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BPM RELEVANTE STANDARDS Internet in den letzten 3 Jahren des Jahr- tausends und die hierbei entwickelte neue Standard-Metasprache, die XML (eXten- sibel Markup Language). WPDL wurde nun auf Basis dieser Metasprach-Struk- turen umgesetzt und 2002 publiziert. Für den Informationsaustausch zwischen 2 unterschiedlichen WMS wurde seitens der WfMC noch die Wf-XML spezifiziert. Während die XPDL schon von einer Reihe von Herstellern umgesetzt wurde, ist der Club derer, die mit einander Workflow- Instanzen mittels Wf-XML austauschen, noch sehr gering, vermutlich auch kaum im produktiven Einsatz. Welche Firma mag auch schon gerne auf ihrem eigenen System Workflow Instanzen durch die Workflow Engine ihres Lieferanten ansteuern lassen? Die Menge der Standards, der Fast-Standards und proprietärer Quasi-Standards rund um das Thema Business Process Management (BPM) führt bei den potentiel- len Anwendern zu Verwirrung. In der Praxis der BPM-Projektwelt ist eine erhebliche Verunsicherung bei der Anwendergemeinde festzustellen. Auf welche echten, zukünftigen oder proprietären Standards und Standard-Ketten auf dem Weg von der Geschäftsprozessanalyse (GPA) zur ausführbaren Prozessimplementierung soll man zukünftig vertrauen? Welcher „Standard“ von welchem Standardisierungs- gremium wird sich durchsetzen und längerfristig Bestand haben? Welche Abhängigkeiten gibt es zwischen Versionsnummern von GPA-Notationen und ent- sprechender Tools und den Release-Ständen von BPM-Notationen und darauf basie- render Prozessmanagement-Plattformen? Was passt wie zusammen und worauf soll der Anwender zukünftig vertrauen? Viele Fragen, die – vor allem im deutsch- sprachigen Bereich – die Einführung von BPM bisher sehr behindert haben. Dr. Martin Bartonitz hat 1991 an der Universität Dortmund im Fach Physik promo- viert und vollzog danach direkt den Wechsel von der Messprozesssteuerung zur Geschäftsprozesssteuerung. Er kennt aus der Praxis sowohl die Seite der Hersteller als auch der Berater. Aktuell ist er bei der SAPERION AG als Produktmanager für die Themen Workflow Management, elektroni- sche Signaturen und automatische Dokumentenextraktion verantwortlich. Dr. Rainer v. Ammon (E-Mail: [email protected]) gründete im Jahr 2005 neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer in Ober- österreich und Regensburg mit Diplomanden und Doktoranden das Centrum für Technologie Transfer GmbH (CITT). Ziel ist es, im Rahmen der Profilbildung der Hochschulen zu den Informatikthemen BPM/BAM/CEP/ SOA/EDA ein internationales Netzwerk zwi- schen Industrie als Technologie-Hersteller und Anwender sowie Hochschulen im Sinne von Forschung und Ausbildung aufzubauen (www.citt-online.com). anderen Herstellers ausgeführt werden können sollten. Es hat jedoch bis zum Jahr 2000 gedau- ert, nachdem man sich relativ zügig auf ein Referenzmodell für Workflow Manage- ment Systeme geeinigt hatte, bis der Sprachumfang der WPDL (Workflow Pro- cess Definition Language) für durch Workflow Engines ausführbare Ketten von Aktivitäten publiziert wurde. Im Augen- blick der Freigabe war diese Definition auch schon veraltet. Grund waren die schnellen Entwicklungen rund um das Interoperabilität von Workflow-Engines 1993 haben sich die großen Hersteller am Markt in der WfMC (Workflow Management Coalition) zusammenge- schlossen, um für das damals sehr zäh anlaufende Thema mittels Standards für Prozesssteuerungen im Office Umfeld über den Hebel Investitionssicherheit zu werben. Ziel der Standards sollte es sein, dass die Prozessdefinitionen, die mit dem Prozess- designer des einen Herstellers erstellt wur- den, auch durch die Workflow Engine eines die autoren fachartikel 1 www.objektspektrum.de Abb. 1: Der lange Weg der Standards im Umfeld der Geschäftsprozesse Die Grafik gibt einen Überblick über die Welt der wichtigsten Standards im BPM- Umfeld. Der Zeitstrahl ist nicht exakt, wichtig sind hier die Zusammenhänge. Auch sind nicht alle angrenzenden Standards, so z. B. die Service Oriented Architecture betreffend, dargestellt. Die verantwortlichen Organisationen sind mit ihrem Gründungsjahr angegeben.

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BPM RELEVANTE STANDARDS

Internet in den letzten 3 Jahren des Jahr-tausends und die hierbei entwickelte neueStandard-Metasprache, die XML (eXten-sibel Markup Language). WPDL wurdenun auf Basis dieser Metasprach-Struk-turen umgesetzt und 2002 publiziert.

Für den Informationsaustausch zwischen2 unterschiedlichen WMS wurde seitensder WfMC noch die Wf-XML spezifiziert.Während die XPDL schon von einer Reihevon Herstellern umgesetzt wurde, ist derClub derer, die mit einander Workflow-Instanzen mittels Wf-XML austauschen,noch sehr gering, vermutlich auch kaum improduktiven Einsatz. Welche Firma magauch schon gerne auf ihrem eigenen SystemWorkflow Instanzen durch die WorkflowEngine ihres Lieferanten ansteuern lassen?

Die Menge der Standards, der Fast-Standards und proprietärer Quasi-Standardsrund um das Thema Business Process Management (BPM) führt bei den potentiel-len Anwendern zu Verwirrung. In der Praxis der BPM-Projektwelt ist eine erheblicheVerunsicherung bei der Anwendergemeinde festzustellen. Auf welche echten,zukünftigen oder proprietären Standards und Standard-Ketten auf dem Weg vonder Geschäftsprozessanalyse (GPA) zur ausführbaren Prozessimplementierung sollman zukünftig vertrauen? Welcher „Standard“ von welchem Standardisierungs-gremium wird sich durchsetzen und längerfristig Bestand haben? WelcheAbhängigkeiten gibt es zwischen Versionsnummern von GPA-Notationen und ent-sprechender Tools und den Release-Ständen von BPM-Notationen und darauf basie-render Prozessmanagement-Plattformen? Was passt wie zusammen und woraufsoll der Anwender zukünftig vertrauen? Viele Fragen, die – vor allem im deutsch-sprachigen Bereich – die Einführung von BPM bisher sehr behindert haben.

Dr. Martin Bartonitz hat 1991 an der

Universität Dortmund im Fach Physik promo-

viert und vollzog danach direkt den Wechsel

von der Messprozesssteuerung zur

Geschäftsprozesssteuerung. Er kennt aus

der Praxis sowohl die Seite der Hersteller als

auch der Berater. Aktuell ist er bei der

SAPERION AG als Produktmanager für die

Themen Workflow Management, elektroni-

sche Signaturen und automatische

Dokumentenextraktion verantwortlich.

Dr. Rainer v. Ammon

(E-Mail: [email protected])

gründete im Jahr 2005 neben seiner

Tätigkeit als Hochschullehrer in Ober-

österreich und Regensburg mit Diplomanden

und Doktoranden das Centrum für

Technologie Transfer GmbH (CITT). Ziel ist es,

im Rahmen der Profilbildung der Hochschulen

zu den Informatikthemen BPM/BAM/CEP/

SOA/EDA ein internationales Netzwerk zwi-

schen Industrie als Technologie-Hersteller

und Anwender sowie Hochschulen im Sinne

von Forschung und Ausbildung aufzubauen

(www.citt-online.com).

anderen Herstellers ausgeführt werdenkönnen sollten.

Es hat jedoch bis zum Jahr 2000 gedau-ert, nachdem man sich relativ zügig auf einReferenzmodell für Workflow Manage-ment Systeme geeinigt hatte, bis derSprachumfang der WPDL (Workflow Pro-cess Definition Language) für durchWorkflow Engines ausführbare Ketten vonAktivitäten publiziert wurde. Im Augen-blick der Freigabe war diese Definitionauch schon veraltet. Grund waren dieschnellen Entwicklungen rund um das

Interoperabilität vonWorkflow-Engines1993 haben sich die großen Hersteller amMarkt in der WfMC (WorkflowManagement Coalition) zusammenge-schlossen, um für das damals sehr zähanlaufende Thema mittels Standards fürProzesssteuerungen im Office Umfeld überden Hebel Investitionssicherheit zu werben.Ziel der Standards sollte es sein, dass dieProzessdefinitionen, die mit dem Prozess-designer des einen Herstellers erstellt wur-den, auch durch die Workflow Engine eines

d ie au torenfachar t i ke l

1 w w w. o b j e k t s p e k t r u m . d e

Abb. 1: Der lange Weg der Standards im Umfeld der GeschäftsprozesseDie Grafik gibt einen Überblick über die Welt der wichtigsten Standards im BPM-Umfeld. Der Zeitstrahl ist nicht exakt, wichtig sind hier die Zusammenhänge. Auchsind nicht alle angrenzenden Standards, so z.B. die Service Oriented Architecturebetreffend, dargestellt. Die verantwortlichen Organisationen sind mit ihremGründungsjahr angegeben.

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Beginn des BusinessProcess ManagementDer Internet-Hype hat zudem eine weitereBewegung im Umfeld der Geschäftsprozess-steuerung mit sich gebracht. Es kamen dieWeb-Services auf, deren zeitliche Abfolgeinnerhalb von Prozessketten ebenfalls zusteuern war. Hier wurde der Begriff„Process“ auf der maschinellen Ebenebetrachtet, eben dem Business ProcessManagement, während die WfMC vorran-gig die Koordination von durch Menschenauszuführenden Aktivitäten im Visier hatte.

Hier gab es zwei wichtige Stränge für dieEntwicklung einer Prozessausführungs-sprache für Web-Services. SeitensMicrosoft, IBM und BEA wurde dieBPEL4WS (Business Process ExecutionLanguage for Web Services) begonnen. ImJahr 2003 ist die Arbeit unter der Regie derOASIS (Organization for the Advancementof Structured Information Standards)weitergeführt worden. Die Spezifikationmündete in die WS-BPEL (Web Services derVersion 2.0, die im April 2007 frei gegebenwurde, allerdings mit Abstrichen, z.B. ohnedie Standardisierung der Einbindungmenschlicher Interaktionen im Prozess. Dieim Jahr 1999 gegründete BPMI (BusinessProcess Management Initiation) hat dieBPML (Business Process ManagementLanguage) entwickelt, sie aber zugunstender BPEL4WS eingestellt.

Welche Bedeutunghat das „B“ in BPEL?Die Version 2.0 der WS-BPEL Spezifikationwurde am 11. April 2007 freigegeben. Der

Schritt hin zur direkten Unterstützung von„menschlichen Aufgaben“ (manual tasks)innerhalb der Prozesse ist weiterhin nicht

unterstützt, d.h. es fehlen die notwendigenZuordnungen von Ressourcen, Rollen, Or-ganisationseinheiten oder Systemen. Auch

f achar t i ke l

Merkmal XPDL BPELZielsetzung Offener Austausch von Spezifikation von abstrakten

Prozess-Definitionen und ausführbaren(WfMC Interface 1) und Geschäftsprozessen auf BasisDateiformat für BPMN von Web Services

Prozess-Teilnehmer „Participants“: Resource, Role, Intern keine Zuordnung vonOrg Unit, Human, System Teilnehmern, Externe imDynamische Zuordnung Message Flow über “Partnermittels Rules während Laufzeit (Links)”

Technische Diverse, z.B. Web Service, Web Services (WSDL)Schnittstellen EJB, Pojo, Script, Rule Binding beliebig

Manuelle Tasks Explizite Definition von Nicht explizit unterstütztAktivitäten als “TaskManual”

Modularisierung Unterprozesse werden Eingeschränkt möglichunterstützt durch „scope“

Simulation Enthält Attribute für Time Nicht explizit unterstütztEstimation, Cost Unit u.a.

Datenfluss Nur bei Übergabe während Kollaboration zwischenStart und Ende eines parallelen Web ServicesSubprozesses

Laufzeitverhalten, Für langlaufende automatische Enthält „fault handler“,Problembehandlung Aktivitäten (Teilprozesse) keine “compensation handler” und

expliziten Definitionen „transaction demarcation“

Austausch mit Die Version 2.0 enthält neben Keine grafischen Elemente,BPMN Koordinaten und Shape-Größen Nur unidirektionaler Austausch

die Elemente Pool, Lane, von BPMN nach BPEL möglich.Gateway und Event, d.h.bidirektionaler Austausch mitBPMN möglich

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Gegenüberstellung der Merkmale von XPDL und BPELTeile der Tabelle entstammen dem Foliensatz „BPEL und Human Workflow, Sept.2006“, der Fa. Zühlke und wurden vom Autor ergänzt.

Abb. 2: Beispiel eines Diagramms nach der BPM-Notation mit Swim Lanes, Activities, Transitions, Events and Gateways

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schung des Zusammenspiels von Applika-tionen (Web Services) ist, dies zudem überEnterprise-Grenzen und häufig über länge-re Zeiträume (> mehrere Stunden) hinweg.

Es gab Mitte 2005 eine Veröffentlichungeines 18 Seiten-starken White Papers„BPEL4People“ von einer Arbeitsgruppe,die aus Mitarbeitern der IBM und von SAPzusammengesetzt war. Das Ziel dieserGruppe war es, auch manuelle Tasks in dieBPEL einzubringen. Ein Mitglied dieserGruppe teilte den Autoren im Dezember2006 mit, dass die Erweiterungen derBPEL4PEOPLE den Weg in die WS-BPELfinden werden, was jedoch dann für man-chen überraschend gescheitert ist.

Grafische Darstellungvon ProzessenDie BPMI hat parallel zur BPML dieBPMN (Business Process ModelingNotation) entwickelt, einer Spezifikationfür die rein grafische Darstellung vonGeschäftsprozessen.

Die beiden ProzessausführungssprachenXPDL und WS-BPEL sind rein Text-basiert(XML) und haben keine grafischeDarstellung. Dieser Umstand hat vermut-lich dazu geführt, dass beide Lager, als dieBPMI 2005 in der OMG aufgegangen ist,schnell damit begonnen haben, für einMapping der BPMN auf XPDL und BPELzu sorgen. So wurden in der XPDL derVersion 2.0 einige grafische Entitäten derBPMN, wie die Swimlanes oder dieEreignisse, noch mit aufgenommen. Als dieBPMI zur OMG gekommen ist, wurde vonvielen vermutet, dass die Diagramme derBPMN in dem Umfang der Diagramme derUML® (Unified Modeling LanguageTM)aufgenommen würden, ggf sogar dieAktiviäten-Diagramme ersetzen würde.Man hat aber doch schnell gemerkt, dassdie Businessanalysten eher mit der BPMNzurechtkommen als mit der UML. Alsowerden vermutlich zukünftig beide Welteninnerhalb der OMG ihre Standards weitervorantreiben?

Interoperabilität vongrafischen ProzessmodellenDer BPMN fehlte bisher eine Syntax zurSpeicherung der grafisch erstellten Dia-gramme. Diese Lücke wird nun mit demkurz vor der Freigabe stehenden BPDM(Business Process Definition Metamodell),das auf den OMG-eigenen Standards MDA(Model Driven Architecture®) und den

Die folgende Tabelle zeigt im Überblickdie Unterschiede der beiden Prozess-beschreibungssprachen.

Für die WfMC stehen Aktivitäten, dieAusdruck der vorrangig von Menschenausgeführten Tätigkeiten sind, im Zentrumihrer Spezifikation. Die Spezifikation derOASIS ist verstärkt aus Sicht derEntwickler von B2B-Umgebungen geschrie-ben, deren Herausforderung die Beherr-

die grafischen Elemente werden vermisst,wie diese dagegen nun seitens der XPDLunterstützt werden, sodass weiterhin einLesen einer BPEL-Definition in ein BPMN-Tool nicht möglich ist. Nur beschränktunterstützt werden Unterprozesse durch„scope“. Ganz fehlen Elemente für dieSimulation wie geschätzte Zeit, Wahr-scheinlichkeit von Zuständen, Kostenstelleetc.

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Abb. 3: Process MetaModell der XPDL 2.0 mit BPMN-spezifischen Erweiterungen(grau)

Abb. 4: Zusammenhang der betriebswirtschaftlichen und IT-technischenModellierungsstandards BMM, SBVR, OSM, BPMN und UML Siehe OMG-Artikel„OFFENE BPM-STANDARDS:WAS BIETET DIE OMG UND WOHIN GEHTDIE REISE?“ von Dirk Stähler in schwerpunkt von 5/2006

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MOFTM (MetaObject Facility) basiert,geschlossen. Der Austausch von Modellen,die von einem grafischen Tool erzeugt wur-

den und in einem anderen weiter verarbei-tet werden können sollen, erfolgt über eineDatei, die nach dem OMG-Standard

XMI® (XML Metadata Interchange) for-matiert ist.

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GlossarAkronym ErklärungARIS Architektur Integrierter Informationssysteme, Produktname der Fa. IDS Scheer.BPEL /BPEL4WSWS-BPEL Business Process Execution Language for Web Services, IBM, Microsoft, SAP, BEA,…

XML-basierende Sprache zur Standardisierung von Geschäftsprozessen in verteilten Umgebungen, welche separate Computerprozessebefähigt, sich mit ihren gemeinsamen Anwendungen auszutauschen sowie Daten gemeinsam zu nutzen. Die Sprache gründet auf demDesign sowohl von IBM’s Web Services Flow Language als auch von Microsoft’s XLANG

BPM Business Process Management, Definition durch die BPMI und in den Markt getragen durch die Gartner Group. Methode als auchVerfahren zur kontinuierlichen Verbesserung von Geschäftsprozessen unterstützt durch u.a. WMS.

BPMI Business Process Management Initiation, gegründet 1999Organisation von Herstellern, Beratern und Anwendern zwecks Standardisierung der Architektur und Schnittstellen von BPMS.

BPML Business Process Management Language, Definition durch BPMI, 2001XML-basierte Geschäftsprozessbeschreibung.

BPMN Business Process Management Notation, Definition durch BPMI, 2004Grafische Notation zur Beschreibung von Geschäftsprozessen, hat das Zeug zum Standard zu werden.

BPMS Business Process Management System, Definition durch BPMISystem zur Unterstützung von BPM mit dem Kreislauf: Model, Execute, Monitor, Analyze & Improve. Ein WMS ist eine Teilkomponente.

EPK/EPC Ereignisgesteuerte Prozessketten / Event driven Process Changes, grafisches Modell der Fa. IDS Scheer, 1992 von Prof. Scheer inZusammenarbeit mit SAP entwickelt

eEPK Erweiterte EPK, die zusätzliche Elemente aus der Organisationsstruktur sowie Daten präsentieren.EPML EPK Markup Language, XML-basierendes Austauschformat für EPKsMOF MetaObject Facility, OMG's Industriestandard, in dem Modelle von einer Anwendung exportiert und von einer anderen wieder impor-

tiert werden können, über ein Netzwerk verteilt, in einem Repository gespeichert und von dort geholt sowie in unterschiedlicheFormate überführt (einschließlich XMI, OMG's XML-basiertem Standardformat für Modelltransport und -Speicherung), als auch zurGenerierung von Programm-Code genutzt werden können.

OASIS Organization for the Advancement of Structured Information Standards, seit 1993.Ein internationales Non-Profit-Konsortium, das die Entwicklung, die Konvergenz, und Übernahme von eBusiness Standards voran-treibt (im Umfeld von Web Services). U.a. SGML, XML, UDDI, WSS

OMG Object Management Group, gegründet 1997Ein internationales Non-Profit-Konsortium, das Computer-Industrie-Spezifikationen für Interoperable Enterprise-Anwendungen ent-wickelt und pflegt.. U.a. MDA, UML, OMA, CORBA, …

UML Unified Modellings Language, Definition durch OMG, Version 2.0 in 2005Grafische Notationen zur Beschreibung IT-spezifischer Aspekte zur Erstellung von Software, u.a. von Geschäftsprozessen, hat das Zeugzu einem stabilen, praxistauglichen Standard zu werden.

W3C World Wide Web Consortium, gegründet 1994 durch Tim Berners-Lee, dem Erfinder des Web.WfMC Workflow Management Coalition, gegründet 1993

Organisation von Herstellern, Beratern und Anwendern zwecks Standardisierung der Architektur und Schnittstellen von WMS.WMS Workflow Management System, Definition durch WfMC

System zur Automatisierung von Geschäftsprozessen. WPDL Workflow Procdess Defintion Language definiert durch die WfMC, Vorgänger von XPDL, 1999WSCI Web Services Choreography Interface

XML-basierte Sprache zur Beschreibung des Nachrichtenflusses, der mit Web Services im Kontext eines Verarbeitungsprozesses aus-getauscht wird. WSCI beschreibt, wie WSDL-Operationen choreographiert werdenund welche Attribute diese Choreographien besit-zen, wie Transaktionen und Korrelationen.

WS-CPL Web Services Conversation Preference LanguageWSDL Web Services Description Language, Definition durch OASIS

XML-basierte Sprache, die die Schnittstelle, die Protokollbindung sowie die Auslieferungdetails von Netzwerkdiensten (deployment)beschreibt. WSDL komplettiert den UDDI Standard.

WSFL Web Services Flow Language, IBMXML-basierte Sprache zur Beschreibung einer Web-Service-Komposition als Teil eines Verarbeitungsprozesses (business process defi-nition). Sie wurde von IBM als Teil ihres Web Service Technologie-Frameworks entworfen and ergänzt existierende Spezifikationen wieSOAP, WSDL, XMLP and UDDI.

XLANG Siehe BPELXMI XML Metadata Interchange, OMG's XML-basiertes Standardformat zurm Transport und zur Speicherung von Modellen.XPDL XML Process Definition Language, Definition durch WfMC, 2001 & 2004

XML-basierte Sprache zur Beschreibung von Menschenzentrierten Geschäftsprozessen.

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habung durch den Anwender inDeckung bringen. Im ersten Fall sollenauch Tätigkeiten dokumentiert werden,die nicht durch das WMS unterstütztwerden müssen. Im zweiten Fall machtes wenig Sinn, für jede Tätigkeit eineeigene Workflow-Aktivität vorzusehen,da der Anwender hierbei zu häufig dieMaustaste anklicken muss. DerKompromiss war, dass der Analystzugunsten der Anwender auf den höhe-ren, möglichen Detaillierungsgrad ver-zichten musste.

b) Die Nutzung einer elektronischen Stan-dardanwendung bedeutet immer eineAnpassung der Geschäftsprozesse anvorhandene Restriktionen. Das galtauch für das Ziel-WMS. Es war zwareinerseits möglich, innerhalb von ARISden Satz der Attribute um die speziellenWorkflow-Attribute zu erweitern.Andererseits mussten bzgl. der ARIS-seitigen Modellierung weitere Be-schränkungen in Bezug auf das WMSin Kauf genommen werden.

Die seitdem gesammelten Erfahrungen zei-gen, dass wir auch zukünftig je nachAnwendungsschwerpunkt entweder detail-lierte Prozessanalysen mit einem reinenModellierungs- und Analysewerkzeugdurchführen oder mit Hilfe eines Prozess-designers eines BPMS oder WMS arbeitenwerden. Im ersten Fall wird es weiterhin sosein, dass es eine manuelle Tätigkeit zurKomplettierung des ausführbaren Prozessesbraucht. Im zweiten Fall verzichtet derAnalyst auf den Detaillierungsgrad undnutzt die dokumentarischen Fähigkeiten desBPMS-/WMS internen Prozess-Designers.

Fazit: Machen Sie sich keine zu großenHoffnungen, Ihre „doppelten“ Aufwändefür die analytische Prozessbeschreibungund die technische Umsetzung schon baldper Knopfdruck eliminieren zu können. ■

Als Letztes sei das Organizational Struc-ture Metamodel (OSM) aufgeführt, derenBeschreibung organisatorischer Strukturensich dabei an den umgangssprachlichenVorgaben der SBVR orientiert, wie z. B.„Jede Abteilung muss exakt eine Manage-mentposition haben”. Sowohl die Spezi-fikation des OSM als auch das des BMMstehen noch vor der Freigabe. Ob es schonWerkzeuge gibt, die auf Basis der „Draft-Standards“ entwickelt wurden, ist denAutoren bisher nicht bekannt.

Der Weg vom Modellin die EngineIm Abschnitt zur BPMN wurde ausgeführt,dass die BPMN-Diagramme nach XPDLoder BPEL exportiert werden können. Soformuliert hört es sich an, als ob nun dieAnalysten, die BPMN nutzen, auch gleichdie notwendigen Informationen für den aus-zuführenden Code hinterlegen: weit gefehlt!

Wir werden vermutlich noch Jahre brau-chen, bis ein Analyst ohne Zutun einesEntwicklers mittels eines Prozessmodel-lierungs-Werkzeugs eine kompletteProzessanwendung fertigstellen kann. Einerder Autoren hatte vor einer Dekade dieGelegenheit, mit einem Kollegen der FirmaIDS Scheer ein Konzept zu erarbeiten, dasden Transfer von EPKs in ein konkretesWorkflow Management System erlaubte.Prämisse war, dass nach dem Transfer keinweiterer Code im Prozessdesigner desWMS erfolgen durfte. Andernfalls hättenach einem erneuten Transfer aufgrundeiner Prozessanpassung die Codierungebenfalls wieder erfolgen müssen. Zweiwichtige Erkenntnisse resultierten aus derUmsetzung:

a) Die Anforderungen an die höhereGranularität der Prozessdokumenta-tion aus Sicht des Analysten war nichtmit einer möglichst einfachen Hand-

Wird BPMN der neueStandard zur grafischenModellierung vonProzessketten?Es gibt mittlerweile über 40 Hersteller, dieTools auf der Basis von BPMN anbieten.Selbst die Firma IDS Scheer unterstütztmittlerweile in ihrem Flaggschiff ARIS die-se Notation. Während die WfMC bis 2005brauchte, um sich für grafische Modelle andie BPMN anzulehnen, wurden die EPKs(Ereignisgesteuerte Prozessketten) von IDSScheer in Zusammenarbeit mit SAP ent-wickelt. Diese Modelle waren über ARISinzwischen zu einem Industriestandardgeworden, zumal sie auch Bestandteil desSAP-Systems geworden sind. Es ist aller-dings zu vermuten, dass das BPMN an die-sem Sockel mächtig rütteln wird, was dieerwähnte Anzahl von unterstützendenHerstellern schon jetzt zu bestätigenscheint.

Aber der Grund für die weitere Verbrei-tung der BPMN ist darin zu sehen, dass dieOMG eine Reihe weiterer fachlicherStandardmodelle entwickelt hat, die imdirekten Kontext stehen, wie Abbildung 4zeigt.

Das Business Motivation Model (BMM)dient der Unternehmensführung zur Ent-wicklung und Verwaltung strategischerUnternehmensplanungen sowie derenKommunikation, d.h. warum Unterneh-men ihr Geschäft betreiben, wie sie diestun, und auf welche externen „Reize” ihrUnternehmen in welcher Form reagiert,wird in strukturierter Form erfasst.

Das Metamodell SBVR (Semantics ofBusiness Vocabulary and Rules) unterstütztdie Organisatoren bei der Defintion derSemantik von Fachbegriffen, Geschäftsvor-fällen und -regeln. Dazu meint John Hall:„SBVR realisiert das 'Business RulesMantra'. Regeln basieren auf Fakten undFakten basieren auf Begriffen”.

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