Bericht Montel

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  • 7/24/2019 Bericht Montel

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    VerbundAustrian Hydro Power

    Herrn Dipl.Ing. Paul Stering

    Untersuchung des Gultigkeitsbereiches der

    Formel von Montel zur Bemessung von

    Druckschachtpanzerungen unter AussendruckUniv.Prof. Dr.techn. R. Greiner

    Dipl.Ing. A. Taras

    p.A.:Institut fur Stahlbau und Flachentragwerke

    Technische Universitat Graz

    Lessingstrae 25

    A-8010 Graz

    Juni 2005

    Zusammenfassung

    In diesem Bericht wird der Gultigkeitsbereich der haufig angewandten, semi-

    empirischen Formel vonMontelfur die Aussendruckbemessung von einbe-

    tonierten Rohren von Druckschachtpanzerungenuberpruft. Zur Uberprufung

    wird ein aus der Literatur (Amstutz und Jacobsen) bekannter analytischer

    Berechnungsansatz formelmaig als elastisches Durchschlagproblem entwi-

    ckelt und zahlenmaig ausgewertet. Die Ergebnisse dieses Bemessungskon-

    zeptes werden mit den vorhandenen Versuchsergebnissen und der Formel

    vonMontelverglichen. Auf Grundlage dieses Vergleiches wird der Schluss

    gezogen, dass der Gultigkeitsbereich der semi-empirischen Formel nachMon-

    tel keinesfalls in Richtung hoherer Stahlfestigkeiten erweitert werden soll;

    im Gegenteil erweisen sich die vorhandenen Grenzen in gewissen Schlank-

    heitsbereichen als unkonservativ. Die Anwendung der analytischen Berech-

    nungsmethode nachAmstutz und Jacobsen wird daher empfohlen.

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    1 Einfuhrung

    Der vorliegende Bericht beinhaltet eine Untersuchung der in der Fachliteratur vor-

    liegenden Berechnungsverfahren fur die Bemessung von stahlernen Rohrleitun-

    gen unter Aussendruck. Ziel der Untersuchung war die Uberprufung der Gultig-

    keitsgrenzen der Bemessungsformel vonMontel, welche auf semi-empirische Art

    und Weise auf Grund von Versuchen hergeleitet wurde.

    Die Formel vonMontel liefert den kritischen Wert des Aussendruckespcrit, beiwelchem an einer Randfaser der Rohrwandung die Fliegrenze des verwendeten

    Stahles erreicht wird.

    pcrit = 5

    fy

    (R/t)1.5 [1 + 1.2 (u+ 2j) /t] (1)

    fy . . . Nennwert der Fliegrenze des verwendeten Stahles.R. . . mittlerer Radius des Rohres.t. . . Wanddicke des Rohres.u. . . Unrundheit des Rohres, gemessen als Stich an einer 50 Schablone.j . . . Rechenwert des Initialspaltes zwischen Rohr und Ummantelung.

    Die Aussendruckbemessung von Druckrohrleitungen wird haufig nach Formel

    (1) durchgefuhrt. Gewohnlich wird mit einem globalen Sicherheitsfaktor von 1.5gerechnet.

    Die Gultigkeitsgrenzen von Formel (1) wurden von Montel wie folgt festge-

    legt:

    30 (R/t) 170250[N/mm2] fy 500[N/mm2]

    0.1 (u/t) 0.5(j/t)

    0.25

    (j/R) 0.025Die immer breitere Anwendung hoherfester Stahle und der Wunsch nach schlan-

    keren Rohrleitungen und Druckstollenpanzerungen wirft immer wieder die Frage

    auf, ob speziell die oben angegebenen Gultigkeitsschranken fur die Fliegrenze

    erweitert werden konnen. Montel selbst gibt namlich an, dass bei Verwendung

    von Stahlen mit Festigkeitenfy 500[N/mm2]Formel (1) mit dem konstantenWertfy = 500[N/mm

    2]angewandt werden soll.

    2

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    Obwohl diese Bemessungsvorschrift in der Praxis bei Verwendung hoherfester

    Stahle angewandt wird, ist es verstandlich, dass diese nur in Fallen mit vergleichs-weise geringem Aussendruck wirtschaftlich zufriedenstellende Ergebnisse liefern

    kann.

    Um die Anwendbarkeit von Formel (1) bei hoherfesten Stahlen zu untersu-

    chen, wurden zunachst die Ergebnisse von Formel (1) mit den Ergebnissen von

    analytischen Berechnungen nach der Beultheorie ummantelter Kreisrohre unter

    Aussendruck vonAmstutzbzw.Jacobsendurchgefuhrt. Hierzu wurde diese Beul-

    theorie in genereller Form entwickelt, d.h. nicht die bei Amstutz und Jacobsen

    eingefuhrte Spannungsbegrenzung mit der Fliegrenze angewandt. Dadurch wird

    der Ubergang vom Festigkeitsproblem zum elastischen Beulproblem beschrieben.

    Die Ergebnisse beider Rechenmethoden wurden mit den originalen VersuchenvonMontelverglichen.

    2 Analytische Beultheorie ummantelter Kreisrohre

    2.1 Einfuhrung

    Die analytische Formulierung von Bestimmungsgleichungen fur den kritischen

    Aussendruck eines von einer starren Ummantelung umgebenen Kreisringes oder

    Kreiszylinders stellt im Vergleich zum Grundfall eines radial ungestutzten Ringes

    einen weit groeren Aufwand dar und ist nur unter Verwendung bestimmter Ver-einbarungen und Annahmen losbar. Die bekannteste mathematische Formulierung

    des Problems geht aufAmstutz zuruck.Jacobsen griff etwas spater die Theorie von

    Amstutzauf und brachte kleine Korrekturen ein. Zudem erstellteJacobsenBemes-

    sungsdiagramme, welche die Anwendung des Verfahrens leicht handbar machten.

    Die Theorie von Amstutz und Jacobsengeht zunachst von der grundlegenden

    Annahme aus, dass die entstehende Beule aus einer einzelnen Welle besteht. Diese

    Annahme entspricht dem ungunstigsten in der Praxis moglichen Fall und erscheint

    daher im Sinne einer sicheren Bemessung zu sein.

    Die geometrischen Randbedingungen und Ansatze sind in Abbildung 1 dar-

    gestellt. Ausgehend von der Differentialgleichung des Kreisringes unter Aussen-druck werden entsprechend Abbildung 1 folgende geometrische Randbedingun-

    gen eingefuhrt:

    Bei = gilt:

    w= 0

    w = 0

    M= 0

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    Abbildung 1:Darstellung des Problems und des Losungsansatzes

    N(=) = N(=)Als weitere Randbedingung wird die Vertraglichkeitsbedingung der Umfangs-

    verformungen formuliert, welche besagt, dass die Gesamtlange der gebeulten Fi-

    gur exakt dem Umfang des unter Aussendruck stehenden nicht ausgebeultem Rohr

    entspricht.Als dritte Bestimmungsgleichung wird festgelegt, dass die maximale Rand-

    spannung beim Erreichen des betrachteten kritischen Grenzzustandes der Flie-

    grenze des Materials entspricht. Diese Randbedingung konnte deshalb eingefuhrt

    werden, weil bei Versuchen generell beobachtet wurde, dass das Versagen als

    Querschnittsversagen in Umfangsrichtung auftrat, im Gegensatz zu einem klas-

    sischen Durchschlagen im Sinne der Stabilitatstheorie. Die Formulierung nach

    Amstutz und Jacobsenist demnach im wesentlichen auf den Werkstoff Stahl und

    aufubliche VerhaltnisseR/tausgelegt.Bei Werkstoffen und Konstruktionen mit hoheren Verhaltnissen zwischen Ma-

    terialfestigkeit und Steifigkeit kann jedoch das Durchschlagen des Rohrmantels

    magebend werden.

    Ausgehend von der Theorie von Amstutz wird nachfolgend das Problem als

    Durchschlagproblem formuliert, wobei die Bedingung des Erreichens der Flie-

    grenze beim Grenzzustand vorlaufig fallengelassen wird und erst in einem zweiten

    Schritt, zum Zeitpunkt der Nachweisfuhrung, wieder eingefuhrt wird. Diese For-

    mulierung geht auf eine fruhere Studie zuruck, welche vonResinger und Greiner

    im Rahmen einer Beulberechnung ummantelter Kunststoffrohre am Institut fur

    Stahlbau und Flachentragwerke der TU Graz durchgefuhrt wurde.

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    2.2 Ableitung der Berechnungsformeln

    Es werden nachfolgend die Bezeichnungen aus Abbildung 1 verwendet.

    Differentialgleichung des gedruckten Kreisringes:

    wV + (2 +p0 R3

    E J ) wII I + (1 +

    p0 R3E J ) w

    I = 0

    wI vII = 0

    EJ . . .Biegesteifigkeit des gedruckten Kreisringes

    EJ= E t3

    12 (1 2)v . . .Poissonsche Zahl

    Bei Annahme einer symmetrischen Beulfigur ergibt sich als Losung dieser Diffe-

    rentialgleichung:

    w= a cos( ) +b cos() +c

    v= 1 a sin( ) +b sin() +c (1 +

    2

    12 R2/t2)

    mit den noch unbekannten Faktorena,b undcsowie dem Lastfaktorlambda

    =

    1 +

    p0 R3EJ

    Als nachsten Schritt wird das Elastizitatsgesetz fur die Schnittkrafte eingefuhrt:

    N= E

    t

    R (1 2) (vI

    w) +E J

    R3 (wII

    +w) +p0 R

    M= EJR2 (w+wII)

    Q= EJR3 (wI +wII I)

    Durch Einsetzen der allgemeinen Losung der Differentialgleichung in die un-

    ter Abschnitt 2.1 formulierten geometrischen und kinetischen Randbedingungen

    erhalt man die ersten drei Bestimmungsgleichungen.

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    b= a sin( )/sin() (2)c= a (2 1) cos( ) (3)

    tan() =tan( ) (4)

    Weiters erhalt man eine Gleichung fur die Normalkraft N, welche fur die an-

    schlieende Fomulierung der Vertraglichkeitsbedingung in Umfangsrichtung von

    Bedeutung ist.

    N=p0

    R

    c

    (p0+

    E J

    R3)

    Schlielich kann die Vertraglichkeitsbedingung der Umfangsverformungen for-

    muliert werden: 0

    E ds+j = l= r

    alpha0

    ds

    0

    E ds = R

    E t (p0 R c(p0+E J

    R3))

    l=

    0R d

    0ds

    ds2 =

    (R w

    R R d

    2+dw2 =R2d2

    (1 w

    R)2 +

    wI

    R2

    ds= R d

    1 +w2

    R2 2w

    R +

    wI2

    R2

    mit

    w2

    R2 2w

    R +

    wI2

    R2 =x

    ergibt sich durch Taylor-Entwicklung mit Abbruch nach dem linearen Glied

    ds R d (1 + x2

    )

    und damit

    l= 12 0

    w2

    R2 2w

    R +

    wI2

    R2

    Rd

    l= 0

    w d 12R 0

    w2 +wI2

    Rd

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    l= a

    A

    a2

    (B+C)

    Die eben eingefuhrten KoeffizientenA, B undCstellen lediglich eine Ver-einfachung der Schreibweise dar und lassen sich durch Einsetzen der allgemeinen

    Losung der Differentialgleichung in obige Gleichung furlwie folgt berechnen:

    A= ( 1/) [ cos( ) sin( )]

    B= 1

    4R[+ 2

    sin( )2sin(alpha)2

    + 2 sin( )2

    tan() + 2 (2 1)2 cos( )2 . . .

    . . . 4 sin( ) cos( ) (3 +34 )]

    C= 1

    4R [2 sin( ) cos( ) + 2 sin( )

    2

    sin()2 2 sin( )

    2

    tan() ]

    Als vierte Bestimmungsgleichung ergibt sich schlielich

    RE t

    p0 R a (2 1) cos( ) (p0+

    E J

    R3

    +j = a Aa2 (B +C)

    (5)

    Aus den Gleichungen (2), (3), (4) und (5) lassen sich auf iterativem (rechner-

    gestutztem) Wege fur bestimmte Werte vona die zugehorigen Werte,,p0,bundcermitteln. Dieuber den Wert vona verformungsgesteuerte Losung des Pro-

    blems ist insofern sinnvoll, als es sich um ein Durchschlagproblem handelt, beidem zu jedem Wert der Verformungsamplitude a ein einziger zugehoriger Wertvonp0bzw. der Spannung existiert.

    Der letzte Schritt, namlich die Berechnung der zu einem bestimmten Wert von

    abzw. vonp0zugehorige maximale Wert der Umfangs-Normalspannungan derStelle = 0, ist noch ausstandig:

    N=N

    t =

    p0t R a (1 + (2 1) cos( ))

    (6)

    M= M

    J t

    2=

    a

    E

    t

    2 R2 (2

    1) (1 cos( )) (7)max=0=N+M (8)

    fy,min =f(p0) = max=0

    1 +2 (9)

    Der Term

    1 +2 im Nenner des Ausdrucks zur Bestimmung der erforderli-chen Fliegrenze in Abhangigkeit des Aussendruckes berucksichtigt die rechneri-

    sche Erhohung der Fliespannung zufolge behinderter Querkontraktion in Langs-

    richtung.

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    2.3 Berucksichtigung der Unrundheit

    Bislang wurden samtliche Gleichungen an einem perfekt kreisrunden Rohr mit

    Initialspalt zwischen Rohr und starrer Ummantelung aufgestellt. Tatsachlich wei-

    sen reale Rohre jedoch eine Unrundheit auf. Diese ist aus zweierlei Grunden von

    Bedeutung:

    zum Einen setzt die im vorhergehenden Abschnitt angenommene einwelligeBeulfigur als ungunstigsten Fall voraus, dass eine unsymmetrische Vorver-

    formung existiert, welche die Lage der enstehenden Beule bestimmt.

    weiters stellt eine nach innen gerichtete Unrundheit eine lokale Erhohung

    des Verhaltnisses(R/t)und damit der Schlankheit des Rohres dar, wodurchder kritische Beuldruck herabgesetzt wird.

    Abbildung 2:Einfluss der Unrundheitu, gemessen als Stich an einer 50 Schablone, auf

    den lokal vorliegenden Radius des Rohres

    Die unsymmetrische Vorverformung wird implizit vorausgesetzt, indem bei

    der Losung der Differentialgleichung die Wellenzahl der Beulfigur vorgegeben

    wird. Die Berucksichtigung der lokal erhohten Schlankheit kann entsprechendAbbildung 2 erfolgen. Da die Unrundheiten in der Praxis als Stich an einer 50

    Schablone (Montelschablone) gemessen werden, wird von diesen ausgegangen.

    Als lokal erhohter Radius R ergibt sich mit den geometrischen Zusammenhangenaus Abbildung 2:

    R =(R sin25)2 + (R (1 cos25))2 +u2 2 (R (1 cos25)) u

    2 (R (1 cos25) u)(10)

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    Die Unrundheit kann schlielich dadurch berucksichtigt werden, dass anstatt

    des SollradiusR mit dem rechnerischen RadiusR gerechnet wird, welcher mitHilfe von Gleichung (10) berechnet werden kann.

    2.4 Beispiel

    Die Abbildungen 3 und 4 zeigen ein typisches Ergebnis einer Berechnung nach

    der hier vorgestellten Theorie. Abbildung 3 zeigt, dass es bei rein elastischer Be-

    trachtung einen Druck gibt, dessen Uberschreitung unabhangig von der Festigkeit

    des Materials zu einem schlagartigen Verlust der Tragfahigkeit des Rohres fuhrt.

    Es ist dies der elastische Beuldruck, welcher Durchschlagen bewirkt. Andererseits

    kann man sowohl Abbildung 3 als auch Abbildung 4 entnehmen, dass beiublichenVerhaltnissenR/tauch bei hochfesten Stahlen dieser Aussendruck kaum erreichtwerden kann, bevor das Rohr wegen des Flieens des Materials versagt.

    Abbildung 3:Last-Verformungskurve fur R/t=100, u/t=0.3, j/R=0.00018 sowiezugehorige Spannungen

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    Abbildung 4:Erforderliche Fliegrenzefy, welche bei zugehorigem Aussendruckp0gerade Flieen an der Randfaser bedingt; Werte fur R/t=100, u/t=0.3, j/R=0.00018

    3 Versuche von Montel; Vergleich mit den FormelnDa nun eine alternative Moglichkeit zur Berechnung des kritischen Aussendruckes

    zylindrischer Rohre formuliert wurde, konnen die ursprunglichen Versuchsergeb-

    nisse mit den rechnerischen Ergebnissen der aus diesen Versuchen hergeleiteten,

    semi-empirischen Formel vonMontelsowie mit den Berechnung nach der Theorie

    vonAmstutz und Jacobsenverglichen werden.

    3.1 Versuche an Grorohren mit D=4110 mm

    Zunachst sollen die Versuche an einbetonierten Grorohren von Durchmessern

    D= 4110mm betrachtet werden. Montel fuhrte insgesamt sieben solcher Ver-suche durch, wobei funf ohne Initialspalt j, zwei mit Spalt durchgefuhrt wur-den. Samtliche Versuche mit Grorohren wurden bei Fliegrenzen von fy =350[N/mm2] durchgefuhrt. Die Abbildungen 5 bis 8 zeigen die Ergebnisse die-ser Versuche im Vergleich zu den Rechenwerten, welche sich bei Anwendung der

    Formeln von Montel bzw. dem erweiterten Verfahren von Amstutz und Jacobsen

    ergeben.

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    Die Versuchsergebnisse sind im Diagramm als Punkt aufgetragen, wobei der

    Ordinatenwert den im Versuch erzielten Druck darstellt, wahrend der Abszissen-wert den Nennwert der Materialfestigkeit darstellt.

    Die dargestellte Gerade stellt den fur die vorhandenen Verhaltnisse R/t , u50/tundj /Rgultigen Zusammenhang zwischen Fliegrenze und zulassigen Aussen-druck entsprechend der Formel von Montel dar. Da das Ziel dieser Arbeit die

    Uberprufung der Gultigkeitsgrenzen dieser Formel sein soll, wurde die vonMon-

    telangegebene Schranke vonfy = 500[N/mm2]in der Darstellung nicht beruck-

    sichtigt.

    Die gekrummte Linie stellt das Ergebnis der Berechnung nach Amstutz und

    Jacobsenmit Berucksichtigung der Erweiterung auf das elastische Beulproblem

    aus Abschnitt 2.2 dar.

    Die Diagramme 5 bis 8 zeigen, dass prinzipiell beide Berechnungsmethoden

    die vorliegenden Versuchsergebnisse gut beschreiben konnen, wobei die Formel

    von Montel verstandlicherweise generell etwas genauer ist, da diese Formel ja

    aufgrund der hier beschriebenen Versuche entwickelt wurde.

    Im Bereich einer Fliegrenze von fy= 350[N/mm2] kann also die Formelvon Montel im angegebenen gultigen Schlankheitsbereich von30

    (R/t)

    170

    als bestatigt betrachtet werden.

    Zu den Ergebnissen des erweiterten Verfahrens vonAmstutz und Jacobsenist

    noch anzumerken, dass dabei die Grenzbedingung mit dem Erreichen der Flie-

    grenze in der magebenden auersten Faser definiert wurde. Dies bedeutet, dass

    eine plastische Reserve im Querschnitt nicht in Rechnung gestellt wurde. Daraus

    kann abgeleitet werden, dass die Ergebnisse jedenfalls eine konservative untere

    Grenze des Tragverhaltens darstellen. Andererseits ist davon auszugehen, dass

    die plastische Reserve im Beulzustand groenmaig bescheiden sein wird.

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    Abbildung 5:Groversuch mit R/t=170, j=0, u/t=0.271 ; Vergleich des tats achlichen

    Grenzdruckes mit den berechneten Werten

    Abbildung 6:Groversuch mit R/t=127.5, j/R=0.000388, u/t=0.091 ; Vergleich des

    tatsachlichen Grenzdruckes mit den berechneten Werten

    12

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    Abbildung 7:Groversuch mit R/t=127.5, j/R=0, u/t=0.494 ; Vergleich des tats achlichen

    Grenzdruckes mit den berechneten Werten

    Abbildung 8:Groversuch mit R/t=100, j/R=0, u/t=0.320 ; Vergleich des tatsachlichen

    Grenzdruckes mit den berechneten Werten

    13

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    3.2 Versuche an Kleinrohren mit D=200 mm

    Um die Gultigkeit der anhand von Groversuchen entwickelten Formel auch bei

    anderen Durchmessern und v.a. bei hoheren Stahlfestigkeiten zuuberprufen, fuhr-

    te Montel noch weitere Versuche mit Rohren von Durchmesser D = 200[mm]durch.

    Bei Verwendung von Stahlen mit Festigkeiten vonfy=300[N/mm2] lagendie Versuchsergebnisse zumeist etwas hoher als die Formel von Montel voraus-

    sagte. Die Versuchsergebnisse sind in den Abbildungen 9 und 10 dargestellt. Die

    erweiterte Berechnung nachAmstutz und Jacobsenergibt in diesen Fallen offen-

    sichtlich eine bessere Anpassung an das Versuchsergebnis.

    Von besonderer Bedeutung sind die drei Versuche, bei denen hoherfeste Stahle

    verwendet wurden. Im Detail wurden folgende Versuche durchgefuhrt:

    Ein Versuch an einem Rohr mit t = 1.5[mm],R/t = 66.67,u/t = 0.333.Der Nennwert der Streckgrenze des Materials betrug fy = 451.3[N/mm

    2].Das Rohr versagte beip0 = 2.94[N/mm

    2].

    Ein Versuch an einem Rohr mit t = 1.4[mm],R/t= 71.4,u/t= 0.5. DerNennwert der Streckgrenze des Materials betrug fy = 745.6[N/mm

    2]. DasRohr versagte beip0= 2.61[N/mm

    2].

    Abbildung 9:Kleinversuch mit t=1.2 mm, R/t=83.33, j/R=0.0002, u/t=0.3; Vergleich des

    tatsachlichen Grenzdruckes mit den berechneten Werten

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    Abbildung 10:Kleinversuche mit t=1.2 mm, R/t=33.33, j/R=0.0002, u/t=0.3; Vergleich

    der tatsachlichen Grenzdrucke mit den berechneten Werten

    Ein Versuch an einem Rohr mit t = 1.5[mm],R/t = 66.67,u/t = 0.24.Der Nennwert der Streckgrenze des Materials betrugfy = 1030[N/mm2].Das Rohr versagte beip0 = 3.43[N/mm

    2].

    Die Abbildungen 11 bis 13 zeigen diese Versuchsergebnisse sowie die ent-

    sprechenden Linien nachMontelund dem erweiterten Verfahren vonAmstutz und

    Jacobsen. Da der Wert des Anfangsspaltes j nicht gemessen wurde, wurde mitzweiublichen Mindest- und Maximalwerten gerechnet.

    In den Abbildungen 12 und 13 ist durch die horizontale, strichlierte Linie

    erlautert, in welcher Weise Montel die Schlussfolgerung zog, dass die Limitierung

    der Streckgrenze mitfy = 500[N/mm2]zu abgesicherten Ergebnissen fuhrt.

    Die Abbildung 14 zeigt die drei Versuchsergebnisse im Vergleich zu den Li-

    nien nach Montel und Amstutz und Jacobsen bei Annahme mittlerer Werte von

    R/t = 69,u/t = 0.3,j/R = 0.0005. Dieses Diagramm zeigt deutlich, dassbei hoheren Festigkeiten die Berechnungsmethode vonAmstutz und Jacobsendie

    vorhandenen Versuchsergebnisse wesentlich besser beschreibt als die Formel von

    Montel.

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    Abbildung 11:Kleinversuch mit t=1.5 mm, R/t=66.67, u/t=0.333; Vergleich des

    tatsachlichen Grenzdruckes mit den berechneten Werten

    Abbildung 12:Kleinversuch mit t=1.4 mm, R/t=71.4, u/t=0.5; Vergleich des

    tatsachlichen Grenzdruckes mit den berechneten Werten

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    Abbildung 13:Kleinversuch mit t=1.5 mm, R/t=66.67, u/t=0.24; Vergleich des

    tatsachlichen Grenzdruckes mit den berechneten Werten

    Abbildung 14:Kleinversuche; Vergleich der Versuchsergebnisse mit den Ergebnissen der

    Formeln, ausgewertet fur mittlere Werte R/t=69, j/R=0.0005, u/t=0.3

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    3.3 Schlussfolgerungen aus der Nachrechnung der Versuche

    Die Formel vonMontelwurde anhand von Versuchsergebnissen entwickelt, wel-

    che zumuberwiegenden Teil mit Stahlen mit einer Fliegrenze fy=350[N/mm2]durchgefuhrt wurden. Insgesamt nur drei Versuche wurden mit Stahlen hoher-

    er Festigkeit durchgefuhrt, wobei von diesen nur ein einziger Versuch, bei ei-

    nem Stahl mitf y=460[N/mm2], die Bemessungsformel von Montel bestatigte,wahrend die anderen beiden Versuche mit hoheren Festigkeiten nur wesentlich ge-

    ringere Aussendrucke erreichen konnten als mit der Formel von Montel errechnet

    wurde. Auf Grundlage dieser drei Versuche formulierte Montel die Gultigkeits-

    grenzen seiner Bemessungsformel, von denen die obere Begrenzung der Flie-

    grenze mitfy

    = 500[N/mm2]als die wichtigste erscheint.

    Es muss jedoch angemerkt werden, dass der erwahnte, einzige Versuch mit

    fy=460[N/mm2], welcher die Formel von Montel bestatigte, bei einem relativniedrigen VerhaltnisR/t = 66.67 durchgefuhrt wurde. Der von Montel angege-bene Gultigkeitsbereich der Fliegrenze kann daher bei groeren Schlankheiten

    nicht als versuchsmaig abgesichert gelten.

    Die Berechnungsmethode vonAmstutz und Jacobsenergibt hingegen fur den

    Gesamten Fliegrenzen- und Schlankheitsbereich der vonMonteldurchgefuhrten

    Versuche gute Ergebnisse, deren Abweichung von den tatsachlich gemessenen

    Aussendrucken bei Versagen prinzipiell durch statistische Streuung erklart wer-den kann. Dieser Berechnungsmethode ist daher eindeutig der Vorzug zu geben.

    4 Vergleich der Bemessungsformeln

    Im vorhergehenden Abschnitt wurde anhand der Versuche von Montel darge-

    stellt, dass die Berechnungsmethode nach Amstutz und Jacobsenin Wahrheit die

    tatsachliche Abhangigkeit von Fliegrenze zu zulassigem Aussendruck - insbe-

    sondere im hoheren Schlankheitsbereich- wesentlich besser beschreibt als die Be-

    messungsformel vonMontel.

    In diesem Abschnitt soll nun mit Hilfe von Diagrammen dargestellt werden, obund inwiefern die Gultigkeitsgrenzen der Fliegrenze bei der Bemessungsformel

    nachMontelnach oben oder unten korrigiert werden konnen bzw. mussen.

    Als Erganzung zu den bisher vorgestellten Bemessungsverfahren soll an dieser

    Stelle noch eine Formel eingefuhrt werden, welche vonWiesereingefuhrt wurde

    und den Versuch darstellt, das iterative Bemessungsverfahren nach Amstutz und

    Jacobsendurch Vereinfachungen und Naherungen auf eine Form zu bringen, wel-

    che gleich praktikabel ist wie jene von Montel.

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    Die Formel von Wieser kann folgendermaen angeschrieben werden:

    pk= 1

    5.5

    fy E/(1 2)

    /r/t)1.5 + (r/t)2.5

    (1/10) Rrr

    + 10 jr

    (11)r stellt dabei den Radius des perfekten Rohres dar, wahrend R einen durch denStich zufolge Unrundheit an der 50 Schablone vergroerten Radius darstellt.

    Um den Vergleich noch abzuschlieen, wurden in den Diagrammen auch ein-

    zelne Punkte aus den Bemessungsdiagrammen von Jacobsen aufgetragen. Dies

    geschah vorwiegend um zu bestatigen, dass die im Abschnitt 2.2 vorgestellte,

    erweiterte Berechnungsmethode im untersuchten Schlankheitsbereich R/t voll-kommen der Theorie von Amstutz und Jacobsenentspricht. Bei der Verwendung

    der Diagramme wurde mit einem modifizierten ElastizitatsmodulE =E/1 2gerechnet.

    Die Abbildungen 15 bis 18 stellen Vergleiche der verschiedenen Bemessungs-

    verfahren fur unterschiedliche Verhaltnisse R/t dar. Die Anfangsimperfektionj/R undu/twurden zu j/R = 0.0002 undu/t = 0.3 angenommen. Die Dia-gramme konnen zusammenfassend folgendermaen beschrieben werden:

    Die Bemessungsdiagramme von Jacobsen liefern die gleichen Ergebnissewie die iterativ gelosten Gleichungen aus Abschnitt 2.2. Die gelegentlichvorhandenen geringen Abweichungen sind auf eine gewisse Ungenauigkeit

    beim Ablesen aus den Diagrammen von Jacobsenzuruckzufuhren.

    Bei geringen Schlankheiten(R/t 70) ist die Abweichung zwischen denErgebnissen nachMontelundAmstutz bzw. Jacobsenbis zu einer Fliegren-

    ze von etwafy = 450[N/mm2]relativ gering.

    Bei groen Schlankheiten uber R/t = 150 liefert die Formel von Montelbereits bei Fliegrenzenfy 500[N/mm2]Werte, welche uber der elasti-schen Durchschlaglast liegen

    Die Formel von Wieserliefert bis zu Schlankheiten von R/t = 150 undeiner Fliegrenze vonfy 500[N/mm2]sichere Werte, kann aber ebenso-wenig wie die Formel von Monteldas Durchschlagen erfassen

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    Abbildung 15:Vergleich der Bemessungsverfahren; R/t=70, u/R=0.3, j/R=0.0002

    Abbildung 16:Vergleich der Bemessungsverfahren; R/t=100, u/R=0.3, j/R=0.0002

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    Abbildung 17:Vergleich der Bemessungsverfahren; R/t=150, u/R=0.3, j/R=0.0002

    Abbildung 18:Vergleich der Bemessungsverfahren; R/t=250, u/R=0.3, j/R=0.0002

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    5 Schlussfolgerungen

    In Anbetracht der in den Abschnitten 3 und 4 dargestellten Sachverhalte kann zu-

    sammenfassend festgestellt werden, dass eine Aussendruckbemessung von Kreis-

    rohren mit hoherer Schlankheit und hoher Materialfestigkeit entsprechend der

    Theorie von Amstutz und Jacobsen erfolgen sollte. Diese Vorgangsweise ist ei-

    nerseits theoretisch fundiert, andererseits durch die aus der Literatur bekannten

    Versuche belegt.

    Die haufig verwendete, semi-empirische Formel nach Montel ist fur Mate-

    rialfestigkeiten bis etwa fy = 350[N/mm2] im gesamten praktisch relevanten

    Schlankheitsbereich gut belegt, sie erweist sich jedoch uber dem Parameterbe-

    reich, welcher durch die zugrunde liegenden Versuche abgedeckt wird, als nurbedingt zutreffend. Es betrifft dies SchlankheitenuberR/t= 75, bei Materialfes-tigkeiten hoher alsfy = 350[N/mm

    2]. Besonders bedenklich ist dabei, dass auchdie von Montel angegebenen Gultigkeitsgrenzen der Formel durch diese Studie

    nicht generell bestatigt werden konnten.

    Im Sinne einer sicheren Bemessung wird daher im Bereich hoherer Schlank-

    heiten und bei Vorliegen hoherer Materialfestigkeiten die Anwendung der theo-

    retisch wie versuchsmaig besser begrundeten Berechnung nachAmstutz und Ja-

    cobsenempfohlen.

    Literaturverzeichnis

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    Das Einbeulen von Schacht- und Stollenpanzerungen, Schweizerische Bauzeitung,

    Nr.9, 1950.

    Amstutz, E.,

    Das Einbeulen von vorgespannten Schacht-und Stollenpanzerungen, Schweizeri-

    sche Bauzeitung, Nr.16, 1953.

    Amstutz, E.,

    Das Einbeulen von Schacht- und Stollenpanzerungen, Schweizerische Bauzeitung,

    10. Juli 1969.

    Jacobsen,S.,

    Einbeulen von kreisrunden Ringen und zylindrischen Rohren die gegen radiales

    Ausweichen behindert sind, Rohre - Rohrleitungsbau - Rohrleitungstransport, Heft 5, Oktober1972.

    Jacobsen,S., Buckling of circular rings and cylindrical tubes under external pressure, Water

    Power, December 1974.

    Resinger, F. und Greiner, R.,

    Beulberechnung dunnwandiger in Hullbeton verlegter Kunststoff-

    rohre, Institut fur Stahlbau und Flachentragwerke, TU Graz, Juli 1974.

    Wieser, H.,

    Auendruck glatter Panzerrohre. Ein Vergleich der Formeln von Amstutz und Mon-

    tel, Osterreichische Ingenieur- und Architekten-Zeitschrift, Sonderdruck aus Heft 9, 1984.

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