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Aus dem stiidt. Fiirsorgeamt fiir Lungenkranke in Charlottenburg. Beitrfige zum Verlauf der Kindertuberkulose im R'dntgenbild. V~n Saniti~tsrat Dr. Becket. Das st/idtische Ffirsorgeamt fiir Lungenkranke in Charlottenburg hat stets die R~ntgenuntersuchung bei der Lungentuberkulose sowohl der Erwachsenen als ganz besonders der Kinder ffir sin sehr wert- volles diagnostisches Hilfsmittel angesehen, das oft unentbehrlich und unersetzbar ist. Im Laufe der Jahre hat sich diese Ansicht immer mehr befestigt, und in vielen F~llen ist die RSntgenuntersuchung geradezu ausschlaggebend gewesen. Sp/iter wurden die RSntgenauf- nahmen fiir welters Zwecke benutzt. Wir haben in besonderen Fallen wiederholte Aufnahmen gemacht, um uns fiber den Verlauf der Tuber- kulose bei diesen Kranken sin sichereres Urteil zu bilden, ale nach dem klinisehen Befund allein m~glich ist; wir haben insbesondere hgufig nach Beendigung der Heilstgttenbehandlung Aufnahmen ge- macht, um den Erfolg der Kur besser beurteilen zu k~nnen. Diese wiederholten Aufnahmen ergeben oft sin fiberraschendes und ausserordentIieh eharakteristisches Bild yon dem Verlanf derTuberkulose zumal beiKindern. DieF~illesind zum grossen Tell viele Jahre hindureh beobachtet, so dass man sieh sin absehliessendes Urteil fiber sis hat bilden kSnnen, Einige, die besonderes Interesse verdienen, sollen im folgenden mitgeteilt werden, es sind auch zwei Einzelaufnahmen zum Vergleieh herangezogen worden, und zum Sehluss sind zwei Aufnahmen sines Falles yon Verschlueken sines Knoehenstiickes beigeffigt. Die Aufnahmen sind durehweg im Institut yon Dr. Immelmann, Berlin, gemacht. Fall 1. J. B., geb. 1906. Mutter an Tub. gest. Hat~e Diphthsrie, skrofu- l~se Driisen, hustet seit N~rz 1912. 24. 1. 14. Sehr blase und zart. Viele k]eine I)riissn am Hals und am Nacken. Lunge : R. H. O. ]eicht versch{irflesAtmen. R6nfgen: Zwischen rechtem Hilus und Klavikula fiber walnussgrosse diffuse Versehattung. Wird far 1/4Jahr an die Nor& see- FiJhr--geschickt. Hatte sehr guten Erfolg, reich]iche Zunahme. Klinischer Bsfund- R. H. O. leieht5 verschlirfk 11 9. 19. Andauernd Wohlbefinden, guter Appetit, dech noeh klein und zart. Auf den Lungen kaum etwas nachzuweisen. R~intgen: Oberhalb des r. Hilua

Beiträge zum Verlauf der Kindertuberkulose im Röntgenbild

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A u s dem sti idt. F i i r s o r g e a m t f i ir L u n g e n k r a n k e i n C h a r l o t t e n b u r g .

Beitrfige zum Verlauf der Kindertuberkulose im R'dntgenbild.

V~n

Saniti~tsrat Dr. Becket.

Das st/idtische Ffirsorgeamt fiir Lungenkranke in Charlottenburg hat stets die R~ntgenuntersuchung bei der Lungentuberkulose sowohl der Erwachsenen als ganz besonders der Kinder ffir sin sehr wert- volles diagnostisches Hilfsmittel angesehen, das oft unentbehrlich und unersetzbar ist. Im Laufe der Jahre hat sich diese Ansicht immer mehr befestigt, und in vielen F~llen ist die RSntgenuntersuchung geradezu ausschlaggebend gewesen. Sp/iter wurden die RSntgenauf- nahmen fiir welters Zwecke benutzt. Wir haben in besonderen Fallen wiederholte Aufnahmen gemacht, um uns fiber den Verlauf der Tuber- kulose bei diesen Kranken sin sichereres Urteil zu bilden, ale nach dem klinisehen Befund allein m~glich ist; wir haben insbesondere hgufig nach Beendigung der Heilstgttenbehandlung Aufnahmen ge- macht, um den Erfolg der Kur besser beurteilen zu k~nnen. D ie se w i e d e r h o l t e n A u f n a h m e n e r g e b e n o f t s i n f i be r r a schendes und a u s s e r o r d e n t I i e h e h a r a k t e r i s t i s c h e s B i ld yon dem V e r l a n f d e r T u b e r k u l o s e z u m a l b e i K i n d e r n . DieF~illesind zum grossen Tell viele Jahre hindureh beobachtet, so dass man sieh sin absehliessendes Urteil fiber sis hat bilden kSnnen, Einige, die besonderes Interesse verdienen, sollen im folgenden mitgeteilt werden, es sind auch zwei Einzelaufnahmen zum Vergleieh herangezogen worden, und zum Sehluss sind zwei Aufnahmen sines Falles yon Verschlueken sines Knoehenstiickes beigeffigt. Die Aufnahmen sind durehweg im Institut yon Dr. I m m e l m a n n , Berlin, gemacht.

Fall 1. J. B., geb. 1906. Mutter an Tub. gest. Hat~e Diphthsrie, skrofu- l~se Driisen, hustet seit N~rz 1912.

24. 1. 14. Sehr blase und zart. Viele k]eine I)riissn am Hals und am Nacken. Lunge : R. H. O. ]eicht versch{irfles Atmen. R6nfgen : Zwischen rechtem Hilus und Klavikula fiber walnussgrosse diffuse Versehattung. Wird far 1/4 Jahr an die Nor& s e e - FiJhr--geschickt. Hatte sehr guten Erfolg, reich]iche Zunahme. Klinischer Bsfund- R. H. O. leieht5 verschlirfk

11 9. 19. Andauernd Wohlbefinden, guter Appetit, dech noeh klein und zart. Auf den Lungen kaum etwas nachzuweisen. R~intgen: Oberhalb des r. Hilua

392 Dr, Becker.

an Stelle tier diffusen Verschattung ein Konglomerat scharf umr~nderter kleiner Versehattungen, aueh unterhalb des r. Hilus ahnliehe Gebilde.

1914 1919 (Spiegelbild)

Fall 1.

F a l l 2. E .R . , geb. 1909. Eltern gesund. Stets zart gewesen. Masern, Keuchhusten, Lungeneniziindung.

20. 9. 16. Sehr zart und blutarm. Reichlich Driisen am Hals. Einige diffuse trockene Gerausche, kornmt in Erholungsst~itte zum Tag- und Nachtaufenthalt.

13. 6. 17. Schlechter Allgemeinzustand. R. H. O. trockene Geri~usche. Rfufgen: Sehr starker Hilus beiderseits. Oberhalb des rechten diffuse Verschat- tung mit einigen kleinen Verkalkungen, und nach aussen zu eine spiessfSrmige Verschattung. Wird naeh Oldesloe geschiekt. Haite guten Erfolg.

7, 5. 19. Zart und blass, trockene Geriiusche auf den Lungen, Erholungs- stlitte.

11. 9. 19. Zart und blass, wenig Driisen. Lunge: R. H. O. leieh~ verki.irzt und leicht versehKrft. Riintgen: Scharf abgesetzte kleine Verschattungen ober- haib und unterhalb des r. HJlus, nach aussen ein keilfSrmiger, in einen scharfen Spiess auslaufender Schatten.

F a l l 3. E.N., 1902 geb. :Mutter schwer lungenkrank. (Ira Dezember 1910 gest.) War stets zart und blass. Hfiufig Husten.

5. 3. 10. Befund: Ausserordentlieh zart, blass, skroful(is. Lunge: i%. O. ira InterskapuZarraum wohl geringe VerkLirzung und vereinzeltes feinblasiges Rasseln. Rfi~tgenbefund: Beiderseits svhr verstarkter Hilus. 1%echts nach oben ~u bis zur Klavlkula und bis an die Wirbelsaule heranreichend ein breiter diffuser, ziemlich intensiver Schatten.

Beitriige zum Verlauf der Kindertuberkulose im RSntgenbild. :~9:~

War veto 9. 4. 10 bis 15. 10. 10 in Heilstiitte Hohenlychen. Guter Erfolg. Auf der Lunge kaum etwas vachzuweisen. 1911 Exsudat der linken Seite. Daraufhin nochmals w,m 1. 4. 11 bis 12. 8. 11 Heilstlittenbehandlung in Hohen- lyehen. Sehr ~uter Erfolg.

Januar 1914. Ganz guter Allgemeinzustand, etwas bless, auf den Lungen R. H. O. seharfes Atmen.

21. 1. 14. RSntgenbefund: Hiluszeiehnung verst~h'kt, scharf abgesetzt mit vielen Verkalkungen. Rechts oberhalb des Hilus eine grease und mehrere kleine intensive Verschattungen. Der diffuse Sehatten ganz verschwunden.

1918 andauerndes Wohlbefinden. An tier Lunge kaum Ver~.nderung feat- zustellen.

1910 1914

Fall 3.

F a l l 4. M.S . 1906 gob. Mutter an Tub., Vater an Leberzirrhose (Alko- holist) gest.

14. 12. 17. Zart und bless, wenig Drfisen. Lunge: Links V. O. auch unter- halb der Klavikula Schallverkiirzung. Rauhes Atmen, trockenes und feuchtes Rasseln. R6ntgen: Im linkeu Lunuenfeld eine veto Hilus neben der Wirbol- siiule breit in die Spitze ziehende diffuse Versehattung.

1918 in der HeilstRtte verstorben.

F a l l 5. I. D., geb. 1904. Eine Schwester und ein Bruder der Mutter an Tub. gest.

21. 2. 14. Links vorn unterhalb der Klavikula neben dem Sternum starke D~.mpfung. Bronchialatmen. Klingendes Rasseln. Viele Bazillen. R6ntgen: Im

394 Dr. Beeker.

linken Lungenfelde eine in der Spitze v o n d e r Wirbels~tule ausgehende, in einem nach aussen konvexen Bogen verlaufende, den Herzschatten in der Mitts er- reichende, im ganzen seharf begrenzte Verschattung, welche in der Gsgend des Hilus am st~rksten ist und naeh der Peripherie zu an St~trke abnimmt. 1915 gestorben.

Fall 4 Fall 5.

F a l l 6. F . W . , geb. 1891. Grossmutter an Tab. gest. Hustet seit l~in- gerer Zeit.

9. 3. 10. Sehr zarter blasser Knabe, reichlich skrofulSse Driisen am Hals. Lunge : Reehts unterhalb der Klavikula leichte Schallabsehwfichung und Bronchial- atmen an umschriebener Stelle, auch Knarren. R~ntgen: Veto rechteu t-lilus aus- gehend, an der Wirbels~iule entlang ziehend, nach oben allm~ihlich sehm~iler werdend sin breiter, wenig intensiver Sehatten. Nach aussen veto Hilus ein st~trkerer, tells spitz verlaufender, teils breiterer Sehatten. War ~/2 Jahr in Hohenlychen mit gutem Erfolg.

21. 1. 14. Versch~rftesAtmen unter der Klavikula zu h~ren. Rsntgen: Der nach oben ziehende Schatteu hat sich aufgehellt, der nach aussen ziehende ist bedeutend schiirfer. Bekam sp~ter rechts ein Exsudat, das gut ausheilte.

4. 9. 17. Befinden andauernd gut. Arbeitet stets. R6ntgen: Kaum ver- schieden yon der Aufnahme 1914. Verst~rkie Bronchialzeichnung rechts unten.

Beitrage zum Verlauf der Kindertuberkulose im gsntgenbild. 395

1910 1914

Fall 6.

F a l l 7. E. Sch., geb. 1906. Rachitis, Masern, Keuchhusten, skrofulSse Drfisen, Husten seit Oktober 1912.

1. 8. 13. Sehr elend, zart und blass. R.V. und H. O. VerkUrzung und Ver- schRrfuog. Kein Rasseln, RSntgen: Starke Verschattung der rechten Spitze Ziemlich weit hiuunterreichend. Beide Hili diffus verstlirkt. Lange Zeit im Kranken- haus, dann in Hohenlychen vom 19. 4. 14 bis 29. ~. 14.

31. 18. 15. Sehr blass, miissige Driisen am llalse. Lungenbefund: ~ber der rechten Spitzo rauhes Atmen. R~ntgen: Die Verdichtung am rechten Oberlappen noch vorhanden, aber ganz bedeutend verkleinert. Vom 81. Januar bis 27. April 1916 in Kolberg.

15. 9. 17. Guter Allgemeiuzustand. Auf den Lungen nichts zu hSren. R6nt~en: Die Verdichtung am rechten Oberlappen hat sich weiter aufgehellt, man sieht jetzt nut schari' begrenzte und unregelmiissige Linien auf leicht ver- schattetem Grunde.

13. 9. 19. Mittlerer Allgemeinzustand. Uber der rechten Spitze etwas rauhes Atmen. RSnigen: Die Verschattung rechts oben noch geringer als 1917. Hilus wenig verst~irkt.

1913 (Spiegelbild) 1915

1917 1919

~all 7.

Beltr~tge zum Verlauf dot Kindertuberkulose im Rt~ntgenbild. 3.r

F a l l 8. It. G., geb. 1901. Aus gesunder Familie. Masern, Diphtherie, stets blut~rm, h~ufig Stiche auf der Brust und Husten.

15. 3. 13. 8ehr zart und elend. Lungenbefund: Linker Oberlappen vorn uud hinten trockene Gerausche. Hinten oben versch~irftes bis bronehiales Atmen. R. V. und H.O. rauhes Atmen. RSntgsn. Beide Hili sehr verst~irkt. In beiden Oberlappen, besonders links, umfangreiche diffuse Verschattungen. Wird nach Hohenlychen liberwiesen. Blieb dort nut kurze Zeit, geht dann ftir U2 Jahr zu Verwandten aufs Land, erholte sich dort gut.

13. 9. 19. Lernt jetzt Kaufmann, flihlt sich wohl. Ziemlich schlank. Lunge: Rechte Spitze rauhes Atmen, ebenso links Spitze, sonst nichts. RSntgen: Mehr- fache Verkalkungen an beiden Hills. Beiderseits besonders rechts starke Peri- bronchitis. Reehtsseitig yore Hilus eine gr~ssere scharf ahgese~zte Verscbattung.

1913 1919 (Spiegelbild)

Fall 8.

F a l l 9. P. B., 1907 unehelich gob. Mutter gesund. Rachitis. Kt~rzlich Keucbhusten. Seitdem Neigung zu Bronchialkatarrh.

30. 1. 15. Zart, sehr blass. Mg.ssige Dr~isen. Zahlreiches feuchtes Rasseln. besonders in den Unterlappen. Scharfos Atmen in den Spitzen beiderseits. R6ntgen: Einige Verkalkangen beiderseits am Hilus. Starke diffuse Hilusschatten, links Fort- s~.tze nach oben und unten ins Lungenfeld, rechts strahlenfSrmig nach allen Seiten iibergreifend. Lunge Zeit in Erholungsst~.tte mit ganz gutem Erfolg.

5. 4. 16. Sehr blass, wenig DrUsen. Rasseln im Interskapularraum rechts. RSntgen: ttilus verst~rkt. Rechts die Ausstrahlungen geringer. Wird nach Misdroy geschiekt, sparer in Erholungstiitte.

398 Dr. Becker.

7. 7. 17. Sehr blass. GrSssere Drtisen am Halse. Lunge O. RSntgen: Hilus verstRrkt, Schatten sch/irfer konturiert.

30. I. 18. Sehr brass Reichlich Driisen, beiderseits am Hals und auch am Nacken. Lunge mehts Besonderes. Wird nach Oldesloe geschickt mic ganz gutem Erfolg.

30. 5. 19. Wieder sehr bluss. Reichlich kleine Drttsen, nochmals Oldesloe. Guter Erfolg.

12. 9. 19. Befinden zufriedenstellend. R~intgen: Schatten seharf konturiert.

F a l l 10. A.W., geb. 1910. 1 Bruder an Meningitis tub. gest. 24. 11. 17. Elend, zart und blass. Miissig Driisen beiderseits, uuch hinten

am Hals. Lunge: Rechts hinlen oben verkiirzt. Trockene Ger~tusche besonders in der Mitte des ]nterskapulurranms. Riintgen: Rechter Hilns ausserordentlieh verbreitert und nach allen Seiten exzentrisches ~bergreifen aaf das Lungenfeld. 4 Monute in Hohenlychen. Mutter wollte ihn nicht lRnger dort las~en. Leid[icher Erfolg. Schullverkiirzung noeh vorhanden. Keine Ger~iusehe. 8 Wochen in der Erholungsstiitte zur Nachkm'.

26. 9. 19. Ftihlt sich ganz woh|. Noeh blass und zart. Reehts hinten oben leicht verkiirzt, sonst 0. RSntgen: Beide Hill verstRrkt, doch ist die Verschattung reehts gunz bedeutend zuriickgegangen.

1917 1919

Fali I0.

Full II. Ch. M., geb. 1902. Aus gesunder Fumilie. gewesen. Seit lltngerer Zeit Husten.

Sehr zurt und blass

Beitr~tge zum Verlauf der Kindertuberkulose im R6ntgenbild. 399

6. 9. 17. Zart und blass. Lunge: R. H.O.Verk~irzung. Sehr reichliches Pfeifen. Feuchtes Rasseln hinten iiber der ganzen rechten Lunge, vorn in geringerem Masse.

29. 11. 17. RSntgen: Intensiver umfangreieher Hdusschat tea rechts mit deut- lichen scharfen Forls~,tzen nach oben und breiteren nach unten ins Lungenfeld. Auch der links Hdus halbkreisfSrmig sehr ver~tltrkt und kleine Fortsiitze nach oben und l~tngere nach unten. Vom 13. 12. 17 bis 7. 5. 19 im Waldhaus Char- lottenburg.

25. 6. 19. Zustand gebessert, aber noch recht blass. Lungenbefund: R. H. Knarren und Pfeifsn. RSntgen: Hilusschatten nicht ganz so umfan~reich wie 1917. Aufhellung ganz besonders nach oben zu. Nach unten zu umfangreiche peri- bronchitische Verschattungen. Wird nochmals nach Waldhaus iiberwiesen.

1917 1919

Fall 11.

F a l I 12. A.M., geb. 1908. 1 Bruder an Tub. gest. Seit liingerer Zeit Husten. 1914 angeblich schwere Lungenentztindung.

7. 3. 15. Sehr blass, leidlich geniihrt. Lunge: Keine deutlicho D~tmpfung. ~beral l beiderseits ausserordentlich reichlich trockenes und feuchtes Rasseln.

I0. 4. 15. RSntgen: Ausserordentlich s tarker Hilusschatton boiderseits. Links setzt er sich nach oben zu neben der Wirbelsiiule breit fort. Rechts verlituft er bogenfiirmig, nach aussen konvex, er beginnt unten fast am Zwerchfell-Herzwinkel und erreicht oben den Mit telschat ten unte lhalb der Klavikula. Mehrfache Fort- siitze in das Lungenfeld hinein.

26. 7. 16. Aussehen besser. War lange Zeit im Krankenhaus und in der Erholungsst/i t te. Reichliches feuchtes und trockenes Rasseln rechts. R0ntgen:

400 Dr. Backer.

Die Hilus~chatten im ganzen kleiner und sch~rfer abgesetzt. Starker marmorierte Verschattungen des Lungenfeldes in der N~he des Hilus.

14. 7. 17. Sehr blas~ und mager. Rechts hinten D~tmpfung ira Interskapular- raum. Reichlich feuchtes Rasseln auf der ganzen Seite, auch links Rasseln.

14. 9. 17. RSntgen: Der Schatten am rechten Hilus und des rechten Lungen- feldes erhebiich ausgedehnter. Vain rechten Lungenfeld erscheint nur die Spitze und der untere ~ussere Toil regelrecht. Linkes Fold oben vain ttilus neben der Wirbelstiule in geringer Ausdehnung verschattet.

23. 4. 19. Sehr blass, kliniseher Befand: nicht veriindert.

F a l l 13. M. H., gob. 1902. Grossvater an Tub. gest. Immer Neigung zu Luftrshtenkatarrh. Im Januar 1915 Blutsturz.

8. 9. 15. Sehr blass. Lunge reohts hinten im Interskapularraum D~.mpfung and feinblasiges Rasseln. RSntgen: In der Mitre des rechten Lungenfoldes im Zusammenhang mit dam Hilus ein kinderfaustgrosser diffuser runder Schatten. Die Eltern wollten das Kind nirht in eine Heilst~tta geben. Haben es h'otz aller Vorhaltungen zu Hause uuter recht schlechten wlrtschaftlichen und hygienischen Verh,~tltnissen behalten. HRufig H~tmoptoe.

1. 4. 16. Blass. Rechts hinten unton im Interskapularraum Schallverkiirzung. An umschriebener Stelle verschRrftes und verl~ngertes Atmen und mRssiges reich- liches Rasseln.

3. 4. 16. RSntgen: Viol ausgedehntere Schattenbildung im rechlen Lungen- fold als bei der ersten Aufnahme. Er reicht in ganzer Breite bis an die seitliche Thoraxwand, nach unten fast bis zum Zwerchfell. Kam jetzt zu Verwandten aufs Land, nachher ins Waldhaus, wo Ende 1917 der Exitus eintrat.

XII. 1915 XII. 1915

Fall 14.

Beitr~tge zum Verlauf der Kindertuberkulose im l~tintgenbild. ~)1

F a l l 14. H.P . , 1902 geb. Eltern tzesund. Masern, Kenchhusten, seit einiget' Zeit Brustschmerzen. Husten, Answurf und Bluthusten, Abmagerung.

13. 11. 15. Sehr bless und elend. Lunge: Keine DRmpfung, hinten rechts im untoren Interskapularraum reichlich Pfeifen und such feucbtes Rasseln.

27. 11. 15. RSntgeu: Unterhalb des rechten H~lus eine starko yon dem Schatten des rechten Vo~hofs mit breiter Basis ausgehend, nach auss~,n zu schmaler werdende und schliesslich in spiessf~h'mig auslaufende Velschattung.

8. 12. 15. Pat ient hat vor einigen Tagen ein Sttick Knochen ausgehustet, des er vor 1% Monaten wrsch luck t und an das er nicht mehr ~edacht hat te Fiihlt sich seitdem viel besser. Pfeifen viol geringet'.

30. 12. 15. ttfintgen: Nur verst~rkter Hilus beiderseits. Die friih~re Ver- schat tung ganz versehwunden. Andauernd Wohlbefinden.

In den F~iien I--3 haben wit offenbar eine ganz im Anfang stehende Tuberkulose. Es finder sich in unmittelbarem Zusammen- hang mit dem verbreiterten I-Iilus nach oben l~ngs des Mittelschatten.~ bis zum sternalen Ende del" Klavikula hinaufreichend ein diffuser Schatten. hn Vail 1 ist er am schw/ichsten, im Falle 3 am deut lichsten ausgepr~,gt. In Fall 2 ist der Schatten mehr differenziert, und es zieht ein spiessfSrmiger Fortsatz lateralw~rts in des Lungen- fel:l hinein. Dieser ist wohl als ein kleines interlobul~res Exsudat hinten zwisehen dem Ober- und Unterlappen ~tufzufassen. Sehr charakteristisct~ ist die Ver/~nderung des Bildes nach 4--5 Jahren. Die diffuse Verschattung ist verschwunden. An ihrer Stelle befinden sich jetzt stark differenzierte, scharf ahgegrenzte Schatten, die man obne Zweifel sis Heilungsvorg~nge ansehen darf. Damit iiberein stimmt tier subjektive Zustand und dot klinische Befund. Besondors schSn ist die Ver~nderung int Falle 3 zu sehen. Dieso auffallende Veran- derung des R6ntgenbildes macht es wahrscheinlich, dass die diffuse Verschattung nicht in ganzem Umfange auf Tuberkulose beruhte, sondet'n dass es sich zum Tell um entziindliche Verdichtung in der Umgebung eines oder mehrerer tuberkulSser l~:erne handelte, sonst w~,re die umfangreiche Restitution wohl nicht I~ut donk- bar. Dass abel" Taberkulose die Grundursache gewesen Iist, dafiir spricht die Anamnese, der klinische Verlanf und die sp~teren Ver- kalkungen an derselben Stel]e im ROntgenbild. 1)er Beginn der Tu- berkulose an dieser Stelle ist. nicht selten nachzuweisen. Zwei weitere Bilder, Fall 4 und 5. zeigen dieses Verhalten in besonders deutlicher Weise. Diese b'.Xlle ~erliefen anders Beide sind gestorben, der eine naeh wonigen Monaten, der andere nach reichlich einem Jahr. Im Falle 5 ist tier scharf abgesetzte Schatten hiichst merkw~irdig. Hier waron klinisch schwere Ver/~nderungen vorhanden. Starke D/impfung, lautes Bronchialatmen, klingendes ltasseln.

Fall 6 verh/ilt sich insofern anders ale die ersten F~lle, sis bier neben der nach oben ziehenden Versehattung noch ein zweiter, am Hilus mit breiter Basis beginnende~" nach aussen spitz verlaufender Schatten vorhanden ist. Es waren such ganz erhebliche klinische Erscheinungen nachzuweisen. Auch hier zeigt die Aufnahme nach 4 und nach weiteren 3 Jahren dentlich die seh~trfere Konfiguration der Sehatten.

H6chst bemerkenswert sind die F~lle 7 und ~. Ersterer zeigte 1913 einen intensiven ausgedehnten Schatt, en des rechten Oberlappens.

Beitriigo zur Klinik der Tuborkulose. Bd. 45 26

402 Dr. Booker.

1915 ist der Schatten ganz bedeutend aufgehellt, es besteht nur ein diffuser fiinfmarksti]ckgrosser Schatten neben dem Mittetschatten. 1917 sieht man an dieser Stelle nur differenzierte Strange, die 1919 noch welter zuriickgegangen sind. Ahnlich liegt Fall 8. Hier finden sich in beiden Oberlappen 1913 besonders links recht erhebliche Ver- schattungen, 1919 sind nur verhSItnism~issig geringe peribronchitische Strange zu sehen. Auch diese F~lle, besonders der 7., zeigen, wie in iiberrasehender Weise die tuberkulSsen Ver~nderungen bei Kindern allm~hlich zuriickgehen kSnnen, allerdings wird auch hier wohl das bei Fall 3 Gesagte beriicksichtigt werden miissen.

Fall 9 bis 13 sind F~lle, bei' denen sich die Lungentuberkulose in exzentrischem Ubergreifen von den Bronchialdriisen auf das Lungen- gewebe entwickelt. Diese F/ille sind prognostisch stets ungiinstiger als die ersteren. Fall 9 zeigt auf der rechten Seite die beginnende Verschattung des Lungenfeldes, lateral veto Hilusschatten. Die Ver- Knderung geht nach vielfachen Kuren in Erholungsst~ten und an der See zuriick, so dass nach 4 Jahren das RSntgenbild als normal zu bezeiehnen ist. Im Fall 10 sehen wir deutlich eine Infiltration des Lungengewebes. Der Schatten in den dem Hilus angrenzenden Teilen der Lunge ist bereits ~echt intensiv. Nach einer langen Kur in Hohen- lychen und auf dem Lande geht die Infiltration vollst~ndig zuriick, so dass nach zwei Jahren ein ziemlich normaler Befund erhoben wird.

Einen ~,hnlichen Befund zeigt Fall l l , bei dem ein tiefer um- fangreicher Schatten am Hilus vorhanden war. Hier hat sich nach zwei Jahren der Zustand zwar offenbar gebessert, aber es sind doeh noch so starke Verschattungen vorhanden, dass im Verein mit dem klinischen Befund eine noehmalige Heilst~ttenkur erforderlich ist. Der Fall ist prognostisch offenbar recht zweifelhaft.

Einen ungiinstigen Verlauf haben die F~lle 12 und 13 genommen. Der erste zeigte 1915 an beiden Hili um~'angreiche auf das Lungen- gewebe iibergreifende Verdichtungen. Nach ]angem Aufenthalt im Krankenhause und.in der Erholungsst~ttte besserte sich der Zustand und der RSntgenbefund, die Schatten wurden kleiner und seh~rfer abgesetzt. Die Besserung hielt aber nicht vet. Der Prozess griff bald, namentlich auf der rechten Seite~ tier in die Lunge hinein, und dementsprechend hat sich aucll der Zustand verschlechtert. I)er kleine Patient lebt noch, aber es geht offenbar langsam zu Ende.

Fall 13 zeigte 1915 neben dem rechten Hilus oine ziemlich grosse runde Verschattung. Diese breitete sich verh~ltnism~issig schnell be- senders lateralw~rts und naeh unten zu aus, und das Kind ist 1917 gestorben. Der Fall schien 1915 weder nach dem klinisehen noch naeh dem rSntgenologischen Befund aussichtslos. D i e .Verweigerung jeglicher Heilst~ttenbehandlung und das Verbleiben in den ganz sehlechten h~uslichen Verh~iltnissen hat bier wohl den tSdlichen Aus- gang verschuldet.

Fall 14 gehSrt eigentlich nicht hiorher. Er zeigt in vorziiglicher Weise eine ganz lokale entziindliche Verdichtung des Lungengewebes am Hilus und ein k]eines spiessf~rmiges interlobul~res Exsudat in- folge Traumas und im zweiten Bild die ausserordentlich schnelle Ausheilung der Ver~nderungen nach Fortfall der Ursache. Dieser

Boitrltge zum Verlauf der KinderLuberkuloso im R~infgenbild. 403

Schatten ist einem dutch das Ubergreifen eines tuberkulSsen Prozesses yon den Bronchia]driisen auf die Lungen entstandenen recht ~hnlich und deshalb zum V.ergleich hier herangezogen, zumal er recht interessant ist.

Aus den zusammengestellten RSntgenbildern lassen sich in mehr- fazher Hinsicht Folgerungen ziehen. Erstens zeigt sich deutlich, dass durch die RSntgenuntersuchung bereits Yer~nderungen in den Lungen nachgewiesen werden kSnnen, wenn die klinischen Erseheinungen fehlen oder ganz undeutlich und unbestimmt sind. In den beiden ersten F/illen ist das Fehlen deuflicher klinischer Erscheinungen nicht zu verwundern, abet such im dritten Fall, in dem im RSntgenbild bereits sehr starke Ver~nderungen vorlagen, war klinisch ausser- ordentlich wenig nachzuweisen. Ich erinnere reich an den Fall sehr deutlich. Er war yon einem Kollegen, einem internen Spezialisten, fiberwiesen, und wir beide haben den Fall zusammen sehr lange und genau untersucht und schliesslieh dan oben angefiihrten Befund er- hoben. Nach der Anamnese, dem Habitus, war Tuberkulose sehr wahrscheinlich.

Zweitens zeigen die Bilder, dass frische Tuberkulose bei Kindern such bei recht erheblicher Ausdehnung nocll fast ganz zuriiekgehen kann und nur ganz geringe Narben zuriickzulassen braucht. Hierbei kommt in Erinnerung der Streit der pathologisehen Anatomen fiber die Herkunft yon Narben in den Lungen. Die einen halten sie fiir geheilte Tuberkulose, die anderen behaupten, dass sie mit Tuberku- lose niehts zu tun haben. Unsere Bilder sprechen offenbar zugunsten der ersteren Ansicht.

Drittens beweisen die Bilder aueh wieder den Erfolg tier Heil- stiittenbehandlung. Wenn die Fiille, die dutch diese Behandlung ge- heilt wurden, in den sehleehten hygienischen Verhiiltnissen zu Hause geblieben wi~ren, so w~re es ihnen wohl ebenso ergangen wie dem Fall 13, tier urspriinglich weder kliniseh noeh rSntgenologisch pro- gnostiseh besonders ungiinstig gelegen hat.

2 6 �9