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Bildbeschreibung, Heiner Mueller

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  • 1 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH

    H e i n e r M l l e r

    B I L D B E S C H R E I B U N G

  • 2 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH

    henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2006Als unverkufliches Manuskript vervielfltigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte,vorbehalten, insbesondere die der Auffhrung durch Berufs- und Laienbhnen, des ffent-lichen Vortrags, der Buchpublikation und bersetzung, der bertragung, Verfilmung oderAufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien.Das Vervielfltigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bcher ist untersagt.Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- undstrafrechtliche Folgen nach sich.Die Werknutzungsrechte knnen vertraglich erworben werden von:

    henschel SCHAUSPIELMarienburger Strae 2810405 Berlin

    Wird das Stck nicht zur Auffhrung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplarunverzglich an den Verlag zurckzusenden.

    F 1

  • 3 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH

    Eine Landschaft zwischen Steppe und Savanne, der Himmel preuisch blau, zwei riesige

    Wolken schwimmen darin, wie von Drahtskeletten zusammengehalten, jedenfalls von unbe-

    kannter Bauart, die linke grere knnte ein Gummitier aus einem Vergngungspark sein,

    das sich von seiner Leine losgerissen hat, oder ein Stck Antarktis auf dem Heimflug, am

    Horizont ein flaches Gebirge, rechts in der Landschaft ein Baum, bei genauerem Hinsehn

    sind es drei verschieden hohe Bume, pilzfrmig, Stamm neben Stamm, vielleicht aus einer

    Wurzel, das Haus im Vordergrund mehr Industrieprodukt als Handwerk, wahrscheinlich

    Beton: ein Fenster, eine Tr, das Dach verdeckt vom Laubwerk des Baumes, der vor dem Haus

    steht, es berwachsend, er gehrt einer andern Spezies an als die Baumgruppe im Hinter-

    grund, sein Obst ist augenscheinlich ebar, oder geeignet, Gste zu vergiften, ein Glaspokal

    auf einem Gartentisch, halb noch im Schatten der Baumkrone, hlt sechs oder sieben Exem-

    plare der zitronenhnlichen Frucht bereit, aus der Position des Tisches, ein grobes Stck

    Handarbeit, die gekreuzten Beine sind unbehauene junge Birkenstmme, kann geschlossen

    werden, da die Sonne, oder was immer Licht auf diese Gegend wirft, im Augenblick des

    Bildes im Zenit steht, vielleicht steht DIE SONNE dort immer und IN EWIGKEIT: da sie sich

    bewegt, ist aus dem Bild nicht zu beweisen, auch die Wolken, wenn es Wolken sind, schwim-

    men vielleicht auf der Stelle, das Drahtskelett ihre Befestigung an einem fleckig blauen Brett

    mit der willkrlichen Bezeichnung HIMMEL, auf einem Baumast sitzt ein Vogel, das Laub

    verbirgt seine Identitt, es kann ein Geier sein oder ein Pfau oder ein Geier mit Pfauenkopf,

    Blick und Schnabel gegen eine Frau gerichtet, von der die rechte Bildhlfte beherrscht wird,

    ihr Kopf teilt den Gebirgszug, das Gesicht ist sanft, sehr jung, die Nase berlang, mit einer

    Schwellung an der Wurzel, vielleicht von einem Faustschlag, der Blick auf den Boden gerich-

    tet, als ob er ein Bild nicht vergessen kann und oder ein andres nicht sehen will, das Haar

    lang und strhnig, blond oder weigrau, das harte Licht macht keinen Unterschied, die

    Kleidung ein lchriger Fellmantel, geschnitten fr breitere Schultern, ber einem faden-

    scheinig dnnen Hemd, wahrscheinlich aus Leinen, aus dem an einer Stelle ausgefransten zu

    weiten rechten rmel hebt ein gebrechlicher Unterarm eine Hand auf die Hhe des Herzens

    bzw. der linken Brust, eine Geste der Abwehr oder aus der Sprache der Taubstummen, die

    Abwehr gilt einem bekannten Schrecken, der Schlag Sto Stich ist geschehn, der Schu

    gefallen, die Wunde blutet nicht mehr, die Wiederholung trifft ins Leere, wo die Furcht

    keinen Platz hat, das Gesicht der Frau wird lesbar, wenn die zweite Annahme stimmt, ein

    Rattengesicht, ein Engel der Nagetiere, die Kiefer mahlen Wortleichen und Sprachmll, der

    linke Mantelrmel hngt in Fetzen wie nach einem Unfall oder berfall von etwas Reien-

    dem, Tier oder Maschine, merkwrdig, da der Arm nicht verletzt worden ist, oder sind die

    braunen Flecken auf dem rmel geronnenes Blut, gilt die Geste der langfingrigen rechten

    Hand einem Schmerz in der linken Schulter, hngt der Arm so schlaff im rmel, weil

    er gebrochen ist, oder durch eine Fleischwunde gelhmt, der Arm ist am Handansatz vom

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