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www.dfb.de team.dfb.de www.fussball.de Journal ¤ 3,– Das offizielle Magazin des Deutschen Fußball-Bundes 2/2010

Bei uns ist der Fuball zuhause. Live und in HD. sky.de

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Journal¤ 3,– Das offizielle Magazin des Deutschen Fußball-Bundes 2/2010

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Wahre Champions siegen aufdem Spielfeld und auf der Straße.

Continental – Partner des DFB-Pokal.

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| 3DFB-Journal 2/2010

Liebe Freundedes Fußballs,ein ereignisreicher Fußballsommer geht zu Ende. Höhepunkt der zurück-liegenden Monate war ohne Frage die stimmungsvolle Weltmeister-schaft in Südafrika. Nicht nur, weil sich unsere junge Mannschaftüberraschend stark präsentierte und nach der Halbfinal-Niederlagegegen Weltmeister Spanien den dritten Platz belegte. Nach 2002 unddem „Sommermärchen“ vor vier Jahren reichte es für die DFB-Aus-wahl somit zum dritten Mal in Folge zu einem Platz auf dem Sieger-treppchen. Allemal ein Erfolg. Auch wenn es exakt 20 Jahre nach demWM-Titel von Rom nichts wurde mit dem vierten Stern. Fast wichti-ger als der sportliche Erfolg war jedoch die Art und Weise, wie sichdas DFB-Team am Kap der Guten Hoffnung präsentierte.

Mit ihrer zumeist schnellen und modernen Spielweise eroberte dieMannschaft auf, mit ihrem sympathischen Auftreten aber auch abseitsdes Platzes die Herzen der Fans. Nicht nur in Deutschland. Dass sichwährend und nach dem Turnier viele Experten weltweit lobend überdie Spielweise unseres Teams äußerten, ist vor allem ein Verdienstder seit vielen Jahren stark verbesserten Nachwuchsarbeit des Ver-bandes und der Liga. Und es ist natürlich auch ein Verdienst derArbeit des Bundestrainers. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass derDFB nur wenige Tage nach der WM und nach diskreten, fairen Gesprä-chen die Vertragsverlängerung mit Joachim Löw und seinem Trainer -team sowie mit Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff bekanntgeben konnte. Ich mache keinen Hehl daraus, dass die Tatsache, dassder Bundestrainer seine erfolgreiche Arbeit mindestens bis zur

EM 2012 fortsetzen wird, meine Entscheidung, beim DFB-Bundes-tag im Oktober für eine weitereAmtszeit als DFB-Präsident zu kan-didieren, positiv beeinflusst hat.Schließlich konnten durch dieseVertragsverlängerung und diedamit verbundene Kompetenz-verteilung im Bereich der U 21-Nationalmannschaft weitere wich-tige Weichen für die sportlicheZukunft des Verbandes gestelltwerden.

Ein weiterer Höhepunkt in diesem Fußballsommer war die U 20-Welt-meisterschaft der Frauen in Deutschland. Nicht nur, weil der DFB-Nachwuchs von Trainerin Maren Meinert vor heimischer Kulisse inbeeindruckender Art und Weise und ohne Niederlage den Titel gewin-nen konnte. Vielmehr galten die kontinentalen Titelkämpfe als Test-

lauf für die FIFA Frauenfußball-Weltmeisterschaft im kommendenJahr. Nimmt man die Organisa-tion, die Zuschauerzahlen und dieStimmung in den Stadien inBochum, Bielefeld, Dresden undAugsburg als Maßstab, so lässtsich sagen: Die Fußballfans inDeutschland und der DFB sindbereit für die WM 2011!

Doch bis es so weit ist, dauert esnoch ein paar Monate. Monate, indenen viele weitere fußballerischeHöhepunkte anstehen. Zunächststartet die Bundesliga mit vieleninternationalen Stars in die neueSaison. Auch in der 3. Liga und imDFB-Pokal rollt wieder der Ball, und

im September bestreitet die DFB-Auswahl in Belgien und gegen Aser-baidschan bereits die ersten Partien der Qualifikation zur EM 2012.

Zunächst aber wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre desneuen DFB-Journals, das wieder zahlreiche interessante Geschich-ten rund um den Fußball für Sie bereithält.

Dr. Theo ZwanzigerPräsident des Deutschen Fußball-Bundes

Glückwunsch: Die U 20-Frauen krönten ihre glänzende Leistung mit dem Gewinn des WM-Titels.

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EditorialDr. Theo Zwanziger 3

Die faszinierendsten Fotos der WM-EndrundeVom phänomenalen Klose zu den schönen Aussichten 6

Ein Team, das träumen lässtDie Herzen im Sturm erobert 26

Löws Jungs unter LöwenStreicheleinheit 32

Elf Nationalspielerinnen über ihre elf männlichen KollegenSie haben ein sensationelles Turnier gespielt 34

Symbolfigur für den neuen deutschen JugendstilGroßes dünnes Müller 36

DFB-Nachwuchsarbeit bringt immer mehr Talente hervorErfolgreich mit System 40

Das aktuelle Gespräch mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer„Wir dürfen uns nicht zurücklehnen“ 46

DFB-Auswahl beliebter als BohlenStraßenfeger in Stutzen 48

Internetseiten, App, Twitter – DFB verzeichnet RekordreichweitenOnline in eine neue Dimension 52

Treffpunkt DFB-Lounge: Plattform für alle PartnerEin ganz besonderer Ball-Saal 58

Mehr als 500 Gäste im Fan Village in PretoriaUnd jetzt wird für Brasilien gespart 60

WM gibt Südafrika Hoffnung, die großen Probleme zu lösenAufbruch nach dem Abpfiff 64

Interview mit FIFA-Präsident Joseph S. Blatter„Es ist eine Mischung aus Freude und Genugtuung“ 70

Applaus für WM-Schiedsrichter Wolfgang StarkStarker Auftritt 76

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Paul – ein Oktopus aus Oberhausen wurde zum WeltstarDas Orakel geht in Rente 80

20 Jahre nach dem WM-Triumph: Treffen der 90er-WeltmeisterGute Freunde kann niemand trennen 82

Vor 20 Jahren wurde in Italien WM-Geschichte geschriebenMit Schwein und einem falschen Hasen 86

Franz Beckenbauer über die WM 1990„Es war die beste Zeit, die ich im Fußball erlebt habe“ 92

DFB-Nachwuchs dominiert U 20-Frauen-WMEine starke Gemeinschaft 94

Alexandra Popp – eine echte TeamplayerinPopp-Star mit goldenem Schuh 98

Spielorte der Frauen-WM bereiten sich auf das Spektakel vorDie Stimmung steigt 100

DFB vergibt Julius-Hirsch-Preis 2010 nach BrandenburgVerein(t) gegen Rechtsextremismus 102

Namen und NachrichtenImmer wieder Wembley: Hans Tilkowski feiert 75. 104

Saisonauftakt in der 3. Liga: Tradition, Spannung und GesichterAller guten Dinge sind drei 108

DFB-Direktor Helmut Sandrock über die Perspektiven der 3. Liga„Wir sind top aufgestellt“ 114

Wissenswertes aus den VerbändenBFV vermittelt während der WM vor Ort Lebensfreude 116

Lena hat neben der Nationalmannschaft die Fanmeilen gefüllt„Ich bin eher der Playmobil-Typ“ 120

Vorschau und Impressum 122

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PhänomenalEin Tor, ein Schrei, ein Phänomen. Gegen Australien erzielt Miroslav Klose die Führung. Es ist sein

erster Treffer, drei weitere folgen. Zusammen hat er bei Weltmeisterschaften 14 Tore bejubelt, nur

der Brasilianer Ronaldo hat eine bessere Quote als der Stürmer des FC Bayern München.

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Erlösung mit linksEin ordentlicher Schuss Entschlossenheit. Mesut Özil trifft mit seinem Distanzschuss gegen

Ghana zum erlösenden 1:0. Das Tor zum Achtelfinale. „Dieses Tor werde ich nie vergessen“,

sagt er später. „Ich habe gewusst, dass ich treffe.“

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Reif für die InselDeutscher Jubel vor englischen Fahnen. 4:1 gewinnt das Team gegen den alten Rivalen.

Das Mutterland des Fußballs weint, Deutschland feiert. Ein Spiel für die Ewigkeit. Und die Qua-

lifikation für das Viertelfinale.

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Es müllert wiederVier Jahrzehnte nach Gerd wird Thomas Müller WM-Torschützenkönig. Fünf Treffer, drei Vorla-

gen – und das alles mit 20 Jahren. „Manchmal geht es mir zu schnell, aber ich spiel’ ja nicht

absichtlich schlecht“, sagt er. So einfach ist das.

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Völlig losgelöstEmotion, Erleichterung, Erfolg. Der Tanz des Bundestrainers an der Seitenlinie. Sein junges

Team lässt ihn immer wieder jubeln. 16 Tore in sieben Spielen. Und sein blauer Kaschmir pullover

wird zum stylischen Glücksbringer.

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Vom Erfolg getragenEinfach mal fallen lassen, einfach mal genießen. Lukas Podolski lässt sich vom Erfolg tragen.

4:0 gegen Argentinien, Halbfinale. Und ein Jubel mit Symbolkraft: gemeinsam gehofft, gespielt

und gefeiert. Ein Traum, ein Team.

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Leiden einer LegendeWenn der Anblick schmerzt. Deutschland zaubert, Argentinien

zerbricht. Und eine Legende leidet. Für Diego Maradona endet

der Titeltraum mit einer schmerzhaften Lektion für seine

Mannschaft. „Es war die schlimmste Niederlage meiner

Karriere“, sagt er später.

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Trost des WeltmeistersEine faire Geste des Siegers: Spaniens Torschütze Carles Puyol reicht Bastian

Schweinsteiger nach dem Abpfiff die Hand. 0:1 im Halbfinale von Durban, das Endspiel der WM

verpasst. Enttäuschung ja, aber keine Resignation.

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Schöne Aussichten3:2 gegen Uruguay, Abpfiff, WM-Dritter. Nicht in allen Spielen ist die Mannschaft als Sieger vom

Platz gegangen, aber das Team hat viel Anerkennung und Sympathien gewonnen. Bye, bye Süd-

afrika, auf Richtung Polen und Ukraine. Die Zukunft kann kommen.

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Ein Team, das träumen lässt: Nach Platz drei bei der WM beginnt die EM-Qualifikation

Die Herzen im Sturm erobertDie Bilder sind immer noch präsent, an jedem Stammtisch, auf jedem Dorfplatz, in jeder Schul-klasse. Schöner, schneller, jugendlicher. Die deutsche Mannschaft spielte bei der WM berau-schenden Fußball. Sie gewann gegen England, gegen Argentinien. Und sie gewann viele Sym-pathien. Mit ihrem Spaß, mit ihrer Kreativität, mit jedem spektakulären Tor hatte das Land mehrLust auf dieses Team. Auf die jungen Gesichter, auf die Vielfalt im Kader, auf die erfolgreicheMischung der Kulturen. DFB-Chefredakteur Ralf Köttker über eine Mannschaft, die viele bewegthat. Und die noch viel bewegen will.

Es war nur eine Momentaufnahme. Einekleine Randszene, für die bei all denToren und Jubelszenen in den Jah-resrückblicken vermutlich kein Platz

bleiben wird. Und eigentlich passte das Bildauch nicht zu dieser WM, eigentlich passtees nicht zu diesem Team und nicht zu diesemSpieler. Und trotzdem sagt diese Moment-aufnahme mehr über die deutsche National-mannschaft als die vielen schönen Tore, dieschönen Pässe, all die schönen Jubelszenender WM 2010.

Sie spielt in Port Elizabeth, einem Küstenortknapp 800 Kilometer östlich von Kapstadt,am Ende eines ziemlich verregneten Julita-ges. Es wird plötzlich hektisch in den Stadi-onkatakomben, Menschen in FIFA-Anzügengeben Anweisungen, Menschen ohne FIFA-

Anzüge tragen Bühnenteile für die Sieger-ehrung nach draußen. Dort draußen stehenFans mit schwarz-rot-goldenen Fahnen aufden Tribünen und tanzen, am Spielfeldrandstehen Betreuer in roten Trainingsanzügenund applaudieren.

Alle lachen, gratulieren sich gegenseitig, jedernimmt jeden in die Arme. 3:2 gegen Uruguay,gewonnen, Platz drei bei der Weltmeisterschaft.Das schöne Ende eines wunderschönen Tur-niers. Das kleine Finale eines großen Spek-takels. Und irgendwo im Abseits steht BastianSchweinsteiger. Er beugt sich nach vorne, stütztdie Hände auf die Oberschenkel, schaut aufden Boden, schaut in den Abendhimmel, erschaut ins Leere. Eine Randszene, eineMomentaufnahme, ein paar Monate danachlängst vergessen.

Bundestrainer Joachim Löw unterzeichnet im

Beisein von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und

Teammanager Oliver Bierhoff seinen neuen,

bis 2012 laufenden Vertrag.

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Antreiber im deutschen Spiel: Bastian Schweinsteiger ist schneller als Argentiniens Javier Mascherano.

Er hatte in den vorangegangenen 90 Minu-ten und den gesamten vier Turnierwochenalles gegeben und alle überzeugt. Er war gelau-fen, bis er nicht mehr konnte. Er hatte seineMitspieler so oft ins Spiel gebracht, bis sienicht mehr konnten. Schweinsteiger und alldie anderen 22 hatten ihr Land und eine Fuß-ball-Welt begeistert, berauscht. Jeder vonihnen hatte so viel richtig gemacht, und trotz-dem hatte es nicht gereicht. Eigentlich gab

es keinen Grund enttäuscht zu sein. Und trotz-dem waren sie nicht restlos zufrieden.

„Den ganz großen Wurf haben wir nichtgeschafft“, sagte Schweinsteiger damals aufdem Weg zur Bühne, die mittlerweile von denMännern aufgebaut worden war. Er lächelte,zuerst ein bisschen gequält, dann ein bisschenglücklicher und schließlich gewin nend, so wiedas ganze Team. Als die Fotografen auf den

Auslöser drückten, hatten sie ihr Abschluss-foto: eine stolze Mannschaft. Eine Mannschaftmit Perspektiven. Eine Mannschaft mit Zukunft.Alles, nur keine Momentaufnahme.

Joachim Löw stand ganz außen. Er trug seinenblauen Kaschmirpullover, als Glückbringer inder Heimat fast genauso gefragt wie der Trai-ner und sein Team. Löw trug ein Lächeln wiees manchmal Väter aufsetzen, wenn der Filius

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die Abiturprüfung geschafft oder den Füh-rerschein bestanden hat. Da standen sie alsoneben ihm. Philipp Lahm, sein vorbildlicherKapitän. Manuel Neuer, seine sichere Num-mer 1. Thomas Müller, sein unbekümmertesTalent. Miroslav Klose, sein verlässlicher Tor-jäger. Arne Friedrich, sein überragenderInnenverteidiger. Sie und all die anderen. „DieseMannschaft kann stolz sein auf das, was siegeleistet hat“, sagte der Bundestrainer. Under war es auch.

Joachim Löw hatte mittlerweile ein bisschenZeit, noch einmal über den Abend von PortElizabeth nachzudenken. Sommerurlaub,Ruhe, Bilder sortieren. Am Tag danach wares nicht leicht, all die Emotionen und Eindrückein ein paar druckreifen Sätzen zusammen-zufassen. Löw saß im Pressekonferenzraumdes Velmore Hotels, neben ihm Bundesprä-sident Christian Wulff, der dem Trainer geradedas Bundesverdienstkreuz versprochen hatte.Wie soll man in so einem Moment beschrei-ben, was einen Monat lang Livesendungenund Sportseiten gefüllt hatte? „Wir haben einweltmeisterliches Turnier gespielt“, sagte er.Jeder wusste, was damit gemeint war.

Auch wenn die schwarz-rot-goldenen Hüllenan den Autospiegeln verschwunden und dieFahnen an den Häuserfassaden eingerollt sind,wirkt diese weltmeisterliche WM noch immer

nach. Sie ist noch immer präsent, an jedemStammtisch, auf jedem Dorfplatz, in jederSchulklasse. Es war für viele ein Event undfür alle ein Erlebnis. Ein Turnier, das anderswar als die vorangegangenen Turniere, weilder Fußball anders war. Schneller, schöner,jugendlicher, dynamischer. Ein dritter Platzbei einer WM ist in der langen Chronik desDFB nichts Außergewöhnliches. Die Art, wie

er zustande kam, schon. Und auf welche Weiseer begleitet wurde auch.

Wer das Sommermärchen 2006 für ein nichtmal annähernd vergleichbares Ereignis gehal-ten hatte, musste beim Blick über die Fanmeilenins Grübeln kommen. Hunderttausende ver-sammelten sich auf den Public-Viewing-Plät-zen, ganze Innenstädte mussten gesperrt wer-

Zweikampfstark: Innenverteidiger Arne Friedrich gewinnt das Kopfballduell gegen denAustralier Richard Garcia.

Gelungener WM-Start: Lukas Podolski erzielt gegen Australien die frühe 1:0-Führung.

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den, Straßenzüge wurden zu Fanmeilen. Einganzes Volk ging für seine Nationalmannschaftauf die Straße. Deutschland, einig Fußball-Land.Vier Wochen Gemeinschaftsgefühl, am Grill,am Strand, am Fernseher. Mehr als 30 Milli-onen schalteten zu den Spielen ein. Rekord.

Schönes Wetter, gute Stimmung, ein guterGrund zum Feiern. Es war vielleicht auch einbisschen Lena, ein bisschen Ausdruck einerneuen Eventkultur. Aber es war viel mehr. DieMannschaft hat es aus dem rund 10.000 Kilo-meter entfernten Südafrika geschafft, die Men-schen zu erreichen. Sie hat sich und anderebewegt. Mit ihrer Art Fußball zu spielen, mitihrem Spaß, mit ihrer Kreativität und Lei-denschaft. Mit jedem Tor hatte das Land mehrLust auf dieses Team. Auf die jungen Gesich-ter, auf die Vielfalt im Kader, auf die zwang-lose, erfolgreiche Mischung der Kulturen. Aufdieses attraktive Spiegelbild der Gesell-schaft.

Die Mannschaft hat überrascht. Die Fans undein bisschen auch sich selbst. Obwohl sie ziemlich schnell wusste, was und wohin siewollte. Angefangen hatte alles in Südtirol.Zwischen Weinbergen und hilfsbereiten Men-schen wurde die Grundlage für das gelegt,

was im ersten Gruppenspiel gegen Austra-lien manchen sprachlos zurückließ. 4:0gewonnen. Getrickst, gezaubert, getroffen.Lukas Podolski machte den Anfang. Der LukasPodolski, der eine trostlose Saison beim 1. FC Köln hinter sich hatte. Miroslav Kloseerzielte das 2:0. Der Miroslav Klose, der dieMonate zuvor so oft auf der Bank des FC Bay-ern verbracht hatte. Die Torjäger jubelten wie-der. Und alle jubelten mit.

Es war ein perfekter Start in eine Vorrunde,die das Team zusammenwachsen ließ. EineGruppenphase, in der vor allem der Zusam-menhalt der Gruppe gefragt war. Das anschlie-ßende 0:1 gegen Serbien, der Platzverweis fürKlose, der verschossene Elfmeter von Podolski.Ein Spiel, das verloren ging und trotzdem nie-manden verzweifeln lassen musste. Unddann Ghana. Gewinnen oder gehen, siegenoder fliegen. Ein erstes Endspiel und das, wovorso viele gewarnt hatten.

Wie reagiert diese junge Mannschaft in einerDrucksituation ohne ihren erfahrenen Kapi-tän, der wegen einer Verletzung nicht dabeisein konnte? Wer nimmt die Talente an dieHand, wenn ein Michael Ballack nicht dabeiist? Das Team nahm es selbst in die Hand,

oder besser in die Beine. Mesut Özil, ein zurück-haltender Junge mit türkischen Wurzeln,schoss Deutschland ins Achtelfinale. Schö-ner kann Integration nicht sein.

Vielleicht ist es das größte Verdienst dieserMannschaft, dass niemand bei diesem Tor überHerkunft, Kultur oder Religion nachgedachthat. Özil, Khedira, Boateng. Dass sie das Nati-onaltrikot tragen, ist längst Normalität, nachdieser WM noch mehr als vorher. Kleine Jungshängen ihre Poster an die Wand, große Män-ner rufen ihre Namen. „Der Beitrag, den dieseMannschaft für das Miteinander in unsererGesellschaft leistet, ist unglaublich wichtig“,sagt DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger. Ihrspielerischer Beitrag für das Deutschland-Bildim Ausland auch. Konsequent gepflegte Kli-schees griffen plötzlich nicht mehr. EineErkenntnis, die vor allem den englischen Bou-levard beschäftigte. Deutsche Mannschaftenließen sich immer so wunderbar mit altemKriegsvokabular beschreiben. Martialisch,brachial. Nach dem Achtel finale mussten filig-ranere Bilder gefunden werden. Philipp Lahmhatte zu diesem Zeitpunkt längst davon gespro-chen, dass „dies die stärkste Nationalmann-schaft ist, in der ich bisher gespielt habe“.Spätestens nach dem 27. Juni 2010 wusstejeder, was er damit meinte.

Es gab auf der Insel nicht viele, die lange mitdem nicht anerkannten Tor von Frank Lam-pard haderten. Beim Stand von 2:1 hatte er dieLatte getroffen, der Ball prallte hinter die Linie,drin, eigentlich. Aber der Schiedsrichter ent-schied nicht auf Tor, kein Ausgleich. Erinne-rungen an Wembley wurden wach, das Gefühlder späten Gerechtigkeit für eine folgenschwereFehlentscheidung bei der WM 1966. In Englandwar der Aufschrei erstaunlich leise. Die Ent-rüstung war kleiner als die bittere Erkenntnis,dass der Gegner einfach besser war.

An jenem Abend gab es eine Szene, die sym-bolisch für das Spiel stand. Ein langer Ballerreichte in der 70. Minute Mesut Özil auf derlinken Seite. Er lief seinem Gegenspieler Barryeinfach davon, schaute kurz hoch und passteauf Thomas Müller, der zum 4:1 traf. Der jungeÖzil, der junge Müller. England sah plötzlichso alt aus. Football was going home. Und derSportsmann David Beckham kam in dieKabine, um Löw zu gratulieren.

28 | DFB-Journal 2/2010

Das Ende der deutschen Träume: Unhaltbar für Manuel Neuer schlägt der Kopfball des Spa-niers Carles Puyol im Tor ein.

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www.suedtirol.info

Wir gratulieren der deutschen Nationalelf zum 3. Platz bei derWM 2010. Einer jungen Mannschaft, der die Zukunft gehört –die nächste WM kann kommen.

Der WM-Gipfel war ganz nah.Bei uns begann der Aufstieg.

Südtirol – Offi zielles DFB-Trainingslager 2010.

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„England bei einer WM so zu schlagen, ist schonetwas, was man nie vergessen wird“, sagteBastian Schweinsteiger. Ein paar Tage nachder WM will ihn ein Fan in einem Park beimFußballspielen gesehen haben – im Trikot vonLampard. Die englischen Boulevard-Zeitun-gen kommentierten hämisch: „Letztendlichsteckt also doch noch ein talentierter Spie-ler in diesem Trikot“. Britischer Humor. Undtrotzdem ein seltenes Kompliment.

Das Spiel sollte nicht das einzige bleiben, dasGeschichten und ein Stück Geschichte schrieb.Im Viertelfinale hieß der Gegner Argentinien.Für viele der Turnierfavorit, mit Messi auf demPlatz und Maradona an der Seite. Es wurdeeine Fußball-Lektion. Vielleicht das schönsteKapitel ins Löws Lehrbuch. Vier gewinnt, auchdiesmal: Müller, mit fünf Treffern der Tor-schützenkönig des Turniers, Klose in seinem100. Länderspiel, Arne Friedrich mit seinemersten Länderspieltor, noch mal Klose, mit 14 Toren hinter Ronaldo am Ende der zweit-bes te WM-Torjäger aller Zeiten. Und an derSeite ein argentinischer Nationalheld, der „denschlimmsten Moment meiner Karriere“ erlebte.

Nach dem Schlusspfiff kam die Bundeskanz-lerin in die Kabine. Angela Merkel ging zu jedemSpieler, zu den Trainern. Sie gratulierte allen,sie wollte alles ganz genau wissen, sie ließ

Sami Khedira (links) setzt im Spiel umden dritten Platz gegen Uruguay mitseinem Treffer zum 3:2 den Schluss-punkt hinter eine berauschende Welt-meisterschaft.

sich viel Zeit. Und sie hielt eine kurze, spon-tane Kabinenansprache vor versammelterMannschaft. „Es war eine beeindruckende Leis -tung. Die Menschen in Deutschland sind stolzauf Euch“, sagte die Kanzlerin und alle klatsch-ten. Angela Merkel war als Fan hier. Die WMwar aber längst eine Angelegenheit von nati-onalem Interesse.

Nach diesem Spiel schien alles möglich. Der vierteStern. 20 Jahre nach Rom endlich wieder Welt-meister. Es blieb ein Traum. Im Halbfinale been-

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dete Spanien den Sturmlauf. Wieder einmal Spa-nien. 2008 waren Iniesta, Xavi, Villa und all dieanderen Weltstars im EM-Finale von Wien zu gutfür die deutsche Mannschaft. Und diesmal warensie es wieder. 0:1, dasselbe Ergebnis, ein ähnli-ches Spiel. Damals hieß der Torschütze FernandoTorres, diesmal war es Carles Puyol. Ein Kopf-ball ins Tor und ins Herz der Fans.

An jenem Abend blieb nach dem Abpfiff dieErkenntnis, dass noch etwas fehlt. Dass derspätere Weltmeister noch ein kleines Stück

weiter ist. Ein bisschen cleverer, ein bisschenballsicherer, ein bisschen besser organisiert.Spanien hat der deutschen Elf ihre Grenzenaufgezeigt, aber ihr auch gleichzeitig Orien-tierung gegeben. Sie muss an sich arbeiten,aber sie ist nah dran. Nah dran, irgendwanneinmal dort zu stehen, wo Spanien nach demFinalsieg über die Niederlande stand.

Joachim Löw will sie genau dort hinführen.Ein paar Tage nach dem Turnier hat er dieTelefonnummer von Wolfgang Niersbach

gewählt und dem Generalsekretär des DFBmitgeteilt, dass er mit dieser, mit seiner Mann-schaft weiter arbeiten möchte. Danach gingalles sehr schnell. Die Details wurden bespro-chen, die Verträge vorbereitet und am 20. Juliin Frankfurt am Main unterschrieben. JoachimLöw bleibt für weitere zwei Jahre und mit ihmsein Team. Assistent Hansi Flick, Torwart-Trai-ner Andreas Köpke, Teammanager Oliver Bier-hoff. Und Chefscout Urs Siegenthaler.

Es waren Vertragsverhandlungen ohne Gescha-cher und Geplänkel. Auf der einen Seite einTrainer, der weiß, welchen Anteil die „opti-malen Bedingungen“ und die konsequenteNachwuchsförderung des Verbandes und derVereine am Erfolg der Nationalmannschafthaben. Auf der anderen Seite ein Verband,der die Arbeit und Philosophie von JoachimLöw zu schätzen weiß.

„Das Verhalten des Bundestrainers hat mirgezeigt, dass mein Vertrauen in Joachim Löwgerechtfertigt war. Auf dieser Basis könnenwir weiterhin erfolgreich zusammenarbeiten“,sagt Dr. Theo Zwanziger. Generalsekretär Wolf-gang Niersbach betont: „Dieser Umgangzeigt, dass unser Vertrauensverhältnis abso-lut in Ordnung ist.“ Und Teammanager OliverBierhoff freut sich, „dass wir den Kursgemeinsam fortsetzen können“. Für JoachimLöw hat der Alltag eines Bundestrainers längstwieder begonnen. Nach dem Turnier ist vordem Turnier. Die WM in Südafrika ist Geschichte,die Qualifikation für die EM in Polen und derUkraine Gegenwart. Nach dem Test in Däne-mark stehen in diesem Jahr noch die wich-tigen Gruppenspiele gegen Belgien, Aser-baidschan und die Türkei an. Neues Spiel, neuesGlück, neue Herausforderungen. Und ein neuerTraum vom Titel.

Hoffnung geben ihm die vielen Tore, die schö-nen Spielzüge und die Jubelszenen aus Süd-afrika, die in keinem Jahresrückblick fehlenwerden. Aber noch viel mehr diese kleine Rand-szene an jenem verregneten Abend in PortElizabeth. Ein Bastian Schweinsteiger, der sichnach vorne beugt, die Arme auf die Ober-schenkel stützt, der nach unten schaut, insLeere schaut. Die Momentaufnahme eines Spie-lers, der stellvertretend für eine Mannschaftsteht, die sich nicht immer mit dem drittenPlatz zufriedengeben will.

Mannschaftskapitän Philipp Lahm ist schneller als Englands Superstar Wayne Rooney.

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StreicheleinheitLöws Jungs unter Löwen. Den großen Tieren ganz nah, auch wenn sie erst noch wachsen müssen. Zwischen den Spielen machte das Team einen Abstecher zum Lions-Park. Statt Training eine Streicheleinheit. Den Spielern hat es gefallen, den Löwen anscheinend auch.

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34 | DFB-Journal 2/2010

Linda Bresonik über Philipp Lahm:Ich finde, Philipp Lahm hat einesehr gute WM gespielt. Er warpräsent auf dem Platz, zeigtesich ballsicher wie immer undsetzte Akzente nach vorne. Auchals Kapitän der Mannschaft hater seine Sache wirklich tollgemacht.

Nadine Angerer über Manuel Neuer:Für mich hat er ein sensationelles Turniergespielt, zumal er ja vorher noch nicht soviel Erfahrung hatte. Seine Spielweise istsehr offensiv, seine Strafraumbeherrschungist hervorragend, er scheut kein Risiko. Sol-che Torhüter mag ich.

Babett Peter über Jérome Boateng:Wie ich bei den Olympi-schen Spielen in Peking,wurde er bei der WM inskalte Wasser geworfen. Insgesamt hat er ein gutesTurnier gespielt. Er hat sehrviel Potenzial. Ich bin sicher,dass er sich auf Sicht einenStammplatz im National-team erspielen wird.

Ariane Hingst über Arne Friedrich:Für mich war Arne eine der Überraschungenin Südafrika. Ich habe ihn selten so starkgesehen. Er hat eine unheimlich große Sicher-heit ausgestrahlt, hatte ein sehr gutes Zwei-kampfverhalten und hat sich sogar in denAngriff eingeschaltet.

Annike Krahn über Per Mertesacker:Er hat ein ganz gutes Turnier gespielt, findeich. Am Anfang fehlte ihm ein bisschenSicherheit, aber das ist eben manchmal so.Mit den Spielen hat er sich aber immer mehrgesteigert und einen guten Job gemacht.

Elf Nationalspielerinnen über

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Simone Laudehr überBastian Schweinsteiger:Bastian war der Schlüssel-und Führungsspieler derdeutschen Mannschaft. Erhat das Spiel kreiert. Dassdie Deutschen so attraktivgespielt haben, lag auchdaran, dass er klug dieBälle verteilt hat und dar-über hinaus auch selbsttorgefährlich gewesen ist.

Kim Kulig über Sami Khedira:Ich schätze ihn sehr. Er istenorm laufstark, hat viel nachvorne gemacht, aber auchstark nach hinten gearbeitet.Mit dem Tor gegen Uruguayhat er seine Leistung gekrönt.

Inka Grings über Miroslav Klose:Er ist einer der vielen Gewinner imTeam. Im Verein hatte er keine einfa-che Zeit, aber in der Nationalmann-schaft hat er gezeigt, wie wichtig erist. Er war wieder torgefährlich, kopf-ballstark und mannschaftsdienlich –so, wie man ihn kennt.

Kerstin Garefrekes über Thomas Müller:Seine Unbekümmertheit hatder Mannschaft gut getan. Waser gespielt hat, war sehr, sehrgut. Er sucht immer den direk-ten Weg zum Tor, besitzt dortdann auch die nötige Ruhe.Aber er hat auch die Übersicht,den besser postierten Mitspie-ler einzusetzen.

Melanie Behringer über Lukas Podolski:Im Nationalteam blüht er regelmäßigauf, dort lässt er die Probleme, die erim Verein hatte, hinter sich. Er hateinige richtig gute Spiele gemacht,gegen England und Australien wich-tige Tore geschossen. Seine linkeKlebe ist überragend.

Birgit Prinz über Mesut Özil:Mesut hat ein sehr gutes Tur-nier gespielt. Er hat als Vor-bereiter und Torschützegeglänzt, war spritzig undagil. Er hat herausragendeFähigkeiten. Es freut mich fürihn, dass es ihm gelungen ist,diese bei der WM abzurufen.

ihre elf männlichen Kollegen

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Symbolfigur für den neuen deutschen Jugendstil: Der Torschützenkönig der WM

Großes dünnes Müller

Wer in Deutschland Fußball spielt und Müller heißt, der muss mit Vergleichen leben können.

Thomas Müller haben sie auch eine Zeit lang begleitet. Mittlerweile hört er sie immer seltener.

Wie Namensvetter Gerd (1970) ist er WM-Torschützenkönig geworden. Und das mit gerade ein-

mal 20 Jahren. Christof Kneer, Sportredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, erzählt die Geschichte

vom märchenhaften Aufstieg eines Instinktfußballers. Sie begann in einem kleinen bayerischen

Ort, mittags um vier, als der kleine Thomas mit den dünnen Beinen auf dem Fußballplatz stand.

Anderthalb Stunden vor seinen Mitspielern.

Der sagenumwobene asiatische Marktist groß und weit, und es ist kaumverwunderlich, dass diese Geschichtezu klein und geheim war, um in die-

sem Markt Aufsehen zu erregen. Es war jaauch nur die Zweite Mannschaft des FC Bay-ern München, die Asien bereiste, kein Asiatefolgte der Mannschaft ins Hotel, niemand bela-gerte die Lobby. So kam es, dass folgendeSzene gänzlich unbeobachtet blieb: Drei jungeBayern-Spieler treffen sich in der Eingangs-halle, einer ordnungsgemäß im FC Bayern-Ausgehanzug, zwei in lockerer Freizeitklei-dung. Sagt der eine zu den anderen beiden:„Hey, Ihr vertretet hier den FC Bayern, ziehtEuch doch bitte anständig an!“ Dieser einewar Thomas Müller.

Anderthalb Jahre ist das jetzt her, keinerkannte diesen Müller damals, außer den Leu-

Der Name bürgt für Qualität:Gerd und Thomas Müller, diebeiden Torschützenkönige derWM-Endrunden 1970 und 2010.

ten in der Amateur-Abteilung des FC Bayern.Die aber waren damals schon überzeugt, dasssich die Welt den Namen „Müller“ würde mer-ken müssen. Sie kannten diesen Müller jaschon, wie ihn die Welt jetzt kennt. Sie wuss-ten, dass dieser lustige Mensch mit dem „Stor-chenbein“ unwiderstehlich Fußball spielenkann, und vor allem wussten sie, dass ihmbei diesem unwiderstehlichen Spiel sein Cha-rakter entgegenkommt. Thomas Müllerzählt zwar auch zur Generation dermodernen Internatsabsolventen, aberwer ihn bei der WM in Südafrika mit denanderen Eliteschülern verglich, merkte baldden Unterschied.

Er ist nicht so kontrolliert wie Sami Khedira,der jeden Satz sorgfältig wählt. Er ist nichtso vorsichtig wie Mesut Özil, der in seinerjungen Karriere auch schon negative Erfah-

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rungen mit der Öffentlichkeit gemacht hat.Er kennt auch keine Schüchternheit, wie sieauf großer Bühne einen Holger Badstuberschon mal befallen kann. Thomas Müller istimmer noch Thomas Müller. Er ist locker, ohneüberdreht zu sein. Und er ist anständig, ohnedabei bieder zu wirken. Er findet einfach, dasses sich gehört, das Hemd in die Hose zu stecken,wenn man den FC Bayern anständig in derWelt vertreten will. Wer Müller spielen sieht,denkt irgendwann automatisch an einen ober-bayerischen Biergarten, wo lauter solche Typenherumhocken, die in Ruhe und Gelassenheitihr Werk vollenden.

Müller zählt zu den Fußballern, die man ohneihre Herkunft nicht verstehen kann. In Pähl,einem 2.000-Einwohner-Örtchen knapp 50

Offensivallrounder: Thomas Müllerschießt aus jeder Lage aufs Tor.

Kilometer südlich der Säbener Straße, ist erauf eine Art und Weise aufgewachsen, die ihnjetzt so naturbelassen Fußball spielen lässt.Müller strahlt das lässige, niemals aufgesetzteSelbstbewusstsein eines jungen Mannes aus,der behütet groß werden durfte und einfachdaran glaubt, dass der nächste Pass schongelingen wird. Er ist – im besten Sinne – respekt-los. Ihm graust es vor gar nichts. Die Rücken -nummer 13, die beim DFB einst Gerd Müllerund Michael Ballack trugen? Super, nix wieher damit! „Ich habe leider nicht das Ner-venkostüm meines Sohnes“, hat Müllers Mut-ter Klaudia vor dem ersten WM-Spiel gesagt.Ihr Sohn, der coole Kerl, hat dagegen sicher-heitshalber gleich mal überragt beim Auf-taktspiel gegen Australien, ein herrliches Torinklusive. „A Hund isser scho“, sagt man inBayern.

Während der WM sind wahrscheinlich mehrReporter in Pähl eingefallen als Pähl Einwohnerhat, und im Grunde haben sie alle dieselben

Auskünfte erhalten. Dass er schon immer einnetter Bursche war. Dass er beim ersten Trai-ning um vier Uhr nachmittags auf dem Sport-platz des TSV Pähl stand, obwohl’s erst umhalb sechs losging. Dass er immer einen Jahr-gang höher spielte als es seinem Alter ent-sprach. Dass er lächerlich dünne Beinchenhatte, und dass die älteren Jahrgänge manch-mal über ihn lachten. Dass die Gegner aberimmer recht schnell aufhörten zu lachen, spä-testens dann, wenn kleines dünnes Müller malwieder das Spiel entschieden hatte. Dass erin einer Saison mal 120 Tore geschossen hat.Thomas Müller aus Pähl im oberbayerischenFünf-Seen-Land ist jetzt Torschützenkönig derFußball-Weltmeisterschaft geworden, mitfünf Toren und drei Assists hat er sich den„Goldenen Schuh“ geschnappt, und längst kanner es sich leisten, mit seinen vermeintlichenSchwächen zu kokettieren. „Wo keine Mus-keln sind, kann auch nichts weh tun“, ant-wortet er trocken, wenn man ihn nach sei-ner unglaublichen Serie fragt. Er hat jetzt über

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ein Jahr durchgespielt, fast ohne sichtbarenVerschleiß. Seine dünnen Beinchen sind sowiderstandsfähig, dass ihnen Louis van Gaalguten Gewissens eine Menge zumutet. „Mül-ler spielt immer“, hat der Vereinstrainer desFC Bayern früh verfügt und sich treu an seineigenes Dogma gehalten. Inzwischen hat vanGaal diesen Müller sogar in die Philipp-Lahm-Liga aufgenommen. Lahm und Müller könn-ten nach dem WM-Urlaub auch schon nachwenigen Trainingstagen wieder sehr gut spie-len, sagte van Gaal. Er meint damit: Das sindInstinktfußballer, die haben ein Gespür dafür,ihr Spiel auch ohne Fitness bestmöglich aufdie Bühne zu bringen.

Das ist in der Tat Müllers größte Qualität: seinGespür. Es ist eine Qualität, die man auf kei-ner Elite-Universität lernen kann. „Ich such’mir meine Wege schon“, sagt er. Für den Geg-ner ist Müllers Spiel erst recht nicht zu fas-

sen, man kann sich auf nichts verlassen beiihm – außer darauf, dass er im entscheiden-den Moment plötzlich am entscheidenden Ortauftaucht. „Dieser Instinkt steckt einfach inmir drin“, sagt er. Er besitzt das, was man frü-her banal „Torriecher“ nannte, in einer hoch-modernen Version. In ihm steckt eine Art Navi-gationssystem, das ihn immer dahin dirigiert,wo es als nächstes gefährlich wird. „Er standeinfach immer richtig. Und vor dem Tor ließer sich keine Chance entgehen, er war eis-kalt“, sagt Tom Schütz, ein langjähriger Mit-spieler in der Jugend und bei den Amateu-ren des FC Bayern.

Auf diese Weise hat es Thomas Müller geschafft,sich von den Schablonen des Fußballs zu lösen.Eine feste Position? Da kann Müller nur lachen.Müller kann rechts wie links, er kann zentral,hängend, nicht hängend, halb hängend undzur Not auch ganz vorne drin. „Ich bin Offen-

sivallrounder“, sagt er. Man kann ihn auf jederOffensivposition von der Leine lassen, vor-ausgesetzt, die Leine ist lang. Wer ihn auf einPlanquadrat auf dem Platz festlegt, tut wederMüller noch der Mannschaft einen Gefallen.„Wenn ich einen reinen Rechtsaußen spielenmüsste, dann könnte man auch den Platzwartan meiner Stelle bringen“, sagt Müller.

Auch deshalb tat sich die deutsche National-mannschaft im entscheidenden WM-Vorrun-denspiel gegen Ghana so schwer: Müller klebtezumeist draußen an der Linie, fand irgendwienicht so recht in seine Laufwege hinein. ImAchtelfinale gegen England vagabundierte erwieder nach Herzenslust herum –es war einerder Gründe, warum die Engländer chancen-los waren. Ob der Trainer ihm andere Anwei-sungen gegeben habe, wurde er hinterhergefragt. „Ich bin ein Spieler, der sowieso mehrseinem Instinkt als den Anweisungen des Trai-ners folgt“, hat er geantwortet und auf eineArt gegrinst, dass niemand wusste, ob das jetztSpaß war oder doch ein bisschen Ernst.

Müller hat früh gelernt, dass man Trainer über-zeugen kann. Er war 14, als ihn Kim Lim, Jugend-coach beim FC Bayern, mal als Innenvertei-diger einsetzte. Müller hat nicht gut gespieltin der ersten Halbzeit, aber er hat dem Trai-ner in der Halbzeitpause gesagt, er solle ihnnicht auswechseln. Der Trainer hat auf ihngehört, er hat ihn drin gelassen und in derzweiten Halbzeit in den Sturm gestellt. UndMüller hat zwei Tore geschossen. Mit seinendünnen Beinen. Und mit seinem angebore-nen Instinkt.

Cooler Typ: Thomas Müller lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.

Doppelpack: Gegen England erzielte das 20-jährige Ausnahmetalent zwei Treffer.

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Fußball ist dochein Wunschkonzert!

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Hintergrund: Warum die Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball immer mehr Talente hervorbringt

Erfolgreich mit SystemFördern und fordern, Erfolge als Folge langfristiger Konzeption. Der Auftritt der deutschen Nati onalmannschaft bei der WM in Südafrika ist auch

das Resultat einer konsequenten und intensiven Nachwuchsarbeit. In den vergangenen zehn Jahren wurde ein nachhaltig wirkendes und viel-

schichtiges Talentförderprogramm aufgelegt. Das Zusammenspiel zwischen Vereinen, DFB und der Deutschen Fußball Liga wurde optimiert. Die

WM hat gezeigt, dass der gesamte Fußball heute davon profitiert. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt die Nachwuchsarbeit vor.

Manchmal kommen Erfolge aus demNichts. Unerwartet, unerklärlich,Zufallsprodukte. Manchmal habensie eine lange Vorgeschichte. Erklär-

bar, geplant. Die deutsche Mannschaft hat beider Weltmeisterschaft in Südafrika die Men-schen begeistert, sie hat gegen Australien,Ghana, England, Argentinien und Uruguay nichtnur gewonnen, sie hat sich weltweit in dieHerzen der Fans gespielt. Das Happyend bliebzwar aus, der vierte Stern wurde nichtgewonnen, trotzdem war die WM ein Erfolgfür Mannschaft und Fans. 23 Spieler für 82Millionen. 23 Talente für ein Team. 23 Hoff-nungsträger für ein Fußballvolk. Und 23 Spie-ler, die eines sicher nicht sind: unerklärlicheZufallsprodukte.

In einem Punkt sind sich alle seit dem Abpfiffin Südafrika einig: Dieser Mannschaft gehörtdie Zukunft. Denn diese Ausgabe eines deut-schen Teams unterscheidet sich neben derspielerischen Leichtigkeit von ihren Vorgän-gern vor allem in einem Punkt: ihrer Jugend.24,16 Jahre waren die Spieler beim WM-Tur-nier 1934, einen ähnlichen Wert erreichte diedeutsche Auswahl bis zur WM 2010 nie wie-der. Im Schnitt waren die Spieler bei Welt-meisterschaften 27,32 Jahre alt. Unwesent-lich älter (27,71) war der deutscheDurchschnittsspieler bei den drei Titelge-winnen in den Jahren 1954, 1974 und 1990.Und 2010? Kam die Mannschaft auf einenAltersschnitt von 24,96 Jahren, nach Ghana(24,90) war das Team von Bundestrainer Joachim Löw die zweitjüngste.

Jugend forscht. In Südafrika nach einem 37Zentimeter hohen Pokal, der knapp vier KiloGold enthält. Am Ende bekam ihn Spanien,und dennoch reden alle von einer „goldenenGeneration“. Eine, die nicht durch glücklicheUmstände oder günstige Sternenkonstella-tionen entstanden ist. Die Erfolge habenSystem. Sie sind der vorläufige Höhepunkteiner langen Entwicklung. Neben der Arbeitdes Bundestrainers und des gesamten Stabssind die Triumphe zum großen Teil auch dasResultat einer konsequenten Nachwuchs-förderung im Verband und in den Vereinen.Mühsame Arbeit abseits der großen WM-Bühne.

Die aktuelle Mannschaft ist ein Spiegelbild die-ser Maßnahmen. Ob Bastian Schweinsteiger,Manuel Neuer, Per Mertesacker, Sami Khediraoder Philipp Lahm. Ob Lukas Podolski, Toni Kroosoder Mesut Özil. Ob Serdar Tasci oder DennisAogo. Sie alle haben schon in jungen Jahren

Titelhelden: Vor einem Jahr standen MesutÖzil, Manuel Neuer und Sami Khedira nachdem U 21-EM-Titelgewinn auf Seite 1 desDFB-Journals.

von der Förderung profitiert. Als exemplarischfür den Werdegang vieler Nationalspieler giltdie Entwicklung von Kroos (siehe Interview).Über die Eliteschule des Fußballs in Rostockund den Greifswalder SC führte der Weg desMittelfeldspielers zum DFB-Leistungsstütz-punkt Greifswald, ehe er über die Leistungs-zentren des FC Hansa Rostock und von BayernMünchen zum Bundesligaspieler und nach U 17, U 19 und U 21 zum A-Nationalspieler wurde.Eine vergleichbare Vita haben die Spieler desSüdafrika-Kaders beinahe ausnahmslos vor-zuweisen. Nur Miroslav Klose, Tim Wiese, JörgButt und Arne Friedrich sind aufgrund ihres Alters nicht in den Genuss der seit 1997 neu-strukturierten Nachwuchsförderung gekommen.

Deutschland hat aufgeholt, und überholt. Mitt-lerweile ist die Förderung vorbildlich und damiteine der Grundbedingungen für nachhaltigenErfolg gegeben: Talente entdecken und ent-wickeln. Daran wird seit gut einem Jahrzehntgezielt gearbeitet. Nach der 0:3-Niederlagegegen Kroatien im Viertelfinale der WM 1998und dem Vorrunden-Aus bei der EM 2000erklärte der DFB die Förderung seiner Talentezur Chefsache. Mit messbarem Erfolg. MitSebas tian Deisler stand vor zehn Jahren nurein Spieler im Kader, der auch für die U 21spielberechtigt gewesen wäre. Ganz andersdas Bild heute. Fünf Spieler der Startelf des4:0-Sieges im WM-Viertelfinale gegen Argen-tinien gehörten im vergangenen Sommer zumTeam von Trainer Horst Hrubesch, das bei derU 21-EM in Schweden den Titel gewann – mitbeeindruckendem Fußball.

„Verglichen mit dem Zustand zu Beginn desneuen Jahrtausends können die Nachwuchs -trainer des DFB mittlerweile auf viel mehr tech-

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nisch und taktisch gut ausgebildete Spielerzurückgreifen“, sagt Hrubesch. Die Trainer pro-fitieren also von der Arbeit an der Basis, dieU 21-EM und die WM 2010 waren dafür die bestenBeispiele. Deswegen appelliert Hrubeschschon seit langem an die Kollegen: „Vertrautder Jugend, sie wird es Euch zurückzahlen.“Die Erfolge der von ihm trainierten Talentezeigt das. Zuerst haben sie sich internationalunter Gleichaltrigen durchgesetzt, späternational im Wettstreit mit älteren Spielern umeinen Platz im Kader von Bundestrainer Löw.

Ein erfolgreicher Wandel, der Ausdruck einesnachhaltigen Prozesses ist. „Ziel aller Anstren-gungen in der Nachwuchsförderung ist es, dieBasis für eine konkurrenzfähige National-mannschaft zu bilden.“ Dieser Satz steht überdem Nachwuchsprogramm des DFB. Voraus-setzung dafür ist unter anderem, dass sichdie Talente in der Bundesliga durchsetzen. Unddas ist immer häufiger der Fall. In der Saison2000/2001 wurden insgesamt 36 Spieler derJahrgänge U 18 bis U 21 in der Bundesliga ein-gesetzt. In der zurückliegenden Spielzeit lie-fen 76 Spieler der Jahrgänge U 18 bis U 21dort auf. Die Anzahl gut ausgebildeter,junger deutscher Spieler in der höchs -tenSpielklasse hat sich in den letz-ten neun Jahren demnach mehrals verdoppelt. Es war nur eineFrage der Zeit, bis auch die A-Nationalmannschaft vondieser Entwicklung profitiert.

Erfreuliche Zahlen, erfreulicheEntwicklungen. Und ein Ergeb-nis, das vor allem im Auslandviele staunende Fragen nach demGeheimnis des Erfolgs aufwirft. Derhat viele Väter. Wörtlich, und im über-tragenen Sinne. Von ihren Eltern haben dieSpieler ihr Talent, Vater und Mutter sind mit-verantwortlich für die Schulung des Charak-ters, der einem guten Fußballer die Chanceeröffnet, ein sehr guter Fußballer zu werden.Das Zusammenspiel vieler Kräfte und einegemeinsame Anstrengung von Verband undVereinen bieten mittlerweile optimale Vor-aussetzungen dafür. „Unser Ziel war und istes, ein Fundament an Spielern zu schaffen,die so gut ausgebildet sind und derart vielDruck ausüben können, dass sie es bis ganznach oben bringen“, sagt Ulf Schott, der

verantwortliche Abtei-lungsleiter Talentför-derung im DFB.

Ganz wesentlich dafürwar, dass die Lizenzver-eine zu Beginn des neuenJahrtausends ihr Engagementfür den Nachwuchsbereich neu auf-gestellt und ausgebaut haben. So wurde derAufbau von Nachwuchsleistungszentren alsLizenzierungsvoraussetzung vorgeschrie-ben. Zunächst für die Bundesliga (2001), einJahr später auch für die 2. Bundesliga. DieKommunikation zwischen dem DFB und denProfivereinen wurde verbessert, Inhaltegemeinsam entwickelt. Darin sieht DFB-Sportdirektor Matthias Sammer einen derSchlüssel für die aktuellen Erfolge. „Doch werdenkt, wir sind bereits am Ende angekom-men, der irrt. Wir stehen gerade erst am Anfangeiner sehr positiven Entwicklung“, sagt er.Talentförderung ist tägliche Arbeit.

Daumen hoch: Ein Jahrspäter glänzte Manuel

Neuer mit herausragen-den Leistungen bei der

WM-Endrunde in Südafrika.

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Die Aussichten sind auch deshalb vielver-sprechend, weil der DFB neben der Arbeit inden Vereinen ein flächendeckendes Talent-förderprogramm implementiert hat, das dieSichtung und Leistungssteigerung optimiert.

Das erweiterte Programm startete mit Beginnder Saison 2002/2003. Das Projekt mit sei-nen derzeit 366 Stützpunkten bildet die Brückezwischen der Jugendarbeit an der Basis undder Talentförderung über die Leistungszen-

Analyse der Bundesliga: Ausbildungsorte35 Leistungszentren

27 Stützpunkte

14 Ausland

In der Bundesliga eingesetzte Spieler in der Saison 2009/2010

Von den 76 eingesetzten Spielernder Jahrgänge U 18 – U 21 wurden 35 Spieler in den Leistungszentren,27 Spieler in Stützpunkten und 14 Spieler im Ausland ausgebildet.

413 (84%) Gesamt: 489 Spieler

Dennis Aogo, der das Fußball-ABC unter anderem an einer Eliteschule des Fußballs erlernthat, im Zweikampf mit Luis Suarez aus Uruguay.

Juniorennationalspieler, die im Talentförder-programm (TFP) ausgebildet wurden

Juniorennationalspieler, die an Eliteschulendes Fußballs (EdF) gefördert werden/wurden

61 (36%)Spieler, die an EdF gefördertwerden/wurden.110 (64%)

Spieler, die nichtan EdF gefördertwerden/wurden.

81 (47%)Spieler, die zunächst am Stützpunkt ausgebildet wurden.

90 (53%)Spieler, die

ausschließlich imLeistungszentrum

ausgebildet wurden.

Übersichten der derzeit 171 Junioren-Nati-onalspieler, die im Talentförderprogrammausgebildet wurden oder an Eliteschulendes Fußballs gefördert werden/wurden.

tren und 29 Eliteschulen des Fußballs in ganzDeutschland. Kein Programm auf dem Papier,sondern Konzepte, die in der Praxis erfolg-reich umgesetzt werden. Aus der Mannschaft,die bei der WM 2010 begeisterte, haben ManuelNeuer, Per Mertesacker, Serdar Tasci, MarioGomez, Dennis Aogo, Jérome Boateng undMesut Özil das Fußball-ABC unter andereman einer Eliteschule des Fußballs erlernt. Dorterhielten sie eine mit ihren Vereinen abge-stimmte Sonderausbildung, die ihnen zum Bei-spiel ermöglicht hat, an einigen Tagen in derWoche bereits vormittags zu trainieren.

Mit dem Talentförderprogramm setzte und setztder Deutsche Fußball-Bund in Zusammenar-beit mit den Landesverbänden ein Nach-wuchskonzept in einer Dimension um, an dieweltweit kein anderer Verband heranreicht. Etwa14.000 Jugendliche im Alter von elf bis fünf-zehn Jahren werden aktuell gefördert.

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Vanessa Low ist eine der talentiertestenLeichtathletinnen Deutschlands im Behin-dertensport. Die Ausübung ihres Sportsbedeutet für sie gleichermaßen Ausgleichund Erfüllung.Sie steht stellvertretend für alle, die mitgroßem Willen und vorbildlichem Einsatztagtäglich ihre Behinderung meistern. Unddamit vielen Menschen Hoffnung undLebensfreude geben.Das ist einer der Gründe, warum Bayerden Behindertensport fördert. Mit großemEinsatz ist Bayer auch im Spitzensport,Breiten- und Nachwuchssport engagiert.Und das seit 1904.www.sport.bayer.de

Bayer – Offizieller Förderer desBehindertensports in Deutschland

Lebensfreude steigernSport fördern

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Vanessa Low

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Der Erfolg hat viele Väter. Und das Nach-wuchsförderungsprogramm des DFB vieleTrainer und Stützpunkte. Rund 1.000 Hono-rartrainer fordern die Jungen und Mädchenin 366 Stützpunkten, die flächendeckend inganz Deutschland verteilt sind. Jeder Trainerhat seinen Anteil, jeder Stützpunkt. Vorbei dieZeiten, als die Talente schon früh aus ihrergewohnten Umgebung gerissen werden muss-ten, weil optimale Förderung nur an wenigenPunkten gewährleistet war. Heute ist man inder Lage, individueller auf jedes Talent ein-zugehen.

In diese umfassende Betreuung investiert derDFB jährlich rund 16 Millionen Euro. Seit derEuropameisterschaft vor zehn Jahren wur-den auch durch das umfangreiche Engage-ment der Deutschen Fußball Liga insgesamtweit mehr als 500 Millionen Euro in den Nach-wuchsbereich investiert. Viel Geld, aber einInvestment, das alternativlos ist und sich aus-zahlt. 2008 wurde die U 19 Europameister, 2009gewannen die U 17 und U 21 ebenfalls die EM-Turniere. Alles binnen elf Monaten. DiesesKunststück, in allen drei kontinentalen Wett-bewerbsklassen Titelträger zu sein, gelangzuvor noch keinem Verband.

Die Konzepte greifen also. Die Talente wer-den entdeckt. Und entwickelt. Und sie warenerfolgreich. Endlich wieder. Zuvor hatte derDFB 16 Jahre auf einen EM-Titel im Juni -orenbereich warten müssen. „Es wurdeimmer gesagt, dass da nichts nachkommt.Wenn man jetzt sieht, wie wir in allen Mann-schaftsteilen aufgestellt sind, dann muss mansagen: das ist heute absoluter Blödsinn“, sagtNationalstürmer Miroslav Klose, der als 32-Jähriger zu den wenigen Spielern im aktuel-len Kader gehört, die an die EM 2000 und dieviel zitierte Krise im deutschen Fußball nochschlechte Erinnerungen haben.

Eine Dekade später scheint diese Krise eineEwigkeit her. Und es scheint schwer vorstellbar,dass sie sich wiederholt. Denn das Reservoiran Talenten in Deutschland ist groß. Genausowie die Wahrscheinlichkeit, dass ein Talentauch entdeckt wird. Die Sichtung wurde immermehr verfeinert, so dass es heute möglichist, talentierte Spieler schon früh entspre-chend zu fördern. Mittlerweile kommen 62Prozent der Junioren-Nationalspieler schon

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Interview mit Toni Kroos

„Mischung aus Talent und Arbeit“

Toni Kroos, was ist Ihre erste Fußball-Erin-nerung?Ich denke gerne an die Zeit zurück, als ich mitmeinem Vater und meinem Bruder in Greifs-wald-Schönwalde Fußball gespielt habe. Dawurde in mir die Leidenschaft für diesen Sportgeweckt. Mit sieben Jahren bin ich dem Greifs-walder SC beigetreten. Mein Vater hat erkannt,dass ich Talent habe und dieses optimal geför-dert. Es kam mir zugute, dass er selbst Leis-tungssportler war und sich mit der Trainings-lehre gut auskennt. Er war in Greifswald meinerster Trainer.

Dann kam der Wechsel zu Hansa Rostock.Ja, ich wollte mich weiterentwickeln und bin inder U 13 zum FC Hansa Rostock gewechselt. Wir

hatten zuvor einige Landesmeister-Titel mitdem SC geholt, daher wechselte ich „im Paket“mit meinem Vater und meinem Bruder zuHansa. Die Zeit dort war erfolgreich, 2005schafften wir beispielsweise den Sprung insFinale um die Deutsche B-Junioren-Meister-schaft.

Sie konnten durch den Besuch des Ostsee-gymnasiums Sport und Ausbildung vereinen.Das hat prima gepasst. Ich durfte als Ersatz fürSportstunden beim FC Hansa trainieren, das hatperfekt ineinandergegriffen. Es war für michnicht einfach, Schule und Sport gleichermaßenAufmerksamkeit zu widmen, auch wenn ich einordentlicher Schüler war. Aber ich bin froh,dass ich durch dieses Modell die „Mittlere

Toni Kroos war der Jüngste im deutschen Kader bei der WM 2010. Der Grundstein für seine Laufbahnwurde beim Greifswalder SC gelegt. Und bei der DFB-Talentförderung: Seit dem Jahr 2000 nahm er amDFB-Projekt (später DFB-Stützpunkttraining) teil und spielte seit dem Altersbereich der C II-Juniorenin der Landesauswahl Mecklenburg-Vorpommern. DFB-Redakteur Maximilian Geis hat mit dem 20-Jäh-rigen vom FC Bayern München über seine Erfahrungen als Nachwuchsfußballer gesprochen.

ab dem zwölften Lebensjahr in den Genussdes Talentförderprogramms des DFB. Ein hoherProzentsatz, das andere gute Drittel zeigt,dass eine eindeutige Talentprognose im Fuß-ball nur schwer möglich ist. Wer bis zum Ein-

tritt in das Teenager-Alter sein Talent nochnicht entfaltet hat, kann dennoch ein Star wer-den. Deswegen ist eine breite Sichtung undFörderung bis zum B-Juniorenalter wichtig. 171 Junioren-Nationalspieler spielen derzeit

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in den Auswahlmannschaften, 171 Talente, dieeine optimale Unterstützung erhalten. 81 die-ser Spieler zunächst an einem der Stützpunkte,90 Spieler ausschließlich an einem der Leis -tungszentren. Für alle gilt: Sie wurden früh

entdeckt und haben eine gute Chance, ihrenTraum zu verwirklichen. Ob dies in vier Jah-ren zum vierten Stern, zum vierten Titel fürDeutschland reichen wird? „Auf diesemNiveau entscheiden Kleinigkeiten“, sagt

Philipp Lahm. Die Tagesform, Glück und Pech.Eines aber ist jetzt schon sicher: Ein Erfolgder deutschen Mannschaft käme nicht ausdem Nichts, unerwartet, unerklärlich. Talent-förderung hat in Deutschland System.

Reife“ als Bildungsgrundlage erwerben konnte.2006 begann mit dem Wechsel zu Bayern Mün-chen meine Laufbahn als professioneller Fuß-baller, auch wenn ich erst ein Jahr später inden Profi-Kader aufgerückt bin.

Was sind die prägendsten Erinnerungen ausder Zeit als Nachwuchsfußballer?Zum Beispiel die Turniere in Neubrandenburgoder die Talentsichtung beim Länderpokal inDuis burg. Die Spiele mit den Junioren-National-mannschaften sind wie die Länderspiele heutenatürlich die Kirsche auf dem Kuchen. Besondersgerne erinnere ich mich an die U 17-Weltmeis-terschaft 2007 in Südkorea, wo wir mit Trai nerHeiko Herrlich den dritten Platz erreichten.

Was war bei Ihnen entscheidend dafür, dassSie vom Talent zum Fußball-Profi wurden?Neben einer Ausbildung durch qualifizierteSportlehrer sicher auch der eigene Antrieb.Extraschichten kann man ja immer machen. Wirhaben alles geübt, was man alleine trainierenkann, sprich: Torabschlüsse, viel Technik, alleÜbungen mit beiden Füßen. Ich glaube, es wareine Mischung aus Talent und Arbeit. DieseMixtur hat wohl ausgemacht, dass ich es bishierher geschafft habe. Aber das soll natürlichnoch nicht das Ende sein.

Toni Kroos – hier setzt er sich gegen den Ghanaer Kevin-Prince Boateng durch – steht exemplarisch für den Werdegang vieler Nationalspieler.

Fünf Spieler von Horst Hrubesch, die imvergangenen Jahr U 21-Europameisterwurden, standen in der Startelf des Vier-telfinalspiels gegen Argentinien.

Aufbau der DFB-Talentförderung

Stufe II: Eliteförderung46 Leistungszentren und29 Eliteschulen

Stützpunkt

Leistungszentrum

Eliteschule

Stufe I:Leistungsförderung366 Stützpunkte,1.000 Trainer,14.000 TalenteU 12 – U 15

Die 366 Stützpunkte, in denen 1.000 Traineretwa 14.000 Talente ausbilden, sind flächen-deckend über ganz Deutschland verteilt.

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Interview mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer

„Wir dürfen uns nicht zurücklehnen“

Trotz der Erfolge fordert Matthias Sammer eine Optimierung der Nachwuchsförderung.

Am 1. April 2006 trat Matthias Sammer als erster Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundesseinen Dienst an. Seitdem hat er die Nachwuchs arbeit optimiert und wichtige Weichenstellun-gen vorgenommen. Das Engagement des Europameisters von 1996 zeigt Wirkung: Drei Europa -meisterschaften gewannen DFB-Junioren-Teams in den vergangenen beiden Jahren. Bei der WMüberzeugten viele junge Spieler in der A-National mannschaft. „Damit haben wir noch nicht dasEnde unseres Weges erreicht“, sagt Sammer im Gespräch mit den DFB-Redakteuren Maximi-lian Geis und Steffen Lüdeke.

Herr Sammer, alle Welt lobt den deutschen Jugend-

stil. 2008 wurde die U 19 Europameister, 2009

gewannen die U 17 und U 21 ebenfalls die EM-

Turniere. Aktuell waren in Südafrika viele junge

Spieler Stützen des A-Teams. Ist der deutsche

Fußball im Nachwuchsbereich mittlerweile das

Maß der Dinge?

Diese Titel waren Markierungen auf unseremWeg, ebenso das positive Auftreten unseresjungen Teams in Südafrika. Aber ich habe bereitsim vergangenen Sommer vor zu großerBegeis terung gewarnt. Denn mir war klar, dasswir damit nicht das Ende unseres Weges erreichthaben, sondern noch eine Strecke vor uns liegt.

Was bedeutet das konkret?

Wir dürfen uns von Momentaufnahmen nichtblenden lassen, sondern müssen immer wieder Optimierungspotenzial erschließen.Mit den U 17- und den U 19-Junioren sind wirin der Qualifikation für die Europameister-schaft ausgeschieden, die U 21 muss alle dreiausstehenden Spiele gewinnen, um als Titel-verteidiger die Play-offs zu erreichen. Es mussuns in Zukunft gelingen, beides hinzube-kommen: Mit unseren Mannschaften um Titelzu spielen und weiter an einem alters- undentwicklungsgerechten Leistungsaufbau junger Spieler zu arbeiten.

An welchen Stellen wollen Sie ansetzen? Sie plä-

dieren beispielsweise für kleinere Spielfelder im

D-Jugend-Bereich.

In dieser Altersstufe ist es für die fußballeri-sche Entwicklung der Kinder wichtig, mög-lichst viele Ballkontakte zu haben. Wir müs-sen die Kleinraummotorik schulen. Beim SpielElf gegen Elf auf großem Feld stehen die phy-sischen Elemente im Vordergrund, auch dasraumorientierte Spiel. Das ist für die Alters-stufe der Jüngeren der falsche Ansatz. Wirwollen Spieler sehen, die in der Lage sind, sichin Eins-gegen-eins-Situationen zu behaupten.So hat unser Team bei der Weltmeisterschaftin Südafrika immer wieder Glanzpunktegesetzt. Ich gehe daher davon aus, dass diesesinnvolle Maßnah me auf dem DFB-Bundestagam 21. und 22. Oktober beschlossen wird und

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“wir damit langfris tig eine positive Weichen-stellung vornehmen.

Sehen Sie die Gefahr, dass die WM zu einer gewis-

sen Trägheit führt? Machen die Erfolge Ihre Arbeit

womöglich sogar schwerer?

Der größte Fehler wäre es, sich jetzt selbst-zufrieden zurückzulehnen. England, Italien undFrankreich haben bei der WM enttäuscht. Aberdas ist nur eine Momentaufnahme: Englandhat im vergangenen Jahr bei der U 17-EM denTitel gewonnen und Italien wird stärker zurück-kommen. Frankreich bestritt gegen Spaniendas Finale der U 19-EM in diesem Jahr. Wirdürfen uns daher nicht blenden lassen. Aberich sehe die Zukunft nicht nur kritisch. Imguten Auftreten unserer jungen Mannschaftbei der WM erkenne ich sogar eine Chance.

Welche?

Ich habe das Gefühl, dass es für die erfolgrei -che Entwicklung des deutschen Fußballs – inder Nationalmannschaft und in den Klubs –keine Alternative zu einer starken kontinu-ierlichen Nachwuchsförderung gibt. Dafürschaffe ich als Sportdirektor mit meiner stra-tegischen Planung und der Arbeit des gesam-ten Umfelds die Voraussetzungen. Und ichhoffe, dass wir für unsere Maßnahme einebreite Unterstützung erhalten.

So wie für ein zentrales Leistungszentrum, für

das Sie sich ausgesprochen haben. Welche Effekte

erhoffen Sie sich dadurch?

Das Leistungszentrum ist eine Vision, die wirin der Zukunft als notwendig erachten. Wirmüssen unseren Mannschaften und Spielernvor großen Turnieren und wichtigen Maß-nahmen die Möglichkeit geben, sich auf höchs -

tem Niveau vorzubereiten. Man hätte an einemzentralen Knotenpunkt die Möglichkeit, Kräftezu bündeln, Leistungskriterien zentral unddamit vergleichbar zu erfassen, auszuwer-ten und umzusetzen. Aber ein Leistungszen-trum ist ein Aspekt, der gut durchdacht undlangfristig angelegt werden muss. Ein ande-rer ist die Trainerausbildung, die wir mittel-fristig optimieren möchten.

Sie haben eine größere Spezialisierung angeregt.

Wir wollen differenzierte Ausbildungszweige fürTorwarttrainer und Fitnesstrainer anbieten.Außerdem muss es uns gelingen, wieder mehrehemalige Nationalspieler und verdiente Persön -lichkeiten für eine Trainerausbildung zu gewinnen.Ich wünsche mir, dass herausragende Akteure,die dem Fußball viel gegeben haben und denender Fußball eine Menge geschenkt hat, demSport nach ihrer Karriere erhalten bleiben.

Deswegen haben Sie vorgeschlagen, dass es

künftig wieder einen Sonderlehrgang für ehe-

malige Nationalspieler geben soll. Wie soll

dieser aussehen?

Mit dem Lehrgang im Jahr 2000 wird diesesProjekt nicht vergleichbar sein. Es wäre eineMöglichkeit, parallel zum bestehenden Fuß-ball-Lehrer-Lehrgang einen zweiten anzu-bieten, der vom gesamten Ablauf her kaumverändert ist, der aber den Bedürfnissen derTeilnehmer mehr entspricht.

Sicher haben Sie schon etwas weiter gedacht

und sich die Erfahrungen anderer Absolventen

angehört.

Grundsätzlich kann ich mir vorstellen, dass sichder eine oder andere ehemalige Nationalspielerim Kreise von Kollegen aus der National-

mannschaft wohler fühlt, als wenn er in einemLehrgang das einzige bekannte Gesicht ist. Wirmüssen den Anreiz für verdiente Spieler erhö-hen, den Weg des Trainers einzuschlagen. Ange-dacht ist beispielsweise eine Vereinfachungbei der Erlangung der Zugangsvoraussetzun-gen. Im Idealfall entscheiden sich diese Kan-didaten dann nach der Ausbildung dafür, Trai-ner im Nachwuchsbereich zu werden.

Sie fordern schon seit langem, dass die besten

Trainer in der Jugend trainieren müssten.

Genau. Deswegen müssen wir den Anreiz dafürerhöhen, möglicherweise auch finanziell. Wirmüssen die Attraktivität dahingehend stei-gern, dass wir eine kontinuierliche Arbeit derTrainer gewährleisten. Titel sind nicht plan-bar, schon gar nicht im Jugendbereich undmit Nationalmannschaften. Planbar ist aberLeistung und damit die Wahrscheinlichkeit,Titel zu gewinnen.

Sie haben 1986 mit der DDR die U 18-EM gewon-

nen. Wie wichtig sind solche Erfolge in der Jugend?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass nichtsdas Gefühl ersetzen kann, einen Titel gewon-nen zu haben. Dieses Gen des Gewinnens trägtman in seiner ganzen Karriere in sich. Und daswar auch bei der WM zu spüren. Spieler wieSami Khedira, Manuel Neuer und Mesut Özilsind von ihrer Persönlichkeitsstruktur her ver-schieden. Aber für alle drei gilt: Es ist selbst-verständlich, dass sie nicht über Platz zweioder Platz drei nachdenken. In ihrer Philoso-phie, in ihrer Zielsetzung, gibt es nur Platz eins.Diese Spieler werden immer antreten, um Spieleund Titel gewinnen zu wollen. Sie haben ein-mal gespürt, wie sich dies anfühlt. Und diesenReiz wollen sie immer wieder erleben.

Die U 19-Junioren gewannen 2008 die Europameisterschaft. Der DFB bewirbt sich um die Ausrichtung dieses Wettbewerbs im Jahr 2013.

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Beliebter als Bohlen: Niemand zieht mehr Zuschauer vor den Fernseher als die DFB-Auswahl

Straßenfeger in Stutzen31,1 Millionen Zuschauer an den TV-Geräten, bis zu 89,2 Prozent Marktanteil bei den Live-Übertragungen. Die Spiele der deutschen Mannschaft

bei der WM haben für sensationelle Rekordquoten gesorgt. Und damit eine Erfolgsgeschichte fortgesetzt: Kein Gottschalk, kein Bohlen, kein

Jauch – niemand versammelt so viele Menschen vor dem Fernseher wie das DFB-Team. „Selbst eine Königshochzeit vermag nicht so viele Zuschauer

in den Bann zu ziehen“, sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen über den Quotenkönig Nationalmannschaft.

Neunundachtzig komma zwei Prozent(89,2) der deutschen Fernsehzu-schauer sehen sich an einem heißenSamstag Anfang Juli ein Fußballspiel

an. Das sind neun von zehn, in etwa, es istder höchste Marktanteil aller Zeiten. Deutsch-land spielt gegen Argentinien um den Einzugins Halbfinale der Fußball-WM. 64.100 Fans fie-bern in Kapstadt mit; 25,95 Millionen sind esin Deutschland – wenn man nur die Ein-schaltquoten als Grundlage nimmt.

„Quoten und Marktanteile beziehen sich abernur auf den häuslichen Empfang“, sagt Medien-wissenschaftler Prof. Dr. Josef Hackforth vonder TU München. Das, so sagt er, müsse jetztalles neu zusammengezählt werden. „Da kom-men sie, wenn sie nicht kleinlich sind, an 40

bis 50, vielleicht 55 Millionen Deutsche, die sichein Fußball-Spiel anschauen. Das ist sensatio-nell.“ An diese Marke kommt Gottschalk nichtheran, nicht Bohlen, nicht Jauch, nicht der „Tat-ort“. Und auch nicht die „Schwarzwaldklinik“.Quotenkönig ist der Fußball.

Beim Halbfinalspiel gegen Spanien schließ-lich wird noch ein Rekord aufgestellt. Zumersten Mal seit Messung der Fernsehreich-weiten vor 35 Jahren schauen sich mehr als30 Millionen Menschen eine TV-Sendung an:31,1 Millionen Zuschauer in Deutschland habenan diesem Tag ihr Fernseh-Gerät eingeschaltet,um die deutschen Fußballer spielen zu sehen.Vier Jahre nach dem Sommermärchen von2006, als die deutsche Nationalmannschaftbei der Heim-WM begeisternden Fußball

zeigte und ihre Landsleute in einen einmo-natigen, kollektiven Rausch versetzte, wirddie Geschichte fortgeschrieben.

Als Löws Mannen gegen Ghana antreten, umden Einzug ins Achtelfinale zu schaffen,schauen sich 29,19 Millionen das Spiel in derARD an. Schon da wackelt der Rekord: 2006verfolgten 29,66 Millionen das HalbfinaleDeutschland gegen Italien und sahen das bit-tere 0:2 nach Verlängerung. Beim EM-Halbfi-nale 2008 gegen die Türkei waren es nur200.000 weniger.

„Ein solches Interesse erreicht man in kei-nem anderen Bereich, weder in der Politik,noch der Kultur, noch der Wirtschaft, nochbei gesellschaftlichen Themen“, sagt Hack-

Hunderttausende Fans verfolgten jedes Spielder deutschen Nationalmannschaft beimPublic Viewing auf der Berliner Fanmeile.

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forth. Die Fernsehanstalten sind darauf ein-gestellt: ARD und ZDF haben 55 Spiele über-tragen, RTL neun, Pay-TV-Sender Sky gar jedesSpiel. „Herausragend“, nennt ZDF-SportchefDieter Gruschwitz die Quoten, die vor allemdie deutschen Spiele erreichen, nie liegen sieunter 22 Millionen Zuschauern. „Selbst eineKönigshochzeit vermag nicht so vieleZuschauer in den Bann zu ziehen. Die WM istdas größte Ereignis überhaupt.“

Die Begegnung ohne deutsche Beteiligung,die die meisten Menschen vor den Fernseherlockte, ist das Finale Spanien gegen die Nie-derlande (25,11 Millionen), gefolgt vom Halb-finale Niederlande gegen Uruguay (19,50). DasVorrundenspiel Brasilien gegen Nordkoreafolgt schon deutlich dahinter – 13,83 Millio-

nen Zuschauer. Das sind ziemlich viele, aberimmer noch weniger als etwa beim Grand-Prix-Sieg von Lena Meyer-Landrut (14,69). DasChampions-League-Finale zwischen demDeutschen Meister Bayern München und InterMailand sahen Mitte Mai bei SAT.1 11,98 Mil-lionen Menschen.

Wenn schlechtes Wetter gewesen wäre unddie Spiele allesamt unter der Woche statt-gefunden hätten – am Wochenende beschäf-tigen sich gerade Familien auch mitunter mitanderen Dingen –, wäre die 30-Millionen-Schall-mauer vermutlich schon früher gebrochen.Denn die Zeiten, in denen Spiele daheim beiBier und Chips geschaut wurden, sind für vielelange vorbei. Sie sehen sich die Spiele in Grup-pen an, und wenn es viele sind, nennt man

es „Public Viewing“. In einem Radiosender istes mal „Rudelgucken“ genannt worden.

Seit der WM 2006 ist das gemeinsame Erleb-nis von Fußball-Übertragungen unter freiemHimmel vom Trend zur Institution geworden.Kaum eine Stadt, in der Jogis Jungs nicht vonGroßleinwänden flimmerten, und Millionen gin-gen regelmäßig hin: zur Fanmeile in Berlin,zum Heiligengeistfeld in Hamburg, zumOpernstrand in Frankfurt am Main, ins Münch-ner Olympiastadion oder in die KölnArena.Bei Grillfesten werden Fernseher auf die Ter-rasse geschoben, bei GeburtstagsfeiernSpiele auf der Leinwand gezeigt. Der Fußballist einen Monat lang allgegenwärtig.

Ein regelrechtes WM-Fieber hat Sportsozio-lo ge Prof. Dr. Eike Emrich von der Universi-tät des Saarlands ausgemacht. Hoch infektiössei es, immer mehr Leute zeigten auf einmaläußerliche Symptome: „Schals, Fahnen, Tri-kots.“ Für längst nicht alle von ihnen sei derFußball der Hauptgrund, zum Public Viewingzu kommen. „Das ist etwas Außeralltägliches,eine Mischung von Fußball und Volksfest“, sagtEmrich, der wie Hackforth der Ansicht ist, dassdas Gemeinschaftsgefühl der größte Anreizist. „Eine WM“, sagt Hackforth, „macht dieganze Nation zur Gemeinschaft. Die Jünge-ren wollen Spaß haben, cool sein, mit ande-ren feiern. Die Älteren wollen endlich mal nichtsvon Krise hören, etwas Schönes erleben.“

Imposante Bilder und Spielszenen transpor-tierten die Fernsehkameras in die ganze Welt.

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War das früher anders, in den Zeiten alsDeutschland je dreimal Welt- und Europa-meister wurde? „Nehmen wir 1972“, erklärtHackforth. „Bis heute heißt es, dass die Mann-schaft, die seinerzeit den EM-Titel gewann,die beste deutsche aller Zeiten war.“ Dennochsei die Begeisterung nicht vergleichbar. Fuß-ball ist chic geworden, sexy sogar. „Vor 30,40 Jahren stand die Politik im Mittelpunktdes Interesses. Das ist heute nicht mehr so.“Fußball ist nicht nur Fußball. Fußball ist Event.Und immer mehr weibliche Fans begeistern

sich für das, was das A-Team auf den Platzzaubert. Schon 2006 lautete der Titel einerStudie „Gewinner sind die Frauen“. Währendin der Bundesliga im Schnitt jeder dritte Fan weiblich ist, ist das Verhältnis bei der WM 50:50 – weil sich alle identifizieren.

Aber auch das ist klar: Wäre das Team nichtso gut und erfolgreich, würden auch wenigerMenschen zuschauen. Der Erfolg des WM-Fuß-balls im Fernsehen „ist ein Erfolg der Nati-onalmannschaft. Aber wir profitieren auch

davon, wie emotionalisiert die Deutschen sind.Fußball ist eines der letzten elektronischenLagerfeuer, denn die WM eint die Menschenim ganzen Land“, sagt ARD-Sportkoordina-tor Axel Balkausky.

Emotionalisieren bedeutet begeistern, dieGefühle in Beschlag nehmen. So, wie es diedeutsche Nationalmannschaft schon 2006 tat,mit att raktivem Angriffsfußball, nie nachSchema F, immer für eine Überraschung gut.Wie in diesem Jahr. Durch die Ausfälle vonRolfes, Adler, Ballack, Westermann, Träsch seibereits vor dem Turnier eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ entstanden, sagt Emrich: „Manidentifiziert sich noch stärker mit einer Mann-schaft, wenn man merkt, dass sie ihre Fansoffensichtlich braucht.“ Und diese junge Mann-schaft hat einiges zurückgegeben.

„Wenn die WM läuft, regiert der Fußball dieWelt“, sagt Hackforth. „Da reicht die Wahl desBundespräsidenten nicht heran und nicht dieÖlpest. Für vier Wochen ist nur Fußball undKlose und Podolski. Daran kann niemand vor-bei.“ Im ganzen Land, an jedem Ort. Deutsch-land, einig Fußball-Land. Und die National-mannschaft ist das verbindende Element. EinQuotenhit. Ein Straßenfeger. Deutschland hat seine Superstars im Fernsehen längstgefunden: Die beliebtesten Serienhelden tra-gen Stutzen und das DFB-Trikot.

Top 10 der WM-Spiele 2010Mio. Zuschauer/Marktanteil in Prozent

01. Halbfinale Deutschland – Spanien (7. Juli, ARD) 31,10/83,202. Vorrunde Deutschland – Ghana (23. Juni, ARD) 29,19/79,703. Vorrunde Deutschland – Australien (13. Juni, ZDF) 27,91/74,404. Viertelfinale Deutschland – Argentinien (3. Juli, ZDF) 25,95/89,205. Achtelfinale Deutschland – England (27. Juni, ARD) 25,57/87,206. Finale Niederlande – Spanien (11. Juli, ZDF) 25,11/71,407. Spiel um Platz 3 Deutschland – Uruguay (10. Juli, ARD) 23,62/77,308. Vorrunde Deutschland – Serbien (18. Juni, ZDF) 22,01/84,809. Halbfinale Uruguay – Niederlande (6. Juli, ZDF) 19,50/58,310. Vorrunde Brasilien – Nordkorea (15. Juni, ZDF) 13,83/43,1

Top 10 der deutschen TV-Quoten01. Fußball-WM Deutschland – Spanien (7. Juli 2010, ARD) 31,10/83,202. Fußball-WM Deutschland – Italien (4. Juli 2006, ZDF) 29,66/84,103. Fußball-EM Deutschland – Türkei (25. Juni 2008, ZDF) 29,46/81,604. Fußball-WM Deutschland – Ghana (23. Juni 2010, ARD) 29,19/79,705. Fußball-WM Deutschland – Argentinien (8. Juli 1990, ARD) 28,66/87,906. Fußball-EM Deutschland – Tschechien (30. Juni 1996, ZDF) 28,44/76,307. Fußball-EM Deutschland – Spanien (29. Juni 2008, ARD) 28,05/82,008. Fußball-WM Deutschland – Australien (13. Juni 2010, ZDF) 27,91/74,409. Schwarzwaldklinik Folge 7 (17. November 1985, ZDF) 27,97 /k.A.10. Fußball-EM Deutschland – Österreich (16. Juni 2008, ARD) 27,96/76,8

Günter Netzer – hier mit seinem Partner Gerhard Delling – verabschiedete sich nach dem Spiel um Platz 3 als langjähriger ARD-Experte.

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Internetseiten, App, Twitter – DFB erreicht neue Zielgruppen und verzeichnet Rekordreichweiten

Online in eine neue DimensionDie Mannschaft spielte zukunftsweisend, das Online-Angebot spielte mit. Mit innovativen Formaten und exklusiven Inhalten erreichten die Inter-netauftritte des DFB bei der WM neue Zielgruppen und Rekordreichweiten. Mehr als 28 Millionen Seitenabrufe verzeichneten DFB.de und team.dfb.dewährend des Turniers, mehr als 2,6 Millionen Videos wurden angeklickt. Der Twitter-Kanal hat mittlerweile täglich über 30.000 Follower und die inder zweiten WM-Woche eingeführte DFB-App für das iPhone wurde bisher mehr als 100.000-mal bei iTunes runtergeladen. Tendenz weiter steigend.

In der Steppe steht ein Springbock. Kurzdarauf sind die ersten Zebras zu sehen.Ein paar Sekunden vergehen. Dann ist erda: der König der Tiere. Ein Löwe nähert

sich. In seinem Blickfeld: Lukas Podolski, MarioGomez und der Rest der Nationalmannschaft.Der Löwe zögert, wartet ab. Die Muskeln span-nen sich. Gleich wird er springen. Fiktion, Dich-tung, Traum, Albtraum? Nein! Alles ist real,die Löwen, die Spieler, die Wahrnehmung. Nur

nicht die Gefahr. Die Spieler fahren auf derLadefläche eines Pickups durch den Löwen-park, geschützt durch einen Drahtkäfig. Einbisschen Ablenkung vom WM-Alltag.

Beeindruckende Bilder, bewegte Bilder. Zu sehenwaren sie auf DFB-TV. Ob im Teamhotel Vel-more, beim Training in Atteridgeville, bei denSpielen in Durban, Port Elizabeth, Johannes-burg, Bloemfontein und Kapstadt – DFB-TV war

immer dabei. Beim Quadfahren auf Schotter-pisten, beim Kabinen-Besuch der Kanzlerin, beimAusflug in den Löwenpark. Ein großes Angebotmit großer Resonanz. User aus mehr als 150Ländern haben während der WM auf DFB-TVeingeschaltet. Und für Rekordquoten gesorgt.

Während vor zwei Jahren bei der Europameis -terschaft in Österreich und in der Schweiz in derTurnierphase 546.814 Videos geklickt wurden,

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Rasant auf dicken Reifen. Mario Gomez gibtGas, die Staubwolke wird immer größer. Aufdem Quad wurde das Velmore zur Renn-strecke, DFB-TV war dabei.

Bewegende Bilder: Bei DFB-TV bekamen die Fans täglich exklusive Einblicke.

Der Hauptauftritt im neuen Gewand: DFB.de stand während der WM unter deutscher undsüdafrikanischer Flagge.

sind bei der WM 2010 auf DFB-TV und team.dfb.desowie den neuen mobilen Versionen (mtv.dfb.de)2.645.832 Videos abgerufen worden. Die abso-lute Zeit, in der User Videos gesehen haben,addiert sich auf 552.808.990 Sekunden. Zumanschaulicheren Verständnis: Fünfhundert-zweiundfünfzig Millionen! Das sind 17,52 Jahre.Pelé war bei seinem ersten WM-Titel jünger.

Große prozentuale Steigerungen konntenauch beim Livestream-Angebot verzeichnetwerden. Im Jahr 2008 schauten 17.618 Besu-cher die Pressekonferenzen auf DFB-TV, zweiJahre später waren es 191.218. Im Zuge derWM konnten die Reichweiten auf Rekordniveaugebracht werden. Das gilt auch und geradefür dfb.de, den Online-Auftritt des Verbandes.Pünktlich zum Turnierstart erschien er in neuemGewand. Der Header: Eine Verschmelzung derLandesflaggen Deutschlands und Südafrikasvor der Stilisierung einer Steppenlandschaft.Der Inhalt: exklusiv, informativ, kreativ.

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Das legendäre Plakat: Im September wird der Gruß der Nationalspieler an einen Follower verlost.

Elemente wie Spielberichte waren selbstver-ständlich, selbstverständlich war das aber nichtalles. Zu jedem Gegner des deutschen Teamsgab es Hintergrundtexte, Interviews und Infor-mationen zur Länderspielhistorie. Geschich-ten von Spielen, die Geschichte geschriebenhaben. Dazu Reportagen aus Deutschland. Dieexklusiven Inhalte wurden von einer immergrößer werdenden Fangemeinde gelesen. Vom6. Juni bis 11. Juli lag die Zahl der Besucher beiinsgesamt 4.816.870 Millionen. 22.454.479 Malwurde die Seite abgerufen.

Und es war nicht die einzige Plattform desDFB, die von den Usern angeklickt wurde. SeitJanuar dieses Jahres ist team.dfb.de online,die Subsite der deutschen Nationalmannschaft.Ein Premiumprodukt im World Wide Web fürdas sportliche Premiumprodukt. Live aus Vel-more, hinter den Kulissen, informativ, inno-vativ, exklusiv, schnell. Ob im Video oder alsText. Ob im Interview oder als Geschichte. Vomersten bis zum letzten Tag, von Sizilien überSüdtirol nach Südafrika waren die Besuchervon team.dfb.de immer ganz nah dran an ihrem

Team. Das erste Interview vor dem ersten WM-Spiel mit der Nummer 1? Auf team.dfb.de hatManuel Neuer Einblicke versprochen: „Wir wer-den mit einem Sieg ins Turnier starten unddann sehr weit kommen.“

Neuer war einer der Helden des ersten Spiels,wie Lukas Podolski und viele andere auch. InSpiel zwei verschoss Podolski einen Elfme-ter. Geäußert hat er sich dennoch – zu denFragen von team.dfb.de. Würde er im Laufeder WM wieder einen Elfmeter schießen?„Grundsätzlich ja“, sagte Podolski auf derTeamseite und verriet zudem, wie er und seinLeben sich in den vier Jahren nach dem Som-mermärchen gewandelt haben: „Die größteÄnderung ist, dass ich jetzt eine Familie, einenSohn habe. Natürlich habe ich mich dadurchals Mensch verändert.“ Interviews waren eintragendes Element der Berichterstattung aufder Nationalmannschafts-Homepage. Bei-nahe alle Nationalspieler haben sich hier wäh-rend der fünf Wochen in Südafrika geäußert.

Von Schweinsteiger bis Friedrich, von Klosebis Badstuber. Von Özil bis Lahm.

Ihre Internetseite haben die Spieler zudemgenutzt für persönliche Botschaften. VonNationalmannschaft zu Nationalmannschaftetwa, als Philipp Lahm & Co. sich schon vordem Turnier bei der Eishockey-National-mannschaft für deren Grüße bedankt haben.Oder von Nationalmannschaft zu den Fans.„Wir alle haben hier die tollen Bilder aus derHeimat gesehen. Hunderttausende auf denFanmeilen, Millionen an den Fernsehschirmen,Emotionen in Schwarz-Rot-Gold. Unser Landfeiert eine friedliche Fußballparty. Gänse-hautbilder, für das gesamte Team. Auch wennihr fast zehntausend Kilometer entfernt seid:Eure Unterstützung trägt hier jeden Einzel-nen von uns. Eure Begeisterung gibt uns einenzusätzlichen Kick. Euer Rückhalt macht unsnoch stärker.“ Auszüge der Grußbotschaft vordem Halbfinale gegen Spanien.

Ein Fall für jeden Fan. Und das exklusive Ange-bot hatte sich schnell rumgesprochen. Nach

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56 | DFB-Journal 2/2010

Markteinführung lag die Zahl der Seitenab-rufe im Februar noch bei 68.966. Im Schnittbesuchten täglich 2.463 User die Teamseite.Das neue Produkt musste sich am Markt erstetablieren. Die WM wurde dafür als Chanceerkannt. Und genutzt. Für den Zeitraum vom6. Juni bis 11. Juli wurden 5.602.270 MillionenAbrufe registriert (1.132.041 Besuche). Insge-samt kamen die beiden Plattformen DFB.deund team.dfb.de damit im Turnierzeitraum aufmehr als 28 Millionen Seitenabrufe!

DFB-TV, DFB.de, team.dfb.de, drei Produkte –ein Ziel: Der beste Service für die Fans. DreiProdukte – und längst noch nicht alles. Erst-mals unternahm der Deutsche Fußball-Bundeinen Ausflug in die sozialen Netzwerke. BeimMicroblogging-Dienst Twitter wurden im Okto-ber 2009 fünf Kanäle (Verband, National-mannschaft, Frauen, U-Teams, 3. Liga) ange-legt. Über ein entsprechendes Konto konntenund können sich Interessierte als „Abon-nenten“ für die Kurznachrichten und Linksdes DFB registrieren lassen. Als „Zugpferd“dient der Kanal der Nationalmannschaft, derim Verlauf der Weltmeisterschaft in Südafrikazu einem der beliebtesten deutschen Twit-terauftritte wurde und die Top fünf aller Online-Charts erreichte.

Über Twitter erfuhren die Follower die Aufstel -lung der deutschen Mannschaft, über Twitterwaren sie bei allen Spielen, in der Kabine, imFlugzeug, im Bus, bei der Mannschaft, zwischenden Spielern. Informativ und interaktiv. ViaTwitter konnten Fans aus aller Welt mit denSpielern in Kontakt treten. Von Honduras bisHessen. Von Barbados bis Los Angeles. VonVenezuela bis Japan. „Viel Glück, bringt denSpaniern das Laufen bei. Grüße aus dem Tau-nus nach Südafrika!“, schrieb der Follower mitdem Namen Bine 108. „My best wishes for youfrom Venezuela . OMG! HOPE YOU WIN TOMOR-ROW”, lauteten die Grüße von Follower LorenaBMM vor dem Spiel gegen England.

Zwei von rund 30.000 Followern, die mittler-weile den Twitter-Kanal der Nationalmann-schaft abonniert haben. Zum Kultobjektwurde das Plakat, mit dem die Spieler jedentausendsten neuen Follower begrüßten.Anfangs als einmalige Geste gedacht, wurdeder handgeschriebene Zettel auf Wunsch derFollower zum Running Gag. „Beim nächstenMal bitte Arne Friedrich mit Plakat“, kom-mentierte ein Follower. Der Wunsch wurdeerfüllt. Und zum Abschluss der WM gab es einbesonderes Geschenk: Das Plakat wird nebstzwei Karten für das EM-Qualifikationsspiel

gegen Aserbaidschan im September unter denAbonnenten des DFB-Twitter-Kanals verlost.

Über den Twitter-Kanal bekommen Followerauch weiterhin die relevanten Links zu denTexten auf DFB.de und team.dfb.de. Danebenwurde eine völlig neue Dimension im Bereichder mobilen Endgeräte erreicht. In der zwei-ten WM-Woche wurde die erste Applikationdes DFB eingeführt. Über den iTunes-Storevon Apple kann die App gratis auf iPhone undiPod geladen werden. User haben damit Zugriffauf das Text- und Videomaterial von DFB-Online,von Frauen-Fußball über soziale Themen biszur Nationalmannschaft.

Live-Ticker aus der Regionalliga, Videos allerNationalmannschaften des DFB, die Spiele derFrauen-Bundesliga als Live-Stream, die DFB-Appgibt völlig neue Einblicke. So sind sämtlicheInhalte des Verbandes jederzeit verfügbar, immerund überall, die gesamte Bandbreite desOnline-Angebots des DFB auf einem mobilenEndgerät. Die Resonanz ist sensationell. Aktu-ell haben bereits weit mehr als 100.000 Men-schen die DFB-App auf ihr iPhone geladen. Beiden Sport-Apps liegt der DFB regelmäßig aufPlatz 1 der Apple-Rangliste. Und täglich kom-men rund 1.000 neue User dazu. Auch ohne WM.

Bestseller bei iTunes: Mehr als 100.000 Mal wurde die DFB-App bisher runtergeladen.

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WE LÖW YOU!DANKE FÜR FUSSBALL VONEINEM ANDEREN STERN!

Was war das für eine Wahnsinns-WM voller Titelträume und Traumtore!Auf FUSSBALL.DE geht’s nun in die Verlängerung! Videos, Reportagen, Interviewsund Highlights – hier kannst du alle WM-Spiele noch einmal erleben! Und das Beste:Schon bald geht es mit unseren WM-Helden weiter in EM-Quali, DFB-Pokal,Bundesliga und Champions League. Klick dich zum Kick auf FUSSBALL.DE!

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58 | DFB-Journal 2/2010

Gemeinsam Fußball schauen, Kontakte knüpfen, die WM auf eine ganz besondere Art erleben. Was bei der EM 2008 funktioniert hat, wurde inanderer Form bei der WM 2010 fortgesetzt. Im Sheraton Hotel Pretoria entstand mit viel Einsatz und Liebe zum Detail eine zentrale Anlaufstellefür Freunde und Partner des DFB. Aus einem Ballsaal wurde ein gemütliches, ursprüngliches Stück Südafrika. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdekehat sich während des Turniers die DFB-Lounge angeschaut. Ein Konzept, das auch bei der EM 2012 fortgeführt werden soll.

Wer das Drehkreuz am Eingang pas-siert, taucht ab in Marmor, Mala-chit und Mahagoni. Vorbei an denBoutiquen und am Restaurant führt

der Weg zum großen Ballsaal des SheratonHotels. Die Tür öffnet sich, dahinter liegt auf300 Quadratmetern das ursprüngliche Afrika.Tänzer und Tänzerinnen bewegen sich imRhythmus der Trommeln. Palmen in den Ecken,der Kunstrasen auf dem Boden ist in Beigegehalten, an den Wänden fünf beeindruckendeBilder. Die Big-Five - Wasserbüffel, Elefant, Nas-horn, Leopard und Löwe - jeweils kombiniertmit Motiven des Fußballs. Willkommen in derDFB-Lounge.

Für seine Sponsoren und Partner, für Freunde,Familien und Fußball-Familie hatte der DFB bei

der WM diese Welt erschaffen. Ein Ort der Begeg-nung. Eine Anlaufstelle. DFB-Präsident Dr. TheoZwanziger und Liga-Präsident Dr. Reinhard Rau-ball nutzten sie für offizielle Anlässe. Ehren-spielführer Uwe Seeler war zu Gast, Klaus Allofs,Berti Vogts, Gerd Müller, Bernd Hölzenbein,Jens Lehmann, Gerald Asamoah, Giovane Elber.Und, und, und. Gemeinsam reiste man von hierzu den Spielen der deutschen Mannschaft,gemeinsam ließ man den Tag hier ausklingen.Und die Sponsoren haben täglich die Mög-lichkeit genutzt, ihren Kunden hier ein ganzbesonderes Erlebnis zu ermöglichen.

Schon bei der Europameisterschaft 2008 inÖsterreich und der Schweiz war die DFB-Loungeein Erfolg. Plural, wegen der vielen Loungesin Österreich und der Schweiz. Besonders

ausgefallen war die Lounge in Klagenfurt am Wörthersee. Auf dem Wörthersee. KünstlicheInseln wurden hier geschaffen, eine Welt aufdem Wasser, unvergesslich für alle, die dieserleben durften. Die Grundidee wurde wie-der aufgegriffen.

Anfang Dezember 2009 machte sich eine Dele-gation auf den Weg dorthin, schnell war klar:alles ganz anders. Die Entfernungen zwischenden Spielorten waren zu groß, sinnvoll wardeswegen eine zentrale Anlaufstelle. Die Wahlfiel auf das Sheraton Hotel und Pretoria. DieDelegation war hier untergebracht, die Nähezum Fan Village und zu den Stadien in Johan-nesburg und Pretoria waren gute Argu-mente. Entscheidend aber waren die kurzenWege zur Mannschaft. 20 Minuten bis zum

Treffpunkt DFB-Lounge: Plattform für alle Partner

Ein ganz besonderer Ball-Saal

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Velmore Grande Hotel. Deswegen hatten auchSpieler wie Mesut Özil, Jérome Boateng undStefan Kießling die Möglichkeit, sich in derLounge mit ihren Familien zu treffen.

Sie waren vier von rund 1.200 Gästen, die dieLounge an zwölf Öffnungstagen besuchten.Auch Diplomaten und Politiker haben vorbei-geschaut. Dieter W. Haller, der deutsche Bot-schafter in Südafrika, gehörte zu den Besu-chern. Vor dem Spiel gegen Ghana war DirkNiebel zu Gast. Dr. Zwanziger überreichte demMinister für wirtschaftliche Zusammenarbeitund Entwicklung ein Trikot mit den Unter-schriften aller Spieler. „Eines der letzten Tri-kots der deutschen Nationalmannschaft mitdrei Sternen auf der Brust zu bekommen - dasist schon etwas Besonderes“, scherzte Niebel.

Der logistische Aufwand hat sich gelohnt.Monate der Planung, Monate der Abstimmungund Monate des Austauschs zwischen denAbteilungen und Partnern. Unter der Ver-antwortung von DFB-Organisationschef Ernst-Peter Radziwill wurde etwas aufgebaut, dasvon allen begeistert angenommen wurde.„Unsere Intention war es nicht, einen Ertragzu erwirtschaften“, sagt Radziwill, „unsereIntention war es, ein hochwertiges Produktzu schaffen.“ Dafür hatten am 20. April zweigroße Container Deutschland in Richtung Süd-afrika verlassen. Der Inhalt: 120 Kubikmetermit Einrichtung und Technik. Über Durban wur-den die Container nach Kapstadt verschifftund dann nach Pretoria weitertransportiert.Vier Tage dauerte der Aufbau, viele fleißigeHände haben angepackt.

Das Zusammenspiel funktionierte danach sogut wie bei der deutschen Mannschaft. Bit-burger sorgte für frisch Gezapftes, Coca-Colastellte die Softdrinks, von Sony kamen dieBildschirme und Laptops für die Internet-Ecke,

Mercedes-Benz stellte den Fahrservice. „Füruns war es selbstverständlich, dass wir unsauch hier einbringen“, sagte Konstantinos Tsiknas, der Vice-President Sales & Marketingvon Mercedes-Benz Südafrika. Sein Unter-nehmen hat die Lounge genutzt, um Mitar-beitern und Kunden besondere WM-Momentezu ermöglichen. „Durch die Partnerschaft mitdem Deutschen Fußball-Bund konnten wir inder Lounge interessante Menschen zu inte-ressanten Gesprächen zusammenführen. Wirhaben ein tolles Feedback erhalten, alle habendas Ambiente genossen.“

So war es bei der EM 2008, so war es jetzt beider WM 2010, so wird es auch bei der EM 2012sein. „Wir freuen uns, dass die DFB-Loungeso hervorragend angenommen wird“, sagt DFB-Marketing-Direktor Denni Strich. „Bereits2008 war unsere Lounge in Österreich undder Schweiz ein großer Erfolg, so dass wirauch bei zukünftigen Turnieren an dem Kon-zept festhalten und unseren Partnern einenbesonderen Treffpunkt anbieten können.“

Treffpunkt in gemütlicher Atmosphäre: Uwe Seeler, Dr. Reinhard Rauball undSchweinsteiger-Freundin Sarah Brandner.

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Mehr als 500 Gäste im Fan Village in Pretoria

Und jetzt wird für Die Sonne war schon wieder aufgegangen, als die letzten Fans ins Bett gingen. Viele von ihnen waren

erst spät heimgekommen, sie hatten das Spiel gegen England live im Stadion gesehen. Eine Nacht wie im Rausch im deutschenFanzelt, freudetrunken und glückselig, und um kurz nach 8.00 Uhr sprang der Letzte in voller Montur in den Pool. „Die Stimmung war immerrichtig gut, aber in dieser Nacht ganz besonders“, sagt David Meier. Der 23-Jährige wohnte zweieinhalb Wochen im Village des Fan Club Nati-onalmannschaft powered by Coca-Cola auf dem Uni-Campus von Pretoria. DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen hat er davon erzählt.

Meier und sein Kumpel Stefan Fun-ken kommen aus Wahlscheid in derNähe von Siegburg. Beide spielenin der Kreisliga A, David im Mittel-

feld, Stefan im Tor. Irgendwann wollen sie auf-steigen in die Bezirksliga. Ein Traum sei dasund nicht der einzige. Den ersten haben diebeiden im Sommer wahr gemacht: die WM inSüdafrika vor Ort erleben. In 17 Tagen habenMeier (23) und Funken (21) neun Spiele gese-hen, darunter drei deutsche Siege (gegenAustralien, Ghana und England). Bis auf PortElizabeth, Kapstadt und Polokwane sind siein jedem WM-Stadion gewesen. Beeindruckend,jedes auf seine Art, sagt Funken.

Ihr Zuhause war während der Zeit am Kap dasFan Village des Fan Club Nationalmannschaftpowered by Coca-Cola in Pretoria. Dort warensie zwei von gut 500 Anhängern des deut-schen Teams, die den Uni-Campus in ein deut-sches Dorf verwandelten. Zu den DFB-Spie-len wurde man entweder gebracht, oder manschaute sie sich im Fanzelt an. Ehrengästekamen auch vorbei: DFB-Präsident Dr. TheoZwanziger, Generalsekretär Wolfgang Niers-bach, Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball,Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff,Torwart-Trainer Andreas Köpke, Ex-National-spieler Gerald Asamoah. Es gab Sportange-bote und Ausflüge. „Südafrika ist mehr alsFußball“, sagt Funken, der mit seinem Kum-pel Meier Touren in das Spielerparadies SunCity unternahm, den Nationalpark Pilanesbergbesuchte und mit anderen Fans im Fan Vil-lage Fußball spielte. Ein bisschen Training fürden Traum von der Bezirksliga.

Funken ist seit drei Jahren Mitglied im FanClub Nationalmannschaft, selten ist er bis-

lang zu Spielen mitgefahren, auch wenn erimmer mitgefiebert hat. „Diesmal wollte ichmal das Angebot nutzen“, sagt er. Im Dezem-ber vorigen Jahres buchten die beiden fürdas Fan Village, für zweieinhalb Wochen, einenlängeren Urlaub bekamen die beiden nicht.17 Tage, dichtes Programm, möglichst viel mit-nehmen. Und wer im Schnitt an jedem zwei-ten Tag ein Spiel im Stadion sieht, der darfvon sich behaupten, wirklich viel erlebt zuhaben. Highlights? „Das deutsche Spiel gegenEngland, ganz eindeutig“, sagen beide. Unddie Party danach. „Als Sieger ins Fan Villagezu kommen, war ein wahnsinniges Gefühl“,sagt Meier.

Auch das Spiel der Italiener gegen die Slo-wakei sei ihm noch in guter Erinnerung, sagtFunken. Der Underdog warf den Weltmeisteraus dem Turnier. Vier deutsche Spiele stan-den auf dem Programm, als die beiden Rhein-länder in Südafrika waren, für drei hatten siesich Karten besorgt. Nur für das gegen Ser-bien nicht. Mit leiser Vorahnung hatte dasjedoch nichts zu tun. „Es passte nicht in unse-

FAN CLUB NATIONALMANNSCHAFT

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Riesenparty nach Spielen der deutschenMannschaft im Fan-Zelt.

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Brasilien gespart

Herrlicher Blick auf Rio de Janeiro, eine der Austragungsstädte der WM 2014 in Brasilien.

ren Reiseplan“, sagt Meier. Darum verpass-ten die beiden auch die deutsche Vorrunden-Niederlage (0:1) in Port Elizabeth. Wenn siedabei waren, gewann die DFB-Auswahl immer.Vielleicht hätten sie einfach noch ein biss-chen länger bleiben sollen. Bis zum Halb-finale gegen Spanien zum Beispiel.

Aber auch die schönste Reise nimmt mal einEnde, und das kam für die beiden zwei Tagenach dem England-Spiel. „Ich würde es jeder-zeit wieder machen“, sagt Funken. Und auchMeier war begeistert: „Wir hatten den gro-ßen Vorteil, dass wir uns auf dem Uni-Geländefrei bewegen konnten. Das wäre in vielen Hotels

anders gewesen.“ Sie haben viele Leute ken-nengelernt, andere Fans aus anderen TeilenDeutschlands.

Mit zweien aus Berlin haben sie sich schonzum Spiel gegen die Türkei am 8. Oktoberverabredet. Einen Düsseldorfer und einen Saar-brücker treffen sie schon am 3. Sep tember inBrüssel, wenn es gegen Belgien geht. Und Ste-fan Funken hat schon ein Sparkonto ange-legt. Jeden Monat gehen 50 Euro darauf, inabsehbarer Zeit sollen es mehr werden. „Ichwill 2014 mit nach Brasilien“, sagt er. „Daswill ich mir nicht entgehen lassen.“

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Danke für Fußball voneinem anderen Stern.In 4 Jahren holt ihr den 4. für Deutschland.

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Die WM gibt Südafrika Hoffnung, die großen Probleme des Landes lösen zu können

Aufbruch nach dem AbpfiffDie finsteren Prognosen der Skeptiker erfüllten sich nicht. Südafrika hat als Ausrichter der WM

viel Ansehen gewonnen. Das Land präsentierte sich nach außen als guter Gastgeber und nach

innen rückte die zerrissene Bevölkerung enger zusammen. Ob das Turnier auch nachhaltig wirkt,

wird erst die Zukunft zeigen. Die drängenden Probleme des Landes bleiben, aber die WM hat

vielen Menschen zumindest die Hoffnung gegeben, dass man sie lösen kann. Christian Putsch,

freier Südafrika-Korrespondent der „WELT“, aus einem Land, das nach dem Abpfiff vor einem

mühsamen Aufbruch in eine bessere Zukunft steht.

Da standen sie, am Straßenrand. Inmit-ten der Dunkelheit, und man glaubteseinen Augen kaum. Zwei Stundenzuvor war Südafrika bei der Welt-

meisterschaft ausgeschieden, als ersterGastgeber der WM-Geschichte überhauptschon in der Vorrunde. Das 2:1 in Bloemfon-tein gegen Frankreich – nur noch Makulatur.Ein Land in Tränen erwarteten die Beobach-ter. Doch die 60 Menschen etwas außerhalbder Stadt jubelten. Sie bliesen in ihre Vuvu-zela-Tröten und winkten den Autos zu, diezurück nach Johannesburg fuhren. Einige stan-den dort in ihren Schlafanzügen. Sie müssengefroren haben im südafrikanischen Winter.

Viele der Stadionbesucher, die hier vorbei-zogen, verdienen an einem Tag mehr als siein einem Monat. Doch während der WM rück-

Vor allem die Kinder und Jugendlichen in den Townships

brauchen neue Chancen und Perspektiven.

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ten die sozialen Unterschiede in Südafrika,die höchsten der Welt, in den Hintergrund.Was zählte, war die Gemeinsamkeit: Die ersteWeltmeisterschaft auf afrikanischem Boden,die immer sichere Erkenntnis, dass es einegute werden würde. Die Dorfbewohner schrienan der Landstraße, sie lachten, eine spon-tane Parade gegen die Enttäuschung. Und aufdas Gesicht der gefrusteten Fans in ihren Autosschlich sich das Lächeln zurück, das diesesTurnier auf so wunderbare Weise begleitethat. Sie bremsten ab, einige stiegen aus undfeierten mit. In der Dunkelheit. In einem Landwie Südafrika, in der so mancher hinter jedemPassanten einen potenziellen Verbrecherbefürchtet.

Die WM 2010 ist Geschichte, und sie war auchnach dem Ausscheiden Südafrikas ein Fest –bis zum letzten Tag. Eines, das der Nationweitergeholfen hat. Passender als der süd-afrikanische Buchautor Mark Gevisser hat wohlniemand ihren Effekt für Südafrika zusam-mengefasst. „Wir haben vor allem gewonnen,weil wir endlich von einem ‚Wir’ sprechen konn-ten.“ Etwas habe sich mit der WM verändert,mit dieser gemeinsamen Unterstützung für

die südafrikanische Nationalmannschaft undder Verantwortung für 200.000 ausländischeFans: „Wir haben uns alle auf der gleichenSeite wiedergefunden.“ Auf Augenhöhe.

Viele Vertreter der autovernarrten südafri-kanischen Mittelklasse benutzten auf dem Wegzu den Spielen plötzlich öffentliche Ver-kehrsmittel oder trauten sich erstmals in einTownship. Es war das Turnier des gesamtenSüdafrikas, und nicht einzelner Bevölke-rungsgruppen. „Der Stolz in Südafrika, eineEinheit geformt zu haben, eine gemeinsameVision geteilt zu haben, lässt sich nicht inZahlen messen“, sagte OrganisationschefDanny Jordaan, „wir haben das Image Süd-afrikas neu definiert.“

Das Turnier hat zumindest für viereinhalbWochen Barrieren aufgebrochen, die zwischenArm und Reich oft starrer sind als zwischenden ethnischen Gruppen. Mit der gelunge-nen Organisation der WM, dem logistisch wohlanspruchsvollsten Sportereignis der Welt,offenbarte das Land einen Blick auf sein tat-sächliches Potenzial. Es war ein Monat, in demder Begriff der Regenbogen-Nation nicht mehrwie eine längst vergessene Utopie wirkte. Derehemalige US-Politiker Henry Kissingerbezeichnete das Turnier als das bislang auf-regendste. „Ich habe niemals eines mit bes-serer Gastfreundschaft erlebt.“ Und Bun-deskanzlerin Angela Merkel befand, „Südafrikasollte wirklich stolz auf sich sein“.

3,2 Millionen Zuschauer sahen die 64 Spieleim Stadion – nur bei der WM 1994 in den USAwaren es mehr, wobei nach Südafrika weitweniger ausländische Besucher als erwartetkamen. Es gab entgegen aller Befürchtungenkeine schweren Verbrechen, keine Strom-ausfälle in den Stadien und – mit Ausnahmevon den verspäteten Flügen beim Halbfinaleder Deutschen in Durban – auch kaum Rei-sechaos. „Der ultimative Ritterschlag war, dassmit dem Anpfiff am 11. Juni die Leute eherüber französische Egos debattierten alsbrennende Reifen (in den Townships), eherüber Torkameras als Überwachungskamerasund eher über „die Hand Gottes“ als überHände, die mit Macheten fuchteln“, kom-mentierte David Smith im „Guardian“ die Hyste-rie im Vorfeld der WM.

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Vornehm hielten sich zuletzt die Kritikerzurück. Mit einiger Genugtuung sagte Orga-nisationschef Jordaan, diese Skeptiker hät-ten „eine unglaubliche Erfahrung“ verpasst.Er rufe ihnen zu: „Bleibt in Eurer Ecke undschmollt.“ Die Wahrnehmung des Landes hatsich verändert. Das gilt ganz besonders fürden Großraum Johannesburgs, der in den ver-gangenen Jahren selten positive Schlagzei-len produziert hatte. Doch Südafrika hat sichauf der anderen Seite mit der Vorbereitungdes Turniers bis an die Belastungsgrenze ange-strengt.

Wegen der hohen Kriminalitätsraten und Reisekosten kamen anstelle der erhofften450.000 WM-Touristen nur rund 200.000. DasTurnier wird nach übereinstimmenden Prog -nosen von Finanzexperten zu maximal einemhalben Prozentpunkt Wirtschaftswachstumbeitragen. Materiell auszahlen, so viel stehtjetzt schon fest, kann sich die WM erst in eini-gen Jahren – und das nur in dem Fall, dasses genug Strahlkraft aufbringen wird, um deut-lich mehr Investoren und Touristen anzulocken.Die unmittelbaren wirtschaftlichen Hoffnun-gen erfüllten sich für viele Südafrikaner nicht.Doch mit der WM steigt auch der Druck aufdie Regierung. „Wir haben Erwartungen

geschürt, dass die WM sofort für Inves titionenund neue Jobs sorgen wird“, sagt WilliamGumede, Privatdozent an der Universität Wit-watersrand in Johannesburg.

Wie eine mahnende Erinnerung werden in denkommenden Jahren die zehn WM-Arenen ste-hen, von denen wohl nur wenige angemes-sen genutzt werden können. Der Besucher-schnitt der südafrikanischen Liga liegt beirund 10.000 Zuschauern, die Rugby-Teams sindnur schwer zum Umzug aus den eigenen Sta-dien zu bewegen. Die sind zwar alt, aber kostenoft keine Miete. Immerhin, das großartige Sta-dion in Durban wird wohl als wichtiges Argu-ment bei der geplanten Bewerbung Südafri-kas um die Olympischen Spiele 2020 dienen.Die Fähigkeit, eine solche Veranstaltung zuorganisieren, wird Südafrika diesmal wohl nie-mand absprechen.

Doch der „Mail&Guardian“ formulierte dieeigentliche Frage, die Südafrika in den kom-menden Monaten beschäftigen wird. „Warumist der Staat in der Lage, die Stadien pünkt-lich zu bauen und eine WM zu organisieren,wenn er nicht in der Lage ist, seinen Bürgernmit Respekt und Effizienz zu begegnen?“ Mitberechtigtem Stolz vermeldeten Politiker von

der kaum vorhandenen Kriminalität währenddes Turniers. Offizielle Zahlen präsentiert diePolizei erst im September, doch die Indiziensprechen tatsächlich für einen Rückgang. ADT,eine der führenden Sicherheitsfirmen, berich-tete von 60 bis 70 Prozent weniger Vorfällenin einigen Stadtteilen Johannesburgs.

Die Qualität der Überwachung während derWM wird sich allerdings kaum aufrechterhal-ten lassen. Zwar bleiben die 41.000 speziellfür die WM ausgebildeten Polizisten im Dienst.Doch ihre Präsenz wird nicht gehalten wer-den können. Auch die Gerichte, die bis spätin die Nacht arbeiteten, werden nach der WMwieder einen anderen Rhythmus haben. Süd-afrika feiert, und es gibt in diesen Tagen soviel Grund zu Optimismus wie schon lange nichtmehr. Doch das Land darf bei aller Euphorieüber das Erreichte und dem Jubel mit demneuen Weltmeister nicht vergessen, dass dieeigentlichen Herausforderungen erst bevor-stehen. Brennpunkte wie die enormen und wei-ter wachsenden sozialen Unterschiede odereine Jugendarbeitslosigkeit von rund 50 Pro-zent sind weiter vorhanden.

Ganz Südafrika jubelte mit Ghana, als das Teamins Viertelfinale einzog. Nun gilt es, sich mit

Public Viewing in Kapstadt: Die WM hat die Menschen in Südafrika zusammengebracht.

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gleicher Menschlichkeit den Wirtschafts-flüchtlingen aus Simbabwe zu widmen. In die-sen Tagen versuchen Medienberichten zufolgeHunderte Südafrika zu verlassen, das so vielefröhliche Bilder präsentierte – aus Angst vorAttacken in den Townships, wo Südafrikanermit den Menschen aus den Nachbarländernum Gelegenheitsjobs konkurrieren. Vor zweiJahren kamen über 60 Menschen ums Leben.Das Land muss die Stimmung, aber auch diekonsequente Sicherung von Sicherheit bewah-ren, um die gewonnene Reputation nicht schnellwieder aufs Spiel zu setzen.

Auch die Fußballfunktionäre des Landes wer-den sich in den kommenden Jahren an derWM messen lassen müssen. Rund 80 Millio-nen Euro bekam der nationale FußballverbandSAFA aus den WM-Ausgaben. Mit dem Geld,so die Bedingung der FIFA, müssen die Struk-turen verbessert werden. Es wird sich wohlerst in den kommenden Jahren zeigen, obdas Land tatsächlich ein funktionierendesNachwuchssystem aufgebaut hat – nur so kannSüdafrika der sportlichen Zweitklassigkeit ent-kommen.

Die Bürger Südafrikas stellen derweil alle Uhrenauf Null. Die WM – wunderbare Vergangen-heit. Das Turnier, auf das die Nation so vieleJahre hingefiebert hat, ist vorbei. Ein Lebenohne Vuvuzela-Nachklang im Ohr. Rugby stattFußball im Fernsehen. In diesen Tagen tut esganz gut. Doch in ein paar Wochen wird Weh-mut aufkommen. Nicht nur in Südafrika.

Tausende Sicherheitskräfte waren während der WM-Endrunde im Einsatz.

Das architektonisch beeindruckende Stadion in Durban soll ein wichtiges Argument für die Olympia-Bewerbung 2020 werden.

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70 | DFB-Journal 2/2010

Interview mit FIFA-Präsident Joseph S. Blatter

„Es ist eine Mischung aus

Seit 1975 ist Joseph S. Blatter beim Fußball-Weltverband.1998 wurde der Schweizer

FIFA-Präsident. Im kommenden Jahr will er erneut für das Amt

kandidieren.

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Freude und Genugtuung“

Herr Blatter, um uns herum stehen unzählige

Auszeichnungen, Orden und Erinnerungen aus

anderen Ländern in den Vitrinen. Was haben Sie

sich eigentlich aus Südafrika mitgebracht?

Ich kann Sie beruhigen, auf jeden Fall keineVuvuzela. Was habe ich mir mitgebracht? Ichhabe eine Statue und ein paar andere Erin-nerungsstücke bekommen, aber ich hatte nochkeine Zeit, sie mir genauer anzuschauen. Vielwichtiger ist ohnehin, was ich darüber hin-aus aus Südafrika mitgenommen habe: Dassdort mit dieser WM etwas geschafft wurde,was viele nicht für möglich gehalten hätten.

Das klingt ein bisschen nach Genugtuung?

Ja, es ist schon eine Mischung aus großerFreude und Genugtuung. Natürlich war derDruck vorher groß, auch für mich. Der Auf-schrei wäre groß gewesen, wenn es Problemegegeben hätte. Wenn man jetzt bedenkt, dassHunderttausende von Menschen nach Süd-afrika gekommen sind, sich dort mit ande-ren zusammengefunden haben und in Städ-ten wie Kapstadt, Durban oder Port Elizabethfriedlich miteinander gefeiert haben, ist dasetwas Fantastisches. Es gab kaum gewalttä-tige Zwischenfälle, es gab im Transportbe-reich trotz all der logistischen Herausforde-rungen keine größeren Unfälle.

Im Nachhinein können Sie es ja sagen: Hatten

Sie damit gerechnet?

Was die Sicherheit angeht, hatte ich keineBedenken. Ich wusste, dass Südafrika alles dafürNötige unternehmen wird. Aber dass sich dieFans so gut verhalten, dass sie so friedlich

miteinander umgehen, war schwer vorher-sehbar. Das zu sehen, war sehr emotional.

Stichwort Emotionen: Was war für Sie der bewe-

gendste Moment bei der WM?

Es gibt zwei. Kurz vor dem Anpfiff des Fina-les wurde Nelson Mandela ins Stadion gefah-ren, ich durfte ihn am Spielfeldrand in Emp-fang nehmen und begrüßen, umarmen. Danngab es etwa eine Stunde nach dem Schluss-pfiff des Finales einen weiteren Moment. Eswaren noch Tausende Zuschauer im Stadion,die nicht gehen wollten, die zusammen fei-erten und den Moment genossen. Niemandwollte gehen, sie wollten nicht, dass es schonzu Ende ist. Ich habe von der Loge ins Sta-dion geschaut und diese Menschen gesehen.Ich stand dort allein. Und als mir einige Leutegratulieren wollten, sagte jemand hinter mir:

Lasst ihn einen Moment alleine. Es war einbesonderer Moment.

Das passt so gar nicht zum Bild, die FIFA würde

immer nur an den Kommerz denken.

Natürlich spielt auch das Marketing bei unseine wichtige Rolle. Aber dabei wird häufigvergessen zu erwähnen, was wir für den Fuß-ball und die Menschen tun. Wir kümmern unsmit unseren Projekten um die Bildung, Erzie-hung und Gesundheit. Mit der Bewegung „Foot-ball for Hope“ setzen wir uns beispielsweisegegen Armut und Analphabetismus ein. Fuß-ball ist nicht nur Geschäft, er ist Teil der Gesell-schaft. Und wir nehmen unsere Verantwor-tung sehr ernst.

Glauben Sie wirklich, dass das Turnier für Süd-

afrika nachhaltig etwas bewirken kann?

Wirtschaftlich ist schon etwas erreicht. DerStaatschef hat mitgeteilt, dass ein Wachstumdes Bruttoinlandprodukts von 0,5 Prozenterwartet wird. Es ist zumindest ein Anstoß,jetzt muss Südafrika aber selbst etwasmachen. Vielleicht ist es noch wichtiger alsdas Wirtschaftliche, was die WM emotionalfür den gesamten afrikanischen Kontinentbedeutet. Man hat Vertrauen gefasst. Man hatsich und der Welt gezeigt, etwas schaffen zukönnen.

Der FIFA-Präsident war beeindruckt von der Leistung des deutschen Teams.

Sonne, Strand, Ausspannen nach der Anspannung der WM – nichts für Sepp Blatter. „Ich dekom-primiere, so nennt man das doch bei Sportlern“, sagt der Präsident des Fußball-Weltverban-des (FIFA) mit einem Lachen. Langsam runterfahren, ein paar Tage ins Wallis, dann wieder insBüro. Der 74-Jährige sitzt in einem der braunen Ledersessel der Präsidenten-Lounge. In denVitrinen Orden, an der Wand Urkunden und an seinem Revers eine goldene FIFA-Nadel. Blatterlehnt sich zurück und muss nicht lange überlegen, als er gefragt wird, wie es ihm ein paarWochen nach der WM geht. „Sehr gut, es ist doch wunderbar gelaufen“, sagt er. DFB-Chefre-dakteur Ralf Köttker hat den FIFA-Präsidenten in der Züricher Verbandszentrale besucht.

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Zurück zum Spiel: Wie fällt Ihre sportliche Bilanz

aus? Ist die richtige Mannschaft Weltmeister

geworden? Sie können sich jetzt in Deutschland

beliebt machen und mit einem klaren nein ant-

worten.

Ich sage es mal so: Es ist die Mannschaft Welt-meister geworden, die von Anfang bis Endedas gepflegte Spiel gezeigt hat. Und es isteine Mannschaft Weltmeister geworden, diezu den drei jüngsten gehörte. Die jüngste warGhana, die fast in das Halbfinale gekommenwäre. Und die zweitjüngste Deutschland. EineMannschaft, die mich sehr überrascht hat.

Was hat Sie überrascht?

Dass sie so offensiv gespielt hat. Wenn ichzum Beispiel an das Spiel um Platz drei denke,das war wirklich klasse. Es ging hin und her,immer nach vorne.

Hatten Sie das vor Turnierbeginn nicht so

erwartet?

Ich habe früher deutsche Mannschaftenauch schon anders spielen sehen. Sie habensich sehr elegant auf dem Platz bewegt.Deutschland war wirklich eine Bereicherungder Weltmeisterschaft. Und die jungen Spie-ler haben viel Talent.

Hatten Sie vor der WM schon mal einen Namen

wie Thomas Müller gehört?

Ja, er war auch bei der Junioren-WM in Ägyp-ten. Er ist ein unbekümmerter junger Mann,der aus einem kleinen Dorf kommt. Er hat

den richtigen Instinkt. Aber ein anderer, derüber sich hinausgewachsen ist, war der Bayer.

Wer?

Der Schweinsteiger. Als ich ihm nach dem Spielgegen Uruguay gratuliert habe, hat er michumarmt. Da habe ich zu ihm gesagt: Bravo,Bayer. Ich glaube die Mannschaft musste durchdas bedauerliche Fehlen ihres SpielmachersMichael Ballack über sich hinauswachsen.

Können Sie dem Bayer 2014 in Brasilien zum Titel

gratulieren?

Das wird man sehen, die anderen schlafenauch nicht. Wir haben bei der WM eine Aus-wertung gemacht, aus der hervorging, dassBrasilien nur einen Spieler unter 23 hatte. DerVerbandspräsident hat sofort gesagt, dannmüssen wir jetzt neu anfangen und beim Nach-wuchs ansetzen. Die Zukunft gehört derJugend, das hat das Turnier gezeigt.

Das Turnier hat auch gezeigt, dass das Inte resse

enorm groß ist. In Deutschland gab es Rekord-

quoten. Und in Südafrika waren die Stadien gut

besucht.

Mit Ausnahme von zwei Spielen. Verkauft waram Ende alles. Leer blieben die Hospitality-Kontingente, die bei diesem Turnier sicherkein gutes Geschäft waren.

Braucht der FIFA-Präsident eigentlich auch eine

All-Area-Karte?

Nein, die brauche ich nicht.

Sie kommen überall hin, sitzen aber dafür nie in

der Fankurve. Fehlt Ihnen das manchmal?

Im Wallis schaue ich mir manchmal Spiele an,dabei stehen wir am Spielfeldrand. Natürlichkann ich im VIP-Bereich nicht so ausgelas-sen jubeln. Aber wenn man mal meine Füßefilmen würde, dann würde man sehen, dassich die ganze Zeit mitspiele.

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Dank der Fans an den FIFA-Präsidenten, dass die WM erstmals auf dem afrikanischenKontinent stattgefunden hat.

Spanien gewinnt erstmals den WM-Titel: Joseph S. Blatter überreicht Mannschaftskapitän Iker Casillas die begehrte Trophäe.

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74 | DFB-Journal 2/2010

Dann regen Sie sich auch auf, wenn Schiedsrichter

daneben liegen. Bei der WM ist das einige Male

vorgekommen. Wird die FIFA sich wie angekün-

digt tatsächlich bewegen und technische Hilfs-

mittel zulassen?

Die große Baustelle im Fußball – das habe ichaber auch bereits im Vorfeld gesagt – ist dasSchiedsrichterwesen. Ende Oktober, AnfangNovember werden wir mit einem Konzept fürTop-Schiedsrichter erscheinen. Es wird eineVerjüngung geben. Die WM soll nicht dafürda sein, dass jemand jenseits der 40 nochschnell einen Einsatz bekommen muss. Außer-dem bin ich für den Profi-Schiedsrichter, auchwenn ich weiß, dass es dazu andere Meinun-gen gibt. Bei den technischen Hilfsmitteln istes etwas komplizierter. Jedes System musssorgfältig auf seine Umsetzbarkeit geprüftwerden.

Nach der WM ist vor der WM. Im nächsten Jahr

steht das Frauen-Turnier an. Was erwarten Sie

sich davon?

Ich freue mich, dass es in Deutschland statt-findet. Es ist für den Stellenwert des Frau-enfußballs sehr wichtig, dass diese WM in einemgroßen, europäischen Land gespielt wird. 1995in Schweden hat das noch nicht gegriffen,aber mittlerweile ist viel passiert. Es spielenheute sehr viele Frauen Fußball, jetzt könnenund müssen sie allen zeigen, wie gut sie spie-len. Ich bin schon jetzt sicher, dass es ein gro-ßer Erfolg werden wird.

Spielt Deutschland für Sie eine Vorreiterrolle in

Sachen Frauenfußball?

Ganz sicher. Sportlich sind die deutschenFrauen ja immer führend. Theo Zwanziger istsehr engagiert, diesen Bereich voranzutrei-ben. Und Franz Beckenbauer unterstützt dieMaßnahmen auch. Wenn ich sehe, dass vonAngela Merkel bis zu Maria Furtwängler Frauenaus allen Bereichen der Gesellschaft Bot-schafterinnen für die WM sind, bin ich sehrbeeindruckt.

Generalprobe war die U 20-WM. Hat Sie die hohe

Resonanz überrascht?

Mehr als 20.000 Zuschauer bei einem Spiel,das sind hervorragende Zahlen. Es zeigt dieBegeisterung und die Chancen. Das lang fristigeZiel muss sein, dass die Frauen in allen Kul-turen spielen können. Gerade in der islami-schen Welt gibt es noch Fragezeichen. Der Fuß-ball kann viel zu mehr Toleranz beitragen, dashaben wir auch in Südafrika gesehen.

Haben Sie darüber auch mit Nelson Mandela

gesprochen?

Ich bin extra einen Tag länger geblieben, damitich ihn nochmals sehen kann. Er ist 92 Jahrealt und hat in seinem bewegten Leben so vieldurchmachen müssen. Die WM war für ihnetwas Großartiges. Als ich ihn im Stadion ver-abschiedet habe, hat er meine Hand genom-men und gesagt: „Sepp, it was good.“

Dann könnten Sie eigentlich beruhigt in Urlaub

gehen.

Ich bin nicht der Typ, der 14 Tage irgendwohinfahren und sich in die Sonne legen kann.Ich gehe ein Wochenende nach Hinterzarten,dort habe ich viele Freunde aus dem Winter-sport. Oder ich fahre ins Wallis, in meine Hei-mat. Ich lebe alleine, meine Geliebte ist dieFIFA. Geliebte darf ich sagen, nicht Familie.Das hat mir meine Tochter verboten.

Nach der WM ist vor der WM: Sepp Blatter und Steffi Jones sind überzeugt, dass die Frauen-WM im kommenden Jahr ein großer Erfolg wird.

Ein bewegender Moment neben dem Platz: Sepp Blatter begrüßt Nelson Mandela vor demWM-Endspiel in Johannesburg.

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76 | DFB-Journal 2/2010

Applaus für den Schiedsrichter: Nach der WM wurde Wolfgang Stark begeistert empfangen

Starker Auftritt

Wolfgang Stark (Vierter von rechts) leitete mit seinen Assistenten Jan-Hendrik Salver (Dritter von rechts)und Mike Pickel (Dritter von links) die WM-Vorrunden-Begegnung zwischen Argentinien und Nigeria.

Beruhigend wirkte Wolfgang Stark auf die Spieler während der WM-Partie zwischen England und Slowenien ein.

Am Ende war sogar der sonst so kritische Vater

restlos zufrieden. Drei Spiele hatte Wolfgang

Stark bei der WM gepfiffen. Drei Spiele, in denen

er sich weder durch den Lärm der Vuvuzelas

noch durch die Schlagzeilen des englischen Bou-

levards aus der Ruhe bringen ließ. Als er aus

Südafrika zurückkehrte, wurde der Schieds-

richter in Landshut in unmittelbarer Nähe sei-

nes Heimatorts Ergolding von 3.000 Menschen

in Empfang genommen. Ein besonderer Moment

für ihn. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke hat

mit dem Unparteiischen über seine ganz per-

sönlichen WM-Erlebnisse gesprochen.

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Fünfzigtausend. Kein Problem. Auchnicht Siebzig-, Achtzig-, oder Neunzig-tausend. Wolfgang Stark hat in seinerKarriere schon auf den ganz großen Büh-

nen des Fußballs gestanden. Er hat im CampNou in Barcelona vor 93.300 Zuschauern gepfif-fen, war Spielleiter bei den Olympischen Spie-len in Peking, in der Bundesliga kam er bereits221-mal zum Einsatz. Aufgeregt ist er vor gro-ßen Spielen deswegen nicht mehr, die großeKulisse macht ihm nichts aus. Eine positiveAnspannung spürt Stark, das schon, aber imNormalfall können bei dem 40-jährigen Bank-kaufmann aus Ergolding größere Menschen-Ansammlungen keine höheren Pulsfrequen-zen mehr auslösen. Normalerweise.

Am 7. Juli war das ganz anders. Da raste seinHerz, als ihm 3.000 Menschen in der Spar-kassen-Arena in Landshut einen begeister-

ten Empfang bereiteten. Stark wurde mitSprechchören gefeiert, auf Transparentenwurde er willkommen geheißen, die Mengejubelte ihm zu. Ihm, nicht den Spielern. DieWM macht`s möglich, in seiner Heimat wurdeder deutsche WM-Schiedsrichter gefeiertwie ein Bastian Schweinsteiger und PhilippLahm. Gänsehaut habe er bekommen, sagtStark. „Das war ein sensationelles Gefühl, ichkonnte es gar nicht fassen, dass die ganzenLeute nur meinetwegen gekommen waren.“

Seine Familie und Starks Arbeitgeber hattenden Empfang organisiert. Ohne sein Wissen.Starks Frau hatte ihrem Mann am Morgen nochdie Zeitungslektüre untersagt, aus Furcht voreiner undichten Stelle. Stark war deswegenmit der Erwartung gekommen, sich lediglichins Goldene Buch der Stadt eintragen zu dür-fen. Mit einer Huldigung durch 3.000 Men-schen hatte er nicht gerechnet. In Landshuterlebte Stark so erstmals die WM-Begeiste-rung in Deutschland. Und alle wollten wissen,wie es in Südafrika war. „Überragend“, ant-wortet Stark. Von Anfang bis zum Ende, vonA bis Z, privat und beruflich.

In Pretoria war er zusammen mit seinen Assis -tenten Mike Pickel und Jan-Hendrik Salver sowie33 anderen Teams aus der ganzen Welt für vierWochen in einem Hotel am Stadtrand ein-quartiert. Schon dies war ein interessantes, einspannendes Erlebnis. Der Austausch mit denKollegen, die vielen Gespräche, das Miteinan-der. „Eine schöne Zeit war es“, sagt Stark. Vor-mittags das Training auf dem Hochschulgelände,anschließend Videoschulungen und Sitzungen,nachmittags die gemeinsame Freizeit.

Der Schiedsrichter klingt wie ein Nationalspieler,wenn er über die Stunden mit den Kollegenerzählt. Von Lagerkoller keine Spur. FürAbwechslung war gesorgt: Billard, Tischfuß-ball, Tischtennis. Und das deutsche Trio immermit vorn dabei. „Wir haben uns gut geschla-gen“, sagt Stark. An der Platte mit dem Schlä-ger, auf dem Platz mit der Pfeife. 96 Prozentder Entscheidungen der Unparteiischen in Süd-afrika waren korrekt (so eine Mitteilung derFIFA), ohne Übertreibung lässt sich behaup-ten, dass Stark daran großen Anteil hatte.

Zweimal hat er sich in den vergangenenWochen gewundert. Zweimal war er nicht

sicher, ob er seinen Ohren trauen konnte. Daserste Mal gleich zu Beginn des Turniers. Vonden Straßen und aus dem Fernseher war erdas Geräusch der Vuvuzelas gewohnt. Aberhier im Training? Auf dem Gelände der Hoch-schule? „Irgendetwas stimmt da nicht“,dachte Stark, als er am vierten Tag in Preto-ria während der täglichen Übungen unver-mittelt den Klang der afrikanischen Tröte inden Ohren hatte. Auch seine Kollegen blick-ten sich verwundert um. Kein Fan weit undbreit. Wo also kamen die Geräusche her? VomBand, wie sich herausstellen sollte. Die FIFAhatte den Sound der Vuvuzelas über Laut-sprecher eingespielt, damit sich die Refereesschon während des Trainings an den Lärm-pegel in den Stadien gewöhnen konnten. Hates geholfen? „Geschadet hat es nicht“, sagtStark. Bei keinem seiner drei WM-Spiele hatteder Schiedsrichter Probleme. Nicht mit denVuvuzelas. Und auch sonst nicht.

Den Auftakt machte die Partie zwischen Argen-tinien und Nigeria, als erstes Team aus Europawurde das Trio aus Deutschland für ein Spielausgewählt. Für Stark, Salver und Pickel eineErleichterung, weil damit endgültig feststand,dass das deutsche Trio nicht zum Quintettder Teams gehören würde, die von der FIFAlediglich als Ersatz geladen waren. Am Abenddes 12. Juni war es dann so weit. Stark eröff-nete im Ellis-Park-Stadion in Johannesburgdas Spiel und war angekommen in der Riegeder WM-Schiedsrichter. Spiel eins lief pro-blemlos, Spiel zwei auch. Nur im Vorfeld nicht.Die FIFA setzte Stark für das Duell zwischenEnglang und Slowenien an. Das Schicksal Eng-lands in deutscher Hand – für den Boulevardein schönes Thema.

Berührt hat Stark dies alles dennoch nicht.Ganz bewusst hat er sich in den Tagen vordem Spiel gegen England abgeschottet, ganzbewusst hat er keine Zeitungen gelesen undsich auch sonst nirgends ein Bild über dieStimmung und die Berichte in Englandgemacht. „Ich habe mich gefreut“, sagt erauf die Frage, was er bei seiner Ansetzungfür die Partie gedacht habe. „Für uns war dasein interessantes Spiel. Zwei europäischeMannschaften, zwei Mannschaften, die wir gutkennen. Im Nachhinein kann ich über das, wasvor dem Spiel in den englischen Mediengeschrieben wurde, nur schmunzeln.“

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Starks dritter und letzter Auftritt bei der WMwar die Leitung des Spiels zwischen Uruguayund Südkorea. Achtelfinale in Port Elizabeth.„Schön warm war es“, erinnert er sich. EineAbwechslung von der Kälte in Pretoria. Auchdieses Spiel hatte der Schiedsrichter ausDeutschland sicher im Griff. Drei Gelbe Kar-ten musste Stark in den 90 Minuten zeigen,alle für das Team aus Südkorea. Dann war dieWM für Südkorea vorbei. Und faktisch auchfür Stark und sein Team. Mit den Erfolgen derdeutschen Mannschaft schwanden die Chancen auf einen weiteren Einsatz. Nach demHalbfinaleinzug des Teams von Jogi Löw war das Turnier für Stark, Salver und Pickelendgültig beendet.

Ach, ja, das zweite Mal, dass Stark seinen Ohrenzunächst nicht trauen wollte? Das war beieinem privaten Telefonat. Hatte er das wirklich gesagt? Nichts auszusetzen, keineBeanstandung, keine Kritik? Kaum zu glau-ben! Wo doch sein Vater Rudi noch immerirgendetwas zu bemängeln hatte. Diesmal abergab es uneingeschränktes Lob. „Es gab in meiner Karriere noch kein Spiel, wo er nichtsgefunden hat. Irgendeine Kleinigkeit hat erimmer auszusetzen“, sagt Stark. Nur bei derWM nicht, da hat auch sein Vater bei keinemder drei Spiele etwas finden können. „Das istsehr untypisch für ihn“, sagt Stark, „und etwas,was mich stolz macht“.

Umsichtiger Referee: Der 40-Jährigekam während der WM-Endrunde in

Südafrika dreimal zum Einsatz.

Ein neues Spiel, eine neue Saison. Es ist die 48. Spielzeit der Bundesliga-Geschichte, zum 48. Mal gehen auch Deutschlands Schiedsrichter in die Saison. Mit neuer Führungscrew. Ander Spitze der deutschen Unparteiischen steht seit Mai diesen Jahres als Vorsitzender derSchiedsrichter-Kommission der frühere FIFA-Schiedsrichter Herbert Fandel. Als Koordinatorfür Basisarbeit und Regelfragen gehört Lutz Wagner der neuen Kommission ebenso an wieLutz Michael Fröhlich als Abteilungsleiter Schiedsrichter im DFB.

Einige von vielen neuen Gesichtern. Und einige neue Akzente für die Zukunft. Fandel möchtean erster Stelle Schiedsrichter mit Führungsstärke und natürlicher Autorität. „Für mich istentscheidend, dass wir charakterstarke Schiedsrichter haben“, sagt er. Zur richtigen Einstim-mung auf die Spielzeit versammelte er im Juli die 40 Schiedsrichter der Bundesliga und 2. Bundesliga zum Lehrgang in Altensteig-Wart (Schwarzwald). Ein zentraler Punkt auf demProgramm im DEKRA-Schulungszentrum war neben dem Umgang mit dem Headset-System undder Regelauslegung deshalb die Körpersprache auf dem Platz. „Schiedsrichter sind Führungs-persönlichkeiten“, sagte Fandel. „Es kann nicht sein, dass jemanddurch Karten Autorität demonstrieren will. Jeder hat seine spe-zielle Art, aber die Persönlichkeit ist entscheidend.“

Beachten müssen die Schiedsrichter und Spieler einige kleinereÄnderungen im Regelwerk. „Besonders das Grätschen mit derSohle in den Gegner, das wir bei der WM häufiger gesehen haben,soll konsequent geahndet werden“, sagt Fröhlich. Danebenbekommt der Vierte Offizielle, bisher eher mit organisatorischenDingen am Spielfeldrand beschäftigt, mehr Möglichkeiten, sich imZusammenspiel mit dem Schiedsrichter einzubringen. Und beieinem Elfmeter darf nicht mehr angetäuscht werden, sobald derSchütze auf seinem Standbein steht. „Die Stimmung bei unserenSchiedsrichtern ist erstklassig“, sagt Fandel, „alle freuen sichauf die neue Saison. Und alle sind sehr gut vorbereitet.“

Akribisch und entschlossen geht Herbert Fandelseine neue Aufgabe als Vorsitzender der

DFB-Schiedsrichter-Kommission an.

Fandel: „Die Persönlichkeit ist entscheidend“

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80 | DFB-Journal 2/2010

Nicht Messi, sondern Paul – ein Oktopus aus Oberhausen wurde bei der WM zum Weltstar

Das Orakel geht in Rente

Paul darf nicht mehr. Vielleicht will erauch nicht, aber das sieht man ihmso schwer an, selbst wenn man ihmAug’ in Aug’ gegenübersteht. Keine

Weissagungen und Prophezeiungen mehr. Paulist Rentner, auch Minijobs sind nicht drin. EinenMonat lang hat er die Welt verblüfft. Verblüffen

kann anstrengend sein. „Er hat einiges vondem mitbekommen, was um ihn herum pas-siert ist“, sagt Sea Life-Biologe Dr. Oliver Walen-ciak. Wenn es dem Fisch zu viel wurde, hat ersich schlafen gelegt oder schlafend gestellt,Hauptsache, es störte ihn keiner. Wenn Paulsich ausbreitet, ist er rund 80 Zentimeter lang.

Er hat die Intelligenz eines Zweijährigen, seinBlut ist blau, er hat acht Arme, drei Herzenund neun Gehirne. In mindestens einem mussdie Gabe der Vorsehung stecken, irgendwotief im Unbewussten. Oder?

Eigentlich hat Paul nichts getan, was für einen„octopus vulgaris“ ungewöhnlich wäre. Er istzu einem Kästchen geschwommen, hat esgeöffnet und sich eine Miesmuschel heraus-genommen. Die mag er ganz besonders gerne,sie bekommt er auch zum Frühstück, manch-mal auch Seelachs, Sardinen oder Krebse. Sorichtig anspruchsvoll ist Paul nicht. DieGeschichte wird erst dadurch spektakulär, dassin dem Aquarium zwei Kästchen aus Plexi-glas standen, an deren Vorderseite Landes-flaggen gepinnt waren. Achtmal insgesamt,

Paul hat noch nie ein Fußballspiel gesehen, er kennt die Abseitsregel nicht und weiß auch nicht,

dass Fußballer Trikots tragen. Kurzum: Paul hat vom Fußball nicht die geringste Ahnung. Und

doch ist der kleine Oktopus aus dem Sea Life Oberhausen einer der größten Helden der WM

geworden. Paul hat es geschafft, den Ausgang von acht Spielen des Turniers richtig zu tippen.

Journalisten rückten an, Kamerateams aus der ganzen Welt. Und als Paul den Ausgang des Fina-

les orakelt, gibt es Live-Schaltungen auf allen Erdteilen. Seither bekommt er Jobangebote,

eines verrückter als das andere. Alle wurden abgelehnt, Paul geht in Rente. DFB.de-Redakteur

Gereon Tönnihsen hat ihn besucht.

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bei allen sieben deutschen Spielen und demFinale Spanien gegen die Niederlande.

Paul ist immer zum Kästchen des Siegersgeschwommen, zu 100 Prozent hat er richtiggelegen. Sogar bei den deutschen Niederla-gen gegen Serbien und Spanien. In Austra-lien berichtet man über das „O(k)rakel“ genauso wie in China, den USA oder Südafrika. AlsPaul den Ausgang des Finales vorhersagt, mussdas Sea Life kurzzeitig die Abteilung, in derder Oktopus lebt, für Besucher schließen – esist einfach zu voll rund um das unscheinbare1.500-Liter-Aquarium (Wassertemperatur 17 Grad), das in einem engen Durchgang liegt,mit ein paar Fähnchen umhängt ist und indem ein kleiner WM-Pokal und ein paar Fuß-bälle liegen.

In den Niederlanden, deren Final-NiederlagePaul vorhergesagt hat, will man den Krakenzu Calamares verarbeiten. Die Spanier hin-gegen werden zu Tierschützern. Minister-

präsident José Luis Zapatero outet sich alsPaul-Fan, „Pulpo Paul for President“ heißt esauf einem Transparent spanischer Fans beimFinale, ein Aquarium in Madrid will ihn kau-fen, eine Gemeinde ernennt ihn zum Ehren-bürger – es ist der erste mit acht Armen, unddas erscheint auch ziemlich logisch, denn derkleine Ort Carballiño lebt von der Verarbei-tung von Tintenfisch. Die größte Ehre: Als Spa-niens Weltmeister feiern, steht eine Oktopus-Figur auf der Bühne. Finaltorschütze AndrésIniesta hält bei seiner Rede eine Miniatur-ausgabe davon in die Höhe. „Der Dankgebührt Paul, dem Kraken“, ruft der WM-Held.„Deinetwegen sind wir Weltmeister gewor-den!“

Ganz schön viel Ruhm für einen Fisch aus Ober-hausen, der auch im Internet zum Star wird.Bei Facebook gibt es Dutzende Fanseiten, einamerikanischer Songschreiber schreibt einLied mit dem Titel „Paul, we love you“. Mehrals eine halbe Million Mal ist das Video bei

YouTube schon angeschaut worden. Ein indi-scher Fernsehsender will das Tier regelmä-ßig einfliegen lassen, damit es bei der dorti-gen Version von „Big Brother“ vorhersagt,wer das Haus verlassen muss, und der Prä-sident eines italienischen Fußballklubs bie-tet 50.000 Euro. Paul soll ihm verraten, obseine Mannschaft am nächsten Spieltaggewinnt. Dann müsse er sich nicht mehr soaufregen.

Doch Paul steht nicht auf der Transferliste.„Paul bleibt bei uns“, sagt Sea Life-Spreche-rin Tanja Munzig, die regelmäßig Fanpost fürden Promi-Fisch entgegennimmt und manch-mal Fragen zu hören bekommt wie: „Kann Paulmir sagen, ob mich mein Mann betrügt?“ Sieschüttelt dann den Kopf. Mit dem ganzen Rum-mel ob eines WM-Gags sei nicht zu rechnengewesen. Von Tipp zu Tipp wurde die Auf-merksamkeit immer größer, doch man solledie Geschichte nicht so ernst nehmen. „Paulist ein neugieriges Tier, das beschäftigt wer-den will. Diese Sachen haben ihm Spaßgemacht“, sagt Munzig. „Aber jetzt muss esauch mal gut sein.“ Eine Erklärung für dieacht richtigen Tipps hat auch sie nicht. PurerZufall könnte es sein. Wahrscheinlich. Auchwenn eine derart profane Erkenntnis wohl nie-manden glücklich macht.

Eine letzte Frage: Wird Deutschland 2014 Welt-meister? Keine Antwort, keine Regung. DerRentner rührt sich nicht. Man hätte ihm dochnur zwei Kästchen hinstellen müssen.

Oktopus an Plexiglas: Paul tippt auf einen Sieg der

deutschen Mannschaft.

Helden der WM: Andrés Iniesta dankt Paulfür die Unterstützung.

Plötzlich berühmt: Pauls Vorhersagen werden zum Medienereignis.

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Aller guten Dinge sind drei. Und beimdritten Mal war es besonders schön.Nach 1995 am Starnberger See und2000 im Rom trafen sich die Welt-

meister von 1990 mit ihren Trainern und Betreu-ern am dritten Juli-Wochenende im Europa-Park in Rust. Zur Feier der 20. Wiederkehr ihresWM-Triumphs in Italien. Und italienisch wardenn auch das Ambiente. Im Hotel „Colos-seo“ fand das Wiedersehen statt. Das bestand

aus italienischen Spezialitäten wie Trüffel-Pasta. „Benvenuti“ rief Wolfgang Niersbach,der den Abend gewohnt locker moderierte,den 17 anwesenden „Helden von Rom“ in sei-ner Begrüßung zu. Der Generalsekretär desDFB hatte aus der Vitrine der Frankfurter Ver-bandszentrale die Originalkopie des Weltpo-kals mitgebracht, den er 1990 als damaligerPressechef im Olympiastadion von Rom in sei-nen Händen halten durfte.

Als die mitreißende Melodie des damaligenWM-Songs von Gianna Nannini und EdouardoBennato erklang, „una estate italiana“, dawaren sie wieder gegenwärtig, die magischenNächte jenes italienischen Sommers 1990. DieErinnerung kehrte zurück an das Fußball-Spek-takel der „Tanzenden Löwen“ aus Kamerun,an Argentiniens Kriminal-Tangos bei den Elf-meterschießen, an die glücklosen Zauberervom Zuckerhut, Englands knochenharten

20 Jahre nach dem WM-Triumph: Treffen der Weltmeister von 1990 in Rust

Gute Freunde kann niemand Fußball spielen wie die Weltmeister – das konnten sie 1990, als sie in Italien den WM-Titel gewannen. Feiern wie die Weltmeister – das können sie nochimmer. Den richtigen Anlass dafür gab es Mitte Juli, als sie sich zum 20-jährigen Jubiläum des Triumphs von Rom trafen. Franz Beckenbauer undWolfgang Niersbach riefen. Und immerhin 17 der 22 „Helden von Rom“ kamen, zum Teil wie ihr einstiger Teamchef mit Frau und Kindern, in denEuropa-Park in Rust. In italienischem Ambiente verbrachten sie eine Nacht der schönen Erinnerungen und großen Emotionen. DFB-RedakteurWolfgang Tobien war dabei.

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Gentleman-Fußball oder an Italiens Rauschund abrupte Trauer nach dem Aus im Halbfi-nale. Unvergessene Momente.

Vor allem aber waren wieder die Bilder prä-sent, die für jeden die schönsten, die wich-tigsten Augenblicke der sportlichen Karrierewaren. Für Matthäus und Völler, Brehme, Buch-wald und Klinsmann, Illgner, Häßler, Littbarski,Berthold, Augenthaler oder Kohler und all die

anderen, die damals eine harmonische, ver-schworene und zielstrebige Gemeinschaftgebildet hatten. „Diese mannschaftlicheGeschlossenheit war der Schlüssel zumErfolg“, betonte Lothar Matthäus, der dama-lige Kapitän und heutige Ehrenspielführer.Große Gefühle wurden geweckt durch einenhalbstündigen Filmbeitrag, der über die Lein-wand flimmerte. Und selbstverständlich gabes Szenenapplaus, als Andreas Brehme den

entscheidenden Elfmeter zum Sieg überDiego Maradonas Argentinien im Finale vonRom am 8. Juli 1990 verwandelte. „Diese 20Jahre sind wie im Flug vergangen. Einer mussteja diesen Elfmeter schießen. Es ist schön, dassich auch heute noch fast täglich darauf ange-sprochen werde im Restaurant oder am Flug-hafen. Und es ist fantastisch, dass wir eineso tolle Gemeinschaft geblieben sind“,erklärte der Matchwinner des Endspiels.

Gruppenbild: Die Weltmeister von 1990 beim Wiedersehen im Europa-Park Rust.

trennenWolfgang Niersbach gab Franz Beckenbauer die WM-Goldmedaille zurück.

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Bis auf Bodo Illgner und Jürgen Klinsmann,die heute in den USA leben, sowie die beruf-lich verhinderten Thomas Berthold, KlausAugenthaler und Günter Hermann waren allegekommen ins südbadische Rust. Stattdes-sen zählten unter anderem Herbert Hainer,der Vorstandsvorsitzende von adidas, und Mer-cedes-Repräsentantin Bettina Haussmann zuden geladenen Gästen. Wie damals in Italien,so hatte auch im „Colosseo“ Franz Becken-bauer das eigentliche Sagen. „Wir wolltendamals Weltmeister werden. Und wir sind ver-dient Weltmeister geworden, weil wir die besteMannschaft waren. An dem großen innerenZusammenhalt dieses Teams hat sich nichtsgeändert. Er hat sich vielleicht sogar nochverstärkt, denn aus der damaligen Zweckge-meinschaft ist Freundschaft geworden“,sagte der damalige Teamchef.

Auf Beckenbauer wartete in Rust eine beson-dere Überraschung. Vor 20 Jahren hatte erWolfgang Niersbach nach der Siegerehrungdie Goldmedaille geschenkt. 20 Jahre langhing sie an Niersbachs Kamin, in Rust zog ersie aus der Hosentasche, gab sie dem „Kai-ser“ zurück, weil sie ihm nun einmal gehört.Der wollte sie zunächst gar nicht annehmen.Als Niersbach die Trophäe dann aber an dasneue DFB-Museum weiterreichen wollte,erhob Beckenbauer energisch Einspruch undsagte mit einem Lächeln: „Bevor die Medailleins Museum geht, nehme ich sie lieber wie-der selbst an mich“. Vielleicht bekommt sieirgendwann sein zehnjähriger Sohn Joel, deram Ende des festlichen Dinners zur Trompetegriff. Begleitet vom leisen Mitsingen seines

Vaters ließ er den Beckenbauer-Hit der 60er-Jahre wieder lebendig werden: „Gute Freundekann niemand trennen, gute Freunde sind nieallein“. Ein passenderes Lied hätte es zu die-sem Abend nicht geben können.

Zu jenem Zeitpunkt zählte bereits JoachimLöw als Ehrengast zur Festgesellschaft. Alser gegen 22 Uhr, angereist aus dem nahenWittnau bei Freiburg, zum Dessert den Saalbetrat, erhoben sich die rund 100 Gäste vonihren Sitzen zu Standing Ovations. Die Welt-meister von 1990 applaudierten dem Trainerdes Teams, das bei der WM in Südafrika begeis -tert hatte. Und Andreas Brehme brachte zumAusdruck, wovon alle anwesenden 17 „Hel-den von Rom“ – die Torhüter Aumann undKöpke, die Feldspieler Bein, Brehme, Buch-wald, Häßler, Kohler, Littbarski, Matthäus, Mill,Möller, Pflügler, Reuter, Riedle, Steiner, Thon

und Völler – sowie ihre Trainer Beckenbauer,Vogts, Osieck und Sepp Maier an diesem Abendüberzeugt waren: „Unsere Mannschaft greiftmit Jogi Löw in den nächsten Jahren ganzoben an und wird, wie ich heute glaube, 2012erst den EM-Titel und 2014 die Weltmeister-schaft gewinnen.“

Löw hörte sich diese Prognosen lächelnd an.Er genoss den Abend der großen Emotionen.„Es ist schön, unter Freunden und Vertrautenzu sein.“ Damit sprach er allen und vor allemden Weltmeistern von 1990 aus dem Herzen.„Für mich hat solch ein Wiedersehen eine sehrgroße Bedeutung, weil wir zusammen etwasganz, ganz Großes erreicht haben. Wir warendamals ein Superteam und sind bis heute dieeinzige Mannschaft, die bei bisher 18 deut-schen WM-Teilnahmen kein einziges Spiel ver-loren hat. Wenn man dann in einer so tollenGemeinschaft hin und wieder mal zusammenfeiert wie jetzt im Europa-Park, dann ist dasfür mich etwas Besonderes und etwas unheim-lich Schönes“, fasste Guido Buchwald die Ein-drücke bei diesem Wiedersehen zusammen.

Als etwas ganz besonders Schönes empfandauch Franz Beckenbauer das Treffen. Dahersollte die vierte Feier mit seinen „Helden vonRom“ nicht wieder erst in zehn Jahren statt-finden. „Ich hoffe, dass wir uns beim nächs -ten Mal in fünf Jahren zum 25-Jährigen wie-dersehen. Denn die Luft nach oben wird immerdünner, zumindest für mich“, sagte der 64-jährige „Kaiser“ und hatte mal wieder dieLacher auf seiner Seite.

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Ein freundschaftliches Verhältnis verbindet Holger Osieck, Rudi Völler und Andreas Brehme.

Franz Beckenbauers Gattin Heidi überreichte Ehrengast Joachim Löw einen Blumenstrauß.

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Alle sind eingeweiht, nur der Hase nicht.Kaltern in Südtirol, im Juni 1990: Bun-des-Torwart-Trainer Sepp Maier, ehren-amtlich auch als Bundesspaßvogel im

Dauereinsatz, hat wieder mal was ausgehecktund alle machen sie mit. Hauptsache, der Sepphat einen nicht selbst im Visier, denken sichdie meisten Spieler. Und diesmal trifft es denallseits beliebten Adi Katzenmeier, DFB-Phy-siotherapeut und ehrenamtlicher Seelen-masseur. Der „Schlachtplan“ an diesem 7. Junilautet wie folgt: Wir tauschen Adis Koffer aus,setzen einen Hasen rein und simulieren eineVerletzung. Wenn der Adi dann herangeeiltkommt, springt ihm nicht das Kühlspray ent-gegen, sondern der Hase.

Den Schurken in dieser Komödie gibt AndyBrehme, der plötzlich wie vom Blitz getrof-fen umknickt. Andy krümmt sich und jammert,

aber kein Adi kommt. Der Physiotherapeutmerkt nämlich gerade, dass es sich nicht umseinen Koffer handeln kann. Aber als ihn Kaiser Franz zum Unglücksort befiehlt(„Mensch Adi komm, der Andy braucht drin-gend Eis!“), gehorcht er doch. Flotten Schrit-tes trifft er ein und öffnet den Koffer. So weit,so lustig. Doch der Hauptdarsteller verpatztseinen Einsatz. Niemand hat dem Hasen gesagt,dass er effektvoll aus dem Koffer springensoll und so bleibt er seelenruhig sitzen. „Trotz-dem haben sich alle halbtot gelacht“, erzähltThomas Berthold. Und der Adi? Will sofort abrei-sen. Er lässt sich dann doch noch beruhigenund wird vier Wochen später Weltmeister.

Einen Tag nach dem Scherz mit dem falschenHasen bricht der Tross nach Erba auf underreicht nach dreistündiger Busfahrt das WM-Quartier „Castello di Casiglio“. Ein mittelal-

terliches Schloss, in dem schon Kaiser Bar-barossa Hof gehalten hatte, wird nun für knappvier Wochen das Domizil für Kaiser Franz undseine 22 Knappen. Für das weitläufige Gelände,witzelt Berthold, „benötigt man einen Kom-pass, um den Weg aus den Zimmern zum Essenzu finden“.

Die sportliche Orientierung fällt leichter. Beckenbauer hat dem Kader schon zur Begrü-ßung in Malente gesagt: „Dass eins klar ist:Wir kommen unter die ersten Vier und dasZiel ist der Titel!“ Bundeskanzler Helmut Kohlhat es anders ausgedrückt. Er würde die Mann-schaft ja gern mal in Italien besuchen, abersein Terminkalender habe nur eine Lücke –am 8. Juli, dem Tag des Finales in Rom. Fort-an arbeiten 22 Nationalspieler angestrengtdarauf hin, die höchsten Autoritäten im Landnicht zu enttäuschen.

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8. Juli 1990: Nach dem 1:0-Endspielsieg gegen Argentinien feierte diedeutsche Nationalmannschaft den dritten WM-Titelgewinn.

1990 gewann Deutschland in Italien zum dritten Mal die Weltmeisterschaft. Es war eine nahezu perfekte WM, auf und neben dem Rasen. Es wurdeviel gearbeitet und viel gelacht. Es wurde viel geschwitzt und gefeiert. Die Spieler genossen die Freiheiten in Bella Italia. Und sie alle hattenein festes Ziel. Der Historiker Udo Muras hat mit den Helden von 1990 gesprochen und schaut zurück auf vier wunderbare, unvergessene Wochen.

Vier Wochen für die Ewigkeit: Vor 20 Jahren wurde in Italien Geschichte geschrieben

Mit Schwein und einem falschen

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Training vor der malerischen Bergkulisse im italienischen Erba.

damals 4,25 D-Mark. Unbestätigten Meldun-gen zur Folge soll der Klub während des deut-schen WM-Aufenthalts rund 100.000 D-Markeingenommen haben. Die Italiener zahlen esmit besonders herzlicher Gastfreundschaftzurück. Was auch daran liegen mag, dass fünfSpieler bereits vor der WM nach Italien gezo-gen sind: die Mailänder Lothar Matthäus,Andreas Brehme, Jürgen Klinsmann (alle beiInter) und die Römer Rudi Völler und ThomasBerthold (AS Rom).

Es waren quasi sieben Heimspiele für die Deut-schen. Und so, erinnert sich Guido Buchwaldnoch heute mit Freuden an die Busfahrtendurchs Gastland, „hing an jedem zweiten Hauseine Deutschland-Fahne“. Vorne im Bus liegtdabei immer ein Glücksschwein, das die Che-fin des deutschen Glücksschwein-MuseumsBad Wimpfen am 2. Juni eigens zum Frank-furter Flughafen gebracht hat. Das Stofftier-chen hat auch einen Wunsch, wie auf seinemBauch zu lesen ist: „Für die WM 90 recht vielSchwein, schießt viele Tore – und lasst kei-nes rein.“

Die Deutschen geben sich alle Mühe. Zum Auf-takt in Mailand wartet Jugoslawien – ein 4:1leuchtet am 10. Juni von der Anzeigetafel. Kapi-tän und Doppel-Torschütze Lothar Matthäuswird zum „Man of the Match“ gewählt. DieWelt ist derweil beeindruckt. In einer jugos -lawischen Zeitung ist vom „Fußball aus dem21. Jahrhundert“ die Rede. Beckenbauergesteht seinem Spezi Sepp Maier, das habeer zuletzt bei der WM 1974 erlebt. Nun sindsie wieder auf dem besten Weg zum Titel. Das

spüren auch die Ehrenspielführer Uwe See-ler und Fritz Walter bei ihrer Stippvisite inErba. Der alte Fritz lobt: „So stark hat die Nati-onalmannschaft seit Jahren nicht gespielt.“

Die Wüsten-Kicker aus den Vereinigten Ara-bischen Emiraten eignen sich jedenfalls nichtzum Stolperstein. 5:1 heißt es nach einemschwülen Sommerabend in San Siro, wo dieVIP-Gäste die Flucht vor einem Sommerge-witter ergreifen müssen. Nach einem Weiß-wurstessen gibt der Kaiser ein paar Stundenfrei und wieder nutzen die Spieler die Gele-genheit, die Gegend am Comer See zu erkun-den. Einige fahren sogar Wasserski. Matthäusspielt den Fremdenführer für Andy Möller, OlafThon belegt bei den Bayern-Kollegen einenCrash-Kurs im Schafkopf und Pierre Littbarskizieht mit Frank Mill los, um mal ein paar andereGesichter zu sehen. Jürgen Kohler schriebspäter: „Es war die beste Stimmung, die ichmit der Nationalmannschaft je erlebt habe.Der Franz hatte uns gewähren lassen und istnicht wie ein Schießhund hinter uns hergerannt, um uns zu kontrollieren.“ Das großeZiel verlieren sie aber nicht aus den Augen.Das 1:1 gegen Kolumbien ist zwar das schwächs -te Spiel und doch kein Zeichen von Schwä-che – man ist ja längst im Achtelfinale.

Am 24. Juni geht es wieder in Mailand gegenden alten Rivalen Niederlande. Das Ergebnisvon 2:1 geht in die Annalen ein, das Schick-sal des Rudi Völler zu Herzen. Der Stürmererhält den unberechtigsten Platzverweis derWM-Historie. Von Frank Rijkaard unerlässlichprovoziert und angespuckt, schickt der

HasenAuf dem Weg dahin werden alle Hürden genom-men. Die erste ist der Platzregen, der bei derAnkunft über Erba herniedergeht. Der Trai-ningsplatz ist unbespielbar und so weichendie kommenden Helden der Nation auf einenDorfplatz aus. Der AS Oggiono wittert dasgrößte Geschäft aller Zeiten und nimmt 3.000Lire Eintritt von den Kiebitzen, umgerechnet

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Argentinier Lousteau Opfer und Täter vomPlatz. Die Deutschen haben nun eine Zusatz-motivation: Siegen für Rudi. Sturmpartner Jür-gen Klinsmann macht sein wohl bestes Län-derspiel, trifft den Pfosten und nach „Diego“Buchwalds legendärer Linksflanke ins Tor. Alleswar richtig, als Andreas Brehme von der lin-ken Strafraumecke ins lange Eck zum 2:0schlenzt – zur Freude von diesmal rund 40.000deutschen Fans. Das Gegentor durch KoemansElfmeter stört niemanden mehr. Nach der Rück-kehr lädt der Teamchef das gesamte Teamnoch an die Hausbar auf ein Bier, „aber umdrei Uhr ist Bettruhe“.

Am nächsten Tag macht der Tross eine Boots-tour auf dem Comer See, ehe ein Unwetterden Familienausflug beendet. Es war angeb-lich nichts gegen das Donnerwetter, das am1. Juli in der Kabine über die Spieler nieder-geht, die gerade das Halbfinale erreicht haben.Kaiser Franz aber ist das 1:0 gegen dezimierteTschechen durch einen Matthäus-Elfmeter zuwenig. Er fragt in seinem Zorn sogar einenBalljungen, ob er nicht mitspielen wolle. Inder Kabine fliegt ein Eiskübel und wer kann,rettet sich ins Entmüdungsbecken.

Nun galt es Abschied zu nehmen von Mai-land, das Halbfinale findet in Turin statt – gegenEngland. An diesem 4. Juli tragen sie erst-mals grüne Hoffnungs-Hemden. Noch etwasist anders: Beckenbauer gibt Olaf Thon eineChance im Mittelfeld, obwohl der erst vier Minu-ten gespielt hat. Rudi Völlers Comeback nach

seiner Sperre endet noch vor der Pause, damuss er verletzt gegen Kalle Riedle ausge-wechselt werden. Es entwickelt sich ein gro-ßes Spiel. Nach 60 Minuten geht Deutschlanddurch einen Brehme-Freistoß in Führung. Eng-land aber gibt nicht auf und profitiert voneinem Missverständnis zwischen Bodo Illgnerund Klaus Augenthaler. Gary Lineker erzieltden Ausgleich. Es kommt zum Elfmeter-schießen.

Während Brehme, Matthäus, Riedle und Thonverwandeln, scheitert Stuart Pearce an BodoIllgner, der erstmals in diesem Turnierbeschäftigt wird. Für Chris Waddle ist der Druckvor dem fünften Elfmeter zu groß, er schießt

über die Latte und damit Deutschland zumdritten Mal in Folge ins WM-Finale.

Als Berthold kurz nach Abpfiff in die engli-sche Kabine geht, um das Trikot zu tauschen,erlebt er seinen größten Gänsehautmomentbei dieser WM: Er erwartet Trauerminen, dochstattdessen singen sie, Zigarren und Getränkemachen die Runde. „Das war großartig“,schwärmt Berthold. Engländer verstehen zuverlieren, auch Trainer Bryan Robson gratu-liert Beckenbauer aufrichtig, schlägt allerdingsvor, das Elfmeterschießen abzuschaffen.

Dann kommt der 8. Juli 1990, der Tag an demauch Helmut Kohl Zeit für Fußball hat. DerKanzler sieht eines der einseitigsten Endspieleder WM-Geschichte. Argentinien 1990 ist inkeinem guten Zustand. Eine Mannschaft, diealle Hoffnungen auf Maradonas Anwesenheitreduziert. Beckenbauers Team ist Favorit.Schon beim Abschlusstraining geht es „in Füh-rung“ und verjagt die Argentinier vom Platz,obwohl die noch eine halbe Stunde Übungs-zeit haben. Die Deutschen kommen einfachfrüher. „Schaut’s her Männer, die haben wirjetzt schon mal verdrängt, die werden wir auchim Endspiel verdrängen“, sagt Beckenbauer.

Sein Team spielt gut an diesem Tag. Und Buch-wald schaltet Maradona aus, verfolgt ihn wirk-lich noch bis auf die Toilette – beide müssenzur Dopingprobe. Da ist er schon Weltmeis -ter, denn nach 85 Minuten holt Völler einenElfmeter heraus. Die Argentinier, da schon zu

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Lothar Matthäus erzielte beim 4:1 im Auftaktspiel gegen Jugoslawien zwei Treffer.

Rudi Völler setzte mit „Köpfchen“ den Schlusspunkt beim 5:1-Erfolg über die VereinigtenArabischen Emirate.

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zehnt und am Ende gar zu neunt, protestie-ren vergeblich. Andy Brehme übernimmt dennationalen Auftrag, Deutschland zum WM-Titelzu schießen. Zentimeter neben dem Pfostenlandet der Flachschuss im Tor. Ein Schuss fürdie Ewigkeit.

Um 21.50 Uhr pfeift Senor Mendez ab. Um 22.03 Uhr erhält Lothar Matthäus den Welt-pokal aus den Händen des italienischenStaatspräsidenten Cossiga. Bundeskanzler Kohldarf in der Kabine Glückwünsche aussprechenund erntet übermütige Reaktionen: „Helmut,senk den Steuersatz!“, singen die Weltmeister.Nur einer ist in der Lage, sich still zu freuen.

Das Bild vom einsam entrückten FranzBeckenbauer, der mit der Goldmedaille um denHals über den Platz spaziert, geht um die Welt.Kurz danach bietet er allen Spielern das Du„und auch meine Freundschaft“ an. Völler stößtBenjamin Andy Möller, damals 22, an und sagt:„Nun sag doch mal ‚Du’ zu Franz“ und alle lachen.

Es folgt eine lange Nacht im Familienkreis imHotel „La Borghesiana“ zu Rom, in dem kei-ner schläft. Jedenfalls nicht im Bett. Buch-wald nickt auf der Wiese ein, ein paar Meterweiter schließen Matthäus und Brehme beieiner Flasche Bier vor der aufgehenden Sonneewige Freundschaft. Sepp Maier wirft sich auf

einen Rasensprenger. Und Adi Katzenmeier?Der setzt sich ans Klavier und die Spieler gröh-len lauthals mit. „Er kannte nur ein Lied, dashat er bestimmt eine Stunde lang gespielt“,erinnert sich Kohler. Spätestens jetzt hatteer seine Jungs, die ihm den falschen Hasenuntergejubelt hatten, wieder lieb.

Am nächsten Morgen geht es heim. Nach durch-feierter Nacht sind nicht mehr alle beiStimme, aber bester Laune, als ihnen Tausendeauf dem Römer in Frankfurt am Main huldi-gen. Die Weltmeister haben viel mehr erreicht.Sie alle haben Geschichte geschrieben,damals, 1990, in Bella Italia.

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Jürgen Klinsmann zeigte beim 2:1-Sieg überdie Niederlande sein bestes Länderspiel.

Bodo Illgner wehrte im Elfmeterschießen den Schuss von Stuart Pearce ab. Deutschland zognach dem Halbfinal-Krimi gegen England ins Endspiel ein.

Das Tor zum WM-Titel: Andreas Brehme verwandelte diesen Strafstoß unhaltbar für Argentiniens Schlussmann Sergio Goycochea.

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Vielleicht war es sogar der schönste Tag, den mir der Fußball bis dahin geschenkt hatte. Der 8. Juli 1990 in Rom. Auf jeden Fall war es ein einzigartiger, unvergesslicher Tag, als wir am Abendim Olympiastadion der italienischen Hauptstadt den dritten WM-Titel für Deutschland gewannen.Noch heute, 20 Jahre danach, werde ich immer wieder befragt zu jener Szene nach dem Abpfiff.Zu meinem Spaziergang über das Spielfeld. Und zu meinen Gefühlen in jenen Minuten.

Auf viele Beobachter wirkte ich völliggedankenverloren, als ich mit meinenHänden in den Hosentaschen alleinüber den Platz schlenderte. Tatsäch-

lich wollte ich mich erst einmal einen Momentsammeln und noch ein wenig Abstand haltenzu dem Trubel und der tosenden Kulisse jen-seits der Seitenlinien. Vor allem aber war diesfür mich ein Abschiednehmen. Dieses End-spiel war ein persönlicher Endpunkt. DerSchlusspunkt als Teamchef der National-mannschaft. Es war klar, dass ich jetzt auf-hören würde. Dies hatte ich dem DFB schonein halbes Jahr vorher mitgeteilt.

Am Ende hat alles gepasst, war alles glück-lich ausgegangen. Das letzte Spiel mit dem1:0-Sieg über Argentinien. Die vierwöchige WMin Italien. Die acht Wochen unseres Zusam-menseins seit dem ersten Treffen zum Trai-ningslager in Malente. Der Auftrag insgesamt,den ich sechs Jahre zuvor übernommen hatte.Ein Zufall war es, der mich 1984 zu diesemJob gebracht hatte. Er sollte für mich zu einerriesigen Herausforderung werden, aus der ichjetzt wieder herausfinden musste. Diesesechs Jahre ließ ich bei meinem Alleingangüber das Spielfeld in Rom noch mal im Zeit-raffer Revue passieren.

Mit einer Niederlage gegen Argentinien hattein Düsseldorf für mich als Teamchef alles ange-fangen. Mit einer Niederlage gegen Argenti-nien im WM-Finale 1986 endete mein erstesTurnier als Verantwortlicher der National-mannschaft. Trotz des Erreichens des Endspielswar in Mexiko einiges schiefgegangen undfalsch gewesen. Die Streitigkeiten in der Mann-schaft. Dass ich mich um alle Details glaubte

kümmern zu müssen. Mit der Presse untereinem Dach. Doch wir hatten die richtigen Kon-sequenzen aus diesen Erfahrungen gezogen.Das Ergebnis war ein Team, das sich jetzt –mit dem Sieg über Argentinien – als Weltmeisterzu Recht von seinen Anhängern feiern ließ.

Ich dachte in jenen Minuten, wie sich dieseMannschaft zu einer verschworenen Gemein-schaft entwickelt hatte, in der auch die Reser-visten, die keine einzige Minute in Italien zumEinsatz kamen, über den Einzug ins Finale ehr-lichen Herzens gejubelt hatten. Eine Mannschaftvoller Willen und Ehrgeiz, voller Selbstvertrauenund Harmonie, die die nötige Erfahrung undvor allem auch die nötige Klasse zum WM-Gewinnhatte. Dieses Team war von Beginn an reif fürden Titel, war auch für die neutralen Beob-achter die beste Mannschaft des Turniers undist verdient Weltmeister geworden.

Diese Mannschaft musste gar nicht auf denWM-Titel eingeschworen werden, weil jeder Ein-zelne den Willen hatte, in Italien Weltmeisterzu werden. Allen voran unsere fünf Italienerin der Stammformation – die drei bei InterMailand, Matthäus, Brehme und Klinsmann, unddie beiden aus Rom, Völler und Berthold. Daswar ein entscheidender Schlüssel für den Erfolg.Begünstigt durch den zusätzlichen Glücksfall,dass wir in Mailand spielen durften, nachdemja ursprünglich Verona als Spielort für unsereGruppenspiele vorgesehen war. Da wir uns alsGruppensieger für die K.-o.-Spiele qualifizierten,konnten wir bis zum Viertelfinale alle Spieleim Giuseppe-Meazza-Stadion bestreiten,brauchten nicht zu reisen und hatten in Mai-land ein wirkliches Heimstadion mit fünf ech-ten Heimspielen vor zahllosen deutschen

Gastbeitrag: Franz Beckenbauer über die WM 1990

„Es war die beste Zeit, die ich

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Anhängern. Zusätzlich beflügelt durch die Sym-pathie und Begeis terung der Inter-Fans.

Schon in Malente bei der Vorbereitung warenwir überzeugt, dass wir Weltmeister werdenkönnen. Mit dem tollen 4:1-Sieg beim WM-Auf-takt gegen die damals sehr starken Jugosla-wen verfestigte sich diese Überzeugung. Undals wir im dramatischen Achtelfinale die Hol-länder ausgeschaltet hatten, war allen klar,dass wir um den Titel spielen würden und unskeiner mehr aufhalten könnte. Wenn du denamtierenden Europameister besiegst, dannstehen dir alle Türen offen. Dann aber kamdieses Spiel gegen die Tschechoslowaken imViertelfinale. Wir begannen zunächst sehr gut,führten 1:0 und hatten noch drei riesige Tor-chancen. Doch nach dem Platzverweis für einengegnerischen Spieler kippte das Spiel.

In Überzahl brannten in unserer Mannschaftplötzlich alle Sicherungen durch, die Spielerverzettelten sich in überflüssige Zweikämpfeund bei 50 Grad Hitze im Stadion versuchtejeder, auf eigene Faust das Spiel über die Zeitzu bringen. Anstatt den Ball weiter laufen zulassen, schnappte sich jeder den Ball und ver-lor ihn gleich wieder. Ich habe nicht gewusst,dass ich so zornig werden könnte. Und mirwar auch gar nicht bewusst, wie wütend undaufgebracht ich war, bis ich mich später selbstim Fernsehen gesehen habe. In der Kabineging mein Wutausbruch über die Spieler, dieden Einzug ins Halbfinale bejubelten, unver-mindert weiter. Wenn ich mal narrisch werde,dann bin ich narrisch ...

Als ich so über den Platz schlenderte in Rom,fiel mir noch mal mein kurzes Gespräch mitdem englischen Trainer Bobby Robson vor demElfmeterschießen im Halbfinale ein. „Das war´s“,sagte ich zu ihm entspannt und ohne Hektik,„wir haben unseren Job gemacht. Jetzt ent-scheiden Glück oder Pech.“ Dieses Halbfinale,es war wesentlich spannender und gehaltvollerals später das Endspiel. Für die Zuschauer wares kein gutes Finale, weil Guido Buchwald den

Maradona völlig ausgeschaltet hatte, die Argen-tinier sich nur hinten reingestellt haben undsich ins Elfmeterschießen retten wollten. Dennoch war 1990 alles in allem eine Super-WM,da Italien sich als tolles Fußball-Land präsen-tierte und aus diesem Turnier ein einziges Festgemacht hatte, bei dem innerhalb wie außer-halb der Stadien eine fantastische Stimmungherrschte. Als ich nach dem Abpfiff des Finalesinnerlich Abschied nahm von dieser WM undvon meinem Job als Teamchef, wurde mirbewusst, dass ich mit meiner Mannschaft, mitdiesen 22 Spielern hier in Italien, die besten Stun-den verbrachte, die ich im Fußball erlebt habe.

Dementsprechend hoch her ging es dann inder Nacht in der „Villa Borghesiana“, wo wiralle, die Mannschaft, der Trainer- und Betreu-erstab und die medizinische Abteilung, denWM-Titel feierten. Ich bot allen 22 Spielerndas Du an und versicherte ihnen, dass ich kei-nen von ihnen je vergessen würde. Dass vielein den Europa-Park nach Rust gekommen sindzur 20-jährigen Wiederkehr unseres Tri-umphs zeigt, welch tolle Gemeinschaft, welchharmonische und geschlossene Einheit wirdamals waren.

im Fußball erlebt habe“

Ein Bild, das nur von den Fernsehkameras eingefangen wurde: Franz Beckenbauer nachdem Abpfiff des WM-Endspiels 1990.

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DFB-Nachwuchs dominiert U 20-Frauen-WM und gewinnt den Titel

Eine starke GemeinschaftBesser hätte es nicht laufen können. Die deutschen U 20-Frauen konnten die Weltmeisterschaft im eigenen Land gewinnen. Die DFB-Auswahl spieltetollen Fußball und besiegte Nigeria im Finale mit 2:0. Es war der krönende Abschluss eines Turniers, das vom deutschen Nachwuchs dominiertwurde. Ein Jahr vor der Frauen-WM in Deutschland sorgten die Talente bei den Fans für die richtige Einstimmung. Rund 400.000 Besucher kamenin die Stadien. DFB-Redakteur Niels Barnhofer beschreibt, warum der Frauenfußball glänzende Perspektiven hat.

Es war ein kleiner Fingerzeig, aber eineGeste mit großem symbolischen Gehalt. Als Alexandra Popp nach demFinale der U 20-Frauen-Weltmeister-

schaft in Bielefeld mit dem Goldenen Ball alsbeste Spielerin des Turniers ausgezeichnetwurde, reckte sie mit dem einen Arm die Tro-phäe in die Höhe und deutete mit der ande-ren Hand in Richtung Spielfeld. Dorthin, woihre Mannschaft stand. Damit schickte sie mehrals ein Zeichen des Dankes an ihre Mitspie-lerinnen. Im Moment des persönlichen Tri-umphs war dies der Hinweis, dass ihre Leis -tung das Produkt des Teams war. Denn genausopräsentierte sich die DFB-Auswahl in den

Wochen der WM: als Kollektiv. Das geschlos-sene Auftreten der Mannschaft von Traine-rin Maren Meinert war der Schlüssel zum Titel-gewinn.

Vom Eröffnungsspiel an stellten die deutschenU 20-Frauen unter Beweis, dass sie eine Ein-heit ohne gravierende Schwachstellen sind.Nicht nur die sechs Siege in den sechs Tur-nierspielen sind Beleg dafür. Auch die Tor-differenz von 20:5 dokumentiert die Domi-nanz. Dabei gewannen die DFB-Talente jedesSpiel mit mindestens zwei Toren Vorsprung.Das knappste Ergebnis war noch das 2:0 imFinale gegen Nigeria, das Alexandra Popp mit

ihrem frühen Führungstor (8.) und Kim Kuligmit dem Kopfballtreffer in der Nachspielzeit(90.+2) sicherstellten. Ansonsten stehen ein5:1 im Halbfinale gegen Südkorea, ein 2:0 imViertelfinale gegen Nordkorea sowie in derGruppenphase das 4:1 gegen Frankreich, das3:1 gegen Kolumbien und das 4:2 gegen CostaRica zu Buche. Das Publikum feierte die Erfolgebegeistert. Mehr als 120.000 Fans lockte dasdeutsche Team bei seinen sechs WM-Auftrit-ten in die Stadien – und bekam von denZuschauern reichlich Applaus. Insgesamtkamen annähernd 400.000 Zuschauer zu denWM-Spielen – ein neuer Rekord für FIFA-Juni-orinnen-Wettbewerbe.

So sehen Sieger aus.

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Der SpielplanGruppe A

Deutschland – Costa Rica 4:2 (2:1)Kolumbien – Frankreich 1:1 (0:1) Costa Rica – Frankreich 0:2 (0:0) Deutschland – Kolumbien 3:1 (1:0) Frankreich – Deutschland 1:4 (0:2) Costa Rica – Kolumbien 0:3 (0:2)

1. Deutschland 9 3 3 0 0 11:42. Kolumbien 4 3 1 1 1 5:43. Frankreich 4 3 1 1 1 4:54. Costa Rica 0 3 0 0 3 2:9

Gruppe B

Brasilien – Nordkorea 0:1 (0:0)Schweden – Neuseeland 2:1 (0:1)Brasilien – Schweden 1:1 (0:1)Nordkorea – Neuseeland 2:1 (1:0) Nordkorea – Schweden 2:3 (1:1)Neuseeland – Brasilien 1:4 (0:1)

1. Schweden 7 3 2 1 0 6:42. Nordkorea 6 3 2 0 1 5:43. Brasilien 4 3 1 1 1 5:34. Neuseeland 0 3 0 0 3 3:8

Gruppe C

England – Nigeria 1:1 (1:0) Mexiko – Japan 3:3 (3:1) Nigeria – Japan 2:1 (2:0) England – Mexiko 0:1 (0:0) Nigeria – Mexiko 1:1 (1:0) Japan – England 3:1 (1:0) 1. Mexiko 5 3 1 2 0 5:42. Nigeria 5 3 1 2 0 4:33. Japan 4 3 1 1 1 7:64. England 1 3 0 1 2 2:5

Gruppe D

Schweiz – Südkorea 0:4 (0:2) USA – Ghana 1:1 (0:1) Ghana – Südkorea 2:4 (1:1) USA – Schweiz 5:0 (3:0) Ghana – Schweiz 2:0 (2:0) Süddkorea – USA 0:1 (0:1)

1. USA 7 3 2 1 0 7: 12. Südkorea 6 3 2 0 1 8: 33. Ghana 4 3 1 1 1 5: 54. Schweiz 0 3 0 0 3 0:11

Viertelfinale

Schweden – Kolumbien 0:2 (0:2) Deutschland – Nordkorea 2:0 (1:0) USA – Nigeria (1:0, 1:1)

1:1 n.V., 2:4 n.E.Mexiko – Südkorea 1:3 (0:2)

Halbfinale

Deutschland – Südkorea 5:1 (2:0)Kolumbien – Nigeria 0:1 (0:1)

Spiel um Platz 3

Südkorea – Kolumbien 1:0 (0:0)

Finale

Deutschland – Nigeria 2:0 (1:0)

Deshalb machte DFB-Trainerin Maren Meinertnach dem Endspiel aus ihrer Freude keinenHehl. „Wir sind verdient Weltmeister gewor-den. Das war ein Riesen-Ereignis. Es ist alleswahr geworden, was wir uns erträumt haben“,sagte sie. Und erhielt Unterstützung von Sil-via Neid. „Die beste Mannschaft der U 20-WMhat das Turnier gewonnen. Das Team wurdevon Maren Meinert und ihrer Crew bestenseingestellt, wusste sich im Verlauf der WM zusteigern und rief die besten Leistungen ab,als es darauf ankam“, sagte die Cheftraine-

rin der deutschen Frauen-Nationalmann-schaft.

Dabei vereint das deutsche Team viele Quali -tä ten und Charaktere. Angefangen bei Alexan -dra Popp, die nicht nur als beste Spielerindes Turniers ausgezeichnet wurde, sondernauch mit zehn Treffern den Goldenen Schuhals beste Torschützin erhielt. Für das beherzteund mutige Offensivspiel stehen aber auch dieNamen von Sylvia Arnold, Svenja Huth und Dzse-nifer Marozsan. Im defensiven Mittelfeld haben

Kim Kulig küsstden WM-Pokal.

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sich Spielführerin Marina Hegering und KimKulig als Leistungsträgerinnen bewiesen. In derAußenverteidigung haben Bianca Schmidtund Tabea Kemme für Akzente gesorgt. Undin der Innenverteidigung sorgten Marith Prießen und Kristina Gessat für Ordnung.

Aus elf Vereinen der Bundesliga und 2. Bundesligastammen die 21 U 20-Weltmeisterinnen. Ein gutesZeichen. „Auf der sportlichen Ebene ist das eineklasse Rückmeldung für unsere Nachwuchs-förderung und ein tolles Signal für die National -mannschaft –da kommt etwas nach“, bilanziertDoris Fitschen, die Managerin der deutschenFrauen-Nationalmannschaft. Allerdings sindsolche Äußerungen nicht als Freifahrtschein fürdie Talente zu bewerten. Im Gegenteil. „Die Spie-lerinnen haben jetzt bewiesen, welch enormesPotenzial in ihnen steckt. Grundsätzlich mussman jedoch sagen, dass es ein gewaltiger Sprungvon der U 20 zu den Frauen ist. Das bestätigenuns immer wieder die jungen Spielerinnen, diedas erste Mal bei uns dabei sind. In punkto Tempo,Athletik und Technik ist das noch einmal einweiterer Schritt“, so Silvia Neid.

Allerdings weist die Bundestrainerin auch darauf hin, dass die Tür in die National-mannschaft offen ist. Offen für die WM 2011im eigenen Land. Aber auch für die Zeit danach.„Der Frauenfußball hört ja nach 2011 nicht auf.Und unsere U 20-Weltmeisterinnen könnensich noch entwickeln. Um ihre Fähigkeiten wei-ter zu entfalten, werden wir ihnen jede nurerdenkliche Hilfe geben. Teilweise müssen sichdie Spielerinnen auch erst einmal in ihrenVereinen in der Bundesliga durchsetzen undetablieren. Die Messlatte liegt natürlich hoch,die Herausforderung ist groß, aber in der Nati-onalmannschaft zu spielen, ist auch ein loh-nenswertes Ziel“, sagt Silvia Neid.

Und dass der nächste Schritt kein Ding derUnmöglichkeit ist, das haben prominenteBeispiele zuvor bereits bewiesen. Aus derMannschaft, die 2004 die U 19-Weltmeister-schaft in Thailand gewann, stehen mit AnjaMittag, Melanie Behringer, Lena Goeßling,Simone Laudehr, Celia Okoyino da Mbabi undAnnike Krahn mittlerweile sechs Spielerinnenim A-Kader. Nachahmer 2010 sind erwünscht.Die Leistungen der Spielerinnen des Jahrgangs1990 und jünger bei dieser WM könnten daherschon ein Fingerzeig gewesen sein. Spielführerin Marina Hegering ging mit gutem Beispiel voran.

Das U 20-Trainerinnen-Team: Bettina Wiegmann, Maren Meinert und Silke Rottenberg (von links).

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www.rewe.de

Nach der WM ist vor der WM.Nach der tollen Weltmeisterschaft in Südafrika freut sich REWE, deroffizielle Ernährungspartner des DFB, auf neue unvergesslicheFußballmomente bei der FIFA Frauen-WM 2011 in Deutschland.

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Sie war der Star der U 20-Frauen-WM:

Alexandra Popp erhielt den „Goldenen

Ball“ als beste Spielerin und den

„Goldenen Schuh“ als erfolgreichste

Torschützin des Turniers. Und das,

obwohl sie im Verein in der Viererkette

spielt. Trotz ihres großen individuellen

Erfolgs ist die 19-Jährige auf und neben

dem Platz eine echte Teamplayerin –ein Geheim-

nis des Erfolgs der U 20-Frauen. Ihr Erfolgs-

geheimnis: keine Süßgetränke und viel Arbeit.

DFB-Redakteurin Annette Seitz stellt die

Angreiferin vor.

Torschützenkönigin der U 20-Frauen-WM: Alexandra

Popp stellt jedoch den Erfolg derMannschaft in den Mittelpunkt.

Alexandra Popp war mit ihren Treffern maßgeblich am Erfolg der U 20-Frauen beteiligt

Popp-Star mit goldenem Schuh

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Wenn „Poppi“ trifft, dann wird es inte-ressant. Genau wie ihre Tore ist auchihr Jubel ein echter Hingucker. Alexandra Popp rennt los, breitet

die Arme weit auseinander, die Händegestreckt, die Ellenbogen angewickelt und deu-tet den Bewegungsablauf eines Skorpions an.So wie auch Nationalspieler Marcell Jansenseinen Torjubel zelebriert. „Und das finde ichecht cool“, sagt die Stürmerin vom FCR 2001 Duisburg.

„Echt cool“ fanden auch die Fans, die die U 20-Frauen des DFB auf ihrem Weg beim Heim-Turnier unterstützten, die Leistung vonAlexandra Popp. In sechs Spielen gelangenihr zehn Treffer. Eine beeindruckende Quote,die mit dem „Goldenen Schuh“ als beste Tor-schützin des Turniers belohnt wurde. Die Reak-tion der 19-Jährigen: „Darüber freue ich michnatürlich sehr. Aber für mich stand währenddes gesamten Turniers nicht im Mittelpunkt,hier unbedingt beste Torschützin zu werden.Der Erfolg der Mannschaft war viel wichtiger.Denn ohne die Mannschaft, ohne meine Mit-spielerinnen, die mir zuarbeiten, hätte auchich nicht so viele Treffer erzielen können.“

Eine Aussage, die das Erfolgsgeheimnis derU 20-Frauen des DFB deutlich macht: DieseMannschaft zog ihre Stärke aus dem Team.Jede Einzelne – von der Nummer 1 bis zur 21 – war wichtig für den Erfolg. Die Treffer

einer Alexandra Popp waren ein Baustein vomTeil des Ganzen.

Die Leistungsexplosion der sechsmaligen A-Nationalspielerin, die mit dem FCR 2001 Duis-burg zweimal den DFB-Pokal gewann und ein-mal den UEFA-Cup holte, erklärt sich zum einemdurch den Wohlfühlcharakter im Team. Zumanderen aber auch durch eine unbändige Spiel-freude. Denn im Angriff darf die angehendePhysiotherapeutin, die immer einen lockerenSpruch auf den Lippen hat, nur in der Nati-onalmannschaft ran. In Duisburg wird Ale-xandra Popp dagegen in der Viererabwehr-kette gebraucht. „Wir haben dort unter ande-rem mit Inka Grings schon starke Stürme-rinnen. Bei uns gab es dagegen eine Lückeim Abwehrbereich. Da hat mich die Trainerineben dort hingestellt. Und ich glaube, dasmache ich auch ganz gut.“

Dass ihre Offensivqualitäten auf dieser Posi-tion verschenkt seien, davon will sie nichtswissen: „Auch eine Außenverteidigerin mussden Drang nach vorne haben. Das ist das, wasdie Trainer national und international sehenwollen. Und das fällt mir natürlich leichter,weil ich aus dem Sturm komme.“

Ihre Flexibilität, aber auch ihre Abgezockt-heit vor dem Tor, sind die großen Stärken vonAlexandra Popp, die zudem von ihrer Athle-tik profitiert. Die musste sie sich aber erst

hart erarbeiten. Eindringlich wurde ihr vonden Trainerinnen des DFB und nicht zuletztauch von ihrer Heimtrainerin Martina Voss-Tecklenburg nahegelegt, im athletischenBereich härter zu arbeiten. „Sie sind zu mirgekommen und haben gesagt, dass ich etwastun muss und vor allem auch Gewicht redu-zieren soll. Das habe ich dann gemacht.“

Die Süßgetränke wurden fortan bei ihr aufden Index gesetzt, Alexandra Popp folgte demindividuell für sie entwickelten Trainingsplan,verlor sechs Kilogramm und gewann an Sprit-zigkeit. „Ich merke, dass mir jetzt alles leich-ter fällt. Ich denke, dass ich mich seit der ver-gangenen Saison erkennbar weiterentwickelthabe.“

Auch mental gilt die 19-Jährige als gereift.Dass sie bei der WM im Mittelpunkt des Inte -resses der Medien stand, bei den Fans schnellzum Liebling aufstieg und mit Plakaten undSprechchören gefeiert wurde, machte ihrnichts aus. „Poppi“ blieb cool. Kein Anfall vonÜbermut, nirgends. „Ich bin kein Typ, derabhebt. Ich bin einfach ich selbst, ich erle-dige meine Aufgabe auf dem Platz. Die Mann-schaft hinter mir hat das toll gemacht, ichmusste die Bälle nur reinschieben. Es gibt fürmich also keinen Grund abzuheben.“

Bescheiden gibt sich die in Witten bei Bochumgeborene 1,74 Meter große Stürmerin auch,wenn es um ihre Chancen für die Frauen-WM2011 geht, die nächstes Jahr in Deutschlandausgetragen wird. „Ich hoffe natürlich, dabeizu sein, das ist mein großes Ziel. Natürlichmuss ich aber weiter an mir arbeiten und darfnicht nachlassen.“

Setzt sich die Entwicklung der Alexandra Poppso fort, dann sind die Chancen allerdings gut,dass die Fans ihrer „Poppi“ auch bei der WM2011 zujubeln können.

Publikumsliebling: Das erst 19-jährigeAusnahmetalent hat sich in die Herzender Fans gespielt.

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FIFA Frauen-WM 2011: Spielorte bereiten sich auf das Spektakel vor

Die Stimmung steigtDie WM in Südafrika ist Vergangenheit. Die FIFA U-20-Frauen-WM 2010 wurde gerade abgepfif-fen. Doch nach der WM ist vor der WM. Daher richten sich jetzt alle Blicke und Maßnahmen aufdie FIFA Frauen-WM 2011 in Deutschland. Die Planungen in allen organisatorischen Bereichen sindweit fortgeschritten. Mit gezielten Aktionen soll in den kommenden Monaten nun auf das Tur-nier eingestimmt werden. Was dafür geplant ist, beschreibt DFB-Redakteur Wolfgang Tobien.

Der Langstreckenlauf zur FIFA Frauen-WM 2011 befindet sich in der letztenRunde, nachdem vor wenigen Wochen,am 26. Juni, das letzte Jahr der Vor-

bereitungen vor dem Anpfiff des Eröff-nungsspiels in Berlin eingeläutet worden war.Die neun Spielorte werden von nun an ver-stärkt in den Blickpunkt des öffentlichen Inter-esses gerückt, um die erste Frauenfußball-WM in Deutschland zu einem unvergesslichennationalen Festspiel werden zu lassen.

Mit diesem Vorsatz will das Organisations-komitee mit seiner Präsidentin Steffi Jonesan der Spitze in den folgenden Monaten denGleichklang zwischen möglichst perfekter

Organisation und mitreißender Emotion her-stellen. „Organisatorisch fühlen wir unsgewappnet. Von A wie Akkreditierung bis Vwie Volunteers befinden wir uns bei allen orga-nisatorischen Themen im grünen Bereich. Dieshat die U-20-Frauen-WM, soweit sie als Test-lauf vorgesehen war, absolut positiv bestä-tigt“, sagt sie und nennt als große Heraus-forderung der nächsten Monate, die Vorfreudeund Begeisterung zu forcieren und zu inten-sivieren, „damit wir 20ELF von seiner schöns -ten Seite in einzigartiger WM-Atmosphärepräsentieren können“.

Eine wichtige Rolle als Stimmungsmacher undPR-Lokomotive ist hierfür der deutschenFrauen-Nationalmannschaft zugedacht. Siewird, so ist geplant, ihre Länderspiele bis zumWM-Beginn ausschließlich in den WM-Stadienabsolvieren. So finden zum Beispiel die nächs -ten beiden Begegnungen mit Kanada in Dres-den am 15. September, wo gleichzeitig der Einzelverkauf der Tickets inklusive des Eröff -nungsspiels in Berlin gestartet wird, und mitAustralien in Wolfsburg am 28. Oktober statt.

Eine Chance, die genutzt werden soll. Vor allemfür die WM-Spielorte selbst. „Wir werden mitklassischen Werbemaßnahmen und gezieltenAktionen im Umfeld der WM-Städte die Kom-munikation deutlich verstärken. Wir hoffenaber darüber hinaus, dass sich die Einwoh-ner in den WM-Spielorten und die Fans in derenUmland total identifizieren. Und mit ihremBesuch nicht nur bei den deutschen Spielenfür eine stimmungsvolle Kulisse und einenwürdigen Rahmen sorgen, den die 16 welt-besten Frauenteams absolut verdienen“,sagt OK-Pressechef Jens Grittner.

Steffi Jones macht in dieser Hinsicht an ihrenhoch angesetzten Erwartungen keinerleiAbstriche: „Das Ziel für das gesamte Turnierlautet weiterhin: ausverkaufte Stadien bei allen32 Spielen. Die Tatsache, dass ein Jahr vorWM-Beginn mit rund 250.000 Tickets bereitsein Drittel des im freien Verkauf zur Verfü-gung stehenden Kartenkontingents abgesetztist, bestätigt mich, zusammen mit der gro-ßen Resonanz bei der U-20-Frauen-WM, in mei-ner Einschätzung.“

Große Aufmerksamkeit vor allem auch im Aus-land wird das herausragende Ereignis im voll-gepackten OK-Terminkalender für das letzteVorbereitungsjahr bekommen: Die Auslosungder Endrunden-Gruppen und Spielpaarungenam 29. November in Frankfurt am Main, dasals Dreh- und Angelpunkt des Turniers mitdem FIFA-Headquarter, der OK-Zentrale undschließlich mit dem Finale am 17. Juli 2011so etwas wie die Kapitale der WM 2011sein wird. „Die Auslosung in derFrankfurter Festhalle wirdsicherlich der Höhepunkt

Durch Maskottchen Karla Kick sollen geradebei den Kids Emotionen für die Frauen-WM2011 geweckt werden.

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bis zum Jahresende 2010 sein. Selbstver-ständlich wird die Live-Übertragung im Fern-sehen mit einem sehr attraktiven Unterhal-tungsprogramm angereichert“, kündigt SteffiJones an.

Die OK-Präsidentin selbst wird sich danachwieder auf Auslandsmission begeben, um –ähnlich wie Franz Beckenbauer vor der WM2006 – weltweit die Werbetrommel für 2011zu rühren. Verbunden mit dem selbst aufer-legten Auftrag, die Entwicklung des Frauen-fußballs global voranzutreiben, wie sie es seitGründung des Organisationskomitees imJanuar 2008 bei bislang rund 700 Veran-staltungen in Deutschland und in 13 weiterenLändern auf fünf Kontinenten praktiziert hat.

„Sei Teil der WM“ – das Motto, das die Zuschaueram 26. Juni 2011 im Berliner Olympiastadionbeim großen WM-Entree auf das Turnier ein-stimmen soll, wird jetzt schon mit Leben erfüllt.

Gute-Laune-Gesichter:OK-Präsidentin Steffi Jones

und WM-Botschafterin Britta Carlson.

Wie das Rudolf-Harbig-Stadion in Dresdensollen auch die acht anderen WM-Arenen

verstärkt in den Fokus gerückt werden.

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Grünes Licht fürs Miteinander: Heinz Maintok mit Sedlitzer Spielern.

Natürlich sind sie alle mutige Menschen.Nicht verblendet und obskuren Idea-len hinterherjagend, sondern einfachüberzeugt vom eingeschlagenen

Weg, von einer guten Sache, für die sie sichengagieren. Sie bekommen Zuspruch, sicher,genießen auch die Nominierung, aber es über-wiegt der Alltag. Von Pöbeleien und strafba-ren Angriffen lassen sie sich nicht ein-schüchtern. Der ehemalige Fliesenleger HeinzMaintok, die Sportwissenschaftlerin Angelika

Ribler, die Spieler von Roter Stern Leipzig unddie Verantwortlichen des SV 06 Lehrtewerden am 7. September im Historischen

Rathaus von Köln für ihr Eintreten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet.

DFB vergibt Julius-Hirsch-Preis 2010 nach Brandenburg

Verein(t) gegen Rechtsextremismus

Zum sechsten Mal vergibt der Deutsche Fußball-Bund in Gedenken an den nach Auschwitz depor-tierten jüdischen Nationalspieler seinen Julius-Hirsch-Preis. Bekannte Namen wie „ZEIT“-Chef-redakteur Giovanni di Lorenzo oder der FC Bayern München finden sich auf der Liste der Preis-träger. Dieses Jahr fiel die Wahl der Jury unter Vorsitz des ehemaligen BundesinnenministersOtto Schily auf drei eher kleine Vereine, alle organisiert unter dem Dach des DFB. Internet-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit den Preisträgern.

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„Meine Aufgabe ist es, Vereine und Gemein-den für Vielfalt und Demokratie und gegenRassismus, Rechtsextremismus und Gewaltstarkzumachen“, sagt die diesjährige Trä -gerin des Ehrenpreises, Angelika Ribler, eineDiplom-Psychologin und Sportwissenschaft-lerin aus Frankfurt am Main. Im Auftrag derSportjugend Hessen leitet die gebürtigeHamburgerin das Projekt „Mobile Interven-tionsteams gegen Rechtsextremismus imSport“. Im September erscheint ihr Buch „Konfliktmanagement im Sport“.

Wenn sie von ihrer Arbeit spricht, klingt dasoft, als erzähle sie Geschichten aus einemanderen Land. Oder aus einer anderen Zeit.Ribler erzählt von rechtsextremen Gruppen,die Jugendliche auf „Kammerpartys“ einladen,bei denen Trockeneis aus den Duschköpfenan der Decke strömt. Der Holocaust – ein Party-gag. Sie berichtet von Übergriffen und vonVideos, die zur Demütigung der Attackiertenim Internet laufen, sie erzählt von Molotow-Cocktails und vermummten Gestalten. Überein Jahr begleitete sie einen Fall, bei dem einwegen Volksverhetzung vorbestrafter NPD-Spitzenkandidat die E- und F-Jugend einesVereins trainiert hatte.

„Derzeit arbeite ich mit Gemeinden imSchwalm-Eder-Kreis und in der Wetterauzusammen, in denen gewalttätige rechtsex-treme Gruppen Probleme bereiten. Es ist schoneine anspruchsvolle Aufgabe.“ Selbst Angst

habe sie nicht, sagt die drahtige 47-jährigeFrau, „auch wenn mich inzwischen immer mehrLeute danach fragen“. „Doch der Sport“, meintRibler, „ist ein großer Vorteil. Wenn ich meineArbeit für die Gewerkschaft oder Kirchemachen müsste, wäre es schwieriger.“

Heinz Maintok war 17 Jahre Vorsitzender beimSV Sedlitz Blau Weiß 90 aus dem branden-burgischen Senftenberg, der mit dem erstenPlatz des Julius-Hirsch-Preises ausgezeich-net wird. Heute leitet er die Fußballabteilung.Sein Credo ist klar: „Schwarze, weiße, roteund gelbe Fußballer, wir freuen uns über jedeNeuanmeldung, aber Braune wollen wir hiernicht.“ 1990 entstand der Verein aus einemKombinat. Maintok begann den Dialog mit demortsansässigen Asylbewerberheim. „Anfangshatte das einfach sportliche Gründe, dort gabes gute Fußballer. Sieben Spieler haben wiran höherklassige Vereine weitervermittelt,einer spielt heute in der B-Jugend von Ener-gie Cottbus.“ Inzwischen ist unter MaintoksLeitung ein weit gestaffeltes soziales Enga-gement entstanden. Der Verein macht mit bei„Vielfalt tut gut“, einer Initiative des LandesBrandenburg, eine weitere Aktion des Klubsstand unter dem Motto „Verein(t) gegenRechtsextremismus“.

Der heute 58-jährige Heinz Maintok hat einLeben lang als Fliesenleger gearbeitet. Dannkamen vier Knieoperationen. Eingeknickt ister nie. „Wegen unserer ausländischen Spie-ler wurden wir bei Auswärtsspielen schonöfters angepöbelt. Da gab es furchtbareSprechchöre. Wir wollten das nicht einfachignorieren, sondern haben die Vorfälle sport-gerichtlich zur Anzeige gebracht.“

Nicht nur dafür erhält der SV Sedlitz Blau Weißden Julius-Hirsch-Preis 2010. Der zweite Preisgeht an Roter Stern Leipzig, der dritte Preisan den SV 06 Lehrte. Julius Hirsch steht stell-vertretend für viele bedeutende jüdische Spie-ler, Trainer und Funktionäre, die den deut-schen Fußball bis 1933 maßgeblich geprägthaben. Mit der Stiftung des Preises erinnertder DFB nicht nur an die Opfer. Er will ein öffent-liches Zeichen für die Unverletzbarkeit derWürde des Menschen setzen, in den Stadienund in der Gesellschaft, und zudem das große Engagement in den Vereinen stützen undfördern.

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Sportwissenschaftlerin Angelika Riblermacht Vereine stark für Vielfalt.

Ehrenmitglied Karl-Josef Tanas gestorben

Der Deutsche Fuß-

ball-Bund trauert

um Karl-Josef

Tanas. Der langjäh-

rige Präsident des

Fußball-Verbandes

Mittelrhein und

DFB-Vizepräsident

ist am 28. Juli im Alter von 75 Jahren

gestorben. Seit 1955 hatte sich Karl-Josef

Tanas ehrenamtlich engagiert, zunächst in

seinem Heimatverein TuS Schleiden 08.

1977 rückte er auf in den Vorstand des Fuß-

ball-Verbandes Mittelrhein. 1992 trat er die

Nachfolge von Egidius Braun als Präsident

an und führte bis 2007 den siebtgrößten

Landesverband im Deutschen Fußball-Bund.

Darüber hinaus war er von 2001 bis 2007

Vizepräsident des DFB, insgesamt neun

Jahre Mitglied im DFB-Vorstand, 15 Jahre

Vizepräsident des Westdeutschen Fußball-

und Leichtathletikverbandes und seit 2007

Vorstandsmitglied der DFB-Kulturstiftung.

Auf dem Weg zur Fußball-Weltmeister-

schaft in Deutschland übernahm er die Lei-

tung des Spielorts Köln.

Es waren vor allem seine zukunftsweisen-

den Ideen, die Karl-Josef Tanas aus- und

kennzeichneten. Als es in den 70er-Jahren

galt, den Freizeit- und Breitensport zu

etablieren, war der Fußball-Verband Mittel-

rhein auch dank seines vorbildlichen

Engagements beispielgebend. Unter seiner

Führung reformierte der FVM die Struktur

seiner Fußballkreise, setzte mit der Ein-

bindung junger Menschen in die Vereins-

und Verbandsarbeit Maßstäbe und machte

die Sportschule Hennef durch kontinuier-

liche Erneuerungen und Erweiterungen

zukunftssicher.

Für seine großen Verdienste wurde er 2007

zum Ehrenpräsidenten des Fußball-Verban-

des Mittelrhein ernannt. Karl-Josef Tanas

wurde darüber hinaus mit der Sportpla-

kette des Landes Nordrhein-Westfalen und

dem Verdienstkreuz am Bande des Ver-

dienstordens der Bundesrepublik Deutsch-

land ausgezeichnet. Außerdem war er

Ehrenmitglied des Deutschen Fußball-Bun-

des sowie des Westdeutschen Fußball- und

Leichtathletikverbandes.

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DFB trauert um Erhardt, Berger und HeimannDer DFB trauert um drei Männer, die sich großeVerdienste um den deutschen Fußball erwor-ben haben. In Fürth starb am 3. Juli der frü-here Nationalspieler Herbert „Ertl“ Erhardt,der drei Tage darauf 80 Jahre alt gewordenwäre. Erhardt nahm an den Weltmeisterschaften1954, 1958 und 1962 teil und war auch Spiel-führer der DFB-Auswahl, für die er 50-mal zumEinsatz kam. Für seinen Heimatverein SpVggFürth absolvierte er von 1948 bis 1962 mehrals 800 Spiele. Zum Ende seiner Karriere stander beim FC Bayern München unter Vertrag.Am 23. Juni starb Jörg Berger im Alter von 65Jahren. Er stand als Nachwuchstrainer in Diens -ten des damaligen Deutschen Fußball-Ver-bandes (DFV) der DDR. 1979 floh er über Jugo -slawien in die Bundesrepublik. Seine Stationenin der Bundesliga waren Fortuna Düsseldorf,Hannover 96, Eintracht Frankfurt, 1. FC Köln,Schalke 04, Karlsruher SC und Hansa Rostock.Karl-Heinz Heimann gehörte zu den profi-liertesten Fußballjournalisten Deutschlands.Der langjährige Chefredakteur und Heraus-geber des „Kicker“ wurde 85 Jahre alt. Er starbam 13. Juli – einen Tag vor dem 90. Jahres-tag der Gründung des Fachmagazins. Heimannhatte den „Kicker“ über Jahrzehnte geprägt,

lange auch die Nationalmannschaft beglei-tet. 2003 war ihm das DFB-Ehrenzeichen inGold mit Brillant verliehen worden.

Immer wieder Wembley:Hans Tilkowski feiert 75.Am 12. Juli feierte Hans Tilkowski seinen 75. Geburtstag. 39-mal hat er für Deutsch-land im Tor gestanden, doch kein Spiel wirdderart mit ihm in Verbindung gebracht wiedas WM-Endspiel 1966. „Natürlich war der Ballnicht drin, das ist längst klar und das Themainzwischen abgehakt“, sagt Tilkowski zumlegendären „Wembley-Tor“ von Geoff Hurst,das schließlich die 2:4-Niederlage nach Ver-längerung gegen England einleitete.Der Fußball spielt nach wie vor eine großeRolle in Tilkowskis Leben. Bei fast jedem Heim-spiel von Borussia Dortmund sitzt er auf derTribüne. Mit dem BVB wurde er 1965 DFB-Pokal-sieger und als erster Torhüter „Fußballer desJahres“, 1966 dann Europapokalsieger derPokalsieger. Seit dem Abschied von der Fuß-ball-Bühne als Bundesliga-Profi in Dortmundund bei Eintracht Frankfurt (122 Spiele) undals Trainer bei Werder Bremen, 1. FC Saar-brücken, 1860 München und 1. FC Nürnbergengagiert sich Tilkowski für Schwerkranke undArme. Weit über eine Millionen Euro hat er als

„Botschafter der guten Tat“ gesammelt unddafür das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Mit dem Rollstuhl zur WM: „Absolut behindertengerecht“66 Jahre ist Waldemar Schwendemann jetztalt. Seit 30 Jahren muss er sich im Rollstuhlfortbewegen. Rund 130 Länderspiele der Nati -onalmannschaft hat er inzwischen schon livegesehen, seitdem er sich von 1999 an für dieBelange behinderter Fußballfans und speziellder Rollstuhlfahrer einsetzt. Die größte Über-raschung erlebte er jetzt bei der WM in Süd-

Torwart Hans Tilkowski, dessen Name eng mit dem legendären „Wembley-Tor” verbunden ist,feierte am 12. Juli seinen 75. Geburtstag.

Herbert „Ertl“ Erhardt starb am 3. Juli imAlter von 79 Jahren.

NamenNachrichten

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afrika. „Nie hätte ich es für möglich gehalten,dass Südafrika so hervorragend für Roll-stuhlfahrer vorbereitet und absolut behin -dertengerecht eingerichtet ist“, sagt Walde-mar Schwendemann nach seiner Rückkehr.Der Mann, der sich dafür engagiert, Barrierenfür Behinderte im Fußball zu beseitigen, fandin Südafrika keinerlei relevante Hürden undHindernisse vor. „Ob Rampen, stadionnahesParken, abgesenkte Bordsteine an den Stra-ßen oder behindertengerechte Toiletten – eswar alles vorhanden“, sagt Schwendemann,der 2006 den inzwischen 150 Mitglieder zäh-lenden „Handicap-Fanclub“ im DFB-Fan Club

Nationalmannschaft gegründet hatte und des-sen 1. Vorsitzender war. Vor der WM 2006 inDeutschland stand er dem OK als Berater inSachen Rollstuhl-Fußballfans „ungemein kom-petent und kooperativ“, so DFB-SchatzmeisterHorst R. Schmidt, zur Seite.Bei der WM 2010 war der Offenburger gleichzweimal vor Ort dabei. Zunächst bis zum Ach-telfinale mit seiner Frau Monika. Und weil esso schön war, danach noch einmal beim Halb-finale und Finale mit einem Kollegen. „Dieseswunderschöne Land, die Herzlichkeit seinerBewohner, die nahezu perfekte Organisationund die tollen Auftritte unserer National-mannschaft werde ich immer in Erinnerungbehalten“, ist die Bilanz seiner ersten Aus-wärts-WM.

Rekord-Veranstaltung:1.366 Fußball-AbzeichenDie Integrierte Gesamtschule Mühlenberg inHannover hat einen Rekord aufgestellt. Beim„Tag des DFB & McDonald’s Fußball-Abzeichens“demonstrierten 1.366 Schülerinnen und Schü-ler an fünf Technik-Stationen ihr fußballeri-sches Können. „Neben einem tollen Fußball-tag war es das Ziel, die bisherige Bestmarkevon 1.200 Abnahmen, aufgestellt im Mai 2009beim „Tag der Borussen“ in Dortmund, zu über-bieten“, erklärt Ansgar Pietschmann, der seitdem Schuljahr 2009 sein Projekt „Fußball alssoziales Handlungsfeld“ an der Mühlenber-ger Schule durchführt. Um die Abnahmen desFußball-Abzeichens für die zahlreichen Jugend-

lichen zu ermöglichen, benötigte die Schulemehrere Sportanlagen. Dafür gab es Unter-stützung durch die Kooperationsvereine Müh-lenberger SV, Badenstedter SC und TuS Wett-bergen. Neben ihren Rasenplätzen stellten dieVereine unter anderem auch Bälle und Torezur Verfügung.

„Grassroots Football Festival“: 1.400 Kinder in NamibiaInnerhalb von drei Tagen führte die Jugend-abteilung des Namibischen Fußball-Verbandeszwei große Aktionen zur Förderung des Jugend-fußballs durch. Mit dabei: DFB-AuslandstrainerKlaus Stärk. Nach der „Mini-WM“ mit 500 Spie-lern und Spielerinnen der Altersklasse U 17 kamenmehr als 900 Kinder der Altersklassen zwischensechs bis neun sowie zehn bis zwölf Jahrenzum ersten „Grassroots Football Festival“ insKhomasdal-Stadion in Windhuk.Aufgrund der intensiven Nachwuchsförderungund auch der Förderung des Frauenfußballsin Namibia wurde das Land von der FIFA fürein Grassroots-Festival ausgewählt. Demeigentlichen Festival ging eine Schulung für40 Trainer und Sportlehrer voraus, die auchdie Durchführung und Organisation einer sol-chen Veranstaltung zum Gegenstand hatte.Höhepunkt des Festivals war der „Tag des Kin-derfußballs“. In drei Durchgängen spielten undtrainierten jeweils rund 300 Kids unter derAnleitung der 40 Trainer, darunter Stärk, derim Auftrag des Deutschen OlympischenSportbundes (DOSB) und des Auswärtigen

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Rollstuhlfahrer Waldemar Schwendemann(Mitte) lobt die behindertengerechten

Einrichtungen in den WM-Stadien.1.366 Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule Mühlenberg in Hannoverlegten das „DFB & McDonald’s Fußball-Abzeichen“ ab.

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Erfolgsmodell: Die DFB-Mobile erreichten im ersten Jahr bereits 3.700 Vereineund mehr als 220.000 Mitglieder.

Volltreffer: Manuela Schmermund schießtsich zum WM-Gold.

Amtes seit August 2008 für das Fußball-Pro-jekt in Namibia verantwortlich ist. „Innerhalbvon drei Tagen haben mehr als 1.400 Kinderund Jugendliche an unseren Aktionen teil-genommen und Fußball gespielt“, sagte er.Besonders freute sich der DFB-Trainer überdie dritte Gruppe, die zu großen Teilen ausStraßenkindern bestand.

Continental AG wirdTop-Partner für DFB-PokalDie Continental AG ergänzt ihr globales Fuß-ball-Sponsoring der Fußball-Weltmeister-schaften 2010 in Südafrika und 2014 in Bra-silien erstmals mit dem Premium-Sponsoringdes DFB-Pokalwettbewerbs. Das vom Schwei-zer Rechte-Vermarkter Infront Sports & Mediaerworbene Paket hat eine Laufzeit von zweiJahren und garantiert Continental neben TV-Präsenz durch Bandenwerbung und andereWerbeträger im Stadion bei allen 63 Pokal-spielen ein Ticket-Kontingent, das für werb-liche Zwecke eingesetzt werden kann.Darüber hinaus hat Continental durch einenzusätzlichen Vertrag mit dem DFB das Rechterworben, die Marke DFB für werblicheZwecke zu nutzen. Weitere Top-Partner desDFB-Pokals sind die Deutsche Post, Bitburgerund Jack Wolfskin. Denni Strich, Marketing-Direktor beim DFB: „Mit Continental habenwir einen weiteren Partner an unserer Seite,

der sich durch sein umfassendes Engagementim Fußball einen ausgezeichneten Ruf erwor-ben hat und hervorragend zu unserem Pre-mium-Produkt DFB-Pokal passt. Der DFB freutsich sehr auf die Zusammenarbeit.“

DFB-Mobil erreicht erste EtappenzieleDas „Training auf Rädern“ kommt an. Im erstenJahr hat das „DFB-Mobil“ 3.700 Vereine in ganzDeutschland angesteuert. Mehr als 220.000Menschen nahmen an dem mobilen DFB-Trai-ning teil, darunter alleine 33.000 Trainer. Damiterreichte die Qualifizierungsmaßnahme desDeutschen Fußball-Bundes nach knapp zwölfMonaten einen wichtigen Meilenstein. Binnendrei Projektjahren will der DFB insgesamt10.000 Vereine ansteuern und 400.000 Ver-einsmitglieder vor Ort weiterbilden. „Wir freuenuns über die vielen positiven Erlebnisse vorOrt. Zahlreiche Pressemeldungen und Dank-schreiben von Fußballvereinen zeigen uns –das DFB-Mobil erreicht seine angesteuertenZiele“, sagt DFB-Direktor Willi Hink.Seit Mai 2009 touren 30 Transporter des DFB-Generalsponsors Mercedes-Benz durch ganzDeutschland. Stets mit im Gepäck: ein Demo-training für F-/E-Jugendliche sowie konkreteTipps zur Trainer-Qualifizierung, Informati -onen zur FIFA Frauen-WM 2011 und Integra-tion sowie zum Frauen- und Mädchenfußball.

DFB-Mitarbeiterin Weltmeisterin im Luftgewehr-SchießenMatthew Skelhon war bedient. Gerade hatte ihmseine deutsche Gegnerin im WM-Stechen denTitel weggeschnappt, und dann schoss ManuelaSchmermund auch nach dem Wettbewerb mitscharfer Munition: „Mach Dir nichts draus, Matt-hew, das war genauso wie im Fußball“, sagtesie ihrem Rivalen. Engländer hatten es nichtleicht diesen Sommer – beim Fußball wie beimSportschießen der Behinderten. DFB-Mitarbei-terin Manuela Schmermund gewann Ende Juliin Zagreb bei den International Paralympics Com-mittee Weltmeisterschaften Gold. Für die querschnittsgelähmte Olympiasiegerinund mehrfache Europameisterin war es die ersteWM-Medaille. In der Luftgewehr-Disziplin „Fal-ling Target“ hatte sie unter den 32 Weltranglis -ten-Besten gemeinsam mit Skelhon das Stechenerreicht. Mit der zweiten Scheibe schoss sichdie 37-Jährige zum ersten WM-Titel. „Der DFBunterstützt mich großartig“, sagte ManuelaSchmermund. Dr. Theo Zwanziger und Wolf-gang Niersbach richteten per Glückwunsch-Schreiben aus: „Wir gratulieren Dir mit beson-derer Freude zu dem großartigen Ergebnis. Wirsind sehr angetan von Deinem Engagement,mit dem Du Deine sportlichen Spitzenleistun-gen und Deine berufliche Tätigkeit beim DFBin Einklang bringst.“ Mindestens bis zu den Para-lympics 2012 möchte sie weitermachen.

NachrichtenNamen

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VfR AalenGründungsjahr: 1921Größte Erfolge: Teilnahme an Aufstiegsspielen

zur 2. Bundesliga Süd 1975Trainer: Rainer Scharinger (43 Jahre)Kapitän: Aytac Sulu (24)Saisonziel: KlassenverbleibStadion: Scholz-Arena (11.183 Plätze)Homepage: www.vfr-aalen.de

Rot Weiss AhlenGründungsjahr: 1996 (damals noch als LR Ahlen)Größte Erfolge: Aufstieg in die 2. Bundesliga

2000 und 2008Trainer: Arie van Lent (39)Kapitän: Marcel Busch (28)Saisonziel: Gute Rolle spielenStadion: Wersestadion (10.500)Homepage: www.rwahlen.de

SV Babelsberg 03Gründungsjahr: 1903Größte Erfolge: Aufstieg in die 2. Bundesliga

2001Trainer: Dietmar Demuth (55)Kapitän: Marian Unger (26)Saisonziel: KlassenverbleibStadion: Karl-Liebknecht-Stadion

(10.499)Homepage: www.babelsberg03.de

Eintracht BraunschweigGründungsjahr: 1895Größte Erfolge: Deutscher Meister 1967Trainer: Torsten Lieberknecht (37)Kapitän: Dennis Kruppke (30)Saisonziel: Oben mitspielenStadion: Eintracht-Stadion (25.540)Homepage: www.eintracht.com

Saisonauftakt in der 3. Liga: Tradition, Spannung, neue Gesichter

Aller guten Dinge sind dreiDie dritthöchste Spielklasse ist die erste, zumindest, was den Saisonstart angeht. Schon seit Ende Juli rollt der Ball wieder in

den Stadien von Aalen bis Wiesbaden. Das allein macht die 3. Liga, die in ihre dritte Saison geht, aber noch nicht besonders,

macht noch nicht ihren Reiz aus. Dafür sorgen andere Dinge: deutsche Meister, Pokalsieger, Weltmeister. Klubs mit Tradition

und Klubs mit Ambitionen. Das Porträt einer Liga und ihrer Gesichter, gezeichnet von DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen.

Mit einer Eröffnungszeremonie im Stadionam Bieberer Berg in Offenbach startete die3. Liga in ihre dritte Saison.

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Werder Bremen IIGründungsjahr: 1899Größte Erfolge: Deutscher Amateurmeister

1966, 1985 und 1991Trainer: Thomas Wolter (46)Kapitän: Sandro Stallbaum (28)Saisonziel: Einstelliger TabellenplatzStadion: Stadion „Platz 11“ (5.500)Homepage: www.werder.de

Wacker BurghausenGründungsjahr: 1930Größte Erfolge: Aufstieg in die 2. Bundesliga

2002Trainer: Jürgen Press (44)Kapitän: Alexander Eberlein (22), Sören

Halfar (23), Christian Holzer (31)Saisonziel: Platz unter den ersten 10Stadion: Wacker-Arena (10.000)Homepage: www.fussball.sv-wacker.de

Dynamo DresdenGründungsjahr: 1953Größte Erfolge: DDR-Meister 1953, 1971, 1973,

1976, 1977, 1978, 1989, 1990FDGB-Pokalsieger 1952,1971,1977, 1982, 1984, 1985, 1990

Trainer: Matthias Maucksch (41)Kapitän: Thomas Hübener (28)Saisonziel: Gute Rolle spielenStadion: Rudolf-Harbig-Stadion (32.066)Homepage: www.dynamo-dresden.de

Rot-Weiß ErfurtGründungsjahr: 1966Größte Erfolge: DDR-Meister 1954, 1955

(als Turbine Erfurt)Trainer: Stefan Emmerling (44)Kapitän: Rudolf Zedi (35)Saisonziel: Einstelliger TabellenplatzStadion: Steigerwaldstadion (17.500)Homepage: www.rot-weiss-erfurt.de

Es sind Namen, die Teil der deutschenFußballgeschichte sind. Dynamo Dres-den, 1. FC Saarbrücken, Kickers Offen-bach, Carl Zeiss Jena, Hansa Rostock,

Eintracht Braunschweig und viele andere. Die3. Liga ist Tradition, Ambition, Faszination –und eine Spielklasse, deren Niveau sich sehenlassen kann. In den beiden bisherigen Spiel-zeiten setzte sich jeweils der Drittligist in derRelegation gegen den Zweitligisten durch: 2009der SC Paderborn und 2010 der FC Ingolstadt.Die Aufsteiger Fortuna Düsseldorf, Union Ber-lin und Paderborn spielten anschließend eine

souveräne Saison. Und kein anderer perso-nifiziert den Erfolg der jungen Liga so gutwie der Shootingstar der WM: Thomas Müllernutzte die 3. Liga als Sprungbrett, ehe er beiBayern München und dann im Nationalteamdurchstartete.

Es sei eine bessere Verzahnung von 2. Bun-desliga und 3. Liga erreicht worden, sagt Hel-mut Sandrock, DFB-Direktor Spielbetrieb,über die höchste Spielklasse des Verbandes:„Genau das war das Ziel, als die eingleisige3. Liga vor zwei Jahren eingeführt wurde.“

Der Unterschied zwischen den Klassen sei deut-lich geringer. Wer aufsteigt, der habe guteChancen, sich zu halten. „In der Liga gibt eseinige Mannschaften mit hoher Qualität“, sagtCarsten Nulle. Der Torhüter und Kapitän vonCarl Zeiss Jena ist mit 75 Einsätzen Rekord-spieler der Liga. Nur ein Spiel hat er verpasst,Anfang dieses Jahres sogar ein Tor erzielt.

Früher, sagt Nulle, war Profifußball aus-schließlich gleichzusetzen mit 1. und 2. Bun-desliga: „Das hat sich inzwischen geändert.Der Stellenwert der 3. Liga ist viel höher, auch

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1. FC HeidenheimGründungsjahr: 1846 (abgespalten vom Haupt-

verein 2007)Größte Erfolge: Aufstieg in die 3. Liga 2009Trainer: Frank Schmidt (36)Kapitän: Erol Sabanov (36)Saisonziel: Gesicherter MittelfeldplatzStadion: GAGFAH-Arena (10.000)Homepage: www.fc-heidenheim.de

FC Carl Zeiss JenaGründungsjahr: 1903Größte Erfolge: DDR-Meister 1963, 1968, 1970

FDGB-Pokalsieger 1960, 1972,1974, 1980Europapokal-Finalist 1981

Trainer: Jürgen Raab (51)Kapitän: Carsten Nulle (35)Saisonziel: KlassenverbleibStadion: Ernst-Abbe-Sportfeld (12.990)Homepage: www.fc-carlzeiss-jena.de

TuS KoblenzGründungsjahr: 1934Größte Erfolge: Teilnahme an Aufstiegsspielen

zur Bundesliga 1968, 1969Aufstieg in die 2. Bundesliga2006

Trainer: Petrik Sander (49)Kapitän: Dennis Brinkmann (31)Saisonziel: KlassenverbleibStadion: Stadion Oberwerth (15.000)Homepage: www.tuskoblenz.de

Bayern München IIGründungsjahr: 1900Größte Erfolge: Deutscher Amateur-

Vizemeister 1983, 1987Trainer: Hermann Gerland (56)Kapitän: Danny Schwarz (35)Saisonziel: KlassenverbleibStadion: Städtisches Stadion an der

Grünwalder Straße (10.240)Homepage: www.fcbayern.de

unter den Profis.“ Der Zuschauerschnitt liegtdeutlich über 5.000, in der „ARD-Sportschau”ist die Berichterstattung über die Klasse festintegriert. Das liegt einerseits an den promi-nenten Protagonisten wie beispielsweise denWeltmeistern Klaus Augenthaler (Trainer inUnterhaching) und Andreas Möller (Managerin Offenbach), an den spannenden Saisonver-läufen. Und an den vielen interessanten, nam-haften Vereinen.

Allein fünf kommen aus dem Osten, der Westenstellt mit Rot Weiss Ahlen nur noch einen Ver-treter. Aus dem Norden sind Ex-MeisterBraunschweig und Werder Bremen II dabei.Das Hauptgeschehen spielt sich im Süden ab(siehe Vereinsübersicht). Neu in der Klassesind neben den Aufsteigern Babelsberg,Saarbrücken und Aalen die Absteiger Ahlen,Koblenz und Rostock. Bei Hansa, erstmals inder Vereinsgeschichte drittklassig, ist Ex-Nati -onalspieler Stefan Beinlich Sportdirektor – erist eines von so vielen neuen Gesichtern, vonvielen neuen Attraktionen der Liga.

Als er zum ersten Mal zu Hansa Rostock kam,das war 1994, stieg Beinlich mit seinem Verein in die Bundesliga auf. Sein zweites Gast-spiel begann 2006, wieder stand am Ende derAufstieg in Liga eins. Vier Jahre danach istStefan Beinlich erneut in Rostocker Diensten.Was kommt jetzt? Seit dem 30. Mai ist er Sport-direktor. Er tritt keine einfache Aufgabe an.„Wir brauchen eine Mannschaft, die auf demPlatz steht“, sagt der 38-Jährige und betont

dabei das Wort „Mannschaft“. Einer für alle –mit dieser Devise sei man in Rostock immergut gefahren. „Daran hat es in der vergan-genen Saison zu oft gehapert“, sagt er. DerAbstieg kam in der Relegation nach zwei Niederlagen gegen den FC Ingolstadt.

„Wir sind noch immer das fußballerische Aus-hängeschild Mecklenburg-Vorpommerns, aberdieses Schild hat Kratzer bekommen“, sagt„Paule“ Beinlich. Deshalb haben die Rostockereinige Testspiele in der Region bestritten, umden Fans die neue Hansa zu zeigen. Jung, enga-giert, eine Einheit. Die Rostocker A-Juniorensind in diesem Jahr Deutscher Meister gewor-den, die Jugendarbeit ist Hansas Hoffnung.Kevin Pannewitz hatte schon in der vergan-genen Saison seine Einsätze, Stürmer LucasAlbrecht und Torwart Kevin Müller gehörenin dieser Spielzeit zum Profi-Kader. „Die Abstim-mung zwischen Junioren und Senioren ist unssehr wichtig“, sagt Beinlich. „Wir müssen unse-ren Talenten eine sportliche Perspektive beiuns aufzeigen, finanziell können wir mit manchanderem nicht mithalten.“

Hansa ist sein Verein, seit er vor 16 Jahrenvon Aston Villa als Talent an die Ostsee kam,

sich erst einen Namen und dann viele Toremachte, oder umgekehrt. Beides stimmt jeden-falls. Als er 1997 ging, war er 25 und Kapitän.Leverkusen, Berlin und Hamburg waren seinenächsten Stationen, garniert mit fünf Einsätzenim Nationalteam. Jeden Tag lerne er dazu inseiner neuen Aufgabe, die so anders ist alssein alter Job, auch wenn das Thema das glei-che ist. Aber auch als Novize würde es ihmnicht verziehen, sollte der Erfolg ausbleiben,das weiß er. „Wir wollen gerne oben mitspielen,aber ein konkretes Saisonziel auszugeben,fällt schwer. Klar ist aber, dass dieser Vereinweiter nach oben gehört“, sagt Beinlich, dereinen Wunsch hat: „Ich möchte sehr gernesehr lange bei Hansa bleiben.“

An solche zeitlichen Langstrecken denkt Arievan Lent (39) noch nicht. Er ist neu bei RotWeiss Ahlen, und das Trainergeschäft kannschnelllebig sein. An die Überschrift in der

Aufstiegsaspirant Kickers Offenbach gelang mit einem 2:0-Erfolg vor heimischem Publikumgegen den 1. FC Saarbrücken ein optimaler Auftakt.

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112 | DFB-Journal 2/2010

Kickers OffenbachGründungsjahr: 1901Größte Erfolge: DFB-Pokalsieger 1970Trainer: Wolfgang Wolf (52)Kapitän: Marko Kopilas (27)Saisonziel: Oben mitspielenStadion: Bieberer Berg (26.500)Homepage: www.ofc.de

SSV Jahn RegensburgGründungsjahr: 2000Größte Erfolge: Aufstieg in die 2. Bundesliga

2003Trainer: Markus Weinzierl (35)Kapitän: Alexander Maul (33)Saisonziel: Gesicherter MittelfeldplatzStadion: Jahnstadion (10.724)Homepage: www.ssv-jahn.de

Hansa RostockGründungsjahr: 1965Größte Erfolge: NOFV-Meister 1991

NOFV-Pokalsieger 1991Trainer: Peter Vollmann (52)Kapitän: Sebastian Pelzer (29)Saisonziel: Oben mitspielenStadion: DKB-Arena (29.000)Homepage: www.fc-hansa.de

1. FC SaarbrückenGründungsjahr: 1903Größte Erfolge: Deutscher Vizemeister 1943,

1952Trainer: Jürgen Luginger (42)Kapitän: Marcus Mann (26)Saisonziel: KlassenverbleibStadion: Ludwigsparkstadion (35.303)Homepage: www.fc-saarbruecken.de

Lokalzeitung kann sich der gebürtige Nieder -länder noch gut erinnern. „König Arie, der I.“stand dort geschrieben, nachdem er 2008 mitdem 1. FC Kleve den Aufstieg in die Regional-liga perfekt gemacht hatte. Er hat das damalsschon einzuordnen gewusst. Höhenflüge kön-nen besonders unsanft enden. „Ein paar Monatespäter, als es nicht mehr so gut lief, wurdeder König entlassen“, sagt er. Dennoch seiendie eineinhalb Jahre am Niederrhein sehr lehr-reich für ihn gewesen. Er hatte ja gerade erstseine Spielerkarriere beendet, als die Anfragekam, als Trainer einzusteigen. „Und ich habegemerkt, wie groß der Sprung ist“, sagt er,„aber auch, wie viel Spaß mir der Beruf macht.Ich muss jeden Tag auf dem Platz stehen.“

Schon als Spieler von Werder Bremen galtvan Lent als Vorzeige-Arbeiter. Nie blieb seinTrikot sauber. Den Durchbruch schaffte er beiBorussia Mönchengladbach, da war er schonfast 30. In fünf Jahren traf er 54-mal, wurdezum Aufstiegshelden. Arie war am BökelbergPublikumsliebling, ehe er zu Eintracht Frank-furt und anschließend zu Rot-Weiss Essen ging.Dann kam der Seitenwechsel. Und nach sei-ner Entlassung in Kleve der Fußball-Lehrer-Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akade-mie. Ahlen, sagt er, will er in der 3. Ligaetablieren. Der Verein ist gerade erst abge-stiegen, nur eine Handvoll Spieler sind geblie-ben. Die meisten Neuen sind sehr jung. „DieJungs sind ehrgeizig, sie wollen etwas errei-

chen“, sagt der neue Trainer. Spieler wie LukaTankulic oder Janis Kraus hätten wohl regis -triert, wer in den vergangenen Jahren in Ahlenausgebildet wurde: Kevin Großkreutz undMarco Reus, der eine hat schon im A-Nati -onalteam gespielt, der andere hätte es auch,verletzte sich aber kurz vorher.

Mit Verletzungen kennt sich auch Pekka Lager-blom aus. In der vergangenen Saison hatte ergleich mehrere: Innenbandriss, Muskelfaserriss,Rippenprellung, Wadenzerrung. Er kam nur auf13 Spiele für den FSV Frankfurt in der 2. Bun-desliga. Ein Neuanfang musste her. Kontakteins Ausland zerschlugen sich, schließlich nahmder elfmalige finnische Nationalspieler das Ange-

Heute für Stuttgart am Ball: Pekka Lagerblomgewann 2004 mit Bremen die Meisterschaft.

Der ehemalige Nationalspieler Stefan Beinlich ist nun Sportdirektor bei Hansa Rostock.

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| 113DFB-Journal 2/2010

SV SandhausenGründungsjahr: 1916Größte Erfolge: Deutscher Amateurmeister

1978, 1993Trainer: Frank Leicht (38)Kapitän: Daniel Schulz (24)Saisonziel: Oben mitspielenStadion: Hardtwaldstadion (10.231)Homepage: www.svs1916.de

VfB Stuttgart IIGründungsjahr: 1893Größte Erfolge: Deutscher Amateurmeister

1963, 1980Trainer: Jürgen Seeberger (45)Kapitän: Tobias Rathgeb (28)Saisonziel: Gesicherter MittelfeldplatzStadion: GAZi-Stadion auf der Waldau

(11.534)Homepage: www.vfb.de

SpVgg UnterhachingGründungsjahr: 1925Größte Erfolge: Aufstieg in die Bundesliga 1999Trainer: Klaus Augenthaler (52)Kapitän: Torben Hoffmann (35)Saisonziel: Oben mitspielenStadion: Generali-Sportpark (15.053)Homepage: www.spvgg-unterhaching.de

SV Wehen WiesbadenGründungsjahr: 1926Größte Erfolge: Aufstieg in die 2. Bundesliga

2007Trainer: Gino Lettieri (43)Kapitän: Fabian Schönheim (23)Saisonziel: Gesicherter MittelfeldplatzStadion: BRITA-Arena (13.144)Homepage: www.svwehen-wiesbaden.de

bot des VfB Stuttgart an. In der Zweiten Mann-schaft des Vereins soll er der neue Anführersein. „Das ist eine reizvolle Aufgabe, die ich mirauch zutraue“, sagt der 27-Jährige.

Gesund bleiben, fit werden, gut spielen – derMittelfeldspieler will zeigen, was er kann. „End-lich mal wieder 30 Spiele oder mehr machen,das ist mein Ziel“, sagt er. „Vielleicht kannich dann auf mich aufmerksam machen undein Kandidat für die Bundesliga-Mannschaftsein.“ Doch das sei erst ein möglicher zwei-ter Schritt. Den ersten muss er noch gehen.„Die jungen Leute bei uns im Drittliga-Kadersind durch die Bank sehr talentiert und lern-willig“, sagt er. Auch das gute Verhältnis zu

Trainer Jürgen Seeberger half ihm bei derEntscheidungsfindung. Beide hatten schon beiAlemannia Aachen zusammen gearbeitet.

Im Januar 2004 war Lagerblom vom FC Lahtizu Werder Bremen gewechselt. Nach einer Halb-serie hatte er bereits das Double in der Tasche.Später lieh ihn Werder an den 1. FC Nürnbergaus. Im WM-Jahr 2006 holte ihn Trainer Hans -peter Latour zum 1. FC Köln. Latour ging, Daumkam. Und der plante nicht mit dem Finnen,der sich daraufhin Alemannia Aachenanschloss, wo er für zwei Jahre blieb. Nacheinem Jahr Frankfurt unterschrieb LagerblomAnfang Juli in Stuttgart. „Ich habe schon vielvon Deutschland gesehen“, sagt er und lacht.

„Ich bin jetzt sechseinhalb Jahre hier, undder Hype um den Fußball ist immer größergeworden. So ein Land verlässt man nichtgerne.“ Also blieb er. „Ich habe noch einigeZiele vor mir. Der VfB Stuttgart ist ein guterVerein, darum freue ich mich auch, hier zusein und in dieser starken Liga zu spielen“,sagt er. Erst mal wieder spielen.

38-mal hat er Gelegenheit dazu, sein neues Glückzu suchen. Gegen Klubs mit großer Geschichte,bekannten Gesichtern oder großen Zielen. Oderallem auf einmal. Die Saison 2010/2011 versprichtwieder hochklassig und spannend zu werdenin der 3. Liga, zum dritten Mal im dritten Jahr.Oder anders: Aller guten Dinge sind drei.

Neuer Job in Ahlen: Ex-Profi Arie van Lent, der in der Bundesliga für Werder Bremen,Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt spielte.

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DFB-Direktor Helmut Sandrock über die Chancen und Perspektiven der 3. Liga

„Wir sind top aufgestellt“Der Ball rollt, die dritte Spielzeit der 3. Ligaläuft. Und für die Zuschauer wird auch in die-ser Saison einiges geboten. Traditionsklubs,interessante Derbys, der Kampf um den Auf-stieg. Helmut Sandrock, DFB-Direktor Spiel-betrieb, sieht die Spielklasse nicht nur sport-lich auf einem guten Weg. DFB.de-RedakteurGereon Tönnihsen hat mit ihm über die Chan-cen, den besonderen Reiz und die Perspekti-ven der 3. Liga gesprochen.

Herr Sandrock, wie fällt Ihre Bilanz nach zwei

Jahren 3. Liga aus?

Die Liga hat sich sportlich wie wirtschaftlichetabliert, auch was die Darstellung in denMedien angeht. Ich denke, das sind die dreiwichtigsten Punkte. Und damit sind auch dieZiele erreicht worden, die einst bei der Neu-schaffung der 3. Liga ausgegeben wurden, näm-lich eine bessere Verzahnung von den beidenBundesligen mit der dritten Spielklasse, dieja bis vor zwei Jahren noch zweigeteilt war.

Das Abschneiden der Aufsteiger in die 2. Bun-

desliga sowie die Ergebnisse der Relegations-

spiele dürften dafür Beleg genug sein.

Ja, ich glaube man kann generell sagen, dassdas Niveau der 3. Liga von dem der 2. Bundes-liga nicht sehr weit entfernt ist. Die Aufsteigerder vergangenen Saison, also Union Berlin, Pader-born und Düsseldorf, waren zu keiner Zeit inder Saison in Abstiegsgefahr. Sie haben auchspielerisch eine sehr gute Rolle gespielt undzwar mit nur leicht verändertem Personal.

In der Liga spielen zahlreiche Traditionsklubs

wie beispielsweise Braunschweig, Saarbrücken

oder Dresden. Bezieht die dritte Spielklasse dar-

aus ihren Reiz?

Natürlich auch daraus. Wir haben zahlreicheKlubs, die von großem Interesse sind und dieviele Besucher anlocken, wenn ich bei-spielsweise an die ganzen Ost-Duelle denke.Diese Vereine wie Erfurt, Dresden oder Jenasind nie verschwunden aus der öffentlichen

Wahrnehmung, werden aber durch die 3. Liga,nicht zuletzt auch durch die Berichterstat-tung in den Medien, auf ein neues, höheresNiveau gehoben.

Halten Sie die Terminierung der Spiele, die größ-

tenteils am Samstag vor den Bundesliga-Spie-

len stattfinden, für sinnvoll?

Wir können gut damit leben, denn so ist es auchmöglich, dass wir die 3. Liga in der „Sportschau“wiederfinden, sonntags teilweise in der „ZDF-

Sportreportage“, ab und an auch im „Sport-studio“. Außerdem berichten die Regionalpro-gramme der ARD teils sehr ausführlich. Das istfür die Vermarktung der Vereine sehr wichtig.

Wie sieht es bei den Zuschauerzahlen aus?

Wir liegen 2009/2010 knapp unter der Zwei-Mil-lionen-Marke, sind bei einem Schnitt von rund5.300 Zuschauern, das ist sehr gut. Die Zahlenschwanken immer ein wenig, je nachdem, wel-che Klubs in der Liga spielen, das ist in der

DFB-Direktor Helmut Sandrock ist verantwortlich für die 3. Liga.

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| 115DFB-Journal 2/2010

2. Bundesliga nicht anders. Darum hatten wirin der Saison davor auch etwas mehr. Düssel-dorf und Union Berlin hatten eben einen Schnitt,der deutlich über 10.000 Zuschauer lag. Auchdie TV-Reichweiten sind mit solchen Klubs ver-knüpft, deshalb haben auch sie ein wenig nach-gelassen, sie sind aber immer noch sehr gut.

Es wird immer wieder mal bemängelt, dass die

Zweiten Mannschaften der Bundesligisten die

Zuschauerzahlen drücken.

Bei den Zuschauerzahlen können wir keineUnterschiede ausmachen, wenn eine ZweiteMannschaft anreist. Aus Gesprächen mit Ver-tretern von Fernsehen und Vermarktung sowieden Vereinen wissen wir allerdings auch, dassvier Zweite Mannschaften eine Verträglich-keitsgröße darstellen, die für alle in Ordnungist. In dieser Saison sind es nach DortmundsAbstieg nur drei. Dadurch, dass inzwischen26 Zweite Mannschaften in den Regionalli-gen spielen, besteht bei manchen Klubs die

Sorge, dass entsprechend auch immer mehrvon ihnen aufsteigen. Das ist heute noch nichtgegeben. Aber über die Regionalligen müs-sen wir uns Gedanken machen.

Wie wird die noch junge Liga generell von den

Vereinen angenommen?

Gut, ganz eindeutig. Wir haben eine Kommuni-kation mit den Vereinen aufgebaut, die sehr inten-siv ist, nicht nur, was das Zulassungsverfahrenbetrifft, sondern das ganze Tagesgeschäft. Geradedie Spitzenvereine sind froh über diese bun-desweite Bühne. Natürlich ist es in solch einerKlasse auch nicht einfach, aufzusteigen. In einerzweigeteilten Liga ging das vermutlich ein wenigleichter. Aber dafür ist dann der Sprung in Ligazwei auch nicht mehr so groß.

Bis wann läuft der aktuelle TV-Vertrag noch?

Bis zur Saison 2011/2012. Eine Prognose, wiees dann mit der Übertragung der 3. Liga imöffentlich-rechtlichen Bereich aussieht, wärenicht seriös. In Zeiten, in denen insgesamtgespart wird, fällt es natürlich schwer, an groß-artige Sprünge zu glauben. Das sollten wirabwarten.

Welche Rolle spielt die 3. Liga innerhalb des DFB?

Sie ist unser Flaggschiff, unsere höchste Spiel-klasse im DFB und neben den Nationalmann-schaften und dem DFB-Pokal ein Premium-Pro-dukt. In diesem Jahr haben wir, wie auch schonbei den Regionalligen, zum ersten Mal das kom-plette wirtschaftliche Lizenzierungsverfahrenübernommen, das vorher in den Händen derDFL gelegen hatte. Das heißt, wir sind jetzt inder Lage, personell und strukturell, eine Profi-Liga komplett zu organisieren und zu admi-nistrieren. Wir sind top aufgestellt.

Was wünschen Sie sich für das dritte Jahr?

Eine sportlich genau so interessante Saisonwie die vergangene, nach wie vor viel Sen-dezeit im Fernsehen, viele Fans in den Sta-dien. Wenn das eintritt, sind die Vereine zufrie-den und wir auch. Dann entwickelt sich auchdas Wirtschaftliche. Und ich hoffe, dass derWinter nicht ganz so hart wird, denn mit gut50 Nachholspielen waren wir 2009/2010 wirk-lich an der Grenze, um die Liga fristgerechtzu Ende zu bringen. Denn wir haben vier Spiel-tage mehr als die Bundesliga und 2. Bundes-liga, müssen aber wegen der Relegation zeit-gleich fertig sein.

Das Spiel Eintracht Braunschweig gegen

Dynamo Dresden war besteWerbung für die 3. Liga.

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Bayern

Lebensfreude vermitteltNatürlich stehen bei einer Fußball-WM die 64Spiele von der Vorrunde bis zum Finale imBlickpunkt der Weltöffentlichkeit. Aber auchim Schatten der vielen TV-Kameras und WM-Stadien ereignen sich bemerkenswerte Dinge,bei denen der Fußball im Mittelpunkt steht.Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat wäh-rend der WM vor Ort den Menschen, die inteils ärmlichen Verhältnissen in den Town-ships von Kapstadt leben, ein Stück Lebens-freude vermittelt.

Insgesamt wurden drei Aktionstage ange-boten: Ein Turnier für Jungen, eines für Mäd-chen sowie Fortbildungen für Trainer stan-den auf dem „Spielplan“. „Kinder aus denTownships haben gemeinsam mit Kindern auseiner deutschen Schule in Kapstadt gespielt“,sagt BFV-Geschäftsführer Jürgen Igelspacher.„Es ging dabei nicht ums Gewinnen. Gewin-ner waren alle, sie bekamen Urkunden,Medaillen und T-Shirts. Die Begeisterung warunbeschreiblich.“ Igelspacher war gemein-sam mit BFV-Präsident und DFB-VizepräsidentDr. Rainer Koch, Verbandscheftrainer Rein-hard Klante und Trainerin Sabine Loderer fürzehn Tage vor Ort.

Dabei arbeitete der BFV sehr eng mit demVerein Powerchild, einem Präventionsnetz-

werk gegen sexuelle Gewalt an Kindern undJugendlichen, für das sich auch Ex-National -torhüter Jens Lehmann engagiert, zusammen.„Der sexuelle Missbrauch ist leider immer nochein großes Problem“, sagt Igelspacher. „Durchden Fußball kann man Jungen und Mädchenvon ihrem schwierigen Alltag ablenken. Wirkonnten dabei unser Know-how in der Durch-führung der Turniere einsetzen, Bälle und Trai-ner mitbringen und uns so optimal mit Power-child ergänzen.“

Von den vielen positiven Eindrücken konnteman schon vor Ort im „Bayerischen Haus“berichten, an dem der BFV beteiligt war. Mitdiesem Haus feierte der Freistaat die erfolg-reiche 15-jährige Partnerschaft zwischenBayern und der Provinz Western Cape. Dabeiwurde das Weltereignis WM als ideale Platt-form zur Darstellung der vielfältigen Aktivi-täten der Partnerschaft genutzt. Es gab einumfangreiches kulturelles, soziales und wirt-schaftliches Programm mit aktiver Unter-stützung der Partnerprovinz. Der BFV vertratden bayerischen Fußball. Dass der Sport Menschen aus allen Gesellschaftsschichtenverbindet und zur Integration beiträgt, istlängst bekannt. Schon drei Tage konntendabei weiterhelfen. Jürgen Igelspacher sagtsogar: „Bereits ein einziger Tag Aufmerk-samkeit hilft den Kindern. Sie bekommen sodas Gefühl, etwas wert zu sein.“

Tobias Günther

Bayerns Verbandscheftrainer ReinhardKlante beim Training im Township.

116 | DFB-Journal 2/2010

Rheinland

Dr. Zwanziger EhrenpräsidentDFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger ist zumEhrenpräsidenten des FußballverbandesRheinland (FVR) ernannt worden. Der Verbandwürdigte damit Zwanzigers langjährige Ver-dienste um den Fußball in der Region. Zwan-ziger hatte dem FVR von 1992 bis 2001 vor-gestanden. Und dass er im Rheinland in neunJahren als Präsident bemerkenswerte Spu-ren hinterlassen hat, zeigt die Auszeichnung,die er vom heutigen FVR-Vorsitzenden Wal-ter Desch, der in Altenkirchen wiedergewähltwurde, entgegennahm. Zwanziger ist nach ToniKahl erst der zweite Ehrenpräsident des Ver-bandes.

„Der Fußballverband Rheinland ist ein Stückmeiner Heimat, ich habe hier viel gelernt“,sagte der DFB-Präsident in seiner Rede. Dierund 700 Vereinsvertreter begrüßten beimVerbandstag die Auszeichnung sichtlich: Esgab minutenlangen Beifall und stehende Ova-tionen. Zwanziger betonte, dass ihm die Nähezu den Vereinen nach wie vor wichtig sei, auchwenn er in seinem Einsatz für den DFB häu-fig national wie international unterwegs sei.„Ich freue mich riesig über diese Auszeich-nung. Es ist etwas Besonderes, wenn man imFußballverband Rheinland aufgewachsen ist,gespielt hat, gefördert wurde und dann einesolche Ehrung bekommt.“

Frank Jellinek

Neuer FVR-Ehrenpräsident: Dr. Theo Zwan-ziger (Zweiter von rechts) mit FVR-Präsi-dent Walter Desch, dem scheidenden Vize-präsidenten Rudolf Schäfer und dem 1. Vizepräsidenten Josef Hens (von links).

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Mittelrhein

Völler ausgezeichnetDer Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) hat RudiVöller mit dem Egidius-Braun-Preis ausge-zeichnet. Der Preis wurde erstmals vergebenund soll künftig alle drei Jahre an Persön-lichkeiten gehen, die sich im Sinne von Egi-dius Brauns Philosophie „Fußball ist mehr alsein 1:0“ in besonderer Weise engagieren. „Damitmöchten wir zum einen das außerordentli-che Wirken unseres früheren Präsidenten wür-digen und zudem ein wichtiges Zeichen set-zen: Denn der Fußballsport hat eine ungeheuerpositive Kraft und eine ebenso große gesell-

schaftspolitische Verantwortung weit überdas Fußballspiel hinaus“, erklärte FVM-Prä-sident Alfred Vianden, der auf dem Ver-bandstag in seinem Amt bestätigt wurde.

Der damalige Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Dr. Ingo Wolf, der gemeinsam mitVianden den Preis an den einstigen Team-chef der Nationalmannschaft übergab, sagtein seiner Laudatio: „Rudi Völler hat trotz allerErfolge und seiner großen Popularität dieBodenhaftung nie verloren. Vielmehr nutzter seine Bekanntheit als Türöffner für sozialeZwecke.“ Dazu gehört insbesondere sein Enga-gement für die Mexico-Hilfe, für die er Spen-den sammelt und seinen Namen als Reprä-sentant und Pate in den Dienst der guten Sache

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NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf (links) und FVM-Präsident Alfred Vianden überreichtenRudi Völler den Egidius-Braun-Preis.

Der alte und der neue Präsident in Bremen: Dieter Jerzewski (links) und Björn Fecker.

stellt. „Es ist eine große Ehre, der erste Preis-träger zu sein, da mich eine besondere Freund-schaft mit Egidius Braun verbindet“, bedanktesich Völler, der den ausgelobten Geldpreisvon 5.000 Euro sogleich der Egidius-Braun-Stiftung spendete.

Ellen Bertke

Bremen

Fecker führt den BFVBjörn Fecker ist neuer Präsident des BremerFußball-Verbandes (BFV). Er löst Dieter Jerzewski ab, der nach 18 Jahren als Ver-bandspräsident nicht erneut kandidiert hatteund nun zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde.Der kleinste DFB-Landesverband hat damitzugleich den jüngsten Vorsitzenden: Feckerist erst 32 Jahre alt, doch schon seit 1998 imBFV aktiv. Seit 2006 leitete er den Jugend-ausschuss. Beim Verbandstag wurde der Kan-didat des Klubs FC Huchting von den Dele-gierten der 76 BFV-Vereine einstimmiggewählt. „Ich bedanke mich für das große Ver-trauen, das mich auch mit Stolz erfüllt“, sagteFecker.

Vorgänger Jerzewski wurde von DFB-Präsi-dent Dr. Theo Zwanziger ob seiner großen Ver-dienste gewürdigt. Zwanziger nannte ihn einen„loyalen und aufrichtigen Freund, der sich inbesonderem Maße um den Fußballsport, nichtnur in Bremen, verdient gemacht hat“.

Oliver Baumgart

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118 | DFB-Journal 2/2010

Saarland

Preis für SV AuersmacherDer SV Auersmacher ist für seine vorbildli-che Jugendarbeit mit dem Hermann-Neu-berger-Preis geehrt worden. Die Klubvertre-ter erhielten die Auszeichnung aus den Händendes saarländischen Ministerpräsidenten PeterMüller.

Der Hermann-Neuberger-Preis, der vom Lan-dessportverband für das Saarland (LSVS), derARAG-Sportversicherung und der Erwin Him-melseher Assekuranz-Vermittlung ins Lebengerufen wurde, ist benannt nach dem gebür-tigen Saarländer Dr. h.c. Hermann Neuber-ger. Dieser war von 1975 bis zu seinem Todam 27. September 1992 Präsident des DFB und darüber hinaus ab 1974 Vizepräsident des Fußball-Weltverbandes FIFA, für den erunter anderem als Organisationschef meh-rerer Weltmeisterschaften fungierte.

In Gedenken an ihn werden einmal im Jahrsaarländische Sportvereine und -verbändemit vorbildlicher Jugendförderung und Leis -tungssportentwicklung mit der Auszeichnungbedacht. „Dieser Preis hat einen großen

Namen. Hermann Neuberger hat den Sportbleibend geprägt. Wir können auf diesen Mannstolz sein“, sagte Peter Müller.

Michael Morsch

Sachsen

Pohl neuer GeschäftsführerFrank Pohl hat als Geschäftsführer die Lei-tung der Geschäftsstelle des Sächsischen Fuß-ball-Verbandes (SFV) übernommen. Der Leip-

ziger trat die Nachfolge von Bernd Kraus an.Bislang war Pohl als Landeslehrwart ehren-amtlich im Bereich der Qualifizierung tätig.Außerdem ist der 44-jährige Diplom-Sport-lehrer in Sachsen als ehemaliger Spieler undTrainer bekannt.

Bernd Kraus ist derweil zur Außenstelle Dresden des Organisationskomitees der FIFA-Frauen-WM 2011 gewechselt. Dort ist er alsstellvertretender Geschäftsführer tätig.

Anja Kunick

Ministerpräsident Peter Müller, Gerd Meyer und Erwin Himmelseher (von links) zeichneten stellvertretend Jugendleiter Mathias Brocker undJugendspieler Tom Lonsdorfer vom SV Auersmacher mit dem Hermann-Neuberger-Preis aus.

Frank Pohl (rechts) hat die Nachfolge von Bernd Kraus als SFV-Geschäftsführer angetreten.

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Zwei gute Gründe, auf die Fanmeile zu gehen: Lena und die deutsche Nationalmannschaft

„Ich bin eher der Playmobil-Typ“Es gab nur eine, die in diesem Sommer neben

der deutschen Nationalmannschaft die Fan-

meilen gefüllt hat. Ihr Name: Lena. Zuerst

gewann sie die Europameisterschaft der Sän-

ger, danach lieferte ihr Siegerlied die Melodie

für einen WM-Partysong. Lena Meyer-Landrut

war vor einem Jahr noch eine ganz normale

Schülerin der Integrierten Gesamtschule Roder-

bruch in Hannover, gerade volljährig gewor-

den. Jetzt kennt sie ganz Europa, der Kalen-

der ist voll, ein Termin jagt den nächsten. Zeit

zum Fußballschauen fand sie trotzdem, wie sie

den DFB.de-Redakteuren Steffen Lüdeke und

Gereon Tönnihsen verriet.

Irgendwie war Lena auch dann noch all-gegenwärtig, als sie nicht sang und dieWM lief. Andere sangen ihr Lied, zumin-dest die Melodie. Eine Münsteraner Stu-

dentengruppe hatte den Hit „Satellite“ kur-zerhand in „Schland o Schland“ umgedichtet.„Ich fand es gut, dass die das gemacht haben“,sagt Lena, „denn ich hätte selbst nie einenFußball-Song gemacht.“ Es wurde ein WM-Erfolg, einer von vielen, auf allen WM-Partysgespielt, und im Grunde war das nur logisch.Deutschland ist Lena-Land. Als die 19-Jährigein Oslo sang und gewann, verliebte sich dieganze Nation in das Mädchen aus Hannover.Ein Land, ein Traum, eine Lena.

Geliebt werden ist eine schöne Sache, abermanchmal auch ganz schön anstrengend. Freie

Tage hat Lena Meyer-Landrut im Moment sogut wie gar nicht, sie reist viel umher, auchim Ausland. Auftreten, ihre CD promoten, Inter-views geben und manchmal Luft holen. Wenndie Zeit reicht. Wie gut, dass es die WM gab.Auszeiten für 90 Minuten plus Halbzeit plusNachspielzeit. Einfach nur den Fernseher anund mitfiebern. „Wo ich gerade war und Zeithatte, habe ich geschaut“, sagt sie.

Kein Spiel der Deutschen hat sie verpasst.Und wenn sie sagt, dass sie besonders „dasKlöschen“ gut findet und damit Miroslav Klosemeint, lernt man die Lena kennen, von derdie „Süddeutsche Zeitung“ schrieb, sie per-sonifiziere „eine Mischung aus Lieblichkeit,Professionalität und ein bisschen Wahn-sinn“. Damit steht sie wie auch die neue Gene-ration der Fußballspieler für das, was ein fran-zösisches Magazin „das junge Deutschland“nannte: einnehmend, kess, talentiert. Was siesonst noch mit Fußballern gemein hat? DieLiebe zum Ball ist es eher nicht. „Ich habenie gespielt“, sagt sie. „Ich bin eher schlechtam Ball und eher so der Playmobil-Typ.“

Lenas „New Shoes“, die sie in einem Liedbesingt, sind also keine Stollenschuhe, so vielist klar. Für Volleyball habe sie ein gewissesTalent, ansonsten noch für Kricket und Mini-golf. Aber Fußball? Lieber zuschauen, wennDeutschland spielt. Einen Lieblingsverein hatsie nicht, auch nicht 96, obwohl sie aus Han-nover kommt, und im Stadion war sie auchnoch nicht. Für einen Tag war sie dafür Kon-kurrentin der Nationalmannschaft. Ihr Auf-tritt in Oslo Ende Mai lief zeitgleich mit demdeutschen Test in Ungarn. Lena gewann, wasdie TV-Quote angeht, ehe sie bei der WM wie-der zum Fan von Jogis Jungs wurde. „Ich lassemich gerne von der Begeisterung anstecken“,sagt sie.

Lena auf ihrer persönlichen Fanmeile: Rund30.000 Fans bescherten ihr in Hannovereinen rauschenden Empfang.

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Einnehmend, kess,talentiert:

Lena Meyer-Landrut.

Wie groß diese sein kann, erlebte sie selbst,als sie heimkam aus Norwegen. Rund 30.000Fans erwarteten sie in Hannover, schon amFlughafen Langenhagen waren Menschen-massen gewesen. „Ich war einfach überwäl-tigt“, sagt sie heute. „Es war ein Erlebnis, dasich nie vergessen werde.“ Ein bisschenHysterie nach ein bisschen Frieden – 28 Jahrenach Deutschlands bis dahin einzigem Siegbei der Europameisterschaft der Musiker. Lenabekam in ihrer Heimatstadt ihre ganz per-sönliche Fanmeile, und ins Goldene Buch derStadt schrieb sie: „Wow! Verdammte Axt, istdas geil.“ Am Abend zuvor hatten schon Tau-sende Menschen auf der Hamburger Ree-perbahn die Show auf einer Großleinwand verfolgt. Und gejubelt, als Punkt um Punktnach Deutschland ging und es am Ende 246waren – Platz eins mit großem Vorsprung. DieSiegerin hatte Tränen in den Augen, manchemFan erging es nicht anders.

Mit Lenas Erfolg von Oslo begann ein neuesSommermärchen, das zwei Wochen später fort-geschrieben wurde, als die deutsche National -mannschaft mit einem 4:0 gegen Australienins Turnier startete, daran konnte auch dasAus im Halbfinale gegen Spanien nichts ändern.„Ich war gar nicht so sehr enttäuscht als dasdeutsche Team das Spiel verloren hat. Ich habemich einfach sehr gefreut, wie gut es bis dahingespielt hat“, sagt Lena. Das im Moment letzteKapitel wurde in Port Elizabeth verfasst.Deutschland schlug Uruguay mit 3:2, wurdeDritter. Es ist eine schöne Geschichte, die vonLena und den tapferen Kickern. Und man kannsich sicher sein: Sie ist noch lange nicht zuEnde.

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Impressum:DFB-Journal – 22. Jahrgang – Ausgabe 2/2010

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund (DFB)Otto-Fleck-Schneise 660528 Frankfurt/MainTelefon 069/6788-0www.dfb.de

Chefredakteur/Verantwortlich für den Inhalt: Ralf Köttker

Koordination/Konzeption: Thomas Dohren

Lektorat: Klaus Koltzenburg

Mitarbeiter in dieser Ausgabe: Niels Barnhofer, Stephan Brause, MaximilianGeis, Christof Kneer, Steffen Lüdeke, UdoMuras, Christian Putsch, Annette Seitz, Wolfgang Tobien, Gereon Tönnihsen

Bildernachweis: AFP, Bongarts/Getty Images, Deutsche Presse-Agentur, GES, Harder, Hartung, Horstmüller,imago, Kunz, milk, Rauchensteiner, Reuters,Witters

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Journal

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D ie Pause ist kurz. Schon zwei Monate nachEnde der WM in Südafrika geht der Blick

Richtung Polen und Ukraine. Dort findet inzwei Jahren die Europameisterschaft statt,die Qualifikation beginnt schon jetzt. Belgienund Aserbaidschan heißen die ersten Geg-ner, ehe es am 8. Oktober in Berlin zum Ver-gleich mit der Türkei kommt. Alles Wissens-werte dazu, wie Jogis Jungs nach der WMwieder in Tritt gekommen sind, wie der Bun-

destrainer die weitere Entwicklung seines jun-gen Kaders plant – Antworten darauf in dernächsten Ausgabe des DFB-Journals.

Das nächste fußballerische Großereignisrückt unterdessen immer näher. 2011 ist wie-der WM-Jahr in Deutschland, die Frauen-Welt-meisterschaft steht an. Wie ist der Stand derVorbereitungen? Wie fit ist die Mannschaftvon Silvia Neid. Das offizielle DFB-Magazin

bringt die Leser auf den aktuellen Stand. Beimordentlichen DFB-Bundestag in Essen am 21./22. Oktober stehen unter anderem die Wah-len für das Präsidium und den Vorstand desDFB auf der Tagesordnung. Dazu gibt es Hin-tergrundberichte, exklusive Interviews undinteressante Reportagen aus vielen anderenBereichen des Fußballs. Eines ist schon jetztversprochen: Es wird wieder eine spannendeAusgabe des DFB-Journals.

DFB-Journal 3/2010

DFB-Journal 2/2010122 |

Philipp Lahm erzielte im Halbfinale der EURO 2008 gegen die Türkei den Siegtreffer zum 3:2-Endstand. In der EM-Qualifikation kommt es am 8. Oktober in Berlin zum erneuten Vergleich.

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