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ENERCON TURNAROUND ERFOLGSFAKTOR TECHNOLOGIE- UND PRODUKTENTWICKLUNG _ E-147 EP5-PROTOTYP Erste E-147 EP5/4,3 MW wird am Standort Paltusmäki/ Finnland installiert _ BASIS FÜR NEUAUSRICHTUNG ENERCON setzt auf neue Anlagentypen/Interview mit Technikchef Jörg Scholle _ 132 E-160-ANLAGEN ENERCON errichtet in Chile bis 2024 einen der größten Windparks weltweit ENERCON MAGAZIN windblatt 2019 04

BASIS FÜR NEUAUSRICHTUNG E-147 EP5-PROTOTYP 132 E-160 … · _ 132 E-160-ANLAGEN ENERCON errichtet in Chile bis 2024 einen der größten Windparks weltweit ENERCON MAGAZIN windblatt

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ENERCON TURNAROUND

ERFOLGSFAKTORTECHNOLOGIE- UND PRODUKTENTWICKLUNG

_ E-147 EP5-PROTOTYP Erste E-147 EP5/4,3 MW wird am Standort Paltusmäki/Finnland installiert

_ BASIS FÜR NEUAUSRICHTUNG ENERCON setzt auf neue Anlagentypen/Interview mit Technikchef Jörg Scholle

_ 132 E-160-ANLAGEN ENERCON errichtet in Chile bis 2024 einen der größten Windparks weltweit

E N E R C O N M A G A Z I N

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Page 2: BASIS FÜR NEUAUSRICHTUNG E-147 EP5-PROTOTYP 132 E-160 … · _ 132 E-160-ANLAGEN ENERCON errichtet in Chile bis 2024 einen der größten Windparks weltweit ENERCON MAGAZIN windblatt

STANDARDS

03 _ EDITORIAL

04 _ VIEW

06 _ ENERCON NEWS

07_ TERMINE

21_ ADRESSEN

Herausgeber: ENERCON GmbH, Dreekamp 5, D-26605 Aurich, Tel. +49 (0) 49 41 927 0, Fax +49 (0) 49 41 927 109, www.enercon.deRedaktion: Felix Rehwald, Antje Cznottka Gestaltung: smz GmbH, Hamburg Druck: Druckerei Meyer GmbH, AurichCopyright: Alle im windblatt veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos und Tabellen) sind urheberrechtlich geschützt. Das Copyright liegt bei der ENERCON GmbH, sofern dies nicht anders gekennzeichnet ist. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internetseiten sowie Vervielfältigung auf Datenträgern sind nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch die ENERCON GmbH gestattet. Erscheinungsweise: Das windblatt erscheint vierteljährlich. Bezug: Tel. +49 (0) 49 41 927 667 oder unter www.enercon.de. Titelbild: Illustration E-160 EP5Datenschutzhinweis: Im Rahmen Ihres Abonnements erheben und verarbeiten wir Ihre personenbezogenen Daten in erforderlichem Umfang. Nähere Informationen hierzu finden Sie unter www.enercon.de/Datenschutz.

Impressum

POLITIK INTERNATIONAL20_ Positive Signale aus Brüssel

Die neue Spitze der Europäischen Union nimmt das klimapolitische Mandat zum Anlass, die Weichen für ein „klimaneutrales Europa“ zu stellen.

POLITIK NATIONAL22_ Quo vadis Klimapaket?

wb-Interview mit Dr. Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen, über den Kurs der Bundesregierung und das geplante Klimapaket.

INTERNATIONAL24_ Erster EP5-Windpark in Chile geplant ENERCON entwickelt für Großprojekt Horizonte

in der chilenischen Wüste einen speziellen Turm. 2024 soll der Windpark mit 607-MW-Leistung in Betrieb genommen werden.

26_ 13 x E-136 EP5 für Windpark Oostpolder Der Bürgerwindpark ist das erste größere EP5- Projekt in den Niederlanden. Initiiert wurde es von Landwirten und Landeigentümern aus der Region Eemshaven.

28_ Baubeginn für Windpark am Gotthard-Pass ENERCON errichtet für den Schweizer Kunden AET (Azienda Elettrica Ticinese) derzeit 5 x E-92 EP2.

THEMEN

TITEL10_ Niedrigste Stromgestehungskosten

als kompromissloses Ziel Das windblatt sprach mit ENERCONs neuem Technik-

chef Jörg Scholle über den technologischen Beitrag zum Turnaround-Programm, die Bedeutung der EP5- Plattform für die Neuausrichtung sowie die Integra-tion der Lagerwey-Entwicklung ins Unternehmen.

TECHNIK-LEXIKON15_ Climbing Crane LCC140 erklimmt neue Höhen Um den Anforderungen beim Aufbau der neuen

Anlagenplattformen EP3 und EP5 zu entsprechen, hat ENERCON den Lagerwey Climbing Crane weiterentwickelt.

TECHNOLOGIE16_ Erster E-147 EP5 Prototyp im Aufbau ENERCON installiert die E-147 EP5/4,3 MW am

Standort Paltusmäki in Finnland. Bei dem Projekt werden insgesamt fünf WEA des neuen Anlagentyps für den Kunden Energiequelle errichtet.

POLITIK NATIONAL18_ Klimakabinett bremst weiter Auf den Windkrisengipfel im Bundeswirtschafts-

ministerium Anfang September folgte zwar ein Arbeitsprogramm für Wind-Onshore – das Kabinett beschloss aber lediglich noch mehr Abstände für Windenergieprojekte.

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ID-Nr. 1985649

ENERCON stellt sich neu auf – Turnaround-Programm und mehr Transparenz

Liebe Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter, liebe Leser,

ENERCON hat über viele Jahre durch seine Innovationskraft und seine hohen Qualitätsansprüche die Windenergiebranche geprägt und gerade in Deutschland zu großem Erfolg verholfen. In jüngster Zeit sehen wir uns jedoch mit massiven Veränderungen der Rahmenbedingungen in unseren Zielmärkten und Geschäftsfeldern konfrontiert. Am deutlichsten zeigt sich dies in unserem Heimat-markt Deutschland, der nach falschen politischen Reformen in große Schwierigkeiten geraten ist. Auch das „Klimapaket“ der Bundesregierung trägt leider nicht zur Verbesserung bei. Dies hat Auswirkungen auf die gesamte Windenergiebranche und unser Unternehmen. So bewirkt insbesondere der Einbruch bei den Aufstellungszahlen erstmals erhebliche Verluste bei ENERCON.

ENERCON reagiert auf diese Situation mit einem umfangreichen Turnaround-Programm, um wieder an seinen profitablen Erfolgspfad anzuknüpfen. In einer Phase, die geprägt ist von großen Unsicherheiten und Risiken, wird damit die Lage des Unternehmens stabilisiert und gleichzeitig der bereits eingeleitete Prozess der Neuausrichtung auf internationale Märkte und neue Geschäftsfelder beschleunigt. Vor diesem Hintergrund wurde die Geschäftsleitung neu strukturiert. Die Erweiterung des Führungsteams um den Geschäftsleitungs-vorsitzenden Hans-Dieter Kettwig trägt dazu bei, dass ENERCON den dynamischeren Anforderungen im Zusammenhang mit der inter- nationalen Ausrichtung noch besser gerecht wird.

Eine Schlüsselfunktion übernimmt im Turnaround die Produkt- und Technologieentwicklung. Wir wollen unsere Technologieführer-schaft im Kerngeschäft WEA halten und müssen unser Produktportfolio auf eine internationalisierte Kundenbasis anpassen. Um den steigenden Markt- und Kundenanforderungen gerecht zu werden, peilen wir eine forcierte Technologieentwicklung voran mit dem Ziel, unsere Produkte kompromisslos auf die niedrigsten Stromgestehungskosten auszurichten. Das ist in den Märkten, in denen wir aktiv sein wollen, der entscheidende Faktor. Wir müssen dafür die Geschwindigkeit unserer Entwicklung noch einmal steigern, bei unseren neuen Anlagen die Produktionskosten weiter senken und die Qualität weiter verbessern.

Zur Fokussierung auf internationale Märkte haben wir bei der Neuausrichtung keine Alternative: Wenn wir in Deutschland kaum noch Anlagen aufbauen, müssen wir reagieren – zumal nicht absehbar ist, ob der deutsche Markt wieder zur alten Stärke zurückgelangt. Mit dieser Neuorientierung sind weitreichende Veränderungen in Vertrieb, Einkauf, Produktion, Projektmanagement und weiteren Unternehmensbereichen verbunden. Wir müssen uns in allen Bereichen internationaler aufstellen, um uns im globalen Wettbewerb behaupten zu können. Dabei wird auch die Kostenoptimierung eine wesentliche Rolle spielen.

Sehr schmerzhaft ist für uns die durch die Krise im Heimatmarkt notwendig gewordene Beendigung der Zusammenarbeit mit mehreren Produktionspartnern in Deutschland. Wir bedauern diese Entwicklung in höchstem Maße, doch es besteht auch hier keine Wahl. Wenn wir keine Projektaufträge haben, können wir keine Komponenten fertigen lassen. Letztlich sind die Weichenstellungen einer frag-würdigen Energie- und Klimapolitik dafür verantwortlich, dass über Jahre aufgebautes Know-how und sicher geglaubte Arbeitsplätze verloren gehen und darüber hinaus die Energiewende- und Klimaschutzziele unseres Landes in Gefahr geraten.

Für ENERCON von unschätzbarem Vorteil ist in dieser Situation seine Unabhängigkeit. ENERCON ist im Besitz der Aloys Wobben Stiftung, die eine langfristig orientierte Ausrichtung des Unternehmens vorgibt. Die Stiftung gibt uns Rückendeckung und unterstützt die Neuausrichtung in vollem Umfang. Unabhängig ist ENERCON auch in finanzieller Hinsicht. Wir haben in guten Jahren Rücklagen gebildet und eine gute Eigenkapitalquote erarbeitet, die uns jetzt in der Krise Stabilität und Sicherheit bieten. Somit haben wir den Spielraum, um die erforderliche Neuausrichtung des Unternehmens aus eigener Kraft zu stemmen. Dies wird uns mit dem Turnaround gelingen. Vertrauen in die Leistungsbereitschaft aus den Erfahrungen heraus sollten nun auch die Banken an den Tag legen, mit denen wir unsere Neuausrichtung angehen wollen.

Wir sprechen diese Dinge offen an. Unsere Mitarbeiter, unsere Kunden, Banken und Geschäftspartner sollen wissen und verstehen, warum der Turnaround notwendig ist und was wir für seine erfolgreiche Umsetzung unternehmen. Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen, ist ein fester und gelebter Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Allerdings hat das die Öffentlichkeit nicht immer so wahrgenommen – insbesondere nicht während der ersten Phase unserer Neuausrichtung im vergangenen Jahr, als wir bereits marktbedingt das Auftragsvolumen unserer Produktionspartner deutlich reduzieren mussten. Dies lag vor allem an einer unglücklichen Kommunikation. Die damals kurz, aber sehr heftig aufflammende Kritik in den Medien hat uns gezeigt, dass wir unsere Entscheidungen öffentlich besser erklären müssen. Das wollen wir künftig mit einer neuen, transparenteren Informationskultur beherzigen.

Im übertragenen Sinne steht auch das neue wb-Layout für unsere Neuausrichtung: Wir haben unserem Magazin mit der aktuellen Ausgabe ein fokussierteres und zeitgemäßeres Erscheinungsbild gegeben, das u. E. gut zum sich wandelnden Unternehmen passt. Wir hoffen, dass es auch Ihnen gefällt. Der Turnaround stellt unser Unternehmen vor viele Herausforderungen – aber er bietet uns auch die Chance, Dinge künftig anders und besser zu machen. Daran arbeiten wir auf allen Ebenen mit vereinten Kräften und der festen Überzeugung, dass ENERCON nach der Neuausrichtung besser dastehen und wieder zu alter Stärke zurückkehren wird!

Ihre ENERCON Geschäftsleitung Hans-Dieter Kettwig, Jost Backhaus, Jörg Scholle, Dr. Thomas Cobet und Momme Janssen

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INHALT_ _EDITORIAL

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ENERCON RÜSTET SICH FÜR LOGISTISCHE HERAUS- FORDERUNGEN WELTWEIT

Internationale Absatzmärkte rücken für ENERCON immer stärker in den Fokus. Für die ENERCON Logistik ergeben sich hieraus besondere Herausforderungen. So muss sich das Equipment den Transport- anforderungen des neuen Designs der EP3- und EP5-Plattformen anpassen. Spezial-Trailer, die die neuen bis zu 66,8 Meter langen EP3-Rotorblätter in einem Stück auch durch unwegsames Gelände manövrieren können, sind nur ein Aspekt der optimierten Logistikprozesse ENERCONs.

Doch nicht nur das neue Design fordert Flexibilität und Kreativität. Lokale Vorgaben und Rahmenbedin-gungen in den Bestimmungsländern sorgen ebenfalls für stetige Anpassung der ENERCON Logistikketten. Immer öfter hat die Logistik eine Schlüsselfunktion bei der spezifischen Umsetzung der von Absatzmarkt zu Absatzmarkt unterschiedlichen Local-content-Vorschriften inne. Daher entsendet ENERCON Lokal- koordinatoren, die den Markt, lokale Dienstleister und Vorgaben kennen. Sie sind als Ansprechpartner für den Kunden vor Ort präsent und koordinieren den reibungslosen Ablauf aller Logistikprozesse im Windpark. ENERCON hat sich damit optimal auf die Erfordernisse und Ansprüche der internationalen Märkte eingestellt und bietet Kunden weltweit ein ganzheitliches, individuelles Logistikkonzept an.

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Lichtenau_ Mit einem Tag der offenen Tür wurde Anfang Sep-tember der Neubau von ENERCONs Kundenschulungszentrum in Lichtenau (Nordrhein-Westfalen) eröffnet. Die Trainingsein-richtung ist die zentrale Anlaufstelle für Schulungen von Kunden

Neues ENERCON Kundenschulungs- zentrum eröffnet

Tag der offenen Tür beim neuen ENERCON Kundenschulungszentrum.

Fehndorf-Lindloh_ 16 Windenergiean-lagen des Typs E-138 EP3 E2 errichtet ENERCON für das zukunftsweisende Forschungs- und Entwicklungsprojekt „cec – clean energy conversion“ im Bürgerwindpark Fehndorf-Lindloh in der Nähe der Stadt Haren. Der Spa-tenstich zum Aufbau der Windenergie-anlagen wurde Ende Oktober von den Projektpartnern ENERCON, innogy und dem Bürgerwindpark begleitet.

Durch die Kombination von Batterie-speicher, Elektrolyseur und einem übergeordneten Energiemanagement-system kann dank des Projektes nicht nur der Selbstversorgungsgrad der Stadt Haren auf bis zu 75 Prozent gesteigert werden, auch die Belastung

der Netze durch den intelligenten Ein-satz von ENERCON Technik kann redu-ziert werden. Dazu soll die Windenergie zu Spitzenzeiten in einer Großbatterie oder im örtlichen Gasnetz gespeichert und der regenerative Strom über eine Power-to-Gas-Anlage in Wasserstoff umgewandelt werden. Das Grundkon-zept des Projekts wurde von ENERCON sowie dem Projektierer und Mehrheits-gesellschafter des Windparks Agrowea gemeinsam entwickelt. Im Auftrag des Bürgerwindparks bauen das Essener Energieunternehmen innogy und ihr Verteilnetzbetreiber Westnetz das Speicherfeld sowie die Netzinfrastruk-tur. Der Bau des Speicherfeldes und der Netzinfrastruktur hat im Herbst begonnen.

ENERCON unterstützt Projekt zur Verstetigung der Windenergie

Aurich_ ENERCON hat seine Unterneh-mensleitung erweitert. Auf Ebene der Dach-gesellschaft UEE Holding wird Geschäfts- führer Hans-Dieter Kettwig jetzt von vier weiteren Mitgliedern der Geschäftsleitung unterstützt. Bei ihnen handelt es sich allesamt um ausgewiesene Experten, die über langjährige Management-Erfahrung in der Energiebranche verfügen – sowohl bei ENERCON selbst als auch bei anderen füh- renden technologischen Industrieunter- nehmen. Hans-Dieter Kettwig übernimmt die Funktion des Vorsitzenden der Geschäfts- leitung.

Die Neuaufstellung der Geschäftsleitung erfolgt, um so gerüstet den gegenwärtigen und künftigen hoch dynamischen Anforde-rungen im Zusammenhang mit der verstärk-ten internationalen Ausrichtung ENERCONs noch besser gerecht zu werden. Dieser bereits vor Monaten eingeleitete Prozess der Neuausrichtung der Geschäftstätigkeit sowie der damit einhergehenden Verände-rungen im Unternehmen wird dadurch un-terstützt und beschleunigt. Durch die neue Führungsstruktur kann ENERCON bei der Erschließung neuer Märkte und Geschäfts-felder noch schneller und schlagkräftiger agieren.

Neben dem langjährigen ENERCON Ge-schäftsführer Hans-Dieter Kettwig als Vorsitz- enden bilden Jost Backhaus, Jörg Scholle, Dr. Thomas Cobet und Momme Janssen die neue Führungsmannschaft. Jost Backhaus, seit vielen Jahren bei ENERCON in ver-antwortungsvollen Positionen zuletzt als

ENERCON mit erweiterter Geschäftsleitung

Produktionsleiter tätig, verantwortet die ope-rativen Einheiten. Jörg Scholle verantwortet den Bereich Produkt- und Technologie- entwicklung. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Windbranche und über hervorragende technologische Expertise. Zuletzt war er als Berater für ENERCONs Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft WRD sowie als Leiter für die neue EP5-Plattform tätig. Auch Dr. Thomas Cobet bringt langjährige Managementerfahrung in der Windindustrie mit. Er verantwortet bei ENERCON das Finanzwesen. Momme Janssen war bislang Personalleiter bei ENERCON und bündelt in der neuen Führungsstruktur neben dem Personalbereich weitere für die Neuausrichtung des Unternehmens relevante Bereiche. Last but not least wird innerhalb der Leitungsebene eine Position geschaffen, die alle Aktivitäten der Neu-ausrichtung integriert und aus einer Hand zusammenführt und vorantreibt.

Bei der Neuaufstellung hat ENERCON die volle Unterstützung der Aloys Wobben Stiftung. Sie ist die alleinige Gesellschafterin von ENERCON und sämtlicher zur ENERCON Gruppe gehörenden Unternehmen. „Wir sind davon überzeugt, dass ENERCON mit diesem Führungsteam die Herausforde-rungen bei der Neuausrichtung auf interna-tionale Märkte sowie bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder bewältigen wird. Dies sind verantwortungsvolle Aufgaben in einem hoch dynamischen Umfeld, für die jede Unterstützung benötigt wird“, sagt Heiko Janssen, Vorsitzender des Stiftungs-vorstands der Aloys Wobben Stiftung.

Neues Führungsteam (v.o.): Hans-Dieter Kettwig, Jost Backhaus, Jörg Scholle, Dr. Thomas Cobet und Momme Janssen

WIND EXPO (Tokio/Japan)26. – 28. Februar 2020 windexpo.jp/en

Mexico WindPower Exhibition & Congress(Mexico City/Mexiko)04. – 05. März 2020mexicowindpower.com.mx

Vaasa EnergyWeek 2020(Vaasa/Finnland)17. März 2020energyweek.fi

AWES (Wien/Österreich)17. – 18. März 2020bit.ly/2rQMXZf

ICCI (Istanbul/Türkei)15. – 17. April 2020 icci.com.tr/en

Hannover Messe(Hannover/Deutschland)20. – 24. April 2020hannovermesse.de

in der Bedienung einer ENERCON Windenergieanlage und ihrer Technologie, Sicherheit sowie Wartung und Service-Maßnahmen. „Das neue Kundenschulungszentrum ist ein weiterer wichtiger Baustein unseres globalen Trainingskonzepts“, sagte Volker Kendziorra, Geschäftsführer der ENERCON Service Deutschland GmbH. „Neben standardisierten Schulungsleistungen aus unse-rem Katalog bieten wir in Lichtenau jedem Kunden die Möglich-keit, sein Training individuell zusammenzustellen, um Arbeiten an ENERCON Windenergieanlagen sicher und optimal ausführen zu können.“

Der Neubau im Gewerbegebiet beinhaltet Schulungsräume, Büros, eine Kantine und einen öffentlichen Shop. Hauptbestandteil des Training Centers ist eine Schulungshalle, in der die praktischen Schulungseinheiten stattfinden. Als Trainingsstationen im Außen-bereich gibt es einen Brandschutzcontainer für Brandschutzübungen sowie das Original-Maschinenhaus einer Windenergieanlage vom Typ ENERCON E-126 EP3. ENERCON plant, 20 Kunden pro Woche an 4 Tagen in 20 Wochen im Jahr zu schulen.

Beim Tag der offenen Tür konnten Interessierte das Schulungszentrum inklusive aller Schulungsstationen besichtigen, sich an Infoständen über ENERCON und die Onshore-Windenergie informieren und bei Rettungsübungen zuschauen. Kinder hatten die Möglichkeit, an einer Mitmachstation ihre eigene Papier-Windenergieanlage zu basteln.

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_TERMINEENERCON NEWS_

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Aurich_ Die Vorserienversion des ENERCON E-Charger 600 hat einen weiteren Ladetest bestanden. Leitende Entwickler und Geschäftsführer der Daimler AG haben die Ladelösung mit einem Prototyp des Mercedes-Benz eSprinter getestet. In nur 25 bis 30 Minuten kann das frontgetriebene Fahrzeug mit der innovativen Ultraschnelladetechnik des ENERCON E-Charger 600 für eine Reichweite bis zu 150 Kilometer geladen werden. Ohne Schnelllade-technik dauert ein Ladezyklus sechs bis acht Stunden.

ENERCON war mit dafür verantwortlich, dass der eSprinter als Schnellladevariante konzipiert wurde. Bereits vor zwei Jahren hatte ENERCON seine Ansprüche an einen elektrischen Transporter kommuniziert. Ein reger Austausch war entstanden und ENERCONs

Husum_ Ein sehr großes Interesse an den neuen Produkten und Technologien von ENERCON und eine starke Bereitschaft der Kunden zum weiteren Engagement für die Energiewende trotz der gegenwärtigen Krisenstimmung im deutschen Markt – dieses Fazit zieht ENERCON von der diesjährigen Fachmesse HUSUM Wind. Vom 10. bis 13. September war die kleine Hafenstadt in Schleswig- Holstein Dreh- und Angelpunkt der Windenergiebranche. Nach Angaben der Messeorganisatoren informierten sich rund 18.000 Fachbesucher über die Neuheiten der insgesamt 600 Aus-steller aus dem In- und Ausland.

ENERCON präsentierte an seinem Messestand die neuen Anlagen-typen der EP5-Plattform und stellte sein neues Dienstleistungs- und Service-Konzept „EEK20+“ vor, das sich speziell an Betreiber von Bestandsanlagen nach dem Ende der Förderung richtet. Hin-gucker am Haupteingang der Messe war zudem ein originales Maschinenhaus der E-138 EP3.

Der Messestand war während der Woche durchweg gut besucht, zahlreiche Kunden aus dem In- und Ausland informierten sich über ENERCONs neue WEA-Produkte. Auch nach Systemlösungen und Technologien zur Sektorenkopplung wurde häufig gefragt. Eine von QUADRA Energy, After Sales und Service organisierte Kunden- veranstaltung zum Thema „EEK20+“ war vollständig ausgebucht. Viel Anklang fand außerdem ein „Get-together“ mit Kunden und Geschäfts- partnern am ENERCON Stand am Donnerstagabend. Besonders erfreulich: Der Vertrieb konnte während der Messewoche einige Verträge über neue Projekte im In- und Ausland zeichnen.

„Wir sind mit der Kundenresonanz zufrieden“, sagt ENERCON Vertriebsleiter Stefan Lütkemeyer. „Das Interesse ist definitiv da, das macht uns Mut. Leider stellen uns die Rahmenbedingungen im-mer noch vor große Herausforderungen, insbesondere in unserem Heimatmarkt Deutschland. Daran kann jedoch nur die Politik etwas ändern.“ Für Verärgerung und Unverständnis bei Ausstellern und

Branchenvertretern sorgte daher das offenkundige Desinteresse der Bundesregierung: Während die schleswig-holsteinische Landes- regierung mit dem gesamten Kabinett auf der Messe vertreten war und ein klares Bekenntnis zur Windenergie abgab, glänzte die Bun-desregierung durch Abwesenheit.

„Wir finden es sehr schade, dass sich kein Regierungsvertreter aus Berlin in Husum blicken lassen hat – immerhin stand die Messe unter der Schirmherrschaft von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der außerdem wegen der desolaten Lage des deutschen Onshore-Marktes noch in der Woche vor der Messe zum Krisengipfel eingeladen hatte“, bedauert Philipp Vohrer, Ressortleiter Politik, Marketing und Kommunikation. „In Husum hätte sich Herr Altmaier persönlich davon überzeugen können, was die Onshore-Windenergie zur Umsetzung der Energiewende und der Klimaschutzziele beitragen kann.“ Für ENERCON dennoch kein Grund, sich weniger intensiv für die Energiewende hierzulande zu engagieren, wie Hans-Dieter Kettwig, Vorsitzender der ENERCON Geschäfts- leitung, klarstellt: „Wir lassen nicht nach!“

Windmesse in Husum trotzt Krisenstimmung

eSprinter testet erfolgreich ENERCONs E-Charger

Aurich_ Der Ökoenergieanbieter Greenpeace Energy und der zu ENERCON gehörende Direktvermarkter QUADRA Energy haben ei-nen „Green PPA“-Rahmenvertrag zur Abnahme von hochwertigem Windstrom aus Windenergieanlagen geschlossen, die ab dem Jahr 2021 keine Förderung aus dem EEG mehr erhalten. Im Rahmen dieser Kooperation bündelt QUADRA Energy ENERCON Bestandsanlagen mit einer Erzeugungsleistung von zunächst 50 Megawatt (MW) und liefert jährlich rund 60 Gigawattstunden hochwertigen Windstrom an Greenpeace Energy. Diese Menge entspricht etwa 13 Prozent des insgesamt von Greenpeace Energy beschafften Stroms. Das jetzt abgeschlossene „Green PPA“ ist bei der Kooperation der beiden Unternehmen nur ein erster Schritt. „QUADRA Energy soll in Zukunft zu einem wichtigen strategischen Partner für Greenpeace Energy werden“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy.

„Die Kooperation beider Unternehmen ermöglicht Betreibern von Bestandsanlagen einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb“, sagt Dr. Holger

ENERCON und Greenpeace Energy schließen „Green PPA“

Clever, Geschäftsführer QUADRA Energy. Greenpeace Energy profitiert durch das „Green PPA“ von der zuverlässigen ENERCON Anlagentechnik und einem speziell auf die neue Vermarktungs- situation abgestimmten Servicekonzept. QUADRA Energy kann so die notwendige Planungssicherheit garantieren und löst alle weiteren energielogistischen Fragestellungen.

Betreiber von Bestandsanlagen können dem QUADRA 20+ Pool bei-treten. QUADRA Energy und ENERCON haben dazu ein speziell auf die Situation nach dem EEG abgestimmtes Konzept aus Service und Vermarktung für Betreiber entwickelt – das Green Power Purchase and Service Agreement (kurz „Green PPSA“). QUADRA Energy kann so die neuen Herausforderungen im Weiterbetrieb für Betreiber lösen und die notwendige Erlössicherheit bieten. Als erster Windpark wurde der Bestandspark Dorna in Sachsen-Anhalt von QUADRA Energy in den Pool aufgenommen. Durch die Kooperation können die dreizehn Wind-energieanlagen, die ab Januar 2021 keine EEG-Förderung mehr erhal-ten, bis zu ihrem geplanten Repowering weiter wirtschaftlich arbeiten.

Anmerkungen waren unmittelbar in die Planung des eSprinter eingeflossen. „Kooperationen wie mit Daimler sind wertvoll für ENERCON. So können wir den Fokus weiter auf unser Kernprodukt richten und gleichzeitig unser Innovationspotenzial in Bereichen abseits der Windenergieanlage mit Partnern voranbringen“, sagte Hans-Dieter Kettwig, Vorsitzender der ENERCON Geschäftsleitung.

ENERCON wird eines der ersten Industrieunternehmen sein, dem ein Vorserienmodell des Mercedes-Benz eSprinter zu Test-zwecken zur Verfügung gestellt wird. „Wir brauchen eVans, die schnell laden und so auch für längere Strecken schnell wieder einsatzbereit sind“, erklärt Michaela Metzl-Schoon, Leiterin Investition und Beschaffung. ENERCONs Fuhrpark ist durch die eigene Ladestruktur und die Produktion von sauberem Strom prädestiniert für eFahrzeuge.

ENERCON Auftritt auf der HUSUM Wind 2019.

eSprinter lädt an ENERCONs E-Charger 600.

Windpark mit E-66 Anlagentechnologie (Symbolbild).

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ENERCON NEWS_

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Niedrigste Strom- gestehungskosten als kompromissloses Ziel

Die Produkt- und Technologieentwicklung hat bei ENERCONs Neuausrichtung eine Schlüsselfunktion. Es ist klare Vorgabe der Geschäftsleitung, die Tech- nologieführerschaft ENERCONs im Kerngeschäft WEA zu halten und das Produktportfolio auf eine internationalisierte Kundenbasis sowie die sich rapide verändernden Marktanforderungen anzupassen. Das windblatt sprach mit ENERCONs neuem Technikchef Jörg Scholle über den technologischen Beitrag zum Turnaround-Programm, die Bedeutung der EP5- Plattform für die Neuausrichtung sowie die Integration der Lagerwey-Entwicklung ins Unternehmen.

Höchst effektiver, luftgekühlter Generator

Optimierte Wechselrichter-

Technologie

Effizienter, modularer Stahlturm

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TITEL_

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_wb: Herr Scholle, wie ist Ihr Start bei ENERCON verlaufen? Haben Sie sich inzwi-schen eingelebt?Jörg Scholle: Das habe ich definitiv. Ich bin ja schon seit Anfang 2019 zur Unterstüt-zung verschiedener Forschungs- und Ent-wicklungsthemen im Unternehmen tätig, konnte in dieser Zeit viele Kolleginnen und Kollegen kennenlernen und mich mit den aktuellen Themen vertraut machen und

mich einarbeiten. Die Kolleginnen und Kollegen haben es mir sehr leicht gemacht, bei ENERCON anzukommen – auch in meiner neuen Funktion als verantwort- liches Mitglied der Geschäftsleitung für Produkt- und Technologieentwicklung, die ich Anfang September übernommen habe. Ich habe hier ein ganz tolles, engagiertes Team vorgefunden, mit dem mir die Zusammenarbeit sehr viel Spaß macht!

_wb: Sie sind ja schon weit in der Branche rumgekommen – wo sehen Sie ENERCON zurzeit aus technologischer Sicht?Jörg Scholle: ENERCON gehört technolo-gisch betrachtet nach wie vor zu den füh-renden Unternehmen der Onshore-Branche und genießt einen sehr guten Ruf. Im direk-ten Produktvergleich mit dem Wettbewerb muss man aber feststellen, dass wir zuletzt etwas ins Hintertreffen geraten sind – aus verschiedenen Gründen, die in Summe zu diesem Rückstand geführt haben. In einigen Märkten hatte diese unbefriedigende Situ-ation zur Folge, dass wir unseren Kunden bedauerlicherweise keine passenden Pro-dukte anbieten konnten und diese sich für Wettbewerbsmaschinen entschieden. Das soll in Zukunft nicht mehr passieren. Ganz wichtig ist für mich, dass wir hier inzwischen energisch gegensteuern.

_wb: Inwiefern? Wie reagiert ENERCON auf die Situation?Jörg Scholle: ENERCON hat ein umfassen-des Turnaround-Programm gestartet, um das Unternehmen neu auszurichten und

wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Die Produkt- und Technologieentwicklung hat dabei eine Schlüsselfunktion: Wir wollen unsere Technologieführerschaft im Kernge-schäft WEA halten und passen unser Produkt- portfolio gleichzeitig auf eine internatio-nalisierte Kundenbasis an, die an unsere Produkte andere Anforderungen stellt. Un-sere ganz klare Zielsetzung ist eine forcierte Technologieentwicklung, bei der wir unsere Produkte kompromisslos auf die niedrigsten Stromgestehungskosten ausrichten. Das ist nach unserer Einschätzung in allen Märk-ten, in denen wir aktiv und erfolgreich sein wollen, der marktentscheidende Faktor.

_wb: Was muss sich dafür bei ENERCON, insbesondere in der Forschung und Ent-wicklung, ändern?Jörg Scholle: Geschwindigkeit ist ganz wichtig. Wir müssen unsere Schlagzahl bei der Neuentwicklung unserer Windenergie-anlagen noch einmal erhöhen durch eine Verbesserung der Effizienz und Nutzung aller Designhebel. Dabei sind Fehler keine Option. Es ist das Ziel, den Ertrag unserer WEA zu

steigern und die Kosten weiter zu reduzieren – hier geht es im Wesentlichen um die Material- kosten bei der Produktion sowie um die Auf- wendungen für Betrieb und Wartung der Anlagen während der Betriebsphase. Der Aspekt Senkung der Stromgestehungs- kosten – cost of energy (COE) – betrifft im Turnaround alle Unternehmensbereiche und wird von der Entwicklung vorangetrieben.

_wb: Was haben Sie denn schon konkret erreicht und wie sehen die nächsten Schritte aus?Jörg Scholle: Wir haben mit der Entwicklung der EP3- und EP5-Plattform die richtige

Basis geschaffen, um entwicklungsseitig die nächsten Schritte unserer Neuausrichtung anzugehen. Die Richtung stimmt, wir schlie-ßen wieder zum Wettbewerb auf, wie uns die vielen positiven Rückmeldungen von Kunden in unterschiedlichen Märkten zeigen. Unsere Prototypen sind wichtige Meilensteine und der industrielle Ramp-up, um dann die Kundenprojekte zu beliefern. Aktuell befin-det sich der erste E-147 EP5-Prototyp mit 4,3 MW Nennleistung im Aufbau. Hier wird im Anschluss die Vermessung gestartet. Im ersten Quartal 2020 folgt als zweiter Proto-typ die erste E-160 EP5/4,6 MW im Testfeld Wieringermeer/Niederlande. Ein zweiter

„Wir haben mit der Entwicklung der EP3- und EP5-Plattform die richtige Basis geschaffen,

um entwicklungsseitig die nächsten Schritte unserer Neuausrichtung anzugehen.“

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Der LCC140 wurde für den Aufbau der neuen ENERCON An-lagentypen maßgeschneidert. ENERCON hat gemeinsam mit Lagerwey ein neues Haltekonzept entwickelt, bei dem der

Climbing Crane den Modular Steel Tower (MST) umfasst und bis zu einer Nabenhöhe von 180 Meter klettern kann. Dieses neue Halte-konzept sorgt nicht nur für eine Kostenreduktion, sondern lässt den Kran nun auch Gewichte von bis zu 140 Tonnen heben. So erreicht der LCC140 die für die neuen Anlagentypen erforderlichen Nabenhöhen, bei denen konventionelle Kräne an ihre Grenzen stoßen, und kann auch alle Bauteile der EP3- und EP5-Anlagen, inklusive Generator, problemlos heben. Dank einer speziellen Hebevorrichtung für die Einzelblattmontage sind auch die größeren Rotordurchmesser der neuen Anlagentypen kein Problem für den Climbing Crane.

Um bis zu 140 Tonnen sicher heben zu können, verankert sich der Kran nicht nur auf einer Seite des Turmes. Der LCC140 heftet sich jeweils an sechs speziellen Haltepunkten an den MST. „Vier Arme umfassen und verankern sich an Befestigungspunkten seitlich des MST, zusätzlich verbindet sich der LCC140 mit zwei Schlitten frontal am Turm“, erklärt Rob de Groot, Produktmanager des LCC140 bei Lagerwey. Die Schlit-

ten fungieren daneben als Hebevorrichtung für den LCC140. Während einer der Schlitten zur nächsten Abstützung aufsteigt und sich wieder mit ihr verbindet, sichert der zweite Schlitten den Kran am Turm. Ist der LCC140 auf gewünschter Höhe angekommen, verbinden sich auch die Arme wieder mit den seitlichen Befestigungspunkten am MST.

Neben der größeren Reichweite und Hubkraft bringt der LCC140 alle Vorteile seines Vorgängermodells gegenüber konventionellen Krä-nen mit. Der Aufbau kann auch bei höheren Windgeschwindigkeiten fortgesetzt werden. Für den Transport werden elf anstatt einhundert bis 120 Lastwagen benötigt. Daneben ist auch eine deutlich kleinere Kranstellfläche beim Einsatz des LCC140 notwendig. So werden nicht nur weitere Kosteneinsparungen generiert, sondern auch Eingriffe in die Natur minimiert oder mehr Nutzfläche für Industrie, Forst-wirtschaft oder Landwirtschaft bereitgestellt. Abhängig von der Höhe des MST und lokaler Preisunterschiede sind Kosteneinsparungen für den Einsatz eines Krans beim Aufbau der Windenergieanlagen von insgesamt 10 bis 30 Prozent möglich. Der erste Prototyp des LCC140 wird derzeit in Barneveld in den Niederlanden gebaut. Im ersten Quartal 2020 sollen die ersten Tests stattfinden.

Climbing Crane LCC140 erklimmt neue Höhen

Um den Anforderungen beim Aufbau der neuen Anlagenplattformen EP3 und EP5 zu entsprechen, hat ENERCON den Lagerwey Climbing Crane weiterentwickelt. Nabenhöhen von bis zu 180 Metern und Gewichte bis 140 Tonnen stellen den LCC140 nicht vor Herausforderungen.

ZUR PERSON

Jörg Scholle, geboren 1967 in Melle, verantwortet seit An-fang September innerhalb der neu aufgestellten ENERCON Geschäftsleitung die Produkt- und Technologieentwick-lung. Der Diplom-Ingenieur verfügt über mehr als 20 Jahre internationale Management-Erfahrung und eine breite technologische Expertise.

Er ist seit vielen Jahren in der Windbranche tätig, unter an-derem war er CTO bei Nordex. Schwerpunkte seiner bis-herigen Arbeit waren u. a. die Markteinführung neuer Pro-dukte unter Kosten- und Time-to-Market-Gesichtspunkten in internationale Märkte, die Etablierung von Vorentwicklung und Innovationsmanagement mit einer übergreifenden Technologie-Roadmap sowie Aufbau und Führung von multinationalen Teams in Europa, Asien und den USA.

Anfang 2019 stieß Jörg Scholle zu ENERCON, wo er zu-nächst als Berater für ENERCONs Forschungs- und Ent-wicklungsgesellschaft WRD tätig war. Zuletzt leitete er bei WRD das Steeringboard für die neue EP5-Plattform und kümmerte sich unter anderem um die Zusammenführung von WRD und Lagerwey.

Prototyp wird auf dem Testfeld in Grevenbroich/Nordrhein-Westfalen ent- stehen. Dieser ist gleichzeitig der erste Anlagentyp mit MST-Turm und 166 Meter Nabenhöhe. Später sind zusätzliche EP5-Anlagen mit weiteren Turm- und Nabenhö-henvarianten sowie mit weiteren Leistungs-stufen vorgesehen.

Die Schritte, die sich daran anschließen wer-den, betreffen getriebelose PM-Generator- konzepte mit Nennleistungen oberhalb von 6 MW. Und auch dabei gilt für uns die Turn-around-Maßgabe, bei allen Entwicklungen konsequent die Kostenoptimierung zu berück- sichtigen. Das heißt konkret: Wir beschäf-tigen uns mit der Entwicklung einer WEA in der 5-6-MW-Leistungsklasse, bei der die Transportherausforderungen gemeis- tert werden müssen und die einen weiteren Beitrag zur Senkung der Stromgestehungs-kosten liefert.

Dieser Plan zeigt, dass wir trotz der enormen Anstrengungen, die uns das Turnaround-

Programm momentan abverlangt, die Kon-tinuität in unserer Entwicklungs-Roadmap wahren. Wir erhöhen weiter das Tempo, ver-fallen aber nicht in Hektik, sondern arbeiten unsere To-do-Liste kontinuierlich Projekt für Projekt ab.

_wb: Und wie sind Sie mit der Leistung Ihrer Mannschaft zufrieden? Mit den Lagerwey-Kollegen haben Sie ja Verstär-kung erhalten …Jörg Scholle: Die Leistung aller unserer F&E-Mitarbeiter verdient höchste Anerken-nung – insbesondere, wenn man bedenkt, in welch kurzer Zeit und unter welch hohem Druck sie die neuen Produkte entwickelt haben, über die wir gerade sprechen. Dies schließt die Lagerwey-Kollegen uneinge-schränkt mit ein. Für sie war es nach der Übernahme durch ENERCON sicherlich nicht ganz einfach, mit der neuen Situation umzugehen. Aber ich finde, es wächst mehr und mehr zusammen, die Stimmung in der Mannschaft ist gut. Im Alltag unterschei-den wir eigentlich gar nicht mehr groß, da

wir längst in integrierten Teams an gemein-samen Entwicklungsprojekten arbeiten – siehe die EP5, die auf einer Lagerwey- Entwicklung basiert. Auch daran zeigt sich die vorhin erwähnte Kontinuität: ENERCON- und Lagerwey-Entwickler arbeiten gemein-sam an Direct-Drive-Konzepten der Zukunft.

_wb: Dazu zum Schluss noch eine persön-liche Frage: Vermissen Sie eigentlich die Getriebe in den Anlagen?Jörg Scholle: (lacht) Nein, überhaupt nicht! Erstens geht es auch in der Direct Drive-Anlage nicht ganz ohne Getriebe: Im Azimut und Pitch setzen wir auch auf diese Technologien. Dem elektrischen Triebstrang kann ich einiges Interessantes auf der technologischen Seite abgewin-nen – weniger bewegte Teile, Modulari-tät… – und ich glaube, dass wir das Kon-zept durch unsere breite Aufstellung und Erfahrung, die ENERCON, Lagerwey und weitere Experten einschließt, zu einem Highlight entwickeln, das unsere Erwar-tungen mehr als erfüllt.

Haltearme

Haltearme

Schlitten

Schlitten

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_TECHNIK-LEXIKONTITEL_

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Am Standort Paltusmäki läuft gerade der nächste Abschnitt von ENERCONs EP5-Programm: In dem Windpark in der Region Österbotten in Westfinnland installiert ENERCON

den ersten Prototyp der E-147 EP5/4,3 MW. Bei dieser Maschine handelt es sich um den zweiten Prototyp des gesamten EP5-Programms. Die erste EP5, eine E-136 EP5, wurde vor Monaten in Eemshaven/Niederlande errichtet. Weitere Prototypen für die E-147 EP5 sowie die E-160 EP5 werden in den nächsten Monaten für verschiedene Mess- und Validierungszwecke folgen (s. auch In-terview S. 10 ff.). Die neuen Anlagentypen der EP5-Plattform stehen bei ENERCON besonders im Fokus, da ein Großteil der bestehenden und zukünftigen Projektplanungen auf EP5-Maschinen basiert und die EP5 auch im Turnaround-Programm von ENERCON eine maß-gebliche Rolle spielt.

Der Prototyp in Paltusmäki gehört zu einem Windpark mit fünf WEA, der für den Kunden Energiequelle errichtet wird. Die fünf E-147 EP5/4,3 MW entstehen auf MST-Türmen mit 132 Meter Nabenhöhe. „Wir nutzen dieses erste E-147-Projekt, um die Logistik-, Installations- und Inbetriebnahmeprozesse für alle weiteren EP5-Serienprojekte zu schärfen und zu optimieren“, erläutert Sascha Exner, Projektleiter E-147 EP5 bei ENERCONs Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft WRD. Die Ingenieure von WRD arbeiten dabei mit ihren Kollegen von Lagerwey, auf deren Entwicklung die E-147 EP5 basiert, sowie mit dem Aufbauteam der ENERCON PLM GmbH vor Ort Hand in Hand. „Es ist das erste gemeinsame Projekt nach dem Zusammen- schluss zwischen ENERCON und Lagerwey“, sagt Exner. „Die Zusammenarbeit des Gesamtteams klappt sehr gut.“

Laut Sascha Exner geht es während des Prototypaufbaus auch dar-um, die Aufbauanleitungen und Handbücher für Netzanbindung und Wartungsmaßnahmen zu überprüfen. „Diese werden anhand des Prototyps validiert“, so Exner. Bei der Inbetriebnahme interessiert die Ingenieure außerdem, wie sich die E-147 EP5 ins ENERCON Scada-System zur Fernüberwachung integrieren lässt. Der Proto-typ erhielt dafür unter anderem eine neue Software. „Wir rechnen zwar mit keinen Schwierigkeiten, aber die Anbindung eines neuen WEA-Typs ist für uns immer spannend“, so der Projektleiter. Nach Inbetriebnahme der WEA übernehmen dann in Paltusmäki die Messtechniker das Kommando. Anhand des Prototyps will WRD die Leistungskurve und das Schallverhalten vermessen. Dazu wird wäh-rend der Aufbauphase auch gleich ein Windmessmast installiert.

Als Nächstes erfolgt laut Katarzyna Ralowiec, Projektleiterin von der ENERCON PLM GmbH, in Paltusmäki die Turmmontage. Parallel dazu wird die Anlagenmontage vorbereitet. Dazu verlegt der Kran-dienstleister einen Mobilkran vom Typ CC3800 aus Deutschland auf die Baustelle, in Finnland war entsprechendes Großgerät nicht ver-fügbar. Im Hafen von Vaasa sind derweil die Rotorblätter eingetroffen. Auch die übrigen Anlagenkomponenten werden dorthin geliefert, sodass die Aufbauteams nach Abschluss der Turmbauphase mit der Anlagenmontage beginnen können.

„Wir nutzen dieses erste E-147 Projekt, um die

Logistik-, Installations- und Inbetriebnahmeprozesse

für alle weiteren EP5- Serienprojekte zu schärfen

und zu optimieren.“

Projektleiter Sascha Exner

Prototypbaustelle für die E-147 EP5/4,3 MW in Paltusmäki/Finnland.

ERSTER E-147 EP5- PROTOTYP IM AUFBAU

ENERCON installiert die E-147 EP5/4,3 MW am Standort Paltusmäki in Finnland. Bei dem Projekt werden insgesamt fünf WEA des neuen Anlagentyps für den Kunden Energiequelle errichtet.

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TECHNOLOGIE_

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ausgewiesene Gebiete gelangen und das letzte Drittel ist völlig von der Erneuerung ausgeschlossen. Der Verlust an installierter Windleistung anstelle eines Zubaus ist also eine reale Gefahr. In der Windbranche denkt man daher über Wege nach, um die Erneuerung von Altanlagen besser in Schwung zu bringen und so von schon vorhandenen Windstandorten nicht zu viele wieder zu verlieren. Möglich wäre ein vereinfachtes Genehmigungs- verfahren – ähnlich wie in Frankreich: Dort benötigen zwar auch Repowering-Projekte eine Neugenehmigung, allerdings wird die-se sehr unkompliziert erteilt. Übertragen auf Deutschland könnte man diese Systematik beispielsweise, indem neue Windenergie-anlagen, die die Höhe der schon bestehenden Anlage nicht we-sentlich übertreffen, ein erheblich vereinfachtes Genehmigungs-verfahren durchlaufen. Das Aus für viele Erneuerungsprojekte kommt zudem über die Artenschutzgutachten. Haben sich nämlich in einem Windpark nach dessen Errichtung geschützte Arten neu angesiedelt, so verhindern diese dennoch die Erneuerung. Immer-hin haben sich wesentliche Umweltverbände wie Greenpeace und Deutscher Naturschutzring (DNR) schon in einem gemeinsamen Papier mit der Windbranche zur Notwendigkeit von Korrekturen an diesem Punkt bekannt.

Über das drohende Verfehlen des 65 %-Ziels bis 2030 täuscht die Bundesregierung mit einem Kniff hinweg: Durch eine erwartete Abnahme des Stromverbrauchs trotz Sektorkopplung und ein höheres Ausbauziel für Photovoltaik wird für 2030 nur noch eine installierte Windleistung zwischen 67.000 und 71.000 MW angestrebt anstatt wie bisher 80.000 MW.

Viel zu tun bleibt auch weiterhin beim Anschieben der Sektorkopp-lung. An Willensbekundungen fehlt es nicht – die unerlässliche Umschichtung der Abgaben, die erneuerbaren Strom bisher be-lasten, lässt indes noch auf sich warten. Ein beherzterer Einstieg in den CO2-Preis hätte viel Schwung für Elektromobile, Wärme-pumpen & Co. bringen können – zehn Euro dürften hier aber viel zu wenig und kaum zu spüren sein. Bleibt nur, der Bundesregierung im zweiten Teil der Wahlperiode mehr Mut zu echten Klimaschutz- maßnahmen mit heimischen Erneuerbaren Energien zu wünschen – und das, bevor die deutsche Erneuerbaren-Branche noch weiter geschrumpft ist.

Bis Ende des Jahres 2019 erwartet die Windbranche nur rund 1.500 MW Windzubau – und das, ohne den Abbau von Alt-anlagen abzuziehen. Setzt sich die Talfahrt fort, droht ab

Mitte der 2020er Jahre sogar ein Verlust an Windleistung, denn dann werden viele Bestandsanlagen nach und nach das Ende ih-rer technischen Lebensdauer erreichen. Abhilfe sollte ein Krisen-gipfel schaffen, den der Bundesverband WindEnergie (BWE) beim Bundeswirtschaftsminister erwirken konnte. Zwar schlug Wirt-schaftsminister Peter Altmaier ein Programm mit 18 Punkten vor, die für mehr Akzeptanz und Genehmigungen sorgen sollen – das Klimakabinett beschloss für die Windenergie an Land aber lediglich die Neueinführung eines Pauschalabstands von 1.000 Metern zur Wohnbebauung. Dieser soll in den nächsten Monaten in Gesetzes- form gegossen werden. Noch offen ist, was die Formulierung „dörfliche Strukturen mit signifikanter Wohnbebauung“ bedeutet, für die die Abstandsregelung gelten soll.

Fest steht jedoch, dass die Bundesregierung den Gemeinden ein Ausscheren aus der Abstandsregelung ermöglicht, wenn sie dies wollen. Bayern hat bisher gezeigt, dass Gemeinden diese Option nicht nutzen: Dort wäre eine Flächenausweisung durch Gemein-den trotz der umstrittenen 10-H-Regelung zulässig – die Hürden für die Verständigung mit Nachbargemeinden sind aber erheblich. Dennoch steckt in dieser Regelung auch die Chance, künftig gut akzeptierte Windprojekte in den Regionen realisieren zu können. Schließlich können Gemeinden dann auf Augenhöhe mit interes-sierten Windplanern verhandeln, wenn die Flächen nur angesichts eines guten Projekts von der Gemeinde bereitgestellt werden. Ein kleines Tor für lokale Wertschöpfung, denn die lange diskutierte Akzeptanzabgabe an die Standortgemeinden tauchte im Klima-paket gar nicht erst auf.

Ebenfalls verbessern will die Bundesregierung die Lage beim Repowering. Derzeit sind nur rund ein Drittel der Bestandsan- lagen überhaupt erneuerungsfähig. Ein weiteres Drittel könnte in

Klimakabinett bremst weiter – Klimaschutz

ohne Windausbau an Land?Auf dem Windkrisengipfel im Bundeswirtschaftsministerium Anfang September folgte zwar ein Arbeitsprogramm für Wind-Onshore –

das Kabinett beschloss aber lediglich noch mehr Abstände für Windenergieprojekte und schuf damit zusätzliche Hürden.

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POLITIK_

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AurichDreekamp 5 · 26605 AurichTelefon +49 (0) 49 41 927 0 Telefax +49 (0) 49 41 927 669

BremenTeerhof 59 · 28199 BremenTelefon +49 (0) 421 24 415 100Telefax +49 (0) 421 24 415 119

HannoverErnst-Grote-Straße 10 30916 IsernhagenTelefon +49 (0) 511 64 66 52 23Telefax +49 (0) 511 64 66 52 19

HofFuhrmannstraße 8b 95030 HofTelefon +49 (0) 92 81 739 45 00Telefax +49 (0) 92 81 739 45 19

HolzgerlingenMax-Eyth-Straße 35 71088 HolzgerlingenTelefon +49 (0) 70 31 4 37 50 10Telefax +49 (0) 70 31 4 37 50 19

MagdeburgAugust-Bebel-Damm 24-3039126 MagdeburgTelefon +49 (0) 391 24 460 230Telefax +49 (0) 391 24 460 231

MainzRobert-Koch-Straße 50, Eingang D, 1.OG55129 MainzTelefon +49 (0) 61 31 21 407 11Telefax +49 (0) 61 31 21 407 29

MarneAlter Kirchweg 31 · 25709 MarneTelefon +49 (0) 48 51 95 37 0Telefax +49 (0) 48 51 95 37 19

PotsdamLudwig-Richter-Straße 23 14467 PotsdamTelefon +49 (0) 331 740 39 30 0Telefax +49 (0) 331 740 39 30 19

RostockLise-Meitner-Ring 7 · 18059 RostockTelefon +49 (0) 381 44 03 32 0Telefax +49 (0) 381 44 03 32 19

SoestWerkstraße 6 59494 SoestTelefon +49 (0) 2921 350 60Telefax +49 (0) 2921 350 61 49

Internationaler VertriebDreekamp 5 · 26605 AurichTelefon +49 (0) 49 41 927 0Telefax +49 (0) 49 41 927 669

Internationale Niederlassungen Argentinien · Belgien · Brasilien · Chile · Costa Rica · Dänemark · Finnland · Frankreich · Griechenland · Großbritannien · Indien · Irland · Italien · Japan · Kanada · Neuseeland · Niederlande · Österreich · Polen · Portugal · Schweden · Spanien · Südafrika · Taiwan · Türkei · Vietnam

Europäischen Parlament die Dringlichkeit des Handelns. Sie gab dafür gleich das Ziel aus, Europa „zum ersten klimaneu-tralen Kontinent der Welt“ zu machen. Um diese Ansage zu untermauern, beauftragte von der Leyen ihren designierten Vizepräsidenten Frans Timmermans mit der Ausarbeitung des ersten EU-Klimaschutzgesetzes. Bis März 2020 soll ein entsprechender Entwurf stehen. Grundlage für konkrete politische Maßnahmen sollen neue, angehobene Emissions-minderungsziele sein. Im Raum steht eine Verschärfung von 40 auf mindestens 50 Prozent bis 2030 und die vollständige Dekarbonisierung bis 2050.

D ie EU-Institutionen starten klimapolitisch mit unge-kanntem Rückenwind in die neue Legislaturperiode: Nie zuvor hatten bei einer Europawahl so viele

EU-Bürger ihre Wahl von diesem Thema abhängig gemacht wie im vergangenen Mai. Das neu formierte Europäische Parlament hat seine Arbeit inzwischen aufgenommen, die Kommission soll Anfang Dezember offiziell starten. Erste Ver-lautbarungen geben Anlass zur Hoffnung, dass der Klimaschutz in den kommenden Jahren auch tatsächlich im Mittelpunkt der EU-Politik stehen wird. Die designierte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte in ihrer Bewerbungsrede vor dem

Positive Signale aus Brüssel

Die neue Spitze der Europäischen Union nimmt das klimapolitische Mandat zum Anlass, die Weichen für ein „klimaneutrales Europa“

zu stellen. Die Entwicklungen in einzelnen Mitgliedstaaten bereiten allerdings eher Anlass zur Sorge.

Das Energieressort in der Europäischen Kommission wird die Estin Kadri Simson führen. Die vormalige Wirtschaftsministerin muss die verschärften Emissionsziele in energiepolitische Maß-nahmen übersetzen. In ihrem „Mission Letter“ an die neue Energie- kommissarin wies Ursula von der Leyen auf die Notwendigkeit hin, die bestehende Energiegesetzgebung vor dem Hintergrund der verschärften CO2-Minderungsziele zu überprüfen und ge-gebenenfalls anzupassen. Erst im Dezember 2018 hatten sich das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten auf einen Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von 32 Prozent bis 2030 verständigt. Auch andere Ressorts wie Landwirt-schaft, Handel und Finanzen werden in die Pflicht genommen. So gibt es Pläne, die Europäische Investitionsbank (EIB) in eine „Klimabank“ umzuwandeln, die vorrangig Anschubfinanzierung für nachhaltige Projekte bereitstellt. Klimaschädliche Anlage-formen sollen dagegen nicht weiter berücksichtigt werden. Mit

Mitteln aus einem Energiewendefonds sollen darüber hinaus die wirtschaftlichen und sozialen Folgen für vom Kohleausstieg betroffene Regionen abgefedert werden.

Um mit dem klimapolitischen Mandat aus den Europawahlen nun auch effektive Maßnahmen zu verabschieden, muss die EU-Ebene die Mitgliedstaaten in die Pflicht nehmen. Ausgerechnet der ehemalige Energiewende-Vorreiter Deutschland ist dabei zum Sorgenkind innerhalb der EU avanciert. Neben den als un-zureichend bewerteten Ergebnissen des „Klimakabinetts“ beun-ruhigt in Brüssel insbesondere der eingebrochene Ausbau der Onshore-Windenergie. Die Bundesregierung steht nun zunächst in der Pflicht, bis Jahresende ihren Energie- und Klimaplan für den Zeitraum bis 2030 an die Europäische Kommission zu übermitteln. Der Plan wird ein erster Indikator dafür sein, wie weit europäischer Anspruch und nationale Wirklichkeit auseinanderliegen.

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_ADRESSENPOLITIK_

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Dr. Julia VerlindenFRAGEN AN

Sprecherin für Energiepolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen.

Das „Kohleausstiegsgesetz“ entpuppt sich als ein weiterer erheblicher Nachteil für die Windenergie in Deutschland. Bereits jetzt ist der Ausbau der Windenergie in Deutschland fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Die im Klimapaket

geplante Abstandsregelung von 1.000 Metern zur Wohnbebauung ist so restriktiv formuliert, dass der Aufbau von neuen Windenergieanlagen faktisch unmöglich wird. Wird aus dem Entwurf ein Gesetz, verabschiedet sich die Bundesregierung nicht nur von ihren Klimazielen, sondern destabilisiert gleichzeitig die Windenergiebranche in Deutschland weiter massiv.

Die Windenergiebranche in Deutschland steckt in einer existenzbedrohenden Krise: Wie ist zu

erklären, dass die Bunderegierung die Situation mit der im Klimapaket geplanten Abstandsregelung zur

Wohnbebauung nochmals zu verschärfen droht?

Das windblatt sprach mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Julia Verlinden, Bündnis 90/Die Grünen über den Kurs der Bundesregierung.

_wb: Frau Dr. Verlinden, wie ist es für Sie erklärlich, dass die Bundesregierung die Bedingungen für den Windausbau an Land abermals verschärft?

Julia Verlinden: Diese Bundesregierung verabschiedet sich gerade endgültig von ih-ren internationalen Klimaschutz-Zusagen. Sie legt dem Bundestag im Schnellverfahren einen Haufen Gesetze vor, die nicht im Ansatz halten, was die Titel versprechen. Statt endlich der Windenergie wieder auf die Beine zu helfen, indem die Bundes-regierung beispielsweise die Verfügbar-keit von Flächen verbessert, errichtet sie neue Hürden. Mit der pauschalen Ab-standsregelung, die sie allen Ländern und Kommunen überstülpen will, verrin-gern sich die verfügbaren Standorte für Windenergieanlagen nochmals um bis zu 40 Prozent. Das zeigt eine Studie, die das Bundeswirtschaftsministerium selbst be- auftragt hat. Damit rücken selbst die bescheidenen Ausbauziele der Regierung in noch weitere Ferne. Dennoch hält Minister Altmaier weiterhin an dieser ge-fährlichen Wind-Bremse fest. Das ist das Gegenteil von Energiewende und nicht im Geringsten nachvollziehbar.

1._wb: Die Bundesregierung argumentiert häufig mit dem Widerstand gegen neue Windräder. Wie beurteilen Sie die Lage und was kann man für die Unterstützung der Windkraft vor Ort tun?

Julia Verlinden: Fakt ist: In allen reprä-sentativen Umfragen der jüngeren Zeit – z. B. von der Fachagentur Wind an Land oder dem Forschungsinstitut IASS Pots-dam – unterstützen rund 80 Prozent der Menschen den Ausbau der Windenergie. Das gilt übrigens auch für Befragte, die in unmittelbarer Nähe von Windenergie-anlagen leben. Dennoch schafft es eine laute Minderheit, die gegen den Ausbau der Windenergie vor Ort ist, viel öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Um die große Unterstützung für die Windenergie in der Bevölkerung zu stärken, sollte die Bundesregierung insbesondere die Beteiligung von Energiegenossenschaften und Bürgerwind-Projekten am Windener-gie-Ausbau stärken. Außerdem muss die Bundesregierung endlich ein wirksames Konzept vorlegen, wie Kommunen und Anwohner mehr als bisher am finanziellen Erfolg der Windenergie beteiligt werden. Denn das kann die Unterstützung vor Ort ebenfalls stärken.

2.

_wb: Derzeit sind in neun, demnächst zehn Bundesländern die Grünen mit in der Regierung. Kann die Branche hier mit Impulsen für mehr Wind an Land rechnen?

Julia Verlinden: Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Länder eine schlechte Regierungspolitik im Bund zum Guten wenden könnten. Natürlich werden insbe-sondere die grünen Umwelt- und Energie-minister alles tun, um die Energiewende in ihren Bundesländern zu beschleunigen. Aber schon am Beispiel Abstandsregelung wird klar, wie begrenzt der Spielraum ist. Warum sollte beispielsweise die Union in einer gemeinsamen Landesregierung Regelungen ablehnen und aktiv aufheben, die ihre Partei auf Bundesebene gerade erst beschlossen hat? Wenn Deutschland Klimaschutz ernsthaft umsetzen will und zukunftsweisende Cleantech-Jobs erhal-ten bleiben sollen, führt kein Weg an einer modernen und entschlossenen Klima- und Energiepolitik auf Bundesebene vorbei. Dazu gehört der konsequente Ausbau der Erneuerbaren Energien ebenso wie wirk-same Maßnahmen fürs Energiesparen und mehr Energieeffizienz. Von all dem ist die aktuelle Politik der Bundesregierung meilenweit entfernt.

3.

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ENERCON entwickelt für Großprojekt Horizonte in der chilenischen Wüste einen speziellen Turm. 2024 soll der Windpark mit 607-MW- Leistung in Betrieb genommen werden.

Der Windpark wird etwa 100 Kilometer von der kleinen Stadt Taltal und 170 Kilometer von der Stadt Antofagasta entfernt liegen.

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ENERCON und Colbun planen Windpark mit 132 EP5-Anlagen in Chile

ENERCON hat eine Exklusivvereinbarung mit dem chilenischen Energieversorger Colbun unterzeichnet, die eine Option für die Lieferung von 132 Windenergieanlagen aus der EP5-

Plattform für den Windpark Horizonte vorsieht. Nach Abschluss des Vertrags wird das der größte Kauf von Windenergieanlagen sein, der jemals in Chile getätigt wurde.132 Anlagen des Typs E-160 mit einer installierten Leistung von insgesamt 607 MW sollen im Wind-park Horizonte errichtet werden. 140 Positionen sind insgesamt im Gebiet in der Bewertung. 2022 sollen die ersten Anlagen aufgebaut werden. Eine Erweiterung des Windparks ist nicht ausgeschlossen.

Das Gebiet in der Atacama-Wüste gehört der chilenischen Regierung, die eine Förderung der Erneuerbaren Energien – in diesem Fall die Nutzung der Windressourcen – vorschreibt. Die chilenische Regie-rung hat dem Energieversorger Colbun die Nutzungsrechte für das rund 8.000 Hektar große Areal für dreißig Jahre übertragen, begin-nend im Juli 2024.

ENERCON überzeugte den Projektpartner Colbun mit der inno- vativen Technologie der EP5-Plattform. Aber auch ENERCONs Be-reitschaft und Fähigkeit, diese Technologie an die lokalen Erforder-nisse anzupassen, haben den Ausschlag für die Zusammenarbeit gegeben. Der Windpark Horizonte wird in einer Bergbauregion rea-lisiert und weist einige Besonderheiten auf. „Die Witterungsbedin-gungen in der Wüste sind sehr speziell. So bleiben die Windstärken beispielweise bei zunehmender Höhe unverändert oder nehmen sogar ab“, erklärt Carla Tapia, ENERCON Sales Manager in Chile und Projektkoordinatorin. Wegen dieser geringen Windscherung liegt die optimale Nabenhöhe, auch in Abhängigkeit vom Design der Anlagen, zwischen 90 und 110 Metern. Die Standortanalyse hat

außerdem ergeben, dass nur geringe Turbulenzen in der Region auftreten. „Damit weist der Standort optimale Windbedingungen für die E-160 auf, die mit ihrem großen Rotordurchmesser bei Schwachwind hohe Erträge erzielen kann“, beschreibt Carla Tapia. In Chile ist durch seine Lage auf der Grenze zwischen zwei tekto-nischen Platten außerdem mit seismischer Aktivität zu rechnen. ENERCON passt daher auf der Grundlage der Standortparame-ter und den örtlichen Vorschriften, die den seismischen Code für das Gebiet einbeziehen, den Modular Steel Tower (MST) der E-160 an. Die Berechnungen der anzupassenden Lastendynamik laufen parallel zu den Vertragsverhandlungen.

Der Baubeginn ist für 2022 anvisiert. Gemessen an der installierten Leistungsfähigkeit entsteht dann bis 2024 einer der größten Wind-parks weltweit. Die erzeugte Energie wird vorrangig von Großkunden wie Bergbauunternehmen genutzt werden. Die in der Region aktiven Bergbauunternehmen streben an, zukünftig ihren Energiebedarf mit Erneuerbaren zu decken. Colbun will als drittgrößter chilenischer Energieversorger einen maßgeblichen Anteil der Bedarfe der Berg-bauindustrie decken. „Chile bietet mit einem steigenden Energiebe-darf und der Unterstützung der Erneuerbaren Energie ein erhebliches Potenzial für den Ausbau der Windenergie. Daneben verfügt das Land wie mit der Fläche in der Atacama-Wüste über Standorte mit beson-ders guten Windbedingungen für ENERCONs Schwachwindanlage“, sagt Stefan Lütkemeyer, Leiter Vertrieb International der ENERCON GmbH. Die Zusammenarbeit mit dem Energieversorger Colbun im Windpark Horizonte ermöglicht es ENERCON, seine Marktpräsenz als innovativer Technologieführer der Windenergiebranche in Chile und Lateinamerika weiter zu stärken.

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ENERCON liefert 13 x E-136 EP5 für

Windpark OostpolderDer Bürgerwindpark ist das erste größere EP5-Projekt in den Niederlanden. Initiiert wurde es von Landwirten und Landeigentümern aus der Region Eemshaven. Baubeginn ist für Sommer 2020 geplant.

Baubeginn Sommer 2020: Im Windpark Oostpolder installiert ENERCON 13 x E-136 EP5.

ENERCON hat sein erstes größeres EP5-Projekt in den Niederlanden unter Vertrag genommen. Die Vereinbarung über die Lieferung von 13 x E-136 EP5/4,65 MW wurde Anfang

September mit den beiden Betreibergesellschaften, Waddenwind B.V. und Gijzenberg Windenergie B.V., geschlossen. Vorgesehen sind die Anlagen für den 60,45-MW-Windpark Oostpolder bei Eemshaven in der Provinz Groningen im Nordosten des Landes. Das Projekt wurde von Landwirten und Flächeneigentümern aus der Region initiiert.

Der Standort liegt im gleichnamigen Poldergebiet südlich von Eemshaven. Nach Fertigstellung soll der Windpark 200 Millionen kWh grüne Energie pro Jahr liefern. Das ist den Projektinitiatoren zu-folge genug Energie, um mehr als 50.000 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen. Der Baubeginn ist für Sommer 2020 vorgesehen. Die vollständige Inbetriebnahme soll Anfang 2021 erfolgen.

Installiert werden die EP5-Anlagen auf MST-Türmen mit Naben-höhen von 155 Meter. Dabei kommt auch der von Lagerwey und ENERCON gemeinsam weiterentwickelte Kletterkran zum Einsatz. Mit dem sogenannten Climbing Crane werden Türme und Maschi-nenkomponenten der Windenergieanlagen installiert. Während der Turmbauphase klettert der Spezialkran an der Turmaußenwand Segment um Segment in die Höhe. Da er den Turm als Stütze nutzt, benötigt er nur sehr wenig Platz und damit auch eine wesentlich kleinere Kranstellfläche (s. Technik-Lexikon, S. 15).

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Der Prototyp der Anlagen steht in Eemshaven.

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Der Baubeginn für das Projekt St. Gotthard in der Schweiz war für Tanja Pintschovius aus mehreren Gründen ein besonderer Moment: „Als Vertrieblerin freut man sich natürlich gemein-

sam mit dem Kunden, wenn es nach jahrelanger Planungs- und Genehmigungsphase endlich an die Umsetzung geht. Bei diesem Pro-jekt kommt hinzu, dass seit 2016 in der Schweiz im MW-Bereich nichts mehr aufgebaut wurde“, erzählt die Country Sales Managerin Schweiz des ENERCON Vertriebs International. Daher ist es ein positives Signal, dass es nun nach Jahren des Stillstands beim Ausbau der Windenergie weitergeht und fünf E-92 EP2 zur Schweizer WEA-Flotte hinzukommen.

Ein weiteres positives Signal geht vom Kanton Waadt aus, der kürz-lich innerhalb von fünf Wochen zugunsten zweier Windenergie- projekte entschieden hat. Das Potenzial der Windenergie scheint nun in der Rechtsprechung angekommen zu sein. Diese Entscheidungen geben Grund zur Hoffnung, dass weitere positive Entscheidungen aus anderen Kantonen folgen werden.

Baubeginn für neuen Windpark am Gotthard-Pass

ENERCON errichtet für den Schweizer Kunden AET (Azienda Elettrica Ticinese) derzeit 5 x E-92 EP2. Der Windpark ist das erste Projekt in der MW-Klasse, das seit 2016 in der Eidgenossenschaft realisiert wird.

ENERCON installiert diese Anlagen auf Hybridtürmen mit 98 Me-ter Nabenhöhe. „Der Windpark entsteht auf 2.100 Metern Höhe am Gotthard-Pass. Es handelt sich um einen Extremstandort in den Alpen mit sehr komplexen Bedingungen, die wir bei der Planung der Bau-maßnahmen berücksichtigen mussten“, sagt Tanja Pintschovius. Da der Gotthard-Pass während der Wintermonate geschlossen wird, steht nur ein sehr kleines Baufenster zur Verfügung. „Dank der guten Vorbereitung und Abstimmung mit dem Kunden wurden in der ersten Bauphase von August bis Oktober die Fundamente nach Plan fertiggestellt“, berichtet Christian Mbeumo, Projektleiter bei der ENERCON PLM GmbH.

Dabei war der Fundamentbau mit Verspätung gestartet. Die Wet-terbedingungen waren in diesem Jahr nach Angaben des Kunden AET „extrem schlecht“. Es gab in diesem Frühjahr außergewöhn- lich viel Schnee, sodass der Pass erst Anfang Juni geöffnet wurde. Erst dann konnten die Zuwegungen und die Baugruben

für die Fundamente erstellt werden. Den Teams gelang es jedoch, den Rückstand aufzuholen.

Nach Fertigstellung der Fundamente wurde die Baustelle winter-fest gemacht. „Nach der Winterpause geht es im Juni mit der Anlie-ferung der Turmsegmente und dem Turmbau weiter“, sagt Christian Mbeumo. „Anlagenmontage und Fertigstellung des Windparks sind bis Ende Oktober 2020 geplant.“ Eine Herausforderung ist in der zweiten Bauphase die Anlieferung der Anlagenkomponenten. „Diese erfolgen zum Teil durch den Gotthard-Tunnel, der aber nur einmal pro Woche für wenige Stunden für sämtliche Schwertrans-porte zugänglich gemacht wird“, sagt Tanja Pintschovius. Zusam-men mit dem Kunden hat ENERCON daher ein Transportkonzept erstellt, bei dem zumindest die zahlreichen Turmsegmente nicht durch den Tunnel transportiert werden müssen. „Das spart Zeit und hilft uns, den Windpark innerhalb des Baufensters fertig- zustellen.“

Bau der Fundamente im Windpark St. Gotthard/Schweiz.

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