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Biofeedback und Neurofeedback: Anwendungsmöglichkeiten in Psychosomatik und Psychotherapie Biofeedback and Neurofeedback: Applications in Psychosomatic Medicine and Psychotherapy Petra Windthorst 1 , Ralf Veit 2 , Paul Enck 1 , Robert Smolka 1 , Stephan Zipfel 1 , Martin Teufel 1 1 Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen 2 Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Universitätsklinikum Tübingen VNR 2760512015147122499 Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0034-1387320 Psychother Psych Med 2015; 65: 146158 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0937-2032 Korrespondenzadresse Petra Windthorst Universitätsklinikum Tübingen Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Osianderstraße 5 72076 Tübingen [email protected] tuebingen.de Fort- und Weiterbildung 146 Lernziele ! Der Beitrag soll hinsichtlich der Behandlung mit Biofeedback und Neurofeedback in Psychosomatik und Psychotherapie folgende Aspekte vermitteln: Wirkmechanismen allgemeine Ziele störungsspezifische Anwendungsbereiche exemplarischen Behandlungsablauf Der Leser soll Folgendes übertragen und praktisch anwenden können: Beratung von Patienten bzw. Klienten über Behandlungsmöglichkeiten mit Biofeedback und ggf. Indikationsstellung in Abhängigkeit des eigenen Arbeitskontextes, Aufzeigen von Chancen und Grenzen des Verfahrens in Psychosomatik und Psychotherapie. Zusammenfassung ! Die Biofeedbacktherapie in der Anwendung in Psychosomatik und Psychotherapie enthält Ele- mente der Psychoedukation und der Spannungs- reduktion. Sie verfolgt mittels gezielter Beeinflus- sung von Körperfunktionen das Ziel der Be- schwerdelinderung, der Leistungssteigerung und der Stärkung des Selbstwirksamkeitserlebens. Biofeedback einschließlich Neurofeedback ist die direkte Rückmeldung von Körperfunktionen, mit dem Ziel diese Funktionen positiv, d.h. in die ge- wünschte Richtung, zu beeinflussen. Die Rück- meldung erfolgt vornehmlich visuell oder auditiv. Die Biofeedbacktherapie wird den verhaltensthe- rapeutisch orientierten Psychotherapieverfahren zugeordnet. Das Neurofeedback ist eine spezifi- sche Form der Biofeedbacktherapie, die explizit auf die Beeinflussung neurophysiologischer Funk- tionen ausgerichtet ist. Im Folgenden wird vor- wiegend auf die Behandlung mit Biofeedback und Neurofeedback im Rahmen von psychosoma- tischen Krankheitsbildern eingegangen, bei de- nen sich die Biofeedbacktherapie als effizient er- wiesen hat. Historischer Hintergrund ! Der Zusammenhang von physiologischen Prozes- sen und emotionalem Erleben wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts vom französischen Neurolo- gen Vigouroux oder dem russischen Physiologen Tarchanoff erforscht [1]. Im deutschsprachigen Raum beschäftigten sich Jung und Wertheimer als eine der ersten mit der Aufzeichnung von Ver- änderungen des Hautleitwertes in Verbindung mit emotional stark behafteten Begriffen [1]. Pio- nierarbeit in Verbindung mit Theorien der Stress- reaktion und -verarbeitung sowie Entspannungs- techniken und deren Auswirkungen auf das vege- tative Nervensystem leisteten unter anderem Cannon, Seyle und Jacobson Mitte des 20. Jahr- hunderts [2]. Im Verlauf der 1930er-Jahre wurde erstmals der Begriff Biofeedbackgeprägt. Zur Aufzeichnung von physiologischen Reaktionen im Rahmen von juristischen Belangen wurde An- fang des 20. Jahrhunderts der erste Polygraf (ugs. Lügendetektor) entwickelt [3]. Gleichzeitig nahm das Interesse an Möglichkeiten der geziel- ten Beeinflussung von körperlichen Prozessen zu therapeutischen Zwecken kontinuierlich zu [1, 2]. Erste Neurofeedbackbehandlungen an Epilepsie- patienten fanden in den 70er-Jahren statt [4, 5]. Hinsichtlich der Studien- und Datenlage wurden Biofeedbackbehandlungen in Bezug auf das peri- phere Biofeedback insbesondere in den 60er- bis 80er-Jahren intensiv untersucht und haben seit- her Einzug in den klinischen Alltag erhalten [2]. In aktuellen Studien treten dabei Untersuchungen zum Neurofeedback in den Vordergrund [6]. Was ist Biofeedback? ! Übergeordnetes Ziel der Biofeedback- und Neuro- feedbacktherapie in Psychosomatik und Psycho- therapie ist die Verbesserung des Zusammen- spiels von körperlichen und psychischen Funktio- nen und schließlich eine Beschwerdelinderung bzw. Leistungssteigerung [7]. Bei den verhaltens- therapeutischen Psychotherapieverfahren, denen Windthorst P et al. Biofeedback und Neurofeedback: Psychother Psych Med 2015; 65: 146158 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.

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  • Biofeedback und Neurofeedback:Anwendungsmöglichkeiten in Psychosomatikund PsychotherapieBiofeedback and Neurofeedback: Applications in PsychosomaticMedicine and Psychotherapy

    Petra Windthorst1, Ralf Veit2, Paul Enck1, Robert Smolka1, Stephan Zipfel1, Martin Teufel1

    1 Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen2 Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Universitätsklinikum Tübingen

    VNR2760512015147122499

    BibliografieDOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0034-1387320Psychother Psych Med 2015;65: 146–158© Georg Thieme Verlag KGStuttgart · New YorkISSN 0937-2032

    KorrespondenzadressePetra WindthorstUniversitätsklinikum TübingenPsychosomatische Medizin undPsychotherapieOsianderstraße 572076 Tü[email protected]

    Fort- und Weiterbildung146

    Lernziele!

    Der Beitrag soll hinsichtlich der Behandlung mitBiofeedbackundNeurofeedback inPsychosomatikund Psychotherapie folgende Aspekte vermitteln:▶ Wirkmechanismen▶ allgemeine Ziele▶ störungsspezifische Anwendungsbereiche▶ exemplarischen BehandlungsablaufDer Leser soll Folgendes übertragen und praktischanwenden können:▶ Beratung von Patienten bzw. Klienten über

    Behandlungsmöglichkeiten mit Biofeedbackund ggf. Indikationsstellung in Abhängigkeitdes eigenen Arbeitskontextes,

    ▶ Aufzeigen von Chancen und▶ Grenzen des Verfahrens in Psychosomatik und

    Psychotherapie.

    Zusammenfassung!

    Die Biofeedbacktherapie in der Anwendung inPsychosomatik und Psychotherapie enthält Ele-mente der Psychoedukation und der Spannungs-reduktion. Sie verfolgt mittels gezielter Beeinflus-sung von Körperfunktionen das Ziel der Be-schwerdelinderung, der Leistungssteigerung undder Stärkung des Selbstwirksamkeitserlebens.Biofeedback einschließlich Neurofeedback ist diedirekte Rückmeldung von Körperfunktionen, mitdem Ziel diese Funktionen positiv, d.h. in die ge-wünschte Richtung, zu beeinflussen. Die Rück-meldung erfolgt vornehmlich visuell oder auditiv.Die Biofeedbacktherapie wird den verhaltensthe-rapeutisch orientierten Psychotherapieverfahrenzugeordnet. Das Neurofeedback ist eine spezifi-sche Form der Biofeedbacktherapie, die explizitauf die Beeinflussung neurophysiologischer Funk-tionen ausgerichtet ist. Im Folgenden wird vor-wiegend auf die Behandlung mit Biofeedbackund Neurofeedback im Rahmen von psychosoma-tischen Krankheitsbildern eingegangen, bei de-nen sich die Biofeedbacktherapie als effizient er-wiesen hat.

    Historischer Hintergrund!

    Der Zusammenhang von physiologischen Prozes-sen und emotionalem Erlebenwurde bereits Endedes 19. Jahrhunderts vom französischen Neurolo-gen Vigouroux oder dem russischen PhysiologenTarchanoff erforscht [1]. Im deutschsprachigenRaum beschäftigten sich Jung und Wertheimerals eine der ersten mit der Aufzeichnung von Ver-änderungen des Hautleitwertes in Verbindungmit emotional stark behafteten Begriffen [1]. Pio-nierarbeit in Verbindung mit Theorien der Stress-reaktion und -verarbeitung sowie Entspannungs-techniken und deren Auswirkungen auf das vege-tative Nervensystem leisteten unter anderemCannon, Seyle und Jacobson Mitte des 20. Jahr-hunderts [2]. Im Verlauf der 1930er-Jahre wurdeerstmals der Begriff „Biofeedback“ geprägt. ZurAufzeichnung von physiologischen Reaktionenim Rahmen von juristischen Belangen wurde An-fang des 20. Jahrhunderts der erste Polygraf (ugs.„Lügendetektor“) entwickelt [3]. Gleichzeitignahm das Interesse an Möglichkeiten der geziel-ten Beeinflussung von körperlichen Prozessen zutherapeutischen Zwecken kontinuierlich zu [1, 2].Erste Neurofeedbackbehandlungen an Epilepsie-patienten fanden in den 70er-Jahren statt [4, 5].Hinsichtlich der Studien- und Datenlage wurdenBiofeedbackbehandlungen in Bezug auf das peri-phere Biofeedback insbesondere in den 60er- bis80er-Jahren intensiv untersucht und haben seit-her Einzug in den klinischen Alltag erhalten [2].In aktuellen Studien treten dabei Untersuchungenzum Neurofeedback in den Vordergrund [6].

    Was ist Biofeedback?!

    Übergeordnetes Ziel der Biofeedback- und Neuro-feedbacktherapie in Psychosomatik und Psycho-therapie ist die Verbesserung des Zusammen-spiels von körperlichen und psychischen Funktio-nen und schließlich eine Beschwerdelinderungbzw. Leistungssteigerung [7]. Bei den verhaltens-therapeutischen Psychotherapieverfahren, denen

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  • die Biofeedbacktherapie zugeordnet wird, folgtdie Behandlung einem strukturierten, zielorien-tierten Behandlungsplan, der nach einer Pro-blem- und Verhaltensanalyse auf den Ebenen derphysiologischen Reaktion, der Emotion und Ko-gnition auf Veränderungen und Verbesserungenauf einer konkreten Verhaltensebene abzielt [8].Mittels eines elektronischen Messsystems wer-den in einem Regelkreis physiologische Prozessevornehmlich visuell oder auditiv, seltener taktil,zurückgemeldet. Über diese Rückmeldung gelingteine bewusste Wahrnehmung vormals zumeistunwillkürlich ablaufender körperlicher und psy-chischer Prozesse und die gezielte Beeinflussungder Parameter wird ermöglicht [7]. Durch dieseRückmeldung, auch im Sinne einer positiven Ver-stärkung (s.u.) und der folgenden bewusstenWahrnehmung der eigenen Körperreaktionen,wird die gezielte Beeinflussung dieser Parameterermöglicht. Die simultane Rückmeldung einzel-ner Parameter erlaubt sofortige Einschätzungund bietet Möglichkeiten der Korrektur (●" Abb.1) [9–11].Neurofeedback. Eine besondere Form der Bio-feedbacktherapie, als ebenfalls nicht invasivesVerfahren, ist das Neurofeedback. Es verbindetkognitive Regulationsmechanismen mit Konzep-ten der Gehirnstimulation und zielt auf die Beein-flussung der Gehirnaktivität ab. Insbesondere beiStörungsbildern, bei denen Hypo- oder Hyperak-tivierungen bestimmter Teile des Kortexes beider Krankheitsentstehung und -aufrechterhal-tung eine zentrale Rolle spielen, kann das Neuro-feedback als Therapieangebot infrage kommen.Zunehmende Verbreitung findet dabei das Neuro-feedbacktraining mittels Elektroenzephalo-gramm (EEG) [12, 13].

    Die Biofeedbacktherapie stellt die Rückmeldungphysiologischer Reaktionen an den Probanden dar,fördert eine bewusste Wahrnehmung körperlicherProzesse, stößt dadurch Lernprozesse an und er-möglicht so positive Veränderungen auf der Ver-haltensebene.

    Wirkmechanismen und Ziele derBiofeedbacktherapie!

    Beim Erlernen von Verhaltensänderungen mithil-fe von Biofeedback spielen Mechanismen derklassischen und operanten Konditionierung (z.B.positive Verstärkung), der Interozeption, der phy-siologischen Reaktionskontrolle als auch der ko-gnitiven Vermittlung von Lernerfolgen eine Rolle[10, 14]. Ein Verhalten, das durch extrinsischeoder intrinsische Konsequenzen belohnt, d.h. po-sitiv verstärkt wird, wird in Zukunft häufiger aus-geführt.Holroyd und Kollegen [15] zeigten in einer Studiemit 43 Patienten mit Spannungskopfschmerz und

    EMG-Feedback, dass die Effektivität der Biofeed-backtherapie insbesondere durch kognitive Ver-änderungen, die durch die Behandlung angestoß-en werden, als ausschließlich durch das Erlernenphysiologischer Kontrolle über einzelne Param-eter moderiert wird (vgl. auch [16]). Aktuelle Stu-dien gehen in noch größerem Ausmaß von derBedeutung der kognitiven Komponente, dem Ein-fluss der wahrgenommenen Kontrolle und derVeränderung des Selbstwirksamkeitserlebensaus. So beschreiben Wheat und Larkin [17] in ih-rem kritischen Review-Artikel zum Herzratenva-riabilitäts-Biofeedback, dass eine direkte Beein-flussung der Parameter in der Regel nur kurzzeiti-ge physiologische Effekte während der Sitzungund nicht darüber hinaus aufweisen und dennochlangfristig beeindruckende klinische Verbesse-rungen auftreten ohne nachweisbare signifikantephysiologische Veränderungen. Ähnlich benen-nen Glombiewski et al. [18], dass Biofeedback alspsychophysiologische Intervention über die Ver-mittlung kognitiver Veränderungen, wie die Ver-besserung des Selbstwirksamkeitserlebens unddas Erlernen von Bewältigungsstrategien, die Ef-fektivität der Biofeedbacktherapie moderiert.Studien mit wirksamem Placebo-Biofeedback(Sham-Biofeedback) als Kontrolle geben ebenfallsHinweise in diese Richtung u.a. bei den Erkran-kungsbildern Fibromyalgie [19], Asthma [20],chronischem Rückenschmerz [21] oder Span-nungskopfschmerz [22]. Babu und Kollegen [23]stellten bspw. in ihrer randomisierten kontrollier-ten doppelblinden Studie zum Einsatz von EMG-Feedback und Sham-Feedback bei Patienten mitFibromyalgie eine Verbesserung in allen Outco-me-Variablen in beiden Gruppen fest. EinzelneUnterschiede zwischen den Gruppen zum Vorteilder tatsächlichen Biofeedbackbehandlung ließensich verzeichnen. ●" Abb.2 veranschaulicht diegenannten Zusammenhänge. Dem Biofeedback-therapeut kommt dabei eine moderierende undverstärkende Funktion zu.Hinsichtlich der Neurofeedbacktherapie und ih-ren Wirkmechanismen wird häufig eine Vermen-gung unabhängiger und abhängiger Variablendiskutiert, d.h. der Einfluss der Gehirnaktivitätauf kognitive Prozesse und umgekehrt der Ein-fluss kognitiver Aktivität auf zerebrale Prozesse.Micoulaud-Franchi und Kollegen [24] schlagen

    Messung spezifischerphysiologischerParameter

    visuelle, auditiveoder taktileRückmeldung

    Patient: kognitive Verarbeitungder Reize, Korrektur und Erlernen

    willentlicher Kontrolle überphysiologische Parameter,Selbstwirksamkeitserleben

    Abb.1 Regelkreis und Kreislaufdes Lernens und Veränderns.

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  • ein Modell vor, das sowohl eine „neuropsycholo-gische“ als auch eine „psychophysiologische“ He-rangehensweise und die genauere Extraktion ab-hängiger und unabhängiger Variablen verdeut-licht, mit dem Ziel kognitive Prozesse und Varia-blen der Gehirnaktivität besser zu benennen. Da-rüber hinaus ermöglicht der Einsatz des fMRT-Feedbacks den Probanden mit den eigenen kogni-tiven Prozessen und ihren Effekten auf die Aktivi-tät des jeweiligen Gehirnareals zu experimentie-ren [24].Störungsunspezifisches Lernen. Neben der kon-kreten Beeinflussung einzelner Parameter (s.u.)ist also ein übergeordnetes, störungsunspezifi-sches Lernen möglich. So erleichtert eine konkre-te Rückmeldung physiologischer Prozesse dieVeranschaulichung psychosomatischer und so-matopsychischer Zusammenhänge und kanneinen Beitrag zur Psychoedukation leisten. Wieim obigen Modell von Holroyd et al. in●" Abb.2dargestellt, kann die Biofeedbacktherapie denAufbau von Selbstwirksamkeits- und Kontroller-wartungen unterstützen und diese verstärken.Durch die Aufmerksamkeitslenkung auf innerephysiologische Veränderungen verbessert sichdie Interozeption. Nicht zuletzt kann das Biofeed-back ferner die allgemeine Entspannungsfähig-keit verbessern (vgl. auch [1] bzw. [25]).

    Die Biofeedbacktherapie erlaubt eine spezifischeEinflussnahme auf Parameter und unspezifischeVeränderungen in Bezug auf Lernerfahrungen. Da-bei ist die Verbesserung des Selbstwirksamkeitser-lebens ein bedeutsamer Effekt der Intervention.

    Trainingsparameter und Indikations-gebiete!

    NeurofeedbackIm Bereich des Neurofeedbacks gibt es unter-schiedliche Möglichkeiten der Berechnung vonTrainingsparametern, die mit dem EEG erhobenwerden. Am häufigsten werden das Frequenz-band-Training (Alpha-, Beta-, Theta-, Delta-Wel-len), das Training von langsamen kortikalen Po-tenzialen (Slow Cortical Potentials, SCP) oder dasInfra-Low Frequency Training angewendet [26].Das EEG-Neurofeedbacktraining ist in der klini-schen Routine am häufigsten eingesetzt. Vor-nehmlich im experimentellen Status befindensich Neurofeedbackverfahren im Bereich derfunktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT)und Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) (s.u.).

    BiofeedbackBeim Einsatz des Biofeedbacks in der Psychoso-matik und Psychotherapie wird in der Regel aus-gehend von der vorliegenden Beschwerdesymp-tomatik gemeinsam mit dem Patienten entschie-den, über welchen Parameter und welches Trai-ning eine Symptomlinderung erreicht werdensoll und kann. Übergeordnete Ziele, wie die Ver-besserung der Interozeption oder der allgemei-nen Entspannungsfähigkeit, werden dabei eben-falls berücksichtigt. Die primär zur Verfügung ste-henden physiologischen Parameter sind (vgl.[11, 25]):▶ die elektrische Aktivität der Muskulatur

    (Elektromyografie),▶ die elektrodermale Aktivität

    (Hautleitfähigkeit bzw. Hautwiderstand),▶ die kardiale Aktivität

    (Herzfrequenz, Herzratenvariabilität),▶ die periphere Durchblutung (Blutvolumen,

    Pulsvolumenamplitude, Blutdruck, periphereDurchblutung),

    ▶ die Haut- und Körpertemperatur sowie▶ die Atemtätigkeit.Anwendungsbereiche. Die Biofeedbacktherapiewird bei unterschiedlichen Störungen aus demBereich der somatischen, der somatopsychischen(auch hirnorganischen) und psychosomatischenStörungen angewendet. In ●" Tab.1 wird eineAuswahl verschiedener Anwendungsbereichemitsamt gängiger Trainingsparameter vorgestelltund eine Einschätzung der Effektivität nach der-zeitigem Stand sowie in Anlehnung an Martinund Rief [25] sowie Schwartz [27] gegeben. Dadie genannten Beschwerdebilder mitunter sehrheterogene Störungsgruppen umschreiben, bis-weilen alternative Behandlungsverfahren vor-handen sind und die Wirksamkeitsnachweise so-wohl symptomspezifische als auch symptom-übergeordnete Variablen berücksichtigen, han-delt es sich um relative Empfehlungen.Kontraindikationen. An erster Stelle der Überle-gungen zur Anwendung des Biofeedbacks stehen

    kontingente Verstär-kung der physiologi-schen Reaktion durch

    Biofeedback

    Wahrnehmungdes Erfolgs Kontrollerwerb über

    die physiologischeReaktion

    angemesseneAusübung der

    Kontrolle

    Stärkung derSelbstwirksam-keitserwartung

    verändertesBewältigungs-

    verhalten

    Symptom- undLeistungsverbesserung

    Abb.2 Modell zur Beschreibungder Wirkmechanismen derBiofeedbacktherapie [15].

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  • primär jeweils der individuelle Patient und seineBeschwerdekonstellation [25, 27]. Für die Be-handlung mit Biofeedback gibt es keine Altersbe-schränkung, solange die Rückmeldung von denProbanden kognitiv erfasst werden kann. Bishersind keine durch Untersuchungen abgesichertenKriterien über Kontraindikationen festgelegt.Dennoch sollte das Biofeedback besonders vor-sichtig angewendet werden bei [27]:▶ schweren Depressionen,▶ akuter Agitiertheit,▶ akutem (prä-)psychotischen Erleben,▶ Manie (auch im Rahmen einer bipolaren

    Störung),▶ hochgradiger Zwangsstörung oder▶ Gefahr akuter Dissoziation.Nebenwirkungen. Hinsichtlich der Nebenwirkun-gen der Behandlungsmethode wird die Biofeed-backtherapie häufig als besonders nebenwir-kungsarm beschrieben [7]. Limitierend bleibt,dass viele Biofeedbackstudien Nebenwirkungennicht systematisch erfasst haben. Landman et al.[28] berichten bspw. in ihrer Studie zum Einsatzdes Atem-Feedbacks bei Patienten mit Bluthoch-druck und Diabetes mellitus Typ 2 von zwei Pa-tienten, die aufgrund von unerwünschten Neben-wirkungen wie Kurzatmigkeit und Brustschmer-zen abbrachen. Hinsichtlich des fMRT-Feedbacksbezeichnen Sulzer und Kollegen [29] den Einsatzdes Verfahrens als relativ risikofrei, sofern die Si-cherheitsrichtlinien angemessen umgesetzt wer-den. Hawkinson et al. [30] zeigten in ihrer Studiezur Untersuchung unerwünschter Effekte vonfMRT-Scanning und Echtzeit-fMRT-Training, dasskein signifikanter Anstieg von unerwünschten Er-eignissen eintrat. Sulzer und Kollegen [29] gebenals mögliches Behandlungsrisiko die Induktioneiner dysfunktionalen neuronalen Plastizität an,sofern wiederholt dysfunktionale Strategien trai-niert werden. Als häufigste berichtete uner-wünschte Nebenwirkungen werden mentale Er-schöpfung und körperliches Unbehagen benannt,beides Nebenwirkungen, die natürliche Begleiter-scheinungen von Anwendungen sind, die hoheKonzentration und minimale Kopfbewegungenerfordern [29]. Entsprechend beschreiben Kravitzet al. [31] als häufigste genannte NebenwirkungMüdigkeit und Erschöpfung im Rahmen einerStudie zum EEG-Feedback bei Patienten mit Fi-bromyalgie.Wirksamkeit. Schoenberg und David [6] fassen inihrem systematischen Review zu Biofeedbackthe-rapie bei psychiatrischen Erkrankungen, in den63 Studien eingeschlossen wurden, zusammen,dass 80,9% der Studien von gewisser klinischerVerbesserung und 65% der Studien von statistischsignifikanter (p

  • Multimodale Behandlungsansätze. Hinsichtlichder Wirksamkeitsnachweise und Studienlage istdarüber hinaus festzuhalten, dass Biofeedbackbe-handlungen, insbesondere im Bereich der soma-toformen und Schmerzstörungen, im klinischen

    Alltag häufig im Rahmen multimodaler Behand-lungsansätze, z.B. in Verbindung mit Psychothe-rapie, Entspannungstraining, Physiotherapieoder medikamentöser Therapie erfolgreich ange-wendet werden. Ein spezifischer Effekt einzelnerBehandlungsmodule kann dadurch nicht mehreindeutig verifiziert werden [18, 25].

    Die Auswahl eines Trainingsparameters erfolgt ent-sprechend der zugrunde liegenden individuellenBeschwerdesymptomatik. Zahlreiche Wirksam-keitsnachweise für einzelne Störungsbilder liegenvor. Biofeedbacktherapie wird dabei häufig im Rah-menmultimodaler Behandlungsansätze eingesetzt.

    Therapeutisches Vorgehen und Sitzungs-ablauf!

    Eine Biofeedbackbehandlung und eine Biofeed-backsitzung folgen in der Regel einem struktu-rierten Ablauf. Eine Biofeedbackbehandlung um-fasst mind. 4 und bis zu 20 Sitzungen. Für einesuffiziente Behandlung mittels Neurofeedback istdie 2–3-fache Sitzungsanzahl keine Seltenheit[1, 8].

    Behandlungsphasen einer Biofeedback-behandlungDer Verlauf einer Biofeedbackbehandlung lässtsich in 3 Phasen gliedern.Diagnostische Phase. Der Beginn stellt eine diag-nostische Phase in Verbindung mit einem Testzur Bestimmung des physiologischen Grundni-veaus und zur Messung der Reagibilität unter Be-lastung dar („Reaktionstest“). In dieser Phasewer-den zusätzlich das Behandlungsrational vermit-telt und Zielparameter festgelegt.Trainingsphase. In der Trainingsphase selbst wer-den konkrete Strategien zur Kontrolle des Zielpa-rameters vermittelt. Mithilfe von Schwellenwer-ten kann im Sinne der operanten Konditionie-rung, das Erreichen von Zielen und Zwischenzie-len positiv verstärkt werden. Mit zunehmendenKontrollfähigkeiten wird der Schwierigkeitsgradder Übungen erhöht und die Übungsbedingungenwerden variiert.Transferphase. In der 3. Phase steht der Transfer inden Alltag und die Generalisierung des Erlerntenim Vordergrund. Hier wird das Training in rele-vanten Alltagssituationen gefördert und die di-rekte Rückmeldung sukzessive ausgeblendet [25].Beispiel. Die Abfolge verschiedener Behandlungs-phasen und -inhalte wird in●" Tab.2 am Beispieleines Manuals zur Biofeedbackbehandlung beichronischem Erschöpfungssyndrom (CFS) darge-stellt. Die Probandinnen erhielten eine Rückmel-dung über ihre respiratorische Sinusarrhythmie(RSA), d.h. ihre Pulsfrequenz und Atmung. DieRSA bzw. Herzratenvariabilität (HRV) spiegelt ver-schiedene Organsystemewider, die bei guter Syn-

    Tab. 2 Therapiemanual zur Biofeedbackbehandlung bei chronischem Erschöpfungssyndrom(CFS).

    Sitzung Inhalt

    1.vertraut machenmit dem Settingund Belastungs-test

    – vertraut machen mit Setting und erhobenen Parametern– individuelle Reaktion bei Belastung bei Einsatz eines mentalen(Rechentest) und eines individuellen emotionalen Stressors

    – Auswertung des Belastungstests, Psychoedukation über biopsy-chosoziale Zusammenhänge

    – abschließend erstmalige direkte Rückmeldung der RSA1 in Formvon Atmung und Pulsfrequenz

    – Einführung des (Symptom-/Erschöpfungs-)Tagebuchs

    2.experimentierenmit RSA

    – experimentieren mit Erhöhung und Senkung der Atemfrequenz,Wahrnehmung der Veränderungen in der Herzfrequenz und ineigenem Erleben

    – Wahrnehmung der eigenen Einflussmöglichkeiten– Einführung des regelmäßigen, eigenständigen Übens zwischenden Trainingssitzungen im Sinne einer kontinuierlichen „Haus-aufgabe“

    3.Aufmerksamkeitund Wahrneh-mung

    – Übung zur Wirkung von Aufmerksamkeitsumlenkung auf dieWahrnehmung körperlicher Beschwerden2

    – Verdeutlichung des Zusammenhangs von Aufmerksamkeitsfo-kussierung, Bewertung, Emotion und Symptomwahrnehmung

    – Integration in ein biopsychosoziales Störungsmodell

    4.Erleben vonSelbstwirksamkeitund Kontrolle un-ter erleichtertenBedingungen

    – Übung und Vertiefung der eigenen Einflussnahme auf RSA unteroptimalen Bedingungen

    – RSA als zusätzliche individuelle Ressource– Erleben von eigener Kontrolle, Handlungsspielraum und Gestal-tungsmöglichkeiten

    5.–7.Übung & Selbst-wirksamkeitserle-ben unter zuneh-mend erschwer-ten Bedingungen

    – Konsolidierung des Erlernten– Generalisierung sowohl einzelner Biofeedback-Übungen als auchindividueller Veränderungen zur Verbesserung der Erschöp-fungssymptomatik

    – zunehmende Integration in belastende Situationen sowohlwährend der Therapieeinheit als auch in therapiefreier Zeit

    – Wiederholung der Psychoedukation zu individueller Stressreak-tion, Aufmerksamkeitsfokussierung, psychophysiologischenZusammenhängen und Störungsmodell sowie individuellenBelastungssituationen

    – Erleben von Kontrolle und Selbstwirksamkeit während des Übens

    5. – Zwischenbilanz– Rückblick über die bisherigen Therapieeinheiten (Stresstest,Aufmerksamkeit und Symptomwahrnehmung, eigene Einfluss-möglichkeiten auf vegetative Funktionen, Zusammenhang vonindividuellen Stressoren und Erschöpfungssymptomen)

    – Intensivierung der Übungen

    6. – Vorbereitung des Therapieendes– Ziele für die verbleibenden Stunden und Ausblick– Übung unter erschwerten Bedingungen z. B. hohes Tempo,häufigerer Aufgabenwechsel, Reduktion der Besprechungszeit,hoher Übungsanteil

    7. – Übung unter erschwerten Bedingungen mit emotional belasten-den Situationen

    8.Kontrolle, Siche-rung des Therapie-erfolges & Ab-schluss

    – Überprüfung der individuellen Reaktion bei Belastung unter er-neutem Einsatz eines mentalen (Rechentest) bzw. individuellenemotionalen Stressors

    – individuelle Ressource der gleichmäßigen RSA– Rückmeldung über den Veränderungsprozess während der8 Sitzungen

    1 RSA=Respiratorische Sinusarrhythmie2 Übung zur Wirkung von Aufmerksamkeitsumlenkung auf die Wahrnehmung körperlicher Beschwerdennach Rehfisch et al. [51]

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  • chronisation ein suffizientes Level kardiovaskulä-rer Aktivität aufrechterhalten [17]. Unter dauer-hafter Belastung und bei Stresserleben ist dieseindividuelle, physiologische Reaktion (Stressant-wort) häufig dysreguliert. Dies kann zu physiolo-gischen und/oder psychischen Beeinträchtigun-gen führen [45–48]. Umgekehrt kann die Verbes-serung der HRV die Stressbewältigung stärkenund die Risiken bzw. die Intensität von stressasso-ziierten Erkrankungszuständen reduzieren[17, 49, 50].Das eigenverantwortliche Üben im Alltag ist fes-ter Bestandteil einer Biofeedbackbehandlung undkann in vielen Fällen durch Einsatz portabler Bio-feedbackgeräte unterstützt und intensiviert wer-den [25]. Nestoriuc et al. [40] konnten im Rahmenvon Biofeedbackbehandlung bei Patienten mitMigräne die positiven Effekte von begleitendemTraining zu Hause eindrücklich belegen. Das Füh-ren eines therapiebegleitenden Symptom- undÜbungsprotokolls erweist sich sowohl zur Identi-fikation von individuellen Belastungssituationenals auch von Ressourcen und Phasenmit reduzier-ter Symptomatik als hilfreich. Es dient der Bespre-chung des Verlaufs und der Entwicklungsschrittezwischen den Sitzungen [52].Sitzungsablauf. Eine einzelne Therapiesitzunguntergliedert sich in der Regel in einen Rückblickauf die vorherige Sitzung und die Selbstbeobach-tungsaufgabe, dem Anlegen der spezifischenMessfühler und einer Baseline-Messung. Im Wei-teren erfolgen Übungseinheiten und zwischen-zeitliche Entspannungsphasen im Wechsel. Ab-schluss stellt der Rückblick über die erfolgte Sit-zung und die Vergabe einer konkreten Übungs-/Selbstbeobachtungsaufgabe bis zur nächsten Sit-zung dar [53].

    Eine Biofeedbackbehandlung stellt ein strukturier-tes, ziel- und lösungsorientiertes Vorgehen ineinem in der Regel umschriebenen Trainingszeit-raummit Diagnostik, Training sowie Alltagstransferdar. Eigenständiges Üben ist dabei zentraler Be-standteil.

    Neurofeedback – von der Forschungin die Praxis!

    Im Gegensatz zum peripheren Biofeedback zieltdas Neurofeedback auf die Beeinflussung zentra-ler Strukturen ab. Das Neurofeedbacktrainingkann über ein Elektroenzephalogramm (EEG),funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT)oder funktionelle Nahinfrarotspektroskopie(fNIRS) erfolgen. Die beiden letzteren Verfahrensind vorwiegend Gegenstand aktueller For-schungsbemühungen wohingegen das EEG-Trai-ning bereits in die klinische Anwendung inte-griert ist.

    Elektroenzephalogramm (EEG)ADHS. Das EEG-Training ist das amweitesten ver-breitete Neurofeedbackverfahren. Bei Kindernmit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyn-drom (ADHS) wurde festgestellt, dass das Spon-tan-EEG gegenüber verhaltensunauffälligen Kin-dern eine erhöhte Theta-Aktivität (Frequenzbe-reich 4–7Hz) bei gleichzeitig geringerer Beta-Ak-tivität (14–40Hz) aufweist [54]. Neben den Ab-weichungen im Spontan-EEG wurde auch einegeringere Amplitude bei den langsamen kortika-len Potenzialen beobachtet [55]. Die Veränderun-gen im EEG lassen sich durch eine dysfunktionaleRegulation neuronaler Verarbeitungsprozesse er-klären [56]. Basierend auf diesen neurophysiolo-gischen Beobachtungenwurden bereits zu Beginnder 1990er-Jahre die ersten Neurofeedbackthera-pien bei ADHS durchgeführt, bei denen die be-troffenen Kinder die Beta-Aktivität erhöhen unddie Theta-Aktivität erniedrigen sollten. In denletzten Jahren wurden vermehrt die langsamenkortikalen Potenziale für das Training verwendet.Die Kinder sollen dabei versuchen, die elektrischenegative Potenzialänderung zu erhöhen. Meta-analysen konnten zeigen, dass das Neurofeedbackbei ADHS im Kindes- und Jugendalter klinischwirksame Effekte in den Symptombereichen Un-aufmerksamkeit und Impulsivität aufweist [57].Eine aktuell laufende multizentrische Studie solldie klinische Wirksamkeit des Neurofeedback-trainings an einem größeren Kollektiv überprüfen[58].Epilepsie. Ein weiteres Störungsbild, bei dem bis-her die Neurofeedbacktherapie erfolgreich einge-setzt wurde, sind Epilepsien. Tan et al. [59] habenin einer Metaanalyse 10 Studien untersucht undkonnten eine bedeutende Reduktion der Anfalls-häufigkeit durch das Neurofeedbacktraining be-richten. Interessant ist in diesem Zusammenhang,dass die Patienten in diesen Studien allesamt the-rapieresistent waren, d.h. auf die antikonvulsiveMedikation nicht ausreichend ansprachen.Schlafstörungen. Neben ADHS und Epilepsienwurden EEG-basierte Neurofeedbackverfahreninsbesondere zur Behandlung von Schlafstörun-gen erfolgreich eingesetzt [60]. Bei anderen Stö-rungsbildern gibt es nur vereinzelte Studien, diezwar die prinzipielle Machbarkeit des Therapie-ansatzes bestätigen konnten, aufgrund fehlenderkontrollierter Studien jedoch keine aussagekräfti-gen Schlussfolgerungen erlauben.

    Funktionelle Magnetresonanztomografie(fMRT)Die fMRT hat sich in den letzten Jahren zu einerder bedeutendsten Untersuchungsmethoden inden Neurowissenschaften entwickelt. Hiermitkann die neuronale Aktivität in bestimmten Ge-hirnregionen über lokale Veränderungen derBlutoxygenierung indirekt erfasst werden. DieTechnik hat sich in den letzten Jahren so weit ent-wickelt, dass die fMRT-Ergebnisse bereits kurz

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  • nach der Aufnahme zur Verfügung stehen undsomit in Echtzeit weiterverarbeitet werden kön-nen. Insbesondere subkortikal gelegene Areale,wie z.B. die Amygdala oder das ventrale Striatum,die bei vielen psychiatrischen und emotionalenErkrankungen dysfunktionale neuronale Aktivitätaufweisen, können für das Echtzeit-fMRT-Feed-backtraining genutzt werden.Bei gesunden Probanden konnte wiederholt ge-zeigt werden, dass die Kontrolle der metaboli-schen Gehirnaktivität zu Verhaltensänderungenführt, die in direktem Zusammenhang mit derfunktionellen Einbettung des Zielareals bzw. desneuronalen Netzwerks stehen. Bisherige Studienkonnten u.a. belegen, dass das Training zu Leis-tungsverbesserungen in den Reaktionszeiten[61], in der prosodischen Identifikation [62], deremotionalen Bewertung [63] und der visuellenErkennungsleistung [64, 65] führte und den ent-sprechenden Kontrollbedingungen (Sham-Feed-back) überlegen war.Anwendungsbereiche. Nach ersten vielverspre-chenden Trainingsergebnissen bei chronischenSchmerzpatienten [66] folgten in den letzten Jah-ren einige Machbarkeitsstudien (Proof of Princi-ple Study), die Patienten mit Tinnitus [67], Mor-bus Parkinson [68] und Nikotinabhängigkeit [69]untersucht haben. In allen Studien lernten die Pa-tienten die ausgewählten Areale erfolgreich zu re-gulieren und in den meisten Fällen konnten auchpositive Verhaltenseffekte ausgemacht werden.Linden et al. [70] verwendeten das Training er-folgreich bei Patienten mit Major Depression. Indieser Studie sollte während des Trainings die Ak-tivität in Arealen, die mit positiven Emotionenverbunden sind, erhöht werden. Es zeigte sich,

    dass es in der Experimentalgruppe im Vergleichzu einer Kontrollgruppe, die positive mentaleVorstellungen ohne Feedback praktizierte, zueiner signifikanten Abnahme der depressivenSymptomatik kam. Diese Ergebnisse sind beein-druckend, wenn man bedenkt, dass die meistenStudien nur einen bis wenige Trainingstage an-dauerten. Die Überprüfung der Nachhaltigkeitder Ergebnisse ist weitere Forschungsaufgabe.

    Funktionelle Nahinfrarotspektroskopie(fNIRS)Die fNIRS ist ein Verfahren, mit dessen Hilfe Ände-rungen des oxygenierten und desoxygeniertenHämoglobins in kortikalen Arealen erfasst wer-den können. Erste Untersuchungen mit dieserTechnik wurden bereits erfolgreich bei Angster-krankungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstö-rungen und Substanzmissbrauch durchgeführt[71]. Das Verfahren ist zum einen erheblich kos-tengünstiger als fMRT-basierte Anwendungenund zum anderen kann fNIRS räumlich und zeit-lich flexibel eingesetzt werden. Dadurch könnteder Einsatz auf Patienten ausgedehnt werden, beidenen Kontraindikationen bestehen oder die Be-handlungen vor Ort z.B. am Patientenbett durch-geführt werden müssen. Insbesondere Trainings-protokolle, die einem vorgegebenen Zeitplan fol-gen müssen, können flexibler angepasst werden.Die Technik erlaubt jedoch nur die Erfassung kor-tikaler hämodynamischer Aktivierungsmuster biszu einer Tiefe von 2 bis 3cm, sodass subkortikaleStrukturen nicht erfasst und somit für diese Artdes Neurofeedbacktrainings nicht genutzt wer-den können. Erste Ergebnisse einer fNIRS-Neuro-feedbackstudie bei Kindern mit ADHS-Sympto-

    Tab. 3 Anwendungsbereiche und mögliche Trainingsparameter einzelner Neurofeedbackverfahren unter Berücksichti-gung ihrer Vor- und Nachteile.

    Verfahren Anwendungsbereiche Training Vor- (+) und Nachteile (–)

    EEGvorwiegend klinischerEinsatz

    AngststörungenDepressionADHSfokale EpilepsieSchlafstörungen

    SMR (12–15Hz)Beta (16–20Hz)Theta (4–7Hz)SCP

    + standardisierte Protokolle+ ökologische Validität+ klinische Studien+mobil/flexibel+ preisgünstig+ zeitliche Verzögerung–unspezifisch– lange Vorbereitungszeit

    fMRTvorwiegend experi-menteller Status

    psychische und neuro-logische Erkrankungen

    zerebraler Blutflusseinzelne RegionenNetzwerkKonnektivität

    + räumlich lokalisiert+ subkortikal+ spezifisch– teuer– fehlende Flexibilität– keine klinische Studien

    fNIRSvorwiegend experi-menteller Status

    ADHSSchlaganfall

    zerebraler Blutfluss +mobil+ kurze Vorbereitungszeit+weniger artefaktanfällig–nur kortikale Areale– geringere räumliche Auflösung– relativ neue Technik

    ADHS=Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, SMR=sensomotorischer Rhythmus, SCP=Slow Cortical Potentials (langsamekortikale Potenziale), EEG=Elektroenzephalogramm, fMRT=funktionelle Magnetresonanztomografie, fNIRS=funktionelle Nahinfrarot-spektroskopie.

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  • matik sind vielversprechend [71]. Insbesonderebei Störungen bei denen die Selbstregulation prä-frontaler Gehirnbereiche trainiert werden soll(z.B. bei ADHS), kann dieses Verfahren ange-wandt werden. Eine Studie mit Schlaganfallpa-tienten wurde bereits erfolgreich realisiert [72].Zukünftige Weiterentwicklungen in der Aufnah-metechnik, Artefaktkorrektur und Datenanalysewerden die Sensitivität und Spezifität des NIRS-Signals verbessern. Vor- und Nachteile der einzel-nen Neurofeedbackverfahren sind in●" Tab.3 zu-sammenfassend dargestellt.

    Das Neurofeedback bietet die Möglichkeit durchTraining die Gehirnaktivität gezielt zu regulieren.Die Selbstregulation neuronaler Aktivität führt zuVerhaltensmodifikationen, die in direktem Zusam-menhang mit den veränderten neurophysiologi-schen Prozessen stehen.

    Zusammenfassung und Ausblick!

    Die Neuro- und Biofeedbacktherapie sind nichtinvasive Verfahren, die im vorliegenden Artikelin ihrer Anwendung im Bereich somatopsy-chischer, psychosomatischer und somatischer Er-krankungen betrachtet wurden und dort sowohlmit dem Ziel der Beschwerdereduktion als auchder Leistungsverbesserung sowie Verhaltensmo-difikation eingesetzt werden können. Der Einsatzvon Biofeedbacktherapie in anderen Disziplinenwie der Rehabilitations- und Sportmedizin zurLeistungssteigerung bzw. -wiederherstellung[73], wurde an dieser Stelle nicht berücksichtigt.Versorgung. Der Einsatz der Biofeedbacktherapiein der Psychosomatik und Psychotherapie kannals ein diagnostisches und therapeutisches Ver-bindungsstück zwischen physiologischem undpsychischem Geschehen gesehen werden. Hin-sichtlich der aktuellen Versorgungsstrukturen lie-gen bisher keine genauen Zahlen vor. Dabei ist dieVersorgung im (teil-)stationären psychothera-peutischen und psychosomatischen Sektor der-zeit noch deutlich besser gewährleistet als im am-bulanten Rahmen, in dem sich große Versor-gungslücken auftun [25, 74]. Hierbei gilt es dieAnzahl und Erreichbarkeit von qualifizierten Bio-feedbacktherapeuten weiterhin zu erhöhen. Bis-her gibt es in Deutschland noch keinen einheitli-chen Standard in der Neuro- und Biofeedbackaus-bildung [26]. Erschwerend kommen die fehlen-den Vergütungsmöglichkeiten und fehlende Ent-lohnung erhöhter Investitions- und Verbrauchs-kosten im ambulanten psychotherapeutischenSektor hinzu [25].Forschungsaufgaben. Trotz nachgewiesenerWirksamkeit von Neuro- und Biofeedbackthera-pie besteht weiterhin spezifischer Forschungsbe-darf sowie ein Bedarf zur Verbesserung der me-thodischen Herangehensweise und der Studien-

    qualität. So berichten Schoenberg und Davis [6],dass bei 20,6% der in ihrem aktuellen systemati-schen Review eingeschlossenen 63 Studien zuBiofeedbacktherapie bei psychiatrischen Erkran-kungen eine Kontrollgruppe fehlte und nur dieHälfte der Studien (50,8%) eine Kontrollgruppeund eine Randomisierung aufwiesen. Auch kon-krete Angaben zu Sitzungsanzahl, Intensität/Dau-er der einzelnen Sitzung, Kombination von Bio-feedbackmodalitäten, begleitender Medikationoder Anwendung eines (bestehenden standardi-sierten) Protokolls und Angaben zur Störungsspe-zifität bzw. zur Spezifität der einzelnen Parameterkönnen Rückschlüsse auf die spezifische Wirk-samkeit des Verfahrens erlauben [6]. Weitere in-haltliche Forschungsfragen können sich intensi-ver mit der Anwendung des Biofeedbacks undNeurofeedbacks in Zusammenhang mit und imVergleich zu etablierten Verfahren (z.B. kogniti-ver Verhaltenstherapie oder pharmakologischerTherapie) beschäftigen [18, 29, 75]. Hier ist eben-so die Fragestellung des Mehrgewinns von kogni-tiver Verhaltenstherapie inklusive Biofeedback-behandlung gegenüber kognitiver Verhaltensthe-rapie alleine zu überprüfen, was bspw. Glom-biewski et al. [34] an Patienten mit chronischemRückenschmerz untersuchten und zu differen-zierten Ergebnissen kamen. Darüber hinaus kannin zukünftigen Studien ein wichtiges Ziel die Auf-klärung des Effekts von Selbstwirksamkeits- undKontrollerleben im Sinne von Moderatorvaria-

    physiolo-gische

    „Alarm-reaktion“

    Wahrnehmung der(physiologischen)

    Veränderung

    BewertenderGedanke:„Gefahr“

    Angst und Gefühlvon Kontrollverlust

    Beeinflussung der Angst-

    äquivalente (z. B. Atmung,

    Puls, Hautleitwert)

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    Psychoedukation, normali-

    sierende Bewertung

    eigener Körperreaktionen

    Abb.3 Mögliche Ansatzpunkte (blau) von Biofeedbackbehandlungen bei Patienten mitAngsterkrankungen und somatoformen Störungen mit ausgeprägt ängstlicher Komponente[76].

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  • blen sein [18]. Mittelfristig ist dabei von zentralerBedeutung standardisierte Trainingsprotokolle zuetablieren [6], Nachfolgeuntersuchungen zurÜberprüfung von Langzeiteffekten durchzufüh-ren und die Effektgrößen zu bestimmen [29].Langfristig müssen randomisierte kontrollierteund Multicenterstudien folgen, um den Einsatz

    in der klinischen Praxis sowohl im ambulantenals auch im stationären Kontext weitergehend zuuntersuchen.In der Praxis. Die Anwendung des Verfahrens ist,sobald die Ausrüstung und geschulte Behandlervorhanden sind, leicht und effizient innerhalbeiner umschriebenen Sitzungsanzahl durchführ-

    Fallbeispiel

    Integration von Biofeedback in einen Gesamtbehandlungsplan bei einem Patienten mit somatoformer undängstlicher SymptomatikAnamneseHerr M., ein 23-jähriger, in fester Partnerschaft lebender Stu-dent, stellte sich aufgrund von Schmerzen und Druckgefühl imBereich des Herzens und der Brust vor. Die Symptomatik habevor einem Jahr nach einem Wechsel von Studiengang undWohnort begonnen. Er verspüremehrmals täglich ein „Stechenim Herzen und Herzrasen“. Er habe Angst, er könne an einemHerzinfarkt versterben. Er prüfe mind. 1-mal stündlich seinenPuls, um zu kontrollieren „ob noch alles in Ordnung“ sei. DasEinschlafen sei gestört, da er seinen Herzschlag im Liegen undbei Ruhe besonders stark wahrnehme. Morgens wache er „er-schöpft und gerädert“ auf. Inzwischen vermeide er körperlicheBetätigung, da dadurch die Beschwerden stärker würden. SeinHobby, das Fußballspielen, habe er aufgegeben und sich sozialzurückgezogen. Das Studium versuche er fortzuführen, wobeier zunehmend Veranstaltungen absage, da er sich „unwohl“fühle und den Eindruck habe, sein Herz halte der Belastungnicht mehr stand. Das Bestehen des jetzigen Semesters sei un-gewiss. Er lebe zusammen mit seiner Partnerin in einer kleinenWohnung. Seine Partnerin kümmere sich sehr um ihn undhabe ihr anstehendes Auslandssemester aktuell verschoben.Der Kontakt zu den Eltern wird weitgehend als gut beschrie-ben. Vonseiten der somatischen Medizin gebe es keinen Hin-weis auf eine organpathologische Genese seiner Beschwerden.Er traue dieser Einschätzung jedoch nicht, sodass er sich wie-derholt bei verschiedenen Ärzten kardiologisch, pulmonal, gas-troenterologisch und immer wieder hausärztlich vorgestellthabe. Eine in der Pubertät stattgehabte Myokarditis sei voll-ständig ohne Residuen ausgeheilt. Aktuell nehme er keine Me-dikamente ein. Zwischenzeitlich habe er abends „zur Beruhi-gung 1–2 Bier getrunken“. Dies habe jedoch keine dauerhaftepositive Wirkung gehabt, sodass aktuell der Konsum von Alko-hol und anderen Genussmitteln verneint wird. Familienan-amnestisch berichtet Herr M. vom Versterben seiner Großmut-ter an Herzinfarkt vor 2 Jahren.

    DiagnoseDiagnose bei stationärer psychosomatischer Aufnahme: soma-toforme autonome Funktionsstörung des kardiovaskulärenSystems (ICD-10: F45.30).

    TherapieEingebettet in ein stationäres, multimodales, psychosomati-sches Behandlungssetting wurde das Biofeedback als zusätzli-ches Verfahren bereits während der gemeinsamen Erarbeitungeines biopsychosozialen Störungsmodells sowohl unter Be-rücksichtigung lerngeschichtlicher, auslösender als auch auf-rechterhaltender Krankheitsfaktoren in der diagnostischenPhase angewendet. Im Belastungstest zu Beginn der Biofeed-

    backbehandlung konnten psychoedukativ Zusammenhängezwischen emotionaler Belastung (sozialer und leistungsbezo-gener Stressor) und physiologischen Reaktionen erklärt wer-den. Die Auswahl der Übungsparameter (respiratorische Sinus-arrhythmie, RSA) erfolgte anhand des Kardinalsymptoms, d.h.des „Herzrasens“ und der „Herzbeschwerden“ als auch orien-tiert am Zielzustand einer verbesserten psychovegetativen Re-gulation und Entspannung. Herrn M. wurden folglich parallelPulsfrequenz als Konfrontations- und Kontrollparameter alsauch Atemkurve als direkter Übungsparameter visuell aufeinem Monitor zurückgemeldet. Dies stellte anfangs eine Kon-frontation im verhaltenstherapeutischen Sinne dar, da die Auf-merksamkeitslenkung auf das Hauptsymptom zunächst in Ver-bindung mit den Gedanken „da ist etwas nicht in Ordnung“ zueiner Beschleunigung der Pulsfrequenz führte. Dies konnte psy-choedukativ aufgegriffen und in ein Modell der Angstentste-hung und -aufrechterhaltung integriert werden (●" Abb.3). InAnlehnung an das „Teufelskreismodell der Angst“ von Margrafund Schneider [76] werden dabei spezifische Wirkmechanis-men und Ansatzpunkte von Biofeedbacktherapie bei Erkran-kungen mit ausgeprägt ängstlicher Komponente zusammenge-fasst (vgl. auch [52, 77]).In Verbindung mit der Kontrolle über seine Atmung (gleichför-miges, tiefes Atmen) und der parallelen Rückmeldung von At-mung und Puls konnte Herr M. lernen, dass ein wellenförmigerVerlauf der Pulsfrequenz in Verbindung mit dieser gleichmäßi-gen, langsamen Atmung ein normaler Prozess ist (RSA) undkonnte im Therapieverlauf günstig habituieren. Mit zunehmen-der Kontrolle über Atmung und Puls gelang es dem Patientenvermehrt in einen Entspannungszustand zu gelangen und sei-ne Grundanspannung, im Sinne der psychovegetativen Aktivie-rung, zu reduzieren. Ein Gefühl erhöhter Selbstwirksamkeit ge-genüber zuvor als unkontrollierbar erlebten Reaktionen stelltesich ein. Eingebettet in dasmultimodale Behandlungssetting, indem der Patient unterstützt wurde, sein Sicherheitsverhaltenzu reduzieren, soziale Kompetenzen zu stärken und eine beruf-liche und private Perspektive zu entwickeln, konnte das Bio-feedback als konkretes übendes Verfahren der Psychoeduka-tion, der Angstkonfrontation sowie der Entspannung dienen.Herr M. erhielt während seines 6-wöchigen stationären Auf-enthalts 8 Biofeedbacksitzungen, von jeweils 30-minütigerDauer. Zu Beginn fanden die Sitzungen 2-mal pro Woche statt,die letzten 3 Sitzungen wurden ausschleichend verteilt.In Anlehnung an das „Teufelskreismodell der Angst“ von Mar-graf und Schneider [76] werden in●" Abb.3 spezifische Wirk-mechanismen und Ansatzpunkte von Biofeedbacktherapie beiErkrankungen mit ausgeprägt ängstlicher Komponente noch-mals zusammengefasst (vgl. auch [52, 77]).

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  • bar. Patienten berichten eine hohe Akzeptanz. FürPatienten ist das Verfahren sehr symptomspezi-fisch und nachhaltig erlernbar. Insbesondere fürvorwiegend somatisch- bzw. körperorientiertePatienten stellt die Herangehensweise und Veran-schaulichung mittels Biofeedbacktherapie einenmotivierenden Zugang dar. Selbstwirksames Ver-halten und Behandlungserfolge werden schnellsichtbar und können das Commitment und dieAdhäsion für ein Gesamtbehandlungsangebot er-höhen. Hinzu kommt, dass die zunehmende Ent-wicklung und Verfügbarkeit von portablen Bio-feedbackgeräten die Anwendbarkeit und Genera-lisierungsmöglichkeiten auch außerhalb thera-peutischer Institutionen deutlich verbessert.

    Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dasskein Interessenkonflikt besteht.

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  • CME-Fragen Biofeedback undNeurofeedback

    █1 Welche Aussage ist richtig? Biofeedback ist ein Verfahren,dasA den tiefenpsychologisch psychotherapeutischen Behand-

    lungsansätzen zugeordnet wird.B dem Therapeuten die aktivere Rolle zuschreibt.C das Erlernen neuer Verhaltensweisen ermöglicht.D der Verbesserung der Interozeption wenig Beachtung

    schenkt.E mit negativer Verstärkung arbeitet.

    █2 Welche Aussage ist richtig? Das primäre, unspezifische Zieleiner Biofeedback-Behandlung ist am ehestenA die Erhöhung der externen Steuerung.B die Verbesserung des Selbstwirksamkeitserlebens.C das Erleben positiver Verstärkung.D das Erleben von Entspannung.E die Ablenkung von Beschwerden.

    █3 Welche Aussage ist richtig?A Die Rückmeldung bei einer Biofeedbackbehandlung erfolgt

    vornehmlich haptisch.B Die Rückmeldung bei einer Biofeedbackbehandlung dient

    hauptsächlich dem Therapeuten zur Erfolgskontrolle überden Behandlungsverlauf.

    C In der Regel werden dem Patienten alle erhobenen Para-meter parallel zurückgemeldet.

    D Das Biofeedback wird selten in Kombination mit anderenBehandlungsverfahren eingesetzt.

    E Meistens erfolgt die Auswahl des Trainings-Parameterssymptomspezifisch.

    █4 Welche Aussage ist richtig?A Das eigenständige Üben des Patienten über die Behand-

    lungssitzungen hinaus ist mitentscheidend für den Be-handlungserfolg.

    B Die 1. Sitzung einer Biofeedbackbehandlung unterscheidetsich in der Regel nicht von den folgenden Sitzungen.

    C Die Biofeedbackbehandlung stellt für Kinder eine zu an-spruchsvolle Behandlung dar und wird daher nur bei Ju-gendlichen und Erwachsenen angewendet.

    D Die Behandlung von Migräne und Spannungskopfschmerzmit Biofeedback erfolgt primär über EEG-Feedback.

    E Bei unspezifischen körperlichen Beschwerden ohne or-ganpathologisches Korrelat sollte das Biofeedback nichteingesetzt werden.

    █5 Welche Aussage hinsichtlich der Forschung zum Biofeed-back und der Wirksamkeit der Methode ist falsch?A Der Einsatz von randomisierten kontrollierten Studien

    zur Überprüfung der Wirksamkeit von Biofeedback- undNeurofeedbackbehandlungen sollte weiterhin verstärktwerden.

    B Biofeedback- und Neurofeedbackbehandlungen sollten imVergleich zu anderen bestehenden Therapieansätzen be-urteilt werden.

    C Zur Beurteilung der Wirksamkeit einer spezifischen Bio-feedbackbehandlung bei Essstörungen oder posttraumati-scher Belastungsstörung liegen derzeit keine ausreichen-den Daten vor.

    D Der Einsatz der Neurofeedbackbehandlung bei Patientenmit Persönlichkeitsstörungen befindet sich noch im expe-rimentellen Status.

    E Bei der Behandlung von Angsterkrankungen stellt die Bio-feedbacktherapie keine ergänzende Behandlungsoptiondar.

    █6 Der Prozess der operanten Konditionierung spielt einewichtige Rolle beim Erwerb der Selbstkontrolle von Hirn-aktivität. Welche Aussage ist am ehesten zutreffend?

    A Eine verzögerte Rückmeldung der Hirnaktivität beschleu-nigt den Lernvorgang.

    B Die Selbstkontrolle ist nicht mit den Umgebungsreizen imLabor assoziiert und kann von allein in den Alltag genera-lisiert werden.

    C Der Erfolg des Neurofeedback-Trainings ist unabhängigvon der Motivation.

    D Die Rückmeldung der Hirnaktivität wirkt als negativerVerstärker.

    E Die erfolgreiche Selbstkontrolle der Hirnaktivität führtzu spezifischen Verhaltensänderungen.

    █7 Welche EEG-Kenngröße eignet sich besonders für eineBehandlung von ADHS?A Verringerung der Aktivität im Delta-BandB Verstärkung der Aktivität im Beta-BandC Verstärkung der Aktivität im Theta-BandD Erhöhung der P300-AmplitudeE Verringerung der Aktivität im Alpha-Band

    █8 Welche Aussage im Vergleich der verschiedenen Neuro-feedbackverfahren ist am ehesten zutreffend?A NIRS-Neurofeedback kann für das Training der Aktivität

    subkortikaler Strukturen verwendet werden.B NIRS-Neurofeedback ist ein etabliertes klinisches

    Verfahren.C EEG hat eine geringere räumliche Auflösung als fMRI.D EEG-Neurofeedback eignet sich besonders für die

    Behandlung von Persönlichkeitsstörungen.E fMRI-Neurofeedback ermöglicht die direkte Erfassung

    neuronaler Aktivität.

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  • █9 Welche Aussage ist richtig?A Die Behandlung von Migräne und Spannungskopfschmer-

    zen unterscheiden sich im Biofeedback nicht.B Feedback zu zentralen Parametern erfordert einen gerin-

    geren Sitzungsumfang als Feedback zu peripheren Para-metern.

    C Das Fokussieren auf Symptomveränderungen wird durchgezielte Biofeedbackbehandlung reduziert.

    D Kognitive therapeutische Elemente sind bei Biofeedback-behandlungen als übendem Verfahren nicht bedeutsam.

    E Harn- und Stuhlinkontinenz werden u.a. mittels EMG-Training behandelt.

    █10 Welche Aussage ist richtig?A Die therapeutische Beziehung ist im Rahmen einer Bio-

    feedbackbehandlung unerheblich.B Einzelne Behandlungsangebote in einem multimodalen

    psychosomatischen Behandlungssetting sind mit Biofeed-backbehandlungen nicht vereinbar.

    C Biofeedback wird als ärztliche Kassenleistung angeboten.D Die Generalisierung in den Alltag spielt bei Biofeedback

    eine nachrangige Rolle.E Biofeedback bei somatoformen Störungen hat Einfluss

    auf Kognition, Emotion, Körper und Verhalten.

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