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'FCSVBS x'àSNFIS8JTTFOTDIBGUJO EFS1PMJUJLj Das Thema »Innovation« stand im Fokus der Rede von Marijn Dekkers, Vorstands- vorsitzender der Bayer AG, beim 37. Brüsseler Wirtschaftsgespräch des BDI. Unter dem Titel »A practical vision for innovation: The case for more science in politics« forderte er, technologischen Fortschritt mutiger und entschlossener zu fördern. 4FJUF &63BUTQSハTJEFOUTDIBGU /JFEFSMBOEFàCFSOFINFO &63BUTQSハTJEFOUTDIBGU Zum 1. Januar 2016 haben die Nieder- lande den EU-Ratsvorsitz übernommen. Die Präsidentschaft findet in einem schwierigen politischen Umfeld statt. 4FJUF 'MàDIUMJOHTQPMJUJL (FNFJOTBNF&SLMハSVOH[VS "TZMVOE'MàDIUMJOHTQPMJUJL BDA, BDI und ZDH unterstützen ein ab- gestimmtes Vorgehen und eine faire Ver- teilung der Lasten bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen. 4FJUF 4UFVFSQPMJUJL #FLハNQGVOHWPO 4UFVFSWFSNFJEVOH Am 28. Januar 2016 hat die EU- Kommission ihr Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Steuervermeidung vor- gelegt. 4FJUF %BUFOTDIVU[ &6%BUFOTDIVU[HSVOE WFSPSEOVOH Am 15.12.2015 wurde eine Einigung auf die endgültige Version einer künftigen EU-Datenschutzgrundverordnung erzielt. 4FJUF 8FJUFSF5IFNFO "HFOEBGàS#FTTFSF3FDIUTFU[VOH 4FJUF "HFOEBGàS#FTTFSF3FDIUTFU[VOH 4FJUF (FTDIハGUTHFIFJNOJTTF 4FJUF (FTDIハGUTHFIFJNOJTTF 4FJUF &61FOTJPOTGPOETSJDIUMJOJF 4FJUF &61FOTJPOTGPOETSJDIUMJOJF 4FJUF 8FJUFSF5IFNFO 4FJUF 8FJUFSF5IFNFO 4FJUF

BDI/BDA Brüssel Aktuell Nr. 01/2016

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Themen des Brüssel Aktuell sind: "Für mehr Wissenschaft in der Politik", Niederlande übernehmen EU-Ratspräsidentschaft, Gemeinsame Erklärung zur Asyl- und Flüchtlingspolitik, Bekämpfung von Steuervermeidung, EU-Datenschutzgrundverordnung, Agenda für Bessere Rechtsetzung, Geschäftsgeheimnisse, EU-Pensionsfondsrichtlinie

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Februar 2016

»Für mehr Wissenschaft inder Politik«

Das Thema »Innovation« stand im Fokusder Rede von Marijn Dekkers, Vorstands-vorsitzender der Bayer AG, beim37. Brüsseler Wirtschaftsgespräch desBDI. Unter dem Titel »A practical visionfor innovation: The case for more sciencein politics« forderte er, technologischenFortschritt mutiger und entschlossener zufördern.

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EU-Ratspräsidentschaft

Niederlande übernehmenEU-Ratspräsidentschaft

Zum 1. Januar 2016 haben die Nieder-lande den EU-Ratsvorsitz übernommen.Die Präsidentschaft findet in einemschwierigen politischen Umfeld statt.

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Flüchtlingspolitik

Gemeinsame Erklärung zurAsyl- und Flüchtlingspolitik

BDA, BDI und ZDH unterstützen ein ab-gestimmtes Vorgehen und eine faire Ver-teilung der Lasten bei der Aufnahme undIntegration von Flüchtlingen.

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Steuerpolitik

Bekämpfung vonSteuervermeidung

Am 28. Januar 2016 hat die EU-Kommission ihr Maßnahmenpaket zurBekämpfung von Steuervermeidung vor-gelegt.

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Datenschutz

EU-Datenschutzgrund-verordnung

Am 15.12.2015 wurde eine Einigung aufdie endgültige Version einer künftigenEU-Datenschutzgrundverordnung erzielt.

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Weitere Themen

Agenda für Bessere Rechtsetzung>> Seite 5Agenda für Bessere Rechtsetzung>> Seite 5

Geschäftsgeheimnisse>> Seite 6Geschäftsgeheimnisse>> Seite 6

EU-Pensionsfondsrichtlinie>> Seite 7EU-Pensionsfondsrichtlinie>> Seite 7

Weitere Themen>> Seite 7Weitere Themen>> Seite 7

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»Für mehr Wissenschaft in der Politik« »Für mehr Wissenschaft in der Politik«

Das Thema »Innovation« stand im Fokus der Rede von MarijnDekkers, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG, beim 37. Brüs-seler Wirtschaftsgespräch des BDI. Unter dem Titel »A practicalvision for innovation: The case for more science in politics« for-derte er, technologischen Fortschritt mutiger und entschlosse-ner zu fördern.

Von der alternden Bevölkerung bis zum Klimawandel: Innova-tionen seien, so Dekkers, dringend notwendig, um den wichtigs-ten aktuellen Herausforderungen zu begegnen.Auch für die internationale Wettbewerbsfähigkeit spiele Innova-tion eine entscheidende Rolle. Als Beispiel nannte er China:Seit dem Jahr 2000 habe China seinen Anteil an wissenschaftli-chen Publikationen im Bereich Chemie von sieben auf 28 Pro-zent erhöht. Er mahnte, Europa dürfe sich nicht auf seiner Er-folgsgeschichte ausruhen: »Wir können uns nicht erlaubenimmer mehr Technologien an andere Regionen zu verlieren.«

Dekkers betonte außerdem, dass die öffentliche Skepsis ge-genüber neuen Technologien in Europa wachse. Dieser Skep-sis müssten Unternehmen entgegenwirken: »Wir, die Industrie,haben die Pflicht, öffentliche Ängste ernst zu nehmen und dieMenschen von den Vorteilen von Innovationen zu überzeugen.«

Auch die Politik sieht Dekkers in der Pflicht. Zwar entstehe In-novation letztendlich in Laboren und Unternehmen, Schlüsselzum Erfolg sei aber vor allem ein innovationsfreundliches Um-feld: »Wissenschaftlicher Fortschritt und technologische Innova-

tion müssen mit einem angemessenen Maß an Regulierungeinhergehen.« Um Innovation zur Top-Priorität zu machen,müsse ein »Innovations-Prinzip« in den Europäischen Gesetz-gebungsprozess integriert werden: Künftig müsse geprüft wer-den, ob neue Regulierung einen innovationshemmenden Effekthabe. »Das Vorsorgeprinzip sollte um das Innovationsprinzipergänzt werden. Das würde bessere Regulierung und mehr In-novation möglich machen.« Ansprechpartnerin:Louisa Plasberg (BDI), [email protected]

Niederlande übernehmen EU-RatspräsidentschaftNiederlande übernehmen EU-Ratspräsidentschaft

Zum 1. Januar 2016 haben die Niederlande den EU-Ratsvorsitzübernommen. Die Präsidentschaft findet in einem schwierigenpolitischen Umfeld statt. BDI und BDA führen Gespräche mitVertretern der niederländischen Regierung in Den Haag.

Die Niederlande haben vom 1. Januar bis 30. Juni 2016 diePräsidentschaft des EU-Ministerrates inne. Den Vorsitz tritt dasLand in schwierigen Zeiten an: In der Flüchtlingskrise steht dieRegierung Rutte innenpolitisch unter Druck und die EU wird aufeine Bewährungsprobe gestellt; der Ausgang des UK-Referen-dums gilt als ungewiss und am 6. April 2016 halten die Nieder-lande ein Referendum zum EU-Ukraine Assoziierungsabkom-men ab.

Die Niederlande wollen die Ratspräsidentschaft nutzen, um daswachstumsrelevante Arbeitsprogramm der EU-Kommission

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voranzutreiben. Oberste Priorität hat die Bewältigung derFlüchtlingskrise. Monatliche Tagungen der EU-Justiz- und In-nenminister sollen dazu beitragen, die bestehenden Ratsbe-schlüsse umzusetzen und die Ratsdiskussionen zu den Vor-schlägen der EU-Kommission – insbesondere zur fairen Vertei-lung der Lasten der Aufnahme und Integration von Flüchtlingenzwischen den EU-Mitgliedstaaten sowie zum EU-Küsten- undGrenzschutz – voranzubringen. Im EU-Wettbewerbsfähigkeits-rat der Wirtschaftsminister liegt der Fokus auf der Stärkung desBinnenmarktes insbesondere für Dienstleistungen, der Digitali-sierung der Industrie und der Kreislaufwirtschaft. Im Rat für Be-schäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutzsoll ein Schwerpunkt auf dem »Paket zur Mobilität von Arbeits-kräften«, das mehrere legislative Maßnahmen enthält, liegen.

Der BDI reiste zu Beginn der Präsidentschaft nach Den Haag.Unterstützt vom niederländischen Partnerverband VNO-NCWwaren dort Gespräche mit Vertretern der Ratspräsidentschaftangesetzt, um sich über die jeweiligen Prioritäten auszutau-schen. Die BDA wird in einem bevorstehenden Delegationsbe-such in den Niederlanden die Erwartungen der Arbeitgebernäher darlegen.

Das Arbeitsprogramm der niederländischen Ratspräsident-schaft finden Sie hier.

Ansprechpartnerinnen:Séverine Féraud (BDA), [email protected] Plasberg (BDI), [email protected]

Gemeinsame Erklärung der Präsidenten von BDA, BDI und ZDH zur Asyl- undFlüchtlingspolitikGemeinsame Erklärung der Präsidenten von BDA, BDI und ZDH zur Asyl- undFlüchtlingspolitik

Die Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeit-geberverbände (BDA), des Bundesverbandes der DeutschenIndustrie (BDI) und des Zentralverbandes des Deutschen Hand-werks (ZDH) unterstützen in ihrer gemeinsamen Erklärung dasEngagement der Bundesregierung für ein abgestimmtes Vorge-hen und eine faire Verteilung der Lasten bei der Aufnahme undIntegration von Flüchtlingen zwischen den EU-Mitgliedstaaten.Eine dauerhafte Lösung sei nur gesamteuropäisch möglich, soIngo Kramer (BDA), Ulrich Grillo (BDI) und Hans Peter Wollsei-fer (ZDH). Darüber hinaus dürfe Schengen nicht gefährdet wer-den, ansonsten wäre dies »ein schwerwiegender Rückschlagfür die Europäische Union und ihre Bürgerinnen und Bürger, fürdie Reisefreiheit und ungehinderte grenzüberschreitendeGeschäftstätigkeit.«

Deutschland werde sich weiterhin der humanitären Aufgabestellen, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Kräfte einzelner Staatenin der EU dürften allerdings nicht überstrapaziert werden. DiePräsidenten der drei Verbände sprechen sich daher für eine»konsequente Rückführung abgelehnter Asylbewerber« aus.Auch der weitere Zustrom von Flüchtlingen nach Europa müssedeutlich nachlassen. Kramer, Grillo und Wollseifer setzen dabeiauf »eine wirksame Sicherung der EU-Außengrenzen, dieBekämpfung der Fluchtursachen, bilaterale Absprachen mit denwichtigsten Transitländern, insbesondere der Türkei, und finan-zielle Unterstützung für die Staaten in den Flüchtlingsregionen.«

Die gemeinsame Erklärung enthält auch Vorschläge zur schnel-len und konsequenten Integration in Ausbildung und Arbeit. DiePräsidenten der drei Verbände fordern für Asylbewerber mit

Bleibeperspektive und Geduldete u.a. Integrationskurse, einenbundesweit einheitlichen und von vornherein sicheren Ausbil-dungsaufenthalt sowie Zugang zu allen Förderleistungen derBerufsausbildung.

Die gemeinsame Erklärung finden Sie hier.

Ansprechpartnerinnen:Séverine Féraud (BDA), [email protected] Nikolay (BDI), [email protected]

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EU-Kommission legt Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Steuervermeidung vor EU-Kommission legt Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Steuervermeidung vor

Am 28. Januar 2016 hat die EU-Kommission ihr Maßnahmen-paket zur Bekämpfung von Steuervermeidung vorgelegt. Diesist Teil ihrer Agenda für eine effizientere Unternehmensbe-steuerung in der EU. Das Paket beinhaltet eine Richtlinie zurBekämpfung von Steuervermeidungspraktiken (»Anti-Base Ero-sion and Profit Shifting/BEPS - Richtlinie«), eine überarbeiteteAmtshilferichtlinie zur Zusammenarbeit der Steuerverwaltungs-behörden (»Country-by-Country Reporting«), eine Empfehlungzur Umsetzung von Maßnahmen zur Bekämpfung des Miss-brauchs von Steuerabkommen sowie eine Mitteilung über eineexterne Strategie für effektive Besteuerung zwischen der EUund Drittstaaten.

BDI und BDA begrüßen grundsätzlich die Initiative der EU-Kom-mission, einheitliche Mindeststandards bei der Unternehmens-besteuerung zu setzen. Übereinstimmende Begriffe und ein ab-gestimmtes Vorgehen bei der Umsetzung des OECD BEPS-Ak-

tionsplans innerhalb der EU könnten die Gefahr der europawei-ten Unternehmensdoppelbesteuerung begrenzen. Gleichwohlmuss die EU-Kommission für die Wettbewerbsfähigkeit desStandorts Europa sorgen. Investitionen und grenzüberschrei-tende Geschäftstätigkeit dürfen durch neue steuerliche Stan-dards nicht behindert werden. Umso wichtiger sind daher ver-bindliche Streitbeilegungsmechanismen. Diese fehlen gegen-wärtig und müssen von der EU-Kommission dringend ergänztwerden.

Auch wenn viele Vorschläge der EU-Kommission sich eng andie deutsche Gesetzgebung bei Anti-Missbrauchsregeln zur Ab-wehr von Steuervermeidung durch Unternehmen anlehnen,müssen einige Punkte jedoch nachgebessert werden. So etwabei der Beschränkung des Zinsabzugs, der Definition der allge-meinen Missbrauchsklausel oder der Hinzurechnungsbesteue-rung. In diesen Bereichen sieht die EU-Kommission zum TeilVorschriften vor, die der bewährten nationalen Praxisentgegenstehen.

Die deutsche Wirtschaft wird sich in den anstehenden Beratun-gen mit der EU-Kommission dafür einsetzen, dass Klarstellun-gen in diesen Punkten erzielt werden. Zudem gilt es, dass sienicht über die von der OECD gesetzten Anforderungenhinausgeht.

Ansprechpartner:Ralph Brügelmann (BDI), [email protected]éverine Féraud (BDA), [email protected]

Durchbruch bei der EU-Datenschutzgrundverordnung Durchbruch bei der EU-Datenschutzgrundverordnung

Am 15.12.2015 haben die Verhandlungspartner aus Kommis-sion und Europäischem Parlament sowie der luxemburgischenRatspräsidentschaft im Trilog eine Einigung auf die endgültigeVersion einer künftigen EU-Datenschutzgrundverordnung er-zielt. Die endgültigen Textfassungen werden von EU-Parlamentund Rat Ende des 1. Quartals 2016 noch formal verabschiedet.Die neuen Vorgaben sollen ab 2018 gelten.

BDI und BDA begrüßen den Abschluss der Trilog-Verhandlun-gen. Als Verordnung wird das Reformpaket den gegenwärtignoch in der EU bestehenden »Flickenteppich« diverser daten-schutzrechtlicher Regelungen ersetzen und den Datenschutz inder EU ab 2018 weitgehend vereinheitlichen. Dies und die Ein-führung des Marktortprinzips sind für die deutsche Wirtschaftvon großem Vorteil.

Für die Wirtschaft besonders bedeutsam werden darüber hin-aus vor allem folgende Regelungen sein:

Eine Einwilligung des Betroffenen muss grundsätzlich »eindeu-tig« abgegeben, aber nicht »ausdrücklich« erklärt werden.Damit kann eine Einwilligung auch konkludent oder beispiels-weise in AGB erklärt werden. Bei besonders sensiblen Datenaber (z. B. Gesundheitsdaten) muss die Einwilligung allerdings»ausdrücklich« erklärt werden. Diese Regelung - insbesonderedie Möglichkeit der konkludenten Einwilligung im Regelfall - istausdrücklich zu begrüßen, da dies den Unternehmen eine rela-tiv einfache und praktikable Handhabung der Erklärung der Ein-willigung im Regelfall ermöglicht.

Eine Zweckänderung der Nutzung von Daten soll im Grundsatzmöglich sein. So soll eine Datenverarbeitung zu anderen Zwe-cken als ursprünglich vorgesehen dann möglich sein, wenndiese »kompatibel« zum ursprünglichen Zweck ist. Bei dieserPrüfung sind die in Art. 6 Abs. 3a genannten Voraussetzungenbesonders zu berücksichtigen. Nach lit. (e) ist unter anderemeine Zweckänderung dann zulässig, wenn bestimmte

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Sicherheitsmechanismen wie beispielsweise eine Verschlüsse-lung oder eine Pseudonymisierung zur Anwendung kommen.

Kollektiver Rechtsschutz soll nach Art. 76 Abs. 1 der Verord-nung immer möglich sein, soweit die einzelnen Betroffeneneinen entsprechenden Verband mandatieren. Sammelklagenauf Schadensersatz durch einen Verband sollen möglich sein,wenn die einzelnen Betroffenen dies mandatieren und wenndies im Recht des Mitgliedstaates vorgesehen ist. Ohne eineMandatierung soll nach Art. 76 Abs. 2 der Verordnung eine ent-sprechende Verbandsklage nur dann erfolgen können, wenndies nach Recht des Mitgliedstaates vorgesehen ist.

Die Höhe der möglichen Sanktionen bei Verstößen gegen dieVerordnung ist nun auf maximal vier Prozent des weltweitenJahresumsatzes festgelegt worden.

Zu begrüßen ist, dass keine verschuldensunabhängige Haftungdes Datenverarbeitenden eingeführt wurde und dass Art. 7 einausdrückliches Kopplungsverbot festschreibt. Danach darf einVertragsschluss nicht von einer Einwilligung in eine Verarbei-tung von Daten abhängig gemacht werden, sofern diese Datennicht zur Durchführung des Vertrages erforderlich sind.

In Art. 82 sowie in Erwägungsgrund 124 ist nun vorgesehen,dass durch Kollektivvereinbarungen spezifischere Regelungenzur Verarbeitung personenbezogener Daten im Beschäftigungs-kontext getroffen werden können. Auf Initiative Deutschlandswird in Erwägungsgrund 124 klargestellt, dass auch Betriebs-vereinbarungen unter den Begriff »Kollektivvereinbarungen«fallen.

Nach Art. 7 in Verbindung mit Erwägungsgrund 124 zu Art. 82wird deutlich, dass auch weiterhin die Möglichkeit besteht, imBeschäftigungsverhältnis eine Einwilligung zu erteilen. Durchmitgliedstaatliches Recht oder Kollektivvereinbarungen könnendie Bedingungen festgelegt werden, nach denen personenbe-zogene Daten im Beschäftigungskontext auf der Grundlage derEinwilligung des Arbeitnehmers verarbeitet werden können.

Im Hinblick auf den Konzerndatenschutz soll in Erwägungs-grund 38a aufgenommen werden, dass ein berechtigtes Inter-esse bestehen kann, personenbezogene Daten innerhalb einerUnternehmensgruppe oder einer Einrichtung, die einer zentra-len Stelle zugeordnet ist, für interne Verwaltungszwecke, ein-schließlich der Verarbeitung personenbezogener Daten vonKunden und Mitarbeitern, zu übermitteln.

Art. 82 regelt, dass die Mitgliedstaaten spezifischere Vorschrif-ten zum Beschäftigtendatenschutz vorsehen können. Für denBeschäftigtendatenschutz wurden damit keine EU-einheitlichenVorgaben geschaffen. Die BDA hat sich hingegen für eine weit-gehende Harmonisierung auch des Beschäftigtendatenschutzeseingesetzt.

BDI und BDA werden auch weiterhin den Prozess der Umset-zung und Durchführung der Datenschutzgrundverordnung inden Mitgliedstaaten aktiv mitverfolgen.

Ansprechpartnerinnen:Carolina Müller (BDI), [email protected] Brigitte De Vita (BDA), [email protected]

Agenda für Bessere Rechtsetzung: Interinstitutionelle Vereinbarung und REFIT-PlattformAgenda für Bessere Rechtsetzung: Interinstitutionelle Vereinbarung und REFIT-Plattform

Die EU-Kommission setzt ihre am 19. Mai 2015 vorgelegteAgenda für Bessere Rechtssetzung um. Zum einen wurde inVerhandlungen zwischen Vertretern des Europäischen Parla-ments, des Rats und der Kommission Mitte Dezember 2015eine Einigung zum Entwurf für eine Interinstitutionelle Vereinba-rung zur besseren Rechtsetzung erzielt. Am 29. Januar 2016hat außerdem die REFIT-Plattform ihre Tätigkeit aufgenommen.

Die Interinstitutionelle Vereinbarung (IIA) zur besseren Recht-setzung ist ein politisches Bekenntnis von Rat, Parlament undKommission zur Einhaltung der dort niedergelegten Prinzipiender besseren Rechtsetzung. Das Dokument wurde seit Sommer2015 zwischen den drei Institutionen beraten. Kommission undRat haben den Vereinbarungen bereits zugestimmt, das Parla-ment muss die IIA noch formell bestätigen.

Aus Sicht von Interessenvertretern sind einige wichtige Ele-mente gestrichen oder verwässert worden. Dennoch ist zu be-grüßen, dass insgesamt eine solide Regelung zur Einhaltungder Prinzipien der besseren Rechtsetzung getroffen werdenkonnte. Die Institutionen und die Mitgliedstaaten sind allerdingsnun aufgerufen, die Inhalte konsequent anzuwenden und inner-halb der eigenen Strukturen durchzusetzen.

Vereinbart wurde, dass es künftig eine stärkere Abstimmungder Kommission mit dem Rat und dem Parlament zum jährli-chen Arbeitsprogramm und zur interinstitutionellen Programm-planung geben soll. Genaue Zeitpläne zu Rechtsakten sowiederen Rechtsgrundlage sollen ebenfalls Bestandteil des Ar-beitsprogramms werden, um Interessenträgern eine besserePlanung zu ermöglichen und mehr Übersichtlichkeit zu

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schaffen. Klargestellt wird, dass Folgenabschätzungen ein In-strument sein sollen, auf deren Basis fundierte politische Ent-scheidungen getroffen werden. Rat und Parlament verpflichtensich, nach eigenem Ermessen Folgenabschätzungen zu sub-stanziellen Änderungen durchzuführen. Was »substanziell« be-deutet, bestimmt die jeweilige Institution selbst. Die Kommissionkann nach eigener Einschätzung ihre Folgenabschätzungenunter Rücksichtnahme auf den Stand des Gesetzgebungsver-fahrens ergänzen. Folgenabschätzungen sollen aber zu keinerVerzögerung des Gesetzgebungsprozesses führen oder Vorbe-dingung für Änderungsanträge sein.

Positiv ist, dass ausdrücklich auf die Auswirkungen auf dieWettbewerbsfähigkeit Bezug genommen wird und digitaleAspekte künftig in den Blick genommen werden sollen. Positivist ebenfalls, dass die besondere Natur von Sozialpartnerver-einbarungen auf EU-Ebene gewürdigt wird. Kritikpunkt dabei istjedoch, dass das Verhältnis von öffentlichen Konsultationenbzw. Stakeholder-Konsultationen auf der einen Seite und dereuroparechtlich geregelten Konsultation der Sozialpartner aufder anderen Seite klarer ausdifferenziert sein sollte. Erheblichzu bedauern ist, dass der Vorschlag zur Einrichtung eines un-abhängigen Gremiums für alle drei Institutionen zur Qualitäts-kontrolle der Abänderungen von Gesetzgebungsvorschlägen imGesetzgebungsverfahren gestrichen wurde. Damit erfolgt keineexterne Kontrolle der Folgenabschätzungen der Institutionenund daher kann keine Kohärenz des Rechtsakts im Gesetzge-bungsverfahren sichergestellt werden.

Die Vereinbarung regelt auch eine umfassende Einbeziehungvon Stakeholdern durch Konsultationen. Auch wenn diese Ver-pflichtung im Grunde zu begrüßen ist, lässt die seit Sommer2015 geübte Praxis bereits einen negativen Trend erkennen. Eswird weiterhin nicht auf die Mindeststandards für Konsultationenaus 2002 Bezug genommen. Mithin ist keine Höhergewichtung

der Beiträge repräsentativer Verbände gegenüber Einzelmei-nungen gewährleistet. Dadurch kommt es vermehrt zu hohenBeteiligungen an Konsultationen durch Einreichung wortgleicherMusterantworten ohne erkennbaren Mehrwert.

Erstmals wird auch auf das Thema Gold Plating eingegangen.Ohne den Begriff zu verwenden, sollen Mitgliedstaaten über alldas an die Kommission berichten, was im Rahmen der Umset-zung von EU-Recht auf nationaler Ebene hinzugefügt wird.Damit bleibt der Anreiz für die Mitgliedstaaten gering, Gold Pla-ting zu vermeiden.

Die im Mai 2015 beschlossene REFIT Plattform hat zudem am29. Januar erstmals getagt. Die Vertreter aus 28 Mitgliedstaatenund insgesamt 20 Interessenträger sollen die Kommission beider Analyse von Vorschlägen zum Bürokratieabbau mit ihrerExpertise unterstützen. Die Ergebnisse der Arbeit fließen dannin das Arbeitsprogramm der Kommission für das kommendeJahr ein. Die Sicht der Wirtschaft wird durch BUSINESSEU-ROPE vertreten.

BDI und BDA bringen sich auch weiterhin aktiv zum ThemaBessere Rechtsetzung ein. Wenn die vorhandenen Instrumentedes Pakets für Bessere Rechtsetzung konsequent angewandtund in den EU-Institutionen und Mitgliedstaaten durchgesetztwerden, tragen diese dazu bei, schlanke und effiziente Rege-lungen für den europäischen Binnenmarkt zu schaffen. Die ge-troffenen Vereinbarungen dürfen nun allerdings kein Lippenbe-kenntnis bleiben.

Ansprechpartner:Carolina Müller (BDI), [email protected] Veillerobe (BDA), [email protected]

Geschäftsgeheimnisse: Hinweisgeberschutz übermäßig stark ausgeprägtGeschäftsgeheimnisse: Hinweisgeberschutz übermäßig stark ausgeprägt

Am 28. Januar 2016 hat der Rechtsausschuss des Europäi-schen Parlaments den Kompromiss zum Richtlinienvorschlagzum Schutz von Geschäftsgeheimnissen bestätigt. Mitte De-zember 2015 hatten sich Kommission, EP und Rat im Rah-men des informellen Trilogs auf eine gemeinsame Position ge-einigt. Der Hinweisgeberschutz ist dabei übermäßig starkausgeprägt.

Auf Aspekte des Hinweisgeberschutzes wird in Artikel 4 derRichtlinie eingegangen. Dabei soll festgelegt werden, wanngegen den angeblichen Erwerb, die angebliche Nutzung oderOffenlegung von Geschäftsgeheimnissen nicht mit Rechtsbe-helfen etc. vorgegangen werden kann. Gemäß Artikel 4 Buch-stabe b soll das der Fall sein, wenn die Offenlegung etc. desGeschäftsgeheimnisses zum Zweck der Aufdeckung eines ord-

nungswidrigen Verhaltens, einer strafbaren Handlung odereiner illegalen Aktivität unter der Voraussetzung erfolgt ist, dassder Beklagte zum Schutz des allgemeinen öffentlichen Interes-ses gehandelt hat. Gegen den angeblichen Erwerb, die angebli-che Nutzung oder Offenlegung von Geschäftsgeheimnissen sollauch dann nicht mit Rechtsbehelfen etc. vorgegangen werdenkönnen, wenn dies zur Ausübung des Rechts auf Freiheit derMeinungsäußerung und Informationsfreiheit gemäß der eu-ropäischen Grundrechtecharta erfolgt ist. Gleiches gilt, wenn esum den Schutz eines durch nationales oder Unionsrecht aner-kanntes legitimes Interesse geht. Zudem soll das Geschäftsge-heimnis von Arbeitnehmern gegenüber ihren Vertretern im Rah-men der rechtmäßigen Ausübung ihrer Vertretungsbefugnissein Übereinstimmung mit nationalem Recht oder Unionsrecht of-fengelegt werden können.

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In Artikel 4 des Richtlinienvorschlags konnten auch inhaltlicheVerbesserungen erzielt werden. So hat sich zum Beispiel dieursprüngliche Kommissionsforderung nicht durchgesetzt, dieOffenlegung etc. von Geschäftsgeheimnissen zur Erfüllungeiner nichtvertraglichen Verpflichtung zuzulassen. Die bedenkli-che Grundausrichtung von Artikel 4 des Richtlinienvorschlagsist hingegen bestehen geblieben. Die Bestätigung des gefunde-nen Kompromisses durch das Plenum des Europäischen Parla-ments, den Rat und die Kommission steht noch aus.

Mit Änderungen ist allerdings nicht mehr zu rechnen. BDA undBDI werden auch weiterhin aktiv die Umsetzung der Richtlinie inden Mitgliedstaaten verfolgen. Die Richtlinie ist zwei Jahre nachVeröffentlichung im Amtsblatt und Inkrafttreten durch die Mit-gliedstaaten umzusetzen.

Ansprechpartner:Carolina Müller (BDI), [email protected] Eric Veillerobe (BDA), [email protected]

Abstimmung im EP-Ausschuss für Wirtschaft und Währung über die EU-Pensionsfondsrichtlinie Abstimmung im EP-Ausschuss für Wirtschaft und Währung über die EU-Pensionsfondsrichtlinie

Am 25. Januar 2016 einigten sich die Mitglieder des parlamen-tarischen Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON) aufdie überwiegend vom Berichterstatter Brian Hayes (EVP-Frak-tion, Irland) angestrebten deutlichen Verbesserungen des Kom-missionsvorschlags zur Überarbeitung der EU-Pensionsfonds-richtlinie. Hierauf hatte die BDA gemeinsam mit dem DGB undder Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V.(aba) hingewirkt.

Zu begrüßen ist insbesondere, dass der ECON-Ausschuss Er-mächtigungsnormen ablehnt, die den Weg zur Anwendung vonSolvency-II Eigenmittelvorgaben auf die Einrichtungen der be-trieblichen Altersvorsorge (EbAV) ebnen könnten. Die Klarstel-lung in den Erwägungsgründen, dass EbAV nicht mit Finanz-dienstleistungsunternehmen gleichgesetzt werden dürfen, istebenfalls sehr zu begrüßen. Zudem konnten die bürokratischenMehrbelastungen der EbAV durch besser an der betrieblichenAltersvorsorgepraxis angepasste Informationsverpflichtungenreduziert werden.

Gleichwohl enthält auch die Position der ECON-Mitglieder Be-lastungen für die EbAV. So wird nun bei Bestandsübertragun-

gen von EbAV die Zustimmung der Mehrheit der Berechtigtenoder deren Vertreter gefordert. Diese Vorgabe erschwert auspraktischen Gründen Bestandsübertragungen erheblich und istzur Sicherung und Wahrung der Interessen der Berechtigtenkaum geeignet. Zudem steht die geforderte Überprüfung desÄnderungsbedarfs der EbAV im Hinblick auf die quantitativenAnforderungen (u.a. Eigenmittelbedarf) deren Rechtssicherheitentgegen.

Zeitgleich zur Abstimmung über den EU-Pensionsfondsrichtlini-envorschlag wurde im ECON-Ausschuss das Mandat für dieAufnahme von Verhandlungen mit dem Rat der EU und derEU-Kommission beschlossen. Die BDA wird sich in den anste-henden Beratungen dafür einsetzen, die bisher erreichten Ver-besserungen des Richtlinienvorschlags durch Rat und EP zu er-halten und weitere notwendige Klarstellungen zu erzielen.

Ansprechpartnerin:Séverine Féraud (BDA), [email protected]

Diskussion zur Zukunft der Wirtschafts- und Währungsunion Diskussion zur Zukunft der Wirtschafts- und Währungsunion

Unter dem Titel »How to strengthen the Economic and Mone-tary Union?« veranstaltete der BDI gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Ende Januar eine hochrangig be-setzte Paneldiskussion.

BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber diskutierte gemein-sam mit Thomas Wieser, Präsident der Eurogruppen-Arbeits-gruppe, und dem Europaabgeordneten Siegfried Mureşan überdie Zukunft der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion(WWU).

Kerber leitete mit dem Hinweis auf die Besonderheit der aktuel-len politischen Situation ein: Flüchtlingsfrage und Brexit-Ver-handlungen hätten auch Effekte auf den Handlungsspielraumder politischen Akteure in der WWU. Er verdeutlichte die BDI-Position, die bereits ein im September 2015 veröffentlichtesBDI-Papier zum Ausdruck bringt: Im Kern einer WWU-Reform

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müssten Strukturreformen, fiskalische Konsolidierung, eineKomplettierung der Banken- und Kapitalmarktunion und eineeinheitlichere europäische Wirtschaftspolitik stehen.

Der Notwendigkeit weitreichender Reformen stimmte auch Tho-mas Wieser zu. Der Präsident der Eurogruppen-Arbeitsgruppebetonte: »Es kann keine Fiskalunion ohne eine politische Uniongeben«. Laut Wieser sei es besonders wichtig, die richtige Ba-lance zwischen politischer Handlungsfähigkeit und demokrati-scher Verantwortung zu finden. Wieser mahnte, dass es häufigzu wenige Bekenntnisse zu europäisch verhandelten Reformenauf nationaler Ebene gebe.

Der Abgeordnete Siegfried Mureşan verwies auf die entschei-dende Rolle der öffentlichen Meinung: Gerade bei Strukturrefor-men gebe es eine große ablehnende Haltung in der europäi-schen Bevölkerung. Kerber entgegnete, es sei auch die Pflicht

der wirtschaftlichen Meinungsführer, die Rolle Europas besserzu erklären: Europas Hauptaufgabe sei die Bereitstellung eu-ropäischer öffentlicher Güter – eine stabile WWU ist einesdavon.

Die Publikation dazu finden Sie hier.

Ansprechpartner:Dr. Wolfgang Eichert (BDI), [email protected] Plasberg (BDI), [email protected]

Veranstaltung des BDI und der KAS

Rechtsrahmen 4.0 und Digitale Arbeitswelt: Chancen und Herausforderungen fürUnternehmen und Belegschaft in der »vierten industriellen Revolution« Rechtsrahmen 4.0 und Digitale Arbeitswelt: Chancen und Herausforderungen fürUnternehmen und Belegschaft in der »vierten industriellen Revolution«

Wirtschaft, Gesellschaft und Arbeitswelt digitalisieren sich undstehen dabei vor großen Herausforderungen. BDI und BDA wid-men sich den Chancen und Risiken von »Industrie 4.0« und»Arbeiten 4.0« intensiv und haben beide Themen im Januar2016 im Rahmen von Veranstaltungen näher beleuchtet.

Den Start machte der BDI am 13. Januar 2016 in Brüssel imRahmen einer gemeinsamen Veranstaltung mit derKonrad-Adenauer-Stiftung, um die Ergebnisse einer vom BDI inAuftrag gegebenen Studie zu den rechtlichen Herausforderun-gen der Digitalisierung zu präsentieren.

Dazu hatte der BDI die Rechtsanwaltskanzlei Noerr LLP beauf-tragt, im Rahmen einer Umfrage unter Rechtsabteilungen zahl-reicher deutscher Unternehmen, zentrale Rechtsprobleme derdigitalisierten Wirtschaft zu ermitteln.

Die Ergebnisse wurden in der Veranstaltung durch ProfessorBräutigam (Noerr LLP), einen der Verfasser des Gutachtens,vorgestellt. Er kam letztlich zu dem Schluss, dass ein europäi-sches Handeln in den Bereichen des Datenschutzes, Geheim-nisschutzes, Cloud Computing, Standarisierung und Eigentuman Daten sowie Big Data erforderlich sei. Nur in wenigen Teil-bereichen, wie dem Arbeitsrecht, seien nationale Regelungensinnvoller. Michael Hager, Kabinettschef von EU-KommissarGünther Oettinger, begrüßte das Gutachten als einen wichtigenBeitrag für mehr Rechtsklarheit und letztlich auch Rechtssicher-heit. In einer sich anschließenden Podiumsdiskussion vor über90 Gästen diskutierten Vertreter der Industrie (Dr. Martin Ahl-feld, Weidmüller Gruppe, sowie Ralf Diemer, VDA) mit Herrn

Hager, Herrn Prof. Klindt von Noerr und Herrn Axel Voss, stell-vertretender Vorsitzender des Rechtsausschusses des Europäi-schen Parlaments, wie die Politik die Weichen für eine erfolgrei-che digitale Transformation stellen könne.

Die BDA widmete sich in einer gemeinsam mit Daimler veran-stalteten Konferenz am 27. Januar 2016 in Brüssel den Chan-cen und Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt für Unter-nehmen und Belegschaft.

EU-Kommissar Günther Oettinger eröffnete die Veranstaltungund legte in seiner Rede den Fokus auf Bildung und

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Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Breite Straße 29; 10178 Berlin; www.bdi.eu

Veranstaltung der BDA und der Daimler AG

Flexibilisierung in der neuen Arbeitswelt. Er forderte dabei mehrIT-Bildung in allen Bildungseinrichtungen beginnend bei denJüngsten. Unternehmen und ihre Belegschaften müssten sichzudem entsprechend den veränderten Marktanforderungen auf

flexiblere Arbeitsmodelle einstellen. In der anschließenden Po-diumsdiskussion debattierten MdEP Jutta Steinruck, MichelServoz, Generaldirektor der GD Beschäftigung, Soziales undIntegration, EU-Kommission, Stefan Kapferer, stv. Generalse-kretär OECD, mit Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sowie Wil-fried Porth, Vorstand für Personal und Arbeitsdirektor der Daim-ler AG. Alle Podiumsteilnehmer sprachen sich für die unbe-dingte Einbindung der Sozialpartner in die Gestaltung des digi-talen Wandels aus. Arbeitgeberpräsident Kramer erklärte: »Un-ser gemeinsames Ziel muss es sein, alle Bildungs-Potenzialeauszuschöpfen. Wenn dies gelingt, ist Flexibilität für uns Eu-ropäer keine Bedrohung, sondern für jeden eine Chance – näm-lich die Chance, durch Bildung und Arbeit selbstbestimmt zuleben und an unserer Gesellschaft teilzuhaben.«

Die Ergebnisse der BDI Studie und des ausführlichen Rechts-gutachtens finden Sie hier.

Ansprechpartnerinnen:Anne Meister (BDA), [email protected] Müller (BDI), [email protected] Stündel (BDI), [email protected]

Polen: EU-Kommission startet Dialog zur Rechtsstaatlichkeit Polen: EU-Kommission startet Dialog zur Rechtsstaatlichkeit

Die EU-Kommission ist mit Polen in einen Dialog zur Stärkungdes Rechtsstaatsprinzips eingetreten – Ausgang ungewiss.

Die EU-Kommission hat am 13. Januar 2016 eine Orientie-rungsaussprache zu den jüngsten politischen Entwicklungen inPolen abgehalten. Der Erste Vizepräsident, Frans Timmer-mans, wurde beauftragt, in einen Austausch mit Polen zu tre-ten, um zu klären, ob Anzeichen für eine systematische Gefähr-dung der Rechtsstaatlichkeit in Polen vorliegen. Hintergrundsind die umstrittenen Reformen des Verfassungsgerichts unddes öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die die polnische Regie-rung von Premierministerin Szydło umgehend nach Antritt ein-geleitet hat.

Damit macht die EU-Kommission erstmalig vom neuen Rahmenzur Stärkung des Rechtsstaatsprinzips Gebrauch. Das neue In-strument wurde – auch infolge schwieriger Diskussionen mitUngarn zum umstrittenen Mediengesetz der Regierung Orban –im März 2014 eingeführt, um effektiver Verstöße gegen dasRechtsstaatsprinzip des Art. 2 EUV zu verhindern. Es handeltsich um ein dreistufiges Verfahren, an das sich das sog. »Ver-fahren nach Art. 7 EUV« anschließt, an dessen Ende der RatSanktionen (z.B. Aussetzung des Stimmrechts, Aussetzung vonStrukturfondsmitteln) verhängen kann.

Der Dialog zwischen der EU-Kommission und Polen steht nochganz am Anfang. Mitte März 2016 soll die Venedig-Kommissiondes Europarats einen Bericht in der Sache vorlegen, auf dessenGrundlage die EU-Kommission über das weitere Vorgehen ent-scheiden will. Stellt die EU-Kommission eine systematische Ge-fährdung der Rechtstaatlichkeit fest, so folgen eine Stellung-nahme und eine Empfehlung der EU-Kommission an Polenbevor das Verfahren nach Art. 7 EUV eingeleitet wird. Aus heu-tiger Sicht ist völlig unklar, wie weit das politisch sensible Ver-fahren voranschreiten muss, damit Polen – falls überhaupt not-wendig – Korrekturen durchführt. Ferner ist ein Ratsbeschlusszu Sanktionen gegen Polen unwahrscheinlich. Zuvor müssteder Rat einstimmig feststellen, dass eine schwerwiegende undanhaltende Verletzung des Rechtsstaatsprinzips vorliegt. Un-garn hat bereits deutlich gemacht, dass es nicht zustimmenwürde.

Ansprechpartner:Séverine Féraud (BDA), [email protected] Ritz (BDI), [email protected]

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Redaktion: Leonie Dack, Joscha Ritz (V.i.S.d.P.)Die Verantwortung für die Inhalte der Fremdbeiträge tragen die jeweiligen Autoren.