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Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

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Bedingungsloses Grundeinkommen

Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

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Diese Studie wurde auf Anregung von Professor Götz W. Werner erstellt. Fü r die fi nanzielle Unterstü tzung danken ihm die Verfasser.

Projekt-Team:Dr. Stefan D. HaignerMag. Stefan JeneweinUniv.-Prof. Dr. Friedrich SchneiderDr. Florian Wakolbinger

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Inhalt

Das Wichtigste in Kürze 5

Einleitung 6

I. Öffentliche Wahrnehmung 9 Bekanntheitsgrad 11

Grad der Zustimmung 14

Gründe für die Zustimmung 18

II. Reaktion des Arbeitsangebots 21 Leistungsanreize 23

Individuelles Arbeitsangebot 26

Schwarzarbeit 34

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen 39 Steuer und Bürokratie 41

Stellenwert der Arbeit 60

3

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Die Idee eines Grundeinkommens, Bürgergeldes oder einer Mindestsicherung

ist 50 % der Deutschen bekannt. 75 % davon kennen das Bedingungslose

Grundeinkommen.

Der Bekanntheitsgrad steigt mit dem Bildungsgrad.

Die Deutschen stehen dem Bedingungslosen Grundeinkommen leicht

positiv gegenüber.

Wichtigster Grund für die Zustimmung zum Bedingungslosen Grundeinkommen

ist die „finanzielle Unabhängigkeit“, gefolgt vom Aspekt der „Bedingungslosigkeit“

und der „Gerechtigkeit“.

Die Zustimmung zum Bedingungslosen Grundeinkommen ist für jede Berufs-

gruppe und jeden beruflichen Status, über alle Bildungsniveaus und

Einkommensklassen sowie in jedem Bundesland positiv oder zumindest

statistisch neutral.

72 % aller Erwerbstätigen geben an, ihr Arbeitsangebot nach BGE-Einführung

nicht senken zu wollen. Die Reduktion des Arbeitsangebots seitens der

Erwerbstätigen wird durch den Eintritt von derzeit Nicht-Erwerbstätigen

in die Erwerbstätigkeit vollständig kompensiert.

Die Akzeptanz, Steuern zu zahlen, ist bei besser Verdienenden sowie höher

Gebildeten stärker ausgeprägt.

Das Empfinden, dass der deutsche Sozialstaat zu bürokratisch ist, ist sehr

stark ausgeprägt, wobei es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen

Bundesländern gibt.

Mehr als 50 % der Deutschen glauben, dass mindestens 40 % der Steuer-

einnahmen nicht sinnvoll verwendet werden.

Für 40 % ist die derzeitige Steuerbelastung mehr oder weniger akzeptabel.

5

Das Wichtigste in Kürze

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Einleitung

Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens, so wie es derzeit diskutiert wird,

sieht vor, dass jedem Bürger von Geburt an bedingungslos ein Grundeinkommen

ausbezahlt wird. Das Bedingungslose Grundeinkommen soll dabei in seiner Höhe

derart bemessen sein, dass es nicht nur die bloße Existenz sichert. Es soll darüber

hinaus auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Zentral dabei ist,

dass es – im Gegensatz zu bedarfsorientierten Sicherungssystemen – ohne Prüfung

der Bedürftigkeit und damit unabhängig von Alter, Einkommen, Familienstand

oder Beschäftigungsstatus ausbezahlt wird und von ihm auch keinerlei Zwang zur

Arbeit ausgeht.

Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens ist dabei zum einen vor dem Hinter-

grund zu sehen, dass ein immer größerer Anteil der Menschen ihren Lebensunterhalt

nicht mehr durch eigene Erwerbsarbeit bestreiten kann (Stichwort: Working Poor).

Zum anderen hat sich darüber hinaus in den letzten Jahren der Eindruck verfestigt,

dass Vollbeschäftigung unter den derzeitigen Gegebenheiten faktisch nicht mehr

erreicht werden kann. Vor diesem Hintergrund erscheint es nur konsequent, Arbeit

und Einkommensgenerierung (zumindest teilweise) zu entkoppeln. Zudem würde dies

die Menschen vom „Zwang“ zur Arbeit aufgrund des Lebensunterhalts befreien und

den Menschen die tatsächliche Freiheit geben, sich für Arbeit zu entscheiden. Diese

Freiheit ist notwendig, um kreatives Potenzial freizusetzen und wirkt produktivitäts-

steigernd (Stichwort: Kreative Industrien und ihr überdurchschnittlicher Beitrag zur

Wertschöpfung, unabhängige Forschung, Pflege, Kulturarbeit).

Daneben würde die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens eine gravie-

rende Verschlankung des staatlichen Verwaltungsapparates mit sich bringen,

da alle bisher ausbezahlten Transferleistungen im Bedingungslosen Grundeinkommen

zusammengeführt werden. Der bürokratische Aufwand sowohl auf der Seite des

Staats als auch auf der Seite der Steuer- und Abgabenpflichtigen könnte so deutlich

reduziert werden. Der Staat würde somit deutlich effizienter werden und die so

gewonnenen Ressourcen könnten produktiven Verwendungen zugeführt werden.

Ein Einwand, der an dieser Stelle häufig eingebracht wird ist jener, dass durch die

Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens die Arbeitsanreize massiv sinken

würden und Erwerbsarbeit an sich entwertet würde.

6

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Vor diesem Hintergrund wurde im Mai 2010 erstmals in Deutschland von IMAS

International eine repräsentative Umfrage unter mehr als 2.100 Personen zum Thema

Bedingungsloses Grundeinkommen durchgeführt mit dem Ziel, folgende Fragen

zu beantworten:

Welchen Stellenwert besitzt Arbeit heute überhaupt?

Wie stehen die Bürgerinnen und Bürger zum Bedingungslosen Grundeinkommen?

Mit welchen Veränderungen ist hinsichtlich des Arbeitsangebots nach Einführung

eines Bedingungslosen Grundeinkommens zu rechnen?

Ist eine Verschlankung des Verwaltungsapparates wünschenswert und wofür

ist es „akzeptabel“ Steuern zu zahlen?

Diese und weitere Fragen sollen im nun Folgenden beantwortet werden. Kapitel I

widmet sich dabei der öffentlichen Wahrnehmung und der Akzeptanz des Bedingungs-

losen Grundeinkommens – im Folgenden kurz BGE genannt. In Kapitel II wird darge-

stellt, mit welchen Auswirkungen auf das Arbeitsangebot nach Einführung des BGE

gerechnet werden kann. Dabei wird zwischen offizieller Erwerbsarbeit und Schwarz-

arbeit unterschieden. Kapitel III beschäftigt sich in einem ersten Teil mit persönlichen

Einstellungen zu staatlicher Aktivität, Sozialleistungen, Steuern bzw. der Steuerlast.

In einem zweiten Teil wird die Wahrnehmung des Stellenwerts von Arbeit beleuchtet.

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I. Öffentliche Wahrnehmung

I.1 Bekanntheitsgrad 11

I.2 Grad der Zustimmung 14

I.3 Gründe für Zustimmung 18

9

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10

Fans auf Facebook (der jeweils größten Gruppe)

36 758 Bedingungsloses Grundeinkommen

13 596 SPD

11 584 Bündnis 90 / Die Grünen

9 985 Piratenpartei Deutschland

8 273 FDP

6 172 CDU

5 660 Die Linke

Stand: Oktober 2010

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I. Öffentliche Wahrnehmung

I.1 Bekanntheitsgrad

50 % der Bevölkerung sind Grundeinkommen bzw. verwandte Systeme bekannt.

Bekanntheitsgrad steigt mit Bildungsgrad.

75 % davon kennen das BGE.

In Hessen, Thüringen und Schleswig-Holstein ist der Bekanntheitsgrad deutlich

überdurchschnittlich.

In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Brandenburg ist der Bekanntheitsgrad

deutlich unterdurchschnittlich.

Etwa der Hälfte der Befragten ist die Idee eines Grundeinkommens bzw. verwandter

Systeme (z.B. Solidarisches Bürgergeld oder Mindestsicherung) bekannt.

Sie haben schon öfter oder gelegentlich davon gehört. Ein Anteil von 40 % gibt jedoch

an, von derartigen Konzepten noch nie etwas gehört zu haben.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Haben Sie schon einmal etwas von der Idee eines Grundeinkommens,

Bürgergelds bzw. einer Mindestsicherung gehört?

Abb. 1

Keine Angabe 2%

Noch nie39%

Gelegentlich36%

Ö�er 14%

Weißnicht 9%

11

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I. Öffentliche Wahrnehmung

Dabei gibt es einen klaren positiven Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und

Bekanntheitsgrad. So kennen mehr als 80 % der Befragten mit Hochschulabschluss

derartige Konzepte, während dies auf lediglich 40 % derer, die einen Grund- oder

Hauptschulabschluss haben, und nur auf 27 % derer, die keinen Schulabschluss

haben, zutrifft.

Der Bekanntheitsgrad sozialer Sicherungssysteme ist in Hessen, Thüringen und

Schleswig-Holstein (mit 83 %, 69 % und 60 %) deutlich überdurchschnittlich,

wohingegen er in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Brandenburg unter-

durchschnittlich ist (mit 39 %, 35 % und 30 %).

Von jenen Personen, denen diese sozialen Sicherungssysteme zum Zeitpunkt der

Befragung bekannt sind, haben 70 % die mediale Diskussion darüber beiläufig und

12 % laufend verfolgt. Drei Viertel dieser Personen kennen das spezifische

System „Bedingungsloses Grundeinkommen“ und haben schon öfter oder gelegent-

lich davon gehört.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Anteil derer, die öfter oder gelegentlich von Grundeinkommen bzw.

verwandten Systemen gehört haben – getrennt nach Bildungsgrad

Abb. 2

FH, Uni, Promo�on

Fachschulabschluss

Fachabitur/Abitur

Mi�lere Reife

Durchschni�

Lehre/Berufsausbildung im dualen System

Grund-/Hauptschule

Ohne allg. Schulabschluss

81%

65%

59%

52%

50%

46%

40%

27%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

e

m

6%

e

r

s

n 8

12

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Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Anteil derer, die öfter oder gelegentlich von Grundeinkommen

bzw. verwandten Systemen gehört haben – getrennt nach Bundesland

Abb. 3

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Hessen 83%

Thüringen

Schleswig-Holstein

Berlin

Sachsen-Anhalt

Nordrhein-Wes�alen

Mecklenburg-Vorpommern

Durchschni�

Bremen

Saarland

Niedersachsen

Sachsen

Hamburg

Bayern

Baden-Wür�emberg

Rheinland-Pfalz

Brandenburg

69%

60%

56%

55%

55%

52%

50%

50%

50%

48%

48%

47%

44%

39%

35%

30%

13

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I.2 Grad der Zustimmung

Die zentralen Ergebnisse sind:

Die Bevölkerung steht dem BGE grundsätzlich positiv gegenüber.

Zustimmung bei Arbeitslosen, Hausfrauen/-männern, Auszubildenden und aus

anderen Gründen nicht Erwerbstätigen überdurchschnittlich.

Zustimmung bei Erwerbstätigen und Rentnern unterdurchschnittlich.

Im Durchschnitt stehen die befragten Personen dem BGE tendenziell positiv gegenüber.

Zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen sind allerdings deutliche Unterschiede aus-

zumachen. So ist die Zustimmung zum BGE bei selbständig und unselbständig Erwerbstätigen

sowie Rentnern schwächer ausgeprägt als bei Personen, die sich noch in Ausbildung befin-

den und denen, die im erwerbsfähigen Alter sind, aber keiner Erwerbsarbeit nachgehen

(Arbeitslose, Hausfrauen/-männer und aus anderen Gründen nicht Erwerbstätige). Lediglich

die Gruppe der selbständig Erwerbstätigen steht – auch wenn sie im Mittel leicht positiv ist –

der Idee des BGE statistisch neutral gegenüber.

Mittlere Zustimmung zum BGE – getrennt nach beruflichem Status

Abb. 4

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

2,27

1,57

1,14

0,80

0,62

0,59

0,54

0,36

0,29

Nicht erwerbstä�g (andere Gründe)

Arbeitslos

In Ausbildung

Hausfrau/-mann

Durchschni�

Schüler/Student

Unselbständig erwerbstä�g

Rentner

Selbständig erwerbstä�g

I. Öffentliche Wahrnehmung

14

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Tendenziell ist die Zustimmung zum BGE bei Personen mit niedrigerem Bildungsgrad

überdurchschnittlich und umgekehrt. Allerdings fällt die Zustimmung nicht stetig

mit steigendem Bildungsgrad. So unterscheiden sich etwa Personen mit Fachhoch-

schul- bzw. Hochschulabschluss hinsichtlich der Zustimmung nicht signifikant von

Personen mit mittlerer Reife sowie von Personen mit Fachschulabschluss oder

Personen mit Fachabitur oder Abitur. Lediglich die beiden Gruppen, die die höchste

Zustimmung aufweisen (Personen ohne Schulabschluss und Personen mit Grund- und

Hauptschulabschluss), unterscheiden sich statistisch signifikant von allen anderen

Gruppen.

Mittlere Zustimmung zum BGE – getrennt nach Bildungsgrad

Abb. 5

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0-0,5

Ohne allg. Schulabschluss

Grund-/Hauptschule

Mi�lere Reife

Durchschni�

Lehre/Berufsausbildung im dualen System

FH, Uni, Promo�on

Fachabitur

Fachschulabschluss

1,74

0,83

0,64

0,62

0,40

0,32

0,27

-0,16

15

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Bürgeriniti ati ven zum Grundeinkommenin Deutschland

Saarbrücken

Rostock

Güstrow

Schwerin

Hamburg

Niedersachsen, allgemein

Ahrensburg

Schleswig-Holstein,allgemein

Bremen

Hannover

Halle

Leipzig

Götti ngen

Marburg

Off enbach

Darmstadt

Weissenburg

Amperland

München

Pitt enhart-Oberbrunn

Krumbach

Augsburg

Coburg

Stockstadt am Main

Erfurt

Dresden

Freiberg

Chemnitz

Weimar

Wiesbaden

Gelsenkirchen

Bochum

Wuppertal

Köln

Bonn

Osnabrück

Berlin

Karlsruhe

Stutt gart

Tübingen

Freiburg

Ulm

16

Stand: Oktober 2010

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Die Zustimmung zum BGE ist in den Bundesländern unterschiedlich stark ausgeprägt.

Sie erreicht in Baden-Württemberg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin

und Thüringen Durchschnittswerte über 1 und ist in Nordrhein-Westfalen, im

Saarland, in Schleswig-Holstein und in Bremen im Durchschnitt negativ, wobei im Falle

Bremen die geringe Beobachtungszahl beachtet werden muss. Allerdings muss für

die vier letztgenannten Bundesländer festgehalten werden, dass die Ablehnung derart

schwach ist, dass statistisch eine neutrale Haltung gegenüber dem BGE unterstellt

werden kann.

Mittlere Zustimmung zum BGE – getrennt nach Bundesland

Abb. 6

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

-0,31

1,45

0,16

1,17

0,85

1,62

0,72

-2,00

-0,07

0,291,12

0,18

0,70

1,70

-0,13

0,42

17

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I. Öffentliche Wahrnehmung

I.3 Gründe für Zustimmung

Die Befragten wurden gebeten, sechs Aspekte hinsichtlich ihrer Relevanz für

Zustimmung bzw. Ablehnung des BGE zu bewerten. Am stärksten für die Idee des BGE

sprechen

die dadurch entstehende finanzielle Unabhängigkeit von Arbeitgeber,

Partner, Eltern etc. sowie

die Bedingungslosigkeit des Einkommens.

Die Möglichkeit hingegen, die eigene Arbeitszeit zu reduzieren,

erachten die Befragten als unwichtigsten Aspekt.

Der Aspekt der finanziellen Unabhängigkeit von Arbeitgeber, Partner, Eltern etc.

spricht also von allen sechs Aspekten am stärksten für die Einführung des BGE.

Die Relevanz dieses Aspektes ist auch signifikant höher als die der anderen Aspekte.

Auch der Aspekt der Bedingungslosigkeit des BGE führt in stärkerem Ausmaß zur

Zustimmung als etwa die Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit zu reduzieren oder die

Möglichkeit der anderen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren.

18

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Bei einer Differenzierung nach beruflichem Status bzw. Bildungsgrad wird hinsichtlich

aller sechs Aspekte ein gemeinsames Muster erkennbar. Für jene Bevölkerungs-

gruppen, die der Idee des BGE überdurchschnittlich stark zustimmen (das sind Perso-

nen im erwerbsfähigen Alter, die nicht erwerbstätig sind sowie solche mit niedrigerem

Bildungsgrad) sprechen die genannten Aspekte tendenziell stärker für die Einführung

des BGE als für Bevölkerungsgruppen, bei denen die Zustimmung schwächer aus-

geprägt ist (Erwerbstätige und Rentner).

Gründe für/gegen das BGE – mittlere Zustimmung

Abb. 7

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00 1,20 1,40 1,60 1,80

1,60

0,87

0,93

0,98

1,02

1,06

Finanzielle Unabhängigkeit von Partner, Eltern, etc.

Tatsache der Bedingungslosigkeit

Aspekte der Gerech�gkeit

Möglichkeit der anderen, Arbeitszeit zu reduzieren

Erwerbstä�gkeit für Lebensunterhalt nicht mehr notwendig

Möglichkeit, eigene Arbeitszeit zu reduzieren

19

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II. Reaktion des Arbeitsangebots

II.1 Leistungsanreize 23

II.2 Individuelles Arbeitsangebot 26

II.2a Berufsfelder 29

II.2b Derzeitiges Stundenausmaß 31

II.2c Einkommen 32

II.3 Schwarzarbeit 34

21

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Arbeitsbereitschaft von Langzeitarbeitslosen

85,3 % aller SGB-II-Leistungsempfänger gehen einer Täti gkeit nach

53,7 % aller SGB-II-Leistungsempfänger gehen mindestens

einer Halbtagstäti gkeit nach

29,3 % aller SGB-II-Leistungsempfänger

gehen einer Erwerbstäti gkeit nach 28,8 % aller SGB-II-Leistungsempfänger betreuen Kinder

10,2 % aller SGB-II-Leistungsempfänger sind in Ausbildung

10,1 % aller SGB-II-Leistungsempfänger sind in einer

arbeitsmarktpoliti schen Maßnahme

6,9 % aller SGB-II-Leistungsempfänger pfl egen Angehörige

Quelle: IAB-Kurzbericht 15/2010

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II.1 Leistungsanreize

45 % erwarten Rückgang des gesamten Arbeitsangebots,

31 % erwarten keine Veränderung.

39 % erwarten, dass bei BGE-Einführung Leistungsanreize fallen werden,

30 % erwarten keine Veränderung.

Bezüglich der Auswirkungen einer Einführung des BGE auf das Arbeitsangebot liegen

zwei entgegengesetzte Erwartungshaltungen vor. Befürworter des BGE argumentieren,

dass durch dessen Einführung der „Zwang“ zur Arbeit aufgrund des Lebensunterhalts

wegfällt und die Menschen sich daher hin zu jenen Tätigkeiten, die sie „gerne“ verrich-

ten, orientieren können. Das Arbeitsangebot sollte daher steigen bzw. zumindest nicht

fallen, vor allem aber qualitativ besser werden. Kritiker hingegen erwarten einen

Rückgang des Arbeitsangebots, da sie annehmen, dass die Menschen vor allem

aufgrund ökonomischer Notwendigkeit arbeiten und sie, wenn diese Notwendigkeit

wegfällt, Arbeitszeit durch Freizeit substituieren werden.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Erwartungen über Veränderungen des gesamten Arbeitsangebots

Abb. 8

Die Befragungsteilnehmer wurden sowohl hinsichtlich der Veränderungen ihres eigenen

Arbeitsangebots als auch hinsichtlich ihrer Erwartungen über die Veränderung des

gesamten Arbeitsangebots bei einer möglichen Einführung des BGE befragt. Tatsächlich

erwartet die Mehrheit der Befragten einen Rückgang des Arbeitsangebots, wie aus Abbil-

dung 8 hervorgeht.

II. Reaktion des Arbeitsangebots

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%

45%

31%

13%

10%

1%

Weniger als bisher

Gleich viel wie bisher

Mehr als bisher

Weiß nicht

Keine Angabe

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Wie ersichtlich gehen 45 % der Befragten davon aus, dass bei einer Einführung des

BGE das Arbeitsangebot zurückgehen wird, während immerhin etwas weniger

als ein Drittel glaubt, dass das Arbeitsangebot gleichbleibt. Nur 13 % denken, dass

das gesamte Arbeitsangebot steigt.

Abbildung 9 zeigt, dass jene Gruppen, die dem BGE überdurchschnittlich positiv

gegenüberstehen, in geringerem Ausmaß von einem Rückgang des Arbeits-

angebots bei einer BGE-Einführung ausgehen, als Gruppen, bei denen die Zustimmung

schwächer ausgeprägt ist. So glauben nur 18 % der aus anderen Gründen nicht

Erwerbstätigen und 32 % der Arbeitslosen, dass die Einführung des BGE zu einem

Rückgang des Arbeitsangebots führen wird, während jeweils mehr als 45 % der

Erwerbstätigen und Rentner von einem Rückgang ausgehen.

Bei Personen mit mittleren Einkommen – das sind Personen mit einem Einkommen

zwischen € 1.500 bis € 2.500 pro Monat – ist der Anteil derer, die von einem Rückgang

des Arbeitsangebots ausgehen, mit 49 % leicht überdurchschnittlich. In Ostdeutsch-

land ist der Anteil leicht unterdurchschnittlich (41 %).

Anteil der Personen, die von einem Rückgang des Arbeitsangebots

bei Einführung des BGE ausgehen – getrennt nach beruflichem Status

Abb. 9

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

46%Unselbständig erwerbstä�g

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%

46%

46%

46%

45%

44%

43%

32%

18%

Hausfrau/-mann

Rentner

Selbständig erwerbstä�g

Durchschni�

In Ausbildung

Schüler/Student

Arbeitslos

Nicht erwerbstä�g (andere Gründe)

II. Reaktion des Arbeitsangebots

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25

Bei einer Differenzierung nach Einkommen oder Bildungsgrad wird kein eindeutiges

Muster erkennbar. Zudem sind die Unterschiede in der Einschätzung zwischen den

einzelnen Bildungs- bzw. Einkommensgruppen nur sehr gering.

Veränderung der Leistungsanreize bei BGE-Einführung

Abb. 10

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Die Erwartungen über die Veränderungen des Arbeitsangebots gehen mit der

Einschätzung der Leistungsanreize, die das BGE bietet, einher. Etwa derselbe Anteil

an Personen, die von einem Rückgang des Arbeitsangebots ausgehen, erwartet fallen-

de Anreize. Ein Drittel der Befragten geht, wie aus Abbildung 10 ersichtlich, von keiner

Veränderung des Arbeitsangebots bei einer Einführung des BGE aus, und auch etwa

ein Drittel der Befragten erwartet, dass sich die Leistungsanreize bei einer Einführung

nicht wesentlich verändern werden.

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

Ja, werden fallen

Nein, bleiben im Wesentlichen gleich

Weiß nicht

Ja, werden steigen

Keine Angabe 1%

13%

17%

30%

39%

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II. Reaktion des Arbeitsangebots

II.2 Individuelles Arbeitsangebot

72 % aller Erwerbstätigen wollen ihr Arbeitsangebot bei BGE-Einführung

nicht verändern.

Dennoch wollen Erwerbstätige im Durchschnitt nach BGE-Einführung

4,3 Stunden pro Woche weniger arbeiten.

Bei Hilfsberufen, in der Landwirtschaft und im Handel ist ein Rückgang des

Beschäftigungsausmaßes überdurchschnittlich.

Rentner, Arbeitslose, Hausfrauen und aus sonstigen Gründen nicht

Erwerbstätige wollen ihr Arbeitsangebot nach BGE-Einführung erhöhen.

Im Bevölkerungsdurchschnitt Erhöhung des Arbeitsangebots um 2,4 Wochen-

stunden pro Person.

Entgegen den weiter oben dokumentierten Erwartungen vieler Befragter über das

gesamte Arbeitsangebot sinkt das durchschnittliche individuelle Arbeitsangebot bei

einer Einführung des BGE nicht. Während die Befragten gegenwärtig im Durch-

schnitt 21 Stunden pro Woche einer regulären Erwerbsarbeit nachgehen, ist das

geplante Arbeitsangebot nach einer möglichen Einführung mit durchschnittlich

22 Stunden pro Person und Woche sogar höher als das gegenwärtige.

Wie aus Abbildung 11 hervorgeht, ändert sich allerdings die Verteilung des Arbeits-

angebots auf die einzelnen Personengruppen deutlich. Personen, die derzeit er-

werbstätig sind, planen demgemäß, ihr Arbeitsangebot um durchschnittlich 4,2

Stunden (unselbständig Erwerbstätige) bzw. 4,6 Stunden (selbständig Erwerbstätige)

zu reduzieren. Der Rückgang des Arbeitsangebots bei gegenwärtig Erwerbstätigen

wird jedoch durch einen Anstieg bei Personengruppen, die momentan nicht er-

werbstätig sind, mehr als kompensiert. Arbeitslose planen nach einer Einführung

des BGE, ihr Arbeitsangebot um mehr als 18 Stunden pro Woche zu erhöhen, wäh-

rend die momentan aus anderen Gründen nicht Erwerbstätigen angeben, nach einer

BGE-Einführung im Durchschnitt 11 Stunden pro Woche zu arbeiten. Rentner und

Hausfrauen/-männer wollen durchschnittlich 7 bzw. 6 Stunden pro Woche arbeiten.

26

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Veränderung des Stundenausmaßes (Std./Woche) der Erwerbsarbeit bei

BGE-Einführung – getrennt nach beruflichem Status

Abb. 11

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Es liegt zumindest nahe, dass eine derartige Umverteilung des Arbeitsangebots von

den derzeit Erwerbstätigen zu den Nicht-Erwerbstätigen durch die Bedingungslosigkeit

des BGE ermöglicht wird. Während im gegenwärtig implementierten Sozialsystem

Transferempfänger wie Rentner oder Arbeitslosengeldbezieher keine oder nur sehr

geringe monetäre Anreize vorfinden, ihre Arbeitskraft anzubieten, weil sie sonst den

Transfer verlieren, ist dies in einem BGE-System anders. Denn wie bereits mehrmals

gesagt: Der Bezug des BGE ist, abgesehen von Statusbedingungen wie Staatsbürger-

schaft bzw. Aufenthaltserlaubnis, an keinerlei Bedingungen geknüpft.

3,0 6,0 15,0 18,0 21,00 9,0 12,0-3,0-6,0

Arbeitslos

Nicht erwerbstä�g (andere Gründe)

Rentner

Hausfrau/-mann

Durchschni�

Unselbständig

Selbständig erwerbstä�g

18,6

11,2

7,0

6,3

2,4

-4,2

-4,6

Zu bedenken ist dabei, dass ein eventuell höheres Arbeitsangebot, etwa von Arbeits-

losen, von den Unternehmen nicht vollständig nachgefragt werden muss. Jedoch sinkt

selbst unter der strengen Annahme, dass alle Arbeitslosen nach einer BGE-Einführung

weiterhin arbeitslos bleiben würden, das gesamte Arbeitsangebot im Durchschnitt le-

diglich um 0,3 Stunden pro Person und Woche.

27

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Erich Fromm

„Zwanghaftes Arbeiten allein würde die Menschen ebenso verrückt machen wie absolutes Nichtstun. Erst durch dieKombination beider Komponenten wird das Leben erträglich.“

28

Page 29: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Anteil derer, die Arbeitsangebot reduzieren oder vollständig einstellen –

getrennt nach Berufsfeld

Abb. 12

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

II.2a Berufsfelder

Wie aus Abbildung 12 und Abbildung 13 hervorgeht, ist der Anteil der Erwerbs-

tätigen, die ihr Arbeitsangebot nach einer BGE-Einführung reduzieren oder vollständig

einstellen wollen, im Durchschnitt etwas kleiner als ein Fünftel. Die durchschnitt-

liche Reduktion des Arbeitsangebots von etwas mehr als 4 Wochenstunden beträgt bei

der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit der befragten Erwerbstätigen hingegen

nur etwas mehr als ein Zehntel.

Am deutlichsten fällt der Rückgang der Arbeitsstunden bei Hilfsberufen bzw. Aus-

hilfskräften aus. Hier gibt ein Drittel der Befragten an, ihr Arbeitsangebot reduzieren

bzw. vollständig einstellen zu wollen. Die durchschnittliche Reduktion der Wochen-

arbeitszeit beträgt dabei mehr als 6 Stunden. In der Landwirtschaft, im Gastgewerbe,

im Handel, bei sonstigen Dienstleistungen sowie im Baugewerbe ist der Anteil derer,

die das Arbeitsangebot reduzieren oder vollständig einstellen, deutlich geringer, aber

überdurchschnittlich. Bei Handwerkern, Wissenschaftlern und Künstlern sowie in der

Verwaltung tritt nur ein unterdurchschnittlicher Rückgang des Arbeitsangebots auf.

0,0 5% 10% 15% 20% 30%25% 35%

Hilfsberufe/Aushilfskrä�e

Landwirtscha�/Natur

Gastgewerbe/Tourismus/Freizeit

Handel/Verkauf/Vertrieb

Sons�ge Dienstleistungen

Baugewerbe

Durchschni�

Soziales/Bildung/Gesundheit

Industrie/Bergbau

Verwaltung/Wirtscha�

Wissenscha�/Kunst/Kultur/Forschung & Entwicklung (F&E)

Handwerk/technischer Beruf

33%

23%

21%

21%

21%

20%

18%

16%

15%

15%

14%

14%

29

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II. Reaktion des Arbeitsangebots

Es ist somit zu vermuten, dass es durch die Veränderungen des Arbeitsangebots bei

den verschiedenen Berufsgruppen nach der BGE-Einführung auch zu einer Verände-

rung der Lohnstruktur kommt. Um die Arbeitsnachfrage bedienen zu können, müssen

die Löhne in den Bereichen mit überdurchschnittlichem Rückgang des Arbeitsangebots

stärker wachsen als in den Bereichen mit unterdurchschnittlichem Rückgang. Da in

traditionellen Niedriglohnbereichen der Rückgang des Arbeitsangebots besonders

stark zu sein scheint, würde dies eine Angleichung der Löhne bedeuten. Allerdings ist

nicht abzuschätzen, inwieweit die derzeit nicht Erwerbstätigen in den einzelnen Berufs-

feldern den Rückgang des Arbeitsangebots der Erwerbstätigen kompensieren können.

Mittlere Reduktion des Arbeitsangebots (Std./Woche) von derzeit

Erwerbstätigen – getrennt nach Berufsfeld

Abb. 13

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

-7 -6 -5 -4 -3 -1-2 0

-3,4 Soziales/Bildung/Gesundheit

Gastgewerbe/Tourismus/Freizeit

Handwerk/technischer Beruf

Wissenscha�/Kunst/Kultur/F&E

Verwaltung/Wirtscha�

Industrie/Bergbau

Durchschni�

Baugewerbe

Handel/Verkauf/Vertrieb

Sons�ge Dienstleistungen

Hilfsberufe/Aushilfskrä�e

Landwirtscha�/Natur

-3,4

-3,5

-3,8

-4

-4,2

-4,3

-4,5

-4,9

-5,1

-6

-6,6

30

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Mittlere Veränderung des gesamten Arbeitsangebots (Std./Woche) –

getrennt nach derzeitigem Stundenausmaß

Abb. 14

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

II.2b Derzeitiges Stundenausmaß

Abbildung 14 zeigt, dass die geplante durchschnittliche Reduktion mit dem derzeit

bereitgestellten Arbeitsangebot naturgemäß steigt. Personen mit einer Vollzeit-

beschäftigung von über 35 Stunden reduzieren das Arbeitsangebot um 4,7 Stunden,

während Teilzeitbeschäftigte mit weniger als 20 Stunden Wochenarbeitszeit ihr

Arbeitsangebot im Durchschnitt nur um 2 Stunden reduzieren. Nicht Erwerbstätige

hingegen wollen, wie bereits in Abbildung 11 dokumentiert, ihr Arbeitsangebot um

durchschnittlich ca. 10 Wochenstunden erhöhen.

2,0 4,0 10,0 12,00 6,0 8,0-2,0-4,0

10,6

-6,0

Nicht erwerbstä�g

2,4

-2

-2,9

-4,7

Durchschni�

Weniger als 20 Std.

20 bis 35 Std.

Mehr als 35 Std.

31

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II.2c Einkommen

Personen mit mittleren und hohen Einkommen reduzieren bei einer Einführung

des BGE ihr Arbeitsangebot, während es Personen mit niedrigem Einkommen

erhöhen. Wie aus Abbildung 15 ersichtlich, ist die Reduktion bei Personen mit

einem monatlichen Nettoeinkommen von € 3.000 bis € 3.500 am stärksten.

Steigt das Einkommen über diesen Betrag hinaus, so wird die geplante Reduktion

des Arbeitseinkommens bei einer BGE-Einführung wieder geringer.

Mittlere Veränderung des gesamten Arbeitsangebots (Std./Woche) –

getrennt nach Einkommen

Abb. 15

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

14,1

Durchschni�

5,0 15,010,00-5,0

2,4

5,4

0,5

-1,1

-2,6

-3,6

-4,6

-2,3

Unter 500 Euro

500 bis 1.000 Euro

1.000 Euro bis 1.500 Euro

1.500 bis 2.000 Euro

2.000 bis 2.500 Euro

2.500 bis 3.000 Euro

3.000 bis 3.500 Euro

Über 3.500 Euro

II. Reaktion des Arbeitsangebots

32

Page 33: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Friedrich Schiller

„Der Mensch ist noch sehr wenig, wenn er warm wohnt und sich satt gegessen hat, aber er muß warm wohnen und satt zu essen haben, wenn sich die bessre Natur in ihm regen soll.“

drich Schiller

33

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II. Reaktion des Arbeitsangebots

II.3 Schwarzarbeit

Derzeitige Schwarzarbeits-Anbieter wollen nach BGE-Einführung 6,6 Stunden

pro Monat weniger schwarz arbeiten.

Wegfall der finanziellen Notwendigkeit ist wichtigster Grund für Reduktion.

25 % der Befragten wollen nach BGE-Einführung keine Schwarzarbeit

mehr anbieten.

13,5 % der Befragten geben an, im letzten Jahr Schwarzarbeit angeboten zu haben.

Wenig überraschend zeigt sich dabei, dass für 80 % der Zuverdienst ein Grund für ihr

Angebot an Schwarzarbeit ist. Hingegen geben lediglich 8 % an, die Tätigkeit deshalb

schwarz durchzuführen, weil sie die Arbeit offiziell gar nicht ausführen dürften.

Auch geben nur etwas mehr als ein Zehntel der Befragten an, im inoffiziellen Sektor

tätig zu sein, um Transferleistungen wie Arbeitslosengeld I oder II (Hartz IV) nicht

zu verlieren, oder weil die Auftraggeber die Dienstleistungen inoffiziell nachfragen

wollen.

Gründe für Schwarzarbeits-Angebot

Abb. 16

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

80%Um mehr Geld zu verdienen

Weil es andere auch machen

Die Tä�gkeit befriedigt mich

Andere Gründe

Weil ich ALG/Hartz IV nicht verlieren will

Meine Au�raggeber möchten das so

Weil es flexibler ist

Dür�e die Arbeit nicht offiziell ausführen

21%

14%

13%

13%

11%

11%

8%

34

Page 35: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Schwarzarbeit wird dabei insbesondere im Bereich Dienstleistungen im privaten

Haushalt sowie im Bereich Handwerk/technischer Beruf angeboten. Jeweils mehr als

ein Viertel der befragten Anbieter von Schwarzarbeit geben an, in mindestens einem

dieser Bereiche tätig zu sein. Überraschend selten wird Schwarzarbeit im Bereich

Soziales/Bildung/Gesundheit angeboten (2,46 %). 15 % bieten Schwarzarbeit im

Baugewerbe, im Bereich Gartenarbeit/Landwirtschaft bzw. im Rahmen sonstiger

Dienstleistungen an. Der Durchschnittslohn für Schwarzarbeit beträgt dabei € 12,19

pro Stunde. Männer verdienen im Durchschnitt mit € 13,23 mehr als Frauen mit

durchschnittlich € 10,07 pro Stunde.

Etwas mehr als ein Drittel der befragten Anbieter von Schwarzarbeit bieten in dem

Bereich an, in dem sie auch offiziell tätig sind, während etwas weniger als ein Drittel in

einem anderen Bereich tätig sind. Das restliche Drittel der Schwarzarbeits-Anbieter

geht keiner offiziellen Erwerbstätigkeit nach.

Schwarzarbeits-Angebot nach Tätigkeitsbereichen

Abb. 17

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%

3%Soziales/Bildung/Gesundheit

Gartenarbeit/Landwirtscha�

Handwerk/technischer Beruf

Sons�ge Dienstleistungen

Andere bzw. mehr als ein Bereich

Handel/Verkauf/Vertrieb

Baugewerbe

Gastgewerbe/Tourismus/Freizeit

Dienstleistungen im priv. Haushalt

15%

27%

17%

3%

6%

15%

12%

26%

35

Page 36: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

II. Reaktion des Arbeitsangebots

Etwa die Hälfte dieser Personen bietet auch nach einer Einführung des BGE Schwarz-

arbeit an, während ein Viertel die Schwarzarbeit einstellt. 7 % werden in einem

geringeren Ausmaß als zuvor Schwarzarbeit anbieten. Dies führt zu der in Abbildung 18

dargestellten durchschnittlichen Reduktion des Schwarzarbeits-Angebots von

6,6 Stunden pro Monat. Gegenwärtig beträgt das durchschnittliche Angebot 17,5

Stunden pro Monat, sodass die durchschnittliche Reduktion des Angebots etwas mehr

als ein Drittel beträgt.

Die Reduktion ist in den Bereichen „Dienstleistungen im privaten Haushalt“, „Gast-

gewerbe/Tourismus/Freizeit“ sowie im Baugewerbe überdurchschnittlich, während sie

im Bereich „Soziales/Bildung/Gesundheit“ sowie bei „Gartenarbeit/Landwirtschaft“

deutlich unterdurchschnittlich ist.

Mittlere Veränderung des Schwarzarbeits-Angebots (Std./Monat) von

derzeit schwarz Arbeitenden – getrennt nach Berufsfeld

Abb. 18

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

-12 -10 -8,0 -6,0 -2,0-4,0 0,0

Gartenarbeit/Landwirtscha�

-4,6

-4,6

-6,4

-6,6

-6,7

-8,8

-8,9

-9,7

Handwerk/technischer Beruf

Sons�ge Dienstleistungen

Andere bzw. mehr als ein Bereich

Durchschni�

Handel/Verkauf/Vertrieb

Baugewerbe

Gastgewerbe/Tourismus/Freizeit

Dienstleistungen im priv. Haushalt

-2,1

0,0 Soziales/Bildung/Gesundheit

36

Page 37: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Etwa zwei Drittel der Schwarzarbeits-Anbieter, die angeben, bei einer Einführung

des BGE das Angebot zu reduzieren oder gänzlich einzustellen, begründen die

Reduktion mit dem Wegfall der finanziellen Notwendigkeit. Weitere 18 % stellen die

Schwarzarbeit ein, da sie das BGE für ein faires System halten und sich, wenn es

eingeführt wird, daher gesetzeskonform verhalten wollen. 7 % der Anbieter versuchen

bei einer Einführung des BGE, die Schwarzarbeit durch eine offizielle Arbeit zu

ersetzen.

Während diejenigen, die gegenwärtig Schwarzarbeit anbieten, das Angebot bei

einer BGE-Einführung um etwas mehr als ein Drittel reduzieren wollen, werden 11 %

der Befragten nach einer BGE-Einführung schwarz arbeiten, obwohl sie dies momentan

nicht tun. Etwa 45 % dieser nach einer BGE-Einführung neu hinzukommenden

Schwarzarbeiter sind unselbständig beschäftigt. Sie reduzieren dabei ihr reguläres

Arbeitsangebot von durchschnittlich 37 auf 26 Stunden.

Der Anteil derjenigen, die nach einer BGE-Einführung Schwarzarbeit anbieten werden,

ist beinahe so groß wie der Anteil derer, die gegenwärtig schon schwarz arbeiten

(10,5 % versus 13,5 %). Es ist also davon auszugehen, dass der Rückgang des Schwarz-

arbeits-Angebots bei derzeitigen Anbietern vollständig kompensiert wird, sodass es

insgesamt zu keiner Veränderung des Angebots kommt.

37

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III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

III.1 Steuer und Bürokratie 41

III.1a Staatliche Bürokratie 47

III.1b Verschwendung der Steuereinnahmen? 52

III.1c Steuerbelastung akzeptabel? 55

III.2 Stellenwert der Arbeit 60

III.2a Jeder Mensch soll arbeiten, um sich selbst zu verwirklichen 60

III.2b Es ist Aufgabe der Regierung, für Vollbeschäft igung zu sorgen 61

III.2c Nur Bürger, die erwerbstäti g sind oder waren, sollen das Recht auf staatliche Unterstützung besitzen 62

III.2d Bürger bringen sich durch Erwerbstäti gkeit in den Staat ein 63

III.2e Unsere heuti ge Gesellschaft misst den Wert von Bürgern zu stark an deren Einkommen aus Erwerbstäti gkeit 65

III.2f Vollbeschäft igung ist nicht zu verwirklichen 66

III.2g Der deutsche Staat verlangt zu wenig Eigen-verantwortlichkeit 67

III.2h Der Stellenwert von Arbeit ist zu hoch 68

III.2i Ehrenamtliche Täti gkeiten werden wenig geschätzt 70

III.2j Einkommensunterschiede als Anreize für persönliche Leistungen 71

III.2k Ich fi nde die sozialen Unterschiede im Großen und Ganzen gerecht 72

39

Page 40: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

40

Umfrage: Bürger wollen kein Wachstum um jeden Preis

88 % der Deutschen wünschen sich eine neue Wirtschaft sordnung –

unter anderem soll ein neues System den sozialen Ausgleich

stärker berücksichti gen.

28 % der Deutschen glauben an die Selbstheilungskräft e der Märkte

Quelle: TNS-Emnid-Umfrage im Auft rag der Bertelsmann Sti ft ung

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Wie bereits in der Einleitung angesprochen, ist mit einer BGE-Einführung durch die

Zusammenführung sämtlicher Transferleistungen eine deutliche Reduktion des

Verwaltungsaufwandes verbunden. Daher wird in Kapitel III.1 dargestellt, wofür und in

welchem Ausmaß die Bürgerinnen und Bürger das Bezahlen von Steuern akzeptabel

finden, wie hoch nach ihrer Einschätzung der nicht sinnvoll verwendete Steueranteil ist

und wie sie allgemein die Belastung durch Steuern und Abgaben einschätzen.

Da sich mit der BGE-Einfü hrung voraussichtlich auch der Stellenwert der Arbeit

verändert, wird im darauf folgenden Kapitel III.2 der heutige Stellenwert der Arbeit

beleuchtet und weiteren gesellschaftpolitisch relevanten Fragen nachgegangen.

III.1 Steuer und Bürokratie

Steuern für öffentliche Leistungen zu zahlen ist akzeptabler als für Sozialleistungen.

Höchste Akzeptanz staatlicher Aktivität bei Gutverdienern, höher Gebildeten und

Personen, die in Wissenschaft, Kunst bzw. Forschung & Entwicklung (F&E) tätig sind.

Auf die Frage, ob es akzeptabel ist, dass der Staat mit den Steuereinnahmen

öffentliche Leistungen wie Schulen, Krankenhäuser, öffentliche Sicherheit, das

Justizsystem u. a. finanziert, antworten mehr als 87 % der Befragten, dass dies

akzeptabel sei, wobei 27 % aller Befragten hier die höchstmögliche Akzeptanz

bekunden.

Die Steuereinnahmen für Sozialleistungen einzusetzen, finden immerhin noch

knapp 80 % der Befragten akzeptabel, wobei hier knapp 20 % die höchstmögliche

Akzeptanz äußern.

Die mittlere Zustimmung beträgt im Falle der Verwendung der Steuereinnahmen

für öffentliche Leistungen 2,31 und ist damit signifikant höher als im Falle der

Verwendung für Sozialleistungen (1,87).

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

41

Page 42: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

Verwendung von Steuereinnahmen für

• öffentliche Leistungen bzw.

• Sozialleistungen

Abb. 19

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4. Akzeptabel: +4 bis +1; Neutral: 0; Nicht akzeptabel: -1 bis -4;

„Weiß nicht“ / „Keine Angabe“: 1 % (öffentl. Leistungen) / 1 % (Sozialleistungen)

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Die durchschnittliche Akzeptanz der Verwendung der Steuereinnahmen sowohl für

öffentliche Leistungen als auch für Sozialleistungen ist bei Personen mit höheren

Einkommen (monatliches Nettoeinkommen über € 2.500) tendenziell größer als bei

Personen mit niedrigeren Einkommen. Bei der Verwendung für öffentliche Leistungen

schwankt die mittlere Akzeptanz zwischen 2,09 und 3,05, bei der Verwendung für

Sozialleistungen liegt die mittlere Akzeptanz ausnahmslos bei allen Einkommensklas-

sen darunter, wobei sich die Spanne von 1,74 bis 2,32 erstreckt.

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Akzeptabel80%

Neutral

Nicht akzeptabel

87%

7%

4%

12%

8%

Sozialleistungen Öffentliche Leistungen

42

Page 43: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Mittlere Akzeptanz der Verwendung von Steuereinnahmen –

getrennt nach Einkommen

Abb. 20

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Personen mit einem Fachhochschul- oder Hochschulabschluss weisen mit einer

mittleren Akzeptanz von 3,03 eine signifikant höhere Akzeptanz auf als Personen mit

Grund- bzw. Hauptschulabschluss (2,14).

Hinsichtlich der Berufsfelder fällt auf, dass Personen, die in Wissenschaft, Kunst,

Kultur und F&E tätig sind, mit durchschnittlich 3,06 die größte Akzeptanz äußern,

was die Verwendung von Steuern zur Finanzierung öffentlicher Leistung betrifft.

Im Falle der Verwendung der Steuereinnahmen zur Finanzierung von Sozialleistungen

verringert sich die durchschnittliche Akzeptanz in dieser Berufsgruppe auf 2,60,

fällt aber auch hier höher aus als bei allen anderen Berufsfeldern.

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5

Durchschni�1,91

Unter 500 Eruo

500 bis 1.000 Euro

1.000 bis 1.500 Euro

1.500 bis 2.000 Euro

2.000 bis 2.500 Euro

2.500 bis 3.000 Euro

3.000 bis 3.500 Euro

Über 3.500 Euro

2,34

1,98

2,36

1,85

2,09

1,80

2,28

2,06

2,42

1,74

2,46

2,04

2,68

2,32

3,05

2,26

2,81

Sozialleistungen Öffentliche Leistungen

43

Page 44: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Mittlere Akzeptanz der Verwendung von Steuereinnahmen –

getrennt nach Berufsfeld

Abb. 21

Zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es große Unterschiede, was die Akzep-

tanz des Steuerzahlens zum Zweck der Finanzierung öffentlicher Leistungen anbelangt.

Grundsätzlich gilt, dass kein eindeutiges West-Ost-Gefälle festgestellt werden kann,

die Unterschiede innerhalb West- und Ostdeutschlands jedoch zum Teil beträchtlich

sind. In Westdeutschland erstreckt sich die mittlere Zustimmung von 2,09 (Bayern) bis

2,93 (Schleswig-Holstein). In Ostdeutschland reicht die mittlere Zustimmung von

1,99 (Sachsen) bis 2,73 (Mecklenburg-Vorpommern), wobei diese Unterschiede hier

statistisch nicht signifikant sind.

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5

2,32

1,87

3,06

2,60

2,56

2,06

2,53

1,95

2,42

2,07

2,38

1,79

2,34

1,98

2,33

1,85

2,30

1,78

2,15

1,59

2,10

1,82

2,03

1,56

1,98

1,91Hilfsberufe/Aushil�rä�e

Handwerk/Technische Berufe

Industrie/Bergbau

Ohne allg. Schulabschluss/nicht erwerbstä�g

Baugewerbe

Handel/Verkauf/Vertrieb

Sons�ge Dienstleistungen

Gastgewerbe/Tourismus/Freizeit

Landwirtscha�/Natur

Verwaltung/Wirtscha�

Soziales/Bildung/Gesundheit

Wissenscha�/Kunst/Kultur/F&E

Durchschni�

Sozialleistungen Öffentliche Leistungen

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte

Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

44

Page 45: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Mittlere Akzeptanz der Verwendung von Steuereinnahmen für öffentliche Leistungen –

getrennt nach Bundesland

Abb. 22

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Sehr ähnlich fallen die Ergebnisse aus, wenn es um die Akzeptanz der Verwendung

von Steuern zur Finanzierung von Sozialleistungen geht. Die Spanne der mittleren

Zustimmung erstreckt sich von 1,22 (Sachsen) bis 2,85 (Hamburg).

Innerhalb Westdeutschlands liegt Bayern mit einem mittleren Wert von 1,58 am

untersten und Hamburg mit 2,85 am obersten Ende der Akzeptanzskala. In Ost-

deutschland ist die mittlere Zustimmung mit 2,48 in Thüringen am höchsten, in

Sachsen mit 1,22 am niedrigsten. In beiden Fällen sind die Unterschiede statistisch

signifikant.

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 3,02,5 3,5

Schleswig-Holstein

Hamburg

Rheinland-Pfalz

Mecklenburg-Vorpommern

Bremen

Baden-Wür�emberg

Thüringen

Berlin

Hessen

Brandenburg

Durchschni�

Nordrhein-Wes�alen

Niedersachsen

Sachsen-Anhalt

Saarland

Bayern

Sachsen 1,99

2,09

2,10

2,16

2,17

2,23

2,31

2,39

2,40

2,42

2,44

2,46

2,70

2,73

2,84

2,91

2,93

45

Page 46: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Mittlere Akzeptanz der Verwendung von Steuereinnahmen für Sozialleistungen –

getrennt nach Bundesland

Abb. 23

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 3,02,5

Hamburg

Schleswig-Holstein

Thüringen

Bremen

Rheinland-Pfalz

Saarland

Berlin

Brandenburg

Mecklenburg-Vorpommern

Hessen

Durchschni�

Niedersachsen

Nordrhein-Wes�alen

Sachsen-Anhalt

Baden-Wür�emberg

Bayern

Sachsen

2,85

2,70

2,48

2,40

2,34

2,31

2,27

2,23

2,16

2,10

1,87

1,83

1,73

1,71

1,68

1,58

1,22

46

Page 47: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III.1a Staatliche Bürokratie

Hohe Zustimmung zu „Der deutsche Sozialstaat ist zu bürokratisch“.

Höhere Zustimmung bei Männern und Selbständigen, geringere Zustimmung

beim Mittelstand.

Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4. Zustimmend: +4 bis +1; Neutral: 0; Nicht zustimmend: -1 bis -4;

„Weiß nicht“ / „Keine Angabe“: 1 %

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Der deutsche Sozialstaat ist zu bürokratisch

Abb. 24

Der Aussage „Der deutsche Sozialstaat ist zu bürokratisch“ stimmen knapp 82 % aller

Befragten zu, wobei mehr als die Hälfte (53 %) eine sehr große Zustimmung (Werte 3

und 4) bekunden. Der Mittelwert der Zustimmung unter allen Befragten beträgt 2,23.

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

82%

8%9%

47

Page 48: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Der deutsche Sozialstaat ist zu bürokratisch – im Detail

Abb. 25

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Die mittlere Zustimmung liegt mit 2,28 bei Männern signifikant höher als bei Frauen,

deren mittlere Zustimmung 2,18 beträgt. Die Aussage, dass der deutsche Sozialstaat

zu bürokratisch sei, bejahen Selbständige mit einer mittleren Zustimmung von 2,53

signifikant stärker als Angestellte (2,14). Darüber hinaus zeigt sich, dass Personen,

die in Wissenschaft, Kunst, Kultur und F&E tätig sind, mit 2,58 eine höhere mittlere

Zustimmung kundtun als Personen in anderen Berufsfeldern.

Die Zustimmung zur Aussage, dass der deutsche Sozialstaat zu bürokratisch sei, ist an

den Rändern der Einkommensverteilung höher als in der Mitte. So ist die Zustimmung

zu dieser Aussage bei Personen in den mittleren Einkommensklassen (monatliches

Nettoeinkommen von € 1.000 bis € 2.500) signifikant geringer als bei Beziehern mit

einem Einkommen von unter € 1.000 und von über € 2.500.

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

0% 5% 10% 15% 20% 25% 35%30%

4

3

2

1

0

-1

-2

-3

-4

31%

22%

17%

11%

8%

5%

2%

1%

1%

48

Page 49: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Auch hinsichtlich der Einschätzung, dass der deutsche Sozialstaat zu bürokratisch sei,

gibt es große Unterschiede innerhalb des deutschen Bundesgebietes. Während die

mittlere Zustimmung zu dieser Aussage in Ostdeutschland 2,58 beträgt, liegt sie in

Westdeutschland mit 2,13 signifikant darunter. Die mittlere Zustimmung reicht von

1,80 in Nordrhein-Westfalen bis 3,25 in Thüringen.

Der deutsche Sozialstaat ist zu bürokratisch – getrennt nach Einkommen

Abb. 26

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

Durchschni� 2,24

Unter 500 Euro

500 bis 1.000 Euro

1.000 bis 1.500 Euro

1.500 bis 2.000 Euro

2.000 bis 2.500 Euro

2.500 bis 3.000 Euro

3.000 bis 3.500 Euro

Über 3.500 Euro

2,39

2,47

2,15

2,06

2,11

2,31

2,39

2,32

49

Page 50: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Der deutsche Sozialstaat ist zu bürokratisch – getrennt nach Bundesland

Abb. 27

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 3,02,5 3,5

Thüringen 3,25

Saarland

Mecklenburg-Vorpommern

Sachsen-Anhalt

Hamburg

Bremen

Brandenburg

Berlin

Baden-Wür�emberg

Hessen

Durchschni�

Bayern

Sachsen

Schleswig-Holstein

Niedersachsen

Rheinland-Pfalz

Nordrhein-Wes�alen

2,76

2,75

2,73

2,69

2,67

2,49

2,43

2,40

2,36

2,23

2,19

2,14

2,07

2,04

2,01

1,80

50

Page 51: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

„[…] die Programme der Vergangen-heit [haben] alle einen gemeinsamen Mangel – sie sind indirekt. […] Ich bin heute davon überzeugt, dass der ein-fachste Ansatz sich als der effektivste erweisen wird – die Behebung der Armut durch ihre direkte Beseitigung mittels einer heute breit diskutierten Maßnahme: Dem garantierten Einkommen.“Martin Luther King

51

Page 52: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

III.1b Verschwendung der Steuereinnahmen?

Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, dass mindestens 40 %

der Steuereinnahmen nicht sinnvoll verwendet werden.

Kaum Unterschiede zwischen Personengruppen.

Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Hinsichtlich der sinnvollen Verwendung der Steuereinnahmen ist ein großer Teil der

Bürgerinnen und Bürger skeptisch. Mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) gibt an,

dass der Staat mindestens 40 % der Steuereinnahmen nicht sinnvoll verwendet.

Lediglich jede fünfte befragte Person (18 %) ist der Ansicht, dass der Staat weniger als

20 % der Steuereinnahmen nicht sinnvoll verwendet. Nach Einschätzung der Bürgerin-

nen werden im Durchschnitt 42 % der Steuereinnahmen nicht sinnvoll verwendet.

Wie viel Prozent der Steuereinnahmen nicht sinnvoll verwendet werden

Abb. 28

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0

2

4

6

8

10

12

14

0%

1%

3%

4%

9%

10%

12%

8%

12%

5%

10%

2%

5% 5%

2%

3% 3%

2% 2%

1%

0%

0% 5% 10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

50%

55%

60%

65%

70%

75%

80%

85%

90%

95%

100%

Anteil nicht sinnvoll verwendeter Steuereinnahmen

52

Page 53: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Zwischen Männern und Frauen gibt es hinsichtlich der Einschätzung über die nicht

sinnvolle Verwendung der Steuereinnahmen keine signifikanten Unterschiede (Mittel-

wert Männer: 42 %; Mittelwert Frauen: 41 %). Ebenso wenig unterscheiden sich

Selbständige (Mittelwert 43 %) und Angestellte (Mittelwert 41 %) stark in ihrer dies-

bezüglichen Einschätzung. Auch zwischen Personen mit unterschiedlichem Bildungs-

abschluss lassen sich keine signifikanten Unterschiede erkennen. So erachten zwar

Personen mit einem Fachhochschul- oder Hochschulabschluss durchschnittlich 39 %

der Steuereinnahmen als nicht sinnvoll verwendet, während es bei Personen mit

Grundschul- bzw. Hauptschulabschluss 43 % sind, doch sind auch diese Unterschiede

statistisch nicht signifikant.

Selbst zwischen Einkommensklassen und der Einschätzung der nicht sinnvollen

Verwendung von Steuereinnahmen lässt sich kein klarer Zusammenhang erkennen.

Zwar halten Personen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von € 500 bis € 1.000

durchschnittlich 46 % der Steuereinnahmen für nicht sinnvoll verwendet, während

es bei Personen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von € 2.500 bis € 3.000 mit

38 % weniger sind. Doch obwohl dieser Unterschied statistisch signifikant ist, lässt

sich kein allgemeiner Zusammenhang zwischen der Höhe des Einkommens und der

Einschätzung der nicht sinnvollen Verwendung von Steuergeldern ableiten.

Unterschiede sind jedoch zwischen West- und Ostdeutschland festzustellen. Während

die Befragten in Westdeutschland im Mittel angeben, dass sie 41 % der Steuer-

einnahmen als nicht sinnvoll verwendet ansehen, liegen die Befragten in Ostdeutsch-

land mit 44 % signifikant darüber. Aus Abbildung 29 ist für die einzelnen deutschen

Bundesländer ersichtlich, welchen Anteil der Steuereinnahmen die Bürger im Schnitt

als nicht sinnvoll verwendet erachten.

53

Page 54: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

Wie viel Prozent der Steuereinnahmen nicht sinnvoll verwendet werden –

getrennt nach Bundesland

Abb. 29

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Schleswig-Holstein 29%

Rheinland-Pfalz

Hessen

Berlin

Niedersachsen

Brandenburg

Bayern

Sachsen

33%

39%

39%

40%

41%

41%

42%

42%

45%

46%

47%

50%

50%

50%

58%

34%

Durchschni�

Nordrhein-Wes�alen

Sachsen-Anhalt

Hamburg

Thüringen

Baden-Wür�emberg

Mecklenburg-Vorpommern

Saarland

Bremen

54

Page 55: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III.1c Steuerbelastung akzeptabel?

Für 40 % ist die derzeitige Steuerbelastung mehr oder weniger akzeptabel.

Geringe Unterschiede zwischen Personengruppen.

Große Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Höchste Akzeptanz der Steuerbelastung bei im Sozialbereich Tätigen.

Für vier von zehn Befragten (40 %) stellt sich die derzeitige Belastung durch Steuern

und Abgaben als mehr oder weniger akzeptabel dar. Knapp die Hälfte der Befragten

(47 %) findet diese – unterschiedlich stark – nicht akzeptabel. 10 % der befragten

Personen stehen dieser Frage neutral gegenüber. Der Durchschnitt liegt mit -0,31

leicht im negativen Bereich.

Akzeptanz der derzeitigen Steuer- und Abgabenbelastung

Abb. 30

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4. Akzeptabel: +4 bis +1; Neutral: 0; Nicht akzeptabel: -1 bis -4;

„Weiß nicht“ / „Keine Angabe“: 3 %

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0%

20%

Nichtakzeptabel

Neutral Akzeptabel

40%

60%

80%

100%

40%

10%

47%

55

Page 56: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

Auch wenn Männer die derzeitige Belastung durch Steuern und Abgaben mit durch-

schnittlich -0,40 im Mittel als weniger akzeptabel erachten als Frauen (-0,22), ist

dieser Unterschied statistisch nicht signifikant. Personen mit Fachhochschul- bzw.

Hochschulabschluss äußern mit durchschnittlich 0,05 die relativ größte Akzeptanz.

Darüber hinaus gibt es allerdings keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem

Bildungsgrad und der Akzeptanz der derzeitigen Belastung. Ebenso wenig lässt sich

ein Zusammenhang zwischen dem Status von Personen und deren Akzeptanz der

derzeitigen Steuer- und Abgabenbelastung erkennen. Obschon Unterschiede zwischen

Selbständigen (-0,11), Angestellten (-0,38), Arbeitslosen (-0,27) und Rentnern (-0,25)

in ihrer mittleren Akzeptanz der derzeitigen Belastung bestehen, sind diese statistisch

allesamt nicht signifikant.

Obwohl sich West- und Ostdeutschland in ihrer Einschätzung der Akzeptanz der der-

zeitigen Steuerbelastung ähneln (mittlere Akzeptanz in Ostdeutschland -0,32 und in

Westdeutschland -0,30), sind große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundes-

ländern festzustellen. Die mittlere Akzeptanz schwankt zwischen -1,37 (Saarland) und

0,27 (Berlin).

56

Page 57: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Mittlere Akzeptanz der derzeitigen Steuer- und Abgabenbelastung –

getrennt nach Bundesland

Abb. 31

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Mit einer durchschnittlichen Akzeptanz von 0,07 empfinden jene Personen, die im

Bereich Soziales, Bildung und Gesundheit tätig sind, die derzeitige Belastung aus

Steuern und Abgaben am relativ höchsten. Signifikant geringer ist die Akzeptanz

unter Handwerkern und bei technischen Berufen (-0,74) sowie unter Aushilfskräften

und Hilfsberufen (-0,89).

Darüber hinaus sind signifikante Unterschiede in der Akzeptanz zwischen jenen

Personen, die in den letzten 10 Jahren einmal unfreiwillig arbeitslos waren und jenen,

die dies nicht waren, festzustellen. Während jene, die bereits einmal arbeitslos waren,

eine mittlere Akzeptanz von -0,56 aufweisen, bekunden interessanterweise jene,

die nicht arbeitslos waren, mit durchschnittlich -0,23 eine relativ größere Akzeptanz,

was die derzeitige Belastung aus Steuern und Abgaben betrifft.

-2 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5

Berlin

Nordrhein-Wes�alen

Brandenburg

Rheinland-Pfalz

Niedersachsen

Mecklenburg-Vorpommern

Schleswig-Holstein

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Durchschni�

Hamburg

Baden-Wür�emberg

Bayern

Sachsen

Hessen

Bremen

Saarland

0,27

0,10

0,04

0,03

-0,07

-0,10

-0,21

-0,27

-0,28

-0,31

-0,33

-0,58

-0,65

-0,90

-0,93

-1,11

-1,37

57

Page 58: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

58

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

Des Weiteren ist ein Zusammenhang zwischen Einkommen und Akzeptanz der der-

zeitigen Belastung aus Steuern und Abgaben zu erkennen. Die Akzeptanz ist bei

den höchsten Einkommen (monatliches Nettoeinkommen über € 3.000) jeweils im

leicht positiven Bereich und damit höher als bei den niedrigeren Einkommen, die

alle ausnahmslos im Mittel einen negativen Wert aufweisen.

Mittlere Akzeptanz der derzeitigen Steuer- und Abgabenbelastung –

getrennt nach Einkommen

Abb. 32

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0 0,2 0,4 0,6-0,6 -0,4 -0,2

Durchschni�

Unter Euro 500

500 bis 1.000 Euro

1.000 bis 1.500 Euro

1.500 bis 2.000 Euro

2.000 bis 2.500 Euro

3.000 bis 3.500 Euro

Über 3.500 Euro

-0,01

-0,25

-0,13

-0,28

-0,42

-0,26

-0,17

2.500 bis 3.000 Euro

0,55

0,35

Page 59: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

„Das Recht auf Arbeit ist ein Missbrauch der Sprache, da es nicht erzwingbar ist; das Recht, nicht zu arbeiten, ist hingegen ein liberales Prinzip.“Ralf DahrendorfRalf Dahrendorf

59

Page 60: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

III.2 Stellenwert der Arbeit

Ein wesentlicher Punkt der Idee des BGE ist die Entkopplung des Einkommens von

Erwerbsarbeit. Viele Befürworter des BGE erachten Einkommen als ein Bürgerrecht und

sehen Vollbeschäftigung gleichzeitig als eine Illusion an. Die folgenden Auswertungen

und Erläuterungen ergänzen die theoretischen Überlegungen zu dieser Entkopplung

und sollen einen Überblick darüber geben, wie die heutige deutsche Gesellschaft Arbeit

bewertet bzw. welchen Stellenwert sie der Erwerbstätigkeit beimisst.

III.2a Jeder Mensch soll arbeiten, um sich selbst zu verwirklichen

89 % der Befragten stimmen dieser Aussage – unterschiedlich stark – zu, wobei 37 % aller

Befragten die höchste Zustimmung äußern. Die durchschnittliche Zustimmung liegt bei 2,56.

Die mittlere Zustimmung ist …

in Ostdeutschland (3,03) höher als in Westdeutschland (2,41).

bei Personen mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss (2,88) höher als bei

Personen mit Grund- bzw. Hauptschulabschluss (2,38).

bei Personen mit höheren Einkommen tendenziell höher als bei jenen mit

geringeren Einkommen.

Jeder Mensch soll arbeiten, um sich selbst zu verwirklichen

Abb. 33

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

89%

5%6%

60

Page 61: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III.2b Es ist Aufgabe der Regierung, für Vollbeschäftigung zu sorgen

Es ist Aufgabe der Regierung, für Vollbeschäftigung zu sorgen

Abb. 34

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Drei von vier Befragten (76 %) stimmen dieser Aussage prinzipiell zu, immerhin

15 % stimmen ihr – in unterschiedlicher Intensität – nicht zu. Die mittlere Zustimmung

beträgt 1,72.

Die mittlere Zustimmung ist …

in Ostdeutschland (2,24) höher als in Westdeutschland (1,56).

unter Arbeitslosen (2,06) höher als unter Angestellten (1,63).

bei Personen, die in den letzten 10 Jahren einmal unfreiwillig arbeitslos waren,

höher (2,04) als bei jenen, die dies nicht waren (1,62).

bei Personen, die im Baugewerbe beschäftigt sind, am höchsten (2,12)

und höher als bei Personen, die im Bereich Soziales, Bildung und Gesundheit

tätig sind (1,40) bzw. bei Personen aus Verwaltung und Wirtschaft (1,59).

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

76%

9%15%

61

Page 62: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

58%

14%

28%

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

III.2c Nur Bürger, die erwerbstätig sind oder waren, sollen das Recht auf

staatliche Unterstützung besitzen

Nur Bürger, die erwerbstätig sind oder waren,

sollen das Recht auf staatliche Unterstützung besitzen

Abb. 35

Die Frage, ob nur jene Bürger ein Recht auf staatliche Unterstützung besitzen sollen,

die auch erwerbstätig sind oder waren, bejahen 58 % der Befragten. 28 % der Befragten

stimmen dieser Aussage – in unterschiedlicher Stärke – nicht zu, 14 % sind neutral.

Die mittlere Zustimmung beträgt 0,74.

Die mittlere Zustimmung ist …

in Ostdeutschland (1,06) höher als in Westdeutschland (0,65).

bei Personen, die in den letzten 10 Jahren einmal unfreiwillig arbeitslos waren,

höher (2,04) als bei jenen, die dies nicht waren (1,62).

bei Personen, die in Wissenschaft, Kunst, Kultur und F&E tätig sind,

mit 0,08 am geringsten.

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

62

Page 63: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

81%

12%8%

III.2d Bürger bringen sich durch Erwerbstätigkeit in den Staat ein

Bei der Frage, ob sich die Bürger insbesondere durch Erwerbstätigkeit in den Staat

einbringen, ergibt sich ein relativ eindeutiges Bild. So stimmen dieser Frage –

unterschiedlich stark – mehr als 80 % der Befragten zu, 8 % stimmen ihr nicht zu

und 12 % stehen ihr neutral gegenüber. Die mittlere Zustimmung liegt bei 1,95.

Die mittlere Zustimmung ist …

in Ostdeutschland (2,23) höher als in Westdeutschland (1,87).

bei Personen, die in den letzten 10 Jahren einmal unfreiwillig arbeitslos waren,

geringer (1,72) als bei jenen, die dies nicht waren (2,05).

bei Personen, die in Industrie und Bergbau tätig sind, am höchsten (2,30)

und signifikant höher als bei Personen, die in Gastgewerbe, Tourismus und

Freizeit beschäftigt sind (1,67) sowie bei Hilfsberufen bzw. Aushilfskräften (1,67).

Bürger bringen sich insbesondere durch Erwerbstätigkeit in den Staat ein

Abb. 36

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

63

Page 64: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

Leistung in Deutschland in Arbeitsstunden im JahrQuelle: Letzte Zeitbudgeterhebung 2001/2002 des Stati sti schen Bundesamtes

56 Milliarden

bezahlt

96 Milliarden

unbezahlt

64

Page 65: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III.2e Unsere heutige Gesellschaft misst den Wert von Bürgern zu stark an deren

Einkommen aus Erwerbstätigkeit

Unsere heutige Gesellschaft misst den Wert von Bürgern zu stark

an deren Einkommen aus Erwerbstätigkeit

Abb. 37

Dieser Aussage stimmen in unterschiedlicher Intensität ca. zwei Drittel der Befragten (70 %)

zu, 18 % stimmen ihr nicht zu. 13 % haben zu dieser Aussage eine neutrale Einstellung.

Die Zustimmung beträgt im Mittel über alle Befragten 1,30.

Die mittlere Zustimmung ist …

in Ostdeutschland (1,72) höher als in Westdeutschland (1,18)

bei Personen, die im Bereich Wissenschaft, Kunst, Kultur und F&E tätig sind,

am höchsten (1,81).

bei Arbeitslosen höher als bei Erwerbstätigen.

bei Personen mit mittleren Einkommen (monatliches Nettoeinkommen € 1.000 bis

€ 2.500) signifikant niedriger als an den oberen und unteren Einkommensrändern.

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

70%

13%18%

65

Page 66: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III.2f Vollbeschäftigung ist nicht zu verwirklichen

Das politische Programm von Vollbeschäftigung – also der Absicht, dass jeder Bürger

erwerbstätig ist – ist in unserer heutigen Gesellschaft nicht zu verwirklichen

Abb. 38

71 % der Befragten stimmen zu, dass das politische Programm von Vollbeschäftigung

in unserer heutigen Gesellschaft nicht zu verwirklichen sei. Jeweils 14 % bzw. 15 %

der Befragten stimmen dieser Aussage nicht zu bzw. stehen ihr neutral gegenüber.

Die mittlere Zustimmung beträgt 1,53.

Die mittlere Zustimmung ist …

bei Selbständigen (1,17) geringer als bei Angestellten (1,62).

bei Personen, die in den letzten 10 Jahren einmal unfreiwillig arbeitslos waren,

höher (1,67) als bei jenen, die dies nicht waren (1,48).

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

71%

15%14%

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

66

Page 67: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III.2g Der deutsche Staat verlangt zu wenig Eigenverantwortlichkeit

Der deutsche Sozialstaat verlangt zu wenig Eigenverantwortlichkeit

vom einzelnen Bürger

Abb. 39

Auf diese Frage antworten 58 % der Befragten zustimmend, 25 % ablehnend. 17 %

sind in dieser Frage neutral. Die mittlere Zustimmung zu dieser Aussage beträgt 0,82.

Die mittlere Zustimmung ist …

bei Selbständigen (1,34) höher als bei Angestellten (0,83).

bei Arbeitslosen (0,34) geringer als bei Erwerbstätigen.

bei Personen, die im Bereich Wissenschaft, Kunst, Kultur und F&E tätig sind,

am geringsten (0,62).

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

58%

17%25%

67

Page 68: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III.2h Der Stellenwert von Arbeit ist zu hoch

Der Stellenwert von Arbeit ist in der heutigen Gesellschaft zu hoch

Abb. 40

Dass der Stellenwert von Arbeit in der heuti gen Gesellschaft zu hoch ist, bejahen 50 % der

Befragten. Ein Dritt el der Befragten (33 %) empfi ndet dies nicht so und sti mmt der Aussage

nicht zu. 17 % äußern sich neutral. Die mitt lere Zusti mmung liegt mit 0,36 relati v nahe am

neutralen Bereich.

Die mittlere Zustimmung ist …

mit zunehmendem Bildungsgrad abnehmend. Die größte Zusti mmung ist unter

Personen ohne allgemeinen Schulabschluss (0,58) und Personen mit Grund- bzw.

Hauptschulabschluss (0,55) zu fi nden, die geringste Zusti mmung unter Personen

mit Fachhochschul- bzw. Hochschulabschluss (-0,31).

bei Personen, die im Bereich Wissenschaft , Kunst, Kultur und F&E täti g sind, mit 0,04

am geringsten und bei jenen, die im Bereich Gastgewerbe, Tourismus und Freizeit täti g

sind, mit 0,57 am höchsten, wobei die Unterschiede stati sti sch nicht signifi kant sind.

bei Personen, die in den letzten 10 Jahren einmal unfreiwillig arbeitslos waren,

höher (0,58) als bei jenen, die dies nicht waren (0,29).

bei Personen mit mitt leren Einkommen (monatliches Nett oeinkommen von € 1.000

bis € 2.500) am geringsten (0,24).

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

50%

17%

33%

68

Page 69: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

„Alles, was sich güterwirtschaftlich herstellen lässt [...], lässt sich auch finanzieren unter der einzigen Bedingung, dass man es ehrlich und ernstlich will.“Oswald von Nell-BreuningOswald von Nell-Breuning

69

Page 70: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

III.2i Ehrenamtliche Tätigkeiten werden wenig geschätzt

Gesellschaftliche Tätigkeiten wie ehrenamtliche Tätigkeiten oder bürgerschaftliches

Engagement werden in unserer heutigen Gesellschaft zu wenig geschätzt

Abb. 41

Drei Viertel aller Befragten stimmen der Aussage zu, dass ehrenamtliche Tätigkeiten

oder bürgerschaftliches Engagement zu wenig geschätzt werden. Ein Viertel der

Befragten stimmt dieser Aussage nicht zu (12 %) bzw. steht ihr neutral gegenüber (14 %).

Die mittlere Zustimmung liegt mit 1,68 im positiven Bereich.

Die mittlere Zustimmung ist …

in Ostdeutschland (1,98) höher als in Westdeutschland (1,60).

bei Personen mit niedrigen Einkommen (monatliches Nettoeinkommen bis € 1.000)

am relativ höchsten, wenn auch nicht statistisch signifikant.

bei Rentnern (1,90) höher als bei Personen, die sich in Ausbildung befinden (1,60),

und höher als bei Erwerbstätigen (Selbständige 1,74 und Angestellte 1,60).

Allerdings sind diese Unterschiede statistisch nicht signifikant.

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

74%

14%12%

70

Page 71: Bedingungsloses Grundeinkommen - Unternimm die …€¦ · Bedingungsloses Grundeinkommen Eine Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH

III.2j Einkommensunterschiede als Anreize für persönliche Leistungen

Es sind unter anderem ausgeprägte Unterschiede im Einkommen notwendig,

damit Anreize für persönliche Leistungen bestehen

Abb. 42

Mehr als zwei Dritt el der Befragten (69 %) erachten Einkommensunterschiede als

notwendig, damit Anreize für persönliche Leistungen bestehen. 17 % sti mmen dieser

Aussage nicht zu, 15 % geben sich neutral. Die mitt lere Zusti mmung liegt bei 1,18.

Die mittlere Zustimmung ist …

bei Personen mit einem sehr hohen Einkommen (monatliches Nett oeinkommen

über € 3.500) signifi kant größer als bei Personen mit geringen Einkommen (monatliches

Nett oeinkommen unter € 1.000).

bei Personen, die im Bereich Wissenschaft , Kunst, Kultur und F&E täti g sind, mit 0,75

am geringsten, im Baugewerbe mit 1,42 am höchsten, wobei diese Unterschiede

stati sti sch nicht signifi kant sind.

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

69%

15%17%

71

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III. Einstellung zu gesellschaftspolitischen Fragen

III.2k Ich finde die sozialen Unterschiede im Großen und Ganzen gerecht

Ich finde die sozialen Unterschiede in unserem Land im Großen und Ganzen gerecht

Abb. 43

Auf diese Frage antwortet ein Drittel der Befragten (33 %) zustimmend, 16 % äußern

sich neutral und mehr als die Hälfte (51 %) stimmt dieser Aussage nicht zu. Der Mittelwert

liegt mit -0,63 im nicht-zustimmenden Bereich.

Die mittlere Zustimmung ist …

in Westdeutschland mit -0,48 größer als in Ostdeutschland (-1,12).

bei Selbständigen (-0,11) höher als bei Angestellten (-0,53).

bei Personen, die im Bereich Wissenschaft, Kunst, Kultur und F&E tätig sind,

mit -1,46 am geringsten und damit signifikant geringer als bei Personen,

die im Bereich Soziales, Bildung und Gesundheit (-0,62), Verwaltung und Wirtschaft

(-0,36) oder Handel, Verkauf und Vertrieb (-0,63) tätig sind.

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis –4. Nicht zustimmend: -4 bis –1; Neutral: 0; Zustimmend: +1 bis +4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

0%

20%

Nichtzus�mmend

Neutral Zus�mmend

40%

60%

80%

100%

33%

16%

51%

72

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Stellenwert der Arbeit – mittlere Zustimmung

Abb. 44

Anmerkung: Auf einer Skala von +4 bis -4.

Quelle: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, IMAS

Abbildung 44 fasst die Ergebnisse des Kapitels Stellenwert der Arbeit zusammen.

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 3,02,5-1,5 -1,0 -0,5

Jeder Mensch sollte arbeiten, um sich selbst zu verwirklichen

Bürger bringen sich insbesondere durch Erwerbstä�gkeit in den Staat ein

Es ist die Aufgabe der Regierung, für Vollbeschä�igung zu sorgen

Gesellscha�liche Tä�gkeiten (...) werden in unserer heu�gen

Gesellscha� zu wenig geschätzt

Das poli�sche Programm von Voll-beschä�igung (...) ist in unserer heu�gen

Gesellscha� nicht zu verwirklichen

Unsere heu�ge Gesellscha� misst den Wert von Bürgern zu stark an deren

Einkommen aus Erwerbstä�gkeit

Es sind u. a. ausgeprägte Unterschiede im Einkommen notwendig, damit Anreize

für persönliche Leistungen bestehen

Der deutsche Sozialstaat verlangt zu wenig Eigenverantwortlichkeit

vom einzelnen Bürger

Nur Bürger, die erwerbstä�g sind oder waren, sollen das Recht auf

staatliche Unterstützung besitzen

Der Stellenwert von Arbeit ist inder heu�gen Gesellscha� zu hoch

Ich finde die sozialen Unterschiede in unserem Land im Großen und Ganzen gerecht

2,56

1,95

1,72

1,68

1,53

1,30

1,18

0,82

0,74

0,36

-0,63

73

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Albert Einstein

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

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Impressum

Herausgeber: Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH, Amraserstraße 15, 6020 Innsbruck, Österreich, Dr. Stefan D. Haigner, Tel.: 0043 699 1905 9201, [email protected]

Konzeption und Gestaltung: Arthen Kommunikation GmbH, Karlsruhe

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Druck: Engelhardt und Bauer, Karlsruhe

November 2010

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