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+VMJ &VSPQハJTDIFS3BUJN;FJų DIFOEFS.JHSBUJPOTQPMJUJL Schwierige Diskussionen zur Migrations- politik prägten das Treffen der EU- Staats- und Regierungschefs vom 26.-27. Juni 2015 in Brüssel. Ferner stan- den Sicherheit und Verteidigung, die Schaffung eines Digitalen Binnenmark- tes, die Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion und das geplante briti- sche Referendum auf der Tagesordnung. 4FJUF &63BUTQSハTJEFOUTDIBGU &JOF6OJPOGàSEJF#àSHFSŭ o-VYFNCVSHT1SJPSJUハUFO Am 1. Juli 2015 hat Luxemburg die Präsi- dentschaft des Rates der Europäischen Union übernommen. 4FJUF *OEVTUSJFQPMJUJL 4UハSLVOHEFSJOEVTUSJFMMFO 8FUUCFXFSCTGハIJHLFJU In einem Brief an die EU-Mitgliedstaaten skizziert EU-Kommissarin Elżbieta Bień- kowska Maßnahmen zur Stärkung der in- dustriellen Wettbewerbsfähigkeit. 4FJUF 'JOBO[QPMJUJL +VODLFST*OWFTUJUJPOTQMBO GàS&VSPQBCFTDIMPTTFO Am 24. Juni 2015 haben die Abgeordne- ten des Europäischen Parlaments den Verordnungsentwurf der Kommission über den EFSI angenommen. 4FJUF )BOEFMTQPMJUJL &1WFSBCTDIJFEFU55*1 3FTPMVUJPO Das EP hat am 8. Juli mit 436 Ja-Stim- men bei 241 Nein-Stimmen und 32 Ent- haltungen eine Resolution zu den TTIP- Verhandlungen verabschiedet. 4FJUF 8FJUFSF5IFNFO "LUJPOTQMBO[VS6OUFSOFINFOTCFTUFVFSVOH 4FJUF "LUJPOTQMBO[VS6OUFSOFINFOTCFTUFVFSVOH 4FJUF "LUJPOハSTSFDIUFSJDIUMJOJF 4FJUF "LUJPOハSTSFDIUFSJDIUMJOJF 4FJUF &6,PNNJTTJPOCBVU'àISVOHTFCFOFVN 4FJUF &6,PNNJTTJPOCBVU'àISVOHTFCFOFVN 4FJUF

BDI/BDA Brüssel Aktuell 05|2015

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Thema u.a.: Europäischer Rat im Zeichen der Migrationspolitik | Eine Union für die Bürger – Luxemburgs Prioritäten | Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit | Junckers Investitionsplan für Europa beschlossen | EP verabschiedet TTIP-Resolution

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Page 1: BDI/BDA Brüssel Aktuell 05|2015

Juli 2015

Europäischer Rat im Zei­chen der Migrationspolitik

Schwierige Diskussionen zur Migrations-politik prägten das Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs vom26.-27. Juni 2015 in Brüssel. Ferner stan-den Sicherheit und Verteidigung, dieSchaffung eines Digitalen Binnenmark-tes, die Vertiefung der Wirtschafts- undWährungsunion und das geplante briti-sche Referendum auf der Tagesordnung.

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EU-Ratspräsidentschaft

Eine Union für die Bürger – Luxemburgs Prioritäten

Am 1. Juli 2015 hat Luxemburg die Präsi-dentschaft des Rates der EuropäischenUnion übernommen.

>> Seite 2

Industriepolitik

Stärkung der industriellenWettbewerbsfähigkeit

In einem Brief an die EU-Mitgliedstaatenskizziert EU-Kommissarin Elżbieta Bień-kowska Maßnahmen zur Stärkung der in-dustriellen Wettbewerbsfähigkeit.

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Finanzpolitik

Junckers Investitionsplanfür Europa beschlossen

Am 24. Juni 2015 haben die Abgeordne-ten des Europäischen Parlaments denVerordnungsentwurf der Kommissionüber den EFSI angenommen.

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Handelspolitik

EP verabschiedet TTIP-Resolution

Das EP hat am 8. Juli mit 436 Ja-Stim-men bei 241 Nein-Stimmen und 32 Ent-haltungen eine Resolution zu den TTIP-Verhandlungen verabschiedet.

>> Seite 4

Weitere Themen

Aktionsplan zur Unternehmensbesteuerung>> Seite 5Aktionsplan zur Unternehmensbesteuerung>> Seite 5

Aktionärsrechterichtlinie>> Seite 6Aktionärsrechterichtlinie>> Seite 6

EU-Kommission baut Führungsebene um>> Seite 7EU-Kommission baut Führungsebene um>> Seite 7

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Juli 2015 02

Europäischer Rat vom 26. – 27. Juni 2015 im Zeichen der MigrationspolitikEuropäischer Rat vom 26. – 27. Juni 2015 im Zeichen der Migrationspolitik

Schwierige Diskussionen zur Migrationspolitik prägten das Tref-fen der EU-Staats- und Regierungschefs vom 26.-27. Juni 2015in Brüssel. Ferner standen Sicherheit und Verteidigung, dieSchaffung eines Digitalen Binnenmarktes, die Vertiefung derWirtschafts- und Währungsunion und das geplante britische Re-ferendum auf der Tagesordnung. Zu Griechenland wurdenkeine Beschlüsse gefasst.

Das Thema »Migration« hat aufgrund der zunehmenden Flücht-lingsströme über das Mittelmeer im Europäischen Rat an Be-deutung gewonnen. Strittig war, wie verbindlich und nach wel-chen Kriterien die Umverteilung von Flüchtlingen aus Südeu-ropa auf alle EU-Mitgliedstaaten erfolgen soll. Nach einer unge-wöhnlich kontrovers geführten Diskussion einigten sich dieStaats- und Regierungschefs auf die Verteilung von 60.000schutzbedürftigen Flüchtlingen (40.000 aus Italien und Grie-chenland sowie 20.000 Neuankömmlinge). Auf Druck einigermittelosteuropäischer Staaten wurde die Vereinbarung auf zweiJahre begrenzt und die Verteilung erfolgt auf freiwilliger Basis.Bis Ende Juli 2015 wollen sich die Mitgliedstaaten einstimmigauf die Details der Verteilung einigen. Zudem wurden Italienund Griechenland aufgefordert, die Erfassung von Anträgen vonMigranten und deren Identifizierung voranzutreiben. Die schwie-rige Diskussion zeigt, wie schwer sich die EU-Mitgliedstaatenaktuell damit tun, Kompromisse zu politisch sensiblen Themenim Spannungsfeld zwischen Verantwortung und Solidarität zufinden.

Die weiteren Themen des Europäischen Rates wurden zügigabgehandelt. Die Staats- und Regierungschefs beauftragten dieHohe Vertreterin für Außen- und Sicherheitspolitik, FedericaMogherini, eine neue außen- und sicherheitspolitische Strategiebis Juni 2016 auszuarbeiten. Die deutsche Industrie spricht sichfür mehr Europa in der Sicherheits- und Verteidigungspolitikund insbesondere für einen funktionierenden Binnenmarkt fürSicherheits- und Verteidigungsgüter aus. Ferner wurde die Stra-

tegie der EU-Kommission für einen Digitalen Binnenmarkt un-terstützt und die Bedeutung der Digitalisierung der Industrie be-tont. Keine Beschlüsse gab es zum Bericht zur Stärkung derWirtschafts- und Währungsunion, den die Präsidenten vonKommission, Europäischem Rat, EZB, Eurogruppe und EP vor-gelegt hatten. Ferner wurde die Diskussion zum geplanten Re-ferendum in UK mangels substantieller Vorschläge der Regie-rung Cameron auf Dezember 2015 vertagt.

Der Rat hat das diesjährige Europäische Semester abgeschlos-sen und dabei die länderspezifischen Empfehlungen der Kom-mission gebilligt. Die Einigung zum Europäischen Fonds fürstrategische Investitionen (EFSI) wurde begrüßt und dessenschnelle Umsetzung gefordert.

Ansprechpartner:Anne Meister (BDA), [email protected] Schulz (BDI), [email protected]

Eine Union für die Bürger – Luxemburgs Prioritäten für die EU-RatspräsidentschaftEine Union für die Bürger – Luxemburgs Prioritäten für die EU-Ratspräsidentschaft

Am 1. Juli 2015 hat Luxemburg die Ratspräsidentschaft über-nommen. Damit setzt sich die Trio-Ratspräsidentschaft der Län-der Italien, Lettland und Luxemburg fort.

Die luxemburgische Präsidentschaft setzt in ihrem Arbeitspro-gramm für die zweite Jahreshälfte 2015 folgende siebenSchwerpunkte:

- Investitionen für mehr Wachstum und Beschäftigung freisetzen- Europas soziale Dimension vertiefen- Migration bewältigen, Freiheiten, Recht und Sicherheit miteinander verbinden- Wiederbelebung des Binnenmarkts durch Digitalisierung- Europas Wettbewerbsfähigkeit an einem globalen und transparenten Rahmen ausrichten

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Juli 2015 03

- Prinzip der Nachhaltigkeit fördern- Präsenz der Europäischen Union in der Welt stärken

Luxemburg will sich während seiner Ratspräsidentschaft außer-dem für die von der Kommission vorgeschlagene Kapitalmark-tunion einsetzen. Im Bereich der europäischen Industriepolitikwill sich Luxemburg auf die Umsetzung des »Fahrplans« derKommission für die industrielle Wettbewerbsfähigkeit konzen-trieren. In der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik wird sich der Ratvoraussichtlich mit der Frauenquote in Aufsichtsräten börsenno-tierter Unternehmen beschäftigen. Zudem widmet er sich derGleichbehandlungsrichtlinie und der Strategie für Arbeitsschutzund –gesundheit. Zusätzlich soll am Ende der Ratspräsident-schaft das Arbeitsmobilitäts-Paket behandelt werden.

Mehr Investitionen in Humankapital, v.a. »digitale Kompeten-zen« sind ein weiteres Ziel der Präsidentschaft. Der luxemburgi-sche Ratsvorsitz unterstützt die Kommission in der Entwicklungdes digitalen Binnenmarkts, damit Europa zu einem Motor derdigitalen Revolution werden kann. Im Bereich der europäischen

Energiepolitik wird sich Luxemburg um die Umsetzung einer ro-busten »Governance« bemühen.

Es ist zu hoffen, dass die Präsidentschaft den Fokus auf wachs-tumsorientierte Prioritäten der Juncker-Kommission legen wird.Insbesondere bei der Digitalisierung der Industrie und der Ener-gieunion sollte die Chance genutzt werden, um einen Impuls fürWettbewerbsfähigkeit zu geben.

Das Arbeitsprogramm der luxemburgischen Ratspräsident-schaft finden Sie hier.

Ansprechpartnerinnen:Julia Callies (BDI), [email protected] Meister (BDA), [email protected]

Stärkung der industriellen WettbewerbsfähigkeitStärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit

In einem Brief an die EU-Mitgliedstaaten vom 22. Juni 2015skizziert die für Industrie und Binnenmarkt zuständige EU-Kom-missarin, Elżbieta Bieńkowska, Maßnahmen der EU-Kommis-sion zur Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten die EU-Kommis-sion bereits im März 2014 aufgefordert, bis zum Frühjahr 2015einen Fahrplan zur Reindustrialisierung Europas zu erarbeiten.Dieser Aufforderung ist die EU-Kommission nicht nachge-kommen.

Der nun vorgelegte Brief von Kommissarin Bieńkowska nenntdrei Kernziele zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit: Integra-tion von Unternehmen in den Binnenmarkt und die globalenWertschöpfungsketten, Modernisierung der europäischen In-dustrie und Schaffung eines unternehmensfreundlichen Um-felds. Ferner werden zahlreiche Maßnahmen wie der Abschlussvon Handelsabkommen, die Digitalisierung industrieller Verfah-ren, die Förderung der Kreislaufwirtschaft, Finanzierungsmög-lichkeiten für KMU oder eine Bessere Rechtsetzung genannt,die bei der Erreichung dieser Ziele helfen sollen.

Der Bieńkowska-Brief beschränkt sich weitgehend auf eine Be-schreibung bekannter Initiativen aus dem Arbeitsprogramm2015 der EU-Kommission. Um das Ziel von Kommissionspräsi-dent Juncker zu erreichen, den Anteil der Industrie auf 20 Pro-zent der Bruttowertschöpfung zu erhöhen, und den politischenFokus auf die Bedeutung der Industrie für Wachstum und Be-schäftigung zu legen, sollte die EU-Kommission zügig einenwirklichen Fahrplan zur Stärkung der industriellen Wettbewerbs-fähigkeit in Europa vorlegen. Ansprechtpartner:Joscha Ritz (BDI), [email protected]

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Junckers Investitionsplan für Europa beschlossenJunckers Investitionsplan für Europa beschlossen

Am 24. Juni 2015 haben die Abgeordneten des EuropäischenParlaments den Verordnungsentwurf der Europäischen Kom-mission über den Europäischen Fonds für strategische Investi-tionen (EFSI) angenommen. Damit kann der 21-Milliarden-Euroschwere Fonds, der unter dem Dach der Europäischen Investiti-onsbank (EIB) eingerichtet wird, wie geplant spätestens EndeAugust 2015 starten. Mit dem EFSI sollen langfristige Infrastruk-turvorhaben sowie Projekte des Mittelstands im Ausmaß von315 Milliarden Euro finanziert werden.

Die Mitgliedstaaten sind nunmehr aufgerufen, Investitionspro-jekte für eine mögliche Förderung durch den EFSI einzureichenund sich auch an der Finanzierung des Fonds direkt oder überihre Förderbanken zu beteiligen. Acht Mitgliedstaaten habendies bereits angekündigt: Deutschland, Frankreich, Italien, Po-len, Spanien, Slowakei, Luxemburg und Bulgarien. Die EIB fi-

nanziert bereits die ersten Projekte aus eigenen Mitteln. Die Fi-nanzierungskriterien wurden bewusst sehr breit gewählt. Typi-scherweise kommen Vorhaben in Betracht, die ein höheres Ri-siko als das übliche EIB-Geschäft aufweisen.

Auch der Mittelstand (Klein- und Mittelunternehmen sowie Mid-caps bis 3.000 Beschäftigte) kann sich über den EFSI finanzie-ren. Insbesondere bei Innovationsprojekten wie Modernisierun-gen von Fertigungsanlagen oder Produktentwicklungen beste-hen Potentiale. Mittelständische Finanzierungen starten bei derHausbank des Unternehmens, der KfW oder einem Risikokapi-talfonds, der mit der EIB eine Vereinbarung hat. Nach Bewilli-gung erfolgt die Abwicklung wie bei bisherigen EIB-Projekten.

Der Juncker-Plan ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der In-vestitionstätigkeit in Europa. Das Investitionsvolumen in der EUliegt real rund 15 Prozent unter dem Höchststand vor der Krise.Durch die wachsende Investitionslücke in der EU droht sonstder Verlust von Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Jobs.Das Paket muss jedoch von zusätzlichen Maßnahmen flankiertwerden. Neben der Liquiditätsbereitstellung durch den EFSI istes daher essentiell zu tragfähigen öffentlichen Finanzen in derEU zurückzukehren, um das Vertrauen der Investoren zu stär-ken. Auch die Umsetzung von Strukturreformen für mehr Wett-bewerbsfähigkeit muss konsequent weitergeführt und ein bes-seres Investitionsklima geschaffen werden. Die Kapitalmarktu-nion kann dabei eine entscheidende Rolle spielen. Die Bele-bung des Verbriefungsmarktes, die Vereinfachung der Prospek-trichtlinie und die Harmonisierung von Rechtsvorschriften wer-den die Kapitalaufnahme von Unternehmen erleichtern.

Ansprechpartner:Dr. Wolfgang Eichert (BDI), [email protected] Elisaveta Gomann (BDA), [email protected]

Europäisches Parlament verabschiedet TTIP-ResolutionEuropäisches Parlament verabschiedet TTIP-Resolution

Das Europäische Parlament hat am 8. Juli nach wochenlangenVerhandlungen mit 436 Ja-Stimmen bei 241 Nein-Stimmen und32 Enthaltungen eine Resolution zu den TTIP-Verhandlungenverabschiedet. Darin sprechen sich die Parlamentarier für einambitioniertes Abkommen aus, das den Marktzugang europäi-scher Unternehmen in den USA erhöht, globale Standards ent-wickelt und so auch den multilateralen Prozess stärken kann.

BDI-Präsident Grillo hat die Resolution begrüßt: »Es ist erfreu-lich, dass das Europäische Parlament ein umfassendes und fai-res Handels- und Investitionsabkommen mit den USA unter-stützt. Damit stärkt das Parlament die demokratische Legitima-tion der Verhandlungen und den Gestaltungsanspruch Europas.Mit der Resolution machen die Parlamentarier den Weg fürechte Chancen und klare Regeln im transatlantischen Handelfrei.«

Marktzugang, regulatorische Zusammenarbeit,Investitionsschutz

Konkret fordert das Parlament, Zölle im Industriegüterbereichumfassend abzubauen und den Zugang zu den US-amerikani-schen Vergabemarkt zu verbessern. Im Bereich der regulatori-schen Zusammenarbeit fordert das Parlament, die Zusammen-arbeit bei der Erarbeitung von Regulierungen und Standards zuintensivieren. Allerdings macht das Parlament zahlreiche Aus-nahmen, etwa im Bereich der Chemieindustrie. Dies schränktdas Potential der regulatorischen Zusammenarbeit erheblichein.

Die Positionierung zu Investitionsschutz und Schiedsgerichtengehörte zu den umstrittensten Teilen im Parlament. In der Re-solution sprechen sich die Abgeordneten dafür aus, das

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derzeitige System des Investor-Staats-Schiedsmechanismus(ISDS) mit einem neuen System zu ersetzen, das Transparenz,die Auswahl unabhängiger Richter, die Möglichkeit der Beru-fung und der Schutz der Allgemeinwohlinteressen sicherstellt.Diese Forderung lässt Spielraum für die Ausgestaltung einesmodernen Investitionsschutzkapitels in TTIP, wie es die Indus-trie seit langem aktiv fordert. Dabei ist es aus unserer Sichtwichtig, dass ausländische Investoren ihr Recht weiterhin un-mittelbar gegenüber Staaten durchsetzen können.

Hohe Standards, Schutz des Gemeinwohls

Die Abgeordneten verdeutlichen in der Resolution, dass TTIPdas europäische Niveau im Bereich Daten-, Umwelt- und Ver-braucherschutz nicht schwächen darf. Sie stellen zudem klar,dass der politische Handlungsspielraum für die EU und ihre Mit-gliedstaaten durch TTIP nicht unterminiert werden darf. Auchdie Industrie hat dies stets gefordert. Hinsichtlich der ILO-Kern-arbeitsnormen, zu denen die Wirtschaft sich ausdrücklich be-kennt, ist darauf hinzuweisen, dass deren Ratifizierung in denUSA aufgrund der föderalen Struktur rechtlich sehr kompliziertist und deshalb wenig Aussicht auf Erfolg besteht. Deshalb isteine zu rigide Forderung nach Ratifizierung aller ILO-Kernar-beitsnormen durch die USA wenig zielführend, zumal bereitswirksame Mechanismen in Kraft sind: Als ILO-Mitgliedstaat undUnterzeichner der ILO-Erklärung von 1998 müssen auch dieUSA jährlich über ihre Aktivitäten zur Durchsetzung der Grund-prinzipien berichten.

Das Votum des Parlaments ist nicht bindend. Da das Europäi-sche Parlament TTIP nach Abschluss der Verhandlungen zu-stimmen muss, kommt der Resolution jedoch eine große Be-deutung zu. Ansprechpartner:Antje Gerstein (BDA), [email protected] Fabian Wendenburg (BDI), [email protected]

Aktionsplan der EU-Kommission zur Unternehmensbesteuerung Aktionsplan der EU-Kommission zur Unternehmensbesteuerung

Die Kommission bereitet die Umsetzung des OECD/G20-Pro-jekts zu »Base Erosion and Profit Shifting« (BEPS) innerhalbder EU vor. Zudem unterbreitet sie einen neuen Vorschlag zurEinführung einer Gemeinsamen Konsolidierten Körperschaft-steuer-Bemessungsgrundlage (GKKB). Mit dem ursprünglichenZiel, die Rahmenbedingungen für Unternehmen im Wettbewerbzu verbessern, haben die Maßnahmen nicht mehr viel gemein.

Der im Juni vorgestellte Aktionsplan umfasst fünf kurz-, mittel-und langfristige Initiativen bzw. Kernelemente, die die Kommis-sion als Ansatzpunkte für die Verbesserung von Fairness undEffizienz der Unternehmensbesteuerung in der EU identifizierthat. Die derzeitigen Rahmenbedingungen führen nach Ein-schätzung der Kommission zu einer Erleichterung der Verlage-rung von Unternehmensgewinnen in Niedrigsteuerländer. Zielder von der Kommission angestrebten Reform des Steuersys-tems ist daher, besser gegen »aggressive Steuerplanung« vor-gehen zu können.

Der BDI unterstützt einen fairen Steuerwettbewerb innerhalbder EU. Die Maßnahmen des Aktionsplans gehen aber darüberhinaus und benachteiligen grenzüberschreitend tätige Unter-nehmen im internationalen Wettbewerb. Mit den vorgelegtenVorschlägen für eine gemeinsame Bemessungsgrundlage derKörperschaftsteuer (GKKB) verliert die Kommission etwa ihr ur-sprüngliches Ziel aus den Augen. Sie war angetreten, die Rah-

menbedingungen für Unternehmen, die grenzüberschreitendtätig sind, zu verbessern. Stattdessen zielt die neue Strategie inerster Linie auf Missbrauchsvermeidung.

Kritisch sind auch die Pläne für erweiterte Offenlegungspflichtenin großen Unternehmen (Country-by-Country-Reporting). DerAustausch von häufig sensiblen Unternehmensdaten für einekorrekte Besteuerung muss in den Händen der zuständigenstaatlichen Stellen liegen. Nur dann sind die Vertraulichkeit derDaten und der verantwortungsvolle Umgang damit gewährleis-tet. Die Unternehmen sind gegenüber den Steuerbehördenvollständig transparent; Transparenzanforderungen sind immerim Lichte des Datenschutzes und des Steuergeheimnisses zusehen.

Ansprechpartnerin:Dr. Karoline Kampermann (BDI), [email protected]

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Europäisches Parlament einigt sich zur Aktionärsrechterichtlinie Europäisches Parlament einigt sich zur Aktionärsrechterichtlinie

Das Plenum des Europäischen Parlaments hat am 8. Juli 2015über den Richtlinienvorschlag zur Änderung der Richtlinie2007/36/EG im Hinblick auf die Förderung der langfristigen Ein-beziehung der Aktionäre (COM(2014)213 final) abgestimmt.

Dem vorausgegangen waren umfangreiche und langwierigeKompromissverhandlungen zwischen den Fraktionen, um Ver-besserungen des im federführenden Rechtsausschuss am7. Mai 2015 verabschiedeten Berichts zu erzielen.

Die Europäische Volkspartei (EVP) und die Sozialdemokraten(S&D) konnten sich schließlich auf Kompromisse einigen, dieverglichen zum Bericht des Rechtsausschusses und dem Kom-missionsvorschlag insgesamt positiv zu bewerten sind.

Bisher kritische Aspekte wurden teilweise entschärft. Bei Art. 9azur Vergütungspolitik wurde u.a. ein Mitgliedstaatenwahlrechteingeführt, dass statt einer verbindlichen, die Möglichkeit einerberatenden Abstimmung der Hauptversammlung über die Ver-gütungspolitik vorsieht.

Der im Kommissionvorschlag vorgesehene Kriterienkatalog zurFestlegung der Vergütungspolitik wurde insgesamt gekürzt. DerAspekt der »Ratio« (Offenlegung und Begründung des Verhält-nisses der Vergütung eines Mitglieds der Unternehmensleitungzur durchschnittlichen Vergütung eines Vollzeitbeschäftigten)wurde gestrichen. Gleiches gilt für das Kriterium der Höchstbe-träge der Gesamtvergütung und dem durch den Rechtsaus-schuss aufgenommenen Aspekt, dass wichtige Interessenträ-ger, insbesondere Beschäftigte zum Vergütungsbericht konsul-tiert werden sollten. Neu hinzugekommen ist u.a., dass in derVergütungspolitik auch Programme und Ergebnisse im Zusam-menhang mit der sozialen Verantwortung der Unternehmenberücksichtigt werden sollen.

Statt eines verbindlichen Votums über den Vergütungsberichtwird nun eine beratende Abstimmung der Aktionäre vorgese-hen.

Der im Kommissionsvorschlag vorgesehen und heftig kritisierteVorschlag zu Art. 9c – Recht auf Abstimmung über Transaktio-nen mit nahe stehenden Unternehmen und Personen – wurdebereits zur Abstimmung im Rechtsausschuss gegenüber demKommissionsvorschlag erheblichen Veränderungen unterzo-gen, um Unternehmen mehr Flexibilität im Bereich von Kon-zernverträgen zu ermöglichen.

Das Plenum des Europäischen Parlaments votierte mehrheitlichfür die Aufnahme eines sog. »Country-by-Country-Reporting«.Dies umfasst insbesondere den Vorschlag zur Änderung derRechnungslegungsrichtlinie 2013/34/EU im Hinblick auf die Ein-führung einer neuen Offenlegungs- und Auditierungspflicht fürgroße Unternehmen und Unternehmen von öffentlichem Inter-esse in den Anhängen des Jahresabschlusses in Bezug aufverschiedene Kriterien wie Umsatz, Anzahl der Lohn- und Ge-haltsempfänger in Vollzeitäquivalenten, Gewinn oder Verlustvor Steuern, Steuern auf Gewinn oder Verlust, erhaltene staatli-che Beihilfen oder ein Verzeichnis der in jedem Mitgliedstaatoder Drittstaat tätigen Tochterunternehmen.

Darüber hinaus sollen große Unternehmen noch »wesentlicheBestandteile von und Informationen über Steuerabsprachen«veröffentlichen. Eine entsprechende Definition des Begriffs»Steuerabsprache« wird vorgesehen. Ausnahmeregelungenwerden für Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern vor-gesehen oder für Unternehmen, die bereits einer entsprechen-den Offenlegungspflicht nach nationalem Recht unterliegen.

Nach der Sommerpause wird das Dossier in den Trilog (Ver-handlungen zwischen Rat, Europäischen Parlament und EU-Kommission) gehen. Prioritär sollen sich die Mitgliedstaatenauf Ratsebene dafür stark machen, dass der kritische Artikel imabgestimmten Text zu »Country-by-Country-Reporting« aus derRichtlinie gestrichen wird. BDI und BDA hatten sich aktiv in dieDebatte um die Aktionärsrechterichtlinie eingebracht und wer-den auch die Kompromissfindung im Trilog umfassendmitbegleiten.

Ansprechpartnerin:Carolina Müller (BDI), [email protected]

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Juli 2015 07

Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Breite Straße 29; 10178 Berlin; www.bdi.eu

EU-Kommission baut Führungsebene um - Alexander Italianer wird neuerGeneralsekretärEU-Kommission baut Führungsebene um - Alexander Italianer wird neuerGeneralsekretär

Am 24. Juni hat die Europäische Kommission die Umbesetzung(»reshuffle«) ihrer obersten Führungsebene bekannt gegeben.Eine Schlüsselposition wird dabei der Niederländer AlexanderItalianer als neuer Generalsekretär einnehmen.

Italianer, der bereits stellvertretender Generalsekretär des Ge-neralsekretariats und anschließend Generaldirektor der GDWettbewerb war, wird zum 1. September 2015 die Nachfolgevon Catherine Day antreten, die in den Ruhestand geht. Italia-ner soll dabei eng mit Kommissionspräsident Juncker und demersten Vizepräsidenten Timmermanns zusammenarbeiten.

Weitere wichtige personelle Veränderungen:

- Jonathan Faull (GB) wird Generaldirektor der wichtigen »Task Force für strategische Fragen im Zusammenhang mit dem Referendum im Vereinigten Königreich« im General- sekretariat. Er wird dem Präsidenten direkt unterstellt sein. Zuvor war er u.a. Generaldirektor der GD Finanzstabilität, Finanzdienstleistung und Kapitalmarktunion.- Marianne Klingbeil (DE) wird Generaldirektorin zuständig für den »Ausschuss für Regulierungskontrolle« im General- sekretariat.- Maarten Verwey (NL) wird Generaldirektor zuständig für den »Strukturreformunterstützenden Dienst« im General- sekretariat.- Johannes Laitenberger (DE), ehemaliger Kabinettchef von Kommissionspräsident Barroso, wird Generaldirektor der GD Wettbewerb.

- Olivier Guersent (F) wird Generaldirektor der GD Finanz- stabilität, Finanzdienstleistung und Kapitalmarktunion.- Lowri Evans (GB) wird Generaldirektorin der GD Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU.- Martine Reicherts (LUX) wird Generaldirektorin der GD Bildung und Kultur.

Die Umstrukturierung des Generalsekretariats ist von besonde-rer Bedeutung. Nicht nur die personelle Besetzung, sondernauch die Struktur wurde entscheidend geändert. Juncker hatdas Generalsekretariat weiter gestärkt und so strukturiert, dassalle wesentlichen politischen Prozesse dort gesteuert werden.In Bezug auf die niedrige Frauenquote in der Führungsetageder EU-Kommission, betont Vizepräsidentin für Haushalt undPersonal Kristalina Georgieva, dass sie sich für einen 40-pro-zentigen Anteil weiblicher Führungskräfte bis zum Ende diesesMandats einsetzen werde.

Die offizielle Pressemitteilung der Kommission finden Sie hier.

Ansprechpartnerinnen:Julia Callies (BDI), [email protected] Brigitte De Vita (BDA), [email protected]

Bildnachweise: Fotolia/tashka2000 (1,2),© Europäische Union 2015 - EP (1,2) URL-Link , Plainpicture (1,3), Adpic/ B. Leitner (1,4),Fotolia/Errol Hogenkamp (1,5), Adpic (6)

Redaktion: Leonie Dack, Joscha Ritz (V.i.S.d.P.)Die Verantwortung für die Inhalte der Fremdbeiträge tragen die jeweiligen Autoren.