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Bericht über mein Auslandssemester an der Universitas Atma Jaya Yogyakarta (UAJY), Indonesien Januar 2017 bis Juli 2017 von Charlene Schubert Masterstudiengang Medienwirtschaft

Bericht Charlene Schubert Auslandssemester Indoesien · Yogyakarta ist eine Stadt, die nie schläft. 24 Stunden am Tag Lärm, keine Grünflächen, stickige Luft und große Umweltverschmutzung

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Bericht

über mein Auslandssemester an der

Universitas Atma Jaya Yogyakarta (UAJY), Indonesien

Januar 2017 bis Juli 2017

von Charlene Schubert

Masterstudiengang Medienwirtschaft

Motivation In fremden Ländern nicht nur Urlaub zu machen, sondern das alltägliche Leben, die Kultur und die

Menschen, die dort leben, kennenzulernen – das faszinierte mich schon immer. Das erste Mal

nahm ich bereits während meiner Schulzeit, im Alter von 14 Jahren, an einem Schüleraustausch

mit einer englischen Schule teil. In meinem Bachelorstudium (Angewandte Medienwissenschaft)

organisierte ich mir bei der deutsch-australischen Auslandshandelskammer in Sydney, Australien,

ein sechsmonatiges Auslandspraktikum. Für meine berufliche Zukunft strebe ich eine Position in

einem international agierenden Unternehmen an. Deshalb entschloss ich mich dazu, in mein

Masterstudium einen erneuten Auslandsaufenthalt zu integrieren - nämlich in Yogyakarta,

Indonesien.

Bewerbungsprozess und Ansprechpartner Zunächst informierte ich mich über die Partnerschaften der TU Ilmenau auf der Seite des

Akademischen Auslandsamtes (http://www.tu-ilmenau.de/tuiis/partnerschaften/).

Das Wichtigste ist, den Auslandsaufenthalt rechtzeitig zu planen – vor allem was Aufenthalte in

Ländern betrifft, die nicht Teil der EU sind (mindestens ein Jahr vorher). Bereits im Oktober 2015

vereinbarte ich mit Ines Birnschein, der Sekretärin von Prof. Löffelholz, einen Termin in dessen

Sprechstunde. Da ich im Master Medienwirtschaft studiere, der Austausch aber primär für AMW

Studenten im Bachelor angelegt ist, interessierte mich zunächst vor allem dafür, ob ich mich

überhaupt auf den Auslandsaufenthalt bewerben kann. Prof. Löffelholz gab mir schließlich grünes

Licht, denn der Vertrag für das existierende Austauschprogramm basiert auf der Fakultätsebene

(AMW und MW sind in der gleichen Fakultät). Darüber hinaus erfuhr ich von der Möglichkeit,

neben kommunikationswissenschaftlichen Kursen an der „Social and Political Science Faculty“

auch an wirtschaftswissenschaftlichen Kursen der „Economic Faculty“ teilnehmen zu können.

Aufgrund der geringen Bewerberzahlen der letzten Jahre, hatte mir Prof. Löffelholz gute Chancen

auf einen Studienplatz zugesichert. Der nächste Schritt also war es, ein Motivationsschreiben

anzufertigen, um mich auf einen Studienplatz an der UAJY zu bewerben. Am 09. März 2016 erhielt

ich schließlich die offizielle Zusage für ein Auslandssemester in Indonesien. Nach einer kurzen

Bedenkzeit nahm ich den Studienplatz an und informierte mich über zahlreiche Finanzierungs-

möglichkeiten.

Ich habe mich sowohl für zwei Stipendien, als auch für Auslands-Bafög beworben.

Ansprechpartnerin für das Teilstipendium der TU Ilmenau ist Frau Wedekind (E-Mail:

[email protected]). Für das PROMOS Stipendium des DAAD ist Frau Schmolinsky

zuständig ([email protected]). In der Regel sind folgende Unterlagen

einzureichen:

- Antragsformular

- Motivationsschreiben

- Tabellarischer Lebenslauf

- Bescheinigung aller Studien- und Prüfungsleistungen

- Nachweis entsprechender Sprachkenntnisse (nicht älter als 2 Jahre)

- Zusage der Gasteinrichtung für Studienaufenthalt (soweit bereits vorhanden)

- Aktuelle Immatrikulationsbescheinigung

- Learning Agreement (mindestens von der TU Ilmenau bestätigt)

Bitte vorher auf der entsprechenden Website informieren, welche Unterlagen einzureichen

sind und welche Fristen einzuhalten sind (https://www.tu-

ilmenau.de/international/studierende/studium/foerdermoeglichkeiten/)!!!

Das zuständige Auslands-Bafög-Amt für Indonesien ist das Studentenwerk Tübingen Hohenheim

(http://www.my-stuwe.de/auslandsbafoeg/formulare/). Der hierfür nötige große bürokratische

Aufwand hat sich am Ende gelohnt.

Außerdem musste ich eine Beurlaubung an der TU Ilmenau einreichen, da sich durch meinen

Auslandsaufenthalt meine Studienzeit automatisch verlängert (https://www.tu-

ilmenau.de/studierende/studium/studienformalitaeten/studierendenverwaltung/beurlaubung/).

Ansprechpartner sind im Studentensekretariat des Akademisches Service Center anzutreffen.

Bevor es losgehen kann Flüge

Bevor die Reise losgehen kann, muss man selbstverständlich einen Flug buchen. Ich bin bereits

zum dritten Mal mit Emirates geflogen und habe den Flug über STA Travel gebucht

(Studentenpreise mit Internationaler Studentenkarte, ca. 620€ inkl. Reiserücktrittsversicherung und

der Option, die Flüge flexibel umbuchen zu können). Die günstigste Route, um nach Yogyakarta zu

kommen, ist ein Flug von Deutschland (in meinem Fall Frankfurt am Main) nach Jakarta (über

Dubai, Zwischenstopp abhängig von der Airline). Anschließend bin ich mit einem Inlandsflug der

indonesischen Fluggesellschaft Garuda von Jakarta nach Yogyakarta geflogen (zwischen 40€ und

80€). Über die sogenannte „Schwarze Liste“ (http://www.eu-info.de/leben-wohnen-eu/schwarze-

liste-flugzeugesellschaften/) habe ich mich über die indonesischen Fluggesellschaften informiert.

Garuda ist sozusagen die Lufthansa Airline von Indonesien, welche sich jedoch die meisten

Indonesier nicht leisten können. Bitte die Gepäckangaben beachten – so waren beispielsweise 30

kg von Emirates gestattet, von Garuda jedoch nur 20 kg. Generell empfehle ich, nicht zu viel

einzupacken (max. für 2 Wochen). Indonesien ist sehr günstig und man kann (fast) alles dort

kaufen.

Gesundheit

Des Weiteren habe ich folgende Impfungen für Indonesien:

- Hepatitis A & B

- Typhus

- Tollwut

- Malaria Prophylaxe zum Mitnehmen

Weitere Informationen erhält man auch über die Seite des auswärtigen Amtes:

http://www.auswaertiges-

amt.de/sid_E964F1DBD88E3E10FD73BF4463A59787/DE/Laenderinformationen/00-

SiHi/Nodes/IndonesienSicherheit_node.html

Zudem ist es empfehlenswert, vor Abflug noch einmal routinemäßig alle Ärzte in Deutschland

(Zahnarzt, Frauenarzt, Hausarzt/Tropeninstitut zwecks Impfungen) aufzusuchen und sie darüber in

Kenntnis zu setzten, dass man ein Auslandssemester in Indonesien absolviert. Hierdurch konnte

ich beispielsweise vereinbaren, dass meine Frauenärztin in diesem Zeitraum für mich per E-Mail

erreichbar ist.

Darüber hinaus sollte man nicht vergessen eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen, die

für den gesamten Aufenthalt gültig ist (in der Regel genügt die Urlaubsreiseversicherung nicht, da

diese auf einen Zeitraum von einigen Wochen begrenzt ist).

Zusätzliche habe ich mir eine Reiseapotheke zusammengestellt (die Medikamente am besten über

die Internetapotheke kaufen, um Geld zu sparen), welche Folgendes enthält:

- Magentee (gerade in den ersten Tagen hat er mir sehr geholfen, meinen Magen zu beruhigen)

- fiebersenkendes Schmerzmittel, wie z.B. Paracetamol (bekommt man auch in jeder Apotheke in

Indonesien)

- entzündungshemmendes Schmerzmittel, wie z.B. Ibuprofen

- Medikament gegen Blasenentzündung und Blasentee

- Medikament gegen Infektion (Pilzinfektion)

- Medikament gegen Durchfall

- Pflaster und Wunddesinfektion

- Verhütungsmittel ggf. Pille danach

- Tampons (gibt es in Indonesien nicht bzw. sind sehr schwer zu finden, lediglich in einigen

internationaleren Apotheken in Großstädten)

Die Apotheken in den indonesischen Städten sind sehr gut ausgestattet, sodass man ggf. auch

noch vor Ort Medikamente kaufen kann. (Weitere Infos auch in zahlreichen Reiseblogs, z.B.:

https://indojunkie.com) Ich habe die Medikamente aus ihren Verpackungen genommen, die

jeweiligen Beipackzettel mit einem Haushaltsgummi an das entsprechende Medikament

angebracht und daraufhin alles in einen Zip-Beutel gesteckt.

Visum

Mein Visum ist ein sogenanntes Socio Culture Visit Visa/ Visa Kunjungan Sosial Budaya (VKSB),

welches 60 Tage gültig ist und erst maximal 2 Monate vor Abreise in Deutschland bei der

indonesischen Botschaft (je nach Hauptwohnsitz in Frankfurt oder Berlin) beantragt werden kann.

Hierfür benötigt man auch einige Dokumente der UAJY, weshalb man sich am besten vorher mit

Ansprechpartnern der UAJY in Verbindung setzt (siehe: Ansprechpartner an der UAJY):

- Kopie des Reisepasses, der während des gesamten Aufenthalts gültig ist

- Kopie des Letter of Acceptance (von UAJY)

- Kopie Guarantee Letter (von UAJY)

- Kopie Sponsor’s ID

Das Visum muss vor Ort verlängert werden und ist maximal 6 Monate gültig. Ein Nachteil ist, dass

man während seines Auslandssemesters nicht das Land verlassen darf. Leider war es (aus für

mich nicht nachvollziehbaren Gründen) nicht möglich, KITAS zu beantragen. Dieses Visum

ermöglicht es euch, auch während des Auslandssemesters das Land zu verlassen und

anschließend wieder einreisen zu dürfen.

Ansprechpartner an der UAJY

Mein Ansprechpartner an der UAJY für kommunikationswissenschaftliche Kurse ist Pupung Arifin

(E-Mail: [email protected]). Er ist auch der Ansprechpartner für alle bürokratischen

Angelegenheiten (Letter of Acceptance/ Certificate of Enrolement, Learning Agreement, Bafög

Formulare etc.), da das universitäre Austauschprogramm über die kommunikations-

wissenschaftliche Fakultät läuft. Das Kursangebot wechselt von Semester zu Semester. Für den

„Spring Term“ ab Februar 2017 wurden mir folgende Kurse auf Englisch an der kommunikations-

wissenschaftlichen Fakultät angeboten:

1. Community Relations (MKB342 - 3 SKS)

2. International Advertising (MKB363 - 3 SKS)

3. Community Development (MBB206 - 3 SKS)

4. Conflict Transformation (MKB316 - 3 SKS)

Ansprechpartnerin der ökonomischen Kurse ist Nadia NilaSari (E-Mail: [email protected]).

Das Bachelorprogramm an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ist vollständig in englischer

Sprache, sodass die Auswahl der Kurse groß ist. Der vorläufige Kursplan hatte folgende Fächer

zur Auswahl:

1. Entrepreneurship (MAN348 - 3 SKS)

2. Research Methodology (UMU330 - 3 SKS)

3. Change Management (MAN350 - 3 SKS)

4. International Business (MAN346 - 3 SKS)

5. Civic Education (UMU390 - 2 SKS)

6. Managerial Economics (EKO420 - 3 SKS)

7. Operation Research (MAN231 - 3 SKS)

8. Marketing Strategy (PMS330 - 3 SKS)

9. Operation Control (MAN333 - 3 SKS)

10. Advanced Financial Management (KEU330 - 3 SKS)

11. Management Accounting (AKT322 - 3 SKS)

12. Indonesian (UMU105 - 3 SKS)

13. Moral Education (UMU108 - 3 SKS)

13. Principle of Philosophy (UMU208 - 3 SKS)

14. Introduction to Macroeconomics (EKO100 - 3 SKS)

15. Business Statistics (MAN201 - 3 SKS)

16. Introduction to Accounting II (AKT200 - 3 SKS)

17. Introduction to Management (MAN110 - 3 SKS)

18. Strategic Human Resource Management (MAN355 - 3 SKS)

Die tatsächliche Auswahl der Kurse jedoch erfolgt direkt vor Ort. Ich entschied mich für folgende

Kurse:

- International Advertising an der kommunikationswissenschaftlichen Fakultät

- Strategic Management, Cross Cultural Management und Entrepreneurship an der wirtschafts-

wissenschaftlichen Fakultät

- Bahasa Indonesia (privater Lehrer, nicht über UAJY)

Die UAJY hat ein Buddy-Programm, sodass man direkt einen Ansprechpartner von der Uni

bekommt, von welchem man auch vom Flughafen abgeholt wird. Zusammen mit dem Buddy sucht

man in den ersten Tagen eine Unterkunft und erledigt alle bürokratischen Aufgaben, wie z.B. Visa-

Verlängerung, Termine an den jeweiligen Fakultäten zur Kursauswahl, Fingerabdruck für die Uni

(dazu später mehr) und alle Alltagsangelegenheiten wie Internetzugang und Simkarte, Essen und

Trinken etc. Als ich vom Buddy-Programm erfuhr, kontaktierte ich direkt die UAJY und informierte

mich darüber, wer mein Buddy sein würde und ob ich ihn direkt kontaktieren könne. Ich tauschte

im Vorhinein Telefonnummern, E-Mail-Adressen und WhatsApp mit Christian (Christian Prasetya

Soebagio) aus.

Kulturschock Ganz gleich, wie viel ich vorher darüber gelesen hatte oder durch Medien an Eindrücken

gewonnen hatte und trotz mentaler Vorbereitung darauf, was mir begegnen könnte – es ist ein

Schock hier anzukommen. Für mich ist dieser Aufenthalt der erste in Asien. Nach 16 Stunden

reiner Flugzeit und 1,5 Tagen Reisezeit, kaum Schlaf, Verspätung in Jakarta (indonesische Airlines

haben so gut wie immer Verspätung) und wackeligen Flügen war ich schließlich angekommen.

Fremde Gerüche, Geräusche und so viele Eindrücke, die alle auf einmal auf mich einströmten.

Besonders der Verkehr und der Verkehrslärm machen einem am Anfang sehr zu schaffen.

Yogyakarta ist eine Stadt, die nie schläft. 24 Stunden am Tag Lärm, keine Grünflächen, stickige

Luft und große Umweltverschmutzung (Plastikmüll), überall Menschen… Als ich in Deutschland

losgeflogen bin, herrschten Temperaturen von -10 Grad; hier in Jogja sind es 28-31 Grad schwüle

Hitze. All das macht den Start in Indonesien schwer. Auch die fremde Esskultur und die zum Teil

sehr schlechten Hygienezustände unterscheiden sich grundlegend von deutschen Verhältnissen.

Ehrlich gesagt stellten sich mir am Anfang viele Fragen: Warum mache ich das eigentlich? Wie soll

ich es hier 6 Monate aushalten? Schaffe ich das? Will ich das? (siehe Abschnitt: Leben in Jogja)

Das Schlimmste war für mich der Moment, in dem ich erfahren habe, dass ich das einzige

internationale Mädchen in diesem Semester bin, das an der UAJY studiert.

Was auf jeden Fall hilft, ist, sich mit anderen Studenten auszutauschen; evtl. mit solchen, die

bereits ein Auslandssemester in Asien gemacht haben oder die gerade dort vor Ort sind (in der

Unterkunft, Uni etc.). Der Kontakt zu den Lieben zuhause hilft zwar ebenfalls etwas, aber er kann

das Heimweh zunächst auch verstärken. Außerdem können Familie und Freundeskreis aus

Deutschland leider nicht nachvollziehen, wie man sich fühlt, weil sie es in dem Moment nicht

erleben.

Leben in Jogja Universitäts-Alltag

Je nach Fakultät unterscheiden sich die Vorlesungszeiträume sowohl in der Dauer als auch in der

Anfangszeit. Beispielsweise sind Vorlesungen an der Wirtschaftsfakultät wie folgt in vier Sessions

aufgeteilt:

1. 07.00 - 9.50 Uhr

2. 10.00 - 12.50 Uhr

3. 13.00 - 15.50 Uhr

4. 16.00 - 18.50 Uhr

Für alle Veranstaltungen gilt Anwesenheitspflicht, welche anhand der Fingerabdrücke festgestellt

wird. Innerhalb eines Semesters muss man an 75% der Veranstaltungen teilgenommen haben; im

Umkehrschluss bedeutet das, man darf 3 Mal pro Veranstaltung fehlen. Generell ist das System

hier sehr verschult, wodurch es sich auch eher nach Schule anfühlt und weniger nach Universität.

Die Vorlesungen finden etwa in Klassengröße statt, sodass pro Kurs zwischen 25-45 Studenten

teilnehmen. Für Strategic Management, Cross Cultural Management und International Advertising

bereite ich gemeinsam mit indonesischen Studentinnen und Studenten Texte auf, welche wir

anschließend präsentieren. Strategic Management ist in Case Studies gegliedert, sprich ein Fall

mit Fragen pro Gruppe, die von den Studierenden beantwortet werden sollen. Cross Cultural

Management wird wie auch Strategic Management von Gunawan Jiwanto gelehrt und ist daher

sehr ähnlich aufgebaut. Die Vorlesung stützt sich auf ein Buch (The Cultural Dimension of

INTERNATIONAL BUSINESS, Gary P. Ferraro), welches von den Studierenden im Verlauf des

Semesters Kapitel für Kapitel vorgestellt wird.

International Advertising ist sehr anwendungsbezogen, sodass während der Vorlesung viele

Beispiele gezeigt werden. Da International Advertising an der social and political Science Fakultät

stattfindet, bekomme ich auch einen Einblick in einen weiteren Studiengang. Die Studentinnen und

Studenten der Fakultät sprechen schlechter Englisch, da der Hauptanteil der Veranstaltungen auf

Bahasa Indonesia gelehrt wird. Dennoch ist der Kurs sehr interessant für mich, da ich viel über den

Unterschied der Zielgruppenansprache von asiatischen Ländern und Europa lerne.

Im Fach Entrepreneurship gründen wir gemeinsam in einem Team von etwa 5 Studentinnen und

Studenten ein Startup-Unternehmen, welches am Ende des Semesters sein Produkt / seine

Dienstleistung auf einem Universitäts-Bazar verkauft. Dieser Kurs ist sehr lehrreich und

empfehlenswert, allerdings auch der arbeitsintensiv. Insgesamt fällt mir der Universitätsalltag sehr

leicht, was auch damit zusammen hängt, dass meine indonesischen Kommilitonen sehr hilfsbereit

und nett sind.

Wohnen

Glücklicherweise habe ich Victoria kennengelernt, die hier einen Bahasa Sprachkurs an der UGM

(größte Universität in Jogja) macht, was mein Leben hier sehr erleichtert hat. Zusammen mit ihr

wohne ich in einem so genannten „Kos“ für Mädchen (diese sind meistens nach Geschlechtern

getrennt, allerdings gibt es auch gemischte Kos). Das Kos kostet im Monat 2700000 indonesische

Rupiah (ca. 180€) und zählt bereits zu den gehobeneren Studenten-Unterkünften in Jogja

(https://www.facebook.com/femmemodernhousing/). Je nachdem, wie abenteuerlustig man ist,

kann man hier auch günstiger wohnen. Ich kann meine Unterkunft allerdings wärmstens

weiterempfehlen: Mein Zimmer hat ein Fenster (nicht immer Standard hier), Klimaanlage (kein

Standard), internationale Toilette (kein Standard), wird wöchentlich zweimal gereinigt (oft in der

Miete enthalten, aber nicht immer) und ich habe große Trinkwassertanks inklusive (ebenfalls kein

Standard). Insgesamt ist das Haus sehr gepflegt und modern. Gerade wenn man in einem fremden

Land ist, welches nicht den westlichen Standards entspricht, ist es sehr hilfreich, ein Zuhause zum

Wohlfühlen zu haben (auch für die Körperhygiene), welches ich zum Glück gefunden habe. Zum

Wäschereinigen kann man problemlos in die Wäscherei nebenan gehen und zahlt pro

Wäschepaket (je nach Gewicht) ca. 8000 indonesische Rupiah (die Wäsche ist innerhalb von 1-2

Tagen abholbereit).

Von A nach B kommen

Von meiner Unterkunft aus erreiche ich die Universität ohne Umstände zu Fuß. Dabei sollte man

wissen, dass Jogja eigentlich keinesfalls dafür gemacht ist, irgendwohin zu Fuß zu laufen. Es gibt

keine guten Fußwege und der Verkehr ist sehr wild. Dennoch ist der Weg zur Universität kein

Problem. Generell hat es mir geholfen, den Verkehr die ersten Tage erst einmal nur zu

beobachten. Langfristig hatte ich mir zum Ziel gesetzt, mir einen Roller zu mieten, um flexibel und

mobil zu sein. In Indonesien herrscht Linksverkehr und zunächst kommt es einem so vor, als

herrsche reines Chaos. Wenn man dann aber selbst beginnt, am Verkehr teilzunehmen (vielleicht

besser erst einmal in einer kleinen Nebenstraße üben), merkt man, dass generell langsamer

gefahren wird und die wichtigste Regel ist: Schau immer, was deine Vordermänner tun! In

Indonesien achtet man darauf, was vor einem passiert. Gerade wenn man sich unsicher ist, sollte

man den anderen Verkehrsteilnehmern (per Blinker) anzeigen, was man vorhat.

Gute und günstige Möglichkeiten, in Jogja an sein Ziel zu kommen, sind außerdem die Apps „Go-

Jek“ – hier wird man einfach mitgenommen (per Roller, Autos, man kann auch Essen bestellen

etc.) – „Grab“ (Autos) und „Uber“ (Motorrad). Ich habe meinen modernen Automatik-Roller über

meine Vermieterin organisiert und zahle hierfür im Monat 600000 indonesische Rupiah (ein älteres

Modell würde 500000 indonesische Rupiah kosten).

Freizeit

In meiner Freizeit unternehme ich viel mit den anderen internationalen Studenten und meinem

Buddy. Jogja ist das kulturelle Zentrum Indonesiens. Das Leben hier ist unglaublich spannend und

aufregend. Besonders toll ist das verschiedene Essen – man kann jeden Tag essen gehen (2-3

Mal) und findet an jeder Ecke etwas anderes. Essen in einem Restaurant/Einkaufzentrum ist etwas

teurer (für den Anfang empfehlenswert, um sich an das Essen zu gewöhnen), 30000 - 80000

indonesische Rupiah. Man sollte sich jedoch auf keinen Fall entgehen lassen, „Street Food“ zu

kosten und an sogenannten „Warungs“ zu essen. Direkt an der Uni befindet sich auch ein kleines

Restaurant, welches ein Buffet aufgebaut hat. An diesem kann man sich nehmen, was man

möchte und bekommt dazu noch einen frisch gemachten Fruchtsaft oder Eistee für insgesamt

15000 indonesische Rupiah.

Da ich ein sehr sportlich aktiver Mensch bin (und man in Jogja draußen keinen Sport machen kann

bzw. sollte), habe ich mich hier in einem Fitnessstudio angemeldet, welches den westlichen

Standards entspricht. Mein Fitnessstudio Celebrity Fitness kostet im Monat im Studententarif

450000 indonesische Rupiah. Inklusive sind alle Kurse, jedes Mal frische Handtücher, eine

schöne Umkleide sowie Dusche und Sauna, Cross-Fit Bereich und Standard-Hantel Bereich.

Des Weiteren kann man in Jogja wunderschöne Tempel bestaunen (Borobudur, Sewu, Prambanan

etc.), Ausflüge zu diversen Stränden machen (ab 2 Stunden One-Way) sowie Museen (Affandi

Museum) und Sehenswürdigkeiten besichtigen (Wasserschloss, Keraton etc.).

Wenn möglich, sollte man sich beim Absolvieren eines Auslandssemesters auf jeden Fall die Zeit

nehmen, mehr vom Land zu sehen und es zu bereisen. Ich nutze die Wochen nach den

Zwischenprüfungen im April (Lombok, Gili und Bali) und nach den Prüfungen am Ende des

Semesters im Juni (Flores, Komodo Islands) zum Reisen.

Fazit Auch wenn der Anfang vielleicht etwas schwer sein mag (was normal ist und dazu gehört); es ist in

jedem Fall eine Erfahrung, die unvergesslich bleibt. Ein Auslandssemester bietet die Chance, sich

selbst kennenzulernen, aber auch das Land, in dem man weilt, mit Haut und Haar zu erleben. Man

taucht in eine fremde Welt ein und wird Teil von ihr – wenn man sich darauf einlässt. Meiner

Meinung nach ist es das Beste, was man überhaupt erleben kann und ich bin sehr dankbar dafür,

diese Erfahrung machen zu dürfen.

Für mich persönlich ist es das erste Mal, dass ich einem muslimischen Land lebe. Als Frau macht

man hier, denke ich, noch einmal ganz andere Erfahrungen als als Mann. In einem Land wie

Indonesien wird einem bewusst, wie privilegiert wir in Deutschland sind. Ich bin glücklich, gesund

und munter (was hoffentlich so bleibt) und freue mich darauf, eine unvergessliche Zeit in

Indonesien zu verbringen – und schließlich im Sommer mit vielen neuen Eindrücken und

Erlebnissen im Gepäck an die TU Ilmenau zurückzukehren. Für weitere Fragen stehe ich

zukünftigen Auslandssemester-Interessenten gerne zur Verfügung.