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Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus

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Beiträge zur Geschichte des NationalsozialismusBand 29

»Kontinuitäten und Diskontinuitäten«

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Beiträge zur Geschichte des NationalsozialismusBand 29

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Kontinuitäten und Diskontinuitäten

Der Nationalsozialismus in der Geschichte des 20. Jahrhunderts

Herausgegeben von Birthe Kundrus

und Sybille Steinbacher

Page 5: Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus

Redaktion:Christoph Dieckmann, Wolf Gruner, Rüdiger Hachtmann, Birthe Kundrus, Beate Meyer, Armin Nolzen, Babette Quinkert, Sven Reichardt, Sybille Steinbacher und Winfried Süß

Herausgeberinnen dieses Bandes:Birthe Kundrus und Sybille Steinbacher

Verantwortlich für den Rezensionsteil :Christoph Dieckmann, Wolf Gruner

Postanschrift der Redaktion:Prof. Dr. Sven ReichardtUniversität KonstanzFachbereich Geschichte und SoziologieFach GeschichteUniversitätsstraße Konstanz

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© der Texte bei den AutorInnen© dieser Ausgabe Wallstein Verlag, Göttingen 23www.wallstein-verlag.deVom Verlag gesetzt aus der Adobe GaramondUmschlaggestaltung: Basta Werbeagentur, Steffi RiemannUmschlagbild unter Verwendung der Fotografie: Steiff-Puppe, SA-Mann mit Hitlergruß; © bpk Bildagentur für Kunst, Kultur und GeschichteDruck: Hubert & Co, GöttingenISBN (Print) 9-3-33-32-6ISBN (E-Book, pdf ) 9-3-33-29-

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Inhalt

Birthe Kundrus / Sybille Steinbacher:Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Moritz Föllmer:Wie kollektivistisch war der Nationalsozialismus? Zur Geschichte der Individualität zwischen Weimarer Republik und Nachkriegszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Anthony D. Kauders:Bürgerlichkeit und Antisemitismus. Kontinuitäten und Zäsuren in der Rezeption der Psychoanalyse 926-96 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Claudius Torp:Besser als in Weimar? Spielräume des Konsums im Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . 3

Stefanie Middendorf / Kim Christian Priemel:Jenseits des Primats. Kontinuitäten der nationalsozialistischen Finanz- und Wirtschaftspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Felix Axster:Arbeit, Teilhabe und Ausschluss. Zum Verhältnis zwischen kolonialem Rassismus und nationalsozialistischem Antisemitismus . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Rüdiger Bergien: Das Schweigen der Kader. Ehemalige Nationalsozialisten im zentralen SED-Parteiapparat – eine Erkundung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

FundstückJulia Roos:Kontinuitäten und Brüche in der Geschichte des Rassismus. Anregungen für die Erforschung der »Rheinlandbastarde« aus einem privaten Briefwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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inhalt

Rezensionen

Gerhard Wolf, Ideologie und Herrschaftsrationalität. Nationalsozialistische Germanisierungspolitik in Polen(Isabel Heinemann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171

Detlef Brandes, »Umvolkung, Umsiedlung, rassische Bestandsaufnahme«. NS-»Volkstumspolitik« in den böhmischen Ländern(Jörg Osterloh) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

Petra Rentrop, Tatorte der »Endlösung«. Das Ghetto Minsk und die Vernichtungsstätte von Maly Trostinez(Uwe Danker). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176

Bastian Hein, Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 92-9 (Armin Nolzen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178

Jutta Mühlenberg, Das SS-Helferinnenkorps. Ausbildung, Einsatz und Entnazifizierung der weiblichen Angehörigen der Waffen-SS 92-99(Wendy Lower) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180

Horst Junginger, Die Verwissenschaftlichung der »Judenfrage« im Nationalsozialismus Dirk Rupnow, Judenforschung im Dritten Reich. Wissenschaft zwischen Politik, Propaganda und Ideologie (Alan E. Steinweis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

Rolf Keller, Sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 9/2. Behandlung und Arbeitseinsatz zwischen Vernichtungspolitik und kriegswirtschaftlichen ZwängenRüdiger Overmans, Andreas Hilger, Pavel Polian (Hg.) in Zusammenarbeit mit Reinhard Otto und Christian Kretschmer, Rotarmisten in deutscher Hand. Dokumente zu Gefangenschaft, Repatriierung und Rehabilitierung sowjetischer Soldaten des Zweiten Weltkrieges(Nicholas Terry) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186

Klaus Kempter, Joseph Wulf. Ein Historikerschicksal in DeutschlandLaura Jockusch, Collect and Record! Jewish Holocaust Documentation in Early Postwar Europe(Andrea Löw) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189

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inhalt

David Bankier, Dan Michman (Hg.), Holocaust and Justice. Representation and Historiography of the Holocaust in Post-War Trials(Kim Christian Priemel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192

Andreas Eichmüller, Keine Generalamnestie. Die Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der frühen Bundesrepublik(Annette Weinke) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194

Ulrike Weckel, Beschämende Bilder. Deutsche Reaktionen auf alliierte Dokumentarfilme über befreite Konzentrationslager(Frank Biess) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196

Regina Fritz, Nach Krieg und Judenmord. Ungarns Geschichtspolitik seit 9(Julia Richers) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198

Donald Bloxham, A. Dirk Moses (Hg.), The Oxford Handbook of Genocide Studies(Alexander Korb) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200

Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204

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Birthe Kundrus / Sybille Steinbacher

Einleitung

In den Jahren 933 und 93 stellte die Margarete Steiff GmbH einen SA-Mann als Filzpuppe her. Das Unternehmen aus dem württembergischen Giengen suchte auf diese Weise eine Annäherung an das neue politische Regime. Notwendig schien der Firmenleitung dieser Kotau, weil sie harte Zeiten auf sich zukommen sah.2 So wie die Steiffs dachten offenbar auch andere Spielzeughersteller. SA-Figuren hatten zu Be-ginn der 93er Jahre viele Produzenten von Kinderspielwaren im Programm, teils in großer Stückzahl, teils nur als Einzelfiguren.3

Und in der Tat: Die Spielzeugbranche erlebte nach allem, was man bislang weiß, einen Einbruch. Im Dritten Reich waren Teddybären, Stoffpuppen und Modellautos wirtschaftspolitisch von nachgeordneter Wichtigkeit. Das NS-System stellte den Pro-duzenten weniger Devisen zur Verfügung, so dass Steiff z. B. das für den Plüsch der Teddys notwendige englische Mohair nicht mehr einkaufen konnte. Offenbar verbot es 93 der Firma darüber hinaus, die beiden Stoffpuppen Mickey und Minnie Mouse, die es seit 93 im Sortiment hatte, weiterhin für Walt Disney zu produzieren. Der amerikanische Markt wiederum reagierte zurückhaltend auf Artikel aus Hitler-Deutschland, was für das auf Export ausgerichtete Giengener Unternehmen weitere Umsatzeinbußen bedeutete.

Das Einschmeicheln bei den neuen Machthabern brachte auch keinen Erfolg. 93 ereilte die SA-Puppe ihr Ende – und dies bereits vor der gewalttätigen Entmach-tung von Ernst Röhms militarisierter Garde. Im April schrieb das Württembergische Landesgewerbeamt an das Unternehmen, die Puppe sei geeignet, »das Gefühl von der Würde der nationalen Symbole zu verletzen. Die Herstellung und der Vertrieb der Puppe verstößt gegen das Gesetz zum Schutz der nationalen Symbole und ist daher unzulässig.«6 Dieses Gesetz, schon am 9. Mai 933 erlassen, untersagte, »die Symbole der deutschen Geschichte, des deutschen Staates und der nationalen Erhebung in Deutschland öffentlich in einer Weise zu verwenden, die geeignet ist, das Empfinden

Siehe unser Umschlagbild. Im offiziellen Sortimentskatalog als »Soldat – Soldier« bezeichnet: Günther Pfeiffer, Steiff-Sortiment 92-93, Taunusstein 22, S. 3.

2 Vgl. zum Folgenden die von der Fa. Steiff »autorisierte Ausgabe« der Produktgeschichte von Jürgen und Marianne Cieslik, Knopf im Ohr. Die Geschichte des Teddybären und seiner Freunde, Jülich 99, S. 2-23.

3 Auskunft per e-mail von Urs Latus, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Restaurator im Spiel-zeugmuseum in Nürnberg.

Was allerdings wenig ist, denn Spielzeug-Geschichten sind Mangelware; ein Anfang: David D. Hamlin, Work and Play. The Production and Consumption of Toys in Germany, -9, Ann Arbor 2.

Günther Pfeiffer, 2 Jahre Steiff Firmengeschichte. Die Margarete Steiff GmbH, Königswin-ter 2, S. 9. Auch dies ist eine offizielle Publikation der Fa. Steiff.

6 Zit. nach Cieslik, Knopf (wie Anm. 2), S. 2.

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von der Würde dieser Symbole zu verletzen«. Im Dezember 93 schloss sich das sogenannte Heimtücke-Gesetz an, das speziell »parteiamtliche Uniformen, Uniform-teile, Gewebe, Fahnen oder Abzeichen der NSDAP, ihrer Gliederungen oder der ihr angeschlossenen Verbände« vor »Missbrauch« schützen sollte. 932 und erst recht nach Hitlers Regierungsantritt war es zu einem inflationären Merchandising von NS-Symbolen gekommen.9 Unternehmen biederten sich mit dieser Symbiose aus Kom-merz und Propaganda beim neuen Reichskanzler an, versprachen sich davon aber auch, im Windschatten der NS-Popularität aus der wirtschaftlichen Krise hinauszu-gleiten. Die NSDAP beeilte sich, diese frühe »Industrie der Geschmacklosigkeiten« (Berliner Illustrierte) herunterzufahren. Der Parteiführung war eine kommerzia-lisierte, unautorisierte und damit unkontrollierte Verwendung von NS-Hoheitszei-chen ein Dorn im Auge. Wenn mit nationalsozialistischen Symbolen Geld gemacht werden sollte, dann doch bitte nur durch die Partei oder mit ihrer Billigung. Und einer verhängnisvollen Abnutzung der Staats- und Parteisymbolik musste auch Ein-halt geboten werden.

Der SA-Mann verschwand vom Markt. Ob es danach der Steiff GmbH so schlecht ging, wie in der offiziellen Firmengeschichte behauptet, muss dahingestellt bleiben. Es ist aber wahrscheinlich, dass die Giengener wie andere Konsumgüterunternehmen vor allem im Krieg unter Dienstverpflichtungen des männlichen Fachpersonals, Ab-zug von Arbeiterinnen und schlechten Ersatzstoffen litten. Ein Indiz für die unterge-ordnete Bedeutung von Spielzeug in der Ökonomie des Dritten Reiches ist auch das Faktum, dass die zuständige Reichsstelle die Herstellung aller Spielwaren verhältnis-mäßig früh untersagte, zum . April 93. Alle »kriegsunwichtigen« Betriebe und Geschäfte durften immerhin noch gut ein Jahr länger bis Ende Juli 9 arbeiten. Leider existiert keine unabhängige Forschung zum Unternehmen Steiff, was ange-sichts eines ergiebigen und wohl auch erschlossenen Firmenarchivs zu bedauern ist.

Die Geschichte der Firma Steiff und ihrer Produkte hätte nämlich für diesen Band ertragreich sein können, der den Kontinuitäten und Brüchen nachspürt, die der Na-tionalsozialismus evozierte. Denn an dem Unternehmen ließen sich aufschlussreiche Zäsuren und Traditionslinien zeigen. »Soldaten« z. B. hatten die Württemberger schon vor 9 und dann – den Zeitläuften folgend – vor allem im Ersten Weltkrieg angefertigt, inklusive Rot-Kreuz-Schwester, Sanitäter und Sanitätshund. Keineswegs hatte die Marke mit dem Knopf im Ohr also nur Teddys hergestellt. Und man hatte sich national aufgeschlossen gezeigt: Zum Sortiment gehörten auch Franzosen und »schwarze Türken« genauso wie Russen, Belgier und Engländer, kurz: in etwa die Nationen, in die das Unternehmen seine Puppen und Tiere ausführte.

RGBl. 933 I, S. 2-26. Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiunifor-

men vom 2. 2. 93, RGBl. 93 I, S. 269-2.9 Vgl. Rolf Steinberg (Hg.), Nazi-Kitsch, Darmstadt 9. Die Steiff-Puppe ist hier auf S.

abgebildet. Cieslik, Knopf (wie Anm. 2), S. 2 /23. Ebd., S. 6. 9 hatte auch ein Schaustück mit dem Motto Kasernenhof in Leipzig für gro-

ße Aufmerksamkeit gesorgt.

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einleitung

939 war an ein Wiederaufleben derartiger Soldaten-Puppen überhaupt nicht zu denken. Ein Wehrmachtsoffizier zum Kuscheln? Ein Rotarmist mit Knopf im Ohr? Das war nicht, was die Machthaber im Dritten Reich sich vorstellten. Elastolinfigu-ren blieben das entscheidende figürliche Kinderspielzeug im Krieg.2 Vermutlich er-weckten die weichen, eher freundlichen Filzpuppen gerade nicht den gewünschten, zumindest was die deutsche Seite betraf: harten und stählernen Eindruck. Eine Tra-dition brach ab, Steiff produzierte keine Soldaten mehr. Dies war ein wegweisender Einschnitt. Bis auf wenige Ausnahmen stellte die Firma nur noch Tierfiguren her.

Die Geschichte vom kleinen SA-Mann erzählt einiges über die kulturelle wie kon-sumpolitische Zäsur, die das NS-Regime setzte. Sie berichtet aber auch von übereifri-gen Unternehmern, die keine Skrupel hatten, mit »Schlägertypen« Geschäfte zu ma-chen, und über eine Gesellschaft, in der eine besondere Variante von militarisierter Männlichkeit gepflegt werden sollte, der jegliche Form von Ironie und »Weichheit« zutiefst suspekt war. Aus diesem Blickwinkel betrachtet sollte der Zweite Weltkrieg an der »Heimatfront« gefühlloser, härter als der Kampf 9 /9 geführt, ja er sollte gerade als Bruch mit den als spielerisch empfundenen Traditionen des Ersten Welt-krieges verstanden werden. Musste 9 Steiff seine Produktion von Soldatenpuppen wegen Rohstoffmangels, nicht mehr vorhandener Kaufkraft sowie mangelnder Nach-frage aufgrund allgemeiner Kriegsmüdigkeit einschränken, so kam es 93 ff. über-haupt nicht mehr zum anschmiegsamen Stoffsoldaten. 9 wiederum war dann nach dem Entsetzen über den Krieg und einer bleibenden Absage an Militarismus und Nationalsozialismus jegliches Spielen mit soldatischer Männlichkeit vorbei. Steiff existierte weiter, exportierte auch wieder, menschelte aber nicht mehr. Die postheroi-schen Zeiten brachen an, und die Flucht in die Tierwelt brachte nicht nur die Firma Steiff erneut in die Gewinnzone. Sie erlebte auch einen Höhepunkt im Heimatfilm, in dem einzig Förster und Dorfpolizisten bewaffnet und in Uniform auftraten.3

1. Kontinuität und Diskontinuität: Was meint das eigentlich?

Der Nationalsozialismus gilt nach wie vor als Zäsur in der deutschen Geschichte des 2. Jahrhunderts – mit guten Gründen, wie die vielleicht nebensächliche, aber in ihrem Zusammenwirken von Bruch und Beständigkeit beispielhafte Eingangsminia-tur der Steiffschen SA-Puppe zeigt. Gerade indem sie Kontinuitäten gegen Diskon-tinuitäten abwog, konstatierte die Historiographie den Einschnitt. Nun werden in

2 Kerstin Merkel/Constance Dittrich, Spiel mit dem Reich. Nationalsozialistische Ideologie in Spielzeug und Kinderbüchern, Wiesbaden 2, S. 3-9 und S. -93.

3 Rainer Rother, »Kriegserfahrung«‚ im Heimatfilm, in: Ursula Heukenkamp (Hg.), Schuld und Sühne. Kriegserlebnis und Kriegsdeutung in deutschen Medien der Nachkriegszeit (9-96), Amsterdam 2, S. 32-33. Vgl. zur abgerüsteten Männlichkeit in den 9ern Robert G. Moeller, War Stories. The Search for a Usable Past in the Federal Republic of Germany, Berkeley 2; Heide Fehrenbach, Cinema in Democratizing Germany. Reconst-ructing National Identity after Hitler, Chapel Hill 99; zuletzt aber: Jennifer Kapczynski, Postwar Ghosts: Heimatfilm and the Specter of Male Violence, in: German Studies Review 33 (2), Nr. 2, 3-33.

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letzter Zeit die Fragen nach der Vorgeschichte und den Nachwirkungen des Dritten Reiches, nach dem Charakter der Zäsur noch einmal verstärkt gestellt. Die Neubele-bung von Diskussionen um Persistenzen und Brüche liegt u. a. daran, dass sich so-wohl die zeitlichen als auch die räumlichen Perspektiven auf den Nationalsozialismus erweitert haben. Diese Diskussionen aufzunehmen und fortzuführen und damit die NS-Zeit weiter zu historisieren, ist das Ziel des vorliegenden Bandes. Es geht darum, nach der Vor- wie der Wirkungsgeschichte der NS-Zeit im 2. Jahrhundert zu fragen. Das Nachdenken über Kontinuität und Diskontinuität steht dabei im Mittelpunkt. Welche personellen, strukturellen, ideellen Wirkungsketten und -brüche lassen sich festhalten? Aus welchen Wissensreservoiren bedienten sich NS-Politik und NS-Ge-sellschaft? Wie lotsten Deutungen der NS-Vergangenheit Akteure und deren Hand-lungen nach 9? Das Dritte Reich soll bei dieser Frage nach den Beharrungskräften der Vergangenheit und der Rezeption von Geschehenem durch die Nachkommen als Fokus, als Flucht- wie als Ausgangspunkt fungieren. Der doppelte Blick zurück und nach vorn zeichnet diesen Band in der Fülle an Forschungen zur Kontinuitätsfrage aus. Dabei konturieren einige der hier vertretenen Autoren die Zeit des Nationalsozi-alismus als Scharnierstelle, andere folgen ausschließlich einer der beiden Blickrich-tungen. Einen systematischen Zugriff auf den historischen Ort des Nationalsozialis-mus kann die vorliegende Sammlung nicht ersetzen. Vielmehr geht es darum, neue Forschungsergebnisse zu präsentieren, interessante Einzelbeobachtungen festzuhal-ten und zum Weiterdenken und -diskutieren anzuregen. Behandelt wird eine breite Palette von Themenfeldern, darunter die Geschichte des Konsums, der Psychoana-lyse, der Individualität, der Finanz- und Wirtschaftspolitik, des kolonialen Rassismus (und dessen Bezüge zum NS-Antisemitismus) sowie die Geschichte ehemaliger Natio nalsozialisten im Parteiapparat der DDR.

Was aber ist eigentlich historische Kontinuität? Diese Frage zielt auf das Herz der Historiographie. Auf welche Weise und wie viel Vergangenheit in eine gesellschaft-liche Gegenwart eingeht, ist ein Kernproblem der Geschichtswissenschaft. Dafür al-lerdings ist der Begriff »Kontinuität« bislang seltsam unreflektiert geblieben. Einer-seits scheint er allgegenwärtig, wird aber häufig als selbsterklärend vorausgesetzt. Andererseits besteht kaum Übereinstimmung, was er eigentlich meint.

Thomas Nipperdey brachte die Komplexität, die der Begriff birgt, auf den Punkt, als er schrieb: »Ein Stück Geschichte ist immer – auch – ein Stück Vorgeschichte von etwas anderem; aber es gibt vieles, wovon es Vorgeschichte ist. […] Jede geschicht-liche Zeit […] steht in einem Netzwerk von Vorgeschichten, dadurch relativieren sich die einzelnen Vorgeschichten gegenseitig. Mit wachsendem Abstand erst recht gibt es keine Priorität.« Wolle man den historischen Ort einer Epoche bestimmen, so Nipperdey, dann »muß [man] lernen, mit der Vielfalt von Kontinuitäten und Dis-kontinuitäten zu leben.« Er plädierte dabei für eine eng gefasste Definition von Kontinuität. Es müsse ein temporaler Zusammenhang zwischen den Ereignissen be-

Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 66-9. Band II: Machtstaat vor der Demokatie, München 99 (zuerst 992), S. .

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einleitung

stehen, etwa im Sinne einer »partiellen Identität« von Konstellationen, Zielen und Handlungsweisen in den fraglichen Perioden. Wenn die Träger von Wissen und /oder Erfahrungen, seien es Personen oder Institutionen, über verschiedene Kontexte hin-weg fortbestehen, liege es nahe, von Kontinuitäten zu sprechen. Diese Annahme bliebe aber oberflächlich, wenn sie nicht persönliche Brüche oder institutionelles Ler-nen bzw. Vergessen in die Überlegung einbezöge. Muss man Kontinuität und Brüche nicht zusammen sehen? Johann Gustav Droysen meinte, ja. Er verstand unter histo-rischer Kontinuität weder eine durch ihren Anfang bestimmte lückenlose Ereignis-folge im Sinne einer Kausalität noch einen vom Ende her gedachten Fortschrittspro-zess im Sinne einer Finalität, sondern allein die zukunftsoffene Bewegung des Werdens. Der Begriff, so folgerte Alexander Gerschenkron, bezeichne daher nicht das Fehlen von Wandel, sondern den besonderen Charakter von Wandel. In ähn-lichem Sinne setze ja auch der Begriff »Diskontinuität« Kontinuität voraus. Kontinu-ität, so Thomas Schwietring, bezeichnet also die Stabilität bestimmter Elemente vor dem Hintergrund allgemeinen Wandels: »Der Begriff der Kontinuität dient dazu, die Frage nach den vorübergehenden Verfestigungen und Stabilisierungen von Elemen-ten der geschichtlichen Wirklichkeit zu formulieren, ohne deren grundsätzlich dyna-mischen und offenen Charakter zu leugnen.«6 Verkompliziert wird die Rede von Kontinuitäten durch zwei Beobachtungen von Reinhard Koselleck, nämlich dass Ge-schichte keine lineare Zeitenfolge ist, sondern sich »aufschichtet«, und dass wir es, wie Nipperdey schon bemerkte, nie mit einem einzigen Phänomen, sondern mit vielen, parallel ablaufenden und zum Teil ineinandergreifenden Kontexten zu tun haben. In das vielbändige Werk der »Geschichtlichen Grundbegriffe«, das Kosel-leck wesentlich initiiert und gemeinsam mit Otto Brunner und Werner Conze her-ausgegeben hat, nahm er den Terminus allerdings nicht auf. Nach seinem Modell gibt es Erfahrungen, die in Gruppen kommunikativ verallgemeinert werden und diese als Gemeinschaft konstituieren. Damit diese Erfahrungen aber jeweils aktuell bedeutsam bleiben, müssen sie in gegenwärtige soziale Praktiken eingebunden sein, in Texte, die gelesen und gedeutet werden, in Rituale, Traditionen etc. Vor dem Hin-tergrund dieser Deutungsmuster werden dann wiederum aktuelle Erfahrungen inter-pretiert, die kollektives Verhalten mitbestimmen. Es gibt nach Koselleck zu einem

Ders., 933 und Kontinuität der deutschen Geschichte, in: HZ 22 (9), S. 6-2, hier: S. 9.

6 Thomas Schwietring, Kontinuität und Geschichtlichkeit. Über die Voraussetzungen und Grenzen von Geschichte, Konstanz 2, S. . Vgl. auch Hans Trümpy (Hg.), Kontinui-tät – Diskontinuität in den Geisteswissenschaften, Darmstadt 93; N. Herold, Kontinuität, historische, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, hg. von Joachim Ritter u. a., Band , Basel / Stuttgart 96, Sp. 3-2; Thomas Prüfer, Kontinuität / Wandel, in: Lexikon Ge-schichtswissenschaft. Hundert Grundbegriffe, hg. von Stefan Jordan, Stuttgart 22, S. -9.

Reinhart Koselleck, Zeitschichten. Studien zur Historik, Frankfurt am Main 2. Otto Brunner / Werner Conze / Reinhart Koselleck (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe. His-

torisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Band -, Stuttgart 92-99, reprint 2.

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bestimmten Zeitpunkt nicht eine Vergangenheit, sondern eine Gleichzeitigkeit, eine Vielfalt von Vergangenheiten. Damit macht er in seinem Modell der »Zeitschichten« zwei Momente stark: zum einen die Traditionsvermittlung, zum anderen die Paralle-lität von Geschichte. »Wiederholungsstrukturen«, so Koselleck, prägen menschliche Vergangenheit, in die aber immer wieder Brüche durch neue Erfahrungen, Entwick-lungen, Ereignisse, aber auch Eigendynamiken etc. eingeschoben werden. Hier deu-tet sich eine dritte Möglichkeit an, Kontinuität zu denken – neben einer klaren Grad-linigkeit und dem »Andauernden« der Veränderung; nämlich wie Gesellschaften selbst Kontinuitäten, etwa Traditionen, entstehen lassen. Im Vordergrund derartiger Betrachtungsweisen stehen weniger die Beharrungskräfte der Vergangenheit als die Rezeption von Geschehenem durch die Nachkommen.

Nehmen wir ein Beispiel: die sogenannten Madagaskarpläne, die im Sommer 9 von SS und Auswärtigem Amt ausgearbeitet wurden.9 Darin wurde noch einmal eine Idee aufgenommen, die schon Ende des 9. Jahrhunderts diskutiert worden war, nämlich die Vertreibung osteuropäischer Juden auf ferne Inseln. Der Imperialismus hatte die räumlichen Horizonte auch des antisemitischen Vertreibungsgedankens er-weitert. Akklimatisationstheorien, die die tropische Witterung für Weiße als gefähr-lich, für die »anpassungsfähigen« Juden allerdings als kein Hindernis apostrophier-ten, sowie die abgeschiedene Insellage hatten Paul de Lagarde und mit ihm andere auf Madagaskar als Abschiebestation für Juden verfallen lassen. Im Zweiten Weltkrieg wurde diese Idee von deutscher Seite aktualisiert. Die Nationalsozialisten knüpften (ebenso wie zuvor schon die polnische und französische Regierung) an den juden-feindlichen Diskurs an. Die Idee, eine Insel vor Afrika als »rassisches Exil« anzusehen, stand aber in Konkurrenz zu den von der Koloniallobby geführten Debatten, die den Kontinent primär als Heimat deutscher Siedler und Siedlerinnen anpriesen. Hier lässt sich sehr gut ablesen, wie verschiedene Zeitschichten, Erfahrungen aus verschie-denen Epochen amalgamiert wurden, bestimmte Entwicklungsstränge – Antisemitis-mus und imperiale Besiedlung – zueinander in Konkurrenz traten und die National-sozialisten sich in eine antisemitische, aber auch koloniale Traditionslinie setzten. Gleichzeitig verband sich hier Kontinuität mit Zäsur, denn was die Nationalsozialis-ten planten, sollte in seiner mörderischen Konsequenz alle Vorstellungen ihrer Ideen-geber bei weitem übertreffen.

Derartige konzeptionelle Überlegungen zu anhaltendem Wandel und geschaffe-nen Traditionen haben noch wenig Eingang in die NS-Forschung gefunden. Dabei existiert ein florierender Markt neuer oder alter Deutungen zu der Frage, wo und welche Zäsuren der Nationalsozialismus setzte bzw. an welche Bestände er anknüpf-te. Das ist nachvollziehbar, gehören doch Urteile über historische Epochen, deren Anfang und Ende, zum Kerngeschäft der Geschichtswissenschaft und ihrem Interes-se am Wandel. Der folgende Überblick über einige wesentliche Forschungsstränge wird das Thema nicht erschöpfend ausloten können, sondern soll lediglich den his-toriographischen Rahmen zeigen, in dem die Beiträge des Bandes stehen.

9 Vgl. Magnus Brechtken, »Madagaskar für die Juden«. Antisemitische Idee und politische Praxis -9, München 99.

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einleitung

2. Fluchtpunkt Nationalsozialismus: Die Sonderwegsthese und ihre Varianten

Welche Traditionslinien bereiteten der nationalsozialistischen Machteroberung im Januar 933 den Weg? So lautete die Leitfrage der vermutlich bekanntesten, weil lan-ge Zeit dominierenden, aber auch inspirierenden Debatte um den »deutschen Son-derweg«. Einer der entscheidenden Protagonisten, Hans-Ulrich Wehler, postulierte, mittels einer problemorientierten historischen Strukturanalyse der deutschen Gesell-schaft die »eigentümlichen Belastungen der deutschen Geschichte« auszuloten, um »den Weg in die Katastrophe des deutschen Faschismus«2 zu erhellen. Die Antwort lautete bekanntlich, dass das Kaiserreich mit seinen Modernisierungsdefiziten, seiner Autoritätsgläubigkeit und seinen von Grund auf antidemokratischen Eliten der ent-scheidende Weichensteller für einen im Vergleich zu anderen westlichen Staaten be-sonderen Weg gewesen sei.2 Der Nationalsozialismus blieb in diesen Debatten ein seltsam starrer Endpunkt, im Mittelpunkt stand vor allem die antimoderne Einkap-selung des kaiserlichen Deutschland. Schon bald erfuhr die These vom Sonderweg heftige Kritik. Die Gegenrede bezog sich zum einen darauf, was denn das Kriterium für das »Nichtbesondere« sein solle, was also der »europäische Normalweg« gewesen sei.22 Zum anderen wurde beanstandet, dass die vorherrschende Sichtweise auf das Kaiserreich sich einseitig auf dessen Defizite konzentriere.23 Dem Sonderwegstheo-rem wurde von nun an abgeschworen, man spricht eher von »Besonderheiten« und »besonderen Konstellationen«.2 Diese Rhetorik verweist aber auf ein grundlegendes Problem: Denn jede Vergangenheit, nicht nur die deutsche, zeichnet sich durch eine spezifische, relationale Konstellation aus Besonderem und Allgemeinem aus. Wenn die Frage nach dem Bruch also nicht banal sein will : Was kann und will sie dann er-schließen? Worin liegen die Stärken und Schwächen des historiographischen Ansat-zes? Und wohin führen die (nicht reflektierten) Vorannahmen, die ihm zugrunde liegen? Die Frage nach Kontinuität (die immer auch eine nach dem Wandel ist) hinterlässt im Ergebnis manche Leerstelle und erzeugt den einen und anderen weißen Fleck. Sie ist, wenn man so will, unzureichend und hat (wie manch anderer Deu-

2 Hans-Ulrich Wehler, Das Deutsche Kaiserreich -9, 6., bibliographisch erneuerte Aufl., Göttingen 9 (. Aufl. 93), S. f. Zu noch umfassenderen Traditionskonstruktionen vgl. z. B. Uwe Siemon-Netto, Luther als Wegbereiter Hitlers? Zur Geschichte eines Vorurteils, Gütersloh 993. Zur Aktualität vgl. Adam Soboczynski, Auf dem Sonderweg?, Die Zeit, . . 23. Hier geht es um die Ausstellung De l’Allemagne, -939. De Friedrich à Beck-mann im Louvre.

2 James J. Sheehan, Paradigm Lost? The »Sonderweg« Revisited, in: Gunilla Budde / Sebastian Conrad / Oliver Janz (Hg.), Transnationale Geschichte. Themen, Tendenzen und Theorien, Göttingen 26, S. -6.

22 Vgl. z. B. Helga Grebing, Der »deutsche Sonderweg« in Europa 6-9. Eine Kritik, Stutt-gart 96.

23 Geoff Eley / David Blackbourn, The Peculiarities of German History. Bourgeois Society and Politics in Nineteenth-Century Germany, Oxford 9.

2 Vgl. z. B. Jürgen Kocka, Nach dem Ende des Sonderwegs. Zur Tragfähigkeit eines Konzepts, in: Arnd Bauerkämper / Martin Sabrow / Bern Stöver (Hg.), Doppelte Zeitgeschichte. Deutsch-deutsche Beziehungen 9-99, Bonn 99, S. 36-3.

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birthe kundrus / sybille steinbacher

tungsweg) ihre methodischen Fallen. Aber sie fördert auch höchst Aufschlussreiches zu Tage, anders gesagt: Sie kann schlichtweg augenöffnend sein. Der Wille zu verste-hen, wie es zum Nationalsozialismus kommen konnte und warum »der Tod ein Meis-ter aus Deutschland« (Paul Celan) war, lässt das historiographische Bemühen bis heute nicht los. Insofern kommen alle historiographischen Deutungen zum Dritten Reich um die Gretchenfrage: Wie hältst du es mit dem Sonderweg? nicht herum.

Welchen Stellenwert hat der Erste Weltkrieg in den Kontinuitätskonstruktionen? Verband er nicht nur Kaisereich und Weimarer Republik, sondern schlug auch eine Brücke zum Zweiten, nationalsozialistischen Krieg? Lässt sich hier nicht ein zweiter Dreißigjähriger Krieg konstatieren, mit der seit 9 zu beobachtenden Totalität der Kriegführung, den hohen Sterberaten unter den Zivilisten und Kriegsgefangenen, mit Deportationen und Fremdarbeitereinsätzen sowie dem Bedeutungszuwachs für die Institution »Lager«?2 Solche Fragen haben die Forschung inspiriert, denn das Dritte Reich ist ohne das Erbe des Ersten Weltkriegs nicht denkbar. Auch wenn eher skizzenhaft Ergebnisse vorliegen,26 so lässt sich daraus ein vorsichtig resümierendes Votum herauslesen: In Bezug auf die ideologischen und praxeologischen Verbin-dungslinien lief die vom Nationalsozialismus entfesselte Gewalt auf völlig neuartige Radikalisierungen hinaus. Weder habe das Regime z. B. in der Besatzungspolitik oder im sogenannten Fremdarbeiter-Einsatz die Politik des Ersten Weltkrieges einfach fortgeführt noch habe der Große Krieg als Probelauf für den nächsten, den Rassen-krieg gedient. Zugleich gab es eine »Konkurrenz von Traditionalismus und spezi-fischer NS-Adaptierung« (Gerd Krumeich).2 Und selbst wenn die NS-Führung mit dem Topos »9« die Volksgemeinschaft in eine Dauermobilisierung zu versetzen versuchte, sei es letztlich um eine Revision gegangen. Denn es sollte gerade keinen zweiten November 9 geben – mit einem kriegsmüden, hungerleidenden, erschöpf-ten Volk, das seine Obrigkeit verachtet. Und so habe in der Selbstinszenierung

2 Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Band : Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 9-99, München 23, S. XIX. Jörg Echternkamp, 9-9. Ein zweiter Dreißigjähriger Krieg. Vom Nutzen und Nachteil eines Deutungsmodells der Zeitgeschichte, in: Sven Oliver Müller (Hg.), Das Deut-sche Kaiserreich in der Kontroverse, Göttingen 29, S. 26-2.

26 Das Jahr 2 lässt hier auf einige Neuerscheinungen hoffen. Vgl. solange vor allem: Bruno Thoß / Hans-Erich Volkmann (Hg.), Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg: Ein Vergleich. Krieg, Kriegserlebnis, Kriegserfahrung in Deutschland, Paderborn 22; Gerd Krumeich in Verbindung mit Anke Hoffstadt u. Arndt Weinrich (Hg.), Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg. Essen 2; aber auch Christian Westerhoff, Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg. Deutsche Arbeitskräftepolitik im besetzten Polen und Litauen 9-9, Paderborn 2; An-dreas Wirsching, Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 9-933 /39. Berlin und Paris im Vergleich, München 999; Stéphane Audo-in-Rouzeau / Annette Becker / Christian Ingrao / Henry Rousso (Hg.), La Violence de guerre 9-9. Approches comparées des deux conflits mondiaux, Paris 22.

2 Vgl. auch Rainer Rother, Weltkriegserfahrung. Die Konstruktion historischer Kontinuität im nationalsozialistischen Film, in: Ders./Karin Herbst-Meßlinger, Der Erste Weltkrieg im Film, München 29, S. -66; Gerd Krumeich, Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg. Eine Einführung, in: Ders. (Hg.), Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg, Essen 2, S. .

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das – zumindest teilweise schnell aufgegebene – Lernen aus Fehlern vorgeherrscht, der Wille, es anders zu machen. In jedem Fall beabsichtigten die Nationalsozialisten keine Fortführung, sondern eine Korrektur der Geschichte. Alle diese Befunde zu-sammenfassend lässt sich sagen: Der Weg vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg verlief weniger gradlinig, als es die Rede von einem interbellum unterstellt.2

Noch weiter zurück in die Vergangenheit führte eine weitere Debatte, nämlich die um die Frage, ob nicht die nationalsozialistische Gewalt Vorläufer in den deut-schen Kolonien hatte.29 Führe nicht, so die These von Jürgen Zimmerer,30 ein Tradi-tionsstrang von den deutschen Kolonialkriegen 9 bis 9 zum nationalsozialisti-schen Völkermord im Zweiten Weltkrieg? Und inwieweit lasse sich nicht überhaupt die deutsche Besatzungspolitik in Osteuropa während des Zweiten Weltkrieges strukturell als »kolonial« beschreiben? Unter der griffigen Frage »Von Windhuk nach Auschwitz?« standen nicht nur die Parallelen zwischen kolonialer und natio-nalsozialistischer Herrschaft bei dieser Diskussion auf der Agenda. Vielmehr wurden die kausalen Zusammenhänge von Kolonialismus und NS-Weltreichsplänen inten-siv erörtert. Die Auseinandersetzung entsprang dem Entsetzen über die gewaltsame Signatur des 2. Jahrhunderts und Deutschlands großem Anteil daran. Sie war zu-gleich Teil einer internationalen Diskussion darüber, ob und auf welche Weise kolo-niale Gewalterfahrungen und -praktiken auf die Kriege des 2. Jahrhunderts Ein-fluss nahmen.3

Sicher wurde der Kontinuitätsgedanke hier überstrapaziert. Heute wird eher nüch-tern die Gemengelage aus weltanschaulichen Reservoirs wie Antisemitismus und Im-perialismus, die die Nationalsozialisten motivierten, und den eigensinnigen Adaptio-nen dieser Strukturen analysiert.32 Dabei hatte es Jürgen Zimmerer vermieden, explizit eine spezifisch deutsche Kontinuität zu propagieren. Jedoch war das von ihm und anderen Forschern gewählte Begriffsrepertoire mehrdeutig: »Verbindungen«, »Parallelen«, »Traditionen«, »Ähnlichkeiten«, »Gemeinsamkeiten«, »Korresponden-

2 Vgl. auch Zara Steiner, The Lights that Failed. European International History, 99-933, Oxford 2 und dies., The Triumph of the Dark. European International History 933-939, Oxford 2.

29 Gute Zusammenfassungen in: Robert Gerwarth / Stephan Malinowski, Der Holocaust als »kolonialer Genozid«? Europäische Kolonialgewalt und nationalsozialistischer Vernichtungs-krieg, in: Geschichte und Gesellschaft 33 (2), S. 39-66; Shelley Baranowski, Nazi Em-pire: German Colonialism and Imperialism from Bismarck to Hitler, Cambridge 2.

3 Jürgen Zimmerer, Von Windhuk nach Auschwitz? Beiträge zum Verhältnis von Kolonialis-mus und Holocaust, Münster 2.

3 Vgl. z. B. Sven Lindqvist, Durch das Herz der Finsternis. Ein Afrikareisender auf den Spuren des europäischen Völkermords, Frankfurt am Main / New York 999; ders., A History of Bombing. New York 2; Dirk Schumann, Europa, der Erste Weltkrieg und die Nachkriegs-zeit. Eine Kontinuität der Gewalt?, in: Journal of Modern European History (23), S. 23-3. Vgl. auch die Reihe: The United States and Germany in the Age of Total War, insbeson-dere den Band von Manfred F. Boemeke (Hg.), Anticipating Total War. The German and American Experience -9, Cambridge 999.

32 Vgl. den Beitrag von Felix Axster in diesem Band.

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zen« lauteten die Termini.33 Genau wegen der Unschärfe, die sie bergen, gab die De-batte wichtige Anstöße, über den Begriff der Kontinuität nachzudenken.3 Und sie machte darauf aufmerksam, wie begrenzt für das Aufspüren von Kontinuitäten gera-de bei dem Phänomen entgrenzter Massengewalt eine rein nationale Perspektive ist.3 Hitler sah beispielsweise die Ukraine weniger als zweites Deutsch-Ostafrika denn vielmehr als erstes deutsches Indien. Er blickte also nicht nur über die nationalen Grenzen hinaus. Vielmehr stellte er sich selber in einen Traditionsstrang – allerdings zum britischen Empire und in deutlicher Abwehr zu den Wilhelminischen »Schutz-gebieten«. Ein weiteres Vorbild lag ebenfalls nicht in der deutschen Vergangenheit: Legendär ist das durch die Lektüre von Karl May angeregte Interesse des »Führers« für die USA. Hitler nahm die Ausdehnung der amerikanischen Union im Kampf mit Mexikanern und Indianern bis zur Pazifischen Küste als Leitbild für seine eigene Expansion.36 »Unser Mississippi müsse die Wolga sein, nicht der Niger«,3 so lautete einer dieser Assoziationsbögen Hitlers aus dem Herbst 9.

Die eigensinnigen wie transnationalen Dimensionen von Kontinuitätsproduktio-nen traten bei einer weiteren, weniger hitzig ausgetragenen Debatte wieder in den Hintergrund. 2 legte der US-amerikanische Historiker Helmut Walser Smith sein Buch, The Continuities of German History. Nation, Religion, and Race across the Long Nineteenth Century vor.3 Der in Nashville lehrende Wissenschaftler spürt in dieser anregenden Untersuchung in einem räumlich und zeitlich weitgespannten Bogen dem Verlust der Mitmenschlichkeit nach, der in Deutschland den Boden für den Holocaust bereitet habe. Er setzt sich mit den verschiedenen Zäsuren auseinander, die mit Blick auf die deutsche Geschichte in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts diskutiert wurden: mit 9 unter Rückgriff auf Fritz Fischers kontrovers erörterte Thesen zum ersten deutschen Sündenfall, der Schuld am Ausbruch des Ersten Welt-kriegs, mit 933 unter Rückgriff auf Friedrich Meineckes »deutsche Katastrophe« und mit der Endphase der Weimarer Republik unter Rückgriff auf Karl Dietrich Brachers einschlägige Arbeiten. Dabei habe, so Smith, lange die Frage im Mittelpunkt gestan-den, warum das liberale und demokratische politische System der Weimarer Repub-lik abgewählt wurde und wie es zum Nationalsozialismus kommen konnte. Das sei wichtig, aber der eigentliche Fluchtpunkt der Reflexionen müsse doch 9 sein – der Zeitpunkt der ersten systematischen Massenmorde an den europäischen Juden, der

33 Vgl. auch Jakob Zollmann, Polemics and other Arguments. A German Debate Reviewed, in: Journal of Namibian Studies, (2), S. 9-3.

3 Birthe Kundrus, Kontinuitäten, Parallelen, Rezeptionen. Überlegungen zur »Kolonialisie-rung« des Nationalsozialismus, in: WerkstattGeschichte 3 (26), S. -62.

3 Vgl. auch Mark Roseman, National Socialism and the End of Modernity, in: American His-torical Review 6 (2), S. 6-.

36 Carroll P. Kakel, The American West and the Nazi East. A Comparative and Interpretive Perspective, Basingstoke 2.

3 Zit. nach David Blackbourn, Die Eroberung der Natur. Eine Geschichte der deutschen Land-schaft, München 2, S. 36. Vgl. auch Mark Mazower, Hitler’s Empire, S. -96.

3 Cambridge 2. Dt. Ausgabe: Fluchtpunkt 9. Kontinuitäten der deutschen Geschichte, Stuttgart 2.

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Beginn der Vernichtungspolitik und des Vernichtungskrieges. Diese Verschiebung der Fragestellung steht im Einklang mit neueren Ansätzen der NS-Forschung, wie etwa der erwähnten Debatte um die koloniale Vorgeschichte der Massenverbrechen. Die neuen Studien untersuchen stärker als früher die Genese des Holocaust, die Be-deutung der Gewalt für die Kriegsgesellschaft und damit den Aspekt, ob nicht Ge-walt ein wesentlicher Kitt für den Zusammenhalt der rassistisch fundierten Volks-gemeinschaft war.39

Warum also, so die Frage von Smith, konnte aus der deutschen Geschichte der Holocaust hervorgehen, wo es doch keine genozidalen Vorläufer in der deutschen Geschichte gab? Seine Antwort: »Where then does continuity lie? Not in genocide, but in the imagination of expulsion, in the severing of ties to others, and in the vio-lent ideologies, nationalism, anti-Semitism, and racism, that make these things pos-sible to think, support, and enact.« Eine Nation, die sich seit dem Dreißigjährigen Krieg als »judenlos« definierte, wie ein unbeirrbarer Glaube an die Vollkommenheit staatlicher Strukturen hätten dazu geführt, dass sich im Dritten Reich Antisemitis-mus und Rassismus mit staatlich sanktionierter und ausgeübter Gewalt verbinden konnten, sich gegenseitig aufluden und in Vernichtung übergingen. Damit wider-sprach Smith einem anderen Kontinuitätsdenker, nämlich Daniel Goldhagen und dessen These eines eliminatorischen Antisemitismus. Weder habe es nur eine Tradi-tionslinie gegeben, noch sei es um ein feststehendes Programm des Völkermords ge-gangen, das schlicht umgesetzt worden sei. Vielmehr bedurfte es diverser miteinander verbundener Entwicklungen, die 9 kulminierten. In seinem Buch behandelte Smith auch ausführlich die Geschichte antijüdischer Gewalt in Europa, z. B. die Pogrome im Westen des russischen Herrschaftsgebiets am Ende des 9. Jahrhunderts. Er stellte sie aber vor allem in den strukturellen Zusammenhang einer Zunahme von Gewalt im späten 9. Jahrhundert sowie in den Kontext von Kriegsvorbereitungen. Diese Strukturen sah Smith auch in Deutschland wirksam werden. Krieg, Niederlage und Revolution hätten in der Weimarer Republik zu einem deutlichen Anstieg der Gewalt gegen Juden geführt.

Ausgespart blieb in seiner Interpretation aber die Suche nach Resonanzen durch die braunen Protagonisten selbst, also inwiefern die Nationalsozialisten sich in die Kontinuität der europäischen antisemitischen Gewalt stellten – oder auch nicht. Der antisemitisch aufgeladene Antikommunismus als wesentliches Charakteristikum na-tionalsozialistischer Judenfeindschaft fand bei Smith übrigens keine Erwähnung.2

39 Das ist zumindest die These von Thomas Kühne, Belonging and Genocide. Hitler’s Commu-nity, 9-9, New Haven 2.

Smith, Continuities (wie Anm. 3), S. 233. Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Berlin 996;

Johannes Heil / Rainer Erb (Hg.), Geschichtswissenschaft und Öffentlichkeit. Der Streit um Daniel J. Goldhagen, Frankfurt am Main 99; Julius H. Schoeps (Hg.), Ein Volk von Mör-dern? Die Dokumentation zur Goldhagen-Kontroverse um die Rolle der Deutschen im Ho-locaust, Hamburg 996.

2 Vgl. hierzu aber Gerd Koenen, Zwischen Antibolschewismus und »Ostorientierung«. Konti-nuitäten und Diskontinuitäten, in: Anselm Doering-Manteuffel (Hg.) unter Mitarbeit von

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Smith wollte mit seinem Buch explizit nicht zur alten Sonderwegsthese zurück. Gleichwohl ist die Frage nach der langen deutschen Vorgeschichte des Holocaust auch eine Frage nach spezifisch deutschen Entwicklungen. Ob Smith diese mit sei-nem – wenngleich keineswegs gradlinigen, aber langen und geistesgeschichtlich ge-prägten – Narrativ, das bis in die Frühe Neuzeit reichte, plausibel dargestellt hat, blieb in den Rezensionen des Bandes umstritten.3 Insbesondere Dieter Langewiesche erhob grundlegende Einwände. Nur zwei Bedenken seien hier resümiert, weil sie sich auf methodische und konzeptionelle Aspekte beziehen und damit auf die be-grenzte Erklärungskraft von Kontinuitätskonstruktionen. Zunächst einmal erinnerte der Tübinger Emeritus daran, dass Kontinuitäten in einem Spannungsverhältnis von Rekonstruktion und Vergangenheit stehen. Sie sind damit auch Konstruktionen, die das historische Geschehen zeitlich in eine sinnvolle und konsistente Erzählung pa-cken wollen. Die langen Geschichtslinien seien nicht einfach gegeben, sondern es bedürfe der ordnenden Hand der Historiker, um Geschehenes zu einer Kette, gar zu einer Kausalkette zusammenzuschweißen. Insofern sei die Isolierung einer Tradi-tionslinie eben auch schon eine (Re-)Konstruktion, ein interpretatorischer Vorgang und damit keineswegs identisch mit dem Geschehenen selbst.6

Ein zweiter Aspekt, auf den Langewiesche aufmerksam machte und der ebenfalls für den vorliegenden Band wesentlich ist, besteht in der Parallelität von widerstrei-tenden Traditionslinien. Wie lassen sich opponierende Stränge einordnen, wie bewer-ten? Er verwies in diesem Zusammenhang auf die jüdische Emanzipation im 9. Jahr-hundert. Die Isolation einer einzigen zum dominanten Strang erklärten Kontinuität, nämlich das negative Fremdbild vom Juden, degradiere diese Gruppe zu einem blo-ßen Objekt der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft, blende sie somit als Handelnde aus. Offensichtlich sei das zentrale Problem, die Shoah, komplexer und erfordere ein intensiveres Abwägen verschiedener Faktoren von lang- ebenso wie mittel- und kurz-fristiger Dauer.

Elisabeth Müller-Luckner, Strukturmerkmale der Deutschen Geschichte des 2. Jahrhun-derts, München 26, S. 2-22. Koenen pointiert die zahllosen und weitgehenden Inkohä-renzen des NS-Bildes vom Bolschewismus. Zudem relativiert er die Auseinandersetzung mit dem »Osten«, sieht vielmehr den Blick auf Westeuropa als Konstante deutscher Geschichte im 2. Jahrhundert.

3 Vgl. v. a. die Beiträge auf sehepunkte 9 (29), Nr. . Dieter Langewiesche, Rezension von: Helmut Walser Smith, The Continuities of German

History. Nation, Religion, and Race across the Long Nineteenth Century, Cambridge 2, in: sehepunkte 9 (29), Nr. [. . 29], URL: http://www.sehepunkte.de/29 / /.html, [2. . 23].

Zu dem epistemologischen Problem, Geschichte zu denken, etwa als linearen Prozess oder als Kreislauf vgl. Evelyn Schulz / Wolfgang Sonne (Hg.), Kontinuität und Wandel. Geschichtsbil-der in verschiedenen Fächern und Kulturen, Zürich 999.

6 Vgl. auch Hans Michael Baumgartner, Kontinuität und Geschichte. Zur Kritik und Metakri-tik der historischen Vernunft, Frankfurt am Main 92, S. 22 f.; Jürgen Habermas, Zur Re-konstruktion des Historischen Materialismus, Frankfurt am Main 699, S. 2-22.