Bewusstsein Und Kommunikation

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    Bewutsein und Kommunikation - Iasl-online - Seite 1

    Oliver JahrausIASL onlineDiskussionsforum Bewutsein und Kommunikation

    Bewutsein und Kommunikation

    Abstract: Die Differenz zwischen Bewutsein und Kommunikation ist einekonstitutive Differenz in der Theoriearchitektur der Systemtheorie. Sie nimmtsubjektphilosophische und kommunikationstheoretische Konzepte auf,radikalisiert sie und bettet sie in eine fundamental vernderte Konzeption ein.Aporien, die die Konzeptionen der Einzelsysteme kennzeichnen, werden durchdie Idee einer strukturellen Kopplung aufgelst, die an die Stelle einerLetztbegrndung einen unhintergehbaren Proze setzt.

    0. Die online-DiskussionUm dieses Diskussionsforum zum Thema Bewutsein und Kommunikation ein-zuleiten und potentielle Beitrger anzusprechen, werde ich im folgenden - kon-zeptionell unbefangen - forsche Thesen formulieren und einige ungewhnlicheKonzeptualisierungsvorschlge machen, um auf diese Weise zu Widerspruch,Gegenvorschlgen und anderen Anstzen zu provozieren, aber auch, um zuErgnzungen, Erweiterungen und Fortsetzungen in einer laufenden Diskussionanzuregen. Und das sind die Rahmenbedingungen dieses Diskussionsforums:(i) Gegenstand der Diskussion: Wer heute von Bewutsein undKommunikation

    spricht, denkt wohl in erster Linie an jenen systemtheoretischen Theoriebau-stein, der diese beiden Phnomene in wechselseitige Relation bringt und derunter dem Namen strukturelle Kopplung firmiert. Strukturelle Kopplungmarkiert heute den Kern der systemtheoretischen Theoriebautechnik, der sichnicht nur bestndig weiterentwickelt, sondern auch zur Weiterentwicklung dergesamten Theoriearchitektur der Systemtheorie beitrgt. Um ihn herumkristallisiert sich ein wesentlicher, innovativer und impulsiver Bereich dersystemtheoretischen Theoriediskussion.Es geht hierbei nicht um ein Fachproblem systemtheoretischer Theoriebau-ingenieure; vielmehr bezeichnet Bewutsein und Kommunikation einen,

    vielleicht den Konvergenzpunkt in der Entwicklung und Diskussion derderzeitigen Theorieavantgarde aus Philosophie und Soziologie, Psychologie und Psychoanalyse, Kommunikationstheorie und Medientheorie und nicht zuletzt Literaturwissenschaft.(ii) Die medialen Bedingungen des Internetknnen und sollen genutzt werden: die Mglichkeit einer schnellen, wenn auch nicht printmedialen Publikation, die Mglichkeit, unmittelbar auf andere Beitrge zu reagieren, sie konstruktiv

    zu kritisieren oder zu modifizieren oder zu erweitern, die Mglichkeit, eigene Konzepte einem Fachforum zur Diskussion - sozusa-

    gen auf den Prfstand - zu stellen,

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    die Mglichkeit, das Konzepthafte der Beitrge gegenber einer printmedia-len Publikation zu belassen (ohne deswegen hinter den Diskussionsstandzurckzufallen) und gerade dadurch zur weiteren Diskussion anzuregen.

    (iii) Einstiegspunkte: Im Ansatz haben wir die Mglichkeiten genutzt, Hy-pertexttextstrukturen zu verwirklichen: Die folgenden Abschnitte bauen zwar

    auch aufeinander auf, sind aber gleichzeitig weitgehend modular aufgebaut. Sosollen die Einzelkomplexe so weit als mglich selbstndig akzentuiert werden,um verschiedene Einstiegspunkte in die Diskussion anzubieten. Dabei sindnicht nur die einzelnen Module untereinander verlinkt, um verschiedeneLesewege, Rck- und Vorgriffe aufzuzeigen, sondern der Beitrag ist selbst mitdem Diskussionsforum Kommunikation verlinkt.Die Module bzw. Komplexe sind: strukturelle Kopplung, subjektphiloso-phische Erbmasse, Bewutsein, Kommunikation, symmetrische Konzep-tualisierung, Sinn undMedium.(iv) Beobachtung als Spielregeln: Die Diskussion kann auf verschiedenen

    Komplexittsniveaus gefhrt werden. Dieses Niveau bestimmt sich nicht nachder Komplexitt des Beschriebenen, sondern der Beschreibung. Das bedeutet:Es geht nicht darum, Bewutsein, Kommunikation usw. als irgendwie empirischfabares Phnomen zu begreifen, evtl. sogar mit einem ontologischen Statuszu versehen und mit einer um so differenzierteren Beobachtung zur Sacheselbst vorzustoen. Die epistemologische Spielregel dieser Diskussion, diezugleich die epistemologische Prmisse jener Theoriebildungen darstelt, aufdie hier abgezielt wird, lautet: Beobachtung richtet sich nicht nach dem Beob-achteten, sondern nach dem Beobachter. Das Beobachtete ist das Produkt derBeobachtung eines Beobachters. Dies als Spielregel zu begreifen beinhaltetdie Mglichkeit, die Beobachtung vielfltig und auf verschiedenen

    Komplexittsniveaus zu justieren. Eine komplexere Beobachtung bedeutet alsonicht eine bessere Beobachtung, die den Gegenstand genauer erfate, einebessere Reprsentation, eine hhere bereinstimmung zwischen Beobachtungund Gegenstand gewhrleistete, sondern eine andere Beobachtung, eine, dieandere Unterschiede im Beobachten einsetzt. Daher ergeht die Aufforderung,Beobachtung spielerisch zu handhaben und die Differenzierung mittels Diffe-renzierung feiner oder grber einzusetzen.(v) Die folgende Abschnitte sollen das Problemfeld umreien, grundlegendeKonzeptualisierungslinien in Erinnerung rufen und das Diskussionsforumabstecken, ohne es einzugrenzen. Sie verbinden eine kleine Bandbreite

    thematischer Einstiegspunkte mit verschiedenen Komplexittsniveaus derBeobachtung. Dies kann nur die Andeutung eines Koordinatennetzes sein, dasdie Beitrger fr sich selbst weiter aufzuspannen und in dem sie ihre eigenePosition finden knnen (nicht mssen). Folgende Module habe ich vorab imSinne eines Diskussionsangebots festgelegt:(1) Zunchst soll das Konzept derstrukturellen Kopplung in Erinnerung ge-

    rufen und akzentuiert werden;(2) in diesem Konzept wird eine Dimension der subjektphilosophischen

    Erbmasse (Habermas) aufgegriffen, wobei deren Aporien durch Prozes-sualisierung entparadoxiert werden;

    (3) insbesondere am Beispiel des Bewutseins ist zu zeigen, wie diese Um-konzeptualisierung mit der Uneinholbarkeit und Unhintergehbarkeit desBewutseins umgeht,

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    (4) insbesondere am Beispiel derKommunikation ist zu zeigen, wie die apo-retische Figur in der strukturellen Kopplung zu einer subjektlosen Prozes-sualisierung fhrt;

    (5) eine kritische Anmerkung von Verhltnis von Konzeption und Empiriezeigt, da Konzeptualisierungen durch ihre Viabilitt besttigt, nicht aber

    durch Rekurs auf ontologische Gegebenheiten verifizierbar sind;(6) damit knnen verschiedene Varianten der Konzeptualisierung ausgetestet

    werden; vor dem Hintergrund symmetrischer und asymmetrischerKonzeptualisierungen wird fr die symmetrische Differenz vonBewutsein und Kommunikation optiert;

    (7) die Radikalitt einer symmetrischen Differenz macht die strukturelleKopplung von Bewutsein und Kommunikation zum Fundament derTheoriearchitektur der Systemtheorie;

    (8) zwei weitere Konzeptualisierungsvorschlge definieren zunchst Sinn alsSupermedium expansiv und sodann Medien restriktiv als Operatoren der

    strukturellen Kopplung;(9) einzelne markante Thesen werden fr den direkteren Zugriff noch einmalherausgestellt;

    (10) eine Literaturauswahlliste nennt einschlgige Titel.

    1. Strukturelle KopplungStrukturelle Kopplung ist mittlerweile zum Lemma einschlgiger Glossare undLexika geworden (Art.: Strukturelle Kopplung. In: Baraldi/Corsi/Esposito: GLU,S.186-189; und Art.: Kopplung. In: Krause: Luhmann-Lexikon, S.124), so daein Grundverstndnis vorausgesetzt werden kann. Ich wiederhole die wichtig-

    sten Konstituenten fr eine strukturelle Kopplung:(1) Strukturell gekoppelt sind Systeme (keine Entitten, Gegenstnde, Zu-

    stnde, Phnomene als solche).(2) Strukturell gekoppelt sind Systeme, die sich selbst prozessieren, also Sy-

    steme, die sich in der Zeit vollziehen und daher ereignisbasiert sind.(3) Strukturell gekoppelt sind Systeme, die sich ausschlielich in ihrer Selbst-

    prozessualisierung auch selbst reproduzieren und somit in diesem Selbst-vollzug operativ geschlossen sind, somit berschneidungsfrei operieren,also autopoietische Systeme.

    (4) Strukturell gekoppelt sind Systeme, die - im Grunde genommen eine tau-

    tologische Formulierung - die Prozessualisierung des anderen Systems un-abdingbar fr ihre eigene Prozessualisierung voraussetzen. In diesemSinne przisiert und radikalisiert das Konzept der strukturellen Kopplungden Begriff der Interpenetration. Wo diese definiert wird als Inanspruch-nahme fremder Komplexitt zum Aufbau eigener Komplexitt in einem Sy-stem, zeigt dieses Konzept, da die Inanspruchnahme selbst wiederumprozessual vonstatten gehen mu.

    (5) Von struktureller Kopplung kann gesprochen werden, wenn ein Beobachterzunchst sieht, wie in einem System Ereignisse im Proze der Selbstre-produktion so produziert werden, da diese im anderen System wiederumjeweils systemspezifisch ko-produziert werden, sodann, da diese Ko-Pro-duktion wiederum im anderen System als Eigenproduktion abluft, undschlielich, da Produktion und Ko-Produktion jeweils wechselseitig aus-

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    tauschbar sind, sofern man das zeitliche Verhltnis der Produktionsverz-gerung umkehrt.

    (6) Strukturelle Kopplung ist, wo sie auftritt, notwendig und konstitutiv. Wo alsostrukturelle Kopplung greift, greift sie notwendigerweise und definiert ebendadurch den Prozecharakter der jeweiligen Systeme. Strukturelle Kopp-

    lung determiniert und konstituiert die strukturell gekoppelten Systeme.Strukturell gekoppelt zu sein ist keine akzidentelle, sondern eine substanti-elle Systemeigenschaft, eine conditio sine qua non. Das bedeutet aberauch: Strukturelle Kopplung kommt entweder zustande, oder aber die Sy-steme, die strukturell gekoppelt sein sollten, sind als solche gar nicht sicht-bar. Strukturelle Kopplung ist niemals potentiell, immer nur aktuell zu ha-ben.

    Auch wenn alle Systeme, die diese Bedingungen erfllen, fr strukturelleKopplung in Frage kommen und damit automatisch als strukturell gekoppelte inErscheinung treten, also beobachtbar sind, so werden theoretisch zunchst

    einmal nur jene drei Systeme interessant, die paradigmatisch Autopoiesis kon-stituieren und realisieren: das organische System (der Krper eines Lebewe-sens), das psychische System (Bewutsein) und das soziale System(Gesellschaft als Kommunikationssystem). So kann man unterstellen, da zwi-schen den drei Systemen jeweils strukturelle Kopplungen in drei Zweierrelatio-nen bestehen. Jedes wre - jeweils gesondert - mit den beiden anderen struk-turell gekoppelt.Doch schon allein aufgrund der unterschiedlichen Autopoiesis-Konzepte, diefr Lebewesen einerseits (so wie dieses Konzept ursprnglich von Varela undMaturana im biologischen Kontext entwickelt wurde) und fr psychische bzw.soziale Systeme andererseits (wie es durch eine deutliche Umdefinition durch

    Luhmann im systemtheoretischen Kontext ausgearbeitet wurde) in Anschlaggebracht werden, kann man erkennen, da diese Trias wiederum in zwei Grup-pen zerfllt. Whrend sich lebende, organische Systeme materiell reproduzie-ren, existieren psychische und soziale Systeme als autopoietische ausschlie-lich als der Proze, in dessen Verlauf sie sich selbst reproduzieren. Whrendalso organische Systeme zwar notwendigerweise strukturell gekoppelt sind,aber dennoch auch ohne die strukturelle Kopplung beobachtet werden knnen,knnen psychisches und soziales System nur als strukturell gekoppelte beob-achtet werden, oder gar nicht.Das lt nun den Schlu zu: Bewutsein und Kommunikation stellen eine aus-

    gezeichnete strukturelle Kopplung dar. So gilt zwar, da es kein Bewutseinund keine Kommunikation ohne Lebewesen gibt, denen Bewutsein und Kom-munikation unterstellt werden kann. Aber dies gilt nicht umgekehrt; die Auto-poiesis von Lebewesen lt sich durchaus ohne Bewutsein und/oder Kommu-nikation denken. Daraus liee sich nun die Frage ableiten, ob denn Bewut-sein und Kommunikation, auch wenn sie faktisch nicht ohne gleichzeitigeKopplung mit Lebewesen beobachtbar sind, nicht doch ohne die Notwendigkeiteiner solchen Kopplung konzipiert werden knnten. In jedem Fall aber sindBewutsein und Kommunikation notwendig, unabdingbar und konstitutiv

    miteinander strukturell gekoppelt!

    2. Die subjektphilosophische Erbmasse: Begrndungskategorien

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    Wer Bewutsein und Kommunikation diskutiert, kommt zwar um den sy-stemtheoretischen Theoriebaustein der strukturellen Kopplung nicht herum.Es gilt aber genauso, auf die begrifflichen Problemtraditionen zu achten, diesich unabhngig einer systemtheoretischen Rekonzeptualisierung mit diesenBegriffen Bewutsein und Kommunikation verbinden. Daraus ergibt sich die

    Frage, inwieweit und auf welche Weise diese Rekonzeptualisierung solcheProblembestnde mit aufgenommen hat. Welchen Beitrag leistet dieseRekonzeptualisierung von Bewutsein und Kommunikation in strukturellerKopplung fr die Beantwortung von Fragen aus der bewutseins- undkommunikationstheoretischen Problemtradition?Lst man also die Klammer der strukturellen Kopplung und betrachtet beideBegriffe in ihrer philosophischen und soziologischen Entwicklungsgeschichte,so tritt dahinter eine andere Klammer zutage, die beide Begriffe doch noch inein Verhltnis setzt, nmlich die des Subjekts.Will man sich nun vergegenwrtigen, in welchen Dimensionen die strukturelle

    Kopplung zu einer Neudefinition jener Begriffe Bewutsein und Kommunikationfhrt, so bietet es sich an, auf die Begrndungsfunktionen undBegrndungszusammenhnge zu achten, die in der Tradition mit den beidenBegriffen jeweils verbunden und jeweils auf das Subjekt bezogen wurden.In diesem Sinne hat auch Habermas die Luhmannsche Systemtheorie zu einerErbin der subjektphilosophischen Erbmasse erklrt (Der philosophische Dis-kurs der Moderne, S.426 ff; Theorie des kommunikativen Handelns, Bd.I, S.518ff.). Habermas skizziert dabei einen Paradigmenwechsel von einem zentrieren-den Subjekt zu einer funktional differenzierten und somit azentrischen Gesell-schaft. Die Nichthintergehbarkeit des Subjekts werde dabei durch die Nichthin-tergehbarkeit der System-Umwelt-Differenzierung abgelst. Da hier allein

    nicht jede beliebige System-Umwelt-Differenzierung in Frage kommen kann,darauf machen u.a. auch Kneer/Nassehi (Verstehen des Verstehens, S.347)aufmerksam, wenn sie von einer Ersetzung des Subjektsbegriffs durch dasKonzept des autopietischen Systems sprechen. Wo also die System-Umwelt-Differenz allein nicht ausreicht, um eine subjektphilosophische Erbmasse an-zutreten, wird deutlich, da durch das Autopoiesis-Konzept eine notwendigeBlickrichtung auf die entsprechenden Systeme, Bewutsein und Kommunika-tion, die jeweils freinander konstitutive Umwelt sind, vorgegeben ist.Betrachtet man die drei Begriffe, Bewutsein, Kommunikation und Sub-jekt(ivitt), so lassen sich verschiedene traditionelle Begrndungshierarchien

    angeben:(1a) Eine erste geht vom Bewutsein als Letzthorizont menschlichen Wissensaus (die idealistische Tradition, fuend insbesondere auf Fichte und Hegel)und sttzt darauf den Subjektbegriff (Ebeling, Henrich, Frank). Diese Be-grndungshierarchie lt sich unter dem Stichwort der Transzendentalphiloso-phie, bzw. der Subjektphilosophie bzw. des Subjekt-Paradigmas (Peter Brger:Das Verschwinden des Subjekts, S.11) erfassen.(1b) Eine spezifische Variante dieser Hierarchie zeigt sich dort, wo man Sub-jektivitt herausgreift und diese wiederum als Begrndungskategorie frKommunikation in Anschlag bringt. Diesem Muster, meist unter vlliger Aus-blendung und stillschweigender Vorausetzung von Bewutsein, folgen Kom-

    munikationstheorien, die Subjekte (oder Personen oder Menschen)voraussetzen, die kommunizieren.

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    (2) Eine andere Begrndungshierarchie wrde Kommunikation oder zumindestSprache als Letztbegrndungsebene bestimmen (wie z.B. in der analytischenSprachphilosophie) und darauf Bewutsein und schlielich Subjektivitt als nursprachlich zugnglich oder auch sprachlich konstituiert sttzen (Tugendhat).Diese wiederum liee sich als Sprachparadigma (Brger) kennzeichnen.

    Betrachtet man nun wieder Bewutsein und Kommunikation in strukturellerKopplung, so zeigt es sich, da die Systemtheorie als Gesellschaftstheorienicht auf ein reines Kommunikationsparadigma festzulegen ist. Zwar verstehtsie sich selbst als Theorie sozialer Systeme und definiert die konstitutiven Er-eignisse sozialer Systeme als Kommunikationen, so da man von einer Identi-fikation von Kommunikation und sozialen System auszugehen hat, dennochreicht Kommunikation allein nicht aus, um als Begrndungskategorie ein Para-digma nach traditionellem Muster abzugeben. Nun knnte man gegenberHabermas sagen, da die Systemtheorie das Paradigma des Subjekts (bzw.des Bewutseins), wenn schon nicht durch das Kommunikationsparadigma, so

    doch durch das Paradigma der strukturellen Kopplung ersetzt, doch gilt es da-bei zu bedenken, da die in der Rede vom Paradigma implizierten Begrn-dungsfunktionen aufgehoben werden. An die Stelle der idealistischen Begrn-dungshierarchie tritt die prozessuale und heterarchische Autokonstitution vonBewutsein und Kommunikation.

    3. BewutseinUm dies deutlich zu machen, ist es notwendig, auch einen Blick auf die Einzel-begriffe zu werfen. Dabei fhrt die Systemtheorie in der strukturellen Kopplungnicht nur zwei Modelltraditionen zusammen, sie fhrt sie auch sehr unter-schiedlich zusammen. Whrend nmlich der Kommunikationsbegriff eine radi-

    kale Umdeutung erfhrt (subjektlose Kommunikation), zeigt es sich auf seitendes Bewutseins, da wesentliche Konstituenten einer idealistischen Vorstel-lung des Bewutseins aus Transzendental- oder Subjektphilosophie in die Sy-stemtheorie bernommen wurden (auch wenn dies nirgends explizit nachge-zeichnet wurde; vgl. Luhmann: Die Autopoiesis des Bewutseins).Dabei ist gerade das transzendentalphilosophische Paradigma als Begrn-dungsunternehmen aufgetreten, um ber Bewutsein so etwas wie ein Subjekt,ein Ich oder ein Individuum zu rechtfertigen. Die Geschichte der entspre-chenden Bewutseinsmodelle zeigt jedoch nicht nur, da diese Anstze letzt-endlich gescheitert sind und nichts anderes als die Aporien dieser Denkbewe-

    gungen zutage gefrdert haben (Dsing: Selbstbewutseinsmodelle), sie offen-bart auch die entscheidenden Konstituenten, die das Modell dem Bewutseinunterstellt, da die Begrndungsfunktion immer unmittelbar mit der jeweiligenModellierung verbunden ist.(1) Einerseits ist Bewutsein unhintergehbar. Es lt sich schlechterdingsnichts annehmen, was nicht schon durch die Annahme allein zum Gegenstanddes Bewutseins geworden wre. Ob man dies nun in der Kantischen Formelvom Ich denke, das alle Vorstellungen begleiten knnen mu, oder in dermathematischen Formel von Danto fat, wonach das Bewutsein von etwasimmer zugleich das Etwas des Bewutseins ist (F(b)=b(F)) (Arthur C. Danto:Sartre, S.75), in jedem Fall ist das Bewutsein unabdingbar mitinvolviert. Fr

    das Bewutsein selbst ist es gleichermaen unmglich, an jenen imaginrenUrsprungspunkt zurckzugehen, an dem dieses Etwas noch ohne Bewutsein

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    existierte, weil dieser Rckgang, wenn er denn unternommen wird, eine Be-wutseinsoperation ist, die Bewutsein dort plaziert, wo gerade angenommenwurde, da (noch) kein Bewutsein sei. Bewutsein kann sich nicht ohneBewutsein vorstellen, weil die Vorstellung selbst Bewutsein ist.(2) Andererseits ist Bewutseins uneinholbar. Von Peter Fuchs wurde dieses

    Theorem der Uneinholbarkeit unter den weiter gespannten Begriff der Uner-reichbarkeit gefat. Unerreichbarkeit meint zunchst, da es fr einBewutsein keinen unmittelbaren Zugang zu einem anderen Bewutsein gibt.Dieses Theorem mu aber in zweifacher Weise radikaler gefat werden.(a) Erstens hat Peter Fuchs das Theorem der Unerreichbarkeit auch auf dieGesellschaft selbst angewandt (Die Erreichbarkeit der Gesellschaft): Die Ge-sellschaft als solche ist unerreichbar, weil jede Operation, die dies versucht,selbst eine gesellschaftliche Operation ist. Damit wiederholt sich die Beobach-tungskonstitution, wonach ein Beobachter alles beobachten kann, nur seineigenes Beobachten nicht; immer gibt es eine Lcke im Beobachteten, wie total

    auch immer man den Beobachtungshorizont aufspannen mag.Rckbertragen auf das Bewutsein bedeutet dies, da ein Bewutsein nichtnur fr andere Bewutseine (und umgekehrt) unerreichbar ist, sondern auch frsich selbst (Intransparenz des Bewutseins). Fr ein denkendes Bewutseinist dies kein Problem, sondern eine Prozeeigenschaft, die gerade dieVoraussetzung fr das Prozessieren des Bewutseins darstellt. Nur in demFall, wo das Bewutsein versucht, sich seiner selbst bewut zu werden, alsoSelbstbewutsein zu instatiieren, fhrt diese Bewegung zurSelbstaporetisierung. Das Bewutsein kann nicht Gegenstand und Proze zu-gleich sein. Hat sich Bewutsein selbst als Gegenstand erfat, ist sein eigenerProze um ein weiteres Phasenmoment in der Zeit vorgerckt. Der Wettlauf

    von Hase und Igel kann insofern als Metapher dienen, weil er die Idee derVersptung anschaulich macht. Bewutsein, das sich selbst zu fassen sucht,kommt immer zu spt zu sich selbst.(b) Zum zweiten gilt es, diese Unerreichbarkeit insofern zu radikalisieren, alsman die negativ konnotierte Begrifflichkeit einer Defizienzerfahrung des zuspt und der Unerreichbarkeit des (Selbst-)Bewutseins relativiert und stattdessen zu erkennen versucht, wie gerade diese Unaufhebbarkeit der Differenzvon Proze und Gegenstand zur Konstitutionsbedingung von Bewutseinschlechthin wird. Diese Differenz ist die Disposition zur prozessualenReproduktion von Bewutsein, weil jeder Proze (Denken) dem Gegenstand

    (Gedachtes) vorausgeht, bevor es selbst zum Gegenstand werden kann. Immerneue Gegenstnde fat das Bewutsein, whrend sich immer neueProzemomente aneinanderreihen.Allerdings ist dieses Bewutseinsmodell als Selbstbewutseinsmodell apore-tisch, weil es zur unaufhebbaren Paradoxie der Identifikation des Nicht-Identifi-zierbaren, des schlechterdings Differenten fhrt. Mit Bezug auf Fichte habendies eingehend Dieter Henrich und Manfred Frank am Beispiel des Reflexions-modells des Bewutsein diskutiert. Dieses Modell bestimmt die Differenz zwi-schen beiden Ebenen als Reflexion und die Identifikation von Proze und Ge-genstand als reflexive Rckwendung des Bewutseins auf sich selbst (sichselbst denken). Insbesondere Frank schlgt statt dessen ein irreflexives Be-

    wutseinsmodell vor, bei dem jedoch dann nicht mehr deutlich werden kann,wie unterschiedliche Prozeebenen, die fr eine Selbstreproduktion als unab-

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    dingbar angenommen werden mssen, noch ins Verhltnis gesetzt werdenknnen (Frank: Selbstbewutseinstheorien; Dsing: Selbstbewutseins-modelle). Der Ausweg, den Vollzug von Bewutsein selbst als ineffabile zubegreifen, kann nicht befriedigen. Denn die Frage, wie Bewutsein sich voll-zieht, bleibt damit kategorisch unbeantwortet.

    Gegenber Dsing gilt es jedoch hervorzuheben, da das Reflexionsmodellnicht aufgrund einer immanenten Konzeptualisierung in Aporien mndet, son-dern da das Reflexionsmodell quasi exemplarisch steht fr jegliche Modellbil-dung ber das Bewutsein, insbesondere wenn man sich vor Augen hlt, daModellbildung nichts anderes als wiederum Bewutseinsvollzug und somitselbst einem Muster der Identifikation des schlechterdings Differenten folgt.Nicht das Reflexionsmodell, sondern die Modellbildung ber das Bewutseinist aporetisch, weil sie in Paradoxien mndet, nmlich Bewutsein gleichzeitigals Proze zu vollziehen und als Gegenstand zu behandeln.Damit ist eine insgesamt paradoxale Situation gegeben: Entweder man nimmt

    den Bewutseinsvollzug als nicht mehr hinterfragbare Tatsache an, die selbst-evident ist, weil ja bereits fr eine solche Frage ein sich vollziehendes Bewut-sein vorausgesetzt sein mu, oder aber man betrachtet die Differenz derProzeebenen als Konstituente, kann dann aber nicht mehr erklren, warumsich Bewutsein berhaupt noch vollzieht. Die Selbstvergegenwrtigung desBewutseins mte eigentlich zu seiner Selbstblockade fhren, obschon siedoch auch ein Moment des Selbstvollzugs, der Selbstreproduktion ist.Bis zu diesem Punkt lt sich Bewutsein vollstndig als System systemtheo-retisch rekonzeptualisieren. Die spezifischen Momente knnen dabei nahtlosim Autopoiesis- und Beobachter-Konzept aufgefangen werden. Bewutsein alsautopoietisches System (siehe nochmals Luhmann: Die Autopoiesis des Be-

    wutseins) und als Beobachter par excellence zu konzeptualisieren bedeutet,die Konstituenten von Unhintergehbarkeit und Uneinholbarkeit(Unerreichbarkeit) so reformulieren, da dadurch weitergehende Konzeptuali-sierungen anschliebar sind. Wenn also erst einmal der status quo der Be-wutseinsmodellierung systemisch reformuliert wurde, dann wird es mglich,die Aporien, die aus den in der Bewutseinsmodellierung auftretenden Para-doxien resultieren, zu umgehen.Die strukturelle Kopplung ist jenes Theorieelement, mit dessen Hilfe die Apo-rien produktiv und instruktiv umfunktionalisiert werden knnen, weil sie einzweites System mit ins Spiel bringt, das wesentliche Funktionen erfllt.

    (1) Dieses zweite System ist verantwortlich, da die Dynamik derphasenweisen, also ereignisbasierten Umkonstellierung von Momenten ausden beiden differenten Prozeebenen immer wieder neu angestoen wird.(2) Diese Funktion kann es aber nur deswegen bernehmen, weil im umge-kehrten Fall das Bewutsein gerade in seiner durch Differenz konstituiertenAutopoiesis dieselbe Funktion fr eben dieses System erfllt.Dieses System ist ausschlielich Kommunikation.

    4. KommunikationDer Grund, warum Kommunikation nicht hnlich nahtlos als System wie Be-wutsein (aus der subjektphilosophische Erbmasse) rekonzeptualisiert

    werden kann, lt sich auf die vernderte Position in der Begrn-dungshierarchie zurckfhren. Whrend Bewutsein eine Letztbegrn-

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    dungsebene darstellt, ist Kommunikation selbst das durch Bewutsein berdas Subjekt Begrndete. Bewutsein mu daher immer schon mit dem konsti-tutiv unlsbaren Problem der Selbsteinholung und Selbsthintergehbarkeit ge-dacht werden, wohingegen Kommunikation - jedenfalls in den meisten traditio-nellen Modellen - erst auf einer Ebene konzeptualisiert wird, die ein begrnde-

    tes und begrndendes Subjekt, das kommuniziert, voraussetzt.Will man vor diesem Hintergrund das entscheidende Moment der Umkonzep-tualisierung auf den Punkt bringen, so kann man sagen, da sich das sy-stemtheoretische Kommunikationskonzept gegenber traditionellen Kommuni-kationsmodellen durch eine radikal vernderte Frage der Begrndung aus-zeichnet. Und diese Frage der Begrndung spitzt sich im Subjekt zu. Schonallein, weil Systemtheorie Bewutsein und Kommunikation in ein gleichrangi-ges Verhltnis setzen mu - denn anders ist strukturelle Kopplung mit ihrenwechselseitigen Konstitutionsfunktionen nicht zu denken -, kann sie eineasymmetrische bzw. unidirektionale Begrndungshierarchie nicht aufrechter-

    halten. Wenn nun aber Bewutsein und insbesondere das durch (Selbst-)Bewutsein konstituierte Subjekt als Begrndungsebene fr Kommunikationnicht zur Verfgung steht und damit das Modell einer externen Begrndungohnehin hinfllig wird, kann sich Kommunikation nur noch selbst begrnden,d.h., sie kann nur subjektlos modelliert werden (siehe hierzu Nina Ort:Diskussionsforum Kommunikation). Die subjektlose Selbstbegrndung vonKommunikation verndert den Begrndungscharakter und heit im Grunde

    genommen nichts anderes als Selbstprozessualisierung von Kommunikation.In dieser Ausgangslage erscheint es stringent und zwingend, Kommunikationgleichermaen als System zu konzeptualisieren, das sich selbst reproduziert,also mithin als ein autopoietisches System mit exemplarischer

    Beobachtungsfunktion. Jene Konstituenten, die man fr ein System instruktureller Kopplung in Anschlag bringen mu, decken sich vollstndig mitjenen Konstituenten, die man fr Kommunikation in Anschlag bringen mu,sofern man sie subjektlos konzipiert. Subjektlose Kommunikation und Kommu-nikation in struktureller Kopplung sind konzeptionell deckungsgleich.

    Gegenber einem Alltagsverstndis von Kommunikation ist hier einAbstraktionsniveau erreicht, das eine kontraintuitive Zumutung darstellt. Daherist es um so notwendiger, sich die Konzeptionsebenen zu vergegenwrtigen.Die Provokation von Luhmanns Diktum, da nur die Kommunikation, nichtjedoch die Menschen kommunizieren (Luhmann: Wie ist Bewutsein an

    Kommunikation beteiligt?, S.884), verschwindet weitgehend, wenn manKonzeptionsebene und Zurechnungsebene strikt voneinander trennt.Die Frage, wer denn kommuniziere, der Mensch oder die Kommunikation, ltsich nur mit einem Jenachdem beantworten. Auf der Konzeptionsebene kom-muniziert nur Kommunikation, weil ein Mensch als relevante Instanz auf dieserEbene gar nicht vorkommt. Sie ist die Prozeebene, auf der nur solche Mo-mente greifbar werden, die konstitutiv fr den Proze sind. In dieser vorgeleg-ten Konzeption gehrt der Mensch nicht dazu. Es gibt indessen Ansatzpunkte,von denen aus der berstieg zu einer Ebene, auf der durchaus von menschli-cher Kommunikation gesprochen werden kann, mglich ist, und der ber Zu-rechnung bewerkstelligt wird. Auch hier sei an Luhmanns Verhltnisbestim-

    mung von Kommunikation und Handlung erinnert, in der er darstellt, da einKommunikationssystem sich selbst im Zuge seiner Selbstsimplifikation als

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    Handlungssystem ausflaggt (Luhmann: Soziale Systeme, Kap.4, bes. S.226).Kommunikation wird als Handlung auf Subjekte zugerechnet, die im engerenKommunikationskontext als Alter Ego und Ego auftreten und im weiteren All-tagsverstndnis auch mit dem Begriff des Menschen belegt werden knnen.Mensch oder Subjekt, so verstanden, sind Zurechnungs- und keine

    Begrndungskategorien. So knnen Kommunikation und Mensch gar nicht inein theoriebautechnisches Konkurrenzverhltnis kommen, weil beide Begriffeauf vllig unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sind.Wenn man also fr eine Konzeption wirbt, die entweder den Menschen(S.J.Schmidt) oder die Kommunikation (Luhmann) als Instanz der Kommunika-tion whlt, so geht ein Argument, das sich auf empirische Evidenz sttzt, insLeere. Ob Mensch oder Kommunikation, ist keine Frage der Empirie, sondernder Theoriearchitektur. Diese Entscheidung kann frei getroffen werden undunterliegt nur den Kriterien der konzeptionsinternen Anschliebarkeit.Das bislang elaborierteste Modell einer subjektlosen Kommunikation hat Peter

    Fuchs auf der Basis der Luhmannschen Kommunikationstheorie entwickelt(Moderne Kommunikation). Die Subjektlosigkeit bedingt einen ganz bestimmtenProzetypus, d.h. eine spezifische Form, in der kommunikative Ereignisse zueinem prozessierenden System verbunden werden. Peter Fuchs nennt diesesModell die Dreizgigkeit von Kommunikation (Fuchs: ModerneKommunikation; auf der Basis von W. L. Schneider: Die Beobachtung vonKommunikation). Demnach wird ein kommunikatives Ereignis nicht durch sichselbst zu einem Ereignis, sondern durch ein Folgeereignis. ProzessualeEreignisse sind prinzipiell durch ihre Differentialitt gekennzeichnet. Man mualso zumindest ein weiteres Ereignis annehmen. Der Unterschied vonInformation und Mitteilung (siehe hierzu Luhmann: Soziale Systeme, Kap.4,

    S.191 ff.), der bereits im ersten Ereignis - wenn auch aufgrund seinerDifferentialitt nur als Disposition - angelegt ist, wird erst im Folgeereignisaktualisiert. Subjektlose Kommunikation heit, da kein Ereignis eine Differenzzwischen Information und Mitteilung ist, sondern da erst ein Folgeereignisdiese Differenzierung bernimmt. Da jedoch das Folgeereignis sich auf einvorhergehendes Ereignis bezieht, kann erst wiederum durch ein drittesEreignis bestimmt werden. Das Folgeereignis aktualisiert im Blick auf dasvorangegangene Ereignis die Differenz von Information und Mitteilung so, daein weiteres Ereignis das mittlere als bestimmten Anschlu versteht. (PeterFuchs: Moderne Kommunikation, S.31)

    Diese Dreizgigkeit der Kommunikation stellt ein Moment dar, das sich phasen-weise in der Kommunikation mit dem Kommunikationsproze verschiebt.Hieran zeigt sich die konstitutive Dimension der Zeit: Das Phasenmomentverschiebt sich immer um ein Ereignis, so da jedes Ereignis im Durchlaufeinmal jede Stelle im Prozeschema einnimmt. Ein erstes Ereignis wird zueinem zweiten, dieses zu einem dritten und wieder von vorn usw. Immer wirdzwischen Information und Mitteilung unterschieden, und immer wird dies alsbestimmter Anschlu ausgewiesen.Was also kommunikativ als Information und was als Mitteilung behandelt wird,lt sich im Kommunikationslauf variieren; das heit, Kommunikation besitztauf operativer Ebene die Mglichkeit, das Verstehen zu steuern, indem es

    Anschlumglichkeit an die Unterscheidung von Information und Mitteilungverschiebt. Fuchs nennt diese operative Mglichkeit Displacement: Das

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    Verschieben oder Ver-rcken, das wir Displacement nennen, nimmt seinenAusgang im Verstehen, im Beobachten mithin der Unterscheidung von Infor-mation und Mitteilung an einem Vorereignis. (S.154) Das Displacement hebt erzur Verdeutlichung von einem Normalarrangement ab und unterscheidetzwischen drei konkreten Formen des operativen Displacements: Wird die Mit-

    teilung als Information behandelt, spricht Fuchs von einer romantischen Kom-munikation (Fuchs, 102); wird hingegen die Informationsseite prmiert(Fuchs, 132), handelt es sich um eine aufklrerische Kommunikation; wird we-der Information als Information noch Mitteilung als Mitteilung behandelt, ergibtsich eine nebulose Kommunikation (S.145).Entscheidend ist zu sehen, da die Mglichkeit eines operativen Displace-ments an die Differentialitt der Kommunikation gebunden ist - eine Differen-tialitt brigens, die strukturgleich mit der Differentialitt des Bewutseins ge-dacht werden mu, da ansonsten weder strukturelle Kopplungen zwischen denbeiden Systemtypen noch das Re-entry dieses Unterschiedes auf beiden

    Seiten mglich wren.5. Konzeption und EmpirieDie Grnde, die fr die subjektlose Konzeption einer (sich selbst) kommunizie-renden Kommunikation sprechen, werden durch die strukturelle Kopplungvorgegeben. Eine subjektgesttze Kommunikation wre nicht mehr in derWeise als System zu konzipieren, fr das eine strukturelle Kopplung ange-nommen werden knnte.Damit wird aber die Frage der Beobachtung, d.h. Konzeptualisierung virulent.An diesem Punkt soll nun mit der epistemologischen Spielregel (online-Dis-kussion) Ernst gemacht werden. Das beinhaltet umgekehrt auch ein Verbot:

    Denn eine letztlich konstruktivistisch orientierte Theorieanlage verbietet es vonselbst, Begriffe wie Bewutsein oder Kommunikation ber eine empirische Ab-straktion einzufhren, weil dies zur unberbrckbaren Bruchstelle zwischenKonzeption und Empirie fhrt. Beachtet man statt dessen eine konzeptionelleGleichwertigkeit von Konzeption und Empirie, zeigt es sich, da auch die Empi-rie wiederum eine Konzeption im Rahmen einer umfassenderen Konzeptiondarstellt und keinen irgendwie ber Evidenzkriterien begrndbaren Sondersta-tus beanspruchen kann. Die empirische Applikation und Applizierbarkeit isteine konzeptionsinterne Frage, sie richtet sich allein danach, wie - in kon-struktivistischen Worten - viabel eine Konzeption ist. Die Viabilitt bestimmt

    sich nicht nach vorgegebenen, quasi ontologischen Wegen, sondern ist selbstkonzeptionsgeleitet. Pat die Konzeption zu den Wegen, die man - konzepti-onsgeleitet - gehen will, so gilt es nur noch auf die interne Stringenz der Kon-zeption selbst zu achten.In jedem Fall aber gilt es, eine Vermengung konzeptioneller und empirischerArgumente zu vermeiden. Zwar mag der Eindruck entstehen, solche konzeptio-nellen Architekturen realisieren sich ohne jede Absttzung in der Empirie. So-fern man Empirie als unmittelbare Verfikationsinstanz ansieht, stimmt dieserEindruck. In einem solchen Fall wrde man unkontrolliert Konstituenten desBewutseins als intuitiv zugngliche Wesenheiten ausgeben, ohne zu erken-nen, da auch sie dem Bewutsein nur (kommunikativ!) zugesprochen sind. Esgibt keinen bewutseins- und kommunikationsunabhngigen Beobachter von

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    Bewutsein und Kommunikation, Bewutsein und Kommunikation werden im-mer bewut und kommunikativ beobachtet.

    Das bedeutet fr unsere Diskussion, da man sich vor Aussagen mit einer un-reflektierten Ontologie hten mu, wie sie nur einem unabhngigen Beobach-ter zugerechnet werden knnen. Es bedeutet aber auch, da man eine weit

    gespannte konzeptionelle Freiheit besitzt, und da man schlielich die Be-grenzung, die Limitation des konzeptionellen Auflse- undRekombinationsvermgens aus sich selbst heraus gewinnen mu.

    6. Symmetrie und Asymmetrie in der strukturellen KopplungZu den wichtigsten konzeptionellen Fragen gehrt die Bestimmung, in welchemMa die strukturelle Kopplung die Konzeptualisierung von Bewutsein undKommunikation determiniert. In jedem Fall erfordert die Stringenz der struktu-rellen Kopplung auf Seiten derKommunikation eine subjektlose Konzeption,wo sie auf der anderen Seite gerade jenen Traditionsstrang der

    Bewutseinstheorie bernimmt, der in der Begrndung von Subjektivitt zuAporien gefhrt hat, nmlich die Konstituenten der Unhintergehbarkeit,Uneinholbarkeit bzw. Intransparenz und Unerreichbarkeit. So lt sich dieseFrage nach dem Verhltnis einer eher symmetriedominierten oderasymmetriedominierten Konzeption zuspitzen. Meine Option geht eindeutig indie Richtung einer Symmetrie von Bewutsein und Kommunikation nachMagabe der strukturellen Kopplung (anders als Luhmanns Ausfhrungen;siehe: Die Gesellschaft der Gesellschaft, S.115 f.).Auch hier sei vor Kurzschlssen gewarnt: Bewutsein und Kommunikationsymmetrisch zu konzeptualisieren bedeutet nicht, beide zu identifizieren.Symmetrie entsteht berhaupt nur hinsichtlich der notwendigen Kopplungsei-

    genschaften, so da umgekehrt Symmetrie wiederum als Voraussetzung, alsBedingung der Mglichkeit fr strukturelle Kopplungangesehen wird.Nun sind natrlich Bewutsein und Kommunikation keine absolut symmetri-schen Systeme. Dennoch ist es symptomatisch, da sowohl Bewutsein alsauch Gesellschaft (Kommunikation) sich durch ihre Unerreichbarkeitauszeichnen (Peter Fuchs: Die Erreichbarkeit der Gesellschaft; DasUnbewute in Psychoanalyse und Systemtheorie). Auf der anderen Seiteerlaubt es die Symmetrisierung geradezu, spezifische Systemeigenschaften zukonturieren. Die Symmetrisierung kann zeigen, wie eben dadurchasymmetrische bzw. prinzipiell nicht-symmetrisierbare Systemeigenschaften

    wechselseitig funktionalisiert werden, insbesondere (a) was dieWahrnehmungsfhigkeit von Bewutsein, die (b) Singularitt der Bewutseinegegenber der Universalitt der Kommunikation und (c) die Operations-geschwindigkeiten beider Systemtypen angeht.Kommunikation ist eben in anderer Art unerreichbar als Bewutsein und kanndaher die Unerreichbarkeit des Bewutseins erreichen, wenn auch nur jeweilssystemspezifisch, d.h. kommunikativ. Man kann also von einer Symmetrisie-rung von Asymmetrien sprechen. Deutlich wird diese Symmetrisierung an demre-entry, das beide Systeme je fr sich vollziehen. Bewutsein und Kommuni-kation knnen sich nur deswegen strukturell koppeln, weil jedes System interndie Differenz von Bewutsein und Kommunikation noch einmal wiederholt, je-

    doch - wie gesagt - jeweils systemspezifisch, kommunikativ auf seiten der

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    Kommunikation, bewut auf seiten des Bewutseins. (Peter Fuchs: ModerneKommunikation, S.76)Die Asymmetrie des Verhltnisses von kommunikativ hier und bewut dort wirddurch die Symmetrie in der Differenz von Bewutsein und Kommunikation auf-gehoben und somit zur Voraussetzung von struktureller Kopplung. Und das ist

    wiederum die entscheidende Voraussetzung dafr, da wir berhaupt vom Be-wutsein sprechen knnen, obschon doch eben auch diese Rede unter derHerrschaft der Kommunikation, der Verlautbarungswelt (Peter Fuchs: Das Un-bewute in Psychoanalyse und Systemtheorie) steht.Die Konsequenz aus der Symmetrie besteht darin, da weder Bewutsein nochKommunikation nicht mehr ohne strukturelle Kopplung mit dem jeweils anderenSystem konzeptualisiert werden knnen. In diesem Sinne prozessieren Be-wutsein und Kommunikation nur, insofern sie gekoppelt sind. Der Einwand,da nicht jeder Bewutseinsproze von einem Kommunikationsproze undumgekehrt begleitet wird, verkennt die entsprechende Konzeptualisierung, z.B.,

    weil er Kommunikation alltagssprachlich fat. Insofern wrde nach meinemVorschlag strukturelle Kopplung schon dann vorliegen, wenn berhaupt nicht(menschlich) kommuniziert, sondern nur - durchaus in alltagssprachlicher Be-deutung - gedacht wrde. Denken ist keine reine Bewutseinsoperation, son-dern bereits ein Effekt struktureller Kopplung beider Systeme. Ein Bewutseinohne Kommunikation - mit ontologischem Zungenschlag gesagt - gbe esnicht, und wenn es ein solches doch gbe, so wre es ihm selbst nicht bewut,wre es also auch kein Bewutsein.Die Symmetrisierung erlaubt eine radikalere Konzeptualisierung von strukturel-ler Kopplung insofern, als sie ernst macht mit der Umstellung von Identitt aufDifferenz. Konstituiert wird ein System gerade durch das, was es nicht selbst

    ist. Der Idee, da ein System ausschlielich durch seine Umwelt zu einem Sy-stem wird, wird im Falle von Bewutsein und Kommunikation auf paradigmati-sche Weise Rechnung getragen. Das Bewutsein kommt nur zu sich via Kom-munikation, und Kommunikation kommt nur zu sich via Bewutsein. Das heit:Weder Selbst- noch Fremdreferenz eines Systems sind ohne das andere denk-bar. Fr beide Referenztypen eins Systems ist das andere unabdingbar! DennBewutsein und Kommunikation knnen sich nur als mit sich selbst identischkonstituieren, wenn sie sich in einem doppelten re-entry hier und dort in sichvom jeweils anderen System mittels des jeweils anderen Systems unter-scheiden, ohne sich jemals selbst zu verlassen.

    Darber hinaus wre allerdings zu fragen, welche Vorteile die Symmetrisierungfr die Konzeptualisierung der immanenten Prozemomente von Bewutseinund Kommunikation erbringt. Insbesondere wre zu fragen, inwieweit ein Mo-dell einer dreizgigen Kommunikation aus Symmetriegrnden auch fr dasBewutsein in Anschlag gebracht werden kann. Da man hierbei nicht mehrmit der Differenz von Information und Mitteilung operiert, erscheint einleuch-tend, da allerdings auch hier Dreizgigkeit angenommen werden mu, er-scheint plausibel, sofern man Dreizgigkeit als ein Korrelat zur Differentialittdes Prozesses begreift.

    7. Die Ur-Differenz von Bewutsein und Kommunikation als Fundament

    der Systemtheorie

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    Die symmetrische Konzeptualisierung der Differenz von Bewutsein undKommunikation betrifft nicht nur die jeweilige Konzeptualisierung der beideninvolvierten Systeme, sie erlaubt auch - unmittelbar damit zusammenhngend -kontrre Zugnge zur strukturellen Kopplung. Die Systemtheorie bevorzugtebislang immer den Zugang ber Kommunikation als Basiskategorie, was ihrer

    soziologischen Ausrichtung auf soziale Systeme entspricht. Aus dieserBlickrichtung tritt Bewutsein ins Blickfeld, wenn man sich fragt (wie Luhmannin seinem programmatischen Aufsatz): Wie ist Bewutsein an Kommunikationbeteiligt? Diese Frage lt sich auch genau andersherum stellen, und jedesmalmu die Antwort lauten, da das andere System in der strukturellen KopplungImpulse liefert, ohne die die Selbstreproduktion des einen Systems zumErliegen kme. Als Metapher habe ich das Ticken zweiernebeneinanderstehender Uhren vorgeschlagen, von denen jede soausgestattet ist, da sie nur selber tickt, wenn sie ber einen Sensor dasTicken der jeweils anderen Uhr hrt. Natrlich bleibt die Metapher

    unterkomplex, weil sie die System-Umwelt-Differenzierung nicht mit erfat. Eswre vielleicht eine groe Uhr (Kommunikation) zu denken, die in einzelnenLaufwerken nur tickt, weil an ihren Rndern Uhren (Bewutseine) angebrachtsind, die ihrerseits ticken (und umgekehrt)Man kann nun Bewutsein die Funktion zusprechen, Kommunikation irritieren,anregen oder auch besttigen zu knnen und - zu mssen! Man kann auch denumgekehrten Weg gehen, Kommunikation ber Bewutsein einzufhren, wasunter anderem Peter Fuchs vorgeschlagen hat. Sein Ausgangspunkt ist einekompromilose Konzeption der Unerreichbarkeit und der Intransparenz desBewutseins. Bewutsein kann weder ein anderes Bewutsein erreichen, nochkann es, aufgrund seiner Systemeigenschaften im Rahmen dieser Konzeptuali-

    sierung irgendein anderes System erreichen, natrlich auch Kommunikationnicht. Das gilt auch vice versa. Beide Systeme operieren vllig berschnei-dungsfrei. Das ist das katalysatorische Initialmoment fr die Emergenz undKonstitution von Kommunikation: Die Intransparenz eines Bewutseins fr einanderes (die Undurchsichtigkeit der Schdelkalotten, die vollkommene Ge-schlossenheit psychischer Systeme) ist das katalytische Problem, an demKommunikation ihre Form gewinnt: als Rekonstitution der Unterscheidung vonBewutsein und Kommunikation in Kommunikation mit Hilfe der Selektions-triade Information, Mitteilung, Verstehen. (Peter Fuchs: Moderne Kommunika-tion, S.135) (Die Emergenz von) Kommunikation ist also nichts anderes als

    eine aus der Intransparenz des Bewutseins resultierende Lckenkonfigura-tion. (Vgl. Fuchs, Moderne Kommunikation, S.41 f.)Erst wenn man die beiden Einfhrungsrichtungen gemeinsam betrachtet, siehtman den Konvergenzpunkt ihrer Gegenlufigkeit, der in der Wechselseitigkeitder beiden Systemdifferenzierungen liegt. Bewutsein gewinnt seine post-hoc-Identitt durch Differenz zur kommunikativen Umwelt gleichzeitig mit der Kom-munikation, die ihre post-hoc-Identitt durch Differenz zur bewuten Umweltgleichzeitig mit dem Bewutsein gewinnt. Das oben bereits angesprocheneausgezeichnete System-Umwelt-Verhltnis von Bewutsein und Kommunika-tion in der strukturellen Kopplung erzeugt somit eine/die Differenz zwischenIdentitt und Differenz. Wir haben nun drei Differenzen, die von Bewutsein

    und Kommunikation, System und Umwelt und Identitt und Differenz. Zu einerder entscheidenden konzeptionellen Fragen gehrt es, diese Differenzen wie-

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    derum in ein Verhltnis zu setzen bzw. in eine hierarchische Struktur zu stellen.Zunchst scheint es so zu sein, da die Differenz von Identitt und Differenzsich in der Differenz von System und Umwelt konkretisiert, die wiederum - undauf ausgezeichnete Weise dazu - in der Differenz von Bewutsein und Kom-munikation konkretisiert wurde. Nun ist aber die Differenzierung selbst eine

    entweder bewute oder kommunikative Leistung, insofern nmlich, als sowohlBewutsein als auch Kommunikation Identitt dadurch erzeugen, da sie sichwechselseitig ber Selbst- und Fremdreferenz differenzieren. Ihren System-status gewinnen sie erst auf der Basis dieser Differenzierungsleistung,obschon ja bestimmte Systemeigenschaften vor der Differenzierungvorausgesetzt werden mssen.Die Konzeptualisierung erlaubt daher eine vllig vernderte Begrndungs- undKonkretisierungsrichtung, mithin die Aufhebung der Direktionalitt von Be-grndung und Konkretisation. Man kann nach dem Ursprung im Verhltnis vonIdentitt und Differenz fragen, also danach, ob die Identitt oder die Differenz

    von Identitt und Differenz ursprnglicher sei. Die systemtheoretische Vorent-scheidung fr die Differenz fhrt dann erst zur System-Umwelt-Differenzierung,so da ein System als Differenz von System und seiner Umwelt definiert wer-den kann. Diese Frage mag vorderhand durch einen dezisionistischen Akt amAnfang der Theoriearchiktektur gefllt und seitdem operativ so weiter gehand-habt worden sein. In dem Moment allerdings, in dem das Differenzierungsspielbei der Differenz von Bewutsein und Kommunikation angelangt ist, werdendie Fundamente des Theoriebaus schlagartig sichtbar. Da berhauptzwischen Identitt und Differenz unterschieden wird, ist eine Folge davon, daBewutsein und Kommunikation ihre Identitt durch Differenz konstituieren.Da man berhaupt zwischen System und Umwelt unterscheidet, ist eine Folge

    davon, da sowohl Bewutsein als auch Kommunikation sich als Systemekonstituieren und sich also solche sowohl selbst- als auch fremdbeschreibenknnen.Mit anderen Worten: Im Komplexittsaufbau der Systemtheorie erweist sich dieDifferenz von Bewutsein und Kommunikation als Ur-Differenz, als Fundamentder Systemtheorie. Mit der Differenz von Bewutsein und Kommunikationkommt die Systemtheorie berhaupt erst eigentlich zu sich; die Differenz von

    Bewutsein und Kommunikation ist die Startdifferenz von Systemtheorie inso-fern, als Systemtheorie diese Differenz als Startdifferenz jeglicher Theoriebil-dung, jeglicher Bewutseins- und Kommunikationsprozesse ansetzen mu. Nur

    weil Bewutsein und Kommunikation ihre Identitt ber Differenzierung gewin-nen, geht Systemtheorie von Differenz und nicht von Identitt aus, und nur weilsich Bewutsein (nur) gegenber der Kommunikation als System selbstbe-schreiben kann (was auch umgekehrt gilt), geht Systemtheorie von einem Sy-stemkonzept aus, das als Differenz von System und Umwelt gefat wird.Die Bereitschaft, dieser Konzeptualisierungslinie zu folgen, wird m.E. zumin-dest mit einer Mglichkeit belohnt, das subjektphilosophische Erbe auf pro-duktive Weise antreten zu knnen. So lt sich die Formel durchaus bekrfti-gen: Wo das Subjekt war, da ist strukturelle Kopplung. Die Entmachtung desSubjekts hat sich schon lange vor der Systemtheorie vollzogen; das Subjektwurde sowohl als Begrndungs- wie auch als begrndete Kategorie verab-

    schiedet. Die Systemtheorie wiederholt diese Entmachtung auf eine zustzlichradikalisierte Weise, weil sie das Subjekt auch dort, wo es als Mensch in letz-

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    ten Residuen, wie z.B. in der menschlichen Kommunikation, noch heimischwar, exiliert.Aber sie leistet mehr: Denn die Entmachtung des Subjekts beschrnkt sichnicht, wie z.B. noch in der Dekonstruktion, auf die Ausbuchstabierung der Be-grndungsaporien, die am Subjekt manifest werden oder vom Subjekt ausge-

    hen, so lustvoll und produktiv dies auch sein mag. Sie leistet statt dessen eineradikale Substitution, die bestenfalls noch mit einer prozessualen Autolegitima-tion beschrieben werden kann. Begrndungsfiguren, wie sie sich um das Sub-jekt ranken, werden durch die strukturelle Kopplung entlarvt: Sie geben aposte-riori-Effekte als apriori-Ursachen aus, wie insbesondere die Idee der Konstitu-tion via Identitt. Damit leistet die Systemtheorie die eigentliche Dekonstrukti-onsarbeit, weil sie in der strukturellen Kopplung Gedankenfiguren des Zusam-menhangs von Identitt und Differenz, Ursache und Folge, Anfang und Ende,Statik und Dynamik aufhebt, mithin: Identitt(en) auf Differenz(en) zurckfhrt.Insbesondere beerbt die strukturelle Kopplung das Subjekt ber das Bewut-

    sein als Begrndungskategorie hinsichtlich der Momente von Unhintergehbar-keit und Uneinholbarkeit. Doch wo der Referenzrahmen auf ein System alleindiese Momente in paradoxale Aprorien mnden lt, gewinnt die strukturelleKopplung mit ihrer Doppelreferenz gerade daraus ihren produktiven und pro-gressiven Impuls. Um mit Kleist zu sprechen: Das Gewlbe trgt, weil alleSteine des Gewlbes zugleich fallen wollen. Bewutsein und Kommunikationoperieren in struktureller Kopplung, weil jedes System allein kollabieren wrde.

    8. Konzeptualisierungsvorschlge: Sinn und MedienWenn sich nun die strukturelle Kopplung als ein so produktives Theorieele-ment erweist, mu sich dies an den Anschlumglichkeiten zeigen. Und in der

    Tat ist strukturelle Kopplung hochgradig anschlufhig. Zwei Beispiele will ichskizzieren: Sinn und Medien.Zunchst stellt sich die Frage, wie ein Beobachter, der die Koproduktion vonEreignissen beobachtet, von einer strukturellen Kopplung sprechen kann, wenndoch gleichzeitig die operationale Geschlossenheit unverletzbar ist? Es mualso eine zumindest imaginre oder virtuelle dritte Position geben, die die Er-eignisse hier wie dort vermittelt und aufeinander beziehbar macht, obwohl bzw.gerade weil sie unterschiedlichen Systemtypen und jeweils operativ geschlos-senen Systemen angehren. Diese Position nenne ich Medium. Das Mediumleistet die strukturelle Kopplung von Bewutsein und Kommunikation.

    Dieses Medium ist Sinn, denn Sinn ist das notwendige Korrelat der operativenSchlieung. Nur mit Hilfe von Sinn knnen die sinnkonstituierenden SystemeBewutsein und Kommunikation ein re-entry vollziehen und in sich selbst zwi-schen sich und dem anderen System, also zwischen Selbst- und Fremdrefe-renz unterscheiden und somit berhaupt erst die strukturelle Kopplung vollzie-hen. Sinn ist die Voraussetzung fr jeden einzelnen Systemtyp, berhauptbewut und kommunikativ zwischen Bewutsein und Kommunikation mittelsSelbst- und Fremdreferenz unterscheiden zu knnen. (Diese Konzeptionstruktureller Kopplung durch Medien bleibt daher dezidiert unterhalb derEbene von Subjekten, wie z.B. diejenige von S.J.Schmidt; siehe: Medien:Strukturelle Kopplung von Kognition und Kommunikation; bzw. Kognitive

    Autonomie und soziale Orientierung.)

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    Sinn ist somit das Supermedium fr Kommunikation und Bewutsein; Sinn istdie Differenz der Einheit von Kommunikation und Bewutsein, weil Sinn jederUnterscheidung, nicht nur der zwischen Bewutsein und Kommunikation, vor-ausgehen mu. (Baecker: Die Unterscheidung zwischen Kommunikation undBewutsein, S.247 ff.). Daher ist also auch Sinn unhintergehbar und uneinhol-

    bar, weil Sinn nur in, durch und mit struktureller Kopplung emergieren kann.Sinn und strukturelle Kopplung bedingen sich gegenseitig: Das allgemeinsteMedium, das psychische und soziale Systeme ermglicht und fr sie unhinter-gehbar ist, kann mit dem Begriff Sinn bezeichnet werden. (Luhmann: DieKunst der Gesellschaft, S.173).Wenn man nun Sinn als ein Supermedium begreift, so ergeben sich darauszwei gegenlufige Fragerichtungen, wenn nicht zwei theoretisch-konzeptionelleDriften: Totalisierung und Restringierung.(1) Totalisierung: Diese Begriffe scheinen auf einen Konvergenzpunkt zuzu-laufen, an dem die Konzeptionen von struktureller Kopplung, Sinn und Medium

    ununterscheidbar werden, weil sie sich zu Totalbegriffen ausweiten, die selbstnicht mehr differenziert, also auch nicht mehr bestimmt und definiert werdenknnen. Strukturelle Kopplung erzeugt Sinn, der wiederum die Voraussetzungfr strukturelle Kopplung darstellt.Hier deckt sich der skizzierte Medienbegriff mit Luhmanns Medienbegriff, wie erdurch die Gegenberstellung von Medium und Form bestimmt wird. Form istdemnach die strikte Kopplung von lose gekoppelten Elementen des Mediums.Jede Form kann ihrerseits wieder Medium sein fr weitergehende Formbildun-gen. bertrgt man die Differenz von Medium und Form auf diese Totalbegriff-lichkeit, so kann man sagen, da strukturelle Kopplung die Formbildung im Me-dium Sinn - und zwar jeweils systemspezifisch - leistet. Wenn man also struktu-

    relle Kopplung beobachtet, so beobachtet man die Konstitution von Sinn alsForm im Medium Sinn. Sinn wird als die rigidere Kopplung, die grbere Kr-nung in einem Medium verstanden, das selbst nichts anderes ist als dieseKopplung oder Krnung. In einem Supermedium ist Formbildung ohnehin nichtanders als rekusriv zu denken. Formen bilden sich aus Formen; die perma-nente Entstehung von Formen ist an den permanenten Zerfall von Formen ge-bunden; Entstehung und Verfall sind lediglich unterschiedliche Fokussierungeneines Beobachters auf ein und denselben Proze. Sinn ist somit sowohl Me-dium als auch Form, Ausgangspunkt und Produkt struktureller Kopplung. AmMedienbegriff wird sichtbar, da jede weitere Konzeptualisierung jene Konsti-

    tutionsmomente des damit Konzeptualisierten bernimmt. So wird auch derMedienbegriff zu einem Totalbegriff, der in die Position einer letzten Unhinter-gehbarkeit rckt.In einer letzten Engfhrung liee sich denn fragen, ob dennUnhintergehbarkeit selbst ein unhintergehbarer Begriff sei. Und hier zeigt sichein wesentlicher Vorteil systemtheoretischer Modellbildung auf der Basis vonAuflsung und Rekombination. Denn diese Konzeption ist wiederum hintergeh-bar, und zwar mit den Konstituenten, die in struktureller Kopplung Unhintergeh-barkeit erzeugen, nmlich Bewutsein und Kommunikation. Unhintergehbarkeitist das Resultat eines prozessualen Geschehens, das ber die Prozemomentehintergehbar wird. (Eine Denkfigur, die in klassischen Subjekttheorien nicht

    denkbar ist!)ber die Auflsung dieses Prozegeschehen, das in einem Me-

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    dium Sinn stattfindet, lt sich auch der Totalbegriff des Supermediums aufl-sen, d.h. differenzieren.In diesem Sinne (!) schlage ich daher folgende Definition vor, die beide Me-dienvorstellungen (Medium als vermittelndes Drittes und Medium alsGegenpart zur Form) zusammenfhrt: Das Medium Sinn leistet die strukturelle

    Kopplung von Bewutsein und Kommunikation. Sinn ist Medium insofern, als esFormbildungen in einem System erlaubt und erzwingt, die durch dasProzessieren des anderen Systems ausgelst wurden.

    (2) Restringierung: Damit wird die Totalitt des Supermediums Sinn einge-schrnkt. Was als Medium bezeichnet wird, wird immer nur dort greifbar, wostrukturelle Kopplung in Sinn umschlgt und umgekehrt, wo also strukturelleKopplung Sinn erzeugt, der strukturelle Kopplung ermglicht. Dabei wird davonausgegangen, da diese Kopplung sich zunchst virtuell, dann aber real kon-kretisierbar externalisiert. Das Medium ist die (zunchst virtuelle) dritte Posi-tion, die Bewutsein und Kommunikation strukturell koppelt, d.h. berhaupt erst

    aufeinander beziehbar macht. Will man sich Sinn als Supermedium wie einFluidum vorstellen, das beide Systemtypen umgibt, so schlgt das Medium jeneWellen, die gleichzeitig, d.h. in demselben Phasenmoment, hier wie dort alsSinn anschlagen. Medien leisten die strukturelle Kopplung so, da Sinn ausstruktureller Kopplung und aus dieser wiederum Sinn hervorgeht.Diese dritte Position ist konzeptionsnotwendig, weil weder Bewutsein aufKommunikation noch umgekehrt Kommunikation auf Bewutsein irgendeinenZugriff haben. Das Medium ist jene Position, in der eine Situation aufscheint,als ob ein solcher Zugriff mglich wre. Jedes System aber greift rekursiv,angestoen durch das andere, nur auf sich selbst zu, prozessiert undreproduziert sich selbst. Im nchsten Moment hat sich dieser virtuelle Zugriff

    als strukturelle Kopplung bereits vollzogen und kristallisiert. Da beide Systemedie Differenz zwischen Bewutsein und Kommunikation, in der sie stehen, bereine re-entry-Figur intern noch einmal reproduzieren und an diesem re-entrydie eigene Selbstreproduktion katalysatorisch initiieren, erscheint das eineSystem dem anderen jeweils als Medium. Kommunikation ist so Medium frBewutsein, Bewutsein Medium fr Kommunikation, wobei das Medium immerauch externalisiert werden kann (in sog. Medienangeboten, z.B. Texten).Bewutsein und Kommunikation knnen sich also medial externalisieren, umunabhngig von der realen Prsenz das jeweils andere Systemprozeunabhngig in eigene Prozesse einzubinden. Wo Sinn an die

    strukturelle Kopplung beider Systemtypen gebunden ist, kann ein Mediumeinen Systemtyp fr den anderen substituieren. Virtuell oder imaginr ist dasMedium insofern, als es nicht als eigenstndiges System auftritt, sondernjeweils in der Form (!) des jeweils anderen Systems fr das eine Systemauftritt.Die Externalisierung des Mediums erlaubt es nun, Sinn disponibel zu haltenund Kristallisationspunkte fr die strukturelle Kopplung zu bestimmen, dieweder dem Bewutsein noch der Kommunikation angehren, wohl aber vonbeiden prozessiert werden knnen. An dieser Stelle ist der Begriffs des Medi-ums konkretisierbar und auf technische Verbreitungsmedien bzw. auch aufsoziale Mediensysteme als Kommunikationssysteme ausdehnbar.

    Der Medienbegriff erhlt eine zweifache Zweidimensionalitt: Zuerst koppelt erBewutsein und Kommunikation strukturell, und in dieser Kopplung lt er

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    strukturelle Kopplung und Sinn ineinander bergehen. Nimmt man dies als Fo-lie fr Medienangebote, Verbreitungsmedien und Mediensysteme, so lassensich daraus Funktionskomponenten ableiten. Besonders interessant drfte diesfr die Literaturwissenschaft sein, erlaubt doch eine entsprechende Re-konzeptualisierung der Literatur als Mediensystem vor diesem Hintergrund eine

    Reformulierung bestehender methodologischer und literaturtheoretischer Pro-blembestnde. Der Topos der unabschliebaren Interpretation erscheint vordiesem Hintergrund als Unhintergehbarkeit von Sinn; sie wird allerdings nichtmehr als methodologisches Defizit, sondern als spezifische Funktion der Lite-ratur begreifbar. Literatur ist ein externalisiertes Medium, an dem sich struktu-relle Kopplungen, mithin Sinnkonstitutionen auf spezifische Weise, beispiels-weise ohne einen zwingenden Code eines bestimmten sozialen Subsystems,kristallisieren knnen. Literatur nutzt somit auf paradigmatische Weise struktu-relle Kopplungen, um sowohl Bewutsein als auch Kommunikation adressierenzu knnen, um hier zu irritieren, dort zu instruieren, um mitzuteilen oder zu

    informieren, wenn auch mit je gattungs-, genre- oder epochenspezifischen Ge-wichtungen und Prferenzen (siehe hierzu die Displacement-Theorie von PeterFuchs: Moderne Kommunikation). Gerade in dieser Vielfalt, Sinn zu konstituie-ren und strukturelle Kopplung zu vollziehen, erweist sich Literatur - jenseitstraditioneller Literaturwissenschaft - als das Mediensystem, das am wenigstensozialen oder bewuten Restriktionen unterliegt und somit vielleicht auch aminteressantesten, was das mediale Zusammenwirken von Bewutsein undKommunikation angeht.

    9. Vorschlagsliste der Diskussionsthesen im berblick:Die folgenden Thesen sollen den Artikel noch einmal zusammenfassen und

    mgliche Einsteigspunkte markieren, an denen sich die Diskussion entzndenkann.

    1. Bewutsein und Kommunikation stellen eine ausgezeichnete strukturelleKopplung dar.

    2. Bewutsein und Kommunikation sind notwendig, unabdingbar und kon-stitutiv miteinander strukturell gekoppelt.

    3. An die Stelle der idealistischen Begrndungshierarchie tritt die prozes-suale und heterarchische Autokonstitution von Bewutsein und Kommuni-kation.

    4. Die subjektlose Selbstbegrndung von Kommunikation verndert denBegrndungscharakter und heit im Grunde genommen nichts anderesals Selbstprozessualisierung von Kommunikation.

    5. Subjektlose Kommunikation und Kommunikation in struktureller Kopplungsind konzeptionell deckungsgleich.

    6. Aussagen ber das Bewutsein und ber Kommunikation sind keine em-pirischen, sondern immer konzeptionelle Aussagen, weil es keinen be-wutseins- und kommunikationsunabhngigen Beobachter von Bewut-sein und Kommunikation gibt, weil Bewutsein und Kommunikation immerbewut und kommunikativ beobachtet werden und eine Empirie als evi-dente Verifikationsinstanz sich damit prinzipiell verschliet. Bewutsein

    und Kommunikation knnen sich nur selbst und wechselseitigkonzipieren.

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    7. Die Beobachtung von Bewutsein und Kommunikation in strukturellerKopplung erzwingt eine symmetrische Konzeptualisierung. Symmetrie istdie Bedingung der Mglichkeit fr strukturelle Kopplung berhaupt.

    8. Mit der Differenz von Bewutsein und Kommunikation kommt die Sy-stemtheorie berhaupt erst eigentlich zu sich; die Differenz von Bewut-

    sein und Kommunikation ist die Startdifferenz von Systemtheorie insofern,als Systemtheorie diese Differenz als Startdifferenz jeglicher Theoriebil-dung, jeglicher Bewutseins- und Kommunikationsprozesse ansetzenmu.

    9. Wo (in der philosophischen Tradition) das Subjekt war, da ist (in der Sy-stemtheorie) strukturelle Kopplung.

    10. Der Begriff des Mediums wird so definiert: Das Medium leistet die struktu-relle Kopplung von Bewutsein und Kommunikation.

    11. Das allgemeinste und fundamentalste Medium, das somit auch Mediumfr die strukturelle Kopplung ist, ist Sinn, denn Sinn ist das notwendige

    Korrelat der operativen Schlieung der strukturell gekoppelten Systeme.12. Sinn ist somit das Supermedium fr Bewutsein und Kommunikation.13. Unhintergehbarkeit ist das Resultat eines prozessualen Geschehen, das

    ber die Prozemomente hintergehbar wird.14. Das Medium Sinn leistet die strukturelle Kopplung von Bewutsein und

    Kommunikation. Sinn ist Medium insofern, als es Formbildungen in einemSystem erlaubt und erzwingt, die durch das Prozessieren des anderenSystems ausgelst wurden.

    15. Medien leisten die strukturelle Kopplung so, da Sinn aus strukturellerKopplung und aus dieser wiederum Sinn hervorgeht.

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