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Bildungstypen
…in aller Munde. Doch Bildung, also die Vermittlung von Fachwissen und sozialen Fähigkeiten, ist nicht gleich Bildung: laut der aktuellen päda-gogischen Forschung gibt es mind-
estens drei unterschiedliche Arten von Bildung, die an unterschiedlichen Orten statt ndet, in verschiedenen Lern formen passiert und auch ver-schiedene Fähigkeiten vermittelt.
Die formale Bildung vermittelt vor al-lem inhaltliches Fachwissen (wie z.B. Grammatik oder Geometrie). Im Be-reich der non-formalen und informel-len Bildung werden dagegen schwer-punktmäßig soziale Kompetenzen, wie z.B. Organisationstalent, Toleranz und Teamfähigkeit, „gelernt“. Diese Fähigkeiten kann kein Lehrplan ver-ordnen – man erwirbt sie vor allem durch ausprobieren.
Laut dem 12. Kinder- und Jugend-bericht der Bundesregierung (von 2005) werden über 60% der sozi-alen Kompetenzen in der Familie, im Freun deskreis und nicht zuletzt in der Zivilgesellschaft, insbesondere im ehren amtlichen Engagement, erwor-ben. Soziale Kompetenzen zu lernen heißt also vor allem : „Learning by do-ing“
Bildungstypen Lernformen Typische Lernorte
Formale BildungLernziele und Lern zeiten e tern de niert f hrt zur erti zierung
Schulen undHochschulen
Non-formale Bildung Systematisches Lernen ohne erti zierung
Projekte derJugendarbeit
Informelle Bildung Unsystematisches Lernen durch Interaktion
Freizeit(en)und Freiräume
BILDUNGIST ...
... MEHR ALS SCHULE
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ußerschulische Bildung ndet an vielen Orten statt. Zentrale Prinzipienfür das gelingen außerschulischer Lernprozesse sind immer:
Freiwilligkeit elbstorganisation
oziale Kompetenzen werden überwiegend nicht in der chule erworben
Nonformale und informelle Lerngelegenheiten sind dafür wichtig
diese Lerngelegenheitenzeichnen sich durch Freiwilligkeit und elbstorganisation aus
Jugendverbände sind zentrale Lernorte
Mit den Worten der Wissenschaft:
„Die soziale Bildung in den Jugendverbänden dient der Persönlichkeits-bildung und der Förderung des ozialverhaltens unger enschen unabhängig von vorgegebenen trukturen und Lehrplänen
(Studie: „Jugend im Verband“, Freie Universität Berlin).
Ein wesentlicher Lernort außerschu-li scher Bildung ist daher das ehren-amtliche Engagement von Kindern und Jugendlichen in den Jugend-verbänden. Denn Jugendverbände leisten nicht nur wichtige Arbeit für
die Gesellschaft, sondern verste-hen sich selbst als „Werkstätten der Demokratie . Hier entscheiden Kinder und Jugendliche selbst, wie sie sich einbringen und ihr Zusammenleben und Arbeiten organisieren.
Denn ein ergebnisoffener Prozess der Verarbeitung, Aneignung und Weiter-entwicklung kann nicht von außen verordnet werden
Vielmehr braucht es gerade in der globalisierten Welt die Fähigkeit sich auf Neues einzulassen Das geht nur durch ausprobieren
MIT ANDEREN WORTEN...
FINDET AUSSERSCHULISCHE
BILDUNG STATT?WIE UND WO
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Jugendverbände stehen für Selbstorganisation und Interessenvertretung. Die Basis der Verbandsarbeit ist das Ehrenamt.
Jugendverbände bieten Frei- und Experimentierräume und damit wertvolle informelle und nonformale Bildungsgelegenheiten.
Somit leisten Jugendverbände als Bildungsträger einen wichtigen Beitrag zur Sozialisation im Jugendalter, indem sie junge Menschen an demokratisches Denken und Handeln heranführen.
Die typischen Angebote von Jugend- verbänden erstrecken sich von Grup-penstunden, Wochenendseminaren, Zeltlagern und Ferienfreizeiten bis hin zur offenen Jugendarbeit und Jugend sozialarbeit.
Die unterschiedlichen thematischen chwerpunkte der Verbände – von
konfessionell bis politisch, Sport bis Musik, von Pfad ndern bis helfenden Verbänden – eröffnen Kindern und Jugendlichen verschiedenste Mögli-chkeiten ehrenamtlichen Engage-
ments. Damit bieten sie auch die Chance, entsprechend der eigenen Interessen von und mit Gleichge-sinnten zu lernen und sich so selbst-bestimmt und zugleich in Gemein-schaft zu entwickeln.
Allein die im Landes ugend-ring Rheinland-Pfalz organisierten Jugend verbände erreichen edes Jahr mehr als 00 000 Kinder und Ju-gendliche mit ihren Angeboten der außerschulischen Bildung
WAS SINDJUGENDVERBANDE?..
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„In meinem jahrelangen Engagement bei den
Falken habe ich viele praktische Erfahrungen
gesammelt die mich heute auch beru ich
weiterbringen.“
Simone, 30 Jahre
(Mitarbeiterin im Netzwerk für Demokratie & Courage)
„Aus den Jahren bei der Jugendfeuerwehr habe ich so
viel technisches und soziales Know-How gezogen, das
es mir heute ermöglicht sowohl in Drucksituationen in
Einsätzen, im Privatleben oder im Beruf, selbstbewusst,
gradlinig und vorrausschauend zu agieren und zu re-
agieren.“
Olly, 29 Jahre (Sportlehrer und aktiver Feuerwehrmann)
„In einer großen Gemeinschaft zu leben
heißt Bewegung. In der Jugendarbeit
habe ich intensiv erfahren mich und meine
Gedanken zu bewegen und auf andere
offen, kritisch und konstruktiv zuzugehen.“
Melanie, 29 Jahre (Pädagogin)
„Was ich im Jugendverband gelernt
habe, hätte mir keine Schule und kein
Lehrer jemals beibringen können.“
Judith, 24 Jahre
(Junior Research Coordinator)
AUSSERSCHULISCHE
BILDUNG WIRKT...
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Die bildungspolitischen Reformen der letzten Jahre haben die Freiräu-me für ehrenamtliches Engagement und außerschulische Bildung erhe-blich eingeschränkt. Dies zeigt neben der Untersuchung „Keine Zeit für Ju-
gendarbeit!?“ der Universität Dort-mund auch die Auswertung und In-terpretation des Berichts „Jugend in der Zivilgesellschaft – Freiwilliges En-gagement Jugendlicher von 1999 bis 2009“:
Freiwilliges Engagement bei Jugend-lichen zwischen 14 und 24 Jahren ist zwischen 1999 und 2009 leicht rück-läu g.
Die Bereitschaft sich zu engagieren nahm im Forschungszeitraum stark zu, während das freiwillige Engagement stark zurückging.
Zwischen G8 und G9 sowie Halb- und Ganztagsschule sind deutliche Unterschiede zu erkennen. Bei Stu-dierenden ging das Engagement
der 20-24 Jährigen zurück, wäh rend dasjenige der 25-30 Jährigen zu-nimmt. Erklärung könnten die Ver än-derungen im Hochschulwesen sein.
Betrachtet man den tatsächlichen Zeiteinsatz der Jugendlichen, so lässt sich ein deutlicher Rückgang be-obachten. Besonders auffällig ist der Rückgang bei den 14-19 Jährigen, den Schülerinnen und Schülern also.
TATSACHLICHER ZEITEINSATZ..
EINFLUSS VON SCHULE UND STUDIUM
ENGAGEMENT UND ENGAGEMENTBEREITSCHAFTIM ZEITVERLAUF
PROBLEME DER JUGENDARBEIT
IN ZEITEN VON BACHELOR, MASTER,
G8 UND GANZTAGSSCHULE
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„Ich musste leider meine Gruppenstunde
aufgeben, da ich sonst zeitlich nicht über
die Runden gekommen wäre.“
Thalia, Studentin
„Insbesondere mit studierenden Ehrenamtlichen wird
es immer schwieriger, längerfristig Freizeiten oder an-
dere Aktionen zu planen und durchzuführen, da sie die
nötige Verbindlichkeit oft nicht gewährleisten können“
Jan, Bildungsreferent
„Ich würde mich gerne noch mehr
engagieren, mein voller Stundenplan
und die Angst um meinen Noten-
schnitt erlaubt es mir aber nicht.“
Loreen, Abiturientin
„Seit Beginn meines Bachelor-Studiums ist durch die
kurzfristigen Ansetzungen der Prüfungen eine Teil-
nahme als Helfer nicht mehr sicher planbar. Im letzten
Jahr habe ich auf gut Glück die Vorbereitungssemi-
nare mitgemacht, konnte dann aber nur die letzte
Woche des Zeltlagers mitgestalten. Inzwischen über-
lege ich, ob das noch überhaupt Sinn macht.“
Alex, Student
KEINE ZEITFUR EHRENAMT UND
AUSSERSCHULISCHE BILDUNG..
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Die Erhöhung der Regelstudienzeit und der Bafög- Bezugsdauer für ehrenamtlich Engagierte
Ein Ferienschutz für die Jugendarbeit – Prüfungen für Studierende müssen auch außerhalb der Schulferien statt nden
Einen freien Nachmittag pro Woche für das Ehrenamt – auch an Ganztagsschulen
Den nanziellen Ausbau der Strukturen der Kinder- und Jugendarbeit
Die gesellschaftliche Anerkennung der Jugend- verbände als Bildungsträger
Landesweit verbindliche Freistellungsregelungen für SchülerInnen, Studierende und Azubis
Eine Entrümpelung der Lehrpläne
Literaturliste:Bundesregierung (2005): 12. Kinder- und Jugendbericht, Berlin.Lange, Mirja/Wehmeyer (2013): Keine Zeit für Jugendarbeit?!, Dortmund.Lindner, Werner (2008): Kinder- und Jugendarbeit wirkt, Wiesbaden.Picot, Sybille (2012): Jugend in der Zivilgesellschaft, Gütersloh.
WEITERE INFORMATIONEN
http://freiraum.ljr-rlp.de
Landesjugendring Rheinland-Pfalz e. V.
Geschäftsstelle
Raimundistraße 2
55118 Mainz
FREIRAUME..FUR BILDUNG SCHAFFEN
HEISST...
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