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Stadt Wolfsburg, Ortsteil Ehmen:
B-Plan „Sülpke B, 5. Änderung“
Biotoptypen, gefährdete und geschützte Gefäßpflanzen, faunistische Potenzialeinschätzung und
Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag
Auftraggeber:
Stadt Wolfsburg
Geschäftsbereich Stadtplanung und Bauberatung
Porschestraße 49
38440 Wolfsburg
Bearbeitung:
Schunterstraße 15 38106 Braunschweig Tel.: 0531 / 234 29 510 [email protected]
Dipl.-Biogeogr. Frauke Ochs
Stand: 2. Mai 2017
OT Ehmen, B-Plan „Sülpke B, 5. Änderung“
Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag
Biotoptypenkartierung
2
Inhaltsverzeichnis
1. Anlass und Aufgabenstellung 3
2. Biotoptypen und gefährdete sowie geschützte Gefäßpflanzen 3
2.1 Methode 3
2.2 Ergebnis 5
2.2.1 Biotoptypen 5
2.2.2 Geschützte und gefährdete Gefäßpflanzen 7
3. Erfassung und Potenzialeinschätzung europarechtlich geschützter Tierarten 8
3.1 Methode 8
3.2 Habitatausstattung des Untersuchungsgebiets 8
3.3 (Potenzieller) Bestand europarechtlich geschützter Tierarten 9
3.3.1 Brutvögel 9
3.3.1.1 Methoden 9
3.3.1.2 Ergebnis 10
3.3.2 Fledermäuse 12
3.3.2.1 Potenzialeinschätzung des Bestands 12
3.3.3 Weitere (potenziell) vorkommende, europarechtlich geschützte Tierarten 12
3.3.4 Zufallsfunde besonders geschützter Tierarten 13
4. Artenschutzrechtliche Prüfung 14
4.1 Rechtliche Grundlagen 14
4.1.1 Geschützte Arten im Sinne des § 7 BNatSchG 14
4.1.2 Erläuterungen zur Anwendung des BNatSchG 15
4.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Vorhabens 19
4.3 Brutvögel 19
4.4 Fledermäuse 22
5. Zukünftiger Abriss des Bestandsgebäudes 23
6. Zum allgemeinen Artenschutz 23
6.1 Europäisches Eichhörnchen 23
7. Zusammenfassung der erforderlichen Maßnahmen für den Artenschutz 24
8. Quellen 26
8.1 Literatur 26
8.2 Rechtsquellen 26
OT Ehmen, B-Plan „Sülpke B, 5. Änderung“
Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag
Biotoptypenkartierung
3
1. Anlass und Aufgabenstellung
Im Ortsteil Ehmen der Stadt Wolfsburg soll der Bebauungsplan „Sülpke B, 5. Ände-
rung“ aufgestellt werden. Die Fläche des B-Plans umfasst ca. 0,7 ha und befindet sich
nördlich der Straße Siesberg. Das Gebiet wird von einer Kindertagesstätte des Deutschen
Roten Kreuzes mit Außenanlage, einem Siedlungsgehölz und einem Tennisplatz
eingenommen.
Auf der B-Planfläche werden Biotoptypen erfasst und hinsichtlich ihrer Schutzwürdigkeit
bewertet. Des Weiteren wird nach geschützten und gefährdeten Gefäßpflanzen gesucht. Im
Rahmen von zwei Begehungen im April 2017 und einer faunistischen Potenzialeinschätzung
wird der potenzielle Bestand an Brutvögeln und Fledermäusen ermittelt. Mit einer
anschließenden artenschutzrechtlichen Prüfung werden mögliche Konflikte mit den
Zugriffsverboten des § 44 Abs. 1 Nr. 1-3 i. V. m. Abs. 5 BNatSchG dargestellt und
gegebenenfalls Maßnahmen zur Vermeidung und zum Ausgleich vorgeschlagen.
2. Biotoptypen und gefährdete sowie geschützte Gefäßpflanzen
2.1 Methode
Die Erfassung der Biotoptypen erfolgt methodisch nach DRACHENFELS (2016). Zusätzliche
charakteristische, aber untergeordnete Biotoptypen werden als Nebencode angegeben.
Am 5. und 13. April 2017 wurden flächig alle Biotoptypen erfasst und nach gefährdeten bzw.
geschützten Pflanzenarten (GARVE 2004) gesucht.
Die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Biotoptypen werden tabellarisch kurz beschrieben
und naturschutzfachlich bewertet (Tab. 2).
Die Einstufung der Bedeutung von Biotoptypen erfolgt nach DRACHENFELS (2012). Es
werden dabei Regenerationsfähigkeit und Wertstufe des Biotoptyps berücksichtigt (Tab. 1).
Die Regenerationsfähigkeit eines Biotoptyps gibt an, ob und in welchem Zeitraum ein
Biotoptyp wieder herstellbar ist. Kriterien für die Einstufung der Biotoptypen in 5 Wertstufen
sind die Naturnähe, Gefährdung, Seltenheit und Bedeutung als Lebensraum für Pflanzen
und Tiere. Außerdem wird für jeden Biotoptyp der Wertfaktor gemäß der Arbeitshilfe zur
Ermittlung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in der Bauleitplanung des NIEDERSÄCH-
SISCHEN STÄDTETAGS (2013) angegeben, der zur Berechnung des Ausgleichsbedarfs für
einen Eingriff herangezogen werden kann (Tab. 1).
Gesetzlich geschützte Biotoptypen und FFH-Lebensraumtypen wurden nicht festgestellt und
sind in der vorgefundenen Siedlungslage und Nutzungsart nicht zu erwarten.
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Biotoptypenkartierung
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Tab. 1: Kurzerläuterungen der in Tab. 2 verwendeten Zeichen und Einstufungen (DRACHENFELS 2012)
Re = Regenerationsfähigkeit
*** nach Zerstörung kaum oder nicht regenerierbar ( > 150 Jahre Regenerationszeit)
** nach Zerstörung schwer regenerierbar (bis 150 Jahre Regenerationszeit)
* bedingt regenerierbar: bei günstigen Rahmenbedingungen in relativ kurzer Zeit regenerierbar (in bis zu 25 Jahren)
( ) meist oder häufig kein Entwicklungsziel des Naturschutzes (da Degenerationsstadium oder anthropogen stark verändert).
/ untere oder obere Kategorie, abhängig von der jeweiligen Ausprägung (insbesondere Alter der Gehölze)
We = Wertstufe (gemäß BIERHALS et al. 2004)
V von besonderer Bedeutung
IV von besonderer bis allgemeiner Bedeutung
III von allgemeiner Bedeutung
II von allgemeiner bis geringer Bedeutung
I von geringer Bedeutung
( ) Wertstufen besonders guter bzw. schlechter Ausprägungen
E Bei Baum- und Strauchbeständen ist für beseitigte Bestände Ersatz in entsprechender Art, Zahl und ggf. Länge zu schaffen (Verzicht auf Wertstufen). Sind sie Strukturelemente flächig ausgeprägter Biotope, so gilt zusätzlich deren Wert (z.B. Einzelbäume in Heiden).
NST = Wertfaktor (gemäß NIEDERSÄCHSISCHER STÄDTETAG 2013)
5 sehr hohe Bedeutung
4 hohe Bedeutung
3 mittlere Bedeutung
2 geringe Bedeutung
1 sehr geringe Bedeutung
0 weitgehend ohne Bedeutung
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Biotoptypenkartierung
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2.2 Ergebnis
2.2.1 Biotoptypen
Im Untersuchungsgebiet wurden 10 verschiedene Biotoptypen kartiert (s. Abb. 1, Tab. 2 und
Tab. 3).
Abb. 1: Biotoptypen im Geltungsbereich des B-Plans "Sülpke B, 5. Änderung".
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Tab. 2: Im Untersuchungsgebiet vorkommende Biotoptypen mit Bewertung
Biotop-Code
Biotop-Name Beschreibung Re We NST
HSE Siedlungsgehölz aus überwiegend einheimischen Baumarten
Waldartiges Gehölz auf Wall mit Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Hainbuche (Carpinus betulus), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Feld-Ahorn (Acer campestre) und ca. 30 % Fremdholzanteil aus Kanadischer Pappel (Populus x canadensis) und Roteiche (Quercus rubra) mit schwachem bis mittlerem Baumholz. In der Strauchschicht dominiert Blaue Heckenkirsche (Lonicera caerulea), daneben Weißdorn (Crataegus spec.), Schlehe (Prunus spinosa), Rose (Rosa spec.), Liguster (Ligustrum vulgare) u. a.; im Nordosten der Fläche Beeinträchtigung durch Ablagerung von Laub und Grünschnitt
**/* III 3
HEB Einzelbaum / Baumgruppe des Siedlungsbereichs
Baumgruppen auf dem Kita-Gelände mit schwachem bis mittlerem, teilweise starkem Baumholz. Baumarten Kiefer (Pinus spec.), Hainbuche (Carpinus betulus), Hänge-Birke (Betula pendula), Rot-Eiche (Quarcus rubra), Spitzahorn (Acer platanoides), Sommer-Linde (Tilia platyphyllos)
**/* E 2
HEA Baumreihe des Siedlungsbereichs
Baumreihe aus Hainbuchen-Stangenholz (Carpinus betulus)
**/* E 2
BZH Zierhecke Zierhecke aus Hainbuche (Carpinus betulus) I 2
PHZ Neuzeitlicher Ziergarten
Intensiv genutztes Gelände der Kita mit Trittrasen, gepflasterten Flächen, Ziergebüschen, Einzelbäumen und Spielgeräten; außerdem liegt ein kleiner Bereich des Außengeländes der Sportanlagen innerhalb des westlichen Geltungsbereichs.
I 1
PSP Sportplatz hier: Tennisplatz I 1
OFS Befestigte Freifläche von Sport- und Freizeitanlagen
I 0
OVS Straße I 0
OVW Weg I 0
ONZ Sonstiger öffentlicher Gebäudekomplex
hier: Gebäude der Kindertagesstätte I 0
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Tab. 3: In Abb. 1 verwendete Zusatzmerkmale (nach DRACHENFELS 2016).
Zusatzmerkmale Beschreibung
1 Stangenholz, inkl. Gertenholz (Brusthöhendurchmesser der Bäume der ersten Baumschicht ca. 7–<20 cm, Alter meist 10–40 Jahre), bei Gebüschen/Gehölz-beständen: junge Bäume/Sträucher
2 Schwaches bis mittleres Baumholz (BHD ca. 20–<50 cm, Alter meist 40–100 Jahre), bei Gebüschen/Gehölzbeständen: mittelalte Bäume/Sträucher
3 Starkes Baumholz (BHD ca. 50–<80 cm), bzw. Altholz >100 Jahre (Birke, Weide und Erle ab 60 Jahre), bei Gebüschen/Gehölzbeständen: alte Bäume/Sträucher
x erheblicher Anteil standortfremden Baumarten (ab 10 % Anteil in der ersten oder zweiten Baumschicht bzw. Dominanz im Unterstand)
2.2.2 Geschützte und gefährdete Gefäßpflanzen
Es wurden keine gefährdeten oder geschützten Gefäßpflanzenarten festgestellt. Aufgrund
der Lage innerhalb einer Siedlung und der Ausprägung der Fläche ist es wahrscheinlich,
dass keine gefährdeten oder geschützten Gefäßpflanzen vorkommen. Eine weitere
Begehung im Spätsommer kann jedoch Sicherheit bezüglich dieser Aussage schaffen. Ein
Verzicht auf eine weitere Begehung sollte in jedem Fall mit der Unteren Naturschutzbehörde
abgestimmt werden.
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3. Erfassung und Potenzialeinschätzung europarechtlich
geschützter Tierarten
3.1 Methode
Am 5. und 13. April 2017 wurde das Gelände begangen und jeweils vorkommende
Vogelarten kartiert sowie nach Hinweisen auf das Vorkommen weiterer planungsrelevanter
Tierarten gesucht. Zufallsfunde besonders geschützter Tierarten wurden gegebenenfalls mit
aufgenommen.
Der potenzielle Bestand an Brutvögeln und Fledermäusen wird anhand der bekannten
Verbreitung der Tierarten sowie der Anforderungen der Arten an die Habitatausstattung
eingeschätzt. Grundlage hierfür sind die Verbreitungskarten auf Landes- bzw. Bundesebene,
sofern diese eine angemessene Aktualität aufweisen, sowie die in der einschlägigen Literatur
angegebenen Bedürfnisse der Arten (KRÜGER et al. 2014, NLWKN 2010, SÜDBECK et al.
2005). Die Habitatausstattung der B-Planfläche ergibt sich aus den Biotoptypen sowie durch
die Begehungen der Fläche am 5. und 13. April.
3.2 Habitatausstattung des Untersuchungsgebiets
Der Geltungsbereich setzt sich zusammen aus dem Gelände der Kindertagesstätte, einem
Siedlungsgehölz auf einem Wall westlich der Kindertagesstätte und einem Tennisplatz nörd-
lich des Gehölzes. Das Gebäude der Kindertagesstätte böte mit der Flachdachkonstruktion
theoretisch Spaltenquartiere für Fledermäuse, allerdings ist der Zugang zu dieser Quartier-
möglichkeit mit einem Gitter verschlossen. Weitere Nischen oder Höhlen wurden an dem
Gebäude nicht festgestellt. Das Außengelände der Kindertagesstätte besteht aus Trittrasen,
gepflasterten Flächen und Sandflächen mit Einzelbäumen und Baumgruppen (meist mit
schwachem bis mittlerem Baumholz, einzelne Bäume mit starkem Baumholz). Baumhöhlen,
Spalten oder abstehende Rinde wurde nicht festgestellt. Daneben befinden sich auf dem Ge-
lände kleine Ziergebüsche, Spielgeräte und mehrere Schuppen. Auch die Schuppen weisen
keine geeigneten Spalten oder Höhlen als Quartier- oder Nistmöglichkeit auf. Westlich des
Bestandsgebäudes hängen zwei künstliche Nisthilfen in Gebüschen bzw. an einem Baum.
Das Siedlungsgehölz setzt sich aus Laubbäumen mit überwiegend schwachem bis mittlerem
Baumholz zusammen. Höhlen oder Spalten wurden auch hier nicht festgestellt. Die Strauch-
schicht ist zum Teil sehr dicht.
Das Tennisplatzgelände bietet außer einer Zierhecke und einer Baumreihe mit Stangenholz
aus Hainbuche keine besonderen Merkmale, die auf ein Vorkommen europarechtlich
geschützter Tierarten hindeuten.
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Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag
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3.3 (Potenzieller) Bestand europarechtlich geschützter Tierarten
3.3.1 Brutvögel
3.3.1.1 Methoden
Bei den Begehungen der Fläche am 5. und 13. April wurden alle beobachteten Vogelarten
erfasst. Aufgrund der frühen Termine im Jahr und der geringen Anzahl an Begehungen ist
das Ergebnis dieser Kartierung nicht mit einer vollständigen Brutvogelerfassung gemäß
SÜDBECK et al. (2005) gleichzusetzen. Daher kann eine Zuordnung als „Brutzeitfeststellung“,
„Brutverdacht“ und „Brutnachweis“ für die meisten Arten nicht erfolgen. Die festgestellten
Arten werden daher je nach typischen Ansprüchen an den Nistplatzstandort eingeteilt in
„möglicher Brutvogel“, falls eine Brut am jeweiligen Beobachtungsort potenziell möglich ist,
und „Nahrungsgäste“, falls die Art offenbar dort nur auf Futtersuche ist (beispielsweise
Höhlenbrüter bei Abwesenheit von Höhlen). Lediglich eine brütende Rabenkrähe war zu
beobachten und kann daher als „Brutnachweis“ eingeordnet werden.
Das Ergebnis der Kartierung wird auf einer Karte (Abb. 2) und in Tab. 4 dargestellt.
Weitere Arten, die möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt im Gebiet als Brutvögel
auftreten, werden in der Ergebnistabelle ergänzt und finden ebenso Berücksichtigung im
artenschutzrechtlichen Fachbeitrag.
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3.3.1.2 Ergebnis
Es wurden 15 Vogelarten im Gebiet festgestellt (Abb. 2). Gemeinsam mit den potenziell
vorkommenden Brutvögeln ergeben sich 29 Arten. (Tab. 4).
Abb. 2: Am 5. und 13. April 2017 festgestellte Brutvögel und weitere faunistische
Beobachtungen im Geltungsbereich des B-Plans „Sülpke B, 5. Änderung“.
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Tab. 4: (Potenzielle) Brutvögel im Geltungsbereich des B-Plans „Sülpke B, 5. Änderung“.
Kürzel Deutsch Wissenschaftlich Gefährdung Rote Liste Nds. / D
Schutz Vorkommen
A Amsel Turdus [m.] merula - / - § BV
Bm Blaumeise Parus [c.] caeruleus - / - § BV (in Nistkästen an Kita), sonst NG
Hä Bluthänfling Carduelis [c.] cannabina
3 / 3 § BV
B Buchfink Fringilla coelebs - / - § BV
Eichelhäher Garullus glandarius - / - § pBV
Elster Pica [p.] pica - / - § pBV
Fitis Phylloscopus trochilus - / - § pBV
Gartengrasmücke Sylvia borin V / - § pBV
Gelbspötter Hippolais [i.] icterina V / - § pBV
Gimpel Pyrrhula [p.] pyrrhula - / - § pBV
Girlitz Serinus serinus V / - § pBV
Gf Grünfink Carduelis chloris - / - § BV
H Haussperling Passer [d.] domesticus V / V § NG
He Heckenbraunelle Prunella [m.] modularis - / - § BV
Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes
V / - § pBV
Klappergrasmücke Sylvia [c.] curruca - / - § pBV
K Kohlmeise Parus [m.] major - / - § BV (in Nistkästen an Kita), sonst NG
Mg Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla - / - § BV
Nachtigall Luscinia [luscinia] megarhynchos
V / - § pBV
Rk Rabenkrähe Corvus [c.] corone - / - § BN
Rt Ringeltaube Columba palumbus - / - § BV
Rotkehlchen Erithacus [r.] rubecula - / - § pBV
Schwanzmeise Aegithalos caudatus - / - § pBV
Singdrossel Turdus philomelos - / - § pBV
Sg Sommergoldhähnchen Regulus [i.] ignicapilla - / - § BV
Sti Stieglitz Carduelis [c.] carduelis V / - § BV
Türkentaube Streptopelia [d.] decaocto
- / - § pBV
Z Zaunkönig Troglodytes troglodytes - / - § BV
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Kürzel Deutsch Wissenschaftlich Gefährdung Rote Liste Nds. / D
Schutz Vorkommen
Zi Zilpzalp Phylloscopus [c.] collybita
- / - § BV
Kürzel: in Abb. 2 verwendetes Kürzel
Gefährdung: Nds = Rote Liste Niedersachsen (KRÜGER & NIPKOW 2015)
D = Rote Liste Deutschland (GRÜNEBERG et al. 2016)
Kategorien: 3 = gefährdet; V = Art der Vorwarnliste; - = ungefährdet
Schutz: § = besonders geschützt gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG
Vorkommen: BV = möglicher Brutvogel (im Rahmen der Begehungstermine erfasst)
NG = Nahrungsgast (im Rahmen der Begehungstermine erfasst)
BN = Brutnachweis (im Rahmen der Begehungstermine erfasst)
pBV = potenzieller Brutvogel (potenziell vorkommend, aber während Begehungsterminen nicht
anwesend)
3.3.2 Fledermäuse
3.3.2.1 Potenzialeinschätzung des Bestands
Fledermäuse nutzen Höhlen und Spalten an Gebäuden und Bäumen als Tagesquartiere,
Wochenstuben zur Jungenaufzucht und Winterquartiere. Im Geltungsbereich des B-Plans
wurden an den Bäumen keine derartigen Strukturen festgestellt. Das Bestandsgebäude
bietet mit dem Flachdach potenziell Spaltenquartiere. Allerdings sind diese mit Gittern
verschlossen, sodass sie von Fledermäusen nicht genutzt werden können.
Fledermäuse, die im Umfeld der Planfläche Quartiere haben, können den Luftraum über dem
Gelände als Jagdgebiet nutzen. Es kommen sowohl Baumhöhlen bewohnende (z. B. Großer
Abendsegler Nyctalus noctula, Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii) als auch
Gebäudespalten und -höhlen bewohnende Arten (z. B. Zwergfledermaus Pipistrellus
pipistrellus, Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus) als potenzielle Nutzer der
Planfläche als Jagdgebiet infrage.
Ein besonderer Wert als Jagdgebiet kann der Fläche jedoch nicht zugeordnet werden.
3.3.3 Weitere (potenziell) vorkommende, europarechtlich geschützte Tierarten
Für das potenzielle Vorkommen weiterer europarechtlich geschützter Tierarten ergaben sich
keine Hinweise.
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Biotoptypenkartierung
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3.3.4 Zufallsfunde besonders geschützter Tierarten
Im Gehölz auf dem Wall wurden mehrere Eichhörnchenkobel festgestellt (Abb. 2). Bei der
ersten Begehung des Geländes am 5. April 2017 wurden zudem mindestens zwei
verschiedene Eichhörnchen in den Bäumen am nördlichen Rand des Gehölzes beobachtet.
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4. Artenschutzrechtliche Prüfung
4.1 Rechtliche Grundlagen
Zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten vor Beeinträchtigungen durch den Men-
schen sind auf gemeinschaftsrechtlicher und nationaler Ebene umfangreiche Vorschriften
erlassen worden. Europarechtlich ist der im Zusammenhang mit Eingriffsplanungen
relevante Artenschutz in den Artikeln 12, 13 und 16 der Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur
Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen vom
21.05.1992 (FFH-Richtlinie) sowie in den Artikeln 5 und 9 der Richtlinie 79/409/EWG des
Rates über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten vom 02.04.1979 (Vogelschutz-
Richtlinie) fixiert.
Im nationalen deutschen Naturschutzrecht ist der für Eingriffsplanungen relevante besondere
Artenschutz in den Bestimmungen der §§ 44 und 45 BNatSchG vom 29.07.2009 verankert.
4.1.1 Geschützte Arten im Sinne des § 7 BNatSchG
Die in den nachfolgenden Kapiteln differenzierten, besonders und streng geschützten Arten
ergeben sich aus den Definitionen des § 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14 BNatSchG:
ZITAT aus dem BNatSchG
§ 7 Begriffsbestimmungen 5
(2) Für dieses Gesetz gelten folgende weitere Begriffsbestimmungen:
/
13. besonders geschützte Arten
a) Tier- und Pflanzenarten, die in Anhang A oder B der Verordnung (EG) Nr. 750/2013 des Rates vom 9. Dezember 1996 über den Schutz von Exemplaren wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels1 5 aufgeführt sind,
b) nicht unter Buchstabe a fallende
aa) Tier- und Pflanzenarten, die in Anhang IV der Richtlinie 92/43/EWG2 aufgeführt sind,
bb) „europäische Vogelarten“,
c) Tier- und Pflanzenarten, die in einer Rechtsverordnung nach § 54 Abs. 13 aufgeführt sind,
1 Verordnung (EG) Nr. 338/97 bzw. Verordnung (EG) Nr. 750/2013: EG-Artenschutzverordnung - EG-ArtSchV 2 Richtlinie 92/43/EWG: FFH-Richtlinie 3 § 54 Abs. 1 BNatSchG: Noch zu erlassende Rechtsverordnung (LOUIS, mdl.), in der Gefährdungsgrad und die Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland berücksichtigt sind.
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14. streng geschützte Arten
besonders geschützte Arten, die
a) in Anhang A der Verordnung (EG) Nr. 750/2013,
b) in Anhang IV der Richtlinie 92/43/EWG,
c) in einer Rechtsverordnung nach § 54 Abs. 24
aufgeführt sind;
Die streng geschützten Arten stellen somit eine Teilmenge der besonders geschützten Arten
dar.
THEUNERT (2008) hat eine Liste der besonders oder streng geschützten Arten einschließlich
der europäischen Vogelarten erstellt, die in Niedersachsen vorkommen bzw. vorkommen
können. Diese wird als Grundlage für den vorliegenden Artenschutzbeitrag verwendet. Die
Liste enthält u.a. all jene Arten, die bei einer artenschutzrechtlichen Prüfung für ein Vorhaben
innerhalb der Landes Niedersachsen zu prüfen sind.
4.1.2 Erläuterungen zur Anwendung des BNatSchG
In § 44 Abs. 1 BNatSchG werden die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände an die FFH-
und Vogelschutzrichtlinie angepasst. Mit § 44 Abs. 5 BNatSchG werden bestehende und von
der Europäischen Kommission anerkannte Spielräume bei der Auslegung der artenschutz-
rechtlichen Vorschriften der FFH-Richtlinie genutzt und rechtlich abgesichert, um akzeptable
und im Vollzug praktikable Ergebnisse bei der Anwendung der Verbotsbestimmungen des
Absatzes 1 zu erzielen. Diese Spielräume erlauben bei der Zulassung von Eingriffen und bei
Vorhabensplanungen eine auf die Aufrechterhaltung der ökologischen Funktionalität von
Fortpflanzungs- und Ruhestätten bzw. auf den Erhaltungszustand der lokalen Population
gerichtete Prüfung.
Dazu kann es erforderlich sein, funktionserhaltende oder konfliktmindernde Maßnahmen zu
treffen, die unmittelbar am voraussichtlich betroffenen Bestand ansetzen, mit diesem
räumlich-funktional verbunden sind und zeitlich so durchgeführt werden, dass zwischen dem
Erfolg der Maßnahmen und dem vorgesehenen Eingriff keine zeitliche Lücke entsteht. Um
dies zu gewährleisten, können neben Vermeidungsmaßnahmen auch vorgezogene
funktionserhaltende Ausgleichsmaßnahmen (sog. "CEF-Maßnahmen"; continuous ecological
functionality-measures) vorgesehen werden (§ 44 Abs. 5 Satz 3 BNatSchG).
4 § 54 Abs. 2 BNatSchG: Noch zu erlassende Rechtsverordnung (LOUIS, mdl.), in der Gefährdungsgrad und die Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland berücksichtigt sind.
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Biotoptypenkartierung
16
Die generellen artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 sind folgender-
maßen gefasst:
ZITAT aus dem BNatSchG
§ 44 Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten
(1) Es ist verboten,
1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert,
3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören
(Zugriffsverbote).
Diese Verbote sind um den für Eingriffsvorhaben relevanten Absatz 5 des § 44 ergänzt:
ZITAT aus dem BNatSchG
§ 44 Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten
(5) Für nach § 15 zulässige Eingriffe in Natur und Landschaft sowie für Vorhaben im Sinne des § 18 Abs. 2 Satz 1, die nach den Vorschriften des Baugesetzbuches zulässig sind, gelten die Zugriffs-, Besitz- und Vermarktungsverbote nach Maßgabe der Sätze 2 bis 5.
Sind in Anhang IV Buchstabe a der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführte Tierarten, europäische Vogelarten oder solche Arten betroffen, die in einer Rechtsverordnung nach § 54 Absatz 1 Nummer 2 aufgeführt sind, liegt ein Verstoß gegen das Verbot des Absatzes 1 Nr. 3 und im Hinblick auf damit verbundene unvermeidbare Beeinträchtigungen wild lebender Tiere auch gegen das Verbot des Absatzes 1 Nr. 1 nicht vor, soweit die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird.
Soweit erforderlich, können auch vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen festgesetzt werden.
Für Standorte wild lebender Pflanzen der in Anhang IV Buchstabe b der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführten Arten gelten die Sätze 2 und 3 entsprechend.
Sind andere besonders geschützte Arten betroffen, liegt bei Handlungen zur Durchführung eines Eingriffs oder Vorhabens kein Verstoß gegen die Zugriffs-, Besitz- und Vermarktungsverbote vor.
Die Zugriffs- und Besitzverbote gelten nicht für Handlungen zur Vorbereitung gesetzlich vorgeschriebener Prüfungen, die von fachkundigen Personen unter größtmöglicher
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Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag
Biotoptypenkartierung
17
Schonung der untersuchten Exemplare und der übrigen Tier- und Pflanzenwelt im notwendigen Umfang vorgenommen werden. [/]
Entsprechend obigem Absatz 5 gelten die artenschutzrechtlichen Verbote bei nach § 15
zulässigen Eingriffen in Natur und Landschaft sowie nach den Vorschriften des
Baugesetzbuches zulässigen Vorhaben im Sinne des § 18 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG nur für
die in Anhang IV der FFH-RL aufgeführte Tier- und Pflanzenarten sowie für die
Europäischen Vogelarten.
In Bezug auf die Tierarten nach Anhang IVa der FFH-RL sowie die Europäischen
Vogelarten nach Art. 1 VSchRL ergeben sich somit aus § 44 Abs. 1, Nr. 1 bis 3 i. V. m.
Abs. 5 BNatSchG für nach § 15 BNatSchG zulässige Eingriffe sowie für Vorhaben im Sinne
des § 18 Abs. 2 Satz 1, die nach den Vorschriften des Baugesetzbuches zulässig sind,
folgende Verbote:
Tötungs- / Verletzungsverbot (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG): Tötung oder
Verletzung von Tieren oder ihrer Entwicklungsformen. Abweichend davon liegt ein Verbot
nicht vor, wenn die Tötung / Verletzung unvermeidbar mit der Beschädigung oder Zerstörung
einer Fortpflanzungs- und Ruhestätte verbunden ist und deren Funktionalität trotz des
Eingriffs im räumlichen Zusammenhang gewahrt wird.
Störungsverbot (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG): Erhebliches Stören von Tieren während der
Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten. Ein Verbot
liegt nicht vor, wenn die Störung zu keiner Verschlechterung des Erhaltungszustandes der
lokalen Population führt.
Schädigungsverbot (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG): Beschädigung oder
Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten. Abweichend davon liegt ein Verbot nicht
vor, wenn die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen
Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang gewahrt wird.
Werden diese Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 i. V. m. Abs. 5 BNatSchG bezüglich der
gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten oder der national gefährdeten Arten mit einem
hohen Maß der Verantwortlichkeit bei der Bundesrepublik Deutschland erfüllt, müssen zur
Genehmigung des Eingriffs die Ausnahmevoraussetzungen des § 45 Abs. 7 BNatSchG
erfüllt sein. Es kann daher bei Eingriffsvorhaben eine Ausnahme zugelassen werden, wenn
das Vorhaben
• der Abwendung erheblicher land-, forst-, fischerei-, wasser- oder sonstiger
erheblicher wirtschaftlicher Schäden dient,
• zum Schutz der natürlich vorkommenden Tier- und Pflanzenwelt dient,
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• für Zwecke der Forschung, Lehre, Bildung oder Wiederansiedlung oder diesen
Zwecken dienenden Maßnahmen der Aufzucht oder künstlichen Vermehrung dient,
• im Interesse der Gesundheit des Menschen, der öffentlichen Sicherheit,
einschließlich der Verteidigung und des Schutzes der Zivilbevölkerung, oder der
maßgeblich günstigen Auswirkungen auf die Umwelt liegt,
• aus anderen zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses
einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art erforderlich ist (§ 45 Abs. 7
Pkt. 5 BNatSchG).
Die Ausnahme darf nur zugelassen werden, wenn
• zumutbare Alternativen nicht gegeben sind und
• sich der Erhaltungszustand der Populationen der betroffenen Arten nicht
verschlechtert und insbesondere bezüglich der Arten des Anhangs IV FFH-RL der
günstige Erhaltungszustand der Populationen der Art gewahrt bleibt.
In die Beurteilung, ob gem. § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG ein Verbotstatbestand
vorliegt, müssen Maßnahmen zur Vermeidung sowie vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen
(CEF-Maßnahmen zur Wahrung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität)
einbezogen werden, soweit diese erforderlich sind.
Die an vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen zu stellenden Anforderungen sind die
folgenden:
• Sie müssen die betroffene lokale Population der geschützten Art stützen und im Ergebnis
eine negative Bestandsentwicklung dieser Population verhindern.
• Sie müssen einen engen räumlichen Bezug zum beeinträchtigten Bereich aufweisen,
also z.B. den Lebensraum der betroffenen Population erweitern.
• Sie müssen zeitlich so angeordnet werden, dass die Funktion des betroffenen Bereichs
für die geschützte Art ohne Unterbrechung gewahrt werden kann. Sind Ausweich-
lebensräume zu schaffen, so müssen diese zum Zeitpunkt des Eingriffs bereits voll
funktionsfähig sein.
• Die Maßnahmen sind so präzise zu beschreiben, dass der Erfolg der Maßnahme fachlich
bewertet werden kann.
• Sofern der Erfolg der Maßnahme nicht sicher unterstellt werden kann, ist ein
begleitendes Monitoring vorzusehen. Der von der Genehmigungsbehörde erteilte
Beschluss muss dann für den Fall negativer Ergebnisse klare Angaben zum weiteren
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Risikomanagement enthalten.
4.2 Voraussichtliche Auswirkungen des Vorhabens
Mit der Umsetzung des B-Plans wird das Siedlungsgehölz westlich der bestehenden
Kindertagesstätte vollständig entfernt und der Wall eingeebnet. Auch angrenzende kleinere
Gehölze wie die Zierhecke am Tennisplatz werden voraussichtlich entfernt. Die entstehende
Freifläche wird überbaut mit einem Gebäude und einem Parkplatz.
Des Weiteren ist in mehreren Jahren der Abriss des Bestandsgebäudes geplant.
Durch das Vorhaben geht Lebensraum für Tiere verloren. Insbesondere gehölzbewohnende
Vogelarten, die am Boden, in dichteren Gebüschen oder frei in den Ästen brüten, verlieren
Nistmöglichkeiten.
4.3 Brutvögel
Die Vogelarten, die im Geltungsbereich des B-Plans ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätte
oder Nahrungsfläche haben oder haben könnten, sind überwiegend weit verbreite und unge-
fährdete Arten. Es handelt sich vor allem um Bodenbrüter, Freibrüter, Baum- und Gebüsch-
brüter, die auch innerhalb von Siedlungen vorkommen.
Höhlenbrüter - im Gebiet wurden Blaumeise, Kohlmeise und Haussperling festgestellt -
nutzen die Fläche vor allem zur Nahrungssuche, da weder die Gehölze noch das Gebäude
geeignete Bruthöhlen bieten. Lediglich Nistkästen, die in Gebüschen östlich des Bestands-
gebäudes hängen, könnten zur Brut genutzt werden. Hier werden Blau- und Kohlmeise
vermutet.
Alle Vogelarten des Artikel 1 der Vogelschutzrichtlinie sind als „europäische Vogelar-
ten“ besonders geschützt. Im Gebiet wurden keine streng geschützten Arten festgestellt und
diese sind auch potenziell nicht zu erwarten.
Mit dem Bluthänfling (Carduelis [c.] cannabina) wurde eine in Niedersachsen und
Deutschland gefährdete Art (Rote Liste Kategorie 3) festgestellt.
Nachfolgend wird die Betroffenheit der Brutvogelarten durch das Vorhaben dargestellt und
eine Prüfung auf eine Verletzung der Verbote des speziellen Artenschutzes gemäß § 44 Abs.
1 Nr. 1-3 i. V. m. Abs. 5 BNatSchG durchgeführt. Diese Prüfung wird für jede gefährdete Art
(in Tab. 4 fett dargestellt) einzeln in Artenblättern durchgeführt, während die übrigen
ungefährdeten, häufigen und weit verbreiteten Arten zusammengefasst abgehandelt werden.
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Artname: Bluthänfling Carduelis cannabina
Grundinformationen / Schutzstatus FFH Anhang IV-Art
Europäische Vogelart
Besondere Verantwortung Deutschlands
Streng geschützte Art (EG VO 338/97)
Art der EU-VSchRL Anhang I
Art der EU-VSchRL Art. 4 (2)
Rote Liste Niedersachsen Kat. 3 – gefährdet
Rote Liste Deutschland Kat. 3 – gefährdet
Erhaltungszustand der Art auf Ebene der biogeografischen Region (Europa)
günstig ungünstig unbekannt
Erhaltungszustand der lokalen Population günstig ungünstig unbekannt
Lebensraum und Verhaltensweisen der Art
Der Bluthänfling besiedelt offene bis halboffene Landschaften mit Gebüschen, Hecken oder Einzelbäumen; Agrarlandschaften mit Hecken (Ackerbau und Grünland), Heiden, verbuschte Brachen, Kahlschläge, Baumschulen, dringt in Dörfer und Stadtrandbereiche vor (Gartenstadt, Parkanlagen, Industriegebiete und -brachen); von Bedeutung sind Hochstaudenfluren und andere Saumstrukturen (Nahrungshabitate) sowie strukturreiche Gebüsche oder junge Nadelbäume (Nisthabitate). Als Freibrüter legt er sein Nest in dichten Hecken und Büschen aus Laub- und Nadelgehölzen an, selten auch Bodennester in Gras- bzw. Krautbeständen.
Verbreitung in Niedersachsen
Er ist flächendeckend verbreitet mit einer gleichmäßigen Siedlungsdichte und kleinflächig einigen Lücken. Sein Bestand wurde 2005 - 2008 auf 16.000 bis 38.000 Brutpaare geschätzt.
Vorkommen im Untersuchungsgebiet
Vorkommen nachgewiesen
Ein bis mehrere Brutpaare im Siedlungsgehölz im Westen des B-Plangebiets wahrscheinlich.
Vorkommen potenziell möglich
Allgemeine Gefährdungsfaktoren
Nahrungs- und Brutplatzverknappung durch Verlust ländlicher Strukturen in Siedlungsbereichen, Intensivierung der Landwirtschaft (Ausräumung der Landschaft), allgemeine Eutrophierung, Einsatz von Herbiziden und damit Nahrungsverknappung.
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Artname: Bluthänfling Carduelis cannabina
Auswirkungen des Vorhabens / Betroffenheit der Art / Beschreibung der Beeinträchtigung
Das Siedlungsgehölz westlich des Bestandsgebäudes ist mögliches Bruthabitat des Bluthänflings. Ein Nachweis der genauen Anzahl an Brutpaaren ist aufgrund der frühzeitigen und verkürzten Untersuchung nicht möglich.
Bei der Entfernung des Gehölzes ist nicht auszuschließen, dass Einzelindividuen während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderzeiten durch das Vorhaben gestört bzw. Fortpflanzungs- und Ruhestätten beschädigt oder zerstört werden.
Das Verbot des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (Tötungsverbot) kann verletzt werden, wenn die Entfernung des Gehölzes während der Brutzeit durchge-führt wird und dabei Entwicklungsformen des Bluthänflings verletzt oder getötet werden, was vermeidbar ist.
Das Verbot des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG (Beschädigungs- oder Zerstö-rungsverbot) ist durch die Umsetzung des Vorhabens nicht erfüllt, da die ökologische Funktion der von dem Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang für den Bluthänfling weiterhin erfüllt wird.
Der Erhaltungszustand der lokalen Population ist unbekannt. Aufgrund der aktuellen Gefährdungssituation ist jedoch von einem schlechten Erhaltungszustand auszugehen. Durch das Vorhaben könnte sich der Erhaltungszustand aufgrund des Nistplatzverlustes weiter verschlechtern und damit eine Störung im Sinne des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG stattfinden.
Artenschutz-spezifische Vermei-dungsmaßnahmen erforderlich
Vermeidbare Tötungen (Verbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) unterbleiben durch die Maßnahme der Gehölzentfernung gemäß § 39 (5) Nr. 2 BNatSchG nur in der Zeit zwischen dem 01. Oktober und 28. Februar.
Ausgleichs-maßnahmen erforderlich
Um den Erhaltungszustand der lokalen Population nicht zu verschlechtern, ist der Lebensraum mindestens im Umfang des Verlusts an anderer Stelle wiederherzustellen.
Die Maßnahme sollte in Form einer Hecke, eines Gebüschs oder auch Gehölzes mit gut ausgeprägter dichter Strauchschicht angelegt werden.
Bei der Umsetzung ist auf den Einsatz autochthoner (= einheimischer) Gehölzarten zu achten. Angrenzend an die Gehölzpflanzung sollten für den Bluthänfling geeignete Nahrungsflächen wie Hochstaudenfluren oder andere Saumstrukturen vorhanden sein.
Die Maßnahme kann gleichzeitig als Ausgleich für den Eingriff durchgeführt werden.
Hiermit wird eine Verbotsverletzung des Störungsverbots (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) vermieden.
Prognose der Verbotsverletzung
Verbot § 44 Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG verletzt: ja nein
Verbot § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG verletzt: ja nein
Verbot § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG verletzt: ja nein
Ein Antrag auf Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG ist
erforderlich nicht erforderlich
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Außerdem kommen die folgenden ungefährdeten europäischen Vogelarten - teilweise
potenziell - vor:
die Baumbrüter Rabenkrähe, Ringeltaube, Türkentaube,
die Gebüschbrüter Amsel, Heckenbraunelle, Klappergrasmücke,
die Bodenbrüter Fitis, Rotkehlchen, Zilpzalp,
die Freibrüter Buchfink, Eichelhäher, Elster, Gartengrasmücke, Gimpel, Gelbspötter, Girlitz,
Grünfink, Heckenbraunelle, Kernbeißer, Klappergrasmücke, Mönchsgrasmücke, Nachtigall,
Ringeltaube, Schwanzmeise, Singdrossel, Sommergoldhähnchen, Stieglitz, Zaunkönig.
Für diese genannten, nach Art. 1 der Vogelschutz-Richtlinie besonders geschützten
Vogelarten (Europäische Vogelarten) ist nicht auszuschließen, dass Einzelindividuen
während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderzeiten durch
das Vorhaben gestört bzw. Fortpflanzungs- und Ruhestätten beschädigt oder zerstört
werden.
Die Verbote des § 44 Abs. 1 Nr. 1 und 3 (Beschädigungs- oder Zerstörungsverbot) sind
durch die Umsetzung des Vorhabens nicht erfüllt, da die ökologische Funktion der von dem
Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang für
die jeweilige Art weiterhin erfüllt wird. Das Verbot des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG
(Störungsverbot) ist ebenfalls nicht erfüllt, da sich durch die vom Projekt ausgehenden
Störungen die Erhaltungszustände der lokalen Populationen dieser weit verbreiteten,
häufigen und ungefährdeten Arten nicht verschlechtern.
Vermeidbare Tötungen (Verbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) unterbleiben durch die
Maßnahme der Gehölzentfernung gemäß § 39 (5) Nr. 2 BNatSchG nur in der Zeit zwischen
dem 01. Oktober und 28. Februar.
Die Höhlenbrüter Blaumeise, Haussperling und Kohlmeise brüten vermutlich außerhalb des
Geltungsbereichs oder nutzen die Nistkästen östlich des Bestandsgebäudes. Sollten im
Zuge der Baumaßnahmen die Gehölze mit den Nistkästen entfernt werden, gelten die
gleichen Umstände wie bei den Gehölz- und Bodenbrütern. Durch ein Umhängen der Kästen
in einen ungestörten Bereich außerhalb der Brutsaison und vor dem Eingriff bleibt die
ökologische Funktion erhalten und die Zugriffsverbote des § 44 Abs. 1 Nr. 1-3 BNatSchG
werden nicht verletzt.
4.4 Fledermäuse
Für Fledermäuse ergibt sich aufgrund fehlender Strukturen für Quartiere keine Notwendigkeit
einer Prüfung auf artenschutzrechtliche Konflikte.
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5. Zukünftiger Abriss des Bestandsgebäudes
Es wurden bei den Begehungen im April 2017 keine Hinweise auf Strukturen an dem
Gebäude gefunden, die als Fledermausquartier oder Nistplatz für Vögel dienen könnten. Da
der Abriss voraussichtlich erst in einigen Jahren stattfindet, kann sich diese Situation bis
dahin jedoch geändert haben. Durch Beschädigung oder Umbau können jederzeit neue
Strukturen entstehen, die von Fledermäusen oder Vögeln genutzt werden. Daher ist es
sinnvoll, das Gebäude kurz vor dem Abriss erneut zu untersuchen, um solche Änderungen
zu erkennen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, so dass Artenschutzverstöße
vermieden werden.
6. Zum allgemeinen Artenschutz
6.1 Europäisches Eichhörnchen
Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ist gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG besonders
geschützt und in Deutschland sowie Niedersachsen nicht gefährdet.
Eichhörnchen sind in der Regel Einzelgänger und halten sich nur während der Paarungszeit
in der Nähe anderer Artgenossen auf. Auf dem Gelände wurden drei Strukturen erfasst, die
wahrscheinlich von den Eichhörnchen als „Nest“ genutzt werden, so genannte Kobel. Diese
können sowohl als Ruhestätte der Alttiere als auch als Nest für die Jungen dienen. Die
ungefähre Lage der Kobel ist in Abb. 2 abgebildet.
Da bei diesem beschleunigten B-Planverfahren § 44 Abs. 5 BNatSchG gilt, werden
besonders geschützte Arten durch die Zugriffsverbote des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG
nicht geschützt.
In der Eingriffsregelung ist es jedoch notwendig, das Vorkommen des Eichhörnchens als Teil
des Schutzguts „Arten und Lebensgemeinschaften“ zu berücksichtigen. Gemäß § 39 Abs. 1
Nr. 1 BNatSchG ist es verboten „wildlebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne
vernünftigen Grund zu fange, zu verletzen oder zu tötenX“. Eine Beschränkung der
Baumfällung auf die Zeit außerhalb der Fortpflanzung, während der sich möglicherweise
Jungtiere in einem Kobel aufhalten und getötet werden könnten, würde eine Verletzung des
o. g. Verbots vermeiden.
Eichhörnchen haben meist zweimal im Jahr Junge, so dass der Zeitraum, innerhalb dem sich
hilflose Jungtiere im Kobel aufhalten von Ende Februar bis Ende Oktober erstreckt
(HOFFMANN 2007). Sollten Baumfällungen im Bereich der Eichhörnchenkobel noch davor
durchgeführt werden, so ist mittels Hubsteiger oder Baumkletterer eine aktuelle Nutzung des
jeweiligen Kobels zu überprüfen, um vermeidbare Tötungen zu verhindern.
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7. Zusammenfassung der erforderlichen Maßnahmen für den
Artenschutz
Aufgrund der Prüfung auf Verbotstatbestände nach den Zugriffsverboten des § 44 Abs. 1 Nr.
1 bis 3 i. V. m. Abs. 5 BNatSchG ergeben sich notwendige Vermeidungs- und Ausgleichs-
maßnahmen für die Tiergruppe Brutvögel.
Bluthänfling Carduelis [c.] cannabina RL D 3 RL Nds 3
Vermeidungsmaßnahme:
Vermeidbare Tötungen (Verbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) unterbleiben durch die
Maßnahme der Gehölzentfernung gemäß § 39 (5) Nr. 2 BNatSchG nur in der Zeit zwischen
dem 01. Oktober und 28. Februar.
Ausgleichsmaßnahme:
Um den Erhaltungszustand der lokalen Population nicht zu verschlechtern, ist der
Lebensraum mindestens im Umfang des Verlusts an anderer Stelle wiederherzustellen.
Die Maßnahme sollte in Form einer Hecke, eines Gebüschs oder auch Gehölzes mit gut
ausgeprägter dichter Strauchschicht angelegt werden.
Bei der Umsetzung ist auf den Einsatz autochthoner Gehölzarten zu achten. Angrenzend an
die Gehölzpflanzung sollten für den Bluthänfling geeignete Nahrungsflächen wie
Hochstaudenfluren oder andere Saumstrukturen vorhanden sein.
Die Maßnahme kann gleichzeitig als Ausgleich für den Eingriff durchgeführt werden.
Hiermit wird eine Verbotsverletzung des Störungsverbots (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG)
vermieden.
Baumbrüter, Freibrüter, Gebüschbrüter, Bodenbrüter
Vermeidungsmaßnahme:
Vermeidbare Tötungen (Verbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) unterbleiben durch die
Maßnahme der Gehölzentfernung gemäß § 39 (5) Nr. 2 BNatSchG nur in der Zeit zwischen
dem 01. Oktober und 28. Februar.
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Höhlenbrüter
Vermeidungsmaßnahme:
Sollten im Zuge der Baumaßnahmen die Gehölze mit den Nistkästen entfernt werden, gelten
die gleichen Umstände wie bei den Gehölz- und Bodenbrütern. Durch ein Umhängen der
Kästen in einen ungestörten Bereich in der Zeit zwischen 01. Oktober und 28. Februar vor
dem Eingriff bleibt die ökologische Funktion erhalten und die Zugriffsverbote des § 44 Abs. 1
Nr. 1-3 BNatSchG werden nicht verletzt.
Auf Grundlage des allgemeinen Artenschutzes gemäß § 39 Abs. 1 Nr. 1BNatSchG ergibt
sich eine notwendige Vermeidungsmaßnahme für das Europäische Eichhörnchen:
Entfernung des Siedlungsgehölzes außerhalb der Zeit der Jungenaufzucht, die sich von
Ende Februar bis Ende Oktober erstreckt. Bei einer Gehölzentfernung vor Ende Oktober sind
die Kobel mittels Hubsteiger oder Baumkletterer auf einen Besatz von hilflosen Jungtieren zu
prüfen.
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8. Quellen
8.1 Literatur
BIERHALS, E., O. V. DRACHENFELS & M. RASPER (2004): Wertstufen und Regenerationsfähigkeit der Biotoptypen in Niedersachsen. Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 24 (4), 231-240.
DRACHENFELS, O. V. (2012): Einstufungen der Biotoptypen in Niedersachsen - Regenerationsfähigkeit, Wertstufen, Grundwasserabhängigkeit, Nährstoffempfindlichkeit, Gefährdung. - Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 32, Nr. 1 (1/12): 1-60.
DRACHENFELS, O. V. (2016): Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen unter besonderer Berücksichtigung der gesetzlich geschützten Biotope sowie der Lebensraumtypen von Anhang I der FFH-Richtlinie, Stand Juli 2016. - Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachs. Heft A/4, 326 Seiten.
GARVE, E. (2004): Rote Liste und Florenliste der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen, 5. Fassung vom 1.3.2004. - Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 24 (1), 1-76, Hildesheim.
HOFFMANN, H. (2007): Eichhörnchen - Kobolde im Wald.
KRÜGER, T.; J. LUDWIG, S. PFÜTZKE & H. ZANG (2014): Atlas der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen 2005-2008. Naturschutz Landschaftspl. Niedersachsen 48: 1-552. Hannover.
KRÜGER, T. & . M. NIPKOW (2015): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel - 8. Fassung, Stand 2015. Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 35(4): 181-260.
GRÜNEBERG, C., H.-G. BAUER, H. HAUPT, O. HÜPPOP, T. RYSLAVY & P. SÜDBECK (2016): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 5. Fassung, 30. November 2015. Berichte zum Vogelschutz, Heft 52: 19-67.
SÜDBECK, P.; S. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON,T. SCHIKORE, K. SCHRÖDER, K. & C. SUDFELDT
(Hrsg., 2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
THEUNERT, R. (2008): Verzeichnis der in Niedersachsen besonders oder streng geschützten Arten – Schutz, Gefährdung, Lebensräume, Bestand, Verbreitung. - Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 28(3 u. 4), 69-270. Hannover.
NLWKN (NIEDERSÄCHSISCHER LANDESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT, KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ
Hrsg.) (2010): Vollzugshinweise zum Schutz von Säugetierarten in Niedersachsen. Stand Juli 2010, Entwurf. – Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz.
NIEDERSÄCHSISCHER STÄDTETAG (2013): Arbeitshilfe zur Ermittlung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in der Bauleitplanung, 9. Völlig überarbeitete Auflage, Hannover.
8.2 Rechtsquellen
BUNDESNATURSCHUTZGESETZ (BNatSchG) - Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), zuletzt geändert durch Art. 421 Zehnte Zuständigkeitsan-passungsVO vom 31. August 2015 BGBl. I S. 1474.
BUNDESARTENSCHUTZVERORDNUNG (BArtSchV) - Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten - vom 16. Februar 2005, BGBl. I, S. 258, 896, zuletzt geändert durch Art. 10 des Gesetzes vom 21. Januar 2013 (BGBl. I S. 95).
EU-ARTENSCHUTZVERORDNUNG- Verordnung (EG) Nr. 709/2010 der Kommission vom 22.07.2010 über den Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels, Amtsblatt Nr. L 212/1 vom 12.08.2010. Ändert Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom 9. Dezember 1996 Amtsblatt Nr. L 061 vom 03.03.1997 S. 1 – 69. Neu gefasst durch Verordnung (EG) Nr. 1332/2005 des Rates vom 9. August 2005, Amtsblatt Nr. L 215. Zuletzt geändert durch Verordnung (EU) Nr. 1320/2014 vom 1. Dezember 2014.
EU-VOGELSCHUTZRICHTLINIE - Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 02. April 1979 über die Erhaltung wildlebender Vogelarten, Abl. EG Nr. L 103 S. 1, geändert durch Richtlinie 2009/147/EG des Rates vom 30. November 2009, Amtsbl. EG vom 26.01.2010, L 20/7 bis 20/25.
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FFH (FAUNA-FLORA-HABITAT)-RICHTLINIE - Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (ABl. EG Nr. L 206/7 vom 22.07.1992), geändert durch Richtlinie 97/62/EG des Rates vom 27.10.1997 (ABl. EG Nr. L 305/42), zul. geändert durch Richtlinie 2013/17/EU Abl. Nr. L 158 vom 13.05.2013, S. 193.
NIEDERSÄCHSISCHES AUSFÜHRUNGSGESETZ ZUM BUNDESNATURSCHUTZGESETZ (NAGBNatSchG) in der Fassung der Veröffentlichung vom 19. Februar 2010. Nds. GVBl. 2010, 104.
unabhängig von den obigen Angaben gelten die aktuell gültigen Fassungen.