Blyton Enid Hanni Und Nanni

Embed Size (px)

Citation preview

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    1/150

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    2/150

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    3/150

    Gute Zeiten mit

    HANNI UND

    NANNIIllustriert von Nikolaus Moras

    Schneider

    Buch

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    4/150

    Die Deutsche Bibliothek CIP-EinheitsaufnahmeBlyton, Enid:Hanni und Nanni / Enid Blyton. [Ausg. in Einzelbd. Mnchen: EgmontSchneider.Bd. 20. Gute Zeiten mit Hanni und Nanni. 2000 ISBN 3-505-11.420-0

    Dieses Buch wurde auf chlorfreies, umweltfreundlich hergestelltes Papiergedruckt. Es entspricht den neuen Rechtschreibregeln. 2000 by Egmont Franz Schneider Verlag GmbH

    Schleiheimer Strae 267, 80.809 MnchenAlle Rechte vorbehalten Enid Blyton Ltd.ENID BLYTON ist ein eingetragenes Warenzeichender ENID BLYTON LTD.Text: Pamela CoxTitelbild und Illustrationen: Nikolaus MorasUmschlaggestaltung: ART-DESIGN Wolfrath, MnchenHerstellung: Gabi Knig

    Satz: FIBO Lichtsatz GmbH, Unterhaching, 11 GaramondDruck: Presse-Druck, AugsburgBindung: Conzella Urban Meister, Mnchen-DornachISBN 3-505-11.420

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    5/150

    Liebe Hanni-und-Nanni-Fans!

    Die Bcher von Enid Blyton ber Hanni undNanni, die lustigen Zwillinge, gibt es seit vielen

    Jahren. Millionen begeisterte Leserinnen habensie verschlungen, und wir haben zahlreiche Le-serbriefe zu dieser Serie bekommen. Viele Md-chen haben uns gebeten, es solle weitergehenmit Hanni und Nanni.

    Die neuen Geschichten knpfen aber nicht anden Abschied vom Internat Lindenhof an, son-dern an die lustigsten und aufregendsten Erleb-nisse der Zwillinge im Alter von elf bis drei-zehn Jahren. Ab Band 16 geht es also mit diesenneuen Abenteuern weiter.

    Wir wnschen euch viel Spa beim Lesen!Euer Egmont Franz Schneider Verlag

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    6/150

    Inhalt

    Ankunft in LindenhofDie KlassensprecherinEin sehr wichtiges TreffenDie erste WocheEin wunderbarer TagDas beste TheaterstckGeisterstunde

    Carlotta unter DruckEine GeburtstagspartyHalbzeit-TagEin schwarzer Tag fr RaphaelaEntschuldigungen und GeburtstageDie MitternachtspartyEine saure DritteHarte Zeiten fr AstridAstrid macht einen FehlerSchlechte und gute NachrichtenAlles klrt sichEin voller Erfolg!Endlich Ferien!

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    7/150

    7

    Ankunft in Lindenhof

    Jetzt sind wir gleich wieder da, stellte Hanni fest. Siesah aus dem Autofenster, an dem die Landschaft umdas Internat Lindenhof vorberflog.

    Es kommt mir vor, als wren wir Monate weg gewe-sen, und nicht nur ein paar Wochen, sagte ihre Zwil-lingsschwester Nanni.

    Man knnte glatt meinen, dass euch die Osterferienzu Hause nicht gefallen haben, bemerkte ihre Mutter

    amsiert.Ach, nein, Mami. Wir sind natrlich sehr gern zu

    Hause, versicherte Nanni. Es ist nur so, dass Siesah im Rckspiegel das zwinkernde Auge ihrer Mutterund lachte ihr zu.

    Ich bin schon gespannt, wer fr das letzte Drittel

    des Schuljahres Klassensprecherin wird, berlegteHanni.Vielleicht wird es ja eine von euch, meinte ihre

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    8/150

    8

    Freundin Carlotta Braun. Sie wohnte nur ein paar Ki-lometer von den Zwillingen entfernt, und Frau Sullivanhatte ihr vorgeschlagen, sie mitzunehmen.

    Ich werde es jedenfalls sicher nicht, fuhr sie mit ei-nem Lachen fort. Frau Theobald findet, dass ich nochzu wild und unvernnftig dazu bin.

    Vielleicht whlt sie dich ja gerade deswegen aus,meinte Frau Sullivan lchelnd. Ein bisschen Verant-wortung knnte dir gut tun. Dann wrdest du sicher

    auch ruhiger.Carlotta warf Frau Sullivan einen zweifelnden Blick

    zu. Sie war sich gar nicht sicher, ob sie berhaupt ruhi-ger werden wollte.

    Hoffentlich wird es nicht eine von uns, wandteHanni sich an ihre Schwester. Ich wrde grn vor

    Neid, wenn sie dich ernennen wrden. Und wenn ichKlassensprecherin sein sollte, htte ich dir gegenberein schlechtes Gewissen.

    Nanni lachte. Genau das habe ich auch gerade ge-dacht!

    Carlotta stie pltzlich berrascht die Luft aus. Seht

    mal da! Oh, Frau Sullivan, knnten Sie bitte einenMoment anhalten?Die Mutter der Zwillinge bremste und steuerte den

    Wagen auf den Randstreifen. Hanni und Nanni recktenihre Kpfe, um zu sehen, was Carlotta so interessierte.

    Oh! Jemand hat Gut Eichengrund gekauft und einenReiterhof daraus gemacht!, rief Nanni. Das ist jawunderbar!

    Gut Eichengrund war ein wunderschnes groes

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    9/150

    9

    Gutshaus mit weiten Lndereien. Es lag in unmittelba-rer Nachbarschaft von Lindenhof und hatte lange Zeitleer gestanden. Jetzt aber war die Haustr frisch gestri-chen worden, und auf der angrenzenden Koppel stan-den Reithindernisse. Gerade ritt ein Mdchen auf ei-nem wunderschnen Pferd ber den Parcours.

    Knnen wir einen Moment aussteigen und zuse-hen?, fragte Hanni.

    Ja, wir haben gengend Zeit, antwortete ihre Mut-

    ter. Ich warte solange im Wagen und lese die Zei-tung.

    Das Mdchen auf dem Pferd bemerkte die drei gleichund ritt ihnen entgegen.

    Hallo, zusammen, grte sie freundlich. Ihr wollteuch wohl mal Flocke ansehen?

    Wenn du nichts dagegen hast, antwortete Carlotta.Gehrt ihr zufllig zum Internat Lindenhof?, frag-

    te das Mdchen und stieg vom Pferd.Erraten!, antwortete Carlotta. Und ich verspreche

    dir, du wirst einige von uns demnchst fter hier sehen.Mich zum Beispiel.

    Das Mdchen lachte freundlich. Dann werden wiruns vielleicht noch fter sehen, als du denkst! MeineCousine und ich besuchen nmlich ab sofort dort diefnfte Klasse. Als Tagesschlerinnen. Frau Theobaldmacht uns dafr einen Sonderpreis. Und meine Elternhaben als Ausgleich Sonderpreise fr die Schlerinnenvon Lindenhof angeboten, die hier reiten mchten. Ichheie brigens Lissi Baumann.

    Die Zwillinge und Carlotta stellten sich ebenfalls vor,

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    10/150

    10

    und Nanni erklrte noch: Wir sind auch in der fnftenKlasse.

    Das ist ja wirklich ein Zufall!, rief Lissi. Aber wirwerden leider nicht allzu lange zusammenbleiben.Astrid so heit meine Cousine bleibt nur fr einpaar Monate bei uns, solange ihre Eltern im Auslandsind. Und ich werde im Herbst zu einem Schleraus-tausch nach Amerika gehen.

    In diesem Moment schritten ein Mdchen und ein

    Junge auf das hintere Gattertor zu.Astrid!, rief Lissi. Komm doch mal rber!Das Mdchen ffnete das Gatter und berquerte die

    Wiese, whrend sich der Junge abrupt umdrehte und zuden Stllen hinberlief.

    Das ist Wim, mein Bruder, erklrte Lissi. Er geht

    auf das Gymnasium in Rottstadt. Astrid hngt wie eineKlette die ganze Zeit an ihm. Dabei findet Wim Astridtotal bld.

    Dann war er sicher nicht allzu begeistert, als er ge-hrt hat, dass sie zu euch kommt, sagte Hanni grin-send.

    Das ist hflich ausgedrckt, antwortete Lissi. Dashier sind Carlotta, Hanni und Nanni, sagte sie zuAstrid. Sie gehren zum Lindenhof-Internat und ge-hen auch in die fnfte Klasse.

    Hallo, grte Astrid und hielt ngstlich Abstandzu Lissis Pferd.

    Kannst du auch reiten?, fragte Nanni.Oh, nein, ich habe furchtbare Angst vor Pferden.Lissi sagte schelmisch: Astrid interessiert sich mehr

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    11/150

    11

    fr Mode und Frisuren.Unsere Cousine Elli hat genau dieselben Interessen

    wie du. Ihr werdet bestimmt gut zusammenpassen,sagte Hanni.

    Ach ja? Das wre ja wundervoll!, freute sichAstrid.

    Knnt ihr reiten?, fragte Lissi die Zwillinge.Wir hatten ein paar Reitstunden, antwortete Nan-

    ni. Aber wir sind lngst nicht so gut wie Carlotta. Sie

    ist frher nmlich mal mit Reitnummern im Zirkusaufgetreten

    In diesem Moment rief Frau Sullivan nach den Md-chen.

    Die drei verabschiedeten sich von ihren neuen Freun-dinnen und rannten zum Auto.

    In Lindenhof angekommen, trafen sie in der groenHalle die Cousine der Zwillinge Arm in Arm mit einemMdchen.

    Hallo, Zwillinge! Hallo, Carlotta!, rief Elli ihnenzu, whrend sie ihre neue Freundin mit sich zog. Wiewaren die Ferien? Guckt mal, unsere neue Mitschle-

    rin. Sie heit Raphaela Denmann.Die drei Mdchen stellten sich ebenfalls vor, und Ra-phaela nickte nur herablassend mit dem Kopf.

    Raphaela ist die Tochter von Robert und HelenDenmann, den berhmten Schauspielern. Wie findetihr das?

    Wow! Nanni war tief beeindruckt, obwohl sie Ra-phaela nicht gerade nett fand. Hanni und ich, wir ha-ben in den Ferien ihren neuesten Film gesehen. Willst

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    12/150

    12

    du auch einmal in die Fustapfen deiner Eltern treten?Raphaela nickte. Ich bin ja auch bis vor kurzem auf

    die Schauspielschule gegangen, sagte sie mit einer tie-fen und sanften Stimme.

    Und warum bist du weggegangen und kommst jetztnach Lindenhof?, fragte Hanni neugierig.

    Meine Eltern mchten, dass ich das ganz normaleLeben kennen lerne.

    Elli merkte sofort, dass die anderen Raphaela fr ar-

    rogant hielten, und deshalb sagte sie hastig zu ihr: Ichbringe dich jetzt mal zur Hausmutter. Sie wird unssagen, auf welchen Zimmern wir sind.

    Ich denke, wir Normalsterblichen sollten uns auchmal zur Hausmutter bewegen, meinte Carlotta, sobaldElli und Raphaela gegangen waren. Aber im selben

    Moment hrten die Mdchen ihre Namen und wandtensich um. Jenny und Bobby liefen auf sie zu.

    Hallo! Offensichtlich habt ihr ja auch schon Be-kanntschaft mit unserer Schauspielerin gemacht, sagteJenny grinsend.

    Eins kann ich euch jedenfalls versprechen, meinte

    Bobby. Wenn sie mir gegenber so aufgeblasen tut,dann werde ich ihr gerne mal zeigen, was echte Gefhlesind.

    Die anderen lachten. Wenn Bobby etwas nicht aus-stehen konnte, dann so ein zickiges Getue, wie sie esnannte.

    Eure Cousine wird jedenfalls an ihr kleben wie eineFliege am Leim, bemerkte Jenny trocken zu den Zwil-lingen.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    13/150

    13

    Vielleicht berlegt die Fliege es sich aber doch nochanders, kicherte Nanni. Ab morgen haben wir nochzwei neue Mitschlerinnen, und die eine davon ist si-cher noch viel mehr nach Ellis Geschmack.

    Hallo, worum gehts denn hier? Die dunkelhaarige,gut aussehende Marianne erschien. Sie hatte Doris imSchlepptau. Wer ist ganz nach Ellis Geschmack? Er-zhl doch mal!

    Die Mdchen begrten einander erst einmal laut-

    stark.Dann erzhlte Nanni mit der eifrigen Untersttzung

    von Hanni und Carlotta von Lissi und Astrid.Tagesschlerinnen? Das ist ja mal was Neues!,

    meinte Marianne.Und ein neuer Reitstall vor unserer Haustr? Su-

    per!, freute sich Doris. Was haltet ihr von einemkleinen Besuch am Swimmingpool vor dem Abendes-sen? Wir knnen zwar noch nicht rein, aber wenn ichnur das klare blaue Wasser sehe, bekomme ich schonganz sommerliche Gefhle.

    Die anderen waren einverstanden. Sie nahmen ihr

    Gepck und rannten zu den Wirtschaftsrumen derHausmutter. Zum Swimmingpool schafften sie es an-schlieend aber doch nicht mehr. Sie mussten noch ihreZimmer finden, ihre Sachen auspacken, Freundinnenund Lehrerinnen begren und vor allem Frau Theo-bald, ihre hei geliebte Schuldirektorin. Dann gongte esschon zum Abendessen, und bald danach war es Zeitzum Schlafengehen.

    Elli war enttuscht, weil sie nicht mit Raphaela in ei-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    14/150

    14

    nem Zimmer war, sondern das Bett neben Mira be-kommen hatte. Das passte ihr berhaupt nicht, vorallem weil man sich ber Mira erzhlte, dass sie lautschnarchte.

    Daher fing sie Miras beste Freundin ab, die stille klei-ne Petra, die in Raphaelas Zimmer schlief. Petra, washltst du davon, wenn wir die Pltze tauschen? Dannkannst du bei Mira schlafen.

    Oh, das ist sehr nett von dir, Elli, rief Petra erfreut.

    Aber mssen wir nicht zuerst die Hausmutter fragen,ob wir das drfen?

    Doch, das msst ihr, antwortete Marianne, die ge-rade mit Jenny vorberkam und die beiden Mdchenmiteinander reden hrte. Also, Elli, wenn du mit Petratauschen mchtest, dann mach das bitte mit der Haus-

    mutter ab. Jetzt ist es aber erst einmal Zeit, ins Bett zugehen. Seht also zu, dass ihr schnell fertig werdet.

    Die Mdchen waren von der Anreise und der Aufre-gung des ersten Tages erschpft und schliefen sofortein. Alle, bis auf Raphaela, die traurig in die Dunkelheitstarrte. Ihr war klar, dass sie auf die Mdchen einen

    schlechten Eindruck gemacht hatte.Hier ist alles so anders als in der Schauspielschule,dachte sie traurig. Nur Elli scheint mich zu mgen.Und alles ist nur meine Schuld, weil ich mal wieder aufdem hohen Ross gesessen habe. Das passiert mir im-mer, wenn ich das Gefhl habe, mich verteidigen zumssen. Sie seufzte tief und drehte sich auf die andereSeite.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    15/150

    15

    Die Klassensprecherin

    Als am nchsten Morgen die Schlerinnen der fnftenKlasse lachend und schwatzend in ihrem Klassenzim-mer eintrudelten, standen dort bereits Astrid und Lissiam Fenster und warteten.

    He, ihr Streberinnen!, rief Nanni ihnen zu.Wir wollten an unserem ersten Tag einen guten Ein-

    druck machen, antwortete Lissi schlagfertig.Astrid ist schon seit dem Morgengrauen auf denBeinen und hat Stunden mit ihren Haaren und mit ih-ren Ngeln zugebracht.

    Elli trat auf die Neue zu. Astrid, das ist aber einhbscher Name.

    Astrid lchelte zurck. Ihr war gleich klar, dass sieeiniges mit Elli gemeinsam haben musste. Du bist si-cher Elli, sagte sie. Die Zwillinge haben mir schonvon dir erzhlt.

    Elli verzog das Gesicht zu einer zweifelnden Mieneund warf ihren Cousinen einen argwhnischen Blickzu. Aber anscheinend hatten die beiden nichts Schlech-

    tes ber sie erzhlt, denn das fremde Mdchen wollteoffenbar Freundschaft mit ihr schlieen. Und tatsch-lich waren sie und Astrid Augenblicke spter in eineUnterhaltung ber die neueste Mode vertieft.

    Die Trend-Tussis stecken schon die Kpfe zusam-men, murmelte Carlotta grinsend. Ob das Raphaela

    passen wird? Wo steckt sie berhaupt?Sie hat ihr Mppchen im Zimmer vergessen und ist

    zurckgelaufen, antwortete Bobby. Da kommt sie

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    16/150

    16

    gerade.Raphaela zog tatschlich eine saure Miene, als sie ihre

    neue Freundin im Gesprch mit einer anderen ertappte.Als Elli sie sah, winkte sie sie herber. Ob Raphaelaetwas dagegen hatte, wenn Astrid die Dritte im Bundewar? Leider blieb ihr keine Zeit mehr, das herauszufin-den, denn jetzt zischte Doris, die an der Tr stand:Achtung! Da kommt Frau Adams.

    Sofort verstummten die Mdchen und stellten sich in

    einer Reihe auf. Dann betrat eine dunkelhaarige Fraudas Klassenzimmer.

    Frau Adams machte einen strengen und beinahe har-ten Eindruck. Doch als sie jetzt die Klasse begrte,lchelte sie freundlich. Guten Morgen, Mdchen! Bittesucht euch eure Pltze!

    Es gab das bliche wilde Gerangel um die hintereBank. Nur die drei Neuen hielten sich abseits und war-teten erst einmal ab, bis die anderen ihre Pltze hatten.

    Elli suchte sich einen Platz in der mittleren Reihe, amFenster, und Astrid und Raphaela strmten gleichzeitigauf den freien Platz neben ihr. Sie erreichten ihn Kopf

    an Kopf, und Astrid knallte ihre Tasche genau in demMoment auf den Tisch, als Raphaela sich auf den Stuhlsetzte.

    Ich war zuerst hier!, riefen sie wie aus einemMund.

    Moment mal!, donnerte Frau Adams dazwischen.Sie blickte die beiden Mdchen streng an. Ich war derAnsicht, dass ich eine fnfte Klasse unterrichte, undnicht einen Kindergarten. Und auerdem, junge Dame,

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    17/150

    17

    ist es blich, dass man aufsteht, wenn man von derLehrerin angesprochen wird. Das ging an RaphaelasAdresse.

    Raphaela wurde rot und schoss in die Hhe, wobeisie den Stuhl festhielt, als htte sie Angst, dass Astridihn ihr wegschnappen wollte.

    Und du, fuhr Frau Adams fort und sah zu Astrid,die triumphierend grinste, ist das Nagellack, was duda auf den Fingern hast?

    Das ist nur nur farbloser Lack, Frau Adams,stammelte Astrid.

    Du wirst ihn so schnell wie mglich wieder entfer-nen, befahl die Lehrerin streng. Ich mchte dich da-mit nicht noch einmal im Unterricht erwischen.

    Astrids hbscher Mund wurde schmal. Sie schmte

    sich vor der grinsenden Klasse.Ihr habt jetzt genau zehn Sekunden Zeit, um euch

    zu setzen. Sonst bleibt ihr beide drauen, entschiedFrau Adams und sah auf ihre Uhr.

    Rutsch eins weiter, Raphaela, zischte Elli ungedul-dig. Astrid, du kannst dich hier ans Fenster setzen. Ich

    setze mich in die Mitte.Die arme Elli, flsterte Doris. Jetzt sitzt sie zwi-schen Baum und Borke.

    Lissi kicherte, aber als sie sah, dass Frau Adams siefixierte, begann sie zu husten.

    Wenn jetzt alle ihre Pltze haben, dann knnen wirja vielleicht anfangen, stellte Frau Adams sarkastischfest. Sofort wurde es still. Dann fuhr die Klassenlehre-rin fort: Sicher wollt ihr alle wissen, wer bis zu den

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    18/150

    18

    Sommerferien eure Klassensprecherin sein wird. FrauTheobald und ich, wir haben uns mit Frau Jenks dar-ber unterhalten. Sie war ja im letzten Jahr eure Klas-senlehrerin und kennt euch ebenfalls sehr gut. Es wareneinige von euch im Gesprch, und das Rennen war sehrknapp. Aber nach grndlicher berlegung haben wiruns fr Carlotta Braun entschieden.

    Einen Augenblick herrschte vollkommene Stille,dann brach Jubel los.

    Super, Carlotta!Carlotta sah sich fassungslos um. Wie bitte?, fragte

    sie verwirrt.Carlotta, du bist die neue Klassensprecherin, er-

    klrte ihr Marianne.Nein, das muss ein Missverstndnis sein!

    Frau Adams lachte, weil Carlotta so unglubig drein-schaute. Nein, Carlotta, das ist kein Missverstndnis.

    Also , begann das Mdchen jetzt zu stammeln.Ich wei gar nicht, was ich sagen soll. Es ist wirklicheine groe Ehre, und ich werde mir alle Mhe geben,meine Aufgabe gut zu machen. Das verspreche ich Ih-

    nen.Du wirst deine Sache sicher gut machen, besttigteFrau Adams. Und jetzt habe ich noch eine sehr inter-essante Neuigkeit fr euch. Frau Theobald hat vorge-schlagen, dass eure Klasse in diesem Schuljahr einTheaterstck einstudieren soll, das am Ende des Jahresvor der ganzen Schule einschlielich Eltern aufge-fhrt werden soll.

    Die Mdchen horchten auf und wechselten begeister-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    19/150

    19

    te Blicke. Das war ja wirklich eine tolle Neuigkeit!Petra meldete sich. Was fr ein Stck werden wir

    denn spielen?Es soll ein Stck von euch sein. Vom Text bis zu den

    Kostmen und Kulissen, erklrte Frau Adams. Na-trlich werden wir Lehrerinnen euch mit Rat und Tatzur Seite stehen, aber letztendlich liegen die Entschei-dungen bei euch.

    Das Projekt wurde von der Klasse mit Begeisterung

    aufgenommen. Frau Adams klopfte mit dem Lineal aufihr Pult. Es freut mich, dass ihr alle so eifrig seid, riefsie mit lauter Stimme, aber ich schlage vor, dass ihr biszur Pause wartet, um die Sache zu besprechen. Bis da-hin mssen wir uns leider dem Stundenplan widmen.

    Die Mdchen versuchten sich zu konzentrieren, aber

    es fiel ihnen sehr schwer. Dann war endlich Pause, undsie fanden ein abgeschiedenes Pltzchen auf dem Schul-hof, wo sie die aufregende Neuigkeit besprechen konn-ten.

    Die Zeit reichte natrlich nicht, und deshalb schlugCarlotta, die jetzt Klassensprecherin war, vor, sie soll-

    ten sich alle nach dem Nachmittags-Tee im Aufent-haltsraum treffen.Denk dran, dass Astrid und ich nach dem Unterricht

    nach Hause gehen, erinnerte sie Lissie. Und wir wol-len auch mitmachen.

    Oh, das htte ich beinahe vergessen, rief Carlotta.Knnt ihr eure Eltern nicht fragen, ob ihr heuteNachmittag noch mal wiederkommen knnt? Bis wirfertig sind, ist es sicher noch nicht dunkel, und allzu

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    20/150

    20

    weit habtihr ja nicht zu laufen.Das wird sicher gehen, meinte Lissi. Wir werden

    gleich fragen, wenn wir nach Hause kommen.Dann ist ja alles klar. Wir sehen uns nach dem Tee.

    Carlotta lchelte in die Runde. Strengt eure grauenZellen an und bringt einen Sack voller Ideen mit!

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    21/150

    21

    Ein sehr wichtiges Treffen

    Carlotta sa am Kopfende eines Tisches im Aufent-haltsraum und sah ihre Mitschlerinnen der Reihe nachan. Es fehlten nur noch Lissi und Astrid.

    Fnf Minuten mssen wir ihnen noch geben. Dannfangen wir ohne sie an, entschied Carlotta.

    Zum Glck trafen die Mdchen einen Augenblick

    spter ein.Tut uns Leid, dass wir zu spt kommen, sagte Lissischuldbewusst. Wie weit seid ihr? Haben wir viel ver-sumt?

    Wir haben noch gar nicht angefangen, sagte Carlot-ta. Dann klatschte sie in die Hnde, um Ruhe zu schaf-fen. Hrt zu, wir fangen an. Also: Hat schon jemandeinen Vorschlag, was fr ein Theaterstck wir spielensollen?

    Ein historisches Drama!, Nein, lieber eine Kom-die!, klangen die Stimmen durcheinander.

    Wie wre es denn mit einem Musical?, schlug Bob-by vor.

    Ist das nicht ein bisschen zu hoch gegriffen?, fragteHanni zweifelnd. Wir mssten nicht nur die Dialogeschreiben, sondern auch noch die Musik und die Songs.Und dafr hat niemand von uns Talent.

    Ich frchte, du hast Recht, sagte Carlotta. Dannbleibt es also bei Komdie oder Drama.

    Ein richtig schnes Kostm-Drama, das fnde ichgut, sagte Astrid.

    Egal was fr eine Art Stck wir spielen wollen, er-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    22/150

    22

    klrte Carlotta, wir brauchen erst einmal ein gutesTextbuch. Wer traut sich zu, eines zu schreiben?

    Eine Komdie Das knnte ich mir schon vorstel-len, antwortete Doris, die eine ziemliche Ulknudelwar.

    Und ich wrde gerne mal ein Drama versuchen,erklrte Marianne, deren guter Ausdrucksstil von denLehrerinnen gelobt wurde.

    Daraufhin meldeten sich noch ein paar andere Md-

    chen.Ich hatte schon Angst, dass niemand diese Aufgabe

    bernehmen wollte, meinte Carlotta grinsend. Aberanscheinend haben wir hier eine beachtliche Anzahlverhinderter Schriftstellerinnen! Am besten wird essein, wenn ihr eure fertigen Manuskripte einfach auf

    meinen Schreibtisch legt, und zwar ohne Namen. Dannkannman mir nicht vorwerfen, dass ich jemand bevor-zugt htte. Ich werde die Stcke mit Frau Adamsdurchlesen, und wir werden zusammen eins auswhlen.Wir mssen uns einen Termin setzen. Die fertigenStcke mssen heute in drei Wochen auf meinem oder

    auf Frau Adams Schreibtisch liegen.In drei Wochen schon?, rief Marianne entsetzt.Das ist aber sehr wenig Zeit.

    Wenn wir lnger warten, haben wir weniger Zeitzum Proben, und das geht auf keinen Fall, sagte Car-lotta. Wir wollen doch alle, dass unser Stck ein Er-folg wird. Es gibt nur eins, was wir auch ohne dasStck schon tun knnen: Wir mssen eine Regisseurinwhlen.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    23/150

    23

    Die musst du sein!, rief Doris Carlotta zu. AlsKlassensprecherin kannst du am besten eine Gruppeleiten.

    Will nicht jemand anders Regisseurin werden?,wehrte Carlotta ab.

    Jenny wre sicher dafr begabt, fand Bobby. Wasmeinst du, Jenny?

    In diesem Moment wurde Jenny klar, dass das eigent-lich genau die Herausforderung war, die sie suchte.

    Ich wrde es zumindest gerne mal probieren, sagtesie. Vorausgesetzt, dass die Mehrheit dafr ist.

    Das lsst sich leicht herausfinden, meinte Nanni.Wir stimmen einfach ab. Hat jemand Papier dabei?

    Ich habe mein Ringbuch mitgebracht, sagte Elliund riss bereits einige Seiten heraus, um sie zu vertei-

    len.Einen Moment noch, rief Marianne dazwischen.

    Die drei Neuen sollten nicht mitwhlen, denn sie ken-nen Jenny und Carlotta ja noch gar nicht richtig.

    Und Jenny und ich, wir drfen auch nicht abstim-men, sagte Carlotta. Bleiben also nur noch sieben

    Mdchen brig. Gut! Sieben ist eine Glckszahl!Fnf Minuten spter verkndete Marianne das Er-gebnis: Also, knapper htte es kaum sein knnen. Car-lotta hat mit vier Stimmen gewonnen.

    Alle applaudierten.Herzlichen Glckwunsch, Carlotta!, sagte Jenny.

    In ihrem tiefsten Herzen aber fhlte sie sich doch einbisschen enttuscht.

    Heute ist offensichtlich mein Glckstag, sagte Car-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    24/150

    24

    lotta.Und dieser Glckstag war noch nicht vorber. Als

    das Treffen zu Ende war, kam Lissi zu ihr und sagte:Ich habe meine Mutter gefragt, ob du am Samstag zuuns zum Kaffee kommen kannst. Wenn du frh genugda bist, knnen wir vorher noch reiten. Wie wre das?

    Super!, rief Carlotta mit leuchtenden Augen. Ichmuss zwar erst Frau Adams um Erlaubnis fragen, abersicher hat sie nichts dagegen. Es wird garantiert wun-

    derschn!Das glaube ich auch, antwortete Lissi. Ich bin

    heilfroh, eine Freundin zu treffen, die sich fr Pferdebegeistern kann. Ich mag Astrid wirklich sehr, aber wirhabennicht viel gemeinsam, und ihre Gesprchsthemenlangweilen mich meistens.

    Carlotta strahlte vor Freude. Sie hatte sich zwar inLindenhof niemals einsam gefhlt, aber der Gedanke,eine beste Freundin zu haben, machte sie unendlichglcklich.

    Elli war mit ihren neuen Freundinnen nicht halb soglcklich. Raphaela und Astrid konnten einander abso-

    lut nicht ausstehen, und Elli fhlte sich zwischen denbeiden alles andere als wohl.Bevor die beiden Tagesschlerinnen nach Hause gin-

    gen, erwischte sie Astrid einen Augenblick allein. Ichfnde es wirklich gut, wenn du mit Raphaela Freund-schaft schlieen knntest, sagte sie bittend. Ich mageuch beide sehr, und es ist fr mich sehr schwierig,wenn ihr euch nicht miteinander vertragt.

    Ehrlich gesagt, Elli, ich wei wirklich nicht, was du

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    25/150

    25

    an Raphaela findest, entgegnete Astrid. Aber wenn esdir so wichtig ist, dann werde ich mich bemhen, nettzu ihr zu sein. Sie lchelte ihr sestes Lcheln, undElli antwortete ihr in der gleichen Weise.

    Marianne, die in diesem Augenblick vorbeikam, sagtespter zu Nanni, dass sie diese falsche Freundlichkeitfast krank gemacht htte.

    Aber Elli war zufrieden und beschloss, spter mitRaphaela zu sprechen. Vielleicht schlossen sie ja doch

    noch einen Dreierbund.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    26/150

    26

    Die erste Woche

    Die erste Woche verging wie im Flug. Jede der dreiNeuen gewhnte sich auf ihre Weise ein. Raphaelastellte sich als gute Schlerin heraus, vor allem inDeutsch.

    Zeitweilig aber hatte sie Konzentrationsmngel, diedie Geduld der Lehrerinnen auf eine harte Probe stell-

    ten. Vor allem die Franzsischlehrerin, Mamsell,schwankte stndig zwischen Begeisterung und Ver-zweiflung hin und her. Begeistert war sie von Raphae-las Grammatikkenntnissen, und auch ihre schriftlichenLeistungen waren extrem gut. Nur ihr Akzent war ein-fach schrecklich und brachte die Lehrerin vllig ausdem Huschen. Die anderen Mdchen wunderten sich.

    Als Schauspielerin msste sie doch jede Sprache per-fekt imitieren knnen, sagte Doris, die selbst MamsellsTonfall unvergleichlich nachmachte.

    Vielleicht ist sie eben gar keine so gute Schauspiele-rin, wie sie immer tut, meinte Astrid mit einem Anflugvon Gehssigkeit. Sie hatte ihr Versprechen gehalten,

    das sie Elli gegeben hatte, und gab sich Mhe, freund-lich zu Raphaela zu sein. Aber bei dieser Unterhaltungwar Elli nicht dabei. Daher konnte sie sich diesen klei-nen Hieb gegen Raphaela erlauben.

    Weil sie immer adrett angezogen war und ber eineMenge Charme verfgte, gehrte Astrid schnell zu

    Mamsells Lieblingen, obwohl ihr Franzsisch alles an-dere als gut war. berhaupt war sie keine besondersgute Schlerin. Aber Frau Adams tadelnde Bemerkun-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    27/150

    27

    gen zu diesem Thema kmmerten sie kein bisschen.Genau wie Elli hasste sie jede Art von sportlicher Be-

    ttigung, bei der sie ins Schwitzen geraten konnte. IhreCousine Lissi hingegen liebte Schwimmen und war einehervorragende Tennisspielerin.

    An diesem Tag hatten sich die Mdchen nach demMittagessen ein sonniges Pltzchen im Park des Inter-nats gesucht und genossen das wunderbare Wetter.

    Ach, ich knnte ewig hier in der Sonne liegen blei-

    ben, seufzte Marianne zufrieden und streckte sich zuvoller Lnge auf dem Rasen aus. Wenn es warm ist,werde ich immer so faul.

    Ja, solange man drauen sein kann, ist es toll,stimmte Bobby zu. Aber wenn die Sonne scheint undman drinnen eingesperrt ist, ist es furchtbar. Dann pas-

    siert bei mir das genaue Gegenteil: Ich langweile michund werde ungeduldig, vor allem in Mathe und beimFranzsisch-Diktat.

    Doris kicherte, denn wenn Bobby sich langweilte,bedeutete das fr die Klasse meistens, dass es bald wie-der etwas zu lachen gab. Hast du vielleicht irgendet-

    was vor?, fragte sie hoffnungsvoll.Aber Doris! Wie kommst du denn darauf? Bobbyriss ihre Augen vor Unschuld weit auf. Obwohl, wenndu schon davon anfngst Um ein bisschen Dampfabzulassen, ist gegen einen kleinen Streich natrlichnichts einzuwenden.

    Lissi richtete sich auf und sttzte sich auf ihren Ell-bogen. Ihre Augen blitzten begeistert. Wer soll denndas Opfer sein?, fragte sie interessiert. Frau Adams

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    28/150

    28

    etwa? Besser nicht! Die ist viel zu streng.Oh nein, meine Liebe, antwortete Jenny grinsend.

    Frau Adams bestimmt nicht. Fr einen Streich gibt eseigentlich nur ein geeignetes Opfer: Mamsell! Mensch,Bobby, wie oft haben wir sie in den letzten Jahrenschon reingelegt?

    Das waren sicher dutzende Male, lachte Marianne.Erinnerst du dich noch daran, wie du letztes Jahr ih-ren Teller hast springen lassen? Ich hab vor Lachen

    Seitenstechen bekommen.Und als du ihr in der ersten Klasse die Insekten ins

    Brillenetui gesetzt hast, mischte Elli sich ein. Diegute alte Mamsell hat gedacht, sie sieht nicht richtig!

    So lustig war das eigentlich gar nicht, gab Jenny zuund verzog das Gesicht. Ich wollte mich an ihr rchen,

    weil sie die ganze Zeit so schlecht gelaunt war. Unddann stellte sich nachher heraus, dass sie damalsschreckliches Rheuma hatte. Es tat mir so Leid, dass ichmir fast geschworen habe, nie mehr Streiche zu spielen.Zum Glck ist nicht mehr passiert!

    Ich liebe Streiche, sagte Lissi. Leider habe ich sel-

    ten gute Ideen dafr. Ach bitte, Bobby und Jenny,spielt Mamsell doch wieder einen Streich! Ich mchtezu gern ihr Gesicht sehen, wenn sie dahinter kommt.

    Spa wrde es natrlich schon machen, berlegteBobby und blinzelte listig. Was meinst du, Jenny?

    Jenny war sich darber klar, dass sie in Lissi eindankbares Publikum hatten, und stimmte sofort zu.Wir werden blo ein Weilchen brauchen, um uns et-was einfallen zu lassen. Mein Bruder msste mir dem-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    29/150

    29

    nchst mal wieder schreiben. Vielleicht hat der ein paarIdeen.

    Jennys Bruder kennt die genialsten Streiche, erklr-te Marianne Lissi. Und er gibt Jenny immer Tipps.Was fr uns natrlich gut ist und fr Mamsell weni-ger.

    Die arme Mamsell, warf Astrid vorwurfsvoll ein.Ich finde es gemein, wenn man ihr Streiche spielt. Dashat sie nicht verdient.

    Lissi schnitt ihrer Cousine eine Grimasse. Das sagstdu jetzt doch nur, weil sie dir heute Morgen deine dm-liche Entschuldigung geglaubt hat, dass eines der Pfer-de deine Franzsisch-Hausaufgaben gefressen htte.Auerdem: Ein bisschen Spa muss sein!

    Und die gute Mamsell hat uns auch noch nie etwas

    bel genommen, besttigte Doris grinsend.In diesem Moment trat Raphaela aus dem Schulhaus.

    Elli und Astrid standen auf und gingen zu ihr hinber.Sag mal, wandte Doris sich an Lissi, deine Cousi-

    ne luft jetzt doch hoffentlich nicht zu Mamsell undpetzt? Sonst knnen wir es gleich bleiben lassen

    Nein, nein, Astrid ist schon in Ordnung, versicher-te Lissi schnell. Sie benimmt sich zwar manchmal einbisschen affig, aber sie plaudert nichts aus.

    Na ja, Astrid vielleicht nicht. Aber was ist mit unse-rer Klassensprecherin?, meinte Jenny scheinheilig. Siestie Bobby an und deutete mit dem Kopf zu Carlotta,die die Hnde unter dem Kopf verschrnkt hatte undhalb schlafend im Gras lag.

    Hm? Carlotta ghnte und reckte sich. Was ist

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    30/150

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    31/150

    31

    Raphaela. Sie hatte vor einigen Tagen auch mit Raphae-la gesprochen und ihr erklrt, dass Astrid sich Mhegab. Dasselbe erhoffte sie nun von Raphaela.

    Solange sie freundlich zu mir ist, bin ich es auch,war Raphaelas nicht allzu ermutigende Antwort. Ichkann sie nun mal nicht ausstehen. Sie ist eine eingebil-dete Ziege ohne einen einzigen vernnftigen Gedankenin ihrem hbschen kleinen Kpfchen.

    Bei diesen Worten hatte Elli sich auf die Lippen ge-

    bissen. Wenn du wsstest, wie oft die anderen genaudasselbe ber mich gesagt haben, dachte sie. Und siehaben noch nicht mal Unrecht! Ich wei, dass ich mirnicht allzu viele Gedanken mache.

    Pltzlich zog sie rgerlich die Augenbrauen zusam-men. Aber wenn Astrid und ich uns so hnlich sind,

    wieso bist du dann mit mir befreundet?Raphaela fasste Elli an der Schulter. Das ist nur

    oberflchlich, antwortete sie. Denn unter deinerOberflche hast du wesentlich mehr Tiefgang als sie!Du bist nett, freundlich, offen und fair und all das istAstrid nicht.

    Oh!, rief Elli aus. Einerseits freute sie sich ber die-se tollen Komplimente, andererseits wollte sie Astridverteidigen. Danke, Raphaela. Es freut mich, dass duso gut ber mich denkst. Aber ich finde Astrid auchimmer sehr nett und freundlich.

    Raphaela war uerst scharfsinnig und, im Gegensatzzu Elli, in der Lage, hinter ein hbsches Gesicht zublicken. Sie hatte Astrid auf den ersten Blick durch-schaut und ihren durchtriebenen Charakter erkannt,

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    32/150

    32

    der sich hinter ihrem charmanten Lcheln verbarg. Al-lerdings war es unsinnig, von Elli dasselbe zu erwarten.Wenn Elli jemanden mochte, konnte sie nichts Schlech-tes von ihm denken bevor sie es nicht selbst erlebthatte. Daher lchelte Raphaela ihr nur zu und sagte:Vielleicht bin ich ein bisschen zu streng mit Astrid.Mglicherweise finde ich sie ja ganz nett, wenn ich sieerst einmal richtig kennen gelernt habe. Von mir ausknnen wir uns auf halber Strecke treffen.

    An dieses Gesprch dachte Raphaela nun, als sie indie gleiende Sonne hinaustrat und Astrid und Ellizwischen den anderen sitzen und lachen sah. Als Ellisie erblickte, lchelte sie und stand auf. Astrid machtees ihr nach. Aber Raphaela sah, dass Astrids Augennicht lchelten.

    Hallo!, sagte Elli. Wo hast du denn die ganze Zeitgesteckt? Astrid und ich, wir warten schon eine Ewig-keit auf dich.

    Ach, ich habe nur schnell meine Ecke in unseremZimmer aufgerumt, bevor die Hausmutter die Unord-nung entdeckt, antwortete Raphaela.

    Aufrumen? Bei dem Wetter? Astrid schtteltesich. Schn bld! Aber ich stelle es mir sowieso bldvor, die ganze Zeit in Lindenhof zu wohnen.

    Was willst du damit sagen?, fragte Raphaela ge-reizt.

    Bei diesem Ton hob Astrid ihre akkurat gezupftenAugenbrauen. Ich meine nur, dass so eine ganz nor-male Schule fr dich schrecklich langweilig sein muss,wenn du es gewhnt bist, mit Schauspielern zusammen

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    33/150

    33

    zu sein.Ach so, sagte Raphaela und entspannte sich ein

    wenig. Weit du, Astrid, wenn man jeden Tag mitTheaterleuten zusammen ist, knnen sie genauso lang-weilig sein wie andere Leute.

    Kann ich mir vorstellen, meinte Astrid und lachte.Auf welcher Theaterschule warst du berhaupt?

    Auf der De-Winter-Akademie, antwortete Raphae-la. Das ist eine sehr berhmte Schule.

    Das ist ja ein Zufall!, rief Astrid und schlug vorberraschung die Hnde zusammen. Eine Freundinvon mir geht auf dieselbe Schule. Sie heit Sarah Jansen.Wir schreiben uns regelmig. Kennst du sie?

    Allerdings, stie Raphaela zwischen zusammenge-pressten Lippen hervor. Sie war pltzlich blass gewor-

    den. Astrid und Elli sahen sie neugierig an. Ja, ichkenne sie. h Entschuldigung, aber mir fllt geradeetwas ein, was ich unbedingt erledigen muss.

    Damit lie Raphaela Astrid und Elli stehen, die ver-dattert hinter ihr hersahen, und zog in Richtung Schul-haus ab.

    Das ist ja merkwrdig!, sagte Elli verdutzt. Hastdu gesehen, wie sie pltzlich blass wurde?Astrid nickte. Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft. Offen-

    sichtlich irritierte es Raphaela, dass sie eine Mitschle-rin von der Theaterschule kannte. Man konnte glattmeinen, Raphaela htte etwas zu verbergen. Fragte sichnur, was? Astrid beschloss, es herauszufinden. Es warsowieso hchste Zeit, dass sie mal wieder ihrer Freun-din Sarah Jansen schrieb

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    34/150

    34

    Ein wunderbarer Tag

    Die erste Woche des Schuljahres verging wie im Flug.Im Nu war es Samstag, und die Mdchen hatten schul-frei.

    Die meisten gingen in die Stadt, kauften sich etwas,trafen sich im Caf oder gingen ins Kino. Andere wie-derum nutzten das wunderbare Wetter zum Schwim-

    men und Tennisspielen oder Sonnenbaden.Carlotta hatte sich auf diesen Samstag besonders ge-freut, weil sie am Nachmittag bei Lissi eingeladen war.Sie war schon gespannt darauf, ihre Familie kennen zulernen, und natrlich auch die Pferde.

    Sie kam ein bisschen zu frh auf Gut Eichengrund an.Anstatt gleich am Wohnhaus zu klingeln, ging sie zurKoppel hinber. Sie lehnte sich an das Gatter und sahinteressiert zu, wie ein schlanker, schlaksiger Junge, derLissi sehr hnlich sah, ein groes schwarzes Pferd ritt.Das Pferd war offensichtlich noch nicht vollkommenzugeritten. Es bumte sich auf, dann buckelte es heftigund versuchte, seinen Reiter abzuwerfen. Aber der

    Junge kannte sich mit Pferden aus, stellte Carlotta zuihrer Beruhigung fest, und blieb im Sattel sitzen.

    Jetzt bemerkte er Carlotta und wandte sein Pferddem Gatter zu.

    Hallo!, rief Carlotta ihm freundlich entgegen. Dubist sicher Wim! Ich heie Carlotta Braun.

    Aber zu ihrer Enttuschung wurde ihr freundlichesLcheln mit einer finsteren Miene erwidert.

    Wei ich, antwortete Wim mit gelangweiltem Ton-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    35/150

    35

    fall. Lissi musste noch mal schnell mit Ma und Astridnach Rottstadt. Aber sie kommt gleich wieder. Sie hatgesagt, ich soll mich solange um dich kmmern.

    Auf diese Aufgabe scheint er sich ja nicht sonderlichzu freuen, stellte Carlotta leicht sauer fest.

    Der Junge musterte sie abfllig von Kopf bis Fu.Warte hier, befahl er ihr dann. Ich sehe mal nach, obwir ein passendes Pferd fr dich haben.

    Damit ging Wim zu den Stllen hinber. Carlotta

    reckte sich, um den Nacken des Rappens zu klopfen.Aber das Pferd warf den Kopf in die Hhe und wichzurck.

    Na, komm schon, flsterte sie sanft. Komm zumir.

    Das Pferd blieb stehen, zgerte, schritt dann aber

    doch auf Carlotta zu.Als diese jetzt wieder den Arm hob, um den Rappen

    zu streicheln, floh er nicht, sondern legte seinen groenKopf auf ihre Schulter.

    He! Was zum Teufel machst du da?Carlotta fuhr wie elektrisiert herum. Sie sah Wim in

    die Augen, der vollkommen aufgebracht war.Er htte dich beien knnen, ist dir das klar?,schimpfte er.

    Das htte er nicht, fauchte Carlotta zurck.Du hast ja berhaupt keine Ahnung! Rocky ist noch

    nicht richtig zugeritten und daher unberechenbar. Duwrdest auf jeden Fall nicht mit ihm zurechtkommen,sagte Wim wtend. Meine Schwester ist das einzigeMdchen, das ich kenne, das vernnftig reiten kann.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    36/150

    36

    Und sogar sie kommt nicht mit Rocky zurecht.Carlotta musste sich beherrschen, dass sie Wim nicht

    eine Antwort in passender Mnze zurckgab. Aberwenigstens eine kleine Lektion wollte sie ihm erteilen.

    Entschuldigung, sagte sie schchtern und trat einpaar Schritte von Rocky zurck. Soll ich vielleichtlieber auf dem Pferd reiten? Sie deutete mit dem Kopfauf eine freundliche alte Mhre, die Wim am Zgel mitsich fhrte.

    Ja, antwortete er knapp. Bist du berhaupt schonmal geritten?

    Nur ganz wenig, gab Carlotta zaghaft zu.Okay. Mit Maisy wirst du wahrscheinlich keine

    Schwierigkeiten haben, sagte Wim gnnerhaft.Schaffst du es, allein aufzusteigen?

    Oh nein, das kann ich leider nicht, antwortete Car-lotta und riss mit gespielter Bestrzung die Augen auf.Hast du nicht etwas, worauf ich mich stellen kann?

    Wim seufzte genervt und lie Maisys Zgel fallen.Dann lief er zurck zum Stall. Carlotta schnitt ihmhinter seinem Rcken eine Grimasse und kletterte ber

    das Gatter auf die Koppel. Als Wim zurckkam, sa sieschon auf Rockys Rcken.Komm sofort da runter, du blde Ziege!, schrie er,

    whrend er den Hocker fallen lie und auf die Koppelzustrmte. Du wirst dir noch alle Knochen brechen.

    Quatsch mit Soe!, sagte Carlotta nur und scht-telte ihr dunkles Haar. Dann schnalzte sie dem Pferdein paar Mal sanft zu, und Rocky strmte davon, alshtte er Flgel.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    37/150

    37

    Wim dachte einen Moment lang, er msse Carlotta zuHilfe kommen, weil Rocky mit ihr durchging. Aberdann bemerkte er, wie locker sie die Zgel hielt undwie sicher und elegant sie im Sattel sa. Sie brauchtekeine Hilfe. Rocky ging keineswegs mit Carlotta durch.Zu Wims Verblffung ging eher Carlotta mit Rockydurch!

    Genau in diesem Moment kam Wims Mutter mit Lis-si und Astrid ber den Hof.

    Wim!, schrie Frau Baumann erschrocken. Wiekannst du das arme Mdchen auf Rocky setzen? Reitesofort hinter ihr her!

    Um Carlotta musst du dir keine Sorgen machen,Ma, beruhigte Lissi sie grinsend. Sie ist frher mal imZirkus geritten. Wow! Seht euch nur ihren Stil an!

    In einem Zirkus?, wiederholte Wim entsetzt. Wie-so hast du mir das nicht frher gesagt? Jetzt habe ichmich bis auf die Knochen blamiert.

    Das ist ja nichts Neues, kicherte Lissi. Das tust dudoch immer. He, Carlotta! Komm, ich mchte dichmeiner Mutter vorstellen.

    Carlotta wendete das Pferd. Sie stieg ab und kam zumGatter.Du bist also Carlotta, sagte Frau Baumann mit

    freundlichem Lcheln und reichte ihr die Hand. Lissihat schon die ganze Woche von dir geschwrmt, darumfreue ich mich, dich endlich kennen zu lernen. Ich hof-fe, wir werden dich hier jetzt fter sehen.

    Wenn ich darf, gerne, antwortete Carlotta ebenfallslchelnd. Sie mochte Lissis Mutter auf Anhieb.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    38/150

    38

    Die Freunde unserer Kinder sind uns immer will-kommen, sagte Frau Baumann. Ich kann mir vorstel-len, dass ihr jetzt alle etwas Khles zu trinken vertragenknnt. Ich stelle euch eine Flasche Limonade in dieKche. Ihr knnt ja hereinkommen, wenn ihr hierdrauen fertig seid.

    Damit ging sie ins Haus und lie die vier Jugendli-chen allein.

    Meinem Bruder muss ich dich ja wohl nicht mehr

    vorstellen, wandte Lissi sich mit schelmischem Grin-sen an Carlotta. Ihr habt euch ja schon kennen ge-lernt.

    Carlotta, es tut mir wirklich Leid, wie ich mit dir ge-sprochen habe, beteuerte Wim.

    Entschuldigung angenommen, sagte sie. Aber ich

    muss mich noch bei Maisy entschuldigen. Sie ging zudem alten Pferd hinber und streichelte sanft seine Na-se. Ich hab dich einfach so stehen gelassen, nicht wahr,du Se?

    Wim! Wolltest du Carlotta etwa Maisy andrehen?,rief Lissi halb amsiert, halb entsetzt. Dann wundert

    es mich, dass sie berhaupt noch mit dir spricht!Astrid war die ganze Zeit ungeduldig von einem aufden anderen Fu getreten und hatte ein gelangweiltesGesicht gezogen. Wim, mischte sie sich jetzt ein, inder Stadt war es ganz toll. Ich kann dir nachher ja maldas neue Kleid zeigen, das Tante Ruth mir gekaufthat!

    Wim warf seiner Cousine einen kurzen Blick zu undnickte kaum merklich. Komm, Lissi, sagte er dann.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    39/150

    39

    Wir gehen erst einmal etwas trinken, und dann zeigenwir Carlotta die anderen Pferde.

    Gute Idee, meinte Lissi. Komm mit, Carlotta.Wollt ihr jetzt etwa den ganzen Nachmittag mit den

    Pferden verbringen?, maulte Astrid und zog einenSchmollmund. Wim, du hast mir doch versprochen,dass du mir bei den Mathe-Hausaufgaben hilfst.

    Spter, sagte Wim mit einer ungeduldigen Hand-bewegung. Sag mal, Carlotta, willst du Lissi und mir

    nicht ein paar von deinen Zirkus-Nummern zeigen?Du kannst doch sicher ohne Sattel reiten, oder? DieJungen in meiner Klasse werden staunen, wenn ichihnen von dir erzhle.

    Carlotta grinste, aber mit einem Auge blickte sie zuAstrid hinber, die offenbar todunglcklich darber

    war, dass ihr Cousin sie so links liegen lie. Sie hattefr das Mdchen nicht allzu viel brig, aber im Mo-ment tat sie ihr ein bisschen Leid. Darum warf sieAstrid ein freundliches Lcheln zu und war berrascht,als sie dafr einen wtenden Blick erntete. Dann drehteAstrid sich um und stakste ins Haus.

    Obwohl Astrid beleidigt war, wurde es ein sehrschner Tag. Sie ritten den ganzen Nachmittag auf denPferden und machten abends ein Picknick auf derKoppel. Die Eltern von Wim und Lissi kamen auchdazu, und es wurde eine frhliche, lockere Runde, beider Herr Baumann eine Menge Witze erzhlte und allezum Lachen brachte.

    Nach dem Abendessen bot Frau Baumann an,Carlotta mit dem Auto zur Schule zurckzubringen.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    40/150

    40

    Ich habe eine bessere Idee, fiel Wim ein. Wir kn-nen doch die Pferde nehmen. Carlotta kann Silver rei-ten. Wir fhren ihn dann auf dem Rckweg am Zgel.

    Das ist gemein!, protestierte Astrid. Dann kannich doch nicht mitkommen.

    Selber schuld, wenn du nicht reiten lernen willst,antwortete Wim leicht sauer. Du benimmst dich wieein Kleinkind und kreischst und rennst davon, sobaldein Pferd dich nur anwiehert.

    Carlotta rechnete damit, dass Astrid jetzt in Trnenausbrach. Aber in diesem Moment wies Frau BaumannWim schon zurecht: Das war sehr unhflich von dir,Wim! Astrid kann nichts dafr, wenn sie zu Pferdenkeinen Draht hat.

    tschuldigung, murmelte Wim und wurde ein we-

    nig rot.Wir knnen doch zu Fu gehen, schlug Carlotta

    vor. Es ist berhaupt nicht weit, und dann kannAstrid mitkommen.

    Das war wirklich ein grozgiges Angebot, denn na-trlich wre Carlotta viel lieber geritten. Aber ihr war

    klar, dass Astrid sich bei ihren pferdenrrischen Ver-wandten vollkommen ausgeschlossen fhlen musste.Allerdings zeigte Astrid sich ber diesen Vorschlagnicht besonders erfreut, sondern warf Carlotta nureinen sauren Blick zu.

    Auf dem ganzen Weg nach Lindenhof war sie unge-whnlich still, was die anderen aber nicht bemerkten,weil sie frhlich miteinander schwatzten. Als sieschlielich das Schultor erreichten, war Carlotta ziem-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    41/150

    41

    lich mde.Also bis Montag, verabschiedete sich Lissi.Vielen Dank fr den wunderbaren Tag, sagte Car-

    lotta. Auf Wiedersehen. Auf Wiedersehen, Astrid.Komm doch bald mal wieder, meinte Wim mit ei-

    nem frechen Grinsen. Fr ein Mdchen bist du nm-lich ganz okay.

    Du bist fr einen Jungen auch ganz passabel, ant-wortete Carlotta schlagfertig.

    Das war wirklich ein wunderschner Tag, berlegtesie, als sie sich auf die Suche nach ihren Klassenkame-radinnen machte. Sie konnte es gar nicht erwarten, ih-nen alles zu erzhlen. Und dass sie sogar mit WimFreundschaft geschlossen hatte, war auch super. Car-lotta war berhaupt nicht klar, dass sie sich damit

    Astrid zur Feindin gemacht hatte, denn die war extremeiferschtig auf sie. Als verwhntes Einzelkind warAstrid daran gewhnt, die ungeteilte Aufmerksamkeitihrer stolzen Eltern zu genieen. Und wenn es vorkam,dass jemand, den sie mochte, auch nur das leiseste In-teresse an jemand anderem zeigte, konnte sie das kaum

    ertragen.Den ganzen Weg nach Hause dachte Astrid berCarlotta nach. Wim hatte das fremde Mdchen fast wieeine Schwester behandelt, whrend er sie selbst kaumbeachtet hatte. Genau wie Onkel Tom, der mit ihr nochnie so viel Spa gemacht hatte wie mit Carlotta. UndsogarTante Ruth hatte so getan, als gehrte diese Zir-kusreiterin schon zur Familie. Sie musste sich unbe-dingt etwas gegen Carlotta einfallen lassen! Und auch

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    42/150

    42

    gegen diese grauenvolle Raphaela, die ihr Elli wegneh-men wollte.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    43/150

    43

    Das beste Theaterstck

    Im Aufenthaltsraum der fnften Klasse brummte es vorAufregung. Carlotta hatte eine Versammlung einberu-fen, auf der sie verknden wollte, welches Theaterstckzur Auffhrung am Ende des Schuljahres ausgesuchtworden war.

    Es hatten sich tatschlich einige Mdchen die Mhe

    gemacht und mit dem Schreiben begonnen. Aber diemeisten mussten bald feststellen, dass es gar nicht soeinfach war, wie es sich angehrt hatte. Auch Hanniund Nanni hatten auf halber Strecke aufgegeben undnach vielem Sthnen, Kopfzerbrechen und Durchstrei-chen ihre Ergebnisse dem Papierkorb berlassen.

    Fr ein Theaterstck sind wir leider zu unbegabt,hatte Nanni kleinlaut zugegeben.

    Schlielich waren drei Manuskripte eingereicht wor-den, und Frau Adams und Carlotta hatten sie sorgfaltiggelesen. Obwohl die Autorinnen ihre Namen nichtdarauf geschrieben hatten, hatte Carlotta das Stck vonDoris auf Anhieb erkannt. Jeder Vers sprhte vor Hu-

    mor, und Carlotta musste stndig kichern, als sie denText las.

    Das zweite Manuskript war ein Trauerspiel und ohneZweifel eine preiswrdige Leistung. Das dritte aber warmit Abstand das beste.

    Die Schlerin, die das geschrieben hat, hat noch eine

    groe Zukunft vor sich, prophezeite Frau Adams. Esist wirklich ganz ausgezeichnet.

    Ja, weil es gleichzeitig komisch und ernst ist,

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    44/150

    44

    stimmte Carlotta zu. Das msste eigentlich jedemgefallen. Sie las den Titel des Stcks: Prinzessin Do-rindas Diamanten. Ob Marianne dieses Stck geschrie-ben hatte? Wenn ja, dann hatte sie bisher ihr Licht un-ter den Scheffel gestellt.

    Aber Marianne war nicht die Autorin. Sondern eswar das Mdchen, von dem Carlotta es zuallerletzterwartet htte.

    Carlotta betrat mit dem Text unter dem Arm den

    Aufenthaltsraum.Zuerst einmal mchte ich mich bei den dreien be-

    danken, die ihre Stcke eingereicht haben, begann sie,whrend sie Platz nahm. Jedes einzelne war sehr gut,und ihr habt euch alle groe Mhe gegeben. Es istwirklich schade, dass wir nur eins auswhlen konnten.

    Wir mussten uns aber schlielich entscheiden, und wirhaben Prinzessin Dorindas Diamanten genommen. Ichwerde euch jetzt den ersten Akt vorlesen. Anschlieendbitte ich die Autorin, nach vorne zu kommen.

    Carlotta begann zu lesen. Die Mdchen hrten auf-merksam zu.

    Das ist wirklich super, flsterte Hanni ihrerSchwester zu. Dagegen htten wir mit unseremschlappen Ding sowieso keine Chance gehabt.

    Schlielich kam Carlotta zum Ende des ersten Akts.Sie sah aufmerksam in die Runde und wartete die Reak-tion der Mdchen ab. Und was das fr eine Reaktion

    war! Einen Moment lang herrschte Schweigen, dannexplodierte der Raum! Die ganze Klasse klatschte, pfiffund trampelte.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    45/150

    45

    Wer hat das Stck denn geschrieben?, fragte eineStimme, und die anderen Mdchen fielen in den Rufein.

    Die das Stck geschrieben hat, soll mal aufstehen!,rief Carlotta ber den Lrm hinweg. Dabei sah sie zuMarianne hinber, weil sie erwartete, dass sie jetzt nachvorne kme. Aber stattdessen erhob sich auf der ande-ren Seite des Raumes eine schmale Person. Es war Ra-phaela! Im selben Augenblick verstummte der Lrm.

    Raphaela, die sich doch fr etwas Besseres hielt, hattesich tatschlich die Mhe gemacht, ein Stck fr dieKlasse zu schreiben! Und noch dazu ein so gutes!

    Als sich wieder Jubel erhob und einige Mdchen ihrzur Gratulation auf die Schulter klopften, wurde sierichtig verlegen.

    Nur Astrid blieb still sitzen und presste die Lippenzusammen. Sie war neidisch auf die Bewunderung, dieRaphaela zuteil wurde.

    Es freut mich, dass euch mein Stck gefllt, sagteRaphaela und setzte sich neben Carlotta.

    Und wie es uns gefllt, rief Carlotta. Und jetzt

    knnen wir uns daranmachen, die Rollen zu verteilenund die ersten Proben anzusetzen. Ich lasse den Textkopieren, damit jeder ein Exemplar bekommt. Amnchsten Sonntag, Punkt zwei Uhr, beginnen wir mitdem Vorsprechen. Eine Woge aufgeregten Geschnat-ters brach los.

    Jetzt wird Raphaela wahrscheinlich noch eingebilde-ter und unertrglicher werden als bisher, wandte sichAstrid boshaft an Elli. Sie hatte in diesem Augenblick

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    46/150

    46

    vollkommen vergessen, dass sie sich vorgenommenhatte, Raphaela zu mgen. Ich finde, sie ist hinterhl-tig. Oder findest du es etwa richtig, dass sie ein Stckschreibt und dir nichts davon erzhlt? Du bist dochihre beste Freundin.

    Sie hat es mir doch erzhlt, antwortete Elli. Aberich habe ihr versprochen, es nicht weiterzusagen. Ra-phaela wollte nicht, dass jemand anders davon erfhrt falls es ihr nicht gelang und sie es lieber nicht einrei-

    chen wollte.Mensch, Elli, du besserst dich ja! Jenny hatte das

    Gesprch zufllig mitbekommen. Wenn man dir vorkurzem ein Geheimnis anvertraut hatte, konnte mannoch sicher sein, dass es kurz darauf die ganze Schulewusste.

    Elli schnitt Jenny eine Grimasse, aber die lachte nur.Sie hatte sich wirklich verndert! Vor nicht allzu langerZeit wre sie ber eine solche Frotzelei noch in Trnenausgebrochen.

    Astrid war allerdings ganz und gar nicht zum Lachenzu Mute. Sie hasste den Gedanken, dass Raphaela und

    Elli ein Geheimnis miteinander gehabt und sie nichteingeweiht hatten. Und das Schlimmste daran war, dasssie Elli jetzt deswegen noch nicht mal schneiden konn-te, denn das wrde sie ja nur noch enger mit Raphaelazusammenschweien.

    Als die Mdchen den Raum wieder verlieen, riefCarlotta Jenny und Raphaela zu sich. Ich wollte euchfragen, ob ihr mir am Sonntag beim Vorsprechen helfenknnt, sagte sie. Die richtigen Personen auf die ein-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    47/150

    47

    zelnen Rollen zu verteilen ist nmlich eine schwierigeAufgabe. Jenny, du hast immer so einen klaren Blick,darum wrst du mir eine groe Hilfe. Und du, Raphae-la, du hast mit solchen Sachen schon Erfahrung undknntest dafr sorgen, dass alles klappt.

    Natrlich helfe ich dir, sogar gerne, antworteteJenny gleich und verga glatt, dass sie eigentlich nochein bisschen sauer auf Carlotta war.

    Und ich auch, pflichtete Raphaela bei, die so glck-

    lich war wie schon lange nicht mehr. Und das sah manihr auch an, fand Carlotta. Mit ihren gerteten Wangenund den leuchtenden Augen sah Raphaela richtig nettund sympathisch aus.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    48/150

    48

    Geisterstunde

    Am nchsten Tag erhielt Jenny ein kleines Paket vonihrem Bruder. Sie ffnete es in ihrem Zimmer. Bobbystand neben ihr.

    Sieht ja nicht allzu aufregend aus, stellte Bobbyenttuscht fest, als sie das Ding in die Hand nahm, dasnichts weiter als ein Nylonfaden zu sein schien. Wie

    wir damit Mamsell einen Streich spielen sollen, leuchtetmir noch nicht ein.Jenny las inzwischen den Brief, der mit dem Pck-

    chen gekommen war. Sie kicherte und reichte ihn anBobby weiter. Lies mal, dann weit du es.

    Bobby nahm den Brief, und kurz darauf glitt einGrinsen ber ihr Gesicht. Toll!, rief sie. Jenny, daswird der beste Streich, den wir je gespielt haben.

    Und ich wei auch schon, wie wir ihn einfdeln,meinte Jenny. Sie ffnete ihren Schrank und rumortedarin herum. Da haben wirs, sagte sie schlielich. Siehielt eine kleine Dose in die Hhe, in deren OberseiteLcher gestanzt waren. Das ist eine so genannte Ge-

    ruschdose, erklrte sie Bobby. Die habe ich schonseit Jahren.

    Jenny drehte die Dose einmal um. Ein lang gezoge-nes, jmmerliches Sthnen erklang.

    Wunderbar, rief Bobby aufgeregt. Jenny, das istgenau das Richtige fr Freitag. Da will Mamsell uns

    doch diese Geistergeschichte weiter vorlesen!Das macht alles natrlich noch besser. Komm, Bob-

    by, wir mssen die anderen einweihen.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    49/150

    49

    In der Pause betraten unter Jennys und Bobbys Fh-rung ein paar Fnftklsslerinnen vorsichtig ihr Klas-senzimmer.

    Beeil dich, Jenny, drngte Nanni ungeduldig. Zeiguns endlich, was du vorhast. Wir platzen gleich vorNeugier!

    Okay, antwortete Jenny. Hanni, stell du dich malan die Tr, falls eine Lehrerin vorbeikommt. Sie zogden Nylonfaden und die Geruschdose aus der Hosen-

    tasche.Das ist doch blo ganz normales Nylon, stellte

    Marianne enttuscht fest.Von wegen ganz normales Nylon, entgegnete Jen-

    ny. Pass mal auf!Geschickt knotete sie ein Ende des Nylonfadens an

    die Kordel der Jalousie, die vor dem Fenster hing.Dann trat sie einen Schritt zurck. Siehst du? DerFaden ist so gut wie unsichtbar.

    Tatschlich, staunte Doris. Ich sehe berhauptnichts. Wie gehts denn jetzt weiter?

    Ohne zu antworten, zog Jenny jetzt an dem unsicht-

    baren Faden, und die Jalousie polterte geruschvollherab.Wir knnen alle mglichen Sachen bewegen, indem

    wir einfach ein Stck unsichtbaren Faden daran knotenund an ihm ziehen, erklrte Bobby. Die arme Mam-sell wird glauben, dass es hier spukt. Und hier: Dasgehrt auch noch dazu. Sie drehte die Geruschdoseum, und das jammervolle Sthnen jagte Lissi eine Gn-sehaut ber den Rcken.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    50/150

    50

    Das klingt ja richtig gruselig, rief sie. Das wirdwirklich ein Super streich!

    Wir mssen nur dafr sorgen, dass alle Fden ausge-legt sind, bevor Mamsell das Klassenzimmer betritt,sagte Jenny. Ein paar von uns werden sich am Freitagin der Pause darum kmmern mssen. Und wennMamsell uns ohnehin eine Gespenstergeschichte vorle-sen will, wird sie schon von selbst darauf kommen, dasshier Geister am Werke sind.

    Ich kann es schon gar nicht mehr erwarten!, riefDoris.

    Endlich war es Freitag. In der Pause schlichen Bobby,Jenny und die Zwillinge ins Klassenzimmer. Sie schnit-ten den unsichtbaren Faden in Stcke und knoteten dieEnden an Schrankknufe, leere Sthle und an die Dek-

    kenlampen einfach an alles, was leicht zu bewegenwar.

    Mamsell ist fr Streiche wirklich am besten geeig-net, kicherte Hanni voller Vorfreude. Sie fllt einfachimmer darauf herein.

    Ich hoffe nur, dass keiner lachen muss und den gan-

    zen Spa verdirbt, meinte Nanni.Als Mamsell gut gelaunt den Klassenraum betrat unddie Schlerinnen der dritten Klasse der Reihe nach mitihrem Pferdegebiss anlchelte, ahnte sie natrlich nicht,dass ihr Frieden binnen kurzem empfindlich gestrtwerden sollte. Setzt euch, mes filles. Heute werden wirunsere Gespenstergeschichte weiterlesen, mit der wirletzte Woche begonnen haben. Bitte fang an, Marian-ne.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    51/150

    51

    Oh Mamsell, muss das wirklich sein?, fragte Mari-anne. Ich bekomme davon eine Gnsehaut.

    Aber es ist doch blo eine Geschichte, mon enfant.versicherte Mamsell freundlich. In Wirklichkeit gibt esnatrlich keine Gespenster.

    Da wre ich mir nicht so sicher, Mamsell, warf Do-ris bedrckt ein. Ich habe mir gestern erst ein Buchaus der Bibliothek geliehen, in dem steht, dass es inLindenhof spuken soll.

    Elli zitterte sehr berzeugend, und Doris fuhr fort:Ja, genau, und zwar ist es ein Mnch ohne Gesicht,der durch die Flure und Klassenzimmer zieht und heultund

    So ein Unsinn, unterbrach Mamsell sie schon einbisschen weniger gut gelaunt. In Lindenhof gibt es

    keine Mnche, weder mit noch ohne Gesicht. Also,Marianne, bitte lies jetzt vor!

    Marianne begann zu lesen, und Jenny wartete ab, bissie auf der Mitte der ersten Seite angekommen war.Dann bewegte sie die Geruschdose in ihrer Hosenta-sche.

    Mamsell, was war denn das?, quietschte Lissi.Die Franzsischlehrerin sah einen Moment langberrascht umher. Aber dann sammelte sie sich undsagte knapp: Das war wohl die Katze des Grtners.Sicher sitzt sie vor dem Fenster. Petra, bitte fahre dujetzt fort.

    Als Petra an eine besonders spannende, gruselige Stel-le kam, ergriff Bobby den Faden, der in ihrer Nhe lag.Sie zog daran, und die Jalousie kam mit ohrenbetu-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    52/150

    52

    bendem Lrm herunter.Tiens!, rief Mamsell aus und griff sich mit der

    Hand an die Brust. Himmel, wie habe ich mich ge-schreckt!

    Sie meinen erschreckt, Mamsell, kicherte Hanni.Aber woher kam das?

    Ich glaube, das war der Geist von , sagte Dorisfinster.

    Doris! Noch ein Wort ber Mnche ohne Gesich-

    ter, und ich schicke dich hinaus!, schnitt Mamsell ihrdas Wort ab. Das Fenster steht offen. Es muss vomWind gekommen sein. Petra, lies weiter!

    Nanni wartete jetzt, bis Petra sich versprach. Dannzog sie ihren Faden, und die Tr des Schrankes flog mitSchwung auf. Nanni sprang in die Hhe und rief ngst-

    lich: Mamsell, mir ist das alles unheimlich!Die Lehrerin blickte nun auch ein wenig alarmiert

    drein. Tren gehen nicht von selbst auf, stellte sieaber unbeirrt fest. In den hinteren Reihen muss einevon euch die Tr geffnet haben.

    Aber Mamsell, wir sitzen doch gar nicht nah genug

    dran, bemerkte Jenny. Und auerdem sehen Sie dochselbst, dass sich keine von uns von ihrem Platz bewegthat. Sie setzte wieder die Geruschdose in Gang, undMamsell erstarrte vor Schreck bis in die Haarwurzeln.

    Dann geschah alles auf einmal: Die Lampe ber derFranzsischlehrerin begann zu schwanken, neben Ra-phaela fiel pltzlich ein leerer Stuhl hintenber, und derTafelschwamm flog aus seiner Ablage. Und die ganzeZeit lang untermalte ein grauenvolles Sthnen das Ge-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    53/150

    53

    schehen.Mon dieu! Mon dieu!, schrie Mamsell. Es stimmt

    tatschlich! Im Klassenzimmer spukt ein Mnch ohneGesicht!

    Das war natrlich zu viel fr die Mdchen, und siebegannen haltlos zu lachen. Hanni fiel fast vom Stuhl,und Marianne hielt sich den Bauch. Petra und Miraklammerten sich aneinander. Beiden rannen Lachtrnenber die Wangen.

    Kein Wunder, dass die armen Mdchen hysterischwerden, dachte Mamsell. Ich muss sofort Hilfe holen.

    Ein Mnch ohne Gesicht!, keuchte Carlotta.Mon dieu! Mon dieu!, rief Doris und imitierte per-

    fekt Mamsells Tonfall. Ich lach mich krank!Sogar Astrid, die eigentlich gegen den Streich gewe-

    sen war, konnte nicht mehr vor Lachen. Und Raphaelaschttelte es nur noch.

    Hrt mal, sagte Nanni, als sie wieder einigermaenreden konnte. Was meint ihr, wohin Mamsell geht?

    Hoffentlich nicht zu Frau Theobald, sagte Marian-ne. Aber selbst wenn wir dafr eine Strafe bekommen

    ich finde, das war es wert. Habt ihr Mamsells Gesichtgesehen, als die Lampe zu schwingen begann?Das strzte sie alle in einen neuen Lachkrampf, und

    die ganze Klasse wieherte.Die Franzsischlehrerin war in der Zwischenzeit tat-

    schlich auf dem Weg zu Frau Theobald. Sie war festdavon berzeugt, dass es in der fnften Klasse spukte.

    Als sie ohne anzuklopfen und auffallend blass in ihrBro strzte, sah Frau Theobald berrascht auf. Aber

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    54/150

    54

    Mamsell, Sie zittern ja!, rief sie. Was ist denn umHimmels willen passiert?

    Ach, Frau Theobald, Sie werden es nicht fr mg-lich halten, sthnte Mamsell und sank auf einen Stuhl.In der fnften Klasse spukt ein unsichtbarer Mnch!

    Frau Theobald unterdrckte ein Grinsen. Sie kannteMamsells Erregbarkeit. Erzhlen Sie mir doch bitteeinmal ganz genau, was passiert ist, sagte sie ruhig.

    Es begann mit einem wirklich furchtbaren Ge-

    rusch, wie von einer gequlten Seele. Dann begannenBcher und Mbel ganz von selbst durch den Raum zufliegen, steigerte sich Mamsell langsam in ihren Be-richt hinein. Und die armen Mdchen sind vor Angstganz auer sich.

    Tatschlich?, fragte die Direktorin trocken. Bob-

    by und Jenny sind doch auch in dieser Klasse, nichtwahr?

    Mamsell verstand sofort, worauf Frau Theobald hin-auswollte. Nein, das ist kein Streich, erklrte sieberzeugt. Ich halte es fr unmglich, dass die Md-chen so etwas anstellen knnten.

    Die Direktorin fand allerdings, dass nichts unmglichwar, wo Bobby und Jenny in der Nhe waren. Gut,Mamsell, dann werden wir der Sache jetzt auf denGrund gehen, entschied sie.

    Als Mamsell und Frau Theobald das Klassenzimmerbetraten, hatten sich die Mdchen ein wenig beruhigt.

    Sehen Sie, Frau Theobald, begann Mamsell, dortist der Stuhl, der umgefallen ist. Und der Tafel-schwamm ist da hinten hingeflogen.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    55/150

    55

    Bobby, die Mutigste von allen, konnte der heimlichenVersuchung nicht widerstehen, noch einmal an derSchnur zu ziehen.

    Mamsell schrie auf und klammerte sich an FrauTheobald. Der Geist ist noch immer hier!, rief sie.

    Die Direktorin sah zuerst zu der schaukelnden Lam-pe und dann zu Bobby, die eine unschuldige Mieneaufgesetzt hatte. Aber das reichte schon, um FrauTheobalds Argwohn zu wecken. Sie ging auf das Md-

    chen zu. Roberta, was hast du da in der Hand?, frag-te sie khl.

    Bobby ffnete ihre Hand, die auf den ersten Blickleer zu sein schien. Aber Frau Theobald hatte scharfeAugen, und als sie sich ein wenig vorbeugte, entdecktesie etwas in Robertas Handflche.

    Mamsell, ich glaube, Roberta kann Ihnen diesemerkwrdigen Vorkommnisse erklren, sagte die Di-rektorin und verlie das Klassenzimmer.

    Bobby wartete mit gesenktem Kopf darauf, dassMamsells Zorn wie ein Donnerwetter auf sie hernie-derging.

    Aha!, rief die Franzsischlehrerin. Es war also eingemeiner Trick. Und wie hat der funktioniert?Jetzt erklrte Bobby die Sache mit dem Faden, wh-

    rend Jenny die Geruschdose aus ihrer Tasche zog undsie noch einmal sthnen lie.

    Ich verstehe, sagte Mamsell und ging zu ihrem Pultzurck. Die Klasse wartete atemlos darauf, was jetztpassieren wrde. Aber die Lehrerin starrte nur wortlosvor sich hin. Ihre dunklen Augen waren noch dunkler

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    56/150

    56

    geworden. Eine Zeit lang herrschte vollkommene Stille,dann begann Mamsell zu glucksen. Zuerst leise, dannimmer lauter, bis sie schlielich schallend lachte. Auchdie Mdchen begannen jetzt zu grinsen. Sie waren er-leichtert, dass Mamsell den Spa mitmachte.

    Ihr schrecklichen Mdchen!, rief die Lehrerin miteinem Augenzwinkern. Zur Strafe bersetzt ihr mirdie ersten beiden Kapitel der Geschichte. Und zwar bisMontag.

    Die Klasse brach zwar in lautes Sthnen aus, aber zuprotestieren wagte doch niemand. Schlielich wusstenalle, dass sie eine Strafe verdient hatten.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    57/150

    57

    Carlotta unter Druck

    Am Vormittag des Tages, fr den das Vorsprechen an-gesetzt war, traf sich Carlotta mit Lissi zum Reiten. Siewar mittlerweile regelmig zu Gast auf Gut Eichen-grund und gehrte schon zur Familie, wie Lissi sagte.

    Als Carlotta kam, standen Lissi und Astrid gerade aufdem Hof. Hallo, ihr beiden, begrte sie die Md-

    chen.Ach, Carlotta, du schon wieder?, sagte Astrid spitz.Eigentlich knntest du ganz hierher ziehen und nurnoch als Tagesschlerin nach Lindenhof gehen, so wieLissi und ich.

    Astrid! Was fllt dir eigentlich ein?, rief Lissi em-prt. Sie fand ihre Cousine unmglich. Carlotta istuns ein gern gesehener Gast und ich will nicht, dass duso mit ihr sprichst.

    Ich kann ihr ja mein Zimmer rumen, damit sie inZukunft immer hier sein kann, sagte Astrid einge-schnappt.

    Hm, machte Carlotta, nachdem Astrid abgerauscht

    war. Was ist denn in sie gefahren?Ach, sie ist nur eiferschtig, weil du dich mit Wim

    und mit meinen Eltern so gut verstehst, sagte Lissiabfllig. Sie war jetzt wirklich sauer auf ihre Cousine.Duweit doch, dass sie vllig verrckt nach Wim ist.Aber leider fand er sie bisher einfach immer nur unaus-

    stehlich. Und dann kommst du, und er behandelt dichwie eine Schwester.Arme Astrid! Carlotta hatte tatschlich ein wenig

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    58/150

    58

    Mitleid. Kein Wunder, dass sie wtend auf mich ist.Von wegen arm, schnaubte Lissi verchtlich. Mein

    Onkel und meine Tante haben sie von klein auf ver-whnt und verhtschelt. Es tut ihr mal ganz gut, wennsie sprt, dass sie nicht jeden um den Finger wickelnkann.

    Hoffen wirs wenigstens, pflichtete Carlotta la-chend bei. brigens, wo sind denn deine Eltern undWim berhaupt?

    Die besuchen Bekannte, erklrte Lissi. Astrid undich, wir waren auch eingeladen, aber dann htten wir jadas Vorsprechen verpasst.

    Hast du dir eine Hauptrolle ausgesucht?, fragteCarlotta.

    Himmel, blo nicht!, rief Lissi. Mir reicht es,

    wenn ich einmal quer ber die Bhne laufen muss. Ichhab doch berhaupt keine Lust, meine Freizeit mitProben zu verbringen. Lieber gehe ich reiten. Du alsRegisseurin tust mir ja wirklich Leid. Du wirst kaumnoch Zeit haben vorbeizukommen.

    Das stimmt, sagte Carlotta. Daran hatte ich noch

    gar nicht gedacht. Vielleicht htte ich doch besser Jennyden Job berlassen sollen? Aber na ja, ich werde ein-fach die Zeit nutzen, die mir jetzt zum Reiten bleibt.Also, wie wre es mit einem Rennen?

    Die beiden Mdchen ritten etwa eine Stunde lang.Danach gingen sie in die Kche und verzehrten mitHeihunger ein kstliches Mahl: frisches Brot, Kseund Salat und zum Nachtisch Apfelkuchen mit Sahne.

    Astrid gesellte sich zu ihnen, stand aber gleich nach

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    59/150

    59

    dem Essen vom Tisch auf und sagte knapp: Ich gehejetzt hinber nach Lindenhof.

    Warum das denn?, fragte Lissi berrascht. DieSprechproben beginnen doch erst viel spter.

    Ich wei. Aber ich habe mich auf die Rolle der Prin-zessin Dorinda vorbereitet, erklrte Astrid. Und Ellihat mir versprochen, vorher das Stck noch mal mitmir durchzugehen.

    Na dann toi, toi, toi, sagte Carlotta. Lissi, wand-

    te sie sich dann an ihre Freundin, wir mssen aberauch auf die Zeit achten. Ich darf auf keinen Fall zuspt kommen.

    Die Stalluhr geht auf die Minute genau, erwiderteLissi. Komm, wir rumen schnell auf. Dann knnenwir wieder zu den Pferden gehen.

    Unterdessen machte Astrid sich auf den Weg. Siegrbelte. Wenn Carlotta heute Nachmittag zu sptkam, wrde ihr die ganze Klasse Dampf machen. DieMdchen hatten alle ein starkes Gefhl fr Verantwor-tung, und sie betrachteten die Klassensprecherin alsVorbild.

    Mit einem Mal fasste Astrid einen Entschluss. Sie liefschnell zu den Stllen hinber, holte eine kleine Tritt-leiter heraus und stellte sie unter die Stalluhr. Die Uhrhing ber dem Torbogen, und selbst auf der oberstenStufe der Leiter musste Astrid sich noch auf die Zehen-spitzen stellen und ihre Arme recken, um an die Zeigerzu kommen.

    Aber sie schaffte es und drehte die Uhr eine ganzeStunde zurck. Mit einem triumphierenden Grinsen

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    60/150

    60

    stellte sie die Leiter wieder an ihren Platz. Dann lief sieber den Hof zur Strae. Selbst wenn sie die Rolle derPrinzessin Dorinda nicht bekam, so wrde sie beimVorsprechen doch noch ihren Spa haben!

    Wo um alles in der Welt steckt Carlotta blo?,fragte Nanni ungeduldig und sah auf ihre Uhr. Jetztist es schon fast Viertel nach zwei, und von ihr fehltimmer noch jede Spur.

    Ich finde das wirklich nicht gut. Alle anderen waren

    pnktlich hier, sagte Jenny gereizt. Astrid, hast duvielleicht eine Ahnung, wo sie und Lissi stecken?

    Na, du kennst doch Carlotta!, antwortete Astridgrinsend. Wenn sie einmal im Sattel sitzt, ist ihr allesandere egal. Es wrde mich kein bisschen wundem,wenn sie das Vorsprechen einfach vergessen htte.

    Also, ich bin dafr, dass wir jetzt einfach ohne sieanfangen, sagte Marianne.

    Richtig!, stimmte Jenny zu. Ich schlage vor, wirbeginnen mit der Rolle der Prinzessin Dorinda. Sie istja auch die Hauptfigur des Stcks. Astrid, du beginnst,dann kommt Petra dran.

    Astrid raste auf der Bhne hin und her, ratterte ihrenText herunter und untermalte ihn mit berzogenenGesten. Als sie zu sprechen begann, mussten einigeMdchen ein Kichern unterdrcken.

    Schlielich hielt Jenny es nicht mehr aus und standauf. Vielen Dank, Astrid. Ich glaube, wir haben genuggehrt, rief sie. Petra, du bist jetzt dran.

    Wer htte das gedacht! Petra spielte nicht nur diePrinzessin Dorinda, sie wurde zu ihr, und ihre Stimme

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    61/150

    61

    und ihre Gesten wirkten ganz natrlich. Als sie fertigwar, applaudierten die Mdchen und lobten sie.

    Petra, du hast wirklich Talent!, rief Raphaela totalbeeindruckt.

    Mira, die gro und schlank war, bekam die Rolle deszerstreuten Ehemannes, und Doris brillierte in der ko-mischen Figur eines tollpatschigen Polizisten.

    Trotz Carlottas Abwesenheit liefen die Proben wiegeschmiert, sodass um zehn vor drei alle Hauptrollen

    vergeben waren.In diesem Moment betraten Carlotta und Lissi plau-

    dernd und lachend in aller Ruhe den Raum, was diebrigen Mdchen reichlich rgerte.

    Wie schn, dass ihr auch schon da seid, rief Jennyihnen sarkastisch zu. Hoffentlich habt ihr nicht wegen

    uns das Reiten unterbrochen.Was ist denn los?, fragte Carlotta verblfft. Habt

    ihr etwa ohne uns angefangen? Das ist ja gemein!Ich finde es viel gemeiner, einfach zu spt zu kom-

    men, antwortete Bobby sauer. Hast du etwa erwar-tet, dass wir hier eine Stunde auf dich warten?

    Bobby, wovon redest du denn?, sagte Carlotta. Esist doch erst zehn vor zwei.Um genau zu sein, Carlotta, es ist zehn Minuten vor

    drei, bemerkte Nanni trocken.Aber auf der Stalluhr war es genau zwanzig vor

    zwei, als wir losgegangen sind, sagte Lissi.Dann geht eure Uhr eben falsch, stellte Hanni fest.Also, das tut mir wirklich Leid!, beteuerte Carlot-

    ta.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    62/150

    62

    Es ist meine Schuld, bernahm Lissi die Verant-wortung. Ich war mir ganz sicher, dass die Uhr richtiggeht.

    Jetzt ist es nicht mehr zu ndern. Aber wir mussteneinfach schon mal anfangen, versuchte Marianne zuvermitteln. Und die meisten Rollen haben wir auchschon besetzt.

    Das sehe ich. Carlotta ging zu Jenny und Raphaelahinber und sah auf das Notizbuch, das zwischen ih-

    nen lag. Neben einer sauber geschriebenen Liste derFiguren des Stcks waren die Namen der Mdcheneingetragen, die die Rolle spielen sollten.

    Ihr habt das ja schon sehr gut gemacht, sagte Car-lotta grozgig und versuchte tapfer, keine Enttu-schung in ihrer Stimme mitklingen zu lassen. Soll ich

    jetzt weitermachen?Das fnde ich nicht fair, mischte Mira sich ein.

    Jenny und Raphaela haben ihren Job sehr gut ge-macht. Du kannst sie jetzt nicht beiseite schieben.

    Das will ich auch nicht, antwortete Carlotta ver-letzt. Ich bin aus Versehen zu spt gekommen. Ich

    habe mich dafr entschuldigt, und jetzt mchte ichmeinen Fehler wieder gutmachen. Ist das etwa ver-kehrt?

    Astrid, die im Hintergrund sa, lachte sich ins Fust-chen. Ihr gemeiner kleiner Trick hatte funktioniert.

    Knnen wir uns jetzt erst einmal beruhigen?,schlug Marianne vor. Sie war immer um Ausgleich be-mht.

    Carlotta, was hltst du davon, wenn Raphaela und

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    63/150

    63

    Jenny jetzt auch noch die brigen Rollen verteilen? Siehaben es bisher doch sehr gut gemacht. Du kannst inder Zwischenzeit ja einen Probenplan aufstellen.

    Carlotta lchelte Marianne dankbar an. Gute Idee,sagte sie. Ich brauche nur ein Stck Papier und einruhiges Eckchen.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    64/150

    64

    Eine Geburtstagsparty

    Carlotta nahm sich tatschlich sehr in Acht. Sie wusste,dass sie ihren Kredit in der Klasse verspielt hatte, undhatte Angst, einen weiteren Fehler zu machen.

    Die ersten Proben verliefen ausgesprochen glatt. Allewaren pnktlich und spielten ihre Rollen mit Eifer undBegeisterung. Schon jetzt freuten sich die Mdchen

    riesig auf die Auffhrung am Schuljahresende.Allerdings gab es bis dahin noch ein paar andere Din-ge, auf die sich die Mdchen freuten. Zunchst einmalermglichte ihnen das wrmer werdende Wetter nebendem Tennisspielen das Schwimmen im Pool. Und dannstand bald der Halbzeit-Tag vor der Tr. Er zeigtean, dass nun die Hlfte der Schulzeit von Ostern bis zuden Sommerferien vorber war. Die Mdchen konntenes kaum erwarten, an diesem Tag, den das Internat tra-ditionsgem als freien Tag beging, ihre Eltern undGeschwister zu sehen. Das Beste aber von allem war,dass es nun in der Klasse einige Geburtstage zu feierngab und Geburtstage bedeuteten Geburtstagspartys!

    Lissi war zuerst dran, und ihre Eltern erlaubten, dasssie am Samstagnachmittag eine Party auf Gut Eichen-grund gab, zu der die ganze Klasse eingeladen war.Lissi war allgemein beliebt, und sie bekam eine MengeGeschenke wertvolle und weniger wertvolle.

    Ich glaube, ich habe noch nie im Leben so viele Ge-

    schenke bekommen. Vielen Dank euch allen! Das ist jaein toller Geburtstag!

    Es wurde auch wirklich eine tolle Party. Zuerst spiel-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    65/150

    65

    ten sie im Garten Mannschaftsspiele, dann gab es in dergroen Kche Kaffee. Die Mdchen strzten sich aufdie Kuchenberge, als htten sie seit Tagen nichts mehrgegessen.

    Lissis Mutter fllte stndig die Limonadenglsernach, und die Party wurde ein Riesenerfolg.

    Kann ich Ihnen beim Aufrumen helfen, Frau Bau-mann?, bot Elli nach dem Kaffee hflich an.

    Das ist sehr nett von dir, Elli, aber geh nur ruhig zu

    den anderen nach drauen, antwortete Lissis Mutter.Sie sah Astrids Freundin Elli heute zum ersten Mal,und sie mochte sie auf Anhieb.

    Nach diesem fabelhaften Kaffee habe ich gar keinegroe Lust, irgendetwas zu tun, meinte Jenny und liesich auf das Gras fallen. Wenn wir ein bisschen in der

    Sonne liegen und schwatzen, bin ich vollkommen zu-frieden.

    Die anderen waren der gleichen Ansicht. Sie legtensich ins Gras und machten es sich bequem.

    Hanni und ich, wir haben nach dem Halbzeit-TagGeburtstag, meinte Nanni. Mami und Papa haben

    uns schon Geld fr eine Party versprochen. Und dieTheobaldine wird uns sicher auch erlauben, im Aufent-haltsraum zu feiern.

    Wieso denn erlauben?, wiederholte Bobby. Wirmachen ganz einfach eine Mitternachtsparty, anstattlange zu fragen.

    Super Idee! Oh ja! Eine Mitternachtsparty!,riefen einige begeistert.

    Das wre wirklich toll, meinte Hanni auch. Aber

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    66/150

    66

    an einer Mitternachtsparty knnen Lissi und Astridnicht teilnehmen, und ich fnde es gemein, sie auszu-schlieen.

    Aber Bobby sagte verschmitzt: Wer sagt denn, dasssie ausgeschlossen werden sollen? Von hier nach Lin-denhof sind es doch nur ein paar Minuten. Und wennder Mond scheint, ist es hell. Ich bin mir ganz sicher,dass wir einen Weg finden, wie Astrid und Lissi anunserem Fest teilnehmen knnen, ohne erwischt zu

    werden.Erstaunlicherweise war es gerade Carlotta, die sonst

    fr jeden Spa zu haben war, die jetzt vorsichtig klang:Ich wei nicht, ob das eine gute Idee ist. Es ist schonschlimm genug, wenn wir anderen erwischt werden.Aber wenn jetzt auch noch die Tagesschlerinnen auf

    einmal nachts nicht mehr in ihren Betten liegen, dannwird der Teufel los sein!

    Wir lassen uns einfach nicht erwischen, antworteteJenny zuversichtlich. Dafr werden wir schon sor-gen.

    Carlotta will blo nicht, dass wir zum Fest kom-

    men, flocht Astrid hinterhltig ein. Ihr war geradenoch ein Weg eingefallen, wie sie Carlotta in weitereSchwierigkeiten strzen konnte. Und damit ihr Planfunktionierte, war es unerlsslich, dass Lissi und sie zurMitternachtsparty eingeladen wurden.

    Das stimmt nicht, protestierte Carlotta gekrnkt.Ich fnde es schn, wenn ihr kommen knntet. Aberals Klassensprecherin

    Einen Moment mal, fiel Jenny ihr ins Wort. Heit

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    67/150

    67

    das also, wenn Marianne noch Klassensprecherin wre,dann httest du nichts dagegen, dass die Tagesschle-rinnen zu unserer Fete kommen?

    Natrlich nicht, antwortete Carlotta mit gerunzel-ter Stirn. Sie fragte sich, worauf das Ganze hinauslaufensollte. Aber sie sollte es bald herausfinden.

    Ach so, sagte Jenny zufrieden. Du httest es alsoin Ordnung gefunden, wenn Marianne ihren Job aufsSpiel gesetzt htte. Aber jetzt, wo du Klassensprecherin

    bist, willst du kein Risiko eingehen. Also, wenn dumich fragst: Ich finde das ganz schn heuchlerisch.

    Jenny, jetzt gehst du aber ein bisschen zu weit, sag-te Nanni vorwurfsvoll. Heuchlerisch ist Carlotta nochnie gewesen.

    Carlotta schaute sie dankbar an und meinte dann:

    Also, Lissi und Astrid, ihr msst auf jeden Fall zuunserer Mitternachtsparty kommen. Und wenn etwaspassiert und wir erwischt werden, dann bernehme ichdafr die volle Verantwortung.

    Sie grinste jetzt, und mit dem Zwinkern in ihren Au-gen war sie wieder ganz die Alte. Und auerdem,

    wenn sie mich als Klassensprecherin absetzen, dann istdas auch nicht der Weltuntergang.Recht so, Carlotta!, rief Doris.Genau! Auerdem wirds schon schiefgehen. Drei-

    mal auf Holz klopfen!, sagte Nanni und langte nachDoris Kopf.

    Hier bitte, wenns beliebt. Doris zog eine komischeMiene, worauf alle lachten.

    Jenny, ich finde aber, du solltest das, was du ber

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    68/150

    68

    Carlotta gesagt hast, zurcknehmen, schlug Nannivor. Sie ist keine Heuchlerin, und sie war fair genug,zuzugeben, dass sie ein bisschen den berblick verlo-ren hatte. Jetzt solltest du auch fair genug sein, dich beiihr zu entschuldigen.

    Natrlich, sagte Jenny sofort und errtete leicht.Ich nehme es zurck, Carlotta, sagte sie. Du bistkeine Heuchlerin. Sie streckte Carlotta die Hand ent-gegen. Alles wieder klar?

    Alles wieder klar, antwortete Carlotta.In ihrem Inneren aber waren sich die beiden Md-

    chen bei weitem nicht so sicher. Sie hatten sich zwarwieder vertragen, aber dennoch fhlten sie sich unbe-haglich.

    Hanni und Nanni unterhielten sich darber in einer

    ruhigen Ecke des Aufenthaltsraumes.Zwischen Jenny und Carlotta braut sich etwas zu-

    sammen, sagte Hanni besorgt. Und ich wei ber-haupt nicht, weswegen. Bisher sind sie immer so gutmiteinander ausgekommen.

    Nanni verstand es auch nicht. Wenn es nur ein or-

    dentliches Gewitter zwischen ihnen gbe, seufzte sie.Dann wre die Luft zwischen ihnen wieder gereinigt.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    69/150

    69

    Halbzeit-Tag

    Bevor weitere Plne fr die Geburtstagsparty der Zwil-linge geschmiedet werden konnten, kam erst einmal derHalbzeit-Tag. Die Mdchen der Fnften standen andiesem Tag mit den ersten Sonnenstrahlen auf und lie-ferten sich bermtig Wasserschlachten im Wasch-raum. Dann schlpften sie in ihre schnsten Sommer-

    klamotten.Kommen deine Eltern eigentlich auch?, fragte Ma-rianne Raphaela. Wie die anderen Mdchen war auchsie neugierig darauf, die berhmten Schauspieler ken-nen zu lernen.

    Ja. Elli geht mit uns zum Essen, antwortete Ra-phaela. Ihre Eltern sind ja nicht da.

    Sie werden sicher stolz auf dich sein, wenn sie h-ren, dass du das Theaterstck fr unsere Abschluss-Auffhrung geschrieben hast, meinte Bobby.

    Von mir werden sie nichts darber erfahren, ent-gegnete Raphaela steif.

    Ein komisches Mdchen, flsterte Nanni ihrer

    Zwillingsschwester zu, nachdem Raphaela gegangenwar. Ich werde einfach nicht schlau aus ihr.

    Mach dir doch nicht so viele Gedanken ber Ra-phaela, riet Hanni ihr. Ich freue mich jetzt erst ein-mal auf unsere Eltern! He, Petra, ich wette, du freustdich auch schon auf deine Mutter?

    Und wie, antwortete diese mit schchternem L-cheln. Wir gehen mit Mira und ihren Eltern essen.

    In diesem Moment betrat Carlotta den Aufenthalts-

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    70/150

    70

    raum. Sie trug ein hellblaues Kleid und ein Band imHaar, das ihre wilde Mhne zusammenhielt. Sie sahganz ungewohnt aus aber ausgesprochen hbsch.

    Nanu? Wer sind denn Sie, schne Fremde?, witzel-te Doris. Knnen wir Ihnen vielleicht helfen, jungeDame?

    Idiot!, sagte Carlotta lachend und verpasste Doriseinen freundschaftlichen Knuff. Ich komme mir selbstganz fremd vor.

    Was hast du denn vor, Carlotta?, fragte Mariannegrinsend. Willst du vielleicht deine Gromutter gn-dig stimmen?

    Genau das will ich, gab die Klassensprecherin un-verblmt zu. Du weit doch, dass sie sich immer be-schwert, ich she ungepflegt und wild aus. Ich dachte,

    wenn ich das Kleid anziehe, das sie mir zum letztenGeburtstag geschenkt hat, kann ich vielleicht ein paarPunkte bei ihr machen.

    Gibt es denn einen konkreten Grund, warum duPunkte machen willst?, fragte Nanni amsiert.

    Ja. Und zwar dich und Hanni, gab Carlotta zurck.

    Je zufriedener meine Gromutter mit mir ist, umsogrozgiger wird sie. Ihr seht also, Zwillingsmuse, dieGre eures Geburtstagsgeschenks hngt ganz davonab, ob ich mich gut benehme.

    Hanni zwinkerte ihrer Schwester zu. Aha. Undwenn Nanni und ich uns schlielich einen einzigenSchokoriegel teilen mssen, dann wissen wir, dass dudich danebenbenommen hast. Also bitte rei dich ge-flligst zusammen!

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    71/150

    71

    Alle lachten. Dann rief Mira pltzlich: Seht mal! Daist ein Auto gekommen. Das sind schon die ersten El-tern.

    Sofort liefen alle zum Fenster. Doris lehnte sich weithinaus. Oh, das sind ja meine! Hallo, Mama! Hallo,Paps! Komm!, rief sie Marianne zu, die den Tag mitihnen verbringen wollte. Wir laufen ihnen entgegen.

    Jetzt kamen immer mehr Autos an, bis der ganzeSchulhof voller Menschen war.

    Ich bin schon ganz gespannt auf deine Eltern, ver-traute Elli Raphaela an.

    Wieso denn?, fragte Raphaela. Das sind doch kei-ne Monster mit zwei Kpfen!

    Nein, aber sie sind berhmt, sagte Elli ein wenigbedrckt. Sie werden mich sicher gar nicht beachten.

    So ein Bldsinn!, rief Raphaela. Mag ja sein, dassman ihre Gesichter von der Leinwand kennt, aber siesind trotzdem ganz normale Leute. Da vorne sind sie.Komm mit, Elli, dann wirst du es selbst sehen.

    Tatschlich waren Raphaelas Eltern ausgesprochennett und freundlich und kein bisschen abgehoben.

    Schade war nur, dass Ellis Entscheidung, den Tag mitRaphaelas Familie zu verbringen, ihr Verhltnis zuAstrid abgekhlt hatte.

    Astrid kam mit einem fremden Mdchen auf Raphae-la und Elli zu. Hallo, Elli. Hallo, Raphaela, fltetesie. Elli, ich mchte dir meine alte Freundin SarahJansen vorstellen. Dir muss ich sie ja nicht erst nochvorstellen, Raphaela. Sie ist ja auch eine alte Bekanntevon dir.

  • 7/28/2019 Blyton Enid Hanni Und Nanni

    72/150

    72

    Wirklich? Kennt ihr euch?, fragte Elli und sah Ra-phaela berrascht an. Ach, natrlich, jetzt erinnere ichmich. Sarah war doch mit dir auf der Theaterschule,nicht wahr?

    Raphaela schien sich ber die Begegnung kein biss-chen zu freuen. Hallo, Sarah. Was bringt dich dennhierher?, fragte sie mit belegter Stimme.

    Meine Gromutter lebt ganz in der Nhe, und ichwohne fr eine Weile bei ihr, antwortete das Md-

    chen. Nachdem Astrid das herausgefunden hat, hat siemich zum Halbzeit-Tag eingeladen. Nett von ihr,was?

    Raphaela sah sich angespannt um, als suchte sie nacheiner Mglichkeit zu flchten.

    Elli hatte keine Ahnung, was pltzlich in sie gefahren

    war. Raphaela packte sie mit einem Mal am Arm. Ach,meine Eltern rufen uns. Komm, Elli. Auf Wiedersehen,Astrid. War nett, dich mal wieder zu sehen, Sarah,sagte sie hastig.

    Raphaela, was ist denn pltzlich in dich gefahren?,fragte Elli wtend, denn sie htte sich gern noch ein

    bisschen lnger mit Astrid und Sarah unterhalten. Au-erdem waren Raphaelas Eltern noch in ein Gesprchmit Frau Adams vertieft. Sie musterte Raphaela von derSeite. War etwa Sarah der Grund fr ihr merkwrdigesBenehmen?

    In diesem Moment drehte Raphaelas Mutter sich zuihnen um. Ist alles in Ordnung, m