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Blick auf Errikousas Hafen und Südbucht. Im Hintergrund die Insel Othoni Foto: Yacht/a. Fritsch

Blick auf Errikousas Hafen und Südbucht. Im Hintergrund ... · Yacht 4/2011 31 fotos: Y acht/a. fritsch V ielleicht war’s doch eine Schnaps idee. Die Bö kommt, der Windmes ser

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Blick auf Errikousas Hafen und Südbucht. Im Hintergrund die Insel Othoni Fo

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Segeln in Griechenland oder Italien? Warum nicht beides? Andreas Fritsch hat seinen Törn im Norden Korfus mit einem Abstecher an die italienische Adria verbunden

Grenz-Experiment

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Inseln, von der Erosion geformt: beim Kap Drastis an Korfus Nordwest-Spitze

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Vielleicht war’s doch eine Schnaps­idee. Die Bö kommt, der Windmes­ser springt wieder auf 37 Knoten. Als

der Windstoß die 53­Fuß­Jeanneau erfasst, geht unter dem Boot schräg eine von diesen dicken, fetten, langen Wellen durch. Die Yacht springt an, beginnt, die Welle runter­zurauschen. Mit wild schäumender Bugwelle bohrt sie sich wie ein wildgewordener Wal­fisch durch die dunkelgraue See. Verblüf­fend leichtfüßig rollt urplötzlich das sonst so schwere Schiff heftig. 50 reale, gefühlte 100 Grad Amplitude. Jetzt nur keine Patenhalse! Bei 15,6 Knoten bleibt die Logge stehen. Ei­gentlich müsste Martin, der sonst Klassiker auf süddeutschen Seen segelt, am Steuer ju­beln – aber die Mischung aus Seekrankheit, Anspannung und Müdigkeit reduziert die Mi­mik in Richtung gequältes Grinsen.

Mehr eruptive Emotion verbietet sich, sonst hängt er als Nächster über der Reling. Zwei Mann liegen schon jenseits von Gut und Böse in der Koje, zwei sehen reichlich grün um die Nase aus. Nicht genug damit, setzt nun auch wieder der Regen prasselnd ein. Und dafür hat man nun eine Woche vom hart erarbeiteten Urlaub geopfert. Keine Fra­ge: eine Schnapsidee.

So kann es dem ergehen, der das Ioni­sche Meer im Spätherbst unterschätzt. Die Stegnachbarn an der Mole in Kassiopi im Norden von Korfu hatten nur den Kopf ge­schüttelt, als sie vom Plan hörten: Auf Korfu chartern und dann gleich von dort weg­fahren, wo andere Urlaub machen. Richtung Italien. Statt Buchtenbummeln 70 Meilen offshore segeln. Ende Oktober. Bei angesag­ten Böen von 8 bis 9. So ein Quatsch.

Und schuld an allem ist eigentlich nur Marc. Seit Jahrzehnten segelt er im Ionischen Meer, kennt fast jede Ecke, managt nun so­gar eine Charterflotte dort. Auf einer Messe ergab sich ein Gespräch, in dem ich so ne­benbei erwähnte, dass der Norden Korfus mit seinen drei winzigen Inseln und die Ad­riaküste Italiens irgendwie Niemandsland seien. Er spitzte sofort die Ohren. Die Inseln liegen abseits der Charterpfade, in Italien gibt es nicht einmal Schiffe zu chartern.

Noch nie einen Segelkollegen getroffen, der je dort gewesen ist. Schaut man in Buch­handlungen auf die etwa drei Meter Regal­fläche mit Reiseführern über Italien, nehmen die vom Landstrich Apulien und dann noch speziell dem Küstenabschnitt Salento unge­fähr 0,5 Zentimeter ein. Da konnte was nicht stimmen. Meiner Vermutung, das müsse

tummelplatz der reichen italienerapuliens Küste des salento: mal Bollwerk, mal

Prunkbau: einer der diversen Palazzi im Stadtbild von Santa Maria di Leuca

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wohl der langwei­li­gs­te Abs­chni­tt Wes­teuro­pas­ s­ei­n oder reger Schmuggelverkehr nach Albani­en herrs­chen, wi­ders­pri­cht er jedoch vehement.

„Nei­n, nei­n, da i­s­t es­ wunders­chön! Aus­ der Regi­on kommt di­e Fami­li­e mei­ner Frau. Tolle Städte, nette Leute und s­oooo fantas­­ti­s­ches­ Es­s­en!“

Ei­gentli­ch habe i­ch ja wi­e vi­ele di­e Ita­li­en­Sati­re „Mari­a, i­hm s­chmeckt’s­ ni­cht“ geles­en und hätte wi­s­s­en müs­s­en, das­s­ er das­ der Fami­li­enehre halber s­agen mus­s­te. Aber manchmal hört man nur, was­ man hö­ren wi­ll. Marc war s­ofort Feuer und Flamme. Di­e Ins­eln i­m Norden kannte er auch ni­cht, und Itali­en glei­ch dazu – klang doch s­uper!

Und s­o s­egeln wi­r i­ns­ graue Ni­chts­. Den ganzen Tag s­ehen wi­r kei­ne ei­nzi­ge Yacht. Von Schmuggler­Speedboten mi­t Pros­ti­tui­er­ten und Zi­garetten ganz zu s­chwei­gen.

Doch s­treng genommen war di­e Ents­chei­­dung ri­chti­g gewes­en. Wer von Korfu nach Itali­en wi­ll, s­egelt ei­nen Nordwes­tkurs­. Der Wetterberi­cht s­agte ei­nen Tag s­tarken Süd­os­t voraus­, dann s­ollte er nach zwei­ flauen Tagen auf Nord drehen. Hi­n raumwi­nds­, zu­rück auch. Wi­nk des­ Schi­cks­als­. Als­o s­chnell

di­e Os­tküs­te Korfus­ hoch, kurzer Stopp i­n Kas­s­i­opi­, dann rüber nach Otranto.

Als­ i­m Stockdunkeln endli­ch das­ Leucht­feuer am Sti­efelabs­atz i­n Si­cht kommt und das­ Ei­nlaufen nach Otranto ans­teht, funken wi­r den Hafen an. Auf Engli­s­ch. Fragen, wi­e es­ mi­t Plätzen aus­s­i­eht. Di­e Antwort i­m ge­brochenen Engli­s­ch i­s­t ei­n mürri­s­ches­ „No place“. Gerade als­ wi­r los­fluchen wollen, grei­ft Marc zum Mi­kro und palavert auf Itali­e­ni­s­ch los­, s­o wi­e er es­ von Ehefrau Marcella aufges­chnappt hat. Fröhli­ch kommt es­ über UKW zurück, natürli­ch s­ei­ ei­n Platz frei­, Mu­ri­nglei­nen, ja, ja, alles­ „No problemo“ – doch ganz nützli­ch di­e Fami­li­enbande.

Kei­ne halbe Stunde s­päter zi­eht di­e aus­­gehungerte, s­echs­köpfi­ge Crew durch di­e Innens­tadt Otrantos­. Ras­ch i­s­t das­ ers­te Fa­mi­li­en­Res­taurant gefunden, und weni­g s­pä­ter überzi­eht ei­n s­eli­ges­ Lächeln di­e Ges­i­ch­ter. Di­e Sache mi­t dem hervorragenden Es­­s­en s­ti­mmt ohne Ei­ns­chränkung. Und von den berüchti­gten i­tali­eni­s­chen Res­taurant­Prei­s­en i­s­t auch ni­chts­ zu s­püren. Der Süden gi­lt als­ der ärmere Tei­l des­ Landes­.

Und am nächs­ten Morgen ers­trahlt Otran­to i­m Sonnens­chei­n. Kaum zu fas­s­en, wi­e der

nachts­ uns­chei­nbar wi­rkende Ort regelrecht erblüht. Alte Fes­tungs­mauern umgeben di­e di­cht gedrängte Alts­tadt, di­e s­i­ch jahrhun­dertelang des­ Ans­turms­ mus­li­mi­s­cher Erobe­rer erwehren mus­s­te. Di­e Küs­te des­ Salento war deren bevorzugtes­ Ei­nfalls­tor, wes­halb i­n vi­elen der Si­edlungen mächti­ge Vertei­di­­gungs­anlagen erri­chtet wurden.

Bauern verkaufen an der Haupts­traße i­hr Gemüs­e di­rekt von der Ladefläche der drei­rädri­gen Ape, Fi­s­cher i­m wi­nzi­gen Stadt­hafen den Fang vom Boot. Am Platz vor dem Ei­ngang zur Fes­tung s­tehen di­e Männer pa­lavernd bei­m i­tali­eni­s­chen Frühs­tücks­­Qui­­cki­e: Es­pres­s­o mi­t Croi­s­s­ant auf di­e Hand und danach ras­ch wei­ter zur Arbei­t.

Wer durch di­e engen Gas­s­en s­chlendert, fi­ndet s­chöne alte Häus­er mi­t Innenhöfen voller Zi­tronen­ oder Fei­genbäumen, Bars­, Ki­rchen, Touri­s­ten­Shops­. Dazwi­s­chen i­m­mer wi­eder s­chi­eßs­chartenarti­ge Durchbli­cke zur Adri­a, di­e hi­er endet und s­üdli­ch i­ns­ Io­ni­s­che Meer übergeht. Di­e vi­elen Ges­chäfte las­s­en erkennen: Im Sommer mus­s­ es­ turbu­lent zugehen. Im Oktober aber herrs­cht ei­ne ents­pannte Atmos­phäre, ni­cht di­e Wi­nterei­n­öde typi­s­cher Feri­enorte.

Luxus-Badeort: die „Once More“ vor der Kulisse von Santa Maria di Leuca

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Otranto zieht einen in den Bann. Wer das Gewirr der Gassen entlangschlendert, kann oh­ne Weiteres den ganzen Tag verbummeln.

Doch Marcs Plan sieht ganz anders aus: „Santa Maria di Leuca, da müssen wir hin! Das ist ein alter Ferienort der reichen Adelsfamilien, sieht umwerfend aus!“ Mittlerweile vertrauen wir unserem eingeheirateten Halbitaliener.

Während des Schlags die Küste von Otranto gen Süden wird klar, warum die unter Seglern kaum bekannt ist. Die Landschaft ist eigenwillig, ein Plateau mit Steilküste, topfeben, wie ein Tor­

tenboden. Keine Inseln. Kaum Ankerbuchten. Einige winzige, voll belegte Häfen.

Regelrecht ins Auge stechen da nur alle paar Meilen kleine Erhebungen. Der Blick durch das Fernglas zeigt: Es sind mehr oder weniger gut erhaltene Ruinen von Wachtürmen, die vor Jahr­hunderten als Meldeposten gebaut wurden. Nä­herten sich Sarazenen oder Türken aus Osten, wurde wie in einer Kettenreaktion von Turm zu Turm Alarm geschlagen. Rund 30 dieser Bau­werke stehen an der Küste des Salento. Bei Süd­ost aber wären die Türken kaum an Land gekom­men: Über die offene See baut er eine ziemliche Welle auf, die noch immer in die Buchten steht. Zu hoch, um anzulanden oder zu ankern.

Santa Maria di Leuca ist beim Anlaufen für zwei Überraschungen gut: Statt einer kompak­ten Festungsanlage gelangen diesmal würfel­förmige, weiß gekalkte Häuser ins Blickfeld. Ver­streut gruppieren sie sich um die flache Bucht. Fast griechisch anmutend. Doch beim Näher­kommen die Überraschung: Prunkvolle Palazzi stehen dazwischen, geben dem Ort eine mon­däne Note – völlig anders als Otranto.

Das sieht man spätestens am Strand: Statt Fischern, die ihren Fang verkaufen, paddeln läs­sig Wellenreiter zwischen dem Schwell vom Südwind, steigen aufs Brett und surfen in Rich­tung Promenade. Urlaub statt Arbeit.

Im Winter wird es rau auf den EilandenInseln in Korfus Norden: Sommersitz der Korfioten.

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Schönes Ensemble: Windmühle, Glocken-turm und buntes Haus auf Errikousa

Reichlich Welle von hinten: Seegang bei der Überfahrt von Korfu nach Otranto

Korfus Innenstadt: Auch Ende Oktober noch ein lebhaftes Ziel mit viel Flair

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Der gesamte Ort scheint schon im Winter­schlaf: abgebaute Strandcafés, verrammelte Ge­schäfte, geschlossene Fensterläden. Trotzdem lohnt es herzukommen. Die fantastischen Palaz­zi wirken fast wie Hollywood­Kulissen: ein knall­rotes, türmchenbesetztes Märchenschloss, eine Straße weiter ein maurisches Kastell mit Burg­zinnen, um die Ecke ein Sandsteinbau im Stile schottischer Burgen. Ende des 19. Jahrhunderts ließen reiche Adelsfamilien Urlaubsdomizile nach Gusto errichten, Geld spielte keine Rolle.

Wer allerdings glaubt, dass auch das selt­same Arrangement eines großen künstlichen Wasserfalls direkt am Hafen, eingerahmt von zwei riesigen Treppen, dazugehört, irrt: Es ist ein Renommierbau aus der Mussolini­Ära, um den Südzipfel als „Tor zu Italien“ aufzuwerten. Vielleicht passte dem Duce aber auch einfach nicht, dass die Besucher zur Wallfahrt in die päpstliche Basilika auf dem Plateau pilgerten.

Otranto und Santa Maria di Leuca sind zwei sehr gegensätzliche Facetten des Salento. „Ihr müsst umbedingt noch nach Gallipoli, das ist eine tolle Stadt! Wer da nicht war, kennt den Salento nicht“, rät ein alter, knorriger Italiener beim Espresso im Café. Tatsächlich sehen Bilder faszinierend aus: Auf einer kleinen Halbinsel liegt die Altstadt wie eine Trutzburg hinter Fes­tungsmauern. Sozusagen Otranto in Insellage.

Doch das Wetter macht einen Strich durch die Rechnung: 25 Meilen sind es gen Nordwes­ten dorthin – und summieren sich dann mit der Rückfahrt zu den Inseln nördlich von Korfu auf fast 75 Meilen. Und der Wind hat sich schlafen gelegt. Schlimmer noch: Abends soll er auf Nord drehen und dann kräftig zunehmen, Starkwind am nächsten Tag. Die Aussicht auf eine zweite elfstündige Überfahrt im Stile der Hinreise löst nicht gerade Begeisterung aus.

Also Aufbruch nach nur zwei Tagen Italien. Ein, zwei Mini­Stopps an der Küste, die mit dem neo­marokkanischen Palast von Santa Cesarea noch ein optisches Highlight bietet.

Die Nachtfahrt zurück nach Griechenland wird das perfekte Gegenstück zur Hintour. Der Nordwind baut sich langsam auf, schiebt das Boot bei wenig Welle mit perfektem Speed raum­schots zurück Richtung Hellas. Musik im Cock­pit, unser Schweizer Hobbykoch Martin zaubert ein Essen zusammen, eine Sternschnuppe fällt fast bis auf den Horizont und zerplatzt kurz vor dem Aufschlag auf der Erde in fünf Teile. So ver­geht die Meilen­Tour wie im Flug. Erst als wir nachts im Leeschutz vor der Insel Othoni vor An­

Charter Wir waren mit einer Sun Odyssey 53 (3700–5400 euro/Wo-che, je nach Saison) der Firma Sun charter ab Gouvia/Korfu unterwegs (Sun Odyssey 35 1500–1900 euro/Woche). die deutschen sind seit fast 30 Jahren mit einer reinen Jeanneau-Flotte im Revier präsent. das große boot ist für die Überfahrt ideal. infos un-ter www.suncharter.de oder tel. 08171/299 05. den Grenzwechsel beim Vercharterer anmelden!Wind & Wetter Vor- oder nachsaison sind ideal:

die chronisch überfüllten häfen italiens sind dann leerer, und es weht öfter Südostwind für die hin-fahrt. aber auch längere Flaute möglich. im Som-mer nordwestwinde. Häfen & Ankerplätze Korfus norden: einfache Stadthäfen (Kassiopi, agios Stefanos). in italien Marinas mit wenig Kom-fort und Plätzen, aber Muringleinen. nur Schön-wetter-ankerplätze. navigation & Seemann-schaft bis auf die Untie-fen um Mathraki unproble-matisch. einklarieren in Otranto. Für den Kurzbe-

such verzichteten die be-amten darauf. achtung: Östlich des Kap drastis eine Zwei-Meter-Untiefe, (in den Papierkarten ver-zeichnet, nicht aber in navionics-Gold-Karten!) ein Kilometer westlich des Kaps auf der Klippe eine bar (mit anleger). literatur R. heikell: Küs-tenhandbuch italien, edi-tion Maritim, 49,90 euro.

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Entspannt in die nacht: Martin steuert Kurs Griechenland, Marc genießt

bollwerk gegen die Türken: die imposanten Stadtmauern von Otranto

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ker gehen, beginnt es richtig zu blasen. Die Kette ruckt heftig, aber fast 100 Meter samt fettem Anker sorgen für eine sichere, wenn auch durchgeschaukelte Nacht.

Am nächsten Tag bläst es noch immer mächtig den steilen Inselberg hinunter. So bleibt Zeit zum Landgang. Im Vergleich zu Italien scheint das Leben hier wie in Zeitlupe abzulaufen – ein verschlafenes kleines Insel­dorf, in dem nur ein paar Männer vor dem Kafenion sitzen und palavern. Zwei Angehö­rige der Coastguard surfen in ihrem Büro gelangweilt im Internet. Ein einziger alter Fischer sitzt an der Pier, flickt Netze. Wie vie­le Menschen hier leben, will ich wissen. Ja­nis erzählt: Ein paar Familien noch, aber im­mer mehr Häuser werden nur im Sommer als Feriendomizil genutzt. „Ich wohne auch im Winter auf Korfu und komme nur im Som­mer zum Leben und Fischen.“ Die Winter seien auf Othoni rauer als auf Korfu. Er sei vor 50 Jahren nach New York ausgewandert, arbeitete als Taxifahrer. „Aber dort war es zu kalt, da bin ich mit meiner Frau wieder nach

Griechenland in unser altes Haus gegangen.“ Die Kinder blieben lieber auf der anderen Seite des Atlantiks. „Was sollen die auch in Griechenland – in der Krise“, sagt er.

Othoni, Errikousa und Mathraki werden wegen ihrer abgelegenen Lage und den man­gelhaft geschützten Häfen wenig besucht. Und jetzt, Ende Oktober, ist Othoni auf Geis­terstadt­Niveau abgesunken.

Ob die Nachbarinsel Errikousa mehr zu bieten hat? Der Wind lässt stark nach, so gleiten wir mit dem letzten Hauch hinüber. Die Bucht mit dem kleinen Anleger ist ein­deutig die attraktivere Schwester: am Ufer eine restaurierte Windmühle neben bunten Häusern und Glockenturm. Toller, langer Sandstrand. Vom Ostufer ein sagenhafter Blick über die Insel und nach Albanien.

Menschen trifft man auch hier kaum. Als wir enttäuscht zum Kochen aufs Boot zu­rückwollen, entpuppt sich jedoch das kleine Café im Ortskern als Mini­Restaurant: Es gibt nicht mehr viel, aber der freundliche Wirt und seine Familie zaubern für jeden noch

etwas zusammen, Sohnemann serviert stolz. Urig – und ein schöner Kontrast zu Italien.

Am nächsten Tag gibt es noch ein High­light: das malerische Kap Drastis an der Nord­westspitze Korfus. Aus der lehmigen Steil­küste hat die Erosion bizarre kleine Inseln ausgewaschen. Die seltsame Schichtung er­gibt ein einmaliges Muster. Bei ruhiger See kann man direkt bei den Eilanden ankern. Das Meer leuchtet durch den ausgewasche­nen Lehm milchig türkis. Sind die Wellen nicht zu hoch, kann man mit dem Dingi so­gar anlanden und über eine Treppe zu einer Bar etwas südwestlich des Kaps spazieren. Der Blick von dort ist schlicht sensationell. Nur über Nacht kann man nicht bleiben.

Und so landen wir wieder in Korfu­Stadt. Hier pulsiert selbst im Oktober noch das Le­ben, Kreuzfahrtschiffe legen an, die Cafés und wunderschönen Plätze sind rappelvoll. Ein perfekter Abschluss. Irgendwann schweift der Blick – nach Albanien: Von der Küste hört man auch nicht viel. Vielleicht ein nächstes Projekt? Eine neue Schnapsidee?

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Typisch griechisch: alte Windmühle auf Errikousa in der südlichen Ankerbucht

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kaum liegeplätze auf den inselnDer große ansturm der charteryachten blieb aus –

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SANTA MARIA DI LEUCA Der mondän anmutende Bade- und Wallfahrtsort ist dank der Villen und Kirchen ein echter Hingucker. Vorsicht: Vor der Einfahrt ist an Backbord eine nicht in den Karten verzeichnete Flachstelle von deutlich unter zwei Metern! Festmachen am äußersten Schwimmsteg mit Muringleinen. Bei stärkerem Südwind Schwell im Hafen. Die große Treppe mit dem Wasser-fall (im Herbst nur ein Rinnsal) führt hinauf zur Basilika „De Fi-nibus Terrae“, sozusagen das Lands’ End der Italiener. Gute Infos, tolle Fotos des Ortes: www.leucaweb.it. Und im her-vorragenden Apulien-Blog von Claudia Schulte: http://santa-cesarea-terme.blogspot.com.

Tipps fürs RevierSchon eine Charterwoche reicht für den Zwei-Länder-Törn zwischen Adria und Ionischem Meer. Ideal ist eine Überfahrt als Nachtschlag

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OTRANTO Der Hafen bietet auch in der Nebensaison wenig Plätze. Ent-weder an die Stirnseite des östlichen Yachtstegs (Murings!) gehen, an die beiden großen Festmacher-Tonnen aus Stahl oder an die große Beton mole direkt nach der Einfahrt, allerdings lie-gen dort oft Fischer. Beim Hafen büro (am Ende des großen Wellen brechers) fragen, ob der Platz okay ist! Sonst freies Ankern in der Bucht.

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SANTA CESAREA TERME Ein Muss: der Besuch des Palazzo Stichi im neo-maurischen Stil des Kur- und Bade-ortes. Der winzige Hafen ist nicht nutz-bar, bei ruhigem Wetter westlich in der kleinen Bucht ankern.

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ERRIKOUSA Die Insel ist beliebtes Ausflugsziel der Korfioten. Wenige Plätze an den bei-den Molen; kommt die Fähre, muss man ablegen. Viel Platz zum Ankern in der Bucht. Im Sommer ist ein Hotel mit Restau-rant am Strand geöffnet, sonst nur das winzige Café in der Dorfmitte. Dort gibt es auf Nachfrage sehr

gutes und günstiges Essen. Es lohnt die Wanderung nach Osten zur restaurierten Windmühle und den Berg hinauf. Toller Blick über den Archipel und hinüber nach Albanien.

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OTHONI Die größte Insel des Archipels hat seit 2010 einen erwei-terten Hafen (öst-lich). Das innere

Becken ist meist fast völlig belegt; außen gibt es gute Plätze, um längsseits zu gehen oder mit Buganker festzumachen. Im alten Fährhafen (Foto) können Yachten ankern, es wird je-doch rasch flach. Dort sind zwei Tavernen, eine hat auch in der Nebensaison geöffnet. Wer wegen seines Tiefgangs in der Bucht vor dem aufgeschütteten Wellenbrecher ankert: In den Seekarten ist dort ein Grund-Stromkabel verzeichnet. Einheimische Fischer sagten, dies gebe es nicht mehr.

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