahrter Berggebude Davidschacht, Zentralwsche und Abrahamschacht an die Flachsverarbeitungsanstalt von Johannes Kchenmeister in Freiberg betreffend. 1920. Bestand: 40035 Nr. 861.

    44 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B1.45 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B1.46 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B1.47 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberhttenamtes Freiberg, den Verkauf der

    ehemaligen Himmelfahrter Berggebude Davidschacht, Zentralwsche und Abrahamschacht an die Flachsverarbeitungsanstalt von Johannes Kchenmeister in Freiberg betreffend. 1920. Bestand: 40035 Nr. 861.

    22

  • In den nachfolgenden AUTOCAD-Zeichnungen (Umbau zur Flachsverarbeitung-

    sanstalt) sind die einzelnen Geschosse des Hauptgebudes erstmals durch den Verfasser

    graphisch differenziert worden. Bearbeitungsgrundlage war dabei der Grundriss der

    ehemaligen Zentralwsche aus dem Bericht von Oskar Billharz im Bergmnnischen

    Jahrbuch von 1890. Diese Zeichnung zeigt den Grundriss des Untergeschosses der

    ehemaligen Zentralwsche (siehe Abbildung 7).

    Dabei wird der hintere Teil des Hauptgebudes nicht in zwei getrennte Geschosse

    aufgeteilt. Alle baulichen Vernderungen der folgenden Grundrisse beziehen sich zuerst

    auf die Ebene dieses Geschosses (Untergeschoss I).

    Alle weiteren Geschosse sind auf diesem systematisch aufgebaut. Aufgrund der

    Differenzierung zwischen ersten und zweiten Untergeschoss wurde der Verlauf des

    zweiten Untergeschosses aus dem oberen Untergeschoss (UG I) rekonstruiert. Der

    Grundriss des zweiten Untergeschoss ist daher farblich hervorgerufen. Die nach den

    visualisierten Umbaumanahmen folgenden AUTOCAD-Zeichnungen der Seiten-

    ansichten von 1890 und 1922 erlutern diesen Sachverhalt.

    Abbildung 7: Ausschnitt aus dem Grundriss der Zentralwsche 1890

    23

  • Tabelle 9: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen whrend des Ausbaus zur Flachsverarbeitungsanstalt Kchenmeister zwischen 1921 und 1922 48

    Geschoss Nr. Farbe Art der Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Erweiterung Hauptgebude 1921 Lager

    nicht unterkellert Hauptgebude --- keine

    vermutete Erweiterung Anbau Hauptgebude 1921

    02

    Maschinenanlagen Anlagen der Warmwasserrste 1922 Produktion

    Erweiterung gesamte Hauptgebude 1921

    abgebrochen

    Erzmagazin, Pumpstation,

    Kohleschuppen,

    Reparaturwerkstatt, teile des

    Hauptgebudes, Klrsmpfe

    1921

    Verwaltung,

    Produktion,

    Lagerung

    nicht nach Plan Aufzug, Kohlekelleranbau 1921 Transport und

    Lagerung

    nicht ausgefhrt Treppe --- keine

    Anlagen der Warmwasserrste 1922 Produktion

    Unter-

    geschoss

    01

    Maschinenanlagen Maschinenhaus 1922

    Energie-

    versorgung

    Ausbau gesamte Hauptgebude 1922 Produktion Erd-

    geschoss 00

    nicht nach Plan Aufzug, Kohlekelleranbau 1922 Produktion

    Ausbau gesamte Hauptgebude 1922 Produktion Ober-

    geschoss

    01

    bis

    05 nicht nach Plan Aufzug 1922 Produktion

    48 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B1.

    24

  • 2.8 Nachnutzung des Trockenpochwerksgebudes zwischen 1928 und 1945

    Das Gebude wurde ab dem 1. Oktober 1928 von Baumeister Kurt Weidlich gemietet

    und fr den Betrieb als Mrtelfabrik umgestaltet.49 Zu den 1928 erfolgten Umbau-

    arbeiten zhlte die Anlage von Kalk- und Sandsilos (siehe Tabelle 10).50

    Laut Aktenbestand erfolgte im Juli 1930 ein Besitzerwechsel. Daraufhin resultierte die

    Umbenennung in Freiberger Mrtel- und Zementfabrik Vydrel Kommandit- Gesell-

    schaft.51 Das Gebude des Zementwerkes bestand mindestens bis zum Jahr 1942. Ein

    Lageplan (siehe Abbildung 8), welcher sich auf das Hauptgebude im selbigen Jahr

    bezieht, kennzeichnet das ehemalige Trockenpochwerk als Zementwerk.52

    Vermutlich wurde der Betrieb des Werkes zum Ende des Zweiten Weltkrieges

    eingestellt. Eine vorzeitigere Betriebseinstellung oder Zerstrung des Gebudes ist in

    den Akten nicht vermerkt. Die Lage der Silos ist aus den Akten des Stadtarchivs nicht

    eindeutig ersichtlich und daher in der AUTOCAD-Zeichnung farblich hervorgerufen.

    49 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Pachtvertrag Weidlich und Klapp (Seilbahngebude

    bei der ehemaligen Zentralwsche). Bestand: 40035 Nr.856.50 Stadtarchiv Freiberg. Bauakten des Stadtrates Freiberg i. S. ber das Haus 6C der Ortsliste Abt. C.

    Teil der vormaligen Zentralwsche. Flurstck Nr. 2635f des Flurbuches. Archivsignatur: H35.51 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten des Kniglichen Oberhttenamtes Freiberg.

    1916- 1934.Bestand: 40035 Nr.854.52 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B3.

    Abbildung 8: Lageplan 1942 mit Zementwerk

    25

  • Tabelle 10: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen am ehemaligen Trockenpochwerksgebude zwischen 1928 und 1945 53

    Geschoss Nr. Farbe Art der Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Farbe vermutete Erweiterung Kalk- und

    Sandsilos 1928

    Lagerung und

    Produktion Untergeschoss 01

    Farbe abgebrochen Drahtseilbahn 1928 Transport

    53 Stadtarchiv Freiberg. Bauakten des Stadtrates Freiberg i. S. ber das Haus 6C der Ortsliste Abt. C.

    Teil der vormaligen Zentralwsche. Flurstck Nr. 2635f des Flurbuches. Archivsignatur: H35.

    26

  • 2.9 Nachnutzung als Werk II der Firma Max Hildebrand von 1938 bis 1945

    Das Grundstck der ehemaligen Zentralwsche wurde im Juli 1936 von der Firma:

    Max Hildebrand Freiberger-Werksttten fr wissenschaftliche Przisionsinstrumente

    erworben und fortan als Werk II gefhrt.54

    Den Hauptsitz der Firma stellten weiterhin die vorhandenen Werksttten auf der

    Hainichener Strae 1 in Freiberg dar. Am selbigen Standort befindet sich der heutige

    Firmensitz der FPM (Freiberger Przisionsinstrumente) Holding GmbH. Zu den

    gefertigten Produkten des Werk II zhlten Theodolite, Nivelliere und andere

    geodtische Instrumente.55

    Innerhalb der Kriegszeit (1939 bis 1945) wurden in erster Linie Ausstattungen fr die

    Rstungsproduktion gefertigt. Dazu zhlten Rundblickfernrohre, Streckenzugtafeln,

    Entfernungsmesser, Panzerzielgerte sowie Steuereinrichtungen fr die V2 Raketen. Fr

    die Fertigung dieser Apparaturen wurden unter anderem Zwangsarbeiter und Kriegs-

    gefangene aus den besetzten Gebieten (1942) in Polen, Frankreich und der Sowjetunion

    eingesetzt.56

    Whrend der Betriebszeit von 1936 bis 1945 wurde das Werk II systematisch

    ausgebaut (siehe Tabellen 11 und 12). Zu den Erweiterungen im Zeitraum zwischen

    1938 und 1945 zhlten: das Pfrtnerhaus, ein Trafohaus, ein Lagerhaus, eine Tischlerei

    und llager, Luftschutzrume, Galvanische Werksttten, Sozialrume sowie die

    Anlegung einer Elektroschweierei und Frserei. Weiterhin wurden Baracken fr die

    Zwangsarbeiter errichtet, welche in den dazugehrigen Plnen als russische

    Zivilarbeiter (siehe Abbildung 8: Lageplan 1942) bezeichnet wurden.57 Das Haupt-

    gebude erhielt eine Aufstockung fr die Schaffung einer Heeresabnahmestelle und

    Umschulungswerkstatt.

    Zu diesen Baumanahmen liegen keine Bauzeichnungen in den entsprechenden

    Archiven vor. Der betreffende Teil des Hauptgebudes wurde in einer spteren

    AUTOCAD-Zeichnung (siehe Punkt 2.12.4) farblich hervorgerufen.

    54 Schsisches Staatsarchiv Bergarchiv Freiberg. Akten der Oberdirektion der staatlichen Htten- und

    Blaufarbenwerke, Freiberg in Sachsen. Grundstcke und Gebude der ehemaligen Zentralwsche. 1935 bis 1947.Bestand: 40035 Nr.1404.

    55 Stadtarchiv Freiberg. Freiberger Przisionsmechanik. Firmenchronik 1771 bis 2001. Seiten 2 bis 11.56 Cziborra, Pascal: KZ Freiberg. Geheime Schwangerschaft. Bielefeld, 2008. Seite 31 bis 38.57 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B1 und B2.

    27

  • Tabelle 11: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen der Firma Max Hildebrand zwischen 1938 und 1939 58

    Geschoss Nr. Farbe Art der

    Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Farbe Erweiterung Trafohaus 1939 Energieversorgung

    02 Farbe

    nicht

    unterkellert Hauptgebude ---- keine

    Pfrtnerhaus 1938 Verwaltung

    Sozialrume 1939 Kche, Speiseraum

    Galvanische Werksttten 1939 Produktion

    Elektroschweierei und Frserei 1939 Produktion

    Umspannstation 1939 Energieversorgung

    Erweiterung

    Tischlereibaracke und llager 1939 Produktion und

    Energieversorgung

    Farbe vermutete

    Erweiterung Luftschutzrume 1939 Schutzmanahme

    Klrbecken 1939 Filterung der

    Abwsser

    Unter-

    geschoss

    01

    abgebrochen Maschinenfundamente im alten

    Kesselhaus 1939 Energieversorgung

    Erd-

    geschoss 00 Farbe Erweiterung

    weiteres Stockwerk fr das alte

    Kesselhaus: Dreherei und Frserei 1939 Produktion

    Tabelle 12: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen der Firma Max Hildebrand zwischen 1941 und 1942 59

    Geschoss Nr. Farbe Art der

    Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Prf- und Lagerschuppen 1942 Produktion Erweiterung

    Baracken fr russ. Zivilarbeiter 1942 Wohngebude

    Farbe abgebrochen Kohlebunker 1941 Energieversorgung

    Unter-

    geschoss 01

    nicht ausgefhrt Fahrradschuppen 1941 Sozialgebude

    58 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B2.59 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B2.

    28

  • 2.10 Ausbau des Standortes zum Porzellanwerk Freiberg

    Der Ausbau des Areals an der Himmelfahrtsgasse 8 zur Porzellanfabrik Freiberg wurde

    durch den Verfasser in drei Hauptausbauphasen und weitere Bauabschnitte zusammen-

    gefasst und dient zur bersichtlichkeit. Die jeweiligen Baumanahmen sind in den

    entsprechenden AUTOCAD-Zeichnungen nach den Kriterien der folgenden Tabelle 13

    zusammengefasst und eingeteilt.

    Tabelle 13: Kennzeichnung verschiedenen Ausbauphasen und Bauabschnitte des Porzellanwerkes Freiberg zwischen 1945 und 1987

    Zeitraum Bauphase neue Gebude/ Gebudeteile Geschoss

    Fondspritzerei

    Malerei

    Rundofenhaus

    UG II, UG I

    Trafohaus UG II

    Rohstofflager und Verladerampe EG

    Broflchen, Schmelz- und Polierraum OG I

    Musterzimmer, Maler- und Siebdruckraum OG II

    1945 bis 1950 1. Ausbauphase

    Buntdruckerei, Kche, Lagerraum OG III

    Kesselhaus UG II, UG I, EG

    Aufzug im Rundofenhaus UG II, UG I

    Pfrtnerhaus UG I 1950 bis 1960 2. Ausbauphase

    neue Geschossaufteilung OG I

    Tunnelofenhallen und Zwischenbau UG II, UG I, EG

    llager UG I

    neue Raumaufteilung OG II

    Bildlager und Aufgang zur Hausmeisterwohnung OG III

    Hausmeisterwohnung OG IV

    1960 bis 1963 3. Ausbauphase

    neue Rohstofflager UG I, EG

    Lagerschuppen 1963/ 64 EG 1963 bis 1966 Bauabschnitt

    Einbau Brennanlage feuerfestes Porzellan 1965/ 66 UG I

    1978 bis 1980 Bauabschnitt Neubau Materiallager UG II, EG

    Anbau der Hauptmechanik 1982 UG I 1982 bis 1987 Bauabschnitt

    Neubau der berdachung der Verladerampe 1987 EG

    29

  • 2.10.1 Die 1. Ausbauphase von 1945 bis 1950

    Nach den Plnen der im September 1945 gegrndeten Werksgemeinschaft Freiberg

    GmbH sollten im Rahmen von Planungsarbeiten in Freiberg die Textilindustrie,

    Eisenverarbeitung und Porzellanherstellung bis zum Ende des selbigen Jahres wieder

    aufgenommen werden. Die Porzellanfabrikation sollte zunchst in der ehemaligen

    Porzellanfabrik an der Frauensteiner Strae aufgenommen werden. Dennoch wurde im

    September 1945 entschieden die Produktion im ehemaligen Werk II der Firma Max

    Hildebrand aufzunehmen, da die Besatzungsbehrde die Gebude an der Frauensteiner

    Strae nicht fr die Produktion frei gab.60

    Die erste Ausbauphase umfasste zuerst Instandsetzungsarbeiten an den Gebude und die

    Reparatur der Heizungsanlage. Der stliche Teil des Standortes, welcher zuletzt die

    Galvanischen Werksttten, die Frserei und Dreherei des Werkes II beherbergte,

    wurde in der ersten Ausbauphase zum Rundofenhaus ausgebaut. Zu dem sind als

    Neubauten die Fondspritzerei und die Siebdruck/ Malerei 1945 errichtet worden.61 Ein

    Teil der Beschftigten bildeten ehemalige Arbeiter aus dem Porzellanwerk an der

    Frauensteiner Strae (bis 1945 Werk fr technische Porzellanproduktion). Zu den

    damaligen ersten Erzeugnissen des Porzellanwerkes gehrten einfaches Geschirr,

    Becher, Krge, Tpfe und Services sowie Gertesteckteile und Kochplatteneinstze.62

    Seit dem 1. Juli 1947 wurde das Unternehmen unter den Namen VEB Porzellanwerk

    Freiberg gefhrt.63

    Bis 1950 erfolgte die Installation zweier Rundfen und eines Versuchsofens fr den

    Porzellanbrand. Dazu wurde der Gebudegrundriss der beiden Untergeschosse neu

    gestaltet. Das Hauptgebude wurde als Verwaltungssitz genutzt. Zudem erfolgten die

    Einrichtung eines Rohstofflagers auf der Erdgeschossebene und der Ausbau der oberen

    drei Stockwerke fr die Produktion (siehe Tabelle 14).64

    60 Stadtarchiv Freiberg. Porzellanfabrik Freiberg GmbH: Allgemeiner Schriftverkehr 1946 bis 1947.

    Archivsignatur: Rds 317.61 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B3.Blatt 11 bis 23.62 VEB Porzellanwerk Freiberg: 40 Jahre VEB Porzellanwerk Freiberg. Olbernhau, 1985. Seiten 9 bis

    13.63 VEB Porzellanwerk Freiberg: 40 Jahre VEB Porzellanwerk Freiberg. Olbernhau, 1985. Seite 14.64 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B3.Blatt 11 bis 23.

    30

  • Tabelle 14: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen der 1. Ausbauphase des Porzellanwerkes von 1945 bis 1950 65

    Geschoss Nr. Farbe Art der

    Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Trafohaus Energieversorgung

    Rundofenhaus

    Fondspritzerei Farbe Erweiterung

    Malerei

    1945 Produktion

    Farbe nicht unterkellert Hauptgebude keine

    Galvanischen Werksttten Produktion

    02

    abgebrochen Trafohaus

    1945

    Energieversorgung

    Rundofen I 9,5m 1947 Maschinenanlage

    Rundofen II 62m 1950

    Fondspritzerei

    Rundofenhaus 1945

    Erweiterung

    Siebdruck und Malerei 1945

    Maschinenanlage Masseaufbereitung 1945

    Farbe vermutete

    Erweiterung Versuchsbrandofen 1946

    Produktion

    Baracke Unterkunft

    Pfrtnerhaus Verwaltung

    Prf- und Lagerschuppen Lagerung

    Teile des Hauptgebudes

    Unter-

    geschoss

    01

    abgebrochen

    Galvanischen Werksttten

    1945

    Farbe Erweiterung Rohstofflager mit Verladerampe 1946 Erd-

    geschoss 00

    Einschttffnung Masseaufbereitung 1946

    Produktion

    Meisterstube und Brorume 1946 Verwaltung Erweiterung

    Schmelzraum und Polierraum 1947 01

    Maschinenanlage Schmelzofen 1947

    Dekorschmelze,

    Poliererei

    Maler- und Siebdruckraum Erweiterung

    Meisterstube, Musterzimmer 02

    Maschinenanlage Arbeitspltze

    1947

    Ober-

    geschoss

    03 Erweiterung neue Raumaufteilung fr

    Buntdruckerei 1947

    Produktion

    65 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B3 und B4.

    31

  • Abbildung 9: Pfrtnerhaus von 1954

    2.10.2 Die 2. Ausbauphase von 1950 bis 1960

    Nach der Beendigung der ersten Ausbauphase ist eine Produktionskapazitt des

    Porzellanwerkes von 200 Tonnen jhrlich erreicht worden. Im Zeitraum zwischen 1950

    und 1960 erfolgten Baumanahmen, welche den innerbetrieblichen Fertigungsablauf

    vereinfachen sollten (siehe Tabelle 15). Dazu zhlten der Einbau eines Aufzuges im

    Rundofenhaus, die Errichtung des Pfrtnerhauses (siehe Abbildung 9) und die

    Vernderung der Raumaufteilung im Hauptgebude.66

    Mit dem steigenden Export in den Jahren 1954 und 1959 war das Produktionslimit der

    vorhandenen Rundfen erreicht. Zu den damaligen Hauptabnehmern zhlten Belgien,

    Dnemark, Island, Italien, Norwegen, Schweden, die Schweiz, die Sowjetunion, und die

    Vereinigten Staaten von Amerika. Da die Fertigung mit den vorhandenen Brennfen

    nicht weiter gesteigert werden konnte, erfolgte zu Beginn der 1960er Jahre die

    Erweiterung des Betriebes (siehe Ausbauphase 3).67

    Als vorbereitende Baumanahme fr den geplanten Ausbau des Betriebes wurde

    zwischen 1959/ 60 das Kesselhaus an der Ostseite des Hauptgebudes errichtet (siehe

    Tabelle 15). Die darin installierte Heizungsanlage sollte die bereits geplanten neuen

    Produktionshallen ber ein zentrales Wrmeleitsystem versorgen.68

    66 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B4.67 VEB Porzellanwerk Freiberg: 40 Jahre VEB Porzellanwerk Freiberg. Olbernhau, 1985. Seiten 25 bis

    32.68 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B4.

    32

  • Tabelle 15: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen der 2. Ausbauphase von 1950 bis 1960 69

    Geschoss Nr. Farbe Art der

    Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Kesselhaus 1959 Energieversorgung Farbe Erweiterung

    Aufzug im Rundofenhaus 1954 Produktion 02

    Farbe nicht

    unterkellert Hauptgebude 1945 keine

    Kesselhaus 1960 Energieversorgung

    Aufzug im Rundofenhaus Produktion

    Pfrtnerhaus 1954 Erweiterung

    Sozialrume Fondspritzerei 1960

    Unter-

    geschoss

    01

    abgebrochen Versuchsofen 1954

    Verwaltung

    Farbe Erweiterung Kesselhaus 1960 Energieversorgung Erd-

    geschoss 00

    Kesselanlage Kesselhaus 1960 Energieversorgung

    Erweiterung Verbindungstreppe 1953 Ober-

    geschoss 01

    abgebrochen Raumaufteilung 1953 Verwaltung

    69 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B4.

    33

  • 2.10.3 Die 3. Ausbauphase von 1960 bis 1963

    Die in dieser Phase erfolgten Bauarbeiten sollten den Betrieb des Porzellanwerkes

    grundstzlich modernisieren. Als Neubauten entstanden die Tunnelofenhallen (siehe

    Abbildung 10) mit einem 60 Meter langen Glattbrandofen und einem 34 Meter langen

    Schrhbrandofen.70 Sptestens zu diesem Zeitpunkt erfolgte der Abbruch des ehemalig-

    en Trockenpochwerksgebudes der alten Zentralwsche, welches vermutlich bis 1945

    als Mrtelwerk in Betrieb war. Die neuen Tunnelfen bildeten die ersten ihrer Art,

    welche in der Deutschen Demokratischen Republik zum Einsatz kamen.71

    Somit konnte eine Neustrukturierung des betrieblichen Produktionsablaufes erzielt

    werden. Nach dieser Rekonstruktion befanden sich die Masseaufbereitung, die

    Veredlungsabteilung sowie der Versand im historischen Altbau. Von dort gelangte die

    aufbereitete Porzellanrohmasse mittels einer Schlickerleitung in die neuen

    Betriebshallen. Diese beherbergten im Kellergeschoss die Formengieerei, mehrere

    Trockenkammern, ein Formenlager, Reparaturwerksttten, den Modellierraum sowie

    diverse Sozialrume. Im Erdgeschoss der Produktionshallen entstanden die zur

    Herstellung von Porzellanwaren notwendigen Anlagen (Gieerei, Dreherei, Putzerei

    und Glaserei).72

    Die Brennfen im Rundofenhaus waren bis 1965 als Reserveanlagen in Betrieb. Dieser

    Werksbereich erhielt die Bezeichnung altes Brennhaus. Als Verbindung zwischen

    dem Alt- und dem Neubau entstand ein zustzliches Gebude. Dieser Zwischenbau

    beherbergte die Kche und Kantine, sowie Lagerbereiche fr die Produktion (siehe

    Abbildung 11). Zustzlich entstand am nrdlichen Ende des damaligen Standortes ein

    llager. Dieses versorgte das 1960 errichtete Kesselhaus mit Heizl. Neben den

    Neubauten am Standort erfolgten gleichermaen erhebliche Baumanahmen innerhalb

    des Altbaus. Aufgrund der neuen Raumaufteilung entstanden weitere Arbeitsrume in

    den oberen Geschossen. Diese waren nun fr die Veredlungsarbeiten vorgesehen. Des

    Weiteren schloss sich der Ausbau des Dachgeschosses zur Hausmeisterwohnung an.73

    Als letzte Baumanahme in dieser Phase erfolgten die Errichtung des neuen

    Rohstofflagers mit Verladerampe sowie der Einbau einer Zwischendeckenkonstruktion

    in das bereits bestehende alte Rohstofflager fr die Lagerung von Kartonagen (siehe

    70 VEB Porzellanwerk Freiberg: 40 Jahre VEB Porzellanwerk Freiberg. Olbernhau, 1985. Seite 38.71 VEB Porzellanwerk Freiberg: 40 Jahre VEB Porzellanwerk Freiberg. Olbernhau, 1985. Seiten 37 bis

    40.72 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B14.73 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B14.

    34

  • Tabelle 16).74 Die Gesamtkosten der Baumanahmen in der dritten Ausbauphase des

    Porzellanwerkes beliefen sich auf neun Millionen Mark.75

    Die Modernisierung schuf weitere Arbeitspltze und ermglichte die Steigerung der

    Porzellanwarenproduktion von 200 auf 600 Tonnen pro Jahr.

    74 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B15.75 VEB Porzellanwerk Freiberg: 40 Jahre VEB Porzellanwerk Freiberg. Olbernhau, 1985. Seite 38.

    Abbildung 10: Errichtung der Tunnelofenhallen 1961

    Abbildung 11: Schnittdarstellung des Zwischenbaues

    35

  • Tabelle 16: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen der 3. Ausbauphase von 1960 bis 1963 76

    Geschoss Nr. Farbe Art der

    Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Tunnelofenhallen Formgieerei

    Zwischenbau Sozialbereich Farbe Erweiterung

    Auenbereich

    1960/62

    Aufenthaltsraum

    Farbe Maschinenanlage Masseaufbereitung 1962 Produktion

    02

    nicht unterkellert Hauptgebude --- keine

    Rundofen I 9,5m 1947 Maschinenanlage

    Rundofen II 62m 1950 Reserve Produktion

    Tunnelofenhallen Gieerei, Dreherei,

    Putzerei, Glaserei

    Zwischenbau

    1960/62 Versorgung,

    Lagerung

    llager 1960 Energieversorgung

    Erweiterung

    Raumaufteilung Altbau 1961

    Masseaufbereitung/Massel

    eitung Maschinenanlage

    Herdwagenofen

    1962 Produktion

    ehemaliges Zementwerk 1960 ohne Nutzung abgebrochen

    Bereiche im Altbau 1960 Produktion

    Erweiterung Neue Rohstofflager

    Unter-

    geschoss

    01

    abgebrochen Gebudeteile 1963 Lagerung

    Farbe Erweiterung

    abgebrochen Raumaufteilung Altbau 1961 Verwaltung

    vermuteter

    Verlauf

    Obergeschoss des

    Zwischenbaues 1962 Sozialrume

    Erweiterung neue Rohstofflager,

    Verladerampe

    Erd-

    geschoss 00

    Einbau Zwischendecke

    1963 Lagerung

    Erweiterung Arbeitspltze/ Rume

    abgebrochen Arbeitspltze/ Rume 02

    Maschinenanlage Arbeitspltze

    Malerei und

    Siebdruckerei

    Erweiterung neue Raumaufteilung

    abgebrochen Raumaufteilung 03

    Maschinenanlage Frderband

    1961

    Dekorabteilung und

    Buntdruck

    Ober-

    geschoss

    04 Erweiterung Hausmeisterwohnung 1961 Sozialrume

    76 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B14. Blatt 11 bis 21.

    36

  • 2.10.4 Bauliche Vernderungen im Bauabschnitt von 1963 bis 1966

    An der Nordseite des Betriebsgelndes entstand in den Jahren 1963/ 64 der Neubau

    eines Schuppenkomplexes. Dieser beinhaltete zwei Lagerbereiche, eine Garage fr die

    Werksfahrzeuge und Mehrzweckbereiche (siehe Tabelle 17).77

    Die bis 1965 als Reservefen genutzten Anlagen im alten Brennhaus wurden im

    selben Jahr demontiert.78 Dieser hintere Bereich des Altbaues war ab 1967 fr die

    Produktion des flammenfesten Porzellans Cordoflamm vorgesehen. Der als Pilot-

    anlage gekennzeichnete Herdwagenofen wurde 1966 im oberen Geschoss des alten

    Brennhauses installiert (siehe Tabelle 17).79

    Nach der Inbetriebnahme der Cordoflammanlage 1967 produzierte der Betrieb

    Pastetenformen, Butterformen, Bratgefe und Kochgefe (siehe Abbildung 12).80

    77 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B23.78 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B23. Blatt 57.79 VEB Porzellanwerk Freiberg: 40 Jahre VEB Porzellanwerk Freiberg. Olbernhau, 1985. Seiten 46 bis

    47.80 VEB Porzellanwerk Freiberg: 40 Jahre VEB Porzellanwerk Freiberg. Olbernhau, 1985. Seiten 46.

    Abbildung 12 Werbestand fr Cordoflammgeschirr circa 1967

    37

  • Tabelle 17: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen im Bauabschnitt von 1963 bis 1966 81

    Geschoss Nr. Farbe Art der

    Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Rundofen I 9,5m 1947 abgebrochen

    Rundofen II 62m 1950 Produktion

    Raumaufteilung Verwaltung Erweiterung

    Cordoflammanlage

    1965

    Produktion

    Cordoflammherdwagenanlage

    Unter-

    geschoss 01

    Maschinenanlage Herdwagenofen

    1966 Produktion

    Erd-

    geschoss 00 Erweiterung Schuppenkomplex 1964 Lagerung

    81 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B23.

    38

  • 2.10.5 Bauliche Vernderungen im Bauabschnitt von 1978 bis 1980

    In Verbindung mit dem geplanten Umbau des vorhandenen llagers sollte an der

    Nordseite des Werksgelndes eine Metallleichtbauhalle errichtet werden. In diesem

    Zusammenhang erfolgten 1978 die ersten Abbruchmanahmen, dazu zhlte der

    Abbruch der Verwaltungsbaracke, des alten llagers (1960) und vermutlich auch der

    Tischlereibaracke.82

    Vor der Fertigstellung des neuen llagers im September 1978 erfolgte die Einebnung

    des bis dahin abschssigen Gelndes (Nordseite des Standortes). Im neuen llager war

    die Einlagerung von 2,5 Tonnen Diesell und 1,2 Tonnen thylalkohol in Behltern

    vorgesehen. Als Schutzmanahme gegen undichte Fsser wurde ein Fubodengeflle

    mit Schpfgrube installiert.83

    Im Untergeschoss des alten llagers sollte 1979 ursprnglich Teilbereich des Material-

    lagers errichtet werden. Jedoch wurden diese Rumlichkeiten als Luftschutzrume

    umkonzipiert und ausgebaut (siehe Tabelle 18). Dies bedingte ebenfalls die Erweiterung

    der Ausmae der geplanten Leichtmetallbauhalle fr das Materiallager. Die in

    vergrerter Form errichtete Hallenkonstruktion war fr die Lagerung und die

    Verpackung der hergestellten Porzellanwaren konzipiert. Der eingeschossige Bau aus

    Typfertigteilen erhielt weiterhin Sozialrume und eine Zwischendecke fr die Lagerung

    von kleineren Porzellanteilen (siehe Abbildung 13).84

    82 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B35.83 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B36.84 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B35. Blatt 248.

    Abbildung 13: Innenansicht Materiallager 1980er Jahre (Anlage 12 Studienarbeit Ullrich)

    39

  • Tabelle 18: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen im Bauabschnitt von 1978 bis 1980 85

    Geschoss Nr. Farbe Art der

    Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Materiallager 1979 Lagerung Farbe Erweiterung

    llager 1978 Energieversorgung

    abgebrochen Gebudeteile 1978 Lagerung

    Unter-

    geschoss 02

    nicht unterkellert Hauptgebude --- keine

    Alte llager Energieversorgung

    Tischlereibaracke Produktion Unter-

    geschoss 01 abgebrochen

    Verwaltungsbaracke

    1978

    Verwaltung

    Farbe Erweiterung Materiallager Erd-

    geschoss 00

    Einbau Zwischendecke

    1980 Lagerung

    85 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B35. Blatt 247 bis 274.

    40

  • 2.10.6 Bauliche Vernderungen im Bauabschnitt von 1982 bis 1987

    Die Eingliederung des VEB Porzellanwerkes Freiberg in das VEB Porzellankombinat

    Kahla 1981 bewirkte die Umwandlung des Betriebes zum Produzenten von Marken-

    porzellan. Daran gebunden waren hhere Anforderungen an die Formgestaltung und die

    Entwicklung von neuen Porzellanservicen.86

    Dies forderte einen hheren Bedarf an Arbeits- und Lagerflche zur Herstellung von

    Gipsformen (siehe Abbildung 14). Ursprnglich war dieser Bereich der Produktion seit

    der Rekonstruktion des Porzellanwerkes zu Beginn der 1960er Jahre im Kellergeschoss

    der Tunnelofenhallen untergebracht.87 Da der unterirdische Produktions- und Lager-

    raum fr die Gipsformen nicht vergrert werden konnte, wurde an der Sdseite der

    Tunnelofenhallen die Hauptmechanik als Anbau 1982 errichtet (siehe Tabelle 19).88

    Zu dem erfolgte 1987 der Bau einer berdachung fr die Verladerampe, da fr den

    Abtransport der versandfertigen Waren zunehmend Containerfahrzeuge genutzt wurden,

    anstatt der bis dahin in Anspruch genommenen Anbindung an das Schienennetz (siehe

    Tabelle 19).89 Diese Manahmen waren die letzten dokumentierten Bauarbeiten an der

    Gebudesubstanz des Porzellanwerks innerhalb seiner Betriebszeit.

    86 VEB Porzellanwerk Freiberg: 40 Jahre VEB Porzellanwerk Freiberg. Olbernhau, 1985. Seiten 59 bis

    62.87 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B14.88 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B41. Blatt 114 bis 120.89 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B42.

    Abbildung 14: Porzellanproduktion innerhalb der Tunnelofenhallen in den 1980er Jahren

    41

  • Tabelle 19: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen im Bauabschnitt von 1982 bis 1987 90

    Geschoss Nr. Farbe Art der

    Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Erweiterung Hauptmechanik 1982

    Herstellung und

    Lagerung fr

    Gipsformen

    Unter-

    geschoss 01

    abgebrochen Gebudeteile 1982 Produktion

    Erweiterung berdachung der Verladerampe Erd-

    geschoss 00

    abgebrochen alte Verladerampe 1987

    Lagerung und

    Transport

    90 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B41 und B42.

    42

  • 2.11 Nachnutzung von Teilbereichen des Standortes seit 1990

    Mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 produzierte der Betrieb unter dem

    Namen Schsisches Porzellanwerk Freiberg GmbH. In den darauf folgenden Jahren

    (1991 bis 1994) wurde das Porzellanwerk mehrmals veruert. Zu den Kufern zhlte

    der Firmenverbund Carl Schumann GmbH & Co. KG Arzberg (1991), die Carl

    Schumann GmbH Colditz (1992) und die IPV Projektierungs- und Vermgensgesell-

    schaft mbH Dresden (1994).91

    Mitte der 1990er Jahre konnte der Betrieb des Porzellanwerkes schlielich nur noch

    durch die Untersttzung der Schsischen Landesregierung sowie der Stadt Freiberg

    aufrecht erhalten werden, da sich der damalige Eigentmer (IPV Firmengruppe) seit

    1996 in Privatinsolvenz befand.92

    Aus diesem Grund wurde der Betrieb am 12. April 1996 mit gleicher Anschrift im

    Gewerbeamt neu angemeldet. Die offizielle Abmeldung erfolgte 2003 durch den

    damaligen Insolvenzverwalter Tack und Wagner Chemnitz. Smtliche Betriebs-

    maschinen und Einrichtungsgegenstnde wurden am 4. Juli 2000 durch die

    Verwaltungsgesellschaft Perlick & Partner Chemnitz GmbH versteigert.93

    Die endgltige Betriebseinstellung ist nicht genau datiert, dennoch knnte diese

    zwischen 1996 und 1999/2000 eingeordnet werden. In einem Antragsschreiben der 1.

    Freiberger Baumaschinen- und Fahrzeugverwertung Lawicki vom 2. Juni 1997 wurde

    der Betrieb bereits als ehemaliges Porzellanwerk Freiberg bezeichnet.94 Der Antrag sah

    die Nachnutzung des Materiallagers und des Rohstofflagers des ehemaligen Porzellan-

    werkes vor.95 Nach der Genehmigung des Gesuches erhielt das Materiallager mehrere

    Trennwnde, welche den gesamten Raum in die einzelnen Arbeitsbereiche unterteilen

    (siehe Tabelle 20). Zudem wurden Bro- und Sozialrume installiert und der genutzte

    Teil des Rohstofflagers als Lagerflche umgestaltet.96

    91 Ullrich, Stefanie: Studienarbeit. Bau- und Nutzungsgeschichte der ehemaligen Zentralwsche der

    Himmelfahrt Fundgrube. Freiberg, 2010. Seite 36.92 Ullrich, Stefanie: Studienarbeit. Bau- und Nutzungsgeschichte der ehemaligen Zentralwsche der

    Himmelfahrt Fundgrube. Freiberg, 2010. Seite 36.93 Ullrich, Stefanie: Studienarbeit. Bau- und Nutzungsgeschichte der ehemaligen Zentralwsche der

    Himmelfahrt Fundgrube. Freiberg, 2010. Seite 36.94 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B4595 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B45. Blatt 19.96 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B45. Blatt 19 und 20.

    43

  • Tabelle 20: Kennzeichnung der baulichen Vernderungen der Autoverwertung 1997 97

    Geschoss Nr. Farbe Art der

    Baumanahme Gebudeteil Jahr Nutzung

    Farbe Erweiterung Materiallager 1997

    Arbeitsbereich der Autoverwertung:

    Anlieferung, Demontage,

    Abstellflche, Ersatzteillager,

    Lagerung von alten Betriebsstoffen,

    Sozial- und Sanitrbereich,

    Broflche

    abgebrochen Teile des

    Materiallager 1997

    Erd-

    geschoss 00

    bereits

    vorhanden Zwischendecke 1980

    Lagerung

    97 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B45. Blatt 18 bis 27.

    44

  • 2.12 Vergleich der aufgearbeiteten Baustruktur mit den realen

    Gebudegrundrissen im Jahr 2011

    Die aus dem Zeitraum 1889 bis 1997 aufgearbeiteten Gebudegrundrisse dokumentiert-

    en die bauliche Entwicklung und Vernderungen in der Nutzungsgeschichte des

    Standortes.

    Die visualisierten Grundrisse in den AUTOCAD-Zeichnungen spiegeln die aus den

    verwendeten Akten ersichtlichen Baumanahmen wider. Bei der zeichnerischen

    Aufarbeitung der Gebudegrundrisse wurde bereits eine Unterscheidung zwischen

    geplanten und tatschlich ausgefhrten Arbeiten getroffen.

    Fr den Ausblick auf eine eventuelle Nachnutzung der Gebude ist es jedoch not-

    wendig, die aufgearbeiteten Grundrisse mit dem real vorliegenden Verlauf der einzelnen

    Gebude und deren Geschosse zu vergleichen und die Vernderungen beziehungsweise

    Abweichungen in die Plne der Grundrisse einzuarbeiten.

    Bei diesen Unterschieden im Verlauf der Geschosse handelt es sich um nicht belegbare

    beziehungsweise nicht eindeutig zeitlich nachweisbare Baumanahmen. Die erhaltenen

    Geschossplne spiegeln den realen Bestand wider und sollten als Grundlage fr weitere

    Planungen dienen.

    Bei der folgenden Aufarbeitung wurden die Gebude des Standortes Etagenweise

    aufgenommen. Dies bedeutet, dass sich die betrachteten Stockwerke auf alle Gebude

    des Porzellanwerkgrundstckes beziehen. Eine spezifische Differenzierung in einzelne

    Gebude beziehungsweise Gebudebereiche ist nicht vorgenommen wurden. Die

    Abweichungen sind in den entsprechenden AUTOCAD-Zeichnungen der Geschosse

    farblich hervorgerufen und in der dazugehrigen Tabelle erlutert.

    45

  • 2.12.1 Untergeschoss II

    In diesem Geschossbereich lassen sich die meisten Abweichungen der Baustruktur im

    Bereich des alten Rundofenhauses nachweisen (siehe Tabelle 21). Es handelt sich dabei

    in den meisten Fllen um zustzliche Trennwnde, welche eine vernderte

    Raumaufteilung wiedergeben. Dazu kommen die vernderte Lage des 1954 installierten

    Aufzuges und der Einbau eines weiteren Aufzuges hinzu.98

    Vermutlich wurde der zweite Aufzug innerhalb der Umbaumanahmen der Cordo-

    flammanlage (feuerfestes Porzellan) in den Jahren 1965/ 66 installiert. Diese Anlage

    war im oberen Geschoss (UG I) untergebracht.99

    Zustzlich sind im vorderen Teil des alten Rundofenhauses, die Fundamente von

    Massemhlen zu erkennen. Diese waren vermutlich ebenfalls fr die Produktion von

    feuerfestem Porzellan vorgesehen. Weiterhin ist erkennbar, dass der reale Mauerwerks-

    verlauf auf der Ostseite des alten Rundofenhauses vom ursprnglichen geplanten

    Grundriss abweicht. Die Erweiterung des Gebudes ist wahrscheinlich auf die 1.

    Ausbauphase des Porzellanwerkes (1945 bis 1950) zurckzufhren. In diesem Zeitraum

    wurde der gesamte Gebudeverlauf neu gestaltet.100

    Im Bereich des Zwischenbaues sind nur vereinzelte Vernderungen in der Raumauf-

    teilung und im Sanitrbereich vorgenommen worden. Im Untergeschoss der Tunnel-

    ofenhallen ist der Verlauf eines Kanals zur Verbindung der ehemaligen Tunnelfen

    ersichtlich. Dieser Kanal konnte in keiner Bauakte nachgewiesen werden. Die

    Ausfhrung deutet jedoch darauf hin, dass dieser nicht zu einem spteren Zeitpunkt

    zustzlich installiert wurde.

    Er diente wahrscheinlich fr diverse Wartungs- und Kontrollarbeiten an den Tunnel-

    fen. Im Bereich der ehemaligen Formgieerei (Untergeschoss Tunnelofenhallen) sind

    mehrere Trennwnde zur Vernderung der Raumaufteilung eingefgt worden. Der

    Schellack e.V. mietet diese Rume bis Ende 2010. Der Verein nutzte die Rumlich-

    keiten als Austragungsort fr musikalische Veranstaltungen und gestaltete den

    angemieteten Bereich den Anforderungen entsprechend mit Tanzbereichen, einer Bar

    sowie sanitren Einrichtungen.101

    98 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B4.99 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B23.100 Bauaktenarchiv Stadt Freiberg. Archivsignatur: 3184 Band Nummer B3 und B4.101 Ullrich, Stefanie: Studienarbeit. Bau- und Nutzungsgeschichte der ehemaligen Zentralwsche der

    Himmelfahrt Fundgrube. Freiberg, 2010. Seite 44.

    46

  • Tabelle 21: Kennzeichnung der Abweichungen der Baustruktur auf der Ebene des UG II

    Untergeschoss II im Jahr 2011

    Vernderungen Farbe Bereich konkrete Bezeichnung

    Altes Rundofenhaus Grundriss, Brennfen, Massemhlen, Aufzge

    Fondspritzerei

    Malerei

    Kesselhaus

    Grundriss und die Raumaufteilung der jeweiligen

    Bereiche

    Zwischenbau Raumaufteilung des Sanitrbereiches

    Abweichungen

    von der belegbaren

    Gebudestruktur

    Tunnelofenhallen Wartungskanal und Veranstaltungsbereich

    berreste der

    Maschinenanlagen Tunnelofenhallen Fundamente der Tunnelfen

    47

  • 2.12.2 Untergeschoss I

    Erhebliche Abweichungen innerhalb der Gebudestruktur sind in diesem Geschoss im

    Bereich des alten Rundofenhauses aufzufinden. Zu den einzelnen Vernderungen zhlen

    die Lage und Anzahl der Aufzge.

    Diese Unterschiede treten bereits im zweiten Untergeschoss des alten Rundofenhauses

    auf. Weiterhin sind im Auenbereich Erweiterungen des Grundrisses und Anbauten

    zuerkennen, welche ebenfalls im darunter liegenden zweiten Untergeschoss zu finden

    waren. Im Bereich des Lichthofes zwischen alten Rundofenhaus und der Fondspritzerei

    existieren zwei kleinere Gebude, welche in den entsprechenden Bauakten nicht

    eingetragen sind.

    Es handelt s