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Jg. 21, Heft 37 HEUBNER, Essigsaure Tonerde. ~I~ 12. September 1942 -- F. LINNEWEH, Mschr. Kinderheilk. 74, 216 (1938) -- Klin. Wschr. I938, 199. -- MORAWlTZ, Beitr. chem. Physiol. u. Path. 7, 152 (19o6). -- FRITZ MUNK, Z. klin. Med. 78, i (1913) -- Nieren- 3rkrankungen, 2. Aufl. Berlin u. Wien: Urban u. Schwarzenberg 1925. -- NOI~NENBRUCH, Med. Klin. 1934, Nr 7. -- NO~C~NBRUCH U. GOTTSCHALK, Naunyn-Schmiedebergs Arch. 96 (1922). -- RANDERATH, Erg. Path. 32, 91 (1937) -- Klin. Wschr. 1941, Nr 12/13. -- RATHtgRY, Presse m6d. I938, 1249. -- RUSZNYAK U. NI~METH, Z. exper. Meal. 7o, 464 (193 ~) (Chem. Zbl. 58, 219). -- SECKEL, Klin. Wschrl 193 I, 32. -- SMIRK, Clin. Sci. 2 (1935/36). -- SCHLUTZ, SWAI~SON u. ZIEGL~R, Amer. J. Dis. Child. 36 , 756 (19o8). -- STIERLEN, Z. exper. Med. xo6, 2Ol (1939). -- FR. VOLI~ARD, 3. Inter- nat. Kongr. f. vergl. Path. Athen 1936 -- Handbuch der inneren Medizin 6. Berlin: Springer 1931. --VOLHARD U. FAHR, Berlin: Springer 1914. -- WIDDOWSON, Biochemic. J. 27, i321 (1933). -- WICHERT, POPI~LOIo'FU. JAKOWLI~WA, Z. klin. Med. 1o9, 678 (1929). -- WHIPPLE, J. exper. Med. 61,261 (1935). -- WHIPPLE U. MADDEN, Phys. Rev. 2o, Nr 2, 194 (194o). ORIGINALIEN. BEMERKUNG 0BER DIE ESSIGSAURE TONERDE. Von WOLFGANG HEUBNER. Aus dem PharmakoIogischen Institut der Universit~t Berlin. Erfahrungen beim Unterricht haben mir gezeigt, dab die Betrachtung der essigsauren Tonerde in der pharma- kologischen Literatur und den zugeh6rigen Lehrbiichern etwas einseitig ist. Sie wird n~tmlich ausschliel31ich als Alu- miniumsalz gewertet uild auch ihre anerkannte antiseptische Wirkung auf die Eigenschaften des Aluminiumoxyds be- grtindet. So hat z. ]3. STRAOB aus den voil ihm studierten F~illungserscheinungen in Serum die Vorstellung abgeleitet, dab die Bakterien durch EiweiBfiillung fixiert, gewissermal3en ,,eingemauert" wfirden. ]~ICHHOLTZ1 und POULSSON-LILJE- STRAND 2 tibernahmeil diese Worstellung in ihre Lehrbficher. Gelegentliche Versuche zur Demonstration im Unterricht, die Befuilde yon STRAOB (unter Benutzung seiner quantitativen Angaben) zu reproduzieren, schlugen mir fehl; doch m6chte ich darauf nicht allzuviel Wert legen, well kolloidchemische Reaktionen von mancherlei und nicht immer nur yon be- herrschbaren Faktoren abhiingen. Immerhin bin ich etwas skeptisch geworden gegenfiber STRAUBS Argumentation beziiglich eines ,,Optimums" ffir den antiseptischeil Effekt gerade bei den meistgebrauchteil Verdtinnungen des offizinellen Liquors Aluminii acetici auf das IO--2ofache. Vor allem aber scheint es mir notweildig, die Meinung yon Bakteriologen nicht gailz zu ignorieren, die schon lange gelehrt haben, dab die antiseptische Wirkung der essigsauren Tonerde nicht dem Aluminiumoxyd, sondern der Essigsdure zuzuschreiben ist. Die Zusammensegzung des Liquor Aluminii acetici ist viel studiert worden; bekanntlich wird diese L6sung nur auf Umwegen gewonnen, da es eiil 16sliches essigsaures Salz des Aluminiums in fester Form nicht gibt. Dennoch glauben viele, dab der Liquor das einfach basische Salz in echter L6sung enth~ilt, da seine Zusammeilsetzung etwa der Formel HO'AI'(OCOCH3),, entspricht. Neben dieser Auffassuilg verdient" aber h6chste Beachtung, dab das Aluminiumoxyd auch durch die Gegenwart yon Acetat- und Wasserstoffionen hydratisiert und ,,peptisiert" sein kann 3. Offenbar ist yon jedem der beiden Idealzust/inde (echter L6sung und pepti- siertem Kolloid) etwas realisiert, sie bestehen im offizinellen Liquor nebeneinander und gehen ineiilander fiber; wie SABALITSCHKA und REICHEL 4 mitteilten, verschiebt sich mit der Zeit nach Zubereituilg jedes Liquors der Zustand der ,,echten" L6sung mehr und mehr in den Zustand des pepti- sierten Kolloids. Bei Zimmertemperatur war das binnen einer Woche schon deutlich nachweisbar. Unsere Kenntnisse fiber das Verhalten yon Solen des Ferri- und Chromihydroxyds 5 dfirften nach melner Ansicht eine solche Auffassung stfitzen. Auch wtirde sie leicht erkl~iren, warum man nicht immer gleichartige kolloidchemische Reaktionen erhiilt. In jedem Falle ist gewiBi dab der Liquor sauer ist. Sein Pn wurde yon t{OHMNAN 6 mit der Wasserstoff~lektrode bei 25 ~ zu 4,55, bei 16 ~ (mit MIRIJs 7) zu 4,69 gemessen. Derselbe land, da~ Verdfinnung aufs Zehnfache den Wert kaum (bei 25~ auf 4,58) e ~nderte. Auch ]/ingere Aufbewahrung ~inderte wenig: nach 7 Monaten betrug der Weft in der unverdfinnten L6sung 4,58, nach 32 Monaten 4,60, in der iofach verdfinnten 4,61 und 4,65 (stets 25~ Auch dutch Zusatz yon S~ture oder Alkali lien sich eine sehr gute Pufferkapazit/it der essig- sauren Tonerde nachweisen; ein Maximum dieser Kapazitfit lag um p~ ~ 4,7- Die untersuchten Pr~iparate hatte ROH- MA~N selbst hergestellt. Auf meine Bitte hat 1R. I-IAvEMANN an einem frisch aus der Apotheke bezogenen Muster voil Liquor Aluminii acetici eine Messung der Wasserstoffzahl mit der Glaselektrode vor- genommen und sie bei I/~ngerer Aufbewahrung mehrfach wiederholt. Die Aufbewahrung erfolgte bei Zimmertemperatur, dic Messungen bei 20 ~ Die gefundenen Zahlen waren: Datum PH Datum PH 7. VIII. 1941 14. VIII. i941 22. VIII. I941 17. X. 1941 5,09 5,O1 4,97 4,95 12. XI. 1941 16. XlI. 1941 12. III. 1942 17 . IV. 1942 4,95 4,90 4,85 4,90 Es zeigte sich also in den ersten Wochen elne deutliche Zunahme der sauren Reaktion, dann abet eine seit mehreren Monaten bestehende v611ige oder fast v6llige Konstanz. In einer anderen Probe essigsaurer Tonerde wurde nach Ver- dfinnung in dem vielfach praktisch gebrauchten Verh~iltnis 6: IOO der Weft PH = 4, 8 gefunden. Die Dissoziationskonstante fiir Essigs~iure betritgt bei Zimmertemperatur etwa 1,8 lO -5, deren negativer Lo- garithmus p~ ~ 4,75 ist. Man dart also den Liquor Aluminii acetici gleichsetzen einem System yon freier F.ssigsiiure mit einem gut puffernden Acetat, so datl sein Gehalt an freien Wasserstoffionen in einem weiten IKonzentrationsbereich an- n/ihernd konstant bleibt. Den ,,Hydrolysegrad" yon LSsungen des einfach basischen Aluminiumacetats bestimmte I~OHMANN, zum Tell mit MIRes 6, 7, in der Weise, dab immer neue Proben der L6sungen mit der gleichen Portion )~ther ausgeschfittelt wurdeil, bis das Gleichgewicht zwischen dem ]rei beweglichen (~itherl6s- lichen) und dem nicht/itherl6slicheil Anteil der Essigsiiure erreicht war. Ffir die Konzentration der uilverdtinnten essig- saurei1 Tonerde land er dabei rund 15 %, flit eine Verdiinilung von 6: ioo rund 25% Hydrolyse. HAVEMANN verglich die freie 13eweglichkeit der Essig- s~iure in der essigsaureil Tonerde mit derjenigen in einer reinen w~iBrigen L6sung yon Essigs~iure nach folgeildem Wer- fahren: Eine grol3e mit Barometer verseheile Flasche yon etwa IO 1 Inhalt wurde durch H~ihne einerseits mit einer Vakuumpumpe, andererseits mit eiilem System yon Wasch- flaschen verbunden, deren erste 25 ccm 1/10-Normallauge und deren iiul3erste Natronkalk enthielt, wiihreild die mittlere mit 3 ~ ccm yon w~il3riger Essigs/iure oder Liquor Aluminii acetici beschickt wurde. Die Essigs~iure war 5,65prozentig, was etwa dem Gehalt des offizinellen Liquors entspricht. Nach Eva- kuieren der Flasche und Ablesen des Barometers wurde die Hahilstellung so gedreht, dab in m/il3igem Tempo Luft ein- str6men koilnte; sie passierte dabei erst Natronkalk, daiiil die Essigs~iure oder die Tonerdel6sung, dann die vorgelegte Lauge. Das durchstr6mte Quantum Luft wurde aus dem gemesseneil Volumen der grol3en Vakuumflasche und dem

Bemerkung Über die Essigsaure Tonerde

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Jg. 21, Heft 37 HEUBNER, Essigsaure Tonerde. ~ I ~ 12. September 1942

- - F. LINNEWEH, Mschr. Kinderheilk. 74, 216 (1938) - - Klin. Wschr. I938, 199. - - MORAWlTZ, Beitr. chem. Physiol. u. Pa th . 7, 152 (19o6). - - FRITZ MUNK, Z. klin. Med. 78, i (1913) - - Nieren- 3rkrankungen, 2. Aufl. Berlin u. Wien: Urban u. Schwarzenberg 1925. - - NOI~NENBRUCH, Med. Klin. 1934, Nr 7. - - NO~C~NBRUCH U. GOTTSCHALK, Naunyn-Schmiedebergs Arch. 96 (1922). - - RANDERATH, Erg. Path. 32, 91 (1937) - - Klin. Wschr. 1941, Nr 12/13. - - RATHtgRY, Presse m6d. I938, 1249. - - RUSZNYAK U. NI~METH, Z. exper. Meal. 7o, 464 (193 ~ ) (Chem. Zbl. 58, 219). - - SECKEL,

Klin. Wschrl 193 I, 32. - - SMIRK, Clin. Sci. 2 (1935/36). - - SCHLUTZ, SWAI~SON u. ZIEGL~R, Amer. J. Dis. Child. 36 , 756 (19o8). - - STIERLEN, Z. exper. Med. xo6, 2Ol (1939). - - FR. VOLI~ARD, 3. Inter- nat. Kongr. f. vergl. Path. Athen 1936 - - Handbuch der inneren Medizin 6. Berlin: Springer 1931. --VOLHARD U. FAHR, Berlin: Springer 1914. - - WIDDOWSON, Biochemic. J. 27, i321 (1933). - - WICHERT, POPI~LOIo'F U. JAKOWLI~WA, Z. klin. Med. 1o9, 678 (1929). - - WHIPPLE, J. exper. Med. 61,261 (1935). - - WHIPPLE U. MADDEN, Phys. Rev. 2o, Nr 2, 194 (194o).

ORIGINALIEN. B E M E R K U N G 0 B E R D I E E S S I G S A U R E T O N E R D E .

V o n

WOLFGANG HEUBNER. Aus dem PharmakoIogischen Insti tut der Universit~t Berlin.

E r f a h r u n g e n b e i m U n t e r r i c h t h a b e n m i r gezeigt, d a b die B e t r a c h t u n g de r ess igsauren T o n e r d e in de r p h a r m a - ko log i schen L i t e r a t u r u n d den zugeh6r igen L e h r b i i c h e r n e twas e insei t ig ist . Sie wi rd n~tmlich ausschliel31ich als Alu- miniumsalz g e w e r t e t ui ld a u c h ihre a n e r k a n n t e an t i s ep t i s che W i r k u n g auf die E i g e n s c h a f t e n des A l u m i n i u m o x y d s be- g r t inde t . So h a t z. ]3. STRAOB aus den voi l i h m s t u d i e r t e n F~i l lungsersche inungen in S e r u m die Vors t e l lung abge le i te t , d a b die B a k t e r i e n d u r c h EiweiBfii l lung f ixier t , gewissermal3en , , e i n g e m a u e r t " wfirden. ]~ICHHOLTZ 1 u n d POULSSON-LILJE- STRAND 2 t i be rnahm e i l diese Wors t e l lung in ih re Lehrbf icher . Gelegent l iche Versuche zur D e m o n s t r a t i o n im U n t e r r i c h t , die Befu i lde yon STRAOB (un te r B e n u t z u n g se iner q u a n t i t a t i v e n A n g a b e n ) zu reproduz ie ren , sch lugen m i r feh l ; doch m 6 c h t e ich d a r a u f n i c h t a l lzuviel W e r t legen, well ko l lo idchemische R e a k t i o n e n v o n m a n c h e r l e i u n d n i c h t i m m e r n u r y o n be- h e r r s c h b a r e n F a k t o r e n abh i ingen .

I m m e r h i n b in ich e twas skep t i sch geworden gegenf iber STRAUBS A r g u m e n t a t i o n bezi igl ich eines , , O p t i m u m s " ffir d e n an t i sep t i sche i l E f f e k t ge rade be i den m e i s t g e b r a u c h t e i l V e r d t i n n u n g e n des off izinel len L iquors A lumin i i ace t ic i au f da s IO- -2ofache . Vor a l l em abe r s che i n t es m i r no twei ld ig , die M e i n u n g yon B a k t e r i o l o g e n n i c h t gailz zu ignor ieren , die s chon lange ge lehr t h a b e n , dab die an t i s ep t i s che W i r k u n g de r ess igsauren Tone rd e n i c h t d e m A l u m i n i u m o x y d , s o n d e r n de r Essigsdure zuzusch re iben ist.

Die Z u s a m m e n s e g z u n g des L iquor A lumin i i acet ic i i s t v ie l s t u d i e r t worden ; b e k a n n t l i c h wi rd diese L 6 s u n g n u r auf U m w e g e n gewonnen , d a es eiil 16sliches ess igsaures Salz des A l u m i n i u m s in fes te r F o r m n i c h t g ibt . D e n n o c h g l a u b e n viele, d a b de r L iquor das e in fach bas i sche Salz in e c h t e r L 6 s u n g enth~ilt, d a seine Z u s a m m e i l s e t z u n g e t w a de r F o r m e l H O ' A I ' ( O C O C H 3 ) , , en t sp r i ch t . N e b e n dieser Auffassui lg verd ient" abe r h 6 c h s t e B e a c h t u n g , d a b das A l u m i n i u m o x y d a u c h d u r c h die G e g e n w a r t yon A ce t a t - u n d W a s s e r s t o f f i o n e n h y d r a t i s i e r t u n d , , pep t i s i e r t " sein k a n n 3. O f f e n b a r i s t y o n j e d e m der be iden Idea lzus t / i nde (echter L 6 s u n g u n d pep t i - s i e r t em Kolloid) e twas real is ier t , sie b e s t e h e n im off iz inel len L i q u o r n e b e n e i n a n d e r u n d gehen ine i i l ande r f iber ; wie SABALITSCHKA u n d REICHEL 4 m i t t e i l t e n , v e r s c h i e b t sich m i t de r Ze i t n a c h Zubere i tu i lg jedes L iquors de r Z u s t a n d de r , , e c h t e n " L6sung m e h r u n d m e h r in den Z u s t a n d des p e p t i - s i e r t en Kolloids. Bei Z i m m e r t e m p e r a t u r w a r das b i n n e n e iner W o c h e schon deu t l i ch nachw e i s ba r . U n s e r e K e n n t n i s s e f iber das V e r h a l t e n y o n Solen des Ferr i - u n d C h r o m i h y d r o x y d s 5 df i r f ten n a c h m e l n e r A n s i c h t eine solche Auf fa s sung s t f i tzen. A u c h wt i rde sie l e ich t erkl~iren, w a r u m m a n n i c h t i m m e r g le ichar t ige ko l lo idchemische R e a k t i o n e n erhii l t .

I n j e d e m Fal le is t gewiBi dab de r L iquor sauer ist. Sein Pn wurde yon t{OHMNAN 6 m i t de r Wasse r s to f f~ lek t rode be i 25 ~ zu 4,55, bei 16 ~ (mit MIRIJs 7) zu 4,69 gemessen. Derse lbe land , da~ V e r d f i n n u n g aufs Zehnfache den W e r t k a u m (bei 25~ auf 4,58) e ~nder te . Auch ]/ingere A u f b e w a h r u n g ~inderte wenig : n a c h 7 M o n a t e n b e t r u g de r W e f t in de r u n v e r d f i n n t e n L 6 s u n g 4,58, n a c h 32 M o n a t e n 4,60, in de r i o f a c h v e r d f i n n t e n

4,61 u n d 4,65 (s te ts 25~ A u c h d u t c h Zusa t z yon S~ture ode r Alkal i l ien sich eine sehr gu te P u f f e r k a p a z i t / i t de r essig- s a u r e n T o n e r d e n a c h w e i s e n ; ein M a x i m u m dieser Kapaz i t f i t lag u m p~ ~ 4,7- Die u n t e r s u c h t e n Pr~ipara te h a t t e ROH- MA~N se lbs t herges te l l t .

Auf me ine B i t t e h a t 1R. I-IAvEMANN a n e i n e m fr isch aus de r A p o t h e k e bezogenen M u s t e r voil L iquor A lumin i i acet ic i eine Messung de r Wasse r s t o f f zah l m i t de r G lase l ek t rode vor- g e n o m m e n u n d sie be i I/~ngerer A u f b e w a h r u n g m e h r f a c h wiederho l t .

Die A u f b e w a h r u n g erfolgte bei Z i m m e r t e m p e r a t u r , dic Messungen be i 20 ~

Die g e f u n d e n e n Z a h l e n w a r e n :

Datum PH Datum PH

7. VII I . 1941 14. VII I . i941 22. VII I . I941 17. X. 1941

5 ,09 5,O1

4,97 4,95

12. XI. 1941 16. X l I . 1941 12. I I I . 1942 17 . IV. 1942

4,95 4,90 4,85 4,90

Es zeigte sich also in den e r s t e n W o c h e n e lne deu t l i che Z u n a h m e de r s a u r e n R e a k t i o n , d a n n a b e t e ine se i t m e h r e r e n M o n a t e n b e s t e h e n d e v611ige oder f a s t v6ll ige K o n s t a n z . I n e iner a n d e r e n P r o b e ess igsaurer T o n e r d e w u r d e n a c h Ver- d f i n n u n g in d e m vie l fach p r a k t i s c h g e b r a u c h t e n Verh~il tnis 6 : IOO de r W e f t PH = 4, 8 ge funden .

Die D i s s o z i a t i o n s k o n s t a n t e fiir Essigs~iure be t r i t g t be i Z i m m e r t e m p e r a t u r e t w a 1,8 �9 lO -5, d e r e n n e g a t i v e r L o - g a r i t h m u s p~ ~ 4,75 ist. M a n d a r t also den L i q u o r A l u m i n i i acet ic i g le ichse tzen e inem S y s t e m yon freier F.ssigsiiure m i t einem gut p u f f e r n d e n Ace ta t , so datl se in G e h a l t a n freien W a s s e r s t o f f i o n e n in e inem we i t en IKonzen t ra t ionsbe re i ch a n - n / i he rnd k o n s t a n t b le ib t .

Den , , H y d r o l y s e g r a d " yon L S s u n g e n des e in fach bas i schen A l u m i n i u m a c e t a t s b e s t i m m t e I~OHMANN, z u m Tell m i t MIRes 6, 7, in de r Weise, d a b i m m e r neue P r o b e n de r L 6 s u n g e n m i t de r g le ichen P o r t i o n )~ther ausgesch f i t t e l t wurdei l , b i s das Gle ichgewich t zwischen d e m ]rei beweg l i chen (~itherl6s- l ichen) u n d d e m nicht / i ther l6s l iche i l An te i l de r Essigsi iure e r r e i ch t war . Ff i r die K o n z e n t r a t i o n de r u i l v e r d t i n n t e n essig- saurei1 T o n e r d e l a n d er d a b e i r u n d 15 %, f l i t eine V e r d i i n i l u n g v o n 6 : ioo r u n d 25% Hydro lyse .

HAVEMANN verg l ich die freie 13eweglichkeit de r Essig- s~iure in de r essigsaurei l T o n e r d e m i t de r j en igen in e ine r r e inen w~iBrigen L 6 s u n g y o n Essigs~iure n a c h fo lge i ldem Wer- f a h r e n : E i n e grol3e m i t B a r o m e t e r versehe i le F l a sche yon e t w a IO 1 I n h a l t wurde d u r c h H~ihne e inerse i t s m i t e iner V a k u u m p u m p e , ande re r s e i t s m i t ei i lem S y s t e m y o n W a s c h - f l aschen v e r b u n d e n , de ren e rs te 25 ccm 1/10-Normallauge u n d de ren iiul3erste N a t r o n k a l k en th ie l t , wi ihrei ld die m i t t l e r e m i t 3 ~ ccm yon w~il3riger Essigs/ iure ode r L i q u o r A l u m i n i i ace t ic i b e s c h i c k t wurde . Die Essigs~iure wa r 5 ,65prozen t ig , was e t w a d e m G e h a l t des off izinel len L iquors e n t s p r i c h t . N a c h E v a - ku ie ren de r F l a sche u n d Ab lesen des B a r o m e t e r s wurde die H a h i l s t e l l u n g so gedreh t , d a b in m/il3igem T e m p o L u f t e in- s t r 6 m e n ko i ln t e ; sie pass i e r t e d a b e i e r s t N a t r o n k a l k , dai i i l die Essigs~iure ode r die Tonerde l6sung , d a n n die vorge leg te Lauge . Das d u r c h s t r 6 m t e Q u a n t u m L u f t w u r d e aus d e m gemessene i l V o l u m e n de r grol3en V a k u u m f l a s c h e u n d d e m

816 BENETATO, Insulinshock. Klh~ische Wochenschrift

An s t i eg des B a r o m e t e r s be rechne t , die Lauge m i t 1/10-Normal- s~Lure gegen B r o m t h y m o l b l a u t i t r i e r t .

Die E rgebn i s se w a r e n :

Luft- EssigsAure Essig* Konzentration der Luft an Essigs~ure-

strom titriert s~ure dampf

1 ccm*/~oSaure mg mg ira 1

Liquor Aluminii acetici lO,95 0,95 5,7 0,52 Reine E s s i g s ~ u r e . . . 11,12 0,85 5,1 0,46

Aus d e m L iquor s ind also die k l e inen M e n g e n freier Essig= s/~ure ebenso schnel l v e r d a m p f t , als ob de r gesamte G e h a l t a n A c e t a t n u r aus f re ier S/iure b e s t a n d e n h~ t t e .

Aus d iesen D a t e n wie a u c h aus frf iheren, i n s b e s o n d e r e den yon I~OHMANN e r m i t t e l t e n , i s t also w i e d e r u m die Berech- t i g u n g zu e n t n e h m e n , die ess igsaure T o n e r d e auch als eine L 6 s u n g yon Essigs/ iure zu b e t r a c h t e n . Ff i r ihre W i r k u n g au f die H a u t (Quel lung) wie auch au f B a k t e r i e n i s t diese F o l g e r u n g m a B g e b e n d .

Von B a k t e r i o l o g e n i s t die Essigs/~ure na t f i r l ich v ie l fach u n t e r s u c h t worden . N a c h ih r en Da ten , z. ]3. y o n KITASATO s, v o n LINGELSHEIM 9, STOKVIS 10, HAILER 11, PAUL, ]3IRSTEIN u n d R E u s s 12, W E R R 13, LEONHARDT 1~ da r f m a n schlieBen, d a b solche K o n z e n t r a t i o n e n a n Essigs/~ure, wie sie bei de r ess igsauren T o n e r d e in F rage k o m m e n (5 - -o ,25%) , s icher s chon e n t w i c k l u n g s h e m m e n d wirken , zuwei len auch bei aus- r e i c h e n d e n E i n w i r k u n g s z e i t e n u n d em pf i nd l i che r en B a k t e r i e n - f o r m e n sogar bac te r ic id . (Wege n d e r W i c h t i g k e i t de r Neu t ra l i - s a t i on de r S~Lure bei de r bak te r io log i schen Pr f i fung vgl. R. SCtIAEFFER 15.)

Aus den vo r l i egenden D a t e n fiber die bak t e r i en fe ind l i che W i r k u n g de r ess igsauren Tonerde , z. ]3 . yon AUERECHT ls, Ki3HL 17, WERR 13, l~Bt sich m i n d e s t e n s n i c h t m i t S i che rhe i t folgern, d a b sie f iber die W i r k u n g de r r e inen Ess igs~ure gle icher K o n z e n t r a t i o n h i n a u s g e h t . Sorgf~lt ige Vergleichs- u n t e r s u c h u n g e n yon de r H a n d des g le ichen E x p e r i m e n t a t o r s s che inen n i c h t ausgef f ih r t zu sein. HAILER 18 guBerte in se iner z u s a m m e n f a s s e n d e n D a r s t e l l u n g : ,,Die bac te r i c ide W i r k u n g de r A1-Salze is t n i c h t e rheb l i ch u n d b e r u h t vo rwiegend au f de r a b g e s p a l t e n e n S~Lure; e twas grGBer i s t die en twick lungs - h e m m e n d e . " Demgegenf ibe r h a t t e I~UHL 17 die A n s i c h t ver - t r e t en , d a b die W i r k u n g lediglich d e m bas i schen A l u m i n i u m zukomme, doch l e u c h t e t seine ]3egrf indung ffir diese A n s i c h t wen ig ein.

Tr~Lfe dies zu, w o d u r c h die o b e n e r w ~ h n t e Auf fassung yon STRAUB eine Stf i tze e r h a l t e n wfirde, so mfiBte m a n n a c h m e i n e r A n s i c h t e rwa r t en , d a b das den A l u m i n i u m s a l z e n g le ichwer t ige A d s t r i n g e n s T a n n i n eine gleiche B ak t e r i en f e ind - s c h a f t besAl3e. Of fenba r i s t sie abe r viel schw/icher ; HAILER 19 s ag t da r f ibe r : , ,Das T a n n i n h a t e rheb l iches Fg l lungsvermGgen ffir Eiweil3, u n d m a n kGnnte d a h e r auch eine bac te r i c ide \V i rkung e r w a r t e n ; indes is t das Ke imtGtungsve rmGgen gegen- f iber B a c t e r i u m coli s chw ach u n d feh l t f i b e r h a u p t gegenf iber I ( o k k e n . "

I ch g laube also, es i s t r icht ig , die ess igsaure T o n e r d e als Pharmakon in de r Weise aufzufassen , dab sie impl ic i te e ine K o m b i n a t i o n yon ko l lo ida lem A l u m i n i u m h y d r o x y d u n d Ess igs~ure da r s t e l l t u n d da{3 ihre ad s t r i ng i e r ende W i r k u n g d e m A l u m i n i u r n h y d r o x y d , ihre an t i s ep t i s che abe r (vo rnehm- lich) de r Ess igs~ure zuzusch re iben ist.

L i t e r a t u r : 1 ]~ICHHOLTZ, Lehrb. d. Pharmakologie, S. 278. Berlin : Springer 1939. - - ~ POULSSON-LILJESTRAND, Lehrb. d. Pharmako- logie, 12. Aufl., S. 525. Leipzig: S. Hirze1194 o. - - a V. KOHLSCnOTTER, Z. anorg, u. allg. Chem. lO5, I (1918) - - V. I(OHLSCHt3TTER U. NELLY NEUENSCttWANDER, Z. E lek t rochem.~9 , 246 (I923)--l~.WILLSTXTTER u. H. KRAUT, Ber. dtsch, chem. Ges. 57, lO82 (1924) - - J. A. OBER- HARD (russ.), zit. nach Chem. Zbl. 1934 I, 2788. - - ~ SABALITSCHKA U. I?-EICHEL, Arb. pharmaz. Inst. Berl. 13, 5o3 (1927). - - ~ R. WINT- GEN U. MARTIN BILTZ, Z. physik. Chem. lO7, 403 (1923) - - R. WINT- GEN U. H. LOWENTHAL, ebenda io9, 391 (1924) - - G. JANDER U. K. F. JAHR, Kolloidchem. Beih. 43, 305 (1936). - - 6 ~OHMANN, Arch. Pharmaz. 27i, 219 (1933). - - ~ ]~.OHMANN U. MIRVS, Arch. Pharmaz. 275 , lO 3 (1937). - - s KITASATO, Z. Hyg. 3, 4o4 (1888). - - 9 v. LINGELSHEIM, Z. Hyg. 8, 2Ol (189o). - - 10 STOKVIS, Zbl. Bakt. I Orig. 68,436 (I9O9). - - 11 I~. HAILER, Arb. kaiserl. Gesdh.amt

33, 513 (19Io). - - 13 PAnL, BIRSTEIN U. REUSS, Biocheln. Z. 29, 202 ( I9IO) . - - 18 WERR, Inaug.-Diss. Heidelberg 1913. - - la H. LEON- HARt)T, Inaug.-Diss. Berlin 1936. - - 1~ R. SCHAErFER, Berl. klin. Wschr. 189o , 48. - - 16 AUFRECI-IT, Med. Klin. 19o8, 872. - - 17 H. KOHL, Z. Hyg. 75, 49 (1913). - - is E. HAILER, Die Desinfektion. Bd. 8 von WEYLS Handb. d. Hygiene, 2. Aufl. S. lO35. Leipzig: Johann Ambrosius Ba r th 1922. - - 19 E. HAILER, a. a. O. 15, 1125.

BEITR/~GE ZUM STUDIUM DES INSULINSHOCKS. (Die Wirkung des Insulinshocks auf den Sauerstoffverbrauch

der Hirnrinde und der subcorticalen Regionen.) V o n

GRIGORE BENETATO. Aus dem Physiologischen ]nst itut der Medizinischen Fakult~t der Universit~it Cluj-Sibiu (Sibiu-Hermalmstadt, Rumfinien) (Vorstand: Prof. Dr. GRIGORE BENETATO).

I . Einleitung. Der W i r k u n g s m e c h a n i s m u s der s t a r k e n In s u l i ndosen au f

das N e r v e n s y s t e m is t wenig gekl~irt. Die b i she r igen U n t e r s u c h u n g e n zeigten, dab alle yore

In su l i n shock ausgelGsten nervGsen S y m p t o m e den du rch un- zure ichende Z u c k e r z u f u h r h e r v o r g e r u f e n e n Hi rns to f fwechse l - ver~tnderungen zuzuschre iben s ind. Die GrGBe des Zucker - v e r b r a u c h e s im H i r n wurde b e i m Mensch u n d Tier , , in s i t u " du rch B e s t i m m u n g e n des Zueke rgeha l t e s im B lu t e de r Carot is u n d Jugu la r i s u n d d u r c h die , , in v i t r o " a n G e w e b s s c h n i t t e n bei R a t t e n u n d H u n d e n anges t e l l t en Versuche fes tges te l l t (GERARD-SCHACHTER, MYERSON-DAMESHI~K, ~ERR-GHANTUS, HOLMES, HIMVlCH). Diese A r b e i t e n zeigten, dab yon den Organen das H i r n das jen ige ist, welches die gr613ten Mengen von I ~ o h l e h y d r a t e n umse tz t , i n d e m es v o n je I 1 das H i m d u r c h q u e r e n d e n Blu tes IO c tg Glykose in A n s p r u c h n i m m t . Der im H i r n s t a t t f i n d e n d e i n t ens ive K o h l e h y d r a t a b b a u is t m i t e inem e r h 6 h t e n S a u e r s t o f f v e r b r a u c h verknf ipf t .

Ta ts i tch l ich geh t schon aus dell f r f iher du rch GAYDA, YAMAKITA a n H u n d e n du rchge f f ih r t en U n t e r s u c h u n g e n wie auch aus den n e u e s t e n mi t t e l s de r Differenz des Gasgeha l t es des a r t e r i e l l en und v e n 6 s e n H i r n b l u t e s a n Tier u n d Mensch d u r c h LONDON, DAMESHEK-MYERSON, HIMVICH ausgef f ih r ten F o r s c h u n g e n hervor , d a b das H i r n im R u h e s t a n d e twa 6 2 - - I o o ccm 0 2 aus j e d e m L i t e r ]31ut a u f n i m m t u n d dieselbe Menge v o n CO 2 abg ib t , d a de r resp i ra to r i sche Koeff iz ient de r H i r n s u b s t a n z gleich I ist.

D i e I n s u l i n s h o c k w i r k u n g auf den Hi rns to f fwechse l be- s t e h t dar in , d a b dieser den G lykogengeha l t de r nervGsen S u b s t a n z v e r r i n g e r t (TAKAHASHI, KERR-GHANTUS) u n d gleich- zeit ig eine V e r m i n d e r u n g des Zucker- u n d Sauers tof fver - b rauches im H i r n he rvo r ru f t . Der Einf luB groBer I n su l i ndosen auf den Hi rns to f fwechse l wurde du rch GERARD, HIMVICtt, MYERSON u n d ~DAMESHEK a n Tier u n d Mensch u n t e r s u c h t . Diese U n t e r s u c h u n g e n zeigten, dab de r U n t e r s c h i e d des Zucke rgeha l t e s zwischen d e m zu- u n d abf l i eBenden H i r n b l u t , welcher n o r m a l bei Mensch u n d H u n d io c tg au f I 1 131ut be- t r~gt , im I n s u l i n k o m a bis au f 3 c tg abf~illt. Diese Zucker- v e r b r a u c h v e r m i n d e r u n g i s t regelm~LBig y o n e iner k o n s e k u t i v e n H e m m u n g de r H i r n a t m u n g begle i te t , welche u n t e r obigen B e d i n g u n g e n v o n 9,3 % bis 3 ,8% h e r u n t e r g e h t . Gleichzei t ig m i t de r S to f fwechse l~nderung ru f f de r I n s u l i n s h o c k in de r H i r n t ~ t i g k e i t e ine 1Reihe von S tGrungen hervor , die sieh du rch H e m m u n g , E r r e g u n g u n d Sch~d igung de r F u n k t i o n de r N e r v e n z e n t r e n ~uBern.

I I . Eigene Versuche. Die m e i s t e n Forscher , die a n der K l~ rung des Insu l in -

s h o c k m e c h a n i s m u s a rbe i t e t en , ve r fo lg ten die W i r k u n g des Shocks au f den Hi rns to f fwechse l (die Differenz zwischen den1 Zucker- u n d Gasgeha l t des a r t e r i e l l en u n d venGsen H i r n - blutes) des Gesamth i rne s , ohne sich m i t den du rch In su l i n in e inze lnen H i r n r e g i o n e n h e r v o r g e r u f e n e n Stoffwechsel- ~ n d e r u n g e n zu besch~f t igen .

I n vor l i egender A r b e i t n a h m e n wir uns vor, die ver- g le ichende W i r k u n g des h y p o g l y k ~ m i s c h e n Z u s t a n d e s au f die Stoffwechselvorg~tnge y o n e inze lnen v o m funk t ione l l en S t a n d -