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i.
Veröffentlichungen des BrandenburgischenLandesmuseumsfür Ur- und Frühgeschichte. Band 33· Seite 179 -268
Felix Biermann, Berlin Mit einem Beitrag von losef Riederer, Berlin
Die mittelalterliche Keramik der Ausgrabung
Altstädtische Fischerstraße 5-6 zu Brandenburg an der Havel
Die Studie legt ein stratigraphisch geborgenes Keramikensemble des 9./10.-15./16. Jhs. aus der Altstadt Brandenburg vor. Das Fundmaterial wird nach technologischen und typologischen Gesichtspunkten ausgewertet. Dabei gilt der Veränderung des Geschirrbestandes im Laufe der Zeit, der Entwicklung keramischer Wareneigenschaften, der Gefäßarten, Dekore und Randformen besonderes Interesse. Die Funde werden ferner zur Aufhellung der Siedlungsgeschichte und begrenzt zu Kenntnissen über die materiellen Verhältnisse der Bewohner der beiden ergrabenen Parzellen herangezogen.
The study treats the itratigraphically secured pottery ensemble /rom the 9thll0th-15thl16th centunes recovered /rom the old city of Brandenburg. The find material was examined along technological and typological criteria. M uch attention was given to alterations of the assemblages, the development of ware features, vessel types, decorational aspects, and rim shapes. The finds were furthermore studied so as to shed more light on the settlement history and in some measure to help to advance the knowledge on the material conditions of the occupants of both plots.
Inhalt
1. Einleitung 2. Einteilung der technologischen und typologischen
Merkmale 3. Die Waren, Warengruppen und -arten 4. Beschreibung der Waren, Warengruppen und
-arten 5. Vergleich der Waren, Warengruppen und -arten 6. Die Grundlagen zur Datierung der Fundstrati
graphie 7. Die Keramik der Phasen 1-10 8. Chronologie und Entwicklung typologischer und
technologischer Keramikmerkmale 9. Zur Datierung und Herkunft der Waren, Waren
gruppen und -arten 10. Winschafts- und siedlungs geschichtliche Analyse
der Keramik 11. Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse 12. Die mikroskopische Untersuchung von Keramik
proben (fosef Riederer)
1. Einleitung
Die Ausgrabung auf den beiden Parzellen Altstädtische Fischerstraße 5-6 in Brandenburg ergab ein reichhaltiges Keramikensemble: innerhalb der teilweise über 3 m mächtigen Schichtenabfolge fanden sich 6569
Keramikfragmente. Als großer Vorteil dieses Materials ist seine Bergung überwiegend aus natürlichen Schichten zu nennen, sodass im Allgemeinen eine eindeutige Zuordnung der Funde möglich ist. Nachteile sind zum einen die schlechten absoluten Datierungsgrundlagen der Stratigraphie, die bewirken, dass die chronologische Einordnung der Funde bzw. der Fundvergesellschaftungen überwiegend durch Vergleich mit andernons gewonnenen Datierungen erfolgen muss. Zum anderen wäre der Umstand zu nennen, dass die meisten Schichten der beiden Parzellen lediglich über Indizien verbunden werden können, da aus Zeitmangel nicht mehr alle Profilstege abgebaut wurden. Dieser Sachverhalt führt zu einer Einschränkung der stratigraphisch auswertbaren Fundmenge. Die Keramik aus den Straten bis in die Zeit um 1500 wurde in insgesamt zehn chronologische Einheiten (Phasen) gegliedert, für die das in der Stratigraphie erkennbare Bau- und Nutzungsgeschehen maßgeblich ist. In einigen Fällen wurden aufeinander folgende Bau- oder Nutzungsetappen bei der Fundbewertung zusammengefasst, und zwar, wenn sie nur geringe Fundmengen erbracht hatten. Ursprünglidl bestand die Absicht, auch die Keramik aus neuzeitlichen Schichten auszuwerten; davon wurde jedoch Abstand genommen. Die aus den oberen Schichten stammenden Fundkomplexe sind zum einen nur selektiv geborgen worden und zum anderen so
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stark mit älterer Keramik durchmischt, dass eine Bewertung der Anteilsverhältnisse weitgehend sinnlos ist. Die Ursache für diesen Umstand liegt auf der Hand: Um so höher eine Schicht liegt und um so mehr Bauvolumen ihrer Zeitspanne zurechenbar ist, um so mehr ältere Keramik befindet sich in ihren Ablagerungen. Eine bessere Basis für Untersuchungen zur neuzeitlichen Keramik stellen daher die Fundensembles aus Kloaken dar, die aus Brandenburg in mittlerweile größerer Anzahl vorliegen (z. B. vom Neustädtischen Markt), an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 aber fehlen. Die Keramik aus den oberen Straten wird deshalb nur dann bei der Beschreibung der Warengruppen und -arten berücksichtigt, wenn diese auch schon im Mittelalter vorhanden sind. Die 663 Fragmente jüngerer glasierter Irdenware werden in der Gesamtfundmenge gezählt, aber nicht ausgewertet. Die Untersuchung hat folgende Ziele: a) Das Fundmaterial soll nachvollziehbar vorgestellt
und so weiteren Forschungen erschlossen werden, die chronologische Stellung von typologischen und technologischen Merkmalen bestimmt und die Vergesellschaftung von Keramik, insbesondere die Bedeutung einer Reihe von eindeutigen und mutmaßlichen Importwaren in zeitlichen Ebenen herausgearbeitet werden. Damit soll die Studie als Baustein für ein Schema der Entwicklung hoch- und spätmittelalterlicher Keramik einerseits der Stadt Brandenburg, andererseits des Havellandes und der weiteren Mark Brandenburg dienen, also eines enger und weiter gefassten "Keramischen Kleinraums" im Sinne Stephans (1984, 43).
b) Die Datierung der Keramik soll für die chronologische Einordnung der Siedlungstätigkeit an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6, die insbesondere in der Frühzeit der Altstadtgenese von Interesse ist, verwendet werden.
c) Die hier vorgestellten Funde sollen, natürlich in den Grenzen ihrer Möglichkeiten, zur Frage nach den materiellen und sozialen Verhältnissen der Parzellenbewohner herangezogen werden. Die importierte Keramik gewährt (ebenfalls begrenzt) Aufschluss zu den Nah- und Fernverbindungen der Brandenburger Altstadt.!
2. Einteilung der technologischen und typologischen Merkmale
2.1. Zur Vorgehensweise
Zunächst werden alle Rand-, Standboden-, verzierten oder anders hervorgehobenen Wand-, Handhaben-, Ausguss- und Standvorrichtungsscherben einer 35 Merkmale umfassenden Abfrage unterzogen, deren Konstanten sich an überregional angewandten Leitfäden zur Keramikbeschreibung orientieren.2 Die unverzierten Wandscherben werden lediglich unter aus-
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gewählten typologischen Parametern durchgesehen und den auf Grundlage der o. g. Fragmente festgelegten Waren zugeordnet. Die Auswertung der großen Datenmenge erfolgt anschließend, indem sowohl Einzelmerkmale als auch Merkmalskombinationen in Relation zu technologisch bestimmten Warengruppen/arten und chronologisch relevanten stratigraphischen Komplexen statistisch analysiert werden. Auf diese Weise werden Veränderungen im chronologischen Längsschnitt ebenso wie die Merkmale der Keramik im Querschnitt eines Zeithorizontes festgestellt. Da sich Gefäßindividuen im Allgemeinen nicht eindeutig benennen lassen und entsprechende Berechnungen keine sicheren Ergebnisse erbringen (vgl. Lüdtke 1985, 79 f.; Halle 1992, 26 f.), dient als Parameter dabei die Fragmentanzahl. Nur wenn mehrere Bruchstücke eindeutig demselben Gefäß zuordenbar sind, werden diese in der Bewertung zusammengefasst. Die Auswertung nach dem Keramikgewicht, welches bei der Materialaufnahme festgestellt wurde, wird hier nicht referiert, da sich außer in den (wenigen) Fällen, wo ganze Gefäße vorlagen, keine nennenswerten Verschiebungen in den auf Basis von Gewicht oder Fragmentanzahl erschlossenen Anteilsverhältnissen ergaben (ebenso Gläser 1987, 388; dagegen Spitznervon der Haar 1993,20 f.).
2.2. Einteilung der Keramikmerkmale
2.2.1. Form
Ge/äßarten Die Keramik wird in 18 Gefäßarten untergliedert, wobei Baukeramik mit Ausnahme der Kacheln nicht bearbeitet wird. Die Bestimmung der Gefäßarten erfolgte bei allen größeren Rand-, Boden-, Handhabenund den aussagefähigen Wandscherben, wobei hervorgehoben werden sollte, dass die sichere Zuordnung kleinerer Fragmente auch des Randes zu bestimmten Gefäßarten sehr häufig nicht möglich ist. In Zweifelsfällen fand keine gar keine Zuweisung statt oder es wurden mehrere Möglichkeiten vermerkt. Kugeltöpfe werden überwiegend mittelbar aufgrund der Rand-
Für die Übergabe des Fundmaterials von der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 und wichtige Diskussionen zum Befund habe ich den Ausgräbern]. Müller und M. Specht (beide Brandenb~rg) zu .danken, Er~terem auch .für umfangreiche logistische Hilfen bel der Bearbeitung. S. Dahtz (Brandenburg) restaurierte die Keramik. ;Mit I~ormationen ~u ihren Forschungen und fruchtbaren DIskUSSIOnen haben 111lr weiterhin G. und G. Böttcher (Berlin), S. Dalitz, K Grebe (WÜllsdorf), E. Kirsch (Berlin), W. Niem7eT, D. Rathert (beide Brandenburg), G. Seyer(Berlin), R. Szczesrak (Neubrandenburg) und G. Tillack (Brandenburg) geholfen, mit kritischen Anmerkungen zum Manuskript B. Biermann (Dülmen), K Frey (Berlin), G. Wetzel (Wünsdorf) und D. Wamke (Berlin). Allen genannten Personen gebührt mein aufrichtiger Dank.
2 Erdmannu.a. 1984;Kunowu.a. 1986;Baueru.a. 1993.
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Abb. 1: Schema der Randformen
merkmale bestimmt und sind dann natürlich kaum von Grapen und gehenkelten Exemplaren zu unterscheiden; die dadurch verursachte Verzerrung dürfte aber - angesichts der geringen Anzahl von urunittelbar nachweisbaren Exemplaren der letztgenannten Gefäßarten - eher gering sein. Folgende Gefäßarten sind zu unterscheiden:
1. Kugeltopf 2. gehenkelter Kugeltopf 3. Standbodentopf (z. T. mit Henkel) 4. Grapen (mit kugeligem oder planem Boden, z. T.
gehenkelt) 5. Kugelkanne (Kugel gefäß mit Tülle) 6. Tüllenkanne (Standbodengefäß mit Tülle) 7. Dreiknubbenkanne (mit Standlappen oder Knub
ben, mit oder ohne Ausguss) 8. Kanne (Standbodengefäß mit Ausguss, z. T. mit
Henkel) 9. Krug (Standbodengefäß ohne Ausguss, z. T. mit
Henkel) 10. Becher (z. T. mit gemündeltem Rand: Mündelbe-
cher, mit Henkel: Tasse) 11. Pokal 12. Flasche 13. Schüssel (bei kleinem Format: Napf) 14. Pfanne (Schüssel mit Stiel, eventuell mit Grapen-
beinen) 15. Teller 16. Deckel 17. Ofenkachel Dazu kommen als funktional bedingte Form der Tiegel und, als Nichtgefäßkeramik, Spinnwirtel und Gewichte (Netzsenker).
Rand/ormen (Abb. 1) Das Randformenspektrum wurde zunächst in 86 Varianten beschrieben und schließlich - zugunsten einer besseren Übersicht - auf 35 Formen zusammengefasst. Die Gliederung wurde auf Grundlage der von Steuer (1979) und Kempke (1984) für früh- und hochmittelalterliche Keramik entwodenen Systematik vorgenommen. Die Randform ergibt sich dabei aus der
Kombination der Merkmale Randlänge, Randneigung, Gestaltung der Randaußenkante sowie der Randinnenkante; bei der vorliegenden, sehr variantenreichen Randformenbandbreite ist es sinnvoll, diese Faktoren noch durch die Berücksichtigung von weiteren Profilierungen der Randaußenkante und mögliche Verdickungen zu ergänzen. Bei der Zusammenfassung wurde Ähnliches zu Ähnlichem sortiert. Über die hier vorgenommene Abstrahierung informiert ein Vergleich von Keramikabbildungen und den Angaben im Katalog der abgebildeten Funde (Abb. 7-18). Ränder von Schüsselkacheln und von Deckeln werden nicht edasst. Eine tabellarische Darstellung der Randformen findet sich in Tabelle 1.
Ausguss/ormen Unter den Formen des Ausgusses sind hier lediglich die aus der Wandung herausgearbeitete Schneppe sowie die im Querschnitt runde oder ovale Tülle zu unterscheiden.
Handhaben Hier ist der Henkel dominant, der nach seinem Querschnitt - rund, oval, gekehlt oder gerippt - weiter untergliedert wird. Daneben kann allein der Tüllenstiel festgestellt werden. Die Handhabe kann randständig oder unterrandständig, d. h. an der Halszone montiert sein, sowie auch auf der Schulter ansetzen.
Dekor und Oberflächengestaltung Es ist hier von Dekor und Oberflächengestaltung die Rede, da in dieser Rubrik auch die Dekorlosigkeit berücksichtigt wird und einige Gestaltungsweisen neben ihrer Zierfunktion auch weitere Aufgaben besitzen können. So mag die Riefung der Gefäßschulter ein technisches Merkmal sein, das die Griffigkeit des Behältnisses erhöht. Einstiche vor allem an Henkeln können ein gleichmäßiges Durchbrennen des Rohlings gewährleistet haben. 13 Kategorien sind aufzustellen:
1. unverziert 2. Kammstrichdekor (in verschiedenen Motiven) 3. Riefen (meist auf der Schulter)
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Rf. Randlänge Randneigung Grundform Weitere Profilierung Randinnenkante Verdickung Randaußenkante Randaußenkante
kurz-lang schwach - mittel gerundet ausgebogen unverdickt 2 mittel-lang mittel-stark gerundet ausgebogen verdickt 3 mittel-lang stark gerundet manchmal ausgebogen - gerade unverdickt oder
schwache Kanten schwach verdickt 4 mittel-lang mittel waagerecht/
nach innen ausgebogen unverdickt
1·
5 mittel-lang schwach - mittel waagerecht/ gekehlt unverdickt/leicht nach innen verdickt
6 mittel-lang schwach-stark waagerecht/ gekehlt unverdickt/verdickt nach innen
7 mittel-lang schwach-mittel waagerecht/ gekehlt gekehlt verdickt nach innen
8 mittel-lang schwach-mittel schräg nach außen gekehlt gekehlt verdickt 9 lang stark schräg nach außen unten gerundet gekehlt unverdickt
10 kurz-lang mittel- stark schräg nach außen gekehlt gekehlt unverdickt 11 kurz-lang schwach - stark schräg nach außen ausgebogen unverdickt 12 mittel-lang schwach - mittel schräg nach außen gekehlt unverdickt 13 mittel-lang schwach-mittel schräg nach außen außen spitz gekehlt verdickt 14 kurz-lang mittel-stark gerundet gekehlt unverdickt!leicht
verdickt 15 lang mittel-stark gerundet/schräg zweifach gekehlt verdickt
nach außen
16 mittel-lang schwach - mittel gerundet oben spitz gekehlt unverdickt ausgezogen
17 lang stark senkrecht gekehlt gekehlt unverdicktlleicht verdickt
18 mittel-lang mittel- stark gerundet gekehlt verdickt 19 lang stark senkrecht unprofiliertl ausgebogen unverdickt
untergriffig 20 kurz-mittel mittel- stark gerundet unten kantig/ ausgebogen unverdickt
spitz ausgezogen 21 kurz stark gerundet, spitz untergriffigl ausgebogen unverdickt/verdickt
ausgezogen dreieckig 22 ohne ohne waagerecht gekehlt, außen gekehlt unverdickt/
ausgezogen leicht verdickt 23 ohne ohne-mittel waagerecht außen Dorn gekehlt unverdickt/
leicht verdickt 24 ohne-mittel ohne - schwach waagerecht/ außen schwacher gekehlt leicht verdickt
gerundet Dorn 25 ohne ohneinach innen gerundet außen schwacher gekehlt leicht verdickt
Dorn 26 mittel-lang stark waagerecht/nach
innen außen Dorn gekehlt verdickt
27 lmrz mittel-stark schräg nach außen gekehlt, dornarcig ausgebogen verdickt untergriffig
28 lmrz - mittel mittel- stark gerundet außen abgesetzt ausgebogen verdickt 29 ohne ohne gerundet dreieckig, außen ohne/ausgebogen verdickt
abgesetzt
30 ohne/kurz ohne/schwach schräg nach außen außen abgesetzt gekehlt verdickt 31 kurz-mittel schwach gerundet oben kantig gerade/gekehlt unverdickt/
leicht verdickt 32 ohne/kurz ohne senkrecht/spitz außen abgesetzt ohne/geknickt verdickt 33 ohne ohne waagerecht! ohne unverdickt
gerundet
34 ohne ohne/schwach spitz ausgezogen ohne unverdickt 35 ohne ohne/schwach schräg nach außen außen abgesetzt gerade verdickt
Tab. 1: Die Merkmalskombinationen der Randformen
182
4. Rillen (scharf eingeschnittene Riefen) 5. einzelne Leiste (meist arn Übergang von der Schul-
ter zum Bauch) 6. gekniffeIte Leiste 7. Kerbenleiste 8. Rollrädchen 9. Kerben/Schlitze (in verschiedenen Motiven)
10. Wellenlinie 11. Bemalung 12. Applikationen 13. Außenglasur
Bodenfarmen Ein allgemeines Problem bei der zur Rede stehenden Keramik ist der Umstand, dass die häufigste Bodenform, der Kugelboden, nur selten eindeutig bestimmt werden kann. Die Aufnahme der Bodenform ist daher lediglich zum positiven Nachweis einzelner Formen geeignet, jedoch nicht zu einer Verhältnisbestimmung im Gesamtmaterial. Zu unterscheiden sind:
1. Kugelboden 2. Grapenfuß 3. Standknubben (angesetzt) 4. Standlappen (herausgedrückt) 5. Flachboden (einfach) 6. Standring 7. Standfuß 8. Wellenfuß 9. nach innen gewölbter Boden
Metrische Angaben Der Mündungsdurchmesser wird bei den entsprechend auswertbaren Randscherben absolut in Zentimetern, die Wand stärke im mittleren Bereich der Schulter gemessen und in Millimetern festgehalten.
2.2.2. Technologie
Härte Die Bestimmung der Scherbenhärte ist ein unsicheres Unterfangen, da Scherben an verschiedenen Stellen unterschiedliche Härtegrade aufweisen können und kein exaktes Aufnahmeverfahren benannt werden kann.3
Die Ritzung mit Mineralien gemäß der Mohs'schen Härteskala ist bei großen Mengen von Scherben sehr aufwändig. Sie wird daher oft entweder an Referenzserien vorgenommen oder mit dem Fingernagel ermittelt und später in die Skala übertragen (vgl. Lüdtke 1985,26 Anm. 8). Das erstere Verfahren verlangt, dass ZUvor Gruppen mitte!s anderer Merkmale gebildet worden sind; dann aber kommt der nachträglichen Härtebestimmung nur noch deskriptiver, nicht aber konstitutiver Wert zu. Mit der Fingernagelprobe ist eine absolute Bestimmung der sich fließend verschiebenden Härtegrade von Irdenwaren hingegen gar nicht möglich, da verschiedene Personen von vorneherein unterschied-
lichen Druck ausüben. Die hier mit dem Fingernagel durchgeführte Härtebestimmung ist daher in sich zwar stimmig, gewährleistet jedoch nur bedingte Vergleichsmöglichkeiten mit den Härtebestimmungen anderer Bearbeiter. Sie wird nicht in Mohs'sche Kategorien übersetzt. Die kulturhistorische Aussage der Härte ist ohnehin begrenzt. Die primäre Kondition der Festigkeit unterliegt bereits Variablen (etwa der Stellung im Ofen mit Kalt- und Warmzonen beim Brand), die einer einheitlichen Ausprägung entgegenstehen. Daneben ist die Härte auch für sekundäre Einwirkungen durch Nutzung und Lagerung empfindlich. So ergibt sich bei dieser Untersuchung, dass in übrigen technologischen Details weitgehend übereinstimmende und mit ähnlichen typologischen Merkmalen kombinierte Grauwaren häufig von unterschiedlichen Festigkeiten sind (besonders in den Warenarten 221/222 und 411/412). Auch die Rahmenterminologie (Erdmann u. a. 1984, 419) bleibt, obgleich sie die Härte zu einem wichtigen Gliederungsmoment für Grauwaren fixiert, inkonsequent, indem sich die Mohs'schen Härtegrade von weicher und harter Grauware auf der Härteskala beim Härtegrad 2 überschneiden (vgl. kritisch Gläser 1992 b, 191). Aufgrund dieser Probleme wird in der vorliegenden Arbeit die Scherbenfestigkeit bei der Gliederung unglasierter Irdenware nur auf unterer Ebene, d. h. zur Differenzierung der Warenarten, verwandt. Darüber hinaus ist ihre Bedeutung auch bei der Definition der Warenarten gegenüber der Farbe untergeordnet, da letztere ldarere Unterscheidungen ermöglicht. Die Härtekategorien werden wie folgt ermittelt: Weich: Man dringt mit dem Fingernagel bei 2 cm langer Ritzung auf der Außenseite tief in die Scherbe ein. Mitte!: Man dringt mit dem Fingernagel bei 2 cm langer Ritzung auf der Außenseite schwach in die Scherbe em. Hart: Man dringt mit dem Fingernagel unter den gleichen Bedingungen nicht in die Scherbe ein. Sehr hart: Man dringt mit dem Fingernagel unter den gleichen Bedingungen nicht nur nicht in die Scherbe ein, sondern rutscht an der Oberfläche auch ab.
Scherbenfarbe Die Farbe des Scherbens wird auf der Außen- und der Innenseite sowie im Bruch festgehalten, bei Glasuren zusätzlich deren Farbe. Die Bestimmung wird nach den Munsell Soil Color Charts (1973) durchgeführt. Bei erkennbar fleckigen Gefäßresten wird die jeweils dominante Farbe vermerkt, im Zweifelsfalle auch gar keine Farbautopsie vorgenommen. Bei einem mehrfarbig geschichteten Bruch, meist Anzeichen einer
3 Lüdtke 1985, 26; Kunow u. a. 1986, 16 f.; Feme 1988,26; Gläser 1992 b, 191; Baueru. a. 1993,102 f.
183
" I ,
wechselhaften Brandatmosphäre, werden die Farben des Kernes und des Mantels aufgenommen. Im Allgemeinen ist eine Farbbestimmung bei der vorliegenden Keramik sehr gut möglich, mit Ausnahme einiger individueller übergänge bei der Grauware. Dies ist wichtig, weil die Farbe maßgeblich zur Bestimmung der Brandführung dient. Trotz der mit diesem Schluss verbundenen Probleme,4 etwa der sekundären Verfärbung von Scherben durch Nutzung und Lagerung oder der Kondition der Farbe durch Tonund Magerungs bestandteile wie etwa Eisenverbindungen, ist die Fehlerquelle m. E. gering und dürfte in der Masse untergehen. Die wichtigsten Farben sind mit Munsell-Chiffres (Tab. 2) aufgeführt.
Brand Die Brandführung wird im Wesentlichen auf Grundlage der Farbe bestimmt. Die soeben angeführten Unsicherheiten bei diesem Unterfangen halte ich nicht für so ausschlaggebend, dass von einem Rückschluss auf den Brand abgesehen werden müsste - wie etwa die Rahmenterminologie vorschlägt. Dass sich mit dieser Bewertung nicht generell eine Entscheidung darüber verbindet, ob dieser Brand intentionell gesteuert wurde oder vielmehr Relikt souveräner Brandprozesse war, sollte hervorgehoben werden (vgl. Erdmann u. a. 1984, 419; Kunow u. a. 1986, 17). Unterschieden werden die reduzierende, die uneinheitliche und die oxydierende Brandatmosphäre.
Magerung Unter Magerung fallen alle bereits vor dem Gefäßbrand unplastischen Scherbenbestandteile, gleich ob
Farbe Charts
1. weiß
2. weißbraun
3. weißbraungrau
4. hellgrau
5. hellbraun
6. hellrotgrau
7. braun
8. braungrau
9. gelb
10. orange
11. orangebraun
12. rotgrau
13. rotbraun
14. blaugrau
15. dunkelgrau
16. dunkelbraungrau
17. dunkelrotgrau
18. schwarzolivgrau
Chiffre nach Munsell Soi! Color
(5YR 8/1)
(10YR8/4)
(2.5Y 8/2)
(2.SY S/0-7.5YR 7/0)
(5YR 6/8)
(2.5YR 6/2)
(10YR5/8)
(2.5Y 6/2)
(5Y 8/8)
(10R 6/8)
(2.5 YR6/6)
(IOR 3/2)
(2.5YR 4/4)
(7.5YR5/0)
(7.5YR3/0)
(2.5Y 4/2)
(5YR4/2)
(5Y 2.5/1)
Tab. 2: Die Munsell Soil Color Charts-Chiffres der wichtigsten Farben
184
sie absichtlich zugesetzt wurden oder ob es sich um natürliche Bestandteile des Rohstoffes handelt. Bei der Magerung werden die Korngröße und das Magerungsmaterial beachtet. Magerungsmenge und -verteilung bleiben unberücksichtigt, weil sie in der Bestimmung sehr unsicher sind (vgl. Peine 1988, 22; Bauer u. a. 1993, 97). Bei der Feststellung von Korngröße und Material wird jeweils die quantitative Dominante gewertet. Die Aufnahme erfolgt mittels Fadenzähler (achtfache Vergrößerung, Millimeterskala) in einem nach Bedarf angefeilten Ausschnitt des Bruches. Die Magerungskorngröße wird in vier Klassen aufgeteilt (vgl. Kunow u. a. 1986, 15 Anm. 26): sehr fein: 0,063--0,2 mm Korndurchmesser fein: 0,2-0,63 mm Korndurchmesser mittel: 0,63-2 mm Korndurchmesser grob: >2 mm Korndurchmesser
Zur Klassifikation des Magerungsmaterials werden sechs Rubriken gebraucht: 1. Sand (gerundete Gesteinspartikel) 2. Grus (scharfkantige Gesteinspartikel) 3. organische Magerung 4. Kalk und Kalkstein 5. Glimmer (gold- oder silberfarben) 6. Graphit
Oberflächenstruktur Die Oberflächenstruktur der Scherbenaußenseite wird optisch und haptisch festgestellt. Vermerkt werden hier intentionelle Behandlung und Nacharbeit, die Eigenschaften des Rohstoffes und die Rohstoffaufbereitung wie auch auf die Brandführung zurückgehende Phänomene. Häufig ergeben sich fließende Übergänge in den Einteilungsparametern; auch sind mitunter verschiedene Strukturausprägungen auf einer Scherbe zu beobachten. Die Oberflächenbeschaffenheit korreliert, neben der Korngröße und Art der Magerung, der Härte des Bran~es u~d der Obe~ächenbearbeitung, auch mit den Uberheferungsbedmgungen. In den Fällen, wo letzterer Gesichtspunkt als nicht ausschlaggebend gesichert werden kann, ist sie zur Definition von Warengruppen und -arten geeignet. Zu unterscheiden sind folgende Oberflächenstrukturen: 1. rau: Die Scherbenoberfläche wird von Magerungs
partikeln durchstoßen. 2. körnig: Auf der Scherbenoberfläche zeigen sich
Magerungspartik~l, die durch die Schrumpfung des Scherbens bel Brand hervorgetreten sind. Sie sind oft von einer dünnen, brennhautartigen Bildung bedeckt.
4 Vgl. Erdmann u. a. 1984,419; Kunow u. a. 1986, 17; Ring 1990, 12.
3. sandig: Die Scherbenoberfläche wird stark von Magerungspartikeln durchstoßen, welche sich bei einfacher Berührung ablösen.
4. kreidig: Die Scherbenoberfläche hinterlässt bei einer Berührung staubige Partikel an den Fingern.
5. glatt: Der Scherben wirkt einheitlich und bietet bei einer Berührung keine Angriffsfläche.
6. glänzend: Die Scherbenoberfläche glänzt metallisch (ngraphitisch"). Die Technik, die zum dekorativen Glanz nach Vorbild von Zinngeschirr (Schirmer 1939, 37 f.) und zu einer höheren Scherbendichte führt, ist nicht genau geklärt. Unter verschiedenen Varianten dürfte die Rauchung (oft als "Schmauchung" bezeichnet), bei welcher das Gefäß nach dem Brand einem Rußfeuer mit Buchenholz, Reisig o. ä. ausgesetzt wird und sich dadurch Kohlenstoff in den Poren niederschlägt, die größte Bedeutung besitzen (vgl. zur Technik Kunow u. a. 1986, 17; Rada 1989, 22).
7. poliert: Die Oberfläche zeigt Polierstreifen, glänzt speckig oder metallisch.
Oberflächenauftrag und Brennhaut Vermerkt werden Glasuren, Engoben und brennhautartige Bildungen. Glasuren sind durchsichtige oder -scheinende, glasähnliche Aufträge auf dem Scherben, die seiner Abdichtung und bzw. oder der Zierde dienen. Sie können entweder flüssig oder als Pulver aufgetragen und in einem eigenen, an den Keramikbrand anschließenden Brand aufgebracht werden, oder durch Ascheanflug (Selbstglasur) wie auch durch Zugabe von Salz während des Brandes (Salzglasur) entstehen. Zur Färbung können verschiedene Mineralien beigemischt sein.5
Engoben sind Überzüge aus Ton oder Lehm, die als Brei, Schlicker oder Pulver auf die Gefäßwandung aufgebracht werden (Kunow u. a. 1986, 14; Bauer u. a. 1993,83). Vor der Aufbringung ist kein eigener Brand vonnöten; sie erfolgt im lederharten Zustand auf den Rohling. Die Farbe kann wiederum durch beigesetzte Mineralien bestimmt werden. Funktional entspricht die Engobe im wesentlichen der Glasur. Die Brennhaut ist kein Auf trag, sondern ein beim Brand entstandener, härter gebrannter Keramikmantel an der Scherbenoberfläche.
Arbeitsspuren Es werden alle regulären und irregulären Herstellungsrelikte, etwa Wisch- und Drehspuren, Kratzer und Dellen, sowie sekundäre Bohrungen als mutmaßliche Relikte Von Reparaturen festgestellt.
3. Die Waren, Waren gruppen und -arten
Die Waren, Warengruppen und -arten werden als "Summe überwiegend technologischer Eigenschaften" (Erdmann u. a. 1984,417) definiert und bilden als
solche den Ausgangspunkt für Untersuchungen zur Typologie der Gefäße. Dieser Vorgehensweise ist gegenüber einer von typologischen Kriterien ausgehenden Gliederung, auf welche im Folgeschritt technologische Eigenschaften bezogen werden, hier der Vorzug zu geben. Die Keramik vertritt eine lange Zeitspanne mit entscheidenden ökonomischen Entwicklungsschüben und technischen Neuerungen sowie verschiedene örtliche Provenienzen zum Teil aus bedeutenden, klar charakterisierten Produktionsgebieten, die sich anband der technologischen Unterschiede gut erkennen lassen. In diesem Sinne betont Lobbedey (1968, 4 ff.) die Vorteile der technologischen Gruppierung bei hoch- und spätmittelalterlichem Gefäßgut, hebt aber zugleich ihre Grenzen bei einfacher, lokal produzierter Keramik hervor. Heege (1995, 10) weist auf den Umstand hin, dass "für chronologische Fragestellungen ... die ,Ware' als einziges Merkmal ... ein zu grobes Raster abzugeben" scheint. Es ist diesbezüglich festzuhalten, dass kaum eine Ware oder Warenan weniger als 50-100 Jahre lang präsent ist. Daher stellt erst die Zusammenbewertung mit typologischen Merkmalen, die hier erfolgt, deutlichere Ergebnisse zur angestrebten, feinen Keramikchronologie in Aussicht.6
Diese Keramikbearbeitung ist - bei einigen Wechselbeziehungen - in einen Teil mit eher deduktiver Vorgehensweise und einen weiteren Abschnitt mit überwiegend induktiver Methode gegliedert (vgl. Lobbedey 1968, 4 ff.; Spitzner-von der Haar 1993, 15 f.). Die Rand- und sonstigen besonderen Fragmente wurden zunächst ohne Ansehen ihrer stratigraphischen Situation aufgenommen, darauf wurde nach Augenschein und nach den in der Datenbank erfassten Daten Ähnliches zu Ähnlichem sortiert, auf diese Weise Gruppen gebildet und schließlich die Wand scherben diesen Einheiten zugeordnet. Die Gruppen werden in ihren technologischen Merkmalen und in ihrer Kombination mit typologischen Details vorgestellt sowie miteinander verglichen. Im folgenden Schritt wird untersucht, in welcher stratigraphischen Lage und Vergesellschaftung die Funde auftreten und wie sich die Entwicklung der technologischen und typologischen Merkmale bzw. Merkmalskombinationen gestaltet. Die Gruppierung ist hierarchisch zunächst nach Waren, hin zu Gruppen und schließlich zu Arten gegliedert (vgl. Ring 1990, 14). Die Ware umreißt die Zuordnung der Scherbe zur Irdenware (die hinsichtlich der Brandatmosphäre dreifach untergliedert wird), zur glasierten Irdenware sowie zum Faststeinzeug und Steinzeug.
5 Zur Definition vgl. Kunow u. a.1986, 13 f.;Rada 1989, 43 H.; 70 ff.; 90; Reineking von BocklWettschereck 1989, 10; 28 ff.; Bauer u. a. 1993,80 ff.
6 Zur Methodendiskussion vgl. Lobbedey 1968, 4 H.; Ring 1990, 10; 49 f.; Spitzner-1Jon der Haar 1993, 3; Heege 1995,9 f.
185
Rf.IW. 211 212 221 222 223 224 225 226 227 231 232 310 320 330 341 411 412 413 414
1 2 9 9 7 3 7 8 2 2 3 3 1 2 2 2 4 9 3 2 5 5 3 9 2 4 6 12 21 3 8 5 3 5 7 2 8 2 1 8 4 3 3 2 9 6 2 2
10 3 3 11 4 8 6 11 1 3 1 3 12 10 11 2 2 13 8 12 5 2 14 19 21 5 2 7 7 3 15 1 2 1 16 9 5 3 2 8 17 1 18 4 6 3 19 2 1 7 20 2 14 2 6 11 3 21 1 3 4 1 22 23 1 24 3 25 2 26 27 28 2 2 29 3 1 3
'-' .~ 30 1 31 1 2 32 2 1 1 33 3 2 1 34 35 1 G. 7 5 105 148 5 6 13 9 51 13 6 4 49 88 2 11
Rf.IW. 415 416 417 418 421 422 423 511 512 513 514 515 516 521 522 611 612 G. 1 3 57 2 4 3 10 4 23 5 18 6 60 7 13 8 14 9 10
10 2 39 11 1 1 12 12 2 30 13 1 30 14 4 3 4 77 15 4 16 31 17 2 18 2 24 19 4 20 2 3 49 21 2 13 22 2 23 2 3 8 24 2 5 11 25 4 26 4 27 3 28 6 29 9 30 2 31 5
186
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RE.IW. 415 416 417 418 421 422 423 511 512 513 514 515 516 521 522 611 612 G.
32 7
33 5 4 2 3 24
34 1 2 5
35 6
G. 13 10 14 19 2 13 7 4 2 3 2 620
Tab. 3: Die Randformen (nach Fragmenten) in den Warengruppen und -arten. W. = Warenartf -gruppe, RE. =Randform, G. == Gesamtanzahl
Irdenware ist durch den porösen, bei etwa 800-1000°C gebrannten Scherben charakterisiert, die glasierte Irdenware durch die zusätzlich aufgebrachte Glasur. Faststeinzeug meint eine teilweise dichte, in unterschiedlichem Maße, doch noch nicht gänzlich versinterte Keramik? Unter Faststeinzeug fällt hier auch das von manchen Bearbeitern abgetrennte Protosteinzeug, da ich mich zu einer exakten Abgrenzung nicht in der Lage sehe (zum Problem der Definition vgl. Ring 1990, 22 f.). Steinzeug "ist eine hochgebrannte, stoßunempfindliche, ,steinharte' Keramik, deren Scherben beim Brand verglast, d. h. sintert und dadurch auch ohne Glasur wasserundurchlässig wird" (Reineking von BocklWettschereck 1989,5). Temperaturen um 1200-1350° C sind zur Erzeugung dieser Keramik notwendig (&da 1989, 9; Baueru. a.1993, 101 f.). Die Gruppe als weitere Untergliederung bezieht sich auf eine oder mehrere der Konstanten Farbe, Sinterung oder Glasur. Die Waren arten schließlich berücksichtigen verschiedene weitere Merkmale: Vorrangig die Farbe und Magerung, aber auch die Härte, Oberflächenstrukturen und mögliche Brennhäute. Die Gruppierung richtet sich dabei nach dem von Stephan (1978, 16 H.; 56 ff.) für Keramik aus dem südlichen Weserbergland erstellten Klassifikationsschema, dessen Einheiten allerdings nur auf der Ebene der Waren übernommen wurde, da es auf die Belange des vorliegenden Materials zugeschnitten werden musste. Stephans Ware 100, die der Forscher auf Grundlage eines typologischen und nicht technologischen Momentes - der Gefäßform Kumpf - von der Gruppe 200 ausgliederte (Stephan 1978, 56 ff.; kritisch Ring 1990, 14), entfällt, zumal derartige Keramik im vorliegenden Material nicht auftritt. Eine ähnliche Ausnahme von der rein technologischen Defmition der Warengruppen und -arten wurde allerdings gemacht, um die mittel- und spätslawische Keramik (Waren gruppe 21 0) präzise von der technologisch mitunter ähnlichen, uneinheitlich gebrannten braungrauen Irdenware ~arengruppe 220) zu trennen. Dieses Vorgehen scheint bei der Einbindung von Keramik zweier unterschiedlicher Erzeugungstraditionen in ein Gliederungssystem adäquat; in Keramikanalysen mit ähnlichen Komponenten wird auch meist so vorgegangen.8
Eine Mustersammlung der Warengruppen und -arten wird in der Unteren Denkmalschutzbehörde Brandenburg a. d. Havel verwahrt.
4. Beschreibung der Waren, Waren gruppen und -arten (Tab. 3; 4)
4.1. Ware 200: Uneinheitlich gebrannte Irdenware
Warengruppe 210: Uneinheitlich gebrannte Irdenware slawischer Art
Warenart 211: Uneinheitlich gebrannte Irdenware mit mittlerer und grober Grusmagerung (mittelslawischer An) Die mittelslawische Keramik ist mit 129 Fragmenten (2 %) vertreten. Die Scherben zeigen zahlreiche Farbvarianten (außen 5YR 6/8; 7.5YR 3/0; 10R 3/2; 5YR 4/2; 2.5Y 4/2, Bruch 10R 3/2; 2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5YR 6/6; 7.5YR 3/0). Häufig ist der Bruch farblieh geschichtet und die Oberfläche fleckig. Diese Anzeichen weisen auf den uneinheitlichen, meist eher oxydierenden Brand der Scherben hin. Sie sind häufiger weich als hart (4: 3 Exemplare), mit mittlerem und grobem Grus - in einem Falle mit Glimmer - gemagert und von rauer oder körniger Oberfläche. Mit einem arithmetischen Mittc1 von 6,5 mm ist die Wandungsstärke sehr hoch. Diagonale und senkrechte Wischspuren im unteren Bereich der Wandung, horizontale in der Rand-Schulter-Zone und mitgerollte Magerungspartikel zeigen die partielle Nachdrehung der aufgewulsteten Gefäße an. Unterscheidungsschwierigkeiten bestehen gelegentlich zur spätslawischen Keramik (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 252 [probe 472/01]). Alle bestimmbaren Gefäße sind Standbodentöpfe mit einfach ausgebogenen oder steilen Randlippen (Formen 1; 10; 33) sowie einfachen Flachböden. 27 Exemplare sind kammstrichverziert, wobei sich als Motive sechsmal die Sparrung und einmal der gestützte Bogen erkennen lassen. Eine Schulter weist Rippen und damit Bezüge zum Woldegker bzw. Tornower Typ auf (vgl. Schuldt 1954; Kempke 1984, 72 ff. mit weiterer Lit.).
7 Stephan 1978, 87 f.; H. Schäfer 1991,10 f.; Bauer u. a.1993, 98 H.; Heege 1995,21 f.
8 Vgl. z. B. Lüdtke 1985,39 f.; 48 f.; Gläser 1992 a, 190; Müller 1996 a, 56 Anm. 5.
187
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GefäßartenlW. 211 212 221 222 223 224 225 226 227 231 232 310 320 330 341 342 411 412 413 414
Kugeltopf - 150 355 3 27 13 5 72 11 5 1 - 162 186 3 15
Standbodentopf 18 54 1 3 1 1 2 3 3 8 3 1
Henkelkugeltopf 2
(unsicher)
Grapen 2 2 2 3
Krug/Kanne 4 8
Tüllen-/Kugelkanne
Dreiknubbenkanne 3 5 6
Becher
Mündelbecher
Pokal
Flasche
Deckel 3 4 2 6
Schüssel 2
Pfanne
Kachel 4 46 5
Verseh. Zuweisung, 3 3 2 11 2
jedoch kein Kugeltopf
G. 18 54 152 368 6 29 14 5 90 13 8 11 9 233 229 4 20
GefäßartenlW. 415 416 418 421 422 423 511 512 513 514 515 516 521 522 611 612 G.
Kugeltopf 24 13 2 30 40 3 1121
Standbodemopf 5 4 2 112
Henkelkugeltopf - 3 (unsicher)
Grapen 14
Krug/Kanne 2 2 23 14 4 2 5 9 3 84 Tüllen-/Kugelkanne 3
Dreiknubben-kanne 2 3 2 2 26
Becher 2 1 9
Mündelbecher 5 5
Pokal
Flasche 2 3
Deckel 20
Schüssel 2 5
Pfanne
Kachel 5 2 67
Verseh. Zuweisung, 6 2 33 jedoch kein Kugeltopf
G. 31 19 2 49 47 5 33 14 11 3 2 3 6 9 2 4 1507
Tab. 4: Die Gcfäßarten in den Warengruppen- und arten (nach Fragmenten, Abkürzungen wie Tab. 3)
Warenart 212: Uneinheitlich gebrannte Irdenware mit mittlerer und grober Sand- und Grusmagerung (spätslawischer Art) Irdenware spätslawischer Art !iegt in 35 Fr.agm~nten (0,5 %) vor. Für die Färbung gtlt dasselbe WIe bel Warenart 211 (außen 2.5Y 5/Q-7.5YR 710; 2.5Y 6/2; 10R 3/2; 5YR 4/2 Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5YR 612). Der Brand is~ uneinheitlich. Die mittelharten bis harten Scherben sind mit mittlerem und grobem Grus, weniger auch mit Sand gema.~ert. ~!e fühlen sich rau und körnig an. Individuelle Ubergange bestehen z~r Irdenware mittelslawischer Art (Warenart 211) SOWie
188
zur Warenart 223 (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 254 [probe 551/01]). Die Fragmente gehören zu hochschultrigen, wohl vorwiegend rundlich profilierten Standbodentöpfen mit einfach ausgebogenen, schräg nach außen oder senkrecht abgestrichenen Rändern (Formen 10; 19). Der häufigste Dekor ist die auf der gesamten Oberfläche vorhandene Rillengestaltung (24 x). Einmal ist die Schulter mit Fingernagelkerben und zweimal mit Wellen verziert.
Warengruppe 220: Uneinheitlich gebrannte, braungraue Irdenware
Warenart 221: Uneinheitlich gebrannte, weiche braungraue Irdenware mit Sandmagerung Diese Warenart hat mit 266 Fragmenten 4 % Anteil am Gesamtmaterial. Die Oberfläche der Scherben ist meist braun oder braungrau (10YR 5/8; 5YR 4/2; 2.5Y 4/2; 2.5Y 6/2; 10R 3/2), der häufig mehrschichtige Bruch gelegentlich etwas heller (5 YR 4/2; 2.5Y 6/2; 2.5 Y 4/2; 2.5Y 8/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 5YR 8/1). Die Scherben sind uneinheitlich gebrannt und von geringer und mittlerer Festigkeit. Als Magerung diente durchweg Sand, dem in drei Fällen Kalk und einmal Grus beigesetzt war. Die Korngröße ist überwiegend fein und mittel: Unter 79 dazu untersuchten Scherben sind 41 mit mittleren, 35 mit feinen und sehr feinen sowie fünf mit groben Körnern versetzt. 75 von 85 bzgl. der Oberflächenstruktur bewerteten Scherben fühlen sich rau an. Zwei sind körnig, drei kreidig, eine sandig und vier glatt. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke, ermittelt aus 60 Schulterscherben, beträgt 4,75mm. Als Gefäßform herrscht der Kugeltopf vor. 150 Fragmente sind dieser Gefäßart zuzuweisen. Lediglich in Einzelstücken sind ein eventueller Henkelkugeltopf sowie ein Tü1lengefäß (wohl eine Kugelkanne) nachweisbar. Bei den Randprofilen dominieren innen gekehlte, waagerecht oder schräg nach außen kantig abgestrichene sowie gerundete, mitunter auch sichelförmige Kugeltopfränder (Randformen 4-7; 10; 12-14; 16); außerdem kommen einfache, gerundete Randlippen häufig vor (Form 1). Als Dekor ist die Riefung in beträchtlicher Anzahl vorhanden (an 38 Gefäßresten). Ein Gefäß ist mit Rillen, eines mit einer einzelnen Leiste und ein weiteres mit einer einzelnen Kerbenleiste versehen. Recht hoch ist mit 39 Gefäßen aber auch der Anteil gänzlich unverzierter Schultern.
Warenart 222: Uneinheitlich gebrannte, mittelharte und harte braungraue Irdenware mit Sandmagerung Mit 11 08 Fragmenten (16,9 %) hält diese Warenart eine große Quantität. Die SCherben sind an der Oberfläche und im Bruch braungrau oder rötlich grau (außen 5YR 4/2; 10R 3/2; 2.5Y 4/2; 2.5Y 8/2; 2.5Y 6/2; Bruch 5YR 4/2; 2.5YR 6/2; 10R 3/2; 25Y 4.2; 2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 5YR 8/1). Sie sind uneinheitlich gebrannt und überwiegend hart. Unter 117 dazu untersuchten Gefäßresten sind 89 hart, 23 mittel bis hart und fünf mittel bis weich. Sie sind mit Sand gemagert, dem in zwei Fällen Glimmer, in fünf Fällen Kalk oder Kalkstein und in zwei Fällen Grus beigemischt ist. Als Korngröße wurde 39 x sehr feine und feine, 70 x mittlere und 3 x grobe Beimischung festgestellt. Unter 116 bezüglich der Oberflächenbeschaffenheit geprüften Fragmenten sind 104 rau, zwei körnig, zwei kreidig, vier glatt und zwei sandig. Das arithmetische Mittel
der Wandungsstärke beträgt 4,59 mm. Einige Gefäße haben Kratzspuren auf der Innenseite der Schultern. Individuelle Übergänge bestehen zu den Warenarten 221,412 und zu weiteren Grauwaren (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248-250 [probe 506/01]). Der Kugeltopf ist mit 355 Fragmenten sehr stark vertreten. Mit weitem Abstand folgen drei Deckel, drei Dreiknubbenkannen und ein Henkelkugeltopf oder eine Dreiknubbenkanne. Daneben kommen zwei Grapen, ein Standbodentopf, zwei Schüsseln oder Becher sowie eine Schüsselkachel vor. Drei Henkel und zwei Grapenfüße sind nachweisbar. Die Randformenverteilung entspricht jener bei Warenart 221, dazu wird das Spektrum durch einfach ausgebogene, außen leicht kantig abgestrichene Profile (Form 20) ergänzt. 88 Gefäße sind mittels Riefen verziert, sieben durch Rillen und 33 sind nachweislich ohne Dekor.
Warenart 223: Uneinheitlich gebrannte, mittelharte und harte braungraue Irdenware mit Grusmagerung Diese Waren art ist mit zehn Fragmenten (0,1 %) im Gesamtmaterial vertreten. Die Scherbenoberfläche ist braungrau (2.5Y 412; 5YR 4/2; 5Y 2.5/1), der Bruch z. T. heller (2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0). Die Keramik wurde uneinheitlich, mittel bis hart gebrannt und ist mit Grus gemagert. Daher ist ihre Oberfläche rau bis körnig. Drei Gefäße können als Kugeltöpfe und drei als Standbodentöpfe identifiziert werden, die jeweils einfach die Randformen 8; 11; 20; 28 und 35 besitzen. Neben einer unverzierten Gefäßschulter sind zweimal Rillen, einmal Riefen und einmal Fingernagelkerben zu beobachten.
Warenart 224: Uneinheitlich (eher oxydierend) gebrannte, mittel harte und harte rotbraungraue lrdenware mit Sandmagerung. Diese Warenart ist durch 100 Fragmente (1,5 %) repräsentiert. Die Scherben sind an der Oberfläche und im Bruch rötlich oder rotbraungrau (teilweise fleckig) gefärbt (außen: 2.5Y 4/2; 2.5YR 4/4; 10YR 5/8; 2.5Y 6/2; 10YR 8/4; Bruch 2.5YR 4/4; 2.5Y 6/2; 5YR 6/8; 10YR. 8/4). Sie sind uneinheitlich eher oxydiere nd gebrannt und von mittlerer und hoher Festigkeit. Die Magerung besteht aus mittlerem und grobem Sand, die Oberfläche ist meist glatt. Außer 27 Kugeltopfresten sind ein Deckel und ein Standbodentopf zu beobachten. Unter den sechs Randformen tritt dreimal die waagerecht abgestrichene, innen gekehlte Form 6 auf. Drei Gefäße sind mit Riefen und zwei mit einzelnen Leisten versehen. Drei sind unverziert.
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Warenart 225: Uneinheitlich (eher oxydierend) gebrannte, mittelharte und harte rotbraungraue Irdenware mit rot gemanteltem Bruch Diese Warenart ist in 43 Fragmenten (0,7 %) nachgewiesen. Die Scherbenoberfläche ist rötlich und rotbraungrau (2.5YR 6/6; 2.5YR 4/4; 5YR 4/2; 2.5Y 4/2; 5Y 2.5/1), der Bruch außen rot oder rotbraun (10R 618; 2.5Y 612; 2.5YR 6/6) und im Kern grau (2.5Y 5/0-7.5YR 710; 2.5YR 612). Die Keramik wurde uneinheitlich und zum Ende des Brennvorgangs überwiegend oxydierend gebrannt, ohne dass die Oxydation den Scherben ganz erfasste. Sie ist mittel bis hart. Als Magerung diente feiner und mittlerer Sand, sodass die Oberfläche meist glatt und nur selten rau und körnig ist. Das arithmetische Mittel der Wandstärke beträgt 5,4 mm. Neben 13 Kugeltopffragmenten, meist mit schräg nach außen abgestrichenen, auf der Außenrandkante gedellten Randprofilen (Randformen 8; 10; sieben von 13 Stücken), wurde ein Standbodentopf oder ein Krugl eine Kanne beobachtet. Als Dekor dienten 2 x Riefen, 1 x Rillen und 2 x einzelne Leisten. Fünf Gefäße blieben unverziert.
Warenart 226: Uneinheitlich gebrannte, mittelharte braungraue Irdenware mit grober Sandmagerung und Brennhaut Diese Warenart ist mit lediglich zwei - eventuell zu einem Gefäß gehörigen - Fragmenten (0,03 %) im Gesamtmaterial zu beobachten. Die Oberfläche des Randstückes ist dunkelrotgrau (5YR 412) und die des Wandstückes blaugrau (7.5YR 510), der Bruch beider Stücke grau (2.5Y 5/0-7.5YR 710). Die Keramik ist uneinheitlich gebrannt und von mittlerer Härte, der Scherben glatt und an der Oberfläche angesintert. Als Magerung diente grober Sand, der an die Oberfläche tritt und teilweise von einer schwachen Brennhaut ummantelt ist (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248-250 [Probe 326/01J). Bei dem bestimmbaren Stück handelt es sich um einen rillenverzierten Standbodentopf mit dem gedornten Rand 26.
Warenart 227: Uneinheitlich gebrannte, mittelharte und harte glatte braungraue Irdenware Diese Warenart ist mit 19 Fragmenten (0,3 %) vertreten. Die Scherben sind braun und grau (außen 5Y 2.5/1; 2.5Y 6/2; 2.5Y 510-7.5YR 7/0; Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 710; 5YR 8/1; 2.5YR 6/2) sowie uneinheitlich mittel bis hart gebrannt. Die Keramik ist mit feinem und mittlerem Sand gemagert und weist eine glatte Oberfläche auf. Fünf Kugeltöpfe, überwiegen~ mit einfa~h ausgebogenen Randlippen der Form 1, smd zu bestimmen.
190
Warengruppe 230: U neinheitlich gebrannte beigegraue Irdenware
Warenart 231: Uneinheitlich gebrannte, beigegraue mittelharte und harte Irdenware mit Sandmagerung Diese Warenart ist mit 356 Fragmenten (5,4 %) vorhanden. Die meisten Scherben sind beigegrau und grau (außen 2.5Y 612; 10YR 8/4; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0, Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5Y 812; 2.5Y 612). Bei uneinheitlichem Brand ist doch erkennbar, dass überwiegend eine reduzierende Brandführung angestrebt wurde. Als Magerung dienten feine bis mittlere, selten grobe sandige, in zwei Fällen auch grusige Gesteinspartikel, außerdem einmal Glimmer. Dadurch sind die Fragmente meistens rau oder körnig. Ein Bruchstück fühlt sich kreidig, zwei glatt an. Unter 45 in der Festigkeit bestimmten Scherben sind 23 hart und die übrigen mittel. Ein Stück ist sehr hart und fast versintert. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke liegt bei 5,01 mm (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248-250 [proben 529/01; 1024/01l1J. Als Gefäßart herrscht der Kugeltopf vor (72 x). Daneben können vier Deckel, ein Tüllengefäß, jeweils einmal Becher, Schüsselkachel, pfanne mit Tüllenstiel, KruglKanne sowie Standbodentopf nachgewiesen werden. Zwei Fragmente gehörten zu mutmaßlich gehenkelten Kugeltöpfen, zwei zu Grapen und eines zu einer Dreiknubbenkanne. Zwei Gefäße könnten Krug/Kanne bzw. Henkelkugeltopf oder Dreiknubbenkannen sein, bei einem weiteren Henkelgefäß ist die Bodenform unklar. Das weit gestreute Randformenspektrum zeigt Schwerpunkte bei den waagerecht oder schräg nach außen abgestrichenen, innen gekehlten Formen 5-7; 12 und 13, der innen gekehlten, gerundeten Randform 14 und vor allem der einfach ausgebogenen, schräg nach außen abgestrichenen Form 8. Neben dem genannten Tüllenstiel sind acht Henkel festzustellen. Als Dekor dominiert die geriefte Schulter (36 x), neun Schultern sind unverziert. Viermal sind Rillen, einmal eine einzelne Leiste und einmal eine rol1-rädchenverzierte Randleiste zu beobachten.
Warenart 232: Uneinheitlich gebrannte, b'eigegraue Irdenware mit Kalkmagerung Diese Warenart wurde mit 20 Fragmenten (0,3 %) aufgenommen. Die Scherben sind beigegrau oder grau (außen 2.5Y 812; 2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0, Bruch 2.5Y 8/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0). Der Brand ist uneinheitlich oder eher reduzierend, die Scherben sind überwiegend von mittlerer oder hoher Festigkeit sowie rauer Oberflächenstruktur. Ein Gefäßrest fühlt sich kreidig an. Die Scherben enthalten neben feinem und mittlerem Sand z. T. große Kalkbrocken. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke im Schulterbereich beträgt 4,5 mm. Die bestimmbaren Gefäßreste gehörten meist zu Kugeltöpfen (11 x), einmal zu einem Krug oder einer
Kanne und einmal zu einem Standbodentopf oder Krug/Kanne. Unter den Randformen, dabei als Schwerpunkt der waagerecht abgestrichene, innen gekehlte Rand 6, fällt ein Dornrand (Form 23) auf. Neben Riefen (viermal) und Rillen (einmal) wurde eine Rollrädchenverzierung ("römisches Zahlenmuster") beobachtet.
4.2. Ware 300: Oxydierend gebrannte Irdenware
Warengruppe 310: Oxydierend gebrannte, gelbe Irdenware mit Sandmagerung
Diese Warengruppe ist mit 16 Fragmenten (0,2 %) vertreten. Die Scherben sind an der Oberfläche wie auch im Bruch gelb (10YR 8/4; 5Y 8/8), mit feinem und mittlerem Sand gemagert und mit 3-5 mm Dicke von mittlerer Stärke. Sie wurden oxydierend gebrannt. Ein Gefäßrest ist steinzeugartig hart und besitzt eine Brennhaut. Unter den Gefäßresten sind vier an der Mündung eckige Schüsselkacheln, zwei Standbodentöpfe, ein Kugeltopf (Randform 6) und ein Deckel zu bestimmen. Ein Henkel ist nachweisbar, fünf Gefäßreste besitzen Riefen.
Warengruppe 320: Oxydierend gebrannte, rote Irdenware mit Sandmagerung
Diese Warengruppe ist mit 66 Fragmenten (1 %) im Gesamtmaterial vorhanden. Die Keramik ist außen orangebraun oder rot (5YR 6/8; 10R 6/8; 2.5YR 6/6), im Bruch z. T. heller (10R 6/8; 10YR 8/4) und wurde oxydiere nd gebrannt. Der Scherben ist mittel bis hart, einmal wurde er als weich ermittelt. Als Magerung ist sehr feiner und feiner, in einem Falle mittlerer Sand festzustellen. An der Oberfläche fühlen sich die Fragmente glatt, seltener rau an. Fünf Gefäßreste gehören zu Kugeltöpfen und drei zu Standbodentöpfen; Grapen, Krug/Kanne und Topfkachel sind jeweils einmal nachweisbar. Als Randprofile sind die Formen 1; 3; 10; 20 und 22 zu erwähnen, die je einmal auftreten. Drei Henkel sind im Fundstoff vorhanden. Zehnmal wurden Riefen festgestellt.
Warengruppe 330: Oxydierend gebrannte, weiße Irdenware mit Sandmagerung
Diese Waren gruppe ist mit 31 Fragmenten (0,5 %) vertreten. Die Scherben sind außen und innen weiß oder weiß braun (5YR 8/1; 10YR 8/4), mittel bis hart, glatt oder leicht körnig und mit sehr feinem bis mittlerem Sand gemagert. Der oxydierende Brand ist manchmal nicht eindeutig zu bezeichnen, da die weiße Farbe stark vom geringen Eisengehalt des Tones abhängt; jedoch untermauern rötliche oder gelbliche Farbstiche im Allgemeinen die gegebene Zuweisung.
Neben drei Standbodentöpfen treten zwei Grapen und jeweils einmal Kugeltopf, Krug/Kanne, Becher sowie Topfkachel auf. Bei den Randformen kommen die Profile 1; 14; 20 und 33 vor, bei den Bodenformen ist neben den Grapenfüßen ein Standfuß zu nennen. Als Verzierungen erscheinen Riefen (2 x) und Rillen (1 x). Bemerkenswert ist ein Rollrädchendekor mit
" ro"mischem Zahlenrnotiv" auf der Randkante eines
Gefäßes.
Warengruppe 340: Rot bemalte, gelbe und weiße Irdenware
Warenart 341: Rot bemalte, gelbe und weiße Irdenware mit feiner Sandmagerung (Pingsdoifer Art) Diese Warenart hat mit sieben Fragmenten einen Anteil von 0,1 % am Gesamtmaterial. Sie wurde einheitlich oxydierend gebrannt. Sie ist innen, außen und im Bruch weiß, weiß braun oder gelb (5YR 811; 5Y 8/8; 10YR 8/4) und mit sehrfeinem und feinem Sand gemagert. Die Oberfläche der mittleren bis harten Fragmente ist teilweise glatt und selten körnig. Individuelle Übergänge bestehen zu den Warengruppen 310 und 330 (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 250-252 [proben 490/01/2; 1024/01/2]). Ein Gefäß ist als Standbodentopf zu bestimmen, eines hat die Randform 6. Vier Bruchstücke haben eine rotbraune Bemalung aus eisenoxydhaltiger Tonbrühe ohne näher bestimmbare Motive.
Warenart 342: Rot bemalte, gelbe und weiße lrdenware mit mittlerer und grober Sandmagenmg (Pingsdorfer Art) Diese Warenart ist mit vier Fragmenten (0,06 %) vertreten. Sie wurde einheitlich oxydierend gebrannt, ist innen, außen und im Bruch weißbraun oder gelb (10YR 8/4; 5Y 8/8), mit mittlerem und grobem Sand gemagert sowie von mittlerer und hoher Festigkeit. Ihre Oberfläche ist rau bis körnig (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 250-252 [proben 589/01]). Ein Henkel zeigt einen Krug oder eine Kanne an. Drei Gefäßreste haben eine rotbraune Bemalung.
4.3. Ware 400: Reduzierend gebrannte Irdenware (Grauware)
Warengruppe 410: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Irdenware
Warenart 411: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Irdenware mit weißem oder sehr hellgrauem Bruch und Sandmagerung Diese Warenart ist mit 539 Fragmenten (8,2 %) vertreten. Die Scherbenaußenseite ist grau und graublau (7.5YR 5/0; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0), der Bruch ist weiß oder sehr hellgrau (5YR 8/1; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0). Einige der Scherben weisen einen
191
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leichten Oberflächenglanz auf, sodass sich Übergänge zur Warenart 421 einstellen. Alle Gefäßreste sind reduzierend gebrannt. Der überwiegende Teil hat eine raue, der geringere eine glatte Oberfläche. Von 48 hinsichtlich ihrer Festigkeit geprüften Scherben sind 26 hart, 15 mittel bis hart und sieben mittel. Als Magerung wurde fast ausschließlich feiner und sehr feiner Sand verwendet, lediglich in einem Falle tritt Glimmer und in einem anderen Gesteinsgrus hinzu. Das arithmetische Mittel der Schulter-Wandungsstärken beläuft sich auf 4,5 mm. An einem Gefäßrest war der Abdruck einer Brennhilfe, an mehreren anderen kreisrunde Reduktionsflecken zu erkennen, die auf die Stapelung des Brennguts im Ofen zurückgehen. Die dominante Gefäßform ist der Kugeltopf, der mit 162 Fragmenten nachzuweisen ist. Weiterhin wurden acht Standbodentöpfe, fünf Dreiknubbenkannen, vier Krüge/Kannen, ein Grapen, zwei Schüsseln, ein Becher, zwei Deckel und 46 Schüsselkacheln mit viereckiger Mündung vermerkt. Letztere dürften alle zum gleichen Ofen gehören. Bei zwei Gefäßresten ist unklar, ob es sich um Dreiknubbenkannen oder Kannen/Krüge handelt. Als Randformen sind die einfach ausgebogenen Formen 1 und 20 hervorzuheben, außerdem untergriffige Profile (Randform 21) und Dornränder (Randformen 23-26). Vier Henkel sind nachweisbar. Als Dekor wurde - wie üblich - besonders häufig die Riefung eingesetzt (114 x), seltener kommen Rillen (fünfmal) und einzelne Leisten (achtmal) vor. Eine Schüssel ist mit einer Wellenlinie verziert und ein Henkel geschlitzt.
Warenart 412: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte lrdenware mit grauem Bruch und Sandmagerung Diese Warenart besitzt mit 1590 Fragmenten (24,2 %) den höchsten Anteil am Gesamtmaterial. Die Scherben sind an der Oberfläche blaugrau, grau oder bräunlich grau (7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 7.5YR 5/0; 2.5Y 6/2), im Bruch meist etwas heller (10R 3/2; 2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0). Sie wurden reduzierend gebrannt. 18 haben einen leichten Oberflächenglanz. Von 72 hinsichtlich der Festigkeit geprüften Scherben sind 69 mittel oder hart und die übrigen weich bis mittel. Fast alle Scherben sind rau, eine erscheint sandig und vier glatt. Unter 60 in ihren Magerungsbestandteilen untersuchten Scherben enthalten 51 meist mittleren Sand, zwei zusätzlich Glimmer, eine Kalk und sieben ergänzend Grus. Letztere sind der Waren art 418 ähnlich. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,26 mm. In einem Falle konnten senkrechte Kratzspuren, mehrfach Fingerabdrücke und Wischspuren erkannt werden. Auf einem Kugeltopf hat sich eine. braune, fleckige Eigenglasur gebildet, der Boden emer Kan~e oder eines Kruges weist einen sehr harten, versmterten Scherben auf (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248
[probe 1024/01/3]).
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Mit Abstand übertrifft der Kugeltopf-186 Fragmentealle anderen Gefäßarten. Dies sind weiterhin drei Kugelgrapen, drei Standbodentöpfe, acht Krüge/Kannen, sechs Dreiknubbenkannen, ein Tüllengefäß, fünf Kacheln (darunter drei mit eckiger Mündung) sowie sechs Deckel. Bei zehn Gefäßresten ist unbekannt, ob es sich um Dreiknubbenkannen, Krüge/Kannen, Schüsseln bzw. Henkelkugeltöpfe oder um Standbodentöpfe handelt. Außerdem gibt es einen Becher oder Krug. Die Randformenbandbreite deckt fast das ganze Spektrum ab, mit Schwerpunkten bei den einfach ausgebogenen Profilen 1 und 20 sowie dem Sichelrand 16. 15 Henkel sind nachzuweisen. 208 Fragmente weisen Riefen auf, weitere neun Scherben besitzen Rillen, drei einzelne Leisten, eine ist mit einem kammstrichartigen Linienornament und eine mit waagerechten, kammstrichartigen Linien auf der Schulter verziert. Sechs Scherben sind sicher ohne Dekor.
Warenart 413: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Irdenware mit grauem Bruch, Sandmagerung und körniger Oberfläche Die Waren art ist mit fünf Fragmenten (0,08 %) belegt. Die Keramik ist an der Oberfläche und im Bruch grau (2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 7.5YR 5/0, Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5YR 6/2). Die reduzierend, mittel bis hart gebrannten Stücke haben eine körnige Oberfläche. Als Magerung diente mittlerer Sand und in zwei Fällen zusätzlich Kalk. Drei Kugeltöpfe (Randformen 1; 28) und eine Dreiknubbenkanne sind nachweisbar. Drei Gefäße haben Riefen und eines Rillen.
Warenart 414: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Jrdenware mit Sandmagerung, grauem Kern und weißem Mantel Diese Warenart präsentiert sich mit 58 Gefäßresten (0,9 %). Die Scherben sind an der Oberfläche grau (7.5YR 5/0; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 5YR 4/2). Im Bruch ist ein hellgrauer oder grauer Kern von einem dünnen hellen Mantel überfangen. Die Gefäße wurden überwiegend reduzierend gebrannt, wobei die Brandatmosphäre schließlich wechselte und zu einer Oxydation führte. Ein Gefäß hat einen auf Rauchung zurückführbaren Glanz. Von elf in ihrer Festigkeit bestimmten Gefäßresten sind zwei hart, vier mittel bis hart, zwei mittel und drei weich bis mittel. Die Gefäße sind zu etwa gleichen Teilen rauwandig und glatt. Als Magerung ist feiner und sehr feiner Sand enthalten, in zwei Fällen außerdem ein geringer Anteil kalkiger Partikel. Mit einem arithmetischen Mittel von 3,9 mm ist die Wandungsstärke vergleichsweise gering. Wie bei den Grauwaren üblich, dominiert der Kugeltopf ge?enü?er allen .. anderen Gefäßarten. 15 Fragmente smd dIeser Gefäßart zurechenbar. Daneben sind ein Deckel, ein Krug/eine Kanne, ein Standbodentopf
sowie zwei Gefäße zu verifizieren, die als Krüge/Kannen oder Becher gelten können. Unter elf Randformen gehören acht den einfach ausgebogenen und gerundeten oder untergriffigen Profilen an (Formen 1; 3; 20; 21). Ein Henkel ist nachzuweisen. 16 Gefäße haben Riefendekor, fünf eine einzelne Leiste.
Warenart 415: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte feine graue Irdenware mit Sandmagerung Diese Warenart ist mit 117 Fragmenten (1,8 %) im Gesamtmaterial repräsentiert. Die Scherben sind außen und innen gleichermaßen grau (2.SY S/0-7.5YR 7/0; 7.5YR 3/0), ein Anzeichen des einheitlich reduzierenden Brandes. Sie sind von mittlerer und hoher Festigkeit und besitzen glatte bis raue Oberflächen. Bis auf ein Exemplar, welches einen Anteil grusiger Bestandteile aufweist, sind alle Scherben mit Sand gemagert. Dieser ist feiner und mittlerer Größe; unter 16 diesbezüglich untersuchten Scherben sind acht mittel, fünf fein und drei sehr fein gemagert. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4 mm. Mit 24 Fragmenten ist der Kugeltopf am häufigsten, in Einzelstücken treten Dreiknubbenkanne, Schüssel, Grapen und Deckel auf. Zwci Gefäßreste sind Krüge/Kannen, bei einem weiteren kann es sich um Krug/Kanne oder Dreiknubbenkanne handeln. Das weit gestreute Randformenspektrum lässt keine Schwerpunkte erkennen. Wie üblich sind viele Gefäße - 27 Stücke - mit Riefen und lediglich eines mit Rillen verziert. Ein Gefäß besitzt eine gekerbte Leiste und ein anderes eine gekniffelte Dornrandleiste.
Warenart 416: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte polierte Irdenware Diese Warenart ist mit 71 Fragmenten (1,1 %) vertreten. Die Oberfläche ist grau (7.SYR 3/0, seltener 2.SY 4/2), der Bruch meist etwas rötlich (2.5YR 6/2; 2.SY 4/2). Die reduzierend gebrannten Scherben sind poliert und infolgedessen glatt, mit feinem oder mittlerem Sand gemagert und von mittlerer und hoher Festigkeit. Als Gefäßarten sind 13 vermutliche Kugeltöpfe, zwei Dreiknubbenkannen, zwei Becher (oder kleine Näpfe) sowie zwei Krüge/Kannen nachweisbar. Die geringe Größe der Gefäße lässt vermuten, dass auch einige der Kugeltöpfe zum Trinkgeschirr gehörten. Die Randformen vertreten vorwiegend einfache Randlippen (Randform 1), innen gekehlte und gerundete Profile (Randform 14) sowie gedornte Ränder (Randform 24). Vier Gefäße sind mit Riefen, zwei mit einzelnen Leisten und eines mit Rillen dekoriert. Sechs Gefäßreste sind unverziert.
Warenart 417: Reduzierend gebrannte, graue Irdenware mit Graphitmagerung Diese Warenart ist durch lediglich einen Scherben (0,01 %) vortreten. Dieser ist innen und außen schwarz und glänzt graphitisch. Er ist weich, glatt und dürfte re-
duzierend gebrannt sein, ohne dass dies aufgrund des Magerungsmaterials eindeutig gesagt werden kann. Im Ton ist nämlich ein starker Graphitanteil - ohne erkennbare Körnung - enthalten, der bewirkt, dass man mit dem Gefäßrest, wie mit einem Bleistift, malen kann (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 254 [probe 33/01]). Es handelt sich um einen wohl dreieckigen, becherförmigen Tiegel (Randform 33) ohne Gebrauchsspuren.
Warenart 418: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Irdenware mit Grusmagerung Diese Warenart präsentiert sich mit elf Fragmenten (0,2 %). Die Scherben sind an der Oberfläche grau (7.SYR 3/0; 2.SY S/0-7.SYR 7/0; 7.SYR 5/0), im Bruch weiß oder grau (SYR 8/1; 2.5Y S/0-7.SYR 7/0; 2.SY 8/2). Sie sind reduzierend gebrannt. Die Magenmg mit grusigen Partikeln vorwiegend mittlerer Größe erzeugt eine körnige Oberfläche. Der Bruch ist meist schichtig, und die Scherben sind von mittlerer bis hoher Festigkeit. Zwei Kugeltöpfe, davon einer mit der Randform 4, sind nachzuweisen.
Warengruppe 420: Reduzierend gebrannte, graue Irdenware mit Oberflächenglanz
Warenart 421: Reduzierend gebrannte, harte und sehr harte graue Irdenware mit Sandmagerung, weißem Bruch und Oberf/ächenglanz Diese Warenart wurde im Gesamtmaterial mit 80 Fragmenten (1,2 %) beobachtet. Die Scherbenoberflächen sind grau, blaugrau oder silberfarben (7.SYR 3/0; 7.5YR 5/0; 2.SY S/0-7.5YR 7/0), die Bruche weiß oder sehr hellgrau (SYR 8/1; 2.SY S/0-7.5YR 7/0; 2.5Y 8/2). Sie weisen einen metallischen Glanz auf. Alle sind reduzierend gebrannt. Etwa zu gleichen Teilen erscheinen die Oberflächen rau und glatt. Von 21 hinsichtlich ihrer Härte gemessenen Scherben sind drei sehr hart, zehn hart, sieben mittel bis hart und eine mittel. Sie sind mit feinem, selten mit mittlerem Sand gemagert, zweimal tritt zusätzlich Glimmer auf. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke ist mit 3,9 mm recht gering (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248-250 [proben 123/01; 490/01/1]). Dominante Gefäßform ist mit 30 Exemplaren der Kugeltopf. Daneben treten Schüsselkacheln (5 Stücke) und Dreiknubbenkatmen (3 Stücke) auf. In sechs Fällen ist nicht zu entscheiden, ob es sich um Kruge/ Kannen, Standbodentöpfe oder Dreiknubbenkannen handelt. Weiterhin gibt es einen Deckel, einen Kugelgrapen, einen Krug bzw. eine Kannc, einen eventuellen Pokal und einen Becher. Das Randformenspektrum zeigt keine auffälligen Gewichtungen. Sechs Henkel waren nachzuweisen. Als Dekor sind 32 x Riefen, einmal Rillen, viermal einzelne Leisten und zweimal einfache Rollrädchendekore erkennbar.
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Warenart 422: Reduzierend gebrannte, harte und sehr harte, graue sandgemagerte Irdenware mit grauem Bruch und Oberflächenglanz Diese Warenart ist insgesamt 158 x (2,4 %) vorhanden. Die Scherben sind außen grau (2.5Y 510-7.5YR 7/0; 7.5YR 3/0; 7.5YR 5/0) und im Bruch grau oder rotgrau (2.5Y S/0-7.5YR 7/0; 7.SYR 3/0; SYR 4/2; 2.SY 6/2). Die reduzierend gebrannten Scherben weisen einen metallischen Glanz auf. Die meisten sind rau und von mittlerer oder hoher Festigkeit. Das arithmetische Mittel der Wandstärke beläuft sich auf 4,23 mm. Als Magerung diente Sand, der überwiegend fein, in einem Falle grob ist. Ein Gefäß besitzt eine nachträglich eingebrachte Bohrung (Abb. 11,16). Unter den Gefäßformen nimmt der Kugeltopf mit 40 Vertretern die erste Stelle ein. Daneben kommen ein Kugelgrapen, ein Standbodentopf, zwei Dreiknubbenkannen, ein Becher sowie zwei Schüsselkacheln mit viereckiger Mündung vor. Als Randformen sind vor allem einfach ausgebogene (Randformen 1; 20), untergriffige (Randform 21) und keulenförmige (Randform 18) Ränder auszuführen. Ein Henkel ist nachweisbar. Als Dekor wurden 59 x Riefen im Bereich der Schulter, viermal Rillen und einmal eine einzelne Leiste ausgeführt.
Warenart 423: Reduzierend gebrannte, harte und sehr harte, sandgemagerte graue Irdenware mit grauem Bruch und glänzender, körniger Oberfläche Diese Warenart ist mit neun Fragmenten (0,1 %) vertreten. Die Fragmente sind grau (außen 2.5Y 510-7.5YR 7/0; 7.5YR 310; 7.5YR 5/0, Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5YR 6/2), durchweg reduzierend gebrannt und metallisch glänzend. Sie sind mit mittlerem Sand gemagert, der durch die Oberfläche vortritt und eine körnige Oberfläche erzeugt. Die Scherben sind hart. Als Gefäßarten sind drei Kugeltöpfe (einer mit Randform 1) und zwei Dreiknubbenkannen zu nennen, von denen sechs mit Riefen versehen sind.
4.4. Ware 500: Faststeinzeug und Steinzeug
Warengruppe 510: Faststeinzeug
Warenart 511: Rot engobiertes, graues Faststeinzeug Rot engobiertes, graues Faststeinzeug ist mit 88 Fragmenten (1,3 %) vertreten. Die Warengruppe zeichnet sich durch einen glatten, sehr harten Scherben, eine annähernd versinterte Matrix - Magerungskärner sind kaum mehr erkennbar - und eine außen meist glänzende, innen matte Engobe aus. Die Farbe der Engobe ist überwiegend rotgrau oder rotbraun (10R 3/2; 2.5YR 4/4), die des Bruches grau (2.5Y 510-7.5YR 7/0; 2.5YR 6/2). Die Scherben sind mit 2-4 mm sehr dünnwandig (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 256 [proben
109/02; 734/02/1]).
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Der Gefäßformenkanon dieser Warengruppe wird durch KrügelKannen bestimmt (23 Stücke), daneben kommen Standbodentöpfe sowie Mündelbecher Geweils fünf Fragmente) vor. Entsprechend treten unter den Randformen vorwiegend die Dornränder 23 und 24, mit sieben Fragmenten, sowie die steilen unprofilierten Ränder 33 und 34 mit sechs Fragmenten in Erscheinung. Lediglich ein randständiges Henkelfragment war nachweisbar. Die zehn erhaltenen Bodenstücke zeigen Wellenfüße. Ein Bodenstück weist Drahtschlaufenspuren auf, wogegen fünf Bodenfragmente ohne diese vorhanden sind. 17 Exemplare sind mit Riefen gestaltet, drei Scherben zeigen Kerbenleisten und zwei Stücke sind mit scharfen Rippen oder Rillen verziert.
Warenart 512: Rot engobiertes, gelbes Faststeinzeug Rot engobiertes, gelbes Faststeinzeug ist insgesamt 38 x (0,6 %) vorhanden. In den technologischen und typologischen Eigenschaften ist es der Warenart 511 ähnlich. Die harten bis sehr harten, glatten Scherben sind versintert, wobei einige vergleichsweise schwach gebrannt erscheinen. In manchen Stücken sind Magerungskörner erkennbar und in einem Fragment weist der graue Kern der Scherbe auf eine nicht vollendete Nachoxydation hin. Die beidseitig aufgetragenen Engoben sind rot (SYR 4/2; 10R 3/2), die Scherbe ist gelb (5Y 8/8; 10YR 8/4) und hat 3-4 mm Wandungsstärke. Alle bestimmbaren Gefäßreste, 14 Stücke, gehören Krügen/Kannen an, die gedornte (Randform 23, 3 x) und steile (Randform 33, 4 x) Ränder besitzen. Zwei Henkel und drei Wellenfüße, darunter ein Fragment mit Drahtschlaufenspuren und eines ohne, sind nachzuweisen. Auf einem Randstück sind die angebackenen Spuren eines weiteren Gefäßes erkennbar. Verziert sind die Stücke mit gekerbten Leisten (2 x) und Riefen (11 x).
Warenart 513: Braun glasiertes, graues Faststeinzeug Das mit 36 Fragmenten (0,5 %) im Gesamtmaterial vorhandene Faststeinzeug stellt eine Sammelgruppierung für alle braun glasierten, grauen Faststeinzeuge sowie schon zum Steinzeug überleitende Keramik dar. Die Scherben sind glatt, hart und versintert. Die Fragmente gehören zu den Gefäßarten Krugl Kanne (vier Fragmente), Standbodentopf (4 x) sowiejeweils 1 x - Becher, Flasche und Becher oder Deckel. Als Ränder kommen ausschließlich steile, unprofilierte Ausprägungen vor (Randformen 33; 34). Drei Henkel waren nachzuweisen. Unter den Böden haben zwei Wellenfüße: von ~enen einer Drahtabziehspuren zeigt. Daneben smd em Standfuß und ein unprofilierter Flachboden vorhanden. Als Dekor treten 11 x Riefen 1 x Rillen und eine Leiste mit Kerben auf. '
Warenart 514: Braun glasiertes, gelbes Faststeinzeug Dieses Faststeinzeug ist insgesamt 12 x (0,2 %) vorhanden. Es stellt eine Sammelgruppe der braun glasierten, im Bruch gelben und hellbraunen Faststeinzeuggefäßreste dar. Die Scherben sind glatt, hart und versintert. Unter den Gefäßarten präsentieren sich ein Krug/eine Kanne (Randform 34) und zwei Flaschenfragmente. Ein Wellenfuß ist vorhanden, sechs Gefäßreste sind mit Riefen, zwei mit Kerben verziert.
Warenart 515: Schwach engobiertes Faststeinzeug mit körniger Oberfläche Die Warenart, mitunter wohl als Protosteinzeug bezeichnet, ist insgesamt 7x (0,1 %) vertreten. Der körnige Scherben ist teilgesintert und daher hart bis sehr hart. Die teilweise durchscheinende Engobe ist braun (10YR 5/8; 2.5YR 4/4), der Scherben grau bis hellbraun (5YR 6/8). Auf einigen Scherben fehlt die Engobe partiell und der Scherben liegt offen (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 252-254 [probe 544/02J). Zwei Gefäßreste gehörten zu Bechern oder Krügen, wobei ein Randstück den Dornrand 27 zeigt, ein Bodenstück einen Wellenfuß. Fünf Gefäßreste sind durch Riefen verziert.
Warenart 516: Gelbe engobierte, sehr harte Irdenwarel Faststeinzeug Die Warenart ist in sieben Fragmenten (0,1 %) vorhanden. Die Stücke sind in unterschiedlichem Maße versintert und können z. T. als sehr harte Irdenware bezeichnet werden, sind z. T. aber auch dem Steinzeug Siegburger Art ähnlich. Sie weisen farblose Sinterengoben auf. Die harten und sehr harten Scherben sind überwiegend einheitlich gelb (5Y 8/8) gefärbt (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 254 [probe 734/02/2J). Ein Fragment gehört eventuell zu einer Schüsselkachel (aus sehr harter Irdenware), zwei weitere zu KrügenJKannen mit den gedornten Rändern 23 und 27. Ein Wellenfuß und ein riefenverziertes Wandstück sind vorhanden.
Warenart 517: Gelbbraunes, körniges Faststeinzeug ohne Engobe Diese Warenart ist mit sieben Fragmenten (0,1 %) vertreten. Sie könnte ebenfalls als Protosteinzeug benannt werden. Der Scherben ist körnig, angesintert, hart und besitzt keine Engobe. Er ist außen und innen hellbraun (5YR 6/8; 2.SY 8/2). Die kleinen Wandstücke zeigen in vier Fällen Riefen.
Warengruppe 520: Steinzeug
Warenart 521: Steinzeug Siegburger Art Das Steinzeug Siegburger Art liegt in 24 Fragmenten (0,4 %) vor. Die Scherben sind innen weiß und außen hellbraun (SYR 8/1; 5YR 6/8; 2.5YR 6/6; 10YR 8/4),
häufig geflammt und tragen oftmals eine Anflugglasur. Als Gefäßtypen sind fünf Krug-/Kannenfragmente und ein Becher (oder eine Tasse) festzustellen. Ein steiler Rand der Form 34 und zwei Henkel sind nachweisbar. Zwei von vier Wellenfüßen zeigen Drahtschlaufenspuren, Die Gefäße sind mit Riefen (9 Stücke) und Rillen (4 Stücke) verziert.
Warenart 522: Braun engobiertes Steinzeug Dieses Steinzeug ist insgesamt 23 x (0,4 %) vorhanden. Die Engobe ist braun (10YR 5/8), der Scherben im Bruch hell (2.5YR 6/6; 10YR 8/4; 5YR 8/1), Neun Gefäßreste sind als Krüge/Kannen zu identifizieren. Zwei Henkelfragmente sind nachweisbar und alle drei Randstücke haben die steile, unprofilierte Form 33, Neun Fragmente zeigen Riefen und ein weiteres eine einzelne Leiste.
4.5. Ware 600: Glasierte Irdenware
Warengruppe 610: Außen bleiglasierte Irdenware (ältere glasierte Irdenware )
Warenart 611: Außen bleiglasierte, gelbe Irdenware Bleiglasierte gelbe Irdenware ist mit acht Fragmenten (0,1 %) vertreten, Die dicke, matt glänzende Glasur ist oft nur außen aufgebracht, wodurch sie sich von der späteren glasierten gelben Irdenware unterscheidet. Gelegentlich ist eine Unterscheidung aber nicht sicher möglich, Der Scherben ist gelb (5Y 8/8; 10YR 8/4), die Glasur grün, hellgelbgrün oder gelb, Die Magerung besteht aus sehr feinem bis feinem Sand. Zwei Scherben wurden als hart bestimmt (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S, 250-252 [probe 457/02J). Zwei oder drei Fragmente gehören zu Miniaturstandbodengefäßen, von denen eines die Randform 2, das andere einen Flachboden aufweist. Ein Fragment ist mit einer gekniffelten Leiste versehen,
Warenart 612: Außen bleiglasierte, rote Irdenware Diese Warenart ist insgesamt 10 x (0,1 %) vertreten, Im Allgemeinen ist sie gut erkennbar, da sich sowohl Scherben als auch Glasur von späteren Ausführungen unterscheiden und z, T. charakteristische Dekore hinzutreten. Der Scherben ist oxydierend gebrannt und rot bis grau (10R 3/2; 2.5YR 4/4), die innen oder außen aufgebrachte Glasur farblos, gelb oder grün. Drei Stücke zeigen die charakteristischen Grübchen, welche die Glasur mittels auf Eisenbriihe aufgestreuter Bleischnitzel belegen (Bruijn 1962/1963, 415 H.). Der Scherben ist mit feinem bis mittlerem Sand gemagert und weich oder mittelhart (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S, 252-254 [proben 581/02; 282/02J). Als Gefäß arten sind eine Henkelkanne oder ein Henkelkrug mit zoo- und anthropomorpher Applikation, ein Krug bzw, eine Kanne mit dem gedornten Rand 26 und zwei (hier trotz innen aufgetragener Glasur hin-
195
Oxyd. gebr. Ird. 300 - 2 % 124 Fragm.
Uneinh. gebr. Ird. 200 - 42 % 2737 Fragm.
Sonstiges/unbestimmbar - 2 % 142 Fragm.
Glas.lrd. 600 - 10 % 242 Fragm.
Red. gebr. Ird. 400 - 40 % 2639 Fragm. Fast-/Steinzeug 500 - 4 %
242 Fragm.
Abb. 2: Quantität der Waren im Gesamtmaterial (nach Fragmenten)
1.800,-------------------------------------___ _
1.600 --. --- - --- - - -- - -. -- --. - ---- - - -- ---. - ----- -- ----- - ----- - -- __ 1.590. _____ -- - --- - -- ----- - - ---- -- - --- -- - -- -- -- ___________________________ _
1.400 - -- ---- - -- ---- - - ----- --- --- - - -- ---- - ----- -- ----- - - --- - - ---- ------ ------ --- ---- - - - --- - -- ----- - ----- --- ------ ---- -- ----- - ________ _
1.200 - -- -- -- - -- - - -- -- -- - - - . - - -- - - - -- - - -- - - - -- - -- -- - - - -- -- - - - -- - - --- - - -- - - - -- - -- -- - - -- -- -- - --- - - - - - --- -- - -- - -- - - --- - - -- -- - -- _________ _
1.1 OB
1.000 -- - --- ---- ---- -- -- -- - --- - - -- --- -- - ---- -- ----- -- ---- - ---- ----- --- ---- - -- ---- -- ----- -- - --- -- ------- - ----- ----- -- - ---- --- ______ _
800 --------------
635
600
400
200
196'
----_ .. --- .... --- ----- _ .. ---- ...... ------------- --- _ ...... --- ... - .. --- --- ----- ....
.. -_ ........ _ .... -_ .. -- _ .... _ .......... -_ ...... -- ........ -_ .......................... -_ .................... ..
------------------356 ----- --------- ---- ----_ ...... - --- --- ... ---_ .. ---_ ...... ---_ .... ---_ ...... ---- .. ------ ...... --- --_ ..
Abb. 3: Quantität der Warengruppen und -arten im Gesamtfundmaterial (nach Fragmenten)
663
i I
zugezogene) Schüsseln, einmal mit der Randform 32, zu belegen. Ein Bruchstück ist ein Boden- oder Handhabenfragment und ein Henkel weist ein weiteres Henkelgefäß, Krug oder Kanne, nach.
5. Vergleich der Waren, Warengruppen und -arten
Der Vergleich technologischer Merkmale ist, sofern diese als gruppenbildende Konstanten dienen, zwar bereits in der Gruppengliederung impliziert. Eine vom Fundzusammenhang unabhängige Bewertung der Warengruppen und -arten hinsichtlich ausgewählter technologischer Merkmale, ihrer Menge und bezüglich einiger typologischer Details kann jedoch die Geltung der jeweiligen technologischen Einheiten und zugleich die Eigenheiten des gesamten Fundensembles deutlich machen. Außerdem korrelieren manche technologische Gruppierungen mit typologischen Merkmalen und Merkmalskombinationen, was sich durch ihre Vorzüge für bestimmte Funktionen, etwa aufgrund ihrer keramischen Eigenschaften und ihrem ästhetischen Wert, oder ihre chronologische Stellung erklärt. In einigen Fällen lassen sich dadurch die aufgrund technologischer Merkmale gewonnenen Gruppen auch typologisch zusammenfassen.
5.1. Quantität (Abb. 2; 3)
Der Schwerpunkt liegt - wie zu erwarten - bei den uneinheitlich gebrannten braungrauen und den reduzierend gebrannten Grauwaren (Warenarten 221; 222; 231; 411; 412), also den Vertretern mutmaßlich einheimischer oder regionaler Produktion. Ebenfalls brandenburgischer Herkunft dürften die meisten oxydierend gebrannten Irdenwaren (Warengruppen 310-330) und die sehr harten, häufig metallisch glänzenden grauen Irdenwaren (Warenarten 421; 422) sein, die jedoch von geringer quantitativer Bedeutung sind. Für einige Belegstücke kann Riederer (s. S. 248-250) diese Provenienz auch untermauern. Die slawische Keramik (Warenarten 211; 212) kommt lediglich unmaßgeblich vor, was in erster Linie auf die hauptsächliche Zeitstellung der Stratigraphie zurückführbar ist. Verhältnismäßig gering ist auch der Anteil besonderer Keramik: der älteren glasierten Irdenware (Warenarten 611; 612), des Faststeinzeugs und Steinzeugs (Ware 500) sowie der rot bemalten, gelben und weißen Irdenware (Warenarten 341; 342).
5.2. Wandungsstärke (Abb. 4)
Die Wandungsstärke ist ein Gradmesser für den technologischen Standard der Warengruppen und -arten, indem die auf einfache Weise geformten und schwächer gebrannten Warenarten höhere Werte besitzen als die sclmell gedrehten, hart gebrannten. Es sei hier auf die Extreme hingewiesen: die aufgewulsteten und teil-
weise nachgedrehten mittelslawischen Gefäße (Warenart 211) liegen in ihrer mittleren Wandungsstärke weit höher als die hochwertigen, wohl schnell gedrehten Faststeinzeuge (Warenarten 511 und 512). Das Mittelfeld zeigt eine fließende Merkmalsverschiebung.
5.3. Scherbenhärle
Die Härtegrade der Scherben zeigen die zu erwartenden Unterschiede zwischen Faststeinzeug/Steinzeug und Irdenware (Erstere sind durchweg hart oder sehr hart, Letztere weiter gestreut) sowie dort vergleichsweise eindeutige Verteilungsbilder, wo die Härte explizit zur Definition der Warenarten herangezogen wurde. Insbesondere bei den Braun- und Grauwaren ist darzulegen, dass die Festigkeit differente Grade bei ansonsten ähnlichen technologischen Gruppen besitzt und sich daher - wie bereits angesprochen - nur bedingt zur Gruppengliederung eignet.
5.4. Gefäßarten und Funktion (Abb. 5; Tab. 4)
Das Aufkommen der Gefäßarten in den verschiedenen Warengruppen und -arten zeigt Differenzen, die deren unterschiedliche Funktion, z. T. auch deren Zeitstellung erkennen lassen. Die slawischen Warenarten 211 und 212 sind ausschließlich Standbodentöpfe. Auch andernorts umfasst die Funktionstypenbandbreite slawischer Keramik neben 'Töpfen lediglich kleine Teller, einige Schüsselarten und die zum Getreidedarren oder Brotbacken genutzten, rechteckigen Lehmwannen. Die Belange der slawischen Lebensweise waren offensichtlich über lange Zeit fast ausschließlich durch einen Funktionstyp zu decken - was ja auch für die frühen Abschnitte des deutschen Mittelalters gilt. Das Vor-
6mm
5mm "" ............ " ..... " .... " ............................. " ......... " .................................... ..
3mm
Abb. 4: Die mittlere Wandungsstärke ausgewählter Warengruppen und -arten im Vergleich (im Schulterbereich; nach Fragmenten)
197
herrschen des Standbodengefäßes bei den Slawen und des Kugelbodengefäßes im deutschen Mittelalter sind kaum zu erklären. Abweichende Kochsitten oder Herdstellenformen können dafür nur teilweise in Anspruch genommen werden. Von Zweckmäßigkeiten unabhängige Traditionen und Modeerscheinungen spielen wohl eine große Rolle, doch sind die Gründe für die unterschiedlichen Funktionstypen letztlich ebenso undurchsichtig wie die "Renaissance" des Standbodengefäßes seit dem 15. }h. Das Faststeinzeug (Warenarten 511-517) und Steinzeug (Warenarten 521; 522) ist von Krügen und Kannen mit Standböden sowie von Mündelbechern geprägt. Hier erklärt sich die Bodenform durch die
sonstiges ohne Kugeltopf
Kachel
Becher
Grapen
• DI D
Krug/Kanne
Standbodentopf
Kugeltopf
Abb. 5: Anteilsverhältnisse von Gef~arten in ausgewählten Warengruppen und -arten im Vergleich (nach Fragmenten)
198
weitgehende Funktionsbindung dieser Warenarten als Ausschank- und Trinkgeschirr. "Allein schon die Eigenschaften im Gebrauch, nämlich weitgehende Wasserundurchlässigkeit auf der einen, aber Sprödigkeit bei Erhitzung auf der anderen Seite beschränkten Funktionsbereich und Typenschatz von vorneherein" (Stephan 1981, 39). In den wichtigsten Herstellungsorten sind vorwiegend Krüge, Kannen und Becher in gesinterter Qualität erzeugt worden.9 Allerdings werden selten auch Grapen aus Faststeinzeug, die als Kochgeschirr gedient haben dürften, beobachtet,1O und außerordentlich ist eine Faststeinzeugkachel aus Siegburg (Beckmann 1975,44 f.). Die älteren glasierten Irdenwaren (Warenarten 611; 612) lassen sich überwiegend als Miniatur- und Ausschenkgefäße sichern, womit die Funktion dieser Einheiten als Zier- und gehobenes Tafelgeschirr verdeutlicht wird. In einem Falle ist weiterhin eine Schüssel (oder eine Pfanne) nachweisbar, deren innen aufgebrachte Glasur bereits Abdichtungsfunktion übernimmt. Das Spektrum der oxydierend gebrannten Warengruppen 310-330 ist breit gefächert, indemhier neben den verhältnismäßig gering vertretenen Kugeltöpfen recht viele Standbodentöpfe, Kacheln, Grapen u. ä. zu verzeichnen sind. Diese Vielfalt entspricht einerseits Beobachtungen auf anderen Fundplätzen und damit dem allgemeinen Erscheinungsbild oxydierend gebrannter Irdenware.ll Andererseits wird darin die lange Laufzeit dieser Gruppierung vom Mittelalter bis in die Neuzeit deutlich. Bei der uneinheitlich und der reduzierend gebrannten Irdenware (Waren 200; 400) schließlich herrscht der Kugeltopf vor. Nahezu ausschließlich tritt er bei den uneinheitlich gebrannten Warenarten 221/222 und den eher oxydierend uneinheiclich gebrannten Warenarten 224/225 in Erscheinung. Diese Gefäßartenarmut ist auf die vorwiegend frühe Zeitstellung jener Varianten und auf ihre Funktion als einfaches Gebrauchsgeschirr zurückführbar. Die reduzierend gebrannte Grauware (Warenarten 411-416; 418; 421-423) zeigt ein ähnliches Bild, doch sind überdies einige weitere Gefäßarten wie Schüsselkacheln, Grapen, Krüge und Kannen vorhanden. Diese Einheiten verkörpern insofern nicht nur technologisch, sondern auch typologisch ein fortgeschrittenes Stadium der Keramikentwicklung. Außerdem wurden sie ob ihrer höheren Qualität häufiger für den Trink- und Tafelbereich verwendet. Bei der ebenfalls variantenreichen beigegrauen, uneinheitlich gebrannten Irdenware 231 ist vorwiegend die lange Laufzeit für das analoge Erscheinungsbild verantwortlich. Die
9 Beckmann 1975; Stephan 1981,38 H. Abb. 19; 21; 1982,103 H. 10 Beckmann 1975,35 H.; Grote 1976, 255 Abb. 2; Müller 1996b
221 Abb. 9,12;H. Schäfer 1991, H;28. ' 11 Stephan 1981, 33 ff.; 74; Röber1990, 25 f.; M. Schulz 1995, 82H.
Bindung der graphitgemagerten Warenart 417 an den technischen Funktionstyp Tiegel ist leicht zu erklären, da es sich dabei um eine ausgesprochene Produktionskeramik handelt.
5.5. Randformen (Abb. 1; Tab. 3)
Die meisten Randformen zeigen keine unmittelbare Beziehung zu Warengruppen und -arten, jedoch lassen einige Formen Schwerpunkte bei einzelnen technologischen Gruppierungen erkennen. Der ausgebogene, senkrecht abgestrichene Rand 19 kommt - mit zwei von insgesamt vier Exemplaren dieses Profils - besonders bei spätslawischer Keramik vor (Warenart 212). Ein deutlicher Schwerpunkt der waagerecht oder nach innen abgestrichenen und innen gekehlten Randformen 5-7 liegt bei der uneinheitlich gebrannten Irdenware (Warenarten 221; 222), worin sich das hohe Alter dieser Randausprägung zu erkennen gibt. Einen Schwerpunkt bei der uneinheitlich gebrannten Irdenware 221 verzeichnet außerdem die gekehlte Randform 9 mit oben ausgezogener und unten gerundeter Randaußenkante. Ihr häufiges Vorkommen (sechs von zehn Fragmenten dieser Randform) gerade bei der weichen braungrauen Irdenware überrascht insofern, als dass die typologische Form recht entwickelt, die technologische Einheit jedoch archaisch wirkt. Die Dornvarianten 23, 24 und 27 haben - ebenso wie der steile, unprofilierte Rand 33 und der ähnliche, nach außen geneigte Rand 34 - ihren Schwerpunkt bei den Faststeinzeugen, was mit den in jenen Warenarten vorherrschenden Gefäßarten Krug, Kanne und Becher in Einklang steht. Die Steinzeuggefäße zeigen sogar ausschließlich das Randprofil33. Bei der reduzierend gebrannten Warenarten 411 sind die einfach ausgebogenen, gerundeten oder außen kantig abgestrichenen Ränder 1 und 20 sowie das untergriffige Profil 21 verhältnismäßig oft zu beobachten, was der tendenziell späteren Stellung dieser Irdenware entspricht.
5.6. Dekor
Die Riefung der Gefäßschulter ist ein bei fast allen Warengruppen und -arten auftretender Dekor und mithin die beliebteste Zierweise des späten Mittelalters. Besonders charakteristisch ist sie für die reduzierend gebrannte Irdenware (Ware 400). Die Dekorlosigkeit kann dagegen in hohem Maße auf uneinheitlich gebrannte Irdenware (Warengruppe 220) bezogen werden, worin sich zwei archaische Erscheinungen ergänzen. Den ganzen Gefäßkörper einnehmende Rillen sind für die spätslawische Keramik (Warenart 212) wie auch die Faststeinzeuge und Steinzeuge (Ware 500) charakteristisch. Ein unmittelbarer Zusammenhang besteht nicht, wohl aber könnten beide Phänomene auf dieselbe Ursache zurückgehen, mit diesem zum Dekor erhobenen technologischen Moment die ver-
besserte Drehtechnik und damit bessere Qualität gegenüber den jeweils älteren Keramikarten anzuzeigen. Deutlich begrenzt sind die Bemalung und der Kammstrich. Erstere kommt aus naheliegenden Gründen ausschließlich bei heller, oxydiere nd gebrannter Irdenware vor, Letzterer ist fast ganz auf die mittelslawische Keramik beschränkt. Interessant ist diesbezüglich ein reduzierend gebrannter Gefäßrest (Warenart 412), der eine kammstrichartige Verzierung offenbar unter dem Umbruch zeigt (Abb. 16,17). Die einzige Applikation findet sich in der glasierten Irdenware (Warenart 612, Abb. 14,14), was dem exklusiven Charakter dieser Keramik entspricht.
5.7. Bodenformen
Es wurde bereits hervorgehoben, dass die slawische Keramik durchweg Standböden aufweist, hingegen die frühdeutsche vorwiegend Kugelbäden. Ansonsten ergeben sich Verteilungsschwerpunkte von Bodenformen vor allem aus den funktionalen Anforderungen an die jeweilige Warenart. So besitzen die glasierten Irdenwaren, Faststeinzeuge und Steinzeuge (Waren 500; 600) Standböden, weil sie vorrangig als Trink- und Schenkgeschirr dienen und auf einem Tisch stehen sollen. Die bei den Faststeinzeugen und Steinzeugen häufigen, dekorativen Wellenfüße entsprechen ebenfalls diesem Zweck. Die vorherrschenden Kugelböden und selteneren Grapenfüße bei der "normalen" Irdenware erklären sich hingegen daraus, dass diese meist als Kochgeschirr diente.
5.8. Handhaben
Die Analyse der Handhaben, also der Henkel und des Tüllenstiels, nach ihrer Verteilung auf die Warengruppen und -arten zeigt an, dass sie vorwiegend bei der graubrüchigen (Waren art 412) und der glänzenden Grauware (Warenarten 421 und 422) in Erscheinung treten, gefolgt vom Faststeinzeug (Waren gruppe 510). Sehr selten sind Handhaben hingegen bei der uneinheitlich gebrannten Irdenware (Waren gruppe 220). In dieser Verteilung zeigen sich eine chronologische Relevanz der Handhaben - die in der Tendenz jüngeren Warenarten haben häufiger Henkel - und die bevorzugten Keramikvarianten beim häufig gehenkelten Trink- und Schenkgeschirr.
. 6. Die Grundlagen zur Datierung der Fundstratigraphie
6.1. Münzen
Es liegen acht Münzen vor, von welchen allerdings bisher lediglich zwei bestimmt werden konnten. Davon ist eine ein moderner Reichspfennig aus einer Abbruchauffüllung (1995:460/1024/12), der für die Datie-
199
Phase/Warenart
211
211/212
211/225
211/320
212
221
221/222
221/231
222
222/412
223
224
225
226
227
231
232
310
320
320/jgI.
330
341
342
411
412
413
414
415
416
417
418
421
422
423
511
512
513
514
515
516
517
521
522
611
612
612/jgI.
jgI
Gesamt
2 3 4 S 6 7 8 9 10
37 12 17 3 30 5 7 2
653 2
10 10 4 2 S
25 81 53 23 10 39 4 18 6
- 533 81 4 12 5
34
42 346 300 42 49 110 34 11 20 13
10 74
5 2
3 19 13 3 11 4 7 8 4
5 2 6 12 8
2 5 3 2 5 3
4 47 47 29 30 48 29 23 27 25
4 2 223
2
3 9 24 7
2
5 7
3 2 2 3 7
2 2 2 16 S7 39 143 37 24 49 28
13 37 120 325 50 416 241 121 92 22
3
2 2 12 33 3
2 10 17 11 17 15 7 2 16 3
1 4 15 10 16 13 3
6 3 9 2 18 10 10 7 3
5 73 4 18 12 14 13
1 112
3 23 12 10 12 5
S 1 8 5 2
8 623
5 4
5
2
3 2 1
1 1 3 2 2 6
3 3 2 3
3 1 2
2 3 2 3
2 1 10 3 5 18 90
1631229 768 635 233 982 443 295 313 230
Tab. 5: Aufkommen der Waren, -gruppen und -arten in den Phasen 1-10
( h F t n· J'gI:J' üngere glasierte Irdenware) nac ragmen e ,
d K 'k 'nsofern uninteressant ist. Die an-rung er eraffil 1 . d . . H hl fenru'g des 15. Jhs., dertm Befund 96 ere 1st em 0 p d Ph 10 b en wurde (1995: 460/96/12). er ase ge org
200
6.2. Dendrochronologie
Zwei Bretter aus einer Böschungssicherung, die während der Phase 4 an der Havel angelegt wurde, konnten durch Th. Westphal (Frankfurt/M.) dendrochronologisch datiert werden. a. Fläche C, Bl. 9, PI. 2, Befund 654 (Probe 59 a): 1247 + 2/-1 (Außenkante). b. Fläche C, BI. 9, PI. 2, Befund 654 (probe 59 b): 1249 +/-1 (Waldkante).
6.3. Keramik
Zur chronologischen Einordnung des vorliegenden Materials werden anderwärts gewonnene Datierungen für technologische und typologische Keramikmerkmale herangezogen. Um Fehlschlüssen vorzubeugen, werden hier vorrangig drei Elemente berücksichtigt: Erstens die Faststeinzeuge und Steinzeuge, die aus wenigen Produktionsorten weit verbreitet wurden und daher geringen Verzerrungen im keramischen Kleinraum unterliegen, sodass eine anderwärts gewonnene Datierung auch für die vorliegenden Funde Bedeutung besitzt. Regionale Besonderheiten sind zwar in einem geringfügig früheren oder späteren Auftreten der Importware anzunehmen (vgl. Röber 1990, 63), doch ist dieser Aspekt durch Vergleiche im Umkreis Brandenburgs weitgehend auszugleichen. Protosteinzeug und schwach oder nicht engobiertes Faststeinzeug wurden im Rheinland seit dem späten 12.1frühen 13. Jh. im Anschluss an Erzeugnisse in Pingsdorfer Art produziert und in den Jahrzehnten nach 1200 auch in Südniedersachsen und weiteren Regionen.12 So ist es in Lübeck und Rostock in Komplexen des späten 12.1frühen 13. Jhs. nachgewiesen,u Das rot engobierte Faststeinzeug kommt ab dem zweiten Viertel des 13. Jhs. vor und tritt in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. bereits in großer Menge auf.14 Hernach läuft es bis in das 14.115. Jh. weiter. Voll entwickeltes Steinzeug wird seit dem späten 13. Jh. bzw. um 1300 im Rheinland erzeugt und kommt im 14. und 15. Jh. zu großer Bedeutung.15 Seit dem späten 13. Jh. (H. Schäfer 1991, 93 f.) bzw. dem späten 13.1frühen 14. Jh. ist es auch in Ostdeutschland anzutreffen (vgl. Berlin-Hellersdorf: Seyer 1994, 244) und seit der Mitte des 14.Jhs., eventuell bereits in der ersten Jahrhunderthälfte, wurde es in Sachsen hergestellt (H. Schäfer 1991, 81; Hoffmann 1995).
12 Stephan 1982; Gross 1991, 78; Kirsch 1994, 67 m. weiterer Lit. 13 Gläser 1987, 394; 1992b, 194 f.; H. Schäfer 1991,42 f. 14 Beckmann 1975,20;Stephan 1981,91; 1982,95 f.; 103 ff.;Lüdtke
1985,38; 68 f.; Peine 1988, 147; Heege 1995,22 H.; 86. IS Janssen 1966, 146; Beckmann 1975; Stephan 1982, 105; Gläser
1987,395; Heege 1995, 86.
zehn Phasen, die im Allgemeinen als ungefähre oder wahrscheinlichste Zeitspanne verstanden werden sollte, kann dabei unterschiedlich gen au erfolgen und wird bei der jeweiligen Phasenbeschreibung erläutert. Der leichteren Orientierung dient der folgende Überblick: Phase 1: 9./10.-12.Jh. Phase 2: spätes 12. und frühes 13.Jh. Phase 3: erste Hälfte des 13. Jhs. Phase 4: zweite Hälfte des 13. Jhs. bis um/nach
Phase 5: Phase 6: Phase 7:
1300 frühes 14. Jh. erste Hälfte des 14. Jhs. zweite Hälfte des 14. Jhs.
Phase 8: spätes 14.-15.Jh. Phase 9: 15.Jh. Phase 10: spätes 15./friihes 16.Jh.
7.1. Phase 1 (Abb. 7,1-11)
Das Fundmaterial besteht aus lediglich 163 Keramikfragmenten. Davon sind die meisten (41,1 %) Vertreter der uneinheitlich gebrannten, weichen und harten braungrauen und sandgemagerten Irdenware (Warenarten 221; 222). Vermutlich handelt es sich bei diesen Stücken um Kugeltöpfe. Wenig tritt beigegraue (Warenarten 231; 232) und rote Jrdenware (Warenart 320) sowie uneinheitlich, überwiegend oxydiere nd gebrannte fleckige J rdenware - z. T. mit rot gemantelrem Bruch (Warenarr 224; 225) - in Erscheinung. An mengenmäßig zweiter Stelle stehen mit 22,7 % Anteil die Gefäßreste mittclslawischer Provenienz, die überwiegend zum Menkendorfer Typ gehören. Wenige Gefäße repräsentieren die spätslawische Warenart 212. Bemerkenswert ist, dass bereits hier die reduzierend gebrannte Irdenware auftritt: eine graue, im Bruch
Gcfäßancn/Phasc 2
Kugcltopf 31 245
Standbodc11lopf 37 17
Hcnkclkugcltopf (unsichcr)
Grapen
Krug/Kannc
Tül!cn-/Kugelkannc 2
Drciknubbcnkannc
Bcchcr
Mündclbccher
Pokal
Flasche
Deckel
Schüssel
PFannc
Kachcl
vcrsch. Zuwcisung, jedoch kcin Kugcltopf
Gcsamt 68 268
weiße Scherbe der klassischen blaugrauen Warenart 411 und 13 Vertreter der im Bruch grauen Grauware 412 (8 %). Daneben wurden zwei Fragmente der feinen grauen Irdenware (Warenart 415) aufgenommen. Es entspricht den Erwartungen an die chronologische Abfolge der Warenarten, dass sich in den unteren Schwemmschichten innerhalb der ersten Phase wesentlich mehr mittelslawische Keramik als in den oberen findet und in Letzteren wiederum die braungraue Kugeltopfkeramik dominiert. Trennt man das obere Paket von dem unteren, ergibt sich im Letzteren ein Anteil von über 75 % für die mittelslawische Warenart 211, von über 8 % für die spätslawische (Warenart 212) und von lediglich 10,8 % für die braungrauen Irdenwaren 221/222. In der oberen Stratigraphieeinheit hält mittelslawische Keramik nur noch 7,5 % und spätslawische 2,8 %, wogegen die Waren arten 221/222 die Vorherrschaft gewinnen. Hierin wird zugleich der sukzessive, einen längeren Zeitraum einnehmende Aufbau der Schichtung deutlich. Insgesamt stehen sich 37 Standbodentöpfe - darunter ein schüsselartiger Topf (Abb. 7,8) - und 31 Kugeltöpfe gegenüber. Als frühe Kugeltopfränder sind waagerecht oder schräg nach außen abgestrichene sowie gerundete Ränder mit und ohne Innenrandkantenkehle festzustellen (Randformen 4-7; 12-14). Zur mittelslawischen Keramik gehören der einfach ausgebogene Lippenrand 1 und der steile Rand 33, zur spätslawischen Gruppe 212 ein langer, schräg nach außen abgestrichener Vertreter von Rand 10 sowie Rand 19 (Abb. 7,6). Einer im keramiktypologisehen Sinne ethnischen Zuweisung entzieht sich der außen abgesetzte Rand 28 (Abb. 7,1), der ebenso zu einem Kugel- wie zu einem Standbodemopf gehört haben könnte.
3 4 5 6 7 8 9 10
144 109 44 198 48 75 66 28 10 7 1 4 2 10
3 2 4 1 5 2 3 11 5 9 11 6
1
4 6 2 3 2 5 1 1 2
2
2 3 2 2 2
6
2 1 2 3 13 15 4 14 8 4 4 2
164 145 56 243 73 101 91 71
Tab. 7: Dic Gcfäßartcn in dcn Phasen 1-10 (nach Fragmcnten)
202
Ph.l0
Ph. 9
ph. 8
ph. 7
Ph. 6
Ph. 4
Ph. 3
Ph. 2
Ph. 1
0% 20% 40% 60% 80% 100%
_ glas.lrd.
_ Steinz.512/232
I --:\ Faststeinz. 511- 517
• unein.lrd.231/232
DUnein. Ird. 221-227
• slaw. Ird. 211/212
_ red.lrd.411-418
1><><1 oxyd. Ird. 310-342
Abb. 6: Anccilsvcrhältnisse der Warengruppen und -arten in dcn Phasen 1-4 und (,-10 (nach Fragmenten)
Acht mittelslawische Gefäße zeichnen sich durch ihren Kammstrichdekor (Abb. 7,2.8), zehn spätslawische durch die bis unter den Umbruch reichenden Rillen auS (Abb. 7,9). Ein Gefäß besitzt zusätzlich eine gekerbte Leiste, ein anderes Kerben auf der Schulter (Abb. 7,5). Fünf Kugeltöpfe sind unverziert (Abb. 7,3.4.). Lediglich drei haben Riefen auf der Schulter, davon einer in schmaler Zone. Mit 5,4 mm ist die (aus 19 Scherben ermittelte) mittlere Wandungsstärke sehr hoch. Datierung: Die starke Präsenz der mittelslawischen Keramik vom Menkendorfer Typ erlaubt, den Beginn der Schichtablagerung einzugrenzen. Als hauptsächliche Laufzeit des Menkendorfer Typs ist das 9./10. Jh. gesichert, wobei er im 11. Jh. auch noch gering auftritt (vgl. Schuldt 1954; Kempke 1984, 61 ff.). In dieser Zeit dominiert die spätslawische, rillendekorierte Keramik, welche in der Mark in der zweiten Hälfte des 10. Jhs. aufkommt und sich seit der Jahrtausendwende durchsetzt. Die Anteilsverhältnisse zwischen den Warenarten in der unteren Schichntng - über 75 % mittclslawischer gegenüber 8 % spätslawischer Keramik -sprechen dafür, dass wir die Anfänge der Schichtentstehung noch in mittclslawischer Zeit ansetzen dürfen. Geringere Aufträge gingen im 11.112. Jh. vonstatten. Die Kugeltöpfe können aus historischen Erwägungen schwerlich vor das 12. Jh. datiert werden. Die Warenanteilsverhältnisse innerhalb der frühdeutschen Keramik, die vorherrschende Dekorlosigkeit und die typologisch flühen Randformen, vor allem jene ohne Innenrandkehle (die schon im 11. Jh. vorstellbar wären; Abb. 7,3.11), zeigen jedenfalls einen frühen Ansatz, durchaus noch in der ersten Hälfte des 12. Jhs., an.
Für das Randstück mit der Form 28 (Abb. 7,1) gibt es eine gute Parallele von der DOl11inscl, welche dort in die Zeit um 1150 datiert wird (GrcIJc/Mangclsdmf 1983,221 f. Abb. 8,24). Als Zeitraum der ersten Phase ist somit d:ts 9./10.-12. Jh. anzusetzen, wobei die frühesten Kugcltopfscherben in das frühe oder mittlere 12. ]h. gehören könnten.
7.2. Phase 2 (Abb. 7,12-23; 8,1-25; 9,1-14)
Mit 1233 Keramikfragll1enten schlägt die Phase 2 sehr massiv zu BucheY Den Hauptanteil verzeichnen die weichen bis harten braungr:tuen T rdenwarev:triantell 221/222 (78,1 %). In wenigen Stücken sind die glatte braungraue Irdenware (Warellart 227) und die ulleinheirlich überwiegend oxydierend gebrannte Ker:tmik nachweisbar (Warel1:trten 224; 225; 2,5 'Y.,). Insgesamt hält die uneinheirlich gebrannte braungrauc Ware liber 80 'X, Anteil am Fundm:tteri:tl. Weiterhin schwach präsentiert sich mit einem Anteil von 4,6 'X, die reduzierend gebrannte graue Irdenware: es handelt sich im Einzelnen um die im Bruch weiGe und graue Warenart411 /412 (3,2 'Yc,), die im Bruch weig überfangene Grauw:trellart 414, die gl:ttte Grauware 415 und dic grusgcm:tgerte graue Trdenware 418 . ./eweils als Einzelstücke sind bereits glänzende Grauw:tJ'efragmente der W;l!'enarten 421 und 423 nachweisbar.
17 Vier Fragmcnte sind keiner Warcnart ~.uzllordncn, sodass sieh eine Differenz wr Warcn<lrtcnSlll1lmC cqo;ibt.
203
@ (]])
~ 16 17
18
Abb. 7: Keramik. 1-4, 6-11 Phase 1; 5 wahrscheinlich Phase 1; 12-23 Phase 2. M. 1:3
204
L
Ebenfalls spärlich kommen oxydierend gebrannte sowie beigegraue Gefäßreste vor (Warengruppen 310-320: 1 %, Warenarten 231; 232: 4,1 %). Unter den slawischen Keramikarten begegnet die mittelslawische Warenart 211 mit 1 % weiterhin häufiger als die spätslawische (Warenart 212) mit 0,8 %. Eventuell slawisch ist auch ein Fragment der grusgemagerten Irdenware 223. Im Ensemble findet sich etwas Importkeramik bzw. deren Derivate. Zunächst sind ein Fragment helltoniger, feingemagerter Irdenware mit roter Bemalung (Warenart 341) und zwei zu einem Gefäß gehörige entsprechende, jedoch gröber gemagerte Stücke (Warenart 342) aufzuführen (Abb. 8,7.22). Es handelt sich um Keramik in Pingsdorfer Art, die in dieser Zeitspanne ihren Schwerpunkt hat. Besonders interessant sind drei kleine Fragmente außen grün glasierter, hellscherbiger Irdenware (Warenart 611), von denen zwei zu einem oder zwei Miniaturgefäßen gehören (Abb. 8,4), das Dritte hat eine gekerbte Zierleiste. Das Gefäßartenspektrum ist recht schmal. 245 Gefäßreste gehören Kugeltöpfen an, also gut 91 % aller bestimmbaren Gefäße. Daneben sind eine Dreiknubbenkanne, eine Kanne oder ein Krug, zwei Kugelkannen (Abb. 7,21-22), ein Deckel und ein Standbodengefäß unklaren Typs in Resten vorhanden. 17 Gefäßreste dürften slawischen Standbodentöpfen zuzuweisen sein. Die häufigsten Randformen sind waagerecht abgestrichene, meist mit Innenkehlen versehene Ränder: Die so definierten Formen 4-6 halten zusammen über 36,8 % des Randformenspektrums. Ebenfalls häufig treten schräg nach außen abgestrichene, auf der Innenrandkante gekehlte Formen (8; 10; 12; 13), z. T. mit Außenrandkantendellen, auf. Sie besitzen eine Quote von über 35 %. Gerundete Randkanten sind deutlich geringer mit 12,8 % vertreten, wobei die unprofiliert ausgebogene (Form 1) gegenüber der innen gekehlten (Form 14) zurücktritt. 58 Gefäßreste (durchweg Kugeltöpfe), über 54 % der auf ihre Verzierung prüfbaren Exemplare, sind unverziert, lediglich 27 mit Riefen versehen. Davon sind die meisten schwach oder nur zonal angebracht, ein für die Zeit des Übergangs vom älteren zum jüngeren Kugeltopfhorizont charakteristischer Dekor (Abb. 7,20.23; 8,1.5). Zwei mittelslawische Keramikfragmente haben Kammstrichdekor und drei spätslawische sind wellenverziert (Abb. 7,19). Auf die gekerbte Leiste eines hoch dekorierten, glasierten Fragments wurde bereits hingewiesen. Außerdem sind mehrere Gefäße, acht spätslawische und fünf frühdeutsche, mit Rillen versehen. Rotbraun bemalt sind die Fragmente in Pingsdorfer Art (dreimal, Abb. 8,7.22). Das aus 94 Stücken erschlossene arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,78 mm. Datierung: Das Keramikensemble der Phase 2 entstammt überwiegend einer Planierung und dürfte insofern teilweise umgelagert sein, macht jedoch den-
noch einen einheitlichen Eindruck. Die technologischen und typologischen Charakteristika der Kugeltöpfe - Randformen, braungraue Farben, vorwiegende Dekorlosigkeit, Dickwandigkeit - finden gute Vergleiche in einem über eine Limoger Gürtelschnalle datierten Fundensemble aus der Brandenburger Mühlentorstraße (Grebe/Mangelsdoif 1983, 220 ff. Abb. 8), im dendrochronologisch eingegrenzten Töpferofen von Göttin (Biermann 1998) und in Schichten auf der Burg Eisenhardt in Belzig (Langer 1995, 17). Alle Funde weisen in das späte 12. oder frühe 13. }h., sodass ein späterer Ansatz auch für unseren Komplex unwahrscheinlich ist. Eine präzisere Anfangsdatierung dieser Phase erweist sich aber als problematisch, da die beschriebenen typologischen Merkmale innerhalb des 12. }hs. nicht genauer zu datieren sind. Ein wichtiges Argument für den chronologischen Ansatz nicht vor dem letzten Drittel des 12. }hs. ist, dass die spätslawische Keramik bereits eine periphere Erscheinung darstellt. Eine Datierungsspanne vom späten 12. bis in das frühe 13. }h. ist daher sehr wahrscheinlich.
7.3. Phase 3 (Abb. 9,15-21; 10,1-25)
Der dritten Phase sind 769 Keramikfragmente zuordenbar.18 Weiterhin dominiert die braun graue Irdenware (Warenarten 221; 222) mit 56,5 % das Spektrum deutlich vor der reduzierend gebrannten Grauware. Gering vertreten sind die uneinheitlich eher oxydierend gebrannten Warenarten 224 und 225 (2,7 %) sowie als Einzelstück die glatte Variante der braungrauen Irdenware (Warenart 227). Reduzierend gebrannt sind demgegenüber 21,5 % der Fragmente, ein im Vergleich zur zweiten Phase vervierfachter Anteil. Neben der vorherrschenden graubrüchigen Grauware 412 (15,6 %) treten Fragmente der im Bruch weißen Grauware411 (2,1 %), der Grauware 413 mit körniger Oberfläche, jener mit weiß gemanteltern Bruch (Warenart 414), feine Irdenwarefragmente (Warenart 415; 2,2 %) und schließlich grusgemagerte Scherben (Warenart 418) auf. Mit einem geringen Anteil von unter 0,8 % tritt die glänzende Grauware (Warenarten 421/422) in Erscheinung. Die oxydierend gebrannten Warengruppen 310-330 bringen es gemeinsam auf einen Anteil von 3,4 %, die slawischen Warenarten (211; 212) auf 3,1 %. In den Kreis der slawischen Keramik gehören auch die einzelnen Vertreter der braungrauen Warenart 223 (Abb. 10,5). Die beigegrauen Irdenwaren sind in beträchtlicher Menge (Warenarten 231; 232; 6,4 %) vorhanden. Als Importe bzw. Importimitate sind zunächst zwei Fragmente des Pingsdorf-Derivates 342 (Abb. 10,19) zu nennen, daneben zwei außen bleiglasierte, rote
18 Ein Fragment ist keiner Warenart zuzuordnen, sodass sich eine entsprechende Differenz zur Warenartensumme ergibt.
205
Scherben (Warenart 612). Zwei Fragmente eines Standbodentopfes mit Kragenrand (Warenart 226, Abb. 10,9) sind, wie noch zu zeigen sein wird, als Import wohl aus Sachsen anzusprechen. Dazu kommt ein Einzelstück des engobelosen Faststeinzeugs 517. Das Gefäßartenspektrum ist weiterhin von geringer Varianz. Neben 144 wahrscheinlichen Kugeltöpfen, die mit knapp 88 % vorherrschen, sind ein möglicherweise gehenkelter Kugeltopf (Ausbruchspuren am Rand), fünf Krug-/Kannenrandstücke (z. T. mit unbekannter Bodengestaltung), zwei Fragmente runder Topfkacheln (Abb. 9,18), eine vermutliche Dreiknubbenkanne, ein Deckelrest (Abb. 10,6) und schließlich zehn Standbodentöpfe, davon sieben mittel- und spätslawischer Art, einer mutmaßlich sächsischer Provenienz und zwei Exemplare in Grauware, zu nennen. Das Randformenspektrum ähnelt dem der zweiten Phase. Weiterhin haben die waagerecht abgestrichenen, innen gekehlten Ränder 4-6, nun ergänzt um das auf der Außenrandkante gedellte Profil 7, einen hohen Anteil (über 32 %). Mit 15,8 % ist auch der innen gekehlte, gerundete Rand 14 maßgeblich. Auffällig ist gegenüber der ersten Phase der höhere Anteil des einfach ausgebogenen, gerundeten Randes 1 (9,7 %). Zurückgegangen ist die Quote der innen gekehlten, schräg nach außen kantig abgestrichenen Ränder (8, 10,12 und 13: 19,5 %). Neu hinzu treten die stark umgebogene, gerundete Randform 3 (2 x) und der verdickte Dornrand 26 (Abb. 10,9.17). Immer noch ist ein großer Teil der Gefäße, knapp 25 % (20 x), unverziert, doch nimmt die Riefung mit einer Quote von 55 % (44 Stücke) schwunghaft zu. Innerhalb dieser Dekorgruppe hat die starke Riefung gegenüber der ersten Phase zugelegt, wogegen die schmale Riefenzone kaum mehr auftritt. Zwei mittelslawische Gefäßreste zeigen Kammstrichdekor (Abb. 10,21), ein spätslawisches Kerbenzier (Abb. 10,5) und zwei Bemalung in Pingsdorfer Art (Abb. 10,19). Schließlich sind elf Rillenverzierungen, darunter vier spätslawische, vorhanden. Die auf 65 Fragmenten basierende mittlere Wandungsstärke beträgt 4,89 mm. Datienmg: Die Phase 3 ist nach der stratigraphischen Situation und der Ähnlichkeit im Erscheinungsbild des Gefäßgutes chronologisch nahe der zweiten angesiedelt. Eine Zeitstellung nach der Mitte des 13. Jhs. ist aufgrund des gänzlichen Fehlens von rot engobiertem Faststeinzeug und der dendrochronologischen Datierung der folgenden Phase auszuschließ~n. Als Datierung der Phase 3 ist somit rahmenhaft dIe erste Hälfte
des 13. Jhs. zu veranschlagen.
7.4. Phase 4 (Abb. 10,26.27; 11,1-23; 12,1-11)
635 Fragmente sind für di~se Pha~e belegt. Den Hauptanteil halten nunmehr dIe redUZIerend gebrannten Warenarten 411 und 412 (411: 9 %,412: 51,2 %), daneben sind die Grauwarenart 413 mit körniger
206
Oberfläche, die im Bruch weiß übedangene Grauware 414 und die feine graue Irdenware 415 mit wenigen Fragmenten vorhanden. Erstmals tritt polierte Grauware 416 - als Einzelstück - auf und die glänzende Irdenware erreicht mit fast 13 % schlagartig einen hohen Anteil (Warenarten 421-423). Reduzierend gebrannt sind damit insgesamt 77,5 % der Keramik. Die braungrauen, uneinheitlich gebrannten Warenarten sind mit einem Kontingent von zusammen 11,8 % hingegen ins Hintertreffen geraten. Der Anteil oxydierend gebrannter Irdenware 310-330 ist unverändert niedrig (1,6 %). Ebenfalls gering ist die Quote der beigegrauen, uneinheitlich gebrannten Irdenwaren 231 und 232 (4,6 %). Hervorhebenswert ist das rollrädchenverzierte Randstück eines weißscherbigen Bechers (Warengruppe 330; Abb. 12,10), der sicherlich importiert ist. Slawische Keramik ist in geringer Anzahl zu beobachten. Außerdem tritt nun -neben drei nicht engobierten Faststeinzeugen (Warenart 517) -12 x rot und braun engobiertes Faststeinzeug 511-513 und 515 (zusammen mit Warenart 517 2,4 %; Abb. 11,2) sowie erstmals ein Einzelstück von Steinzeug in Siegburger Art auf (Warenart 521, Becher oder Tasse; Abb. 11,19). Unter den sechs glasierten Irdenwaren gehören vier, darunter ein Miniaturgefäß (Abb. 10,26) und eine innen glasierte Schüssel (Abb. 11,5), der älteren Variante (Warenarten 611; 612) an. Das Gefäßartenspektrum wandelt sich zusehends: Es wird variantenreicher. Zwar dominiert der Kugeltopf weiterhin mit über 75 % Anteil (109 Stücke), doch sind dies um 12 % weniger als in der vorherigen Phase. Neben sieben Standbodentöpfen - darunter zwei slawischen und einem glasierten Miniaturgefäß (Abb. 10,26) - wird die Bandbreite nun durch zwei Krüge/ Kannen, vier Dreiknubbenkannen, vier Becher unbekannter Bodenform, einen Becher oder eine Tasse (Abb. 11,19), einen Topfrand mit eventuellem Henkelansatz, eine innen glasierte Schüssel, einen mutmaßlichen Pokal (Abb. 11,11), einen Deckel und 14 Gefäßreste bereichert, bei denen es sich um Krüge/Kannen unklarer Bodenform handelt, oder die Unterscheidung zu Standbodentopf und Becher unmöglich ist. Die eher konservativen Elemente unter den Randformen, waagerecht und schräg nach außen abgestrichene, innen gekehlte Formen (4-8,10,12,13), treten mit einer Quote von nur noch 23 % nun stark zurück. Weniger drastisch, doch ebenfalls gegenüber der vorhergehenden Phase reduziert, ist mit 11,5 % Anteil der innen gekehlte, gerundete Rand 14. Die schon dort erkennbare Rückbildung der Randprofilierung - hin zu einfach ausgebogenen, gerundeten oder nur außen kantig abgestrichenen Randkanten - nimmt hier weiter zu: die Ränder 1 und 20 halten Zusammen 24,4 %. Massiver vertreten ist hier auch der stark ausgebogene, innen gekehlte Keulenrand 18 (14,1 %). Die Anzahl der verzierten Gefäße nimmt deutlich zu. Unverziert sind nur noch vier Gefäße (2,4 %), hinge-
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Abb. 9; Keramik. 1-14 Phase 2; 15-21 Phase 3. M. 1;3
208
gen fast alle -152 Stücke oder 92,1 % - mit Riefen versehen. Unter diesen haben die stark ausgeprägten weiter an Bedeutung gewonnen. Der übrige Verzierungsschatz hält sich in engen Grenzen: Neben dem bereits angesprochenen, mit Rollrädchen im "römischen Zahlenmuster" versehenen Importstück (Abb. 12,10) und einem weiteren rollrädchenverzierten Gefäßrest (Abb. 11,4) tritt nur die Rillenverzierung noch etwas häufiger auf (7 x). Bei dieser handelt es sich einerseits um scharf ausgeprägte Schulterriefen und andererseits um mit Rillen versehene spätslawische Gefäße. Ein mittels lawisches Gefäß zeigt eine Kammstrich-Sparrung. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke von 70 Stücken ist mit 4,18 mm anzugeben. Datierung: Die Phase 4 ist durch die J ahrringdaten aus der Uferbefestigung an der Havel (1247 +2/-1 und 1249 ±1), recht gut in die Mitte und zweite Hälfte des 13. Jhs. datiert. Das erstmals hohe Auftreten rot engobierten Faststeinzeugs unterstützt diesen chronologischen Ansatz. Die Einzelstücke von Steinzeug Siegburger Art und der innen glasierten Schüssel (Warenart 612) finden eine durch eine Münze des Zeitraums von 1266-1308 datierte Parallele in der Wüstung BerlinHellersdorf (Seyer 1994, 244); sofern unsere Funde nicht etwas verlagert sind, legen sie eine Phasendauer bis in die Zeit um oder kurz nach 1300 nahe.
7.5. Phase 5 (Abb. 12,12-24; 13,1-11)
Da diese Schichteinheit eine Planierung ohne weitergehende Siedlungs befunde darstellt, dürfte es sich beim überwiegenden Teil der Funde um sekundär verlagerte Stücke handeln. Die Keramik dieser Schichtung wird zwar vorgestellt, zur Vermeidung von Verzerrungen jedoch nicht stratigraphisch ausgewertet. 235 Keramikfragmente entstammen der Planierschichtung.19 Das Fundspektrum wird von reduzierend gebrannten Grauwaren bestimmt, doch haben die braungrauen, uneinheitlich gebrannten Waren arten wieder einen höheren Anteil (31,7 %). Dazu kommen die beigegrauen Warenarten (231/232), engobiertes Faststeinzeug, ältere glasierte Irdenware (Warenart 611), jüngere glasierte und mittelslawische Keramik mit ein bis vier Stücken. Unter den Gefäßarten überwiegt der Kugeltopf (44 Fragmente), daneben treten in ein bis drei Exemplaren Krug/Kanne, Standbodentopf, Dreiknubbenkanne, Kachel (Abb. 12,17) und Deckel auf. Unter dem Faststeinzeug findet sich ein Mündelbecher (Abb. 13,9). Neben variantenreichen Kugeltopfrandformen sind Dornränder (23; 24 und 26), der steile, unprofilierte Rand 33, das untergriffige Profil 21 und die einfach ausgebogenen, gerundeten Ränder 1 und 20 vorhanden. 34 Kugeltopfschultern sind gerieft, drei unverziert und vier mit Rillen dekoriert. Zwei Irdenwaregefäße, darunter ein Krug bzw. eine Kanne, zeigen Rollrädchen-
dekor bzw. einen gekerbten Dorn am Rand (Abb. 12,19; 13,5). Ein mittelslawisches Behältnis ist kammstrichverziert (Abb. 13,8). Datierung: Die Datierung der Schichtaufbringung ergibt sich aus der stratigraphischen Situation ungefähr in das frühe 14. Jh.; einige der in der Strateneinheit enthaltenen datierungsrelevanten Funde, so die Kachel mit viereckiger Mündung und der Mündelbecher, können diesen Ansatz bestätigen.
7.6. Phase 6 (Abb. 13,12-26; 14,1-14)
982 Fragmente datieren in Phase 6. Es dominieren reduzierend gebrannte Grauwaren (67,1 %): Neben den Warenarten 411/412 treten in kleineren Quoten die im Bruch weiß gemantelte Warenart 414 und die feine graue Irdenware (Warenart 415) auf. Polierte Grauware 416 ist in dieser Phase mit 15 Stücken verhältnismäßig stark (1,5 %), die grusgemagerte Variante (Warenart 418) schwach vorhanden. Die glänzenden Warenarten 421 und 422 haben einen geringeren Anteil von3,7%. Die uneinheitlich gebrannte, braungraue Irdenware hält noch 18 %.5,1 % sind Fragmente der beigegrauen Warenarten 231 und 232. Oxydierend gebrannte 1rdenware (Warengruppen 310; 320) ist in üblichem, geringem Anteil vertreten (0,7 %). Dazu kommt ein Vertreter der rot bemalten, weißen und gelben Irdenware (Warenart 341; Abb. 14,8). Die mittel- und spätslawische Keramik hält immer noch ein gewisses Kontingent und zeigt damit die Durchmischung der Schichten an (Abb. 13,16; 14,10). Sehr hoch ist hier der Anteil des Faststeinzeugs, das insgesamt 3,9 % erreicht. Wiederum ist ein Fragment des Steinzeugs Siegburger Art festzustellen. Daneben ist die bleiglasierte gelbe Irdenware (Warenart 611) mit einem und die rote Variante (Warenart 612) mit zwei Exemplaren vertreten. Weitere zehn Scherben gehören den jüngeren glasierten Irdenwaren an, deren primäre Ablagerung in dieser Schichtung unwahrscheinlich ist. Das Gefäßartenspektrum ist wiederum variantenreich. Neben Kugeltöpfen (81 %, 198 x) treten vier Töpfe mit Standböden auf.20 Elf Kliige/Kannen, zehn Krüge/ Kannen oder Standbodentöpfe, sechs Dreilrnubbenkannen (Abb. 14,4), eine innen glasierte Schüssel, ein Becher, zwei Mündelbecher, eine Kugel- oder Tüllenkanne, eine Kachel mit runder und eine mit viereckiger Mündung sowie drei Deckel (Abb. 14,13) ergänzen das Spektrum. Bei zwei Gefäßen handelt es sich um Dreiknubbenkannen oder Grapen, bei einem um
19 Zwei Fragmente sind keiner Warenart zuzuordnen, sodass sich eine entsprechende Differenz zur Warenanensul11me ergibt.
20 Weitere Fragmente von Standbodengcfäßen sind slawisch lind werden hier - da mit Sicherheit verschleppt - nicht mehr bewertet.
209
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Abb. 11: Keramik. Phase 4. M. 1:3
211
einen Becher oder eine Kanne/einen Krug und eines war ein Becher oder eine Schüssel. 13 Henkel sind nachweisbar. Analog ist das Randformenspektrum so weit gefächert, dass fast alle Ausprägungen nur einmal auftreten. Schwerpunkte ergeben sich bei den einfach ausgebogenen, gerundeten Randlippen 1 und 20 (29,1 %), dem innen gekehlten, gerundeten Randprofil 14 und dem Kelchrand 16 (jeweils 8,1 %) sowie den Dornrändem 23-25 (9,3 %). Beim Dekor ist mit knapp 80 % weiterhin die Riefung bestimmend (167x). Zwei Gefäßreste haben eine einzelne Leiste auf der Schulter und damit den andernorts für das 14.115. Jh. charakteristischen Dekor. Dazu kommen drei gekerbte Zierleisten, darumer ein Randdorn mit Kerben (Abb. 13,14). Hervorzuheben sind weiterhin eine Rollrädchenverzierung (Abb. 13,15) und eine Bemalung (Abb. 14,8).24 Scherben sind mit Rillen, drei mittelslawische mit Kammstrich (Abb. 14,10) und neun gar nicht dekoriert. Herausragendes Stück der Grabung ist ein Henkelgefäß der glasierten Irdenware (Warenart 612; Abb. 14,14) mit einer Applikation. Die Keramik ist mit 4,1 mm mittlerer Wandungsstärke, ermittelt aus 78 Schulterscherben, sehr dünnwandig. Datierung: Der hohe Anteil von rot engobiertem und glasiertem Faststeinzeug, das Auftreten von Mündelbechern und einer Kachel mit viereckiger Mündung sprechen für einen chronologischen Ansatz dieser Phase in der ersten Hälfte des 14. Jhs. Funde eines Steinzeugfragments in Siegburger Art und von Grauwarefragmenten mit einzelnen Schulterleisten unterstreichen diesen Zeitansatz.
7.7.Phase7(Abb.14,15; 15,1-11)
443 Fragmente sind dieser Phase zugehörig. Die reduzierend gebrannte Grauware überwiegt mit 72,7 % alle anderen Warenarten deutlich. Dazu zählen 22 glänzende (Warenarten 421; 422) und zelm polierte (Warenart 416) Fragmente. Ebenfalls hoch ist die Quote des Faststeinzeugs (4,7 %). Daneben tritt Steinzeug der Siegburger Art und der braun engobierten Variante (Warenarten 521; 522) erstmals stärker in Erscheinung (1,4 %). Oxydierend gebrannte (1 %), beige graue (6,8 %) und braungraue Keramik (10,2 %) sind dagegen gleichermaßen gering vorhanden. Unter den glasierten Irdenwaren finden sich sowohl solche der älteren (1,1 %) als auch der jüngeren Variante (0,7 %). Eine Scherbe gehört zur rot bemalten, weißen und gelben Irdenware. Eine Stratendurchmischung zeigen sechs mittel- und spätslawische Gefäßreste an. Neben den mit 65,7 % reduziert auftretenden Kugeltöpfen (48 x) sind drei Grapen (Abb. 14,15), zwei Dreiknubbenkannen, jeweils ein Vertreter der Typen Becher, Mündelbecher (Abb. 15,5), Schüssel und Pfanne, zwei Kacheln mit viereckiger Mündung und
212
eine mögliche Topfkachel, fünf Kannen/Krüge sowie acht Dreiknubbenkannen, Standbodentöpfe, Grapen oder Kriige/Kannen zu nennen. Dazu kommt ein innen glasierter Grapen, der wahrscheinlich sekundär verlagert ist und deshalb nicht weiter bewertet wird. Das Randformenspektrum ist der Gefäßartenvielfalt angemessen. Die einfach ausgebogene, außen kantig auslaufende Randform 20 stellt sich wiederum als im Schwerpunkt spätere Randform heraus. Als Dekor der Gefäße, und hier vor allem der Kugeltöpfe, treten Riefen auf (72 x), die mit 92,3 % wieder einen höheren Anteil besitzen als zuvor; unverzierte Kugeltopfschultern (einmal) spielen keine Rolle. Vier Gefäße sind mit Rillen versehen. Ein Stück ist in Pingsdorfer Art bemalt und drei mittelslawische Gefäßreste sind kammstrichverziert. Das aus 25 Gefäßschultern bestimmte arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,76 mm. Datierung: Einen Datierungsanhalt für diese Phase bietet der vergleichsweise hohe Einschlag von Steinzeug in Siegburger Art. Diese Warenart gewinnt in Ostdeutschland in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. stark an Gewicht (vgl. Kap. 6.3.), sodass die Phase etwa in die zweite Hälfte des 14. Jhs. datiert werden kann.
7.8. Phase 8 (Abb. 15,12-20; 16,1)
295 Fragmente sind in diese Phase einzuordnen. Sie gehören überwiegend der reduzierend gebrannten Irdenware an, die über 64 % des gesamten Warenbestandes ausmacht, darunter 16 polierte und 25 glänzende Stücke. Die braungraue Irdenware hält hingegen nur 13,5 %. Beigegraue Irdenware ist verhältnismäßig stark (8,1 %), oxydierend gebrannte wiederum gering vertreten (1 %). Von weiterhin steigender Tendenz ist die Quote des Faststeinzeugs (6,8 %) sowie des Steinzeugs (Warenarten 521; 522; 1,7 %). Glasierte Irdenware wurde mit 2 % Anteil festgehalten. Von den sechs Stücken gehört nur eines eventuell zur älteren glasierten Irdenware 612, während die übrigen nicht mehr von der jüngeren Variante unterschieden werden können. Immer noch ist mittel- und spätslawische Keramik zu beobachten. Wieder ist der Kugeltopf mit 75 Exemplaren stark vertreten (74,3 %), mit weitem Abstand folgen Kannen/Krüge (9 x). Dazu kommen drei Dreiknubbenkannen und zwei Grapen (darunter ein unsicheres Exemplar), jeweils einmal die Schüssel und der Mündelbecher sowie je zweimal der Standbodentopf oder Krug/Kanne, Becher (Randform 32), Standbodentopf, Krüge/Kannen unbekannter Bodenform und Deckel (Abb. 15,20). Zwei Fragmente eines neuzeitlichen glasierten Tellers und einer Blattkachel sind vermutlich verschleppt. Die höchsten Anteile am Randformenspektrum haben die gerundete, innen gekehlte Form 14 (7 x), die Dornränder 23-25 (6 x), der untergriffige Rand 21 (3 x) sowie die einfachen Randprofile 1 und 20
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Abb. 12: Keramik. 1-11 Phase 4; 12-24 Phase 5. M. 1:3
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Abb. 16: Keramik. 1 Phase 8; 2-12 Phase 9; 13-16 Phase 10; 17-20 aus neuzeitlicher Schichtung. M.l:3
217
(8 x). 55 gerieften Gefäßschultern stehen sechs unverzierte, fünf mit Rillen, drei mit einzelnen Leisten (Abb. 15,13) und zwei mit gekerbten Zierleisten gegenüber. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke, ermittelt aus 28 Fragmenten, beträgt 4,14 mm. Datierung: Für diese Phase ist keine nähere Datierung möglich. Die stratigraphische Situation spricht dafür, dass diese Phase in das späte 14. Jh. und 15. Jh. datiert.
7.9. Phase 9 (Abb. 16,2-12)
313 Fragmente sind dieser Phase zuordenbar. Die meisten Scherben gehören der reduzierend gebrannten Grauware (62 %) an, worunter sich ein graphitgemagertes Fragment der Warenart 417 befindet. Geringer ist der Anteil der braungrauen (11,2 %) und beigegrauen Irdenware 231 (8,6 %). Oxydierend gebrannt sind vergleichsweise viele Fragmente (3,5 %). Ein Gefäßrest vertritt dabei die rot bemalte, weiße und gelbe Irdenware (Warenart 341). Recht hoch ist die Quote von rot engobiertem und braun glasiertem Faststeinzeug mit 6,4 % sowie von Steinzeug der braun engobierten und der Siegburger Variante mit 1,3 %. Vor allem aber kommt erstmals jüngere glasierte Irdenware mit hohem Anteil vor (5,7 %). Immer noch ist slawische Keramik in geringem Maße vorhanden (Abb. 16,12). Weiterhin dominieren die Kugeltöpfe mit 66 Gefäßresten (72,5 %), daneben sind Krug und Kanne mit insgesamt elf Vertretern außergewöhnlich häufig. Drei (bzw. inklusive einem unsicheren Exemplar vier) Gefäße waren Grapen. Als Einzelstücke sind die Kachel, der Tiegel (Abb. 16,8) und eine Schüssel (Warenart 411) vorhanden. Zwei Deckel, zwei Dreiknubbenkannen, ein glasierter Teller und zwei Krüge/Kannen oder Standbodentöpfe ergänzen das Bild. Die Randformen zeigen Schwerpunkte bei der gerundeten, innen gekehlten Form 14 und der einfach ausgebogenen Randform 20. Zu der hohen Anzahl von Krügen oder Kannen passt die große Menge steil aufsteigender Ränder (Form 33), welche die Dornränder ganz verdrängt haben. 62 Gefäßreste haben Riefen, drei Rillen, einer eine einzelne Leiste, einer eine gekerbte Leiste und vier sind unverziert. Ein Gefäß ist in Pingsdorfer Art rot bemalt und ein mittelslawisches Stück kammstrichverziert (Abb. 16,12). Das auf 18 Fragmenten beruhende arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,38 mm. Datierung: Der beachtliche Anteil jüngerer glasierter Irdenware und der Faststeinzeugkannen/-krüge mit dem Rand 33 lässt darauf schließen, dass diese Phase in das 15. Jh. datiert. Eine nähere chronologische Einord
nung ist nicht möglich.
7.10. Phase 10 (Abb. 16,13-16)
Zu dieser Phase gehören 230 Fr~gme~te. Bemerkenswert erscheint, dass nunmehr die glaSierte Irdenware
218
zur stärksten Gruppe avanciert ist (39,1 %). Die reduzierend gebrannte Grauware hält nur noch 26,1 % und die uneinheitlich gebrannte Irdenware ist vollends zur peripheren Erscheinung ab gesunken (7,8 %). Die beigegraue Irdenware (Warenarten 231; 232) hat mit 12,2 % sogar einen höheren Anteil. Die oxydierend gebrannte Irdenware (Warenarten 310-330) ist mit 3,9 % noch leicht angestiegen. Das Faststeinzeug ist mit 6,1 % und das Steinzeug mit 3,9 % ebenfalls vergleichsweise stark vertreten. Bei den Gefäßarten ist der Kugeltopf unter 40 % Anteil gefallen (28x). Anstelle dessen vertreten nun Standbodentöpfe (10 x, davon fünf mit Henkel), sechs schüsselartige Teller, ein Grapen, 13 Schüssel- und Blattkacheln sowie zwei Flaschen ein neuzeitliches Gefäßrepertoire. Daneben sind sechs Krüge/Kannen, zwei Krüge/Kannen oder Standbodentöpfe, eine Dreiknubbenkanne und zwei Deckel vorhanden. Das Randformenspektrum ist weit gestreut und bietet, wohl auch infolge der geringen Masse, keine auswertbaren Schwerpunkte. Als Dekor ist weiterhin die Riefung (42 x) besonders häufig; seltener treten gekniffelte Rand- und Schulterleisten (viermal), Rillen, Bemalung und Dekorlosigkeit (jeweils einmal) sowie einzelne Schulterleisten (dreimal) auf. Das aus 21 Fragmenten erschlossene arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,28 mm. Datierung: Der hohe Anteil jüngerer glasierter Irdenware, des Faststeinzeugs und des Steinzeugs Siegburger Art, sowie die Abnahme von Kugeltöpfen und Grauwaren gestatten es, die Phase 10 in das späte 15. und frühe 16. Jh. zu datieren.
8. Chronologie und Entwicklung typologischer und technologischer Keramikmerkmale
8.1. Gefäßarten (Abb. 19; 20)
Insgesamt lässt sich an den Veränderungen des Gefäßartenspektrums ablesen, dass im Lauf des 13.1hs. ein Wandel in Tafel-, Küchen- und Vorratshaltung, im weiteren Sinne also der Lebenskultur, eintrat. Während bis in die erste Hälfte des 13. Jhs. für fast alle Belange ein einziger keramischer Gefäßtyp, der Kugelbzw. in der davor liegenden Zeit der Standbodentopf, gereicht hatte, wird seit diesem Zeitraum das Gefäßartenspektrum weit variabler. In der vierten Besiedlungsphase verliert der Kuge!topf über 12 % Anteil zugunsten vor allem von Tnnk- und Schankgeschirr. Die entsprechenden Gefäßarten treten entweder ganz neu hinzu oder gewinnen stark an Gewicht. Dieser Befund geht wohl. auf eine zunehn;ende Verdrängung von Holzgeschirr durch Kerarruk zurück, die mit der "Professionalisierung der Töpferei" (Müller 1996 a 138) bzw. der damit zusammenhängenden qualitative~ und quantitativen Steigerung der Produktion einherging; zudem dürfte er auch auf eine Verfeinerung der
Trink- und Speisesitten hindeuten. Da sich die Erhöhung der Gefäßarrenvarianz seit dem späten 13. Jh. mit der Zunahme von glasierten Irdenwaren und importiertem Geschirr ergänzt, ist letzterer Aspekt zweifellos von Bedeutung. Ein Grund für diesen Wandel war "die Übernahme der verfeinerten Speisegewohnheiten des Adels" (Ade-Rademacher u. a. 1992, 322) durch das Bürgertum und weitere Kreise der Bevölkerung. Grundlagen des Prozesses waren - bei vielfachen Wechselwirkungen - der Aufschwung des Städtewesens bzw. von Handel und Handwerk sowie auch die "wissenschaftliche ,Revolution'" des 12.Jhs.21
Die im 13. Jh. einsetzende Entfaltung des Gefäßartenspektrums nimmt vor allem seit der zweiten Hälfte des 14. Jhs. noch einmal an Bedeutung zu. Sie ist weniger durch Veränderungen der materiellen Verhältnisse der Bewohner der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 zu erklären als vielmehr durch allgemeine Entwicklungen zumindest innerhalb der städtischen Lebensumwelt. Analoge Tendenzen sind weiträumig - in Brandenburg wie darüber hinaus - zu beobachten. Allerdings beginnt diese Entwicklung in anderen Orten etwas früher, in den Jahren um 1200.22 Später, in das 14.Jh., wird dieser Umbruch hingegen in Neubrandenburg und im pommerschen Kolberg datiert (Schmidt 1990, 35; Rt;bkowski 1995, 130 Abb. 20-22), was ein gewisses ökonomisches West-Ost-Gefälle anzeigen könnte.Jedoch sind auch im Westen eher fortschrittliche Regionen und Retardationsgebiete auszugrenzen; z. B. ging in Nordhessen der zur Rede stehende Wandel erst um 1300 vonstatten (Reiner 1994, 57 ff.). Die Wandlung der Gefäßprofilierungen ist im vorliegenden, stark fragmentierten Material selten sicher zu bestimme~. Allerdings kann der bekannte Entwicklungsgang vom tatsächlich kugeligen Gefäß im 12. Jh. über Beutel- und Birnenform mit tiefliegendem Schwerpunkt und langem Hals bis hin "zu einem polsterförmigen Gebilde, auf dem ein hoher walzenförmiger Hals aufsitzt" (Schirmer 1939, 21 ff.; 24) des 14.115. Jhs. auch an der Altstädtischen Fischerstraße 5--6 grundsätzlich bestätigt werden (vgl. z. B. Abb. 7,3.7.18; 11,8; 13,12; 14,4; 15,13.15).
Kugeltopf
Der Kugeltopf ist die bestimmende Gefäßform des hohen und späten Mittelalters in Nordostdeutschland. Er tritt in Brandenburg im 12. Jh. mit der Aufsiedlung durch die Deutschen in Erscheinung und hält an der Altstädtischen Fischerstraße 5--6 im späten 12. Jh. und der ersten Hälfte des 13. Jhs. 88-91 % Anteil am Gefäßartenspektrum. In der Folgezeit nimmt er zugunsten des gestiegenen Funktionstypenangebots ab, behält jedoch bis in das 15. Jh. bei geringen Schwankungen um 70 % Anteil. Erst im späten 15. Jh. sinkt sein Anteil stark auf unter 40 % ab.
Diese chronologische Einordnung stimmt mit der Entwicklung nicht nur im westlichen Brandenburg, sondern auch im weiteren Kugeltopfkreis überein. Der Kugeltopf entwickelt sich seit dem 8./9. Jh. und wird im 10. Jh. zur bestimmenden Gefäßform NordwestmitteleuropasP Im Zuge der im 12. Jh. einsetzenden Einwanderung westlicher Siedler gelangt der Kugcltopf in den ostelbischen Raum, wobei sich die Etappen dieses Prozesses im Fundgut widerspiegeln. So ist ein flüher Niederschlag der Kugclbodengefäße im ElbHavel-Winkel zu verzeichnen, nach der Jahrhundertmitte finden sich entsprechende Gefäße im östlichen Havelland, im Teltow, in der Zauche, im Fläming und in der Niederlausitz. Die nordöstliche Mark Brandenburg wird erst im Laufe des 13. Jhs. erreicht (Mangelsdoif1994, 40 ff.). Die Form hält sich bis in die Reformationszeit. Stoll (1985 a, 17) vermutet nach Analyse der Münzgefäße, dass "im Gebiet der nördlichen DDR Kugelbodenkeramik am längsten, d. h. bis in das 15. und 16.Jh., in Gebrauch war". Der Kugeltopf ist eine Multifunktionsform zum Vorratshalten, Kochen, Warmhalten und Transportieren. Die charakteristische Bodenform erklärt sich daraus, dass ein solcher Topf auf unebenem Boden, z. B. auf den Steinen oder in der Glut einer HerdsteIle, festen Stand findet. Außerdem mag die Kugel die im offenen Herdfeuer auftretenden, schwankenden Temperaturen besser aushalten als Standböden (Schmidt 1990, 17; Kirsch 1994, 19). Zum Platzieren am oder über dem Feuer gab es möglicherweise eiserne Dreibeingestelle und zum Anheben konnte eine Art eiserner Gabel verwendet werden, die unter dem ausladenden Rand Halt fand.24 Archäologische Nachweise sind dafür aber m. W. nicht vorhanden. Grimm (1933, 7) hat vermutet, dass der Rundboden aufkam, weil man die Gefäße über dem Feuer aufhängte. Dies hat Schirmer (1939,23) mit Blick auf die raren Aufhängevorrichtungen (Ösen, Bohrungen) an Kugeltöpfen abgelehnt. Andererseits zeigen Befunde wie die aus den westfälischen Orten Liesborn und Soest, wo Kugeltöpfe des 8.-11. Jh. sehr häufig mit so genannten Schwalbennesthenkcln versehen sind (Peine 1993 a, 246; 260; 1993 b, 139; ] 72), dass Grimms Überlegung durchaus wahrscheinlich ist. Auch Nickel (1964 a, 91, Abb. 30) beobachtete Abnutzungsspuren an einem frühgeschichtlichen Magdeburger Kugelgefäß mit Ösenhenkel, die eine Aufhängung anzeigen.
21 Vgl. Stephan 1982,67; Steuer 1986,11 (Zitat); Müller 1993. 22 Stephan 1982, 67; Gläser 1987,396 L; Peine 1993 b, 173 L; Mi Hier
1993; 1996 a, 79 ff.; Kirsch 1994, 23. 23 Vgl. zum westlichen Brandenburg Kirsch 1994, 15; 33 H.; Man
gelsdorfl994, 40 ff.; 58 H.; zum weiteren Kugeltopfkreis Gn'ml/l 1959, 86; 1990, 122 ff.; Janssen 1966, 96 L; Stephan 1982; Stoll 1985a, 15 ff.; zm allgemeinen Entwicklung Grimm 1933, 7 f.; Nickel 1964a, 88 ff,; Lobbedey 1968,90; Stcphan 1978, 19; Steucr 1978,47; Peine 1988, 152.
24 Schirmer 1939, 22; 63; Kirsch 1994,33; Mangelsdorfl994, 61.
219
Gehenkelter Kugeltopf
Kein einziges Fragment kann sicher dieser Gefäßart zugewiesen werden. Das früheste, unsichere Exemplar datiert in die erste Hälfte des 13. Jhs. Der Henkel am Kugeltopf ist eine nahe liegende Zutat, denn "beim täglichen Umgang mit ungehenkelten Bombengefäßen wird sehr bald das Bedürlnis nach größerer Handlichkeit entstanden sein" (Schirmer 1939, 24); auch heutzutage wäre es unangenehm, mit einem erhitzten Kochtopf zu hantieren, dem der Henkel fehlt. Insofern erscheint es verwunderlich, dass diese Vorrichtung erst recht spät - und etwa bei slawischer Keramik nur in seltensten Ausnahmen - Anwendung fand. Schirmer (1939, 25) äußert ob der meist geringen Ausmaße der Henkelkugeltöpfe die Vermutung, dass es sich um Trinkgeschirr handelte, doch weist Mangelsdoif(1994, 74 f.) auf größere Exemplare, die er für Gieß- und Schöpfgefäße hält, und Schmidt (1990, 20) auf kleine Gefäße mit Kochnutzungsspuren hin. Henkelkugeltöpfe blieben allerorten eine Randerscheinung des Kugeltopfhorizontes. Im weiteren westlichen Brandenburg (MangelsdoifI994, 75 f.) und anderwärts wird die Gefäßform vom späten 12./frühen 13. Jh. bis in das 15./16. Jh., also etwa analog der spätmittelalterlichen Laufzeit der Kugeltöpfe, datiert.25
Standbodentopf
In der ersten Phase liegt der Anteil von Standböden noch bei über 54 %, da die hier stark vertretene, mittelund spätslawische Keramik durchweg diese Bodenform aufweist. Danach wandelt sich - mit dem Einzug der deutschen Keramik - das Bild grundlegend. Vom späten 12. bis in das 15. Jh. sind Standbodengefäße in gleichbleibend geringen Anteilen von bis zu 6,3 % vorhanden, wobei sich ein Schwerpunkt am Beginn dieser Periode einstellt. Dafür sind aber - neben glasierten Miniaturtöpfchen und einem Importgefäß - die in der zweiten und dritten Phase vertretenen slawischen Warenarten maßgeblich, welche eventuell noch Verwendung fanden und insofern nicht bei der Anteilsberechnung ausgeschlossen werden können. Die späteren slawischen Scherben sind wahrscheinlich sekundär verlagert und sollten hinsichtlich der Gefäßart deshalb nicht mehr bewertet werden. Die frühdeutschen Standbodentöpfe sind überwiegend solche der Grauware und selten aus Faststeinzeug. Sie dienten wohl als Küchen-, Vo:rats- und Tafelgeschirr. Standbodentöpfe stellen ~m gesamten Kugeltopfkreis - meist ohn~ chronologIsche ~chwerpunkte - eine Begleiterschemung der Kugeltopfe dar und haben au~h in mittel- und nordbrandenburgisehen Fundkomplexen geringere ~?te~le am Gefäßartenspektrum.26 Im südlichen un~ os~hchen Brandenburg sind sie häufiger, da dort Emflusse aus den von
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Standbodenkeramik geprägten Nachbarräumen wirken (Kirsch 1994,41; Mangelsdoif1994, 83). Eine größere Rolle spielt der Standbodentopf erst wieder im späten 15.1frühen 16. Jh. (Phase 10) mit dem verstärkten Auftreten glasierter Irdenware.
Grapen
Die auf drei Beine gestellten Grapen kommen, zählt man die etwas unsicheren Gefäßfragmente mit, in der ersten Hälfte des 14. Jhs. auf und laufen von dort an auf gleichbleibend niedrigem quantitativem Niveau bis in die Neuzeit. Die jüngeren Vertreter haben im allgemeinen Planböden, die, soweit das am geringen Material zu beurteilen ist, bei den älteren Stücken nicht vorkommen. Diese haben Kugelböden. Die Füße ermöglichten einen Stand direkt über der Herdglut. Die geringe Anzahl und das späte Erscheinen der Grapen scheinen charakteristisch für das westliche Brandenburg zu sein, da andere Fundplätze ebenfalls kaum oder keine Grapen erbracht habenP Nach Mangelsdoif (1994, 73) und Kirsch (1994, 38) sind Grapen in diesem Raum erst seit dem späten 13. Jh. zu beobachten. Allerdings fand sich im Töpferofen des späten 12./frühen 13. Jhs. von Göttin bei Brandenburg bereits ein früher Grapen bzw. Standknubbentopf (Biermann 1998). Die Diskrepanzen bei der Datierung des Grapenaufkommens und der quantitativen Bedeutung dieser Gefäßform sind angesichts der Schwierigkeiten, Grapenvon Kugeltopffragmenten zu unterscheiden, nicht überraschend. Anderwärts werden Grapen seit dem späten 12. Jh. bzw. um 1200 selten (dies vor allem im rheinisch-niederländischen Raum) und ab dem späten 13. Jh. wesentlich häufiger beobachtet.28 Sie erlangen höchste Bedeutung im 14./15.Jh. und in der Neuzeit.29
Im Gegensatz zu unserem Raum erreichen Grapen in einigen anderen Gebieten bereits im Laufe des späten Mittelalters eine beträchtliche quantitative Bedeutung (vgl. Stephan 1982, 69; Halle 1992, 39). Eine Reihe von norddeutschen Töpfereien, die im späten 13. und 14. Jh. in großem Stile Grapen erzeugten, sind in diesem Sinne zu bewerten.3o
25 Schirmer 1939, 65; Beckmann 1975, 27 ff. Taf. 3-5; Stoll1985 a, 16 f. Kat.-Nr. 48 d-f.
26 Stephan 1982; Röber 1990,134; Schmidt 1990,21; Mangelsdoif 1994,83 f.
27 Plate 1989,216; Mangelsdoif1994, 73; Kossian 1996 11' Wüs-tung Miltendorf bei Reetz (eigene Durchsicht). "
28 Vg1.Nicke11960, 68 ff.; Bruijn 1962/63, 363 f. Abb. 8 f.;janssen 1966, 101 ff.; Beckmann 1975,34 ff. Taf. 5--7; Stephan 1978, Taf. 20,2; Feine 1988, 152; Röber 1990, 123; 134; Gläser 1992 b, 192; Heege 1993,42 ff.; 55.
29 Huth 1975,96; 125; Stoll1980a, 250; Schmidt 1990, 17 f. 30 Kausch 1957, 86 ff.; Grote 1976, 258; Mulsow 1990, 167 ff.
Kugel- und Tüllenkanne
Von den insgesamt vier fragmentierten, hinsichtlich ihrer Bodenform in keinem Falle beurteilbaren Kugelund Tüllenkannen an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 stammen zwei aus der Zeit des späten 12. und frühen 13. Jhs., eine aus der ersten Hälfte des 14. Jhs. und eine aus neuzeitlicher Schichtung. Gute Vergleichsstücke zu den frühen Exemplaren stammen vom Altstädtischen Markt 1 (Kossian 1996, Kat.; Taf. 9). Die Seltenheit ergibt sich natürlich auch daraus, dass derartige Gefäße nur über die Tüllen nachzuweisen sind. Kugelkannen dienten als Ausschenkgefäße. Sie sind eine insgemein frühe Erscheinung, die im Altsiede1-land seit dem hohen Mittelalter greifbar ist,31 Sie gehen unter anderem auf Formen rheinischer Exportwaren, vor allem der Pingsdorfer Art, zurück. Tüllenkannen sind bis in das späte Mittelalter und in die frühe Neuzeit nachzuweisen (Schmidt 1990, 18 f.).
Krug/Kanne
Krüge und Kannen lassen sich im vorliegenden, stark fragmentierten Material nur selten unterscheiden und werden daher gemeinsam behandelt. Während in der zweiten Phase ein Einzelstück und in der dritten fünf Exemplare vorkommen, darunter ein frühes glasiertes und ein qualitätvolles, graues Stück, treten sie in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. verstärkt auf. Viele Krüge und Kannen sind aus Faststeinzeugen und Steinzeugen, seltener kommen Grauwaren und ältere glasierte Irdenwaren hinzu. In der sechsten Phase (erste Hälfte des 14. Jhs.) erreichen Krüge und Kannen ihre höchste Bedeutung, um danach bis in die Neuzeit ein steter Bestandteil des Geschirrinventars zu bleiben. Krüge und Kannen sind Ausschank-, weniger Vorratsgefäße für flüssige Stoffe und insofern ein charakteristischer Bestandteil der Trink- und Tafelkultur. Ihre häufige Verzierung durch Rollrädchen, der mitunter vertretene, dekorative Wellenfuß, die oft vorhandene Politur und die gelegentliche Ausführung mit Bleiglasur entsprechen diesem Zweck (Kausch 1957, 85 ff.). Schinner (1939,37 f.) und Kirsch (1994, 43 H. Abb. 27) heben den Vorbildcharakter von Zinngeschirr für diesen Gefäßtyp besonders hervor. Bereits im späten 12. Jh. sind Kannen und Krüge im Rheinland vorhanden und verbreiten sich seit dem frühen 13. Jh,32 Im Zuge der allgemein zu beobachtenden Steigerung der Geschirrvarianz gewinnen diese Gefäßarten seit der Mitte des 13. Jhs. stark an Volumen und sind besonders im 14. Jh. vorhanden.33
Dreiknubbenkanne
Die Dreiknubbenkanne tritt in Form von Einzelstücken erstmals in der zweiten Phase (spätes 12. und frühes 13. Jh.) auf. In der vierten Phase (zweite Hälfte des
13. Jhs.) steigt ihr Aufkommen an (mindestens vier Exemplare). Danach läuft sie bis in das 15. Jh. und, eventuell als Irrläufer, noch daliiber hinaus weiter. Die Gefäßart Dreiknubbenkanne ist ein zur Tafelkultur gehöriges Schenk- und, ob der manchmal immensen Größe,34 auch Vorratsgefäß für Flüssigkeiten. Das erste Auftreten dieser Gefäße fällt, wie im vorliegenden Material, auch andernorts in das späte 12. Jh. oder die erste Hälfte des 13. Jhs.35 Die Gefäßart gewinnt, einhergehend mit der allgemeinen Vergrößenmg des Gefäßspektrums, bis in das 14. Jh. an Bedeutung. Schatzgefäße zeigen eine Verwendung noch im späten 15. Jh. an (Sto1l1985 a, 18), insgesamt aber ist die quantitative Erscheinung stets peripher.36
Ein charakteristischer Vertreter der Spätform des 14. Jhs. ist eine annällernd vollständige Dreiknubbenkanne mit einem gedrückten, breiten Gefäßkörper, nicht mehr bis zum Boden reichenden Lappen und zwei Leisten auf der Schulter (Phase 6; Abb. 14,4; 21).
Becher und Mündelbecher
Becher treten in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. mit mindestens fünf Exemplaren auf, um im Folgenden wieder abzunehmen und von da an auf geringerem und schwankendem Niveau bis in das späte 14.115 Jh. präsent zu bleiben. Der Mündelbecher, d. h. ein Gefäß mit gemündeltem Rand, kommt von der ersten Hälfte des 14. Jhs. bis in das 15. Jh. vor. Becher sind Trinkgefäße, und so ist es nicht verwunderlich, dass sie im vorliegenden Material ab der Mitte des 13. Jhs. erscheinen, als die wachsende Gefäßartenvarianz eine verfeinerte Tischkultur anzeigt. Analog sind sie häufig bei den Faststeinzeugen vertreten: Einige Becher und alle Mündclbecher bestehen aus rot engobiertem Faststeinzeug. Dazu kommt ein Becher (oder eine Tasse) aus Steinzeug Siegburger Art. Unter den einfachen Bechern findet sich ein weißscherbiges, durch Rollrädchen auf der Außenrandkante im "römischen Zahlenmuster" verziertes Gefäß, welches vielleicht allS dem Südniedersächsischen oder Nordhessischen stammt (Abb. 12,10). Ähnliche Stücke zeigt Grote (1976, 260 Abb. 5) aus dem dort gelegenen Bengerode. Gut zu ihrem Charakter als Trinkgefäße passt auch die vergleichsweise aufwändige Ver-
31 Vgl. Bruijn 1962/63,362 Abb. 7,2; Beckmann 1975,49 Tnf. 10,3; Stephan 1978, Taf. 20,2; Grimm 1990, 133; Röber 1990, 122; Ring 1990,46; Siebrecht 1992, 113 ff. Taf. 15; Bergmann 1993,215 H. Kat.-Nr, 73-76; Heege 1993,46 ff.; 55;Peine 1993b, 173; Heiner 1994,57.
32 Brulj'n 1960/61,488; 1962/63, 370f. Abb. 15 ff.; Beckmann 1975, 65 ff.; Lobbedey 1986, 185 fL; Mangelsdorf1994, 77.
33 Stolll985a, 21; Röber 1990, 124; Schmidt 1990, 19 f.; Heiner 1994,57 ff,
34 Nickel 1960, 71 f.; Stephan 1982, 85; Kirsch 1994, 39. 35 Stoll1985a, 17 Kat.-Nr. 48 i; Gläsr:r 1988,125 H. Abb. 79; SIe
phan 1982,95; Kirsch 1994, 39; Biennann 1998. 36 Schinner 1939, 25 f.; Nickel 1960, 70 ff.; Schmidt 1990, 19 f.
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zierung der Becher im vorliegenden Material und andernortsY Die an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 gegebene Datierung der Becher entspricht Beobachtungen im näheren und weiteren Kugeltopfkreis. Im Rheinland und im Oberrheingebiet treten Becher allerdings bereits seit dem 12. Jh. bzw. um 1200 auf, womit sich das Rheinland als Impulsgeber der Keramikentwicklung zu erkennen gibt. Mündelbecher sind dort, ebenso wie in Brandenburg, für das späte 13. und 14. Jh. typisch.38
Pokal
Ein Gefäßrest, der wahrscheinlich als Pokal anzusprechen ist, fand sich in Schichten der zweiten Hälfte des 13. Jhs. (Phase 4; Abb. 11,11). Dies bestätigt Kirschs (1994,49) Feststellung, "daß tönerne Pokale spätestens seit Mitte des 13. Jahrhunderts zum bürgerlichen Tafelgeschirr gehörten". Die geringe Anzahl derartiger Funde ist allerdings bemerkenswert, denn an der Brandenburger Plauer Straße 11/12 (eigene Durchsicht), am Altstädtischen Markt 1 (Kossian 1996, Kat.) und an der Rathenower Straße 4-5 (Biermann/Frey 2000, im Druck) ist die Fundzahl von Pokalen vor allem im 14. Jh. höher. Im unterschiedlichen Auftreten des gehobenen Trinkgeschirrs könnten sich sowohl Nutzungsunterschiede der Parzellen als auch soziale Differenzen zwischen den Bewohnern äußern, ohne dass dies vorläufig sicher beschrieben werden kann.
Flasche
Die ersten Flaschen treten in der Phase 10 des späten 15.1frühen 16. Jhs. auf. Es handelt sich dabei um glasiertes Faststeinzeug. Zuvor spielt diese Gefäßart an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 keine Rolle. Damit bestätigt sich die von Mangelsdoif (1994, 27) und Kirsch (1994, 49) herausgestellte Seltenheit dieser Gefäßart in der mittelalterlichen Mark Brandenburg.
Schüssel
Lediglich fünf Schüsseln - der reduzierend und in einem Falle uneinheitlich gebrannten Irdenware sowie zwei der innen glasierten Irdenware - sind im Fundmaterial der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 bis zur Phase 9 nachzuweisen. Sie gehören jeweils als Einzelstücke in die Phasen 4-9, also in die Zeitspanne von der zweiten Hälfte des 13. Jhs. bis zum 15. Jh. Mit dieser Verteilung entsprechen sie dem allgemeinen chronologischen Profil dieser Gefäßart. Ihr frühestes Auftreten ist an einigen nordwestdeutschen Orten zwar bereits im späten 12.1frühen 13. Jh. festzustellen,39 doch in Brandenburg und einer größeren Anzahl anderwärts gelegener Fundplätze ist sie innerh.alb der einheimischen Grauwaren eine späte ErschelOung. Dafür aber wurde die Schüssel sehr lange verwendet. Noch im
222
16.117. Jh. wurden große, häufig polierte Schüsseln in dieser Ware erzeugt und verwendet.40 Ein prägnantes Beispiel für dieses Phänomen ist das Produktionsspektrum der Töpferei in der Brandenburger Neustädtischen Heidestraße 48/49, die wohl im späten 16. und frühen 17. Jh. arbeitete und 1988 von L. Reine untersucht wurde. Neben glasierter Keramik fand sich hier eine große Anzahl häufig polierter grauer Irdenwareschüsseln. Schüsseln konnten der Milchverarbeitung ("Satte") ebenso dienen wie zur Vorratshaltung, als Tisch- oder Nachtgeschirr. Ihr meist geringes Aufkommen ergibt sich wohl daraus, dass vorwiegend Holzschüsseln diese Funktionen übernahmen (Kirsch 1994, 50).
Pfanne
Ein einzelner Tüllenstiel (Warenart 231), der zu einer Pfanne gehören dürfte, fand sich in der Phase 7. Nicht ausgeschlossen ist, dass er zu einer Dreifuß- oder Grapenpfanne gehörte, die in der Funktion der Pfanne aber im Wesentlichen entsprechen würde (vgl. Mechelk 1970,124 f.; M. Schutz 1995,46 f. Abb. l3). Tüllenstiele sind in Brandenburg allgemein eine seltene und späte Erscheinung (Kirsch 1994, 38).
Teller
Der Teller ist unter den Grauwaren nicht vertreten. Zwei Einzelstücke aus den Phasen 8 und 9 und mehrere Fragmente in Phase 10 (spätes 15.1frühes 16. Jh.) gehören jüngerer glasierter Irdenware an. Im späten Mittelalter dürfte dieser Funktionstyp überwiegend aus Holz gewesen sein.
Deckel
Deckel kommen in jeweils wenigen Exemplaren (ein bis drei Stücke) vom späten 12./frühen 13.Jh. bis in die Neuzeit vor, ohne dass sich Schwerpunkte in der chronologischen Spanne ergeben. Es handelt sich überwiegend um Flachdeckel und seltener um glockenförmige Hohldeckel (vgl. Abb. 10,6; 14,l3; 15,20; 17,11).
37 Koch 1979,47 H. Abb. 14 u. a.; Stephan 1982, 89 ff. Abb. 20; 22; Mulsow 1990, 167 H.; Schmidt 1990, 23 f.; Mangelsdr.nf1994, 100; Kirsch 1997, Taf. 23.
38 Zur Zeitstellung von Bechern in Brandenburg vgl. Huth 1975, 97 f.; 111 f.; Plate 1989, Taf' 48; Kirsch 1994, 41; 47; 1997,2; Taf. 22; im weiteren Kugelto~fkreis vgI. Nickel 1960, 77 f.; Röber 1990,124 f.; 131 f.; Schmldt 1990, 24; Mulsow 1990 167 ff: im Rheinland/Oberrheingebiet Koch 1979, 50; 58 ff.; c:.oss 199i, 92 ff.;Ade-Rademacheru. a. 1992,321; Heege 1995, 18 H. Abb. 9; mit späterem Ansatz Lobbedey 1986, 182 ff. Abb. 3.
39 Röber 1990, 123; Heege 1993,44 ff.; Müller 1996, 77. 40 Zum Zeitprofil der Schüssel vgl. Huth 1975, 106 H.; 129 f.; Billig
u. a. 1990, 195; Schmidt 1990, 22; Ade-Rademacher u. a. 1992 332; 337 f.; 344; Heiner1994, 60; Kirsch 1994,23; 50; 1997, 3; Tal 26 f.; Mangelsdorf1994, 91; zur langen Laufzeit besonders Nicke11960, 72 H.; Kitas 1966, 356; 476 ff.
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Abb. 17: Keramik aus neuzeitlicher Schichtung und Lesefunde. M. 1:3
223
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Abb. 18: Keramik. Lesefunde. M. 1:3
Deckel dienten natürlich der Abdeckung von in den Gefäßen aufbewahrten Speisen oder Vorräten, z. B. zum Schutz vor Schädlingsbefall oder zur Effizienzsteigerung beim Kochen. Viele vor allem der früheren Gefäße weisen eine gekehlte Innenrandkante auf, die als Deckelrast gedient haben könnte. Gerade angesichts dieses häufigen Details ist es verwunderlich, dass man so selten Deckel auffindet. Sie waren wohl meist aus Holz Uanssen 1966,64; 106). Die Innenrandkantenkehle könnte jedoch auch ein vorwiegend modisches Detail oder in erster Linie durch den Drehvorgang zu erklären sein (Schirmer 1939,18).
Kachel
Kacheln treten an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 seit der dritten Phase in wenigen Exemplaren auf und sind erst in der zehnten Phase (spätes 15.1frühes 16.Jh.) stark vertreten. In dieser Zeit werden auch glasierte und verzierte Blattkaeheln beobachtet. Die große Masse entsprechender Funde im späten 15. Jh. zeigt an, dass zu dieser Zeit ein Kachelofen im Gebäude auf der nördlichen Parzelle stand. In der davorliegenden Zeit scheinen offene HerdsteIlen die Heizfunktion mit übernommen zu haben, denn die Einzelstücke von Kacheln lassen schwerlich auf einen ganzen Kachelofen schließen. Andererseits kann dieser Umstand durch die Übermittlungsbedingungen verursacht sein, denn Öfen konnten geregelt abgebaut und die Kacheln erneut verwendet werden (Röber 1990, 125; C. Schulz 1990, 198 f.). Sofern Öfen fehlten, dürfte dies für eine eher niedrige Wohnkultur - und damit eventuell für schlechte materielle Verhältnisse der Bewohner - an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 sprechen. Zwar waren Kachelöfen zunächst ein Privileg des adeligen und klösterlichen Lebens,41 und auch der bislang früheste ostdeutsche Hinweis auf einen Kachelofen stammt von einer Burg, jener von Groitzsch (Vagt 1987,90 ff.), doch waren Kachelöfen.bereits im 13. Jh. auch in ostdeutschen Städten geläufIg (Schwabenicky
224
1987, 358). In Nordwest- und Süddeutschland sind ofenbeheizte Stuben im städtischen Milieu noch früher, bereits im 12. Jh., festzustellen.42
Die vorliegenden Funde sind meist einfache Schüsselkacheln mit viereckiger Mündung, der für das 15.116. Jh. typischen Form. Die meisten gehören der grauen Warenart 411 an. Als erste Kacheln mit viereckiger Mündung wurden drei Exemplare in der fünften und sechsten Phase (erste Hälfte des 14. Jhs.; Abb. 12,17) beobachtet. Wenn die einbaugerechte Form sich auch überwiegend erst im späten 14. Jh. durchgesetzt haben dürfte (c. Schulz 1990, 199), ist mit Anfängen doch bereits um 1300 zu rechnen. Nach Nickel (1960,83 f.) und Stall (1976, 232 f., Abb. 9) gibt es in Magdeburg sogar bereits im 13. Jh. Kacheln mit viereckig ausgezogener Öffnung. Mangelsdaif(1994, 104 f.) setzt das Aufkommen von Becherkacheln mit rechteckiger Mündung ebenfalls im 13. Jh. an. Viereckige, ziemlich flache Napfkacheln werden im sächsischen Mittweida in das erste Viertel des 14. Jhs. gesetzt (Schwabenicky 1987, 356 ff. Abb. 17). Als typologische Vorläufer der an der Mündung viereckigen Schüsselkacheln können runde Topf-, meist Spitzkacheln gelten, die in Süddeutsehland bereits im 11. Jh. (Grass 1991, 140 ff.; Dumitrache 1992,280 ff.), in Norddeutschland seit dem späten 12. Jh.lum 1200 auftreten43 und im vorliegenden Material zweimal in der ersten Hälfte des 13. Jhs. beobachtet wurden. Das abgebildete Stück unterscheidet sich dabei durch seine grobe Machart und innen erkennbare Verstreichspuren deutlich von einem Krug oder einer Kanne (Abb. 9,18). Im 15. Jh. erweitert sich die Funktion des Typs, indem er durch intensivere Dekoration der innenarchitekto-
41 Tauber 1986, 104 f.; Schmidt 1990, 26; Dumitrache 1992, 280 f.; Peine 1993b, 177.
42 Tauber 1986, 104 f.; Gläser 1992a, 83; Peine 1993 b, 175 ff. 43 Stephan 1982, 95; Röber1990, 125; Peine1993 b, 175.
Ph.10 - sonstiges ohne Kugeltopf
ph. 9
al Kachel
ph. 8
[IT2J ph. 7
Becher
Ph. 6 • Grapen
Ph. 4 D KruglKanne
Ph. 3 • Standbodentopf
Ph. 2
Ph. 1 • Kugeltopf
Abb. 19: Anteilsverhältnisse der Gefäßarten in den Phasen 1-4 und 6-10 (nach Fragmenten)
nischen Bedeutung des Ofens gerecht wird. Ein typischer Vertreter des Übergangs von den vorwiegend funktional bestimmten zu den dekorativen Ofenkacheln stellt eine innen grün glasierte und mit einer blumenförmigen Applikation im Spiegel versehene Schüsselkachel von der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 dar, die als Baggerfund allerdings nicht stratifiziert ist. Derartige Stücke sind weiträumig bekannt und für die zweite Hälfte des 15. Jhs. und das flÜhe 16. Jh. typisch.44
Kugeltopf
Standbodentopf
Gm""" z. T. unsicher TOllengefäß Krug/Kanne Dreiknubbenkanne •
Becher MUndelbecher Pokal Flasche
Schüssel/Teller/pfanne' Deckel Kachel
Phase
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I! r-! • ~ ~ ":.:.:.:.:.:.:.:.:.1:':::,::::::::::.:::,:::::::.::::::'.:::::::.
I:.·····:········:·········· ...... :.:.:.:.::_::.:.:.:.: ..................................................... -
I 2 i 3 i 4-5 i 6 i 7 i 8-9 i 10
Datierung 1150 1200 1250 1300 1350 1400 1450
Abb. 20: Chronologie der Gefäßarten. Starkes, mittleres oder schwaches Auftreten in Bezug auf die Gesamtverteilung
der jeweiligen Gefäßart in der Stratigraphie (unabhängig von der Höhe ihrer Quote je Phase)
Tiegel
Der Rest eines vermutlich dreieckigen Graphittontiegels zur Metallverarbeintng fand sich in Schichten des mittleren 15.Jhs. (Phase 9; Abb. 16,8).
Nichtgefäßkeramik
Insgesamt drei Netzsenker wurden an der Altstädtisehen Fischerstraße 5--6 geborgen. Davon gehören zwei der Warenart 412 an und ein fragmentiertes Exemplar hat Backsteinqualität. Sie fanden sich in Schichten des späten 13. und fruhen 14. Jhs. sowie in neuzeitlichen Ablagerungen (Abb.12,21; 13,13; 16,18) . Netzsenker sind vorrangig Fischerzubehör und lassen insofern auf die Tätigkeit der Bewohner schließen. Sie bestätigen die historisch und aus dem Straßennamen gewonnene Vermutung, dass im Bereich der Altstädtischen Fischerstraße Fischer lebten. Eine örtliche Beziehung von Netzsenkerful1den zu Gewässern kann Schmidt (1990, 27) in Neubrandenburg beobachten. In Brandenburg fanden sich Netzsenker allerdings auch auf havelfernen Arealen, etwa am Altstädtischen Markt 1 (Kossian 1996, 15; Kat.; Taf. 9) und an der Rathcnower Straße 4/5 (Biermann/Frey 2000, im Druck). Die acht Spinnwirtel der Ausgrabung verteilen sich auf Schichten des 12.1frühen 13.-14. Jhs. In der zweiten Phase fanden sich ein reduzicrend gebranntes weißgraues Exemplar etwa der Waren art 412 sowie ein UI1-
44 C. Schulz 1990, 199 Abb. 8,3; Grass 1991, 143; Peine 1993 b 178' ferner M. Schuh 1995, 84 ff. ' ,
225
Abb. 21: Dreiknubbenkanne aus Befund 405 (Phase 6)
einheitlich gebranntes, den slawischen Warenarten entsprechendes (Abb. 7,16; 8,10). Beide Stücke sind unverziert, klein und doppelkonisch. Ein aus weißer, unbemalter Feinkeramik der Warenarten 330 oder 341/342 bestehender, geriefter Spinnwirtel datiert in die dritte Phase, also die erste Hälfte des 13. Jhs. (Abb. 10,23). Der sechsten Phase der ersten Hälfte des 14. Jhs. gehören zwei mit schwachen Riefen versehene Wirtel der Warenart 411/412 und aus im Bruch rötlicher, außen grauer Irdenware an (Abb. 13,20.21). Ein weiteres, gerieftes Stück der Warenart 224 stammt aus der siebenten Phase und datiert in das 14. Jh. (Abb. 15,9). In Straten der Neuzeit wurden ein grauer halber Wirtel der Warenart 412 und ein salzglasierter Steinzeugwirtel geborgen (Abb. 17,7.8). Die Wirtel zeigen an, dass im hohen und späten Mittelalter und noch in der Neuzeit mit Spindeln gesponnen wurde. Dafür gibt es mannigfache Belege auch aus anderen mittelalterlichen Städten (Storz-Schumm 1992, 402 ff.). Ob es sich dabei nur um eine Feierabendbeschäftigung bzw. hauswerldiche Tätigkeit handelte oder ob das Spinnen möglicherweise gewerbsmäßig betrieben wurde, z. B. als Zulieferung für die Wollenweber. ist nicht zu entscheiden, zumal sich Spinnwirtel in bür~er1icher, bäuerlicher, adlige: und kirc~icher Lebensumwelt gleichermaßen vorfmden (Nzckel 1960, 83; Schmidt 1990, 26).
8.2. Bodenfonnen
Eine Anteilsberechnung der Bodenformen ist nicht durchführbar, da nur Standböden und anderweitige Standvorrichtungen in einem fragmentierten Material
226
wie dem vorliegenden erkennbar sind, nicht aber der weitaus überwiegende Kugelboden. Standlappen sind fünfmal bei den grauen und braungrauen Irdenwaren nachzuweisen, wobei sich die vier stratifizierten Exemplare auf die Zeit vom späten 12.1frühen 13. Jh. bis in das 15./16. Jh. verteilen (Phasen 2; 4; 6; 10). Kurios erscheinen die Standlappen einer Dreiknubbenkanne des frühen 14. Jhs., die den Boden gar nicht erreichen und somit als fast funktionsloses Rudiment nur noch Nachklang jener Bodenform sind (Abb.14,4). Standknubben fanden sich zweimal (Phasen 8 und 9) und Grapenfüße zehnmal in Schichten des 14.115. Jhs. Es handelt sich dabei im vorliegenden Material also um eine späte Erscheinung. Die Frage, ob Standknubben als Vorläufer der Grapenfüße anzusehen sind45 oder eine unabhängige Erscheinungen darstellen (Schirmer 1939,28; Mangelsdoif1994, 72), ist angesichts des Umstandes, dass sich Standknubbentöpfe und Grapen funktional entsprechen und die Standvorrichtungen im Wesentlichen durch ihre Länge differieren, m. E. für die erste Ansicht zu entscheiden. Unbestritten ist die Beziehung zu bronzenen Grapen, die seit dem 12. Jh. in Erscheinung treten und als Vorbilder der keramischen Exemplare gelten,46 gelegentlich aber auch als Imitate der tönernen Grapen angesehen werden (Grimm 1959, 87). Der einfache Flachboden ist 43 x nachweisbar. Unter diesen Stücken befinden sich vier Exemplare mit abgesetztem Fuß und 11 mit ausschwingender Fußzone. Die Bodenform ist bei den slawischen Warenarten 211 und 212, bei den grauen und roten Irdenwaren, den älteren glasierten Irdenwaren und sehr selten bei Sinterwaren vorhanden. Sie ist bei slawischer Keramik bereits in der ersten Phase zu belegen, bei den Warenarten 411/412 erstmals in der dritten Phase (2 x) und stark in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. sowie der ersten Hälfte des 14. Jhs. (phase 4, 8 x; Phase 6, 7x) vertreten. Auch im 15. Jh. bleibt sie aktuell. Chronologisch besitzt diese Bodenform insofern keine Relevanz. Standfüße sind 4x (Warengruppen-/arten 330; 412; 416 und 513), davon 1 x in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. (Phase 4) und 1 x in der ersten Hälfte des 14. Jhs. (Phase 6) nachgewiesen. Der nach innen gewölbte Standboden kommt lediglich einmal und unstratifiziert vor (Warenart 412). Ebenfalls einfach und ohne Schichtenzuordnung ist eine
. Standplatte (Warenart 412; Abb. 17,27) festzustellen. Dies überrascht, da Standplatten (vor allem an Pokalen) in anderen Fundkomplexen der Brandenburger Altstadt nicht selten sind.47
45 Knorr1937, 191;]anssen 1966, 103; Röber 1990, 134. 46 Gross 1991, 119; Kirsch 1994,38; Müller 1996a, 81. 47 Kossian 1996, Kat.; Taf. 28; 29; Biermann/Frey 2000; eigene Ma
terialaufnahmen.
Standringe haben Gefäße der im Bruch weißen Grauware 411 (1 x) und der älteren roten glasierten Irdenware (2 x). Der früheste Vertreter gehört in die zweite Hälfte des 13. }hs. und das frühe 14. }h. (Phasen 4 und 5), ein weiteres Exemplar in die achte Phase (spätes 14.115. }h.). Wellenfüße sind insgesamt 22 x nachgewiesen und beschränken sich auf die Faststeinzeuge, Steinzeuge sowie einen eventuellen Vertreter bei der älteren, glasierten roten Irdenware. Die ersten bei den Stücke treten in der vierten Phase (zweite Hälfte des 13. }hs.) auf, im 14. }h. sind sie dann häufiger (Phase 6,4 Xi Phase 7, 3 x). Zwei weitere Stücke entstammen dem 15. }h. Der Wellenfuß ist bereits im 9./10. }h. im Rheinland (Lobbedey 1968, 73) festzustellen, verbreitet sich jedoch erst seit dem frühen 13. }h. auch in andere Regionen (janssen 1966, 97 f.). In der brandenburgischen Keramikproduktion gewinnt er seit dem späten 13. und vor allem im 14. }h. unter Einfluss der Faststeinzeuge und Steinzeuge an Gewicht, was deutlich am Fundmaterial der Wüstung Miltendorf bei Reetz im Fläming demonstriert werden kann (eigene Durchsicht): dort besitzen Grauwaren erst zu dieser Zeit Wellenfüße. Für die Datierung und Provenienz des Faststeinzeugs und Steinzeugs ist von Interesse, ob Standböden und solche mit gekniffehen Standringen mittels einer Drahtschlinge von der Töpferscheibe gelöst wurden. Die Verwendung einer Drahtschlaufe, von welcher charakteristische, konzentrische Spuren am Boden zurückbleiben, kommt im Allgemeinen erst um die Mitte des 13.}hs. auf(H. Schäfer 1991, 6). Auch im vorliegenden Material sind entsprechende Arbeitsspuren erstmals in der vierten Phase (zweite Hälfte des 13.}hs.) zu beobachten und haben ihren Schwerpunkt im 14. }h. Darüber hinaus ergibt sich ein Hinweis zur Herkunft der Steinzeuge, indem die rheinischen Produkte allgemein ab geknetete Böden haben, denen die Stand ringe nachträglich angesetzt wurden. Die mittels Draht abgehobenen Böden mit gekniffelten Standplatten dürften folglich aus anderen Werkstätten stammen, die wohl im sächsischen Waldenburg, eventuell auch in Bad Muskau zu lokalisieren sind.48
Die mit diesen Herstellungsspuren versehenen Faststeinzeuggefäße könnten aus Südniedersachsen oder Nordhessen, aber auch aus der Mark Brandenburg stammen. Als entsprechender Hinweis ist die Faststeinzeugproduktion am Berliner Krögel zu werten, deren Produkte überwiegend mit einer Drahtschlaufe abgeschnittene Böden und aus einer Fußplatte entwickelte Wellenfüße haben (Kirsch 1994, 80 ff.). An der Altstädtischen Fischerstraße 5--6 haben unter 13 aussagefähigen Faststeinzeugböden nur drei Drahtschlaufenspuren und von drei Steinzeugböden einer; die Gefäße, welche die mutmaßlich für eine sächsische oder brandenburgische Produktion charakteristischen Herstellungsrelikte zeigen, sind also in beiden Warengruppen in der Minderzahl. Diese Verhältnisse spre-
ehen dafür, dass die vorgefundenen Stücke überwiegend aus dem Westen bzw. aus dem Rheinland stammen.
8.3. Zierweisen und Oberflächengestaltung (Abb. 22; 23)
Rillen auf der Gefäßoberfläche haben ihren Schwerpunkt während der ersten Phase, denn sie präsentieren sich in hohem Maße bei der spätslawischen Keramik (Warenart 212). Damit wurde das technologische Moment der Drehscheibennutzung als Dekor verwandt. Ein weiterer chronologischer Schwerpunkt ergibt sich im 14. }h., was vor allem durch den in dieser Zeit hohen Anteil an Faststeinzeug und Steinzeug verursacht wird. Die Riefung ist der maßgebliche Dekor des späten Mittelalters. Fast alle Kugeltöpfe sind im Schulterbereich mit schwächer oder stärker ausgeprägten Riefen dekoriert worden. Auch hier wurden technologische Konsequenzen der Drehscheibennutzung ästhetisiert, d. h. zu einem Element des Dekors gemacht. Die Riefung ist seit dem 12. }h. vertreten, nimmt in der ersten Hälfte des 13.}hs. zu und dominiert von da an bis zum Ende der Grauwarenzeit mit Anteilen zwischen 70 und 92 %. Anfangs sind die Riefen schwächer und bilden keine abgesetzten Halsbereiche. Einen Übergangshorizont im späten 12.1frühen 13. }h. vertreten schmale Riefenzonen, die nur einen Teil der Schulter betreffen. Mit dieser Anfangsdatierung entspricht das vorliegende Material den Verhältnissen in der weiteren Mark Brandenburg und darüber hinaus.49 Bei slawischer Keramik (Warenart 211) kommen Riefen auf der Schulter einmal vor und ordnen das Stück vielleicht dem Tornower oder Woldegker Typ zu. Einzelne Leisten auf der Schulter, welche den Übergang zur Halszone oder den Umbruch betonen (Abb. 24), sind in sehr geringer Anzahl (stratifiziert insgesamt neunmaI) seit der ersten Hälfte des 14. }hs. bis in die Neuzeit vertreten. Die kleine Anzalll dieser Verzierung fällt auf, denn im weiteren Nordostdeutschland ist sie im 14. und 15. }h. durchaus maßgeblich.50 Die geringe Bedeutung dieser Zierweise wurde auch im Fundmaterial der Rathenower Straße 4-5 verzeichnet (Biermann/Frey 2000, im Druck). Offenbar lässt sich darin eine Besonderheit der Altstadt Brandenburg erkennen.
48 H. Schäfer 1991,25; 27; Hoffmann 1995, 54; M. Schutz 1995,105 ff.
49 Grimm 1933, 12; Nickel 1964a. 89;Jansscn1966, 108; 144; Kirsch 1994,35; Mangelsdorf1994, 59; 99.
50 V gl. Nickel 1960, 67 Abb. 27; Gustavs 1973. 196 f. Abb. 100; 101; Kirsch/Illig 1976. 245; Kirsch 1985, 131; 1994,28; 35; Billig u. a. 1990, 190; Schmidt 1990, Taf. 13-18; ferner M. Schutz 1995, 38 H.; auf der Wüstung Miltendorf bei Reetz im Fläming sind über 14 % der Gefäße im 14. Jh. mit einzelnen Leisten auf der Schulter versehen (eigene Durchsicht).
227
Ph.10
Ph. 9
Ph. 8
Ph. 7
Ph. 6
Ph.4
Ph. 3
Ph. 2
Ph. 1
0% 60% 80% 100%
einzelne Leiste
Im Riefen
• andere Dekore
DRillen
• Rollstempel
1::::\::::::::1 Kniffel-I Kerbleiste
• Kammstrich
• unverziert
Abb. 22: Anteilsverhältnisse der Zierweisen/Oberflächengestaltungen in den Phasen 1-10 (ohne Phase 5, ohne Glasur; nach Fragmenten)
Gekniffelte und gekerbte Zierleisten kommen über einen relativ langen Zeitraum - vom 11./12. Jh. bis in die Neuzeit - vor, doch ist die Gruppe heterogen. Bei den älteren Vertretern bis in das frühe 13.Jh. handelt es sich zum einen um einen spätslawischen Topf, zum anderen ist ein bleiglasiertes Fragment mit geriffelter Zierleiste vorhanden. Im 14. und 15. Jh. sind dagegen Grau- und Sinterwaren mit gekerbten Zierleisten versehen worden, vorzugsweise Trink- und Ausschenkgeschirr. Die in auffälliger Weise gekniffelten Dorne an Rändern, die sich in Schichten des späten 15./frühen 16. Jhs. an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 fanden (Abb. 16,13), besitzen mehrere Parallelen in nord- und westdeutschen Töpfereien der ersten Hälfte des 14. Jhs.51 und sind auch aus Brandenburg und dem weiteren Ostdeutschland bekannt (Schirmer 1939, Taf. 22; Stoll1985, Kat.-Nr. 62). Huth (1975, 109 f.) weist solche Ränder aus Frankfurt/O. dem späten 14. und frühen 15. Jh., Kirsch (1997, 2; Taf. 19) entsprechend dekorierte Kannen allgemein dem 14./15. Jh. zu. Fünf Fragmente rpit Rollrädchenverzierun~~n gehören der zweiten Hälfte des 13. und der ersten Hälfte des 14. Jhs. an: zum einen zwei graue, glänzende Becherfragmente mit Strichmustern auf der Randkante (Abb. 11,4; 13,15) und eine mit kurzen Strichen auf dem Dorn rollrädchenverzierte Krug-/Kannenscherbe (Abb. 12,19). Zum anderen zwei auf der Schulter bzw. dem Rand in der Art des römischen Zahlenmusters" verzierte Fragmente die 'im ersten Falle als importierte helltonige Feinw'are anzusprechen sind (Abb. 12,10), im zweiten als kalkgemagerter einheimischer Kugeltopf (Abb.
228
13,5). Das Zeitprofil dieser Verzierungen findet Parallelen im weiteren Nordwestdeutschland und in Nordostdeutschland sind derartige Zierweisen nach einem Vorlauf im 13. Jh. vor allem im 14. Jh. vorhanden. 52
Die Dekorfreudigkeit im 14./15. Jh., besonders an zur Repräsentation bei Tisch dienendem Trinkgeschirr, wurde auch anderwärts beobachtet. "Man fand von jeher Gefallen daran, die Schank- und Trinkgefäße geschmackvoll zu gestalten, und war immer sichtlich bestrebt, sie aus dem gewöhnlichen Hausrat hervorzuheben" (Schirmer 1939,37). Kerbenverzierung und einzelne Wellenlinien treten vereinzelt in Schichten des späten 12. Jhs. und der ersten Hälfte des 13. Jhs. auf (Abb. 7,5.19; 10,5). Bei den so verzierten Stücken handelt es sich überwiegend um spätslawische Keramik (Warenarten 212 und 223), während die Wellendekoration nur in einem Falle bei frühdeutscher Keramik, einer grauen Schüssel (Warenart 411), vertreten ist.
51 Kausch 1957, 89 Taf. 32; Grate 1976, 259 ff. Abb. 14; Mulsaw 1990,167 ff.
52 Zu Nordwestdeutschland vgl. Janssen 1966, 111; Grate 1976, 253 ff.; Stephan 1982,95; Röber 1990,137 f. Taf. 52; Müller 1996 a, 61; Büscher 1996, 128; in einigen Regionen Nordwestdeutschlands, so im Rheinland (Beckmann 1975, 15 [periode 2]) und in Südniedersachsen-Nordhessen (Stephan 1982, 77 f.; 95 Abb. 12) ist diese Zierweise bereits friiher, im 12./13. bzw. 13. Jh. vertreten, worin sich eine Vorreiterrolle dieser Gebiete für die Keramikentwicklung u. a. in unserem Raum abzeichnen dürfte' zu Nordostdeutschland vgl. Grimm 1959, 93 f.; Schmidt 1990,' 29; Mulsaw 1990, 167 ff.; 196; Mangelsdarfl994, 100 f.
Ebenfalls für die slawische Keramik typisch ist die Kammstrichverzierung, die den Menkendorfer Typ des 9.110. Jhs. bestimmt (Abb. 7,2.5; 10,21; 13,8; 14,10; 16,12). Bemerkenswert ist ein Grauwarefragment (Warenart 412), welches unter dem Umbruch ein nicht dechiffrierbares, sparrenartiges Muster aus Linien trägt (Abb. 16,17). Zur seltenen Anwendung derartiger Verzierung auf Kugelbodenkeramik gibt es Vergleichsstücke z. B. im nahen Göttin (Biermann 1998), in Göritz bei Rädel (Mangelsdaif1994, 100 Taf. 66,4) und auf der niedersächischen Dammburg (Heine 1991, 130 Abb. 4), des Weiteren in einer Töpferei bei Einbeck (Heege 1993, 42; 45 Abb. 38), in der Wüstung Miltendorf bei Reetz (eigene Durchsicht), auf der Dornburg an der Eibe (Knarr 1939,40) und in Siegburg (Beckmann 1975, 33 Textabb. 6); also sowohl in Räumen, wo slawische Verzierungs traditionen wirksam sein könnten, als auch im Altsiedelland. Eine Interpretation hinsichtlich möglicher Einflüsse einheimischer Traditionen ist daher nur im Einzelfalle zu erwägen und in unserem nicht abzusichern, da das Motiv uncharakteristisch und die Fundlage - in einer neuzeitlichen Strate - aussagelos ist. Kugeltöpfe ohne Verzierung haben ihren absoluten chronologischen Schwerpunkt im 12. und frühen 13. Jh., kommen noch etwas häufiger in der ersten Hälfte des 13. Jhs. vor und sind von da an eine periphere Begleiterscheinung. Die frühe Zeitstellung dieser Oberflächengestaltung ist also leicht erkennbar. Rote, abstrakte Bemalung in der Art der Pingsdorfer Ware findet sich auf vier Gefäßen des späten 12. und der ersten Hälfte des 13. Jhs. sowie noch einmal auf zwei Gefäßen im 15.Jh. (Abb. 8,7.22; 14,8; 17,9). Die Bleiglasur der frühen glasierten Irdenwaren erfüllt eher dekorative als funktionale, d. h. abdichtende Zwecke. Glasierte Gefäße der älteren Art (Warenarten 611; 612) kommen seit dem späten 12. Jh. unter anderem in Form von Miniaturgefäßen vor und durchlaufen das gesamte Mittelalter mit einem chronologischen Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 14. Jhs.; in Phase 4 begegnet bereits ein Gefäß mit Innenglasur, wohl zur Aufnahme von Fett (Abb. 11,5). Die plastische Applikation einer Schlange oder Schildkröte, die in einen Henkel beißt und auf dem Rücken ein eingestempeltes Gesicht zeigt, findet sich als in weißem Ton ausgeführte Auflage auf einem rotscherbigen, glasierten Henkelkännchen (Abb. 14,14; 25). Das Stück wurde in Schichten der ersten Hälfte des 14. Jhs. geborgen. In Lübeck können typologisch und technologisch ähnliche Gefäße dem 13.1frühen 14. Jh. zugewiesen werden (Gläser 1992a, 68 Abb. 42 f.; Müller 1996a,61).
unve~iert -i-i;:;:;:;:;:;:;:;j······,···~·····,·j Riefen •. ,. ::::::::::::.:.
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Rollstempel i i . plastische Applikation !! _. .
l : M::;:;:;:;;;:I t;:;:i:;:;:;:;:ll"
12 i 3 i 4-51 61 7 1 8-9 i10
einzelne Leiste
phase
Datierung 1150 1200 1250 1300 1350 1400 1450
CZJ schwach lillill mittel _ stark
Abb. 23: Chronologie der Zierweisen/Oberflächcngestaltungcll, Starkes, mittleres oder schwaches Auftreten in Bezu g auf
die Gesamtverteilung der jeweiligen Zierweisc/Oberflächengestaltung in der Stratigraphie (unabhängig von dcr Höhe ihrer
Quote je Phase, ohnc Glasur)
8.4. Randfonnen (Abb. 26; Tab. 6)
Die Randformen vertreten vor allem in den jüngeren Phasen geringe absolute Zahlen. Hier kann jede verschleppte Scherbe die primäre Vergesellschaftung verzerren. Insofern sind die im Folgenden erläuterten Aussagen zur Randformenentwicklung nur für die Zeit bis etwa zur Mitte des 14. Jhs. verlässlich. Danach weisen sie auf Trends hin. Allgemein gilt, dass die Randformenveränderung nicht von Zäsuren, sondern von sukzessiven Übergängen geprägt ist und Zeitprofile daher vorwiegend als Tendenzen aufzufassen sind. Diese aber können durchaus deutlich als früh oder spät benannt werden. Die erste Gruppe früher Kugeltopfrandformen (spätes 12. Jh. bis Mitte 13. Jh.) umfasst innen gekehlte und waagerecht oder schräg nach innen abgestrichene Randformen: Das Profil 5 vertritt diese Merkmalskombination in einfacher, die Formen 6 und 7 (mit Außenrandkantendelle) in stärker profilierter Weise. Dazu gesellt sich die innen ungekehlte Form 4. Nach der Mitte des 13. Jhs. kommen diese Ränder nur noch selten vor und laufen im 14. Jh. aus. Derartige Profile können auch im weiteren Brandenburg für friihe Kugeltöpfe der zweiten Hälfte des 12. bzw. des frühen 13. Jhs. gesichert werden. Sie besitzen in den Altsiedcllanden unterschiedlich lange Traditionen, die etwa zurück bis in das späte 11. Jh. reichen, und kommen gehäuft im späten 12. und frühen 13. Jh. vor.53 Das gilt auch für das nahe Magdeburg, wo im 11. Jh. die ersten
53 Zur Mark Brandenburg vgl.j, Hemnann 1962,43 Abb. 22; 27 f.; Taf. 6 (Form 4); GrebeiMangelsdorf1983, 220 H. Abb. 8,13; Mangelsdorf1994, 55 f, (Form 3); Kirsch 1997, Taf. 6; Bicrmann 1998,206 (Form 4); zum Altsicdelland vgl. Bruijn 1962/63, Abb. 8,5; Fehring 1979, 451 ff.; Röber 1990,126 H, Abb, 19 (Formen 3,a.b); Gläser 1992 b, 192; 212 Tab. 3; Siebrecht 1992, 113 H. Taf. 15,
229
o
(1,1"1,, •. N: Ku~chol'f lIlil ('iuzdllt'r Schuherl.·im· lU$ IJcfund 116 (l'h.ul.· 8)
Sem
(l,hh. 25: Fr.l};llLeUL Citll'S Kruges/eil ... r K:IIl.lI l·d~1 rulen, gb.s ic!1 Cl1 Ir,lcnw~ rc l11il I\pplik~li"n JUS wCllkm Scl ... rlx'n
(Befund 453, Plu.\l· (,)
230
Profile mit deutlicher Inllcnkchlung aufkommen und im 12. jh. waagerecht abgestrichene Ausprigu ngen (Nidu:/ 1964 a, 89 ff. Abb. 37 f.; 40 u. a. ). Sie ersctzt!t1 st:hrittweise die einfachen. manchmal kantig abge.<.:tridlCnen Lippcnriimler ohne Innenkehlung, die uns im wl..'S tlich benachbanen Raum z. S, bei den in das 10. Jh. datierten Gefäßen von Walbcck (Glimm 1933,7 Abb. 5; J-ft?77T1iUmIDollat 1979, 25129), Magdcburg (etwa Nickel 1964 a, 67 Abb. 22.b-d ) und Lccrl.cs~ entgegentreten. Auf der Dornburl; bei Zerbst war diese Veränderung recht deutlich nachzuweisen (KUOIT 1939; Glimm 1959. SO ff. Abb. 9). An der Altstädt ischen Fischcrslraßc 5-6 vertreten nur wcnigl' dcr Gdäße aus den heiden ersten Phasen diese alle Randausprägung (Fonn I). Die zweite Gruppe fri.iher R:tndformen sind ebenfalls gekehlte und mehr oder weniger verdickte, schräg nach augen kanti g abgeStrichene R ~ndcr, dic größere Tolcranzen und 7 •• T einen etwas späteren chronologischen Schwerpunkt aufweisen. Zu nächst ist hier die keulenförrnig verdickte und auf dcr Außcnrandkamc gedeihe Form 8 i'.U lu'nnen, die ihren quantitativen Höhepunkt bis zur erstell I-lälfte des 13. Jhs. erreicht und hern:lch seltener ist. Das ist weiterhin die Ullvcrdickt€' , auf der Atl߀'nkante I;eddlte " orm 10, die vom sp~ten 12. bis in das 14.115. jh. bei frühem Schwerpu nkt durchläuft. Ei ne ähnliche Laufzeit - mit Schwergewicht alll Beginn der PcriO<le - harder außen ungedelll'e, jedoch spilz ausgezogene Rand 13, während der einfache re Vertreter dieses Typs, die Form [2, s"incn Höhepunkt im späten 12 , und frühcnl3.jh. h:ll und bis 7.um Ende des I) . Jhs. weitg"hend ausläuft. Diese chmnologischen Verhähnis.~e bestätigen sich im weiteren w(!Stlid1l.'n Brandenburg und darüber hin:ULS.5S
Weiter ist· die lange, innen gekehlte und schräg !lach außen kantis abgestrichene Randform 9 zu nennen. die 7.war schen, jedoch ausschli ct~lich in Jcr zw eiten Ph:ts(' vorkommt. Ebenfalls:w den be!'l'iu frü h vorhandenen Profilen gehört die innen gekehlte, auß"1\ gerundCll: Randform [4, welche vom späten [2. bis in das 15. jl1 .• mit einem tcndenziell friihcn Schwerpunkt, auftritt. Ga nl. ähnlich ist das chronologische Profil der :111:110-~cn Randformt'n I und 1 a im westfälischen Kloster
54 Grimm 1959, 95 H.: !i/oll 1 'Jß5~. K:lI .· Nr. 8; flm1tl./II11Il)olldl
t97'J,18Jl l. 55 NlCi'l:! 19o.4:\,?9 rr, i\1l1l. 37; 39 f. u. a.;JIIIIssm 1')6t" (,3 ff.; 14(,
(Gmpl,e J); GehrA'e 197 1, 119 U. Abil. 13; FclHillg 1')79, 45 1 ff. Abb. 2; Vogt 1 '.187. 1'.15 H. AbI". 145; XiM:r 1990, 127 f. Abb. t9 (Forn ' 4); Pci"r 1')93h. ISO (G mppl: t2): M""i:dil.loif 19'14. 53 ff. (1:"1'111 2;~ ); H,mll:11II1 I'J') M, 206-2 11 (1:orm I; 7); l..rn,·r Gf.i){'/' ]')'12b, t92; 212 ·Clb. 3 (Form 1 b. er, L(idcf wcrJ .. n im \·.:m GfiiStT (1'1'.I2h. 2t 2 T~b. 3) vcrw~ .. du: .. Ranl.lfonnclls)'~wm (Ill ch 1-1 ;117.) 1I1lt('r dl .... l'orl1l 1 inn<" ullg"krhh ~, !;l'fUndCll' R~ndpro(jk wie ~ueh inul'll ~('k('hIH·. kamig a6gcs!richcm' und >'t-rdickll' Ausfurmllltl::cn - JLw g,In1. vlnchil'llcn ... Form('11 _ ,.uSJrlll11<·llg.J.,SSI, ~xbs~ d.\S rriifl<· Au!Komnl('1l mt·i .. I.·r Formen 12/ lJ nur .Inlund dn' 'Clfdll ll'llll:l'S!dh w~rdcn kJIlrI.
rom Roden (Röber 1990, 127 f.) und im südl1icdcrsäch~ sischen Königshagen Uallss(!1l 1966, 46 ff. [G rupp<, I]). In Magdeburg gehört diese Form vorrangig in das 11./12. Jh., in Göttin bei Brandenburg wurde sie im sp i ten l2./friihcn 13. Jh . erzeugt (N ickel I %4a, 9) ff. Abb. 32 ff.; Bimnmm 1998, 206-211 [Form 51). Ml1n~ gelsdorf( l994, 58 [porm 6]) siedelt ähnliche, schwächer geneigte Ri nder vorrangig um 1200 an. Schen, aber be~ rei15 früh und über eine lange Zeit (Phasl'l1 2 und 6), kommt auch der zweifach innen gekehlte Rand 15 vor (Fo rm 15; Abb, 8,24; 14 ,6), der eine Parallele in /I1/mgclsdoifs (1994, 57 f.) Randform 5 fi ndet und im südlichen und östlichen Brandenburg eine all gemei n größere Rolle spiel t.SI> Die: lange Laufzei t zeichnet auch den Kc1chrand 16 aus, der vom 12. bis in das 15. Jh. , und dabei besonders stark in der ersten Hälfte des 14. JIl5 .• auftritt. Ähnliche Ränder sind im südniedersächsischen Königshagen bereits dem 12. Jh. zuzuwei sen, werden aber auch dort - wie im südlichen und westlichen ßrandcnburg - in Kom plexen des 13./14. Jhs. häufigcrY Zusammenfassend ist zu den friihen bzw. früh einsetzenden Ra.ndformcll fcs tzuhaltell. dass sie erstens ihre Traditionen im WC!'lCn, in den Ahsiedellandc.n, besit-7.en und dass sie zweitens in beachtlichem M3.ßc profi lien- sind; insbesondere die Innenkehlu ng bei meist ins1;csaml kantiger Auspragung kann als C harnkceristikum dieser Profile gelten. 1m Vergleich mit MtmgeJsdmfs (1994. 52 ff.) Analyse der Randformen westbrandcnburgischer früher Kugchöpfe ergeben sich Übereinstimmungen mit seinen Randfo rmen 2, 3, 4 und 6, indem diese auch im vorliegenden Material für das späte l2.lfrühe 13. Jh. gesichert werden können. Seine Randform I. der einfache Lippcnrand, spielI in den frühen Schichten der Ahstädtischen fiscnerstralk 5-6 hingegen eine nur geringe Rolle und ein Vcrgleichsstück zu Mangclsdorfs Randform 5 (nmdlichcr Lippcnrand mit zweifacher Innenkehlul\1;) ist im spätcn 12.1frühcn 13. Jh. nur als Einzelstück (Form 15) vorhanden. Charakteristisch fü r die zweite Hälfte des 13. Jhs. ist die keu lt'nfÖfmig verdickte, innen gekehlte und aul~t'n genllldete, star k profilierte Form IS. Zuvor li nd dan;).ch trin sie in geringeren Ameilen auf. Diese Iblld~ form ist auch im weiteren Brandenburg fiir das 13. und I4 .Jll. 7.U sichern. !>!! Der an einem glasierten Krug bi'.w. einer Kanne unJ einem sächsischen Smndbodemopf beobachtete \'erdickte, innen gekehlre Kr3.genrand 26 ist ein früher Vertreter der Dornriinder der erslen H~ l fte des 13. Jhs. (Abb. 10,9. 17). Gedorntc Ränder si nd im Rheinland bl'l"eil$ im sp~ten 12. Jh. (Beckmmm 1\J75, (,5 Taf. 15.14), im südnictlcrsächsischcn Königshagen seit dem friihen 13. Jh. feststellbar und nehmen ab der Mim des 13.Jhs. zu Uttnssen 1966, 75 ff.lForm 8]). Die gedornten Ränder 23- 26 an der AIt..~tädtischcll Jiischerstraße 5--6 si nd nach einem Vorlauf in dcr 7.weilcn
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I-I älftl.' d(·s 13. Jlu. vor allt'rn ,In Kannen ul KI Krü~l'lI der ~~ rs lcn IlälfU' lies I" . Jhs. 7. \1 bl't Ib .ldll l·n. Der ; 1\I1 ~'11 ungckchltc OOl" uralld 27. d('J' jl'weils l'illfa ch in der vierten und zch mel1 Phase (i n k'lzt\"'rn verb~l' l"t ?) .\111 -t rin, diltftt Ulller den D()fIlf3ndcrn :\ ll ~enwin \..·' l1 l· d I l' l
fli ihc 1\ uspr~gung d:lrs\dlen. Für die Zeit des sp:\ltn 1 J. und dl:.' 14. J hs. siml- nehl'\l dl·m bereitS gcnannten Sichc1 r:lIld I (~ - ,·inLIl"I1l". Ull profiliert alLsgl'h\.. ... ~\..·nl' und :m ßcn };t'nlll"k' ll' c .... I .. "I" unt en bnti!;\..' R ~ nd('r wie dil' I:o nnen I und 10.:hal".\k tt' ristiseh. die 1.war 7.1I .l lIen Zeiu'n .ul f L l"l'll'l\ (VIII" ,1 11 1..' 11 1
Form I, V!;1. obl·n). alx'r in dit'sl'r Zl·il b eSi l Lllkrs häufi !!. sind . Mil nur gl'ringem Vurb uf If i t! seit c1 ':Lll spiitnt 13. Jh. der einbch ausgehogene. slark ll rn~l·s.: hl :l hl'1li." mirunter urueq;riffi ge 1I1lli .... lIw(·j lell dl"l' i el'ki~l' lCmd 21 ~uf.dcr dlar;\k.tcri s l"isch fi.irtl.l ~ 14./ 15.J II . iSI. In den zulelzt 1-;(' I1 :1 I1I1ICI1 Rändern ,,-(· iehm·t sir h \..';1\1..'
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57 JiUMI..·" I '1M" 5 \; !\ I ft . '1'.,1. I ,.:lI, (C"l'I'I'''' I. 10): (;"".11" 1')7 J . 1]Cl (Form ~); IlI/ltg U .. 1. I'I'}O, Aul>. I! I S; M'''''''' /I'/",j 1'1'14.i>! f.: "6 (1:, lrn l"n 1.1.2).
5H }. n 'n/nll'" 1%2, AI,II. 1! ( 1 I,.nll~ ); \':~'7 1'J'J4. ! l 7; 147 ,\h1> S,lO; MI"'i-:dul .. nfl'.l'H.
23 1
kante häufiger bei späten Profilen in Erscheinung tritt als bei solchen des 12113. Jhs. und dieses Phänomen insofern datierende Relevanz besittt. Diese Entwicklung ist wciträumig dieselbe. Im Lichte der Schattgefaße wird der einfache Lippenrand im Laufe des 13, Jhs. immer häufiger(StolJ 1985a, 24 f.Abb. 5). Deutlich ist dieses phänomen auch in der Wüsrung Milrendorf bei Reeez (eigene Durchsicht). am Hohen Steinweg in Berlin(J. Hcmnann 1987, 216ff. Abb. 27 u. a.), inBerlin-Köpenick (j. Herrmann 1962,45 Abb. 22 [Fonn I]) und in Berlin-Hdlersdorf zu beobachten (Seyer 1994, 237 Abb. 5 u. a.). In Komplexen des 14. Jhs. - so in Gliechow, Tornow und Schönfeld bei Calau." einem Fund von Mittenwalde(Kirsch 1994, 10; 35 Abb. 3,2.6) und in den Töpfereien von Neubrandenburg und Wredenhagen in Meddenburg (Schmidt 1990; Mulsow 1990, 172; 175 Abb. 5,c-f) - kommen solche Randformen oft vor. Allgemein kann auf Kirsch (1994, 35 [Formen E, FJ) und Mangelsdmf(1994, 67 ff. [Form 3]) verwiesen werden, die Randausprägungen wie der Form 21 eine tendenziell späte Stellung zuweisen konnten. Zwar länger durchlaufend, aber mit deutlichem Schwerpunkt im späten 14, und 15. Jh. ist der zu (Zylinderhals-) Kannen und Krügen gehörige, senkrechte und unprofilierte Rand 33 festzustellen (analog Jarm,,, 1%6, 92 f. [Grupp, 14), dec;m 14./15.)h. gedornte Profile als Krug-lKanncnränder zunehmend veO"dringt (vgl. Kir>ch 1997, 2; Tal. 20; 21 ). Die übrigen Randformen sind chronologisch weitgehend indifferent.
8.5. Handhaben und AU5gussformen
Lediglich zwei Typen von Handhaben sind im vorliegenden Material srrarifiziert nachzuweisen: 57 Henkel und ein TüJtcnsricl. Die Henkel treten in geringer Anzahl bereits in der zweiten Phase auf und sind fast alle gekehlt; von den zwei Henkeln mit rundem Querschnin fand sich einer in Schichten der ersten Hälfte des 13. Jhs. (Abb. 9,15), was die Interpretation dieser Fonn als .,typologisch archaisches Moment" vorwiegend des 13. ]hs. bestätigt (Kmch 1994, 57}; ein geripptcr Henkel entstammt der zweiten Hälfte des 13. Jhs. Als spätc Form zeichnet sich der ova1c (mandelförmige) Henkelquerschnitt ab, der mit drei Exemplaren auf das 15. Jh. beschränkt ist. Die meisten Henkel setzen randständig an. Nur ein Exemplar der ersten Hälfte des 13. Jhs. und ein weiteres der sechsten Phase (erste Hälfte des 14. jhs.) sind unterrandständig. Hingegen sind in den Schichten seit dem 16, Jh. fünf Henkel unterrandständig montiert, worin sich eine tendenziell späte Stellung dieser An der Anbringung abzeichnet. . , Im vorliegenden Material wurde~ lediglich acht Ausgussfragmente. vier Tüllen und vier Schneppen, nachgewiesen.
232
8.6. Herstellung
Als ausschließlich handgemacht kann an der Fischerstraße 5--6 kein einziger Vertreter der Geschirrkeramik gelten. Alle Scherben von aussagefähiger Größe weisen Drehspuren auf und wurden insofern aufgewulstet oder hoch geknetet und nach-, z. T. sicher auch freige~ dreht. Die Entscheidung darüber, welche dieser Prozeduren Anwendung fand, fällt im Allgemeinen schwer. Die mittelslawischen Gefäße der Warcnart 211 sind oft sehr dickwandig und weisen unregelmäßige Wandstärken auf, zeigen Knet-, Wisch- und K.n.tzspuren und haben nur am Rand oder bis zum Umbruch horizontale Wisch- bzw. Drehspuren, Diesc Gefaße dürften aufgewulstct und langsam im oberen Bereich nachgedreht worden sein. Die spätslawischen Gefäße sind hingegen von meist gleichmäßiger Wandstärke, recht dünnwandig und zeigen Rillen bis zum Boden, sodass eine gute und schnelle Nachdrehung unzweifelhaft ist. Für die friihdeutschen Kugeltöpfe sind die Aussagemöglichkeiten sehr begrenzt, da die Gefaße einerseits im unteren Bereich stets mit den Fingern ausgebeult und insofern stark veriinden, andererseits die oberen Bereiche meist sehr ' gut nachgearbeitet wurden. Die vergleichsweise dickwandigen, ungerieften Kugeltöpfe dürften überwiegend aufgewulstet oder hochgeknecet und danach überdreht, die späteren, dünnwandigeren könnten dagegen frei g~reht worden sein. Dafür spricht auch der Dekor aus Riefen, der ein zur Zier erklärtes technologisches Moment, die Drehung. dar~ stell t, sowie die von RiedE"I"eT (Kap. 12. 11.) in den von ihm untersuchten Proben beobachtete gute GeNgeregelung. Gudrun und Gunter Böttcher (1990, 355 ff.) gehen aufgrund ihrer Experimente allerdings auch für die entwickelte Grauware des 13. Jhs. von einem Hochkneten und anschließender Überdrehung aus. Die Frage, ob Kugeltöpfe wie Standbodengefäße hochgedreht und die Böden im lcderhanen Zustand ausgebeult, ob sie von vorneherein in eine kugelige Form gedreht bzw. gewulstct oder ein gedrehtes Gefaßoberteil auf ein handgemachtes Unterteil aufgesetzt wurde, wird seit langem kontrovers diskuticrt.60 Diesbezüglich sind Kranspuren auf der Innenseite einer Reihe von Kugeltopfschuhcrn interessant, die als verstrichene Nähte der Montage zweierTeile oder aber als Spuren ciner Nivellierung der Wandung gedeutet werden können (Abb. 27; 28). Im Blick auf cmc Reihe von Gefaßen aus Göttin, die mutmaßlich Fugen unter diesen Kratzern erkennen lassen (Biermann 1998,216), neige ich mit Lüdtke (1985, 92 ff.) dazu, sie als Naht-
59 Billig u.;a. 1990; GustavJ 1973,192 ff. Abb. IOOjKirscb 1985,121: IJI Abb.9.
60 Vgl. Schirmer 1939, 53 ff.i F41haUC' 1954; 5foi/ 1980b, 61 ff.; 1992, 157; Böttcher/Böttcher 1990, 357 f.; Schmidt 1990 17' Halle 1992, 54; H~e 1993, 23 ff.; MangeM:nfI994,lB f.; Mil/~ fc 1996b, 219.
o 5em
Abb. 27: Kraczspuren auf der Innenseite eines Kugeltopfes (Befund 490)
stellen zu deuten. Dabei ist hervorzuheben, dass sich derartige Kratzspuren fast nie an den typologisch späteren Kugehöpfcn finden, sondern überwiegend bei den uneinheitlich gebrmnten Warenarten. Dies zeigt an, dass der von den Krau.spuren bezeugte Arbeitsprozess nur bei vergleichsweise einfach hergestellten Töpfen notwendig war. 1m Zusammenhang derfrühen Gefäßproduktion sei ferner auf einen unverzien en Kugeltopf aus der zweiten Phase verwiesen, der an Schulter und Rand Kratzspuren wohl von einem H erstellungsgerät trägt (Abb. 9,3). Sicherlich freigcdreht worden sind schließlich die Faststeinzeug- und Steinzeuggcfißc, da sie sehr dünne Wände, regelmäßige Wandstärken und gelcgendich die charakteristischen Schlaufenspuren am Boden aufweisen, die das Abheben von der Töpferscheibe anzeigen (Schirmer 1939, 53; Lüdtke 1985, 107), Eine Wandungsscherbc aus dem Bereich unter dem Gefäßumbruch besitzt eine sekundäre Bohrung, die zur Reparatur des Behältnisses gedient haben könnte (Abb.11,16).
8.7. Wandungsstärke undMündungsdurchmesser
Die Wandungsstärkc nimmt im Laufe der Zeit tendenziell eher ab, was in erster Linie den technologischen Fortschritt der Gefäßproduktion anzeigt (Abb. 29).
Ahb.28: Ktatzspuren auf der Innenseite eines Kugcltoples (Befund 797)
Bei der Analyse der Mündungsdurchmesser der Gefaße im Verlauf der Phasen zeichnet sich eine leichte Zunahme der Variationsbreite ab, was mit dem Anwachsen der Funklionsrypenanzahl korreliert.
9. Zur Datierung und Herkunft der Warengruppen und Warenarten (Abb, 30)
9.1. Untrinheitlich gebrannte Irdenware
Uneinheitlich gebrannte Irdenware slawischer An (Warenarten 211; 212): Die mittelslawische Warcnan 21 1 tritt mit einer relativen H äufigkeit von 23 % in der ersten Phase auf und hält danach nur noch geringe Anteile. Zwei bekannte Gruppen sind zu veneichnen: Der Menkendorfer Typ, welcher die Hauptmasse ausmacht, sowie ein Einzelstück mutmaßlich des Woldegker oder Tornower Typs (vgl. Schuldt 1954; Kempke 1984,61 H.; 72 H. m, weiterer Lit.). D er Menkendorter Typ ist der H auptvemeter der mittelslawischen Periode (800-1000). Die Keramik fällt durch ihre grobe und starke Grusmagerung auf (vgl. Beitf1g Riederer, s. S. 252), die sich nicht - wie man zunächst annehmen könnte - durch mangelhafte Tonaufbereitung erklärt. Vielmehr trägt sie den einfachen Brennvorrichtungen (G ruben- oder Meilerbrand) Rechnung, die hier zur Anwendung kamen.
2ll
Ph.10 Ph.9 Ph.a Ph.7 Ph.6 Ph.4 Ph.3 Ph.2 Ph.1
mm 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5
Abb. 29: Die mittlere Wandungsstärke (im Schulterbereich) der Gefäße aus den Phasen 1-4 und 6-10 (nach Fragmenten)
Beim Grubenbrand "lassen sich nur aus sehr stark gemagertem Ton gefertigte Gefäße (30-40 Vol.-% Sandmagerung) wegen der sofortigen vollen Einwirkung der Feuerhitze mit Erfolg brennen" (Böttcher/Böttcher 1990, 359). Die Magerung ist insofern ein Hinweis auf die einfache, wohl hauswerkliche Erzeugung der mittelslawischen Keramik. Die spätslawische Gruppe 212 zeigt in ihrer feineren, häufig sandigen Magerung und der besseren N achdrehung hingegen einen höheren Standard. Sie hat ihren Schwerpunkt mit 6,1 % ebenfalls in der ersten Phase, wobei sie innerhalb der Stratenabfolge dieser Einheit an Gewicht gewinnt. Seit dem späten 10. und vor allem 11. Jh. ersetzte sie die mittelslawische Keramik. Das Ende ihrer Laufzeit ist örtlichen Schwankungen unterworfen. Innerhalb des östlichen Kugeltopfkreises scheint sie z. T. bereits im 12. Jh., in einigen Regionen aber erst im 13.Jh. durch die technologisch ausgefeilteren Grauwaren ersetzt worden zu sein.61 In Kolberg in Pommern, wo sich am Rande des Kugeltopfgebietes autochthone Traditionen lange fortsetzen, findet dieser Prozess erst in der Mitte des 14. Jhs. seinen Abschluss (R~bkowski 1995, 130). Die Stratigraphie der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 zeigt an, dass die Substitution hier im Wesentlichen um 1200 vonstatten ging, denn bereits in der zweiten und dritten Phase besitzt die spätslawische Keramik keine nennenswerten Anteile mehr (0,9 und 0,5 %). Dass einzelne Gefäße noch im 13. Jh. verwendet wurden, dürften die Funde allerdings anzeigen. Uneinheitlich gebrannte braungraue Irdenware (Warenarten 221; 222): Die braungra~en Ir~enwaren sind in eine weiche und eine harte Vanante, dIe Warenarten 221 und 222, zu gliedern, wo.bei ~ieYnterscheidung häufig kaum zu treffen ist. DIeS gIlt msbesondere für die große Menge von Wandscherben unter dem Umbruch deren Festigkeit keine exakte Aussagen zur Härte'des Gefäßes als Ganzes zulassen dürften. Die erhebliche Quantität gerade dieser Sch:rben kann die Anteilsverhältnisse dennoch stark bestImmen und auf
234
diese Weise zu Verzerrungen führen. Aufgrund dieser ungünstigen Unterscheidungsbedingungen sollte die Aufgliederung nicht überbewertet werden; die bei den Warenarten werden hier gemeinsam besprochen. Die Warenarten 221 und 222 treten mit einem Anteil von über 41 % in der ersten Phase auf und steigern sich dann zur bestimmenden Warenart der zweiten Hälfte des 12. Jhs. und ersten Hälfte des 13. Jhs.: in der zweiten Phase (spätes 12. Jh. und frühes 13. Jh.) erreichen sie mit fast 79 % ihren quantitativen Höhepunkt und gehen in der dritten Phase (erste Hälfte des 13. Jhs.) auf 56,5 % zurück. In der zweiten Hälfte des 13. Jhs. sinken sie stark ab (10,8 %), um in der ersten Hälfte des 14. Jhs. noch einmal auf 15,7 % Anteil zu steigen und von da an bei Quoten zwischen 5 und 9 % eine nur noch geringe Rolle zu spielen. Die Keramik hat insofern einen ausgesprochen frühen chronologischen Schwerpunkt vor der Mitte des 13. Jhs., läuft allerdings dann in geringeren Mengen bis in das frühe 14. Jh. weiter. Dies ist kein ungewöhnlicher Befund, denn die Präsenz traditioneller Waren ist bei lokalen Differenzen in weiten Teilen des Kugeltopfkreises zu beobachten. So enden entsprechende Warenarten in westfälischen Städten und Klöstern um die Mitte des 13. Jhs. (Peine 1988, 145; 1993b, 151), während sie in ländlichen Regionen noch Bedeutung bis in das 14. Jh. besitzen (Bergmann 1993, 212 f. Kat.-Nr. 69). Im norddeutschen Küstengebiet laufen uneinheitlich und nur tendenziell reduzierend gebrannte Irdenwaren (Harte Grauware, Variante a) erst um 1300 aus.62
Die lange Umlaufzeit der braungrauen Irdenware ist möglicherweise ein für die westliche Mark Brandenburg bezeichnendes Merkmal, welches sich deutlich von der südöstlich gelegenen Niederlausitz abhebt. Dort kommt überwiegend reduzierend gebrannte, unseren Warenarten 411 und 412 entsprechende Keramik offenbar zeitiger auf und hält bereits im späten 12. Jh. hohe Anteile (frd!. Mitt. N. Boroffka, H. Gränwald, Berlin; eigene Grabungen in Dahme/M.). "Zeitlich ein lückenloser Übergang von der spätslawischen zur frühdeutschen [blaugrauen, F. B.] Irdenware" ist dort für Kirsch (1985, 131) erkennbar. Frühe braungraue Irdenware ist nur aus Cottbus und Tornow bei Calau bekannt (Kirsch 1973, 151 ff.; Gustavs 1973,178 f.; 194). Im fortgeschrittenen späten Mittelalter tritt eine braune Irdenware hinzu, die "aus der blaugrauen Keramik, mit der sie in den Formen völlig übereinstimmt, durch Veränderung der Brenntechnik hervorgegangen" ist (Gustavs 1973, 179 f.), die von Kirsch (1985, 131) als "spätmittelalterliche graubraune Keramik" be-
61 Knorr 1937, 189;]. Hemnann 1962,39; Sto111985a, 19; Kirsch 1994,15; Mangelsdoif1994, 43 f.; H. Schäfer 1996; C. Schäfer 1997, 14; 16f.
62 Gläser 1987,389 f.; 1992b, 191;Peine 1993b, 151; 160Anm.19.
zeichnet und in Schönfeld (ehem. Kr. Calau) meist mit Standböden festgestellt wird und die sich auch in Magdeburg beobachten lässt.63 Einige der späten Vertreter in unserer Stratigraphie mögen sich dieser Erscheinung beigesellen. Es ist allerdings auf die Möglichkeit zu verweisen, dass die Präsenz derartiger Keramik in spätenBefunden vorwiegend aufVerschleppungen aus älteren Straten zurückgeht, die bei langen Schichtenfolgen stets in Erwägung zu ziehen sind. Für diese Vermutung spricht, dass sich in Schichten des späten 13. und 14. Jhs. an der Rathenower Straße 4-5, wo die Besiedlung erst im mittleren Drittel des 13. Jhs. einsetzt und Umlagerungen älterer Keramik somit annähernd ausgeschlossen werden können, weit weniger solche Irdenware fand (Warenart 222: 1,6-2,4 %; BiermannlFrey 2000, im Druck). Vor allem die Anteile braungrauer Irdenware in den hier behandelten Phasen des 14. Jhs. sind wohl so zu erklären. Die Warenarten 221/222 haben im westlichen Kugeltopfkreis - den Altsiedelgebieten - sehr gute Analogien. Braungraue, uneinheitlich gebrannte Irdenwaren stellen dort in allen frühen Fundkomplexen die Masse der lokal produzierten, einfachen Gebrauchsware.64 In den nordwestdeutschen und niederländischen Traditionen der beiden Kugeltopfgruppen wird die westliche Herkunft ihrer Hersteller und zugleich der frühe Zeitpunkt der Aufsiedlung deutlich. Aus dem historischen Ablauf der deutschen Ostsiedlung erklärt sich, dass sich im weiteren Brandenburg den im Schwerpunkt frühen Warenarten 221 und 222 entsprechende Keramik vorwiegend in den früh besiedelten Gebieten, der westlichen und mittleren Mark, feststellen lässt (Kirsch 1994, 32 f. Abb. 18; Mangelsdorf 1994, 48 ff. Karte 1). Für die Frühzeit der Warenarten 221/222 in und im weiteren Umkreis von Brandenburg besitzen wir vier absolut datierte Fixpunkte. Zum einen ist dies der dendrochronologisch und keramiktypologisch in das späte 12./frühe 13. Jh. datierte Töpferofen von Göttin, der gleichzeitig die einheimische Produktion derartiger Keramik belegt (Biemzann 1998). Eine weitere Datierungsstütze bildet ein um 1177 errichteter und bald darauf verfüllter Brunnen aus dem Deutschen Dorf in der Brandenburger Neustadt, wo sich neben anderen Warenarten den Gruppen 221/222 analoge Keramik fand (Dalitzl Müller 1996, 44 ff.). Darüber hinaus sind einige den Warenarten 221/222 ähnliche Randscherben zu nennen, die sich in einer dendrochronologisch um 1170 datierten Schicht am Bergfried der Burg Eisenhardt in Belzig, Lkr. Potsdam-Mittelmark, fanden (Langer 1995, 17 Abb. 4,5). Schließlich kann über eine Limoger Gürtelschnalle ein Fundkomplex von Kugeltopfscherben, die den zur Rede stehenden Warenarten entsprechen dürften, in der Mühlentorstraße in der Altstadt Brandenburg dem späten 12.1frühen 13. Jh. zugewiesen werden (GrebelMangelsdorj 1983,213 ff.; 220 ff.).
211 unein. slaw. Ird. 212 uneln. slaw.lrd. 221/222 unein. brngr. Ild. I:::::·~::::::::::::··········
223 unein. bmgr.lrd. Grus ,',' ~ .... ' .' ....... ' .' .
224/225 unein. oxyd.lrd. .~·:·:·5:·:·:~·:·:·~:·:·:;i·:·:·i:· .:::::.:.:::::. ;:. ~:·:·i:·:·:i·:·:·ij:· :.~. Z· ;., .:::;:.:.:;:::. ;: .. :::::::::~ 226 unein.lrd. \ .. 227 uneln. glatte Ird. _ 231/232 unein. beige. Ird. I:::::::::::::::::::::::::~:::::::::::::::::::: :::::::::::::.::::::::::::::::::::
310-330 oxyd. Ild. . •.•• : ..• ~ ...............................•.•.•.. :.:.:.:.:.:.:.:.:.:.:.:.
3411342 Ird. rot bemah ..•..••.. 411/412 red. gr.lrd. . ..... ::.:.:.:.:.:.:
413 red. gr. körnige Ird. . .•... -414 red. gr.lrd. . ..••.•....•. :.:::.:::::.:.:.:.:;:_ ..•.•.......... , 415 red.gr. fein.lrd. . ..............•....... ,.~ .. ,., •... '.','.', ...... '.
416 red. gr. polierte Ird.
417 gr. Ird. Graphit
418 red. gr.lrd. Grus 421-423 glänzende Ird.
511-514.516 Faststeinz. 515 Faststein21!ug
.:.;.:.:.;.;.:.:.;.;
.:.:.:.:.:.;.;.:.:.:. .. 517 Faststelnzeug 5211522 Stelnz. 51egburg
611/612 glas.lld.
, ••••••.•.•. :.".:.:.:.:':.:.:.:.:.:.:.:.:.:.".:.:.,.:.:':':''ili':':':::'
Phase 2 J 3 4-5 1 6 1 7 8-9 .110 Datierung 1150 1200 1250 1300 1350 1400 1450
EJ schwach !EIl mittel _ stark
Abb. 30: Chronologie der Warengruppen und -anen. Starkes, mittleres oder schwaches Auftreten in Bezug auf die Gesamt
veneilung der jeweiligen Warengruppe oder -an in der Stratigraphie (unabhängig von der Höhe ihrer Quote je Phase)
Uneinheitlich gebrannte, gmsgemagerte Irdenware (Warenart 223): Die quantitativ unbedeutende, grusgemagerte Warenart 223 umfasst Stücke, die typologisch sowohl slawisch als auch deutsch bestimmte Züge besitzen. Sie tritt erst im späten 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jhs. auf und ist noch im 14. Jh. vorhanden. Ob sich in der technologischen Mittelstellung zwischen den Warenarten 211/212 und 221/222 eine Vermischung ethnischer Traditionen im Sinne sogenannter "Übergangswaren" äußert, sei dahingestellt.65
Unter technologischen Aspekten vergleichbare Keramik kommt als Begleiterscheinung der Grauwaren auch im westlichen Kugeltopfkreis vor (vgl. z. B. Minden: Peine 1988,29). Uneinheitlich, eher oxydierend gebrannte rotbraungraue Irdenware (Warenarten 224; 225): Diese Warenanen setzen in der ersten Phase ein. Dass sie eine Begleiterscheinung der Warenarten 221/222 - und nicht etwa der Warengruppen 310-330 - sind, wird unter anderem an ihrer den erstgenannten ähnlichen Quotenentwicklung deutlich. Gleich zu Anfang (12. Jh.) errei-
63 Stoll1985a, 36; 253 ff. Tab. 260: ferner Nickel 1960, 63 H.; 1964a, 89.
64 Janssen 1966, 142; 145 f.;Lüdtket985, 39 ff.; Stephan 1978, 64 f.; Feine 1988, 29 ff.; 1993 b, 148 H.; Röhrr 1990, 22.
65 VgI. dazu Schinner 1939, 32; 75 ff,; I-luth 1975,85 H.; 214; Mangelsdorf1994, 44 f.; 82 H.
235
ehen sie ihren höchsten Anteil (5,6 %), um von da an auf geringerem Niveau (0,4-2,9 %) das ganze späte Mittelalter zu durchlaufen. Diese Warenarten haben ähnlich wie die uneinheitlich gebrannte braungraue Irdenware ihre Analogien im westlichen Kugeltopfkreis. Gute Vergleiche wurden z.B. in Ostwestfalen und Südniedersachsen herausgestellt. Die Laufzeit der jeweils lokal produzierten, einfachen Gebrauchsware wird etwa im Kloster tom Roden in ihrem Schwerpunkt vor 1200 und vor 1250 mit Ausstrahlung bis an das Ende des 13. Jhs. angegeben (Röber 1990,25 f.; 34 ff.; 115 ff., Warenarten 31/32; 43), auf der Pfalz Werla vor 1200 mit Nachlauf bis zur Mitte des 13. Jhs. (Ring 1990; 18; 45; Warengruppen 4300; 4400) und im südlichen Weserbergland für das 12.113. Jh. (Stephan 1978,39; 81 [Warenart 457]). Derartige Keramik fand sich auch im bereits genannten Töpferofen von Göttin (Biermann 1998). Uneinheitlich gebrannte Irdenware mit grober Sandmagerung und Brennhaut (Warenart 226): Die Warenart 226 ist mit einem Topf vertreten, der in seinen typologischen Merkmalen eine Herkunft aus dem südöstlichen Deutschland verrät, wo Standbodenkeramik auf der Gnmdlage von Traditionen spätslawischer und süddeutscher Keramik bis in das späte Mittelalter weitergeführt wurde.66 Das Brandenburger Gefäß kann den schlanken Töpfen vom Typ 2 nach Mechelk (1970, 72 ff.; 152 f. Abb. 15; 1981,42; 47 ff.) zugeordnet werden. Die südostdeutschen Analogien sind von der ersten Hälfte des 13. bis zur Mitte des 14. Jhs. zu verifizieren.67 Das Randprofil unseres Fundes findet dort eher in den frühen Zusammenhängen Parallelen, was seiner stratigraphischen Lage in Schichten der dritten Phase (erste Hälfte des 13. Jhs.) entspricht. Eine absolute Datierung für einen ähnlichen Gefäßtyp liegt im Münzschatzgefäß von Malitzsch bei Döbeln um 1230 vor (Stoll1985 a, Kat.-Nr. 43; Taf. VII). Der Import jener Standbodenkeramik in unseren Raum ist kein Einzelfall, denn auch im dendrochronologisch um 1177 datierten Bnmnen aus dem Deutschen Dorf zu Brandenburg und in spätmittelalterlichen Zusammenhängen Magdeburgs (Dalitz/Müller 1996 45 f.· Stoll1977, 403 f. Abb. 1,a) fand sich solches , , .. Gefäßgut. Da die Keramik keine qualitative Uberle-genheit gegenüber den einheimischen Produkten aufweist und auch nicht durch besondere ästhetische Reize im Sinne einer Luxusware ausgezeichnet ist, dürfte ihr Auftreten in Brandenburg nicht durch Import um ihrer selbst willen zu erldären sein. Vielmehr ist an Emballage oder ein Mitbringse.~ zu .denken. Das Auftreten derartiger Standbod~ng~fäße In der. Mark wurde mehrfach mit dem terntonalen Ausgnff der Wettiner verbunden,68 was plausibel erscheint, wenn man die starke Einflussnahme der Landesherren auf die Wirtschaft der Städte berücksichtigt. In unserem Falle ist eine solche Interpretation auS allgemeinen historischen Erwägungen jedoch unwahrscheinlich.
236
Glatte braungraue Irdenware (Warenart 227): Die glatte braungraue Irdenware ist vom späten 12. bis in das 14.115. Jh. in geringen Mengen (bis 1 %) vorhanden und als qualitativ herausragender Begleiter der Warenart 222 zu bewerten. Uneinheitlich gebrannte beigegraue Irdenware (Warenarten 231; 232): Die sandgemagerte beigegraue Irdenware 231 und die kalkgemagerte Irdenware 232 sind vom 12. bis zum 15. Jh. vertreten, wobei Erstere teils beachtliche (Phase 3: 6,1 %, Phase 10: 10,9 %), Letztere stets geringe Anteile aufweist. Die lange Laufzeit der Gruppe 231 erklärt sich daraus, dass sich in dieser Materialeinheit sowohl Ableger der Warenarten 221/222 als auch solche der reduzierend gebrannten Gruppen 411/412 fmden, deren Färbung im hellgraubeigen Mischbereich liegt. Auch typologisch bildet die Gruppe keine Einheit. Vertreter der Warenart 231 weisen große Ähnlichkeiten zu Keramik aus dem Töpferofen des späten 12.1frühen 13. Jhs. von Göttin auf (vgl. Beitrag Riederer, s. S. 248-250). Bezüglich der Gruppierung 232 ist bemerkenswert, dass in mittelalterlichen Schichten der Ausgrabung Rathenower Straße 4--5 im Nordwesten der Brandenburger Altstadt ein größerer Anteil derartiger Keramik geborgen werden konnte (Biermann/Frey 2000, im Druck). Eine Erklärung dafür steht zunächst aus. Ferner ist die Warenart 232 kalkgemagerten Irdenwaren in Ostwestfalen und Südniedersachsen ähnlich, die dort vorwiegend dem 11./12. Jh. angehören (Stephan 1978, 64; Röber 1990, 21; 116; Warenart 22).
9.2. Oxydierend gebrannte Irdenware
Oxydierend gebrannte gelbe, rote und weiße Irdenware mit feiner Sandmagerung (Waren gruppen 310-330): Die oxydierend gebrannten Irdenwaren spielen quantitativ eine geringe Rolle. Die gelbe Irdenware 310 tritt vom späten 12.Jh. bis in die erste Hälfte des 13.Jhs. sowie vom frühen 14. bis ins 15. Jh. in kleinen Mengen auf (ein- bis zweimal je Phase). Die rote Irdenware 320 ist mit Schwankungen vom 12. Jh. bis ins 15. Jh. präsent, wobei sich Schwerpunkte in der ersten Hälfte des 13. Jhs. und im 15. Jh. ergeben (Phase 3: 3,1 %, Phase 9: 2,2 %). Die weiße Irdenware 330 kommt in geringer Anzahl vom späten 12. bis in die zweite Hälfte des 13. Jhs. vor und hat dann vom späten 14.Jh. an bis in die Neuzeit durchweg einen geringen Anteil am Warenspektrum. Ihren Höhepunkt erreicht die Warengruppe in der zehnten Phase (3 %).
66 Knorr 1937, 192 ff.; Schirmer 1939, 75 ff.; StoU 1977, 403; Mangelsdorf1994,82.
67 Schirmer 1939, 68 ff.;Schwabenicky 1982,311 ff.; 348; Vogt 1987, 131 f.; Schwabenicky 1987, 343; V. Herrrnann 1996,85 H.; 97 ff. Abb.2,5.
68 J. Herrmann 1962, 46; 71;Seyer1994, 254; Kirsch 1994, 15; 41.
Oxydierend gebrannte Irdenwaren haben im gesamten Kugeltopfgebiet einen steten, jedoch gleichbleibend geringen Anteil an Fundensembles meist bis in das 14. Jh. und noch darüber hinaus, wobei sich gelegentlich ein Schwerpunkt im frühen 13. Jh. erkennen lässt.69 Sie sind weniger in Beziehung zur Irdenware Pingsdorfer An zu sehen als vielmehr zu den braungrauen und grauen Waren, von denen sie nur durch ihre oxydierende Brandatmosphäre abweichen. Mitunter mag es sich um Fehlbrände handeln (vgl. Peine 1993 b, 156; Biennann 1998). Sie wurden analog überwiegend lokal erzeugt, z. B. in Göttin (Bierrnann 1998, 204), aber auch in exportorientierten Töpfereien wie dem niedersächsischen Coppengrave (Stephan 1981, 31 ff.). Auch in der Neuzeit kommen die Warengruppen neben der glasierten Keramik vor, und die hohen Quoten, die im vorliegenden Material für das 15. Jh. zu verzeichnen sind, mögen schon zu diesen jüngeren Waren hinleiten. Rot bemalte, gelbe und weiße Irdenware (Pingsdorfer Art): Vertreter der rot bemalten, fein gemagerten Irdenware Pingsdorfer Art (Warenart 341) treten als Einzelfunde erstmals in der zweiten Phase, also dem späten 12. und frühen 13. Jh. auf, sind im 14. Jh. und dann wiederum im 15. Jh. vorhanden. Die gröber gemagerte, rot bemalte Warenart 342 ist hingegen auf das späte 12. und die erste Hälfte des 13.Jhs. beschränkt. Die charakteristische Irdenware Pingsdorfer Art wurde vom 9. bis zum 13. Jh. zunächst im Rheinland, in Belgien und in den Niederlanden produziert, regte jedoch später viele Töpfereien lokaler, regionaler und überregionaler Ausrichtung zur Nachahmung an. Im Laufe des 13. Jhs. wurde sie durch die technologisch anschließenden Faststeinzeuge ersetzt. Allerdings wurden nach dem Ende der rheinischen Produktion in anderen Herstellungsgebieten, z. B. in Südniedersachsen, Sachsen und Böhmen, noch rot bemalte helle Irdenwaren bis in das 14.115.Jh. erzeugt. Die rot bemalten Scherben in Schichten des 14.115. Jhs. der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 könnten solche Späterscheinungen anderer Provenienz darstellen. Für diese Annahme spricht, dass rot bemalte, weiße und gelbe Irdenware in der Mark Brandenburg überwiegend erst dem 13.114. Jh., sogar noch dem 15.Jh. angehört?O Die vergleichsweise hohe Präsenz von Keramik Pingsdoder Art in der Zeit um 1200, die auch am Brandenburger Altstädtischen Markt 1 zu beobachten ist (Kossian 1996, 11 Kat.), zeigt Verbindungen in den Westen an und zugleich die Beliebtheit derartiger Ware in jener Zeit. Diese Popularität wird auch daran deutlich, d~ss nur in dieser Zeit die wahrscheinlich lokal produZIerte Variante 342 (vgl. Beitrag Riederer, s. S. 250-252) vorkommt, die im späten 12. und frühen 13. Jh. arbeitenden Töpfereien von Göritz bei Rädel und Göttin (nach 1176) Pingsdorfer Irdenware imitierten (Mangelsdorf 1985, 85 ff. Abb. 2,g-i; Biennann 1998, 204),
und dass ein Imitat der Pingsdorfer Ware in einem Brunnenfund des späten 12. Jhs. im Brandenburger Deutschen Dorf vorkam (Dalitz/Müller 1996, 44 ff. Abb.4).
9.3. Reduzierend gebrannte Irdenware
Reduzierend gebrannte mittelharte und harte graue Irdenware (Warenarten 411-418): Die im Bruch weiße Grauware 411 tritt bereits im 12.1friihen 13. Jh. mit Einzelstücken auf, steigt in der ersten Hälfte des 13. Jhs. deutlich an (Phase 3: 2,1 %) und erreicht ihren ersten Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 13. und ersten Hälfte des 14. Jhs. (Phase 4: 9 %; Phase 5: 16,7 %; Phase 6: 14,6 %). Die im Bruch graue Irdenware 412 hat im 12. und frühen 13.Jh. bereits 8,1 % und 3 % Anteil, steigt ab der ersten Hälfte des 13. Jhs. an (Phase 3: 15,6 %) und erreicht ihre höchste Quote (51,2 %) in der zweiten Hälfte desselben Jhs. Im ganzen 14. Jh. ist die Warenart maßgeblich vorhanden (40-55 %) und nimmt im Verlauf des 15.Jhs. bis auf einen Anteil von
9,6% ab. Für das vorliegende Material ist festzuhalten, dass die hellbrüchige Warenart 411 gegenüber den im Bruch und auf der Oberfläche grauen, zuweilen bräunlichen Gefäßfragmenten der Warenart 412 stets zurücktritt und erst in späterer Zeit überhaupt maßgebliche Werte erreicht, also eine tendenziell späte Erscheinung ist. Beide Keramikarten sind die Hauptvertreter der harten Grauware (Variante b) oder blaugrauen Ware, die das Keramikspektrum weiträumig vom 13. bis in das 15. Jh. bestimmt. Die betreffenden Warenarten entwickeln sich seit dem 12. Jh. allmählich aus den uneinheitlich gebrannten Warenarten und sind in den bei den ersten Phasen entsprechend noch ohne größere Bedeutung. Einen Fixpunkt für die Übergangsphase im späten 12.1frühen 13. Jh. bildet der in diese Zeit datierte Töpferofen von Göttin, wo neben uneinlleidich (überwiegend reduzierend) gebrannten Irdenwaren bereits ca. 10 % reduzierend gebrannte Keramik beobachtet wurden (Biemzann 1998). In der nördlichen Niederlausitz ist derartige Keramik, wie erläutert, bereits im 12. Jh. von weit größerer Bedeutung. Traditionell wird
69 Vgl. Janssen 1966, 142; Grate 1976, 256; Stephan 1978 69· Lüdtke 1985,59 f.;Peine 1988,35; 146, Abb. 101;Röber ]990 20 H.; 116 ff.Abb. 6;Spit2ner-von der Haar 1993,53 H.; Müller 1996 b, 225; 241 Tab. 9.
70 Vgl. allgemein zur Keramik Pingsdorfer Art Borremans/Lassance 1956; Bruijn 1960/61; 1962/63; Hurst 1969,93 ff.; Barton 1977,47 ff.; Stephan 1981,39; Koch] 986, 174 H.; Gross 1991 72 H.; zum Verhältnis zu den Faststcinzeugen Lobbedey 1968, 86 f.; 1986, 185 f.; Stephan 1982, 103; Peine 1993 b, ] 73; zur ProduktiO? in anderen Gebieten Grate 1976, 296 f.; StolI] 977, 410; Peme 1993a, 262; Halle 1992,58; zu den späten Brandenburger Funden Huth 1975, 92 f.; Kirsch 1985, 131 ; Mangelsdorf 1991, 215 ff.; 1994,111; M. Schuh 1995,96; auch im Fundmaterial der Wüstung Miltendorf bei Reetz lassen sich entsprechend späte Stücke feststellen (eigene Durchsicht).
237
der Beginn dieser Keramik im westlichen Brandenburg um 1220 angenommen (Grimm 1959,84 f.). Die beiden Warenarten dürften überwiegend lokal oder im Umland der Brandenburger Doppelstadt produziert worden sein, wofür allgemein die zahlreichen Nachweise von Töpfereien derartiger Keramik in oder im Umkreis von mittelalterlichen Städten (Kirsch 1994, 99; Biermann 1998) herangezogen werden können, und im Speziellen die Gefügeuntersuchungen Riederers (s. S. 248-250). Selbstverständlich ist nicht auszuschließen, dass mit einigen der Grauwaren auch über weitere Entfernungen gehandelt wurde (vgl. Müller 1996 a, 61). Die graue Waren art 413 mit körniger Oberfläche ist auf das 13. Jh. beschränkt. Es handelt sich um eine Nebenerscheinung der Warenart 412, die hier wohl durch besonders starke Feuerung und infolgedessen hervortretende Magerungspartikel verursacht wurde. Die im Bruch weiß gemantelte Irdenware 414 kommt in geringen Anteilen vom späten 12. Jh. bis in das 15. Jh. vor, wobei sich ein Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 14.Jhs. einstellt (Phase 6: 3,4 %). Auch diese Gruppe ist Resultat eines vermutlich unbeabsichtigten Verlaufs der Brandatmosphäre, scheint dabei aber vorwiegend später Zeitstellung zu sein. Sehr lange läuft die feine graue Irdenware 415 durch, deren Schwerpunkt im 15. Jh. liegt (Phase 9: 5,1 %). Die frühen Stücke müssen, gemessen am Standard der übrigen Keramik, als außergewöhnlich qualitätvoll gelten. Feine graue Irdenware ist eine übliche und weit verbreitete Nebenerscheinung der Grauwaren und dabei vorwiegend späterer Zeitstellung. Ausgegliedert \\rurden Warenarten mit ähnlichen Eigenschaften z. B. in Minden (Warenart 34; Peine 1988, 38) und tom Roden (Warenart 42; Röber 1990, 33 f.). Die polierte graue Warenart 416 präsentiert sich erstmals mit geringem Anteil in der zweiten Hälfte des 13. Jhs., um dann im 14. lind 15. Jh. besondere Bedeutung zu erlangen (Phase 8: 5,4 %). Die Gef.-iße, kleine Kugeltöpfe und Becher oder Näpfe, sind z. T. dem Trinkgeschirr zuzuweisen. Dass Trink- und Schenkgeschirr oft poliert wurde, ist auch im uckermärkischen Seehausen zu beobachten (M. Schulz 1995,37), und die späte Zeitstellung der Politur kann in Frankfurt an der Oder (Huth 1975,95), auf der Wüstung Miltendorf bei Reetz (eigene Durchsicht) und auch imp.ommerschen Kolberg (Rr;bkowski 1995, Abb. 4) besta~lgt werden. Als Einzelstück des 15. Jhs. (Phase 9) hegt das Fragment eines Tiegels aus Graphitton (Warenart 417) vor. Ab dem späten 12., vor allem aber vom späten 14.115. Jh. bis weit in die Neuzeit \vl.1rden solche zur MetalIverarbeitung verwendeten Gefäße in Süddeutschland und dem Donauraum hergestellt und weit verbreitet.7! Riederer (s. S. 254 [probe 33/01]) hält eine Herkunft aus Kropfmühl bei Passau für wahrscheinlich. In Brandenburg liegen weitere Exemplare vom Neustädtischen Markt (Stadtmuseum Brandenburg IV-Nr.
238
1175), aus dem Rathenower Torturm (z.Z. Untere Denkmalschutzbehörde Brandenburg, o. IY.-Nr.) und vom Altstädtischen Markt 1 (BLMUF 1995:404/ 5189/01) vor. Analogien gibt es zudem in Magdeburg (StollI977, 405 f.) und Leipzig (Küas 1966, 502). Die mit Grus gemagerte, ebenfalls rare Grauware 418 tritt - in allerdings geringen Mengen - fast ausschließlich vom späten 12. bis in die erste Hälfte des 13. Jhs. auf. Der frühe chronologische Ansatz wird durch entsprechende Funde im um 1177 errichteten und bald darauf vedüllten Brunnen im Brandenburger Deutschen Dorf bestätigt (z. Z. Untere Denkmalschutzbehörde Brandenburg). Solche Keramik ist im Fundmaterial der Wüstung Miltendorf bei Reetz im Fläming maßgeblich vorhanden (eigene Durchsicht), sodass eine Herkunft dieser Stücke von dort zu erwägen ist. Reduzierend gebrannte harte und sehr harte, glänzende Irdenware (Warenarten 421-422): Die durch ihre Härte und den metallischen Glanz ausgezeichneten Warenarten 421-423 unterscheiden sich nur graduell - durch ihre Oberflächenbeschaffenheit und Bruchfarbe - und werden deshalb hier gemeinsam besprochen. Sie treten mit geringen Anteilen (0,5-1 %) im späten 12. bzw. der ersten Hälfte des 13. Jhs. auf, steigern sich in der zweiten Hälfte des 13.Jhs. schlagartig auf 13 % und behalten bis in das frühe 15.Jh. Quoten zwischen 3,7 % und knapp 9 %. Grauware mit metallischem Glanz ist weit verbreitet und, innerhalb der jeweils lokal produzierten Grauwaren, eine allgemein späte Erscheinung.72 Sie tritt meist im frühen 13. Jh. auf, nimmt ab der Mitte des 13. Jhs. stark zu und besitzt noch im 14. Jh. große Bedeutung. Die Gültigkeit dieser Datierung für lokale Grauwaren ist besonders hervorzuheben, da sich die im Rheinischen Vorgebirge produzierte Paffrather Ware bereits im 11.112. Jh. durch besondere Härte, einen weißen Scherben und silberglänzende Oberfläche auszeichnete und, solcherart hervorgehoben, als weiträumig verhandelte Feinware zum Archetyp mannigfacher Derivate avanciert sein könnte.73 Da die Masse der lokal produzierten Waren mit Oberflächenglanz jedoch erst dem fortgeschrittenen 13. Jh. angehört und demzufolge ein zeitlicher Hiatus zum Auslaufen der Paffrather Ware im ersten Viertel des 13. Jhs. besteht (Lüdtke 1985, 63; Gläser 1987, 394 f. Abb. 7), ist ihre Vorbildwirkung fraglich. Ebenso darf man - wie bei der polierten Ware 416 - daran denken, dass die im Zuge zunehmender Tischkultur auch im bürgerlichen Haushalt aufkommenden Metall- und besonders
71 Sto{{1977, 405 f.; Kahmitz u. a. 1984, 191 f.; Schä[er/Ansorge 1994, 171 H.
72 Nickel 1960, 66; 1964a, 89; Huth 1975, 95; Schwabenicky 1982 350; Ring 1990,15; 19; 48; Röber 1990,36 f.; 116 Abb. 16; M: Schulz 1995,37; V. Herrmann 1996, 99; Kossian 1996, 11.
73 Lung 1955156, 355 ff.; Lüdtke 1985,62 f.; Peine 1988, 36 f.j 146j Gläser 1992b, 190.
Zinngefäße Anstoß der Entwicklung wurden. Bei einem silbergrauen und im Bruch weißen Kugeltopfrest aus dem späten 12.1frühen 13.Jh., für welchen Riederers Untersuchungen (s. S. 248-250) eine Brandenburger Provenienz wahrscheinlich machen, könnte es sich allerdings um ein unmittelbares Derivat der Paffrather Ware handeln.
9.4. Faststeinzeug und Steinzeug
Faststeinzeug (Warenarten 511-517): Die Differenzierung zwischen den verschiedenen Scherbenfarben des rot engobierten Faststeinzeugs 511/512 ist nicht zu überschätzen, da es Hinweise auf die gleichzeitige Produktion dieser Warenarten am gleichen Ort gibt, so in Bengerode im Solling (Grote 1976, 253 ff.). Im Fundmaterial der Wüstung Miltendorf bei Reetz wurde ein Krug-/Kannenrandstück aus glasiertem Faststeinzeug beobachtet, dessen Corpus grau, der Henkel aber gelb ist (eigene Durchsicht). In Minden ergaben sich Anzeichen für die Produktion verschiedener Faststeinzeuge beim gleichen Brand (Peine 1988, 44). Die Warenarten 511 und 512 werden hier daher gemeinsam besprochen. Das rot engobierte Faststeinzeug (Warenarten 511; 512) kommt in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. auf (phase 4: 0,9 %), um im 14. Jh. stark zuzunehmen (Phase 6: 2,3 %) und seinen Höchststand im späten 14. und 15. Jh. zu erlangen (Phase 8: 6 %j Phase 9: 5,4 %). Die späten Stücke sind häufig sehr stark versintert und könnten z. T. bereits als Steinzeug gelten. Der muschelig brechende, porzellanartige Scherben des Steinzeugs Siegburger Art (Warenart 521) wird jedoch nicht erreicht. Allgemein gilt, dass die Übergänge vom Faststeinzeug zum Steinzeug fließend sind, und eine Abgrenzung am leichtesten über das Detail der roten Engobe durchführbar ist. In dieser Weise verwendet etwa auch Röber (1990, 43 ff.) die Terminologie. Das braun glasierte, graue Faststeinzeug (Warenart 513) ist als Einzelstück erstmals in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. zu vermerken und hält im 14. und 15. Jh. Quoten zwischen 0,4 % und 1,3 %. Das braun glasierte gelbe Faststeinzeug (Warenart 514) kommt in der ersten Hälfte des 14. Jhs. mit knapp über 0,5 % (phase 6) und im späten 15. Jh. mit einem verhältnismäßig hohen Anteil von 1,7 % (Phase 10) vor. Diese Warenarten wurden im Rheinland, in Nordhessen und Südniedersachsen für den Export erzeugt,74 jedoch zumindest seit dem 14. Jh. auch in Sachsen und eventuell in der Mark Brandenburg.75 Eine Herkunft unserer Stücke aus N ordhessenlSüdniedersachsen dürfte am wahrscheinlichsten sein. Die sieben Fragmente der Warenart 515, die sich mit Ausnahme eines Lesefundes und eines in neuzeitliche Schichtung verlagerten Gefäßrestes in der vierten Phase (zweite Hälfte 13. Jh.) fanden und zu denen ein Dornrand gehört, sind durch ihre körnige Oberfläche mit gut erkennbaren Magerungspartikeln und die
schwache Engobe deutlich vom übrigen Faststeinzeug getrennt. Die Warenart ist Proto-/Faststeinzeugen in Schleswigund Südniedersachsen ähnlich, deren Provenienz im Rheinland angenommen wird (Stephan 1978, 88 f.; Lüdtke 1985, 66 f.). Jedoch hebt Riederer (s. S. 252-254 [probe 544/02J) infolge seiner Dünnschliffuntersuchungen hervor, dass diese Keramik branden burgisch ist und sich vorwiegend durch eine besondere Magerung - offenbar Glasurpartikel - vom üblichen Erscheinungsbild abhebt. Hier gewinnt ein mysteriöser Sammelfund technologisch und typologisch sehr ähnlicher Keramik aus dem nahen Ketzin Bedeutung (Kirsch 1994, 64 H.). Es handelt sich um insgesamt 14 Krüge und Becher aus sandig-rauem Faststeinzeug, die zusammen mit typologisch frühen Kugeltöpfen vor 1885 ausgegraben worden sein sollen, wobei diese Provenienz nicht zweifelsfrei ist. Jedenfalls ist zu vermerken, dass es sich z. T. um starke Fehlbrände handelt, die kaum mehr verhandelt worden wären. Sollte die daraus folgende Interpretation als Töpfereifund und die Provenienz Ketzin richtig sein, könnte dies eine Produktion des Faststeinzeugs der Warenart 515 nahe Brandenburg anzeigen. Die eigenartige Magerung des Brandenburger Stückes könnte dabei eine Art Flussmittel für den zur Sinterung weniger geeigneten Ketziner Ton darstellen. Eine ähnliche Beimischung nimmt auch Müller (1996a, 64 f.) für eine mögliche Faststeinzeugproduktion in Lübeck an. Kirsch (1994, 67) vermutet im Blick auf die engen typologischen und technologischen Bezüge der Ketziner Keramik ins Rheinland, dass sich ein rheinischer Töpfer im flühen 13. Jh. in Ketzin niedergelassen und hier eine Produktion von Faststeinzeug aufgenommen haben könnte. Die Funde der Waren art 515 in Brandenburg - diese liegt auch von anderen Fundplätzen in der Stadt Brandenburg vor76 - wären dann keine Hinweise auf Brandenburger Fernverbindungen nach Westen oder Süden, sondern auf Nahhandel im Havelland. Zusammen mit der Faststeinzeugproduktion aus der zweiten Hälfte des 14. Jhs. vom Berliner Krögel (Kirsch 1994, 80 ff.) und jener von Frankfurt/Oder (Huth 1975, 136 H.; 219 H.; kritisch H. Schäfer 1991, 26) wäre Ketzin der dritte bekannte mittelalterliche Erzeugungsort von Faststeinzeug im nördlichen Brandenburg.77
Das gelbe sinterengobierte F aststeinzeug/schr harte Irdenware (Warenart 516) tritt als Einzelstück in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. auf und dann zweifach im
74 Beckmann 1975; Stephan 1981, 75 (Warenan 560); Grote 1976, 253 ff.
75 Huth 1975, 136 H.; 219 ff.;H. Schäfer 1991; Kirsch 1994,64 ff.; 80 ff.
76 Kossian 1996, Kat.: Bef. 5108, 6015,6109; Neustädtische St. Annenstraße, z. Z. Untere D~nkmalscl:utzbehördc Brandenburg; Rathenower Straße 4-5 (Blcrmannlfrey 2000, im Druck).
77 Für die Möglichkeit der Inaugenscheinnahme des Ketziner Fundes habe ich E. Kirsch, Berlin, sehr zu danken.
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späten 15. Jh. Eines der Stücke enthält - wie die Warenart 515 - glasurartige Partikel (vgl. Beitrag Riederer, s. S.254). Das erste Fragment aus Faststeinzeug ohne Engobe (Warenart 517) ist in der ersten Hälfte des 13. Jhs. vorhanden (Phase 3) und damit der früheste Vertreter der SintelWaren. Bis in das 14. Jh. kommt es in geringer Anzahl vor. Steinzeug (Warenarten 521; 522): Das Steinzeug Siegburger Art ist nach einem Irrläufer in der zweiten Phase in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. (oder um 1300) und der ersten Hälfte des 14.Jhs. in Unikaten vorhanden und setzt in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. stärker ein (Phase 7: 1,3 %). Bis 1500 nimmt es in der Menge noch zu (Phase 10: 3,9 %). Steinzeug Sieghurger Art wurde im Rheinland - bzw. hier vor allem in Siegburg - sowie, seit der ersten Hälfte oder der Mitte des 14.Jhs. (vgl. Kap. 6.3.), auch im sächsischen Waldenburg hergestellt. Letzterem Produktionsort könnte die braun oder rot engobierte Warenart 522 entstammen, die erst etwas später als Warenart 521 in der siebenten Phase (zweite Hälfte des 14. Jhs.) aufkommt. Die Einfuhr aus beiden Produktionsorten nach Brandenburg scheint keine größere Bedeutung besessen zu haben, da die Gesamtmenge der Funde, 0,7 % der Gesamtanzahl der Scherben, nicht nur im vorliegenden Material, sondern auch in anderen Brandenburger Fundensembles - Altstädtischer Markt 1 (Kossian 1996, Kat.), Rathenower Straße 4-5 (Biermann/Frey 1998) und Plauer Straße 11-12 (eigene Durchsicht)- sehr gering ist. Das frühe Auftreten eines Siegburger Fragmentes in der vierten Phase, die bis in die Zeit um 1300 reicht (Abb. 11,19), kann aus einer geringfügigen Verschleppung des Stückes resultieren, aber auch auf einen frühen Import aus Sieg burg hinweisen. Dass dies durchaus möglich ist, zeigt der Fund einer Siegburger Scherbe in einem mittels einer Münze Ottos IV. von Brandenburg (1266-1308) in die Zeit um 1300 datierten Keller in der Wüstung Berlin-Hellersdorf (Seyer 1994,244). Auch die Form unseres Gefäßes gehört in Siegburg zur Produktion seit dem späten 13. Jh. oder um 1300 (Beckmann 1975, 196 H. Taf. 61; 77). Der Bedeutungszuwachs dieser Warenart an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. deckt sich mit den Beobachtungen im weiteren westlichen Brandenburg (Mangelsdorf 1994, 121) sowie ferner an ostdeutschen Schatzgefäßen (Stoll 1985 a, 38).
9.5. Glasierte Irdenware
Außen bleiglasierte gelbe Ir~enware (Warenart 611): Die Gruppe der älteren glaSIerten gelbe~ Irde~wa~en lässt sich nach Art des Scherbens noch emmal 10 eme weiße, pfeifentonartige un~ in eine etwas gröbere, gelbscherbige Variante aufghedern.
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Zur ersten Gruppe gehören zwei oder drei außen grün glasierte, weiß- bis gelbscherbige Miniaturstandbodentöpfe aus der zweiten (spätes 12. und frühes 13. }h.) sowie aus der vierten Phase (zweite Hälfte des 13. Jhs.; Abb. 8,4; 10,26). Derartige Gefäße kommen vielerorts in Keramikkomplexen vom 11. bis zum 13.114. Jh. vor. Auch aus der Brandenburger Altstadt sind sie zahlreich bekannt. Die Töpfchen könnten als Spielzeug, Schmink-und Salbbehältnisse, als "Stippnapf zum Netzen des Fadens beim Spinnen" (Schütte 1982,207) und als Gewürzbehälter bei Tisch gedient haben. Manchmal wurden solche Gefäße auch als Reliqienbehältnisse verwendet. Unsere Stücke könnten aus Südniedersachsen oder Nordhessen stammen, wo glasierte Miniaturgefäße bereits frühzeitig erzeugt wurden.78
Der zweiten Gruppe gehören vier einzelne Wandscherben außen grünlichgelb oder farblos glasierter, größerer Gefäße an, die sich in Schichten des späten 13. Jhs. und des 14. Jhs. fanden. Darüber hinaus ist hier eine grün glasierte, mit einer Zierleiste versehene Wandscherbe aus der zweiten Phase (spätes 12. und frühes 13. }h.) zuzuordnen, welche in den Umkreis der so genannten hoch dekorierten Waren gehört. Nach den Gefügeuntersuchungen Riederers ist die Herkunft aller Stücke außerhalb der Mark zu suchen, und im Gegensatz zur roten glasierten Irdenware gibt es für die gelbe bisher auch keine archäologischen Hinweise auf eine märkische Produktion. Sie dürfte aus dem westlichen Mitteloder aus Westeuropa stammen, etwa aus Belgien und den Niederlanden, wo bereits im 11./12. Jh. derartige Keramik erzeugt wurde.79 Als Herkunftsgebiet kommt auch England in Frage, wo die Produktion glasierter heller Keramik ebenfalls frühzeitig belegt werden kann (Dunning 1961). Ostdeutsche Verbindungen des späten Mittelalters in diesen Raum bezeugen Berliner und Magdeburger Funde (Kirsch 1994, 63 Abb. 39,3; Stoll 1977, 411). Aus allgemeinen topographischen Erwägungen heraus ist aber erstgenannte Variante wahrscheinlicher. Ältere glasierte rote Irdenware (Warenart 612): Die glasierten roten Irdenwaren, darunter die bereits hervorgehobene Henkelkanne mit zoo- und anthropomorpher
78 Vgl. allgemein Stoll1980a, 253; 261; Grimm 1990, 134; Taf. 44; Billig u. a. 199~, 194; Madsen 1991; Kirsch 1994, 13; 62 f.; 1997, Taf. 13; Funde In der Brandenburger Altstadt sind vom Altstädtischen Markt 1 (Kossian 1996, 13; Kat.), von der Rathenower Straße 4-5 (Biermann/Frey 1998) und von der Plauer Straße 11-12 (eigene Durchsicht) zu nennen. Weitere Stücke stammen vom spätslawischen Gräberfeld Brandenburg-Neuendorf (Henmann/Donat 1974, 80/37). Zur Funktion vgl. Koch 1986, 161; Waterstradt 1987, 147ff.; Vogt 1987, 142; Oexle 1992 394' als Reliquienbehältnisse Stoll1985a, 37; 1985 b 147 f: Kirsch 1994, 13; 62; zur Produktion in Südniedersachs:n-Nordhessen vgl. Grote 1976, 261; Stephan 1982, 91 ff.; 98 Abb. 35; Peine 1988,46 f.; Bergmann 1993,221 Kat.-Nr. 82.
79 Borremans/Lassance 1956; Bruijn 1962/63, 415 ff.; Barton 1968, 33; 1977, 47 H.; Lobbedey 1968, 84; Lüdtke 1985, 63 ff.; Röber 1990,48 ff.; Peine 1993 a, 262; Kirsch 1994,63; Müller 1996a, 58.
-I i I I I I
Auflage (Abb. 14,14; 25), verteilen sich zu jeweils zwei bis drei Exemplaren auf die dritte, vierte, sechste und siebente Phase, also auf die lange Zeitspanne von der ersten Hälfte des 13. Jhs. bis in das späte 14. Jh. Weitere Stücke aus Schichten des 15. Jhs. markieren bereits den Übergang zur jüngeren Spezies. Ältere glasierte rote Irdenware tritt - meist in geringen Mengen - vielerorts auf. In der Stadt und im Land Brandenburg kennen wir glasierte rote Irdenware von mehreren Fundorten des 13./14. Jhs. Die Neufunde aus jüngeren Stadtkerngrabungen (Kirsch 1994, 63) lassen ihre weite Verbreitung zunehmend deutlicher erkennen. Die glasierte rote Irdenware ist meist Trink- und Schenkgeschirr und gehört zur gehobenen Tafelkultur. Derartige Irdenware wurde in Gebieten mit spätantiken Traditionen, hispanomaurischen oder byzantinischen Einflüssen bereits seit dem 10.-11. Jh. erzeugt: zunächst in Italien, Nordfrankreich, dem Rheinland, den Niederlanden und Belgien sowie England, dann im weiteren Nord- und Ostseeküstengebiet. Seit der Mitte des 13., verstärkt im 14. Jh. gibt es auch im ostdeutschen und polnischen Binnenland Produktionshinweise.so Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Riederer (s. S. 252-254 [probe 581/02]) den farblos glasierten Dornrand aus Phase 3 (erste Hälfte des 13. Jhs.) aufgrund seiner im Dünnschliff erkennbaren Merkmale als Brandenburger Produkt wahrscheinlich machen kann, womit sich ein sehr früher Hinweis auf Glasur in unserem Raum ergäbe. Ein anderes Stück ist sicherlich Import (s. S. 254 [probe 282/02J). Unserem Fund ähnliche, anthropomorph verzierte Schankgefäße gibt es von einer Reihe weiterer ostdeutscher Fundorte.sl Die Stücke bezeugen, dass die exquisite Keramik in hiesigen Bürgerhaushalten und Klöstern durchaus gängig war. Hinweise für die Produktion von mit anthropomorphen, helltonigen Auflagen verzierten glasierten Gefäßen im 13. und frühen 14. Jh. liegen aus Dänemark und Schweden (Barton 1968,35 f.), England, Nordostfrankreich und Belgien (Barton 1977, 47 ff.) sowie aus Lübeck vor (Meyer 1993,277 H.; Müller 1996a, 61 f.). Ein unserer Kanne recht nahes Gefäß mit gestempeltem rundem Gesicht zeigt Barton (1977, 47 H. Abb. 14,11) aus Nordostfrankreich. Die übrige "highly decorated ware", die der Forscher aus Schweden und Nordostfrankreich zusammengestellt hat, stimmt mit dem Brandenburger Exemplar zwar in der Glasur, den hellen Auflagen auf rotem Grund und der Originalität überein, doch handelt es sich selten um Stempeldekor, und die menschlichen Figuren sind meist weiblichen Geschlechts. Innen grünlich-farblos glasierte Schüsseln aus dervierten (Abb. 11,5) und sechsten Phase, der zweiten Hälfte des 13. und ersten Hälfte des 14.Jhs., nutzen bereits die Dichtungsfunktion des Überzuges aus. Solche Gefäße wurden während des späten Mittelalters z. B. im rheinischen Paffrath (Lung 1955/56, 365 f. Abb. 6,2.4) und in den westfälischen Töpfereien von Tecklenburg und
Donmund-Groppenbruch erzeugt (mit Grapenfüßen; Finke 1981,218 f. Abb. 4; Bergmann 1993,301 Kat.Nr. 188); in der Mark konnten entsprechende Pfannenreste in einem durch eine Münze Ottos IV. von Brandenburg (1266-1308) datierten Befund in BerlinHellersdorf, sowie in Magdeburg in einer Abfallgrube der ersten Hälfte des 14.Jhs. festgestellt werden (Seyer 1994, 244;StollI963, 605 Abb. 6).
9.6. Exkurs zur neuzeitlichen Keramik: Zieglerware
In neuzeitlicher Planierschichtung (Obj. 17) fand sich ein auf Ober- und Unterseite mit trichterförmigen Bohrungen versehener Backsteinzylinder (Abb. 16,20). Die Form der Löcher könnte eine Funktion als einfacher Lichtstock nahe legen, doch ist dies nur Spekulation, zumal im kürzlich zusammengestellten brandenburgischen Material auch keine Parallelen vorhanden sind (Witkowski 1993, 179 ff.). In der Verfüllung eines Kellers des 18. Jhs. (Obj. 482) fand sich ein Zieglerdeckel (Abb. 16,19). Dieser Funktionstyp, der neben der Gefäßabdeckung mitunter auch als Hypokaustdeckel diente (Enzenberger 1997), wurde vom 14. bis 18.Jh. weiträumigverwandt.s2 Hinweise auf ein früheres Auftreten seit dem 12. Jh. (Nickel1964 b, 336 H.; C. Schulz 1990,192) scheinen nicht stichhaltig zu sein; im von mir gesichteten Brandenburger Fundmaterial liegt Zieglerware sogar erst seit dem 15./16. Jh. vor (vgl. auch BiermannlFrey 2000, im Druck). Im über 12000 Keramikfragmente umfassenden Fundmaterial der Wüstung Miltendorf bei Rcetz im Fläming, die kurz vor oder um 1400 wüst fiel, fehlen sie ebenfalls (eigene Durchsicht). Ihre Produktion war ein Nebenerwerb von Zieglcrn, doch treten sie gelegentlich auch in Töpfereien auf (Kausch 1957, 93 Abb. 1; C. Schulz 1990, 173 Anm. 28). Im westfälischen Tecldenburg wurden Lichtstöcke der charakteristischen, reich verzierten Form, die offenbar aus Zieglerware sind, in großer Zahl im Zusammenhang einer Töpferei gefunden (Pinke 1981).
80 Vgl. allgemein Lüdtke 1985, 54 ff.; 65 f.; Peine 1988,48 H.; Röber 1990,50 f.; Gläser 1992a, 66 ff.; 1992b, 193; Müller 1996a, 61 f.; zu Stadt und Mark Brandenburg vgl. Maczijewski 1972, ]01; 107; Huth 1975, 92jPlate 1989, 216; Kirsch 1994,62 f.; 1997, Taf. 13-14; Seyer 1994,244;254; M. Schl4lz 1995,86; Kossian 1996, 12 f.; Kat.; zu den Produktionsorten vgl. Lung 1955/56, 363 H.; Kausch 1957; Dunning 1961; Hurst 1968, 195 H.; 1969, 93 H.; Lobbedey 1968, 84; Barton 1968; 1977,47 H.; Stephan 1982, 78 ff.; 98; Meyer 1980, 69; 1993, 277 ff.; Lüdtke ] 985, 54 ff.; zur Erzeugung im ostdeutsch-polnischen Binnenland Warnke 1966 268 H. Ab~. 182; Schwabenicky 1.982, 353 H. Abb. 45; Vogt 1987: 142; Schmidt 1990, 7 H.; 24 f.; KIrSch 1994, 57 H.; Kretzschmann 1997,79; H. Schäfer 1994; 1997.
81 Nickel 1964a, Taf. 58 f.; Stoll1977, 410 ff.; M. Schulz 1995,67 f.; Kossian 1996, Taf. 4,5; Kirsch 1997, Taf. 14 f.
82 Vgl. Maczijewski 1972,111; Huth 1975, Taf. 30,8; Schmidt 1990 21 f.;Ring1990,51; C.Schulz 1990, 192; Gläser 1992 a, 83; Pein; 1993 b, 181 f.;Müller1996b,259.
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10. Wirtschafts- und siedlungsgeschichtliche Analyse der Keramik
10.1. Zur Organisation der mittelalterlichen Gefäßhersteilung
Für die vorliegende Keramik kommen eine hauswerkliche und eine handwerkliche Erzeugung sowie entsprechende Zwischenformen in Frage (vgl. Lüdtke 1985, 118 f.; zu einer Definition der Begriffe Schlesier 1981, 9 ff.; 28). Historische Quellen zu diesem Sachverhalt sind für das späte Mittelalter in Brandenburg nicht vorhanden (Mangelsdarf 1994, 30). Archäologisch kann die Herstellungsform bestimmter Keramikvarianten einerseits erkannt werden, wenn für diese Töpfereibefunde vorliegen, deren handwerklicher Starus deutlich zu machen ist. Andererseits lässt die Qualität mancher Keramikarten Schlüsse auf die Professionalität ihrer Hersteller zu. Während für die mittelslawische Irdenware eine hauswerkliche Herstellung wahrscheinlich ist, stellen sich die spätslawischen Gefäße infolge der höheren Qualität als vermutlich von Töpfern erzeugt dar (vgl. zuletzt Mangelsdorf1994, 31). Für die braun graue Irdenware des 12./13. Jhs., die geringer Qualität und schlichter Formgebung ist, würde sich aus diesen Gründen zunächst der Schluss auf hauswerkliche Herstellung ergeben, doch ist dennoch eine handwerkliche Produktion anzunehmen. Derartige Keramik entstammt nämlich Töpfereien wie jener von Göttin bei Brandenburg, deren gewerblicher Status aus verschiedenen Indizien erschlossen werden kann (Biermann 1998). Im Wesentlichen dürften handwerkliche Produktionsformen bereits zur Zeit der deutschen Einwanderung vorauszusetzen sein, denn im Altsiedelland wird die Durchsetzung gewerblicher Keramikproduktion, auch außerhalb der exportorientierten Gebiete, in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. bzw. um 1200 angenommen (Stephan 1991, 225; Müller 1993, 471 ff.). Für die späteren Grauwaren ist dies durchweg vorauszusetzen, da sowohl die Qualität hoch ist als auch zahlreiche Töpfereien dieser Keramik allein in der Mark bekannt sind (vgl. Zusammenstellung bei Kirsch 1994, 17 f.; 99), an deren gewerblichem Status kein Zweifel bestehen sollte. Sicher gilt das auch für die frühen glasierten Irdenwaren sowie die Sinterwaren, gleich, ob sie von Produktionsorten außerhalb der Region oder aus der Mark Br~ndenburg sta~m~n. Dass beide Warenarten z. T. gesIchert und teIlweIse mutmaßlich bereits im 13 . .Th. auch in der Mark hergestellt wurden, bezeugt den allgemeinen Aufschwung der Ökonomie im späten Mittelalter. Bisher wurden in der Brandenburger Doppelstadt noch keine mittelalterlichen Töpfereien gefunden, doch sind sie im Blick auf Verhältnisse anderwärts zu vermuten (vgl. Schmidt 1990; Kre~zschmann 1997). Dass ein Teil der Irdenwaren aus Dorfern der Umge-
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bung stammte und ländliche Töpfer den städtischen Gefäßbedarf der beiden Städte zumindest teilweise gedeckt haben könnten, zeigt der Töpfereibefund von Göttin (Biermann 1998). Die Vermutung wird durch die Dünnschliffanalysen Riederers, in den Grenzen dieser Methode, untermauert (s. S. 248-250).
10.2. Keramischer Kleinraum
An der vorliegenden Keramik lassen sich einige Spezifika aufzeigen, welche einen keramischen Kleinraum (Stephan 1984, 43) innerhalb des "Niedersächsischen Kreises" (Knarr 1937, 189 ff.), also der von Kugelböden bestimmten nordwest- und nordostdeutschen Keramikregion, bestimmen könnten. Dies sind die (im Vergleich mit der Niederlausitz) lange Laufzeit der braungrauen Irdenwaren, vielleicht die vergleichsweise frühe Ersetzung spätslawischer Keramik, die späte Entfaltung des Gefäßartenspektrums, die Seltenheit der andernorts im 14./15. Jh. weit häufigeren einzelnen Schulterleisten, die kleine Anzahl innen mehrfach gekehlter Ränder (Randform 15) und das geringe Auftreten von Grapen. Ob sich diese Interpretation der genannten Sachverhalte bestätigen wird, bleibt bis zur Bearbeitung weiterer Keramikensembles aus Brandenburg abzuwarten. Bisher steht dazu nur das Fundmaterial der Rathenower Straße 4-5 zur Verfügung, welches allerdings erst ab dem 13. Jh. einsetzt. Die Deurung der aufgeführten, vorrangig typologischen Merkmale kann dort bestätigt werden (BiermannlFrey 2000, im Druck). Die meisten am Fundmaterial der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 beobachteten Eigenschaften und deren Entwicklungen sind jedoch den im weiteren Kugeltopfgebiet festgestellten Eigenheiten ähnlich. Randformen, Dekore, Gefäßarten und technologische Merkmale lassen sich in ihrer Gestalt und ihrem Aufkommen meist mühelos über weite Räume vergleichen. Die Auswertung der vorliegenden Keramik stellt insofern dar, dass der Mode und dem Zeitgeschmack unterworfene wie auch technisch und funktional bedingte Veränderungen im spätmittelalterlichen Norddeutschland schnell vermittelt wurden. Mithin lässt sich daran eine intensive kulturelle, vor allem wirtschaftliche, politische und auch personale Vernetzung seiner einzelnen Teilgebiete erkennen. Davon unberührt bleibt der Umstand, dass sich bestimmte Wirtschaftsräume, vor allem das Rheinland und die Küstengebiete, später und in geringerem Maße auch der südniedersächsisch-nordhessische Raum , stets als Ausgangspunkt von Keramikentwicklungen, als Impulsgeber für die übrigen Gebiete erkennen lassen.
Ph.l0
Ph.9
Ph.S
Ph.7
Ph.6
ph.4
ph.3
ph.2
Ph.l
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Steinz. Siegburger Art
EI Faststeinzeug
I11III 226/341-2/417/611-2
D übrige Ware
Abb. 31: Anteile besonderer, mutmaßlich und sicher importierter Warengruppen und -arten in den Phasen 1-4 und 6-10 (nach Fragmenten)
10.3. Fernverbindungen im Spiegel des Fundgutes (Abb.31)
Die Importe an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 zeigen Verbindungen des Fundortes in den jeweiligen Provenienzraum an (Lüdtke 1985, 119 ff.). Sie können daher begrenzt zur Frage nach Handel und Mobilität im mittelalterlichen Brandenburg und somit im weiteren Sinne der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt beitragen (vgl. Stoll1977, 403 ff.; Lüdtke 1991, 391 ff.). Da allerdings einige dieser Keramikvarianten in der Mark nachgeahmt wurden, meist mehrere Herkunftsgebiete möglich sind und die unmittelbare Verbindung zwischen Produktions- und Fundort oft eher unwahrscheinlich ist, können nur Trends aufgezeigt werden. Die ersten Importe bzw. Importimitate finden sich in der zweiten und dritten Phase bis zur Mitte des 13. Jhs.: fünf Irdenwarescherben Pingsdorfer Art (Warenarten 341; 342), ein unengobiertes Faststeinzeug (Warenart 517), fünf Vertreter glasierter Irdenware (Warenarten 611; 612), darunter ein oder zwei Miniaturgefäße und ein hoch dekoriertes Fragment, sowie ein sächsischer Standbodentopf (Warenart 226). Auf diese Weise werden Verbindungen in die traditionellen Wirtschaftsgebiete im Altsiedelland und geringere in die Siedlungsräume im Südosten offenkundig. Insgesamt ist der Anteil dieser Keramikanen mit einem halben Prozent gering, zumal insbesondere die Keramik Pingsdorfer Art örtlich kopiert wurde. In der zweiten Hälfte des 13. ]hs. bis um 1300 ändert sich das Bild: Besondere, überwiegend importierte Keramik - vier Stücke der glasierten Irdenware (Wa-
renarten 611; 612) und 15 Faststeinzeugfragmcnte (Warenarten 511-513; 515; 518) sowie ein Steinzel.lgbruchstück Siegburger Art - nimmt gegenüber der vorhergehenden Zeit um das Fünffache zu (auf 2,6 % in der vierten Phase). Dieser Befund deckt sich mit der ebenfalls in dieser Zeitspanne sprunghaft ansteigenden Gefäßartenvarianz und zeigt so gewachsene Anspruche der Benutzer an die Trink- und Tafelkultur an. Dazu passt, dass die meisten Vertreter der hier besprochenen Warenarten Trink- und Schenkgefäße sind. Die Provenienz des Steinzeugbechers ist in Siegburg anzunehmen, da die Waldenburger Produktion erst später begann (vgl. Abschnitt 6.3.). Namentlich unter dem Faststeinzeug und der glasierten roten Irdenware mägen sich ostdeutsche Produkte verbergen. In der ersten Hälfte des 14. Jhs. (Phase 6) hat sich der Anteil der zur Rede stehenden Gruppierungen mit einem Kontingent von 4,2 % fast verdoppelt. Neben 38 Faststeinzeugfragmenten (Warenarten 511; 513; 514; 517), einem Steinzeug Siegburger Art (Warenart 521), einem rot bemalten, hellscherbigen Gefäßrest (Warenart 341) und zwei weiteren glasierten Irdenwarefragmenten (Warenarten 611; 612) ist das anthropomorph verzierte, glasierte Kännchen hervorzuheben. Seit der zweiten Hälfte des 14. und im 15. Jh. (Phasen 7 und 8) verdoppelt sich die Quote wiederum (8 %). Nun hat das Steinzeug Siegburger Art und der braun engobierten Variante mit elf Fragmenten einen vergleichsweise großen Anteil. Dass diese Keramik erst jetzt zu hoher Geltung kommt und zugleich keine größere Quantität besitzt, ist für weite Teile des ostdeutschen Binnenlandes musterhaft (vgl. Kap. 9.4.). Nach
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Analyse der wenigen Bodenformen dürtte der größere Teil aus Siegburg stammen. Daneben sind 41 Faststeinzeugscherben (Warenarten 511-513; 516; 517), ein rot bemalter Gefäßrest und fünf glasierte Fragmente (Warenarten 611; 612) vorhanden. Im 15. Jh. (Phase 9 und 10) erlangen die zur Rede stehenden Keramikarten einen Anteil von 9,1 %, darunter 34 Faststeinzeugfragmente, 13 Steinzeugbruchstücke Siegburger Art und der braun engobierten Variante (Warenarten 521/522), zwei rot bemalte Fragmente (Warenart 341) und als Unikum ein Graphittontiegel. Das Stück ist der einzige Beleg für süddeutschösterreichische Verbindungen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 vom späten 12. Jh. an Hinweise auf Verbindungen vorwiegend nach Westen und Nordwesten, geringer nach Südosten vorhanden sind, die in der Mitte des 13. Jhs. stark zunehmen. Die weitere Entwicklung ist von einer kontinuierlichen Intensivierung dieser Verbindungen gekennzeichnet, was sich vor aIlem im Auftreten von Faststeinzeug und Steinzeug manifestiert. Gleichzeitig ist von einer zunehmenden Produktion der entsprechenden Keramikarten in Ostdeutschland auszugehen, die für glasierte Irdenware und Faststeinzeug vom 13. Jh. an, für Steinzeug vom mittleren 14. Jh. an, erkennbar ist. Wertet man diese Hinweise als Spiegel der Handelsbzw. der wirtschaftlichen Entwicklung, so ist seit dem ökonomischen Schub in der Mitte des 13. Jhs. ein kontinuierliches Wachstum ohne erkennbare Einbrüche zu verzeichnen. Zugleich ist festzustellen, dass Importwaren bzw. deren Derivate im 14./15. Jh. eine insgesamt geringere Bedeutung innehaben als dies etwa in zeitgleichen Hansestädten an der Ostseeküste der Fall war (vgl. zuletztR~bkowski 1995,131; C. Schäfer 1997, 63). Wie weit sich dieser Befund verallgemeinern und auf einen gewissen ökonomischen Rückstand Brandenburgs schließen lässt, der ja gegenüber den Küstenstädten durchaus zu erwarten wäre, kann beim jetzigen Forschungsstand in der Doppelstadt noch nicht entschieden werden. Das spezifische Bild an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 kann sich auch durch eine besondere Nutzung oder den sozialen Stand der Bewohner erklären. Das bisher allein unter diesem Gesichtspunkt beurteilbare Ensemble von der Rathenower Straße 4-5 weist jedoch in dieselbe Richtung, weil dort noch geringere K~ntingent~ der ~esprochenen Keramikarten zu verzeIchnen smd (Bzem'tann/Frey 2000, im Druck).
10.4. Die Nutzung der Parzellen im Spiegel der Keramik
Im Fundmaterial aller Phasen und beider Parzellen überwiegt Haushaltskerami~ mit solcher Domi~anz die Funktionstypen aller weIteren NutzungsbereI~he, dass im Gleichklang mit der Befundaussage von emer
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vorwiegenden und durchgängigen Wohnnutzung der Parzellen seit der dritten Phase ausgegangen werden kann. Auch ein in der vierten Phase angelegtes, vielleicht einem Werkplatz zugehöriges Ensemble aus Backsteinpflaster und FeuersteIle findet im keramischen Fundmaterial keinen Widerhall. Die einzige technische Keramik ist der genannte importierte Tiegel, der Metallarbeiten im 15. Jh. belegt, ohne diese freilich vor Ort zu beweisen. In diesem Zusammenhang ist auch auf eine steinerne Gussform zu verweisen, die allerdings früherer Schichtung entstammt (vorgestellt bei Biem'tann/Frey 2000, im Druck). Mutmaßlich häusliche Arbeit ist in Form von Spinnwirteln bezeugt, und auf die durch den Straßennamen angezeigte Präsenz von Fischern können die drei Netzsenker hinweisen; wobei Letztere allerdings, wie bereits hervorgehoben, zum üblichen Inventar brandenburgischer Stadtkerngrabungen gehören.
10.5. Der Siedlungsbeginn an der Altstädtischen Fischerstraße
Die Funde von mittel- und spätslawischer sowie früher deutscher Keramik in den Schwemmschichten der Phase 1 und die zugehörigen Grubenbefunde machen eine Besiedlung im Zeitraum vom 9./10. bis 12.Jh. in der Nähe des Grabungsgeländes wahrscheinlich. Die Grubenbefunde könnten anzeigen, dass der Randbereich einer solchen Siedlung angeschnitten wurde. Sie wäre in Uferlage und in der Nachbarschaft zu einem Havelübergang, der an der Stelle der heutigen Jahrtausendbrücke dendrochronologisch im 10. Jh. belegt werden kann (frdl. Mitt. S. Dalitz), gut vorstellbar. Ob diese Besiedlung kontinuierlich war, ist angesichts der Fundumstände und geringen Fundmenge nicht zu sagen. Die braungrauen Kugeltopffragmente, die sich in Straten der ersten Phase fanden, sind innerhalb des 12. Jhs. kaum näher zu datieren. Vor allem die Exemplare mit unprofilierten Randlippen, aber auch jene mit gekehlter Innenrandkante, können in die erste Jahrhunderthälfte bis -mitte ebenso wie an das Jahrhundertende gesetzt werden. Die in der ersten Phase gegebene Vergesellschaftung dieser Stücke mit slawischer Keramik legt nalle, diese eher in die Mitte des 12. Jhs. zu datieren. Jedoch ist dies ebenso unsicher, wie der bereits geschilderte Bezug zu einer etwaigen Siedlung. Sollten die Funde eine solche belegen, würde ein früher Siedlungskern im Süden der Altstadt angezeigt. Die Phase 2, in welcher zum einen eine Planierung mit zahlreichem Kerarnikbruch aufgebracht und zum anderen (nach Befundlage) wohl auch die Siedlungstätigkeit auf den Parzellen selbst aufgenommen wurde, setzt wohl im späten 12. Jh., etwa im letzten Drittel des Jahrhunderts, ein. Ausschlaggebend für diesen Ansatz sind einerseits die Kugeltopfkeramik, die schwerlich weit in das 13.Jh. gewiesen werden kann, und anderer-
seits der geringe Anteil an slawischer Keramik, der in früherer Zeit höher sein dürfte. Diese Funde zeigen nun sicherer an, dass auf oder in der Nähe der ausgegrabenen Fläche zu dieser Zeit gesiedelt wurde. Daraus kann geschlossen werden, dass die Altstadt ihre größte ostsüdöstliche Ausdehnung bereits vor 1200 erreicht hatte.
10.6. Siedlungsintensität und Abfallentsorgung
Die Anzahl der Scherben in den Schichtablagerungen zeigt die Intensität der Besiedlung in der jeweiligen Phase sowie deren Dauer, die Ereignisgeschichte (z. B. Brandkatastrophen oder planmäßige Siedlungsräumungen), Veränderungen im Konsumverhalten (etwa die verstärkte Nutzung von Geschirr aus anderen Materialien), die Entsorgungsgewohnheiten sowie nicht zuletzt die Ausgrabungsqualität an. Unter Berücksichtigung der anderen genannten Faktoren ist die Scherbenanzahl hier hinsichtlich Siedlungsintensität und Entsorgungsgewohnheiten zu befragen. Zugrunde gelegt wird dabei der einfache Gedanke, dass viele Scherben einerseits eine starke Besiedlung aufzeigen und andererseits eine gering entwickelte Abfallentsorgung, wenige Scherben hingegen das jeweilige Gegenteil. Die geringe Menge von Funden der ersten Phase resultiert aus dem Umstand, dass kein eigentlicher Siedlungsbereich angeschnitten wurde. Die große Fundmenge der zweiten Phase führt sich darauf zurück, dass sie überwiegend einer Planierung entstammt, die ihrerseits aber eine intensive Besiedlung im Umfeld des Grabungsgeländes, eben den Prozess der Stadtwerdung, anzeigen dürlte. Der Fundniederschlag fällt in der dritten und vierten Phase des 13. Jhs. zwar ab, bleibt gleichwohl aber auf hohem Niveau. Nunmehr wird das Gelände selbst sehr intensiv besiedelt. Sicherlich wird ein Teil der Abfälle in der Havel entsorgt, wofür auch ein nun angelegter Stichgraben zum Fluss spricht. In der sechsten Phase (erste Hälfte des 14. Jhs.) steigt das Fundaufkommen noch einmal auf knapp 1000 Fragmente an, um danach schlagartig zu fallen. Seit der Mitte des 14. Jhs. gelangen nur noch zwischen 230 und 443 Fragmente pro Phase in den Boden. Dies könnte anzeigen, dass nunmehr eine bessere Abfallentsorgung erlolgte, wobei städtische Ordnungsauflagen eine Rolle gespielt haben könnten.
10.7. Die materielle und soziale Stellung der Bewohner
Um aufgrund des Aufkommens besonderer und importierter Keramik Aussagen zum Gewicht der Parzellen innerhalb des städtischen Siedlungsgefüges, zu den materiellen Verhältnissen und dem sozialen Status der Bewohner treffen zu können (vgl. Gläser 1987, 391 ff.), müssten mehr Vergleichs möglichkeiten mit Fundensembles aus anderen Stadtl~erngrabungen Brandenburgs gegeben sein. Bislang ist allein die Rathenower
Straße 4-5 hierfür heranzuziehen (Biennann/Frey 2000, im Druck), welche zugleich die Schwierigkeit derartiger Betrachtungen vor Augen führt. In den dortigen Phasen 1 und 2-3, die den Zeitraum vom zweiten Drittel des 13. Jhs. bis zum mittleren Drittel des 14. Jhs. umreißen, sind glasierte Keramik, rot bemalte weiße und gelbe Irdenware sowie Faststeinzeug/Steinzeug zwar geringer vertreten (0,7-0,8 % vom jeweiligen Warenartenspektrum) als im vorliegenden Material, wo diese Keramikarten etwa zeitgleich Anteile von 2,6 und 4,2 % besitzen. Hingegen ist dort das Auftreten von Gefäßarten des Schenk- und Trinkgeschirrs, von Krügen/Kannen und Pokalen, höher als hier und das sonstige Fundmaterial der Rathenower Straße 4-5 -Glasscheiben, zahlreiche Bronzegegenstände u. ä. -lässt auf einen gut ausgestatteten Haushalt schließen. Die verschiedenen Quellengattungen sind in ihrer Aussage also nicht ohne Widerspruch. Dies erklärt sich dadurch, dass die soziale Bedingung eines Geschirrbestandes, die in ihrer Bedeutung für das Gebrauchsgut Keramik bislang nicht präzise einzuordnen ist, in jedem Falle nur ein Faktor unter mehreren ist. Die unterschiedliche Nutzung eines Geländes, das Gewerbe, der persönliche Geschmack und die Abfallentsorgung der Bewohner spielen hier ebenso eine Rolle wie die Fundübermittlung und nicht zuletzt chronologische Unschärfen. Es ist auch zu wenig über den Wert der Keramik bekannt. H. Schäfer (1991, 102 f.) vermutet angesichts geringer Differenzen im Bestand an Faststeinzeugen und Steinzeugen auf verschiedenen Parzellen für Rostock, dass es sich bei diesen Keramikarten um "normale Massenware" handelte, die "prinzipiell für j eden erschwinglich war". Im Binnenland könnte dies aber anders sein. Erst auf einer vergrößerten Forschungsbasis kann es gelingen, die Problematik differenziert zu erschließen. Weiterhin ist lediglich zu vermuten, dass die beträchtliche Präsenz dekorativer und repräsentativer Keramik vor allem mit Trink- und Schenkfunktionen ab der Mitte des 13. Jhs. eine bürgerliche Bewohnerschaft bezeugt, die eher nicht am Fuße der sozialen Skala Brandenburgs eingeordnet werden kann. Veränderungen in diesem Bild, die durch spezifische Entwicklungen auf den beiden Parzellen und nicht durch allgemeingültige Prozesse verursacht wären, lassen sich im Fundmaterial nicht erkennen. Signifikante Unterschiede zwischen den Parzellen Nr. 5 und 6 sind nicht vorhanden. Beim Vergleich der Anteilsverhältnisse von Sinterwaren und älteren glasierten Irdenwaren an den Gesamtensembles von nördlicher und südlicher Parzelle ergeben sich weitgehende Übereinstimmungen: Glasierte Irdenwaren halten jeweils 0,5 % und 1 %, Faststeinzeuge 5 % und 6 % und Steinzeuge Siegburger Art jeweils 1 %.
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11. Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse
Das Fundmaterial der Ausgrabung auf zwei Parzellen in der Altstädtischen Fischerstraße 5-6, die im südöstlichen Randbereich der Brandenburger Altstadt liegt, umfasst 6569 Keramikfragmente, die sich auf zehn mittelalterliche Phasen des 9.110.-15. Jhs. und stratigraphisch nicht bewertete neuzeitliche Schichten verteilen. Der quantitative Schwerpunkt liegt auf dem 12.-15. Jh. Das in natürlichen Schichten geborgene Fundmaterial gewährt damit die Möglichkeit, die Keramikentwicklung in Brandenburg von den Anfängen der deutschen Ostsiedlung bis in die Zeit um 1500 durchaus exemplarisch nachzuzeichnen. Die Stratigraphie weist allerdings beträchtliche Durchmischungen auf und ist nur in der vierten Phase absolut datiert (dendrochronologisch um 1250). Die relative Ordnung der Phasen wird daher mittels komparativer Methoden absolutchronologisch abgesichert. Zu Waren, Warengruppen und -arten: Die Keramik wurde unter technologischem Gesichtspunkt in die Waren uneinheitlich, reduzierend und oxydierend gebrannte Irdenware (Waren 200-400), Faststeinzeug und Steinzeug (Ware 500) sowie glasierte Irdenware (Ware 600) gegliedert. Diese Einheiten unterteilen sich weiter in Warengruppen und -arten. Die mittel- und spätslawische Keramik bestimmt nacheinander das 9.110.-12. Jh., wobei diese Abfolge im vorliegenden Material auf der Basis einer nur kleinen Fundanzahl bestätigt werden kann. Bedeutsam ist, dass die spätslawische Keramik um 1200 oder im frühen 13. Jh. endet und damit nicht die lange Laufzeit aufweist, die ihr in anderen nordostdeutschen Regionen zuzuweisen ist. Vom späten 12. Jh. bis in die erste Hälfte des 13. Jhs. dominiert die uneinheitlich gebrannte, braungraue Irdenware (vor allem Warenarten 221/222), die im frühen 13. Jh. stark und danach sukzessive (bis um 1300) zugunsten reduzierend gebrannter Irdenware abnimmt. Möglicherweise zeichnet sich in der vergleichsweise langen Laufzeit ein Charakteristikum der Brandenburger Altstadt ab, doch mag sich dieser U mstand auch auf Verschleppungen in der Stratigraphie zurückführen lassen. Die braungraue Irdenware besitzt ihre Traditionen im Westen und Nordwesten (dem Herkunftsgebiet der Siedler), wurde aber bereits im 12.1frühen 13. Jh. auch lokal erzeugt. Oxydierend gebrannte Irdenware (Warengr:uppen 310-330) stellt zu allen Zeiten eine Randerschemung des Warenartenspektrums dar, was für den norddeutschen Kugeltopflcreis allgemein char~kterist~sch ist. ?ie Hauptmasse des Fundmaterials bIldet dIe redUZIerend gebrannte Grauware (Warengruppe 410), die bereits im 12.Jh. in geringen Anteilen auftritt und seit ~er erste~ Hälfte des 13. Jhs. zur dominierenden Keramtk aufsteIgt. Zu den Anfängen dieser Keramik ist festzustellen, dass sich die Ersetzung der braungrauen durch die grauen Irdenwaren als allmählicher Übergang vom späten 12. bis frü-
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hen 13. Jh. begreifen lässt. Es ergibt sich so offenbar eine Verzögerung gegenüber dem südlichen Brandenburg, wo reduzierend gebrannte Irdenware an einigen Orten bereits im späten 12. Jh. vorherrscht. Als tendenziell späte Erscheinung sind glänzende, reduzierend gebrannte Irdenwaren (Warenarten 421-423) sowie im Bruch weiße Irdenware (Warenart 411) zu sichern, als ausschließlich späte - des späten 13.-15. Jhs. -die polierte Grauware (Warenart 416). In der ersten Hälfte des 13. Jhs. kommt Faststeinzeug ohne Engobe (Warenart 517), in der Jahrhundertmitte solches mit roter Engobe auf (vor allem Warenarten 511; 512), dessen Anteile im 14. Jh. noch zunehmen. Für schwach engobiertes Faststeinzeug (Waren art 515) wird eine Produktion im nahe Brandenburg gelegenen Ketzin erwogen. Steinzeug Siegburger Art tritt erstmals im späten 13.Jh. auf, wobei eine geringfügige Verlagerung des betreffenden Stückes nicht auszuschließenist, und nimmt inder zweiten Hälfte des 14.Jhs. zu (Warenarten 521/522). Der Import dieser Qualitätsware erlangt keine große Bedeutung. Sowohl sächsische als auch rheinische Produkte sind festzustellen. Ältere glasierte gelbe und rote Irdenware (Warenarten 611/612), darunter Miniaturgefäße und so genannte hoch dekorierte Ware, ist bereits im späten 12.1frühen 13. Jh. vorhanden; das "Prunkstück" im Fundmaterial ist ein mit weißscherbiger, zoo- und anthropomorpher Applikation versehenes, glasiertes Henkel gefäß, das aus Nordwesteuropa stammen dürfte. Für andere Vertreter der roten glasierten Irdenware wird eine ostdeutsche Produktion als wahrscheinlich angesehen. Eine innen glasierte Schüssel oder Pfanne, die sich erstmals die abdichtende Funktion der Glasur zu eigen macht, fand sich in Schichten der zweiten Hälfte des 13. Jhs.lum 1300. Seit dem 15. Jh. nimmt die glasierte Irdenware zu. Als überwiegend oder gewiss importiert kann neben dem Steinzeug, dem überwiegenden Teil des Faststeinzeugs und der älteren glasierten Irdenware solche mit roter Bemalung in Pingsdorfer Art gelten (Warenart 341), die vor allem im späten 12./frühen 13. Jh. vorkommt und in dieser Zeit auch im Brandenburger Raum imitiert wurde (Warenart 342). Bemalte Keramikfragmente aus späteren Befunden zeigen ein Weiterlaufen dieser Keramik bis in das 13.114. Jh. an, für die Produktionsorte in Südniedersachsen-Nordhessen oder Böhmen angenommen werden können. Weitere Importe sind ein südostdeutscher Standbodentopf des frühen 13. Jhs. sowie ein mit Graphit gemagerterTiegel des 15. Jhs. (aus dem Donauraum). Der Anteil importierter Waren ist im Vergleich etwa mit Hansestädten an der Ostseeküste gering, doch fehlt für verallgemeinernde Betrachtungen noch die Grundlage. In einem Exkurs zu neuzeitlicher Keramik wird die Zieglerware besprochen, die - anders als im weiteren Norddeutschland - in Brandenburg bislang erst seit dem 15. Jh. zu sichern ist.
Zu der Entwicklung typologischer Merkmale: Während die slawische Keramik Standböden aufweist, besitzt die frühdeutsche überwiegend Kugelböden. Im Laufe des 13. Jhs., vor allem seit der Jahrhundertmitte, werden die Kugeltöpfe zunehmend durch weitere Gefäßarten, vorrangig Ausschank- und Trinkgefäße, ergänzt. Die weiträumig erkennbare Vergrößerung der Gefäßartenvarianz scheint in Brandenburg etwas später als in den Städten Nordwestdeutschland, aber früher als in manchen Orten Nordostdeutschlands einzusetzen. Gehenkelte Kugeltöpfe, Flaschen, Schüsseln und Grapen spielen eine insgesamt geringe Rolle an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6. Zumindest im geringen Auftreten der letztgenannten Gefäßart zeigt sich gegenüber anderen norddeutschen Regionen ein Unterschied, der möglicherweise als Merkmal eines keramischen Kleinraums anzusehen ist. Das seltene Vorkommen der Gefäßart Pokal ist hingegen eine Besonderheit des vorliegenden Fundensembles, da diese bei anderen Brandenburger Stadtkerngrabungen häufiger beobachtet wird. Ansonsten fügen sich das Aufkommen und die Veränderung der Gefäßarten in weiträumig nachweisbare Entwicklungsprozesse ein. Bereits im 13. Jh. sind Kachelfragmente vorhanden, doch reicht die geringe Anzahl nicht aus, die Existenz von Kachelöfen zu sichern. Unter den slawischen Warenarten finden sich sowohl kammstrichverzierte Fragmente, die dem mittelslawischen Menkendorfer Typ entsprechen, als auch solche mit der für die spätslawische Periode charakteristischen Rillengestaltung. Die Kugeltöpfe sind, wie dies weiträumig zu beobachten ist, zunächst unverziert und werden ab dem späten 12.Jder ersten Hälfte des 13. Jhs. zunehmend mit Riefen verziert. Dazu treten später Rollrädchendekore. Einzelne Schulterleisten, andernorts im 14./15. Jh. bestimmend, bleiben im vorliegenden Material sehr selten. Diese Beobachtung bestätigt sich bei anderen Brandenburger Fundkomplexen und ist daher mutmaßlich als lokale oder regionale Besonderheit aufzufassen. Trotz der sukzessive verlaufenden Veränderungen im Randformenspektrum des 12.-15. Jhs. lassen sich deutliche Tendenzen in der Entwicklung, d. h. Frühund Spätformen bezeichnen. Die Ränder sind im späten 12. Jh. und in der ersten Hälfte des 13. Jhs. meist waagerecht oder schräg nach außen kantig abgestrichen und besitzen eine gekehlte Innenrandkante (Formen 5-7, mit größerer chronologischer Toleranz 8, 10, 12-14). Bereits in der ersten Phase treten einfache, ungekehlte Randlippen hinzu, die eine alte, vor das 12. Jh. zurückgehende Tradition vertreten. Dieselbe Ausprägung wird im fortgeschrittenen späten Mittelalter wieder aktueller und ordnet sich den späten, vereinfachten Formen zu (Randform 1). Im weiteren 13. und 14. Jh. sind stark ausschwingende, keulenartig verdickte und innen gekehlte sowie sichelfärmige Ränder typisch (Formen 16; 18). Dornränder kommen seit der ersten
Hälfte, verstärkt seit der Mitte des 13.Jhs. und dann bis in das 14. Jh. als Krug-/Kannenränder vor (Formen 23-27). Sie werden im 14. Jh. allmählich durch steile, unprofilierte Ränder (Form 33) ergänzt bzw. weitgehend ersetzt. Eine ausgesprochene Spätform der Kugeltopfränder (seit dem späten 13. Jh.) ist die einfach ausgebogene, außen spitze und umgeschlagene Randform 21; mit größeren Toleranzen sind schwächer profilierte, gerundete Ausprägungen ohne Innenrandkehle als tendenziell spät zu bezeichnen (Form 20, dazu Form 1). In diesen Rändern wird ein Rückgang der Randprofilierung im Laufe des späten Mittelalters deutlich. Die im östlichen Brandenburg nicht seltene, innen mehrfach gekehlte Form 15 spielt im vorliegenden Material keine große Rolle. Zur Nutzung der Parzellen und zu den wirtschaftlichen Verhältnissen ihrer Bewohner: Da dezidierte Vergleiche bisher nicht aufgestellt werden können, sowie aufgrund methodischer Grenzen, ist zur sozialen Stellung der Parzellenbewohner nichts Näheres zu sagen. Hier kann lediglich auf das nicht geringe Aufkommen von besonderen, überwiegend importierten Warenarten verwiesen werden. Die Wohnnutzung des Geländes schlägt sich im Charakter des Fundmaterials deutlich nieder, wogegen Hinweise auf handwerkliche Tätigkeiten, vertreten durch einen Gusstiegcl, spärlich sind. Ferner sind im Fundgut mittel- oder unmittelbare Fernverbindungen der Bewohner erkennbar, die vor allem nach Westen reichen. Zur Siedlungs geschichte: Nach den Funden und Befunden der ersten Phase könnte sich nahe der ausgegrabenen Parzellen bereits in mittel- und spätslawischer Zeit eine Siedlung befunden haben, ohne dass sich dies chronologisch oder topographisch präzisieren ließe. Damit würde ein früher Siedlungskern im Süden der Altstadt angezeigt. Im späten 12. Jh. wurde das Gelände zunächst aufgehöht und dann besiedelt, womit sich erweist, dass die Altstadt ihre größte südöstliche Ausdehnung bereits um 1200 erreicht hatte. Danach wurde das Gelände wohl kontinuierlich bis in die Neuzeit genutzt.
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12.0;(: mikroskopische Unte rsuchung von Kcr:\rrlikproben
jose! R'iedcrcr, BerU"
Aus der Gr,lbullt; Alrslädlischc Fischersrraßc 5-6 in Br:u,uenburg wurdl'n 20 Dünnschliffe einheimischer und importierter mittelalterlicher Keramikrypcn UI1 -
lersudu. um das keramische Material 1;(.'ßauer zu definieren (lab. 8). Daraus ~'rgibt sich dic Möglichkeit 7.U
uCl-ai11ienercn Aussagen zur Herkunft. Altersstellung und H.erstellungstcchnik zu gelangen, wenn ausreichendes Vergleichsmatcrial vorliL'g1.
lösliche Verbindungen ... u den Poren transponien . Die Probe 529/01 entspricht somit in allen Merkmalen. der braungrauen Ker:'!mik des Töpferplar'l.cs von Göttlll. Die Probe 1024/01/3 unterschcidet sich innerhalb der üblichen Schwankungsbreite eines ker.tmischcn Male-rials nicht von der Probe 529/01 und den proben des Töpf('rplarzes von Göttin, sodass die Beschreibung ~ür die Probe 529/01 auch fü r dieses Stück 7.utrifft. Lt..J.lglieh die Korn7.ahl erscheint etwas erhöhr. da zwischen den großen Magcrungskörnem im ßcn:ich von 1 111m mehr feinerkörn ige Partikel im Bereich von 0,02-
12. 1. D ie Proben 123101 (WMe/lart: 421). 529101 (Wamlli'rt: 231), 1024/0113 (Warcllart: 412); Abb.32.a-(;
Dicse drei Proben sind von ihren mikroskopischen Eigenschaften her so ähnlich und so ~'ng mit der Keramik "om l'öpferplm . von Göttin (Riedrre-r 199&) verwandt, dass mit Hilfe der Dünnschliffuntersuchung kt'ine ll nterscheiuung möglich ist, obwohl die Proben 123/01 und 1024/01/} deutlich jÜIlbcr sind. Wie bei der Kt'rallli k von Göttin bllcn auch hier sofort die :Icht charakteristisdll·n Merkmale auf, nämlich die ausgesprochen groben, manchmal 2- 3 mm erreichen Jen Magerungskörncr, der relativ konstante, bei 15-20 % lil!gende Magerungsameil, die geringe Kornzahl, das reidlliche Vorkommen quaiLitischer Partikel. die auffallende Rundung d~'r Magerungspartikd, ein hoher Mikroklinameil, das Vorkommen granitischer Gestcinspanikcl und die feinsandige Grundmasse. ßetrachu.'t man die Probc 521)/01, so fallen ".uerst die großen Qu:trI.körner mit ihrer ungewöhnlich guten Rundung auf. Die Quarlc sind zum großen 'Ieil sehr IlO ll1 ogl~n, fast frei V(ln Rissen und ohne Einschlüsse. UmJulös :\Usl&chcnde Quar7.e kommcn selten vor. Dit, Quart.kömer sind ausgesprochen groß und crreic1",n L1 nc Korngröße von 3 mm. Die für diL'S<' Gruppe c11;\raktc: ri s[i ~d ll' n, qu:trt.itisGhen Panikel kommen hier (.1:l,\/as geringer vor. Granirische Gesteinskämer, Ix.; den en unrC1:\elmäßig begren7.te Mikrokline und stark ser izitisicn c Plagioklase mit Quar/. verwachsen sind, sind ebenfalls seltcn. Vereinzelt finden sich nicht näher ident;fi ~.i erban: dunklere Gest('inc mit einem erhülnen Erl.anteil. Dunk.le Silikate wie Biotit oder Amrhibole fehlen. Feine MuscovilSchuppen, die par;\IIc1 zur Gef.ißoberfläche eingeregdt sind, kommen da!;ei;l·n recht häufig vor. Ocr Gehalt an I-Iämatitund opaken Ert.cn ist sehr gering. Oie Grundmasse ist feinto nig und nicht allzu gUt durchgemischt, da zusammen hän~ende, unaufgclöstt' T onklumpcn verkummen. Oie Poren sind relativ groß und langgezDgen. Vercillzch sind Poren zu findl'n, dic mit Kristallen ausgekleide[ sintI. Solche Kristallbclägc in Poren enl5tc· hen, wenn Flüssigkeit durch die Wand diffundien und
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~, 1 Olm liegen. . Ahnlieh verhält es sich mit der Probe 123/01, die "on der Göttiner Keramik nicht zu u nterscheiden ist. Allerdings isl auch hier die Zahl der fei nen ~örner zwischen den groben Magerungspanikeln dcuthch er~ höht. Hier ergibt sich bei der mikroskopischen Untersuchung das Problem, dass die Probe 529/0 1 aus ~e~ späten IVfrühen 13. Jh., die durchaus aus Gotnn stammen könnte, trot'l. der 7..ahlreichen ausgcsproch~n typischen Materialmcrkmalc der Keramik von Gärten nicht von den deutlich spämen. in das spiüe 13.- 15. Jh. z.u datierenden Gefäßen 1024/01/ 3 und 123101 ~u unterscheiden ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt Ist
das Problem nicht zu klären, da kein ausreichcnd~s Vergleichsmaterial von mittrlalterlicher br1ndenbUI);I· scher Keramik vorliegt. Es ist sowohl möglich,. dass a.n verschiedenen Stellen ßr.mdenburgs gleichartige, n)lkroskopisch kaum unterscheidbare Tone verwend~ wurden, als auch, dass eifK' Töpferei in oder bei G?tt.lIl über mehr als 100 jahrc tätig war und übcrdiescn Ze,tl':lum den glcichen Ton verwendete.
122. Dj~ ProbrnJ26/01 (Warm art 126), 490/0111 (Warenart 421), 506/0J (Wart'11art 222),
1024/0111 (WarnJart231); Abb. 32,d-33,c
Die vier Proben dieser Gruppe sind in allen Eigcn~ schaft en mit den Proben der Gruppe 1 und den Proben vom Töpferplatz in Göttin identisch, sodass an der 1;"
meiosamen Herkunh kein Zweifel bestehen sollte. Dabei ist die Ausdehnung des Gebietes, in dem einl' Keramik vom .. Typ Göton" produziert wurdc~ a~S den genannten Gründen zum gegenwärtigen ~el t~ punkt nicht zu umgrenZen. Einerseits ist eine I'C'gi0nai
sehr weilC Ausdehnung dieses Gebietes denkbar. d;\ die Geologie des Raumc..'i einheitlich i~1 und 5Jnde sehr ähnlicher Eigenschaften liefen, doch zeigt die Erhh-n eng. dass es auch innerhalh solcher vom Ausg:u1gs-
. kr IIC." matenal her homogener Gebiete durch h:tndwer \c Eigenheiten zu einer Differenzierung kommen kann. Somit muss es offcn bleiben. ob die vom Typ her "sächsische" Keramik 326/01 tatsächlich auS SachsclI stammt oder in Brandenburg gefertigt wurd!,.'., da. es von vergleichbaren sächsischen Keramiken keUle Dünnschliffe gibt. Aueh die Probe 490/01/ 1, die vorn
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Abb. 31: Gcfol;c d,T r rolx'f1: ~ 123101 (Wlrt'lYn ~l l ); b 5?9101 (W.,rcn,m!J I); ~ IO.NIOIIJ (Wlrn1.lrt ·HZ); ,I JZWOI (W.mmn !l6). ~ in 15flCh<T V,'q;ri)l!...'fl.l lll:: b-d in ~Of~dwr V,·r.:rullmm):
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Typ hcrdl'T P:lffr:lthcr Ware;\Us dem Hhcinlarul ähnelr, !:isst sich :lufgmnd der mikroskopischen Ml'fkmale nicht von der Cöuincr Keramik umcrschcidcn. Nern.:n deli schon erwähnten ~har:lktcristischen Merkmalen dieser G ruppe. dl'm Nchcnein;tndcr von Quart.: und QU;ll"l.:i ten, (k'r perfektcn Kornnmdun);, dcn gr:'lnitischen Einschliissen. den l1.'.ichlich vorko1l\menden Mikroklinen. der geringen Korn'i'.all1 und dem kon~t:IlUcn Ma};erungsanlcil kommt hit' r aber ein weiteres Merkmal d:'l7.u. das ebenfalls zur Idcmifikation die5('s Kl·r.llniklYps gUi gl'l'ignct ist: (.'ine inhomogenc Färbung der Grundmasse als Folge des Brennvorgangs. W:ihrend clil' Proben dl' r Gmppe 1 einheitlich br:lun bef.-irbt sind. zeigen drei Proben der zweiren Gruppe im Scherbcnqucrschnitt ei nen Zonen- oder Schlierenblu:
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~O(,/O I ) 11111\ hbs. ~r;lUhUUrl (, mm 'ch\V~n .. br;lun
IOHIOIII l nlln blu . ~dbbraun 4 nun Iimubr~ul1
Tilb.lI: I'mbcn ",il 7.. .. " wn. l..JcrS;;hlicrcnb.lu im Quer.>(:hnil\
Üblich ist cindunklcr Ktrn, cl <.'.f sich unlCrmallgclndt..--r Luft 'i'.ufuhr llm C: f rtduz.icrl'nden Bedingungen gebildet Im sowie eine helle, sich scharf vom dunklen Kern absetz.ende Raml7.one. in dn beim Brand oxydi ercnde Ikdingu ngcn hCl'rsclllcn (50(,/01 ; 1024/0 1/1). Dabei ist bemerkenswcrt. &\S5 die OKydations:wne, die bei der üblic111'n, aus eiSt'nreichl'n Tom'l\ hergestellten Kl'ra~ Illik rot ist, hiL'J' cille gr:me F3Tbun~ zeigt. Das bedeutet, d3ss di(' zur Gmppl' 1 und 2 verwl'ndctCIl Tone unter oKydierendell ßcJ inbu n~cn gnu brt·nncn. dil' Probe 490/0 1/1 :'I Iso ei ne durch und durch oKydicrcnd hc!m\l1l1tC Varianle der K er~mik der Gruppe 1 is t. die unll'r Luft;l.bschluss j;l'br:\Ilnt wunle lind deshalb dun · kc1~raubr;llUl bis schwarl.:braun gefärbt ist (wie die rcdU 'i'_icrten Kerne der Proben der Gnlpl'C 2). Auch 326/0 1 iSI nffensichdich oxydief('nd g('brannt und dadurch };rau I;ew('m:lcn. wohei durd, einen wohl wf.illigen redu:t'_ierenden Vllrbr:lng :'Im Branden .. le ('ine sehr dünne Obcrthchensdlid\t eine schwar/.braune l:-:-irbUllb :tnll,lhm. Gcmeinsames Merkmal dieser Gruppe, dil' ~anz txlcr teilwcisl' einen m:ydierend en I1 r:lnd edebtc, ist die inhumolicne Färbung der Gnmdma..o;se, in der grog(' helle Zonen VO ll tlunklcn Schlieren durchzogen sind. Stdtcl1wcisc hat es den Anschein. als ob einz(·lne, Inl}glichcrw('ise humose oder ~ llIl l i chc kohlcl\Sloffreiche Substanzen enthaltende Schli("r('n eine lokale reduzierende Atmosphäre uml d:\dun:h eine dunkle Färbung der Gru ndmasse venJ rs:'Ichten, aber andererseits bildl'n diese dunkleren Zonen Säumt· um brö(k.fe Qu:\n:.körner und auch um Ri~se lind Poren im Ton. Diese Sch licrigkeit ist als sdtcnes Phänomen hcrvorr:'l l;end
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geeignet, die KCI".unikgrupp(' im Dünnschliff zu identifizieren. Der M;nernlbcst'3nd und die Eigenschaften der M:.l.g~· nmgskörner der fünf Pmbcn dieser Gruppe sind Illll
dem der Gruppe I völlig identisch. Die Oberflächt· besteht wieder, wie bei der Grul>PC I, :'IUS einer schI' dünnen feintönigen Schlämme, die auch beim offensichtlich oxydiercnclcn Br~ nd, ctw:\ bei den Prohen 490/01/ 1 und 506/01 schw:'IrI.: bl{'ibt, obwohl der &:hcrben dne weiße h.rbe angenommen hilr. D;~ Oberfliehellschichr isr jedOl:h so dicht. dass am:h bel slarken Vergrößerungen keim' fä rbenden Plrtikcl erkennbar sind. Die Probe 326/01 eines G{'f:ißtyps, dcr wohl auS s"1chs,,'n stammt, lässt sich unter dem Mikroskop nicht von den braJldenburgischen Keramiken unterscheiden, da auch bei dieser Probe die Sehlierigkeit sehr ausgep~figl ist und die QuarLe und QlIar~i te gut gerundet .slnd. Lediglich die Korngröße iSI bei dieser Probl' in clnem besonders hohen Bereich, da fast alle groben Körner 2-J Olm I;roß sind. Mit den Proben die~cr Gruppe ist ei ne Probe ;lUS dem Töpferofm von Göttin identisch.
11.3. Die Proben 5JJ9!OJ (\Varellarl 342), 457/02 (Warenart 611),49010112 (Warellart 341). 101410112 (\Varenart 341); A.bb. 33,d-34,c
Diese vier Probcn hab{,Jl einl'n weiß(,!l Scherben und erschcin<.'ll auf den erstl'n Ulick als eine cigcnsl':indige k t' r:lIll~ ~ch l' Ware. Unter dem Mikroskop werden ;lbcr do.;h Ahnlichkeiten mit den Proben der Gruppen 1 und 2 deutlich. Die Probe 589/0 1 hat die gleiche feintonige, schlierige Grundmassc wie die Proben der Gmppc 2. AU1.:h das Magcrungsmateri:tl ist von der minel.llischen Zu· samOlcnS<"t'i'.ung und den mikroskopischen Merkmalen her identisch: die Magerungskörner sind groß und deutlich gerundcr, wob!.'i wieder QUilTZC und quarzitähnlic\ll' Partikel vorherrschen, während Plagioklase und Mikrokline zurücktrelen und andere Minernlief\ ausgesprochen selten a.nzutreffen sind. ßemerk{'n~ wert bei der Probe 5&9/01 ist die besondere Grobkörnigkcil, da Körner im Bereich von 1-2 111m und der nK:hr bc. .. ondcrs hohe Magerungsl mc.il von weniger a.ls .10 % vorherrschen. Eine I lemcllung dieser Ker.tnllk Im Raum ßrandenbur~ist anzunehmen. Di{' Pl'obe 457/02 ist deutlich feinkörniger und sriirker gemagerl. Die Magerungskomponent'cn cntsprt'ehen denen der bisher beschril'bcnell Proben. Auff:tllend ist hier aber ein rd3tiv hoher Gehalt an Muscov itschuppen in d(' r GrundlTIasse. die parallel zur Oberfläche eingd agert sind. Dieser hohe Gehalt 3n Muscovit kann {'in Zeichen fü r cin anderes I-krkunfts\;ebict sein, obwohl von den mikro~kopischcn Merkmalen ei1\(.' Herkunft aus Br:tndenburg durchaus in Fr:l l:;c kom1l\t.
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AlJh. 33: Gcf(i~<' der I' ruhm: ,1 1014/0 1/1 (Wm-n:m 23 I); b 490/011 1 (W.\"'-II,In 421); " SOMOI (W.lr.'lwl!22); d 58?!OI (W.lr"I1Jrt JH). :, .... 1 iIl40r."·h,,r Vl,,.~ri;H,·nJIlM
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Aueh die Probe 490/01 /2 hat ihre besonueren r-.lcrkmale, da sie ausgesprochen stark gemagt'r( ist, ~onst :lbcr wieder in allen I!:igenschaften den Proben der Gruppe 2 ähnelt. Die Probe 1024/0112 faUt C1W:lS aus dem Rahmen der übrigen Proben di~ser Gru~pe, da sie ausgcspr~hen schwach ,"emagen 1St. GelllclIlsames Merkmallmt den ander\~ n Proben sind aber die helle. feintonige, :5\:hl ierige Grundmasse und die An und Ausbildungdes Magcrungsmatcrials. Somit eq;ibt sich br i dieser Gruppe das Probk·m J~r Frage nach d(' r gemeinsamen Herkunft. Während dll' Probe 589/01 den Proben der Gruppen 1 und 2 noch sehr nahe steht, unterscheiden sich die übrigen Proben, 457102 mit dem hohen MuscO\'irallwil, 490 durch dl'n besonders hohen Magerllngsa nteil und 1024/0 112 durch die fast fehlendl' Magerung geringfügig von diesen Stü('kell, sodass eine andere Herkunft nicht auszuschließen ist. Auch bei den Keramiken dieser Gruppe ist die Obermehe meist von einer sehr dlinm·n. hil' r hell brennenden Schlämme Überl.Clgl'n, auf der die rote oder gelbrote Bemalung lil'gt. Bei llcr Probe 457101 liegen auf dem Scherben zwei transpareIlt!' und eine dunkclbr.\lIne GlasurschichI. Dit· Dickt.' ;L.Jer Schicht liegt bei ca. 0,1 mm, wobei die Dickl' der unteren Schicht, di\· die Ulwbenheiten dc.~ St:herbcns ausgleich!", geringfügig schwanken kann. Ausgesprochen knmplizicn ist der Aufbau Jt'r Obcrn:iche bei 1024/0 111. Hief liegen auf J em Sc,herben '1wei sehr feinkö rnige Tonschiehtcn, die als Engobe ;lngesproehen werden können. Beide Schichten sind Jurch eine deutliche Grcm':e getrennt. Die äußere Schicht ist etwas dunkler als die innerl'. Auf der Engl)be liegt ('ine merkwürdige brck'l.iöse Zone, bei der Elll;obefI':'Lgl\lenle von einer GI:\Sur umgeben sind. Darüber folgt ein!: blassbraune lllld eine fa rblose Glasursehieht, auf dt'r sich dann die dunkle Bemalung bl'findet . Auf der Innen~ite liegt Jil' dunkelrote lk malung direkt auf der Engobe. lli" hier nur aus einer Schid u besteht.
12.4. Dif.' I'robe 472101 (Wart'1111r121 I ); Abb . . H,c!
1)ie Probc -l 72/01 ist den Proben der Gruppen 1 und 2 noch sehr vl' rwandt, ist aber in einer so an(\(:rs:migen Weise I)tmagen, d:'lss eine I\btrennung gerL'Clnfertigt eTljd ll'i nt. Währl·nd bei den Proben der Gruppen I und 2 die relativ grotk n Magerungskörncr z.iemlich isoliert in dl'r Gnt nJmasse liegen, ist hier der Raum '1.wl<>c hell den reichlich vorhandenen groben Magcrungskömcm durch feine Magerungspartikel ausgefüllt. Ein weltertr Untel'S(;hicd ist die Kornform, da die großen Magtnlllgskürner dieser Probe deutlich cckigt'r sind und die a.uff:'lllcnd runden Körner, die für die berciL~ bcs(;hriebcnen Gruppen typisch sind, etwas seltC'!ler :mftretcn. Auch das Magcnlllgsmd.tcrial selbst in
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anders, da reichlich biOtithaltigc Grnnithruchstücke vQrkotnmcn und, offensichtlich als Folge des mechanischen Zcrfalh der Granite, auch die Feldspäte häufiger sind als bei den bisht!r beschriebenen Proben. Auch hornblcndehaltige Gcsteinsbnlchstücke komlllen vor. Oie Gc.<;K';nsbruchstücke sind doppelt so groß wie die griißtc.n Q uarl.c, wobei Körner von 2- 3 mlll nicht selten si nd. Umer den groben Magerungspartikeln fallen auch Mikroklinc mit sehr breiten Perthitschnlircn auf, die eng luch dem Albitgesetz vcrzwillingt sind. Weitcr kommen große, stark seriz.itisierte Plagioklase vor. Somit liegt hier, trotz der genllldeten QU317.e, ein eigenständiger Keramiktyp vor, der sich erstens durch grobe granitische Gestcinseinschliissc und zweitens durch einen sehr hohen Amcil an feinen Magcnll1gskör~ \lern zwischen den großen Einschlüssen ;tus'l,(,~ehJ'lct.
12.5. Die Probe/I 544102 (Warewl'rt 515) ,md 581102 (Warellart.611); Abb. 35.a-<
Auch bei diesen bdden Proben, die in ihren Materialcigensd "J rcn nicht \'öllig identisch sind, herrschen Merk nule vor, die sie in die Nähe der Proben der Gruppen 1 und 2 rucken. Unterschiedlich sind lediglich die erw:'ls feinere M:'Igerung, deretwall höhere Ma!;erungsanteil und einige besondere Ml' rkma.le. Bei der Probe SH/02 fallen zum Beispiel dunkle, runde oocr ovak' Einschlüsse auf dil' ;I.US sehr fl·incl'l, schwaruß, wü rfeligen P:'Inikeln 'bcstehen und kreisrunde Poren haben, die sich nicht näher identifi 'l.ieren l;\Sscn und am ehcsten Einschlüssen von Schlacken oder einer Glasur ähneln (Abb. 35,b). Neben di~n dunklen Einschlüssen gibt es ähnlichl' helle Etnschlüsse mit großen runden Poren, die optisch isotroP sind lind einem Glas ähneln. Die Magerungskörner iih ~ nein aber wieder weitgehend den bisher beschriebenen Proben. Q uar ... und QU:'IrLite unterschiedlicher Art hcmdltn vor, Plagiokbs und Mikroklin si nd nicht SC~ tell, andere Mineralien fehlen jedoch weitgehend. DI(' Kornform ist rund, die Grunclm;l.Sse feintonig und stark porös. Durch das a\Ißcrgcwöhnlichc Merkmal dl' r runden, opaken Einschlüsse mit den kreisrunden, Gasbl:'lsen ähnlichen Poren nimmt diese Probe wieder dnc SondCl"Stellung ein. Die Probe 581 /02 ist vom Gefüge her der Probe 544/02 sehr ähnlich. Auch die M:'Igerungskomponenten .~nd ihre Kornformen, die denen der Gruppen 1 und 2 :J.hplieh sind, stimmen weitgehend tiberein. Da die unse-wöhnlichen op<l.kcn Einschlüsse. die die Probe 544/02
auszeichnen, fehlen, könnte es sieh bei der Probe 58 t/02 um eine feinerkörnige Variante der Gruppe I handeln. Die Probe 544102 ist innen \lnd :lußen von einer sehr dünnen, dunkel gefirbtcn Glasur überz.osen, die unte\' delll Mikroskop kaum erkennbar und lediglich durch feine Gasblasen am Konn.kt des Scherbens zur Glasur erhnnbar ist.
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Abb. 34: G<-.ftigedcr Prolx-n: a 457/02 (War,"lJtl (11); b 490/01/2 (W~rcll.U! ) 4 1): d 472101 (WM~I1.lr1 2 11): c Olchrschichlj;;~r Kand der Probe 102410112 (Wan:<lMl.H 1). ;l.b.d;1\ 40bd"" Vc!);r;;lkn",~
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Was die H erkunft der beiden Pmbcn betrifft, so sind ih re mikroskopischen Mcrkmak'. insbcsolwt'rl' die auffallenden BL'Sonderiwilell, wie das häufige VorkomIll(' tl quarJ.it i~chcr Pal1.ikd, die Rundung der M3geI'lillbskörncr und die Gcfli~ed:lI :cn dCllen der br:lIldenbllr~ischt l1 Keramik so iihnlich, d,lSS eine ge meinsame Herkunfr rmzullch mcn ist, wobe i auch hier wiet1er offl'n bleibt, wie groß dieses bemeinsame Herku nfu !:>t'biet ist, r.b die die Merkmale dt's Magerungsslmdes bL ... t immendt' ll gcologischm Vcrhiihn issc hier in eint!1ll grollen Raum sehr äh nlich sind .
12.6. Die Probe 551/01 ( \Val'enmt2/2): Abb. 35,d
Di(' Probe 551/01 ulltcrsc!widN sic h von den bisheriben viiIli!; durch dic Ar!" dr.·r Magcl'llng, die rein grani tisch ist, wobei die Grani tpartikd und ihre Illonominer:tlischen Bruchstückr.· grof~ und ecki,.: sinJ, wiihrend die Quarze stark zu rikklrl·len. Die Gm nitbnlchstiicke bestehen aus großt·n, sdu gut ~cgill (·rten Mikroklinell mit brt1ten Penhitl:unelkn. R:mdlich sind häufi~ brolk Myrmckitc l\lIsgebildel. Die Plagiokl:c;c si nd eng nach dtlll Albitgesctl. vco.will ingt und mitunter randlieh oc:l ~' r auch im Gan .... l'n in St·ri.,.ilumgcwanddt. Dl'r Quar .... hat kei nt· besonderen Merkmale; im Vergleich ".11 dcn Fcldsp:ircil iSI' er rdativ Illei n. Die Biotitt sind gl11g, stark pk'ochroitisch VOll einem blasscn zu eincm dunklen Grünbraun. Sic wirken frisch, pamllel zu den Spalt riss('n sind aber dunkle Zonm ausgebildet. Einschlüsse.' VUIl Schwennineralicil sind kaum vurlllnden, In t!,mnitisclwn Gt'Stt·inspal1ikdn finden sich auch Hornblenden mit einem Pleochroismus von blassgriin nach dunkelbr-aun. Muscovit ist dagl'l~en sl'1n·n. I-tier handelt l'S sich also Uill cilll'n ty pi schen VCl1reter der grtlbkörnil;l·n slawischell Ker;)lllik 111 it den großen, L'Ckij;l'n, bt·reiu mit blilf~cll1 Au~t· SUI erkennbaren llnlCllstiil.:ken vcrwiucl'lcr gl:v.i:tll' r Geschi ebe.
12.7. Die Probe 182101 ( \Varc"nrt 612); Abb. J{"a
Die Prohe 2Hl 102 stellt wil.J~·r (';" ('n l' isenstänJigcn Kt.ramiktypdar. Dieser ist relativ stark mit leinen mnd(' ll QU:lrzkörnerll und ecki~c ll Mikroklinell gemagen, wobei <l lldere M"l:;l' rlln l;;~ l1linl·r;l li e l1 kaum vorkUlllnl(' l1. Die Quar.,.körncr sllld gut !;crundet. Hier wurde also zur Magcrung, wohl mit dem Ziel, eine b(·SCllldlTS l;utc Q unlität zu er'I.~,den, c,in ausgcsuchrer S:1I1d verwendet. Dir Q uarzkorner slIld sehr humogell, frti von Rissen und Einsc.hlüsscil. Merklllak· eim.T t('kWil isd ltn Beanspruchung 111 der Arl der und ulösen AuslöschunI; fehlrn cbl'nso wi(' gdeldl'nc Q uarze oder quarzi tische VcrWaGhSullgell,. wl)r.!urch sich der bi(.r vcrwmdl't e Q U:l r".s:l1ld d"urlu.:h von dem Sand dcl' Gruppen 1- 5 untcrsd1('idl.'.t. Neben ~uarz Ull(l Mikroklin findl.'l1 sich se hr v('rclIlzl'h Pb!;LOk lasc und eill .... cl nl.' MllsGM itschuppl·n. Oie Gru ndnl:\sse ist dunkel und n:.idl an Eiscno.'l:ydcll.
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Bei der Probe 282102 sind die InIlCI1- und Außenseite von rine!' Glasursch icht bedeckt. Letztere ist relativ dick unJ licj!,[ direkt :Iuf dem Scherb('n, wobei sie die U Ilcbcnhciten der Gef.il~oberflädle ausfülIr. Hier In.ndrlt e~ so ich somit \1111 einen Keralllikryp. J "r k"inl' V~'rw:\ndrschaft mit dcm llrand ('nbllr~eJ' Materi.ll crkennen lässt, also wohl einen IIllPOI1. darstellt, dessen Herkunft~bcstirnmung aufgrund fehlenden Vt·q,leichsm.ucrials mit mikroskupischen Methoden noch nicht möt;lich isl.
11.8. Die Probe 734/01/2 (Warmat1 516); Abb. 36,b
Auch bl'i dieser Probe ist die Art der Magerung das chal'akteristische Merkmal, da hier zwischen wenigen mil rclkörnigen Magcrun~skn rnern , die vorwiegend aus gell.lIldetem Quan-. bestehen, reichlich fe ine Körner Viln eckigeren Q uarzen und Mikroklinen liegen. Dil.' ~röf~cren Quarze sind oft schcrbi g zerbrochen. was für eine hohe Brenntempcr,1tur spricht. Plagioklase, Biori t, Mu!>Covit ()(Ier Gcstci nspartikcl wu rdell in J ieser Probe nicht beobachtet. Möglicherweise fa nd ein aufbereiteler, erwa geschlämmter Sand als Magerung Verwendung. Auffallend sind mehrere ~rößcre Einschliisse eines Materials, das wie Fr:lgmcntl' einer Glasur oder einer zu hoch gebrannten, verglasten Keramik aussiellt. Die Einschliissr.· können abel' aufgrund ihrer Größc nicht als bcabsidltiJ:;te Magerung erklän w('rdell, sondern ehl'r als Vemnreinigungell des Platzes, an dem der Ton zubereitet oder die Keramik geformt wu rde, Die GrunJIlla.ssc ist hell, (eimonig, etWas schl ierig und weitgehend frei von dunkel fä rbenden Partikeln eisenhaitiger Mineralien. Die Glasur :'tuf die~er Prohc ist cinsehidui g:, transparcnt und arn Ko ntakt zu m Scherben hin von Ga .... blasl' 1l t1urehset7.t. Bei dieser Probe handelt es sich wieder um einen eigcns~lldigen, ~v()h l impon ienen Gcfäßt~p, der in SCI llen nllKroskoplschen Merkmalen keine Alml ich kl;t mir dem Brandenburger M:l.tl'rill hat.
11.9. Dif.' PrnbeJ3/01 (WnrcllaTt 417); Abb. 36.c
Bei der Probc 33/01 hanJelt es sich um eint· typische schw:lI-l.C Graph ittonkeramik, die zum größren Teil aus schwarzl'n GraphiIsC'huppcn besteht, ".wischen die die hellen Magel'lmgskömer eingclagel'l sind. Bei den hellen Körnern handelt es sich in erSU'r Linie um eckigc Q U31-Le und tafdige Plagiok lase. Die:> Quarzl' sind eckig. sehr rissig und stark undulös :luslöschend . Die Plagioklase 5i nd relativ frisch, cng vco.willingt und manchmal stark zon:'tf gebaut. Gestcillspanikel crsl.h:·inen nicht hiiufi g; nur verein".elt kommen graniti sche verw achsungen \'or, die dann auch neben Q lI:lrz und Feldsp.udunkclbraunt· Bintite ent halten. Als Gmphill nnvorkornrnen kommt dil' L:lgerstätlc Kropfmühl b"i P:lssau in Frage.
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Abb. )S: G ,fübt' der I'rob\'n: "- )44/02 (W,ITl'llan SI5); c SR1 /02 {W.ucl1~n (, 11); tI ';51 /0 1 (W.,r,·".m 212); b V"l);l dSIC P,U\ikcllllill:iroßcn LlIhllbsrn in Proh,' 5-14/02 (\XI,In'IIMI 515). ;l.J in 4Jhchn V"l'h1"i',IL,:rung; ( ;11 I Sf,Kh"r Vn\:riiH"'fl llll:
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Abb. 36; Gefüge der Proben: a 282/02 (Wawu.rt 612) mit cimchichtigem Gluuraull»u; b 734102/2 (WMtnart 516) t 33/01 (Warenan 417); d 109/02 (Warenlrt 51 1) mit dünner Schlänunc; i.d in ISfacher Vergrößerung; b.c in40facher Vttgtüßerung
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dUnkkAbb. ~7: G~geder Proben: a n-4I02I1 (Warl'lWt 511) in 4OCac::hrr Ve~1\l; b in ~r:md~nbu')1:i~heT Km.n.ti,k I;d:iu.fil;~ Schlieren, d,e cW Gefüge durth:r.it'hen (probe 5061(1); c fiir br;mdmbutglsch .. Kennuk chankteruusch .. quu'2.lusche ElflSChlüssr
mit ausgeprigtCl' JUntenlllndunl; (Probe 589/01, WarctUrt 342)
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12.10. Die Proben 109/02 (Warenart 511) und 734/02/1 (Warenart 511); Abb. 36,d; 37,a
Diese beiden Proben sind besonders feinkörnig, wobei Korngrößen von 0,1 mm kaum überschritten werden. Diese Feinkörnigkeit ist eine von vornherein vom Töpfer bestimmte Materialeigenschaft und nicht durch die Verarbeitung, etwa eine zur Versinterung führende hohe Brenntemperatur, bedingt. Der Magerungsanteil ist relativ hoch, die Form der Magerungskörner eckig. Als Magerungsmaterial herrscht Quarz deutlich vor, Feldspäte und Glimmer sind sehr selten.
Proben-Nr. Warenart Phase arch. Datierung
123/01 421 8 14.115.Jh. 529/01 231 2 12.113.Jh. 1024/01/3 412 Lesef. 13.114.Jh.
326/01 226 3 I.H.13.Jh. 109/02 511 9 15.Jh. 506/01 222 3 1. H.l3.Jh. 1024/01/1 231 Lesef. 12.113.Jh.
589/01 342 2 12.113.Jh. 457/02 611 5 um 1300 490/0112 341 2 12.113.Jh. 1024/01/2 341 Lesef. 13.114.Jh.
544/02 515 4 2.H.13.Jh. 581/02 612 3 I.H.13.Jh. 472/01 211 9 9./10. Jh, 551/01 212 1 l1.112.Jh. 282/02 612 7 14.Jh. 734/02/1 511 7 14.Jh. 33/01 417 8 15.Jh. 490/01/1 421 2 12.113. Jh. 734/02/2 516 7 13.114.Jh.
Die Grundrnasse ist feintonig mit einem merkbaren Anteil an feinen opaken Erzmineralien, die für die dunkle Färbung verantwortlich sind. Die Proben 109/02 und 734/02/1 sind in ihren mikroskopischen Merkmalen weitgehend identisch; die Probe 734/02/1 ist etwas gröber körnig. Die Glasur der beiden Scherben ist einschichtig, dünn, dunkel pigmentiert und frei von Gasblasen.
Farbton Farbe Wandstärke (nach Munsell) (mm)
10YRlS/1 sehr dunkel grau 4 10YRlS/1 sehr dunkel grau 5 10YRl6/1 grau 6
10YRl7/1 hellgrau 6 10YRl8/1 weiß 5 10YRl4/1 dunkelgrau 9 10YR/8/2 weiß 5
10YR/8/1 weiß 5 10YR/8/1 weiß 4 10YR/8/2 weiß 4 10YR/8/2 weiß 3
10YRl4/1 dunkel grau 9 2.5YRl5/6 rot 8 10YRl3/1 dunkelgrau 5 7,5YRl4/1 dunkel grau S 10YR/4/2 dunkelgraubraun 3 10YRl6/1 grau 8 7.5YRl4/1 dunkelgrau 7 10YRl4/1 dunkelgrau 9 10YR/4/1 dunkelgrau 4
Proben-. Gefüge- Magerungs- Korn- Max. Korngrößenverteilung Max. Poren- Gefüge-anteil Nr. typ zahl Korngröße Porengröße anteil regelung
% mm <0,02 0,02-0,2 >0,2 mm %
123/01 B3 15 25 2,0 16 6 3 1,0 3 ++ 529/01 A2 15 15 3,0 12 2 1 2,0 5 ++ 1024/01/3 B2 15 20 2,0 12 6 2 3,0 5 ++
326/01 A2 15 5 2,0 3 1 2,0 3 ++ 109/02 C3 25 3 1,0 4 20 6,0 5 ++ 506/01 B2 10 3 1,0 2 3,0 3 ++ 1024/01 B2 20 10 1,0 7 2 5,0 5 ++
589/01 A2 15 2 2,0 1 1 5,0 3 ++ 457/02 C2 10 15 0,5 10 3 2 0,5 2 ++ 490/0112 A2 40 5 0,5 1 2 2 1,0 8 ++ 1024/01/2 E2 5 5 0,4 4 0,5 3 ++
544/02 C3 40 8 0,6 2 3 3 2,0 8 ++ 581101 C3 20 3 0,8 1 2 8,0 8 ++ 472/01 B2 60 80 3,0 18 60 2 1,0 3 ++ 551101 B3 30 5 3,0 2 1 1 8,0 10 ++ 282/02 E3 40 60 0,4 30 28 2 1,0 3 ++ 734/02/1 E2 30 30 2,0 20 10 10,0 8 ++ 33(01 D2 30 40 0,8 20 18 2 1,0 5 ++ 490/01 F3 40 80 0,2 80 1,0 3 ++ 734/02-2 E3 35 60 0,4 58 2 6,0 3 ++
Tab. 9: Quantitative Merkmale der Keramiken
258
-----=========~~ ......... - .~==~~ ......... -
12.11. Die quantitativen Merkmale der Keramiken (Tab. 9)
Die Farbe: Die Farbe der untersuchten Keramiken wurde mit den Bezeichnungen nach Munsell (1973) und den entsprechenden Farbbezeichnungen angegeben. Die Tabelle 8 zeigt, dass dunkle, vor allem graue und graubraune Farbtöne von in einer reduzierenden Atmosphäre gebrannter Keramik vorherrschen. Rote, also eisenreiche und oxydierend gebrannte Keramiken sind unter den untersuchten Proben ausgesprochen selten. Häufiger erscheinen gelblichweiße Keramiken, deren Brennbedingungen noch geklärt werden müssen. Die Wandstärke: Dieses Merkmal wurde angegeben, da mitunter ein Zusammenhang zwischen Wandstärke und Korngröße erkennbar ist, wobei die Wandstärke umso größer wird, je gröber die Magerung ist. Bei der hier untersuchten Keramik ist ein derartiger Zusammenhang nicht erkennbar. Der Gefügetyp: Da sich das Gefüge einer Keramik, das von der Korngröße, dem Anteil der Magerung und der Verteilung der Korngrößen, also von drei Komponenten bestimmt wird, graphisch nicht einfach darstellen lässt, wird der Gefügetyp als Buchstaben-/Zahlenkombination angegeben, wobei in der Reihenfolge A-F die Korngröße abnimmt und in der Reihenfolge 1-4 der Magerungsanteil ansteigt. Al ist somit eine grobkörnige Keramik mit einem geringen Magerungsanteil, A4 ist grobkörnig und sehr stark gemagert, F4 dagegen sehr feinkörnig, aber wieder stark gemagert. Beispiele dieser Gefügetypen sind bei Riederer (1995) abgebildet. Nach diesem System wurde auf den ersten Blick deutliche, ob eine grob- oder feinkörnige oder eine mehr oder weniger stark gemagerte Keramik vorliegt. Bei den hier untersuchten Keramiken herrschen Typen der Gruppe A vor, da die meisten untersuchten Proben sehr grobkörnig sind. Deutlich setzen sich davon die Keramiken anderer, eventuell rheinischer Provenienz der Gruppen E3 und F3 ab. Der Magerungsantei1: Der Magerungsanteil, der sowohl von der Größe der Körner als auch von ihrer Zahl abhängt, wurde in Prozent angegeben. Die Werte schwanken zwischen 5 % bei der etwas ausgefallenen, nur sehr schwach gemagerten Probe 1024/01/2 und 60 % bei der ungewöhnlich stark gemagerten slawischen Keramik aus Brandenburg (Probe 472/01). Die üblichen Werte liegen bei 15-20 %, da die meisten Keramiken, vor allem die Objekte aus Brandenburg, rela-
Nr. Breite Rand (nun)
494/3/4 2
506/01 2
Breite Kern (mm)
3
5
Farbton Rand
10YR/4/6
10YR/6/3
tiv grobkörnig, aber andererseits relativ schwach gemagert sind. Die Kornzahl: Da bei der Bestimmung des Magerungsanteils nicht berücksichtigt wird, ob er durch wenige große oder sehr viele kleine Körner bestimmt wird, ist die Kornzahl, also die Zahl der Magerungskörner pro mm2, eine aufschlussreiche Kenngröße, deren Werte bei den untersuchten Keramiken zwischen 3 (bei den sehr grobkörnigen oder den sehr schwach gemagerten Objekten) und 80 (bei den feinkörnigen und stark gemagerten Stücken) schwanken kann. Die maximale Korngröße: Sie informiert ebenfalls über das keramische Material und die Herstellungstechnik, wobei die Grobkörnigkeit der brandenburgischen Keramik zusammen mit den morphologischen Merkmalen der groben Körner ein charakteristisches Merkmal dieser Gruppe darstellt. Die maximalen Korngrößen liegen im Bereich von 0,2 mm bei den feinkörnigen rheinischen Keramiken und erreichen 3 mm bei den grobkörnigen brandenburgischen Sorten. Die Korngrößenverteilung: Zur genaueren Charakterisierung von Keramik ist die Korngrößenverteilung interessant, da sie über die Anteile grober, mittelkörniger und feinkörniger Magerungspartikel an der Gcsamtmenge der Magerung informiert. Die maximale Porengröße: Auch die maximale Porengröße charakterisiert das keramische Material, wobei bei den hier untersuchten Proben sehr hohe, aber für frühe scheibengedrehte Keramiken typische Werte auftreten, da durch das Drehen sehr lange, schmale, parallel zur Gefäßwand orientierte Poren entstehen, die auch bei der makroskopischen Betrachtung auffallen. Der Porenanteil: Er ist bei einigen Stücken relativ hoch, vor allem dann, wenn die erwähnten langgestreckten Poren reichlich vorhanden sind. Die Gefügeregelung: Da es sich in allen Fällen um eine scheibengedrehte Keramik handelt, ist die Gefügeregelung ausgesprochen gut. Die Poren sind dann parallel zur Gefäßwand ausgezogen und die blätterigen Komponenten, etwa die Glimmer, sind ebenfalls sehr gut in der Drehrichtung eingeregelt. Zonarbau: Da bei den meisten Keramiken keine auf den Brennprozess zurückzuführenden oberflächenparallelen Zonen erkennbar sind, wurde dieses Merkmal nicht in die Tabelle aufgenommen. Eine deutliche Zonenstruktur trat lediglich bei zwei Stücken auf (vgl. Tab. 10).
Farbton Kern
10YRI2l2
10YR/3/1
Farbe Rand
dunkelgelbbraun
blassbraun
Farbe Kern
sehr dunkelbraun
sehr dunkclgrau
Tab. 10: Zonenstruktur der Proben 494/3/4 und 506/01
259
12.12. Zusammenfassung
Bei den Keramiken aus der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 handelt es sich um ein heterogenes, aus verschiedenen Teilen Deutschlands stammendes Material, das sich aufgrund markanter Unterschiede des Materials, sowohl des Mineralbestands als auch der Gefügemerkmale, sehr deutlich gegeneinander abgrenzen lässt. Eindeutig brandenburgische Keramiken, wie sie auch vom Töpferplatz in Göttin bekannt sind, herrschen vor, wobei unterschiedliche Varietäten abgetrennt werden können. Die brandenburgische Keramik kann aufgrund ihrer mikroskopischen Merkmale eindeutig definiert und ihrem Herkunftsgebiet zugewiesen werden. Die sichere regionale Zuordnung anderer Keramiken, von dem eindeutigen Typ der ostbayerischen Graphittonkeramik abgesehen, ist aufgrund des derzeit fehlenden Vergleichsmaterials noch nicht möglich.
Abbildungen: Zeichnungen: M. Ziemer, Brandenburg, K Zimprich, Berlin. Fotos: E Biermann; Grafiken: E Biermann; G. Matthe5, R. Schulze, BLMUFj Dünnschliffaufnahmen: Rathgen-Forschungslabor Berlin
Anschriften: Dr. Pelix Biermann, Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald. Historisches Institut, Lehrstuhl für U r- und Frühgeschichte. Hans-Fallada-Str. 1, D-17487 Greifswald Prof. Dr. josef Riederer, Rathgen-Forschungslabor, Schloßstraße la, D-14059 Berlin
Manuskriptabschluss: Mai 1998
260
Katalog der abgebildeten Funde
Die Angaben sind wie folgt geordnet:
Abbildung Befund Phase Erhaltung Gefäßart Rand-/Handhaben-1 Ausguss-lBodenform Dekor Farbe außen (nach Munse1l1973) Farbe im Bruch (nach Munsell1973) Warengruppel -art.
Abkürzungen
Bs. Bodenscherbe Rs. Randscherbe Ws. Wandungsscherbe
7,1 532; 1; Rs.; Kugeltopf; 28; Riefenzone; 10R 2.5/1; 2.5Y5/0-
5YR;225 7,2 532; 1; Ws.; Standbodengefäß; -; Kammstrich; -; -; 211 7,3 532; 1; Rs.; Kugeltopf; 1; unverziert; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-2.5;
222 7,4 532; 1; Rs.; Kugeltopf; 7; unverziert; 5Y 4/1; 2.5Y 5/0; 222 7,5 490/53; I?; Ws.; Standbodengefäß; -; Kerben/Rillen; -; -; 212 7,6 550; 1; Rs.; Standbodengefäß; 19; Rillen; 2.5Y 5/0' 2.5Y 6/2'
212 ' ,
7,7 891; 1; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 221
7,8 350; 1; Rs.; Standbodengefäß; 33; Kammstrich; 10YR 3/6; 2.5Y 5/0; 211
7,9 551; 1; Rs.; Standbodengefäß; 10; Rillen; 10R 2.5/1; 2.5Y 5/0-5YR; 212
7,10 557; 1; Rs.; Kugeltopf; 8; unverziert; 10R2.5/1; 2.5Y 812; 222 7,11 550; 1; Rs.; Kugeltopf; 4; unverziert; 5YR 412; 2.5Y 5/0-2.5;
225 7,12 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 13;-; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0;231 7,13 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 16; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2;
221 7,14 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverziert;2.5Y 3/2;2.5Y 612; 221 7,15 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; unverzien; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0;
231 7,16 490;2; Wmel;-;-; 7.5YR3/0;-;-7,17 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; lOR 2.5/1; 2.5Y 5/0;
221 7,18 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 2.5Y 2/0' 5YR4/2' 222 7,19 490; 2; Ws.; Standbodengefäß; -; Welle; -; -; 2i2 ' 7,20 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; Riefenzone; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0'
412 ' 7,21 490; 2; Tülle; Kugelkanne; Tülle; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-2.5;
412 7,22 490; 2; Tülle; Kugelkanne; Tülle; unverzien ?; 2.5Y 8/2;
7.5YR 7/0; 231 7,23 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 412 8,1 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 2.5Y 3/2; 2.5Y 6/2; 222 8,2 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 8; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y 5/0-2.5;
225 8,3 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverziert; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0' 232 8,4 490; 2; Rs.; Miniaturgefäß; 2; -; -; 10YR 8/2; 611 ' 8,5 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; Riefenzone; 5Y 2.5/1; 2.5Y 4/2; 221 8,6 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverzien; 2.5Y N4/0' 5YR 8/1'
421 ' ,
8,7 490;2; Rs.;-; 6; Bemalung; 10YR 8/2; 10YR 8/2; 341 8,8 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 2.5Y 3/2; 5YR 4/2; 222 8,9 490;2; Rs.; Kugeltopf; 13; unverzien; -; 2.5Y 6/2; 221 8,10 490; 2; -; Winel; -; -; 5 YR 4/2; -;-8,11 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 8; unverzien; 2.5Y 5/0; 2.5Y 5/0-7.5;
222 8,12 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 612;
221 8,13 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 8; unverziert; 1 OR 2.5/1; 2.5Y 6/2; 221 8,14 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 221 8,15 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; 00; 5YR4/2; 5YR 4/2; 222 8,16 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; Riefen; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 8,17 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 5Y 2.5/1; 2.5Y 5/0; 222 8,18 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 9; unverziert; 2.5Y 4/2; 7.5YR 7/0; 222 8,19 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0;
222 8,20 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 10R 2.5/1; 5YR 4/2;
221 8,21 529; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 2.5Y 8/2; 2.5Y 6/2; 231 8,22 589;2; Ws.;-;-; Bemalung; 10YR 8/2; 10YR 8/2; 342 8,23 793; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 2.5Y 4/2; 7.5YR 8/2-7.;
221 8,24 490--53; 2; Rs.; Kugeltopf; 15; -; 10R 2.5/1; 2.5Y 612; 221 8,25 918;2; Rs.; Kugeltopf; 6;-; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 231 9,1 1016; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverzien; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 231 9,2 1016; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; unverzien; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0;-9,3 1016; 2; Rs.; Kugeltopf; 4; unverzien; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 224 9,4 528; 2; Rs.; Kugeltopf; 5; unverziert; 2.5Y 8/2; 2.5Y 5/0-2.5;
231 9,5 1016; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2;
222 9,6 1016/a; 2; Rs.; Kugeltopf; 4; Riefen; -; 2.5Y 5/0; 222 9,7 528; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y
5/0-7.5; 222 9,8 528; 2; Rs.; Kugeltopf; 5; unverziert; 2.5Y 3/2; 2.5Y 6/2; 231 9,9 555; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; Riefen; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 222 9,10 256; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 5Y 2.5/1; 7.5YR 7/0;
222 9,11 918; 2; Rs.; Kugeltopf; 10;-; 10R 2.5/1; 2.5Y 5/0-10Y; 225 9,12 918;2; Rs.; Kugeltopf; 13;-; 2.5Y 6/2; 7.5Y 8/2; 221 9,13 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; unverzien; 2.5YR 6/6; 7.5YR
7/0-2.;225 9,14 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; zRi; 5Y 3/1; 2.5Y 6/2; 221 9,15 432; 3; Rs.; Krug/Kanne; 7; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-5Y;
412 9,16 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 7;-; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0; 412 9,17 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 7; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 8/2-2.5;
221 9,18 901;3; Rs.; Kachel?; 22; Riefen; 10YR 8/4; 10YR 8/4; 320 9,19 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 5Y 2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 9,20 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 10; unverziert; 1 OR 2.5/1; 271-7.5YR
7/;225 9,21 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 16; unverziert; 2.5Y 4/2; 2.5Y 6/2; 231
10,1 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 14; unverziert; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 222
10,2 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 7; unverziert; 5YR 412; 2.5Y 6/2; 222 10,3 506;3; Rs.; Kugeltopf; 7; -; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 231 10,4 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 10; unverzien; 7.5YR 3/0; 2.5Y
5/0-2.5; 222 10,5 506; 3; Ws.; Standbodengefäß; -; Kerben; 2.5Y 2/0; 2.5Y 6/2'
223 ' 10,6 383; 3; Rs.; Deckel; -; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 10,7 326; 3; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2'
221 ' 10,8 326; 3; Rs.; Kugeltopf; 13; Riefen; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0; 222 10,9 326; 3; Rs.; Standbodengefäß; 26; Riefen; 10R 2.5/1' 7.5YR
7/0; 226 ' 10,10 326; 3;Rs.; Kugeltopf; 12; -; 10YR 8/2; 2.5Y 6/2; 231 10,11 326; 3; Rs.; Kugeltopf; 1; Riefen; 7.5YR3/0; 2.5Y 6/2; 221 10,12 326; 3; Rs.; Kugeltopf; 7; Riefen; 5YR 4/2; 2.5Y 6/2; 221 10,13 275; 3; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 1 OR2.5/1; 1 OR 3/2; 222 10,14 791; 3; Rs.; Kugeltopf; 3; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 412
261
10,15 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 13; unverzien; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0; 13,1 311; 5; Rs.; Kugeltopf; 13; Rillen; 7.5YR3/0; 10R2.5/1; 413 232 13,2 439; 5; Rs.; Krug/Kanne; 33/Schrägstellung; Riefen; 2.5Y
10,16 1010; 3; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 5Y 2.5/1; 2.5Y 5/0; 5/0; 7.5YR 7/0; 421 222 13,3 420; 5; Rs.; Kugeltopf; 21; Riefen; 2.5Y 5/0; 2.5Y 8/2; 415
10,17 581; 3; Rs.; Krug/Kanne; 26; -; 2.SYR 6/6; 2.5YR 6/6; 612 13,4 447; 5; Rs.; Kugeltopf; 7; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 221
10,18 791; 3; Rs.; Kugeltopf; 6; -; 2.5Y 4/2; 2.5Y 6/2; 222 13,5 438; 5; Ws.; Kugeltopf; -; Rollrädchen; 7.5YR 7/0; 7.5YR 10,19 791; 3; Henkel; -; Henkel; Bemalung; -; -; 342 7/0;232
10,20 1010; 3; Rs.; Kugeltopf; 28; -; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 223 13,6 442; 5; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 10YR 3/2; 2.5Y 6/2; 10,21 625; 3; Ws.;-;-; Kammstrich;-;-;211 231 10,22 505; 3; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 5Y 3/1; 2.5Y 6/2; 221 13,7 457; 5; Bs.; Krug/Kanne; Standfuß; Riefen; 7.5YR 3/0; -; 412 10,23 505; 3; -; Wirtel; -; -; -; -; - 13,8 457; 5; Ws.; Standbodengefäß; -; Kammstrich; -; -; 211 10,24 432; 3; Rs.; Kugeltopf; 13; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 13,9 278; 5; Rs.; Becher; 24; Riefen; 10R 3/2; 7.5YR N3/0; 511
221 13,10 262; 5; Rs.; -; 1; -; 7.5YR N3/0; 7.5YR N8/0; 411 10,25 506; 3; Rs.j Kugeltopf; 12; -; 2.5Y 5/0; 2.5Y 8/2; 232 13,11 311; 5; Rs.; Kugeltopf; 13; Riefen; 7.5YR 3/0; 10R 2.5/1; 222 10,26 544; 4; Bs.; Miniaturgefäß; Flachboden; -; -; -; 611 13,12 516; 6; komplett; Kugeltopf; 21; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 10,27 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 1; -; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 412 7/0;412 11,1 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; -; 2.5Y 5/0; 2.5Y 6/2; 222 13,13 861; 6; -; Senker; -; -; 7.5YR 7/0;-;-11,2 544; 4; Rs.; Krug/Kanne; 27; Riefen; 10YR 5/8; 7.5YR 3/0; 13,14 861; 6; Rs.; Krug/Kanne; 24; Kerbenleiste; 10R 3/2; 5Y 3/1;
515 511 11,3 544; 4; Rs.; Krug/Kanne; Henkel; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 13,15 861; 6; Rs.; Becher (Krug/Kanne?); -; Rollrädchen; 7.5YR
3/0; 413 3/0; 7.5YR 7/0;421 11,4 544; 4; Rs.; Becher; -; Rollrädchen; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 13,16 861; 6; Rs.; Standbodengefäß; lai Rillen; 5YR 4/2; 7.5YR
421 7/0-7.;212 11,5 544; 4; Rs.; Schüssel; 32; -; 7.5YR 3/0; 10R2.5/1; 612 13,17 436; 6; Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 412 11,6 544; 4; Rs.; Kugdtopf; 20; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 412 13,18 861; 6; Rs.; Kugeltopf; 16;-; 7.5YR 3/0;2.5Y 5/0; 412 11,7 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 422 13,19 832; 6; Rs.; Kugeltopf; 20; -; 7.5Y 8/2; 21,-2.5Y 8/2; 411 11,8 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 5YR 4/2; 2.5Y 6/2; 620 13,20 486; 6; -; Wirtel; -; -; 7.5YR 3/0; -;-11,9 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 422 13,21 486; 6;-; Wirtel; -;-; 7.5YR 7/0; -;-ll,10 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR N3/0; 5YR 811; 411 13,22 834; 6; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 2.5Y 3/2; 5YR 8/1; 221 11,11 544; 4; Rs.; Pokal; 11; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0; 421 13,23 43; 6; Rs.; Kugeltopf; 11; Riefen; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0; 412 11,12 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 12; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR N8/0; 415 13,24 43; 6; Rs.; Kugeltopf; 3;-; 7.5YR3/0; 7.5YRN8/0;411 11,13 544; 4; Rs.; Becher; 32; Riefen; 2.5Y 5/0; 2.5Y 6/2; 422 13,25 43; 6; Rs.; Krug/Kanne; 23; -; 10R 3/3; 2.5Y 5/0; 511 ll,14 544; 4; Rs.; KugeItopf; 14; Riefen; 2.5Y N4/0; 7.5YR N8/0; 13,26 832; 6; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0-7.;
412 414 11,15 544; 4; RB.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR3/0; 5YR 8/1; 411 14,1 767; 6; RB.; Kugeltopf; 12; Rillen; 7.5YR 7/0; 7.5YR N8/0; 11,16 544; 4; Ws.;-;-;-; -;-; 422 231
i 11,17 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 10; Riefen; 7.5YR 3/0; 5YR 8/1; 411 14,2 767; 6; Rs.; Kugeltopf; 20; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0 -2.; 414
~, 11,18 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; unverziert; 7.5YR 3/0; 7.5YR 14,3 767; 6; Rs.; Kugeltopf; 5; Rillen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 221
I N8/0;412 14,4 405; 6; komplett; Krug/Kanne; 25; Einzelleiste; 7.5YR 3/0;
11,19 537; 4; Rs.; Becherl'I'aBse; 34; Riefen; 5YR 6/8; 2.5Y 8/4; 521 7.5YR 7/0: 415 11,20 537; 4; Rs.; Kugeltopf; 16; Riefen; 5Y 3/1;2.5Y 5/0-7.5; 412 14,5 767; 6: Rs.; Kugeltopf; 14: Riefen: 7.5YR 3/0; 7.5YR 5/0; 412 11,21 782; 4; Rs.; Kugeltopf; 20; unverziert; 2.5Y N4/0; 7.5YR 14,6 765; 6; Rs.; Kugeltopf; 15; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 412
N8/0;412 14,7 493; 6; Rs.; Kugeltopf; 13; unverziert; 2.5Y 5/0; 2.5Y 5/0; 222 11,22 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 3; -; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0; 231 14,8 767; 6; Ws.:-;-; Bemalung;-;-: 341 11,23 1005;4:Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 7.5YR 3/0: 121:412 14,9 493; 6; Rs.: Kugeltopf; 16 (evtl. 13); unverziert; 7.5YR 3/0; 12,1 1005: 4: Rs.; Kugeltopf; 13; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5Y 8/2; 222 7.5YR 7/0-2.:222 12,2 1005; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 10R2.5/1: 7.5Y8/2; 412 14,10 767; 6; Ws.; -; -; Kammstrich: -; -; 211 12,3 724: 4: Rs.; Kugeltopf; 28: Riefen; 7.5YR N3/0; 2.5Y 6/2; 413 14,11 493; 6; Rs.; Kugeltopf; 10; unverziert; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 12,4 782' 4; Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 2.5Y 2/0; 2.5Y 5/0; 412 221
, . f 12,5 782; 4; Rs.; Kugeltopf; 5; Rie en; 7.5YR 3/0; 2.5Y 8/2; 422 14,12 493; 6; Rs.; Kugeltopf; 13; unverziert; 7.5YR 3/0: 2.5Y 5/0-2: 12,6 842; 4; Rs.; Kugeltopf: 5; -; 5: 3/1; 7.5YR N8/0; 231 221 12,7 782; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0-2.; 14,13 765; 6; Rs.;Deckel;-; -;-;-; 414
411 14,14 453; 6; Ws.; Krug/Kanne; Henkel; Applikation; 2.5YR 6/6; 12,8 782; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0: 2.5Y 5/0; 412 2.5YR 616; 612
12,9 579; 4; Rs.; Kugeltopf; 1; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 413 14,15 137; 7; Bs.; Grapen; Grapenfuß; -; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 12,10 782; 4; Rs.; Becher; 33; Rollrädchen; 10YR 8/2; 10YR 8/2; 412
330 15,1 737; 7; Rs.; Kugeltopf; 29; Riefen; 5YR 4/2; 31/-2.5YR 6/; 12,11 579; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; ~efen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 422 225
12,12 134; 5; RB.; Kugeltopf; 1; Ri~fen; 5Y 2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 15,2 282-111; 7; Rs.; Kugeltopf; 11; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR 3/0;
12,13 134; 5: Rs.; Kugeltopf; 20; I,Uefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 422 422
12,14 278; 5; Rs.; KugeItopf; 1; Ri~en ?; 7.5YR 3/0;2.5Y 6/2;423 15,3 208/209; 7; Henkel; Krug/Kanne; Henkel; Riefen; 7.5YR
12,15 278; 5; Rs.; KugeItopf; 20; Riefen; 10R 3/2; 7.5Y 8/2; 222 3/0; 2.5Y 5/0; 423
12,16 278; 5; Rs.; Kugeltopf; 1.6; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 812; 411 15,4 283; 7; Rs.; Kugeltopf; 13; -; 10R 2.5/1; 7.5YR 7/0; 222
12,17 136; 5; Rs.; Kachel; -; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 411 15,5 857; 7; Rs.; Becher; 24; -; 10R 3/2; 2.5Y 5/0' 511
12,18 278' 5' Rs: _. 23' Riefen; 2.5Y 6/2; 2.5Y 8/2; 232 15,6 137; 7; Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0; 412
12,19 278; 5; Rs.; iru~Kanne; 26; Rollrädchen; 2.5Y 5/0; 2.5Y 8/2; 15,7 734; 7; Bs.; Krug/Kanne; Wellenfuß; -; -; -; 516
231 15,8 734; 7; Bs.; KruglKanne; Wellenfuß;-; 10R 3/3;-; 511 12,20 136; 5; Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 412 15,9 90; 7; -; Wirtel; -; -; 5Y 4/2; -;-
12,21 278; 5: Rs.; Senker; -; -; 7.5~ 5/6; -;- 15,10 830; 7; Henkel; Krug/Kanne; Henkel; -; 10YR 4/4; -; 612 12,22278: 5; Rs.: KugeItopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 221 15,11 776; 7; Rs.; Kugeltopf; 29; ~efen; 7.5YR N3/0; 5YR 8/1: 411 12,23 136; 5; Rs.; Kugeltopf; 20; -; 2.5Y 5/0; 2.5Y 6/2; 422 15,12 131; 8; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0; 5YR 8/1; 422 12,24136; 5; RB.; Krug/Kanne; 31,Henkel; -; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0; 15,13 116; 8; Komp; Kugeltopf; 21; Einzelleiste; 2.5Y 8/2; 7.5YR
231 7/0;231
262
15,12 118; 8; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0-5Y; 421
15,15 116?; 8?; Rs.: Kugeltopf; 21; unverziert; 2.5Y 5/0: 5.5YR 7/0j 412
15,16 73; 8; Rs.; Kugeltopf; 21; Riefen; 7.5YR 3/0j 7.5YR 7/0; 412 15,17 194; B; Rs.; Becher (N apf?); 1; unverziert; 2.5Y 5/0; 2.5Y 6/2;
416 15,1 B 194; 8j Rs.j KruglKanne; 25; Riefenj 7.5YR 3/0; 7.5YR NB/Oj
412 15,19 194j 8; Rs.; Becher (Napf?)j 1junverziert;-; -j 416 15,20 115; 8; Rs.; Deckelj -; Riefenj 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0-2.j 231 16,1 123; B;Rs.; Kugeltopf;20; Riefen; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0;421 16,2 109; 9; Bs.; KruglKanne; WeIlenfuß;-;-;-; 511 16,3 109j 9j Rs.j Kugeltopfj 21; Riefenj 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0;
412 16,4 463; 9; Rs.; Kugeltopf; 12j Riefen; 2.5Y 5/0: 2.5Y 6/2; 421 16,5 463j 9; Rs.; Kugeltopf; 14j Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2j 421 16,6 33; 9; Rs.; Krug/Kannej 33; unverziert; 5YR 3/3; 7.5Y 8/2;
511 16,7 33; 9; Rs.; Krug/Kanne; 33; Riefen; 5YR 3/3; 7.5YR 7/0; 511 16,8 33; 9; Rs.; Tiegel; 33; -; 7 .5YR 3/0; 75YR 3/0; 417 16,9 33; 9; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 25Y 5/0; 2.5Y 8/2; 411 16,10 109; 9j Rs.j Kugeltopf; 14j Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0;
421 16,11 479j 9; Rs.; Kugeltopf; 12; Riefen; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0; 421 16,12 472k; 9; Rs.; Standbodengefäßj 1j Kammstrich; 2.5Y 4/2;
2.5Y 6/2; 211 16,13 95; 10; Rs.; KruglKanne; 25; Kniffelleiste; 2.5Y 5/0; 7.5Y 8/2;
415 16,14 96; 10; Rs.; Kugeltopf; 21; Riefen; 7.5YR 7/0; 25Y 6/2; 231 16,15 95; 10; Bs.; Krug/Kanne; Weil; -; -; -; 511 16,16 167; 10; Rs.; Kugeltopf; 12; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0;
412 16,17 797;-; Ws.;-;-; Kammstrich; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0; 412 16,18 17;-;-; Senker;-;-;2.5Y 5/0;-;-16,19 482; -; -j Deckel;-j -j 2.5Y 6/2;-; Zieglerware 16,20 17; -; -j -: -; -: 2.5YR 4/6; -; Zieglerware 17,1 -j-j Rs.; Kugeltopf; 13;-; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0; 412 17,2 797j -; Bs.; Krug/Kanne; WeIl; -; -; -; 511 17,3 797; -; Rs.; Kugeltopf; 6; -; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 232 17,4 797; -; Rs.; Kugeltopf; 8; unverzien; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-2.5;
221 17,5 797; -; Rs.; Kugeltopf; 7; unverziert; 2.5Y 6/2; 2.5Y 8/2; 231 17,6 -; -; Bs.; Krug/Kanne; Well; -: -; -; 511 17,7 110; -; -j Wirtelj -; -; 10 YR 3/6; -;-17,8 414;-j-; WIrte4 -;-j 5Y 6/1j-;-17,9 -;-; Ws.;-;-; Bemalung; 10YR8/2; 10YR8/2;341 17,10 -; -; Rs.; Standbodengefäß; 33; Kammstrich; 7.5YR 3/0;
7.5YR3/0-10j211 17,11 -;-; Rs.;Deckel;-; unverziert; 7.5YR3/0; 5YR 8/1;411 17,12 -j-; Rs.; Kugeltopf; 2; unverziert; 7.5YR3/0; 7.5YR3/0;412 17,13 -j -; Rs.; Kugeltopf; 16; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y B/2; 421 17,14 -j-; Rs.j Kugeltopf; 20; Einzelleiste; 7.5YR3/0;5YR8/1j411 17,15 -;-; Rs.; Kugeltopf; 21;-; 7.5YR3/0; 5YR 8/1; 411 17,16 -; -; Rs.; Kugeltopf; 21; Riefen; 2.5Y 5/0;7.5YR 7/0j 232 17,17 -;-; Rs.; Kugeltopf;20;-; 7.5YR3/0; 5YR8/1;411 17,18 -j-; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzie!1j 2.5Y 4/2; 2.5Y 3/2; 222 17,19 -; -; Rs.; Kugeltopf; 21; Einzelleiste?; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0;
422 1720 -'-' Bs' Krug/Kanne' Welienfuß·-·-·_· 521 17:21 ~ -; Rs·.'j Kugeltopf; 3; Riefen; 7.?YR 3/0; 7.5YR N8/0; 222 17,22 -; -; Rs.; Kugeltopf; 13; Riefen; 7.5YR3/0; 5YR 8/1; 421 17,23 -; -; Ws.; Stand boden gefäß; -; Kammstrich; -; -; 211 17,24 -; -; Rs.; Krug/Kanne; 25; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 411 17,25 797; -; Rs.; Becher; 24, Henkel; unverzien; 2.5YR 4/6; 2.5Y
5/0; 511 17,26 -;-; Rs.; Kugeltopf; 3; unverziert; 7.5YR3/0; 7.5YR3/0;412 17,27 -; -; Bs.; KruglKanne; Standplatte; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0;
412 18,1 -; -; Rs.; Kugeltopf; 27; -; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 231 18,2 -;-; Rs.;Kugeitopf; 18; unverziert; 7.5YR 3/0; 2.5Y 612; 221 18,3 -;-; Rs.; Kugeltopf; 3; Riefen; 7.5YR N3/0j 2.5Y 5/0-2.5; 414 18,4 -; -j Rs.j Kugeltopf; 12; Riefen; -; -; 412
18,5 -; -j Rs.; Kugeltopf; 14; Rillen; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 422 18,6 -; -; Rs.; Kugeltopf; 29; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0; 411 18,7 -;-j Rs.;Kugeltopfj 14; -;5Y2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 18,8 -;-; Rs.j Kugeltopfj 18; Riefen; -;-; 412 18,9 -;-; Rs.;Kugeltopf; 14; -; 5Y 4/2; 7.5YR 7/0; 231
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