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Amts- und Mitteilungsblatt der ärztlichen Körperschaften | ISSN 0720-3489 | E 1041 | 74. Jahrgang | Gentner Verlag
ÄrzteblattBaden-Württemberg
09 | 2019
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ÄBW 09 • 2019 459
Baden-WürttembergAmts- und Mitteilungsblatt der ärztlichen Körperschaften 09 | 2019
ÄrzteblattEditorial
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Das „Josephinum“ in Wien wurde von Kaiser Joseph II als medizinisch-chirurgische Militär akademie ge-gründet und 1785 fertiggestellt. Heute beherbergt das Josephinum die welt berühmte, aus zirka 1.200 Präparaten bestehende Wachsmodellsammlung, die josephinische Bibliothek mit medizinischen Schriften und Publikationen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, sowie zahlreiche weitere Sammlungen der Medi-zinischen Universität Wien, die die Geschichte der Medizin dokumentieren. Das Ärzteblatt Baden-Württemberg zeigt in diesem Jahr einige der schönsten Exponate auf der Titelseite, ermöglicht durch die Baden-Württembergische Bank (BW-Bank). Die Bank verdeutlicht damit ihre enge Beziehung zur Medizin und zur Ärzteschaft im Südwesten, nicht zuletzt, weil ihre Beratungsspezia-listen für Heilberufe seit über 25 Jahren kompetente Unterstützung und Beratung in allen wirtschaftlichen Fragen von Medizinern bieten.Die BW-Bank ist mit 26 Heilberufe-Standorten und 160 Filialen im Land vor Ort. Mehr Informationen zum umfangreichen Leistungsangebot für Heilberufler sowie zu den Kontaktdaten der Heilberufe-Standorte in Ihrer Nähe erhalten Sie unter www.bw-bank.de/heilberufe, per E-Mail an [email protected] oder telefonisch unter 07 11 / 1 24-4 50 19.
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Kinesiskop nach PurkinyePrag um 1860, Hersteller: Ferdinand Dunst
(Opticus in Prag); Material: Holz, Messing, Eisen, teils schwarz lackiert, Papier, lithographierte und handbemalte Bildscheiben; Größe: Pappschachtel
4 x 25,5 x 14 cm, mitgelieferte Bildscheiben 12,5 cm (Dauerleihgabe des physiologischen Institutes
der Universität Wien)Jan Evangelista Purkyne beschrieb erstmals 1841 sein „Phorolyt“, das er auch „die magische Doppelscheibe“ nannte. Zu dieser Zeit lehrte er Physiologie und Patho-logie in Breslau, von wo er 1849 als Leiter des Physiolo-gischen Institutes nach Prag berufen wurde. Das Phoro-lyt wurde später in Kinesiskop umbenannt und vom Prager Optiker Ferdinand Durst in Serie produziert.Die scheinbar bewegten Bilder entstehen durch die Betrachtung der aufeinander folgenden Bilder auf einer hellen Scheibe durch die Schlitze einer dunklen Scheibe. Der rasche und unterbrochene Bilderwechsel wird im Gehirn des Menschen als Bewegung dessel-ben Bildes interpretiert. Man nennt dies den strobo-skopischen Effekt, den schon Simon von Stampfer in Wien und Joseph Antoine F. Plateau in Gent 1832 entdeckt hatten. Plateau nannte seinen Apparat Phenakistiskop, Stampfer nannte es das Stroboskop oder die „die stroboskopischen Zauberscheiben“. Das Kinesiskop aus der Sammlung des Josephinums besitzt zwölf lithographierte Bildscheiben im Durch-messer von 12,5 cm und eine weitere, kleinere und handgemalte Scheibe, die die Bewegung eines po-chenden Herzens zeigt. Dies ist insofern interessant, da belegt ist, dass Purkyne eine solche Scheibe zu Demons-trationszwecken nutzte. Obwohl dieses Gerät wissen-schaftlichen Ursprungs ist, wurde es von Ferdinand Durst sicher in höherer Auflage zur Vergnügung der spätbiedermeierlichen Gesellschaft hergestellt.(Text: Simon Weber-Unger, Augenphantom & Kugel-sucher. Einblicke in die Instrumentensammlung des Josephinums)
460 Medizinfehler und Entschädigungsfonds
460 Substitutionsgipfel in Stuttgart461 Vom Medizinstudium
zum Arztsein
462 Interview: „Wir wollen ein moderner Dienstleister sein“
465 MFA: Praxismanager und Fachpersonal in einem
466 Nachruf auf Prof. Dr. Ernst Albrecht Moser
466 Interesse an Allgemeinmedizin nimmt zu
467 VV-Mitglieder stellen sich vor (Folge 5)
468 70 Jahre Freie Berufe – Säule der Rechtsordnung
470 „Lebensunwertes Leben“
471 Neues aus der Finanzwelt
472 Namen und Nachrichten473 Rückgabe der Kassenzulassung
474 Smart am Start als Landarzt 4.0475 Sportweltspiele der Medizin
und Gesundheit
475 Liste zu Schwangerschafts-abbrüchen
476 Weiter steigende Zahlen an Krebspatienten
477 Fit und gesund durch Bits und Bytes
478
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502
Medizinhistorik
Kammern und KV
Wirtschaft
Vermischtes
Bekanntmachungen
Veranstaltungsübersicht
Impressum
http://www.bw-bank.de/heilberufehttp://www.bw-bank.de/heilberufemailto:[email protected]
460 ÄBW 09 • 2019
Editorial
Medizinische Behandlungen sind in aller Regel komplex und damit fehleranfällig. Auch wenn es vielfältige Maßnahmen zur Fehlervermeidung gibt und diese in den letzten Jahrzehnten systema-tisch ausgebaut und verbessert wur-den: Medizinfehler passieren. Glückli-cherweise selten, auch wenn reiße-rische Presseartikel manchmal anderes suggerieren. Bezieht man die Zahl der Medizinfehler auf die Zahl aller Be-handlungen, dann liegt ihr Anteil weit unter einem Promille, selbst wenn man eine große Dunkelziffer mit einbezieht.
Seit über vierzig Jahren gibt es in Baden-Württemberg die Gutachter-kommissionen für Fragen der ärzt-lichen Haftpflicht, an die sich Patienten wenden können, wenn sie einen Be-handlungsfehler vermuten. Ungefähr 600 bis 700 Fälle werden jedes Jahr von den Kommissionen, die organisa-torisch den vier Bezirksärztekammern angegliedert sind, bearbeitet und verhandelt. Bei einem Viertel der Fälle wird ein Fehler bejaht, bei drei Viertel verneint. Die Verfahren dauern durch-schnittlich etwas mehr als ein Jahr.
Die Ergebnisse werden systematisch erfasst und mit den Zahlen der ande-ren Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen zur bundesein-heitlichen Behandlungsfehlerstatistik aller Ärztekammern in Deutschland zusammengeführt, die auf der Website der Bundesärztekammer abgerufen werden kann.
Diese Fehlererfassung ist vermut-lich eine der umfangreichsten und systematischsten, die es in Bezug auf Medizinfehler überhaupt gibt. Seit rund zehn Jahren erfolgt zusätzlich die statische Erfassung der Fehlerbegut-achtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung, der zu ganz ähnlichen Zahlen und Auswer-tungen kommt, wie die Auswertungen der Ergebnisse der Gutachterkommis-sionen und Schlichtungsstellen.
Durch die Verfahren vor den Kom-missionen der Ärztekammern soll sowohl den Patienten als auch den betroffenen Ärzten ein nicht selten langwieriges Gerichtsverfahren er-spart werden. Unabhängig vom Er-gebnis kann trotzdem jeder Beteiligte den Vorgang auch vor Gericht klären lassen. Meist wird die Beurteilung der Gutachterkommissionen auch von den Gerichten bestätigt.
Wird ein Behandlungsfehler fest-gestellt, so kommt es in der Regel zu einer Entschädigung der Betroffenen durch die Haftpflichtversicherung der Ärztin oder des Arztes beziehungs-weise der Institution, bei der sie oder er beschäftigt ist.
Ein großes Problem sind die in einigen Fachgebieten exorbitant ge-stiegenen Haftpflichtbeiträge der Ärztinnen und Ärzte. So können die Prämien bei geburtshilflich tätigen Belegärzten aktuell über 60.000 Euro pro Jahr betragen. Dies ist Folge der besseren medizinischen Versor-gung von Kindern mit Geburtsschä-den, die dadurch länger leben und entsprechend mehr kosten. Aber auch mit der Folge, dass immer weniger Ärztinnen und Ärzte bereit sind, dieses Risiko und die Kosten zu übernehmen.
Bei schwerwiegenden Fällen, bei denen es unter Umständen um große Entschädigungssummen geht, ge-
hen die Gerichtsverfahren oft über mehrere Instanzen, sodass sie sich über viele Jahre hinziehen können. Dies wird zu Recht immer wieder beklagt. Das liegt aber nicht an den Gutachterkommissionen und auch nicht an den Ärztinnen und Ärzten, sondern das ist ein grundlegendes und wichtiges Merkmal unseres Rechtsstaates.
In einigen europäischen Ländern gibt es Entschädigungsfonds oder auch Härtefallfonds, aus denen die Betroffenen oder Angehörige relativ rasch und eher unkompliziert entschädigt werden können, wenn ein schwerer Schaden vorliegt und dieser durch die medizinische Be-handlung zustande gekommen ist, unabhängig davon, ob ein Medizin-fehler vorliegt. Diese Art der Scha-densregulierung hat den großen Vorteil, dass finanzielle Hilfe da ist, wenn sie gebraucht wird und nicht erst nach vielen Jahren, wenn die Gerichtsverfahren abgeschlossen sind. Allerdings sind die Entschädi-gungssummen in aller Regel deutlich geringer als die Summen, die in Deutschland in vergleichbaren Fällen bezahlt werden.
Diese schnelle und unkonventio-nelle Hilfe durch einen Entschädi-gungsfonds könnte grundsätzlich auch Vorbild für Deutschland werden, wenn auch zunächst noch eine ganze Reihe rechtlicher und organisato-rischer Fragen zu klären wäre. Aber man könnte sich zumindest an funk-tionierenden Beispielen in anderen Ländern orientieren. Es gab in den vergangenen Jahren dazu mehrere Initiativen im Bundestag und auch beim Bundesrat, zuletzt 2015 durch die bayerische Landesregierung. Al-lerdings ist nach meinem Kenntnis-stand seitdem nichts Weitergehendes geschehen. Vielleicht könnte sich ja auch die baden-württembergische Landesregierung des Themas anneh-men, um es im Bundesrat voranzu-bringen.
Dr. Manfred Eissler Statistikbeauftragter der Landesärztekammer
Baden-Württemberg für die Gutachterkommissionen
Gutachterkommissionen ersparen Patienten und Ärzten langjährige Gerichtsverfahren
Medizinfehler und Entschädigungsfonds
Dr. Manfred Eissler
Behandlungsfehler- Statistik der Bundes-
ärztekammer: Fehler-häufigkeiten erkennen
und Fehlerursachen bekämpfen.
Substitutionsgipfel in Stuttgart
Die Sicherstellung der Substitutionsversorgung im Land wird immer schwieriger, immer mehr Substitutions-ärztinnen und -ärzte gehen in Ruhestand und Nach-wuchsärztinnen und -ärzte sind schwer zu gewinnen.
Vor Ort, in den Stadt- und Landkreisen, gerade auch für die stabil substituierten Patienten, muss die Versorgung weiterhin sichergestellt werden. Hierbei wird künftig die Substitutions-behandlung zunehmend in interdisziplinären Substitutions-ambulanzen, die an Kliniken oder in Zentren für Psychiatrie angegliedert sind, organisiert werden müssen, wobei insbe-sondere auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ein-gebunden sein sollen. Die für die Versorgung Verantwortlichen kooperieren bei der Organisation der Substitutionsversorgung vor Ort und streben eine zeitnahe Lösung an.
Vor diesem Hintergrund findet am 18. September im „SpOrt Stuttgart“ (Fritz-Walter-Weg 19, 70372 Stuttgart) ein Substitutionsgipfel statt, zu dem Sozial- und Integrations-minister Manne Lucha MdL einlädt. Die Veranstaltung richtet sich an alle Beteiligten, die im Rahmen der Substitution tätig sind. Träger sind das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg und die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg.
Kammern und KV
Mit der feierlichen Übergabe der Abschlusszeugnisse des Medizinischen Staatsexa-mens endet das Medizinstudium und beginnt das Arztsein. Bis vor ein paar Jahren war dieser Übergang nur durch die banale postalische Zusendung der Urkunden gekennzeichnet. Dass nun viele universitäre Standorte zu einer feierlichen Übergabe (oft mit anschlie-ßendem Ballabend) zurückgekehrt sind, ist vor allem auf die Initiativen der Studierenden zurückzuführen, die einen würdigen Abschluss ihres Studi-ums gewünscht haben. Für die Ärzte-kammern in Baden-Württemberg ist es seit Jahren gleichermaßen Ehre und Verpflichtung, den jungen Ärztinnen und Ärzten bei den Ab-solventenfeiern zu ihrem Abschluss zu gratulieren und sie im Kreis der Ärzteschaft zu begrüßen.
Die Präsidentin der Bezirksärzte-kammer Südbaden, Dr. Paula Hezler-Rusch, sagte bei der Examensfeier in Freiburg: „Ihre Ausbildung ist abge-schlossen. Der nächste berufliche Schritt dürfte für die meisten von Ihnen nun die Weiterbildung zum Facharzt sein. Sie übernehmen dann Verantwortung nicht nur für sich selbst sondern auch für die Patienten, die sich Ihnen anvertrauen.“ In Tübin-gen betonte Prof. Dr. Marko Wilke, Präsident der Bezirksärztekammer Südwürttemberg: „Die Ärztekammer ist die Hüterin der Berufsordnung, der das Genfer Gelöbnis von 2017 als Präambel vorangestellt ist. Neu ist hierin insbesondere der Teil, der von uns Ärztinnen und Ärzten auch Acht-samkeit für unsere eigene Gesund-heit fordert. Daher: Brennen Sie für Ihren Beruf und Ihre Patienten, aber achten Sie auch auf sich!“ Südwürtt-embergs Kammer-Vizepräsidentin, Dr. Sophia Blankenhorn, sagte vor den Absolventen in Ulm: „Mit Aufnah-me Ihrer ärztlichen Tätigkeit geloben Sie, Ihr Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen und ver-pflichten sich, Ihren Beruf mit Gewis-senhaftigkeit und Würde auszuüben. Ich danke Ihnen dafür.“
Die Absolventenfeiern werden nicht überall im Land von den Medi-zinischen Fakultäten ausgerichtet;
teilweise sind auch die frisch ge-backenen Ärztinnen und Ärzte selbst Veranstalter der Feierlichkeiten und integrieren leider die Standesver-tretung nicht direkt. Prof. Dr. Christof Hofele, Präsident der Bezirksärzte-kammer Nordbaden, hat dennoch einen Weg gefunden, auf sein Haus und dessen zentrale Bedeutung für Weiter- und Fortbildung aufmerksam zu machen: Die in Karlsruhe ansässige Kammer hat es geschafft, auf allen Eintrittskarten und in den Programm-heften präsent zu sein.
Zum Ende der Veranstaltung le-gen die Absolventen üblicherweise gemeinsam das Genfer Gelöbnis ab, in dem die weltweiten ethischen Standards für die ärztliche Profession niedergelegt sind. Sie bekennen sich darin unter anderem dazu, dass die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit der Patientinnen und Patienten das oberste Gebot ihres Handelns sein soll. Am Ende steht dann in der Regel ein fotogener „Hut-wurf“ als schier unvermeidliches Ritual.
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Abschlusszeugnis, Ärztliches Gelöbnis und Hutwurf
Vom Medizinstudium zum Arztsein
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„Hutwurf“ bei der akademischen Feier der Medizinischen Fakultät der Uni Tübingen
Die Management Akademie der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (MAK) lädt gemeinsam mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank zu einer Fortbildungsveranstaltung für Mediziner ein..Veranstaltungstitel: Digitalisierung im GesundheitswesenZiele:Der Megatrend der Digitalisierung ist aus dem Gesundheits-wesen nicht mehr wegzudenken. Die größten Veränderungen sind von der digitalen Vernetzung zu erwarten – wie etwa der Übertragung von Patientendaten oder der Bereitstellung elektronischer Patientenakten. In diesem Seminar erfahren Sie, welche Auswirkungen damit für Ihre Praxis verbunden sind, was Sie unter datenschutzrechtlichen Aspekten beachten müs-sen und welche ausschlaggebende Rolle neben den nationalen Vorschriften vor allem auch das europäische Recht spielt. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie im Internet unter www.mak-bw.de.Referent: • Jens Pätzold, Rechtsanwalt, Fachanwalt für MedizinrechtTermin und Veranstaltungsort:• 16. Oktober 2019 (15.00 bis ca. 19.00 Uhr)
apoBank Tübingen, Herrenberger Str. 85, 72070 TübingenInformation und Anmeldung:• Management Akademie der KV Baden-Württemberg,
Telefon (07 11) 78 75-35 35, Fax (07 11) 78 75-48-38 88, E-Mail: [email protected]
• oder Online-Anmeldung unter www.mak-bw.deTeilnahmegebühr: Die Teilnahme ist kostenlos, setzt jedoch eine Anmeldung voraus.Fortbildungspunkte: 5
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management akademieder Kassenärztlichen Vereinigung
Baden-Württemberg
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Kammern und KV
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Interview • Kammerpräsident Dr. Miller blickt auf die ersten Monate im Amt zurück
„Wir wollen ein moderner Dienstleister sein.“
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Kammern und KV
Am 23. Februar 2019 konstituier-te sich die Vertreterversamm-lung der Landesärztekammer und wählte Präsidium und Vorstand der Körperschaft. ÄBW-Chefredakteur Dr. Oliver Erens sprach mit Kammer-präsident Dr. Wolfgang Miller über dessen erste Zwischenbilanz nach sechs Monaten im Amt sowie über aktuelle und künftige Projekte.
Sie sind inzwischen seit einem halben Jahr Präsident der Landes- ärztekammer Baden-Württem-berg. Wie war die erste Zeit?
Dr. Miller: Als neuer Vorstand starten wir in eine bewegte Zeit. Ak-tuell stehen im Bund in der Gesund-heitspolitik nicht weniger als elf Ge-setzesvorhaben an. Auch die Landes-regierung arbeitet an der Gesund-heitsversorgung der Zukunft. Notfallversorgung und Krankenhaus-planung, Menschenrechte und Klima-wandel, medizinischer Fortschritt, Demografie und nicht zuletzt die Ar-beitsbedingungen unserer Kolle-ginnen und Kollegen in Klinik und Praxis: all das bewegt und betrifft die Ärzteschaft – dem stellt sich der Vor-stand.
Zwei Tage nach der Wahl waren wir in der neuen Funktion zum ersten Mal im Sozialministerium, seither immer wieder. Gemeinsam mit der Vizepräsidentin, Agnes Trasselli, ha-ben wir unzählige Gespräche geführt mit den Ministerien, mit Abgeordne-ten, mit Kassenvertretern, mit der Krankenhausgesellschaft, mit vielen Akteuren im Gesundheitswesen – und vor allem mit ganz vielen Kolle-ginnen und Kollegen. Außerdem hat der Vorstand der Geschäftsstelle der Landesärztekammer eine neue Füh-rung gegeben. Wir wollen ein moder-ner Dienstleister sein. Dafür braucht es neue Ideen.
Sie haben gemeinsam mit dem Vorstand die Novelle der Weiter-bildungsordnung zu einem Ihrer Schwerpunkte gemacht. Was gibt es zu berichten?
Dr. Miller: Im letzten Jahr wurde der Entwurf der Weiterbildungsord-nung auf dem Deutschen Ärztetag beschlossen. Kompetenzen sollen stärker berücksichtigt werden. Die Umsetzung im Land ist eine große
Chance. Unser Weiterbildungsaus-schuss wird geleitet von Dr. Klaus Baier als Vorsitzendem und seinen beiden Stellvertretern Prof. Dr. Wolf-gang Linhart und Carsten Mohrhardt. Wir Ehrenamtler stimmen uns unter anderem mit Verbänden und mit Ju-risten ab, aber auch in den Gremien der Bundesärztekammer. Unser Ziel sind realistische Vorgaben, die eine gute Weiterbildung ermöglichen und nicht behindern. Wir wollen vor allem mehr Flexibilität.
Der Vorstand möchte, dass Kolleginnen und Kollegen ihre Landesärztekammer besser wahrnehmen. Wie gelingt das?
Dr. Miller: Auf Augenhöhe! Das ist unsere Chance. Wir reden mit den Kolleginnen und Kollegen am Ar-beitsplatz, auf Station, im OP, in der Praxis nebenan, beim lokalen Quali-tätszirkel. Ärztekammer sind wir alle. Ich wünsche mir, dass jede Ärztin und jeder Arzt in Baden-Württemberg den lokalen Ärzteschafts-Vorsitzen-den persönlich kennt, bei einer Fortbildung anspricht, mit ihr oder ihm telefoniert; das sollte idealerwei-se auch für das eine oder andere Vorstandsmitglied der jeweiligen Bezirksärztekammer gelten. Dabei sind wir realistisch. Der Beruf ist nicht alles, und es gibt auch Phasen ohne engen Kontakt zur Kammer. Wir wol-len aber das Bewusstsein schaffen: Wenn ich eine Frage zur Berufsaus-übung habe, wende ich mich an meine Berufsvertretung. Dazu müs-sen unsere Angebote, aber auch un-sere politischen Stellungnahmen und Aktivitäten passen
Unser Vorstand ist breit aufge-stellt: Die Vizepräsidentin, Agnes Trasselli, steht als Oberärztin in der Kinderintensivmedizin in der Maxi-malversorgung. Die beiden Bezirks-präsidenten Prof. Dr. Dr. Christof Hofele aus Nordbaden und Prof. Dr. Marko Wilke aus Südwürttemberg stellen als gestandene Hochschulleh-rer die Verbindung zur Wissenschaft her, der Basis unserer täglichen Ar-beit. Mit Dr. Klaus Baier, dem Präsi-denten in Nordwürttemberg, Dr. Norbert Fischer, Dr. Robin Maitra und Dr. Doris Reinhardt sichern vier Vor-standsmitglieder in ihren Praxen die hausärztliche Versorgung, mit allen Herausforderungen und Chancen. Dr.
Paula Hezler-Rusch, Präsidentin in Südbaden, Dr. Bärbel Grashoff und Markus Haist arbeiten wie ich für eine qualifizierte fachärztliche Versorgung im ambulanten Bereich. Hinzu kom-men in der erweiterten Runde mit den Vizepräsidenten der Bezirksärzte-kammern Dr. Sophia Blankenhorn, Dr. Susanna Colopi Glage, Dr. Jürgen de Laporte und Dr. Ulrich Voshaar und den Vorsitzenden des Widerspruchs-ausschusses Dr. Frank Reuther und Dr. Ingolf Lenz vier Hausärzte und zwei Fachärzte mit ganz verschie-denen Schwerpunkten. In der großen Runde besprechen wir die Anliegen der Kammer und bereiten zusammen mit der Geschäftsführung die Be-schlüsse des Vorstandes vor.
Wir wollen die Kolleginnen und Kollegen vermehrt über die moder-nen Medien ansprechen. Über 19.000 Mitglieder erhalten unseren E-Mail-Newsletter „Ärztenews“, außerdem informiert die Kammer per Twitter und Instagram, beispielsweise direkt aus den Vertreterversammlungen heraus. Auch die Ergebnisse der Wahl-en in den konstituierenden Aus-schusssitzungen haben wir sofort online verbreitet. Wer uns in den So-zialen Medien folgt, ist auf dem Lau-fenden, ohne großen Aufwand.
Präsidium und Vorstand möchten die Bezirksärztekammern stär-ken, dabei aber auch die Landes-ärztekammer nicht schwächen. Können Sie das konkretisieren?
Dr. Miller: Am stärksten sind wir, wenn wir unsere Arbeit gut machen. Den Kolleginnen und Kollegen ist es egal, wer was macht: Es muss laufen. Das erfordert klare Zuständigkeiten. Gut bedeutet für die Verwaltungsar-
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AerztekammerBW
Die Social-Media- Kanäle der Landesärzte kammer:
464 ÄBW 09 • 2019
Kammern und KV
beit: sorgfältig, zügig, verlässlich. Gut heißt im politischen Umfeld: wach-sam, ausgewogen, aber ebenso ent-schlossen. Das allermeiste für die Mitglieder findet auf Ebene der Be-zirksärztekammern statt: Meldewe-sen, Anträge, zahllose Vorgänge, die rasch erledigt werden können und müssen. Dabei bemühen wir uns um Best Practice: „Wie macht Ihr das?“, darf man schon mal über die Bezirks-grenzen hinweg fragen.
Die neue Wahlperiode hat auch schon Veränderungen gebracht: Die gewählten Kolleginnen und Kollegen treffen sich häufiger als vorher, und auch der Austausch zwischen den Geschäftsstellen ist enger. Einerseits
durch die Entwicklung der neuen Weiterbildungsordnung, aber auch durch ein Umdenken. Wenn wir unser Haus und unsere Prozesse in Ordnung haben, wenn wir mit einer Stimme sprechen, werden wir als Landesärz-tekammer ernst genommen, auch von der Politik. Und die Menschen interessieren sich dafür, was wir den-ken, wir müssen es nur formulieren.
Was haben Sie persönlich in den letzten Wochen und Monaten erlebt, wem sind Sie begegnet und um welche Themen ging es dabei?
Dr. Miller: Erlebnisse hängen im-mer mit Menschen zusammen. Unser Sozialminister Manfred Lucha weiß, wovon er redet. Er ist klar, verlässlich, entschlossen. Mit ihm und seinem Haus arbeiten wir sehr gut zusammen, egal, ob es um die Weiterbildungsord-nung geht oder um unsere internen Abläufe. Hier haben wir großes Glück. Auch Innenminister Thomas Strobl schätze ich; er ist zuständig für den Rettungsdienst und gut informiert, wenn es um die Belange der Bürger geht, bereit neue Wege zu gehen, gerade in der Notfallversorgung. Mit Justizminister Guido Wolf bringen wir die ausschließliche ärztliche Fernbe-
handlung in den Haftanstalten voran. Eine große Erleichterung für die Ge-fangenen und für die Kolleginnen und Kollegen, die für die Versorgung ver-antwortlich sind.
Daneben fragen viele Player in der Politik und im Gesundheitswesen nach der Einschätzung der Ärztekam-mer. Das reicht von unseren Abgeord-neten im Bundestag und im Landtag über die Krankenkassen, die Kranken-hausgesellschaft, die Landkreise, die Bürgermeister, die Patientenvertreter, über unsere Partner im Gesundheits-wesen, die Psychotherapeuten, die Apotheker, die Zahnärzte, die Verbän-de der medizinischen Fachberufe und unsere eigenen Verbände bis hin zur Kassenärztlichen Vereinigung.
Mit der KV ist das übrigens eine besondere Beziehung. Wir werden gelegentlich „Schwesterkörperschaf-ten“ genannt. Und es stimmt: Wir brauchen uns. Geschwister werden oft zusammen wahrgenommen. Wenn einer etwas sagt, sollte es der andere wissen. Geschwister wollen nicht im-mer genau dasselbe. Sie können sich auch mal über den Weg streiten, aber sie verfolgen ein gemeinsames Ziel. Hier bin ich den Vorständen Dr. Nor-bert Metke und Dr. Johannes Fechner dankbar für den kurzen Draht. Es hat sich in den letzten Monaten wieder-holt bewährt, wenn wir etwa bei Fra-
Beim gemeinsamen Start: Vorstand und
Präsidium der Landes-ärztekammer und der Bezirksärztekammern
mit den Geschäfts-führungen
ÄBW 09 • 2019 465
Kammern und KV
gen der GOÄ, bei den Vorschlägen zum Impfen und zum TSVG mit einer Stimme gesprochen haben.
Dankbar bin ich auch für viele Kontakte mit den Medien. Vom Fern-sehen und Rundfunk über die Tages-zeitungen bis zum Newsletter von MEDI, Hausärzteverband, Marburger Bund und vielen anderen: die Kammer ist gefragt und gibt gerne Auskunft.
Geben Sie uns einen Ausblick auf die Arbeit des Landesärzte-kammer-Vorstandes in den nächsten Monaten?
Dr. Miller: Zuerst kommt die neue Weiterbildungsordnung. Dann be-schäftigt uns die Fernbehandlung. Bei diesem Thema sind wir in Baden-Württemberg bundesweit an der Spit-ze. Auch deswegen wurde ich in der Bundesärztekammer in den Vorsitz des Ausschusses Berufsordnung gewählt.
Was wir als große Landesärzte-kammer machen, hat Gewicht. Beim Thema Digitalisierung ist zunächst eine Standortbestimmung nötig. Was
heißt Digitalisierung? Telematik-Infra-struktur, Künstliche Intelligenz, elek-tronische Patientenakte, E-Arztbrief, docdirekt, E-AU, GERDA, Gesundheits-apps, Terminservicestelle, Notfallda-tensatz, virtuelle Leitstelle… das sind ganz verschiedene Begriffe, die oft durcheinandergeworfen werden. In einer Klausurtagung im Oktober wol-len wir uns mit neuem Schwung um eben diese Themen kümmern.
Zwei von elf Vorstandsmitglie-dern waren im letzten Vorstand dabei, zwei weitere als Vizepräsidenten in Bezirksärztekammern, daneben sind wir viele neue Köpfe, jeder mit seinen eigenen Erfahrungen, mit seinen ei-genen neuen Ideen.
Wie ist Ihre erste persönliche Bi-lanz; wie lässt sich Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr Privatleben mit dem neuen Ehrenamt verbinden?
Dr. Miller: Ganz ehrlich, ich mache das total gerne. Das verdanke ich natürlich auch unserer Vizepräsi- dentin, Agnes Trasselli, und unse-
rem neuen Geschäftsführer, Armin Flohr. Wir teilen uns die Arbeit auf und stimmen uns ab, unkompliziert. In meiner eigenen Praxis in Echter-dingen ist jetzt vieles klarer. Die Kol-legen, unsere Gesundheitsökonomin und die Medizinischen Fachangestell-ten sind ein eingespieltes Team. Morgens um halb acht fange ich in der Sprechstunde an. Und wenn ich weg muss, geht es ohne mich gut weiter.
Die tägliche Arbeit mit den Pati-enten möchte ich auf keinen Fall missen. Ich sehe morgens in der Sprechstunde ein Problem und rede nicht selten nachmittags mit den Abgeordneten darüber. So soll es ja auch sein.
Und privat: Die vier Kinder sind groß, meine Frau arbeitet als Krankenschwester in Teilzeit und hält die Familie zusammen. Auch die letzten Jahre war ich ja in ganz ver-schiedene Funktionen eingebunden. Jetzt ist die Kammer mein Schwer-punkt. Und manches kann ich jetzt sogar besser planen als früher. Das passt.
Mit dem erfolgreichen Ab-schluss ihrer Ausbildung starten dieses Jahr in Baden-Württemberg insgesamt 1.788 Medi-zinische Fachangestellte ins Berufsle-ben. Die feierliche Zeugnisübergabe war der krönende Abschluss der Ausbildungszeit. So wurden – bei-spielhaft für alle 25 Berufsschulen in Baden-Württemberg – Ende Juli an der Berufsschule in Aulendorf die Prüfungszeugnisse überreicht. Absol-ventinnen mit besonders guten Leis-tungen erhielten Preise der Schulen oder der Ärztekammern.
„Medizinische Fachangestellte sind für die ambulante Versorgung unverzichtbar“, betonte Dr. Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. „Sie sind erster Anlaufpunkt für Patienten und damit Aushängeschild. Außerdem erfüllen sie viele wichtige Funktionen als Pra-xismanager und medizinisches Fach-personal in einem.“
Die Bestehensquote in Baden-Württemberg lag in diesem Jahr ins-gesamt bei 95 Prozent. Dr. Miller be-dankte sich bei allen ehrenamtlich tätigen Mitgliedern der Prüfungsaus-schüsse, ohne die die Abnahme der Prüfungen nicht möglich wäre. „Be-sonders hervorzuheben ist auch das Engagement der ärztlichen Ausbil-der“, lobte Dr. Miller. „Ihre Bereitschaft, junge Menschen auszubilden, ist ein unverzichtbarer Baustein im Rahmen der dualen Ausbildung und gleichzei-tig ein Weg für die Arztpraxen und Kliniken, sich den eigenen Fachkräf-tebedarf zu sichern.“
Im Kammerbereich Nordwürttem-berg, dem Kammerbereich mit den meisten Berufsschulen, konnten allein 605 junge Frauen und Männer losge-sprochen werden. Der Kammerbereich Südwürttemberg mit drei Berufsschu-len blickt stolz auf 317 erfolgreiche Prüflinge zurück. Im nordbadischen Kammerbereich haben 472 und im
südbadischen Kammerbereich weitere 394 Absolventinnen und Absolventen ihre Berufsausbildung abgeschlossen.
Kammerpräsident Dr. Miller freut sich schon heute auf die nächste Ge-neration Medizinischer Fachange-stellter, die aktuell ihre Ausbildung begonnen haben: „Mit der Berufsaus-bildung zur Medizinischen Fachange-stellten haben sie sich für einen zu-kunftssicheren Beruf mit zahlreichen Aufstiegsmöglichkeiten entschieden. Der weiterhin große Fachkräfteman-gel bietet viele Möglichkeiten, im Arbeitsleben Fuß zu fassen.“
Berufsschulen übergeben Zeugnisse an Medizinische Fachangestellte
MFA: Praxismanager und Fachpersonal in einem
8 von 1.788: Die besten Absol ventinnen der Edith-Stein-Schule in Aulendorf erhielten Preise ihrer Schule beziehungsweise der Ärztekammer
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Das Interesse von jungen Ärz-tinnen und Ärzten, künftig in der Allgemeinmedizin tätig zu werden, nimmt zu. Dies ist ein großes Verdienst der Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin, in der die Kranken-hausgesellschaft, die Landesärzte-kammer und die Kassenärztliche Ver-einigung Baden-Württemberg (KVBW) ihre Kräfte bündeln, um so für den hausärztlichen Beruf zu werben.
Bei der Vorstellung des jüngsten Berichtes der Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin zeigten sich die Partner von den Ergebnissen erfreut. Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer, sagte: „Die zahl-reichen Maßnahmen der Koordinie-rungsstelle, den Hausarztberuf attrak-tiver zu gestalten, tragen erfreulicher-weise Früchte. Die Zahl der Absol-venten, die sich für die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin entscheiden, hat sich in den vergangenen Jahren verdreifacht.“ Der Vorstandsvorsitzen-de der KVBW, Dr. Norbert Metke, pflichtete ihm bei: „Das ist eine über-aus erfreuliche Entwicklung, die ein wichtiges Signal für die Versorgung
aussendet. Dennoch ist es nicht aus-reichend, um jeden frei werdenden Hausarztsitz nachzubesetzen.“
Seit acht Jahren ist die Geschäfts-stelle der Koordinierungsstelle Allge-meinmedizin bei der KVBW angesie-delt. Sie hat die Aufgabe, die Beteiligten zu vernetzen und entsprechende Ange-bote für die jungen Ärztinnen und Ärzte zu entwickeln. Schließlich dauert die Weiterbildung zum Allgemeinmedizi-ner etwa 6,5 Jahre und umfasst mehre-re Abschnitte, die teilweise in der Klinik und teilweise in einer niedergelassenen Praxis stattfinden. „Da ist eine gute Abstimmung wichtig, um einen rei-bungslosen Ablauf zu gewährleisten“, betont Dr. Metke. Ergänzend tragen die allgemeinmedizinischen universitären Einrichtungen aus Freiburg, Heidel-berg, Tübingen und Ulm sowie das Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin mit Maßnahmen wie Seminartagen, Train-the-Trainer Schulungen und Men-toring erheblich zur Verbesserung der Attraktivität des Faches Allgemeinme-dizin bei.
Für KVBW-Vize Dr. Johannes Fech-ner ist die Förderung der Weiterbil-
dung eines der zentralen Themen, um die Versorgung weiterhin zu gewähr-leisten. „Wir wissen, dass viele Arztpra-xen ihre Nachfolge regeln, indem sie einen Arzt in Weiterbildung beschäfti-gen. Denn der junge Arzt oder die junge Ärztin bekommt so bereits einen Kontakt mit den Patienten, kennt das Praxisteam und die Abläufe.“
Die KVBW förderte die Weiterbil-dung im Jahr 2018 mit einem Betrag von 15,5 Millionen Euro. Die Kranken-kassen beteiligten sich paritätisch mit dem gleichen Betrag an der Finanzie-rung des Förderprogramms Allge-meinmedizin. Dr. Fechner verwies auch auf die weiteren Maßnahmen zur Förderung von Ansiedlungen. „Mit unserem Förderprogramm Ziel und Zukunft unterstützen wir die Ansied-lung oder die Übernahme von Arzt-praxen in Regionen, in denen die Versorgung gefährdet ist. Ebenso haben wir gemeinsam mit den Kran-kenkassen die Vergütungssituation der Hausärzte in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.“
Koordinierungsstelle wirbt für hausärztlichen Beruf
Interesse an Allgemeinmedizin nimmt zu
Weitere Informationen:www.allgemeinmedizin-bw.de C
Die baden-württembergische Ärzteschaft trauert um
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Ernst Albrecht Moser* 26. 10. 1940 † 25. 7. 2019
Ernst Moser studierte Physik an den Universitäten Würzburg und München; zum Dr. rer. nat. promovierte er 1973. Das Studium der Medizin schloss er 1976 ab, Approbation 1977, danach Promotion zum Dr. med. und 1981 Aner-kennung als Arzt für Nuklearmedizin. Nach wissenschaftlichen und klinischen Tätigkeiten übernahm Dr. Moser 1985 die Leitung der Nuklearmedizinischen Abteilung der Universität München und habilitierte im selben Jahr. 1987 Er-nennung zum C2 Professor. Ein Jahr später Ernennung zum Professor für Nuklearmedizin und Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin an der Radiologischen Universitätsklinik Freiburg.Prof. Moser war national und international Mitglied in nahezu sämtlichen wissenschaftlichen Fachgesellschaften seines Faches. 1992 erhielt er als Auszeichnung die Korrespondierende Mitgliedschaft der Schweizerischen Gesell-schaft für Radiologie, 1995 die Ehrenmitgliedschaft der Rumänischen Gesellschaft für Endokrinologie, 1998 die Eh-rendoktorwürde der Universität Jasi in Rumänien. Von 1995 bis 2000 war Prof. Moser Präsident der Deutschen Ge-sellschaft für Nuklearmedizin. 2008 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Nuklearme-
dizin verliehen. Nach seiner Emeritierung war er von 2007 bis 2017 in der Nuklearmedizinischen Praxis am Schwabentor in Freiburg tätig.Neben seinen umfangreichen Tätigkeiten war Prof. Moser das kollegiale Miteinander und die Förderung des ärztlichen Nachwuchses ein großes Anliegen. 2004 bis 2006 war er Prodekan der Medizinischen Fakultät, langjährig Beauftragter der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums für die akademischen Lehrkrankenhäuser.Auch berufspolitisch war Prof. Moser in den Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung aktiv. So gehörte er von 2003 bis 2006 dem Weiterbil-dungsausschuss der Landesärztekammer an und war Vertreter der Universität in Vorstand und Vertreterversammlung der Bezirksärztekam-mer. 2006 verlieh ihm die Bezirksärztekammer die Albert-Fraenkel-Plakette für seine herausragenden Verdienste um die Ärzteschaft.Wir danken Prof. Dr. Moser für sein Engagement für die Ärzteschaft. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie. Die baden-württembergische Ärzteschaft wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.
Landesärztekammer Baden-Württemberg Bezirksärztekammer SüdbadenDr. Wolfgang Miller Dr. Paula Hezler-Rusch Präsident Präsidentin
Prof. Dr. E. A. Moser
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ÄBW 07 • 2019467
VV-Mitglieder stellen sich vor – Folge 5
Allgemeinarzt in Ulm. Seit 25 Jahren in Kammer, KV und Hausarztverband in verschiedenen Positionen berufspolitisch engagiert. Dr. Hartmann ist Mitglied des Haushaltsausschusses, Gutachter und Prüfer hin-sichtlich der Weiterbil-dung Allgemeinmedizin und für MFAs. Wichtig ist ihm wertschätzender Um-gang aller Kolleginnen und Kollegen im haus- und fachärztlichen Bereich so-wie Nachwuchsförderung in der Medizin.
Internist und Rheumatolo-ge. Er engagiert sich be-rufspolitisch in der Bezirks-ärztekammer Südbaden und in der Vertreterver-sammlung der Landesärz-tekammer. Schwerpunkte seiner berufspolitischen Arbeit sind die Hochschul-medizin sowie Weiterbil-dungsbelange.
Facharzt für Anästhesiolo-gie und Notfallmedizin am Klinikum Esslingen. In der fünften Legislaturperiode Delegierter in der Vertre-terversammlung der LÄK und Bezirksärztekammer Nordwürttemberg. Inner-halb dieser Gremien enga-giert er sich für die Weiter-bildung und Notfallmedi-zin. Er ist Mitglied der Ausschüsse „Notfallmedi-zin“ und „Krankenhaus“ sowie Bezirksvorsitzender des Marburger Bundes von Nordwürttemberg.
Blickt auf viele Jahre in der Praxis und der Berufspoli-tik zurück. 26 Jahre war er als Facharzt für Orthopä-die, Unfallchirurgie und Rehabilitationsmedizin in eigener Praxis niederge-lassen. Seit 2011 ist er Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereini-gung Baden-Württemberg und seit vielen Jahren De-legierter in der Vertreter-versammlung der Landes -ärztekammer. Dr. Metke ist Mitbegründer des MEDI-Verbundes.
Fachärztin für Allgemein-medizin, niedergelassen in Freudenstadt. Sie enga-giert sich berufspolitisch in der Ärzteschaft vor Ort, sowie in Bezirksärztekam-mer und Vertreterver-sammlung. Sie ist Mitglied in den Ausschüssen „Wei-terbildung“ und „Ärz-tinnen“ sowie Lehrbeauf-tragte der Universität Tü-bingen. Dr. Müller-Müll setzt sich für die Vereinbar-keit von Familie und Beruf und für die ärztliche Wei-terbildung ein.
Dr. Dorothee Müller-Müll Dr. Rolf Hartmann
Hausärztliche Internistin, südlich von Freiburg nie-dergelassen. Im Vorstand der Bezirksärztekammer Südbaden. Mitglied in den Ausschüssen „Ärztliche Weiterbildung“ und „Be-rufsordnung“ der Landes-ärztekammer. Im Haus-ärzteverband aktiv. Ihre berufspolitischen Interes-sen liegen in der Entwick-lung von Modellen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Ver-knüpfung von ambulantem und stationärem Sektor.
Dr. Gisa Weißgerber
Dr. Walter Imrich
Priv.-Doz. Dr. Jens Thiel
Niedergelassene Fachärz-tin für Allgemeinmedizin in Pfedelbach. Sie enga-giert sich berufspolitisch in der Bezirksärztekam-mer Nord-Württemberg, in der Landesärztekam-mer und als Delegierte des Hausärzteverbandes Ba-den-Württemberg. Als Lehrpraxis der Universität Heidelberg liegt ihr am Herzen, die Begeisterung für die Allgemeinmedizin an Studierende zu ver-mitteln.
Dr. Susanne Bublitz
Dr. Norbert Metke
Niedergelassener Haus-arzt in Offenburg. Er ist Vorsitzender der Kreisärz-teschaft Ortenau, Dele-gierter in der Vertreterver-sammlung der Bezirks- und Landesärztekammer und engagiert sich berufs-politisch zudem in ver-schiedenen kommunalen Gremien. Seine Schwer-punktthemen in der Kam-merarbeit sind Weiterbil-dung und Nachwuchs in Medizin und Pflege.
Weiterbildungsassistent für Innere Medizin in Karls-ruhe. Er bringt sich berufs-politisch im Bezirk, im Land, im Marburger Bund und in den Kammern ein. Als Vorstandsmitglied der European Junior Doctors vertritt er Assistenzärzte auf europäischer Ebene. Themenschwerpunkte sind die Qualität der Wei-terbildung, Arbeitsbedin-gungen in der Klinik, Ver-einbarkeit von Familie und Beruf sowie Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Niedergelassener Arzt für Kinder- und Jugendmedi-zin, Naturheilkunde und Homöopathie in Tübingen. Vertreter der Sprechenden Medizin, Ärzte in sozialer Verantwortung und IPPNW. Vorstandsmitglied der Be-zirksärztekammer Süd-württemberg. Engagement in Ausschüssen der Lan-desärztekammer, im Pro-jekt „Frühe Hilfen“ der Kas-senärztlichen Vereinigung sowie u. a. für seelische Gesundheit, Fort- und Wei-terbildung, Inklusion.
Mathias Körner
Ulrich Geiger
Dr. Joachim Suder
Kammern und KV
ÄBW 09 • 2019 467
Folge 6 im Oktober-Heft
des Ärzteblattes BW
468 ÄBW 09 • 2019
Kammern und KV
Vor genau 70 Jahren wurde in Baden-Württemberg der Lan-desverband der freien Berufe gegründet. Zweck des Verbandes war und ist es, alle berufsübergreifenden Bestrebungen der Angehörigen der Freien Berufe in einem allgemeinen Sinn zu verfolgen und für die Erhal-tung und den Ausbau der Freien Be-rufe einzutreten. Der runde Geburts-tag des Landesverbandes war Anlass einer Feierstunde Anfang Juli, die in den Räumlichkeiten der Ärztekam-mer in Stuttgart stattfand.
Dr. Björn Demuth, Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Baden-Württemberg, betonte in sei-ner Begrüßung der rund 150 Gäste, dass die Freien Berufe in vielfältiger Hinsicht einzigartig seien: „Sie sind einem starken Berufsethos und einer ausgeprägten Gemeinwohlorientie-rung verpflichtet. Der Freie Beruf ist in seiner Funktion Treuhänder, aber auch Wahrer und Durchsetzer grund-rechtlich garantierter Rechte und Güter seiner Auftraggeber und damit Garant für dessen individuelle Entfal-tungsfreiheit. So dient etwa die Ärz-teschaft der Gesundheit des Einzel-nen im Besonderen und der Bevölke-rung im Allgemeinen.“
Auch Winfried Kretschmann, Mi-nisterpräsident des Landes Baden-Württemberg, lobte die Freien Berufe in seinem Grußwort: „Sie sind zen-traler Konjunktur- und Beschäfti-gungsanker unseres Landes und ste-hen für mehr als ein Drittel der mit-
telständischen Betriebe. Sie steuern rund zehn Prozent unseres Bruttoin-landsproduktes bei und sind weit mehr als ein bloßer Wirtschaftsfaktor. Denn Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenhalt und zur Innovation in unserer Gesellschaft.“ Und weiter: „Gemeinwohlorientie-rung gehört zu Ihrer DNA. Wir vertrau-en uns Ihnen an, beispielsweise in gesundheitlichen Fragen. Die Sonder-stellung der Freien Berufe mit ihrer Verschwiegenheitspflicht ist eine wichtige Säule unserer Rechtsord-nung. Das muss auch in Zeiten der Digitalisierung erhalten bleiben.“
Der Ministerpräsident ging in seiner Rede auch auf den Ärzteman-gel ein und betonte: „Landärzte sind wichtig. Wir schaffen daher zusätz-liche Medizinstudienplätze und lo-cken Studierende mit Stipendien aufs Land. Wir helfen ihnen auch mit einer dicken finanziellen Spritze bei ihrem Wechsel aufs Land. Sie sehen: Unsere Freiberufler sind uns lieb und teurer. Sie sind unverzichtbar und für viele Bürger ein Stück Heimat.“
Auch die Digitalisierung durfte in der Ansprache des Ministerpräsi-denten nicht fehlen: „Die Freien Be-rufe sind Träger und Gestalter des digitalen Wandels.“ Das lasse sich gerade bei Ärztinnen und Ärzten gut erkennen, die die Möglichkeiten der
Fernbehandlung und Telemedizin einsetzen.
Der Vortrag von Professor Dr. Wolfgang Ewer, Präsident des Bun-desverbandes der Freien Berufe, war überschrieben mit „Freie Berufe: Freiheit, Fortschritt, Fähigkeiten“. Er lobte den baden-württember-gischen Landesverband unter der Führung von Präsident Dr. Demuth und Vizepräsident Dr. Klaus Baier (der
Landesverband Baden-Württemberg feierte Jubiläum
70 Jahre Freie Berufe – Säule der Rechtsordnung
Dr. B. Demuth
Prof. Dr. W. Ewer
Prof. Dr. A. Schäfer
W. Kretschmann, Dr. B. Demuth,
Dr. A. Gräfin Vitzthum, Dr. T. Tomppert,
Dr. W. Miller, A. Flohr
Prof. Dr. W. Ewer, Dipl.-Oec. N. Leuz, Dr. A. Gräfin Vitzthum, W. Kretschmann, Dr. B. Demuth, Dr. T. Tomppert, Dr. W. Miller
Freie BerufeAngehörige Freier Berufe erbrin-gen aufgrund besonderer beruf-licher Qualifikation persönlich, ei-genverantwortlich und fachlich unabhängig geistig-ideelle Leis-tungen im Interesse ihrer Auf-traggeber und der Allgemeinheit. Ihre Berufsausübung unterliegt in der Regel spezifischen berufs-rechtlichen Bindungen nach Maßgabe der staatlichen Gesetz-gebung oder des von der jewei-ligen Berufsvertretung autonom gesetzten Rechts, welches die Professionalität, Qualität und das zum Auftraggeber bestehende Vertrauensverhältnis gewährlei-stet und fortentwickelt.
Kammern und KV
gleichzeitig Präsident der Bezirksärz-tekammer Nordwürttemberg ist): „Für uns als Bundesverband der frei-en Berufe ist es wichtig zu wissen, dass Sie eine gute Wechselbeziehung zu den maßgeblichen Entscheidern hier im Land haben.“ Dies zeige sich beispielsweise auch in der Anwesen-heit des Ministerpräsidenten bei der Feierstunde.
Die Freien Berufe stünden für ein berufliches Bündnis für Ausbildung und Fachkräftesicherung, so Professor Ewer: „Die Werbung für unsere Assi-stenzberufe ist vorausschauend. Aber wir müssen umdenken und sind als Ausbilder inzwischen auf dem harten Boden der Tatsachen angekommen: Der Wettbewerb um die besten Köpfe hat längst begonnen; wir sind heute in einem Bewerbermarkt.“ Gleichzei-tig betonte er: „Die Freien Berufe be-schäftigen über vier Millionen Men-schen. Wir Freiberufler sind ein gesell-schaftlicher Pluspunkt; unsere perso-nal-social-responsibility schafft Werte für die Gesellschaft.“ Und er kritisierte eine ganze Reihe von Vorstößen der EU-Kommission, die Freien Berufe zu beschränken und sagte unter ande-rem: „Der Vertrauensschutz stellt eine wichtige Grundvoraussetzung für die Tätigkeit der Freien Berufe dar. Das Berufsgeheimnis ist für uns konstitu-tiv. Wir müssen uns daher ganz ent-schlossen gegen jede Erodierung des Berufsgeheimnisses wenden.“
Verordnungen aus Brüssel war auch der Festvortrag „Die europäische Dimension der Freien Berufe – natio-nalstaatliche Verankerung und euro-päische Ausrichtung“ von Professorin Dr. Anne Schäfer gewidmet. Die Pro-fessorin für Sozial- und Gesundheits-recht, Verfassungsrecht, Europäisches Berufsrecht an der Hochschule Fulda widmete sich unter anderem der Verhältnismäßigkeitsprüfung vor dem Erlass neuer Berufsreglementie-rungen. Ziel der Kommission sei die Aufhebung von Wettbewerbshinder-nissen bei der Mobilität von Dienstlei-
stungserbringern und bei der Erbrin-gung von grenzüberschreitenden Dienstleistungen. Konkret solle die entsprechende Richtlinie dazu die-nen, Regeln für einen Rechtsrahmen zur Durchführung von Verhältnismä-ßigkeitsprüfungen vor der Einfüh-rung neuer Rechts- und Verwaltungs-vorschriften festulegen, mit denen der Zugang zu reglementierten Beru-fen oder deren Ausübung beschränkt oder bestehende Vorschriften geän-dert werden. Die Richtlinie umfasse auch den Erlass oder die Änderung von Berufsregeln im ärztlichen Be-reich und betreffe damit unmittelbar die Berufszugangs- und Berufsausü-bungsregelungen der Ärzte, kritisier-te Professorin Schäfer.
Die Festrednerin ging auch auf die Honorarordnung der Architekten und Ingenieure (HOAI) ein: Der Europä-ische Gerichtshof hatte wenige Tage zuvor die verbindlichen Mindest- und Höchstsätze der HOAI als europa-rechtswidrig eingestuft. Anlass war ein von der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik eingeleitetes Ver-tragsverletzungsverfahren gewesen. Die Kommission sah in den verbind-lichen Mindest- und Höchstsätzen einen Verstoß gegen die EU-Dienstlei-stungsrichtlinie und die Niederlas-sungsfreiheit; dies hatte der Gerichts-hof bestätigt. Die Mindestsätze sehe der Europäische Gerichtshof nicht als geeignet an, die Qualität von Pla-nungsleistungen zu sichern, solange diese nicht nur von nachweislich
fachlich qualifizierten und kontrol-lierten Architekten und Ingenieuren erbracht werden dürfen. Den Höchst-sätzen stehe entgegen, dass Verbrau-cher durch Preisempfehlungen hin-reichend vor zu hohen Honoraren geschützt werden können.
Trotz der immanenten Gefahr, dass künftig beispielsweise auch die Gebührenordnung für Ärzte von Ein-griffen durch die EU-Kommission be-troffen sein könnte, sah Professorin Schäfer in dem Urteil des Europä-ischen Gerichtshofes einen gewissen Erfolg für die Freien Berufe, denn „nur Mindesthonorare können dabei be-hilflich sein, ein Absinken der Qualität zu vermeiden.“
Zu guter Letzt widmete sich Pro-fessorin Schäfer, wie auch ihre Vorred-ner, der Digitalisierung: „Daten, so heißt es, sind das Öl des 21. Jahrhun-derts. Die Freien Berufe können wachsame Förderer dieses Öls und Partner für ihre Mandanten, Verbrau-cher und Patienten sein, die in digitale Lösungen vertrauen. Die freien Berufe können und müssen dabei vor allem für ausreichende Informationen und Transparenz über die Leistungskraft digitaler Lösungen und auch deren Grenzen in einem digitalen Binnen-markt der Zukunft sorgen.“
OE
Ministerpräsident W. Kretschmann
HOAI und GOÄObwohl nationale Hono-rarordnungen bereits seit einiger Zeit auf ihre Euro-parechtsfestigkeit unter-sucht werden, und bereits die Festlegung von Min-desthonoraren für Rechts-anwälte (am Beispiel Itali-ens) als Einschränkung der Dienstleistungsfrei-heit gesehen wurde (Rechtssachen C-94/04 und C-202/04), dürfte das Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 4. Juli 2019 nach Auffassung der Bundesärztekammer kei-ne Auswirkungen auf die Gebührenordnung für Ärzte haben, da die ärzt-liche Gesundheitsversor-gung in Deutschland Ärz-tinnen und Ärzte vorbe-halten ist.
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Die Baden-Württembergische Bank (BW-Bank) in Villingen-Schwenningen veranstaltet im Rahmen ihrer Reihe BW Forum Medicum gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen consanitas eine Informations-veranstaltung für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte.Titel: Praxisoptimierung und Mitarbeiterbindung – wie Sie mit Fördermitteln Ihren Praxiserfolg verbessern!Referent: Dipl.-Kaufmann Dominik Brenneis (Inhaber der consanitas- Beratung für Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Physiotherapeuten)Veranstaltungsinhalte: Informieren Sie sich, wie Sie durch Praxisoptimierung und Mitar-beiterbindung das Potenzial Ihrer Praxis besser nutzen können. Erfahren Sie zudem, welche Fördermittel für eine Praxisberatung für Sie möglich sind, damit Ihnen kein Geld verloren geht. Termin und Veranstaltungsort:17. September 2019 um 18.30 Uhr Hotel Holiday Inn am Schwarzwald-Baar-Klinikum, Klinikstaße 3/1, 78052 Villingen-Schwenningen Information und Anmeldung:BW-Bank Villingen-Schwenningen, Yasmin Würtz, Telefon (0 77 20) 39 05-24, E-Mail: [email protected]:Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Veranstaltungshinweis
470 ÄBW 09 • 2019
Medizinhistorik
Von Mai bis Juli war die Wander-ausstellung der Gedenkstätte Grafeneck (bei Gomadingen im Landkreis Reutlingen) zu Gast im Stadtmuseum Hornmoldhaus in Bie-tigheim-Bissingen. Sie dokumentierte die Euthanasie-Verbrechen von 1940 und den Umgang mit diesen in der Nachkriegszeit seit 1945 bis heute.
In Grafeneck begann im Jahr 1940 die sogenannte „Aktion T4“. Namens-gebend für das in der Nachkriegszeit mittlerweile gebräuchliche Kürzel war die in einer damaligen Villa in der Tiergartenstraße 4 in Berlin-Mitte untergebrachte Bürozentrale für die Leitung der Ermordung behinderter Menschen im gesamten Deutschen Reich. Die „Aktion T4“ war Teil einer stufenweisen Verwirklichung von Kernzielen der nationalsozialistischen Ideologie, der „Aufartung“ oder „Auf-nordung“ des deutschen Volkes. Hierzu gehörten verschiedene Maß-nahmen – von harmlosen wie Ehestandsdarlehen, Kinderbeihilfen, Steuererleichterungen bis hin zur Zuweisung von Siedlerstellen und Erbhöfen zur Förderung von rassisch erwünschtem zahlreichem Nach-wuchs. Jede „Beeinträchtigung des deutschen Volkskörpers“ sollte durch die gesetzlich geregelte „Verhinde-rung“ der Fortpflanzung von Men-schen mit einer echten oder angeb-lichen Erbkrankheit sowie von sozial und rassisch unerwünschten Men-schen verhindert werden. Mittel war dazu schließlich das „Ausmerzen“ in Form der Vernichtung von „lebens-unwertem Leben“.
Innerhalb eines Jahres wurden in Grafeneck 10.654 Menschen mit gei-stigen Behinderungen oder psychi-schen Erkrankungen ermordet. Die Ausstellung in Bietigheim-Bissingen erinnerte an die Opfer und richtete sich gegen das Vergessen in den Diskussionen der Gegenwart; ergänzt wurde sie nicht nur durch Informati-onen über NS-Euthanasieopfer aus der Region, sondern auch durch eine Fortbildung der Ärzteschaft Ludwigs-burg, in deren Fokus der grausame Krankenmord im Nationalsozialismus stand. Nach einer Führung durch die Ausstellung zu den Opferschicksalen wurden den rund 100 Ärztinnen und Ärzten im Rathaus drei Vorträge ge-boten; in der anschließenden Diskus-sion ging es vor allem um die ärztliche Verantwortung an diesem dunklen Kapitel der Geschichte.
Die systematische Ermordung von geistig behinderten und psychisch erkrankten Menschen sei durch den Staat hochgradig bürokratisch in einem arbeitsteiligen Verfahren um-gesetzt worden, erklärte Thomas Stöckle von der Gedenkstätte Gra-feneck. Behinderte wurden als Ballast angesehen; hinzu kamen rassenhygi-enische Vorstellungen und Überzeu-gungen. Wer etwa an Schizophrenie litt, in einer Anstalt lebte und nicht arbeiten konnte, wurde gemeldet und kam auf die Todesliste.
Die grauen Busse fuhren bei der Ankunft in Grafeneck direkt in einen von den Nationalsozialisten ange-legten Tötungskomplex. Jeder an-kommende Transport wurde ohne Rücksicht auf die Tageszeit sofort un-tersucht und die zur Euthanasie Be-stimmten sofort vergast. „Es war der Beginn des industrialisierten Mordens im Nationalsozialismus“, betonte Stöckle. Grafeneck sei später Vorbild für die großen Konzentrationslager geworden: „Der Arzt stand an der Rampe von Auschwitz und der Weg dorthin ging über Grafeneck.“
Christian Hofmann vom Stadtar-chiv Bietigheim-Bissingen und Initia-tor der lokalen Stolpersteingruppe ging in seinem Vortrag auf den Par-teifunktionär und Arzt Dr. Eugen Stähle ein. Er war im Oktober 1939
maßgeblich an der Auswahl des auf der Schwäbischen Alb gelegenen Schlosses Grafeneck als Tötungsan-stalt für die „Aktion T4“ beteiligt und übernahm dann die Leitung der ent-sprechenden regionalen Zentralstelle im württembergischen Innenministe-rium. Er leistete dabei offenbar ohne Bedenken und in umfassender Weise Beiträge zur Krankenmordaktion: Stähle unterzeichnete Schreiben, in denen die Verlegung von Kranken aus württembergischen Anstalten in die Tötungsanstalt Grafeneck angeord-net wurde. Er sah sich dabei als Arzt der Nation, der den Willen Gottes ausführte.
Auf die heutige ärztliche Verant-wortung, die sich aus der Vergangen-heit ergibt, ging das Vorstandsmit-glied und der Menschenrechtsbeauf-tragte der Landesärztekammer Ba-den-Württemberg, Dr. Robin Maitra, ein. Nach seiner Beobachtung sei in der jüngeren Generation von Medi-zinstudenten und Ärzten vielfach Unwissen zu den Geschehnissen im Nationalsozialismus und der Rolle der Ärzteschaft verbreitet. Die systema-tische Aufarbeitung der NS-Zeit durch die Ärzteschaft sei leider erst ab 1980 in Gang gekommen.
„Wir haben eine große Verant-wortung geerbt“, sagte Dr. Maitra: „Es ist eine falsche Annahme, das menschliche Leben bewerten zu können“, warnte er angesichts aktueller Diskussionsthemen wie Sterbehilfe, Gentechnik und Pränatal-diagnostik. Zum Beifall des Auditori-ums forderte er, die Auseinanderset-zung mit medizinethischen Themen stärker im Medizinstudium zu veran-kern, zudem sei eine Erinnerungskul-tur für die Opfer der nationalsozialis-tischen Krankenmorde heute wich-tiger denn je.
Unter dem Eindruck der schwie-rigen Thematik und der bewegenden Vorträge resümierte Kammerpräsi-dent Dr. Wolfgang Miller: „Es war wegen des belastenden Themas kein ‚schöner‘ Abend, aber es war für die Ärzteschaft ein ganz wichtiger Abend.“
OE
Ärzteschaft befasste sich mit industrialisiertem Morden im Nationalsozialismus
„Lebensunwertes Leben“
In loser Folge veröffent-lichen wir Beiträge über die Rolle der baden-württembergischen Ärzteschaft im National-sozialismus. Zuletzt: „Die Täter waren Ärzte“ (2/2018), „Forschungs-projekt zur Kammer-historie“ (4/2018), „Ärzte-schaft gedenkt Opfern des NS-Regimes“ (2/2019).
Die Referenten und Organisatoren
der Ärztefortbildung
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ÄBW 09 • 2019 471
Wirtschaft
Matthias KriegerSenior Economist im Macro Research der Landesbank Baden-Württemberg
Der Handelsstreit schadet allen – vor allem den USA
Kein Thema beunruhigt Wirt-schaftsvertreter so sehr wie der Han-delskonflikt. Wie kam es dazu? Unter dem Druck der Finanz- und Wirt-schaftskrise erlebten protektionis-tische Tendenzen ab 2009 ein Revival. Am Zollsystem der Welthandelsorga-nisation per se rüttelte aber zunächst niemand.
Dann kam Donald Trump. Mit feinem Gespür griff er die Ängste seiner von Globalisierung und Krise beunruhigten Landsleute auf, fand eine griffige Parole als Antwort und machte diese mit der ihm eigenen Sensibilität einer Dampfwalze zum Motto seiner Präsidentschaft: „Ameri-ca first“.
Der Kampfbegriff impliziert, die USA würden übervorteilt. Dass die Wirtschaftsleistung pro Kopf vor und nach 2009 in den USA stärker gestie-gen ist als zum Beispiel in Japan oder Deutschland – beides Länder mit Handelsüberschüssen mit den USA –, verschweigt Trump. Er beklagt den Niedergang alter Industrien im „Rost-gürtel“, verliert aber kein Wort über das Silicon Valley. Ein US-Amerikaner ist im Schnitt erheblich reicher als ein Bewohner eines Landes mit Über-schüssen im US-Handel.
Was den USA wirklich fehlt, ist ein ausgleichender Sozialstaat und eine gute Regionalförderung, um Verlier-ern des Strukturwandels zu helfen, Zukunftsbranchen anzusiedeln. Ein Teil der märchenhaften Gewinne der Tech-Unternehmen in Kalifornien würde reichen, dem „Rust Belt“ eine Perspektive zu geben. Aber dazu müsste man diese Unternehmen be-steuern. Einfacher ist, Chinesen, Deutsche und Japaner für den Nieder-gang alter Industrieregionen verant-wortlich zu machen. Ließen sich in der Ära „Industrie 4.0“ die „Industrien 2.0“ wiederbeleben, würden sie allenfalls ein „Zombie“-Dasein führen.
Trump dürfte nicht deswegen scheitern, weil er den Konflikt mit China „wagt“, sondern versucht, die Zeit zurückzudrehen. Und er behin-dert zukunftsfähige Sektoren, die sich
durch Vernetzungsstrategien (zum Beispiel Fertigungen in China oder Mexiko) global bestens positioniert hatten. Er ignoriert zudem, dass sich die US-Wirtschaft in einer beispiel-losen Boomphase befindet. Eine Ar-beitslosenquote von 3,7 Prozent gab es letztmals zur Zeit der ersten Mond-landung. Der Markt für qualifiziertes Personal ist leergefegt.
Was würde es da bedeuten, Güter aus China dauerhaft mit Zöllen zu belegen? Die Rechnung, dass diese dann künftig von US-Unternehmen hergestellt würden, wird nicht aufge-hen. Die Firmen würden schlicht kein Personal finden, um Güter aus China im Wert von 510 Mrd. Dollar jährlich zu ersetzen. Das Ergebnis wäre nur Inflation. Entweder würden in den USA durch Zölle verteuerte Importe eben teurer. Oder hoch verzollte Im-porte würden durch höhere Einfuhren anderer Länder ersetzt – zu höheren Preisen als zuvor. Würde Trump zum Ausgleich Zolleinnahmen an Verbrau-cher durchreichen, wäre alles wie zuvor, nur das Preisniveau wäre höher. Und steigende Preise erzeugen Tritt-brettfahrereffekte, das heißt auch US-Unternehmen würden Preise er-höhen.
Müsste dann die Notenbank we-gen steigender Preise eingreifen, wäre die gesamte Wirtschaft belastet. Die meisten US-Aufschwünge ende-ten, als die Notenbank die Zinsen kräftig erhöhte. US-Zölle kämen also
zur Unzeit und stellen das derzeit größte Konjunkturrisiko dar. Trump schadet aber nicht nur den USA. Das Vertrauen weltweit hat gelitten, was Konsum und Investitionen belastet.
Es bleibt zu hoffen, dass der Han-delsstreit beigelegt wird. China scheint bereit, auf berechtigte Kritik an mangelhaftem Schutz geistigen Eigentums und unfairen Subventions-praktiken einzugehen. Trump könnte hier echte Erfolge verbuchen, sofern er nicht einen „Kampf der Systeme“ austragen will. Wie meist liegen Chan-cen und Risiken eng beieinander. Hoffen wir auf die Vernunft und blei-ben wir optimistisch – das ist gute uramerikanische Tugend.
Informationen der Baden-Württembergischen Bank
Neues aus der Finanzwelt
US-Arbeitslosenquote auf niedrigstem Wert seit 1969. Quelle: Refinitiv,
Anmeldung unter:Tel 0711 • 13258 • 27 Fax 0711 • 13258 • 80 [email protected]
Referenten: Tobias Krämer und Sina Altmann (Stuttgart), Barbara Brenner (Schw. Hall). Die Seminargebühr übernimmt MLP.
• Idealer Ablauf der Niederlassung • Kaufpreisermittlung, Finanzierung• Gesetzliche Rahmenbedingungen • Praxissuche
Niederlassungsseminar.MLP Seminare für Mediziner – aktuell im Raum Stuttgart und Schwäbisch Hall.
Mittwoch, 16.10.2019, 19.00 Uhr | Stauffenbergstr. 35-37, 74523 Schw. Hall Mittwoch, 23.10.2019, 19.00 Uhr | Jahnstr. 4, 4. OG, 70597 Stuttgart
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472 ÄBW 09 • 2019
Vermischtes
Neue Ämter und wichtige Auszeichnungen
Namen und Nachrichten
Winterstein-Preis für Dr. Seeger
Der Kardiologe Dr. Timon Seeger von der Klinik für Kar-diologie, Angiologie und Pneumologie am Universitätsklini-kum Heidelberg hat Mechanismen einer Genmutation identifiziert, die zu Fehlregulationen in Herzmuskelzellen und damit zu der genetisch bedingten Hypertrophen Kardiomy-opathie führen kann. Seine Erkenntnisse wurden nun mit dem renommierten, mit 5.000 Euro dotierten Wilhelm P. Winterstein-Preis der Deutschen Herzstiftung ausgezeichnet.
Hohes Amt für Dr. Smetak
Der Landesverband Baden-Württemberg des Berufsver-bandes Deutscher Internisten (BDI) hat Dr. Norbert Smetak zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der niedergelassene Kardiologe aus Kirchheim ist gleichzeitig Vorstandsmitglied im BDI-Bundesverband. Auf Landesebene unterstützen ihn Dr. Kurt Amann als stellvertretender Vorsitzender und Dr. Dierk-Christian Vogt als Fortbildungsbeauftragter.
Prof. Bamberg bleibt Vorstandsvorsitzender
Der Aufsichtsrat des Universitätsklinikums Tübingen hat die Amtszeit von Prof. Dr. Michael Bamberg als Leiten-der Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Tü-binger Universitätsklinikums vorzeitig bis Ende März 2023 verlängert. Aufsichtsrat und Ministerium zollen damit der erfolgreichen Vorstandsarbeit der letzten Jahre Respekt und setzen ein frühzeitiges Signal für Kontinuität. Prof. Bamberg folgte 1988 dem Ruf an die Tübinger Radioonko-logie. Bereits knapp zehn Jahre später übernahm er die Geschicke des gesamten Universitätsklinikums. In den er-sten Jahren bekleidete er das Amt noch parallel zu seiner klinischen Tätigkeit als Ärztlicher Direktor der Radioonko-logie; seit 2012 ist er hauptamtlich in dieser Funktion tätig.
Justinus-Kerner-Medaille für Dr. von Komorowski
Der Baden-Württembergische Ärzteverband für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) hat die Justinus-Kerner-Medaille 2019 an Dr. Alexis von Komorowski verlie-hen. Der Hauptgeschäftsführer des Landkreistages habe sich seit vielen Jahren intensiv für die Belange des ÖGD eingesetzt und sich stets als aufgeschlossener, interessier-ter und mit der Materie vertrauter Ansprechpartner erwie-sen. Besonders habe er sich für die Lösung der Probleme und die Bewältigung der Herausforderungen des Öffentli-chen Gesundheitsdienstes eingesetzt.
Hohe Auszeichnung für Dr. Bunse
Mit dem diesjährigen Sibylle-Assmus-Förderpreis für Neuroonkologie wurde Dr. Lukas Bunse, Assistenzarzt an der Neurologischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim, ausgezeichnet. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis erhielt er für seine Forschung zu einer innovativen und erfolgver-sprechenden Impfung: Sie sensibilisiert das Immunsystem für den Kampf gegen Hirntumoren, die auf eine bestimmte Punktmutation im Gen für das Stoffwechselenzym Isocitrat-Dehydrogenase 1 zurückzuführen sind. Die Mutation lässt sich in mehr als 80 Prozent aller niedriggradigen Gliome, einer langsam wachsenden Form von Hirntumoren, nach-weisen. Die Erkenntnisse, die der Mannheimer Neurologe in hochkarätigen Forschungsjournalen publizieren konnte, sorgten im Feld der Neuroonkologie international für Auf-sehen. Und sie zogen zwei multizentrische Phase-1-Studien bei Patienten mit Hirntumoren nach sich, von denen eine bereits erfolgreich abgeschlossen wurde.
Hohe Auszeichnung für Dr. Schlegel
Dr. Patrick Schlegel von der Kinderklinik des Universitäts-klinikums Tübingen wurde für sein Projekt „Der Weg in den Tumor – Adapter CAR-T Zellen zur Behandlung solider Tu-morerkrankungen“ mit dem Württembergischen Krebspreis ausgezeichnet. Ein neues, in Tübingen mitentwickeltes flexi-bles Adapter-CAR-T-System (AdCAR-T) dient im geförderten Forschungsprojekt als Grundlage für weitere genetische Modifikationen, um einerseits die Funktion von CAR-T Zellen zu verbessern und andererseits die Anwendung auf solide Tumorerkrankungen zu erweitern. Ziel ist es, die Krebsthe-rapie durch den Einsatz von CAR-T Zellen zu verbessern und gleichzeitig die schweren Nebenwirkungen durch Chemo-therapie und Bestrahlungstherapie zu reduzieren.
Dr. L. Bunse
Dr. A. von Komorowski
Dr. P. Schlegel
Dr. T. Seeger
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DKFZ-Hector Krebsinstitut gegründet
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidel-berg und das Universitätsklinikum Mannheim haben ein neues Kooperationsprojekt gegründet: Im neuen „DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mann-heim“ soll patientenorientierte translationale Krebsfor-schung auf international höchstem Niveau betrieben werden. Die Hector Stiftung II fördert die Zusammenarbeit mit 25 Millionen Euro über die nächsten zehn Jahre. Schwerpunktmäßig sollen Erkenntnisse aus der Forschung am DKFZ und der Medizinischen Fakultät Mannheim auf-gegriffen und in wissenschaftlich-orientierte, innovative klinische Studien überführt werden. Das Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen Krebsforschern und Krebsme-dizinern zu fördern, um den Transfer von Ergebnissen aus der Spitzenforschung in die Patientenversorgung zu be-schleunigen sowie Erkenntnisse aus dem klinischen Alltag für die Krebsforschung nutzbar zu machen.
Neue Zentren für Personalisierte Medizin
Die baden-württembergische Landesregierung hat den Weg für neue Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM) bereitet. Zunächst sollen dem Tübinger ZPM, das bereits 2015 gegründet wurde, drei weitere Zentren an den Univer-sitätskliniken Freiburg, Heidelberg und Ulm folgen. Hier geht es zunächst um die Entwicklung zukunftsträchtiger Diagnoseverfahren und Therapien bei Krebserkrankungen, ferner um den Aufbau einer Struktur zur Nutzung der erho-benen Daten. Im nächsten Schritt sollen dann die Koopera-tionsmöglichkeiten auf Krankenhäuser mit Onkologischen Schwerpunkten oder Tumorzentren erweitert werden; später ist eine Ausweitung auf niedergelassene Onkologen geplant. Das Leistungsspektrum soll zudem schrittweise auf entzündliche Erkrankungen, Infektionskrankheiten und neurologische Erkrankungen ausgeweitet werden.
Prof. Dr. M. Bamberg
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Viele Kolleginnen und Kollegen fühlen sich seit Jahren vom Gesundheitssystem drangsa-liert und sind unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation. Nachhaltige Konsequenzen ziehen nur ganz weni-ge – ganz anders Dr. Volker Bothe, Facharzt für Kinder- und Jugendme-dizin aus Schwetzingen.
Den TI-Konnektor hat er verwei-gert und dafür Honorarkürzungen in Kauf genommen. Der Zwang zu offe-nen Sprechstunden und die verpflich-tende Teilnahme am Terminservice-stellensystem beeinträchtigen den bislang reibungslosen Ablauf seiner Kinderarztpraxis. Regressforderungen haben in der Vergangenheit seine unternehmerische Sicherheit be-droht. Im Juni hat der MEDI-Arzt, der auch an der hausarztzentrierten Ver-sorgung teilgenommen hat, tabula rasa gemacht und seine Kassenzulas-sung zurückgegeben, indem er der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg schrieb:
„Nach über zwanzig Jahren des Ertragens von immer dreister wer-denden Vorschriften, Bevormun-dungen, Gängeleien, Repressalien, Bedrohungen, Regressforderungen, Erpressungen unter anderem durch Gesundheitspolitik und Krankenkas-sen via KV ist das Maß des Zumutba-ren mit den Umsetzungen der gei-steskranken Gesetze des aktuellen Gesundheitsministers überschritten. Die einzig mögliche Antwort auf diese unverschämten Eingriffe in die
Gestaltung der Berufsausübung ist die Abgabe des Kassenarztsitzes, was durch beigefügte Verzichtserklärung erfolgt.“
Den Besuchern seiner Praxis teilte Dr. Bothe mit: „Aufgrund der aktu-ellen gesundheitspolitischen Ent-wicklung, die Gesundheitsminister Spahn zu verantworten hat und deren strafbewährte Auflagen wir verweigern, haben wir uns ganz kurzfristig dazu entschließen müs-sen, unsere Versorgungslizenz zur kassenärztlichen Behandlung ersatz-los aufzugeben.“
Die Motivation zu seinem ein-schneidenden Schritt erklärte er unter anderem so: „Es muss verpflichtend eine enorm teure Hardwareum-rüstung erfolgen, mit der einem die Kontrollorgane der Politik und Kas-senverbände (und damit andere Ha-cker natürlich genauso) in den Praxis-systemen bis in die letzten Ritzen der Festplatten kriechen und dort die sensiblen Daten der Patienten aus-schnüffeln können, was mit dem neuen Datenschutzgesetz natürlich gar nicht konform ist. Man wird somit zu einer Straftat gezwungen! Die ge-samten Kosten und auch die Haftung für Datenverlust und alle daraus resul-tierenden Schäden haben jedoch die Praxen selbst zu tragen.“ Und weiter: „Der Staat greift per Gesetz ab sofort in die Terminvergabe der Praxen ein. Mindestens 20 Prozent der Regel-sprechstundenzeit sind ab sofort nicht mehr für die eigenen Patienten
verfügbar, sondern müssen nach au-ßen für jedermann ohne Voranmel-dung geöffnet werden.“
Dr. Bothe dankte auf seiner Web-site allen Praxisbesuchern für ihr langjähriges Vertrauen, die dies nach seinen Worten damit untermauern, die Praxis auch unter den neuen Bedin-gungen nicht verlassen zu wollen. Viel Zuspruch erhielt er für seinen Schritt von Kollegen und Patienteneltern di-rekt und über die Medien. Eine Patien-tenmutter schrieb beispielsweise an Minister Spahn: „Er hat seinen Kassen-arztsitz zurückgezogen und betreut ab sofort nur noch Privatpatienten. Es ist eine Schande, dass ein Arzt, dessen Berufung darin besteht, Kindern zu helfen, aufgrund von politischen Neu-erungen, die angeblich gut sein sollen, dies nun nicht mehr tut.“
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Kinderarzt aus Schwetzingen fühlt sich vom Gesundheitssystem drangsaliert
Rückgabe der Kassenzulassung
Dr. V. Bothe in seiner Praxis
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Bereits zum sechsten Mal in Folge nahm die Techniker Kranken-kasse (TK) im Südwesten im Juli zwölf Nachwuchsmediziner auf eine einwöchige Tour durch Baden-Württemberg. Unter der Devise „Smart am Start als Landarzt 4.0“ standen mehrere Praxisbesuche auf dem Tour-plan, bei denen sich die Teilnehmer direkt mit niedergelassenen Ärzten austauschen konnten.
Die Studierenden erfuhren eine Menge über die Gründung und Finan-zierung einer Arztpraxis und kamen auch mit Landräten und Bürger-meistern ins Gespräch. „In den ver-gangenen Jahren haben etliche Neuregelungen dafür gesorgt, dass auch Landärzte sozialverträgliche Arbeitsbedingungen bei guter Bezah-lung vorfinden. Das wollten wir den Studierenden vermitteln“, sagte An-dreas Vogt, Leiter der TK-Landesver-tretung Baden-Württemberg.
Obwohl die Kassenärztliche Verei-nigung Baden-Württemberg (KVBW) und die Krankenkassen im Rahmen des Programms „Ziel und Zukunft“ Jung-medizinern, die nach Abschluss der Ausbildung den Sprung in die Nieder-lassung in einem unterversorgten Ge-biet wagen, finanziell unter die Arme greifen, nimmt der Mangel an Haus-ärzten weiter zu. „Derzeit sind von den rund 7.100 niedergelassenen Haus-ärzten im Südwesten etwa ein Drittel über 60 Jahre alt. Wir gehen davon aus, dass wir rund 500 Hausarztpraxen in den kommenden Jahren nicht nachbe-setzen können“, sagte Dr. Norbert Metke, Vorstandsvorsitzender der KVBW. „Gleichwohl bedanken wir uns für den großen Einsatz der Hausärzte. Denn trotz Ärztemangel sind die Be-handlungszahlen bei den Hausärzten in den vergangenen Jahren gestiegen.“
Die Tour führte die Teilnehmer von Stuttgart unter anderem über Reutlin-
gen, Trochtelfingen, Salem, Konstanz, Trossingen, Villingen-Schwenningen und Baiersbronn bis nach Karlsruhe. Bei einem der Zwischenstopps in Reutlingen warb Prof. Dr. Marko Wilke, Präsident der Bezirksärztekammer Südwürttemberg: „Hausarzt zu sein, mit dem riesigen Spektrum, ist der coolste Beruf den es gibt!“ Und in St. Georgen betonte Dr. Johannes Probst: „Allgemeinmediziner müssen nicht auf das Land gedrängt werden. Man muss wissen, dass das der tollste und abwechslungsreichste Beruf der Welt ist – dann erzeugt es einen Sog hin zur Niederlassung.“
„Seit mehreren Jahren zeigt die TK jungen Medizinerinnen und Medizi-nern mit einer informativen Fahrt durch Baden-Württemberg die vielfäl-tigen Chancen und Perspektiven, die mit einer hausärztlichen Tätigkeit auf dem Land verbunden sind. Für dieses regionale Engagement der TK bedan-ke ich mich ausdrücklich“, freute sich Dr. Berthold Dietsche, erster Vorsitzen-der des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg. Sein Verband habe die TK von Beginn an bei der Tour unter-stützt. Das gilt auch für die Nach-wuchsinitiative des Hausarztver-bandes „Perspektive Hausarzt Baden-Württemberg“. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, jungen Ärzten zu zeigen, dass Hausarzt ein Beruf mit Zukunft ist.
In ländlichen Regionen fehlen je-doch nicht nur Hausärzte. „Der Mangel an Ärztinnen und Ärzten auf dem Land betrifft zunehmend auch die fachärzt-liche Versorgung“, warnte Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg. „Daher begrüßen wir es sehr, dass die TK mit ihrer DocTour nicht nur für mehr Haus-ärzte auf dem Land wirbt, sondern in den letzten Jahren zunehmend auch die fachärztliche Versorgung in Baden-Württemberg in den Blick nimmt.“
Nach Einschätzung der TK wird der Landarzt als Folge der Digitalisie-rung noch mehr als heute eine Schlüs-selrolle im Gesundheitswesen ein-nehmen. „Neue Entwicklungen wie die Telemedizin machen den Landarzt nicht überflüssig, sondern geben ihm neue Hilfsmittel an die Hand. Auch das möchten wir den Studierenden während der Tour vermitteln“, erläu-terte TK-Chef Vogt.
Im Vorfeld der Tour hatten die KVBW und die TK darauf hingewiesen, dass das Netz der hausärztlichen Versorgung in Baden-Württemberg zunehmend dünner wird: Während sich im Jahr 2014 in rund 50 Prozent der über 100 Versorgungsbereiche Hausärzte niederlassen konnten, sind es inzwischen 80 Prozent.
Nachwuchsmediziner auf Tour durch Baden-Württemberg
Smart am Start als Landarzt 4.0
Tourteilnehmer zu Besuch in der Regiopraxis Baiersbronn
Weitere Informationen:www.tk.de/doctour C
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Welche Ärztinnen und Ärzte, Kranken-häuser und Einrichtungen führen in Deutschland Schwangerschaftsab-brüche durch? Bei der Beantwortung dieser Frage hilft eine neue Liste, die die Bundesärz-tekammer auf ihrer Internetseite zur Verfügung stellt. Die Liste wird auch von der Bundeszen-trale für gesundheitliche Aufklärung veröffent-licht und gemeinsam monatlich aktualisiert (www.familienplanung.de).
Die Liste ist Teil eines Kompromisses zwi-schen Union und SPD zum Umgang mit der Information über Schwangerschaftsabbrüche. Im Februar hatte der Deutsche Bundestag be-schlossen, das im Paragrafen 219a Strafgesetz-buch verankerte Werbeverbot zu entschärfen. Ärzte, Krankenhäuser und Einrichtungen dürfen nun sachlich darüber informieren, dass sie Ab-treibungen vornehmen. Das Werbeverbot bleibt grundsätzlich bestehen.
„Die Neuregelung des Strafgesetzpara-grafen 219a schafft die für alle Beteiligten dringend notwendige Rechtssicherheit bei der
Information zum Schwangerschaftsabbruch“, sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. Die Bundesärztekammer nehme die ihr vom Gesetzgeber übertragene Aufgabe sehr ernst, eine Liste über Ärztinnen und Ärzte, Krankenhäuser und Einrichtungen zu führen, die straffreie Schwangerschaftsabbrüche durch führen. „Diese Liste hilft Frauen in Notla-gen bei der Suche nach ärzt licher Hilfe in ihrer Nähe“, so Dr. Reinhardt.
Die Aufnahme in die Liste ist freiwillig und kann auf der Internetseite der Bundes-ärztekammer (liste.bundesaerztekammer.de) beantragt werden. Ein mehrstufiger Registrie-rungs- und Verifizierungsprozess gewähr- leistet dabei die Sicherheit und Korrektheit der Angaben. Nutzer des elektronischen Arztausweises haben die Möglichkeit, sich mit dessen Hilfe nach der online-Registrierung elektronisch anzumelden. Alle anderen Ärz-tinnen und Ärzte erhalten die Anmelde-unterlagen nach der online-Registrierung auf dem Postweg.
Bundesärztekammer hilft Frauen in Notlagen bei der Suche nach ärztlicher Hilfe
Liste zu Schwangerschaftsabbrüchen
Bereits zum zweiten Mal nach 2015 hat Dr. Marc Bientzle, Facharzt für Chirurgie und lei-tender Arzt des Zentrums für Sport-medizin im Bühler Krankenhaus des Klinikums Mittelbaden, in diesem Jahr den Tennis-Weltmeistertitel bei den Sportweltspielen der Medizin und Gesundheit gewonnen. Mit sei-ner Goldmedaille trug er dazu bei, dass die deutschen Mediziner im diesjährigen Medaillenspiegel den ersten Platz erreichten.
Die auch als Medigames bekann-te Veranstaltung fand Ende Juni im Balkanland Montenegro statt. Insge-samt wetteiferten über 1.200 Hob-bysportler aus 45 Ländern in 25 Dis-ziplinen bei den siebentägigen Sport-weltspielen, die jährlich in einem anderen Land stattfinden.
Neben Wettkämpfen stehen auch Symposiumsvorträge und gemein-same gesellige Ereignisse auf dem Programm. Die Tradition der Spiele im
Geiste der Olympioniken begeistert seit über vier Dekaden jedes Jahr über tausend sportaffine Ärztinnen und Ärzte, Apotheker und Kollegen aus
den gesundheitlichen und pfle-genden Berufen, begleitet von Freun-den und Familien.
Aus dem deutschsprachigen Raum haben in den vergangenen Jahren jeweils ein Drittel Frauen aktiv teilgenommen. Besonders er-freulich, dass Dr. Bientzle auch ge-meinsam mit seiner Ehefrau Dr. Stefanie Bientzle, leitende Oberärztin für Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Karlsbad, auf dem Ten-niscourt erfolgreich war: Im Doppel holte das sympathische Team die Silbermedaille.
Austragungsort der Medigames vom 13. bis 20. Juni 2020 ist Vila Real de Santo Antonio an der portugie-sischen Atlantikküste.
Große Erfolge für baden-württembergische Hobbysportler-Ärzte in Montenegro
Sportweltspiele der Medizin und Gesundheit
Glückliche Medaillien-Gewinner: Dr. M. und Dr. S. Bientzle Weitere Informationen:
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Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizi-nische Onkologie (DGHO) hat ihre Studie zum onkologischen Ver-sorgungsbedarf in Deutschland aktu-alisiert. Demnach werden als Folge von demografischem Wandel und medizinischem Fortschritt die Anfor-derungen an die Krebsversorgung in Deutschland bis 2025 deutlich stei-gen. Nicht nur die Zahl der neu dia-gnostizierten Krebspatientinnen und -patienten nimmt voraussichtlich um rund 10 Prozent zu. Auch die Zahl der Menschen, die mit Krebs leben, wird in Deutschland stark ansteigen, ge-nauso wie die Zahl der Krebserkrank-ten mit chronischen Begleiterkran-kungen.
Im Gegensatz zu anderen Hoch-rechnungen nutzt die DGHO-Studie unterschiedliche Datenquellen wie Bevölkerungsregister und epidemio-logische Krebsregister und model-liert die voraussichtliche Entwicklung bei wichtigen Kenngrößen wie Krebs-neuerkrankungen und Prävalenzen bis auf Landkreisebene. Grundlage aller Hochrechnungen ist die demo-
grafische Alterung der deutschen Bevölkerung. So sei davon auszuge-hen, dass die Gesamtbevölkerung in Deutschland zwischen 2014 und 2025 um etwa 1,3 Millionen Men-schen anwachsen werde. Dies gesch-ehe aber nicht gleichmäßig über die Altersstufen verteilt. Vielmehr werde erwartet, dass die Zahl der Männer beziehungsweise Frauen, die 60 Jah-re und älter sind, um 21 beziehungs-weise 15 Prozent steigt. Bei den Männern beziehungsweise Frauen, die 80 Jahre und älter sind, beträgt der Zuwachs voraussichtlich sogar 51 beziehungsweise 26 Prozent. In abso-luten Zahlen ist das ein Zuwachs von 1,6 Millionen in 2025 gegenüber 2014. Parallel dazu kommt es bei den 10- bis 59-Jährigen beiderlei Ge-schlechts zu einer leichten Abnahme der Bevölkerungszahl im einstelligen Prozentbereich.
Mit Blick auf die häufigsten bös-artigen Tumorerkrankungen lassen sich auf Basis dieser Daten unter an-derem folgende Prognosen formulie-ren: Die Zahl der Krebsneuerkran-kungen wird zwischen 2014 und 2025 voraussichtlich um etwa 10 Prozent auf dann über 520.000 pro Jahr zunehmen. Den stärksten Zuwachs an Patientenzahlen zeigen Krebsentitäten, die im Alter häufig sind: Bei Männern der Prostatakrebs, bei Frauen der Brustkrebs. Die höchs-ten relativen Zuwachsraten werden für Männer beim Harnblasenkrebs, für Frauen beim Magen- und Bauch-speicheldrüsenkrebs erwartet. Die 10-Jahresprävalenz von Krebserkran-kungen nimmt zwischen 2014 und 2025 deutlich zu, und zwar um etwa 8 Prozent auf fast 3 Millionen Patientinnen und Patienten. Mit der demografischen Alterung steigt die Zahl der Patientinnen und Pati-enten, die neben Krebs an mindes-tens einer weiteren chronischen Er-krankung leiden. Das Gutachten analysiert die Zahlen von Krebs-patientinnen und -patienten, die zu-sätzlich an Diabetes mellitus, chro-nisch obstruktiver Lungenerkran-kung (COPD), koronarer Herzkrank-heit, Adipositas, Niereninsuffizienz oder an Demenz leiden.
Die Ergebnisse der Studie von DGHO und Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald sind nicht zuletzt vor dem Hintergrund zu sehen, dass Spezialis-tinnen und Spezialisten für die Versor-gung von Krebserkrankten weiterhin dünn gesät sind. Zwar ist die Anzahl von Ärztinnen und Ärzten mit der Qualifikation Innere Medizin mit Schwerpunkt Hämatologie und Onko-logie zwischen 2014 und 2018 von 2.213 auf 2.650 gestiegen, und auch die Zusatzweiterbildungen Medika-mentöse Tumortherapie sind um etwa 800 angestiegen. Gleichzeitig steht die deutsche Ärzteschaft aber vor ei-ner starken Ruhestandswelle, deren Auswirkungen auf die Zahl der Ärz-tinnen und Ärzte, die Krebserkrankte versorgen, und damit auf die Krebs-versorgung insgesamt, sich bisher noch schwer abschätzen lassen.
Um flächendeckend eine optima-le Krebsversorgung zu erreichen, seien insbesondere Konzepte nötig, die die ambulante Versorgung in ihrer gesamten Breite noch stärker als bis-her in die Krebsversorgung einbin-den. Insbesondere die zunehmende Krebsprävalenz sei eine enorme He-rausforderung für die ambulante Versorgung. Auch die Zunahme von Komorbiditäten führe zu zunehmend komplexeren Versorgungssituationen im ambulanten Bereich: Patientinnen und Patienten müssten immer indivi-dueller behandelt werden, hinsicht-lich des Auftretens von Zweitneoplas-ien überwacht und im fortgeschritte-nen Stadium auch palliativ optimal versorgt werden.
Bedarf an flächendeckenden Versorgungsmodellen
Weiter steigende Zahlen an Krebspatienten
Zum Download: „Deutschlandweite
Prognose der bevölkerungsbezogenen
Morbiditätserwartung für häufige Krebserkran-
kungen. Auswirkungen auf die Versorgung“
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Die Baden-Württembergische Bank (BW-Bank) veranstaltet gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungs-/Steuerberatungs- gesellschaft BANSBACH GmbH eine Informationsveranstaltung für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Titel: Steuerliche Optimierung und Mitarbeiterbindung – Instrumente zur Verbesserung Ihres Praxiserfolges!Referenten: Jan T. Bredereck, Steuerberater, Fachberater für das Gesundheitswesen (DStV e. V.)Christoph Scholz, Vorsorgespezialist der Sparkassenversicherung (SV bAV Consulting GmbH)Veranstaltungsinhalte: Informieren Sie sich, wie Sie durch steuerliche Optimierung und Mitarbeiterbindung das Potenzial Ihrer Arztpraxis besser nutzen können. Termin und Veranstaltungsort:22. Oktober 2019 um 19.00 Uhr – Einlass 18.30 UhrBW-Bank, Kleiner Schlossplatz 11, 70173 StuttgartInformation und Anmeldung:BW-Bank, Manuel Groß, Tel. (07 11) 1 24-4 75 88, E-Mail: [email protected] unter: www.bw-bank.de/infoveranstaltungheilberufeTeilnahmebedingungen:Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
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ÄBW 09 • 2019 477
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