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Beschäftigte mit Behinderung - Ein Ratgeber Meine AK. Ganz groß für mich da. AK-Hotline T 05 7799-0

Beschäftigte mit Behinderung - media.arbeiterkammer.at · verordnung nach dem Behinderteneinstellungsgesetz. Ein vor diesem Zeitpunkt festgestellter Grad der Behinderung wurde auf

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  • Beschftigte mit

    Behinderung

    Ein Ratgeber

    Meine AK. Ganz gro fr mich da. AK-Hotline T 05 7799-0

  • Menschen mit Behinderung die uneingeschrnkte Teilhabe am ffentlichen Leben zu ermglichen ist eine wichtige Aufgabe der Gesellschaft. Der Schutz vor Diskriminierung muss dabei eine Selbstverstndlichkeit sein. Das gilt natrlich auch fr die Arbeitswelt.

    Ihr

    Josef Pesserl AK-Prsident

  • BESCHFTIGTE MIT BEHINDERUNG

    Stand: 1. Jnner 2013 verfasst von Reinhard Schmitt aktualisiert von Mag. Ursula Janesch

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    INHALTSVERZEICHNIS

    Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt 6 Wer kann zum Personenkreis der begnstigten

    Behinderten gehren? 6 Wie wird der Grad der Behinderung festgestellt? 8 Beschftigungspflicht 9 Ausgleichstaxe 9 Entgeltschutz 10 Kndigungsschutz 10 Frsorgepflicht der Dienstgeber 14 Zusatzurlaub 14

    Behindertenvertrauenspersonen 15 Wer ist das? 15 Aufgaben und Rechte der Behindertenvertrauensperson 16

    Behindertenpass 18

    Diskriminierungsverbote 18 Schutz vor Diskriminierung in der Arbeitswelt 19

    Personenkreis 19 Geltungsbereich 19 Diskriminierungsverbot 19 Diskriminierungsbegriff 20 Belstigung 21 Schlichtungsverfahren vor dem Bundessozialamt 22 Verfahren vor dem ordentlichen Gericht 22 Verfahren vor einer Dienstbehrde 24 Beweislast 24

    Schutz vor Diskriminierung bei der Teilhabe am Leben

    in der Gesellschaft 24

    Geltungsbereich 24 Personenkreis 24 Arten der Diskriminierung 25 Unverhltnismige Belastungen 25 Positive Manahmen 26 bergangsbestimmungen im Zusammenhang mit Barrieren 26 Rechtsfolgen bei Verletzung des Diskriminierungsverbotes 26 Geltendmachung von Ansprchen 27

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    Schlichtungsverfahren vor dem Bundessozialamt 28 Zustndigkeit bei Mehrfachdiskriminierung 28 Beweislast 28 Verbandsklage 28 Gebhrenfreiheit 29

    Behindertenanwalt 29

    Arbeitslosigkeit 30 Notstandshilfe Freigrenzenerhhung wegen Behinderung 30 Pensionsvorschuss 31

    Frderungen am Arbeitsplatz 32 Lohnfrderungen Allgemeines 32 Lohnfrderungen im Detail

    Eingliederungsbeihilfe 32

    Frderung von Manahmen zur Verbesserung

    Clearing Abklrung beruflicher Entwicklungsmglichkeiten

    Entgeltbeihilfe 33 Arbeitsplatzsicherungsbeihilfe 34 Lohnfrderung fr Lehrlinge 34 Lehrstellenfrderung fr Jugendliche mit Behinderung 34 Schaffung von Arbeitspltzen 35 Behindertengerechte Ausstattung von Arbeitspltzen 35 Schulungs- und Ausbildungskosten 36 Ausbildungsbeihilfen 36 Mobilittsfrderungen 36 Mobilittszuschuss 37 Hilfen zur wirtschaftlichen Selbststndigkeit 37 Vergabe von Tabaktrafiken 38

    der Zugnglichkeit von Einrichtungen 38 Dachverband Berufliche Integration 39

    fr Jugendliche 39 Integrative Berufsausbildung Berufsausbildungsassistenz 40 Qualifizierungs- und Beschftigungsprojekte 41 Job-Coaching 41 Arbeitsassistenz fr Behinderte und Betriebe 42 Persnliche Assistenz am Arbeitsplatz 42 Jugendcoaching 43

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    Integrative Betriebe 44 Frderungen im Privatbereich auf Bundesebene 45 Untersttzungsfonds fr Menschen mit Behinderung 45

    Anspruchsvoraussetzungen 45 Frderungsbeispiele 45 Antragstellung 46

    Familienhrteausgleich 46

    Selbstversicherung in der Pensionsversicherung fr

    Beitragsfreie Weiterversicherung in der Pensionsversicherung

    bei Pflege naher Angehriger mit Anspruch auf Pflegegeld

    Beitragsfreie Selbstversicherung in der Pensionsversicherung

    bei Pflege naher Angehriger mit Anspruch auf Pflegegeld

    Beitragsfreie Mitversicherung in der Krankenversicherung bei

    Pflege naher Angehriger mit Anspruch auf Pflegegeld

    Zuwendungen zur Untersttzung pflegender Angehriger 47

    Zeiten der Pflege eines behinderten Kindes 49

    ab Stufe 3 49

    ab Stufe 3 50

    ab Stufe 3 50

    Sonstige Begnstigungen 51 Befreiung von der Rundfunkgebhr, Zuschuss zur

    Fernsprechgebhr 51 Befreiung von der Rezeptgebhr 52

    Frderungen fr behinderte Autofahrer 53 Erlangung einer Lenkerberechtigung/Gebhrenermigung 53 Ankauf eines Pkws 53 Versicherungssteuer 54 Ausweis nach 29b StVO 54 Parkplatz 55 Parkometerabgabe 55 Mautgebhren, Autobahnvignette 55 Verkehrsopferschutz 56

    Fahrpreisermigungen fr Behinderte 57 Eisenbahn 57 Krankengerte/Reisegepck 57 Blindenfhrhund/Begleitperson kostenlose Befrderung 58

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    Steuerliche Begnstigungen 59 Steuerfreibetrge, auergewhnliche Belastungen,

    Pendlerpauschale 59 Erhhte Familienbeihilfe wegen Behinderung 61

    Rehabilitation 62 Was ist Rehabilitation? 62 Welche Arten der Rehabilitation gibt es? 62 Wer erbringt die Leistungen? 63 Anspruch auf berufliche Rehabilitation 64

    Pensionen 65 Invalidittspension, Berufsunfhigkeitspension 65

    Pflegegeld 67 Anspruchsvoraussetzungen 67

    Landesfrderungen fr behinderte Menschen

    in der Steiermark soziale Integration 68 Heilbehandlung 71 Bedarfsorientierte Mindestsicherung 74

    Adressen 76

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    MENSCHEN MIT BEHINDERUNG IN DER ARBEITSWELT

    Wer kann zum Personenkreis der begnstigten Behinderten gehren?

    Begnstigte Behinderte sind sterreichische Staatsbrger mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50%. Folgende Personen mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50% sind sterreichischen Staatsbrgern gleichgestellt: a) Unionsbrger, Staatsbrger in einem Vertragsstaat des Abkommens

    ber den Europischen Wirtschaftsraum, Schweizer Brger und deren Familienangehrige,

    b) Flchtlinge, denen Asyl gewhrt worden ist, solange eine Berechtigung zum dauernden Aufenthalt im Bundesgebiet vorliegt,

    c) Personen mit einem Aufenthaltstitel Daueraufenthalt EG oder Daueraufenthalt Familienangehrige,

    d) Personen mit einem Aufenthaltstitel Daueraufenthalt EG eines anderen Mitgliedsstaates der EU, denen eine Niederlassungsbewilligung in sterreich erteilt wurde.

    Es ist eine Feststellung der Zugehrigkeit zum Kreis der begnstigten Personen nach dem Behinderteneinstellungsgesetz durch einen Bescheid aufgrund eines Antrages erforderlich (eine Antragstellung auf Ausstellung eines Behindertenpasses reicht dazu nicht aus).

    Zum Kreis der begnstigten Behinderten zhlen aber auch jene behinderten Menschen, die nin einer Lehrausbildung, n in einer Ausbildung zum gehobenen Dienst in der Gesundheits- und

    Krankenpflege, n in einer Ausbildung einer Hebammenakademie oder einer entspre

    chenden Fachhochschule, n nach Abschluss der Hochschulausbildung in einer berufsvorbereiten

    den Beschftigung stehen und einen Grad der Behinderung von mindestens 50% nachweisen.

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    Nicht zum Personenkreis der begnstigten Behinderten zhlen behinderte Menschen, n die sich noch in Ausbildung befinden (Ausnahme: siehe oben), n die das 65. Lebensjahr berschritten haben und nicht mehr in Be

    schftigung stehen, ndie nach bundes- oder landesgesetzlichen Vorschriften eine Pension

    wegen dauernder Invaliditt, Berufsunfhigkeit oder Erwerbsunfhigkeit oder eine Pension bzw. einen Ruhegenuss aus dem Versicherungsfall des Alters beziehen und nicht in Beschftigung stehen,

    ndie nicht in einem aufrechten sozialversicherungspflichtigen Dienstverhltnis stehen und wegen Art und Schwere der Behinderung zur Ausbung einer Erwerbsttigkeit auch auf einem geschtzten Arbeitsplatz oder in einem integrativen Betrieb nicht in der Lage sind.

    Bei Vorliegen eines Bescheides einer gesetzlichen Unfallversicherung oder eines Urteils, mit dem eine Minderung der Erwerbsfhigkeit im Ausma von mindestens 50% festgestellt wird, gehren diese Personen auf- grund gesetzlicher Bestimmungen zum Kreis der begnstigten Behinderten. Diese Zugehrigkeit erlischt, wenn die begnstigte Person nicht innerhalb von drei Monaten ab Rechtskraft des jeweiligen Bescheides oder Urteils gegenber dem Bundessozialamt erklrt, weiterhin diesem Personenkreis angehren zu wollen.

    Wer alle Voraussetzungen fr die Zugehrigkeit zum Kreis der begnstigten Behinderten hat, diese Zugehrigkeit aber nicht beantragt hat, gilt als begnstigbar.

    Aufgrund einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes haben begnstigte Behinderte das Recht, beim Bundessozialamt einen Bescheid zu beantragen, mit dem festgestellt wird, dass sie nicht mehr dem Kreis der begnstigten Personen angehren.

    Antrag: Der Antrag auf Feststellung der Zugehrigkeit zum Personenkreis der begnstigten Behinderten ist beim Bundessozialamt einzubringen.

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    Wie wird der Grad der Behinderung festgestellt?

    Voraussetzung fr eine Feststellung ist, dass ein Antrag auf Feststellung der Zugehrigkeit zum Kreis der begnstigten Personen nach dem Behinderteneinstellungsgesetz oder ein Antrag auf Ausstellung eines Behindertenpasses nach dem Bundesbehindertengesetz gestellt wird.

    Die Einschtzung des Grades der Behinderung erfolgt ausschlielich nach medizinischen Gesichtspunkten durch den rztlichen Dienst des Bundessozialamtes. Die vom Behinderten tatschlich ausgebte oder angestrebte Erwerbsttigkeit bleibt bei dieser Einschtzung unbercksichtigt.

    Seit 1.9.2010 ist die Grundlage fr die Einschtzung die Einschtzungsverordnung nach dem Behinderteneinstellungsgesetz. Ein vor diesem Zeitpunkt festgestellter Grad der Behinderung wurde auf Grundlage der Richtsatzverordnung nach dem Kriegsopferversorgungsgesetz eingeschtzt.

    Wenn aus medizinischer Sicht zu erwarten ist, dass sich der Gesundheitszustand in absehbarer Zeit bessern wird, kann ein Grad der Behinderung befristet festgestellt und durch eine zum Ende der Befristung neuerlich durchzufhrende Untersuchung neu ermittelt werden.

    Ein unbefristet festgestellter Grad der Behinderung kann nur aufgrund einer Antragstellung des Menschen mit Behinderung neu festgestellt werden. Wurde der Grad der Behinderung nach der Richtsatzverordnung nach dem Kriegsopferversorgungsgesetz festgestellt, sind die Bestimmungen dieser Verordnung auch in jenen Fllen anzuwenden, in denen die Neufeststellung bis zum 31. August 2013 beantragt wird.

    Wird innerhalb eines Jahres nach einer Einschtzung ein neuerlicher Feststellungsantrag gestellt, ist dieser zurckzuweisen, wenn nicht eine erhebliche Vernderung des Gesundheitszustandes nachgewiesen werden kann.

    Entspricht der festgestellte Grad der Behinderung nicht den Erwartungen, kann gegen diesen eine Berufung an die Bundes-Berufungskommission erhoben werden. Dies wird vor allem dann sinnvoll sein, wenn ein wesentliches Leiden bei der Einschtzung nicht bercksichtigt wurde oder wenn neue Befunde, aus denen sich eine wesentliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes ergibt, vorliegen.

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    Beschftigungspflicht

    Jeder Arbeitgeber, der in sterreich 25 oder mehr Arbeitnehmer beschftigt, ist verpflichtet, fr je 25 Arbeitnehmer einen begnstigten Behinderten einzustellen.

    Die Anzahl der Behinderten, die eingestellt werden mssen, wird als Pflichtzahl bezeichnet.

    Bei der Berechnung der Pflichtzahl wird von der Gesamtzahl der Arbeitnehmer eines Arbeitgebers im Bundesgebiet ohne die beschftigten begnstigten Behinderten ausgegangen. Auf diese ermittelte Pflichtzahl werden die beschftigten begnstigten Behinderten angerechnet. Erreicht die Anzahl der beschftigten begnstigten Behinderten die Pflichtzahl, ist die Beschftigungspflicht erfllt.

    Folgende Behinderte werden doppelt auf die Pflichtzahl angerechnet: nBlinde nbegnstige Behinderte unter 19 Jahren nbegnstigte Behinderte fr die Dauer eines Ausbildungsverhltnisses nbegnstigte Behinderte ber 50 Jahren mit mindestens 70% Grad der

    Behinderung nbegnstigte Behinderte ber 55 Jahren nRollstuhlfahrer

    Kommt ein Dienstgeber seiner Beschftigungspflicht nicht nach, muss er Ausgleichstaxe bezahlen.

    Ausgleichstaxe

    Kommt der Arbeitgeber seiner Beschftigungspflicht fr begnstigte Behinderte nicht nach und stellt er weniger begnstigte Behinderte ein, als es seiner Pflichtzahl entspricht, so muss er fr jeden nicht beschftigten Behinderten eine Ausgleichstaxe entrichten.

    Die Ausgleichstaxe fr die Nichtbeschftigung je eines begnstigten Behinderten fr 25 Arbeitnehmer betrgt ab 1.1.2013 fr Betriebe nab 25 bis 99 Arbeitnehmer E 238,00 nab 100 bis 399 Arbeitnehmer E 334,00 nab 400 Arbeitnehmern E 355,00

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    Die Ausgleichstaxen flieen dem Ausgleichstaxfonds zu, der vom Bundesministerium fr Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz verwaltet wird.

    Die Mittel dieses Fonds werden vor allem fr die Frderung begnstigter Behinderter verwendet. Sie dienen auch der Errichtung und dem Ausbau von Integrativen Betrieben und werden fr Frderungsmanahmen und Prmien an Arbeitgeber eingesetzt.

    Dienstgeber, die in Ausbildung stehende begnstigte Behinderte beschftigen, erhalten eine Prmie in Hhe der niedrigsten Ausgleichstaxe.

    Entgeltschutz

    Das Arbeitsentgelt eines begnstigten Behinderten darf wegen der Behinderung nicht gemindert werden. Es darf daher grundstzlich nicht geringer sein als das Entgelt eines Nichtbehinderten in gleicher Verwendung.

    Werden in einem Betrieb organisatorische Umstellungen notwendig, gilt ebenfalls der Grundsatz der Gleichbehandlung von behinderten und nichtbehinderten Arbeitnehmern mit gleicher Ausbildung und Verwendung.

    Wenn eine Minderleistung vorliegt, die in der Behinderung begrndet ist und durch technische Arbeitshilfen nicht ausgeglichen werden kann, knnen aus dem Ausgleichstaxfonds durch das Bundessozialamt Zuschsse zu den Lohnkosten geleistet werden.

    Kndigungsschutz

    Der Kndigungsschutz fr begnstigte Behinderte gilt bei Dienstverhltnissen, die ab dem 1. 1. 2011 begrndet werden, erst ab dem 49. Monat des Dienstverhltnisses. Bei Dienstverhltnissen, die vor dem 1. 1. 2011 begrndet wurden, gilt der Kndigungsschutz ab dem 7. Monat des Dienstverhltnisses.

    Wird die Begnstigung erst whrend eines ab dem 1. 1. 2011 begrndeten Dienstverhltnis festgestellt, gilt der Kndigungsschutz bereits ab dem 7. Monat des Dienstverhltnisses.

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    Wenn die Begnstigung Folge eines Arbeitsunfalles ist oder wenn ein begnstigter Behinderter innerhalb eines Konzerns ein neues Dienstverhltnis in einem anderen Konzernbetrieb beginnt, gilt der Kndigungsschutz ab Eintritt des Ereignisses auch whrend der ersten sechs Monate des Dienstverhltnisses.

    Freie Dienstnehmer haben keinen Kndigungsschutz.

    Der Kndigungsschutz soll die Nachteile von begnstigten Behinderten auf dem Arbeitsmarkt ausgleichen. Er bezweckt aber nicht, den Behinderten praktisch unkndbar zu machen.

    Will ein Arbeitgeber das Arbeitsverhltnis mit einem begnstigten Behinderten whrend des Kndigungsschutzes durch Kndigung beenden, muss er vorher die Zustimmung des beim Bundessozialamt errichteten Behindertenausschusses einholen. Der Dienstgeber ist verpflichtet, vor Einleitung eines Kndigungsverfahrens beim Bundessozialamt den Betriebsrat bzw. die Personalvertretung und die Behindertenvertrauensperson zu verstndigen, der/die binnen einer Woche dazu Stellung nehmen kann. Hat die Behindertenvertrauensperson einen Stellvertreter damit betraut, dieses Recht wahrzunehmen, und dies dem Dienstgeber mitgeteilt, ist dieser vom Dienstgeber zu verstndigen. Das Bundessozialamt hat Vorsorge zu treffen, dass vor Einleitung eines Kndigungsverfahrens eine Krisenintervention angeboten wird.

    Vor der Stellungnahme des Behindertenausschusses sind der Betriebsrat bzw. die Personalvertretung, die Behindertenvertrauensperson und der Dienstgeber zu hren. Dem Dienstnehmer kommt im Verfahren Parteistellung zu.

    Eine vom Arbeitgeber ausgesprochene Kndigung ohne vorherige Zustimmung des Behindertenausschusses ist rechtsunwirksam! In besonderen Fllen kann nachtrglich die Zustimmung erteilt werden. Die nachtrgliche Zustimmung zur Kndigung durch den Behindertenausschuss ist nicht zu erteilen, wenn die Zugehrigkeit zum Personenkreis der begnstigten Behinderten die Folge eines Arbeitsunfalles ist. Wenn dem Arbeitgeber zum Zeitpunkt des Ausspruches der Kndigung nicht bekannt war und auch nicht bekannt sein musste, dass der/die Arbeitnehmer/in dem Personenkreis der begnstigten Behinderten angehrt

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    und keine Diskriminierung aufgrund einer Behinderung vorliegt, kann dieser Umstand die nachtrgliche Zustimmung des Behindertenausschusses zu einer bereits ausgesprochenen Kndigung rechtfertigen. Der Behindertenausschuss hat bei seiner Entscheidung die besondere Schutzbedrftigkeit des behinderten Arbeitnehmers zu bercksichtigen und zu prfen, ob ihm der Verlust seines Arbeitsplatzes zugemutet werden kann. Er hat aber auch zu prfen, ob dem Dienstgeber eine Fortsetzung des Arbeitsverhltnisses zugemutet werden kann.

    Letzteres wird insbesondere dann nicht der Fall sein, wenn nder Ttigkeitsbereich des Behinderten entfllt und der Dienstgeber

    nachweist, dass der begnstigte Behinderte trotz seiner Zustimmung an einem anderen geeigneten Arbeitsplatz ohne erheblichen Schaden nicht weiterbeschftigt werden kann;

    noder wenn der Behinderte unfhig wird, die vereinbarte Arbeit zu leisten und der Dienstgeber nachweist, dass der begnstigte Behinderte trotz seiner Zustimmung an einem anderen geeigneten Arbeitsplatz ohne erheblichen Schaden nicht weiterbeschftigt werden kann;

    noder wenn der Behinderte die ihm aufgrund des Dienstverhltnisses obliegenden Pflichten beharrlich verletzt und der Weiterbeschftigung Grnde der Arbeitsdisziplin entgegenstehen.

    Die Zustimmung des Behindertenausschusses zur Kndigung eines behinderten Arbeitnehmers setzt nicht unbedingt ein Verschulden des begnstigten Behinderten voraus. Fr eine gerechtfertigte Kndigung gengen auch schon rein sachliche, im Betrieb selbst gelegene Grnde, z. B. eine Betriebsstilllegung.

    Die Kndigungsfrist eines begnstigten Behinderten betrgt mindestens vier Wochen.

    Bei begnstigten Behinderten, die Mitglieder eines Betriebsrates, einer Personalvertretung, eines Jugendvertrauensrates oder Behindertenvertrauenspersonen sind, gelten nicht die Kndigungsschutzbestimmungen des Behinderteneinstellungsgesetzes, sondern die des Arbeitsverfassungsgesetzes.

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    Die Auflsung eines Arbeitsverhltnisses mit einem begnstigten Behinderten whrend des Kndigungsschutzes kann erfolgen durch:

    Kndigung durch Dienstgeber Diese ist nur wirksam, wenn der Behindertenausschuss der beabsichtigten Kndigung in besonderen Ausnahmefllen der bereits ausgesprochenen Kndigung zustimmt.

    Kndigung durch Dienstnehmer Diese ist wie bei Dienstnehmern ohne Behinderung unter Einhaltung der Kndigungsfrist mglich.

    Entlassung Der Behindertenausschuss ist nicht zu befassen. Sie kann nur beim Arbeits- und Sozialgericht angefochten werden. Liegt eine ungerechtfertigte Entlassung vor (kein wichtiger Grund), ist diese entweder rechtsunwirksam und das Arbeitsverhltnis bleibt weiter aufrecht, oder es besteht Anspruch auf eine Kndigungsentschdigung im Ausma von mindestens sechs Monatsentgelten.

    Zeitablauf Ein befristetes Arbeitsverhltnis endet mit Ablauf der Befristung.

    Vorzeitiger Austritt Wenn wichtige Grnde vorliegen, die eine Fortsetzung des Arbeitsverhltnisses unzumutbar machen. Diese Lsungsart sollte niemals voreilig und immer erst nach Rcksprache mit dem GB oder der AK gewhlt werden.

    Einvernehmliche Auflsung Diese erfolgt aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber, am besten in schriftlicher Form.

    Gesetz Wenn dienstrechtliche Vorschriften fr Bedienstete einer Gebietskrperschaft die Beendigung des Dienstverhltnisses wegen langer Krankheit vorsehen und der Behindertenausschuss sptestens drei Monate vor Ablauf dieser Frist verstndigt wurde. Das Dienstverhltnis endet frhestens drei Monate nach Einlangen der Verstndigung beim Behindertenausschuss.

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    Frsorgepflicht der Dienstgeber

    Neben der im Allgemeinen Brgerlichen Gesetzbuch verankerten Frsorgepflicht, nach der Dienstgeber verpflichtet sind, auf ihre Kosten dafr zu sorgen, dass Leben und Gesundheit der Dienstnehmer, soweit es nach der Natur der Dienstleistung mglich ist, geschtzt werden, ist im Behinderteneinstellungsgesetz auch eine besondere Frsorgepflicht der Dienstgeber gegenber begnstigten Behinderten verankert. Danach haben Dienstgeber bei Beschftigung von begnstigten Behinderten auf deren Gesundheitszustand jede mgliche Rcksicht zu nehmen.

    Darber hinaus haben Dienstgeber die geeigneten und erforderlichen Manahmen zu ergreifen, um Menschen mit Behinderung den Zugang zur Beschftigung, die Ausbung eines Berufes, den beruflichen Aufstieg und die Teilnahme an Aus- und Weiterbildungsmanahmen zu ermglichen, wenn sie das nicht unverhltnismig belastet. Die Belastung ist dann nicht unverhltnismig, wenn sie durch Frderungsmanahmen ausgeglichen werden kann.

    Ttigkeiten, die fr einen Menschen mit einer Behinderung aufgrund seines krperlichen oder geistigen Zustandes eine Gefahr darstellen knnten, sind vom Arbeitsinspektorat durch Bescheid zu untersagen oder von bestimmten Bedingungen abhngig zu machen.

    Zusatzurlaub

    Im Dienstrecht, Kollektivvertrag oder in Betriebsvereinbarungen kann ein Anspruch auf Zusatzurlaub fr begnstigte Behinderte vorgesehen sein.

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    BEHINDERTENVERTRAUENSPERSONEN

    Wer ist das?

    In jedem Betrieb, in dem dauernd mindestens fnf begnstigte Behinderte beschftigt sind, sind eine Behindertenvertrauensperson und ein Stellvertreter zu whlen. Sind dauernd mindestens 15 Begnstigte im Betrieb beschftigt, so sind eine Behindertenvertrauensperson und zwei Stellvertreter zu whlen. Wenn dauernd mindestens 40 begnstigte Behinderte im Betrieb beschftigt sind, so sind eine Behindertenvertrauensperson und drei Stellvertreter zu whlen.

    Die Wahl ist gemeinsam mit der Betriebsratswahl durchzufhren, wobei die Bestimmungen des Arbeitsverfassungsgesetzes ber die Durchfhrung und Anfechtung der Wahl des Betriebsrates anzuwenden sind. Wahlberechtigt und whlbar sind nur die im Betrieb beschftigten begnstigten Behinderten.

    Wenn sowohl der Gruppe der Arbeiter als auch jener der Angestellten fnf oder mehr Behinderte angehren, so sind aus jeder Gruppe Behindertenvertrauenspersonen und Stellvertreter zu whlen.

    Wahlberechtigt sind alle begnstigten Behinderten, die am Tag der Wahlausschreibung und am Tag der Wahl im Betrieb beschftigt sind.

    Whlbar sind alle begnstigten Behinderten des Betriebes, die am Tag der Wahl seit mindestens sechs Monaten im Betrieb beschftigt sind und das 18. Lebensjahr vollendet haben.

    Das Ergebnis der Wahl ist dem Bundessozialamt, der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft mitzuteilen.

    Die Ttigkeitsdauer der Behindertenvertrauensperson betrgt vier Jahre. Bei Bestehen eines Zentralbetriebsrates ist eine Zentralbehindertenvertrauensperson, bei einer Vertretung auf Konzernebene eine Konzernbehindertenvertrauensperson zu whlen.

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    Aufgaben und Rechte der Behindertenvertrauensperson

    Die Behindertenvertrauensperson hat die wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Interessen der begnstigten Behinderten im Einvernehmen mit dem Betriebsrat wahrzunehmen. Der Betriebsrat ist verpflichtet, der Behindertenvertrauensperson beizustehen und erforderliche Ausknfte zu erteilen.

    Die Behindertenvertrauensperson (Stellvertreter) ist berufen, a) auf die Anwendung der Bestimmungen des Behinderteneinstellungs

    gesetzes hinzuwirken und darber zu wachen, dass die Vorschriften, die fr das Arbeitsverhltnis begnstigter Behinderter gelten, eingehalten werden;

    b) ber wahrgenommene Mngel dem Betriebsrat, dem Betriebsinhaber und erforderlichenfalls den zum Schutz der Arbeitnehmer geschaffenen Stellen Mitteilung zu machen und auf die Beseitigung der Mngel hinzuwirken;

    c) Vorschlge in Fragen der Beschftigung, der Aus- und Weiterbildung, beruflicher und medizinischer Rehabilitationsmanahmen zu erstatten und auf die besonderen Bedrfnisse von behinderten Arbeitnehmern hinzuweisen.

    Die Behindertenvertrauensperson bzw. der damit betraute Stellvertreter ist berechtigt, bei allen Sitzungen des Betriebsrates und des Betriebsausschusses sowie von Ausschssen des Betriebsrates mit beratender Stimme teilzunehmen.

    Stellvertreter der Behindertenvertrauensperson sind in deren Auftrag berechtigt, auch bei Anwesenheit der Behindertenvertrauensperson im Betrieb, deren Aufgaben wahrzunehmen. Die Behindertenvertrauensperson bzw. der damit betraute Stellvertreter ist berechtigt, einmal im Jahr eine Versammlung aller begnstigten Behinderten eines Betriebes einzuberufen.

    Der Betriebsinhaber ist verpflichtet, sich mit der Behindertenvertrauensperson zu beraten und ihr die zur Erfllung ihrer Aufgaben erforderlichen Ausknfte zu erteilen. Insbesondere hat er die Behindertenvertrauensperson ber wichtige, das Arbeitsverhltnis betreffende Angelegenheiten, wie Beginn, Ende und Vernderung von Arbeitsverhltnissen behinderter

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  • AK Infoservice

    Arbeitnehmer, ber Arbeitsunflle sowie ber Krankmeldungen von mehr als 6 Wochen pro Kalenderjahr zu informieren.

    Der Dienstgeber ist verpflichtet, vor Einleitung eines Kndigungsverfahrens beim Bundessozialamt den Betriebsrat/die Personalvertretung und die Behindertenvertrauensperson zu verstndigen, der/die binnen einer Woche dazu Stellung nehmen kann. Hat die Behindertenvertrauensperson einen Stellvertreter damit betraut, dieses Recht wahrzunehmen, und dies dem Dienstgeber mitgeteilt, ist dieser vom Dienstgeber zu verstndigen.

    Der Behindertenvertrauensperson (Stellvertreter) sind zur ordnungsgemen Erfllung ihrer Aufgaben Rumlichkeiten, Kanzlei- und Geschftserfordernisse sowie sonstige Sacherfordernisse in einem der Gre des Betriebes und den Bedrfnissen der Behindertenvertrauensperson angemessenen Ausma vom Betriebsinhaber unentgeltlich zur Verfgung zu stellen. Der Betriebsinhaber hat unentgeltlich fr die Instandhaltung der bereitgestellten Rumlichkeiten und Gegenstnde zu sorgen.

    Die Behindertenvertrauensperson und ihr Stellvertreter haben dieselben persnlichen Rechte und Pflichten wie Mitglieder des Betriebsrates. Bei einer allenfalls beabsichtigten Kndigung einer Vertrauensperson gelten nicht die Kndigungsschutzbestimmungen des Behinderteneinstellungsgesetzes, sondern die Vorschriften des Arbeitsverfassungsgesetzes ber den Kndigungs- und Entlassungsschutz von Mitgliedern des Betriebsrates.

    Auf Antrag knnen Behindertenvertrauenspersonen notwendige Barauslagen fr Reise- und Schulungskosten aus dem Ausgleichstaxfonds erstattet werden. Die Entscheidungsbefugnis, ob und welche Barauslagen erstattet werden, liegt ausschlielich beim Bundessozialamt.

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  • AK Infoservice

    BEHINDERTENPASS

    Auf Antrag ist behinderten Menschen mit einem Grad der Behinderung bzw. einer Minderung der Erwerbsfhigkeit ab 50% ein Behindertenpass auszustellen. Der Antrag auf Ausstellung eines Behindertenpasses fhrt nicht zur Feststellung, dass die antragstellende Person zum Kreis der begnstigten Personen gehrt.

    Ebenfalls Anspruch auf Ausstellung eines Behindertenpasses haben Bezieher einer Leistung wegen Invaliditt, Berufsunfhigkeit, dauernder Erwerbsunfhigkeit, Dienstunfhigkeit, eines Pflegegeldes oder einer erhhten Familienbeihilfe.

    Der Behindertenpass ist ein amtlicher Lichtbildausweis, der den Vor- und Zunamen, das Geburtsdatum und den Wohnort des behinderten Menschen sowie den festgestellten Grad der Behinderung bzw. den Grad der Minderung der Erwerbsfhigkeit zu enthalten hat. Zustzliche Eintragungen, mit denen Rechte und Vergnstigungen nachgewiesen werden knnen, werden auf Antrag des behinderten Menschen durch das Bundessozialamt vorgenommen.

    Ein Antrag auf Ausstellung eines Behindertenpasses ist beim Bundessozialamt einzubringen.

    DISKRIMINIERUNGSVERBOTE

    Ziel Beseitigung oder Verhinderung der Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen.

    Behinderung: Auswirkung einer voraussichtlich mehr als sechs Monate vorliegenden krperlichen, geistigen oder psychischen Funktionsbeeintrchtigung oder einer Beeintrchtigung der Sinnesfunktionen, die geeignet ist, die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft und/oder am Arbeitsleben zu erschweren. Ein festgestellter Grad der Behinderung ist nicht erforderlich.

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  • AK Infoservice

    Schutz vor Diskriminierung in der Arbeitswelt

    Personenkreis Diese Bestimmungen gelten nicht nur fr begnstigte Behinderte im Sinne des Behinderteneinstellungsgesetzes, sondern fr alle Menschen mit Behinderung.

    Geltungsbereich nDienstverhltnisse aller Art, die auf privatrechtlichem Vertrag beruhen, nZugang zu allen Formen und Ebenen der Berufsberatung, Berufsaus

    bildung, beruflicher Weiterbildung und Umschulung einschlielich der praktischen Berufserfahrung,

    nMitgliedschaft und Mitwirkung zu einer Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberorganisation oder einer Organisation, deren Mitglieder einer bestimmten Berufsgruppe angehren, einschlielich der Leistungen einer solchen Organisation,

    nBedingungen fr den Zugang zu einer selbststndigen Erwerbsttigkeit,

    nffentlich-rechtliche Dienstverhltnisse zum Bund, nAusbildungsverhltnisse aller Art zum Bund, nBeschftigungsverhltnisse nach dem Heimarbeitsgesetz, nBeschftigungsverhltnisse arbeitnehmerhnlicher Personen.

    Fr Dienstverhltnisse land- und forstwirtschaftlicher Arbeiter nach dem Landarbeitsgesetz, arbeitnehmerhnliche Beschftigungsverhltnisse zu einem Land, Gemeindeverband oder einer Gemeinde sowie fr Landeslehrer bestehen Sonderbestimmungen in den Lndern.

    Diskriminierungsverbot Niemand darf aufgrund einer Behinderung unmittelbar oder mittelbar diskriminiert werden, insbesondere nicht a) bei der Begrndung eines Dienstverhltnisses, b) bei der Festsetzung des Entgelts, c) bei der Gewhrung freiwilliger Sozialleistungen, die kein Entgelt dar

    stellen, d) bei Manahmen der Aus- und Weiterbildung und Umschulung, e) beim beruflichen Aufstieg, insbesondere bei Befrderungen und der

    Zuweisung hher entlohnter Verwendungen (Funktionen), f) bei den sonstigen Arbeitsbedingungen, g) bei der Beendigung des Dienstverhltnisses,

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  • AK Infoservice

    h) beim Zugang zur Berufsberatung, Berufsausbildung, beruflichen Weiterbildung und Umschulung auerhalb eines Dienstverhltnisses,

    i) bei der Mitgliedschaft und Mitwirkung in einer Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberorganisation oder einer Organisation, deren Mitglieder einer bestimmten Berufsgruppe angehren, einschlielich der Inanspruchnahme der Leistungen solcher Organisationen,

    j) bei den Bedingungen fr den Zugang zur selbststndigen Erwerbsttigkeit.

    Eine Diskriminierung liegt auch vor, wenn eine Person aufgrund ihres Naheverhltnisses zu einer Person wegen der Behinderung dieser Person diskriminiert wird.

    Betriebliche Einstufungsregelungen, Kollektivvertrge und Mindestlohntarife drfen keine Bestimmungen enthalten, die zu einer Diskriminierung aufgrund einer Behinderung fhren.

    Bei Arbeitspltzen der ffentlichen Verwaltung sind keine Kriterien fr die Beurteilung der Ttigkeit zulssig, die zu einer Diskriminierung fhren.

    Diskriminierungsbegriff a) Unmittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn man in vergleichbarer Si

    tuation eine weniger gnstige Behandlung erfhrt, als sie eine andere Person erfhrt, erfahren hat oder erfahren wrde.

    b) Mittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn anscheinend neutrale Vorschriften, Kriterien oder Verfahren sowie Merkmale gestalteter Lebensbereiche (Barrieren) Menschen mit Behinderungen benachteiligen knnen. Ausnahme: Dies ist durch ein rechtmiges Ziel sachlich gerechtfertigt, angemessen und erforderlich.

    c) Wenn eine Person zur Diskriminierung aus dem Grund einer Behinderung angewiesen wird, liegt ebenfalls Diskriminierung vor.

    Keine Diskriminierung liegt vor, wenn eine Ungleichbehandlung wegen eines Merkmals vorliegt, das im Zusammenhang mit einer Behinderung steht, wenn dieses Merkmal aufgrund der Art einer bestimmten beruflichen Ttigkeit oder der Rahmenbedingungen ihrer Ausbung eine wesentliche und entscheidende berufliche Voraussetzung darstellt, sofern es sich um eine rechtmige und angemessene Anforderung handelt. Wenn die Beseitigung einer Benachteiligung rechtswidrig oder wegen unverhltnismiger Belastungen unzumutbar wre, liegt ebenfalls keine Diskriminierung vor.

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    Bei der Prfung, ob eine Belastung unverhltnismig ist, sind insbesondere zu bercksichtigen: a) der durch die Beseitigung entstehende Aufwand, b) die wirtschaftliche Leistungsfhigkeit des Dienstgebers bzw. des je

    weiligen Rechtstrgers, c) Frderungsmanahmen aus ffentlichen Mitteln fr diese Manah

    men, d) die zwischen dem 1.1.2006 und der behaupteten Diskriminierung ver

    gangene Zeit.

    Wenn eine unverhltnismige Belastung vorliegt, insbesondere bei der Beseitigung von Benachteiligungen im Sinne einer barrierefreien Gestaltung der betrieblichen oder sonstigen Arbeitswelt, liegt eine Diskriminierung vor, wenn trotz zumutbarer Manahmen kein Zustand hergestellt wird, der eine magebliche Verbesserung der Situation im Sinne einer grtmglichen Annherung an eine Gleichbehandlung darstellt.

    Bei einer mittelbaren Diskriminierung durch Barrieren sind das Vorliegen und die Einhaltung einschlgiger und anwendbarer Rechtsvorschriften zu prfen. Barrierefreiheit liegt vor, wenn bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel und technische Gebrauchsgegenstnde, Systeme der Informationsverarbeitung und sonstige gestaltete Lebensbereiche fr Menschen mit Behinderung ohne besondere Erschwernis und grundstzlich ohne fremde Hilfe zugnglich und nutzbar sind. Manahmen zur Frderung der Gleichstellung im Berufsleben, mit denen Benachteiligungen wegen einer Behinderung verhindert oder ausgeglichen werden, gelten nicht als Diskriminierung.

    Belstigung Bei Belstigung liegt Diskriminierung vor, wenn im Zusammenhang mit einer Behinderung fr die betreffende Person unerwnschte, unangebrachte oder anstige Verhaltensweisen gesetzt werden, die bezwecken oder bewirken, dass die Wrde verletzt und ein einschchterndes, feindseliges, entwrdigendes, beleidigendes oder demtigendes Umfeld geschaffen wird. Diskriminierung liegt auch vor, wenn es ein Dienstgeber schuldhaft unterlsst, im Falle einer Belstigung durch Dritte eine aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, Normen kollektiver Rechtsgestaltung oder des Arbeitsvertrages angemessene Abhilfe zu schaffen.

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    Eine Diskriminierung liegt auch bei Anweisung einer Person zur Belstigung vor.

    Schlichtungsverfahren vor dem Bundessozialamt Dieses Schlichtungsverfahren ist beim Bundessozialamt durchzufhren. Zustndig ist die Landesstelle, in der der Dienstgeber seinen Standort hat.

    Das Schlichtungsverfahren beginnt mit der schriftlichen oder mndlichen

    Bekanntgabe des Sachverhalts beim Bundessozialamt.

    Die Diskriminierung aufgrund einer Behinderung muss behauptet werden.

    Das Schlichtungsverfahren endet entweder mit einer Einigung oder der

    Zustellung der Besttigung des Bundessozialamts an die eine Diskriminierung behauptende Person, dass keine gtliche Einigung erzielt werden

    konnte.

    Im Schlichtungsverfahren wird nicht geprft, ob tatschlich eine Diskriminierung aufgrund einer Behinderung vorliegt. Das Bundessozialamt hat

    unter Einbeziehung einer Prfung des Einsatzes mglicher Frderungen

    nach bundes- und landesgesetzlichen Vorschriften zu versuchen, einen

    einvernehmlichen Ausgleich herbeizufhren.

    Der Einsatz von Mediation durch externe Mediatorinnen oder Mediatoren

    ist anzubieten.

    Es gibt keine Verpflichtung zur Teilnahme am Schlichtungsverfahren.

    Im Schlichtungsverfahren trgt der Bund die Kosten fr die Mediation,

    eine allfllige Beiziehung von Sachverstndigen, Dolmetscherinnen und

    Dolmetschern sowie sonstigen Fachleuten entsprechend den (zu erlassenden) Richtlinien.

    Bei Mehrfachdiskriminierungen aus verschiedenen Grnden (nicht nur

    wegen einer Behinderung) sind alle Diskriminierungstatbestnde im

    Schlichtungsverfahren vor dem Bundessozialamt abzuhandeln.

    Verfahren vor dem ordentlichen Gericht Ansprche wegen einer Diskriminierung aufgrund einer Behinderung knnen bei Gericht nur geltend gemacht werden, wenn in der Sache vorher

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    beim Bundessozialamt ein Schlichtungsverfahren durchgefhrt wurde. Ist nicht innerhalb von lngstens drei Monaten, im Falle einer Kndigung oder Entlassung innerhalb von einem Monat ab Einleitung eines solchen Verfahrens, eine gtliche Einigung erzielt worden, ist eine Klage bei einem ordentlichen Gericht zulssig. Dieser Klage ist die Besttigung des Bundessozialamts anzuschlieen, aus der hervorgeht, dass keine gtliche Einigung erzielt werden konnte.

    Fr die Geltendmachung bei Gericht gelten folgende Fristen: a) im Falle einer Ablehnung der Bewerbung oder Befrderung: sechs

    Monate ab der Ablehnung; b) in Fllen einer Anfechtung oder Feststellungsklage bei einer Kndigung

    oder Entlassung, Kndigung oder Entlassung infolge einer Beschwerde wegen einer Diskriminierung (dies gilt auch fr andere Dienstnehmer, die im Verfahren als Auskunftsperson oder Zeugen auftreten oder die eine Beschwerde eines anderen Dienstnehmers untersttzen), bei Beendigung des Probedienstverhltnisses bzw. bei Beendigung des Dienstverhltnisses durch Zeitablauf: 14 Tage ab Zugang;

    c) im Falle einer Geltendmachung von Anspruch auf Ersatz des Vermgensschadens und einer Entschdigung fr erlittene persnliche Beeintrchtigung, ab Zugang der Kndigung, Entlassung oder Auflsung des Probedienstverhltnisses bzw. ab Beendigung des befristeten Dienstverhltnisses durch Zeitablauf: sechs Monate;

    d) im Falle einer Belstigung: ein Jahr; e) in allen anderen Fllen: drei Jahre.

    Die Einleitung des Schlichtungsverfahrens beim Bundessozialamt hemmt die Fristen zur gerichtlichen Geltendmachung. Die Zustellung der Besttigung des Bundessozialamtes an die eine Diskriminierung behauptende Person, dass im Schlichtungsverfahren keine Einigung erzielt werden konnte, beendet diese Fristenhemmung. Im Falle einer Kndigung oder Entlassung steht der betroffenen Person nach Zustellung der Besttigung jedenfalls noch eine Frist von 14 Tagen, in allen anderen Fllen eine solche von drei Monaten fr die Erhebung der Klage offen.

    Bei einer gerichtlichen Geltendmachung der Ansprche besteht ein erhebliches Kostenrisiko.

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    Verfahren vor einer Dienstbehrde Fr die Geltendmachung von Ansprchen von Beamten aufgrund einer Diskriminierung wegen Behinderung gelten o. a. Grundstze. Ein Bescheid einer Dienstbehrde darf erst nach Beendigung des Schlichtungsverfahrens ergehen. Die Dienstbehrde ist verpflichtet, an einer Schlichtung mitzuwirken und dem Bundessozialamt die erforderlichen Ausknfte zu erteilen.

    Beweislast Die von einer Diskriminierung betroffene Person hat vor Gericht eine Diskriminierung oder Belstigung glaubhaft zu machen.

    Dem Beklagten obliegt es zu beweisen, dass ein anderes, von ihm glaubhaft gemachtes Motiv fr die unterschiedliche Behandlung ausschlaggebend war.

    In den Fllen einer Belstigung oder einer Diskriminierung durch Barrieren obliegt es dem Beklagten zu beweisen, dass es bei Abwgung aller Umstnde wahrscheinlicher ist, dass die vom Beklagten glaubhaft gemachten Tatsachen der Wahrheit entsprechen.

    Schutz vor Diskriminierung bei der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft

    Geltungsbereich Verwaltung des Bundes und dessen Ttigkeit als Trger von Privatrechten.

    Rechtsverhltnisse einschlielich deren Anbahnung und Begrndung sowie Inanspruchnahme oder Geltendmachung von Leistungen auerhalb eines Rechtsverhltnisses beim Zugang zu und der Versorgung mit Gtern und Dienstleistungen, die der ffentlichkeit zur Verfgung stehen, sofern dies in die unmittelbare Regelungskompetenz des Bundes fllt (z. B. Konsumentenschutz).

    Personenkreis nPersonen, deren krperliche Funktion, geistige Fhigkeit oder psychi

    sche Verfassung nicht nur vorbergehend von dem fr das Lebensal

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    ter typischen Zustand in einem Ausma abweicht, das geeignet ist, die Teilhabe an der Gesellschaft zu beeintrchtigen.

    nPersonen, die aufgrund der Behinderung eines von ihnen betreuten Kindes, Stief-, Wahl- oder Pflegekindes diskriminiert werden.

    nPersonen, die aufgrund ihres Naheverhltnisses zu einer Person wegen der Behinderung diskriminiert werden.

    nBei Belstigung ist das Diskriminierungsverbot auf Verwandte in gerader Linie, Geschwister sowie Ehe- und Lebenspartner von Menschen mit Behinderung anzuwenden.

    Arten der Diskriminierung a) Unmittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn man in vergleichbarer Si

    tuation eine weniger gnstige Behandlung erfhrt, als sie eine andere Person erfhrt, erfahren hat oder erfahren wrde.

    b) Mittelbare Diskriminierung liegt vor, wenn anscheinend neutrale Vorschriften, Kriterien oder Verfahren sowie Merkmale gestalteter Lebensbereiche (Barrieren) Menschen mit Behinderungen benachteiligen knnen. Ausnahme: Dies ist durch ein rechtmiges Ziel sachlich gerechtfertigt, angemessen und erforderlich.

    c) Bei Belstigung liegt Diskriminierung vor, wenn im Zusammenhang mit einer Behinderung fr die betreffende Person unerwnschte, unangebrachte oder anstige Verhaltensweisen gesetzt werden, die bezwecken oder bewirken, dass die Wrde verletzt und ein einschchterndes, feindseliges, entwrdigendes, beleidigendes oder demtigendes Umfeld geschaffen wird.

    d) Wenn eine Person zur Diskriminierung aus dem Grund einer Behinderung angewiesen wird, liegt ebenfalls Diskriminierung vor.

    Unverhltnismige Belastungen Wenn die Beseitigung von Bedingungen, die eine Benachteiligung begrnden, insbesondere von Barrieren, rechtswidrig oder wegen unverhltnismiger Belastungen unzumutbar wre, liegt keine Diskriminierung vor.

    Dabei sind insbesondere zu bercksichtigen: a) der mit der Beseitigung verbundene Aufwand, b) die wirtschaftliche Leistungsfhigkeit der eine Diskriminierung bestrei

    tenden Partei,

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    c) Frderungsmanahmen aus ffentlichen Mitteln fr die Manahmen d) die zwischen dem 1.1.2006 und der behaupteten Diskriminierung ver

    gangene Zeit, e) die Auswirkung einer Benachteiligung auf die allgemeinen Interessen

    der Gruppe der Menschen mit Behinderung, f) beim Zugang zu Wohnraum der von der betroffenen Person darzule

    gende Bedarf an der Benutzung der betreffenden Wohnung.

    Wenn eine unverhltnismige Belastung vorliegt, liegt aber dann eine Diskriminierung vor, wenn trotz zumutbarer Manahmen kein Zustand hergestellt wird, der eine magebliche Verbesserung der Situation im Sinne einer grtmglichen Annherung an eine Gleichbehandlung darstellt. Bei einer mittelbaren Diskriminierung durch Barrieren sind das Vorliegen und die Einhaltung einschlgiger und anwendbarer Rechtsvorschriften zu prfen. Barrierefreiheit liegt vor, wenn bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel und technische Gebrauchsgegenstnde, Systeme der Informationsverarbeitung und sonstige gestaltete Lebensbereiche Menschen mit Behinderung ohne besondere Erschwernis und grundstzlich ohne fremde Hilfe zugnglich sind.

    Positive Manahmen Spezielle Manahmen zur Herbeifhrung der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Leben der Gesellschaft gelten nicht als Diskriminierung.

    bergangsbestimmungen im Zusammenhang mit Barrieren Hinsichtlich der Beseitigung baulicher Barrieren im Zusammenhang mit Bauwerken, Barrieren im Zusammenhang mit Verkehrsanlagen, Verkehrseinrichtungen, Schienenfahrzeugen und anderen ffentlichen Verkehrsmitteln gelten gestaffelte und an Bedingungen geknpfte bergangsbestimmungen bis zum 31.12.2015, whrend derer keine Rechtsfolgen ausgelst werden. In vom Bund genutzten Gebuden gelten diese bergangsbestimmungen bis 31.12.2019, wenn ein Teiletappenplan fr die Beseitigung der baulichen Barrieren auf der jeweiligen Homepage bis 31.12.2010 kundgemacht wurde.

    Rechtsfolgen bei Verletzung des Diskriminierungsverbotes Bei Diskriminierung besteht jedenfalls Anspruch auf Ersatz des Vermgensschadens und auf eine Entschdigung fr erlittene persnliche Beeintrchtigung.

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    Bei Belstigung besteht jedenfalls Anspruch auf Ersatz des erlittenen Schadens gegenber dem Belstiger. Neben dem Ersatz einer allflligen Vermgenseinbue besteht Anspruch auf angemessenen Schadenersatz zum Ausgleich der erlittenen persnlichen Beeintrchtigung, mindestens jedoch auf 1.000, Euro. Dies gilt auch bei Belstigung, die in Vollziehung der Gesetze erfolgt.

    Bei der Bemessung der Hhe des immateriellen Schadenersatzes ist auf die Dauer der Diskriminierung, die Schwere des Verschuldens, die Erheblichkeit der Beeintrchtigung und Mehrfachdiskriminierungen Bedacht zu nehmen.

    Weder die betroffene Person noch eine andere, die als Zeugin oder Zeuge oder Auskunftsperson in einem Verfahren auftritt oder eine Beschwerde einer betroffenen Person untersttzt, darf als Reaktion auf eine Beschwerde oder die Einleitung eines Verfahrens zur Durchsetzung des Diskriminierungsverbots benachteiligt werden.

    Geltendmachung von Ansprchen Wenn die Diskriminierung in Vollziehung der Gesetze erfolgt ist, knnen Ansprche nach dem Amtshaftungsgesetz geltend gemacht werden. Das Schlichtungsverfahren beim Bundessozialamt ersetzt dabei das Aufforderungsverfahren.

    Sonstige Ansprche knnen bei den ordentlichen Gerichten nur geltend gemacht werden, wenn in der Sache vorher beim Bundessozialamt ein Schlichtungsverfahren durchgefhrt wurde und in diesem nicht lngstens innerhalb von drei Monaten ab Einleitung eine gtliche Einigung erzielt wurde. Der Klage ist eine Besttigung des Bundessozialamts anzuschlieen, dass keine gtliche Einigung erzielt wurde.

    Bei einer gerichtlichen Geltendmachung von Ansprchen besteht ein betrchtliches Kostenrisiko.

    Fr die Geltendmachung eines Anspruchs aus einer Belstigung gilt eine Verjhrungsfrist von sechs Monaten, fr alle anderen Ansprche eine solche von drei Jahren.

    Die Einleitung eines Schlichtungsverfahrens beim Bundessozialamt hemmt alle Fristen.

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    Die Zustellung der Besttigung des Bundessozialamtes an die betroffene Person darber, dass im Schlichtungsverfahren keine Einigung erzielt werden konnte, beendet diese Fristenhemmung. Nach Zustellung der Besttigung steht der betroffenen Person zumindest noch eine Frist von drei Monaten zur gerichtlichen Geltendmachung offen.

    Schlichtungsverfahren vor dem Bundessozialamt Fr das Schlichtungsverfahren gelten die gleichen Bestimmungen, die bereits unter dem Abschnitt Schutz vor Diskriminierung in der Arbeitswelt dargestellt wurden.

    Zustndigkeit bei Mehrfachdiskriminierung Wenn eine Diskriminierung sowohl nach diesem Bundesgesetz als auch aufgrund einer Verletzung des Gebots auf Gleichbehandlung ohne Unterschied der ethnischen Zugehrigkeit in sonstigen Bereichen geltend gemacht wird, sind alle Diskriminierungstatbestnde im Schlichtungsverfahren beim Bundessozialamt abzuhandeln.

    Beweislast Bei Berufung auf eine erlittene Diskriminierung hat die betroffene Person diesen Umstand glaubhaft zu machen.

    Der beklagten Partei obliegt es, auer in Fllen einer Belstigung oder einer Diskriminierung durch Barrieren, zu beweisen, dass es bei Abwgung aller Umstnde wahrscheinlicher ist, dass ein anderes, von ihr glaubhaft gemachtes Motiv fr die unterschiedliche Behandlung ausschlaggebend war.

    Bei Berufung auf eine Belstigung oder eine Diskriminierung aufgrund von Barrieren obliegt es der beklagten Partei zu beweisen, dass es bei Abwgung aller Umstnde wahrscheinlicher ist, dass die von ihr glaubhaft gemachten Tatsachen der Wahrheit entsprechen.

    Verbandsklage Eine Verbandsklage auf Feststellung einer Diskriminierung aufgrund einer Behinderung ist nur in Einzelfllen und nur durch die sterreichische Arbeitsgemeinschaft fr Rehabilitation zulssig, wenn vorher eine entsprechende Empfehlung des Bundesbehindertenbeirats ergangen ist, die zumindest mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen beschlossen wurde.

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    Gebhrenfreiheit Die zur Durchfhrung des Behindertengleichstellungsgesetzes erforderlichen Amtshandlungen, Eingaben und Vollmachten sind von Verwaltungsabgaben befreit.

    BEHINDERTENANWALT

    Aufgaben des Behindertenanwalts Untersttzung und Beratung von Personen, die sich im Sinne des Bundes-Behindertengleichstellungsgesetzes oder des Behinderteneinstellungsgesetzes diskriminiert fhlen. Zu diesem Zweck knnen Sprechstunden und Sprechtage im gesamten Bundesgebiet abgehalten werden. Der Behindertenanwalt ist bei seiner Ttigkeit selbststndig, unabhngig und an keine Weisungen gebunden.

    Der Behindertenanwalt kann Untersuchungen zum Thema der Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen durchfhren, Berichte verffentlichen und Empfehlungen zu allen die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen berhrenden Fragen abgeben. Der Behindertenanwalt hat jhrlich einen Ttigkeitsbericht an den Bundesminister fr Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz zu legen sowie dem Bundesbehindertenbeirat mndlich zu berichten.

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    ARBEITSLOSIGKEIT

    Notstandshilfe Freigrenzenerhhung wegen Behinderung

    Bei der Bemessung der Hhe einer Notstandshilfe aus der Arbeitslosenversicherung ist das Einkommen eines Lebenspartners zum Teil anzurechnen, was die Hhe einer Notstandshilfe verringert bzw. zum vollkommenen Wegfall fhren kann.

    Der Einkommensbestandteil des Lebenspartners, der dabei nicht zu bercksichtigen ist, heit Freigrenze. Diese Freigrenze kann bei Vorliegen einer Behinderung auf Antrag erhht werden und fhrt dadurch zu einer hheren Notstandshilfe bzw. in manchen Fllen berhaupt erst zu einem Anspruch.

    Voraussetzung ist neben einer Antragstellung, dass durch einen nBescheid oder Behindertenpass des Bundessozialamtes, nOpferrentenbescheid des Landeshauptmannes, nBescheid einer gesetzlichen Unfallversicherung oder durch nBescheid einer Gesundheitsbehrde ein Grad der Behinderung bzw. der Minderung der Erwerbsfhigkeit in

    einem Ausma von 50% oder mehr nachgewiesen wird.

    nBei Behinderung von 50% bis 75% ist die Freigrenze monatlich um

    E 40,00 zu erhhen,

    nvon 76% bis 100% ist die Freigrenze monatlich um E 80,00 zu erhhen. nNach Vollendung des 50. Lebensjahres ist die Freigrenze um 50% zu

    erhhen, wenn eine Minderung der Erwerbsfhigkeit bzw. ein Grad der Behinderung von 50% oder mehr nachgewiesen wird.

    nBei nachgewiesenem Bezug einer Invalidittspension oder Berufsunfhigkeitspension ist die Freigrenze um 100% zu erhhen.

    nFr unterhaltsberechtigte Personen, die erhhte Familienbeihilfe beziehen, ist die Freigrenze monatlich um E 45,00 zu erhhen.

    nWenn eine Dit wegen einer Magenkrankheit oder einer sonstigen inneren Erkrankung notwendig ist, ist die Freigrenze monatlich um E 42,00 zu erhhen.

    nWenn eine Dit wegen eines Gallen-, Leber- oder Nierenleidens notwendig ist, ist die Freigrenze monatlich um E 51,00 zu erhhen.

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  • AK Infoservice

    nWenn eine Dit wegen Diabetes, Tuberkulose, Zliakie oder Aids notwendig ist, ist die Freigrenze monatlich um E 70,00 zu erhhen.

    Antragstellung: beim regionalen Arbeitsmarktservice

    Pensionsvorschuss neu ab 1.1.2013

    ACHTUNG: Bei Pensionsantrgen ab 1.1.2013 besteht Anspruch auf Pensionsvorschuss nur noch, wenn ein Gutachten der Pensionsversicherungsanstalt vorliegt, dass Arbeitsfhigkeit nicht mehr besteht.

    Pensionsvorschuss kann grundstzlich weiterhin bezogen werden, wenn bei aufrechtem Dienstverhltnis kein Anspruch auf Entgeltfortzahlung besteht und der Krankengeldanspruch erschpft ist. ABER bei Pensionsantrgen ab 1.1.2013 ist auch in diesem Fall Voraussetzung, dass ein Gutachten der Pensionsversicherungsanstalt vorliegt, dass Arbeitsfhigkeit nicht mehr besteht, bzw. dieses Gutachten so rasch wie mglich erwirkt wird. Praktisch bedeutet das, dass der Pensionsvorschuss fr Antrge auf Invaliditts- bzw. Berufsunfhigkeitspension ab dem 1.1.2013 abgeschafft wurde. Auch wer einen Antrag gestellt hat bzw. ein Gerichtsverfahren ber die Zuerkennung einer Invalidittspension fhrt, kann vom AMS in eine Beschftigung oder eine Kursmanahme vermittelt werden.

    Entscheidend ist das Datum der Antragstellung auf Invaliditts- bzw. Berufsunfhigkeitspension! Davon unabhngig ist das Datum der Antragstellung auf Pensionsvorschuss (Arbeitslosengeld/Notstandshilfe).

    Antragstellung bis 31.12.2012 Pensionsvorschuss steht whrend des gesamten Pensionsverfahrens ohne weitere Voraussetzungen zu!

    Antragstellung ab 1.1.2013 Pensionsvorschuss gibt es nur noch bei Vorliegen eines Gutachtens der PVA ber die Arbeitsunfhigkeit!

    Der Pensionsvorschuss gebhrt nmaximal in Hhe des Arbeitslosengeldes bzw. der Notstandshilfe nmaximal in Hhe der zu erwartenden Pension und nmaximal in Hhe von E 34,93 tglich

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  • AK Infoservice

    Der Bezug von Pensionsvorschuss wird auf die Anspruchsdauer von Arbeitslosengeld bzw. Notstandshilfe angerechnet.

    FRDERUNGEN AM ARBEITSPLATZ

    Lohnfrderungen Allgemeines

    Lohnfrderungen kommen nur in Betracht, wenn ein voll sozialversicherungspflichtiges (ber der Geringfgigkeitsgrenze) Arbeitsverhltnis vorliegt und die arbeits- und sozialrechtlichen Vorschriften eingehalten werden. Auf die Frderung besteht kein Rechtsanspruch. Gebietskrperschaften sind von der Frderung ausgeschlossen. Bemessungsgrundlage fr die Frderung ist das betriebsbliche, im Zweifel das kollektivvertragliche Entgelt ohne Sonderzahlungen, Arbeitgeberbeitrge, berstunden, Zulagen, Diten etc., wobei (regional unterschiedlich) die Entgeltnebenkosten in die Berechnungsgrundlage mit einem Pauschalbetrag von 50. v. H. des Entgelts einbezogen werden knnen.

    Lohnfrderungen im Detail

    Eingliederungsbeihilfe ab 2012 bergang von Bundessozialamt auf AMS Fr nicht in Beschftigung stehende Menschen mit Behinderung kann zur Erlangung eines Arbeitsplatzes eine Eingliederungsbeihilfe als Zuschuss zu den Lohnkosten gewhrt werden.

    Fr Personen, die nach dem Behinderteneinstellungsgesetz oder dem Sozialhilfegesetz als behindert anerkannt sind, kann die Beihilfe max. 36 Monate gewhrt werden.

    Gewhrung: maximal 36 Monate Maximale Hhe der Frderung 66,7% der Bemessungsgrundlage bzw. das Eineinhalbfache des Monatsbruttolohnes (maximal E 6.600, pro Jahr, dies unter der Voraussetzung, dass die Behinderung mindestens 50 % betrgt.

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    Ausgenommen von der Frderung sind das Arbeitsmarktservice, politische Parteien und Clubs politischer Parteien, radikale Vereine sowie der Bund.

    Antragstellung: Die Eingliederungsbeihilfe ist seit 2012 bei der regionalen Geschftsstelle des Arbeitsmarktservice vor Beginn des Dienstverhltnisses zu beantragen.

    Es besteht kein Rechtsanspruch auf diese Frderung.

    Die Frderung ist an ein Beratungsgesprch zwischen Arbeitsmarktservice und ArbeitgeberIn bezglich der zu frdernden Person gebunden. Dies erfordert, dass der/die FrderungswerberIn und die zu frdernde Person vor Beginn der Beschftigung mit dem/der zustndigen BeraterIn der regionalen Geschftsstelle des AMS Kontakt aufnehmen. Vor 2012 bewilligte Integrationsbeihilfen werden vom Bundessozialamt ausbezahlt.

    Entgeltbeihilfe Wenn bei einem begnstigten Behinderten eine wesentliche Leistungsminderung auf seinem Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz besteht, die durch technische Arbeitshilfen nicht ausgeglichen werden kann, besteht fr den Dienstgeber die Mglichkeit, einen Zuschuss zu den Lohn- und Ausbildungskosten zu erhalten.

    Fr die Hhe des Lohnkostenzuschusses ist nicht der Grad der Behinderung, sondern der Grad der Leistungsminderung am konkreten Arbeitsplatz mageblich und glaubhaft zu machen.

    Zuschsse knnen je nach Hhe der Leistungsminderung bis zu 50% der Bemessungsgrundlage gewhrt werden, wobei eine Obergrenze von 700, Euro gilt.

    Dem Bund, den Lndern, dem AMS, den Sozialversicherungstrgern und fr unkndbare Beamte kann kein Zuschuss gewhrt werden.

    Es besteht kein Rechtsanspruch auf diese Frderung.

    Der Antrag ist beim Bundessozialamt einzubringen.

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  • AK Infoservice

    Arbeitsplatzsicherungsbeihilfe Fr beschftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Behinderung, deren Arbeitsplatz gefhrdet ist, kann fr die Zeit der Gefhrdung, maximal aber drei Jahre lang eine Arbeitsplatzsicherungsbeihilfe als Zuschuss zu den Lohnkosten gewhrt werden. Die Gefhrdung des Arbeitsplatzes ist durch den Dienstgeber glaubhaft zu machen.

    Frderungshhe: Bis zu 50% der Bemessungsgrundlage, wobei eine Obergrenze von 700 Euro gilt.

    Dem Bund, den Lndern, dem AMS, den Sozialversicherungstrgern und fr unkndbare Beamte kann kein Zuschuss gewhrt werden. Es besteht kein Rechtsanspruch auf diese Frderung.

    Der Antrag ist beim Bundessozialamt einzubringen.

    Lohnfrderung fr Lehrlinge Fr Lehrlinge mit Behinderung kann unabhngig von der Art des Lehrverhltnisses eine Frderung in Hhe von maximal E 400,00 monatlich gewhrt werden.

    Beginnt das Lehrverhltnis nach Vollendung des 19. Lebensjahres, erhht sich die maximale Frderung auf E 755,00 monatlich.

    Die Leistung kann fr die gesamte Dauer der Lehrzeit gewhrt werden. Frderungen durch andere Trger werden angerechnet.

    Der Antrag ist beim Bundessozialamt einzubringen.

    Lehrstellenfrderung fr Jugendliche mit Behinderung Jugendliche unter 19 Jahren, die auf dem Arbeitsmarkt aufgrund einer Behinderung benachteiligt sind, knnen in Betrieben gefrdert werden.

    Jugendliche mit Behinderung ber 19 Jahren knnen in Betrieben und Ausbildungseinrichtungen gefrdert werden, wenn mindestens ein kollektivvertraglicher Hilfsarbeiterlohn vereinbart ist. Die Frderdauer kann die gesamte Lehrzeit umfassen.

    Die Hhe dieser Frderungen ist regional unterschiedlich.

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    Die Gewhrung dieser Frderungen ist an ein Beratungsgesprch zwischen AMS und Dienstgeber bezglich der zu frdernden Person gebunden. Es ist daher in jedem Fall erforderlich, dass der/die Frderungswerber/in und die zu frdernde Person vor Beginn des Ausbildungsverhltnisses mit der regionalen Geschftsstelle des Arbeitsmarktservice Kontakt aufnehmen.

    Antragstellung: vor Beginn des Ausbildungsverhltnisses beim regionalen Arbeitsmarktservice

    Schaffung von Arbeitspltzen Fr die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungspltzen fr begnstigte Behinderte knnen Zuschsse oder Darlehen an den Arbeitgeber aus dem Ausgleichstaxfonds gewhrt werden. Voraussetzung ist, dass ein neues Beschftigungs- oder Ausbildungsverhltnis fr einen begnstigten Behinderten geschaffen wird oder ein bestehendes ohne Frderungsmanahme enden wrde.

    Der Dienstgeber hat sich in einem angemessenen Verhltnis (ca. 50%) an den Gesamtkosten zu beteiligen; bei behinderungsbedingt notwendigen Zusatzausstattungen fr Arbeitsgerte und Arbeitshilfen sowie fr die behindertengerechte Umgestaltung von Arbeits- und Sanitrrumen ist eine bernahme der Gesamtkosten mglich.

    Es besteht kein Rechtsanspruch auf diese Frderung.

    Der Antrag ist vom Dienstgeber grundstzlich vor Realisierung beim Bundessozialamt einzubringen.

    Behindertengerechte Ausstattung von Arbeitspltzen Zum Ausgleich behinderungsbedingter Leistungseinschrnkungen oder der Optimierung der Leistungsfhigkeit knnen bauliche, technische und ergonomische Adaptierungsmanahmen bei bestehenden Arbeitspltzen gefrdert werden.

    Es besteht kein Rechtsanspruch auf diese Frderung.

    Der Antrag ist grundstzlich vor Realisierung des Vorhabens beim Bundessozialamt einzubringen.

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    Schulungs- und Ausbildungskosten Zur Erlangung eines Arbeitsplatzes knnen behinderungsbedingte Kosten fr externe Schulung und Weiterbildung durch das Bundessozialamt getragen werden.

    Zur Sicherung des Arbeitsplatzes knnen 50% der Kosten fr externe Schulungs- und Weiterbildungsmanahmen getragen werden, auch wenn diese Manahme in keinem Zusammenhang mit der Behinderung steht.

    Wenn eine gehrlose Person zur Absolvierung einer beruflichen Schulungs- oder Weiterbildungsveranstaltung eine Begleitperson oder einen Dolmetscher bentigt, knnen die Kosten dafr auf Antrag vom Bundessozialamt bernommen werden.

    Antragstellung: beim Bundessozialamt

    Ausbildungsbeihilfen Fr behinderungsbedingten Mehraufwand im Rahmen einer Schul- oder Berufsausbildung (z. B. Pflichtschulbesuch im Internat, Lehrausbildung, Vorbereitungslehrgang fr Studienberechtigungsprfung) knnen Ausbildungsbeihilfen bis zum Dreifachen der niedrigsten Ausgleichstaxe pro Monat gewhrt werden.

    Die Beihilfe kann fr ein Schul-, Studien- oder Lehrjahr gewhrt werden. Eine Verlngerung auf den gesamten Ausbildungszeitraum ist mglich.

    Die Frderungshhe bemisst sich nach der Hhe des behinderungsbedingten Mehraufwands und betrgt bis zu E 714,00 monatlich.

    Es besteht kein Rechtsanspruch auf diese Frderung.

    Antragstellung: beim Bundessozialamt

    Mobilittsfrderungen Kosten, die nachweislich mit dem Antritt oder der Ausbung einer Beschftigung zusammenhngen, knnen dem Behinderten oder seinem Arbeitgeber ersetzt werden, wenn sie nicht von anderen Stellen getragen werden.

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    Dazu gehren spezielle Schulungen (Orientierungs- und Mobilittstraining, Training zur Erlangung von Kommunikations- und lebenspraktischen Fhigkeiten) oder auch die Anschaffungskosten eines Blindenfhrhundes zur Erhhung der beruflichen Mobilitt oder auch ein Zuschuss von 50 v. H. zu den Kosten der Erlangung einer Lenkerberechtigung fr all jene begnstigte Behinderte, die zur Erreichung des Arbeitsplatzes einen Pkw bentigen.

    Dolmetschkosten fr qualifizierte Gebrdensprachdolmetscher knnen bernommen werden, wenn diese Frderung der Erlangung oder Sicherung eines Arbeitsplatzes dient bzw. fr berufsbezogene Schulungsmanahmen erforderlich ist.

    Antragstellung: beim Bundessozialamt

    Mobilittszuschuss Begnstigte Behinderte, denen aus behinderungsbedingten Grnden die Bentzung ffentlicher Verkehrsmittel nicht zumutbar ist und die zumindest drei Monate im Antragsjahr erwerbsttig waren, erhalten ber Antrag einen Mobilittszuschuss im Ausma von 580 Euro pro Jahr im Nachhinein. Der Zulassungsschein des zur Fahrt zum Arbeitsplatz benutzten Pkw muss auf den Namen des/der betroffenen begnstigten Behinderten lauten.

    Antragstellung: beim Bundessozialamt

    Hilfen zur wirtschaftlichen Selbststndigkeit Behinderten Personen knnen zur Abgeltung der bei einer Grndung einer selbststndigen Erwerbsttigkeit anfallenden und nachweisbaren Kosten Zuschsse bis zur Hhe von 50% des Aufwandes, hchstens jedoch 23.800 Euro gewhrt werden, wenn die wirtschaftliche Lage der behinderten Person durch die Ausbung einer selbststndigen Erwerbsttigkeit verbessert werden kann, die erforderlichen persnlichen, rechtlichen und fachlichen Voraussetzungen fr die Ausbung der angestrebten Ttigkeit vorliegen und der Lebensunterhalt der behinderten Person und ihrer unterhaltsberechtigten Angehrigen durch die selbststndige Erwerbsttigkeit voraussichtlich auf Dauer im Wesentlichen sichergestellt wird. Wenn die Existenzgrndung nicht drei Jahre besteht, ist der Zuschuss aliquot der Dauer der selbststndigen Erwerbsttigkeit zurckzuzahlen, sofern dies aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht vertretbar ist.

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  • AK Infoservice

    Fr nicht bilanzierungspflichtige Kleinstunternehmer/innen kann fr einen behinderungsbedingten Mehraufwand, der eine wesentliche Belastung bzw. Gefhrdung fr die unternehmerische Ttigkeit darstellt, eine pauschale Frderung gewhrt werden.

    Antragstellung: beim Bundessozialamt

    Vergabe von Tabaktrafiken Bei der Vergabe von Tabakverlagen und Tabaktrafiken haben folgende Personen ein Vorzugsrecht, wenn sie das 65. Lebensjahr noch nicht berschritten haben: nbegnstigte Behinderte, nKriegsopfer und Heeresbeschdigte, die eine Rente nach einer Minde

    rung der Erwerbsfhigkeit von mindestens 50 % beziehen, nOpferbefrsorgte, nWitwen nach Kriegsopfern, Heeresbeschdigten und Opferbefrsorg

    ten, die eine Witwenrente bzw. -beihilfe beziehen. Unter bestimmten Voraussetzungen haben Angehrige ein Nachfolgerecht.

    Die Ausschreibung von Tabakverschleigeschften erfolgt durch die rtliche Monopolverwaltung und wird ffentlich kundgemacht (Zeitungen,

    Anschlagtafeln usw.). Die Vergabe erfolgt durch die Monopolverwaltung

    aufgrund eines Beschlusses der Besetzungskommission.

    Weitere Informationen erteilt das Bundessozialamt. Antrge sind bei der MonopolverwaltungsGmbH, 1090 Wien, Porzellang.

    47, Tel. 01/319 00 30, Fax 01/319 00 30-40 DW einzubringen.

    Frderung von investiven Manahmen zur Verbesserung der Zugnglichkeit von Einrichtungen fr Menschen mit Behinderung Betrieben, gemeinntzigen Einrichtungen und Einrichtungen gesetzlich anerkannter Kirchen und Religionsgesellschaften knnen Frderungen fr die Durchfhrung investiver Manahmen zur Verbesserung der Zugnglichkeit der Betriebe fr Menschen mit Behinderung gewhrt werden.

    Frderungen knnen z. B. gewhrt werden fr nErrichtung einer Rampe, Einbau eines (Treppen-)Liftes, Errichtung von

    Behindertenparkpltzen, Errichtung von Leitsystemen fr Blinde und Schwerbehinderte

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  • AK Infoservice

    nbehindertengerechte Umgestaltung von Arbeits- oder Ausbildungspltzen und Sanitrrumen

    nManahmen, die die Bentzung therapeutischer Vorrichtungen fr Menschen mit Behinderung in Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge ermglichen bzw. erleichtern

    Frderungen drfen grundstzlich nur gewhrt werden, wenn sich der Betrieb, die gemeinntzige Einrichtung bzw. die Einrichtung gesetzlich anerkannter Kirchen und Religionsgesellschaften in einem angemessenen Verhltnis (im Allgemeinen 50%) an den Gesamtkosten beteiligt. Die Hhe der gewhrten Frderung richtet sich nach dem Einzelfall und ist mit E 25.000,00 begrenzt. Fr den gleichen Zweck von anderen Stellen gewhrte Mittel sind zu bercksichtigen.

    Eine Frderung investiver Manahmen bei neu zu errichtenden Bauwerken ist nicht zulssig. Frderungen an Gebietskrperschaften und Krperschaften ffentlichen Rechts mit Ausnahme gesetzlich anerkannter Kirchen und Religionsgesellschaften sind ausgeschlossen. Wenn eine materiellrechtliche Vorschrift die Herstellung von Barrierefreiheit zwingend erfordert, knnen derartige Manahmen nicht gefrdert werden.

    Antragstellung: formlos grundstzlich vor der Realisierung beim Bundessozialamt

    Dachverband Berufliche Integration Hier erhalten Sie Informationen ber Clearing, Berufsausbildungsassistenz, Arbeitsassistenz, Jobcoaching und persnliche Assistenz am Arbeitsplatz: http://www.dabei-austria.at

    Clearing Abklrung beruflicher Entwicklungsmglichkeiten fr Jugendliche

    Clearing soll jugendlichen behinderten Menschen ihre Mglichkeiten in Bezug auf ein knftiges Berufsleben aufzeigen und Entscheidungsgrundlagen fr ein realistisches weiteres Vorgehen fr eine berufliche Integration bereitstellen. Clearing umfasst Beratung, Betreuung, Begleitung und diagnostische Ttigkeiten.

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    http:http://www.dabei-austria.at

  • AK Infoservice

    Die Leistung beinhaltet insbesondere: ndie Erstellung eines Neigungs- und Eignungsprofils, ndie Durchfhrung einer Strken-/Schwchen-Analyse, ndas Feststellen und Umreien eines allflligen Nachschulungsbedarfs, ndas Aufzeigen von beruflichen Perspektiven auf der Grundlage des

    Neigungs- und Eignungsprofils, ndarauf aufbauend die Erstellung eines Karriere-/Entwicklungsplans, ndie Erschlieung des in der Region vorhandenen und in Betracht kom

    menden Qualifizierungs-, Beschftigungs- und Untersttzungsangebots,

    ndie Herstellung von Kontakten zu jenen, die bei der weiteren Integration erforderlich sind,

    ndie Veranlassung und Organisation von Schnupperarbeitspltzen und Praktika, arbeitsmedizinische und arbeitspsychologische Betreuung.

    Die Clearingphase kann im Regelfall fr eine Person hchstens 6 Monate dauern.

    Weitere Ausknfte erteilt das Bundessozialamt.

    Integrative Berufsausbildung Berufsausbildungsassistenz

    Fr Jugendliche, die aufgrund einer Behinderung eine regulre Lehre nicht absolvieren knnen, gibt es zwei Mglichkeiten: nErlernen eines Lehrberufs mit verlngerter Lehrzeitdauer nTeilqualifizierung in einem oder mehreren Lehrberufen (nur Teile des

    Berufs werden erlernt)

    Im Rahmen der gesamten Ausbildung werden die Jugendlichen von einer eigenen Lehrausbildungsassistenz begleitet. Diese erstellt einen Ausbildungsplan, begleitet bis zur Lehrabschlussprfung und hilft bei Konflikten am Arbeitsplatz.

    Die integrative Berufsausbildung kann in Lehrbetrieben stattfinden, aber auch als Manahme durch sogenannte selbststndige Einrichtungen angeboten werden.

    Die Finanzierung erfolgt durch die Landesgeschftsstellen des Arbeitsmarktservice und des Bundessozialamtes.

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  • AK Infoservice

    Weitere Ausknfte erteilen die Landesgeschftsstelle des Arbeitsmarktservice bzw. das Bundessozialamt.

    Qualifizierungs- und Beschftigungsprojekte Die Landesstellen des Bundessozialamtes frdern die Durchfhrung von Qualifizierungsmanahmen, die aufgrund der Behinderung mglich sind und von der Wirtschaft nachgefragt werden. Die Bandbreite reicht von einfacheren Manahmen fr Menschen mit Lernbehinderungen bis hin zu hochqualitativen Ausbildungen etwa fr Menschen mit Sehbehinderung. In der letzten Phase der Ausbildung wird die Erlangung eines Arbeitsplatzes durch die Integrationsbegleitung, eine Manahme der begleitenden Hilfen, untersttzt. Die inhaltliche Dienstleistung ist mit der Arbeitsassistenz vergleichbar.

    Alternativ dazu ist auch die Frderung von Beschftigungsprojekten mglich. Hier werden befristete Dienstverhltnisse gefrdert und begleitend dazu fachliche Qualifikationselemente angeboten, aber auch die Frderung und Entwicklung der persnlichen Kompetenz bearbeitet. Auch hier wird in der letzten Phase der Beschftigungszeit Integrationsbegleitung durchgefhrt. Von den Projekttrgern wird ein Eigenerwirtschaftungsanteil erwartet. Die Beschftigungsprojekte sind mit den vom AMS gefrderten sozialkonomischen Betrieben vergleichbar.

    Job-Coaching Menschen mit Behinderung werden von externem Betreuungspersonal individuell im Unternehmen eingeschult und dadurch eigenes Personal entlastet. Sie werden in die betriebliche Struktur und Kultur eingefhrt, und der Kontakt mit dem anderen Personal wird hergestellt.

    nVor Beginn des Job-Coachings werden Ablufe und Anforderungen am konkreten Arbeitsplatz abgeklrt.

    nDer Mensch mit Behinderung wird durch den Job-Coach eingeschult und bei den konkreten Ttigkeiten angeleitet. Ein kostenloses Einschulpraktikum ist bei Bedarf mglich.

    nDie Dauer der Einschulung von bis zu sechs Monaten wird mit dem Betrieb fr den jeweiligen Einzelfall vereinbart.

    nFr bestehende Dienstverhltnisse, bei denen eine Verbesserung der Leistungsfhigkeit oder eine Umschulung erforderlich ist, wird Job-Coaching ebenfalls angeboten.

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  • AK Infoservice

    Das Job-Coaching ist kostenlos.

    Ausknfte erteilen das Bundessozialamt und der Dachverband Berufliche Integration.

    Arbeitsassistenz fr Behinderte und Betriebe Die Arbeitsassistenz fr Menschen mit Behinderung und Betriebe hat folgende Aufgaben: nBeratung und Hilfe fr die Erlangung und Erhaltung von Arbeitsplt

    zen. nBeratung fr Menschen mit Behinderung, die Probleme beim Einstieg

    in das Erwerbsleben sowie bei der Ausbung der beruflichen Ttigkeit haben.

    nBeratung und Hilfe bei drohendem Arbeitsplatzverlust. nUntersttzung der Betriebe bei Suche und Auswahl geeigneter behin

    derter Arbeitskrfte. nUntersttzung der Betriebe bei Konflikten am Arbeitsplatz. nAbklrung von beruflichen Perspektiven. nBeratung und Information fr Dienstgeber, betriebliche Helfer, Be

    triebsrat und Kollegen/Kolleginnen. nZusammenarbeit mit Einrichtungen, die bei der Erhaltung des Arbeits

    platzes kompetente Hilfe leisten.

    Informationen ber Arbeitsassistenzprojekte erteilt das Bundessozialamt.

    Persnliche Assistenz am Arbeitsplatz Menschen mit schwerer Behinderung verfgen oftmals ber die fachliche und persnliche Eignung zur Ausbung eines Berufes oder zur Absolvierung einer Berufsausbildung bzw. zum Besuch einer hheren Schule oder zur Teilnahme an einer arbeitsmarktpolitischen Manahme.

    Sie bentigen aber aufgrund ihrer Beeintrchtigung eine personale Untersttzung, die im Rahmen der persnlichen Assistenz erbracht wird.

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  • AK Infoservice

    Die Leistungen umfassen vor allem: nBegleitung auf dem Weg zwischen Wohnung und Arbeits- bzw. Ausbil

    dungsstelle nBegleitung bei dienstlichen Verpflichtungen auerhalb des Arbeitsplat

    zes nUntersttzungsttigkeiten manueller Art bei der Dienstverrichtung

    oder whrend der Ausbildungszeit nAssistenz bei der Krperpflege whrend der Dienst- oder Ausbildungs

    zeit nsonstige behinderungsbedingt erforderliche persnliche Assistenz

    leistungen

    Die Organisation und Umsetzung der persnlichen Assistenz erfolgt ber die regional zustndige Assistenz-Servicestelle, Information erteilt das Bundessozialamt.

    Jugendcoaching Jugendcoaching wird seit 1.1.2013 im gesamten Bundesgebiet angeboten. Ziel der Manahme ist es, Jugendliche am Ende der Schulpflicht zu untersttzen, den fr sie individuell abgestimmten Bildungs- und/oder Berufsweg zu finden.

    Zielgruppe der Manahme sind insbesondere auch Jugendliche mit Behinderung oder sonderpdagogischem Frderungsbedarf. Sie knnen diese Manahme bis zum 25. Lebensjahr in Anspruch nehmen.

    Jugendcoaching beinhaltet drei mgliche Stufen: Stufe 1 umfasst eine Erstberatung; Stufe 2 beinhaltet eine detailliertere Beratung zur Berufsorientierung, Untersttzung bei der Entscheidungsfindung und Organisation von Untersttzungsangeboten; Stufe 3 umfasst eine individuelle Begleitung, die maximal ein Jahr dauern sollte.

    Weitere Informationen erteilen das Bundessozialamt und der Dachverband berufliche Integration.

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  • AK Infoservice

    INTEGRATIVE BETRIEBE

    In einem integrativen Betrieb knnen Menschen mit Behinderung eine Beschftigung finden, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt noch nicht oder nicht wieder beschftigt werden knnen.

    Es knnen nur Menschen mit Behinderung beschftigt und qualifiziert werden, die nach einer entsprechenden Arbeitserprobung und dem erforderlichen Arbeitstraining in der Lage sind, mindestens die Hlfte der Arbeitsleistung eines Nichtbehinderten zu erbringen. Wenn sie dazu nicht in der Lage sind, scheidet eine Ttigkeit in einem integrativen Betrieb aus, und es kommt allenfalls eine Beschftigungstherapie infrage.

    Der integrative Betrieb muss es Menschen mit Behinderung ermglichen, seine Leistungsfhigkeit zu entwickeln, zu erhhen oder wiederzugewinnen.

    Durch diese Entwicklung, Erhhung oder Wiedergewinnung der Leistungsfhigkeit soll Menschen mit Behinderung die Eingliederung in einen Arbeitsplatz auf dem freien Arbeitsmarkt allenfalls in einen geschtzten Arbeitsplatz ermglicht werden.

    Der Arbeitsplatz in einem integrativen Betrieb ist nicht als Dauerarbeitsplatz gedacht, soll dem einzelnen Menschen mit Behinderung aber gesichert bleiben, wenn eine Vermittlung auf einen Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft nicht mglich ist.

    Auf die Aufnahme in einen integrativen Betrieb besteht kein Rechtsanspruch.

    Vor der Aufnahme in einen integrativen Betrieb ist ein Team anzuhren, das aus einem Vertreter des Landes, einem Vertreter des Arbeitsmarktservice, einem Vertreter des Bundessozialamtes und dem Leiter des betreffenden integrativen Betriebes besteht.

    Je nach Sachlage sind erforderlichenfalls Vertreter der Sozialversicherungstrger, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer, Experten fr Rehabilitation, rztliche Sachverstndige des Bundessozialamtes, psycholo

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  • AK Infoservice

    gische Sachverstndige des Arbeitsmarktservice sowie Sachverstndige der Arbeitsinspektion, der Landwirtschaftskammer und der Landarbeiterkammer usw. beizuziehen.

    Der/die Geschftsfhrer/in des integrativen Betriebes ist bei der Aufnahme an die Empfehlungen des Beratungsteams gebunden.

    Antragstellung um Aufnahme: beim Bundessozialamt oder der zustndigen Bezirksverwaltungsbehrde

    FRDERUNGEN IM PRIVATBEREICH AUF BUNDESEBENE

    Untersttzungsfonds fr Menschen mit Behinderung

    Anspruchsvoraussetzungen Eine Leistung aus dem Untersttzungsfonds fr Menschen mit Behinderung kann dann in Anspruch genommen werden, wenn keine anderen Frderungsmglichkeiten bestehen und dadurch soziale Hrten beseitigt werden.

    Voraussetzungen sind n sterreichische Staatsbrgerschaft oder stndiger Aufenthalt in ster

    reich n Vorliegen eines konkreten Vorhabens der medizinischen, sozialen oder

    beruflichen Rehabilitation n Grad der Behinderung in der Hhe von mind. 50% n behinderungsbedingter Konnex des konkreten Vorhabens n Einkommensgrenze (E 1.680,00 fr alleinstehende Menschen mit Be

    hinderung; Erhhung fr jeden im gemeinsamen Haushalt lebenden unterhaltsberechtigten Angehrigen/Lebensgefhrten/in um E 380,00, fr jeden behinderten unterhaltsberechtigten Angehrigen/ Lebensgefhrten/in um E 570,00.)

    Frderungsbeispiele Die Kosten fr den behindertengerechten Umbau der Wohnung knnen ganz oder teilweise bernommen werden.

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  • AK Infoservice

    Einmalige Kosten fr einen Rollstuhl, einen Spezialsessel, einen Treppenkuli, einen Therapietisch, den Bau einer Rampe, fr eine Spezialmatratze, fr eine Gehhilfe, einen Badewannenlift, ein Lesegert und anderes mehr knnen ganz oder teilweise bernommen werden. Smtliche Frderungen werden nur dann gewhrt, wenn und soweit keine anderen Frderungsmglichkeiten bestehen und es sich um behinderungsbedingte Aufwendungen handelt. Es besteht jedoch keinerlei Rechtsanspruch. Die maximale Frderhhe betrgt E 5.800,00.

    Antragstellung Antrge auf Gewhrung einer Zuwendung aus dem Untersttzungsfonds fr Menschen mit Behinderung sind beim Bundessozialamt oder beim Bundesministerium fr Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz vorher schriftlich einzubringen, wobei es sinnvoll ist, bereits Kostenvoranschlge beizulegen.

    Die Erledigung der Antrge dauert erfahrungsgem einige Zeit, da durch das Bundessozialamt smtliche infrage kommenden Stellen befragt werden, ob von ihrer Seite im jeweiligen Einzelfall eine Frderung mglich ist.

    Eine Beschleunigung kann allenfalls dadurch erreicht werden, dass bereits durch den Antragsteller entsprechende Untersttzungsansuchen an die jeweilige Bezirksverwaltungsbehrde, die infrage kommenden Sozialversicherungstrger und die Landesgeschftsstelle des Arbeitsmarktservice gerichtet werden.

    Familienhrteausgleich

    Wenn eine unverschuldete finanzielle Notsituation vorliegt, die durch ein besonderes Ereignis wie z. B. Krankheit, Behinderung, Todesfall ausgelst wurde und Familienbeihilfe bezogen wird, kann eine finanzielle berbrckungshilfe zur Beseitigung oder Milderung der Notsituation gewhrt werden.

    Als Arten der Hilfe sind kostenbegnstigte Gelddarlehen, Annuitten-, Zinsen- und Kreditkostenzuschsse sowie sonstige Geldzuwendungen vorgesehen, wobei kein Rechtsanspruch besteht.

    Voraussetzung ist, dass keine andere Mglichkeit zur Beseitigung oder Milderung der Notsituation gegeben ist und dass die sterreichische Staats

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  • AK Infoservice

    brgerschaft vorliegt. An EU-Brger, Flchtlinge und Staatenlose ist eine Hilfe nur eingeschrnkt unter bestimmten Voraussetzungen mglich.

    Antragstellung: formloses Ansuchen an das Bundesministerium fr Wirtschaft, Familie und Jugend, Abteilung II/4 Familienhrteausgleich, Franz-Josefs-Kai 51, 1010 Wien

    Zuwendungen zur Untersttzung pflegender Angehriger

    Nahe Angehrige, die eine pflegebedrftige Person mit einem Anspruch auf Pflegegeld zumindest in Hhe der Stufe 3 seit mindestens einem Jahr berwiegend pflegen, knnen aus dem Untersttzungsfonds fr Menschen mit Behinderung eine Zuwendung erhalten, wenn sie an der Erbringung der Pflege wegen Krankheit, Urlaub oder aus sonstigen wichtigen Grnden verhindert sind und wenn eine soziale Hrte vorliegt.

    Mit dieser Zuwendung soll die Mglichkeit verbessert werden, im Falle einer Verhinderung der Hauptpflegeperson vermehrt professionelle oder private Ersatzpflege in Anspruch zu nehmen, womit ein Beitrag zur Entlastung der Hauptpflegeperson geleistet werden soll.

    Ansuchen sind nach Mglichkeit vor Eintritt der Verhinderung oder in zeitlicher Nhe der Verhinderung beim Bundessozialamt einzubringen.

    Dem Ansuchen sind insbesondere beizuschlieen: nrechtskrftiger Bescheid bzw. rechtskrftiges Urteil ber die Zuerken

    nung eines Pflegegeldes zumindest der Stufe 3 nach dem Bundespflegegeldgesetz,

    nbei Inanspruchnahme professioneller Hilfe ein Nachweis ber die angefallenen Kosten und eine Besttigung, dass der Zuwendungswerber bzw. die Zuwendungswerberin diese Kosten beglichen hat,

    nbei Inanspruchnahme privater Hilfe eine Besttigung darber, dass fr die Zeit der Verhinderung des Zuwendungswerbers bzw. der Zuwendungswerberin die Pflege der pflegebedrftigen Person bernommen wurde,

    nEinkommensnachweise des Zuwendungswerbers bzw. der Zuwendungswerberin und

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  • AK Infoservice

    neine Erklrung des Zuwendungswerbers bzw. der Zuwendungswerberin, dass er bzw. sie die Hauptpflegeperson ist, die Pflege seit mindestens einem Jahr durchgefhrt hat und an der Erbringung der Pflege wegen Krankheit, Urlaub oder aus sonstigen wichtigen Grnden im Ausma von mindestens einer Woche verhindert ist.

    Wenn die pflegebedrftige Person minderjhrig ist, kann die Untersttzung bereits ab Bezug eines Pflegegeldes der Stufe 1 und bei einer Verhinderung der Pflegeperson im Ausma von mindestens vier Tagen gewhrt werden.

    Auch wenn bei der pflegebedrftigen Person eine Demenzerkrankung vorliegt, kann die Untersttzung bereits ab Bezug eines Pflegegeldes der Stufe 1 und bei einer Verhinderung der Pflegeperson im Ausma von mindestens vier Tagen gewhrt werden. In diesem Fall ist das Vorliegen der Demenzerkrankung durch einen Befundbericht neiner neurologischen oder psychiatrischen Fachabteilung eines Kran

    kenhauses oder neiner gerontopsychiatrischen Tagesklinik bzw. Ambulanz oder neines gerontopsychiatrischen Zentrums oder neines Arztes oder einer rztin fr Psychiatrie und oder Neurologie nachzuweisen.

    Das Hchstausma der finanziellen Untersttzung betrgt bei einer Verhinderung von vier Wochen im Kalenderjahr bei Pflegegeld der Stufen 1 3: E 1.200,00, bei Pflegegeld der Stufe 4: E 1.400,00, bei Pflegegeld der Stufe 5: E 1.600,00, bei Pflegegeld der Stufe 6: E 2.000,00, bei Pflegegeld der Stufe 7: E 2.200,00.

    Einkommensgrenzen: Das monatliche Netto-Gesamteinkommen des pflegenden Angehrigen darf folgende Betrge nicht bersteigen. E 2.000, bei Pflegestufe 1 5 E 2.500, bei Pflegestufe 6 7 Die Einkommensgrenze erhht sich je unterhaltsberechtigtem Angehrigen um E 400,, bei unterhaltsberechtigten Angehrigen mit Behinderung um E 600,. Kein anrechenbares Einkommen sind z. B. Familien- und Studienbeihilfen, Sonderzahlungen oder Leistungen nach den Sozialhilfegesetzen der Lnder. Weitere Ausknfte erteilt das Bundessozialamt.

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  • AK Infoservice

    Selbstversicherung in der Pensionsversicherung fr Zeiten der Pflege eines behinderten Kindes

    Personen, die sich der Pflege eines im gemeinsamen Haushalt lebenden behinderten Kindes widmen und deren Arbeitskraft aus diesem Grund gnzlich beansprucht wird, knnen sich bis lngstens zur Vollendung des 40. Lebensjahres des behinderten Kindes in der Pensionsversicherung

    selbst versichern.

    Voraussetzung ist, dass fr das behinderte Kind erhhte Familienbeihilfe

    gewhrt wird und dass sich der Wohnsitz im Inland befindet.

    Die Kosten fr die Selbstversicherung werden vom Familienlastenausgleichsfonds getragen.

    Seit 1.1.2013 besteht die Mglichkeit, rckwirkend hchstens 120 Monate nachzukaufen, die sich auf den Zeitraum zwischen dem 1.1.1998 und dem 31.12.2012 beziehen.

    Antragstellung und weitere Ausknfte bei der Pensionsversicherungsanstalt.

    ACHTUNG: Der Antrag kann seit 1.1.2013 bei Erfllung der Voraussetzungen rckwirkend fr Monate, die zwischen dem 1.1.1988 und dem 31.12.2012 liegen, gestellt werden (hchstens 120 Monate).

    Beitragsfreie Weiterversicherung in der Pensionsversicherung bei Pflege naher Angehriger mit Anspruch auf Pflegegeld ab Stufe 3

    Die Beitrge fr Weiterversicherte in der Pensionsversicherung, die aus der Pflichtversicherung ausgeschieden sind, um eine/n nahe/n Angehrige/n mit einem Anspruch auf Pflegegeld zumindest in der Hhe der Stufe 3 unter gnzlicher Beanspruchung ihrer Arbeitskraft in huslicher Umgebung zu pflegen, werden durch den Bund bezahlt.

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  • AK Infoservice

    Antragstellung: beim Pensionsversicherungstrger unter Bekanntgabe der Pflegettigkeit

    Beitragsfreie Selbstversicherung in der Pensionsversicherung bei Pflege naher Angehriger mit Anspruch auf Pflegegeld ab Stufe 3

    Personen, die eine/n nahe/n Angehrige/n mit einem Anspruch auf Pflegegeld zumindest in der Hhe der Stufe 3 unter erheblicher Beanspruchung ihrer Arbeitskraft in huslicher Umgebung pflegen, knnen sich, solange sie ihren Wohnsitz im Inland haben, in der Pensionsversicherung selbstversichern. Fr jeden Pflegefall kann nur eine Person selbstversichert sein. Die Beitrge werden durch den Bund bezahlt.

    Antragstellung: beim Pensionsversicherungstrger unter Bekanntgabe der Pflegettigkeit

    Beitragsfreie Mitversicherung in der Krankenversicherung bei Pflege naher Angehriger mit Anspruch auf Pflegegeld ab Stufe 3

    Angehrige, die eine Versicherte oder einen Versicherten mit Anspruch auf Pflegegeld ab der Stufe 3 unter berwiegender Beanspruchung ihrer Arbeitskraft nicht erwerbsmig in huslicher Umgebung pflegen, knnen bei dieser Person beitragsfrei in der Krankenversicherung mitversichert sein. Als Angehrige gelten die Ehegattin oder der Ehegatte sowie Personen, die mit der pflegebedrftigen Person in gerader Linie oder bis zum vierten Grad der Seitenlinie verwandt oder verschwgert sind, ferner Wahl-, Stief- und Pflegekinder oder Wahl-, Stief- und Pflegeeltern. Eine mit der pflegebedrftigen Person nicht verwandte Person gilt dann als Angehrige/r, wenn sie seit mindestens zehn Monaten in Hausgemeinschaft lebt und der pflegebedrftigen Person dabei unentgeltlich den Haushalt fhrt und ein/e im gemeinsamen Haushalt lebende/r arbeitsfhige/r Ehegattin bzw. Ehegatte nicht vorhanden ist.

    Weitere Ausknfte erteilt die Krankenversicherung der pflegebedrftigen Person.

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  • AK Infoservice

    SONSTIGE BEGNSTIGUNGEN

    Befreiung von der Rundfunkgebhr, Zuschuss zur Fernsprechgebhr

    Anspruch auf Gebhrenbefreiung haben volljhrige Bezieher von nPflegegeld, nPensionen oder Ruhegenssen, nArbeitslosengeld, Notstandshilfe, Pensionsvorschuss, Weiterbil

    dungsgeld, Altersteilzeitgeld, bergangsgeld nach Altersteilzeit oder bergangsgeld,

    nBeihilfen nach dem Arbeitsmarktfrderungsgesetz, nBeihilfen nach dem Arbeitsmarktservicegesetz, nBeihilfen nach dem Studienfrderungsgesetz, nLeistungen und Untersttzungen aus der Sozialhilfe, der Mindest

    sicherung oder der freien Wohlfahrtspflege oder aus sonstigen ffentlichen Mitteln wegen sozialer Hilfsbedrftigkeit

    sowie gehrlose oder schwer hrbehinderte Personen hinsichtlich der Rundfunkgebhren und der damit verbundenen Abgaben und Entgelte bzw. der Zuschussleistung zum Fernsprechentgelt, sofern die technische Ausgestaltung des Zugangs zum ffentlichen Kommunikationsnetz eine Nutzung fr sie ermglicht.

    Diese Personengruppen haben bei geringem Haushalts-Nettoeinkommen Anspruch auf Befreiung von den Rundfunkgebhren und auf Zuschussleistung zum Fernsprechentgelt.

    Nach Abzug der Miete und auergewhnlicher Belastungen betrgt die Einkommensgrenze bei einem Haushalt nmit einer Person 938,15 nmit zwei Personen 1.406,60 nfr jede weitere im gemeinsamen Haushalt lebende Person 144,75

    Versehrtenrenten und Pflegegeld sind als Einkommen ebenso nicht zu bercksichtigen wie Heeresversorgungsrenten, Kriegsopferrenten, Opferfrsorgerenten, Verbrechensopferrenten und Leistungen aufgrund des Familienlastenausgleichsfondsgesetzes 1967.

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  • AK Infoservice

    Antragstellung und wei