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%F[FNCFS 6/,MJNBLPOGFSFO[JO 1BSJT Erfolgreicher internationaler Klimaschutz braucht zusätzlich zur politischen Flan- kierung die Industrie und deren techni- sche Innovationen und Investitionen in modernste Technologien. Die Industrie spielt die zentrale Rolle bei der technolo- gischen Lösung erfolgreicher Vermei- dung und Anpassung an die Folgen des Klimawandels. 4FJUF )BOEFMTQPMJUJL )BOEFMTNJOJTUFSSBUJO #SàTTFM Noch mehr Transparenz bei TTIP war eines der wesentlichen Ergebnisse des Treffens der Handelsminister der EU- Mitgliedstaaten am 27.11.2015. 4FJUF 3PITUPGGF 'BJSF4QJFMSFHFMOJN 3PITUPGGIBOEFM Das neue BDI-Positionspapier illustriert erstmals mit konkreten Beispielen die Entwicklungen und Herausforderungen im Handel mit Rohstoffen. 4FJUF 6NXFMUQPMJUJL ,PNNJTTJPOMFHUEBT1BLFU [VS,SFJTMBVGXJSUTDIBGUWPS Das Paket besteht aus einem allgemei- nen Aktionsplan sowie Vorschlägen zur Änderung einer Reihe von Abfallrichtlinien. 4FJUF &VSPQハJTDIF,PNNJTTJPO 4UBSUEFT&VSPQハJTDIFO 4FNFTUFST Ende November 2015 hat das neue Eu- ropäische Semester zur Koordinierung der Wirtschafts- und Fiskalpolitik begonnen. 4FJUF 8FJUFSF5IFNFO #FGVHOJTTFEFSOBUJPOBMFO8FUUCFXFSCTCFIレSEFOTUハSLFO 4FJUF #FGVHOJTTFEFSOBUJPOBMFO8FUUCFXFSCTCFIレSEFOTUハSLFO 4FJUF 1MBUUGPSNHFHFO4DIXBS[BSCFJU 4FJUF 1MBUUGPSNHFHFO4DIXBS[BSCFJU 4FJUF

BDI/BDA Brüssel Aktuell 08|2015

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Thema u.a.: 21. UN-Klimakonferenz in Paris | Kommission legt das Paket zur Kreislaufwirtschaft vor | Handelsministerrat in Brüssel | Faire Spielregeln im Rohstoffhandel | Start des Europäischen Semesters 2016

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Page 1: BDI/BDA Brüssel Aktuell 08|2015

Dezember 2015

21. UN-Klimakonferenz inParis

Erfolgreicher internationaler Klimaschutzbraucht zusätzlich zur politischen Flan-kierung die Industrie und deren techni-sche Innovationen und Investitionen inmodernste Technologien. Die Industriespielt die zentrale Rolle bei der technolo-gischen Lösung erfolgreicher Vermei-dung und Anpassung an die Folgen desKlimawandels.

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Handelspolitik

Handelsministerrat inBrüssel

Noch mehr Transparenz bei TTIP wareines der wesentlichen Ergebnisse desTreffens der Handelsminister der EU-Mitgliedstaaten am 27.11.2015.

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Rohstoffe

Faire Spielregeln imRohstoffhandel

Das neue BDI-Positionspapier illustrierterstmals mit konkreten Beispielen dieEntwicklungen und Herausforderungenim Handel mit Rohstoffen.

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Umweltpolitik

Kommission legt das Paketzur Kreislaufwirtschaft vor

Das Paket besteht aus einem allgemei-nen Aktionsplan sowie Vorschlägen zurÄnderung einer Reihe vonAbfallrichtlinien.

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Europäische Kommission

Start des EuropäischenSemesters 2016

Ende November 2015 hat das neue Eu-ropäische Semester zur Koordinierungder Wirtschafts- und Fiskalpolitikbegonnen.

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Weitere Themen

Befugnisse der nationalen Wettbewerbsbehörden stärken>> Seite 6Befugnisse der nationalen Wettbewerbsbehörden stärken>> Seite 6

Plattform gegen Schwarzarbeit>> Seite 6Plattform gegen Schwarzarbeit>> Seite 6

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Für die Politik und die Wirtschaft steht bei der 21. UN-Klimakonferenz in Paris viel aufdem SpielFür die Politik und die Wirtschaft steht bei der 21. UN-Klimakonferenz in Paris viel aufdem Spiel

Erfolgreicher internationaler Klimaschutz braucht zusätzlich zurpolitischen Flankierung die Industrie und deren technische Inno-vationen und Investitionen in modernste Technologien.

Die Industrie spielt die zentrale Rolle bei der technologischenLösung erfolgreicher Vermeidung und Anpassung an die Folgendes Klimawandels. Aus Sicht der Industrie ist es entscheidendfür die Klimakonferenz von Paris, dass sie den Weg zu einemglobalen CO2-Markt ebnet. Denn nur so kann Klimaschutz funk-tionieren und zugleich faire Wettbewerbsbedingungen für die In-dustrie sicherstellen. Engagement für den Klimaschutz darfdurch die globale Brille gesehen kein Wettbewerbsnachteil fürUnternehmen darstellen.

Bei den Verhandlungen in Paris geht es aber auch um einefaire Verteilung der Lasten. Die Verhandlungspartner müssenvergleichbare Emissionsreduktionen zwischen Industriestaatenund angemessene Emissionsbegrenzungen in den Schwellen-ländern vereinbaren. Damit das effektiv gelingt, brauchen wirein Abkommen, das die Nutzung von Marktmechanismen stär-ker in den Mittelpunkt stellt. Zugleich muss es sicherstellen,dass die gemachten Minderungszusagen in der Zukunft auchwirklich realisiert und überprüft werden.

Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden, wird das fürden Klimaschutz notwendige Wachstum gefördert und kann diedeutsche Industrie ihr volles Potential zur weltweiten Treib-hausgasreduktion entfalten.

Im Vorfeld der 21. UN-Klimakonferenz hat der BDI 10 Empfeh-lungen für ein erfolgreiches Abkommen aufgestellt:

1. Entwicklung einer gemeinsamen Vision für langfristigeweltweite Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels

2. Globale und rechtsverbindliche Klimaschutzregelungenfür die Zeit nach 2020

3. Verpflichtende Reduktionsmaßnahmen auch in Schwel­lenländern

4. Schaffung von Anreizen für die Errichtung vernetzbarerKohlenstoffmärkte

5. Gleiche Pflichten zur Überwachung, Mitteilung und Über­prüfung (Monitoring, Reporting and Verification, MRV) füralle Beteiligten

6. Institutionalisierung von Unternehmensengagement imRahmen der UN-Klimarahmenkonvention

7. Mobilisierung von Finanzmitteln für Klimaschutzmaßnah­men

8. Schutz geistiger Eigentumsrechte

9. Aufnahme klarer Maßnahmen für den Bereich Forstwirt­schaft

10. Globale Lösungen zur Kontrolle von Emissionen ausdem Flug- und Schiffsverkehr

Ansprechpartnerin:Anne Feldhusen (BDI), [email protected]

Kommission legt das Paket zur Kreislaufwirtschaft vorKommission legt das Paket zur Kreislaufwirtschaft vor

Am 2. Dezember hat die EU-Kommission wie angekündigt das»Circular Economy Package« vorgestellt. Das Paket bestehtaus einem allgemeinen Aktionsplan sowie Vorschlägen zur Än-derung einer Reihe von Abfallrichtlinien.

Damit möchte die Kommission die Themen Produktdesign,Ressourceneffizienz und Ressourcenschonung sowie Abfallund Recycling unter dem Dach der »circular economy« zusam-menführen. Für die Abfallbewirtschaftung und das Recyclingschlägt die EU-Kommission unter anderem Recyclingziele von65 Prozent für Siedlungsabfälle, 75 Prozent für Verpackungsab-

fälle sowie eine Beschränkung der Deponierung von Siedlungs-abfällen auf höchstens zehn Prozent der Gesamtabfälle vor.

Darüber hinaus sollen die Regeln zur Verantwortung von Her-stellern für die Abfallentsorgung neu gefasst sowie Mindestan-forderungen für die Errichtung entsprechender Systeme in denMitgliedstaaten definiert werden. Um die Marktfähigkeit von ausAbfällen gewonnenen Sekundärrohstoffen zu verbessern, plantdie Kommission die Entwicklung von europäischen Qualitäts-standards für solche Stoffe. Außerdem soll die Reparaturfähig-keit, Haltbarkeit und Recyclingfähigkeit von Produkten stärker

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Dezember 2015 03

gefördert werden, indem bei der Umsetzung der Ökodesi-gnrichtlinie mehr Gewicht auf diese Aspekte gelegt wird.

Der BDI begrüßt die Vorlage des Pakets zur Kreislaufwirtschaft.Damit lassen sich die Rohstoffpotenziale im europäischen Bin-nenmarkt zugunsten von Verbrauchern und Wirtschaft bessernutzen. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen in Europa wird so ver-bessert.

Die Kreislaufwirtschaft kann durch die Betrachtung des gesam-ten Lebenszyklus die effiziente Nutzung von Ressourcen för-dern. Allerdings gelingt das nur, wenn europäische Vorgabenund Gesetze in den Mitgliedstaaten auch tatsächlich umgesetztwerden. Tatsächlich landen aber Abfälle in vielen Ländern nachwie vor hauptsächlich auf Deponien.

Das Paket zur Kreislaufwirtschaft muss hier mit den richtigenAkzenten grundlegende Verbesserungen erreichen. Das Bei-spiel Deutschland mit seinen hohen Recycling- und Verwer-tungsstandards zeigt, dass dies möglich ist. Bei der Ausgestal-tung der Kreislaufwirtschaft dürfen jedoch andere gut funktionie-rende Instrumente nicht gefährdet werden. Es wäre kontrapro-duktiv, die Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie durch neue ge-setzliche Vorgaben zum Recycling einseitig zu verzerren. Beider Gestaltung von Produkten müssen alle Aspekte ausgewo-gen berücksichtigt werden: Umweltschutz, Sicherheit undFunktionalität.

Ansprechpartner:Dr. Alexander Kessler (BDI), [email protected]

Handelsministerrat diskutiert mit Handelskommissarin Handelsministerrat diskutiert mit Handelskommissarin

Noch mehr Transparenz während der Verhandlungen derTransatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP)war eines der wesentlichen Ergebnisse des Treffens der Han-delsminister der EU-Mitgliedstaaten am 27.11.2015 in Brüssel.

Die luxemburgische Ratspräsidentschaft kündigte gemeinsammit der Handelskommissarin Cecilia Malmström am Ende derSitzung an, dass künftig alle Mitglieder des Europäischen Parla-ments und der Parlamente der Mitgliedstaaten die konsolidier-ten Verhandlungstexte der TTIP-Verhandlungen einsehenkönnten. Die genauen Modalitäten würden noch mit dem US-Partner geklärt. Außerdem habe die Europäische Kommissionvon den Mitgliedstaaten breite Unterstützung für ihre Linie imBereich Investitionsschutz erhalten.

Auch die handelspolitische Mitteilung der Kommission »Handelfür Alle« fand im Rat in ihren Grundzügen breite Zustimmung.Mit Blick auf die zehnte WTO-Ministerkonferenz Mitte Dezem-ber in Nairobi wurden zu den Verhandlungen der Doha-Entwick-lungsrunde nur minimale Ergebnisse erwartet. Hoffnung be-stand noch, in Nairobi die Verhandlungen des überarbeitetenInformationstechnologie-Abkommens abzuschließen und dieVerhandlungen des sogenannten »Umweltgüterabkommen« mit

einer Einigung über die Güterliste teilweise abschließen zu kön-nen. Unklar war nach dem Treffen weiterhin, ob die EU mitMERCOSUR auf Basis eines 87 Prozent des Handelsvolumensabdeckenden Angebots zur Importzollbeseitigung derPartnerseite die Verhandlungen fortsetzen möchte.

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Eine weitere Prüfung und interne Diskussion des Angebotswurde angekündigt. Die Verhandlungen mit asiatischen Part-nern spielten bei der Ratssitzung eine große Rolle. Es wurdeangekündigt, dass mit den Philippinen bald über ein Freihan-delsabkommen verhandelt werden könnte. Außerdem würde In-donesien auf höchster Ebene Interesse an Verhandlungen si-gnalisieren. Die Verhandlungen mit Vietnam wurden am Vortagoffiziell erfolgreich beendet. Der Text für das Investitions-schutz-Kapitel in dem Abkommen sei jedoch noch nicht fertig.Klar sei jedoch, dass es das erste Abkommen sei, welches denEuropäischen Ansatz eines »Investment Court System« enthält.

Beim Mittagessen des Treffens sprachen die Handelsministermit der Kommissarin vertraulich über die wirtschaftlichen undrechtlichen Aspekte und die Handlungsoptionen rund um diemögliche Vergabe des Marktwirtschaftsstatus der EU an China.

Informierte Quellen berichten, dass die Kommission einenRechtsvorschlag vorlegen möchte, der auch den Sorgen derMitgliedstaaten und der hauptbetroffenen Industrien Rechnungtragen würde. In der Diskussion hätte der Rat die Kommissionaufgefordert, für Klarheit über die rechtlichen und wirtschaftli-chen Zusammenhänge bei dem Thema zu informieren. DieKommission kündigte eine wirtschaftliche Auswirkungsanalysefür Ende des Jahres an.

Ansprechpartner:Eckart von Unger (BDI), [email protected]

BDI-Positionspapier fordert faire Spielregeln im RohstoffhandelBDI-Positionspapier fordert faire Spielregeln im Rohstoffhandel

Der sichere und diskriminierungsfreie Zugang zu Rohstoffen istfür die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der deutschen undeuropäischen Industrie von zentraler Bedeutung.

Im Laufe der vergangenen Jahre hat es jedoch eine signifikanteZunahme von Handelshemmnissen gegeben, die den Bezugvon Rohstoffen erschweren oder verteuern. Das neue BDI-Posi-tionspapier »Handels- und Wettbewerbsverzerrungen bei Roh-stoffen« illustriert erstmals mit konkreten Beispielen die Ent-wicklungen und Herausforderungen im Handel mit Rohstoffen.So beobachtete die EU-Kommission einen Anstieg der protek-tionistischen Maßnahmen seit dem Jahr 2008 von 100 auf 858.

Eine Vielzahl von Ländern betreibt seit Jahren eine gezielteRohstoffsicherungspolitik, um die Verfügbarkeit von Rohstoffenfür die eigenen Unternehmen zu sichern und die inländischeWertschöpfung zu steigern. Doch während protektionistischeMaßnahmen von Rohstoffabbauländern nicht die gewünschteVerbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von nachgelagertenVerarbeitungsindustrien erzielen, könnte durch Vertrauen,größere Markttransparenz und faire Handelsbedingungen einenachhaltige Rohstoffwirtschaft gefördert werden.

Zwar scheint sich die Lage auf den Rohstoffmärkten, insbeson-dere hinsichtlich der Preise, derzeit entspannt zu haben; jedochwerden die strukturellen Probleme im Rohstoffhandel bei einemerneuten Anziehen der Weltkonjunktur und der Rohstoffnach-frage wieder deutlich spürbar werden. Aus Sicht des BDI solltendie Bundesregierung und die EU-Kommission daher konse-quent auf den Abbau handels- und wettbewerbsverzerrenderMaßnahmen hinwirken und den diskriminierungsfreien Zugangzu Rohstoffen stärker im Rahmen der G7 und G20 adressie-ren.

Das Positionspapier finden Sie hier.

Ansprechpartnerin:Anna-Lynn Ratz (BDI), [email protected]

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Start des Europäischen Semesters 2016Start des Europäischen Semesters 2016

Mit der Beurteilung der nationalen Budgetentwürfe, dem Jah-reswachstums- und dem Warnmechanismusbericht hat EndeNovember 2015 das neue Europäische Semester zur Koordi-nierung der Wirtschafts- und Fiskalpolitik begonnen. Die Bewer-tung der Europäischen Kommission fällt angesichts sich auf-bauender makroökonomischer Ungleichgewichte, zögerlicherStrukturreformen und hoher Staatsverschuldung äußerst mildaus.

Das Budgetdefizit im Euroraum insgesamt wird von 1,9 Prozentin 2015 leicht auf nunmehr 1,7 Prozent des BIP in 2016 zurück-gehen. Die Verschuldung dürfte nach dem Höhepunkt im Jahr2014 mit 92 Prozent auf knapp unter 90 Prozent in 2016 sinken.Ein Großteil dieser positiven fiskalischen Entwicklung istDeutschland geschuldet. Der öffentliche Schuldenstand im Eu-roraum ohne Deutschland würde von 2015 auf 2016 sogar nochleicht ansteigen und rund 100 Prozent des BIP betragen.

Für die Budgets 2016 gestand die Europäische Kommissionden Euro-Mitgliedstaaten großzügige Flexibilität zu. Unter ande-rem kündigte sie an, Mehrausgaben auf Grund der Flüchtlingeals Sondereffekte zu akzeptieren. Einzelne Länder reklamiertenerfolgreich Reformen und Investitionen als außergewöhnlicheFaktoren ein, um ihre Defizitziele laut Maastricht-Kriterien zu er-höhen. Diese Aushöhlungen des Stabilitäts- und Wachstums-pakts schaden letztendlich jedoch der Glaubwürdigkeit diesesRegelwerks. Trotz der großzügigen Auslegungen der Schwel-lenwerte sieht die Europäische Kommission bei einigen Län-dern Risiken, diese zu überschreiten. Ein großes Manko: DieUmsetzung der Länderspezifischen Empfehlungen bleibt weiterhinter den Erfordernissen zurück. In der Bewertung nach Schul-noten gibt es kein einziges »Sehr Gut« oder »Gut«. Es werdenneun »Befriedigend« und sechs »Genügend« an die Mitglied-staaten verteilt. Deutschland erhält in diesem Beurteilungs-schema nur ein »Genügend« und könnte noch zahlreiche Po-tentiale nutzen.

Der diesjährige Jahreswachstumsbericht nennt drei Prioritäten,die sich in ähnlicher Form schon im letzten Jahr fanden:

• Stärkung der Investitionstätigkeit• Fortsetzung der Strukturreformen zur Modernisierung unserer Wirtschaft• Verantwortungsvolle Haushaltspolitik

Richtigerweise setzt der Jahreswachstumsbericht einenSchwerpunkt im Bereich der demografischen Entwicklung. Dieländerübergreifende Berücksichtigung der damit verbundenenHerausforderungen bei Reformen der sozialen Sicherungssys-teme ist notwendig und überfällig. Gleiches gilt für die Forde-rung nach mehr Investitionen im Bildungsbereich.

Die Europäische Kommission identifiziert im Warnmechanis-musbericht wachsende Ungleichgewichte in der Leistungsbi-lanz. Ebenso werden die öffentlichen und privaten Schul-denstände kritisch eingeschätzt. Der Schuldenabbau verläuft ineinigen Mitgliedstaaten nur zögerlich und notleidende Kreditebelasten die Finanzierungsbedingungen des Unternehmenssek-tors.

Auch in Deutschland sieht die Europäische Kommission wieschon im Vorjahr makroökonomische Ungleichgewichte. DerLeistungsbilanzüberschuss wird 2015 weiter ansteigen unddürfte 8,7 Prozent des BIP betragen. Damit liegt der dreijährigeDurchschnitt beträchtlich über dem Schwellenwert von 6 Pro-zent. Der Bericht führt einen Teil des Anstiegs auf Sonderfakto-ren wie den günstigen Eurowechselkurs zurück. Unbenommenhiervon wird der Schwellenwert überschritten. Dies liegt abernicht daran, dass die deutsche Lohnpolitik zu zurückhaltend wä-re. Die Lohnstückkosten in Deutschland sind zuletzt stärker alsder Durchschnitt des Euroraums angestiegen. Die deutsche Ex-portwirtschaft ist weniger über den Preis, als über die Qualitätwettbewerbsfähig. Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht lie-gen vielmehr in der anhaltenden Investitionsschwäche, die we-sentlich beherzter durch bessere wirtschaftspolitische Rahmen-bedingungen angegangen werden muss.

Ansprechpartner:Dr. Wolfgang Eichert (BDI), [email protected] Humbert (BDA), [email protected] Meister (BDA), [email protected]

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BDI/BDA Brüssel Aktuell Dezember 2015 06

Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Breite Straße 29; 10178 Berlin; www.bdi.eu

EU-Kommission will Befugnisse der nationalen Wettbewerbsbehörden stärkenEU-Kommission will Befugnisse der nationalen Wettbewerbsbehörden stärken

Die Europäische Kommission führt bis zum 12. Februar 2016eine öffentliche Konsultation zu der Frage durch, ob die natio-nalen Wettbewerbsbehörden in der EU über zusätzliche Instru-mente zur Durchsetzung des europäischen Kartellrechts verfü-gen sollten. Nach Auswertung der Konsultationsergebnisse wirddie Kommission mit hoher Wahrscheinlichkeit legislative Maß-nahmen vorschlagen.

Mögliche Verbesserungen bei der mitgliedstaatlichen Anwen-dung des EU-Rechts könnten nach Ansicht der Kommissiondarin bestehen,

• dass die den nationalen Wettbewerbsbehörden zur Verfügungstehenden Instrumente zur Aufdeckung und zur Bewältigungvon Verstößen gegen die EU-Wettbewerbsvorschriften verbes-sert werden (»adäquate Wettbewerbs-Toolbox«). Kritisch siehtdie Kommission beispielsweise das in einigen Mitgliedstaatenbestehende Verbot der Beschlagnahme von Beweisen, die beiDurchsuchungen auf digitalen Datenträgern wie Laptops oderTablet-PCs gefunden werden.

• effektive Sanktionen bei Kartellverstößen zu garantieren – bei-spielsweise dürfen einige Behörden zur Ermittlung der Höhe derGeldbuße nicht die volle Dauer der Kartellbeteiligungberücksichtigen.

• in allen Mitgliedstaaten wirksame Kronzeugenprogramme zugewährleisten.

• die Unabhängigkeit der nationalen Wettbewerbsbehörden beider Durchsetzung des EU-Wettbewerbsrechts zu wahren unddie erforderlichen Mitarbeiter und Ressourcen zu garantieren.

Der BDI hat sich wiederholt für kohärentere Verfahrensregelun-gen insbesondere für Kronzeugen ausgesprochen. Die Initiativeder Kommission könnte hier zu einem willkommenen Abbauverfahrensrechtlicher Hürden führen. Eingriffe in etablierte mit-gliedstaatliche Rechtskonzepte, wie die Frage der Ausgestal-tung der Konzernhaftung, sollten jedoch nicht über eine Anglei-chung der Durchsetzungsvorschriften ermöglicht werden. EineStärkung der Durchsetzungsbefugnisse der Kartellbehördenmuss außerdem stets von angemessenen Verfahrensrechtender betroffenen Unternehmen begleitet werden.

Ansprechpartnerinnen:Nadine Rossmann (BDI), [email protected]. Ulrike Suchsland (BDI), [email protected]

Plattform gegen Schwarzarbeit: Sozialpartnern Stimmrecht verweigert Plattform gegen Schwarzarbeit: Sozialpartnern Stimmrecht verweigert

Bei den Trilogverhandlungen zur Einrichtung einer Plattform zurStärkung der Zusammenarbeit bei der Prävention und Abschre-ckung von nicht angemeldeter Erwerbstätigkeit konnten sichdas Europäische Parlament, der Rat und die Kommission imNovember auf einen gemeinsamen Kompromiss einigen. ImAusschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten desEuropäischen Parlaments war die Entscheidungsfindung zuvorkompliziert, nachdem über 400 Änderungsanträge eingebrachtwurden. Die Plattform soll nun aus jeweils einem Vertreter jedesMitgliedstaats, einem Kommissionsvertreter sowie aus jeweilszwei auf EU-Ebene organisierten Sozialpartnern bestehen. Min-destens zweimal im Jahr soll die Plattform gegen Schwarzarbeittagen.

Die BDA begrüßt, dass sich die Trilogparteien dafür entschie-den haben, den Maßnahmen der Plattform gegen Schwarzar-

beit keine bindende Wirkung zukommen zu lassen. Denn dashätte eine »one-size-fits-all-Lösung« bedeutet, die den unter-schiedlichen Gegebenheiten in den Mitgliedstaaten nicht ausrei-chend Rechnung trägt. Kritisch ist allerdings, dass den Sozial-partnern das Stimmrecht in der Plattform gegen Schwarzarbeitverweigert wurde. Damit Sozialpartner als Mitglieder der Platt-form Verantwortung übernehmen und sich einbringen, müssensie über ein Stimmrecht verfügen.

Der erzielte Kompromiss muss nun noch von EP und Ratbestätigt werden. Das EP-Plenum wird sich voraussichtlich imFebruar 2016 mit dem Thema befassen.

Ansprechpartner:Eric Veillerobe (BDA), [email protected]

Bildnachweise:Fotolia/ Zechal (1, 2), Fotolia/ Alexey Zarodov (1, 3),Fotolia/ anekoho (1, 3), Fotolia/ papa1266 (1, 4),Fotolia/ Sven Hoppe (1, 5)

Redaktion: Leonie Dack, Joscha Ritz (V.i.S.d.P.)Die Verantwortung für die Inhalte der Fremdbeiträge tragen die jeweiligen Autoren.