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Bosnien Land Und Leute

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BOSNIENt.a-ktt:) xjin-^^

letjtem

HISTlIRISCH-ETHNdRAPHISCH-ffiGRPHISCHE

SCI

VON

ADOLF STRAUSZ

ERSTER BAND

WIENDRUCK UND VERLAG VON CARL GEROLD'S SOHN1882.

SS

S37352

VoUnter denchristlichen

r

w

r

t.

Bewohnern Bosniens und der Hcrse,

goivina tvar seit jeher der Glauhe verbreitettrkische Joch vierhundert Jahre

dass sie das schwerehis

lang tragen mssen,die

dahinver-

aber alle ihre

Bemhimgen umsei

Erringimg der Freiheit

geblich seien. Erst nach

Verlauf dieser Zeit iverde diees

Stunde der

Befreiung schlagen,

durch ein Gotteswunder, durch eigene

Kraft oder fremde Waffen. Dieser Glaube hatte in dem zum Aberglauben ohnedies stark hinneigenden Volke tiefe Wurzeln geschlagen.

Hievon sind

in vielen

ihrer Lieder

und Volksmrchen Spuren zu

Diesem Umstnde ist es zuzuschreiben, dass sie so lange finden. Zeit mit stoischer Buhe duldeten und litten, ohne ihrer Unzufriedenheit durch umfassenderen Widerstand energischen Ausdruckzu verleihen; desshalb trugenseitens dersie die

Verfolgung und Unterdrckungsie

Trken mit Geduld, ja

dankten noch gleichsam mitsie diese

einem lakonischen vfala Bogu.'u Gott dafr, dassertragen knnen. Dieser Aberglaube, der inso

LeidenVolke

dem fanatischen

lichen Feldherrn

dankbaren Boden fand, tvar Schuld daran, die vor einem Jahrhunderte tapfere Truppen zu,

dass jene christ-

ihrer Befreiung in ihr

Hoffnung, dass die unterjochten bosnischen Christen mit Freude und Begeisterung zu

Land

fhrten,

in der

den Waffen greifen und im Vereine mit ihnen heldenmthig kmpfen werden, sich in ihren Berechnungen so arg getuscht haben. Die

Bosniaken fanden die Zeit noch nicht fr gekommen undsich nicht

rhrten

von der

Stelle.

Die Gedid der bosnischen Christen unter der trkischen HerrDer Zahl schaft steht in der Weltgeschichte ohne Gleichen da.

IV nach waren

sie

smveen

so viele,

dass,

wenn

sie

auch nur einenivennhtte,

Funken

Empfnglichkeit fr die Idee der Freiheit besessen,

ihrer Seele

auch nur die geringste Thathraft innegetvohnt

die christlichen

Triumphe, welche die Macht der Osmanen brachen,entledigen. Allein theils der berglaidje,

ihnen Gelegenheit geboten htten, sich ihrer Unterdrclcer mittelstder

Waffen fr immer suabersie

hauptschlich

der

Mangel an der nthigenalle

Einsicht, hatten

zur Folge, dassharrten.

in

der staunenswerthesten UnthtigJceit ver-

Um

sie

herum envachten

Nationen aus ihrer

tiefensie

Lethargie, rafften sich empor

und

erfochten ihre Freiheit,sie

nur

verblieben in ihrem alten Zustande, nurdie schtceren Ketten ihrer Sclaverei.

trugen auch fernerhin

Der Stern der Osmanenist soiveit gebrochen,

ist

lngst untergegangen,

ihre

Macht

dass ihr Einfluss selbst in ihren eigenen Proist.

vinzen in erschreckendem Masse gesunkentverthe Schtvche der

Die bemitleidensdiese

osmanischen Herrschaft zeigte sich zumeist intheilstveil

Bosnien

und

der Herzegowina,

Lnder vom

Centrum

am

meisten abseits^liegen, theils

iveil hier die

von Anfang an die Bevlkerung

vergeivaltigten

Mohamedaner und ihr Dnkel

keine Grenzen kannte. Hier entwickelten sich die kritischesten iindVerwickeltesten Zustnde.

Das Los

der Christen tvar hier stets das

drckendste.

Vergebens tvurde die Pforte zur Herstellung der Ordvergebens

nungnicht

aufgefordert,blieben

versprach

der

Divanals

dieselbe,

die

Wirren

Wirren, denn die Stambuler Begierung verfgtesoviel

immer berJedermann

militrische Macht,

sie

zur dauer-

haften Herstellung der Ordnung in diesen Provinzen bedurft htte.ivar berzeugt, dass die Zeit

gekommen

sei,

in derin

eine fremde

Macht

interveniren,

und

in ivelcher

Weise immer

den unglcklichen Lndern Buhe und Friede schaffen msse. Obgleich Bosnien eine der schnsten und fruchtbarsten Provinzen der Balkanhalbinselist,

seine Berge

an

edlen Metallen, sein

Boden an

blhen-

den Fluren, seine Flsse an Fischen, seine Urwlder an Jagdthieren reich sind,

und

die

Eimvohner, ivenn

sie

nur etwas Fleiss

und Arbeitsamkeit entfalten, sich seltenen Wohlstandes und reichen Einkommens erfreuen ivrden, herrschte hier dennoch unaussprechDie liches Elend imd Noth von der Unna bis zum Amselfelde. historischen Ueberheferungen, die geographische Lage und die poli-

tischen ConsteUationen prdestiniren

Oesterreich-ngarn in erster

Beihe zur Regelung der Angclegenlieiten.seinen ivohUhtigeu Einfluss aufdustrie^ des

Wenn

Oesterreich-Ungarn

die verschiedenen

Zweige der In-

Handels und der Land wir fhschaft hihtigt; tvenn der

Verkehr zwischen den gebildeten Vlkern der Monarchie und den

Bosniaken sich immer lebhafterdieser

gestaltet:

dann

ist

zu hoffen, dass

sonst gesunde

Volksstamni aus seiner asiatischen Zurck-

gebliebenheit

und Wildheit nach und nach der Civilisation geivird und dass in jenem Lande statt des bisherigen Chaos, loonnen Elends und Nothstandes, Ruhe, Wohlstand und Glck herrschen Das ivar der allgemeine Glaube und zu diesem Glauben iverden.ivar

Grund genug vorhanden.Allein die Erfahrungen lehren Anderes.

Oesterreich-Ungarn

hat die Mission in der Hoffnung bernommen, dass seine Aufgabeeine leichtesei.

Sein gut gemeintes Unternehmen hat jedoch auf

unerwartete Hindernisse gestossensolche.

und

stsst

noch foHwhrend aufdie dortigen

Es

hat sich

im Volke arg getuscht,

Zustnde

aber hat es

zum

grssten Theile nicht gekannt oder verkannt. Dies

darf nicht

so sehr

Wunder nehmen, denn

es gibt

kaumes

einen Erd-

theih der so ivenig

den Gegenstand einer grndlichen Schilderungwenngleich

gebildet htte, wie die Balkanhalbinsel,

kaum

einen

Erdtheil

gibt,

der eine abivechslungsreichere

und

interessantere

Ge-

schichte bessse.

Trotzdem der Umgestaltungskampf auf derselbencultureller Hinsicht schon seitletzter Zeit

in politischer

und

einem Jahrhundertetvelche

im Gangesich

ist,

sind erst in

Werke erschienen,

mit den einzelnen

Vlkern

der Balkanhalbinsel

eingehender

Mit Bosnien und der Herzegowina ging man in dieser Beziehung am stiefmtterlichsten um. Mit ihnen befasste man sich am wenigsten und so sind sie bis heute die am icenigsten gekanntenbefassen.

Provinzen.

WerMachtselbst

legt

Hinderniss in den

dem Unternehmen Oesterreich-Ungarns das grsste Weg? Die Mohamedaner? Nein. Ist doch ihrevon der Stambuler Regierung

in den letzten Jahrzehnten

gebrochen ivorden. Die christlichen Beivohner leisten in erster

Reihe Widerstand.fr ivelche

Werviele

htte geglaubt, dass dieselben

Christen,

dreimal so

Christen auf

dem

Schlachtfelde gefallen,

als sie in ihrer

Gesammtheit

sind, die heute als Bettler

um

Hilfe^

VIBefreiimg,

Brod

flehen,

schon morgen in der vertvegensten Weise

und

am

erbittertsten

gegen die eigenen Wohltliter, gegen ihre Beist

freierheit

kmpfen! Es

bekannt, dass in Bosnien die Verschieden-

der Religion den massgebenden CharaMerzug der politischenbildet.

Ansicht

Wennist,ist,

irgend eine Idee bei einer gewissen Con-

fession populr

so folgt hieraus nicht, dass sie es

auch

bei

der

anderen Confession

ja zumeist

ist

das Gegentheil der Fall.,

Wer

htte

es

nicht fr natrlich erachtet

dass die Griechisch-

und Rmisch- Katholischen nach vierhundertjhriger gemeinsamer Unterdrckung und Verfolgung ihren gegenseitigen Hass vergessen und unter der Wucht des Sclavenjoches nur gegen den gemeinschaftlichen Feind Zorn und Feindseligkeit empfinden, gegen einander aber nicht mehr? Hat doch das gemeinsame Unglck schon so viele Feinde su giden Freunden gemacht, tvarum sollteOrientalischenes nicht

auch hier zwei

dieselbe

Gegend bewohnende

christliche

Con-

fessionen vershnt haben?theil.

Von alV dem geschah jedoch das Gegener

Wiegebrochen

beiist,

Brdern der Hass, wenntiefer

einmal zwischen ihnen ausals

und

gefhrlicher

ist,

zwischen Fremden,so verhlt es sich

and auchaucheiner

die

Ausshnung

eine ziveifelhaftere

ist,

bei verivandten

Nationen und den verschiedenen Confessionen

und

derselben Religion.

Vor Jahrhunderten brach zwischensie

den Brdern der religise Ztvist aus undunter

shnten sich selbst

dem Druck der langen

Sclaverei

nicht aus.sie

Nun, da

die

Stunde ihrer Freiheit geschlagen, hegen

denselben oder vielleichtSie vermgen

noch gesteigerten Hass gegen einander als frher.sich nichtschliessen,

zu einigen undals

sie

wrden

sich lieber

dem Feinde an-

dass Einer

dem Andern

die Fhrerrolle berliesse.

Die Griechisch- Orientalischen hegen fr Oesterreich- Ungarn keine Sympathie, eher neigen sie zu Russland oder Serbien, und sie lassen ausser Acht, dass das kleine Serbien noch ein junger Staatist

und aufsie

einer niedrigen Stufe der Cultur steht,ivre, aber

dass es daher

fr

von geringem Vortheile

auch Serbien in seinem

Fortschritte aufhielte,

ivenn es ein so ausgedehnteses

Land

regieren

msste.

Die Rmisch - Katholischen halten

schon deshalb nicht

mit Serbien, weil die Griechisch- Orientalischen sich zu demselben hingezogen fhlen, sie halten esstets

mit den Croaten,

deren geistige

VII

Suprematie

sie stets bereit

sind ansucrkennen, allein auch

sie lassen

ausser Acht,

dass

Oester reich -Ungarn

ohne

Gefhrdungkann,

seines

eigenen staatlichen Gleichgewichtesseiner Nachbarschaft ein von

nicht zulassen

dass

in

einem ergnzenden Theile der Krone

St. Stefans regierter besonderer Staat entstehe.

stnde

demin

ein grosses

In Bosnien selbst nnd gefhrliches feindliches Element im

Wegemit

den griechisch- orientalischen Bosniahen.Gleichmuth. Sie haltensie berzeugt,

Die Mohamedaner beobachten den ferneren Gang der Dingerollernes

mit leiner einzigen Partei.

Davon sind auch

dass die Stambuler Regierung die

Angelegenheiten Bosniens und der Herzegowina nicht in Ordnung bringen knne. Werden sie aber sehen, dass die Politik Oesterreich-

ngarns

die Idee der griechisch-orientalischen

oder der rmisch-

Jcatholischen

Bosniahen

verwirkliche, so tvird der grsste Theil der-

selben das

neue

Land freiwillig Heimat suchen.legt

verlassen

und im fernen Osten

sich eine

Diese aus religisen Beibungen entstandene Spaltung, dieser

Bruderkampf,Hindernisse inin

der Thtigkeit Oesterreich-Ungarns die grssten

den Weg.

Nicht die Mohamedaner, sondern Jene,

deren Interesse Oesterreich-ngarn die bewaffnete Interventionleisten ernsten

unternommen,

Widerstand.

Es

ist

dies ein wunderbares,bis-

rthselhaftes Gebahren,

su dem nur ihre Vergangenheit, ihre

herige Geschichte die Lsung geben kann. Schon unter den nationalen

Bauen und

Knigen, sowie unter der

ungarischen Herrschaft tvar

Bosnien der Schauplatz religisenHerrschaft in gesteigertem Hassereligise

Ztvistes, der unter der trkischentobte.

Es gab

keine Zeit ivo der

Hader

nicht

auf der Tagesordnung gestanden wre, undeiner usseren Macht,die grsserist

so bildete dieheitliche

Einwohnerschaft sozusagen nie eine eintrchtige, ein-

Nation.

Es bedarf

als die ihre, welche sie fortwhrend

zusammen und im Zaume

halte,

Macht ist Oesterreich-ngarn. Wie dies gelingen wird, kann flicht im Vorhinein bestimmt werden, da zur Dmpfung der momentanen Wirren die Wahl der nthigen Mittel eine sehrunddiese

schwierige

ist.

Ob Oesterreich-ngarn jenes Volkselement in diesen Lndern finden wird, auf ivelches gesttzt die dort angestellte Regierungsicher

dem

ausgesteckten Ziele entgegengehen kann, ob die

Ueber'

VIII

handnahme

dieses ausgezeichnetenivird.

Elementes

niclit

su

neuendie

Ilei-

himgen Anlass geben

sind lauter Dinge, aufist

ivelclie

Zu-

kunft Antwort geben kann. Soviel jedoch

gewiss,

dass, tvelches

Los immertalischen

hei der endgiltigen Lsung dieser hochwichtigen orienFrage Bosniens und der Herzegowina harre, das eigene Interesse soivie jenes der benachbarten Lnder es erheischt, dass diese Provinzen mit Oesterreich-Ungarn vereinigt werden und dass

das bosnische Volk sich unter seinen schtzenden Fittigen zu jener Stufe der Cultur erhebe, auf der es unter den europischen Vlkern

den ihm gebhrenden Platz ausfidlen kann.

Budapest,

den

3.

Mrz

ISS:^.

Adolf Straus^.

VIch habe BosnienLandes,

rb e

merkunbereist,

2.

fters

umund

die

Geschichte dieses

dessen Culturleben

von den ltesten Zeiten herdie Kesultate

und

die

gegenwrtigen Verhltnisse zu studirenStudien,

meinerzu

wenn auch

in

knappem ahmen, derbildet

Oeffentlichkeit

bergeben.

Das vorliegende Werkdieses

nur eine gedrntge Skizzein

des historischen Materiales

interessanten Landes,

dessen

Geschichtesind.

einzelne Periodenin

einer

plastischen Behandlung

werthuni-

Obzwar Bosnien

der

Weltgeschichte

niemals

eine

verselle

EoUe

gespielt

hat,

so treten

dochdas

in einer gewissen Zeit

daselbst

Erscheinungen auf,anregen.

welche

Interesse

des

Forschers

zu Untersuchungen

Unter diesen Erscheinungen nehmen

z.,

B. die Religionskmpfe

und Bewegungen der Patarener (Bogomile)Ungarns untersttzten Partei bildete

welche die mchtige

Nationalpartei gegenber der rmisch-katholischen, von den Knigen,

eine hervorragende Stelle ein.

Nachdem

ich in

diesem Buche bei Orts- und Eigennamen, sowiedie original-bosnische Ortho,

bei Beschftigungen

und Gerthschaften,

graphie beibehalten habe

so halte ich es fr erspriesslich

einige

AbweichungenCist

in der

Aussprache des Bosnischen hervorzuheben:z.

immer und

berall scharf wie z,

B.

Carim

=

Zar.

C lautet wie das deutsche

tsch, covek := Mensch.Italienischen das c in

6 weicher als das ungarische ty, ungefhr wiecio, deutsch tj,z.

B.

cud

(tjud)

=

Laune.

Dz kommt zumeist in Wrtern vor, welche von der trkischen Sprache abstammen und klingt wie das deutsche dsch, z B. Dzamia (Dschamia) Moschee. E klingt etwa wie im Deutschen oder Lateinischen bleibt indessen, wenn;

e nach

einem Consonanten steht und darauf ein

r folgt,

stumm,

z.

B.

cerna

(zrna) schwarz.

:

Eine Ausnahme erleidet diese Regel nur in dem Falle,j,

wenn

e

auf

gj,

r folgt,

sodann wenn nach

dem

e ein r

kommt,

dasselbe doch vernehmlich

ausgesprochen wird.Gj

entspricht

dem deutschen

dj,z.

wobei beide Buchstaben

in

einander

verschmolzen ausgesprochen Averden,

B.

gjubre

(djubre) Kehricht.als

H klingt in der Mitte undschen;

bleibt indessen hufigJ

am Ende des Wortes schwcher am Ende des Wortes stumm.kaumty,z.

im Deut-

am AnfangeI

des Wortes

und zwischen zwei Vocalen ganz wie im Deuthrbar, wie z.B.

schen; nach einem d indessen

grdjami,z.

der Brger.B.

Nach einemLj

klingt es wie das ungarische ly, nach n wie ny,t

zvanjedie

Beruf, und endlich nachentspricht

wie

B. platja (platya) Bezahlung.

dem

polnischen

I,

dem

italienischen

gl,

z.

.

lyubav,z.

Liebe.Nj entspricht

dem

italienischen gn, wie

das ungarische ny,

B. konj,

Pferd.

S klingt immer so scharf als das deutsche , z. B. nositi =: tragen; Wald. S wie das deutsche seh hart, hingegen S weich, z. B. sunna Einleitung. V immer wie das deutsche W, z. B. zvod

=

=

Z sehr weich wie lesen,

z.

B.z.

zemlja

Z wie das ungarische

zs,

wie

B. zalost

= Erde. = Trauer.

Gleichzeitig schliesse ich zur Erleichterung des Verstndnissesein

Kegister

der

vorkommenden Eigennamen

und anderer hufig

gebrauchten Wrter beiabdes,

Waschungen

bei den

Mohame-

carape. Strumpf.caus, Narrbei Unterhaltungen

danern.

und

aga, Herr.

ffentlichen Spielen,

aksam,

Abendgebet.

cerna, schwarz,ciftlik sahibik,gelehrte Frau.Classe.

araba, Wagen.

grundbesitzende

baba oder hadzika, bajram, Feiertag.

coban,c

Hirt.,

beg, Grundbesitzer. beiraktar, Fahnentrgerzeiten.

hadzi

Posamentir-Arbeiter.

bei

Hoch-

corba, Suppe. dezetina, Zehent,djever, Beistand

Steuer.

besestan, Verkaufshallen.bielo, weiss.

diraije, Beinkleider,bei Hochzeiten,

blato, Sumpf, Koth, Morast.

dolnje,

unter.bei Gericht,

brdo, Berg.brieg, Anhhe.

dusnie, Geschworner

evkaf, Kirchengut,

auch

wird

es

amac, Kahn.car, von Csar, Kaiser, auch Sultanin Bosnien.

vakufgra,

genannt,

gaida, mehrsaitiges Instrument,bewaldeter Berg.

XInaszraszkizsszi, Damenkopfputz.

gornje,

ober.

grad, gunjac, Wams,gusle,hafis.

Stadt, zumeist befestigt,

obor knez,

Ober-Vorsteher.

obstina, Gemeinde.ile, Mittagsgebet.

einsaitiges Instrument,

Ein Titel fr denjenigen, der

palanka, mit Pfahlwerk umgebenerFlecken,

den Koran

auswendig

fehlerfrei

hersagen kann,

peskir, goldgestickte Tcher.Unter-

harem, Frauenzimmer, ohneschied der Confession.

pilaf, Reisspeise.

pipta, Mehlspeise,

ihrik, Wasserkrug,

icerma,

Seidenleibchen,

planina, eine pogaa, Brod.pj

grssere Gebirgskette,

ikindi, Machmittagsgebet.

as

,

Ledergrtel,

imam,

Priester,

pristav, Gerichts-Executor.

jaci, Nachtgebet,

rajah,

schutzlose Heerde.

jelek, Leibchen,

reka, Fluss.

jemeni,jezero,

Stiefel.

sab ah, Tagsgebet.salvar, Beinkleid.

See.

junak, Held. kadi, Richter, kaim, Kirchendiener,kai

saudzak,Kreis,

frher Heerbann

-

Bezirk,

Kaimakamie.

saradzi, Grber.savor, Messe.

m a k am,

,

Bezirkshauptmann,

knez

Vorsteher,,

selamlik, Mcnnerzimmer.sheri, mohamedanisches Gericht.selo, Dorf.

k n e z i n a mehrere zusammengehrendeGemeinden,

koliba,

kleiner Schoppen mit

Wnden

sim antra,spahi,star,Reiter.alt.

aus Korbgeflechte.

kosulja, Hemd, kotar, Umzunung.

starjesina, Familienoberhaupt.

kral oder kralj, Knig.

tretina,

Drittheil-Steuer.

kum

,

Gevatter.

Ulema,Krschner.Ve1 iki,

Oberpriester.gross.

krdzi cuaf,k ck,

klein.

vila, Gespenst.

legen, Schssel. medzlis, Gerichtsbeisitzender.

vilajet, Provinz, Land.

vladika, BischofRitus.

des griechischen

mehala,

Vorstadt.

most, Brcke.

vojvoda, Anfhrer imz

Kriege.

mudir, Brgermeister. Verknder muezzin,

adruga

,

Familien-Gemeinschaft.

des

Gottes-

dienstes.

musebak,nahia,

hlzernes Fenstergitter.

zmai, Drache, zupa, Gau. zupan, Graf, Befehlshaber im Sinneder altdeutschen Gauverfassuug.

Kreis.

Inhalt.Seite

Geschichte Bosniens.Von den bosnischen nationalen Bans bis zum Knig (600 1357) Zweiter Abschnitt. Vom ersten bosnischen Knige bis zum Anfange

Erster Abschnitt.

ersten bosnischen

1

der osmanischen Herrschaft (13571527)

46

Dritter Abschnitt.

Osmanische Herrschaft (15271878)

.... .

105

Bosniens Bevlkerung.Erster Abschnitt. Zweiter Abschnitt. Dritter Abschnitt. Vierter Abschnitt.Die Bosniaken mohamedanischer Eeligion175

Die Rmisch-Katholischen Die Griechisch-OrientalenDie bosnischen Juden

207

238269.

Fnfter Abschnitt.

Die Amanten, Zinzaren und Zigeuner

.

.

282

Bosnische Bilder.1

291

ILIII

300

310316322

IV

VYIYII

328

334

Greschichte Bosniens.Erster Absclinitt.Von den bosnischen nationalen BansKnig.bis

zum ersten bosnischen

6001357.(Bosnien vor der Vlkerwanderung-.Illyrien

unter der rnaischen Herrschaft.

Einbruch der Avaren in Illyrien. Erstes Erscheinen der Slaven auf der Balkanhalbinsel. Die Vlkerwanderung. Massenhafte slavische Niederlassung. Auftreten der Bulgaren. Die verwickelten Angelegenheiten des byzantinischen Eeiches. Die Hegira. Die Berufung derDie Denkmler der rmischenHerrschaft.

Croatennischen

durchJoches.

Heraclius.

Alte

Heimat der Croaten,Die

ihre

Niederlassung in

Serbien und Bosnien.

Niederlassung der Serben,

Das Volksleben.

Kraet und Knez, Oborknez und Zupan.

Die Glaubensbekehrung. Die Justizpflege und der Heeresdienst.bosnischen Baue

Zadruga. Knezina und Zupa. Der Veliki Zupan. Simeon, Czar von Bulgarien. Methud und Cyrill.Volksgebruche.

Abschttelung des byzantiDie Macht des Starjesina.

Die Zwistigkeiten derZvonimir.

und

ihre

Kmpfe

fr serbische

Angelegenheiten.

Einmengung des ungarischen Knigs in die croatischen Angelegenheiten. Slavonien und Croatien werden mit Ungarn vereinigt. Almus. Koloman lsst sich zum Knig von ama krnen. Boric Ban. Kulin Ban. Einwanderung der Patarener. Papst Innocenz III. Kulin Ban in Rom. Zibislav Ban undTartaren.

Die Grafen von Brebir. Die Verheerungen der Kotromannus. Paul Ban. Stefan Kotromannovic. Ludwig der Grosse regelt die croatischen und bosnischen Angelegenheiten. Stephan Dusan. Ludwig der Grosse verlobt sich mit der Tochter des bosnischen Ban. Tod Stephan IV.)

Ugrin, Erzbischof von Kalocsa.

Die Geschichte jenes Erdtheils,

den

wir

heute

unter

demZahl-

Namenoder

Bosnien kennen, verliert sich im Dunkel der Sagen.

reiche kleinere

und grssere Volksstmme hieltenauf,

sich hier krzere

lngere

Zeit

deren

grosster

Theil

sich wiedersie

spurlos

verlor,

ohne dass

man

erforschen knnte,hat.

was

hieher gebracht

und von da wieder weitergefhrtst raus z, Rosnien, Landu.

Es gab Vlker, die so kurze

Zeit da verweilten, dass wir nicht einmal wissen,Leute.

woher

sie

gekommen1

und wohin

sie

gegangendritten

sind.

Noch vor der allgemeinen Vlkerwiewirwissen,ein Jahrhundert spter

wanderung im

Jahrhunderte bewohnten,

Kelten die Balkanhalbinselschon Germanendie

verwsteten

Lnder

nach einem langen und blutigen

Kampfeals das

flatterten berall die

Fahnen der rmischen Legionen, und

rmische Keich sich spaltete,

kam

die

illyrische Halbinsel

an das ostrmische Reich.

Unter der rmischen Herrschaftgowina,Albanien,

fasste Hlyrien Bosnien,

Herze-

Montenegro, Altserbien, Dalmatien und einen

Theil Croatiens in sich. Das heutige Bosnien vereinigten die

Rmer

mit Dalmatien. Dalmatien grenzte zu dieser Zeit nrdlich an Pannonien, westlich

an Liburnien,

vom

adriatischen Meere bis

zur

Mn-

dung des Bojana

im Osten

erstreckte es sich mit einer von Scutari

durch Novibazar gedachten Linie bis Tauruntum (Semlin).in zwei Theile getheilt:

Es war

in

Dalmatia maritima und Dalmatia interna

oder niyria barbara.

Die rmische Herrschaft hat in Bosnien sehr wenige Ueberreste

und bemerkeuswerthe Denkmler zurckgelassen.

Das Novi-

bazarerin Livno

und Banjalukaer Bad,

in

Novibazar ein rmischer Tempel,

und

Taslidje, ein paar rmische Inschriften, einige steinernenichts. Die rmische Herrschaft in Hlyrien

Brcken und sonstnur kurzesie

whrte

Zeit.

Gothen berflutheten ganz Hlyrien,

und nachdemDie

es

einsie

Jahrhundert lang geplndert und verwstet hatten, veres,

liessen

um

die

Verwstungen anderswo

fortzusetzen.

Spuren der Gothen waren berall durchbezeichnet; die

Ruinen und Zerstrungzumeist von den

wenigen Gebude, Brcken und Strassen, die der

rmischen

Cultur zu verdanken waren,zerstrt.

wurden

Gothen erbarmungslos

Von

all'

den Vlkern,

welche die illyrischen Lnder

durch-

streiften, besitzen die Avaren fr uns die grsste Wichtigkeit, weil

mittelbar durch sie jene slavischendie noch heute die

Stmme

sich dort niederliessen,

Einwohner Bosniens bilden.auf der

Wannist

die Slaven

Balkanhalbinsel zuerst erschienen,feststellen.

lsst sich nicht

einmal mit annhernder Gewissheitdass sie

Es

sehr wahrscheinlich,

auch schon unter der rmischen

Herrschaft hufig in die illyrischen Provinzen einbrachen. In welchem

Masse

sie

sich

damals niederliessen, inwieferne

sie ihren

slavischen

Charakter rein aufrecht erhielten und inwiefernedort ansssigen illyrischen

sie

mit

dem

bereits

Volksstamme verschmolzen,

lsst sich

mit

Sicherheit heute nicht nachweisen.

Die rmische Periode der Vlkerwanderung rief inzelnen Lndern der Balkanhalbinsel eine

den eindeci-

Umwlzung

hervor,

mirte ihre Bevlkerung und machte einige Gegenden derselben zueiner ganz unbewohnten Wstenei.

Slavische Volksstmme

bevl-

kerten dieselben von

Neuem. Nach Procopius berschrittenin

die slavi-

sehen

Stmme im Jahre 551sie bei

unabsehbaren Massen die Donau,

und nachdem

Adrianopel die Kmer in einer entscheidenden

Schlacht geschlagen hatten, schwebte selbst Constantinopel in Gefahr.

Umhalbinsel,

diese Zeit berzogen die Bulgaren, welche ugrischer

Her-

stammung waren,Durchslavischen

gleich einem

Orkan den stlichen Theil der Balkanbtensie

ihr mchtiges Auftreten

zwar ber die

Elemente

Suprematie;

nach und nach jedoch schwand

zwischen Sieger und Besiegtem jeder Unterschied,

denn

die Sieger

nahmen den nationalen Charakter

der Besiegten an, und bald

nehmenist

wir wahr, dass die Bulgaren vollstndig slavisirt sind. Essehr wahrscheinlich, dass die Slaven schon

zwar

frher ohne jedes Auf-

sehen durch

stille

und

friedliche

Ansiedlung die ganze Gegend derart

angefllt hatten, dass wir dieses sonderbare ethnographische Ereignissals

ganz natrlich ansehen mssen. Allein ber

all'

dies stehen uns

keine authentischen Daten und Quellen zur Verfgung, und da wir

nur die Geschichte Bosniens schreiben wollen,

werden wir suchen,sind

von wo und wannin

die

bosnischen Slaven

gekommen

und

sich

Bosnien angesiedelt haben.

Unter der Herrschaft des Kaisers

P hokas

drohte

dem byzan-

tinischen Kelche der Untergang. Seine unglcklichen Feldzge gegendie Perser hatten zur Folge, dass

Aegypten und

fast alle grsseren

Provinzen Afrikas sich losrissen, das Centrum aber durch die Ver-

heerungen der schreckenerregenden Avaren

in

Anspruch genommentrugen

war. Zur Bewltigung der zahlreichen Feinde fehlte es an gengen-

dem Gelde und an

Soldaten, und die vorhandenen Truppen

smmtlich den zerfahrenen Charakter der Kegierung anlangwierigen Verheerungen der

sich.

Die

Hunnen und Longobarden

entvl-

kerten die einzelnen Lnder des Kelches und machten sie unfhig,sich

gegen einen usseren Feind zu vertheidigen.

Es war fr das1*

Reich wahrhaft ein grosses Glck, dass

im Jahre 610 Heraclius den

Thron

bestieg.

Heraclius machte die grssten Anstrengungen,

um

mit den Avarenschliessen,

um

jeden

Preis

Frieden

und

ein

Bndniss zuneue Truppen

und

als

ihm

dies gelang, organisirte

er

zum Feldzuge gegen die Perser. Whrend jedoch Heraclius gegenlich

die Perser

und zwar glck-

kmpfte,

bentzten

die

Avaren

seine

Abwesenheit dazu,

um

Constantinopel zu belagern, und nur der Befestigung der Stadt sowieder heldenmthigen Vertheidigungder Bevlkerungist

es zu verfiel.

danken, dass die Stadt den Belagerern nicht

zumder

Opfer

Diese

That der Avaren konnte den energischen Kaiser zur Genge davonberzeugen,wie

wenig

der

Freundschaftsei,

Avaren und

aller

anderen barbarischen Vlker zu trauentheiier erkauft sein,

mge

dieselbe auch

so

wie

es

diesmal der Fall war.ist

Unter solchen Umstndendes ganzen Orientesverfolgte,hervorrief.

es kein

Wunder, dass der Kaiser

mit immer wachsender Besorgniss jene fr uns und fr die Geschichtehochwichtige Bewegung mit AufmerksamkeitarabischeReligionsstifter

welche

der grosse

Mahomet

Das Jahr G22 war

die

Hegiraseine

oder das Jahr der Flucht

Mahomet's. Mit Blitzesschnelle verbreitete sich die neue Lehre, undals

632 Mahomet

starb.

griiBfen

Anhnger von

allen Seiten

alle jene

mit den Waffen au,

welche die neue Lehre anzuerkennen

sich weigerten.

Um

der neuen mchtigen

Bewegung mitHeraclius

seiner ganzen

Heereskraft widerstehen zu knnen,

nahm

zu der alten

Gepflogenheit der rmischen Kaiser seine Zuflucht, dass er die sein

Reich gleichfalls bedrohenden Barbarenaufreizte,

mglichst

gegen einanderdass er den

was ihm gewhnlich

in der

Weise gelang,als

einen ein freundliches Gesicht zeigtein die eine oder

und

friedliche

Bewohner

andere

Provinz aufnahm.

Diese

aufgenommenen

Barbaren bekmpften das andere barbarische Volk mit der grsstenHeftigkeit, bei

welchem Kampfe natrlich

die byzantinische

Armee

geschont wurde.

Der Umstand, dass Heraclius wieder die Barbaren gegen einander zubeschftigen wnschte, andererseits aber dass die Jahrhunderte langen

Verheerungen einzelne Lnder

fast zu einer vollstndigen

Wstenei

umgewandelt hatten und

die

Wiederbevlkerung derselben sich im

hchsten Grade als nothwendig erwies, bewog den Kaiser, die sich

darbietende gnstige Gelegenheit zu bentzen,

um

die von hinter den

Karpathen aus ungewissen Grndenohnehin eindie

in

Bewegung gerathenen undoder Croaten aufzufordern,

Heim suchenden Chrobatenin

Gegend des heutigen Bosnienanzusiedeln.

Besitz zu

nehmen undSave,besiegtetdtete

sich

daselbstdiese

Das kriegerische croatische Volk bernahmberschrittdie die

Missionin

mit

Freuden,

Avaren

mehreren

blutigen

Schlachtensie

und

einen

grossen Theil derselben

oder

vertrieb

von

ihren Wohnsitzen,

whrend der zurckgebliebene kleinere Theil unterjocht wurde. ImJahre 630 berschritten dieselben Slaven in grsseren Massen die Save,welche noch heute die Bevlkerung Bosniens bilden.Constantinus

Porphyrogennetos erwhnt das hinter den Karpathen sich ausdehnendeBjelochrovatien kurzweg als die alte Heimat der Croaten ohne von ihrerlteren Geschichte etwas

Bemerkenswerthes anzufhren. Es

ist

sehr

wahrscheinlich, dass den Croaten diegefiellitt

schne Gegend Bosniens sehr

und dass

sie dieselbe

mit einer mglichst verwandten Nationasie

bevlkern wollten; zu diesem Behufe luden

die Serben zu

sich, die

nach Safafik an Stelle des heutigen Polens in Bjeloserbien

wohnten. Die Serben wanderten etwa 640 schaarenweise aus ihremVaterlande aus und bald darauf Hess sich ein Theil von ihnen imheutigen Serbien, ein andererin Bosnien und in der heutigen Herze-

gowina nieder.Baldnachdieserdie

Niederlassung

berschritt

ein

Theil

der

Croaten wieder

Save und legte zu dem heutigen Croatiendie

den

Grund.

Ohne Zweifel erkannten

Eingewanderten anfangs die

Oberhoheit der byzantinischen Kegierung an, inwiefern und in welchem

Masse dieselbe jedoch ausgebt wurde,nicht feststellen.

lsst sich

mit Bestimmtheit

Thatsache

ist,

dass

die byzantinische

Eegierungin ihr

diese neueste Colonie frmlich verhtschelte,

indem

sie

den

mchtigsten Feind der Avaren untersttzte, aber zur energischen Beherrschung dieses starken und streitbaren Volkes war die byzantinische Kegierung schon viel zu schwach. Bosnien lag brigens

vom

Centrumnur

so weit ab,

dass

die ganze Abhngigkeit

und Oberhoheit

als eine

nominelle betrachtet werden kann.

Die neue Heimat der Croaten wurde

daher nrdlich von der

Save und von da abLinie bis

durch eine mit der

Unna

parallel gedachte

zum

adriatischen

Meere, im Westen vom adriatischen

6

Meere, im Sden von der

Mndung

der Cetinje, den Imoschier See

und deinOsten

bis

zum

Verbaszflusse sich

hinziehenden

Gebirge,

imden

vom

Verbasz begrenzt.

Das neue Vaterland der Serben aberder

umfasste Bosnien

mit Ausnahme

nordwestlichen

Spitze,

grssten Theil der Herzegowina,albanien,bis zur

Sddalmatien,

Montenegro, Nordheutige Serbien

Altserbien

(Novibazarer Paschalik), dassie

Morava. Die Morava schieddie Serben

von den Bulgaren.

und Croaten stammverwandt und lange hindurch auch schon in ihrer alten Heimat Nachbarn waren Zeit und stets ein gemeinsames Schicksal hatten, waren sie doch nicht im Stande, sich zu einem krftigen einheitlichen Ganzen zu verTrotzdembinden und eine Nation zu bilden. Die einzelnen hervorragenderen Mnner, die bei ihren Wanderungen und Feldzgen ihre Fhrerwaren, theilten unter sich das Land, und obgleichherrn, denveliki zupan, whlten,sie

einen Ober-

bte dieser keine besondere Macht

auf die brigen Zupans aus,

sondern war nur primus inter pares,

und jeder Zupan herrschte auf seinem Territorium ziemlich unabhngig. Die eingewanderten slavischen Volksstmme, vereint mit den autochthonen Bozzen, schttelten trotz ihrer zersplitterten Organisation die byzantinische Herrschaft bald ab

und befreitenvornehmlich

sich

von

dem

politischen Einflsse derselben binnen

Kurzem

vollstndig,

was

einerseits ihrer Lebensfhigkeit, andererseits

aber der

Impotenz der Centralregierung zuzuschreiben war. Die Schilderung des damaligen VolkslebensHindernisse, die vollstndige Darlegung desselben

stiesseist

an grosse

sozusagen eine

Unmglichkeit. Jedenfalls

ist

jene gemeinsame Eigenschaft der Slaven

von grsster Wichtigkeit, die in

grsserem oder geringerem Masse

auch heute noch besteht,

dass

nmlich

die

Familienwelches

vouwir

einemsonst

wunderbar

engen

Bande umschlossen wurden,sozusagen unter

nirgends finden.

Die Organisation jeder Familie war eine solche,militrischer

dass ihre einzelnen Mitgliederciplin

Dis-

und Strenge standen. Eine solche zusammenhngende Familie wurde Zadruga genannt, und Spuren dieses Zadrugasystems sind auch heute noch zu finden. In den Verband einer Zadruga gehrten smmtliche Mitglieder einer Familie, es konnten aber auch Fremdezu ihr gehren,

wenn

sie

freiwillig in dieselbe

eintraten

und auf-

genommen

wurden. Das Vermgen bildete gemeinschaftliches Eigen-

thum und wurde gemeinsam

verwaltet.

Was

Einzelne mit ihrer Arbeit

verdienten, wurde fr den gemeinsamen Bedarf verwendet. Die Erhal-

tung der Gesammtheit bildete eine gemeinsamedie

Aufgabe, weshalb

Wohnungen

mglichst nahe zu einander sein mussten. Die ein-

zelnen Mitglieder der Zadruga konnteneine

nur mit Zustimmung Aller

Ehe eingehen.

Jede

auftauchende,

Angelegenheit

wurde

mit

unbeschrnkter Macht

vom Starjesina

dem Oberhaupte,frei

geleitet,

welches smmtliche Mitglieder unter sich

whlten.

Jedermannfr die

konnte Starjesina sein, wenn das Vertrauen Alier ihn auf diese Stufehob,also

auch der Jngste;

aber

die

besondere

Achtung

Greise

und der Umstand, dass fres

die

KoUesich,

des Fhrers viel Erfahdass

rung erforderlich war, brachtelteste Mitglied der

mit

gewhnlich

das

Zadruga

die Angelegenheiten Aller leitete.

Bercksichtigt man,

dass bei den Slaven die Fehler der Ein-

zelnen gewhnlich von der

Umgebungfr die

gebsst wurden und dass, wiedes Einzelnenstets

wir spter sehen werden,Familie,

Snden

die

das Dorf,

oft die

ganze Gegend verantwortlich war, und

bei solchen Gelegenheiten stets diejesinas, zur Eechenschaft

Hupter der Zadruga,

die Star-

gezogen wurden, so leuchtetwichtige

es ein,

dass

die Starjesinas

eine

ausserordentlich

KoUe

spielten, nicht

allein innerhalb des Vaterlandes der Familie, unter

den Mitgliedern

der Zadruga, sondern auch ausserhalb derselben in allen Fllen,es galt, die

wo

Zadruga

in gewissen

Dingen nach aussen zu vertreten.

Jedes einzelne Mitglied der

Zadruga besass ber einen Theil deswelches in den meisten

gemeinsamen Vermgens Eigenthumsrecht,Fllen genau bezeichnet wurde,aber von

ihm nicht nach Beliebener

verkauft werden konnte,er sich

wohl aber konnte

das verkaufen,

was

durch eine solche Arbeit erwarb, die er ausser der gemeinverrichtete. So wie essie

samen Arbeitendie

den Einzelnen

frei

stand, in

Zadruga einzutreten, so konntendass diese Organisation

auch austreten, woraus herdie

vorgeht,

blos

innere

Ordnung streng

wahrte, aber die Freiheit der Einzelnenschrnkte,

nicht

im hohen Grade benur der Starjedie Mit-

um

so weniger,

da jedes einzelne Mitglied gleiche Kechteeine

und gleiche Macht genoss;sina,

Ausnahme

bildete

der indess aus freier

Wahl

hervorging

und daherin so

glieder der

Zadruga die ihm bertragene Macht nicht

grossem

Masse fhlen lassen konnte.

Die Zadruga

bildete

im

vollen Sinne

des Wortesfrdie

eine

auf

moralischen Grundlagen basirende Krperschaft;

That der

Einzelnen trug die Gesammtheit die Verantwortung. Der Starjesina

musste den Schuldigen ausliefern oder die demselben auferlegte Geldbusse entrichten.

Aus dem Zadruga - Systemwelchesin

entwickelte

sich

dasdie-

sogenannte Stammsystem,selben

grsserer

Ausdehnung

moralischen Aufgaben

und dieselbe gemeinschaftliche Ver-

antwortlichkeit besass.

Diese Zusammengehrigkeit hatte selbstver-

stndlich auch ihre grossen Nachtheile, namentlich beschrnkte siein vielen Beziehungen die Rechtspflege, da sie sich sehr hufig des

Schuldigen

so

sehr

annahmen, dass

selbst

bei

dem

grssten Ver-

brechen

durchgesetzt werden konnte,

dass

der Schuldige fr un-

schuldig erklrt werde. Andererseits aber nthigte sie die Idee dieser

gemeinsamen Verantwortlichkeit, auch berund Sicherheit gemeinsam zu wachen.

die ffentliche

Ordnung

Diese Stammesorganisation bildete den Grund des spter eingetretenen Systems.(obstina),

Mehrere Zadruga's bildeten eine

GemeindeVorsteherdie

in welcher die Starjesina's den Obstinari

und das Obstinskidertrat

Sud-Gericht

bildeten.

Der

lteste.

Starjesina

war

J^

.

(

Obsti nski Odbor, spter Kmet)

Nach und nach

Noth-

wendigkeit der Concentrirung einer je grsseren Kraft zu gewissenallgemeinen Zweckenin der Weise,2).

ein.

Mehrere Obstina's vereinigten sich daher

dass sie den einflussreichsteu Starjesina, beziehungsdiese vereinigten Drfer bildeten

weise Kmet,einen Kreis,

zum Knez w hlten und

Kn ez Ina.,

Mehrere Kuezina's vereinigten sich zu einem

grsseren Bezirke

in

welchem der fhigste Knez den

Titel

Oboe

l^

Knez

fhrte

und zu gemeinsamen Zwecken smmtliche Kneziua's

vertrat. Die einzelnen

Kneze waren dem Obor Knez Gehorsam schuldig,

doch konnte er sich nicht in die inneren Angelegenheiten der einzelnen Knezina mengen. Die Vereinigung mehrerer Obor Knez bildetedie spter so hochwichtige

Zupa

,

an deren Spitze ein eiuflussreicherTitel

a

und angesehener Obor Knez mit demlichen Angriffen der

Zupan

stand.

Den

feind-

Nachbarn und den Gefahren gegenber erschienals

auch

die

Zupa -Organisation nicht

befriedigend,

und

so ver-

einigten sich denn mehrere Zupa's wieder zu einem grsseren Versten

Fass-

dauben

wurden

aus

den

Wldern

im

Bosniens schon vor

Jahrhunderten auf der unteren Donau befrdert, aber in nicht grosserAnzahl.

Von denselbst

sonstigen Baumaterialien sind nur die Schindeln,

und Bretter erwhnenswerth

doch nicht

als

Exportartikel,

da im

Lande

einin

starker

Bedarf fr

sie ist.

Die Schindeln bei-

spielsweise

sind

der ganzen

Provinz das einzige Bedachungs-

material.

_137Die

Ausfuhr

vou

Fassdauben

wurde

iu letzter Zeitist

immer

schwunghafter betrieben.

Der geeignetste Punkt dazu

Banjaluka,

wo brigens mehrere Unternehmer

diesen Industriezweig aufgegriffen

haben. Der Forstpreis betrug im Jahre 1880 2 fl. 50 kr. per Cubikmeter und so gestaltete sich das Eichengeschft fr Unternehmer, welche die Fabrication selbst betreiben, recht eintrglich. Aus dem

Cubikmeter Holz wurden im Durchschnitt 76 Fassdauben

verfertigt,

wenn

die Qualitt besser war,

auch mehr.

Die Ausfuhr der Forsthergestelltin

producte

knnte

sogar,

wenn das Communicationsnetz

und den Unternehmern Erleichterungen zu Theil wrden,so grosse Dimensionen

Kurzem

annehmen, dass

die allgemeinen wirthschaft-

lichen Verhltnisse

dadurch

auf das Gnstigste beeinflusst werden

mssten. Die Herstellung des Communicationsnetzes ist brigens auch fr den inlndischen Verbrauch von grsster Nothwendigkeit,

nachdem

seit

der Occupation die Eisenbahnen

,

Landstrassen und

sonstigen Verkehrsbauten, wie Brcken, Telegraphenlinien etc. eineso bedeutende Holzquantitt absorbirt haben, wie sie das

Land

trotz

seines Ungeheuern Holzreichthums bei

dem gegenwrtigen Zustande

der Forste

kaum

beistellen kann.

Die

bisherigen

Forsteinknfte des Aerars waren sehr gering.fl.

Im

Jahre 1880 wurden im Ganzen 116 007dieser

eingenommen.

Die

Ursache

geringen

Einknfte

ist

darin zu suchen,

dass die

Frohnrechte

der

Bevlkerungbefreit,

bercksichtigt und viele Einwohner

von der Forstgebhrzufolge

wurden, damit der Wiederaufbau ihrer

der

Insurrection

von

Feuersbrnsten und sonstigen Ele-

mentarschlgen vernichteten Huser erleichtert werde.in

Es

ist

ferner

Betracht zu ziehen, dass in letzter Zeit die nothwendigen Holz-

quantitten fr alle ffentlichen

Gebude,etc.

wie Kirchen,

Brcken,

Schulen, ferner fr Militrbarackensonst geliefert wurden.

aus den Staatsforsten

um-

Je mehr

es gelingen wird,

die Bevlkerung der

Waldbesch-

digung

und sonstigen

auf die Forste bezglichen Missbruche zu

entwhnen,

die bisher unbenutzten

und vernachlssigten Urwlder,zugnglich zu machen,

deren Zahl brigens

immer

geringer wird,

desto grsser werden sich auch die Forsteinknfte Bosniens gestalten.

Das kann selbstredend nicht in kurzer Zeit erzielt werden, sondern nur das Ergebniss streng und durch viele Jahre genau angewandter

138Massregelnsein.

Hand

in

Hand mitdes

der

Hebung1880

der Forsteiuknfte

geht ja auch der Aufschwung von Handel und Industrie.angefhrte

Das obensich

Forsteinkommen

Jahres

setzte

aus-

schliesslich aus den Tarifgebhren,

den nach

dem Summach

bezahlten

Steuern, aus den Gebhren, welche fr die Viehweide bezahlt wurden,

aus den Entschdigungen fr begangene Waldfrevel und den Pacht-

summen fr das Sammeln der Knoppern zusammen. Wir halten es fr interessant, nachdem wir ber den amtlichenAusweisdes

Holzbedarfes

im ganzen Lande nicht verfgen,in

hier

nur den Consum Sarajewo's

einem Jahre anzugeben. Diese Daten

sind zwar nicht ganz genau, geben indessen den Marktwaarenverkehr

mit annhernder Sicherheit

an.

Es kamen in Verkehr:Nutzholz

Durch Unternehmer 7124 CubikmeterBrennholz,

und 35.207

Cubikmeter

durch die Bosnier

7072 Cubikmeter Nutzholz und 31.115 Cubikmeter Brennholz, zusammen 14.196 Cubikmeter Nutzholz und 66.422 Cubikmeter Brennholz;in

Sarajewo

kamen daher auf den Kopf 0*75 Cubikmeterfgenwir hier einen kurzen Auszug aus

Nutzholz und 3 Cubikmeter Brennholz.

ZumBerichte

Schlssedes

dem

gewesenen

gemeinsamen

Finanzministers Josef vonals

Szlavy, soweit wir denselben zur

Klrung der Frage

noth wendig

betrachten, an:

Die Frage des Waldeigenthums kann fr die Kegierung gnstig

genannt werden, nachdem der grsste Theil der Wlder schon unter

dem

trkischen Regime Staatseigenthum bildete, die Vakufdirection und Einzelne aber nur auf einen geringen Theil Anspruch erheben.

Die

Ausscheidung

des

Vakuf-

beziehungsweise

des

Privat-

besitzes, sowie die Feststellung jener Forstgebiete,

welche noch unter

der trkischen Regierung den

Gemeinden berlassen waren und zursofort

Deckung

ihres Holzbedarfes

wurde

nach der Pacification des

Landes in Angriff genommen.zur Lsung der Frage an.

Man

wies eine besondere Commission

Die volle Klrung der Besitzverhltnisse

wird indessen nurarbeiten durch die

nach

Beendigung

der

begonnenen

Katastral-

Anlegung

eines besonderen Forstkatasters durch-

fhrbar sein.Bis dahin mssen wohl auch die Bestimmungen des trkischenForstgesetzesaufrechterhalten

werden,

obzwar

die Eintrglichkeit

139der Forste durch dieselben arg geschdigtinist.

Abgesehen von der.

den Wldern

gestatteten

Weide hatfr ihre

die

Bevlkerung nach

5

des trkischen Forstgesetzes nicht nur das Recht, das Holz, das sie zur

Feuerung,

zum Bau undals

Werkzeuge im eigenen Ge-

brauche bedarf, den Staatswldern zu entnehmen, sondern darf auchsoviel

Holz,

auf ihren Maulthieren fortgefhrt werden kann,

zum Zwecke

des Kleinhandels in Anspruch nehmen.ist leicht

Die Tragweite dieser Beneficien

zu ermessen, wenn

auch nur jene Holzquantittendie

in Betracht citirtenist.

gezogen werden, welcheGesetzes

Bevlkerung

im

Sinne

des

zum

eigenen

Gebrauchedas

fortzufhren

berechtigtkeinerlei

Dazu kommt noch, dassexistirte

Volk

nachdem

Waldschutz

sich den

beschrnkenden Bestimmungen des Gesetzes nicht sehr fgte, sondern

gewhnt war,

so viel Holz als

ihm

beliebte, den Staatswldern

ohne

jede Entschdigung zu entnehmen.gefllt;

Die schnsten

Stmme wurden

anderen gerade jene Theile entnommen, welche das Bedrfnisserforderte,

des

Augenblicks

wodurch

die

Mehrzahl dieser Bume

der Fulniss preisgegeben wurde.

Das Recht der Weide wurde auchEntwicklung der aufkeimendenDie schdlichen Folgen solcher

so missbruchlich ausgentzt, dass die

Bumchen

zur Unmglichkeit wurde.

Waldverwstungen nicht nur

in finanzieller, sondern

auch in wirth-

schaftlicher Beziehung sind handgreiflich.Bezglich der Viehweide in Staatswaldungen erschien folgender Erlass von Seite der Eegierung: Ziegen und Schafe sind von der Weide im geschlossenen Staatswaldegnzlich ausgeschlossen.

Die Forstverwaltung hat im betreffenden Walde die Schonuugsorte (Hegefichen),

welche

vom Weidevieh

nicht betreten werden drfen, besonders auszu-

stecken und durch deutliche, der Bevlkerung zur Kenntniss gebrachte Zeichen

(Stangen mit Strohbscheln, Hegetafeln

u.

dgl.) ersichtlich zu

machen.

Fr die Nichtheschdigung dieser Hegezeichen whrend der Weidezeit sind die Eigenthmer des eingetriebenen Viehes verantwortlich. Wird Jemand betreten, der Hegezeichen abreisst, zerstrt oder wie immer beschdigt oder verdirbt, so ist er gebunden, liiefr Ersatz zu leisten und sollausserdem, insoferne dadurch nicht eine nach

dem allgemeinen

Strafgesetze zu

ahndende Handlung begangen wird, als Forstfrevler mit Arrest von einem bis drei Tagen oder mit einer Geldstrafe von 26 Beslik (ein bis drei Gulden)belegt werden.

Das Beweiden der Schonungsflchen wird mit einem Gros (10 Neukreuzer)pro Stck Vieh und Ersatz des Schadens, welcher nicht geringer seindie Strafe, geahndet.soll,

als

:

140Das Forstpersonale hat das Kecht der Privatpfndung aufso viele

Stcke

unberechtigt eingetriebenen Viehes, als zur Entschdigung hinreicht. Der dem Vieh etwa beigegebene Hirte ist gehalten, dasselbe ber Aulforderung ohne

Verzug wegzubringen.Wird, wenn der Eigenthmer bekannt und von der Pfndung verstndigtist,

der Schadenersatz einschliesslich der Auslagen, welche die Pfndung

und

Verpflegung des gepfndeten Viehes (insbesondere die Bezahlung der zum Abtriebe aufgebotenen und erforderlich gewesenen Leute u. s. w.) verursachen, nicht binnen drei Tagen nach erfolgter Verstndigung bei dem Steueramte bezahlt, so wird das gepfndete Vieh zu Gunsten des Staates verkauft.

Zwecks Eruirung des unbekannten Eigenthmers von unrechtmssig aufist seitens des Forstpersonales den Ortsrichtern jener Gemeinden, in deren Bezirk der Waldort gelegen ist, Ort und Zeit der Pfndung und Art des Viehes mitzutheilen und durch dieselben zu verlautbaren.getriebenem Vieh

die bei

Der Eigenthmer hat sich in entsprechender Weise als solcher, sowie ber dem Steueramte geleistete Zahlung dem Schutzpersonale gegenber zu

legitimiren, bevor

ihm von diesem

die Pfandstcke ausgefolgt werden.

Bleibt der Eigenthmerso ist das Pfandvieh zu

10 Tage nach der Pfndung unbekannt, Gunsten des Staates zu verkaufen.

durch

KannderFrevler

die

Pfndung an Ziegen, Schafen, Schweinen und Federvieh nichtdieselben zu tdten, worauf bei der Bestrafung

geschehen, so

ist es gestattet,

angemessene Rcksichtfr

zu

an

Ort und Stellefr

den

Eigenthmer

nehmen ist. Das getdtete Vieh ist in dem Falle zurckzulassen, dassleistet oder sonst als

derselbe

den Schadenersatz Sicherstellungist,

zahlungs-

fhig bekannt

wiedrigens das getdtete Vieh zur Schadloshaltung des be-

schdigten Aerars dient.

Wenn nachweislich das Vieh nur durch Bergung in einem Walde drohender Gefahr entzogen werden konnte, so ist der vollfhrte Vieheintrieb nichtstrafbar.

Hie bei verursachte Beschdigungen sind jedoch zu vergten.

Mit Hacken drfen die Hirten den Staatswald nicht betreten. Beschdigungen, welche im Walde durch die Hirten verbt werden, als Fllungen, Abrindungen, Anhacken von Stmmen etc. mssen durch den Eigenthmer desViehes ersetzt werden.

Diein

.schon hie

und da

bei Vorlage der

Waldbeschreibungen seinerzeit gedrfte

usserten Bedenken, dass von den Judicatoren der Staats- und Vakufwaldbesitz

unrichtiger Weise angegeben

worden

sein

und private Gemeinden

u. dgl. sich Theile desselben

durch blosse Behauptung des Besitzrechtes aneignen

zu knnen glauben, werden durch die forstliche Expertise besttigt.

Da

es

als

sicher

angenommen werden kann,

dass der Waldbesitz von

privaten Gemeinden und christlichen Klstern in den occupirten Provinzen nurein geringfgiger ist,so

wird zur ehemglichsten Klarstellung dieser Art Be-

sitzverhltnisse Nachstehendes verordnet

Waldes oder Gaj (besteckte Hutweide) hat binnen Kundmachung in den Gemeinden diesen Besitz bei der zustndigen Bezirksbehrde anzumelden und den Besitztitel durch glaubwrdige Documente zu erhrten.Jeder Besitzereines

sechs

Wochen vom Tage

der ffentlichen

141

WerweisenStelle

Waldes oder eines Gaj rechtlich nachzugerichtliche Vermarkuug au Ort und fr den Fall beanspruchen, als im Document eine deutliche Grenzbeeines

das Eigenthum

vermag,

kann

sofort

dessen

schreibung enthalten

ist.

Bei

Fehlen einer solchen,zeichnet werden.

soll

allflliger UnvoUkommenheit oder gnzlichem durch eine Localcommission endgiltig entschieden

und das ausgeschiedene Waldeigenthum durch Grenzzeichen dauernder Art beUeber diese Anmeldungen ist ein Protokoll, in welchem der Name des Anmeldenden, dann des Waldes, dessen Lage und beilufige Grsse aufzunehmen sind, zu fhren und selbes nach Schluss des Anmelduiigstermines mit erluterndem Berichte vorzulegen.zu belehren, dass aller brige Vakufeigenthum ist, aus welchem dieselben ihren Bedarf an Forstproducten nur nach Massgabe der Bestimmungen des Forstgesetzes und der Forstpolizeivorschriften beziehen knnen.

Die

Einwohner sind angemessenStaats-, beziehungsweise

Waldbesitz

Eine der dringendsten Aufgaben der Regierung warin

es daher,

die

Forstmanipulation Ordnung zu bringen.sofort

Es wurden Fachein Forstrath, ferner

mnner berufen undbehrdenaber

nach der Occupation

ein Ingenieur als Eeferent bei der Landesregierung, bei

den Kreis-

je

ein

Kreisfrster

als technischer Beirath

zu-

sammen daher

ein Forstrath, ein Ingenieur, sechs Kreisfrster

und

ein Concipient angestellt.

Damit mangewinnenknne,

ber

den Holzstand im Lande eine Orientiruug

so bereisten zu diesem

Zwecke

drei

Fachmnner

die occupirten Provinzen.

Ihr Bericht besttigte die auf das

Wald-

gebiet

bezglichen ursprnglichen Voraussetzungen,

dass beilufig

50 Procent des Laudesterritoriums aus Waldungen besteht und auf

104

Meilen

oder 600.000 Hektaren fllbares Holz zu finden

ist.

Die Fachmnner haben auch den Werth des Holzstandes berechnet.

Nachdemist,

indessen

der

Werth der Forste vondiese wieder

der Mglichkeit der

Verwerthung des Holzes,die

von vielen Factoren abhngigso besitzt

heute nur in geringem Masse vorhanden sind,

diese

Berechnung kaum eine praktische Bedeutung.Die

vorhandene

Holzquantitt

bezifferten

sie

wenn auch76,279.000

nur nach einer oberflchlichen Schtzung

auf beilufig 138,971.000Nutzholz und 37,746.000

Cubikmeter,hartes

von

welchen

1,690.000 hartes Nutzholz,weiches

Brennholz,

23,256.000

weiches Brennholz.

Von dem gesammten Waldgebiet

sind

beilufig

1,667.500

Hektare oder 58 Procent mit Laubholz und 1,207.500 oder 42 Pro-

;

142Centdie

mitEiche,

Fichten bedeckt.

Die vorherrschenden Baumarten sind:

welche in den Niederungen lngs der Save und in den

mittleren Gebirgen

vorkommt, lngs der Bosnaweichhaarige Eiche,die

als Stieleiche,

in

der Herzegowina

als

Buche,

welche

amdie

strksten verbreitet

ist,

ferner die Rothfichte, die schwarze

und

weisse Pechfichte, welche

Baumarten vornehmlich

in

den in besonders

gutem Stande befindlichen Wldernlichen

um

Vares und in ungewhn-

Exemplaren (1 2 Meter Dicke und 40 Meter Hhe) vorkommen, schliesslich der Nussbaum, der in den Thlern der Bosna, Krivoja und Kojnica ganze Grten bildet.Zerstreut erscheinen ausserdem die Linde, der Ahorn, die Birke

und

wilde

Obstbume.

In

grosser

Menge

ist

auch der

Summach

(Grberbaum)

zu finden, welcher einmal in der Grberindustrie des

Landes keine geringe Rolle spielen wird.

Damitgeschtzt

dieser ansehnliche Waldbesitz vor weiteren

Verwstungen,

und dessen Eintrglichkeit gehoben werdeorganisirt

wurde im

Jahre

1880 der Forstdienst

und zu diesem Zwecke das

folgende Personal angestellt:a)1

Centralleitung:Forstrath;

&)

Forstamt:

5 Forstbeamte;3 Forstmeister;

1

Forstmeister;Ingenieur;Concipient;Forstpraktikant.c)

1

4 Oberfrster;2 Forstmanipulanten

11

4 Diurnisten.

Unterste Manipulationsbehrde:17 Forstmanipulanten;

5 Praktikanten;

27 Inspectoren;

80 Forstaufseher.

Wenn

wir

die

Zahl dieser Amtsstellen mit

dem

Forstgebiet

vergleichen, dessen Manipulation ihnen obliegt, so stellt sich sofort

heraus, dass dieselben nur

dem

ersten und dringendsten Bedrfnisse

entsprechen

knnen.

Dieses Personal muss

im Verhltniss zu den

finanziellen Mitteln der Regierung, zur Festigung der Administration

und zur allgemeinen Entwicklung der materiellen Verhltnisse desLandes, entsprechend vermehrt werden.

143

Das Forsteinkommenzweige;a) Die

bot

bisher die

folgenden

Einkommen-

Gebhren

,

welche

fr

geringere Holzverkufe einge-

hoben wurden;b)

die

Gebhren, welche fr verarbeitete Materialien und zwar

am

Consumorte zu zahlen sind;c)

die Steuer nach

d) die

Steuer

nach

dem Einsammeln des Summachs; dem auf den rarischen Weidepltzenfr die in den Forsten verur-

weidenden Vieh;e)

die

Entschdigungssummen

sachten Schdigungen; undf)

die aus

dem Verkauf von Moos und KnoppernJagdsind

einlaufenden

Betrge.

Ausnachdem

derdie

Einknftekeine

vorlufig

kaum

zu erwarten,

Eingeborenen

Waffen tragen drfen, die Er-

wirkung einer Waffenlicenz aber mit ausserordentlichen Schwierigkeiten verbundenist.

144

Der Handel.Die Erlsse deifr den Handel in der ltesten Zeit. Bans und Zupans. Die alten Slaven. Die geprgten Mnzen Ban Kulin's. Die ersten Einwanderer, Grubenarbeiter. Italienische und dalmatinische Colonisten. Die trkische Herrschaft. Verfall des Handels. Beutezge der Krieger. Verfolgungen der Kaufleute. Der Friedensvertrag von Passarovitz. Erlsse der(Die SchutzraassregelnPforte.

Anarchie in Bosnien.

Omer Pascha.

stehung der Carsias.

Die ersten Bazare.

Indolenz der Begs. Die EntGeringe Eignung des Mohamedaners

zum

Handel.

Die Christen und spanischen Juden.

derselben.

Abgeschiedenheit Bosniens.

Geschmeidigkeit und Eifer Binnenhandel und Exporthandel. AnStrassen.

spruchslosigkeit der Bevlkerung.verkehr.

Corruption der Beamten.

Post-

Personenbefrderung. Die ersten Postkutschen. Die Lastenbefrderung. Hohe Transportkosten. Die trkischen Telegraphenmter. Flusswege. Kiek. Willkr der Pascha's. Das Privilegien der sterreichischen Kaufleute. Zlle.Metallgeld.

Scheu vor dem Papiergelde.Bosnier.

Oesterreichische

Mnzen im Verkehre.

Ein drastisches Beispiel derselben. Creditwesen imd Wucher. Die Hauptgebiete des Handels. Bosnien und der Welthandel. Die Einfuhrartikel in frheren Zeiten. Das Kaffeemonopol der trkischen Regierung. Der Pflaumenbranntwein. Statistische Zusammenstellung des bosnischen HandelsNaivettder

verkehrs (Aus- und Einfuhr) im Jahre 1867. Handelsverkehr in den folgenden Jahren ferner in den letzten Jahren vor der Occupation, Directe Beziehungen;

mit dem Auslande. Aufhebung des Teskeri. Die gr.-or. Einwohner als die Herren des Handels und Verkehrscapitals. Die Occupation von 1878. Ver-

nderung der Verhltnisse.Leben.rapidenFortschritte.

Einfiuss

der

Umwandlungoccupirten

auf das commercielle das sterArtikel.

Thtigkeit der Regierung.

Das Uebergangsstadium des Handels. Seineder

Einverleibung

Provinzen

in

reichisch-ungarische Zollgebiet.Verfall

Der Zufluss fremder Kaufleute.

Neue

des Handels

mit dem Oriente.

Post-

und Telegraphenmter.Brcka.

Grosse Strassenbauten der Regierung. Gerichtsbarkeit und Mngel derselben. Die neue

Neuere Verkehrslinien. Bedeutung Sarajewo's fr den Handel Die Eisenbahn Novi-Banjaluka, hergestellte Verbindung mit dem Schienennetze der Monarchie. Handelsverbindungen mit dem Meere. Bedeutung Klek's fr den Handel. Jahrmrkte, Wochenmrkte. Verwendung derBosna-Eisenbahn.Bosniens.

Marktgebhren. Die hauptschlichsten Exportartikel in allerletzter Zeit. GeDer Rakija. Vieh. Castradina. Mastschweine. Gedrrte Pflaumen. treide. Wolle. Die hauptPferde. Rohe Hute, Felle. Forstproducte. Fassdauben. Colonialwaaren. Spirituosen. Hohe Besteuerung schlichsten Einfuhrartikel.

Der Transithandel und seine Uebelstnde. BaumwoUwaaren. Teppiche. Gold- und Silber -Posamentirartikel. Nippes. Bilder, Bcher, Papier-, Glas-, Holz- und Lederwaaren. Thonwaaren. Eisenwaaren. Stearinkerzen. Seife. Pelze. KleidungsZndwaaren. Stahl- und Schafwollwaaren. Die Aufgabe unserer Industrie, um in Bosnien und stcke. im Oriente mit ihren Erzeugnissen Fuss fassen zu knnen.)derLetzteren.

Luxusartikel.

Seidenstoffe.

Die auf uns gekommenen ltesten Traditionen, welche auf jene Epoche der Geschichte Bosniens einiges Licht werfen, in welcher

dortviele

das

slavische

Element das herrschende war,

enthalten auch

Schon die ersten Bans und /^upans wandten durch verschiedene Erlsse ihre Sorgfalt dem Handel zu. In den durch sie geschaffenen Gesetzen wurde der

schtzbare

Daten bezglich des Handels.

Dieb

am

strengsten bestraft, rein zur

Hebung

des Handels undbei

Schutze des Eigenthums. beinahevollstndigen

Das war wohl nothwendig, denn Mangel der Verkehrswege konnte und

zum dembei

sich der

Handel nur wenig entwickeln.denso

Der Ruber wurde gewhnlich

Fssen

aufgehngteines

wurdedas

er

wenn mildernde Umstnde vorlagen, Auges und eines Armes beraubt. Hierauf istwonach das Gesetz fr

auch

strenge System der gemeinsamen Verantwortlichkeit der

Familien

und Gemeinden zurckzufhren,

die Missethat des Einzelnen alle traf.

Ruhe und Ordnung konntendiese

auf diese Weise leichter aufrechterhalten werden und inmitten dergrossenpolitischen

und

socialen

Wirren war

Verfgung fr

das ganze Land von gnstiger Wirkung.

Nachvon

diesen Massregeln

dem

ltesten

Leben in

und Gesetzen knnen wir uns indessen Bosnien und seinem Handel nur allgeBestimmtesdavon wissen.

meine

Begriffe

machen,

knnen an seine Einzelnheiten nur Vernichts

muthungen knpfen undwissen solassungviel,

Wir

dass in den ersten Jahrhunderten nach der Nieder-

der Slavenist

sache hiervon

vom Handel keine Rede sein konnte. Die Urzum Theile in der geographischen Lage des Landes,unmittelbaren Nachbarschaft,die sie hatten,

zum zum

Theile

in

der

Theile auch in

Volkes

zu

suchen.

dem eigenthmlichen Charakter des bosnischen Nur unter dem gerechtigkeitsliebenden Bauwurdenin

Kulin

(1168

1204)

Bosnien bemerkenswerthe Verf-

gungen bezglich der Eintheilung und Verwaltung des Landes sowiebetreffs des

Handels und der Gewerbe getroffen.liess

Er war der Erste,

der

in

Bosnien Geld prgen

und

die grosse Wichtigkeit des

commerciellen Lebens erfasste.

Er

liess die

fremden Handels- und

Gewerbsleute, besonders aber die Grubenarbeiter, die sich in seinem

Landegrosser

niederliessen

und

ihre

frhere

Beschftigung

fortsetzten,

Vortheile

und Privilegien

theilhaftig werden.

Diese heil-

same Verfgung hatte zur Folge, dassItalienliessen.

sich viele

Einwanderer aus

und Dalmatien,

besonders aus Ragusa, in Bosnien nieder-

Die Letzteren legten Bergwerke an, umgaben dieselben mitBosnien, Land n. Lente.II.

Stransz,

10

146Kedouten und entwickeltenin

den metallreichen Gebirgen Bosniens

einen staunenswerthen Fleiss. Der Handel Bosniens konnte eigentlicherst

jetzt

in

Rechnung kommen.so

Und wenn

wir die vielfachen

Privilegien in Betracht ziehen, welcher die Handelscolonien damalstheilhaftig

wurden,

knnen wir unshatte.

leicht vorstellen,

dass der

Handel auch eine BlthezeitDiedie

rasch

wechselnden

politischen Constellationen aber,

undihres

damit

verbundenenwirktenein.

Brgerkriege

deren

Blutbder

Gleichen

suchen,

auf die wohlbegonuenen Einrichtungen

auf das Schdlichste

Es kann hier nicht unser Zweck sein,den

auch haben wir nicht

Raumbis

dazu, das commercielle

Leben Bosniens von den ltesten

Zeiten

auf

die

Gegenwart zu begleiten, wir wollen uns nurletzter

darauf beschrnken, es in seinen Hauptzgen zu berhren und uns

damit begngen, die commercielle Thtigkeit des Landes inZeit, so weit

uns die Daten zur Verfgung stehen, eingehender zu

besprechen.

Vor unseren Augen schwebt

ein praktisches Ziel,

wir

wollen, dass unsere Kaufleute, welche sozusagen darauf angewiesensind,

in

mit Bosnien in Verbindung zu treten, den Handel des Landes Dieses Ziel glauben wir seinen wahren Farben kennen lernen.

in der

Weise zu

erreichen,

wenn wir einen treuen Spiegel der bos-

nischen Handelsverhltnisse bieten, wie sie vor der Occupation waren

und welche Gestaltdie

sie

nach derselben angenommen haben.

In den ersten Jahrhunderten der trkischen Herrschaft waren

Mohamedaner,allein

welche

den

herrschenden

Stamm

des Landes

bildeten,sie

imsich

Gensse dernur

gesammten brgerlichen Rechte;welche ihre

kmmerten

um

Kriegsangelegenheiten,

einzige

Beschftigung

bildeten.sie

Wenn

sie

diese

nicht zu

Hause

fanden, so suchten sietchtigen

anderswo.oft

Es geschah, dass

die kriegs-

Mnner des Landes

durch Jahrzehnte fern von ihren

Familien weilten, bald in Ungarn, bald in Oesterreich, bald in Asien kmpften, nicht so sehr wegen des Kriegsruhmes und seiner Lorbeeren,als

wegen der Beute, undwaren

die zu holen war.

Wenn

sie

dann

heimkehrten,

versorgten sie ihre Familien mit Allem,nicht

was schn

undoderSie

theuer,

darauf

angewiesen,

noth wendige

werthvolle

Gegenstndedie seltenen

im Wege

des Handels zu erwerben.

sammelten

Juwelen und sonstigen kostbaren Dinge

147

-

zu Haufen, wollten sie aber nicht verkaufen und machten hchstens unter einander Tauschgeschfte.also ganz in dieser Epoche. Es knnen nur die Niederlassungen einzelner griechischer Kaufleute in Betracht kommen, die von Seite der Pforte mit ChrysobuUen versehen warenfeierte

Der

Handel

undder

bei

dem

Vali auch einige Untersttzung fanden.Christen

Die Geschfte

eingeborenen

und

Juden zu jener

Zeit besassen gar

keine Wichtigkeit,

da sie ohne Unterlass der Verfolgung und Bedrckung ausgesetzt waren. Der Charakter der Verfolgung entsprach immer der Natur der heimgebrachten Beute. Wenn die geraubten Schtze den Erwartungen entsprachen und die Ansprche befriedigten,

dann

Hessen

die

Kriegsleute die bosnischen Kaufleute in

Khe; hatte aber der Sommerfeldzug wenig abgeworfen und kehrten sie zum Winter enttuscht heim, so suchten sie zu Hause Entschdigung. Je hufiger die Feldzge wurden, desto mehr nahm der eichthum der bosnischen !Mohamedaner zu. Die bosnischenKrieger spielten in den trkischen Kmpfen als die ausgezeichnetsten

und tapfersten Reiterso

eine wichtige,

oft

entscheidende Rolle und

auch bei der Vertheilung der Beute besonderer Auszeichnung und Bevorzugung theilhaftig. Kein Wunder, wenn diesie

wurden

gesammten waffenfhigen Mnnerden

dieser Provinz durch Jahrhunderte

Sommer immer nurauf

dort verbrachten,

wodie

die grsste

Beute zu

holen war.

Die zu Hause gebliebene Familie lebte davon, was der

Rajah

demin

Felde erarbeitete.Stile

Wennsie

Pforte irgend einen

Kriegszug

grsserem

projectirte,

so verstndigte sie die

bosnischen Heerfhrer bei Zeiten, dasswichtige

durch irgend eine weniger

Bewegung 'die Aufmerksamkeit der ungarischen, croatischen und deutschen Befehlshaber ablenken und beschftigen, sowie indenbenachbartenProvinzen

Beutezge insceniren

sollten.

Wenn

der Sultan irgend einen ihm nicht genehmen Frieden brechen wollte,so

wurde auch der bosnische Heerfhrer damit betraut, den nthigenDie Kmpfe

Vorwand dazu zu suchen und zu finden. Der Stern der Osmanen ging aber bald

unter.

von Belgrad, Peterwardein und Zenta brachen ihre Kriegskraft. Die Grenzen des trkischen Reiches wurden immer mehr eingeschrnkt.Sie verloren ihre Besitzungen in Ungarn, einen Theil Serbiensdie

und

Walachei.10*

-

148Je mehr die Macht der Stambuler Regierung abnahm, je mehr

Niederlagennatrlich

sie

auf den Schlachtfeldern davontrug, desto mehr sankihr

auch

Ansehen im eigenen Lande.

Ihr Einfluss auf

Bosnien hrte beinahe ganz auf.

Vergebens sprach der vierte Punkt

des Friedensvertrags von Pozavrevac von

dem Schutze

des Handels,

vergebens wurden zu Folge des

Drngens und Drohens der GrossGlhane, der Hatt-i-Humajam undPforte publicirt,in der

mchtesonstige

der

Hatt-i-Sherif vonErlsse

zahlreiche

der

damit Gut undTrkei geschtzt

Leben der nichtmohamedanischen Einwohnerwerden.

Mglich, dass diese Verfgungen in einigen Provinzen der

Balkanhalbinsel

an

der

drckenden

Lage

der

Christen

manches

besserten, denselben eine freiere

Bewegung undsie

eine freiere

Wirk-

samkeit

sicherten,

insie

Bosnien aber fanden

keinen fruchtbaren

Boden, dort bliebenIn Bosnien

ohne jeden Erfolg.die

herrschten

Mohamedaner unbeschrnkt berbereit,

Leben und Eigenthum der Christen und waren ehernRechten etwas preiszugeben.zeit der

zum

Schwerte gegen die Pforte zu greifen, als von ihren diesbezglichen

Wenn

also der

Handel

in der Glanz-

Mohamedaner keine Wurzel

fassen konnte, weil die

mnncom-

liche

Bevlkerung den Sommer ber ausserhalb des Landes weilteihre Bedrfnisse von dort befriedigte, so

und

kam

spter das

mercielle Leben nicht in Rechnung,

innere Wirren in Anspruch

weil die Mohamedaner durch genommen waren und unthtig die an-

gehuften Schtze ihrer frheren Raubzge verzehrten.

Die Christen,

welche nicht Herren des Bodens werden konnten und besonders auf dem Gebiete des Handels und der Gewerbe htten wirken knnen,lebten unter solchen Bedrckungen und Beschrnkungen,bis

dass

sie

zum

Anfange dieses Jahrhunderts in den Stdten und grsserenwelchefr

Ortschaften,

den Handel allein geeignet waren,

nicht

einmal eine Wohnlicenz besassen. Doch es fand sich ein Mann, derbosnischen

selbst zur

Unterwerfung derdas

Mohamedaner genug Energie

besass,

war Omerdas

Pascha.zu

Er besiegte

im Jahre 1850

das bosnische Heer,die

ihm

widerstehen

wagte

er unterjochte das

und bestrafte erbarmungslos Land und herrschte mit unsagbarer Strenge beralle ihre

Emprer;

dasselbe.

Die bosnischen Mohamedaner verlorendie

Vorrechte,

was auf

noch vor einigen Jahren einem grossen Prachtaufwand

149

undBegs

allen

aristokratischen

Neigungen

sich

hingebenden bosnischen

sehr

drckend

wirkte.

Sie zogen sich

murrend vona

ffent-

lichen Leben zurck, denn sie konnten es nicht ertragen, dass der

Kajah

in

Zukunft einiger Menschenrechte theilhaftig werdensich

sollte.

Die Mohamedaner gewhntenLage.

nur schwer

in ihre neue

Zwischen die engen Grenzen Bosniens gedrngt,nichts

hatten sieein wenig

auswrts

mehr zu suchen.

Statt sich aber

nun

um

die

Frderung

der materiellen und geistigen Angelegenheitensich dasselbe etwas von der Cultur

ihres Landes zu

kmmern, damitwas

der benachbarten Nationen aneigne, beherrschte sie eine unbeschreibliche Indolenz

gegen Alles,

ffentliches

Wohl undwelchein

ffentliches

Interesse

war.

Jene gedrckte Atmosphre,Bleigewicht auf

politischer

Hinsicht

mit

dem Lande

lag,

wirkte entnervend

auf die besten Elemente Bosniens.

Sie hatten keinen thatschlichen

Einfluss auf die ffentlichen Angelegenheiten.

Das aber betrachtetedass er,

der

Mohamedanernunin

als

unter seiner

Wrde,

der sich bis

dahin nur mit der Kriegsfhrung und den Waffenkmpfen beschftigthatte,

Ermanglungsollte,

dieser

eine friedlichere,

ruhigere Be-

schftigung suchen

wie beispielsweise der Handel war.hie

Nurarmtwar.

sehr langsam

und

und da erffnete ein Mohamedanererst,

einen sprlich instruirten Bazar, das aber auchSeit

wenn

er ver-

dem Auftreten OmerFremde.

Pascha's

waren die Ver-

aber die Natur der bosnischen Mohamedaner kennt und weiss, wie gerne sie sich unter einander ber Privat- und ffentliche Angelegenheiten unterhalten, der wird

waltungsbeamten

Wer

auch den Beweggrund verstehen, welcher zur Entstehung der arsias in den bosnischen Stdten fhrte.Die Bosnierdankenaustausch.

haben dreifache Gelegenheit zum geselligen GeZuerst

im Konak der reichen Begs.

Die Begs

pflegen gewhnlich einen grossen

Hof zu

halten, zu

welchem Zwecke

der

Konak ber hinreichende Kumlichkeiten

verfgt.

Kaffeehause und schliesslich im Bazar.

Nicht die

Dann im grosse Neigungweshalbessie

zum Handel, auchmitnur,allerlei

nicht die Gewinnlust war es,gefllten

die

Krimskrams

Bazars erneten;

geschah

um

den guten Freunden und Bekannten einen sicheren Verbis

sammlungsort von Frh

Abend zu

bieten.

150

Der Mohamedaner in Bosnien war bisher zufolge der ihm angeborenen aristokratischen Neigungen ein sehr schlechter Kaufmann.

Er fand

es

mit seinem Stolz nicht vereinbar, sich den Bedrfnissen

und Ansprchen der Bevlkerung anzuschmiegen.Feilschen.

Er duldete kein

Wenn

ihn der Kufer auf dieso

Mngel der feilgebotenen

Waare aufmerksam machte,Bei diesem Verhaltenist

wurde

er nervs oder rhrte sich

nicht auf seinem Sitze, bis der verlangte Preis gezahlt war.es sehr natrlich, dass die Christen

und

konnten.

spanischen Juden ein umso grsseres Geschft machen Whrend nmlich die Hartnckigkeit des mohamedanischen Kaufmannes und sein Festhalten an den einmal bestimmten Preisendie

die

Kufer entfremdete, gewann

sie

der christliche, zumeist serbische

Kaufmann durch seine Geschmeidigkeit, durch den Eifer, mit dem er die Waare geflliger zu machen suchte, durch seine Ueberredungsgabe, welche alles aufbot, um den Handel, bei dem auch das Feilschen gestattet war, zu Stande zu bringen. Die den Mohamedanern entfremdeten Kufer suchten bald gerne die Bazare derChristen auf.

Bei den nichtmohamedanischen Kaufleuten war eben der Handelder

Hauptzweck.

Sie

bestrebten

sich,

alle ihre materiellen

und

geistigen Fhigkeiten in dieser Kichtung zu concentriren.

Bei den

MohamedanernNebensache;menknfte.

aber

bildete

der

Handel,die

wie erwhnt,

nur die

die

Hauptsache

war

Bildung geselliger Zusam-

Morgens nach acht UhrTschibuk im Munde,

pflegt der

mohamedanische Kaufmann

mit allen unverkennbaren Anzeichen der Trgheit, den unausbleiblichen

der Carsia zuzuschreiten,

um

seinen

Bazar zu ffnen.seine

Dort verbringt er dann

die Zeit in Unthtigkeit,

Pfeife

rauchend

undEs

sich durch den Anblick des lebhaften

Verkehres vor seinem Bazar,entwickelt, zerstreuend.

der sich mit orientalischer Buntheit

Mohamedaners an dennichts Verkauf bares

kommt oft '^r, dass alle Waaren Mann gebracht wurden und im Bazarfindet,

dessich

mehr

darum wird

er aber nicht

daran

denken, das Fehlende zu ersetzen, und tglich

um

acht

Uhr Frh

mit Staunenswerther Pnktlichkeit und ruhiger Wrde den Bazarffnen,

mit gekreuzten Beinen auf dem Fussboden desselben Platznicht die Kufer, wohl aber die regelmssigen Besucher

nehmen und

151Diese erscheinen auch,er regalirt sie

erwarten.

dann mit Tabakdie Zeit.

und ungezuckertem Kaffee und verplaudert mit ihnengebracht haben.

Sie

erzhlen einander die interessanten Neuigkeiten, die sie in Erfahrung

Nicht selten ereignet es sich aber, dass die grossen, beturbanten Mnner zusammenkommen, kein Wort sprechen, stundennach Hause gehen. lang vor sich hinstarren und dann wieder

Am

nchsten Tageihre

kommenTage

sie

darumvielesie

pnktlich wieder zusammen.

So vergehennur mit dem

durch

Jahre

Sommer und Winter,Wolfsfell ver-

Unterschied, dass

im Winter mit

brmte Kaftans anlegen,zu bilden.

um

ihre Zuschauergruppen in den Bazaren

FrHandelshunderterster

die

Zurckgebliebenheitder

Bosniens

auf

dem

Gebiete des

undJahre

Gewerbe ist whrende trkische Herrschaft und Verwaltung

nicht das Volk,

sondern die vielein

Reihe verantwortlich zu machen.

Wenn

wir die bosnischen

Einwohner

besonders die Mohamedaner

in's

Auge

fassen, so

machen

ausnehmend gnstigen Eindruck. Mit ihrem hohen knochigen Bau, ihren breiten Schultern und starken Muskeln siebt man auf den ersten Blick, dass sie zur Arbeit und zum Ertragensie einen

von Widerwrtigkeiten

aller

Art geschaffen

sind.

Ihr Gesicht ver-

rth mnnliches Selbstgefhl und

Wrde,

die

Aermeren aber beSie besitzenreligise

zeugen unsagbare Unterwrfigkeit und Bescheidenheit.

von

der Natur

alle

Gaben,

mit welchen

sie,

wenn der

FanatismusCultur

nicht

hindernd

im Wege stnde,in

in Fortschritt

und

das Heil der Menschheit frdern knnten.des

Sobald aber die

Angelegenheiten

Landes wre

die

Hnde der Mohamedaner geluft-

riethen^ so lste es, als

es in

einem riesigen Recipienten

dicht verschlossen worden, jede ussere Verbindung mit dem Westen und seiner Cultur. Der Gang der Welt konnte die Richtung nehmen, die ihm beliebte, es mochten weltreformirende Feuergeister geboren

werden, die vorzglichsten Schriftsteller der Welt unsterblicheschreiben,

Werkeunter

Bosnien verblieb unbeweglich an einem Punkte,Herrschaftdes

der

lebenertdtenden

Von Alledem wusste man

in Bosnien nichts

Mohamedanismus petrificirt. und kmmerte sich

auch nicht darum und spter htten die Meisten zu Folge der durch Jahrhunderte whrenden geistigen Entartung und Abstumpfung auchniemals das Verstndniss fr jene Dinge gewinnen knnen.

1^2^

Das

Volk

selbst

ist

aber hieran nicht Schuld,

sondern nur

die Kegierung, welche nicht fhig war, die in dem Lande schlummernde Kraft zu erwecken und der heilsamen Thtigkeit zuzufhren.

Wir wissen, wie

thtig die slavische Race, beispielsweise auch inist;

unserer Monarchie,

welche glnzende Erfolge knnen die Dal-

matiner in der Schifffahrt, die Gzechen auf dem Gebiete der Industrieaufweisen.

Bosnien

ist

von der Natur mit Allem reich gesegnet.ein dankbares Feld fr seine Arbeit finden,die

Jedermannso zwar,

kann

dort

dass wir,

wenn

Bewohner nur

einige Thtigkeit ent-

falten

wollten,bis

an Stelle der gegenwrtigen Armuth berall, vonAmselfelde, den untrglichen Zeichen der Wohl-

der

UnnaDer

zum

fahrt

und der Zufriedenheit begegnen mssten.in

physischer Beziehung gesunde und schne Typus des

hochgewachsenen,wir bedenken,

muskulsen Volkes

verliert allen

Werth

,

wennEsist

wie trge und arbeitsscheu die Leute sind.in

wahr,

dass

die

Bosnien

seit

einem Jahrhundert herrschenden

Wirren, sowie die absonderlichen Verhltnisse des Landes berhauptnichtihre

geeignet dazu

waren,esist

dass die entwickelte Thtigkeit auch

Frchte

trage,

jedoch traurig,

dass wir constatiren

mssen, die Mehrzahl der Bevlkerung htte die Arbeit nicht gesucht,sondern wre ihr aus

diealler

dem Wege gegangen. Wir mssen uns immer vor Augen halten, dass in Bosnien Mohamedaner die Herren des Bodens und damit die BesitzerProducte waren, welche den Gegenstand des dortigen Handels

bilden.

Die Mohamedaner reprsentirten den Binnenhandel, whrend den Exporthandel besorgten.

die Christen

Von einem eigentlichenRedesein.

Grosshandel

konnte

bis

in

die

letzte Zeit keine

Das

W^aaren- und Geldgeschft in den wichtigeren Stdten Bosniens mit

den Hauptpltzen des trkischen Reiches, sowie mit einigen Stdtendes Auslandes, wie Wien, Triest, Leipzig, wird durch die Gr.-Orientalen

und

die spanischen

Juden aufrechterhalten.aber darf nicht vergessen werden, dass ein grosser

Im Uebrigensehr

Theil der bosnischen Bevlkerung sehr bescheidenist.

arm und

in seinen

AnsprchenGlanz des

Niemals

konnte

man

dort

den

Occidents oder des Orients finden.

Es gibt kein zweites orientalischesdas sich so sehr an die

Volk,alten

das

sich

mit

so

wenig begngen,

Gebruche klammern und so sehr vor jeder Neuerung und

153Vernderung zurckschrecken wrde,

kommesei

diese

nun aus Stambul nun einetief-

oder aus einem andern fremden Lande,

dieselbe

greifende oder nur oberflchliche, wie das bosnische Volk.

Es ver-

fertigt selber seine Kleider, seine Hausgerthschaften, beschafft selbst

seine Nahrungsmittel

,

ohne dass

es

im Entferntesten den Wunschdas

hegen

wrde,

in

dieserist

Beziehung

Ausland

in

Anspruch zu

nehmen.war,es

Seine Tracht

heute dieselbe, die sie vor Jahrhundertenso,

nhrt sich heute genau

wie es seine Vorfahren gethanist

haben.

Seine gleichmthige Natur

staunenswerth.

Hierin liegtbei

auch der Hauptgrund,

weshalb

auslndische

Industrieartikel

ihnen so selten zu finden sind.

Nachdemnistete

die Glanzzeit des

Mohamedanismus beschlossen war,Zugein.

sich indessen hier ein eigenthmlicher

Die Stam-

buler Eegierung,

welche die widerspnstige und unruhige Provinzschickte nmlich ihre energischesten und

im Zaumstrengsten

halten wollte,

Beamten

hierher, welche denn auch mit den grausamsten

Mitteln in Bosnien regierten.

Wer nun

nur einigermassen die Cor-

ruption unter den trkischen Beamten kennt, wird leicht ermessen

knnen, wie sehr die Bosnier unter dieser Wirthschaft

litten.

Das

hatte daher die Folge, dass selbst diejenigen Mohamedauer, die

im

Uebrigen sehr reich waren, nach Thunlichkeit bestrebt waren, diesusserlich nicht zu verrathen.

Sie kleideten sich einfach, sie ver-

mieden jedender

berflssigen Glanz,

um

nicht die Aufmerksamkeit

hheren

Beamten

auf sich

zu

ziehen

und bei

ihrer an-

geborenen Gabe der Verstellung gelang ihnen die Durchfhrung der

bernommenen Kolle berSoviel hielt ich fr

alle

Massen.aber auch fr interessant,ich in einigen

nothwendig,

im Allgemeinen vorauszuschicken. Nun werdedarzulegenBosniens

Zgen

suchen,

worinwelchesdie

eigentlich

in fr